TeleMn Nr. 2325. b SScchtfpnich, SB« wh begehren von der Zutimst Fernen« Daß Brot und Arbeit uns gerüstet stehen. Daß unsere Kinder in der Schule lernen Und unsere.,ffirciit nicht mehr betteln gehen. ®, Herwegh. Der MeMnto^ 38.4155 des Oesterreichischen Eisenbahn-Personales. NedaMon: Wien VA, ZenLagaffe Nr. 3. Rcdaktioueschluß: Zwei Tage vor dem Erscheinen de» Blatte». Sprechstunden (ßtib-iebc‘i!"5pg'mtt Ausnahme der Sonn- und Feiertage von 10 Uhr vormittags bis y»4 Uhr nachmittags^ ! Insertionspreis: Tie einspaltige Milliineterzeile oder deren Raum 14 Heller. ' ' - Bei Jahresauftrag Rabatt. Abonnements-Bedingungen: Halbjährlich .............................Kr. 2 88 Ganzjährlich.................................. 5-78 -"Für das Deutsche Reich ganzjährlich 32tft. 6"—. Für das Übrige Ausland ganzjährlich 9 Franken. Erscheint jeden 1., 10j und 20. im Monat. Nr. 10 Wien, den 1. gnli 1912. 20. Fahr». f Ae bürgerliche Demagogie in der Eisenbahnersrage. $ Wie die Eisenbahner von den Ehristlichsozialeu und Nationalverbändlern genarrt werden. Für den klassenkampfgeschulten denkenden Arbeiter besteht seit jeher kein Zweifel, daß alle Versuche, Angestellte und Lohnarbeiter in sogenannten bürgerlichen. christlichsozialen und nationalen Organisationen zu vereinigen, in der zweckbewußten Absicht unternommen werden, diese täglich wachsende Zahl der Abhängigen der Politik des Klassenstaates und den Interessen der herrschenden Klassen dienstbar zu machen. So weit alle Erfahrung im wirtschaftlichen und politischen Leben zurückreicht, sehen wir, wie die unterschiedlichen, bürgerlichen Parteien strengste Klassenpolitik betrieben, die den Bedürfnissen und Interessen der Arbeiter und Angestellten scharf entgegengesetzt ist. Und in der Absicht, willige Hilfstruppen bei diesem Werke zu finden, wurden die nationalen und christlichsozialen Arbeiterorganisationen ms Leben gerufen, die, von demselben Geist erfüllt, Fleisch von ihrem Fleische sind. Niemals aber sind vielleicht alle diese selbstverständlichen Erkenntnisse mit so klarer Schärfe herausgearbeitet worden, als wie das durch jene Erfahrungen geschah, die die österreichischen Eisenbahner in den letzten Jahren mit den bürgerlichen Parteien gemacht haben. Seit dem Jahre 1908 haben nun die Eisenbahner bereits zum drittenmal Gelegenheit, die Ehrlichkeit und die"redliche Absicht der bürgerlichen Parteien an den Abstimmungsergebnissen des Parlaments zu studieren, die eine Sprache führen, die sich durch kein verleumderisches Geschimpfe aus die Sozialdemokraten überschreien läßt. Vor vier Jahren, im März 1908, stellte bekanntlich Dr. Ellenbogen seinen Antrag auf die Budgetierung von 20 Millionen Kronen für die Eisenbahner, und die bürgerlichen Parteien stimmten ihn nieder, und zwar sowohl im parlamentarischen Ausschuß wie in der Vollsitzung des Hauses. Zwei Jahre später, im Mai 1910, stellte der Genosse Tomschik im Budgetausschuß den Antrag auf Einstellung von 8°8 Millionen Kronen in das Budget des Eisenbahnministeriums, und wieder lehnten die bürgerlichen Parteien den auf das Mindestmaß der Bescheidenheit reduzierten Antrag ab. Dabei muß das Komödiantenhafte der Vergessenheit entrissen werden, daß dieselben Deutschnationalen, die im Aus-• 1^11 m f^ein für den Antrag votiert hatten, im Plenum dagegen st i m m t c n, und damit ihre eigene Haltung m ein und derselben Sache widerlegten. Wie steht nun die Sache heute? Die Herren haben die Voraussage des Herrn Dr. Stein-tvender nicht widerlegt und den 17 Millioncn-Antrag Tomschik ebenso prompt wie alle vorher gestellten Anträge abgelehnt. Das ist also das dritte Verbrechen, das die bürgerlichen Parteien in einem Zeitraum von bier Jahren an den Eisenbahnern verübt haben. Hat man auch nicht erwartet, daß die moralisch defekte Gesellschaft von einer Rückfälligkeit auf dem Wege ihres konsequenten Arbeiterhasses bewahrt bleiben werde, so zwingt doch der diesmal besonders dick auf-getrageüe Schwindel in seiner graffen Art dazu, ihn als Lehr- und Schulbeispiel zu verwenden, um die sittlich^ Beschaffenheit jener merkwürdigen Eisenbahnerfreunde aufzuzeigen, für die sich Christlichsoziale und Rationalverbändler im edlen Wetteifer ausgeben. Als bekanntlich der 38 Millionen-Antrag im Parlament einstimmig von allen Parteien angenommen war, und die Regierung, die sich an eine Resolution nicht gebunden erachtete, bloß 21 Millionen für die Eisenbahner aufwendete, wie taten da die Herren Nationalen und Christlichsozialen erg'rimmt, und wie feierlich gelobten sie, daß sie unter allen Umständen dafür im Parlament sorgen werden, daß die Negierung mit den restlichen 17 Millionen herausrückt! Und in der Ausgabe des „Deutschen Eisenbahner" vom 10. März 1912 konnte man als Beweis, daß die Deutschnationalen auch diesmal wieder den Sozialdemokraten voraus sind — folgende geharnischte Interpellation lesen, die die Abgeordneten Heine, K n i r s ch und Seidl am 5. März 1912 an den Eisenbahnminister überreicht hatten: Interpellation der Abgeordneten Knirsch, Heine, Seidl und Genoffen an Seine Exzellenz den Herrn Eisenbahnminister. In der vorletzten Sitzung hat das Abgeordnetenhaus bekanntlich einstimmig einen vom Staatsangestelltenausschutz borge legten Resolutionsantrag angenommen, nach welchem vom hohen k. k. Eisenbahnministerium verlangt wird, für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Staatsbcdiensteten 38 Millionen Kronen aufzuwenden. Das Eisenbahnministerium bat aber trotz der Anerkenn., .g Vi- Berechtigung der vom Staatsangestelltenausschus; formulierten Forderungen nur einen Betrag von 21 Millionen Kronen für die Staatsbahn bedienstet en ausgeworfen, von welcher Summe aber in den Staatssäckel in der Form von Stenrpelgebühren ein namhafter Betrag zurückflieht. In der Nichtbeachtung des einstimmig gefassten Beschlusses des Abgeordnetenhauses durch das Eisenbahn Ministerium mutz jenes auch seine eigene Mißachtung erblicken. Die Gefertigten fragen daher den Herrn Eisenbahn mini st er, ob und in welcher Frist er geneigt ist, dem einstimmig gefassten Beschluss des Abgeordnetenhaus entsprechend, die Massnahmen für die Verbesserung der Gehaltsund Lohnbezüge der Staatsbahnbedien st eten so weit zu ergänzen, dass zu den bisher verkündeten Maßnahmen yoch eine weitere Aufwendung im Gesamtbetrag von 17 Millionen Kronen kommt. Natürlich konnten sich jetzt die Meister allen Schwindels, die Christlichsozialen, von ihren einzig gefährlichen Konkurrenten, Den Nationalverbändlern, den Rang nicht ablaufen lassen, und so überreichte am selben Tag der Abgeordnete K e m e t t e r, der „bewährte Vorkämpfer" — wie das Blatt des Verkehrsbundes sagt — gleichfalls folgende Anfrage: Interpellation des Abgeordneten Ke m etter und Genossen an Seine Exzellenz den Herrn Eisenbahnminister, betreffend die Erledigung des Beschlusses des Abgeordnetenhauses hinsichtlich der zur Aufbesserung der Bezüge der Staatsbahn bedien st eten am 17. Dezember 1911 gewidmeten 88 Millionen. Bis wann gedenkt Seine Exzellenz die noch rückständigen 17 Millionen dem vom Abgeordneten haus bezeichneten Zweck zuzuführen unter besonderer Rücksichtnahme auf die grundlegende Forderung der zweijährigen Vorrückungsfris • Und nun kommt das besonders Bemerkenswerke: Die christlichsoziale „O e st er r e i ch i s ch - n n g a r i-scheEiscnbahnerzeitnn g", die in ihrer Ausgabe vom 15. März 1912 an leitender Stelle diese Interpellation veröffentlicht, fügt ihr wörtlich folgende Feststellung hei: „D i e ch r i st l i ch s o z i a l e Vereinigung des Abgeordnetenhauses hat durch ihren geschäftsführenden Obmann, den Abgeordneten Josef Sch raff l, die ausdrückliche Erklärung abgegeben, daß die Partei geschlossen für die Forderungen der Eisenbahner eintreten werde, eine Erklärung, die sicher in den weitesten Kreisen unserer Kollegenschaft einen freudigen Widerhall zeitigen wird." Das war ehe der sozialdemokratische Antrag auf Einstellung der 17 Millionen Kronen in das Eisenbahnbudget zur Verhandlung kam. Bei der Abstimmung über denselben stimmten die Christlich-sozialen, darunter auch der Abgeordnete Josef Schraffl, gegen den Antrag. Durch Herrn Josef Schraffl, als ihren geschäftsführenden Obmann, ließ also „die christlichsoziale Vereinigung des Abgeordnetenhauses" den christlichen Eisenbahnern das Versprechen z u k o m-m e n, „d a ß d i e P a r t e i geschlossen für b i e Fordern n ge nderEisenbahnerstimmen toerb e", was aber die Christlichsozialen mit Herrn Josef Schraffl durchaus nicht hindert, drei Monate nachher, das Versprechen für null und nichtig zu erklären, und gegen die Verwendung der 1 7 M i l l i o n e n z u st i m m e n. Wie aller besseren Erkenntnis verschlossen, wie geistig heruntergekommen müssen jene bedauernswerten Geschöpfe sein, die noch weiterhin in der sogenannten christlichen Eisenbahner-. Organisation im „Verkehrsbnnd" bleiben, nachdem ihnen mit so schlagender Beweisführung gezeigt wurde, wie sie von ihren Parteiführern gefoppt und genarrt werden! Und was sagen jene Eisenbahner dazu, die in die deutschnationalen Schwindelorganisationen hinübergelotst wurden, und die noch immer blindlings den demagogischen Auftrumpfereien Gefolgschaft leisteten? Was ist das'doch für ein faustdick anf-getragencs Posicnspiel, erst drei Monate vorher in einer Anfrage an den Eisenbahnminister die 17 Millionen Kronen zu urgieren, um drei Monate später dieselbe Forderung dadurch a b z u l e h n e n, indem man die finanziellen Mittel dazu verweigert? So vor aller Welt in der schamlosesten Art ein Fastnachtsulk, ist noch nie im politischen und parlamentarischen Leben aufgeführt worden, als wie es bei dieser Abstimmung im Zusammenhang mit den vorausgegangenen Aktionen geschah. Resolutionen und Interpellationen sind den Herren billig, und daher gerade gut genug für die Eisenbahner, als Mittel zur Anwerbung für die diversen Schwindelorganisationen benützt zu werden. Resolutionen und Interpellationen für die Eisenbahner, das Geld aber bewilligt man der Regierung für Kanonen und Kriegsschiffe. So will es das Prinzip der Christlichsozialen und National* verbändler. Das sind Tatsachen, aus denen viel zu lernen ist, und über die die Eisenbahner mit großem Nutzen für die Zukunft Nachdenken können! * . .. . yV**7 Beratungen der Christlichsozialen und National-verbändler. Sie sinnen, wie sic sich aus der Schlamastik ziehen könnten. In den letzten Tagen kann man in dem christlich-sozialen und nationalb erbänblerifchett Lager eine ganz merkwürdige Bewegung wahrnehmen, die nur noch deutlicher die ganze schlecht gespielte Komödie offenbart. Wie bekannt, hat der Abgeordnete T o m s ch i k feftten im Bnd-getansschuß abgelehnten Antrag als Minoritätsvatum angemeldet, so daß über den Antrag im Parlament noch einmal verhandelt und a b g e ft i nt nt t werden muß. Den bürgerlichen Parteien graut also aus leichtbegreiflichen Gründen vor dieser neuen Abstimmung, bei der die Parteien in ihrer Gesamtheit in der Eisenbahnerfrage Farbe bekennen müssen. Sollen sie wirklich das Odium auf sich nehmen, auch im Plenum gegen die Einstellung der 17 Millionen Kronen zu stimmen, nachdem sie im Dezember des Vorjahres 38 Millionen beschlossen haben? . Sie beraten also jetzt, wie sie sich mit heiler Haut aus der unerquicklichen Affäre ziehen könnten. Ueber das Resultat dieser „Beratungen" liegt zunächst eine Meldung der „Zeit" vom Dienstag vor, in der es , heißt, daß „die, bisher unternommenen Versuche, die Majoritätsparteien von der Notwendigkeit zu überzeugen, den Antrag Tomschik bei der zweiten und dritten Lesung des Budgetprovisoriums abzulehnen, erfolglos geblieben sind.. Die Christlichsozialen und Polen erklären, daß sie nur in dem Falle gegen den Antrag Tomschik stimmen könnten, wenn and) der deutsche Nationalverband den Antrag geschlossen ablehnte. Im deutschen, Nationalverband bestehen jedoch in dieser Frage scharfe Meinungsverschiedenheiten. Die Mitglieder der deutschen Arbeiterpartei erklären, daß sie aus dem Verband austreten nfüßten, wenn sie gezwungen MT Der „Eisenbahner" erscheint in einer Auflage von 50.000 Exemplaren. "W8 würden, gegen den Eisenbahnerantrag zu stimmen". Das letztere ist, wie wir an anderer Stelle mitteilen, unterdessen vollzogen worden. Den Herren Knirsch, Fahrn er und Seidl ist also der Schwindel in der Eisenbahnerfrage schon so dick geworden, daß sie fürchten mußten, der ganze „Reichsbund" gehe zum Teufel, wenn sie nicht wenigstens formell durch den Austritt aus dem Nationalperband erklären, daß sie mit dieser Fopperei nicht länger einverstanden sind. Den Herren muß also das Grauen schon ganz gehörig angehen, wenn die Ratten das sinkende Schiff verlassen. Am interessantesten ist es freilich, zu vernehmen, daß ausdrücklich zu dem Zweck verhandelt wird, den Antrag T o m s ch i k auch im Plenum des Hauses abzulehnen. Also ein regelrechtes Kartell der Eisenbahnerfeinde! Besonders schlau wollen natürlich die Christlichsozialen sein, die erklären, nur dann gegen den sozialdemokratischen Antrag zu stimmen, wenn dies geschlossen auch die Nationalverbändler tun. „Jockele, geh' du voran, du hast die großen Stiefel an " Dagegen berichtet die „D e u t s ch n a t i o n a l e Korrespondenz" vom Mittwoch, daß der Antrag T o m s ch i k „den Gegenstand wiederholter Konferenzen zwischen der Regierung und den Vertretern der Arbeitsparteien bildete, in denen sowohl der Eisenbahnminister als der Finanzminister die etwaige Annahme dieses Antrages durch das Plenum als Sanktionshindernis be-zeichneten und die Abgabe diesbezüglicher Regierungserklärungen ankündigten. Zugleich wurde darauf hingewiesen, daß die Regierung von den durch das Haus für die Eisenbahner angesprochenen 38 Millionen Kronen 21 Millionen für diesen Zweck verwendet habe und vor» läusig, wie sie bereits im Dezember erklärte, darüber nicht hinausgehen könne, und daß weiters für die Kategorien der Staatsangestellton bisher nichts Definitives geschehen sei. Abgeordneter Heine, welcher seinerzeit als Bericht-erstattet des Staatsangestelltenausschusses über diesen Gegenstand fungierte, führt nun mit den anderen Parteien Verhandlungen, um im Wege eines Resolution §« antrages zum Budget die allmähliche Durchführung des seinerzeitigen Beschlusses s i ch e r z u st e l l e n". Weil also die Negierung nicht will, knickt der große Nationalverband zusammen, und Herr Heine will einen R e s o l u t i o n s a n t r a g st e l l e u. Da? heißt anstatt der 17 Millionen sollen die Eisenbahner vom Nationalverband eine — papierene Resolution bekommen, die die Negierung, wenn sie nicht will, nicht durchführen braucht. In Wirklichkeit steht natürlich die Sache so: Für die 17 Millionen zu stimmen, getrauen sich die Herren aus Furcht vor der Regierung und vor ihren Wählern aus den Fabrikanten- und Agrarierkreisen nicht, dagegen zu stimmen, siirchten sie aber doch den Zorn der Eisenbahner, die nun auch einmal zu den Wählern gehören. Und so beginnt das alte Demagogenspiel, getreu nach dein nationalverbändlerischen Grundsatz: „Der eine saß, der andere stand, Der stimmte für, der stimmte wider. Das ist der Nationalverband. «Stimmt an das Lied der Lieder!