Pränumeration»-Prrisc: Für Laibach: Ban,jährig . . . 8 fl. 40 kr. Halbjährig . . . 4 „ 20 „ vierteljährig. . ä „ 10 „ Monatlich . . . — „ 70 „ M i t der Post: ganzjährig . . . 11 fl. - kr. Halbjährig . . . 5 „ 50 „ Biertcljährig. . . i „ 75 „ Sllt Zustellung in« HauS eieticl» jährig 25 lt., monatlich a kr. Einzelne Nummern t> Ir. Laibache Tagblatt. Anonime Mittheilungen werden nicht berücksichtigt; Manuskripte nicht zurückgesendet. Rtbakliin Bahnhosgasse Nr. 13s. Ürptlilitm nni 3nfttaitn-ünrkau -. »ongrebplav Nr. 81 (Buchhandlung von 3. e.Älcinma#t&g. Bamberg). 3nfcrlion«prdft: gilt die einspaltige Petitzeile 3 ft bei zweimaliger Einschaltung i 5 kr dreimal i. 7 Ir. InsertionSstempel jedesmal 30 kr. Lei größere» Inseraten und öfterer Einschaltung entsprechender Rabatt. Nr. m. Freitag, 25. August 1871. — Morgen: Zefirin. 4. Jahrgang. Zur Abwehr. Betrachten wir uns die Erstlingsfrüchte der Dom Grafen Hohenwart eingeleiteten Friedens- und Versöhnungsära, so wird selbst der ärgste Ausgleichsfanatiker gestehen müssen, daß die innere Zerklüftung, der Zwiespalt der Meinungen, der Unfriede und die Verhetzung unter den Reichögenofsen, die allgemeine Mißstimmung in Oesterreich niemals größer gewesen sind als gegenwärtig. Allen Versicherungen der Ministeriellen, daß die Regierung weit entfernt sei, irgend eine Maßregel zu treffen, welche die Interessen der Deutschen im Reiche gefährden könnte, sieht die unleugbare Thatsache gegenüber, daß sie allen, auch den berechtigtsten Kundgebungen der Verfaffungöpartei feindlich gegenüber* tritt, wie sie erst vor ein paar Tagen daS St. Pöltener Wahlmanifest durch ihre Organe von den Mauern reißen ließ, während sie wohl die Wünsche der Czechen, der Polen, der Slovenen berücksichtigt und ängstlich jedem Pulsschlage der nichtdeutschen Stämme lauscht, dagegen nicht nur taub bleibt gegen die berechtigten Wünsche der Deutschen im Reiche, welche z. B. die Einführung direkter Reichsrathswahlen nicht blos in der sogenannten Reichs» rathsklique ausgesprochen, sondern laut in allen Vereinen, Gemeindevertretungen und Landtagen gefordert haben, sondern diesen auch noch ein entschiedenes Veto entgegenstellt. Man hält die Deutschen offenbar für Kinder, wenn man ihre gegründetsten Bedenken gegen eine solche Ausgleichspolitik mit der Versicherung zu zerstreuen sucht, das Ministerium werde schon zu verhüten wissen, daß die Gleichberechtigung irgendwie in die Brüche gehe. Ja insoweit es von den nationalen Fanatikern aus gewaltsame Slavisirnng der zerstreuten deutschen Elemente abgesehen ist, hat cs seine gute» Wege. Diese besitzen theils selbst Zähigkeit genug, um einem Gewaltakte zu widerstehen, theils würde die ausgiebigste Hilfe von Seite ihrer Stammesgenossen nicht fehlen. Aber warum sollen wir einer so unerquicklichen i Lage nicht bei Zeiten Vorbeugen? Warum nicht alles aufbieten, um zu verhindern, daß der deutsche Dolksstamm in Oesterreich staatsrechtlich zerrissen und einer gemeinsamen Vertretung seiner Rechte beraubt werde? Warum sollten wir, die Häude im Schoß, zuschauen, wie man uns fort und fort in der täglichen Arbeit des Lebens, im SMturfortfchritt und im Ringen um die höchsten Güter des Daseins stört ? Fürwahr, der Ingrimm der unzufriedenen Elemente, deren Versöhnung sich die Regierung angeblich als Ziel gesetzt, gegen alles Deutsche ist ein derartiger, daß er sich schon gegenwärtig aller Lenksamkeit und Zucht der Ministeriellen als unzugänglich erweist. Sind diese Elemente erst einmal in den verschiedenen Krongebieten zur Herrschaft gelangt, dagegen, wie es unausbleiblich, die Machtsülle der Zentralregierung auf ein bescheidenes Maß zurückgeführt, so bricht eine Verfolgung los, wie sie die Geschichte dieses Staates nur in den finstersten Epochen erlebt haben dürfte. Wir fürchten demun-geachtet nichts für das deutsche Volksthum, aber das geben wir zu bedenken, ob es denn wirklich nothwendig, in einem modernen Staatswesen Zustände heraufzubeschwören, wo man um seiner Bildung, seines Wohlstandes, seiner Nationalität willen verfolgt, gequält und bedrückt wird. Wir haben kein Beispiel in der Geschichte, daß eine nünbergcbildetc Majorität die Rechte der gebildeten Minderheit je geachtet hätte. Gleichberechtigung ist nur dort möglich, wo eine starke und mit allen Machtbefugnissen ausgestattete Zentralvertretung die Rechte der Gesammtheit wie der Einzelnen gegen Vergewaltigung in Schutz nimmt. Wenn man schon jetzt die Existenz von Deutschen in Krain leugnet oder sie höchstens als fremde rechtlose Eindringlinge betrachtet, wenn die floveuischen Organe sich nicht I entbtöden, für Wiedereinführung des mittelalterlichen I Gesetzes zu plaidireu, welches den Israeliten die i Ansiedlung im Lande verbietet, so heißt das doch die Neigung zum Terrorismus etwas voreilig zur Schau tragen. Mag auch vielleicht der Grundsatz der Gleichberechtigung, wie in den jetzt wieder aut« tauchenden Programmen der Hohenwart'schen „Mit« tclpartei," schandenhalber noch auf dem Papiere prunken, wir haben es erlebt und erleben es tagtäglich, wie die neuösterreichifche Aera praktisch damit umzuspringen versteht. Nur Feinde des VolkS-thnms und der bürgerlichen Freiheit können uns zu-muthen, daß wir nufere heiligsten Interessen, unsere rechtliche Stellung im Staate von dem Belieben kirchlicher und nationaler Fanatiker abhängig machen sollen, daß wir ruhig zuseheu, wie sie die Reichs-Verfassung der österreichischen Westhälfte ihrer sürnrnt-liehen Freiheit und Kultur fördernden Elemente