LllibacherWMtung. Nr. 166. Präniiüierationspreis: Im Comvtoir ganzj. ft. ll. >,',ilvj. N. 5.50. YUr die Zustellung ins Hau« halbj. ül) lr. Mil bci Poft gan,,. fi. 15, halbj. fl. 7.5.N. Montag, 23. Juli Inseitionsgebühr bl» l« Zellen: imol S«ll., im. »Vll., 2m. I fi., «oust p». Zeilc 1m. er an der Unlcrrealschule in Klatlau Franz Chladek für die böhmischen Schulen im Bezirke Schüt-leuhofen ernannt. Grlast des Finanzministeriums vom »». Juli bclresfcnd das Verbot der Ans- und Durchfuhr von Waffen, Wafscndcstandthcilcn, Munition und Munitions« gcgcnstäuden aller Art. In Folge Ministcrrathsbcschlusses und im Einvernehmen mit dem lönigl. ungarischen Ministerium wird d'e Aus. und Durchfunr von Waffen, Waffcnbcstand-Mln,, Munition und Munitionsgegenständen aller Art '^.lä'Ml'lliche Grenzen des österreichisch.ungarischen Zoll Bietes verboten. Dieses Verbot hat mit dem Tage in Wirksamkeit iu treten, an welchem dasselbe den Zollämtern bekannt wird. ' Potocki u>, p. Holzgethan m. p. Nichtamtlicher Theil. Von der ostasialischen Erpedition. Gcsandtschaftliches Tagebuch vom 13. bis 31. Mai 1870 während des Aufenthaltes i:i Santiago. 13. Ma i. Der l. und k, Generalconful Herr Bcrckcmcycr benachrichtigte mündlich dcn Minister des Aeußcru, Don Miguel LuiS Amunatcgln, von meiner! Ankunft und kündigte ihm für morgen meinen Besuch an. Das Eintreffen dcr l. und k Mission in Santiago u'nn insofern ein rechtzeitiges genannt werden, als die neue Session des Congresses am 1. k M. eröffnet wird, dann aber die Aufmcllsamk.it und Thätigkeit dcr Mi. Ulster dulch die parlamentarischen Verhandlungen vollends l" Anspruch genommen wcrdcn dürften. Diese Vor-! aussicht bezicht sich insbesondere auf den auch mit dem Portefeuille des Iuncin betrauten Minister der auswär« licicn Angelegenheiten. Die Neuwahlen für den Con grcß sind erst kürzlich beendet u',d die Opposition ging diesmal mit anschnlichlr Verstärkung aus di>, Wahlen! hcrvor. Nicht Walker als achlnüddicißi^ Ait'tcl der Constilnlion sollen in der bevo, stehenden Session dcö Congresses modificirl werden und die Bcsathungcn dar»! Über dürften sich ziemlich l.bhaft gestalten. Die in allen Beschreibungen und Rcisewelkcn ent-haltcneu günstigen Urtheile üdcr Chili fand ich durch mcinc biShcligen persönlichen E'ndrückc bcstäligt. Sowohl Valparaiso als Santiago sind blühende Slüdtc, die das Gepräge weiteren Aufschwunges an sich tragen. Die Arvcit und Intelligenz der Gewohner haben in Chili, weit mehr als in den anderen Republiken am Stilleu Wcllmccr, das Ihrige beigetragen, um die natürlichen Hilfsmittel des Landes zu entwickeln und auszubeuten. Zeuge dessen sind die Fortschritte des. Ackerbaues und der Industrie, die Bedeutung des Minen-, bctricbcs und die verbesserten Communicalionsmiltel, namentlich die Eisenbahnen und Telegraphen, welche in Chili früher angelegt wurden als in den Nachbarstaaten. Am 1 4. Mai staltete ich in Vcalcituna, des Mis-sionspersonales und des Geucralconsuls Veickemeyer dem Minister der auswäitigen Angelegenheiten meinen Besuch ab. Derselbe äußerte sich dahin, daß seine Regierung von dcr Ankunft und dem Zwecke der l. und k. Mission bereits im voihmein unterrichtet war und mit aller Bereitwilligkeit auf die Verhandlung eines Vertrages eingehen werde, der darauf hinziele» würde, die Freundschafts, und Handelsbeziehungen mit der österreichisch ungaiischcn Mona, chic enger zu knüpfen. Ich theilte ihm die Absch,ist der Allerhöchsten Vull machten mit und ersuchte ihn, mir den Tag bekannt zu neben, an welchem ich die Ehre haben wülde, vom Plä-sldcutcn der Republik empfangn zu werden. Hlcrauf machte ich die Belanulschaft der übrigen ^abmctslmtgllcdcr, nämlich des Kriegsministers Herrn Vargas, endlich des Finanzminislers Herrn Concha, durchwegs warme Anhänger und ergebne Freunde des Präsidenten, die alle reichen Familien angehören und schon in Folge ihrer Vcrmögcnsocrhaltnisse von persönlichen Interessen gan, unabhängig sind. Dcn hier rcsidircndcn fremden Ministern und Geschäftsträgern und mehreren Persönlichkeiten des Bandes stattete ich Besuche ab. General Kilpatrick, dcr Gesandte der Vereinigten Staaten von Nordamerika, war von seiner Regierung beauftragt worden, mir scinc Dienste anzubicttn, was er auch mit vieler Zuvorkommenheit that. Der Intendant der Hauptstadt, Herr Vald«s, trug sich an, mich bei Besichtigung der Sehenswürdigkeiten von Santiago zu begleiten und der Mission alle in seinen Wirkungskreis einschlagenden Auslülislc zu ertheilen, welche von ihr gc» wünscht würden. A m 15). Mai halle ich alle Gegenbesuche ent» gcgcnzuuehmen. Auch veranstaltete an desem Tage einer der angesehensten hiesigen Privatiers, Herr Subcrca-scaur, zu Ehren dcr l. und l. Mission e,n Diner, dem sowohl Herr Amunategui, als die übrigen Minister beiwohnten. Am 16. Mai erhielt ich von Herrn Amunategui die Mittheilung, baß meine AnlrittSandienz beim Präsidenten morgen um 12 Uhr stattfinden würde. Am 17. Mai wurde ich von Sr. Excellenz dem Präsidenten Don Ios<5 Ioachiu Perez in öffentlicher Audienz empfangen. Es befanden sich in meiner Äe gleitung die Beamten der Mission, mein Adjutant und d?r l. l. Generalconsul. Seitens dcr Regierung wohnten derselben dcr Minister des Neußern und verschiedene Civilfunctionäre und Osficicrc bei. Dem Publicum steht der Zutritt in den Audicnzsaal ^nz frei. Die Theilnahme desselben äußerte sich durch dcn Andrang einer zahlreichen Zuhörerschaft. Nach der Audienz machte ich dcr Gemalin des Prä» sidenten meinen Besuch. Präsident Perez genießt in hohem Grade die Ach. lung seiner Mitbürger. Bisher bildete die Zahl seiner politischen Anhänger die große Majorität im ^ande, wie dies seine im Jahre 1800 erfolgte Wiederwahl bewies. Teilens der Opposition wird am nächsten Congresse eine Modificirung der Verfassung beantragt werden, nach welcher die jetzige fünfjährige Dauer dcr Präsidentschaft um ein oder zwei Jahre verlängert, hingea/n die unmit« lelbare Wiederwahl eines abtretenden Präsidenten als unstatthaft erklärt werden soll. sSchluß solgl.) Politische Uebersicht. vaibach, 23. Juli. Dcr „N, Fr. Pr." wird auS Venedig, 21. Juli, tclegraphirl: Fürst Vatur d'Auvergne trifft morgen in Wien ein, und wie man versichert, überbringt derselbe ein Handschreiben Napoleon's III., worin dieser den Kaiser von Oesterreich auffordern soll, in Gemein-schaft mit Franlicich gegen die Südstaalcn zu handeln, sobald dieselben den Präger Frieden verletzen. (?) Die .,W. Abdpst." schreibt uuterm 22. d. M.: Se. Majestät der Kaiser werden dem Vernehmen nach heule um 1 Uhr den kaiserlichen französischen Botschafter Der französische Soldat. II. es ^' ?lch" nach dieser Episode von Möcon war «n,r vergönnt, dcn Charakter dcr französischen Armce stu't/'""" großartigeren Schauplatz ziemlich lange zn 183°/"' ^"" b" französischen Regierung im October er„m, !"'" Milglicdc dcr wissenschaftlichen Commission gm "^' "clche, unter dem Vorsitz dcS Generals Pcrre. in d,a (^ ^'"" ".