«" * Ter neuerliche Verrat für das Plenum des Parlaments perfekt geworden. Wien, 27. Juni. Heute, während unser Blatt in Druck geht, wird im Parlament über die W e h r v o r l a g e u abge- stimmt. Dann folgt die Verhandlung über das B u d-g e t p r o v i s o r i u m und damit auch über den als Minoritätsvotum angemeldeten Antrag T o m s ch i k. Nachdem die Regierung ihre Mehrheitsparieien zur raschesten Verabschiedung des Budgets kommandiert hat, soll, womöglich noch heute, die Abstimmung erfolgen, so daß während unser Blatt in die Hände unserer Mitglieder und Leser gelangt, über das Schicksal des 17 Mil-lionen-Antrages jedenfalls schon entschieden ist. Das Abstimmungsergebnis ist, nach dem, was über die gestrigen Parteiberatungen berichtet wird, kaum mehr zweifelhaft. In einer Besprechung, die der Leiter der Regierung, Baron H e i n o l d, mit den Obmännern der bürgerlichen Parteien und der deutschnationalen Arbeiterpartei abhielt, legte er diesen die budgetären Verhältnisse dar, die es, der Regierung unmöglich machen, die 17 Millionen Kronen auf einmal zu bewilligen, so daß die Annahme des^Antrages ein Sanktions Hindernis bilden würde. Dagegen erkläre sich die Regierung bereit, den im Vorjahr beschlossenen Resolutionsantrag „e t a p p e n-weise" durchzuführen, das heißt die restlichen 17 Millionen Kronen in Teilbeträgen z u verwenden. Vor dieser Erklärung kapitulierten die allergetreuesten Regierungsknierutscher, denn die offizielle Meldung besagt weiter, daß „eingem einsam es Vorgehen aller bürgerlichen Parteien beschlossen w u r d e". Einige Stunden vorher haben die Herren zwar beschlossen, daß Hunderte Millionen für den M i l i-t a r i s m u s ausgegeben werden dürfen, um etliche Stunden später lumpige 17 Millionen Kronen für die Eisenbahner zu verweigern! * Tic Protestvcrsammlung der Wiener Eisenbahnbedlen-steten. Das Resultat der Abstimmung des Bndgetaus-schusses veranlaßte die Koalition der Eisenbahnerorganisationen (Allgemeiner Rechtsschutz-und Gewerkschaftsverein, Lokomotivführerverein, Kondukteurverein, Werkmeister v c r e i n, Bah um ei st erverein und Zentralverein der E i s e n b a h n b e a m t e n) für Dienstag den 25. Juni 1912 eine Eisenbahnerprotestversammlung in die Sophiensäle in Wien einzuberufen. Es sollte den Eisenbahnern über die Vorfälle der letzten Zeit Bericht erstattet werden und denselben Gelegenheit zur Stellungnahme zu diesen Vorfällen geboten werden. Schon eine halbe Stunde vor dem anberaumken Beginn der Versammlung umstanden dichte Reihen den Eingang zu den Sophiensälen. Als sich die Eingangstore zum Saale öffneten, kamen auch schon die Eisenbahner in langen Reihen aus den einzelnen Bezirken angerückt, so daß die geräumigen Saallokalitüten bald gefüllt waren. Die Versammlung verlief zeitweilig recht stürmisch. Die Versammlungsteilnehmer stießen immer wieder stürmische Mißbilliguugsrufe gegen die Staatsbahnverwaltung und die wortbrüchigen bürgerlichen Parlamentarier aus. Die Erbitterung gegen den schmählichen Verrat der Eisenbahnerinteressen seitens der bürgerlichen Parteien war in der Versammlung eine allgemeine. Genosse Reichsratsabgeordneter Toms ch i k er-öffnete die Versammlung mit einem Hinweis auf die Umstände, die die Einberufung dieser Protestversammlung Feuilleton Eine intereffßttte Fahrt mit der Bergbahn. Ein Freund unseres Blattes sendet uns aus der Schweiz folgende Schilderung einer Fahrt auf der R ä t i s ch e n Bahn: Zu den großartigen Bergbahnen, die man nicht allein des Zieles, sondern fast mehr noch der Fahrt wegen benutzt, gehört unstreitig die von Chur nach St. Moritz über Filisur, respektive von L a n d q u a r t über Klosters, Davos nach St. Moritz im Engadin. Nicht allein wegen der kühnen technischen Anlage, in ihrer Art ein Meisterwerk der Jngenieurkunst, ist sie interessant, sondern auch weben der Wildheit und der grotesken Romantik des Hochgebirges, welches sie dem Reisenden erschließt. Es gibt selbst in der Schweiz, wo der Reisende.durch das Bahnfenster durch eine Fülle der lieblichsten und großartigsten Landschaftsbilder gefesselt wird, nur ganz wenige Strecken, auf welchen die Fahrt und das Schauen während der Fahrt so zum Selbstzweck wird, wie auf der Statischen Bahn. Denn das Schauen erstreckt sich nicht nur auf Jste überwältigenden Schönheiten der GebirgS-welt Graubündens mit ihren 3000 und 4000 Meter hohen Schnee- und Eisgipfcln, sondern in eben so hohem Maße nehmen uns Kinder einer modernen Zeit die Wunder dieser unerhört kühnen technischen Anlage gefangen, die sich überall harmonisch in die Landschaft einfügt. Graubünden ist mit landschaftlichen Reizen ganz besonders reich gesegnet — die Natur schafft hier gewissermaßen für die politische Rückständigkeit dieses Kantons eine Art Ausgleich. Während sonst in den Alpen die Baumgrenze etwa 1700 Meter hoch liegt, steigen die Arven- und Lärchenwal-düngen im Engadin bis zu 2000 Meter Hphe hinan. Und die Trockenheit und Durchsichtigkeit der Luft ruft nirgends so wie hier jene leuchtenden Farbenstimmungen hervor, die den Eindruck einer zauberhaften Pracht erwecken, als sei die Landschaft auf Goldgrund gemalt. Diese landschaftlichePracht ist durch die Statische Bahn im weitesten Sinne dem Verkehr geöffnet worden. Sie ermöglicht es seit einigen Jahren auch dem Minderbemittelten, mühelos ins Zentrum der Hochgebirgswelt zu kommen, um von dort aus die lockenden Gipfel der Bernina (4500 Meter), des St. Juliers, des Tinzenhorns und anderer zu erklimmen. Die Eisenbahn, die sonst selten weiter als bis an den Fuß der Berge gelangt und die steilen Höhen umgeht oder durch fährt, führt uns hier mitten ins Herz der Alpenriesen und auf Höhen, die von keiner anderen im Tal beginnenden Ad-häsionSbahn (ohne Zahnräder) Europas auch nur annähernd erreicht werden. Zwischen Davos und St. Moritz kommt man den weiten Firnfeldern und imposanten Gletschern so nahe, daß man glaubt, sie in wenigen halben Stunden erreichen zu können. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war hier der Verkehr einzig auf die römischep Saumpfade angewiesen. Im Laufe der späteren Jahrzehnte wurden etwa zehn kunstvolle Alpenpässe erbaut, bis 1882 die genial angelegte Gotthardbahn allen Verkehr an sich zog und die Graubündner zwang, sich ebenfalls einen Schienenstrang zu sichern und damit den geldbesitzenden Vergnügungs-, Erholungs- und Sportreisenden die tätliche Alpenwelt mit ihren 150 von rauschenden Wildbächen und Bergströmen durchflossenen Tälern zu erschließen. Seit zwei Jahren erst ist die Bahn in der Hauptsache fertiggestellt. Seit 1888 wurde daran gebaut und 1890 wurde der erste Teil (Laudquart-Davos) in Betrieb genommen. Sie umfaßt insgesamt 200 Kilometer Länge und erfährt nächstes Jahr eine weitere Ausdehnung durch die Nebenstrecke von Bevers nach Schuls, auf welcher im letzten Sommer beim Brückeneinsturz über 20 italienische Arbeiter (schweizerische Arbeiter geben sich zu dieser lebensgefährlichen Arbeit nicht her) den Tod fanden — wie so mancher vor ihnen, den der Bahnbau verschlang. Die Steigung der Linie geht stellenweise bis zu 45 Meter per 1000, bei einem Minimalradius von 100 Metern! Die Kosten des BahnnetzeS betrugen rund 300.000 Franken per Kilometer, die der vielen Tun-nels per Meter 400 Franken. (Der 5'A Kilometer lange Albula-tunnel kostet allein 8 Millionen Franken.) Die Fahrt von Landquart nach Davos dauert die von Chur nach Sankt Moritz 4, die von Davos nach St. Moritz 3 Stunden. Die Bahn hat in dieser Zeit eine bedeutende Höhe zu ersteigen. Auf der Strecke nach DavoS ist Station Wolfgang der höchste Punkt (1634 Meter), auf der nach St. Moritz liegt der Albula-tunnel gar 1823 Meter hoch. Nicht weniger denn 40 Tunnels gibt es allein auf der kurzen Strecke von Tusis nach St. Moritz, die kaum 60 Kilometer lang ist. Zwischen Landquart und DavoS gibt es einen Kehrtunnel (bei welchem Ein- und Ausfahrt übereinander liegen! und drei Tunnels, zwischen Davos und Filisur (19 Kilometer) 15. DaS hervorragendste Bauobjekt der Linie ist der steinerne, 210 Meter lange W i e s e-n e r Viadukt und der Landwasserviadukt bei Filisur. Aiqt zu vergessen die in der ganzen Welt berühmt gewordene Linienentwicklung bei Bergün, mit Schleifen- und Kehrtunnel-anlagen und einer Kühnheit, wie sie kaum von einer anderen Gebirgsbahn (die Gotthardbahn nicht ausgenommen) erreicht wird. Für den Reisenden, der die Strecke zum erstenmal be-fährt, ist die Orientierung sehr erschwert, weil die Fahrtrichtung der Bahn fortwährend wechselt und auch die Aussicht sich bald rechts, bald links befindet. Wie man auf vcranlaßten. In das Präsidium der Versammlung wurden nachstehende Herren gewählt: Schwab (Rechts- schutzvcrein), N u z i e l a (Lokomotivführerverein), Tögl (Kondukteurverein), Brandt (Bahnmeister-Verein), Hofer (Werkmeisterverein) und Stepp ert (Zentralverein der Eiscnbahnbeamten). Die Tages-o r d n u n g der Versammlung war: 1., Die Ablehnung der Forderungen der Eisenbahner im Budgetausschuß. 2. Anträgeund Anfragen. Das Referat zum ersten Punkt der Tagesordnung hatte Abgeordneter Tomschir. Er erinnerte an verschiedene Vorgänge, die sich im Laufe der Aktion zur Verbesserung der Lage der Eisenbahner der Staatsbahneu abspielten. Wir haben, sagte der Redner, auf unserer Konferenz am 3. September den Beschluß gefaßt, Forderungen zu stellen, Forderungen, deren Erfüllung den Betrag von 69 Millionen Kronen notwendig gemacht hätten. Diese Forderungen wurden vom Klub der deutschen sozialdemokratischen Abgeordneten in einem Antrag zusammcngefaßt und im Parlament eingebracht. Dieser Antrag wurde mit je einem Antrag der Christlistsozialen, der Deutschnationalen und der Tschechischnationalen, die die Eisenbahner betrafen, dem Staatsangestelltenausschuß zur Beratung zugewiesen. Zur gleichen Zeit lag ein Gesetzentwurf der Regierung vor, der ungefähr 33 Millionen Kronen für die gesamten Staatsbediensteten borsah. Von den 33 Millionen waren abermur vierzehn Millionen für die Eisenbahner bestimmt, ein Betrag, der viel zu gering war, was selbst die bürgerlichen Vertreter im Staatsangestelltcnausfchuß eingesehen haben. Außerdem hat die Regierung aber noch darauf verwiesen, daß dieser Gesetzentwurf solange nicht Gesetz werden könne, als nicht für eine Bedeckung vorgesorgt sei. Auch diese Forderung der Regierung wurde int Staatsangestclltenausschuß bekämpft. Es ist ja ganz merkwürdig, daß die Regierung gerade immer nur bei solchen Forderungen diesen Erschwerungsgrund schafft, daß ihr aber das nicht einfällt, wenn eine militärische Vorlage zu verhandeln ist. (Lebhafte Zustimmung.) Die Regierung hat schließlich erklärt, etwas mehr tun zu wollen, viel mehr war aber von ihr nicht herauszubringen. Nach langen Verhandlungen kam es zu einem gemeinsamen Antrag der Sozialdemokraten und der bürgerlichen Parteien. Wir haben erklärt, uns diesem Antrag anzuschließen, denn wir wollten den Herrschaften nicht die Gelegenheit zu der Ausrede bieten, ihr gemeinsamer Antrag sei etwa nicht durchgegangen, weil wir nicht zur Einigung bereit waren. Das war der 38 Millionen-Antrag, der als Resolutionsantrag im Hause angenommen wurde. Mit diesen 38 Millionen waren die Forderungen der Eisenbahner auf das Aeußcrste herabgcmindert. Die Regierung hat aber erklärt, sie könne nur 21 Millionen geben, trotzdem sie wissen mußte, daß das viel zu wenig ist. (So ist es!) Ich habe gleich damals betont, daß die bürgerlichen Parteien, als sie für den Resolutionsantrag stimmten, damit allein nicht ihre Pflicht erfüllt haben, sondern daß sie sich auch darum kümmern müssen, daß die Regierung den Antrag durchführe. (Stürmische Zustimmung.) ^ Die Negierung hat also 21 Millionen bewilligt, wa» absolut dem Bedürfnis nicht entspricht. (Anhaltende Zustimmung und Erregung.) Obwohl sie erklärt hat, vor allem die Grupve der Diener und Arbeiter zu berücksichtigen, hat sie zum Beispiel, um nur eines herauszugreifen, die zweifahrige Vorrückungsfrist für die Diener nicht erfüllt, trotzdem das heute mit dem erhöhten Quartiergeld nur 1,500.000 Kr. erfordert Für die Aufbesserung der Löhne der Arbeiter hat man erklärt, 6-6 Millionen Kronen zu verwenden. Wenn man sich aber diese Ausbesserung ansicht (Rufe: Zehn Heller..), dann hat man absolut nicht den Eindruck, daß für sie ein sal-rfiet Betraa verwendet wurde. Wir haben deshalb auch rm Staatsangestelltenausschutz verlangt, daß die Regierung uns endlich einen Ausweis vorlege, danut wir uns em Bstd von der wirklichen Aufbesserung schaffen können. (Beifall.) Wenn man sich die neuen A r b e i t s o r d n u n g e nU-csteht, dann weiß man dreimal ab« der Gotthardbah» das Kirchlein von Waffen wechselnd rechts und links, einmal oben, einmal unten steht, so die Häuser zwischen Bergün und Preda, welche Stationen nur 12 Kilometer auseinanderliegcn. So viel über das technische der Bahn. Und nun setze man sich im Geiste mit un in Chur (hergeleitet von dem alten Curia Bhaeto»um der Römer), der Hauptstadt GraubunNns. am^ß ^ - rusis winkt Meter) die mit „ewigem" herüber, an deren rt Fuße Meter hohen Montalm, in- --------------------- ■ . . und St. Moritz („Sankt Moohritz" sagen d.e Berliner) mit zumachen. Nördlich vom Bahnhof Sckmee bedeckte Scesaplana (2969 . ™. sonnigen Halden feuriger Wein wächst. In roemgen Minuten sind wir im breiten Rheintal, fahren am Fuße des 0808 Meter hohen Calanda an den Schluchten der Rab,u,a und Pleffur vorüber bis Felsberg wo wir die Moranenr e des großen Rheingletschers bewundern, der einst diese Gegend bedeckte. Jetzt sind diese eigentümlichen lupp-na^gen Hug^ ' in die 3250 Meter) er« mit Kapellen oder Landhäusern gekrönt, _ eigenartiges Gepräge geben. Auf zweien dieser Hug ^ 584 Meter Höhe das Dörfchen E m S gebaut, von Berge des Oberlandes (Brigelser Horner , «i«. T°, .»»*«: Reichenau und Tamm- len nJ>a jt foft vollständig cinge« 11. Juli 1» ichmale Rheinschlucht, welche die aswert wurde. _ ’ „verwindet, kommen wir alsdann Bahn in u 1 alten römischen Burgen geschmückte -val 'n da- " j t’Vbrn -.Kinbcrbab" Rotheubrunnen und den und Ober-Juvalta, die in uns st! . , an Pie „gute alte" Raubritterzeit auSlosen. Auf Gedanken ™ » llfcL. ticI)t man Rodcls-Realta mit £ ÖÄÄ man in Konrad gerb. Meyers Roman Arg Jeuatsch" Interessantes lesen kann. Wir fahren nunmehr über eine « Meter lange Brück« „per den Rhein in das berüchtigte Ueberschwemmungsgebiet des Hinterrheins, welches mit kolossalen Opfern an Geld und Mühe allmählich der Kultur zuruckerobert wrd.Vomlinken Fenster aus (man muß halt, wie auf der Gotthard-, Simplon^. Bernina- und den anderen Bergbahnen immer abwechselnd wermna- uno vcu - r einen rechts und links durch die Fenster luegxn) haben »it ^ herrlichen Blick über daS schloffmcidjc Tat urA schc ^ Piz Michel (3163 Meter) behendste SlShinter liegt Zug alsbald hineinfahrt.Wenige >un er xhnsis, von wo wc Via Mala-Schlucht und das Dorf J . , die - berühmte Via Mala-Schlucht und. baS ^oQ2'^etcr) und uns die zackigen Gipfel des Piz Beverm i . „ d-- m» »->--> "‘«ÄSt »k bti @«5 “«« «Sei SN- einen äußerst romantischen Besucht nur Lokale, in welchen der »Eisenbahner" anftteatl nicht, was sie den Eisenbahnen eigentlich für Kosten verursachen sollen. Da sind Bestimmungen, die schlechter sind l Werkschaftsorganisationen fassen eben ihre Mission viel ernster auf, als daß sie auch nur einen Augenblick an ihre Pflichterfüllung vergessen könnten. Und die oberste Pflicht der Gewerkschaften heißt: bereit fein zum Schlage und zur Abwehr! Mit Riesenschritten eilt die Zeit dahin, und binnen kurzem werden die großen Kämpfe um Erneuerung der Tarifverträge beginnen. Bei der geistigen und sonstigen Verfassung unserer Unternehmer, nach den Beispielen der jüngsten Vergangenheit in Deutschland, England und in Oesterreich, muß man auf große Kämpfe gefaßt sein. Unsere Gewerkschaften sind es. Darüber belehrt uns ein Blick in die finanzielle Wirtschaft der Verbände. Der Bericht konstatiert eine erfreuliche Stärkung der Finanzen unserer Gewerkschaften, welche neben dem Wachstum der Mit-gliederzahl die beste Garantie des Erfolges ist. Die Mitgliederzahl ist ja leider nicht überall gleich gewachsen; es ist aber immerhin sehr bezeichnend für die fortschreitende Intelligenz gewerkschaftlich organisierter Arbeiter, daß an der Spitze der Organisationen mit stärkerem Zuwachs gerade die Baugrupve steht, die ja aller Voraussicht nach die größten Kämpfe zu bestehen haben wird. Bei den Maurern macht der Zuwachs 5448 oder 23-66 Prozent, bei den Bauhilfsarbeitern 595 oder 20-23 Prozent, bei den Zimmerern 513 oder 7-36 Prozent aus. Allerdings stehen diesen ganz namhaften Zunahmen — die Metallarbeiter weisen eine solche von 5121 auf, die Eisenbahner von 2912 und die Textilarbeiter 2650 — auch drei große Verlustposten gegenüber. Die Berg-arbeiter verloren durch den Separatismus nahezu 4000 Mitglieder, von denen vorderhand ein ansehnlicher Teil für die Organisation überhaupt verloren ist, die Glasarbeiter — wohl auch infolge der Krise in dem Beruf — 1534 und die Holzarbeiter — der große Erfolg der Separatisten! — 051. Aber im ganzen können wir mit den Erfolgen zufrieden sein. Die Zahl der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter ist zehnmal so groß als vor zwanzig Jahren. Das ist eine Leistung, die sich in Anbetracht der österreichischen Verhältnisse sehen lassen kann. 421.905 Mitglieder zählten unsere Gewerkschaften, und davon kann ein Sechstel ruhig, rund 70.000 tschechischer Arbeiter angenommen werden. Gewiß, der Anteil der tschechischen Arbeiter an der gewerkschaftlichen Internationale ist etwas zurückgegangen, aber es ist immerhin noch dieselbe , Zahl, wie Bei der separatistischen Kommission. Daneben ' aber ist erfreulicherweise der Anteil der italienischen und slowenischen Arbeiterschaft gewachsen. Also auch da tritt das Urteil der Arbeiterschaft aller Nationen über den gewerkschaftlichen Internationalismus zn Tage. Unsere stärksten Verbände waren am 31. Dezember 1911 die Eisenbahner (50.470 Mitglieder), Metallarbeiter (56.121), Textilarbeiter (41.609), Holzarbeiter (28.627) und Maurer (28.471). Mehr als 10.000 Mitglieder hatten die Handlungsgehilfen, Buchdrucker,, Chemische Arbeiter, Bergarbeiter, Handels- und Transportarbeiter und Brauereiarbeiter. Interessant ist auch das Bild, das der Bericht über die brgamficrten,ArbeUeriimen. entwirft. Ihre Zahl ist um 5325 gewachsen. Das Wachstum ist fast dreimal größer als bei den Arbeitern. Die größten Zahlen von Arbeiterinnen, deren es nun in den österreichischen Gewerkschaften 47.991 gibt, weisen folgende Verbände auf: Textilarbeiter 15.907, Tabakarbeiter 7232, Metallarbeiter 3751, chemische Arbeiter 3578, Buchbinder 2060 und Bruchdruckereihilfsarbeiter 1976. Rund 48.000 Mitkämpferinnen in den verschiedensten wirtschaftlichen Kämpfen, das ist eine Tatsache, die uns viel ruhiger in die Zukunft blicken läßt, die uns allen die größte Befriedigung schafft. Nicht weniger Bedeutendes haben unsere Gewerkschaften in finanzieller Hinsicht geleistet. Die Anforderungen der Mitgliedschaft sind nicht kleiner geworden, die Kämpfe haben weder an Häufigkeit noch an Größe etwas eingebüßt. Und die Gewerkschaften haben auf der ganzen Linie entsprochen, sie haben ihren Wehrschatz wesentlich vermehrt. Doch über die finanzielle Gebarung und das Unterstützungswesen in unseren Gewerkschaften soll in einer besonderen Abhandlung ausführlicher gesprochen werden. Ein „Jahr beginnender Sammlung" nannten wir ' das Jahr 1911. Das war es in allen Belangen. Hoffen wir, daß das Jahr 1912 das Werk innerer Ruhe und Festigung und des Wachstums in die Breite fortsetzen