« a i b a ch e r Woche n b l a t t z u m Nutzen und Vergnügen. ^iro. 35. Frey tag den 3a. August i3>6. Chronograph i cum auf das wicdcr auflebende Kö n igvei ch I l ly rie n. ^)er letzte König des alten Illyriens, mit Nahmen <^l»^.u8, der um das Jahr 185 vor Christi Geburt es beherrschte, wurde nachher von den Römern besiegt, UNd endete sein Lebcn in-Rom. Veit-de-ni blieb Illynen immer eine Provinz, die Ansaugs unter d:r Bothmäßigken der Römer stand, später mannichfaltige po-lltischeSchicksale erjuhr, und nun unter den glücklichen- und beglückenden Scepter Sr. Majestät des Erbkaners von Oesterreich frohlockend kam. Von-allerhöchst demselben zur uralten Würde eines Königreichs huldvoll erhoben seyt cs dieser ewig denkbaren Epoche folgende Inschrift: In noV^ II^Mt< k^M^i' KL9I5 Deutftk: Im neuen Illyrien glänzt die Majestät unseres Königs klcM^ci. Geschichte und Verfassung dcr Raubstaatcn. (Fortsetzung:) Die willküh'-lichen Erpressungen der Pascha's, ihre unkluge Habsucht, die selbst ihr^ Türkischen Vertheidiger nicht sckonte, machten ihre Herrschaft so ver-. haßt, daß man endlich im Jahr 1628 . Dcpljtnte nach Konstantinopel schickte, und Achmet den I. bewog, in die Beschränkung derselben einzuwilligen. Man ernannte einen Dey als-Oberhaupt der Finanzen, und ließ dem Pascha nur seinen Gehalt und die gewöhnlichen Ehrenbezeigungen. Er hatte keine Stimme im Staatsrath, bis man ihn fragte Es war natürlich, daß die so besäränkten ehemahligen Herrscher durch Erregung innerlicher Unruhen nach und nach ihre Gewalt wieder zu gewinnen suchten ; aber , der. Dey Baba Ali machte derselben ^1710) dadurch ein Ende, daß er den Pascha in ein Schiff warf, und mit der Erklä, rung nach Stambul schickte, daß dje, Algierer keinen mehr annehmen, sondern sick durch ftlbst gcwahlte D.y's regieren wuvdcn Achmct der lU., nach der gewöhnlichen Politik der Pforte, machte den jedesmahligen. Dey zu seinem Pascha, und entsagte dadurch aller Einwirkung in die Staatsgewalt dieser Soldaten-Republik Nur von Zeit zu Zeit schickt der Großherr einen Cyiaux, den man mit grosser Ehre empfängt, bewirthet, bewacht, und baldigst wieder fortschickt. Unterdessen war das persönliche S lnckfal der Dey's nicht glücklicher als das ihrer Vorgänger. Selten ist einer so glücklich , wie Mahomed III., der 1791 nach einer 25 jährigen Negierung in einem Alter vo:, 93 Jahren starb. Es wäre zu weitlausig, in die besondere Geschichte der unruhigen Regierungen dieser sklavischen Despoten einzugehen, nur werden wir noch einiges über die Staatsverwaltung, und über die Lage der Stadt Algier sagen, in so weit dieß zur Erklärung künftiger Ereignisse unsern Lesern angenehm seyn könnte. (Die Fortsetzung folgt) Nähere Umstände bonder Hinrichtung des Weisgärbcrs PleiMer, 35 Jahr alr,des Schreibmeisters Carbonneau, 34 Jahr alt, und des Uhrgehäusma-chers Tolleron, 3" Jahr alt. Heute, um die Mittagszeit, kam der Wagen der Conciergerie nach Bicetre, «m die drey zum Tode Verurtheilten, Pleignier, Carbonneau und Tolleron in den'Iustizpallast zu bringen. Als Tolleron diese Nachricht vernahm, rief er aus: Wir sind verloren ! Carbonneau war sehr gerührt, Pleignier sprach kein Wort, schien aber in sich versunken zu seyn. Sie bestiegen nun den Waqen, der ihrer harrte, und wurden, unter Bedeckung vo,t acht Geüsdarlnes fortgebracht< Toli^ -ron blieb festen S'i-mes, zeigte überhaupt viele Gemüthsruhe. Um ein Uhr kamen sie in der Conciergerie an. Man brachte fie in drey verschiedene Zimmer und der Genchcschrci-ber las einem Jeden einen Brief des Herrn General-Procurators vor, der ihnen anzeigte, daß ihr Gesuch um Aufhebung des gegen sie ausgesprochenen Urtyells verworfen worden sey Zugleich verkündigt« er ihnen, daß die über sie verhängte Todesstrafe