^ll' die militärischen Expeditionen N, Innere Algeriens zu begleiten und über alles N '„ ^M^ in Bezug auf Geologie, beschreibende Bcn '^u'lelM und Altcrthumskuude im allen Numidien gleitol '^'^" anzustellen "'id Berichte abzustatten, bc-M,5 '^ ^ Fcldzügc nach Constantinc. Bclida. Ra-und V5/ ^"^c später das Innere der Provinz Oran, daten ^' '""'"" Ausflüaen stcls Escorten und Solich ^" ^dicnuug. In dcn afrikanischen Lagern wurde Warm ^"'"" "'" gastfreundlicher Artigkeit und mit auf. stresse f^ »mine naturwissenschaftlichen Zwecke '«c ommcn. Ausnahmen, wo hinter dcr kühl-höflichen lctt., ..l b" cmfgcblasenc Dünkel der dicken Epau-aufnl,. ^ "'"'lb" war. hat mein Tagebuch sehr wenige lräa., . ""' ""b dcr eitle Hochmuth dieser Epauletten-eiac ., ^' . "" ""'^ ^n Gegenstand des SftollcS ihrer ket .s "^cbcnen. Die französische AebcnSwürdig-noch ,5?""^ b"' ältern Generation, durfte im Gan;cli sind 3 "??"" ^'"'^ acnlhmt '«erden. Im Umgang Bekan.^^'^^"' französischen Officierc bci nahe'-cr '»nntichaft sehv off«.,, und eordial, ,:nd bilden gegen das frostig ablehnende Wesen, den vornehmen Standeshochmuth einer gewissen andern großen Armee, die ich später auch im Felde zu beobachten Gelegenheit halte, einen höchst vorlheilhaftci, Contrast. Die Conversation mit französischen Officiercn halle für mich viel Belehrendes. Es waren unter meinen persönlichen Bekannten recht merkwürdige militärische Cliarallerlöpfe und bedeutende Persönlichkeiten. Ich brauche nur die Namen Clauzcl, Cavaiguac, Duvioicr ^amoriciörc, Mgrier, Tr6zcl, Vcdcau. Combes zu nennen. Dic meisten sind seitdem dem Geschick aller Sterblichen erlegen. Einige, welche das kühne Kricgcrhaupt damals noch hoch trugen, wie der wackere General Glö, haben jetzt den gebeugten Nacken des Invaliden. Einige andere sind noch rüstig und in hohen EhrcustcUcn, wie General Lcoaillant und dcr Gencralliculenant und Senator Daumas. dcr gründ lichste Kenner Algeriens, bei dem ich in MaScara cinigc Zeit verweilte. Eine dcr interessantesten Persönlichkeiten war der damalige Chef des Bureau Arabe, Major Plissier, Verfasser dcr ^n.üllu« ^I^i-iMnos, ein Vetter des berühmten Kabylenerstickcrs und Eroberers von Se-bastopol, gegci, den er durch humanen Sinn ocu rühmlichsten Gegensatz bildete. Was ich aber auch aus diesen Officicrsbekanntschllflen unk militärische" Conversatious-friichlcu gelernt und erfahren, stand doch an Gewinn für mich hinter dcr unmittelbaren Beobachtung des Soldaten-Handwerks und ^agerlebcns, sowie mancher denkwürdigen Episode dcr afrikanischen Kriegsgeschichte sehr weil zurück. Unter dcn Untcroffieicren und Soldaten dcr afrikanischen Armee kamen mitunter sehr interessante Persönlichkeiten vor, welche zwar nicht den Zerrbildern französischer Romanschriftsteller glichen, aber vou lebenswahren Gcstallcnscho'pferu, wie Shakespeare und Schiller, in ihren Solbatcnscenen wohl hätten verwerthet werden können. Hcinc'S französischer Grenadier, der noch auS ocm Grabe heroorslcigen wollte, „den Kaiser zu schützen." war freilich fchon damals auSgestorben, wenn er überhaupt in dieser poetischen Lichtgestall jemals exislirt hat. Schillers Wachtmeister, Holl'scher Jäger und Rccrut. alle unverwüstliche Soldatentypen, exislirlen aber selbst unter dcn Franzoscn porliälähnlich in den Uniformen verschiedener Waffengattungen. Noch häufiger wird frei lich, besonders dci oen Zuavcn. stets der „(i^mi'n 6« ?Hl-i8" zu finden sein. dessen Grundstoff in Frankreich gewiß noch nnslellilichcr ist. Gar manche Illusionen pflegen leider bei naher Beobachtung verlorcn zu gehen. So wesentlich aber auch der französische Krieger in manchen Zügm von dem Bild abweicht, das ich durch sscwissc Mcmoirenschvciber erhalten, die überwiegende Unlust der Franzosen zum Militärdienst, deren kräftige Kundgebung a» dcr Siwn? mich so schr überrascht hatte, fand ich in Algerien vollständig bcstäligt. ,,^s 1'li!5 dv8 Iiourvux, .jk «i^ii« ä<38 con^»/' sagte General Blö zu uiir, als ich ,hn eines Tags im Augenblick besuchte, wo er Militärabschicde unterzeichnete. Auf meine Bemerkung, dnß ich eine su tiefe Antipathie des s,an;ösischen Soldaten gencil seinen Stand um so weniger erwartet hätte, als ich doch auS Büchern und Journalen eine ganz andere Vorstellung ! davon erhallen, erwiederte der General: „Das sind schöne Poesie,, der Fcuillelonistcn und Nomansch^ibe!. Waren die Herren scllicr Soldat gewesen. sie würden entweder ganz anders schildern, oder in voller Kenntniß und Absicht lügen. Der Soldat hat täglich einen Sou Löhnuna, zwei Commißvroosllppen und einen Schluck Wein. Dafür ist cr gebunden an .inen anaestremilen Dienst, steht unter straffer Disciplin, Dir dem sranzö- 1176 Fürsten Latour d'Auvergne. der vorgestern von Paris über Italien nach Wien abgereist ist, zu empfangen geruhen. Die Gerüchte über eine Allianz Frankreichs mit Rußland tauchen immer wieder auf. Freilich sind dieselben mit großer Vorsicht aufzunehmen. Der ..Presse" schreibt ein wohlunterrichteter Pariser Correspondent unterm 18. Juli: „Die europäische Diplomatie ist in voller Thätigkeit. Fürst Latour d'Auvergne begibt sich endlich nach Wien. um die wohlwollende Neu» tralität Oesterreichs zu verwerthen. Die hohe Pforte hat sich mit Leib und Seele Frankreich verschrieben, was das Tuilerien-Cabinet nicht abhält, ein Einvernehmen mit Rußland anzubahnen. Der Kaiser ist verblüfft über die gegen Frankreich mißtrauische und sogar demonstrative Neutralität Englands. Er begreift, er habe, so weit eS von England abhängt, auch von einem glücklichen Krieg leine Vortheile zu erwarten. Seit gestern hat der russische Gesandte den Kaiser und den Herzog v, Gramont nur auf Augenblicke verlassen und der Telegraph hat seine Correspondenz mit dem Fürsten Gortschaloff in Wiesbaden seit 24 Slunden nicht unterbrochen. Der Kaiser beansprucht Rußlands ..wohlwollende" Neutralität. Dagegen verpflichtet cr sich, nach dem Sieg den Entscheidungen eines europäischen Congresses sich zu unterwerfen. Frankreich uud Rußland haben jedoch über die Congreßergebnisse sich voraus zu verständigen. Der Eongreß gibt Frankreich das linke Rheinufer, bestätigt die preußische Einheit Deutschlands und gibt Rußland die Donaufürstenthümcr. Dieser Gedanke ist heute das TageSereigniß. Andere Gedanken werden morgen auf-tauchen. Insofern sie in einflußreichen Kreisen vorkommen, wird eS nützlich sein. dem Gedanlengang aufmerl sam zu folgen." Wenn