werde, damit wir für das Jahr 1913 alle gerüstet sind. Set KMtalirvms hält uns nicht auf. Bei dem Mitte Mai in Jndiauopolis abgehaltenen ordentlichen Kongreß der amerikanischen sozialistischen Partei sprach Genosse Hillquit (Neuyork) beim Punkt „Partei und Gewerkschaft" ein schönes beachtenswertes Wort: „Der Kapitalismus kann unseren Vormarsch nicht aufhalten. Nur die Parteimitglieder mit mangelhafter Erkenntnis vermögen unsere Bewegung zu erwürgen." Der Kapitalismus kann unseren Vormarsch nicht aufhalten. Das Wort hat feine Geltung für den politischen, aber nicht weniger für den gewerkschaftlichen Vormarsch der Arbeiterklasse. In den Worten Hillquits liegt die ganze Siegeszuversicht, der unerschütterliche Glaube an die Sieghaftigkeit unserer Sache, die ja die Sache der ganzen Menschheit ist, die Siegeszuversicht und der Glaube, ohne die nun einmal keine große Bewegung existieren kann. Und gerade die Arbeiterklassenbewegung muß es für eine ihrer erhabensten Aufgaben betrachten, diese Zuversicht und diesen Glauben in jedem einzelnen ihrer Mitglieder zu wecken und zu festige», denn damit arbeitet sie ja gleichzeitig an der Niederringung ihres gefährlichsten Feindes, der mangelhaften Erkenntnis. „Der Feind, den wir am tiefsten hassen, Der uns umlagert, schwarz und dicht, Das ist der Unverstand der Massen." So singen wir ja schon seit Jahren in unserem Kampfeslied. Und doch ist es notwendig, daß wir uns dieses Feindes immer wieder entsinnen. Die Feinde in den eigenen Reihen find die weitaus gefährlicheren. Man kann dies aus einer Reihe, von Beispielen auch aus der letzten Zeit sehr klar darlegen, daß die eigenen Klassengenossen tatsächlich ein viel größeres Hindernis auf dem Wege, den das Proletariat bei feinem Aufstieg zurücklegen muß, bilden als die Kapitalistenklasse. Nur junge und schwache Organisationen hätten den Kapitalismus zu fürchten, und sie werden vom Kapitalismus nicht gefürchtet, fo daß er keinen Grund hat, gegen sie aufzutreten. Gewiß gibt es einzelne Ausnahmen, aber in der Regel sehen die Unternehmer heute schon überall ein, daß sie das Eindringen der Idee des Zusammenschlusses der Arbeiterschaft in ihre Betriebe für die Dauer nicht hintanhalten können. Die Errichtung von gelben Organisationen, von „Werkvereinen", von sonstigen ähnlichen Gebilden ist doch nur eine Konzession an die Arbeiterschaft. Man bietet ihr einen organisationsähnlichen Ersatz, weil man weiß, daß die Arbeiter eine Organisation brauchen. Daß der Kapitalismus derartige Versuche unternimmt, kann nicht überraschen; aber es muß jeden aufrichtigen Freuud der Arbeiterbewegung schmerzen, daß sich Arbeiter finden, die sich zu derartigen Versuchen mißbrauchen lassen. Erst wenn sie die Macht der Gewerkschaften zu fürchten beginnen, glauben die Unternehmer, den offenen Kampf gegen sie auf nehmen zu müssen. Auch für den Kampf gibt es bekanntlich eine große Menge von Möglichkeiten. Die beliebteste scheint heute noch die Nichtanerkennung der Gewerkschaften zu sein; eine Art Vogel Strauß-Politik, die aber nicht unbedingt zum Vorteil der Unternehmer ausgehen muß. Doch kommen — vielfach der Reihe nach — alle die übrigen Methoden, das Anrufen der Gesetzgebung, die Indienststellung der Verwaltung und Rechtssprechung u. s. w. Kurz, das ganze Arsenal der Gewalttätigkeit und Brutalität. Dann wieder ändert sich der Kurs und die Unternehmer legen sich andere Methoden zurecht. Genosse Schrammel hat bei der vor kurzem abgehaltenen Konferenz der Bergbaugenossenschaften, die ja übrigens auch so eine Methode des Kampfes gegen die Gewerkschaftsorganisation, natürlich ebenfalls eine verkrachte, darstellen, mit besonderen Worten auf den Wandel hingewiescn. Früher bedienten sich die Unternehmer im Kampfe gegen die Arbeiterschaft der Polizei und. des Militarismus, der Gefängnisse und der Schubwagen, jetzt haben sie ihre religiösen und nationalen, ihre separatistischen und anarchistischen Organisationen, die die Schwächung des schwer ringenden Proletariats ganz nach dem Wunsche der Unternehmer erfüllen. Das ist die rein österreichische Methode des Kapitalismus. Aber auch sie vermag den Aufstieg des Proletariats nicht aufzuhalten. Diese Methoden, welche die Kapitalisten in Anwendung bringen, können eben nur deswegen Anwendung finden, weil die Arbeiterschaft nicht genügend aufgeklärt ist. Es gibt zu viel Arbeiter, um mit Professor Brentano zu sprechen, denen es an dem zur Erringung besserer Existenzbedingungen notwendigen Gemeingefühl mangelt. Und Brentano fügt hinzu — es war in dem Ehren-beleidigyngsprozeß, den Brentano gegen zwei gelbe Re- I dakteure anstrengen mußte, weil sie jenen Vortrag über das „Ewige Problem der Arbeitswilligen" zum Anlaß _oU heftigen persönlichen Angriffen gegen den bekannten Nationalökonomen nahmen — er bemitleide solche Menschen. Doch Mitleid allein genügt hier nicht. Nur tatkräftige Aufklärungsarbeit, Erziehung zur Klassensolidarität, wie sie von den Gewerkschaften gelehrt und gepflegt wird, kann das „notwendige Gemeingefühl" erwecken und festigen. Brentano fagt ja eigentlich dem Sine nach dasselbe wie Hillquit; der Mangel an Gemeingefühl, das ist ja die mangelhafte Erkenntnis der Zusammenhänge des wirtschaftlichen Lebens, das ist ja die Unkenntnis oder wenigstens Unklarheit über die Klasscnstelliing des Arbeiters in der kapitalistischen Gesellschaft. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß gerade diese Aufklärungsarbeit, die wir statt der von Brentano ausgesprochenen Methode setzen, ein wichtiges Arbeitsfeld für die gewerkschaftlichen Organisationen ist, ein Feld, das von jedem Arbeiter, der sich schon zum Klassenbewuhtsein durchgerungen hat, bearbeitet werden muß. Es geht nicht an, daß wir uns immer ausreden, der Kapitalismus mache es uns mit feinen Brutalitäten und durch sein Vorgehen unmöglich, vorwärts zu kommen. Das wäre ein böses Armutszeugnis, das wir uns allein ausstellen würden. Erstens dürfen wir nie vergessen, daß ja der Kapitalismus eigentlich der erste Er-weefer des Klassenbewußtseiiis in den Arbeitern ist. Man betrachte nur einmal neu eintretende Proletarier eines Betriebes bei der ersten Auszahlung, und man wird sofort gewahr werden, wer der große Volksverhetzer ist. Die Ausbeutung in der kapitalistischen Produktionsweise ist es also, welche uns in der Aufklärungsarbeit nicht wenig hilft. Und dann gibt es ja ungeheuer viel Beispiele von Fällen, in denen die Arbeiterschaft unter-unvergleichlich größeren Schwierigkeiten doch' vorwärts kommt. Um eines aus der letzten Zeit anzuführen, sei an dem gewaltigen, blutigen Streik der russischen Arbeiter in den Lena-Goldbergwerken hingewiesen: Verhaftungen, Ausweisungen, Bluturteile Massenhinrichtungen ohne Urteil, sonstige terroristische Maßnahmen. So gibt es in der Geschichte der Arbeiterkämpfe einen zweiten ähnlichen Fall. Und stehe da: die Forderungen, derentwegen die Arbeiter in den Streik traten, sind nun insgesamt erfüllt worden. Das Blut der 500 Opfer ist nicht umsonst geflossen; der Kapitlismus hält uns nicht auf. Eine Bewegung, die einen Sieg von der Größe und der Bedeutung zu erringen vermag, ist nicht aufzuhalten. Aber dieser Sieg wurde eben dadurch ermöglicht, daß in den Reihen der Arbeiterschaft großes Verständnis, klare Erkenntnis und unbegrenzte Opferwilligkeit wirksam waren. An ihnen wurden alle die Türken und Rücken, die Profitgier und die Brutalität zuschanden. Daraus wollen Und müssen wir lernen. Nicht weniger als an den Ereignissen, deren Schauplatz jetzt wiederum England geworden ist. Denn auch dort ist es heute schon klar, daß der Kapitlismus die Arbeiterschaft in ihrem Vormarsch nicht aufhalten kann. Wohl werden sich noch mehr Leute vom Schlage Alexander Tille, des reichsdentschen Scharfmachersekretärs, finden, welche das geschlossene, zielbewußte Vorgehen der Arbeiterschaft in dem erwähnten Prozeß des Professors Brentano mit dein fchönen Worte „Klassenkampferpressung" belegte. Wer kann darauf achten, auch wenn sie alle die nichtsnutzige Beschimpfung Tilles zu ihrem Losungswort wählen wollten, es bilde die „Berufsehre der Lohnarbeiterschaft wirt-schaftliche Störungen zu verursachen und Lohnerpressungen zu verüben?" Wenn ein Handlanger der Ausbeuter schimpft, bekennt er damit nur, daß er selbst an der Möglichkeit, den Aufstieg, den Vormarsch des Proletariats aufzuhalten, zu zweifeln beginnt. Darin liegt aber ein weiterer Beweis, daß die Ausrede auf die Ueberniacht des Kapitalismus nicht stichhältig ist. Wo sich Arbeiter ihrer bedienen, bekennen sie nur, daß sie ihrer agitatorischen und Aufklärungspflicht noch nicht ganz nachgekommen sind. Es ist ja wahr, der Kapitalismus ist unser Feind; deswegen haben wir uns seine Beseitigung zum Ziele gesetzt. Darf uns aber stets Verweisen auf eine große Macht von der Vorbereitung des großen Kampfes abhalten? Ein guter Gewerkschafter wird das höchstens zum Anlaß nehmen, die Arbeiterschaft um .so mehr zu stärken, um so besser, strammer zu organisieren. Der Kapitalismus hält uns nicht auf; der Feind ist das Unverständnis der Massen. Ihn müssen wir bekämpfen und besiegen, um den Kampf mit dem Kapitalismus um so erfolgreicher aufnehmen und um so früher siegreich zu Ende führen zu können. zur Colmreoulierung bei den f. I. österreichischen Staatrbahnen? II. Ueber die Festsetzung der Zulagen sagt der zitierte Erlaß ausdrücklich: „so ist die Festsetzung derselben insbesondere von Angebot- und Nachfrageverhältnissen abhängig zu machen". Das ist nun nicht ganz leicht erklärbar. Jeder Arbeiter weiß, daß die Hohe der Löhne vielfach vom Angebot- und Nachfrageverhältnis abhängig sind, insbesondere dort, wo keine Arbeiterorganisationen existieren und die Löhne nicht vertragsmäßig festgesetzt sind. Ist es doch auch bei den Bahnen so, wenn es sich um vorübergehende Beschäftigung handelt. So ist zum Beispiel in Wien der festgesetzte Anfangslohn per Tag, 3 Kr., man muß aber mehr zahlen, wenn man Arbeiter bekommen will und wir wissen, daß schon int Vorjahr von Privatunternehmern Leute ausgeborgt werden mußten, welchen man 4 Kr. und darüber bezahlte. Doch ist Angebot und Nachfrage bis jetzt immer nur verstanden worden, wenn es sich um Arbeitsverrichtungen handelte, welche von den neueingestellten Arbeitern gleich verrichtet werden können. Nachdem sich aber diese Zulagen auch auf Verwendungen erstrecken, deren Kenntnis nur int Bahndienst erworben werden kann, also auf Posten, welche nur von den qualifizierten Arbeitern der Bahn, welche sich durch Fleiß, Mühe und Erfahrung diese Kenntnisse aneigneten, besetzt werden können, so hat es das 'k. k. Eisenbahnministerium unternommen zu versuchen, den Begriff Angebot und Nachfrage auch auf dis bereits im Dienst stehenden Arbeiter zu erstrecken. Nach, .*) Fortsetzung des Artikels von Nr. 9 des «Eisenbahnex^ vom «kMa-.1912.-T> % dem die Qualifikation, sagen wir von Partieführern »der Vorarbeitern der Bahnerhaltung oder der Frachtenmagazine, mit Zulagen entlohnt wird, diese Zulagen von Angebot und Nachfrage abhängig sind, für solche Posten aber von mißen kein Angebot und keine Nachfrage erfolgen kann» weil es solche Arbeiten nur bei der Bahn gibt, ist die Durchführung nur denkbar, datz derjenige von den Arbeitern der Bahnerhaltung, und wenn es int Magazin erfolgt, vom Magazin jene den Posten erhält, welcher sich mit der geringsten oder auch ohne Zulage zufrieden gibt. Welche Zustände daraus erwachsen würden, werden wir in einem eigenen Artikel darlegen. Einen schweren Nachteil von ganz weittragender Bedeutung für die Zukunft bedeutet der vierte Abschnitt des Erlasses. Würde er wirklich durchgeführt, so würden damit die Verhältnisse in puncto Entlohnung noch unleidlicher als jetzt. Aber nicht nur für die Arbeiter, sondern auch für den Betrieb selbst. Das was jetzt den Arbeiter noch als einzigen tröstlicheren Ausblick wenigstens für die Zukunft geboten war, wurde damit entzogen; bei den alten k. k. Staatsbahnen fast ausnahmslos, bei den verstaatlichten Bahnen für taufende von Arbeitern. Danach soll die Lohnvorrückung überall von drei zu drei Jahren mit je 20 H. nur für Profefsionisten, für alle übrigen Arbeiter von drei zu drei Jahren mit 10 H. festgesetzt werden. Dies wäre eine ganz gewaltige Verschlechterung des jetzt bestehenden Entlohnungsver-hältnisses. Wieviel diese Schädigungen betragen, wollen wir an einigen Beispielen klarstellen. Im Direktionsbezirk Villach bestehen jetzt für die gewöhnlichen Arbeiter (ohne Qualifikation) zweijährige Vorrückungen vom Grundlohn, und zwar die ersten zwei Vorrückungen zu je 20, die weiteren zu je 10 H. bis zum Höchstlohn. Mit dieser Vorrückung rückt ein Arbeiter in zehn Jahren um 70 H. vor; nach der neuen nur um 30 H.; die Schädigung beträgt 40 H. täglich. Auf die einzelnen Jahre untersucht beträgt die Schädigung im dritten Jahre 20 H., im vierten Jahre 10 H, und im fünften und sechsten Jahre 20 H., im siebenten und achten Jahre 30 H., im neunten Jahre 40 H., im zehnten Jahre 80 H, im elften Jahre 40 H. und dann immer mehr: rechnet mein das Jahr zu 300 Arbeitstagen, ergibt das für einen Arbeiter das keineswegs geringe Sümmchen von 720 Kr. Noch ärger verhält es sich bei den qualifizierten Hilfsarbeitern (Vorarbeitern, Partieführern k.), die jetzt alle zwei Jahre um je 20 H. bis zur Erreichung des Höchstlohnes vorrücken: nach der neuen Vorrückung aber nur mehr 10 H., und zwar nur von drei zu drei Jahren. Die Differenz beträgt in elf Jahren feige 1050 Kr.; bei den Pro-fessionisten der Bahnerhaltung, die jetzt drei zweijährige und sodann fünf einjährige Vorrückungen haben, und nach der neuen Vorrückung dreijährige zu 20 H. erhalten sollen, ist die Differenz in elf Jahren 960 Kr. In fast allen Werkstätten besteht für die Profefsionisten bis jetzt eine Vorrückung von viermal von je einem Jahr und weiter alle zwei Jahre um je 20 H., welcher Ausfall ihnen droht ist leicht abzusehen und nicht minder erginge es den Maschinen- und qualifizierten Hilf»- und anderen Arbeitern in den Werkstätten der alten k. k. Staatsbahnen. Bei den Werkstättenarbeitern wurde die Schädigung überall — mit Ausnahme der Werkstätten bei den verstaatlichten Bahnen — gleichviel betragen. Die anderen Arbeiterkategorien der alten Direkt tionen, welche die Vorrückung wie im Villacher Dircf tionsbezirk nicht haben, werden allerdings keinen so hohen, aber immerhin noch beträchtlichen Verlust erfahren müssen; hat doch Triest dreijährige Vorrückungen zu 20 H., Innsbruck zwar auch mit 10 H., aber in zwei zu zwei Jahren für die gewöhnlichen Arbeiter. Für die qualifizierten Arbeiter, und zwar aller Dienstzweige und aller Bahnen, würde der Verlust beträchtlich sein. Daß die Staatsbahnen diese Absicht verfolgte, bestätigen die Lohiwerhältnisse von den Direktionen, die dahin lauten, das; die aus den 21 Millionen Kronen erfolgte Lohnaufbesserung zum Teil eine Entschädigung für die später eintretenden schlechten Vereinbarungen darstelle. Auch eine Steigerung des Herrn Sektionsrates Dr. Bös einer Deputation gegenüber ging dahin, daß die jetzt bestehenden Vereinbarungen ganz horrend seien und geändert werden müssen. , Und trotz dieser miserablen Vorrückung, die da vor-geschlagen wurde, heißt es noch in dem Erlaß: „ein - Anspruch auf Vorrückung besteht nicht; die Vorrückung wird daher nur bei befriedigender Arbeitsleistung und entsprechenden: Verhalten gewähr t". Wenn das alles so durchgeführt werden sollte, ließen sich alle Merkmale dieser Lohnregulierung zusammenfassen in: „Mit der einen Hand geben, mit der anderen nehmen". Es ist einfach ganz erstaunlich, wie wenig die wirklichen Verhältnisse in Betracht gezogen werden. Die Herren im Eisenbahnministerium betrachten die gegenwärtigen Lohnvorrückungen als horrend und diese Vorrückungen sind doch nichts anderes als ein Vorteil für die k. k. Staatsbahnverwaltnng. An einigen Beispielen wollen wir dies Nachweisen. In Wien ist der Grundlohn bei allen Staätsbahnen mit 3 Kr. per Tag für die gewöhnlichen Arbeiter festgesetzt. Man ist aber kaum imstande, Arbeiter genügend zu erhalten, selbst gegen 4 Kr. per Tag. Die Bahnerhaltung nimmt fremde Arbeiter auf, muß ihnen freie Unterkunft geben, fich selbst kochen lassen und trotzdem Kr. 320 und Kr. 3"40 per Tag bezahlen und dennoch halten sie sich nicht, weil sie es bei den gegenwärtigen Verhältnissen nicht vermögen. Die eigenen Leute erhalten 3 Kr, AnsangSlohn und würden nach der Vorrückung im Villacher Direktionsbezirk erst in zehn Jahren jenen Lohn erreichen, mn welchen sich fremde Arbeiter jetzt nicht zu halten vermögen. Auf wessen Seite ist der Vorteil dieser Vorrückung als doch nur auf der der k. k. Staats bahnverwaltung, da sie doch in zehn Jahren erst den Lohn bezahlt, der dein Arbeiter sogleich zukommen sollte In der Werkstätte in Wien beträgt der Anfangslohn Kr. 3'60 und Kr. 3'80 für Profefsionisten. Die Löhne der Profefsionisten bei gleichen Verwendungsarten sind in Wien 5 bis 6 Kr. Eine dauernde Arbeit unter Diesen Beträgen kann in Wien kein ordentlicher Arbeiter neh men und die Bahn braucht ordentliche Arbeiter. Jetzt hat Jbst.Stb.ejkt. £>.clMt:. Bobtt MutaflcM den Trtft. daß ec in absehbarer Zeit diesen Lohn erreicht, nach der beabsichtigten Vorrückung sehlt diese Aussicht und besteht nur eine solche, sich auf eine um viele Jahre längere Hunger-Periode entrichten zu müssen als jetzt und sich dabei zugrunde zu richten. Die