entkleiden. Wenn man uns sagt, die Regierung verbürge sich mit ihrem Ansehen dafür, daß unsere rechtliche Stellung unangefochten bleibe, so bürgt uns leider niemand für die Beständigkeit der guten Vorsätze der Regierung, noch weniger für die Unerschütterlichst ihrer Grundsätze. Welche Wandlungen hat das Kabiuet Hohenwart nicht durchgemacht während seines halbjährigen Bestandes? Nach einem unklar re» Programme trat es mit einer noch verworreneren Autonomievorlage hervor, für welche es nicht einmal seine nächsten Anhänger zu erwärmen vermochte. Die annehmbare galizische Vorlage begleitete Graf Hohenwart mit einem Kommentare, welcher die gegründetsten Bedenken gegen feine staatsmännische Begabung erweckte. Und nun erst der Ausgleich mit den Czechen! Das undurchdringliche Dunkel» womit der Minister dessalls sich zu umgeben für gut findet, die Enthüllungen, welche die Organe der Czechen darüber machen, das Triumfgefchrei, das sie nicht verhalten können, machen es uns nur zu klar, daß der Gras schon längst keine selbständige Politik mehr verfolgt, daß er ganz und gar in daS Fahrwasser der Deklaranten und czechische» Feudalen eingelausen, »ach deren Intentionen der Reichs» JeuiÜ'eton. Paris in Trauer. Die Kommune war eben gefallen, als ich _ in Paris ankam, heißt es in einem englischen Reife« beriete. Kaum waren die Blutspuren aus den Straßen gewaschen und allstündlich wurden noch Verhaftungen vvrgenomme». Ich schaute nach traurige» und finsteren Gesichter» au«, lauschte auf Schinerzenslaute und Wehklagen. Aber nichts dergleichen nahm ich wahr. Das jüffenbach’fchc „Saßt ui,S tanzen und fmgen jc." war es, was mir zunächst aus Öhr schlug. Es kam aus der Kehle eines Haustünchers, welcher mit einem Dutzend Kameraden das Hotel neu dekorirte, in dem ich abgetreten war. Auf den Lippen aller schwebte beständiger Scherz und ei» fortwährendes Lächeln glänzte in ihren Augen, während männiglich den Refrain des Chorführers fröhlich nachfummte, und selbst Jeannette, das Stubenmädchen, welches in meinem Zimmer aufräumte, in das Tra la la luftig mit einstimmte. Dies begab sich im Flügel eines Gasthofes, der erst seit wenigen Tagen wieder geöffnet und feit der Belagerung zum ersten male wieder bewohnt war, und mehr als wahrscheinlich ist es, daß alle diese heiteren Tüncher ihren Aiitheit gehabt an den Thaten der Kommune, daß ihre nächsten Freunde und Genossen im Kampfe gefallen waren, andere ihrer Bekannte» sich zu Versailles in strengem Gewahrsam befanden, und daß sie selbst ihre eigenen Geheimnisse borge», deren Verrath ihren Kopf in Gefahr bringen konnte. Man braucht nur mit ihnen zu sprechen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Alsbald kommt die Tigernatur, welche unter der heiteren Oberfläche liegt, zum Vorschein. Mittlerweile geht es indes? sorglos Tra la la, bis der Moment wieder da ist und sie von neuem das ihrige beitragen, daß auf den öffentlichen Gebäuden und auf den Barrikaden abermals die rothe Fahne weht. Geduldig schafften Männer in blauen Blousen den Schutt ans den in' der Rue de Rivoli verheerten Regierungsbureaux, andere starrten auf die Trümmer der Tuilerien und debattirte», „wann wohl der kleine Thiers den Befehl zum Wiederausbau des Palastes ertheile« würde," sonder Zweifel waren jedoch die meiste» dieser Leute Kommunisten und hatten ihr Schärflein gespendet zu der Verwüstung, zu deren Beseitigung sie jetzt ihre Arme bald in Anspruch genommen zu sehen hofften. Weder Theilnahme, noch Angst oder Sorge malte sich auf den Gesichtern dieser Männer; auch die anderen Gaffer schauten so gleichgiltig drein, als sei der Grans der Zerstörung eilt ihnen gänzlich fremd und fern liegender Gegenstand. Als der bezeichnendste Zug von allen aber bäuchte mich, daß sich nirgends das düstere, gedrückte Wesen bemerklich machte, welches sonst jede Niederlage nach sich zu ziehen pflegt. Möglich, daß mein sich vielfach blos verstellte; allein die allgemeine Heiterkeit und Gleichgiltigkeit trugen das Gepräge der Realität an sich, das sich nicht heucheln läßt. Während die äußere Mauer des Stadthauses in Trümmern liegt, sind ihre Ornamente bis auf rath aufjtiljöreu hat, ein Hort der Volkesfreiheit und ciit Institut für Ausbildung eines österreichischen Kulturstaatcs zu sein. Die einzige Aufgabe, welche allen Anzeichen nach dieses Ministerium noch als die seine betrachtet, ist die Durchführung der Deklarantenweisheit, die Zuweisung derjenigen Zweige der Gesetzgebung, welche die wichtigsten freiheitlichen und Kulturinteressen berühren, an die reaktionären Landtage, die Verlegung des Schwerpunktes der Monarchie in die periserischen Theile. Wäre cs nicht um der schweren Krisen willen, die dem Reiche bei einer solchen Politik unausbleib^ lich bevorstünden, so müßten wir fast wünschen, daß es dem Grafen gelingen uiögc, mit seinen Versuchen zum Ziele zu gelange». Angesichts des Chaos, der heillosen Verwirrung, die uns dann angähnen würde, müßten wenigstens die Vorwürfe verstummen, wir malten nur Schreckgespenster hin und suchten den „Ausgleich" zu verhindern, alle unsere Warnungen und Voraussagungen beruhten lediglich auf Jrrthü-mern u. dgl. m. Nein, um einer solchen Genug« Ihitmtg willen können wir nicht wünschen, müssen vielmehr alle unsere Kraft aufbieten, daß der Staat nicht wieder an den Rand des Abgrundes geführt werde. Politische Rundschau. Laibach, 25. August. Inland. Das wichtigste Ereigniß des Tages ist unstreitig der Sturz des Generaladjutanten Grafen Bellegarde und die Erhebung