diese Mittheilungen sich bestätigen, würden sie die Stellung Oesterreichs wesentlich ändern. Dieses könnte nicht gleichgiltig zusehen, wenn die Russen in den Donaufürstenthümern einrücken. Und zuletzt würde auch die Aufmerksamkeit Englands auf diese« Intriguenspiel gelenkt werden. Der französische Finanzminister Segris verlangte in der Sitzung des gesetzgebenden Körpers vom 18. d. M. folgende neue Credite: 440 Millionen für die Armee, 60 Millionen für die Marine, 5 Millionen für die Finanzverwaltung; das Maximum der SchatzbonS soll auf 500 Millionen gebracht werden; die Erhebung des durch das Budget von 187! abgeschafften halben Decimen wird wieder hergestellt; die Zölle auf Kaffee, Cacao und Thee werden erhöht. Alle diese Entwürfe wurden als dringlich an dic Bureaux verwiesen. Der Herzog von Gramont verlangte ebenfalls 400.000 Francs für außerordentliche Spesen seines Departements. DaS „Journal officiel" vom 22. Juli veröffentlicht eine Depesche Gramonts, welche die preußischen Manöver auseinandersetzt, die Frankreich nöthigten, die durch die unoerhältnißmäßige Vergrößerung dcS Hauses Hohenzollern bedrohte Sache aller Völker in die Hand zu nehmen. Die Depesche enthüllt, daß schon 1869 Bismarck erklärte, die Combination eines preußischen Prinzen in Spanien sei unausführbar, und Unter-staatssecretür Thile sein Ehrenwort verpfändete, der Prinz von Hohenzollern sei lein ernster Candidat und könne es auch nicht werden Indem Preußen unverhofft sein gegebenes Wort brach, flößte es wirkliches Mißtrauen ein. Frankreich mußte demnach darauf bestehen, diesmal eine sichere Perzichlleistung zu erlangen. Seit vier Jahren gab Frankreich Beweise beständiger Mäßigung, obwohl ein geflissentliches Vergessen des Präger Friedensoertrages aus allen Acten der preußischen Regierung hervorgeht. — Admiral Vouct^Willau mez wurde zum Commandanten der Nordsee-Escadre ernannt. Der depossedirte Herzog Adolf von Nassau hat für den ausgebrochenen Krieg sich bekanntlich dem Könige von Preußen zur Verfügung gestellt. Ueber die Veranlassung geht der Berliner „Post" aus zuverlässiger Quelle folgende Mittheilung zu: „Kaiser Napoleon hatte an den Herzog die Anforderung gestellt, sich unter seinen Schutz zu begeben, „nd ihm für den Fall des Eingehens auf diefen Vorschlag die Wiedererlangung Nassaus zugesichert. Herzog Adolf hat darauf geantwortet, daß er sehr wähl wisse, was er als Dcul-scher dem deutschen Vaterlande schuldig sei, und stelllc unmittelbar nicht nur sich selbst dem BundeS-Obcrfeld-herrn zur Disposition, sondern veranlaßte auch den Prinzen Nikolaus, seine Dienste dem Vaterlande anzubieten." Ueber die pr cu ßische A u fstell u n g können nur Combinationen aufgestellt werden. Die „N. Fr. Pr." glaubt, der Kern der deutschen Streitlräfte wird im Centrum der deutschen Vcrtheidignngslinie. nämlich auf der Linie Mainz-Mannheim stehen, Prinz Friedrich Karl dort commandiren. Die Hauptarmee scheint aus dem preußischen Gardccorfts, ferner dem zweiten, dritten und vierten Nrmeecorps, der königlich sächsischen Arince. dem fünften (llicder-schüsisch-posen'schen) Armcccorpö, wie der zweiten baierischen Armee-Division gcuildct zu werden, an welche sich lmts die Badcnser nno Wintlcm-berger anschließen. DaS gäbe eine Armee von mindestens 300.000 Mann. Nur ist nicht daran zu denken, daß vor dem Ablaufe uon anderthalb Wochen dic Armee in dieser Stärke versammelt und formirt ist. Was Frankreich betrifft, so vermuthet man, daß Frankreich heute schon fast seine gesammte Kraft in dem Dreieck concentrirt hat, dessen Basis die Linie Stiaß» burg'Metz, dessen Spitze die kleine Festung Lautcrburg (dort, wo Baden, Frankreich und die Rheinpfalz zusammenstoßen) bildet. Nach einem Telegramm aus Basel, 22. Juli, stehen im Oberelsaß keine Franzosen, man erwartet den Vorstoß der Franzosen mit Umgehung Rastalts cms Pforzheim. Ueber französische Truppenbewegungen finden sich in den Pariser Journalen nachstehende dürftige Nachrichten : In Metz am 17. furchtbare Truftpenanhäufnngen. General de Failly befindet sich in Straßburg. General Fao^, der Commandant der polytechnischen Schule, und Herr v. Gondrecourt, der Commandant der Schule vo» St. Cyr, sind zu Commandanten in der mobilen Armee ernannt worden. Die Freischützen aus den Vogesen haben sich dem Kriegsministür zur Disposition gestellt. Dasselbe haben die Schützenvereine in den Ardcnnen gethan. Aus Metz cilirt die „Liberi" dic Anekdote, daß zwei Corps nicht hätten weiterrücken können, weil sie leine Munition gehabt — was in diesem französischen Woolwich allerdings ziemlich unglaublich. In der Fabrik im Rive de Gier werden eiligst Riescntorpedos, drei Metres im Durchmesser, fabricirt. Die Helgoländer Lootscn haben aus freiem Antriebe beschlossen, den französischen Kriegsschiffen leine Dienste zu leisten. DaS Verhältniß Italieus zu den kriegerischen Ereignissen ist noch nicht ganz ausgeklärt. Indessen wir) bereits gerüstet. Die „Tnrincr Ztg." spricht von drei Observatious-Lagern iu Ober-Italien, an der römische« Grenze und in Süd Ilalicn. Die Gerüchte von heimlichen Anwerbungen bestätigen sich. D?r Kriegsminister verlangte von den Shndici das Verzeichnis aller Händler mit Militär-Ausrüstliugs-Gegenstimden. Der Abzug der französischen Truppen aus de" Kirchenstaate wilt, nach einer Mittheilung der Flo renliner „Nazione" i,i liirzester Zcit eine Thatsache sem. nachdem Frankreich dic Absicht, scmc Truppen aus dem Kirchenstaate zurückzil^iel).'», dcreils dcm Florentilicr Ca binet angezeigt habe. Pariser Nachrichten dagegen demen tiren. daß Rom schon jetzt sicränmt werdex soll. Dl> Abzug werde nach tcm Kriege crfosgcn. Vegen die Verfechter der absoluten Ucutruliläl, welche verlangen, daß Ochcncich sich bic Augen vtt< binde und um das, was außerhalb seiner Grenzen gl' schieht, sich gar nicht fnmmerc, trill dic ..Linzer Ztg.,, mit einem gut geschriebenen Artikel nuf, dcm wir ssol' gendes eütnehmen: „Dic umsichtsvlül', wcdrr schroff provocirende, noch demüthig nachgiebige HalNmn, Oesteireichs h>tt im Lause der letzten Jahre schon wiederholt zül Begleichung c»l' slandcncr Conflicte und zur Elhalllma. dcS Findens bei' gctrageli. Ihr ist cü zuzilschrci^n. daß der jetzt lnen ncnd qcwordeuc Conflict mcht schon f'ühcr aus^el'rochc», daß die Luxemburger Affaire, beigelegt worden, daß der gr ie ch > sch - tiirk! schc Conflict beseitiget, daß die Ncrgeleicn zwischen Sultan und Khedive auf' geholt haben. Und dassclbe Oesterreich sollte nun, >o° au dasselbe vielleicht die Aufgabe herantritt, dem UlN' sichgrcifm eines Wcliüieljcs ent^e^n zu wüten, t!ein< mütl)ig ein^cslchen, daß eö sich um all die Vorgang nichts kümmere, daß ^ gar nicht verlange, daß