Lohnvorrückung wie sie jetzt besteht, ist ein Vorteil für die Staatsbahnen und lediglich die Folge der niederen Anfangslöhne und somit der Löhne überhaupt. Eine Verschlechterung der Vorrückung ist eine Verschlechterung der Löhne Überhaupt, eine Verschlechterung der Löhne, mit welchen jetzt kaum ein Auskommen möglich, dann aber ausgeschlossen ist. Eine solche Lohnpolitik wäre wohl das Muster, wie man es machen muß, die Arbeiter aus dem Lande zu treiben, die Bildung jeden Nachwuchses unmöglich zu machen, nicht aber, wie man die Entlohmutgs- und Arbeitsverhältnisse mit den Interessen des Betriebes im Einklang stehend konsolidiert. Nehmen wir nun noch die Erscheinungen dazu, die sich aus der bereits durchgeführien Seite der Lohnregulierung bis jetzt ersehen lassen. Der größte Teil der Arbeiter der verstaatlichten Bahnen haben bei der jetzigen Lohnregulierung so gut wie nichts erhalten, angeblich ans dem Grund, weil sie im Vorjahr bereits eine Lohnregulierung erfahren haben und dann, weil man bei den alten Staatsbahnen soviel gebraucht haben soll, daß für die verstaatlichten nichts oder nur sehr wenig blieb. Nachdem aber die im Vorjahr erfolgte Regelung nichts anderes war als die Fortsetzung der im Jahre 1909 bei den Staatsbahnen begonnenen Regelung auf Grund der damaligen Verhältnisse, so ist sie nichts anderes als das, was den Arbeitern schon im Jahre 1909 hätte zukommen sollen und das die k. k. Staatsbahnen den Arbeitern zwei Jahre schuldig geblieben ist. Das muß die Staatsbahnverwaltung ebenso gut wissen, und weiß es auch. Bleibt also nur, daß die alten Staatsbahnen alles bekommen haben. Da finden wir wieder folgendes: Man hat in einem (Villacher) Direktionsbezirk den qualifizierten Arbeitern um 30 bis 40 H. den Lohn aufgebessert mit Rückwirkung vom 1. Jänner 1912. Einen Monat später hat man ihnen aber gesagt, ein Teil der Ausbesserung ist nur eine Zulage für die Dauer ihrer Verwendung als qualifizierte Arbeiter (Substituten, Bahnwagenführer rc.). Nachdem aber Substituten- oder Bahnwagenführerdienst 2c. nicht jeden Tag und nicht den ganzen Tag gemocht wird, kommt diese Zulage nur für einige Tage im Jahr in Betracht. Faßt man nun das alles zusammen, so wird man der Ansicht nicht ledig, daß die staatsbahnverwaltnng getrachtet hat, von dem für die Lohnreguliernng bestimmten Betrag soviel wie möglich abzuzwacken, weiter aber sich mit der Absicht trägt, durch die Verschlechterung der Lohnvorrückungen und Aenderungen in der Entlohnung den Betrag wieder heretnzubringen und vielleicht noch dabei ein Geschäft zu machen. Es läßt sich über die ganze Aktion für die Arbeiter noch nicht endgültig urteilet: weil sie vor Herausgabe der Lohnordnungen nicht abgeschlossen ist. Das aber kann man schon jetzt sagen; was bis jetzt in Erscheinung getreten ist, entricht der der Rede des Ministers zugrunde gelegenen Tendenz nicht, vieles ist ihr sogar direkt entgegengesetzt. __________________ • F. S—h. ° [Sie neuen Arbeitsordnungen bei den |l. I. österreichischen 6te«tsta6nt». Vom Herbst 1908 bis jetzt ist eine lange Zeit und es bedurfte einer wahrhaften Lammesgeduld, sie zu erwarten. So lange brauchte man, um diese Arbeitsordnungen fertigzubringen. Es besteht wohl kein Zweifel, daß eilt großer Teil dieser Zeit mit der Ueberlegung aufging, ob matt sie überhaupt herausgeben soll. Es ging mit den Arbeitsordnungen, ebensowie mit den meisten Zugeständnissen der k. k. Staatsbahnverwaltung. Erst mußte das Zugeständnis erkämpft werden, und dann dessen endliche Durchführung noch einmal erstritten werden. Nun liegen sie da, fein säuberlich gedrechselt, jede aus 22 Paragraphen zusammengesetzt, wovon einzelne eine ungeheure Länge aufweisen. Ein Paragraph mit 26 Absätzen ist keine Kleinigkeit. Nun besteht ja kein Zweifel, daß eine Arbeitsordnung für eine Verwendungsgruppe mit ganz eigenartigen Verhältnissen keine ganz einfache Sache ist und Man sich dabei mit dem Sprichwort trösten muß: „Gut Ding braucht Weile." _ An diesen Arbeitsordnungen trifft aber lediglich nur die Weile zu, aber vom gut Ding find sie weit entfernt. Sie sind nichts weiter als ein Sammelsurium von Auszügen ans den bestehenden Arbeitsordnungen und der Dienstordnung, wobei das, was die Pflichten und das Verhallen der Arbeiter betrifft, manches wiederholt angeführt ist, was aber Klarheit anbelangt, bleibt vieles zu wünschen übrig. In den einzelnen Absätzen der verschiedenen Paragraph« ist nicht einmal an die schon bestehenden Ausmaße von Ansprüchen gedacht worden und somit den bestehenden Verhältnissen nicht Rechnung getragen. Dieser Stöpsel für „die letzte Lucke ist also von einer miserablen Beschaffenheit und verdient den Volkswitz: „Herr Meister, die Arbeit ist fertig, muß aber gleich repariert werden" in vollein Maße. Ersichtlich ist auch, daß die Mühe, die sich der Zentralarbeiter-ausschuß gegeben hat, in den fünf Tagen, die er damit zubrachte, völlig umsonst war. Diese Arbeitsordnungen sind eilt Flickwerk sondergleichen mit nicht einem einzigen neuen Gedanken. „ Bei der Kenntnis, mit welcher Fürsorge Arbeits-aitgelegeiiheiteit im k. k. EisenbahmtünisterulM behandelt werden, konnte man ja eine große, weitgreifende soziale Maßnahme nicht erwarten, aber der Inhalt dieser Ar-beitsordnungen bleibt selbst weit hinter dem zurück, was man zu erwarten sich berechtigt glaubte. _ Wir wollen nur eines erhoffen: daß diesen Arbeitsordnungen nicht die Absicht zugrunde liegt, die bereits bestehenden besseren Verhältnisse zu verschlechtern. >;st diese Absicht nicht vorhanden, so werden in allen Direktionen zu den Arbeitsordnungen Ergänzungen und Weiterungen gemacht werden müssen. Daß in manchen Direktionen l diese Nachträge vielleicht einen größeren.Umkana erfordern. werden als die Arbeitsordnungen selbst, darf keine Rolle spielen. Erschienen sind die Arbeitsordnungen für die Arbeiter im Bau- und Bahnerhaltungsdienste, für die Arbeiter in den Materialmagazinen und für die Arbeiter des Stations- und Fahrdienstes. Für die Arbeiter in den Werkstätten und Heizhäusern bestehen bereits Arbeitsordnungen und wird zu denselben nur eine Ergänzung erfolgen. Eine vollinhaltliche Wiedergabe der erschienenen Arbeitsordnungen ist des Raumes wegen unmöglich und auch nicht nötig, weil jeder Arbeiter eine Arbeitsordnung erhalten wird. Wir können auch nur jene Punkte besprechen, welche einer Ergänzung oder eines Nachtrages bedürfen und eine Verschlechterung des gegenwärtigen Zustandes beinhalten. Im § 1 der Arbeitsordnung für die Bau- und Bcchn-erhalhmg finden wir eine für die Zukunft neue Einteilung der Arbeiter: 1. ständige, 2. nichtständige, 3. AuS-hilss- und 4. jugendliche Arbeiter. In den beiden anderen Arbeitsordnungen bleibt die Einteilung: 1. ständige 2. nichtständige Arbeiter wie bisher. Ständige Arbeiter sind diejenigen, welche das ganze Jahr Hindurch ohne Unterbrechung beschäftigt sind und zu dem normierten Stand zählen. Nichtständige Arbeiter sind jene, welche zur Verstärkung der ständigen Arbeiterpartien ausgenommen werden; sie zählen nicht zu dem normierten Stand und werden von einer eventuellen Arbeitsverntindcrung vor den ständigen'Arbeitern betroffen. Aushilfsarbeiter sind solche, die nur zu vorübergehenden, nicht laufenden Arbeiten ausgenommen werden und zählen ebenfalls nicht zu dein normierten Stand. Wer ständiger Arbeiter ist, darüber entscheidet der Vorstand; in der Regel soll es der diensiälteste nichtständige Arbeiter werden. Vom Ständigwerden wird jeder Betreffende schriftlich verständigt. Mit Ausnahme des nur in der Arbeitsordnung für die Bahnerhaltung verkommenden Absatzes betreffend die Aushilfsarbeiter findet sich in allen drei Arbeitsordnungen der gleiche Wortlaut bei diesem Paragraphen. Für die Bahnerhaltungsarbeiter ist schon der erste Absatz geeignet, schwere Komplikationen und Schädigungen herbeizuführen. Danach ist nur derjenige ständiger Arbeiter, welcher das ganze Jahr ohne Unterbrechung beschäftigt ist. Der zweite Absatz sagt aber, daß der nichtständige Arbeiter vor dem ständigen Arbeiter von einer eventuellen Arbeitsverminderung betroffen wird. Das heißt also, daß auch der ständige Arbeiter betroffen werden kann. Wie steht es dann in einem solchen Falle mit dem Ständigsein? Nach dem ersten Absatz wäre es mit dem „Ständig" aus, weil eine Unterbrechung eingetreten ist. Sollte der erste Absatz Sinn haben, so müßte das Aussetzen bei den ständigen Arbeitern ausgeschlossen sein; der zweite Absatz bietet eine direkte Handhabe dazu und hebt den Sinn deS ersten auf, zumindest widerspricht er ihm. Diese beiden Absätze werden einer genaueren Nachtragsfassung bedürfen. Soll die neue Arbeitsordnung das Arbeitstier- , hältniS klarstellen, dürfen solche Widersprüche nicht enthalten lein. Diesbezüglich hat die k. f. stoatsvahtt« direktton Wien eine, wenn auch nicht ganz genaue, aber doch wesentlich andere Definition gegeben als ' das f. k. Eisenbahnministerium, und zwar schon am 16. Dezember 1905 mit Z. 99.741. Dort heißt cs: „Der Stand an solchen (normierten) ist nach jenen Arbeiten zu beniesten, die in der ungünstigen Jahreszeit geleistet werden können, wobei auch auf den Bedarf für kleine Schneefalle und für fremde Dienstzweige (Aushilfen) Rücksicht zu nehmen ist. Dann heißt es weiter: „daß dort, wo das AuSsetzenIasten eingeführt ist, der Stand entsprechend erhöht werden kann". Das letztere ist nun freilich keine besondere Wohltat für die Arbeiter, aber zur Beurteilung des Begriffes „ständige Arbeiter" und „normierter Stand" doch wesentlich anders als die Fassung in der Arbeitsordnung. Ueberhattpt hätte der Macher dieser -lrbettSotd-nung gut getan, wenn er sich, bevor die Arbeitsordnungen hinansgingen, einen BahnerhaltungSarbeiter oder einen Praktiker gerufen und ihm die Arbeitsordnung zum Ueberprüfen gegeben hätte. Wir halten es ganz für selbstverständlich, daß, soweit nicht _ dienstliche Verschiedenheiten ein anderes erfordern, die Arbeitsordnungen einander gleich sein sollen. Wo aber dienstliche Verschiedenheiten vorhanden sind, muß die Arbeitsordnung denselben entsprechen und das ist in diesem Paragraph für die Bahnerhaltnng nicht der Fall. Der Zentral-arbeiteranSschnß hat einen dementsprechenden Vorschlag gemacht, aber für den Weisen im k. k. Eisenbahnmtnt-sterinm gilt der Vorschlag vom Arbeiterausschuß nichts. Mag auch ein Unsinn Platz greisen, die Kaprize muß Vorhand haben; zumal dann, wenn sie von der ^engst-lichkeit diktiert ist, um Gotteswillen den Arbeitern nicht etwas mehr zn bieten. „ * Die beiden ersten Absätze des § 1 sind auf die Bahnerhaltung uttanwendbar, unzulänglich, weil sie sich gegenseitig anfheben. Eine Arbeitsordnung muß das 8ir* bettStiertmgSvcrhältnis genauesten^ attsdriicken, der Arbeiter muß wissen, woran er ist. Ein Konglomerat von Worten ist noch keine Arbeitsordnung. Daher muß ctuS-gedrückt werden, was ständiger Arbeiter ist und was normierter Stand ist. Nachdem beide Ausdrucke den Begriff des Vertragverhältnisses involvieren, müssen _ beide so ausgedrückt sein, daß der Arbeiter genau weiß, woran Cl l'\s ist weiter richtig, daß den Vorständen eine ge-wisse Jngerenz zukomtnen soll, aber doch nur soweit als es das Individuum betrifft. Nach demselben bliebe die Einreihung dem Vorstand überlassen und die Arbeitsordnung wäre somit überflüssig. Ein weiterer Mangel in den Arbeitsordnungen ist, daß die weiblichen Arbeiter nicht besonders betont sind. Das Rechtsverhältnis allein würde dies erfordern, -öei der durch die Unselbständigkeit hervorgehenden Angst der Vorstände vor dem Direktionsteufel, ist als sicher anzunehmen, daß sie, weil die weiblichen Arbeiter nicht besonders angeführt sind, der Ansicht zunetgen werden, die Arbeitsordnung finde auf die weiblichen Arbeiter nicht weiter als in der für sie besonderen Bestimmung Anwendung. _ ..... Warum tu (in bei den bisherigen nichtständigen Arbeitern noch die Unterabteilung „Aushilfsarbeiter ^ Ichuf, jst nicht recht klar, denn der Begriff „nichtständig ,druck} ld)on das lose Verhältnis ans. Wenn nicht eine Schädigung der Arbeiter damit geplant ist, geht es uns weiter jticht nahe, wenn das k. k. Eisenbahnministerinin eine Ge-vankenturnleiter aufstellt. Es ist aber offenbar nicht dieses Bedürfnis, sondern eine bestimmte Absicht zugrunde gelegen — Unterscheidung zwecks Gewährung der so oft betonten Benefizien — und ist darum mit Vorsicht aufzunehmen. Uebrigens ist auch da ein Mangel, weil sich die Frage aufwirft, wie weis; man das, ob man „Aus-hilss-" oder „nichtständiger Arbeiter" ist? Ferner wird ja auch ein bestimmter Stand „nichtständiger" Arbeiter sein. Da fehlt nun jede geringste Bestimmung. Dankenswert ist, daß dem Antrag des Zentralarbeiterausschusses Rechnung getragen und der Passus ausgenommen wurde: „Die Arbeiter sind vom Ständigwerden schriftlich zu verständigen". Es sollte aber weiter ausgeführt sein, daß, so lange eine Auslösung des Arbeitsverhältnisses nicht erfolgt, eine Rückversetzung vom Stand der ständigen Arbeiter nicht erfolgen darf. (Fortsetzung folgt.) Gewerkschirftrbeitriige und C»n-dikalirmm. Gewerkschaften sind ein Bollwerk des Proletariats gegenüber den Angriffen und Herrschaftsgelüsten des Kapitals. Ohne dieses Bollwerk werden die in den Fabriken, Bergwerken oder sonstwie untergebrachten Massen des Proletariats achtlos überrannt. Mit Hilfe dieses Bollwerks werden die Massen zu einer Macht, mit der gekämpft und unterhandelt werden muß. Unterhandeln mit seinen Arbeitern, seinen Angestellten; wie kann das Kapital in seinem grenzenlosen Hochmut und Herrschaftsgefühl dazu anders getrieben werden, als durch ein Zn-sammenstehen dieser Arbeiter? Selbst eine vollständig unorganisierte Masse, die also kein Bollwerk gegenüber dein Kapitalismus ist, denn ein Bollwerk muß natürlich errichtet und ausgebaut werden, aber selbst ein vollständig unorganisiertes Proletariat kann, wenn es sich zusammen-schließt und so die erste, allererste Bedingung zur Errichtung einer Gewerkschaft schafft, imtcr günstigen Umstän-den und unter besonderen Verhältnissen es dahmbringen, daß das Kapital mit seinen Arbeitern, seinen Untergebenen, unterhandelt und diesen auch Zugeständnisse macht. Aber mit der Zeit wird das Kapital die unorganisierte Masse um die Zugeständnisse wieder bringen. Denn nichts entspricht dem Charakter des Kapitalismus mehr, als Zugeständnisse zu machen und sie hinterher, wenn die Gefahr vorüber, dann nicht zu halten. Das zu verhindern, das einmal Erreichte festzuhalten für alle Zeiten, das ist die vornehmste Aufgabe der Gewerkschaften. Eine Gewerkschaft hat auch anzugreifen, Verbesserungen für ihre Mitglieder herbeizuführen, das ist alles wahr; aber Verbesserungen können nicht täglich errungen werden. Verbesserungen der Lage ihrer Mitglieder sind die Glanz-taten der Gewerkschaften. Das Festhalten des Errungenen ist die mühevolle, wenig beachtete und doch so unendlich wichtige, große Kraft, Umsicht und Energie erfordernde Alltagsarbeit. Tenn ohne ein Festhalten des bereits Erworbenen ist kein Fortschritt möglich! dem Gesagten geht hervor: der Znsammen-schluß der Arbeiter zu dem Zweck, ein gemeinsames Ziel zu errichten, ist die Grundlage einer Gewerkschaft. Auf dieser Grundlage fußend, kann eine Gewerkschaft aus-gebaist werden. Wie soll sie ausgebaut werden? Nicht anders als so, daß sie in die Lage kommt, allen Mühseligkeiten des Lebens und auch denen eines Kampfes standhalten zu können. Droht ein Kampf, muß die Gewerkschaft Geld, die Mittel haben, den Kampf aufnehmen zu können, ihre Mitglieder für die Dauer des Kampfes mit Geld zu versehen. Schikaniert man in Friedenszeiten oder wann immer einzelne ihrer Mitglieder, muß sie in der Lage sein, diesen Mitgliedern in ihrer bedrängten Lage beizuspringen, verkürzt man ihren Mitgliedern die wohlverbrieften Rechte und beginnt, um diese Verkürzung an Rechten durchführen zu können, kostspielige Prozesse, des §>!teu Glaubens, daß die armen, mittellosen Proletarier kein Geld haben und darum auf ihre Rechte verzichten müssen, weil sie ;a ohne Geld nicht prozessieren können, muß die Gewerkschaft einspringen, muß die Mittel auf-bnngen und muß so der Geldmacht der Unternehmer zeigen, daß — auch die Proletarier über eine Geldmacht verfugen! Von großem Einfluß aus den Proletarier ist auch die Erwerbslosigkeit. Jede Erwerbslosigkeit wirft den Proletarier zurück und so mancher von ihnen wird durch die Erwerbslosigkeit gleichmütig, strebensmatt, Verbrecher k. 