des ungarischen Grafen Pejacsevies auf diesen Posten. Welch wichtige Rolle die Gencraladjntanten in der neuem Geschichte Oesterreichs gespielt, welchen Einfluß sie auf die Geschicke und leider auch auf die Mißgeschicke der letzten Jahrzehnte genommen, haben wir alle selbst erlebt. Man braucht nur an die Namen Grünne, Creuneville und selbst Bellegarde zu erinnern, um die Tragweite eines solchen Ehrenpostens in der Nähe des Monarchen zu ermessen. Verdanken wir doch Graf Hohenwarts neuösterreichische Acra mit allem, was drum und drait ist, dem Grafen Bellc-garde, welcher der erste das Augenmerk des Monarchen auf den Linzer Statthalter und gebornen Krainer, Grafen Hohenwart, gerichtet, auf dessen Landsmannschaft und österreichische Staatsrettermis-sion jeder echte Krainer nun stolz sein kann. Das „Wiener Tagblatt" schreibt den Sturz des Grafen Bellegarde und die Erhebung des Grafen Pejacsevies dem Einflüsse Andrassy's und Beust's zu. Es sei dies gleichsam die Parade, womit sie sich und ihre Politik gegen gewisse Hohenwart'sche Ausfälle decken. Ein anderes, von uns schon angebeutetes Er-eigniß ist die Spaltung im klerikalen Lager, die sich nun nicht mehr vertuschen läßt. Der „Volkssreund" verwahrt sich im Namen der katholischen Partei gegen die kompromittirende Genossenschaft mit den eine der allegorischen Figuren, welcher der Kopf abgerissen ist, völlig unversehrt geblieben. Dieser merkwürdige Umstand gab der die Ruine unablässig umdrängenden Menschenschaar Anlaß zu allerhand Witzeleien. „Ist's der Glaube oder die Weisheit, die hier den Kopf verloren hat?" fragte der Eine. „Wessen Kopf sollen wir dem Rumpfe aufsetzett?" schrie ein anderer Gaffer. Ein endloses Gelächter folgte. „Badinguet, Trochn, Rochefort" und ein Schock anderer minder bekannter Namen rief man nacheinander aus, bis ein Mensch mit einem tanzenden Affen sich in der angrenzenden Straße aufstellte und die Menge sich sofort dem neuen Amüsement zuwandte. „Plan von Paris, meine Herren!" ertönt jetzt eine Stentorstimme neben mir. „Fünf Fuß lang und drei Fußbreit und sämmtliche neuerliche Brandstätten roth gemalt, so daß sie wirklich wie Feuer aussehen und das alles für 75' Centimes! Wollen Sie einen Plan, Monsieur? 's ist eine Vogelschau-atisicht, aufgenommen, während die Stadt an zwanzig Stellen zugleich in Flammen steht, und blos 75 Centimes ! Auf den Boulevards kostet derselbe Plan Freunden Costa's, den Herren Prohaska und Gruber, und erklärt es für eine Ehrensache für den katholisch-patriotischen Volksverein und sein katholisches Zentral-Wahlkomitee, sowie für sämmtliche katholisch-politischen Kasino's, jede Solidarität mit der sogenannten „Mittelpartei," ihrer Kandidatenliste und ihrem Wahlprogramme öffentlich abzulehnen und gegen das Taschenspieler-Kunststück zu protestireu, welches die Aktion dieser Leute als eine „Aktion der katholisch politischen Ausgleichspartei" darstellen möchte. Auch die ministerielleil Kandidaten ziehen sich zurück. Die „Oest. Korr." erklärt sich zu der Mittheilung ermächtigt, daß die Minister Gras Hohenwart und Schaffte „nicht in der Lage wären, ein Landtagsmandat zu übernehmen." Es scheint, daß die Wahlbewegung in Obe r-ö st et reich den Höhepunkt der Leidenschaft erreichen wird. Die Klerikalen entwickeln dort eine intensivste Agitationsthätigkeit und sie befolgen einmüthig und konsequent das Manöver, die Person des Monarchen in die vorderste Reihe — in ihre vorderste Reihe natürlich — zu stellen. So hat das bekannte klerikale Herrenhausmitglied, Graf Falkeuhayn, soeben einen Aufruf an die Öberösterreichische« Großgrundbesitzer versendet, dessen Tendenz daraus hin» ausläuft, daß nur „konservative", d. H. klerikale Abgeordnete dem Willen des Monarchen entsprechen, während die liberale Partei es sei, welche den „Umsturz der Verfassung (!!) und die Auflösung des Reiches" anstrebe. Noch direkter sagt es ein Wahlaufruf der s l o v e n i s ch e n Partei in Untersteier-inark heraus, daß der Kaiser „nur katholische Männer" wolle, denn er habe eö im vorigen Winter den tiroler Katholiken und darauf dem Grafen Bouquoi gesagt, „die katholische Partei solle sich organisiren !" Die Konferenzen in Gastein geben der auswärtigen deutschen Presse neuerdings Anlaß, daraus hinzuweisen, daß die innere Politik Oesterreichs ein Hinderniß für die äußere Politik dieses Staates werden muß. Fast alle deutschen Blätter führen die Ansicht aus, daß die Herrschaft der Slaven über die Deutschen in einem Staate unmöglich ist, der mit Deutschland gemeinsame Politik machen will, und daß ebensowenig die Festerknüpfung der Freundschaft mit Italien denkbar sei, wenn in Oesterreich wieder daö Heft der klerikalen Partei in die Hände gespielt werden soll. Am kräftigsten drückt sich ein Wiener Korrespondent der „Breslauer Zeitung" aus. Derselbe schreibt: „Die Dinge in Gastein stehen aus des Messers Schneide. Wenn auch Niemand der Albernheit sich schuldig machen wird, zu glauben, daß Fürst Bismarck dort ein Wort der Billigung oder Mißbilligung über unsere inneren Zustände fallen lassen könnte: wird es doch immer wahrscheinlicher, daß die Verhandlungen der beiden Reichskanzler die Notwendigkeit ins hellste Licht einen Franken. Nur 75 Centimes für einen Platt des brennenden Paris. Kaufen Sie, meine Herren!" Es ist dies eine Publikation für den großen Haufen. Sorgfältigere Illustrationen der verschiedenen Pariser Feueröbrünste findet man in den Läden; unter anderem einen vortrefflich ausgeführten kleinen Taschenplan von der