sci»c Stimme in dcm europäischen Sta^lenconcerte a.el>ösl werde; mit cinem Worte, daß es politisch abdient? Man sieht, in welchem Widersprüche sich jene Patriot^ bewegen, die einerseits aus Patriotismus verlange», daß Oesterreich sich durch absolute, richtiger blinde Neutral'' tät seiuc Stellung bewahre und ihm andererseits die voll' ständige Avdication zumuthen! Nei„, so engherzig «^ lleinmüthig verminen wir den Begriff der Neutrals nicht zu nehmen, dasi wir sie gleichbedeutend mic abs«^ luttr Passivität crllärei', daß wir zu den vollständig 13,1886/. flül, Ill,i«80/ I)3,»86l schwören! Auch wir wollc" keine Eitnilischllng OcslcrrcichS flir den cincu oder de» andereu streitenden Theil, was wir aber wollcu, dal ist, daß Oesterreich eine seiner Machtstellung, scil^ Traditionen entsprechende Halluna einnehme, um dlim diese im geeigneten Momente f die streitenden The^ im Sinne des Fricdrns einwillc» zu tömien und Ul" auf alle Eo^ntnalitälc», wodurch die Sicherheit der M"^ archie gefährdet werden könnte, gefaßt und vorbett'^ zu sein. Nicht dic Hineinziehnng Oesterreichs ill ^ Krieg befürchten, so^dcru die V e a rcnz» n a de« Krieges hoffen wir von einer solchen, der Wittd« uud dem Ausclieu Oesterreichs allein entsprechend" Haltung!" fischen Charakter am allerwenigsten behagt, und muß sich, wenn's gilt, auch noch todtschießen lassen. Das Loos der Veteranen ist die Misere. Doppelt unglücklich ist der alte Soldat, weil er meist, verkommen im Co> sernenleben, zu einer bürgerlichen Beschäftigung gar nicht mehr recht paßt. Wird er im Dienste zum Krup-pel, dann hat er allerdings das Brot deS Invaliden, zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Kann man unter solchen Umständen dem armen Soldaten verdenken, wenn er sich nach dem bürgerlichen Leben und seiner Freiheit zurücksehnt? Sehen Sie unsere verabschiedeten Soldaten an — mit welchem Jubel sie in die Heimat eilen!" General Vri> war ein tüchtiger Reitergeneral, der, als gemeiner Chasseur in die Armee eingetreten, in den Napoleonischen Feldzügen sich die OfficierSepauletten verdient hatte. Er hegte ein warmes Herz für das Elend de« Soldaten, und war daher auch in der Armee sehr beliebt. Einige Tage nach der angeführten Aeußerung wohnte ich im großen Militärspital des Dey-Gartens, wo ich durch die mir befreundeten Stabsärzte Guyon und Rüssel Zutritt hatte, einer merkwürdigen Scene bei. General Rapatel präsidirte der „^oiumi^ion p"ur ly8 conß68 äs r6i0rm6." Es hatte sich eine auffallend große Zahl uon Soldaten als dienstunfähig gemeldet. Neben vielen bleichen und abgemagerten Gestalten waren auch einige recht stattliche Bursche darunter, die von be-neidenswerthcster Gesundheit schienen. Dr. Trubelle sagte mir: nicht wenige dieser Soldaten hätten den Ader lassen und der schwächenden Hungerdiät des Spitals monatelang getrotzt, um nur als ,M'<)rw68," d. h. dienstunfähig, entlassen zu werden. Natürlich wurdeu von der ärztlichen Commission viele abgewiesen, die dann mit den wehmüthigsten Mienen in die Casernen zurückwanderten. Unter den glücklichen Entlassenen war ein sehr gut aussehender Corporal-Fourrier von einem leichten Infanterieregiment, der beim Heraustreten aus der Baracke freudetrunken wie ein Besessener in die Höhe sprang, mit dem Ausruf: ,,^6 suis Morms," Einige seiner Cameraden umarmten ihn voll Theilnahme, andere ließen es sich merken, wie sehr sie ihn beneideten. Als Tags darauf ein Kriegsschiff mit den verabschiedeten Soldaten die Anker lichtete, hallte ihr Jubel weithin bis zum Fuß des Budscharea-Berges. Den Militärdienst loS und die Heimat vor sich, das war ja die Erfüllung ihrer sehnsüchtigsten Wünsche! Herr Adrian Berbrugger. der bekannte Archäolog, ein damaliges Mitglied der wissenschaftlichen Commission, äußerte eines Tags: der französische Soldat sei so wenig fahnentreu, und dem Dienste so abgeneigt, daß nach seiner Meinung die Hälfte der Armee geneigt wäre, zu Abd-el-Kader überzulaufen und Muselmann zu werden, wenn der Emir jedem Deserteur zwei Frauen vcrspre. chen und ihm den gelegentlichen Weingenuß nachsehen würde. Trotz seines deutschen Namens ist Herr Ver-brugger ein echter Franzose, der den französischen Soldaten aus vieljähriger Erfahrung im Lager genau kennt, und für einen vortrefflichen Beobachter gilt. Seine damalige Aeußerung hatte ich in mein Tagebuch nur deshalb notirt, weil eS mir denkwürdig schien, daß unter den anwesenden Ofsicieren nickt einer dieser Behaup» tuung meines Freundes und Collegen widersprach. Damals, wie heute, glaube ich jedoch, daß diese Ansicht übertrieben war und allenfalls für Corps wie die Zua-oen, die Bataillons d'Afrique, die sogenannten Zephirc, nicht aber für die Soldaten der Linie paßte. Indem gleichwohl die anwesenden Osficiere dieser ungünstigen Meinung nicht widersprachen, schienen sie stillschweigend zuzugeben, daß die starte Abneigung deS Soldaten a^ den Casernenzwang und das traurige Lagerleben allt' dings begründet sei, daß diese Thatsache aber zu je"^ unangenehmen Geheimnissen gehöre, die eben deshalb s^ z heim bleiben, weil man aus Nationalstolz, und veso" ! derS als Ossicier nicht gern davon redet. Eine merkwürdige Episode, welche damals daS P" blicum und besonders die Militärs beschäftigte, ^ der Proceß des Renegaten Moncel. Dieser, ein genieß Chasseur d'Afrique, war zu den Hatschuten deserts l In jener Zeit waren die Hatschuten, ein kleiner fa"^ i scher Stamm, zwischen Coleah und Scherschcl woh"^ i noch der Schrecken der französischen Niederlassungen. der Metidscha. Unter Anführung Moncels führten! ihre Raubzüge bis unter die Gräben deS Lagers o°,, Guffaril aus, und bei einem dieser Ueberfälle lö^ Moncel mit eigener Hand den Lieutenant seiner flüy!< ! Schwadron. dess.n harte Behandlung ihn zur Dese^, ^ bewogen hatte. Mit der Spitze seines Yatagan l«^ < der Renegat seinen Namen in den nackten Leich"". ^ des Erschlagenen. Diese That erregte natürlich im 'U , zösischcn Heer Abscheu und Wuth. Als Moncel A ! dem Frieden an der Tafna bei einem Besuch in °f. Duar eines den Franzosen befreundeten Stammes ^ haftet und iu Algier vor ein Kriegsgericht gestellt w".^ vertheidigte sich der ehemalige Chasseur mit bcrc^ Worten, indem er alle Schuld seiner Desertion a"I^ ungerechte Behandlung seines Lieutenants schob ^ das Elend deS Soldaten, der bei seinen Chefs lci>'t ^ rechtigteit finde, mit den kräftigsten Ausdrücken ^^ Die gemeinen Soldaten aller Waffengattungen, l»e^ als Zuhörer in den GerichtSsaal gedrängt halte", ^ ren plötzlich umgestimmt. „Il a i-ailnu - ''1 ^/ maitriM," flüsterte murrend ein guter Theil deS 1177 Zuversicht in Deutschland Alls Berlin. 