'Auch da muß eine Gewerkschaft eiiigreifen und muß dazu beitragen, daß der von dein Mißgeschick Arbeitsloligkeit Verfolgte nicht zu großen Schaden nehme und daß nicht ans einem tüchtigen, strebsamen Menschen der Gesellschaft cine wertlose Kreatur werde, die niemand nützt und sich selber nur schadet. Aufgaben, Kulturaufgaben in unendlicher Zahl harren also der Gewerkschaften. Und gerecht können die Gewerkschaften allen die-fen Anforderungen nur werden durch Einheben von Mitgliedsbeiträge, ,. Und das ist ja selbstverständlich. Gewerkschaftlich organisiert zu sein, heißt höheren Lohn for-sich aneignen wollen, höheren Lohn ölf t ampfen 3U können. Wer höheren Lohn sich »i Mm ' naturgemäß ein Gegner des Kapitals. Wirkliche Gewerkschaften haben darum auf die Unter-nutzung des Kapitals nicht zu hoffen. Und darum muß Proletariat die Mittel zur Verbesserung seiner Lage sich selber schaffe». Es gibt nichts anderes, lind je höhere Beitrage eine Gewerkschaft von ihren Mitgliedern ein-hebt, um io besser kann sie ihre Aufgaben, die wir kurz 03 -i*- ^ erfüllen. Eine Gewerkschaft mit niederen Beitrage» wird notwendigerweise manches zu erfüllen 9 r ,• Erwägt man das mit nüchternen Bucren, so rammt man zu dem Schlüsse, jeder Gewerk- ichaftler der Welt müsse so denken. Und doch sehen wir gegenwärtig ein anderes Prinzip der gewerkschaftlichen Tätigkeit um Jnerkeniuing ringen: den Syndikalismus. Der Syndika Ismus ist in Frankreich zu Hause und er geht im wesentlichen auf das Erwecken der revolutio- nären Triebe der Massen aus. Erweckung des Revolutio-naren, was in erster Linie etwas anderes ist als Revo-lutionleruna in dem naturwissenschaftlichen Sinne des Klassenkampfes. Es ist natürlich kein Zufall, das; just in Frankreich diese Anschauung des Syndikalismus Anhänger gewinnt. Zuerst gibt es hiefür eine historische Erklärung. Die große Revolution und deren Nachfolgerinnen wirken im französischen Proletariat natürlich noch immer nach. Nun sind aber die organisierten Proletarier in Frankreich noch lange nicht in der Mehrheit und schon gar nicht in jener Mehrheit, um gegen die Macht der Gewehre und Kanonen auskornrnen zu können. Wie kann der Syndikalismus unter solchen Umständen hoffen, siegen zu können ? Ganz einfach deshalb, weil alle Revolutionen bisher nicht von der Mehrheit der Bevölkerung geschlagen worden sind. Auch die große französische nicht. Worauf es ankommt, ist, daß die Korps, die sich schlagen, den Beifall der übrigen Bevölkerung für sich haben. Dieser Beifall, das jubelnde Uebereinstimmen derjenigen, die Gewehr bei Fuß stehen, das lähmt dann die Herrschenden, macht sie aktionsunfähig, weil sie ja nicht wissen, wenn sie rücksichtslos in Aktion treten, was dann noch über sic kommt, und das führt die Revolution zum Siege. Solchen Erwägungen verdanken ja auch die Putsche ihr Erwecken. Aber gerade für die Syndikalisten sind solche Erwägungen nützlich. Denn eines ist Tatsache: die Gewerkschaften verbessern die Lebenshaltung der Proletarier! Schwache weniger als starke. Aber bis zur alles niederreißenden Hungerrevolte wird es kein Kulturstaat heute mehr kommen lassen. Es könnte das Untergehen der Herrschenden bedeuten. Und wenn es irgendwo zur Hungerrevolte kommt, dann werden die Herrschenden sofort bewilligen, bewilligen in der Hoffnung, später, wenn die Wut der Massen verraucht ist, es zum Teil wieder allmählich wegzunehmen. Bis sich die Masse dann wieder wutvoll empört, kommt Zeit, kommt Rat. Treiben die Herrschenden die Massen aber nicht bis zur Hungerrevolte, sondern halten sie immer ein bißchen entfernt davon, so daß die Masse mehr zu verlieren hat als ihre Ketten, so ist es sehr fraglich, ob diejenige Masse, deren Kerntruppen zur Mehrzahl nicht aus organisatorisch erkennenden, die Welt auf neue Prinzipien stellen wollenden Klassenkämpfern (was etwas anderes ist und mehr als Straßenkäinpfer heißt) besteht, im Falle eines Kampfes, wenn ihnen Par Ausbruch des Kampfes Versprechungen gemacht werden, nicht zu der Ansicht kommt, wenig ist mehr als schließlich vielleicht gar nichts. Ist das in der Masse einmal vorhanden oder ist zu befürchten, das; es eintritt, ist die revolutionäre Kraft auch nicht mehr da und die Korps, die trotz alledem den Kampf einleiten, , finden keinen Räsonanzboden in der Masse und werden j niedergeworsen. Und das ist die große Gefahr des Syndi- : kalismus, daß seine Erziehungsmethode über den Zu- I sarnrnenhalt der Massen täuschen kann. Die noch größerej ist, daß ein Niederwerfen der im Kampf stehenden Korps die besten vom Proletariat mutlos macht. Nach solchen j Situationen heißt es _ für das Proletariat dann, von j vorne anfangen und ein solches Anfängen ist schwieriger; als das Aussäen der Saat zum allererstenmal. Ein zweiter Grund für den Syndikalismus in j Frankreich ist der psychologische. Der Franzose ist leicht- ] entflammbarer Natur. Er stürzt sich hin und sprengt ein Schiss im Moment in die Lust, aber das Schiss ins! Schlepptau zu nehmen, sich an das Tau zu hängen und eventuell mitzuljelfen, das Schiff tagelang zu schleppen, das ist nicht nach seinem Geschmack. Ein dritter Grund ist ein ökonomischer. Die ausschlaggebende Industrie der Welt, die Eisen- und Metallindustrie ist nicht ausschlaggebend in Frankreich. Die Arbeiter gerade dieser Industrien schwingen sich daher nicht so wie ihre Kollegen im Ausland zu wahren materiellen Opfern für ihre Gewerkschaften auf; dasselbe gilt auch von den andeven Branchen. Die Franzosen stärken also ihre Gewerkschaften nicht in dem Sinne, was wir Stärken einer Gewerkschaft nennen. Und dieses Mehr an Schwäche, das durch Einheben niedriger Gewerkschaftsbeiträge entsteht, suchen nun einzelne der Führer durch ein Mehr an revolutionären Meinungen wettzuiuachen. Wem von uns, die wir unsere Gewerkschaften, so hoch halten und so oft gesehen haben, daß sie verdienen hochgehalten zu werden, wem von uns dünkt eilte solche Taktik nicht unsinnig zu sein? Daß der Syndikalismus im Grunde genommen eine Wirkung der niedrigen Gewerkschaftsbeiträge ist, zeigt offenkundig eine Gegenüberstellung mit den Leistungen der Proletarier anderer Länder für ihre Gewerkschaften. Bei einer solchen Gegenüberstellung schneiden die Franzosen schon wirklich nicht gut ab. Nach ausgestellten Berechnungen zahlen die französischen Gewerkschaftler durchschnittlich per Jahr nicht ganz 3 Frcs. an Mitgliedsbeiträgen. Die deutschen zahlen beinahe 33 und die englischen nicht ganz 43 Frcs. per Jahr! Mit dieser Gegenüberstellung ist wohl am kräftigsten ausgedrückt, wie wenig die französischen Gewerkschaften ein Bollwerk des Proletariats gegenüber dem Kapital in unserem Sinne sein können. Es ist natürlich begreiflich, daß das Proletariat eines in der Geschichte der Völker so bedeutenden Volkes, wie es das französische ist, in dem hehrsten Kamps, den die Welt bisher gesehen hat, bei der Befreiung der Mensch-heit von jeder Knechtschaft, nicht Zurückbleiben will, und mit aller Macht Mittel und Wege sucht, um in diesem Kanipfe eine ausschlaggebende Position zu erringen. Die Absicht soll nicht verkannt werden. Aber nicht auf die Absicht,, aus die Wirkung kommt es an. Und diese scheint uns vorläufig noch viel, viel zu wünschen übrig zu lassen. Daß der Syndikalismus nicht ausschließlich ein Spezialprodukt Frankreichs ist, ist klar. Wer das glaubt, der lese nur das Buch der beiden Weehbs „Geschichte der Trades Unions von England", dort wird er finden, daß das englische Proletariat, als es noch nicht seine starken Organisationen hatte schaffen können, ebenfalls syndikalistisch gewesen ist. Und auch in Deutschland und Oesterreich zeigte sich dasselbe. Demnach wäre also der Syndikalismus eine Art Kinderkrankheit des sich zur organisatorischer Kraft ansschwingenwollenden Proletariats, welche verschwindet, bis die Mitglieder der Gewerkschaften gelernt haben, hohe Beiträge in ihren Gewerkschaften einzuzahlen, oder, den anderen Fall noch dazugenommen, er wäre auch noch das Produkt bestimmter Verhältnisse. So wie etwa die Tuberkulose an einem Ort mehr, cm anderem weniger grassiert, so mag es auch, außer den Beiträgen, für den Syndikalismus Gegenden geben, die seiner Entwicklung günstig sind. Wer aber etwa von uns, wenn uns eine Aktion nickt so ausaeht. wie wir gern gehabt hätten, daß sie mfsgeljcit soll, davon träumt, das; der Syndikalismus als Verstärkung herangezogeii werden soll, für den wird es gut sein, wenn er sich dieses Traumes entschlägt. Nicht in der Revolte und der Sabotage liegt das Revolutionäre des Sozialismus, sondern in der Revolutionierung der Gehirne, das kann nicht oft genug gesagt werden. Die Gehirne durchtränken mit dem Gedanken, daß die Welt nicht nur anders eingerichtet werden muß, sondern daß sie auch anders eingerichtet werden kann, und dieses Kann Schritt für Schritt uach-weisen, daß ist das Umwälzende, das Revolutionäre im Sozialismus. Unserer Mitwelt müssen wir die Überzeugung beibringen, daß wir verfluchte Kerle genug sind, eine andere Welteinteilung herbeizuschaffen. Müssen ihr die Ueberzengung so beibringen, daß auch die Widerstrebenden, zumindestens sich selbst gegenüber, den Go ■danken nicht losbringen: der Sozialismus ist die Morgen-sonne! Bei einem solchen Seelenbestand einer Bevölkerung genügen dann, wie bei allen siegreichen Revolutionen, wirklich ein paar Karps, um die anderen zu jubelndem Beifall zu bringen. Um ein Bild zu gebrauchen: Die Revolution des Sozialismus muß geschlagen werden —■ wenn sie geschlagen werden niuß — wie eine elektrisch« Birne entzündet wird. Die Kern truppen an den Hahn, ein Rücken und Zucken und das Ucbrige ist entflammt! Die Vorbedingungen dazu müssen natürlich geschaffen werden und d a s i st d a s W a h r e, R e v o l u t i o n ä r e. Alles andere ist gut gemeint, aber noch nie ausgeführt worden. Und das Wesen des Syndikalismus als Selbstzweck ist eigentlich eine umgekehrte Entwicklungsgeschichte. Er will revolutionieren zum Kampfe, während das Revolutionäre in der Vorbereitung zur Schaffung einer neuen Welteinteilung besteht und der Kamps schließlich nur das J-Pünkterl ist, das so oder so, schließlich natürlich auch gesetzt werden muß, welches Setzen, aber nicht die Revolution an und für sich, sondern nur ein ganz kleiner Teil der Revolution ist. Das scheinen die Syndikalisten geflissentlich zu übersehen. Für uns andere braucht dieses Uebersehen natürlich kein Grund zu sein, den Syndikalismus zu überschätzen. A. Rodler. Sie Personalksmmissionen der f. I. ötaalrbahneli.* ir. (Fortsetzung *). II. Uiiterbeanite. Für sämtliche Kategorien. •, Einführung der automatischen Vorrückung im Jahre 1[)P5 für alle Unterbeamtenkategorien. Die Anfangsgehalte wurden erhöht: Für die Werkmeister von 1300 Kr. auf 1400 Kr. Für die S i g n a l m e i st e r von 1100 Kr. auf 1400 Kr. Für die Bahnmeister von 1100 Kr. auf 1400 Kr. Für die Brücke u m eister von 1100 Kr. auf 1400 Kr. Für die Gebäude m ei st er von 1100 Kr. auf 1400 Kronen. _ , • Für die Stativ nsmei st er von 1100 Kr. auf 1200 Kronen. Für die Dolmetsche von 1100 Kr. auf 1200 Kr. Die Endgehalte wurden erhöht: Für die 28 e r k m e i st e r in Hauptwerkstätten von 2600 Kr. auf 3400 Kr. Für die W e r k m e i st e r in Beleuchtungsanstalten von 2300 Kr. auf 3100 Kr. Für die Maschinenmeister von 2600 Kr. aus 3400 Kr. ; ^ Für die B a h n m e i st e r von 2300 Kr. auf 3100 Kr, Für die S i g n a t in e i st e r von 2300 Kr. auf 3100 Kr. Für die Gebäudem ei st er von 2300 Kr. auf 3100 Kronen. „ Für die B r ü ck e n m e i st e r von 2300 Kr. auf 3100 Kr. Für die Zugsrevisorcn von 2300 Kr. auf 3100 Kr. Für die Wagenrevisoren von 2300 Kr. auf 3100 Kr. Für die Wagenmeister von 2700 Kr. auf 3100 Kr. Für die Staiionsmeister von 2300 auf 3100 Str. . Für die Slottisten von 2700 Kr. auf 3100 Kr. Für die Schiffsmaschinisten von 2300 Kr. aus 3100 Kr. Für die Offizianten von 2700 Kr. auf 3100 Kr. Für die Maschinisten von 2300 Kr. auf 3100 Kr. Für die Lokomotivführer von ^SOC Str. aus 3100 flr. Für die Beleuchtungsmeister von 2300 Kr. auf 2700 Kr. 5¥ür die Dolmetsche von 1900 Kr. auf 2700 Kr. Für die Kanzlisten vo» 2300 Kr. auf 2700 Kr Jvür die Mugazinsmeister von 1900 Kr. auf 2700 Kr. Für die Obcrkondukteure von 1900 Kr. auf 2700 Kr. wür die Platzmeister von 1900 Kr. auf 2700 Kr. rtür die Steuermänner von 1900 Kr. auf 2700 Kr. Für die Unterfteriermänner von 1500 Kr. auf 2700 Kr. Verkürzung der automatischen VorrückungS-f r i st e n. Allen Bediensteten, welche sich vor ihrer Ernennung zum Unterbeamten mindestens fünf Jahre im Dienerstand befunden haben, wurden die drei- und fünfjährigen Fristen um ein Jahr gekürzt. . , Ebenso allen vor dem 1. Jänner 1909 unmittelbar zu Unterbeamten ernannten Bediensteten. Der Endgehalt muß seit der Einführung der automatischen Vorrückung in folgenden Fristen erreicht werden: Die Werkmeister I erreichen den Endgehalt von 3400 Kr. in 34 Jahren. . _ . ^ ,, „ Die Werkmeister II erreichen den Endgehalt von 3100 Kronen in 33 Jahren. . Die Maschinenmeister erreichen den Endgehalt von 3400 Kr. in 24 Jahren. „ , , , 0,nn Die Bahnmeister erreichen den Endgehalt von 3100 Str. in 33 Jahren. , _ . , Die Signalmeister erreichen den Endgehalt von 3100 Str. in 33 Jahren. , Qim Die Gebäudemeister erreichen den Endgehalt von 3iuu Kronen in 33 Jahren. ' nn Die Brückenmeister erreichen den Endgehalt von 3100 Kronen in 33 Jahren. . ftn Die Zugsrevisoren erreichen den Endgehalt von 3100 Kronen in 27 Jahren. Die Wagenrevisoren erreichen den Endgehalt von 3100 Kronen in 27 Jahren _ Die Wagenmeister erreichen den Endgehalt von 3100 Str. in 27 Jahren. . _ . , . 0,Eisern bahner" vom 10. April und vom 10. Juni 1912, 4 / (A4 ff/i Die Schiffsmaschinisten erreichen den Endgehalt von 8100 Kr. in 27 Jahren. Die Offizianten erreichen den Endgehalt von 3100 Kr. in 27 Jahren. Die Maschinisten erreichen den Endgehalt von 8100 Kr. in 27 Jahren. Die Lokomotivführer erreichen den Endgehalt von 8100 Kronen in 27 Jahren. Die Beleuchtungsmeister erreichen den Endgehalt von 2700 Kr. in 21 Jahren. Die Dolmetsche erreichen den Endgehalt von 2700 Kr. in 21 Jahren. Die Kanzlisten erreichen den Endgehalt von 2700 Kr. in 21 Jahren. Die Magazinsmeister erreichen den Endgehalt von 2700 Kronen in 21 Jahren. Die Oberkondukteure erreichen den Endgehalt von 2700 Kronen in 21 Jahren. Die Platzmeister erreichen den Endgehalt von 2700 Kr. in 21 Jahren. Die Steuerm-inner erreichen den Endgehalt von 2700 Kronen in 21 Jahren. Die Untersteuermänner erreichen den Endgehalt von 2700 Kr. in 21 Jahren. Festsetzung der Minimaldauer der Ausbil-dungszeit vor der definitiven Anstellung und vor der Ernennung zum Unterbeanrten. Dieselbe wurde in der neuen Prüfungsvorschrift festgesetzt: Für die Bahnmeister mit 1 Jahr. Für die Beleuchtungsmeister mit 2 Jahren. Für die Brückenmeister mit 1 Jahr. Für die Dolmetsche mit y2 Jahr. Für die Gebäudemeister mit 1 Jahr. Für die Hafenmeister mit 4 Jahren. Für die Lokomotivführer mit 1 Jahr. Für die Magazinsmcistcr mit 2 Jahren. Für die Maschinenmeister mit 2 Jahren. Für die Maschinisten mit 2 Jahren. Für die Oberkondukteure mit 2 Jahren. Für die Offizianten mit 2 Jahren. Für die Platzmeister mit 2 Jahren. . Für die Schiffsmaschinisten mit 2 Jahren. Für die Signalineister mit 1/ Jahren. Für die Skottisten mi. 1% Jahren. Für die Staticnsmeister mit 2 Jahren. Für die Untersteuermänner mit 4 Jahren. Für die Wagenmeister mit 2 Jahren. Für die Werkführer mit 2 Jahren. Für die Werkmeister mit 1 Jahr. Für die Werkmeister in Signalwerkstätlen mit 1% Jahren. Für die Zugsrevisoren mit 1 Jahr. Quartier gelderhöhung, Personalhäuserbau und Minderbcwertung der Naturalwoh-» u li g e n. Sfllc Unterbeamten erhielten ab 1. Jänner 1012 eine durchschnittliche Erhöhung der Quartiergelder im Betrag von 100, 80, 70, 60 und 50 Kr. jährlich. Die Quartiergeldklasse von 40 Prozent des Wiener Ouartiergeldes wurde aufgehoben und die in Betracht kommenden Orte in die höheren Ouartiergeldklassen eingereiht. Die Naturalwohnungen wurden im Jahre 1808 um rund 10 Prozent minder bewertet. Die daraus resultierenden Differenzbeträge wurden dem Personal ausbezahlt. In einer Reihe von Stationen wurden Personalhäuser gebaut. Untersteuermänner. Die Untersteuermänner wurden von der Gruppe IV in die Gruppe C der Unterbeamten überstellt. Die Unterstcuermänner partizipieren an der Regelung und Erhöhung der Fahrgebühren. Steuermänner. Erhöhung und Regelung der Fahrgebühren. Platzmeister. Der gröbere Teil hat den l2/24stündigen Dienstiurnus erhalten. Einführung der Nachidienstzulage. Oberkondukteure. Regelung der Fahrgebühren. Verbesserung der Dieustturnuffe. ‘ Anderthalbfache Anrechnung der ProvijiouSsondSlahre. Verbesserung der Postennormierung. MagazinS meister. Gewährung dienstfreier Sonntage. Verbesserung der Postennormierung. Kanzlisten. Einführung der sechsstündigen Bureauzeit. Hafenmeister. Diese Kategorie wurde im Jahre 1907 neu geschaffen. Beleuchtungsmeister. Diese Kategorie wurde 1907 neu geschaffen und dadurch den Beleuchtungsaufsehern die Ernennung zum Unterbeamten ermöglicht. Werkmeister. Gewährung der Entschädigung für die Untersuchung der Dampfkessel mit 8 Kr. “ Verkürzung der Arbeitszeit von 60 auf 52W, beziehungi-weise 64 Stunden wöchentlich. Bahnmeister. Erhöhung de« Pauschales von 240 auf 480 Kr. jährlich. Gewährung dienstfreier Sonntage. Signalmeister. Ein Teil der Signalmeister erhielt das Pauschale von 720 auf 960 Kr. jährlich erhöht. Gewährung dienstfreier Sonntage. Zugsrevisoren. Erhöhung der Fahrgebühren. . Werkführer. Die Kategorie wurde im Jahre 1909 neu geschaffen. Herabsetzung der Arbeitszeit auf 62'/, Stunden wöchentlich. Wagenmeister. Die Unterbeamtenkategorie wurde 1907 neu geschaffen und damit den Wagenaufsehern die Ernennung zum Unterbeamten ermöglicht. In einzelnen Stationen wurde der 12/24stündige Dienst-turnus eingcführt. Einführung der Nachidienstzulage. '' , Stationsmeister. :5'. . Einführung der Nachtdienstzulage. Gewährung der 12/LGün-igen Lienstturnusse in vielen Stationen. . Gewährung von Dienstzulagen von 180 und 120 Kr. jährlich für die mit der Leitung von Stationen betrauten Be, prensteten, v ' - -'**• * < - - J • v . 0 ' „Der Gisen!