noch an demselben Abende an ihnen werde vollzog,-» werden. Diese Nachricht brachte Pleignier zur äussersten Verzweiflung ; er weinte bitterlich und rief mehrmahl: „ich hoffte, begnadigt zu seyn l I Y will den General- Procurslor sprechen l" Dann verlangte er au y , wie schon frützerhin öfters, den König zu sprechen. Carbonneau hörte den schrecklichen Spruch mit vieler Ergebung. Tolleron antwortete dem Gerichtsschreiber: ^,die Nachricht, die Sie mir bringen , hab' ich geahndet!" Jetzt traten die Geistlichen ein, die durch die erhebenden Lehrender Religion den armen Verdammten Muth einsprechen, Trost und Beruhigung gewahren sollten. Als Tolleron an dem ihm gegebenen Beichtvater Vedenklichkeit und Zaudern wahrnahm, sagte er zu ihm, inoem er seine Mütze abnahm : „Kommen Sie doch zu mir, einem Diener der N.'ligion bin ich Achtung schuloig, das weiß lch sehr wohl!" Bis um 6 Uhr blieben die drey Geistlichen bey den Delinquenten, um sie zum Tode zu bereiten. Dieser Zeitpunkt war für die Hinrichtung fcstges^t Nun verfügten sich der Hr. Genc.al-P ^u.ator, der Hr. Polizcy - Prä^ct, u>ld ew Mttgli.d des Gerichtshofes m dis K^lzley deS Gefängnisses, um die Entdeckungen, die, wie er sich immer verlauten ließ, Pleignier noch machen wollte, zu vornehmen. Nachdem scin? Auslagen zn Protokoll genommen worden waren, begab sich der Hr. G-neral-Procurator zu dem Hrn. Kanzler. Pleignur war durchaus niedergeschlagen. Carbonneau schien ruhig zu seyn, Tolleron in sein Schicksal ganz ergeben. G'.o verlangten noch Fleischbrühe und sin Glas Wein. Beydes wurde ihnen gereicht. Um halb acht Uhr kam der Herr General - Prokurator von dem Hrn Kanzler zurück , befahl, daß nunmehr zur Vollstreckung des Urtheils geschritten werden jolle. Die- drey Verurtheilten wlndcn jetzt einzeln in einen Vorsaal gebracht. Pleignier widersetzte sich heftig, als man ihn auskleiden wollte. Mit Zwßem und verstörtem Blicke verlangte er, noch einmahl reden zu dürfen, bald, mit dem Könige, bald, mit dem General-Procuratar, bald, mit dem Aufseherin der Comiergerie. Der Scharfrichter erklärte ihm aber zu mehreren Mahlen, aller Widerstand sey fruchtlos, und sein Beichtvater , der Abbe Montis, ermähnte ihn, sein Leb.m nunmehr zu opfern, und dem Willen Gottes sich zu unterwerfen. „Nein, nein, rief Pleignier, hier waltet nicht der Wille Gottes; — ich war verblendet, ich selbst habe durch mich selbst gar Nichts gethan! Ich will noch Jemanden sprechen." Als man ihm die H.inde band, beklagte er sich, daß man ihn allzu fest ge« schnürt habe, und bat, man möge ihm mehr Fceyhnt lass n ; ma- l'eß?nln auch da) Bano ein wemg nach. Dann unterband man, dem vorgeschriebenen G blanche Nach , sehc sist sei.n Faust, um das Blut zu hemmen. Doch nur mit vieler Mühe konnte man diese vorbereitenden Anstalt vollenden. An Pleignier's Stelle nahm mmCor- bonnean dm Schäme! ein; er schwieg dltt^ a«s, und mit völliger Ergebung that er Ul, les, wäs man von ihm verlangte. Tolleren kam jetzt auf dem Schämel. Er verrieth noch immer Gleichmuth und Nutze. Mehrmahls äußerteer, er w> nicht unschuldig ', aber die Todesstrafe glaube er nicht zu verdienen. Er verlangte ein Glas Wasser: man gab es ihm, unv, wiewohl es bis an den Rand voll war, trank er es dennoch aus, ohne nur im mindesten zu zittern. ,,Von ganzem Herzen," sagte er, „verzeihe ich Pleig-niern; er ist zwar schuld an meinen Tode, doch heg' ich darum keinen Groll auf ihn'." Bloß bey der Erinnerung an seine Familie bemächtigte sich seiner eine wehmuthsvolle Stimmung. Als der Nachrichter ihm einen Mantel umwarf, der vorne zugebunden wurde, schien er es zu bedauern, daß man ihn so verhüllte; denn er sagte: „so kann man ja nicht sehen, ob ich mit Standhaftlgkeit sterbe !" Von de» Aufsehern nahm ev