18. ^nli. crlM die ..Mg. Ztg." einen bericht mit dcr obigcn Ucdnschrift, welcher die in Deutschland »vie r« scheint vorhcrlschendc Stimmung schildcrt »nd der wir Founded entnehmen: <öö wäre eine Dcmülhignng gewesen, wrlchcr nnr die 5lnicbcugung Kai« ser Hcinirchö 1v. vor Gregor VN. in Canossa gleichkäme, wenn König Wilhrlm die ihm in Ems zugcmu-thclc Abbitte vor dcm dritten Napoleon geleistet hätte. Sic hcitlc Deutschlands Erniedrigung vor Frankreich bedeutet. Möge Louis Napoleon seine Kriegserklärung vor dem französischen Senat ui. ioircn wie er wolle: von ganz Deutschland ist sie richtig verstanden nnd muthig angenommen worden. Die ssrage, um welche cö sich seit 1^48 und unniiilelomer scit 1800 handelt, die Frage, ob cinc deutsche Nationalpolitik cmporkomlncn, ob eine dcntschc Nation neben der französischen gelten, oder ob Frankreich sich auf Deutschlands Kostm abermals verstärken soll, ist vor die Entscheidung der Schlacht gestellt. Gelangt Frankreich siegreich in den Besitz dcS Rheins, so ist der Norddeutsche Vm',5 zeitrümniürt, und wird Deutschland, wenn uichtö schlimmeres geschieht, in seine frühere Machtlosigkeit zurückgeworfen. Abcr dcr erste Riß durch Deutsch, land an dcr Mainlinic, auf welchen dcr Kaiser der Franzosen gerechnet hat, ist nicht eingetreten. Deutschland ist den Franzose sstticnübcr einig. Ein deutsches Heer, wie Deutschland es uicmalS gesehen, sammelt sich unter dein einen Obcrfcldhcrrn. Von den Alpen bis znr Nordsee erschallt seine Trommel. Wie Frankreich gegenwärtig noch nicht mit seinen letzten Zielen hervortritt, so ziemt es unS nicht, jetzt schon zu sagen, worin die Alirechnung mit Frantrcich bestehen soll; abcr so lange die Franzosen nicht hinlcr die Vogcscn zurückgewiesen, bleibt dic aufgeworfene Böllcvfragc ungelöst. Wegen dcr Größe dcr Entscheidung ist mit Recht an die Schlachten von Soissons uud Zülpich erinnert worden, wo Ehlodwig die Nömcrhcrrschaft in Gallien ^Muchtele uud die Alemannen im Gcbiclc dcr Rhein-Pfalz unterwarf. Nachher haben nur wenige dcr vielen in Frankreich und Deutschland geschlagenen Schlachte,,, wie die von Tours, auf dcm Lcchfcld, bei ManpcrtuiS und Azincourt, so weit tragende Wichtigkeit gehabt. In der Schlacht bei Leipzig wurde dcr sich als Nachfolger Karls des Großen betrachtende französische Imperator gestürzt; aber die Fragc zwischen Frankreich und Deutschland blieb ungelöst. i>,dcm dcm besiegten Frankreich, ohne Oester» reichs Widerspruch, weitere Grenzen als es 17i15 gehabt hatte, gelassen wurden. Erst jetzt steht dicsc letzte Entscheidung bevor. Der Kampf selbst beschränkt sich auf die beiden Nationen. Das übrige Europa trifft kaum Vorkehrungen, um seine Neutralität zu sichern, so gewiß ist es derselben. Enropa besteigt die Zuschancrtribünen. Kcinc der Mächte hnt ein Interesse, Frankreich zu dcm erstrebten Uedergewicht zu verhelfen. Im fchlt jeder Bundesgenosse. Deutschland schaut uicht nach Bundesgenossen ans. Ihm genügt die Neutralität ringsum. Deutschland ist stark genug in seiner Eintracht. Um Einigkeit nnd Macht zu bewähren, müssen wir den großen Kamps allein aus-fcchtcn. Zu verkennen ist nicht die Wucht der Aufgabe, Wir haben es weniger fast mit dem dritten Napoleon, als mit dem gesetzgebenden Körper und einer starten KricgS-Patei Frankreichs zu thun. Erst als jener merkte, wie Mächtig der ChauviuismuS dcr Franzosen, verwandelten seine Minister ihre rührende Friedensliebe in Kricgslärm. tärischcn Auditoriums. Wenige Tage darauf wurde das Urlheil vollzogen, Moncel ficl unter den Kugeln seiner zur Hinrichtung commandirtcn Eamerudcn. Unter den Soldaten aber sah man nur Gesichter des stummen Mitgefühls nnd hörte uichl eine Aeußerung der Verwünschung gegen den unglücklichen Deserteur. Es wäre eine interessante ethnographische Aufgabe, die Srala dcr Vorliebe oder Abneigung gcgen den Militärdienst, im Verhältniß zur Zahl dcr Freiwilligen und dcr Ersatzmänner, nach Abkunft uud Slammesmi» schnng dcr französischen Bevölkerung zu bestimmen. Dazu gehörten freilich längere Localstudicn und statistische No-tizen, dic wohl nur in den Acten des Kriegsministeriums vorhanden sind. Als Antipoden in Bezug auf Kriegslust sind einerseits die Elsasscr, welche in den französischen Regimentern cinc eigenthümliche Rolle spielen und von denen ich später eingehender sprechen will, andererseits die Basten zu nennen. Letztere sind zwar, wenn einmal in den rothen Hosen steckend, vortreffliche Soldaten, aber ihre Abneigung gegen die Conscription 'st desto ticfcr. Dcr Verfasser eines gutgeschriebenen Aufsatzes, welchen kürzlich die „Revue des dcux Mondes" über die Baske» brachlc, schreibt die massenhafte Auswanderung dieses VoltsstammcS nach Südamerika einzig "ur seinem eingefleischten Widerwillen gcgen die MnS-, kelc zu. Die Baölcn lieben zwar ihre Heimat und sind ^on Natnr gar nicht zur Auswanderung geneigt, das freie ^bcn in den Pampas versöhnt sie aber mit dcr «bösen Ferne." und entscheidet in dcr schwankenden Wug-schale ihre Neigung gegen die „süße Heimat," wo sie dem uuiformirtcn StlavcnlooS nicht entgehen. Dieser werlwürdigc Volksstamm dcr Pyrenäen, dessen Ursprung "n ethnologisches Räthsel ist, schwiudct hauptsächlich in ckolge dieser starten Emigration immer mehr zusammen. Nur durch eine gründliche Niederlage werden die Franzosen zur Besinnung zu bringen sein. Blutige Arbeit wird eS kosten; unsere Ueberlegcnheit beruht in der Ausdauer. Oft haben die Franzosen im Verlauf dcr Geschichte gesiegt. Aber Niederlagen sind nicht minder auf die Siege gefolgt. Scit dem großen Verlust von Azincourt sind die französischen Heere bei Höchstädt und Ramillics, bei Turin, Oudenardc und Malplagnet, bei Noßbach (1757) geschlagen worden. Longwy und Vcidun sind im Ansang dcr RcvolutionSkriege eingenommen worden, und von Valmy mußten sich die Rcvolutionssoldaten zurückziehen. Dann hat dcr erste Napoleon eine lange Reihe von Siegen erfochten, bis die Niederlagen bei Leipzig uud Hanau. bei Bricnne, Laon, Paris und Waterloo an die Reihe kamen. Opfer wird daS Vaterland verlangen, große und viel Trauer bringende Opfer, aber sie follen herzhaft gebracht werden. Lange hat die Ungewißheit gedauert; seien wir froh, daß die Entscheidung naht. Ohne Verabredung, uud doch wie verabredet, ist unter unS der Partcistrcit verstummt. Nur die Nationallibcralcn haben in dcr Ucber-cilung einen sehr einseitigen Aufruf erlassen: mau wird eS ihrem Eifer verzeihen. Ganz Preußen schaarl sich um seinen König, der Norddeutsche Bund um den Bundes-Fcldhcrrn. ganz Deutschland um den Obcrfcldhrrrn. Süddcnlfchlaud wird erkennen, welchen Werth König Wilhelm auf die dortigen VnüdeSgcnosscn legt. und welches Vcrtraucu er in sie setzt, indem er ihnen den einzigen Sohn, den