>ich«rer." -^4 Offizianten. Diese Kategorie wurde 1907 eingeführt. Dadurch wurde den Kanzleigehilfen die Erlangung der Untcrbcaintenlatcgorie ermöglicht. Herabsetzung der Arbeitszeit in vielen Bureaus auf sechs Stunden täglich. Maschinisten. Auch diese Kategorie wurde 1907 neu geschaffen. Maschinenaufseher und Pumpenwärter erhielten dadurch die Möglichkeit, Unterbeamte zu werden. Lokomotivführer. Regelung der Fahrgebühren. Verbesserung der Postennormierung, wodurch eine größere Anzahl Bediensteter zu Unterbeamten ernannt wird. Verbesserung der Dienstturnusse. III. Für Untcrbcamte und Diener sämtlicher Linien der k. k. Staatsbahnen. Das Eisenbahnministerium hat im Jahre 1912 sämtlichen Direktoren die nötigen Kredite zu dem Zwecke angewiesen, daß jeder Bedienstete, ohne Rücksicht auf etwaige Substitutionskosten, den ihm zustchenden Erholungsurlaub genießen kann. IV. Für die Unterbeamten nnd Diener der verstaatlichten Linien der k. k. Staatsbahnen. Gewährung aller jener Verbesserungen, die den Bediensteten der alten Staatsbahnen zuteil wurden. Ein außertourliches Avancement für alle jene Bediensteten, die vor ihrer Anstellung eine mindestens siebenjährige provisorische Dienstzeit absolvieren mutzten. Die Einhaltung der bei den früheren Privatbahnen bestandenen günstigeren Ufusse bezüglich der Ernennung zu Unter-beamten. Die Einreihung in das Staatsbahnschema durfte nur mit Zustimmung jedes einzelnen Bediensteten erfolgen. Die bei den Privatbahnen abgelegten Prüfungen wurden anerkannt. Gewährung von Differenzzulagen an alle Bediensteten, die infolge der Einreihung an ihrem Gehalt und Ouatiergeld zufammengenommen weniger beziehen, als sie im Falle ihres Verbleibens bei der Privatbahn bezogen hätten. Den Bediensteten der ehemaligen Kaiser Ferdinands-Nordbahn wurden außerdem auch die üblichen Remunerationen und sonstige Zulagen, die beim Staate nicht eingeführt sind, durch Differenzzulagen vergütet. Jeder Bedienstete, der durch die Einreihung keinen finanziellen Vorteil hatte, erhielt einen einmaligen Unterstützungsbetrag im Ausmatz Bon 40, 50 und 60 Kr. ausbezahlt. B. Tie nicht erfüllten, beziehungsweise in nicht befriedigender Weise erfüllten Forderungen des definitiven Personals der k. k. Staatsbahnen. I. Unterbcamte und Diener. 1. Ausschreibung der Posten. Die entsprechende Ausschreibung sämtlicher Posten im Sinne der cingebrachten Anträge. 2. Provisorische Dienstzeit, Anstellung und Ausbildung. Die Festsetzung einer Maximalster der Ausbildungszeit, beziehungsweise der provisorischen Dienstzeit und entsprechende Kürzung der in der Prüfungsvorschrift festgesetzten Minimaldauer für sämtliche Kategorien. Die für die Anstellung erforderlichen Prüfungen sind int Sinne der eingebrachten Anträge zu erstellen. 3. PrüfungSwefen. Aenderung der bestehenden Prüfungsnormen im Sinne der vorliegenden Anträge 4. Strafwcsen. Aenderung des bestehenden Systems für alle Bediensteten. Einführung entsprechender Normen für die Strafbemessungen im Sinne der eingebrachten Anträge. 6. Organisationsangelegenheiten. Diesbezüglich wurden für viele Kategorien Anträge ein-gebracht, und zwar wegen Aenderung der Streckenzuteilung, Personalvermehrung ?c., die bisher nicht erfüllt wurden. 6. Rangfragen. Die Regelung, beziehungsweise Neucinfiihrung der Rangstatusse für die diversen Kategorien entsprechend den eingebrachten Anträgen. 7. Quartiergcldcr. Die weitere Erhöhung der Quartiergcldcr, beziehungsweise die Einreihung aller jener Orte in die entsprechend höheren Ouartierklassen, wo die Ouaticrgelder den Mietzinsen nicht entsprechen. Di: Auflassung der niedersten Quartiergeldklasse. 8. Personalhäuser bau. Sicherung der notwendigen Kapitalien zum Bau von Personalhäusern in allen Stationen, wo Häuser gebaut werden können. 9. Naturalwohnungen. Regelung der Zuweisungsfrage und der Entschädigungen. 10. Monturregelung. Hier liegen für alle Kategorien Anträge vor, die aber bis heute unerfüllt geb/ieben sind. 11. Dien stturnuS- und Arbeitszeitregelung. Auch in dieser Frage liegen für alle Kategorien Anträge vor, die bisher nicht erfüllt wurden. 12. Urlaubsregelung. Erhöhung der ErholungsurlaubsauSmatzc. 13. Normierung und Systcmifierung. Verbesserung und Erhöhung im Sinne der gestellten Anträge für sämtliche Kategorien. 14. Disziplinär wesen. Aenderung der bestehenden Normen nach ' ;n wiederholt gemachten Vorschlägen. 15. Neben gebühren. Lokomotiv personal: Pauschalierung der Nebenbezüge. ZugSbegleiter: Regelung der Fahrgebühren. Verschubpersonal, Wagenaussichsperso-nal, Bahnrichter, Oberheizer: Einführung von Dienstzulagen. Signalschlosser: Erhöhung des Reisepauschales. Wagen schreibet: Einführung eines Schuh- pauschales. Signal meist er: Für alle Signalineister das Pauschale von 960 Kr. Zucrkennung an die Stellvertreter, falls sie eine Strecke zugewiesen haben. Bahnmeister: Nachtdienstvergütung von Kr. 450, Kassenbedienstete: Kassenzulage von 48 Kr. Stationsleiter: Erhöhung der Zulage auf 240 Kr. jährlich. Werkmeister: Regelung der Zulagen, 16. Qualifikation. Aenderung be$ Bestehendyt Normen im Sinne der ein« aebrachten Anträge, 17. Berechnung der Gesa midien ft zeit. Anderthalbfache Anrechnung in die Pension und Herabsetzung der Dienstzeit auf 30 Jahre. 18. Untersuchung der Sinnesorgane. Erfüllung der diesbezüglichen Anträge. 19. Fahrbegünstigungen. Durchführung aller hiezu vorliegenden Anträge. 20. Gehalt, Avancement und Ernennung. Diener: Zweijährige Fristen bis zum Endgehalt von 2000 Kr. Härtenausgleich in der Weife, datz jeder Diener in die ihm auf Grund der zurückgelegten Dienstzeit zukom-rnciidc Gchaltstufe eingereiht wird. Alle Diener, die heute schon die Anwartschaft auf die Unterbeamtenernennung haben und die Drucker, Kanzlei-g e Hilfen, Ober werk in änner, Werkmänner. Signalschlosser, Stationsaufseher, Oberver-fchieber, Portiere, Wagenschreiber, Ba h n-richtcr, Manipulanten, Pumpenwärter, Oberheizer, Block signaldiener und Wächterlontrol» l o r c sollen bei Erreichung der 1200 Kr. automatisch zu Unter-beamten ernannt werden. Verschieber, Bahnrichter, Kanzlei- und Stationsdiener: Ermöglichung der Erlangung des Unter-beamienranges durch Zulassung zu den Prüfungen, beziehungsweise durch Ueberstellung in höhere Diensteskategorien. Bahnrichter: Ueberstellung aus der Gruppe B in die Gruppe A. Stabilkessel Heizer: Ernennung zu Oberheizern und Pumpenwärtern. Stationsaufseher: Ueberstellung in die Gruppe A. Ernennung sämtlicher im selbständigen Verkehrsdienst verwendeten Stationsaufseher zu Stationsmeistern. Ladescheinschreiber, Magazinsdiener: Ueberstellung in die Gruppe B als Ladeaufseher. Lampisten: Ueberstellung der Spenglerlampisten in die Gruppe A, die übrigen Lampisten in die Gruppe B. Werkstätten- und H e iz h a u s p e r s o n a l: Regelung der Stabilisierungsverhältnisse. Ueberstellung der Werkgehilfen in die Gruppe B. Wagenputzer: Ueberstellung in die Gruppe B. Die Professionisten sind mit 1000 Kr. zu stabilisieren. Unterbeamte: Auflassung der Gehaltstufe von 1300 Kr. Erhöhung des Endgehaltes auf 3000 Kr. für jene Unterbeamten, die heute weniger Endgehalt haben. Durchführung der Beamtenernennungsfrage. Härtenausgleich in der Weife, daß jeder Unterbeamte in die ihm auf Grund seiner zurückgelegten Dienstzeit zukommende Gehaltstufe eingereiht wird. Werkmeister: Erhöhung des Anfangsgehaltes auf 1800 Kr. S i g n a l m e i st e r: Ueberstellung in die Gruppe A. Stationsmeister: Ueberstellung i» die Gruppe A. Eiir Beitrag zu der Frage der Oberkondukteure und Zugsführer der k. k. Nordbahu. Wie bekannt, waren bei der alten Nordbahn sehr viele „Ususe" eingeführt, das heißt Gewohnheiten, die man in der Regel durch eine lange Reihe von Jahren auch eingehalten hat, so das; sie für dos Personal zum „Gewohnheitsrecht" geworden sind. Unter anderem galt der Usus, nach welchem der „Zngspacker" mit einem Gehalt von 1400 Kr. nach einem 20jährigen Definitivurn zum Oberkoudukteur, wogegen ein Kondukteur mit einem Gehalt von 1200 Kr. schon nach einem 12jährigen Definitivurn zum Oberkoudukteur ernannt wurde; die Ernennung fand ohne Rücksicht auf die Dienstleistung statt. Des weiteren war es Regel, daß die Kondukteure in der Zugspartie Verwendung fanden, wogegen der „Zugspacker" stabil den Dienst eines Güterzugsführers verrichtete. Es ist daher erklärlich, daß die Ernennung der Zugsbegleitet: zum Oberkondukteur bei _ den Per* sonenzügen sehr rasch vor sich ging und daß mit der Zeit bei der „Revision" die Zahl der Oberkondukteure sehr groß wurde. Bei der Verstaatlichung der Nordbahn wurde die verbindliche Zusage gemacht, daß bei der Ernennung dieser Usus auch von der Staatsbahnverwaltung strikte eingehakten wird. Durch diese Zusage wurde der „usuelle" Anspruch auf Ernennung gewährleistet. Doch jene Bedienstete, welche mit den Vorschriften der k. k. Staatsbahnen, welche einen Usus nicht kennen, dafür aber Karenzzeit vor und nach den Prüfungen festlegen, kalkulieren mußten, wollten den Weg zum Oberkondukteur schon vor der Unterschrift des EinreichungsreverseZ auch außerhalb des Usus frei haben. Dies galt besonders von den „Zugspackern", welche stabil als Zugsführer verwendet wurden. Unsere Organisation hat daher schon damals in dieser Richtung hin Schritte unternommen und erhielt die Zusage, daß die Anzahl der Güterzugsführer in einer größeren Anzahl normiert wird, und daß in diese Anzahl nicht jene Oberkondnk-teure gezählt werden, welche bei bet Revision verwendet werden. Durch diese Zusage ließen sich manche Zugsführer-Diener bewegen, die Unterbeamtenprüfung nach den Normen der k. k. Staatsbahnen abzulegen, trotzdem sie, um die usuelle Ernennung zum Unterbeamten zu erreichen, dazu nicht verpflichtet waren. Sie haben aber die Prüfung nur aus dem Grunde abgelegt, damit sie früher, als es nach dem Usus möglich wäre, ernannt werden. Inzwischen hat aber die Staatsbahnverwaltung Vorbereitungen getroffen und in der letzten Heit Versuche unternommen, um die Anwärter auf die Oberkondukteurstellen aus den Stellungen der Zugsführer bei den Güterzügen hinauszudrängen. Nachdem die Anzeichen dieser Absichten immer deutlicher wurden, schritt der Abgeordnete Genosse T o m s ch i k zu Ende des Jahres 1910 bei der Direktion der k. k. Nordbahn ein. Die Antwort, die er auf seine Intervention erhielt, war ganz klar, daß die Absicht, die Anwärter auf die Ober-kondukteurposten von der Revision zu verdrängen, bei der Direktion nicht besteht, nur so viel hat die Direktion zugegeben, daß die erledigten Posten nach verstorbenen oder pensionierten Zugsführer die Petenten aus den Reihen der Oberkondaikteure von den Personenzügen besetzt werden. In dieser Richtung — sagte die Direktion — können die Ansprüche der Oberkondukteure schon mit Rücksicht auf die Anciennität und Qualifikation ljintet .die JBestrebuncten der Guterkon- bufteure zurüAgedrängt werden, weil ein solches Zurückdrängen von Leuten mit vollem Anspruch auf eine Berücksichtigung eine schreiende Ungerechtigkeit bedeuten würde. Und weiter sagte die Direktion, daß dadurch der Usus in gar keiner Weise berührt werde, wenn die Anwärter aus den Kreisen der Unterbeamten auf die f r e i, gewordenen Zugsführerposten eingesetzt werden, weil der Usus nur für die Ernennung der Unterbeamten, nicht aber für Verleihung von Dienstesposten Geltung habe. Auf diese Art suchte die Verwaltung noch vor einem halben Jahre von sich den Verdacht abzuwälzen, daß sie die Absicht hätte, den Anwärtern auf die Ernennung zu Oberkondukteuren ein großes Hindernis in den Weg zu legen. Doch heute ist kaum ein Zweifel möglich, daß die Verwaltung eine solche Absicht hat und diese Absicht auch zur Geltung bringen will. Das k. k. Eisenbahnnnnisterium hat ganz plötzlich „festgestellt", daß die Zahl der für die Zugsführer normierten Posten um 116 Oberkondukteure überschritten ist. Bei der k. k. Nordbahn sind nämlich im ganzen 672 Zugsführerposten normiert.' Diese Posten werden zum großen Teil von durch eine lange Reihe von Jahren stabil verwendeten Kondukteurzugsführern bekleidet; nachdem aber die Unterbeamtenposten beim Zugsdienst lediglich für die Zugsführer normiert sind, so kommt das k. k. Eisenbahnministerium zu der Schlußfolgerung, daß 116 Oberkondukteure bei der Revision überzählig sind. Und darum wurde mit Erlaß vom 22. April 1912, Z. 15.899, angeordnet, daß diese 116 Oberkondnkteure von der Revision auf den Zugsführerposten zu versetzen sind — und die Zugsführerdiener follen die Kondukteurposten einnehmen. Es ist ja selbstverständlich, daß diese Maßnahmen unter dem Zugspersonal eine förmliche Revolution hervorgerufen hat, denn sie hat ja im Gefolge, daß eine große Anzahl von Dienern, welche wenigstens zwei, aber auch acht bis zehn Jahre stabil als Zugsführer fahren, zurückgedrängt werden und das; in der Zukunft die usuell als Unterbeamte ernannten Kondukteure durch die Versetzung auf die Posten der Zugsführer dauernd eine Bremse in der Vorrückung der jüngeren Jahrgänge bil-den werden, die dazu verurteilt werden, auf die Ernen-nnng nach dem — Usus der Nordbahn warten zu müssen, bei der sie vielleicht gar nicht gedient haben. Wir werden dann des öfteren in konkreten Fällen Zeugen von totalen Widersprüchen sein: daß die Konduktcure der k. k. Staatsbahnen die usuelle Zeit der Nordbahn — und noch länger — abwarten müssen, bevor sie überhaupt den stabilen Posten eines Zugsführers einnehmen können! Und wie begründet das f. k. Eisenbahnininisterium seinen Antrag? Einfach folgend: Nach den Einreihungsnormen ist den Bediensteten lediglich das usuelle Recht der Ernennung zu Oberfon« .dukteuren gewährleistet. Durch die Versetzung der Oberkondukteure auf die Posten der Zugssührer ist der „Usus" in gar keiner Weise verletzt und deswegen hat das Eisen* bahnministerium für die Berechtigung seines Auftrages eine gute Ausrede. Und das ist nicht die einzige Ausrede. Das k. k. Eisenbahnininisterium stützt seine Verfügung offenbar — und zwar n a ni e n t l i ch — auf die Bestimmungen des § 40 der Dienstordnung der k. k. Staatsbahnen. Der betreffende Paragraph bestimmt gleich auf der ersten und zweiten Stelle der „gewährleisteten Rechte" der Bediensteten folgendes: 1. den Verbleib in der Bedienstetenkategorie, welcher sie angehören (§ 2, Punkt 1, lit. a bis c); 2. d i e d a u e r nd e Verw e n du ng a u f ei n e ni der Bedienstetenkategorie c n't sprechenden D i e n st e s p o ste n. Also: Wenn die Verwaltung einen Oberkondukteur von der Revision zu den Diensten eines Güterzugsführers versetzt, so begeht sie scheinbar nichts anderes, a l s daß sie die B e st t m in ii n g e n über gewährleistete Rechte einhält und die Bediensteten sollten eigentlich noch froh sein, daß über ihre Rechte das k. k. Eisenbahnministerium so sorgsam wacht und die undankbaren Bediensteten werden noch außerdem rebellisch! Doch Scherz beiseite. Sicher ist es, daß durch die neueste Verfügung des k. k. Eisenbahnministerinnis die Zugsbegleiter schwer betroffen werden. Und zwar auf fo eine Weise betroffen, daß — was die Oberkondukteure anbelangt — sie feine Möglichkeit sich zu wehren haben. In erster Linie stützt sich das f. f. Eisenbahnministerium auf das im Artikel 40 der Dienstordnung begründete formale Recht und weiter a u f die Einreihungsvorschriften: zweitens ist der größte Teil der Oberkondukteure der k k Nord-bahn überhaupt nicht organisiert oder sie sind in ver-schiebenen Vereinen ohne jedwede Bedeutung zerstreut, und darum nicht fähig, ihr s ach l i ch e § .Re ch t gegen ein formales Recht der Bahnverwaltung zu ver-teidigen. So rächt sich heute auf dem einen Teil der „besseren Leute" eine nicht so sehr alte Sünde. Als nämlich die zweijährigen Vorrückungsfristen der Unterbeamten unter gleichzeitiger Erhöhung des Endgehaltes erreicht wurde hat ein beträchtlicher Teil der Unterbeamten der Organisation den Rücken gekehrt, indem man sagte: «Was soll ich noch zahlen, Versammlungen besuchen und vielleicht gar eine Funktion ausübend Beamter werde ich nicht, was kann für mich noch erwirkt werden? Freilich: Daß er einmal — und das sehr bald — die Organisation dazu brauchen wird, um ihm die bereits erwirkten Errungenschaften auch zu erhalten, die ihm die Eisen« bahnverwaltiiiig wieder wegnehmen will — auf das hat er gar nicht gedacht! Nicht einmal auf das hat er gedacht, daß ihm die Bahnverwaltung um so mehr die errungenen Vorteile wegnehmen wird, als der einheitliche, interimtionhie „Rechtsschutzverein" geschwächt- wird! Heute ist es beinahe zu spät. Für diesen Augenblick muß aber wenigstens die ganze Kraft dahin konzentriert wer« den, da noch van den alten Vorteilen etwas zu retten ist. Und das ist bet den Dienern möglich. Freilich nicht für alle, sondern wenigstens bei einem Teil der Anwärter. Bezüglich der Ansprüche dieser Bediensteten hat der „Rechtsschutzverein" die notwendigen Schritte eingeleitet,'.Und es ist nur notwendig, daß der Leitung der Organisation alle1 jene präzis -festgestellten Fälle, wo der eine oder andere Zugsführerkondukteur aus seinem Posten deswegen zurückgedrängt werden soll, weil die Bahnverwaltung auf seine Stelle einen Revi-sionskondnkteure einsetzen will, bekannigegeben werden. Nach allem Bekannten sind solche Fälle am meisten in Preran vorgekommen. Also gerade in jenem Orte, wo in den letzten Jahren die größte Bewegung in der Organisation eingesetzt hat, wo die „Zemskä Jednota" heute dominierend ist, wo der „autonome Verband" gegründet wurde, wo der „Abgeordnete-Fachmann" sein Unwesen treibt und wo Heute mindestens neun Eisenbahnervereine existieren! Freilich fürchterlich fürchterliche Vereine, deren Macht eine kolossal große ist und an deren Spitze die Riesen marschieren, die Burival, Ertl, Heine, Kemeter, Marek und Konsorten. Wir könnten über die Satisfaktion schreiben, welche uns zuteil wird, indem gerade jener Ort von der Katastrophe betroffen wird, welcher immer so spielend von den großmäuligen Gegnern des „Rechtsschutzvereines" beherrscht wurde. Wir tun es nicht; und zwar mit Rücksicht auf die Opfer der drohenden Katastrophe, denn es sind Eisenbahnbedienstete, Familienväter. Es sind Leute, welche von dem aufgelegten und vermummten Nationalismus, der sich Hinter dem falschen „Autonomismus" versteckt, verführt worden sind. Die verführten Opfer werden von der Katastrophe ereilt — die Verführer aber, die werden in irgendeinem Kaffeehauswinkel weiter schadenfroh lachen, wie es ihnen gelungen ist. die „Zentralsten zu zerschlagen und zu zerhauen". Wenn die verführten Eisenbahnbediensteten wenigstens in ihrem eigenen Interesse objektiv unvoreingenommen noch denken und urteilen können, dann müssen sie zu der Ueberzeugung gelangen, daß nur die einheitliche, internationale, auf dem Klassenstandpunkt aus getaute Eisenbahner-organisation e s ist, welche die Gewähr bi'etet, künftige Katastrophen hintanzuhalten. Me seisrrlschllftlich-srnossku-schastliche Großtat. (Eigenbericht unseres Berliner Mitarbeiters.) Vom 17. bis 19. Juni tagte in Berlin der 9. ordentliche Genossenschaftstag des Zentralverbandes der Genossenschaften Deutschlands, dessen gewaltige Entwicklung durchaus im Einklang steht mit dem Wachstum aller anderen Zweige der reichsdeutschen Arbeiterbewegung. Nicht weniger als 140.000 neue Mitglieder haben die Konsumgenossenschaften des deutschen Proletariats letztes Geschäftsjahr zu gewinnen vermocht. Ihr Umsatz hat 600 Millionen im Jahre weit überschritten, in Eigenproduktion werden von über 22.000 Arbeitern und Angestellten Waren im Wert von mehr als 83 Millionen hergestellt, die Verlagsanstalt des Zeutralverbandes in Hamburg betreibt längst eine eigene Papierfabrik für die Genossenschaftspublikationen und die Verpackung^ hüllen der Konsumvereine, welchem Betrieb wieder eine eigene Elektrizitätszentrale die nötige Kraft liefert. Mustergültig sind die Einrichtungen in den Genossenschaftsbetrieben, ebenso wie ihre Leistungen, wovon die gegnwärtig in Berlin erössnete Ausstellung der deutschen Arbeiter-Konsumgenossenschaften jedermann den Beweis liefert. 