freundlich Abschied. D^s Nachrichters Gehülfen mußten Plei» gmer'n zur Stütze dienen, der fast bey jedem Schritte niedersank. Auf dem grauenvollen Wagen, der die Verbrecher nun zum Tode führte, nahm Pleignier den vordersten Platz ein, in der Mitte saß Carbonneau, den letzten. Platz hatte Tolleron. Kurz vor acht Uhr fuhr der Wagen aus dem Hofe des Pallastes S^it drey Uhr Nachmittags war der Weg von dem Iustitzpallaste nach dem Gceveplatze mit einer ungeheuern Menschenmenge bedeckt. Die Lust hallte von dem Illbelruf: „Et lcb- der Hoing!" -« (wie gewöhnlich) wieder ! Mal schwenkte die Hüte, und gab auf alle W:ise seme Anhänglichkeit an der Fürsten B?st.n zu erkennen. Sobalo mcw aufdem Richtplatze angekommen war 5 besten his Hnuttheilttn das Blutgerüste. Ein Gerichtsdiener las das Urtheil des Assiscnhofes mit lauter Stimme vor, der Nachrichter nahm dem Verurtheiltenden schwarzen Schleycr ab , und nun wurde zuerst Tolleron hingerichtet. Dann folgte Carbonneau und zuletzt Pleig-nier. Ehe sie enthauptet wurden, hieb man ihnen die rechte Hand ab. Von Neuen: erscholl nun der Ruf: Es lebe der König ! Es leben die Bourbone! Die Leichname der Enthauptet« wurden sofort auf den Todesacker von Vangirard gebracht. Anekdote. hon einem mit eigener Hand ausgestellten Todtenschcm. Ein englisches Blatt enthält folgende Anekdote: Vor 2 Monaten ward ein irländischer Korporal wegen Insubordination zu Dublin zun T))e verurthcilt.' Der Unglückliche wollte seiner Frau diese traurige Botschaft melden. Er sl>ried an einem Donnerstag; da er aber erst am folgenden, Tag hingerichtet werden sollte, und jeine Frau den Brief erst Sonnabends erhalten konnte, so dachte er, es wäre besser, ihr lieber gleich zu melden, was erst am folgenden Tage in Erfüllung gehen sollte. Er schrieb ihr daher folgendermaßen : „Meine liebe Frau ! Ich wünsche „daß Du dich eben so gut befinden mögest, „wie ich bis jetzt, und melde dir, daß „ich gestern zwischen 11 und 12 Uhr ge-„hangen worden bin. Ich bin , dem Him-„mel sey Dank, recht hübsch gestorben, „und hatte das Vergnügen, zu sehen, „daß mich alle Anwesenden bedauerten. „Gedenke meiner, und lasse unsere armen „Kinder mich nicht vergessen, die keinen „Vater mehr haben Dein treuer Mann „bis in den Tod. Barttam." Der Ir- länder hatte, trotz aller Vorsicht, seiner Frau die Wahrheit zu schreiben , dennoch die Unwahrheit gemeldet, denn er wurde begnadiget, wovon er jedoch seine theure Ehehälfte nicht so geschwind benachrichtigte. Diese hatte sich bald darauf wieder ver-heirathet, und der Korporal glaubte, als er es erfuhr , gegen diese Hen-ath unmöglich protestiren zu dürfen, da er seinen Todtenschein mit eigener Hand ausgestellt hatte. Entsetzlicher Brudermord aus Geldgier. Qessentliche Blatter erzählen folgenden, jedes fühlende Mcnschenherz mit Entsetzen erfüllenden Brudermord , der unlängst bei Hildcsheim verübt wurde. Der Mörder ließ, um sich einer Summe von nicht ganz 100 Reichsthalern, wel le sein Bruder besaß, zu bemächtigen, denselben durch einen für wenig Geld gedungenen Böftwicht auf dem Felde meuchelmörderisch mildem Beile niederschlagen. Der Schlag tödtete aber den Unglücklichen nicht sogleich , vielmehr kam er wieder zu sich, und bat das Ungeheuer, seinen Druder, inständig um sein Leben. Statt dessen aber empfing er den Todesstreich aus der verruchten Hand dessen, den er Bruder nannte , und ward von, seineu Mördern. eingescharrt. Die allgerechte Vorsehung aber ließ die schwarze That nicht lange verborgen. Eiu Hund wühlte das Grab auf, und machte den Leichnahm sichtbar. Die Obrigkeit versierte sich der schon . aus mehreren Gründen ihr verdächtigen Verbrecher, welche, wie man vernimmt,, ihre Gräuelthat bsrelts bekannt haben ^ und die gerechte Strafe erwarten.