Hand eines höheren Militärs, dergleichen nicht minder ausgezeichnete Arbeiten von größeren Dimensionen, lackirt und auf Rollen. Beide stellen die der Stadt angethaneu Verwüstungen bar. Eine bestimmte Farbe bezeichnet totale Vernichtung; eine andere theilroeife Einäscherung ; eine dritte, ob es öffentliche oder Privatgebäude oder beide zugleich find, die gelitten haben; eine vierte, ob der Schaden durch Bomben verursacht ist; eine fünfte, die von Kanonenkugeln durchlöcherten Häuser u. s. f. Einer dieser Pläne liegt vor mir, indem ich diese Zeilen aufs Papier werfe. Er ist von gründlichster Arbeit, nur die Vorstadt-quartierc Montmartre, La Villette uud Belleville sind minder minutiös behandelt, als die übrigen Theile der Stadt. „Es herrscht da eine entsetzliche Verschwendung von rother Farbe. Zugleich eine setzen werden, die nachgerade bis zur Ungeheuerlichkeit lächerlichen Widersprüche zwischen der Hohen -wart'schen feudal-jesttitisch-slavischen Politik im Innern und dein bürgerlich-joscsinisch-deutschfreundlichem Programme Beust's in Einklang zu bringen. Offizielle Händedrücke der beiden Monarchen, während die Blätter, die Hohenwart nahe stehen, schreiben: „nun, einstweilen müssen wir noch beut beutschen Kaiser die linke Hand drücken, damit wir die rechte um so eher zum Dreinschlagen wieder frei bekommen" — wörtlich so in den frommen „Tiroler Stimmen" zu lesen — das geht auf die Dauer nicht. Und das steht allerdings fest: insofern Fürst Bismarck es liebt, „in klarem Ueberblick deö Schlachtfeldes zu operireu," wie er einst in seiner großen Depesche über Mentana sagte, trägt sein Aufenthalt in Gastein allerdings dazu bei, Widersprüche zur Entwirrung zu bringen, die sonst bei unserer österreichischen Gemüthlichkeit vielleicht noch eine ganze Weile neben einander herlaufen konnten. Was immer er in Gastein vorhat: daß es wichtige Dinge sind, beweist der diplomatische Generalstab, den er mitgenommen. Positiv aber ist es, daß er rund heraus erklärt hat, nicht in weitaussehende Negotiationen eintreten zu können, ehe er wisse, ob der Kanzler nicht schon ein gestürzter Minister sei und das der Hohenwart'schen Politik entsprechende Programm nicht auch nach Außen hin zur Geltung gelangen solle." Ausland, lieber den At tkat Hot ik eit «Kongreß, der vom 22. bis 24. September in M ü 11-cheit stattfinden soll, schreibt man der „Allgcm. Ztg." von dort, daß er theils öffentliche Sitzungen, theils vertrauliche Berathungeu abhalten wird. Die letzteren sollen am ersten, die öffentlichen an beit beiden letzten Tagen stattfinden. Für bie öffentlichen Sitzungen, welche Nachmittags abgehalten werben, wirb ber Glaspalast vom betresfenben Ministerium erbeten werden. Der Zulaß in denselben wird durch Karten erlangt und werden die öffentlichen Sitzungen durch Vorträge gebildet, bereit Themate vorher' festbestimmt uitb an erprobte Rebtter abgegeben werden. Das Präsidium besteht aus dem Münchener Aktions-Komitee und hervorragenden Gästen; für das Publikum, an welches demnächst die Einladung ergeht, werden Sitzplätze aufgefchlageu. Die Teilnahme des Volkes an dem Kongresse wirb nach ben zu Hetbelberg aus ben ücrfchiebeneit Ländern gewordenen Mittheilungen eine sehr bedeutende sein. Das neue M i it i ft e r i u nt wird in Baieru mit gemischten Gefühlen betrachtet. Die liberale Partei ist mißtrauisch, weil Herr v. Lutz das neue Kabitiet gebildet hat. „Mit dem bloßen Personenwechsel," schreibt man der „Nat.-Ztg.", „ist nicht der Zweck erreicht: er soll erst das Mittel zur Erreichung deö Zweckes seilt. Worin der letztere gipfelt, das liegt hoffentlich klar genug zu Tage, es handelt politische Anspielung," sagte mir der Verkäufer F „die Farbe der Kommune ist gewissermaßen als Urheberin all des ungeheueren Unglückes gebrandmarkt." Ueberall werden zugleich Aquarellskizzen der charakteristischen Jnsurgeutentypen feilgeboten. Da sehen wir die Petrolleuse. Es ist ein abscheuliches Geschöpf, halb Ungeheuer, halb Irrsinnige, mit einem teuflischen Grinsen in beut welken Gesichte. Sir hat bie eine Hanb in ihrer Tasche, in der andere« hält sie eine riesige Petroleumflasche. Unter dem Kollektivtitel „Die Barrikade" finden wir ferner eine Reihe männlicher Unholde abgebildet, deren äußere Erscheinung sie zu Galgenvögeln stempelt, wenn die Fisiognoutte irgend stichhältig ist. Alle diese kleineren und größeren Kroquis sind meisterhaft entworfen und von künstlerischem Werthe und werden gern das Stück mit huitbert unb mehr Franks bezahlt. Sie sind für die Mappen der Reichen bestimmt, für die Touristen, welche diesen Sommer ganz ebenso wie sonst Paris sich zum Reiseziele erwählen, und haben sich bereits eines außerordentlichen Absatzes zu erfreuen gehabt. (Schluß folgt.) sich itt der äußeren Politik um eine volle im nationalen Geist vollzogene Verwirklichung der Versailler Verträge nnd in der inneren um den energischen Schutz der Verfassung gegen geistlichen Uebermuth. Das sind die beiden Ziele, die nicht nur von den berechtigten Wünschen des Volkes, sondern auch vom Standpunkt des formellen Rechtes aus gefordert werden und das neue Ministerium wird nur dann auch neues Vertrauen finden, wenn cs diese Ziele zu den seinigen macht." Aus Frankreich kommen Nachrichten, welche die Situation daselbst als sehr ernst erscheinen lassen. Wenn der Antrag auf Verlängerung der Machtgewalt Thiers' nicht mit einer starken Majorität durchgcht, was nach dem Ergebnisse der Kommissionswahlen kaum anzunehmen ist, so kann Thiers kaum am Ruder