8000 bis 11.000 Mk. im Jahre geben die Genossenschaften für die achtwöchigen Kurse zur Fortbildung ihrer Funktionäre aus, eine Ausgabe, die sich natürlich reichlich bezahlt machen muß. Die Unter« stütziingskassc für die Angestellten und Arbeiter hat ein Vermögen von über 2 Millionen Mark aufgcsainmelt — kurz, es ist ein überwältigendes Bild von Größe, Tüchtigkeit und wohlverdientem Erfolg, das sich dem Betrachter des deutschen Genossenschaftswesens entrollt. Auf dem Genossenschaftstag, an dessen Eröffnung unter den vielen ausländischen Delegierten auch Genosse Dr. Renner in Vertretung der sich so erfreulich entwickelnden österreichischen Genossenschaftsbewegung teilnahm, sprach Adolf v. Elm das wahre Wort, daß sich die modernen Genossenschaften nicht damit zufriedengeben können, den Arbeitern nur billige und gute Lebensmittel zu verschaffen, daß sie vielmehr das ganze Leben ■ des Arbeiters und Genossenschafters durchdringen und umfassen wollen, natürlich in dem Sinne, es auf allen Gebieten mit dein Geist und den Geboten der Solidarität zu erfüllen. Dieser große Gedanfe in Verbindung mit der Grundtendenz der Befreiung der Arbeiter von jeder Form der kapitalistischen Ausbeutung hat die Schöpfung der gewerkschaftlich-genossenschaftlichen Volksversicheruiig geboren, die, wie schon auf dem vorjährigen Gewerkschaftskongreß in Dresden so auch hier wieder das Hanpt« thenta der Beratungen bildete. Schon zu Neujahr soll die neue Volksversicherungs-Aktiengefellschaft „Volksfürsorge" ihre Tätigkeit auf* nehmen. Aber das wird freilich eine andere, nicht unreine neue Volfsversicherung werden! Sind es doch gerade die Praktiken und die ganze Weseusgrt der jetzt bestehenden „Volksversicherungen", die den Gewerkschaften und Genossenschaften die Gründung des neuen Unternehmens immer mehr zur Notwendigkeit machten. Die heutigen Volksversicherungen sind Zweige und uoch dazu sehr lukrative Geschäftszweige der aus Gewinn berechneten privatkapitalistischen Versicherungsgesellschaften. Gerade aus der Volksversicherung ziehen sie den größten Anteil ihrer Riesengewinne, die zum Beispiel bei der sich besonders mit Volksversicherung befassenden „Viktoria zu Berlin" im letzten Jahre nicht weniger als 36 Millionen betrug, was den glücklichen Aktionären eine Dividende von 39 Prozent, den Verwaltungsräten ein ebenso arbeitsloses Einkommen von 150.000 Mk., dem Direktor Gerstevberg aber zu seinem Gehalt von 36.000 Mk. soviel an Gewinnbeteiligung brachte, daß der Mann auf ein Jahreseinkommen von nicht weniger als 780.000 Mk. kam! Aehnlich liegen die Dinge ja bei fast allen der großen Gesellschaften. Diese Riesengewinne sind der stärkste Beweis dafür, daß die Gesellschaften den Ver-sicherten unbedingt viel zu viel abnehmen müssen, und es klingt da schon fast wie ein Hohn, von dem „Risiko" der Versicherungsgesellschaften sprechen zu hören Die Gewinne stammen, .wie Genosse v. Elm nachwies, aus der Verwendung alter, durch die günstige Entwicklung der Sterblichkeitsverhältnisse überholten Sterblichkeitstafeln, ans der Verrechnung zu hoher Vdrwaltungskosten — obgleich die Verwaltungskosten infolge des Anreißer-tums — auf das die Agenten angewiesen sind und das den baldigen Verfall Tausender Versicherungen wegen Nichtpeiterbezahlung zur Folge hat, in der Tat hohe sind, aber sie werden eben statt mit 23 mit 40 Prozent angerechnet! — und endlich aus dem den Versicherten viel zn niedrig angegebenen Nutzen durch Verzinsung der Gelder, die sich bei den Gefellschaften aufhäufen. All das wird bei der „Volksfürsorge" anders sein. Sie begrenzt die Aktiendividende auf 4 Prozent, sie sorgt statutarisch dafür, daß die Aktien ausschließlich im Besitz der Gewerkschaften und Genossenschaften bleiben, also nicht an der Börse gehandelt werden können, sie hat einen paritätisch aus den Vorständen der Gewerkschaften und Genossenschaften also ans den berufenen Vertretern der Versicherten selbst zusammengesetzten Vorstand und jeder Pfennig wird schon aus dem Grund den Versicherten allein zugute kommen, weil ja keine dividendenhungrigen Aktionäre und keine tantiemenlüsternen Direktoren vorhanden sein werden. Die „Volksfürsorge" wird die Volksversicherung, also ohne ärztliche Untersuchung, , mit kleinen Wochenbeiträgen und einem versicherbaren Höchstkapital ’— ebenso wie die kapitalistischen Volksversicherungen — von 1500 Mk. betreiben, daneben aber auch eine Spar-Versicherung für den Erlebensfall. Kann ein Versicherter — nur den Mitgliedern der Gewerkschaften und Genossenschaften steht die Versicherung offen — einmal seine Beiträge nicht weiterzahlen, so geht ihm nichts verloren, sondern seine Polizze wird in eine beitragsfreie Polizze der eben genannten Sparversicherung umgewandelt. Das anreißerische Agententnm fällt selbstverständlich fort, desgleichen seine Provisionen, auf die heute jahrelange Einzahlungen der Volksversicherten daraufgehen, die Beitragssammler der Gewerkschaften werden gegen eine geringe Entschädigung die Beiträge einheben und die Konsumvereine werden eine ähnliche Einrichtung treffen müssen, die ja im Interesse der Versicherten selbst liegt. Die gewerkschaftlich-genossenschaftliche Aktiengesellschaft wird sich unter das Gesetz und damit unter die Aussicht des Reichsaufsichtsamts für Privatversicherung stellen. Da von vornherein, was ja bei den Traditionen der deutschen Genossenschaftsbewegung selbstverständlich ist, jede Verwendung von Versicherungsgeldern etlua für Streik- oder Parteizwecke ausgeschlossen ist, wird das Aufsichtsanit, das sich bisher zu der Angelegenheit sehr freundlich gestellt hat, den von den Gegnern heiß ersehnten Anlaß zum Einschreiten schon nicht erhalten. Die Volksfürsorge aber wird werden, was der Vertreter der Generalkoniniission der Gewerkschaften Deutschlands/ Reichstagsabgeordneter Genosse Gustav Bauer, von ihr sagte: Eine neue positive Leistung der deutschen Arbeiterbewegung, ein leuchtendes Wahrzeichen gewerkschaftlich-genossenschaftlicher Selbsthilfe! Inland. Viktor Adler zu seinem sechzigsten Geburtstag.. Ani Mantag den 24. Juni feierte Genosse Viktor Adler in gewohnter stiller und schlichter Weise seinen 60. Geburtstag. Die klassenbewußte Arbeiterschaft Oesterreichs gedenkt feierlich dieses Tages und bringt ihm und seinem großen Lebenswerke ihre Huldigung dar. Ist doch Viktor Adler der Bahnbrecher und Erzieher des österreichischen Proletariats, verkörpert er doch förmlich die Geschichte des Aufstieges unserer Arbeiterklasse. Als Adler im Jahre 1885 sich ganz in,den Dienst des Proletariats stellte, hatten Anarchismus und Polizei ihr Werk vollbracht —: die Organisationen waren zerstört, die Arbeiterbewegung zersprengt, zwischen „Gemäßigten" und „Radikalen" tobte ein äußerst heftiger Kampf. Adler griff da als unparteiischer Vermittler und als Lehrer ein und es gelang ihm schließlich — mit Einsetzung aller Kräfte und großer Opfer — dem bruder-mörderischen Kampfe zwischen „Gemäßigten" und „Radikalen" ein Ende zu machen, die Einigung des kämpfenden Proletariats durchzuführen. Seinen Bemühungen ist es zu danken, daß der erste österreichische Parteitag zu Haiüseld im Jahre 1889 zustande kam. auf dem das van Adler verfaßte sozialdemokratische Einigungsprogramm angenommen wurde und der den Grundstein zum Aufbau unserer Organisation bildete. Der großartige Aufschwung, den unsere Partei seit Hainfeld genommen, ist in erster Linie das Werk Adlers. Adler trat zu einer Zeit in unsere Partei ein, wo das Wort „Sozialdemokrat" Verfolgung und 'Gefängnis bedeutete, wo, wenn die Arbeiter sich rührten, sie ein-gekerkert oder abgeschoben, ihre Blatter konfisziert und unterdrückt wurden. In diesen schweren Zeiten stellte Genosse Adler nicht nur sein ganzes Wissen und Können in den Dienst der Sozialdemokratie, sondern anch , fein Vermögen. Unter großen materiellen Opfern schus Adler — um das Einigungswerk wirksam zu fördern — im Jahre 1886 die „Gleichheit", ein Wochenblatt, das durch feine scharfen, witzigen Glossen bei den herrschenden Parteien, den Behörden und der Regierung Entsetzen auslöste. Manches Stück österreichischen Absolutismus wurde durch die Kritik in dieser Zeitung, ans der sich die heutige „Arbeiter-Zeitung" entwickelt hat, unmöglich gemacht. Doch bald erreichte ihn die Rache der Herrschenden —: der berüchtigte Blutrichter Holzinger, auf den sich die Machthaber stets verlassen konnten, wenn eS galt, einen Sozialdemokraten in den Kerker zu werfen, verurteilte den ihm auf Grund des Ausnahmezustandes ausgelieferten Genossen Adler zu einer viermonatigen Arreststrafe, Ueberhanpt gibt es wenige Genossen, die mehr Gefängnisstrafen zu erdulden hatten, als Adler, denn wiederholt mußte er fein Eintreten für die Arüci*; terfchaft im Gefängnis büßen. '«i-fessionSbeamte» genehmigt wurde. Ja, wenn durch diese äußerliche Zeremonie dc5 ewige Band der ehelichen Treue und Siebe gesichert wäre, möchte sie gerne hingenommen werden. So aber sehen wir, daß alljährlich Lausende, sakramental auf ewig geschlossene Ehebündnisse in Trümmer gehen, und daß es weder ein kirchliches noch staatliches Mittel gibt, zwei Menschen dauernd zu zwingen, in Gemeinschaft zu leben, wenn die Voraussetzungen nicht zutreffen. Nun, jedes Verbrechen kann durch Abbüßung einer Strafe gesühnt werden; nur der katholisch Geschiedene in Oesterreich wird zeitlebens gestraft und kann nie feinen Fehler gutmachen. Sprechen wir nur vom Manne. Er muh dauernd seinem ersten Weibe jene materiellen Mittel beistellen, die dessen standesgemäße Lebenshaltung ermöglichen sollen. Das ist eine bei den kargen Bezügen eines Eisenbahnbediensteten sehr harte, Ivenn auch nicht ungerechte St.rafe. Sie wird aber empörend, wenn man bedenkt, daß ausgerechnet gerade der katholisch geschiedene Eisenbahner eine zweite Ehe nicht mehr schließen darf, trotzdem er den Irrtum der ersten Ehe allmonatlich in Form der Alimente bereut und beklagt. Aber auch die Frau ist nicht weniger beklagenswert. Sie bezieht an Alimenten kaum so viel, um davon leben zu können, würde im Falle einer zweiten Ehe ggxne auf diese verzichten, den ersten Mann von einer-lästigen Last befreien, wenn dies möglich wäre. Und so kommen wir zu de m her r-.1 ich eit Gebilde österreichischer VolkSpolitik, der Wirtschafterin. Halb Wirtschafterin, halb Frau, genießt sie die Leiden ihrer Stellung in vollen Zügen, ohne irgend einen Anspruch erheben zu dürfen, dem Manne gleichgestellt zu werden, dem sie ihr Leben widmet. _ Die gesetzlich angetraute Frau des Eisenbayners bezieht nach dem Tode des Mannes eine Pension, die Wirt-schafterin selbstverständlich nicht. Und doch haben beide dasselbe Recht, denn die Eisenbahn hat an der Frau eines ihrer Bediensteten nur insoweit ein verpflichtendes Interesse, als sie schuldig ist, jenem weiblichen Wesen, das dem Eisenbahner alle Wege ebnete, damit er seinen Dienst so gut als möglich versehen kann, im Todesfälle des Mannes eine Belohnung in Form einer Pension zu geben. Aus diesem Grunde müßte die' Eisenbahn, beziehungsweise deren Verwaltung jene Wirtschafterinnen, die nur zufolge unserer Ehegese'tzgebung den Eisenbahner offiziell nicht ehelichen können, den kirchlich an getrauten Frauen vollständig gleich stelle it." Wir setzen diese Ausführungen hieher, weil wir sie, obwohl wir sonst keineswegs immer mit der Meinung des „Deutschen Eisenbahner" übereinstimmen, Wort für Wort unterschreiben. Aber der „Deutsche Eisenbahner" weiß gar nicht, wie er sich und seine eigenen Leute selbst bespeit, wenn er solche Betrachtungen anstellt. Wer trägt heute die Schuld daran, daß das „herrliche Gebilde österreichischer Volkspolitik", wie der „Deutsche Eisenbahner" unsere verpfaffte Ehegesetzgebung nennt, unangetastet weiterbesteht? Der Deutsche Nationalverband. Wer hat vor einigen Monaten im Parlament gegen die beantragte Eherechtsreform gestimmt? Deutsche Nationalverbändler. Und wer hat in den katholischen Pfarrhöfen einen Revers unterschrieben, daß er im Falle seiner Wahl in den Reichsrat nie für die Freie Schule und nie für eine Eherechtsreform stimmen werde? Der deutsche „Ärbeiterparteiler" und somit der parlamentarische Vertreter des „Reichsbundes", Ferdinand Seidel. Und wer hat im Parlament auch wirklich dagegen gestimmt? Ferdinand Seidel. Und wer hat bereits bei den Reichsratswahlen 1911 aufgefordert, christlichsozial zu stimmen? Herr Ferdinand ErII, Oder hat er, der heute so radikal gegeij unser klerikales Eherecht schreibt, vielleicht schon die Rede vergessen, die er in Hernals hielt, wo der Sozialdemokrat mit dem Christlichsozialen in der Stichwahl stand? Wir wollen diese Rede aus der Vergessenheit herausholen. Herr Ertl, der damals schon für das Zusammengehen der Deutschnationalen mit den Christlichsozialen plädierte, führte aus: „Er habe es daher gar nicht glauben können, als ihm mitgctcilt wurde, dag feine Parteigenossen bei der Stichwahl in Wien die Sozialdemokraten unterstützt haben und sej, als er diese Mitteilung bestätigt fand, über die Vorgangsweise seiner Parteigenossen empört gewesen. Er müsse hier bemerken, Latz seine Parteigenossen, über deren Verhalten bei den Stichwahlen er öffentlich das Bedauern ausspreche, in diesem Falle verpflichtet gewesen waren, den sogenannten „Getzmanniten" ihre Stimme zu geben. Er nahm auch Stellung gegen die Liberalen, wobei er bemerkte, datz die Judenliberalen jetzt übermütig geworden seien und die Herren Dorn, Hock u. s. w. sich jetzt als die „Herren von Wien" aufspielen, wobei sie behaupten, daß der „Sieg von Wien„ ihr Werk sei. Er bleibe bei der Ansicht, datz die Deutschnationalen bei den letzten Stichwahlen in Wien verpflichtet gewesen wären, für die C hrist lich sozi a l e n zu stimmen, umsomehr, als diese eine deutsche Partei seien und man ihnen das Deutschtum nicht absprechen könne.... Zu den Christlichsozialen gewendet, schloß er: Ich hoffe, daß wir einen Weg zu gemeinsamer Arbeit finden werden!" Also haben heute ausgerechnet die, die den ganzen Kulturfortschritt an die Klerikalen verklopst haben, wahrlich kein Recht, über die Folgen zu klagen. Jedes Wort, das s i e darüber verlieren, wird zu einer Anklage gegen sie selbst und zu einem Einbekenntnis der eigenen Verräierrolle! Bettelbriefe des deutschnationalen „Neichsbiindes" an die Dienstvorständc. Der Bund deutscher Eisenbahner sendet an die Stationsvorstände und sonstigen Organe der Eisen-bahnvcrwaltung folgenden Bettelbrief: Ehrenfeste Ortsgruppenleitung! lieber Anregung der Ortsgruppe Wien-Staatsbahn-direktion wurde eine Sammlung behufs Ehrung unseres bisherigen ersten Vorsitzenden Kameraden Ertl eingeleitet. Nachdem die Kosten der Ehrengeschenke bisher nicht gedeckt sind, bringen wir Ihnen den Aufruf in Erinnerung, und ersuchen Sie, einen kleinen Betrag, soweit dies freiwillig geschieht und in Ihren Kräften steht, einzusenden. Wir werden im Laufe des nächsten Monats die eingelangten Spenden aus dieser Sammlung in