Kronprinzen, als Obcrcommandirendcn dcr gcsammtcn süddeutschen Trnppcn sendet. Wir zwci-fcln nicht, daß Süddeutschland das Vertrauen erwiedert. Ocr stürmische Empfang, welcher dem greisen, ernst drein schauenden König bei seiner Rückkehr von Ems in Berlin zu Theil wnrdc, war zu Thränen erschütternd und hoch erhebend. Mit Hintansetzung ihrer Bcrufsstcllung und ihrer Familienvcrhältnissc, in mannhafter Aufregung, belagerten die jungen Männer am gestrigen Sonntage das hiesige Mcldcbnrcuu dcr Rcscrucn und Landwehr. Den Kriegsbcsehl in dcr Hand. konnten die alle Straßen erfüllenden Mannschaften sich dcr Ncbcrn'älli-gung des Zorns, dcr Ansbrüchc dcr Kricgsbcgcistcruna und dcr Hingebung an das Vaterland nicht enthalten. AnS ganz Norddeutschland, auS den am meisten bedrohten Seestädten zuerst laufcn, die Versicherungen dcr Hingebung an den großen König ein. Die neuen Provinzen lassen ihren Groll über den uicht freiwilligen Anschluß au Preußen sinken. In Kassel und Göttingcn wurde König Wilhelm auf der Vorbcireisc freudig und tapfer begrüßt. In Hannover gab cS eine laute Demonstration vor dcr Wohnung des commandircnden Generals des 10. Armeccorps, des Gcnclals v. Voigt^-Nhetz nnd des Obelpräsidenten Grasen Slollicrg. Die Kieler Studentenschaft hat cinen Entschluß gefaßt, welchem dic Eltcri, dcr Studenten schwer widerstehen werden: sie wollen Mann an Mann zu den Waffen greifen. AuS Süd-dcutschland rechnen wir anf ähnliche Nachrichten. Wir können dcr Mahnung dcr „Allg. Ztg." wegen mancher Versäumniß und Verschuldung in Nord- und Süddeutsch' land mit gnlcm Gewissen nicht unbedingt widersprechen; aber ihre Zurückweisung jcdcS Feiglings und Vcrrälhcrs au der Sache dcS Vaterlands findet hier dankbare Her-zcn. Die bittere Noth wird verbinden und befreien, wo die gemächliche Mcinnngscntwicklung in unendliche Meinungsvcrfchicdcnhcit auswuchcrle. „Deutschland über alles!" ____________ Nlbcr >as Vorpostcngescchl bci /orbach meldet man dcr „Frantfurlcr Z itung" aus Saar-brücken, 13. Juli: Scil Freitag lcbcn wir hier in fortwährender Aufiegun^. Jede» Ta«, ja jede Stunde crwatten wir die Nachricht, duß die Franzosen im Anrücken sind. Uns.se Garnison stthl im voller Kric^s-lüstnng bereit, sie zu empfangen, und wie cS scheint, wird sie Saa, drücken nicht vrrlasscn, ohnc sich vorher mit dcm Feinde gemessen zu habm. Als nämlich ne-stern Nachmittag ein Förster die Nachricht brachlc, die Franzosen zeigte» sich aus dcn Höhm von Forbach, marschiltc cine Compagnie del Unscrn'im Stmmmalsch die Höhen hinan; die Uhlaneu rückten gleichfalls von St. Johann über dic Saar dcr flanzosifchc» Grenze zu. Der übrige Theil dcr Bcs.,tz">'n adcr sctzle ,,ch m !de„ Ncubaulcn in St. Johann, welche dcr Elicnbayn. !l)iückc gcgcnüliclliegen, fch. ES war cine schreMichc ! Klnndc, dic wir verlebten. — Alles schloß dic Lüden, !iiindcr und Frauen flüchtete» in die Kcllcr un? Mn ! Augenblick dachten wir, we>dc dcr tt"'.npf '« dm ^lraszcn 'beginnen. Jedoch cs war mir blinderem. Gcgm fünf Ul,r kehrten unfcrc Tnippcn M'i'ck, ohne einen Feind gesehen zu haden. Hculc Morons dln Uhr wurde abermals Gcnclalmaischgcschlaa.cn. Ordvnnanzm üticr Ordonnanzen flugcn dnrch die Stoßen. Bald ^cmch zogen die Uhlaneu' z»r Stadt hinauf während die ' Infanterie dic A»6gä"gc dcr Hauptstraßen bcsetzlc. Diesmal war es kein blinder Läü». Bei dcr „goldenen Bicmm," einer mit Ginstcr bcwachscnen Höhc vor dcr Stadt, clblicklcu die Uhl^nen mchre,c Schwadronen französischer Jäger zu Pferde (0lm8»0m-» ll'^l'l-i'lM). Mit Hurrah aina cS ihuen entgegen. Die Iä^er zoacn sich jcdoch, nachdem sie einige Schüsse abgefeuert, von denen einer daS Pferd eines Uhlancu-OfficicrS im Hinter, schentcl traf, schleunigst über die Grenze zurück, wohin ihnen zu folgen die Uhlanen keine Ordre hatten. Sie zogen sich deshalb auf die Stadt zurück. Wgesuemgtmlett. — (Allerhöchste Spenden.) Der Kaiser hat der freiwilligen Feuerwehr zu Nemnarl in Böhmen zur Anschaffung einer Feuerspritze einen Veitraa. von 300 fl, und den durch Feuer verunglückten Insassen voll Cernahora in Mähren 800 fl. aus Privalmillcln gespendet. — (Oesterreichische Bäder.) In Glelchendng waren bis 14. d. 1209, in Rohilfch 1167 Personen em^ getroffen. Die Curliste des Iodbaoes Hall vom 16. o. weist 1029 Curgäste, die Curliste von Gmunoen bis löten d. M. 214 Parteien mit 881 Personen nach. Nach der jüngsten Curliste sind in Füreo am Plattenfee bisher ül!K Parteien mit 914 Personen eingetroffen. — (Kluc; und weise!) In der jüngsten Commu-nitäts-Sitzuna. dcr Stadt Maros-Vasarhely beantragte, wie die „Hermannstädter Ztg." erzählt, ein Mitglied der Stadt-repräscntanz, es mögen einige Bänlc aus der Promenade mit Lehnen verschen werden. Der Vorsitzende Ober-Richter-Stellvertreter cntgegnete hierauf: „Wir gehen auf die Pro menade, nicht um zu faullenzen, sondern um zu prome^ niren." Dieser Herr muß ein Gesinnungsgenosse jenes Ma-ros-Vasarhelyer alten Magistrats-Beamlen sein, welcher sei» ncrzcit gc^en Auslage für städtische Beleuchtung mit folgen der Arcmmentalion ankämpfte: „Jeder ordentliche Mensch legt sich nieder, sobald es finster wird; folglich brauchen wir wegen Nachtschwärmern und Leuten ähnlichen Kalibers der Sladtcasse keine Kosten zu verursachen." — (Dcr Brand des Dresdener Hoftheaters.) Das im vorigen Jahre abgebrannte Hof« theater zu Dresden war mit einem Theilbetrage von 120.000 Thlr. bei der Magdeburger Feuerversicherung-Gesellschaft assecurirt. Da die genannte Gesellschaft die Zahlung dieses Betrages verweigerte, fo ist die königlich sächsische Regie» rung gegen dieselbe klagbar aufgetreten. Das von dem Spruchcollegimn des competenten Leipziger Bezirksgerichtes gefällte Urtheil lautet dahin, daß die beklagte Anstalt dem Klciger die geforderten 120.000 Thlr. binnen Monatsfrist nach Rechtskraft der ertheilten Entscheidung gegen Heraus' gäbe der Versicherungs-Polizze zu bezahlen schuldig sei. — (5! ivingston e.) Es scheint aller Grund zu der Annahme vorhanden zu sein, daß Livingstone demnächst wohl und munter an der africanischen Küste erscheint und den langjährigen Besorgnissen seiner Freunde so ein Ende macht. Dcm „Capetown Standard" nämlich zufolge legte das Schift „Montrose," welches am 12. März von Zanzibar abgegangen war, in beschädigtem Zustande am Cap an. Capi-tän Anderson sagt, Dr, Kirk, der englische Agent in Zanzibar, habe gerade vor seiner Abreise einen Brief von Livingstone erhallen, dieser befinde sich recht wohl und werbe binnen tnrzcm in ciucr der europäischen Ansiedlungen an der KUste erscheinen. Daß Tr. Kirk die Neuigkeit nicht selber dcm Gouverneur vom Cap schriftlich millheille, hat seinen Grund in dem Umstände, daß die „Montrose" nicht