bleiben, oder die Assembler muß sich auflösen. Allein das eine wie das andere ist unter den jetzigen Verhältnissen kaum möglich. Thiers kann nicht entbehrt werden, weil das von ihm begonnene Reorganisationswerk noch lange nicht vollendet ist, weil die von ihm mit Deutschland angefangenen Verhandlungen über die Ausführung des Friedensvertrages von keinem anderen unter gleich günstigen Bedingungen weitergeführt werden könnten, und weil sein Abgang die Garantien der inneren und äußeren Sicherheit, auf denen der französische Kredit gegenwärtig beruht, in beträchtlichem Maße schwächen würde. Andererseits kann sich die Kammer jetzt nicht auflösen, denn das Budget ist noch nicht votirt, das Militärgesetz noch nicht berathen und angenommen und ein neues Wahlgesetz müßte vorher zu Stande gebracht sein. Sollte die Proposition Rivet znrückgewiesen werde», Dank der Koalition von der Rechten nnd äußersten Linken, von Saint Marc Girardin und Gambetta, kurz von allen denen, die im Trüben fischen wollen, dann wäre es um die Republik geschehen, eine Diktatur Gambetta oder eine Restauration des „Hauses Frankreich" wäre die Folge. Hoffentlich aber kommt cs nicht dahin, man wird, wie so oft schon, einen Mittelweg zwischen den Propositionen Rivet und Adnet suchen. Die Paris er Blätter stellen mit großem Eifer alle jene Aeußeruugeu deutscher Blätter zusammen, welche geeignet sind, die Kaiserbegegnung und die Gasteiner Verhandlungen als bedeutungslos erschei nen zu lasse». Das französische Publikum wird ganz in derselben Weise wie das österreichische von den Hohenwart'schen Organen belehrt, daß die An Näherung Deutschlands an Oesterreich für letzteres eher eine Gefahr als ein Vortheil wäre und daß dabei gerade wegen der entgegengesetzten Interessen Destcrreichs und Deutschlands nichts herauskommen könne. Die Pariser Blätter suchen nach Kräften ihre Leser in dem Wahne zu erhalten, daß Oesterreich sich als Alliirter Frankreichs bei dem künftigen Rachekriege in Reserve hält. Eine Selbsttäuschung mehr »ach allen anderen. Das „Journal des De-bats" unterscheidet sich vorteilhaft von seinen Kollegen. „Was jene in unserem Lande betrifft," schreibt dieses Blatt, „welche in der Annäherung zwischen Oesterreich und Preußen eine Bedrohung Frankreichs erblicken, so wollen wir sie in ihrem Wahne nicht störe». ^ In dem Zustande, in welchen UN- der Krieg und unsere Unfähigkeit, irgend etwas zu begründen, verletzt hat, haben wir aufgehört, für unsere Gegner der Gegenstand einer Besorgniß zu sein. Nein, Europa fürchtet uns nicht, und wir, hören wir auf, uns über unsere Macht zu täuschen." Das „Journal des Debats" hält der Nativ ualVersammlung folgende Strafrede: „Und das Budget? Und das Militärgesetz? Und die Preußen, die uns im Auge haben und nicht gehen? Was thun Sie mit allen diesen Fragen, Herren von der Nationalversammlung? War cs denn an ”n‘ Zeit, Fiktionen zu diökntiren und uns in Kri Hu zu stürzen? Und um diese Lächerlichkeit au die Spitze zu treiben, geschieht dies unter dem Vor ‘vandc, um der jetzigen Situation Boden unter den 3'usj zu geben, während man das Land von Grund aus auswühlt; es geschieht, um das Wiederaufleben der Geschäfte zu fördern, während man das Provisorium, daö Wurzel zu fassen begann, wieder in Frage stellt! Wie soll das Land Muth und Vertrauen gewinnen, wenn es die Nationalversammlung n zwei gleiche und folglich zur Erhaltung einer l ebensfähigen Regierung unfähige Parteien gespalten ieht? Die Urheber der Propositionen haben eine Niederlage erlitten, ja freilich. Aber hat die Rechte einen Sieg errungen? Nein ! Ist in einer National-Versammlung von 700 Mitgliedern, bei einer Differenz von 35 Stimmen, die je nach Willkür sich auf die eine oder andere Seite neigen können, etwas auszurichten? 340 gegen 304 Stimmen, das ist das Ergebnis? dieser allerliebsten Probe. Die beiden Armeen stehen sich bei gleichen Kräften gegenüber, um sich zu beobachten uud nichts zu thun; und wahrend dieser Zeit ist das Land gelähmt, die Regierung snspendirt und wir sind weiter von jener Stabilität, die matt uns verhieß, entfernt als je. Und was soll nun werden? Man kann nicht wie ein Observationskorps einander gegenüber stehen bleiben. Wer wird den ersten Schritt thun? Geht der Berg zu Mahomed oder Mahomed zum Berge?" Das „Journal des Debats" hofft, daß die konservative Majorität, nachdem sie gezeigt, daß sie die Majorität sei, sich zum Zweck legen und durch ein Vertrauensvotum das Mittel finden werde, die jetzige Regierung zu befestigen. Die Italiener trauen nicht dem Landfrieden, und dies mit Recht. Ein Gedanke, eine Ansicht geht durch die Halbinsel, die mit merkwürdiger Übereinstimmung bei allen Schichten der Bevölkerung anzutreffen ist, dahin laufend, die eben vollendete nationale Einheit werde über kurz oder lang einen harten Strauß mit dem mißgünstigen, von den pfäsfischen Elementen beherrschten Frankreich zu bestehen haben. Daher sind die Italiener auf ihrer Hut, und alle Nachrichten, die aus Rom und Florenz kommen, wissen von umfaffendeit Rüstungen zu melden, die die Regierung Viktor Emannels seit Monaten in zwar geräuschloser, aber nichts desto weniger energischer Weise betreibt. So hat die Bildung der Landwehrkadres in kürzester Zeit vollendet zu sein, ebenso wird an der Möglichkeit einer raschen Mobili-siruug der ganzen Armee gearbeitet. Ferner hat die Regierung der Befestigung der strategisch wichtigen Punkte des Landes ihre Aufmerksamkeit zugewendet, namentlich einer solchen der neuen