am (5c>p angelegt hätte, wäre ihr der erwähnte Unfall nicht zugestoßen. H o c a l e s. — (Musilpriifung.) DieuStag den 2tt. l. M. um halb 5 Uhr findet im Rathhausfaale die öffentliche Prllfung an der Musikschule der philharmonischen Gesellschaft statt, wozu die p. t. Gesellschaftsmitglieder und alle Musikfreunde eingeladen werden. — (Dank.) Flir die überaus bereitwillige Unterstützung, welche einzelne Mililärpeersonen bei dem letzten Brande in Schischla den Arbeiten der Feuerwehr unver-drosfen und thatkräftig gewährten, stattete Feuerwehrhaupt« mann Doberlel betreffenden Orts Namens der Feuerwehr aufrichtigsten Dank ab. — (Dic Leiche eines Arbeiters,) man sagt, die des Gärtners des Gutsbesitzers von Gariboldi, wurde heute Morgens aufgefunden. Es scheint lein Verbrechen, sonder» Krankheit den Tod herbeigeführt zu haben. — (Todt schlag.) Samstag den 23. d. wurde in Tersain bei Stein während eines Naufercesses, von mehreren Burschen als Vorspiel zum gestrigen Kirchweihfeste in Scene gesetzt, der im Dorfe selbst allgemein geachtete Grundbesitzer vulgo Knofler, als er die Streitenden zu beschwichtigen trachtete, von vier der angreifenden Burfchen, die sämmtlich im Alter von 16 bis 18 Jahren standen, mit ciinm Holzprügel derart auf die Schläfe geschlagen, daß derselbe gestern Früh in Folge dessen seinen Geist aufgab. — Drei der Thäter wurden unmittelbar nach der Thal von dort stationirlen Gendarmen ergriffen und Sonntags Früh dcm t. k. Bezirksgerichte nach Stein eingeliefert, dem vierten derselben gelang es zu entkommen. — (Schlußv er Handlungen beim l. l. Lan-desgerichte Laibach.) Am 27. Juli. Franz Stars: Todtschlag; Matthäus Loönilar: Diebstahlsversuch; Franz Kodcla: schwere körperliche Beschädigung. — Am 26. Juli. Michael Robas und Conforten: öffentliche Gewaltthätigkeit; Anton Slibar: schwere körperliche Beschädigung; Aitton De-beuc: schwere körperliche Beschädigung. — Am 29. Juli. Johann Kulbl und drei Genossen: 'Diebstahl; Lucas Logar: Veruntreuung; Johann Omejc: schwere körperliche Beschii-digung. 1l78 Nlnelie Post. Der ..Pester ^loyd" vom 22. d. erfährt, daß Garon Eölvös auch behufs Vereinbarung der gegen das Infallibililatsdogma zu unternehmenden Schritte nach Wien berufen wurde, ftür Oesterreich soll die Aufhebung des Concordates licvorslehen, wogegen der Nuntius drohte, daß der Papst in diesem Falle das Ernennungsrecht der Krone für die erledigten Bischofssitze aufheben würde. Baron Eötvös soll das Verbot der Veröffentlichung des InfaUibilitätsdoglna's und die Wiedereinführung des ?wL6tum 10FMM empfohlen haben, da Ungarn das Concordat nie anerkannte. Im Pcsler Untcrhause interpellate in der Sitzung vom 23. d. Horn, ob die Regierung Maßregeln zur Verhütung eiuer neuen Krisis in Folge des Krieges getroffen habe. Der „N. Fr. Pr." wird aus Oderberg telegraphirt, daß sich der große Gencralstab noch in Berlin befinde; man glaubt in competeuten militärischen Kreisen, daß es nicht vor Anfang August zu einem größeren Zusammenstoße kommen könne. Wie ein Telegramm der „Tagespresse" aus Genua vom 22. d. M. meldet, hat sich Garibaldi in Caprera auf dem Dampfer „Nubatino" eingeschifft und wird in Livorno erwartet. Nach einer Mittheilnng des Gene ra lp o st a m >-tes des norddeutschen Bundes ist in den regelmäßigen Fahrten der Postdampfer von Bremen und Hamburg nach New-s)ort eine Unterbrechung eingetreten, daher alle Correspondent nach den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika bis auf Weiteres auf dem Wege über Belgien und England abgesendet werden. Nach einer Mittheilung der Generald irec tio n der bairischen Vertc hrsanstaltcn in München ist der Fahrpostverkchr nach der bairischen Rhein-Pfalz bis auf Weiteres eingestellt worden. Das in Baiern erlassene Getreideausfuhrverbot wurde in Folge Reclamation der österreichischen Negierung aufgehoben. Von der preußische» Armee liegen einige Personal-tiachrichlen vor. Nach dcr „Kreuzpeilung" sind die Be-Me des 8., 11., 10., 9., 2. und 1. Armcecorpö durch Verordnung vom 21. d. M. in Kriegszustand erklärt. General Kirchbach erhielt das Commando des 5., General Goeben das des 8. Armeecorps. General Steinmetz erhält ein größeres Commando, Vogel von Falkenstein ein wichtiges Commando für den Norden Deutschlands. Bei FricdrichSort ist vollständige Hafenfperre für an- und auslaufende Handelsschiffe mit 81. d. M. AbenoS eingetreten. Baden hat sich osficiell in Kriegszustand erklärt. Die beiderseitigen Gesandten habcn ihre Pässe gefordert. Der baicrische Landtag wurde am 22. d. vertagt. Der bairische Minister Bray hatte bei der Bud getverhandlung in der Kammer, gestütztauf damals erhaltene Nachrichten, behauptet, die Franzosen seien bereits auf deutsches Gebiet eingefallen, was sich nachträglich als nicht richtig herausstellte. Das „Journal offtciel" beschuldigt den Minister, wissentlich zu lügenhaften Angaben seine Zuflucht genommen zu habeu, als er erklärte, daß französische Truppen bereits in deutsches Gebiet eingefallen seien. Das „Journal officiel" Meßt, indem es sagt: Es ist Zeit, daß König Ludwig gefragt würde, ob er will, daß fein Königreich ein unabhängiges Land oder eine preußische Provinz sei. Es circulirte das Gerücht von einer Erkrankung Napoleons, die ihn verhindere, zur Armee abzugehen, ein Gerücht, daß im voraus eutweder als eine Finte zur Rechtfertigung des verzögerten Vorgehens der Franzosen oder als eine der vielen Iournalenten erscheinen mochte. Nun liegen aber bereits officielle Äerichtc über die Äb-schiedsaudienzen des Parlaments vor. Am 22. empfing der Kaiser in den Tuilcrien die Mitglieder des gesetzgebenden Körpers mit chrcm Präsidenten Schneider. Letzterer hielt eine Ansprache, in welcher er sagte: Die ganze Welt wird für den Krieg Preußen ver- ^ antwortlich machen, welches, berauscht von einem uner-hofften Erfolg und ermuthigt durch unsere Gednld und ^ unjeren Wunsch, den Frieden Europa's zu erhalte^ gegen unsere Sicherheit conspiriren und unsere Ehre verletzen zu können glaubte. Die heißesten Wünsche werden Sie zur Armee begleiten. Ucbergcben Sie ohne Besorgnis die Regentschaft der Kaiserin. Das Herz der Nation ist mit Ihnen und mit unserer tapferen Armee. Der Kaiser erwiederte auf die Ansprache: ..Ich empfinde eine große Befriedigung, am Tage vor der Abreise zur Armee Ihnen für die patriotische Unterstützung! danken zu können, welche Sie meiner Negierung gewährt haben. Ein Krieg ist legitim, wenn er mit Zustimmung des Landes und Billigung seiner Vertreter erfolgt. Sie hatten Recht, an daS Wott Montesquieu's zu erinnern: Der wahre Urheber des Krieges ist nicht jener, der ihn erklärt, sondern jener der ihn nothwendig macht. Wir thaten alles, was