Hauptstadt. Kurz, wenn die grande nation Lust nach neuer Glorie verspüren sollte, so wird sic gebührend empfangen werden. Gestern am 24. August hatte der Pap st die mythischen Jahre Petri erreicht. Wehmüthige Betrachtungen sind es, die den Beobachter bei diesem „wunderbaren" Ereigniß erfüllen. Er sieht die achtzehnhundertjährige Geschichte der Kirche vor seinen Augen vorbeiziehen, von ihren geringsten Anfängen im fernen Morgenlande, wo sie arme Fischer zu ihren Bekennen, und Verbreitern zählte, bis zu jener Zeit eines Gregor VII. und Innozenz III., die Könige in den Staub warfen und über Völker und Länder mit souveräner Gewalt verfügten. Und an diese Glanzperioden des Papstthnms reihen sich jene Tage seines beginnenden Verfalles, der von dem Augenblicke, da Luther feine donnernden Worte gegen die Schandwirthschast Roms schleuderte, beginnend, unaufhaltsam int Lause der Jahrhunderte bis ans unsere Zeit sich immer mehr ausbildete und den der Orden der "Gesellschaft Jesu eben so wenig aufzuhalten vermochte, wie ihn in unseren Tagen das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit aufzuhalten im Stande fein wird. England soll mit Bezug auf Rumänien eine „sehr energische" Kundgebung in Konstantinopel gemacht und die Pforte von jedem Eingreifen in die Angelegenheit abgemahnt haben. Da nun jede Aktion der übrigen Mächte durch eilte Initiative seitens der Pforte bedingt ist, so sei cs von jedem Zusammengehen in Bezug auf Rumänien abgekommen und in Gastein habe man die Frage einfach fallen lassen. Für die Besitzer rumänischer Eisenbahn-Obligationen ist das freilich eine sehr unerquickliche Nachricht. Zur Tagesgeschichte. — Ein steierischer Gras, bisher ein Anhänger der Römlinge, gab unlängst folgende Erklärung ab: „Jetzt sieht man, wohin uns die klerikale Partei bringen will. Sie will die Majorität im Land- und Reichsrathe erlangen, den Reichskanzler Beust verdrängen und einen auS ihrer Mitte zum Reichskanzler erhoben sehen, dann eine Allianz mit Frankreich schließen, um den Krieg gegen Italien zu eröffnen. Dann hätten wir Deutschland im Rücken und Rußland in der Flanke gegen uns; eS würde und müßte Oesterreich zerrissen und verwüstet werden. Seit ich diese Pläne kenne, muß ich mich mit Abscheu von dieser Partei abwenden; — aber Gott wird eS geben, daß das Volk jetzt vernünftig wählen wird." — Aus Berlin, 21. August, schreibt man: Der bekannten Modenzeitung „Bazar" wird demnächst in Berlin eine gefährliche Konkurrenz erwachsen. Wie nämlich von dort geschrieben wird, beabsichtigt Karl Heigel, der frühere Redakteur des „Bazar/ ein großes Modenblatt herauszugeben, welches den „Bazar' an Opulenz noch überbieten soll. Das zu diesem Zwecke erforderliche Kapital von enormer Höhe ist bereits vorhanden und die berühmte xylografische Kunstanstalt von Brend'amour in Düsseldorf für das neue Unternehmen gewonnen. Herr Brend'amour weilt gegenwärtig persönlich in Berlin, um dort eine Filiale seiner Anstalt einzurichten. Hinsichtlich deS belletristischen Thei-leS der beiden Konkurrenzblätter wird eS interessant sein, daS geistige Turnier zu beobachten, welches zwi» schen ihre» Leitern, Paul Lindau und Heigel, stattfinden wird. — Die Tunnel-Eröffnung durch den Mont-CeniS findet am 15. September statt. Soeben werden Einladungen an die ausgezeichnetsten Ingenieure und an die Redacteure der größeren Blätter Europa'« mit der Bitte abgesendet, der feierlichen Jnaugurirung deS Riesenwerkes beizuwohnen. Die bisherigen täglichen Probefahrten durch den Tunnel haben die Gerüchte der mangelhaften Ventilation und sonstiger Gefährlichkeit Lügen gestraft und es wurde nachgewiesen, daß sich diese Galerie von jenen der anderen Eisenbahnen nur durch ihre Länge und Großartigkeit unterscheidet. — Rivet, der Urheber deS vielbesprochenen Antrages auf Verlängerung der Vollmachten ThierS' als Präsident der französischen Republik, ist ein Freund desselben und zählt bereits 71 Jahre. Unterm Juli-königthum war Rivet Mitglied des linken Zentrums in der Kammer, wurde 1848 in die Konstituante gewählt, trat in den Staatsrath, wurde aber 1851 wegen feines Protestes gegen den Staatsstreich kassirt. Er gehört zu denjenigen Orleanisten, welche sich eine parlamentarische Republik mit Thiers gern gefalle» lasten, um sie nicht in die Hände Gambetta'S zu liefern. i. lilUL 1..J. . .■!■»!■.■'!! 1'.! .LI!.1 —TSSEEESSSSEgSSS» Lokal- und Provinzial-Angelegenheiten. Origirral-Korrefpovdeuz. o-o. Cilli, 22. August. (Geschichte eines Heiligen.) Bor beiläufig 300 Jahren wanderte ein Mönch aus dem Kapuzinerkloster Saitz bei Go-nobitz nach Rom, mit dem Austrage, den heiligen Vater um den Leichnam eines Heiligen zu bitten, da sich wegen Mangels eines solchen Zugmittels die Gläubigen weniger freigiebig zeigten, daher die Sporteln des Klosters für die Bedürfnisse der Mönche nicht hinreichten. Der heilige Vater beschenkte den Mönch mit einem menschlichen Leichnam, und reich beladen mit der Beute zog er frohen Herzens in sein Kloster. Von nun an strömten die Gläubigen massenhaft zum Heiligen, die Opferstöcke waren stets reichlich gefüllt, und Die frommen Mönche konnten sich wieder gütlich thun. Doch der Mönch denkt und das Schicksal lenkt. Bald daraus wurde das Kloster ein Raub der Flammen und der Heilige lebte nur mehr in dem Munde de« Volkes. Bei Gelegenheit von Ausgrabungen fand man ein Gerippe und der Dechant von Gonobitz, welcher zu Folge göttlicher Eingebung denselben sogleich als den von Rom gespendeten Heiligen erkannte, brachte ihn in der ersten Hälfte dieses JahrhunderteS in die Pfarrkirche nach Gonobitz. Weil aber das Kloster Seitz in den Sprengel des DechanatS zu Neukirchen gehört, so entspann sich um den heiligen Leichnam ein Prozeß, welcher erst vor kurzem in Rom zu Gunsten des Neukirchener DechanateS entschieden wurde. Der Leichnam wurde unter großem Gepränge nach Neukirchen überführt und am vergangenen Sonntag in der Pfarrkirche feierlichst ausgestellt, bei welcher Feierlichkeit die Opfergänge die Hauptrolle spielten. Der Heilige hatte, nebenbei gesagt, noch keinen Namen, doch der heilige Vater hals diesem Uebel vermöge seiner Unfehlbarkeit dadurch ab, daß er den Leichnam als den des heiligen AgapiloS bezeichnet-. Dieser Aga-pitoS ist der Leim des DechanlS in Neukirchen, mit welchem er die silbernen Vögel der Bauern fängt, um mit Hilfe dieser Beute gehörig agitiren zu können. DieS die wahrhafte und rührende Geschichte des heiligen AgapitoS, von dessen frommem Leben man leider nichts erfahren kann. Lokal-Chronik. — (Tfchuggmall'S Automaten.) Selbstbewegende Mechanismen hat der Menfck tagtäglich vor Augen und beachtet sie deshalb nicht sonderlich. Oder wer hätte nicht schon Uhren, Planetarien und eine Menge von industriellen Maschinen gesehen? Ungewöhnlicher und darum nnser Staunen erregend sind anscheinend regungslose Nachbildungen von Menschen und Thieren, die urplötzlich vermöge eines in ihrem Innern verborgenen Triebwerkes die Bewegungen und Funktionen des Lebens verrichten oder zu verrichten scheinen. Man nennt solche Nachbildungen Automaten, vom griechischen avTO/.taros, d. i. Selbstbeweger. Schon im grauesten Alterthurne gab es dergleichen Kunstwerke. Vernimmt man doch von Pä-deloS' wandelnden Statuen, von der fliegenden hölzernen Taube des Archytas von Tarent u. a. Zahlreiche derlei Kunstwerke werden den Weisen des Mittelalters zugeschrieben, so dem Albertus Magnus in Köln (1194 bis 1280), dem Engländer Roger Bacon(1214—1294); man erzählt von einer eisernen Fliege, von einem künstlichen Adler, welcher dem Kaiser Maximilian I. in Nürnberg entgegengeflogen u. s. w. Die AuShildung der Uhrwerke hat auch die Mechanismen der Automaten vervollkommnet, ja oftmals wurden letztere geradezu mit berühmten Uhrwerken in Verbindung gebracht, wie z. B. die berühmte Uhr des Straßburger Münsters (verfertigt 1547 — 80) mit ihren zwölf Aposteln und dem krähenden Hahne, ferner die Uhren zu Lübeck, Prag, Olmütz u. s. w. bis herab zum Kukuk der Schwarzwälder Uhren. Im vorigen Jahrhundert erlangten besondere Berühmtheit die Franzosen Vaucauson aus Grenoble und Droz Vater und Sohn aus Lachaux de Fonds. Vaucauson hatte einen Flötenspieler gefertigt, der Kopf, Lippen und Finger kunstgemäß bewegte, ebenso einen Clarinettebläser, der zugleich das Tamburin schlug. Besonderes Staunen erregte eine Ente, welche Hals und Flügel rührte, die Federn sträubte, schnatterte, untertauchte, Wasser trank, Körner sraß und das scheinbar verdaute wieder von sich gab. Aehn. liches leisten TschuggmallS Schwäne, dessen Figuren überhaupt in dieser Beziehung das anmuthigste, pos-sirlichste und überraschendste Schauspiel gewähren, so daß niemand es versäumen sollte, diese Vorstellungen zu besuchen, zumal da ihm auch noch Gelegenheit geboten, die interessanteste Eisenbahnstraße Europa's, die B r e n n e r b a h n mit allen ihren kühnen Bauten, den Tunnels, Viadukten, Brücken, den anliegenden Ortschaften und vor allem die kolossale Zentralalpen-ketle Tirols mit ihren Schneebcrgen Gletschern und grünen Halden im prächtigen Paronama zu schauen — (Ausstellung krainischer Alpenbil. der.) Der österreichische Alpenvcrein beabsichtigt durch die Vermittlung seines hiesigen Bevollmächtigten Prof. Valenta eine Ausstellung von 48 Orizinalaquarellen von dem berühmten Prof. Ender in Wien, sämmlliche Ansichten unseres schönen Gebirgslandes darstellend, zu veranstalten. Wir machen auf diesen Kunstgenuß das p. t. Publikum aufmerksam mit dem Bemerken, daß wir Über Wann? und Wo? nächstens weiteres berichten werden. — (Ein Gauner) wurde gestern Abends im Garten zu Leopoldsruhe von zwei außer Dienst befindlichen herbeigerufenen Gendarmen arretirt. Derselbe hatte im Schlosse daselbst mehrere Diebstähle verübt. Bei seiner Abführung drohte er mit den Worten: „Das wird noch Alles abbrennen!" Rache an. — (Die freiwillige Feuerwehr) hält wie nach jedem Brande morgen Abends 8 Uhr im Kasino-Rlubzimmer eine Kneipe ab._______________________ Mngesenvet. Interessant für Damen. In Chignonhaaren, auch Perriicken, Haareinlagen hat man tÄregarinen (d i in Heerden anftretendeS Jnsusorium) auch Chignon-Pilz genannt, entdeckt, welche sich dem bewaffneten Auge gleich einer Art Schimmelformen in den Wichtelzöpfen der Polen repräsentiren. Es ist charakteristisch, daß man ganz ähnliche Knötchen in dni Haaren der aus Amerika in die Museen gelangten Fanlthiere vorgesunden. Gregarinen sind, abgesehen davon, daß sie ekelhafte Straf-thiere der Unreinlichkeit erzeugen, gesnndheilsgesahrlich, denn Kopf-, GesichtS- und NackenanSfchläge werden durch dieselben hervorgerufen. Um den Damen mit dem wallende» Haupthaar keinen Schreck einzujagen, weisen wir auf die vortreffliche Haar, konservirungstinktur „Filopurgin" (ausgezeichnet mit einem k. k. ausschl. Privilegium) hin.____________________________ Witterung. Laibach. 25. August. Herrlicher, wolkenloser Tag. Hitze im Zunehmeu. Wärme: Morgens 6 Uhr — 13.8 ’, Nachmittags 2 Uhr 4- 27.2“ C. (1870 + 1U.0"; 1869 + 23.1“). Barometer 739.06 Millimeter. Das gestrige Tagesmittel der Wärme -s- 19.9*, um 1.9° unter dem Normale.