von uns allying, um ihn zu vermeiden, und ich kann sagen, daß es die gcsammte Nation ist, die in ihrer wahrhaften Begeisterung unsere Beschlüsse dictirt. Ich vertraue Ihnen, indem ich abreise, die Kaiserin an, welche Sie um sich berufen wird, wenn die Umstände es erheischen. Sie wird muthig die Pflicht zn erfüllen wissen, welche ihre Stellung ihr auferlegt. Ich nehme meinen Sohn mit mir, er wird in der Mitte der Armce lernen, feinem Lande zu dienen. Ich bin entschlossen, energisch die große Mission zu verfolgen, welche mir anvertraut ist; ich habe Vertrauen in den Erfolg unserer Waffen, denn ich weiß, daß Frankreich aufgerichtet hiuler mir steht und daß Gott es beschützt!" Die Rede des Kcnscrö wurde mit frenetischem Vci-fall aufgenommen. Äcim Hciausgchen sagte der Kaiser: „Meine Herren, ich möchte jedem von Ihnen die Hand geben, aber der echteste Zug der Einigkeit, der zwischen uns besteht, ist die Liede zum Lande, die uns bcseclt." Die Proclamation Napoleons au das französische Volk hebt dic bewiesene Versöhnlichkeit gegen Preußen hervor, welches desselben keinerlei Nechliuug getragen, vielmehr durch seine Rüstungen Mißtrauen und Unsicherheit erweckt habe. Der letzte Zwisch.nfall habe den ganzen Ernst der Sachlage enthüllt, lwscre Beschwerden, heißt es in der Proclamation, wurden umgangen, geringschätzig behandelt, — Frankreich, hierüber erbittert, erhob seinen einmülhigcn Kriegsruf. Wir tic-kriegen nicht Deutschland, dessen Unabhängigkeit wir achten; wir wünschen, daß die germanischen Völker frei über ihre Geschicke verfügen. - wir verlangen aber Gewährleistung unserer Sicherheit Das glorreiche Banner, das wir vor Denjenigen entfalten, die uns herausfordern, ist dasselbe, welches die civilisalorischcn Ideen der Revolution durch Europa trug. Ich trete, ruft schließlich der Kaiser, an die Spitze der tapferen Armee, welche in vier Welttheilcn siegte. Ich nehme den kaiserlichen Prinzen mit, der weiß. welche Pflichten sein Name ihm auferlegt. Eine officielle Depesche von Straßburg, 22. Juli, meldet, daß die Preußen um 4 Uhr auf dem rechten Rhcin°Ufer die Kehlcr Brücke in die Luft sprengte». Die Explosion war eine fürchterliche, die Brückeulhürmc wurden zerstört und Trümmer bis auf das französische Ufer geschleudert. Stuttgart, 23. Juli. Der französische Gesandte reist heute von hier ab. Die erste Kammer stimmte den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer bezüglich der Creditbewilligung zu. Die Kammer wurde vertagt. In Italien wollten Freiwillige in das deutsche Heer eintreten, die „Neforma" bemerkt hiezu, die italienische Jugend möge auf ihren Posten bleiben, dieser sei in Italien. Die Eisenbahnen treffen große Vorbereitungen zu Truppentransporten. In der Londoner Uu terha ussitzung vom 21. d. sagte Gladstone: „Rußland und Oesterreich haben ihr Möglichstes gethan, um den Frieden zu erhalten." Auf eine Iute>pcllalion Seymours anlwoi'tcle Gladstone: „Die Regierung habe keinen Grund, >in cincn geheimen Vertrag zwischen Frantreich nnd Dänemark zu glauben." Gladstone erklärt endlich, „daß er von Frankreich und Preußen die Zusichciung erhielt, daß dic Neutralität Belgiens, Hollands und Luxemburgs insolangc geachtet werden würde, als dicsc Neutralität eine aufrichtige fei und von keiner der tiicgfühi enden Mächte verletzt würde." Der russische Rc,;!c>un^Sanzci,rv vom 23. Juli briugt cine officielle Communication, welche eikläit, der rnssische Kaiser hätte jc^ichc Bcmnlim^cn zur Vclhütuuj'. des Krieges angcwai'kl »i,d sci entschlossen, eine streng Neutralität z>i beobachten, so lange die Kriegszufällc d-r russischen Interessen nicht berühre». Auch sei er stelö bereit, Europa dcu Frieden wied^izugebe». Telegraphischer Wechselcours vom 23. Inli. 5vcrc. Metallenes 52,2,', — 5pnc, Metalliqucö mit Ma> und November-Zinsen 52.25». — 5pere, Nniional-Änlehen 60,40. - 1860er Staatö-Anlehen «7. . — V0.6ft. Handel und Oiltervertehr vl» Salzbnrn und y>asia«. Die „Wr Nlidpst." vom Freitag, 22. d. M. schi-eiut: In Folge der im i'aufe deS gestrigen und hcntigen Tn,^'ö der Direction der KaiscnU'Eliscilielh.Bahn zugegangenen Telegramme stellen sich mm mehr d,c Verhältnisse de« Milerverlehreö wie folgt: Der Frach-tenvertehr vil, Salzburg ist im Mgi'im'iüeu bis aus Weitere? eingestellt; ausgenommen jedoch von dieser Maßregel sind Sendungen jeder Art für Tirol, wenn sell'e !» Wägen der Kaiserin-Misabeth-Bahn verladen sind; auch sind cmstgenommcii dic Sen» düngen filr dic Bedürfnisse der bairische». sowie der Nurigeu deutschen Truppen, Ansteldem werden noch Gemilsc, Mhl. 'Getreide, Fleisch. V,eh (lebend oder lod!), andere kebcnsmittel. sowie Fön-ragcmaterialicn, z, V. Hafer, zur Beförderung mich unter der Adresse von Privaten angenommen, wenn diese Sendiiligeu auf eine Bestimmnngssllltimi innerhalb der uerui!»dc!en deutschen Staaten lartirt sind. Der Giltcrverlehr viii Paszcm nach alle» Stationen der bairischcn Ostbahuen ist jedoch derzeit noch offen. Vaibach, 23. Inli. Auf dem heutigen Markte sind erschic< nen: 3 Wagen mit Getteidr, 4 Wage», mit Hen nnd Stroh, (Heu 14 Ctr., Stroh 51 Ctr.), 25 Wagen und 5 Schiffe (40 jtlft.) mit Holz Durchschuittö-Prrise. Vtl!.^ Mg',.' Mlt.° M„^' st-^lr. ft. ^lr. fi. lr. fi. lr. Weizen pr, Metzen 5 2!»! 6 — Buttcr ,'r. Pfmid - 4^ — " i - lirrUnchert „ ^ 44>------ .. weißer .. -------10 ^ Lottoziehunss vom 2». Juli. Trieft: 53 l6 80 01 79. ......'^.^l^^ch^^ m l.lntl,tch. ' u, ,j zz ^ ! u N 'lsLM'^^!, j'13^ ^wI^dM heiter ^ 23 2 „ N. 32(l.5u -< 1l».8 O. maßig heiter 0«, I0„ Ab. 327.U5 '^1«.o windstill trillie .! 1l> 3", uM 0-li"; das gestrige l-'i0^°, um 1-2" ilbcr dem Normale. V e 5^" < l :^.4 ^ie», 22 Juli Die Äürsc vcrtehrtc in günstiger Stiinmnna.. Eö war rege Kauflust, und zwar nicht blo« filr Spiclpapicre, sondern anch fiir ciuc auschnliche Reih-Wlillltnuellujl. anderer Effecten vorhanden. Rente und 1«^4cr Lose, diverse Äautacticn und vlclc Eisenbahnaclim schlügen auf. Devisen nnd Edelmetalle fielen /T. Allssenleiue Htaateschllld. Filr 1»0 fl. Oe!d ^-,r' Einheitliche Staatsschuld zu 5 pCt.: in Noten verzinst. Mai-November 52.— 52.25 ....., Febrnar-Angnst 52,— 52.25 ,. Silber „ Jänner-Juli 60,25 60.50 „ „ „ Aprll-October. 60.25 60.50 Steueranlehcn rückzahlbar (i) ^.— ^.— „ (Z) . —. —.— ilose v,1.1»39..... —.— —." „ „ 1854 (4«/«) zu 250 s!. .-.- - . - „ ., I860 zn 500 fl. . . 87,50 85.50 „ „ I860 zu 100 fl. , , 97 — 98.- ,. ,. 1864 zu 100 ft. . 95, 96. -SlaalS-Domllueu-Pflludbricse zu 120 ft. ü W. i>i Silber . . 115.— 116.-». lHrundentlastunstH-vbliaationeu. Für 100 si. Frllnz-Iosephs-Vllhn .... 166.— 166. - ,i.'embern-" " " Krainische Grnudcntlastung« - Obligationen, ^ vütnotirung: —.— Oeld, Waare-