______________ Angekommene Fremde. Am 24. Angust. Elefant. Dreger, Mitarbeiter der „Triester Zeitung," Triest. — Heinrich, Krainbnrg. — Sinket, Kraljevic — Skerlj, Ponovii. — CeZnovar, Loitsch. — Gorjup, Görz. — Sascari, Triest. — Zerbi, Mailand. — Sieger, Sich* tenwald. — Baron Minutillo, t. k. Rittmeister, Triest. — Baron Minutillo, (. f. Linienschiffslieutenant, Triest. — Rack, k. k. Hofrath, Cilli. — Papitfch, k. k. Lieutenant, Cilli. — Baraz, Zengg, — Schmcrl, Triest. — Tho-mailit, Steinbüchl. Stadt Wien. Robinski, Cilli. — Ritter v. Goßlet, Hrastnig. — Deisinger, Privat, Lack. — Paver, Privat, Görz. - Hankart, Alexandrien. — Frangeu, Alexandrien. — Thomann, Privat, Steinbüchl. — Groß, Graz. — Dr. Frendl, Brünn. — Frau Jankovz, Bäckermeisters-Gattin, Klageufurt. Balerlaelier Hof. Musquitter, Äaiiischa. Moliren. KoraZia, Postenführer, Ruits* — Pfauen-thal, Privat. Wien. — Kubier, Musiker und Künstler, Efsek, Verstorbene. Den 24. 9t u g ii ft. Dem Herrn Adam Franz, Kondukteur, seine Gattin Gertraud, alt 39 Jahre, in der Stadt Nr. 41 an der Luugentuberkulofe. ihr erst jetzt der Wortlaut der betreffenden Verordnung bekannt wurde, und daß diese Verordnung keine Gesetzwidrigkeit, noch viel weniger einen Verfassungsbruch enthalte. Die „Wiener Abendpost" lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums erneut auf dieNoth-wendigkeit, die Urtheile der Presse mit Vorsicht auszunehmen, namentlich jetzt, wo sie den sogenannten Ausgleich mit Böhmen bespricht, ohne von dessen Inhalt irgend welche Kenntniß zu besitzen, und schließt: Wir können diesem Treiben gegenüber die vollste Beruhigung gewähren, daß durch diesen Ausgleich weder die nothwendige Einheit der Monarchie, noch der Ausgleich mit Ungarn gefährdet ist, weder die Rechte der Deutschen in Oesterreich, noch die bürgerliche Freiheit geschmälert werden. Telegramme. (Orig. -Telegr. des „Laib. Tagblatt.") Paris, 25. August. Die Friedensverhandlungen werden in Versailles fortgesetzt. Cin noch unbestätigtes Börsengerücht erwähnt eines Attentates auf den König von Spanien. In der Nationalversammlung findet die heftigste Debatte stntt über die sofortige Auflösung der Nationnlgarde. Die Rede ThierS' wird häufig von der Rechten unterbrochen. Der schließlich von der Regierung akzeptirte DermittlnngSantrag auf allmälige Entwaffnung der Nationalgardc wird mit 488 gegen 154 Stimmen angenommen. Wien, 24. August. Die „Wiener Abendpost" verweist darauf, wie anläßlich der ministeriellen Verordnung über Einrechnung der Stenerzuschläge bei den Wählerlisten zuerst der Regierung die gehässigsten Motive unterschoben wurden, und wie schließlich die „N. Fr. Pr." selbst eingestand, daß Unentbehrlich ist allen Chrgnon tragenden Damen die Haarreinignngs- und Konservirnngs-Tinktnr Filopm*g-i ii, welche erst nach tausend glänzenden Beweisen ihres Erfolges von mir öffentlich anempfohlen wird gegen: i- Tödtnng der Gregarinen (d. H. in Hrerden auf-tretendes Jnfusorium), welche sich besonders in künstlichen Haararbeiten, wie Chignon, Perriicken u. f. w. festsetzen und dadurch eine ganze Reihe von Krankheiten erzeugen können, sowie ekelhafte Strafthiere der Unreinlichkeit (Läuft). 2. Als einziges sicher wirkendes Mittel zur Erzielung eiueS kräftigen Kopfhaar- und Bartwuchses uud zur Verhütung deS Haarschwuudes. - Ein Flakon 2 fl. Anleitungen auf Verlangen portofrei. Versand gegen Nachnabme. Zentral-Verfendiings-Dcpot: Wien, Margarethe», Wehrgasse Nr. 4, 2. Stock. (376-1) Niederlage bei Eduard Mnlir in Laibach. In Sclilsclilta beim tiusl, im Magazine des Gefertigten, werden zirka 300 Eimer guter Nntcrkrainer-Weine tiefen SBiiiMta« am ®«i. Auigiist von I bis 6 Uhr Nachmittags im freiwilligen LizitationSwege zum Verkaufe ausgeboteu, wozu Kauflustige höflichst eingeladen werden. Achtungsvoll (373—4) Eduard Blasttfch. Wiener Börse vom 24. August. Staatsfonds. 5yerc.Rente, öst.Pav. dto. dto. öft.inSilb. fafe von 1854 . . . «?0tc von 1860, ganze defe von 1860, Fünft, fltämtenf*. v. i«64 . Orandetxtl.-Obl. Steiermark )u5 pCt. Harnten, Äratn u. Küstenland 5 „ Ungarn . . zu 5 „ ssroat. u. Slav. 5 „ biebenbürg. * 5 * Aotlea. Jlattonalbanf . . . Union - Bank . . . 'Lreditanstall . . . -t. ö. EScompte-Ges. ilnglo^österr. Bank . Öefi. Bodencred.-L. . Oest. Hvvoth.-Bank . ßteiet. E-compt.-Bk. Franko - Austria . . Rats. Ferd.-Utordb. . Südbahn-Gesellsch. . Kais. Elisabeth-Bahn. K irl-Ludwig-Babu Siebend. Eisenbahn . Staatsbahn.... Kais. Franz-2osesSb.. Fünfk.-Barcser L.-B. Msöld-Flum. Bahn . Pfandbriefe. Nation. ö.W. verloSb. P.ng. Bod.-Creditanft. Allg.öst.Dod.-Tredit. bto. m aau.tüdz. . «Selb 59 8 ) 69.8 > 94.75 102 — 114 50 )39 5) 93.— 8',.75 dl). 25 tO 2> 11.X5 tiiatt C.— 70 -95.— 1U8 20 115 -13s 75 94.- 86 — 80 60 t6 5 17 50 765 — 170.-2fc0 40 '988 iöS.iO >60 — 7n.— 235 -i 1L3.L0 Ül45i 180 60 *88 5,.! i63 2)! 176 25 418.50 207.50 176 — lfcO 25 7r,7 -Ü70.2. 2*0.60 940 -*59 20 1662 — 77.- 123*4' 8160 18J.d(-iö4 — >f.3 75 116 60 41**.— 2( 8 — ! 176 50 180 75 91.1b' 91 8^.25 89.60 108.—1108.60 87.501 88.- 1 Geld Ware Oest. Hypoth.-Banr J 95.- ro PrlorltRto-Obllff. Südd.^es. zu 500 Fr. 109.— 109.20 dto. Bons 6 pCt. 2»«.— 240.— N rdb. (loo st. CM.) ice.10 1C6 iO 'öied.-B.<200st.ö.W.) 91.— 91.60 OtaalSbahn Pr. Stück 141.— 142.50 oiaaiöb. pr. St. 1867 140.?0 141.— ÜiudotfSb.(300st.ö.W.) m.80 82.— Franz > Jos. (200 fl.©.) 99 SO 99 kO Lob©. Eredit 100 fl. ö. W. . 185.50 180.— Don.-Dompfs