einem Rundschreiben an die Ortsgruppen bekanntgeben. Mit treudeutschem Für die Hauptleitung: Gez.: Sternadt. Dieser Bettelbrief zeigt uns die Quelle auf, aus dem tie deutschnationalen Eisenbahner schöpfen. Don den Stations-Vorständen, welche diese Organisation stützen, geht die Verbindung bis zur Spitze der Verwaltung, welche Freibilletts II. Klasse für die Agitation gegen die Sozialdemokratie aus-stellt und die gelben Agitatoren protegiert und in entsprechende Dienststellen verteilt. Die deutschnationalen Eisenbahner sind die Kreaturen der Verwaltung und von dieser dazu ausersehen, den wirtschaftlichen Aufstieg der Eisenbahner durch Scheinorganisationen und durch Verleumdung der Sozialdemokratie zu hindern. Das wissen auch die Eisenbahner, weshalb sie die Organisation, deren Mitglieder nur mit den Unternehmerpolitikern im Parlament Fühlung haben, einzu-’chätzen wissen. Ein Bureaukratenstücklein der StnatSbahnverwaltung schilderte Abgeordneter Genosse G l ö ck e l vor kurzem im Parlament. Er führte aus: Im September 1011 fährt ein mit Holz beladener Lohnwagen über eine Bahnschiene in Neudek in Böhmen. Die eine Schwelle ist etwas zu kurz geraten, der Wagen kommt in diesen Zwischenraum hinein und kann nicht darüberfahren. In diesem Augenblick fährt ein Zug daher, reifet den Wagen weg, die Pferde werden zur Seite geschleudert. Ein Pferd wird getötet, das andere schwer verletzt. Der Wagen wird zertrümmert. Nun ist cs selbstverständlich, daß, nachdem auch vor Gericht die Schuldlosigkeit des Kutschers festgestelli wurde, indem es den Kutscher freisprach, das Verschulden offenkundig auf feiten der Bahnverwaltung lag. Der Mann, der £ln armer Teufel ist, verlangte eine Entschädigung von 1440 Kr. Was geschieht? Zuerst wird gesagt: Das 'eine Pferd, das nicht getötet wurde, darf nicht in Verwendung genommen werden. Der Mann muß durch 2K Monate das Pferd füttern, ohne es verwenden zu dürfen. Dann kommt der große Kommifsionskoller. Bis jetzt — ich habe diese Nachricht etwa vier bis fünf Tage, ob es noch stimmt, weih ich nicht — haben sieben Kommissionen stattgefunden, bis zu acht Personen. (Hört! Hört!) Die Kommission bestand aus Beamten von Pilsen, Eger und Karlsbad. Tierärzte waren für das eine kranke Pferd aus Prag, Eger und Karlsbad da. (Heiterkeit.) Als nun die sechste Kommission ihre glorreiche Tätigkeit vollbracht hatte, sagte man: Jetzt noch eine Kommission, denn jetzt erst kommt — der Lokalaugenschein. Man belädt abermals einen Wagen nt i f Holz (Heiterkeit), man spannt eine Lokomotive ein und man läßt diese Lokomotive bis knapp vor diesen Wagen fahren, natürlich nicht weiter. Wenn man vor den Wagen den Amtsschimmel hätte spannen können, dann wäre das vielleicht eine sehr gute Sache gewesen. (Heiterkeit.) Die Kommissionskosten betragen sicherlich mehr als den Beitrag von 1440 Kr. (Hört! Hört!) Der arme Kleinfuhrwerker ist vollständig ruiniert, aber nicht einmal die Schwellen sind noch gerichtet» Aber noch etwas. Dort ist ein Fabrikant, der öfter mit seinem Lastwagen über diese Schienen fährt. Der Wagen bleibt wiederholt stecken, weil eben diese Schwelle zu klein ist. Der Fabrikant muß immer Arbeiter hinstellen, die den Wagen über die Schienen hinüberheben. Jetzt sagt der Fabrikant, dessen Namen ich dem Herrn Eisenbahnminister gern zur Verfügung stelle: Um HimmelSwillen, ich kann nicht warten, bis die Geschichte noch mehr Opfer kostet. Auf meine eigenen Kosten werde ich die Schwelle richten lassen. (Ruf: Sehr gut!) Nicht: Sehr gut! Nein! Die Eifenbahnbetriebsdirektion in Pilsen hat ihm untersagt, das zu machen. (Hört!) Er darf es nicht machen, weil die Eisenbahnbetriebsdirektion in Pilsen sagt, damit würde ich mich schuldig sprechen. Man darf sich also nicht verwundern, wenn, die Bevölkerung über solche Bureaukratenexzeffe empört ist. DaS etvnfiijftcm bei der StaatSeifcnbahngesellfchaft. Nachstehend bringen wir eine Verfügung der Direktion der 2t. E. G. zum Abdruck, in welcher dem Wächterperfonal mit schweren ^Strafen ^fiir das Offen lassen -er SAranken^ gedroht il m 1 P« ft H' F 1 in § W wird. Gegen eine derartige Verfügung wäre nichts zu sagen, wenn seitens der Staatsbähnverwaltung auch dafür gesorgt würde, daß jeder Bedienstete seine Pflicht anstandslos erfüllen kann. Auch wir wünschen vor allem anderen, daß jeder Eisenbahner seine Pflicht voll und ganz erfüllt. Hängt doch das Leben der Menschen und wertvolles Gut daran. Ohne eiserne Pflichterfüllung geht es auf der Eisenbahn nicht. Darüber sind wir uns klar. Aber auch darüber sind wir uns klar, daß zur Erfüllung von Pflichten auch Voraussetzungen gehören, im vorliegenden Fall insbesondere die Möglichkeit, das Schließen der Schranken stets durchführen zu können. Diese Möglichkeit fehlt aber beim Wächterpersonal der St. E. G. aus mancherlei Gründen. Vor allem haben die Leute einen Dienstturnus, der so anstrengend, ermüdend und die Kräfte übermäßig in Anspruch nehmend ist, datz die körperliche und geistige Eignung zur tadellosen Ausführung des Dienstes überhaupt nicht gegeben ist. Jeder einzelne hat außerdem mit schweren Sorgen um das tägliche Brot zu kämpfen. Wie soll da der Mann die Kraft aufbringen, den anstürmenden Schlaf abzuwehren. Wie soll er, der so viel Obliegenheiten zu besorgen hat, der seine Gedanken in tausenderlei Richtungen lenken muß, dem Vergessen begegnen. Man soll den Wächtern zur Verrichtung dieses gewiß verantwortungsvollen Dienstes einen menschenwürdigen Turnus geben, sie sollen ausgeruht und von drückenden Sorgen frei ihren Dienst versorgen können, und wir wollen hundert gegen eins wetten, datz dann derartige Straferlässe überhaupt überflüssig sind. Sollten trotzdem Nachlässigkeiten Vorkommen, dann sind sie berechtigt, Solange aber den Wächtern die selbstverständlichste Möglichkeit zur Pflichterfüllung fehlt, sind derartige Maßnahmen brutal und ungerecht und sie müssen daher bekämpft werden. DaS Ansehen der Staatsbahnverwaltung wird durch dieses Vorgehen nicht gehoben. Bestraft sollten diejenigen werden, die in so einsichtsloser Weise derartige Verfügungen produzieren, selbst aber nicht dafür sorgen, daß vorerst alle unhaltbaren Zustände bei der Staatsbahnverwaltung geändert werden. Nachstehend der Erlaß: Strafmaßregeln gegen das Offenlaffen nnd das zu späte oder unvollständige Schließen der Wegübersetzungsschranken. Nachdem durch das Offenlaffen oder zu späte beziehungsweise ' unvollständige Schließen von Wegübersetzungsschranken zur Zeit des Zugsverkehrs sehr leicht die bedauerlichsten Unglücksfälle herbeigeführt werden können, sind Dienstwidrigkeiten dieser Art aus das strengste zu ahnden, und zwar ist jeder Bahn-, Weichen-, Block- oder Ablösewächter, welcher sich des erwähnten Dienstvergehens, schuldig macht, für den ersten Fall mit 2 Kr., für den zweiten Fall mit 6 Kr., für den dritten Fall mir 10 Kr. Gehalts- beziehungsweise Lohnabzug zu strafen. Bei öfteren Fällen wird der betreffende Wächter in Disziplinär-untersuchung gezogen und kann selber mit der Entlassung bestraft werden. Wächtersubstituten und Ablöser im Taglohn sind/für den ersten Fall mit dem Abzug eines Taglohnes zu bestrafen, im Wiederholungsfälle vom Dienste zu entfernen. Tritt bei einem schon bestraften Wächter ein Straffall ein, dem eine mindestens einjährige straflose Dienstleistung voransteht, so kann wieder auf das geringste Strafausmaß von 2 Kr. zurückgegriffen werden. Hat das Vorkommen der in Rede stehenden Dienstwidrigkeit in schlechter Erhaltung der Wcgabsperrvor-richtungen seinen Grund, sc werden diese Strafen bei den betreffenden Bahnmeistern be-ziehungswe-ise Bqhnmeistersubstituten in Anwendung gebracht. Für die Leistungen der Wächterfrauen oder sonstigen Familienmitglieder beim Schrankendienst bleiben u nab weislich die betreffenden Bahnwächter verantwortlich. • Sämtliche Bahn-, Weichen-, Block- und Ablöfewächter, Bahnmeister und -Substituten sind von dem Inhalt der vorstehenden Bestimmungen nachweisbar in Kenntnis zu erhalten. Die Vorstände der k. k. Bahnerhaltungssektionen, deren Betriebsämter und Stationen haben keine Gelegenheit vorübergehen zu lassen, die unterstehenden Organe durch eindringliche Belehrung von der Wichtigkeit des Schrankendienstes zu überzeugen und auf die traurigen Folgen der Vernachlässigung dieses besonders aufmerksam zu machen. ^ /Sfien, am 16. Mai 1912. Der Vorstand: Fd. Pollag. Die Wahl des Hauptverlrauensmannes der Kanzlei-iener. Am 21. Juni 1912 fand eine Vertrauensmännersitzung er Wiener Kanzleidiener statt, in welcher der Beschluß der ieichskonferenz vom 21. Avril 1912, die Wahl eines .Haupt-Vertrauensmannes der Kanzleidiener vorzunebmen, durchgeführt wurde. Genosse Franz Hartl (Wien XIV, Sturz-gaffe 19) wurde als Hauptvertrauensmann und .Genosse Franz Barta als Stellvertreter gewählt. In Hinkunft sind alle Korrespondenzen an Genossen Hartl unter obiger Adresse zu richten. Korrespondenzen. Sigmundskierberg. Laut Beschluß der k. k. Staatsbahn-Direktion Wien wurde für die vier Bergbremser ein Sommer-turnns mit folgender monatlicher Gesamtdienstleistung, bei Abzug zweier dienstfreier Tage im Monat, 326 Dienststunden gegenüber 394 Stunden frei, wo sich eine Tagesdurchschnittsdienstleistung von 11 Stunden 50 Minuten ergibt, herauS-gegeben. Zwar dürfte sich hier ein kleiner Irrtum eingeschlichen haben, weil im selben nur 9 Stunden 50 Minuten als Tagesdurchschnittsdienstleistung angeführt sind. Nun kam am 22. Mai l. I. ein Kondukteur zu seinem Dienstvorstand und bat um seine zwei laut Turnus gewährleisteten freien Tage. Herr Inspektor Kümmerer bewilligte ihm aber nur einen Tag mit der Bemerkung, „daß kein Tag mehr frei ist, indem fei,ne Substituten vorhanden sind," Wir fragen nun, warum brauchen wir einen Turnus, wenn derselbe vom Dienstvorstand nicht eingehalten wird? Im Turnusgraphikenblatt sind drei Reservemänner normiert, außerdem können Noch acht Schichten vom Bahnamt verrechnet werden. Da glauben wir, daß halbwegs bei cienm Entgegenkommen wir nicht um unseren zweiten freien Tag kommen Brauchen. Sollte die Schuld darin liegen, daß von den drei SRcfervcmännern tatsächlich nur zwei vorhanden sind (der dritte macht seit 1. April l. I. für einen verunglückten Kondukteur Dienst), so Bitten wir um Ersatz für den dritten Mann. Weiters wurde bei der TurnuSkonferenz ein Gepäckskan-dukteur für die Personenzüge im Kampial über die Sommer-saison verlangt; derselbe war schon in der vorjährigen Saison bewilligt. Der Turnusreferent wies uns an Herrn Inspektor Stummerer und an den Herrn Transportkontrollor. Herr Inspektor gab Bei neuerlicher Urgenz durch den Turnuövertrauens-ntnnn folgendes Bekannt: „Ich gebe euch ginen eeschulten Ar-Beiter (Protektionskind), den richtet euch aB, und der kommt uns Billiger. Derselbe fahrt jeden Tag, wogegen ich dem Gepäckskondukteur voriges Jahr jeden fünften Tag freigeben mußte." Die Zugsbegleiter von Sigmundsherberg fragen eine k. k. StaatSbahndirektion, warum man Prüfungen machen mutz, wenn man dann von einem nichtständigen ArBeiter, der kaum ein halbes Jahr bei der Bahn ist, ersetzt werden kann? Laibach (Südbahn). Schon seit drei Jahren führt das Lokomotivpersonal der Südbahn ein enervitterten Kampf, um endlich einen besseren Dienstturnus zu erhalten. Trotz aller An- strengung der gewählten Mitglieder der Turnuskommission war cs auch Heuer wiederum nicht möglich, den Herrn Oberinspektor G r ü n d n e r zu überzeugen, datz der bestehende Turnus an das Personal übermenschliche Anforderungen stellt, deshalb das Personal gezwungen ist, jede weitere Verantwortung abzulehnen, da cs Vorkommen kann, daß das Personal auf der Lokomotive vor Ueberanstrengung einfchlafen wird. Wir wollen hier einige Diensttouren als Beispiel anführen. Zug 1636 fährt von Fiume um 12 Uhr 10 Minuten mittags ab und die Ankunft erfolgt in Laibach als Zug 942 um 3 Uhr 54 Minuten früh. Mit der Vorbereitung und Ausrüstungszeit ist das eine Diensttour von 17 Stunden 44 Minuten. Eine zweite anstrengende Tour ist Zug 1634, welcher in Fiume um 8 Uhr 30 Minuten früh abgeht und als Zug 914 um 11 Uhr 13 Minuten nachts in Laibach eintrifft. Anschließend kommt dann Zug 821. Abfahrt 12 Uhr 10 Minuten, Ankunft in Triest um 10 Uhr 10 Minuten. Gegen-zug 826 ab Triest um 10 Uhr 20 Minuten, an Laibach als Zug 858 um 10 Uhr 18 Minuten. Diese Touren ergeben drei Nächte hintereinander. Im Interesse der Sicherheit des Verkehrs und zur Verhütung von eventuellen Unfällen ersuchen wir die Maschinendirektion der k. k. priv. Südbahngesellschaft, im Einvernehmen mit dem betroffenen Personal, eine zeitgemäße Aenderung des bestehenden Turnusses anzuordnen. Lderberg. (K. k. Babnerhaltungssektion.) Die Arbeiter der k. i. Bahnerhaltungsfektion Oderberg beschweren sich über das schikanöse Treiben des Reservebahnmeisters S o u k o P. Der Reservebahnmeister ist als Zertifikatist eingetreten und bekanntlich bringen die meisten dieser Herren sehr wenig praktische Kenntnisse für den Eisenbahndienst mit. Aus Mangel an der nötigen Erfahrung, oft gepaart mit totaler Unfähigkeit, kommt cs vor, daß oft auf Aenderung solcher neu aufgenommener Leute die größten Plutzer fabriziert werden. Selbstredend wird sich der angehende Bahnmeister mit allen nur erdenklichen Ausreden zu helfen suchen, um den begangenen Plutzer auf feine unterstellten Arbeiter abzuwälzen. Auch Herr S o u k o p ist einer von dieser Sorte, der die Arbeiter für feine Fehler verantwortlich machen will. Nicht er will der Schuldige fein, fondern seine Untergebenen, die den Bahndienst jahrelang praktisch durchgeführt haben. _ Wir empfehlen Herrn Soukop, diese nicht ganz einwandfreie Handlungsweise in Hinkunft zu unterlassen, sonst müßten wir seine „fachmännischen Fähigkeiten" etwas näher besprechen. Gmünd. (K. k. Bahnerhaltungssektion.) Wir haben von dort folgende Zuschrift erhalten: Lange genug haben wir dem brutalen Treiben. des Bahnrichters Führer zugeschaut. Ein Vorgesetzter, dessen Lieblingsort die Wirtsstube und der Branntweinladen ist, und der im angeheiterten Zustand an Größenwahn leidet, wirkt durch sein abstoßendes Benehmen gegen die Arbeiter direkt aufreizend. Durch den übermäßigen Genuß von Alkohol befindet er sich meist im Delirium und dann ist dieser gute Mann einfach unausstehlich. Arbeiter, die dem Bahnrichter Führer nicht zu Gesicht stehen, oder solche, die sich nicht durch eine schöne Tabakspfeife oder sonstige Geschenke die Gunst des Mannes erworben haben, werden mit Kündigung und Entlassung bedroht, ja sogar direkt nach Hause geschickt. Um dem betrunkenen Mann in seinem Delirium nicht zu begegnen, weichen ihm selbst feine eigenen Vorgesetzten im großen Bogen aus. Nur die armen Teufel von Arbeitern müssen die Narreteien Führer? über sich ergehen lassen und oft die unsinnigsten und gänzlich »ni,Sttgen Arbeiten verrickten. Eine Beschwerde oder gar eine Auflehnung gegen diese Behandlung würde den Arbeitern wenig nützen, da man auf eine genaue und unparteiische Untersuchung durch die k. k. Bahnerhaltungssektion nicht bestimmt rechnen darf. Wir bitten deshalb, den Notschrei der unterdrückten Arbeiter aus diesem Weg der k. k. StaatSbahndirektion in Wien zur Kenntnis zu bringen. Alt-Ki»ipolu»g. (Leichtsinnnige Verschwendung des 83 ah n c i g en t u m s.) Am 27. April 1912 ist das alte Heizhaus in der Station Alt-Kimpolnng gänzlich abgebrannt. Die Lokomotiven Nr. 5996, 26.402, 26.403 und 5921 wurden vom Feuer gänzlich dienstunfähig gemacht. Zwei der abgebrannten Lokomotiven wurden nach Wien in die Fabrik, die anderen zwei in die Bahnwerkstätte nach Stanislau zur Reparatur gesendet. Das große Handmagazin, das unter dem Dach des abgebrannten Heizhauses mit Materialien angehäuft war, ist auch gänzlich den Flammen erlegen,- weil der Maschinenmeister Klepsch den Arbeitern nicht gestattete, wiewohl es noch Zeit gewesen wäre, die Materialien hinauszutragen. Herr Klepsch, das Aussichtsorgan Über zwei Heizhäuser, mit mehreren Lokomotiven für Personen-, Gemischte und Güterzüge in der Strecke Hatna-Dorna-Watra, mit dem hiezu nötigen Materialienmagazin, Oelmagazin, Holz- und Kohlendepot, ist mit einet großen Dosis von Egoismus ausgestattet. Er ist der Gebieter über die Existenzen der in Alt-Kimpolung beschäftigten Maschinenschlosser, Putzer, Tenderlader, Nachtwächter und provisorische Heizer. Es kommt unausgesetzt zu Konflikten zwischen dem Maschinenmeister und dem Personal, so daß die I. k. Betriebsleitung sehr oft als Richter hier eingreifen mutz. Letztere hatte aber auch Gelegenheit, aus den verschiedenen Anzeigen, des Personals zu erfahren, wer .Herr Klepsch in Wahrheit ist. Es wurde aber vieles vertuscht. Die k. k. Betriebsleitung in Czcrnowitz wurde darauf aufmerksam gemacht, daß Klepsch nicht im Interesse der Bahnverwaltung wirtschaftet, sondern um des eigenen Nutzens wegen. Es wurde auch bewiesen, datz Klepsch bewußt Mängel bei den Lokomotiven nicht beheben ließ. Wie jüngst bei der Lokomotive Nr. 5996 die Funkenapparate nicht gemacht wurden. Dies ist auch die Schuld, daß das Heizhaus abgcbraimt ist. Die Expositur in Gnrcihumora half dem Klepsch und als Opfer wurde der Kesselwärter Jakob S k l i w a ausgesucht, welcher damals als Nachtwächter den Dienst gemacht hatte. Dieser wurde vom Dienst gekündigt, um die Schlamperei des Klepsch zu decken. Vor einigen Senaten ist auch das Dach am neuen Heizhaus abgebrannt, um aber den Sachverhalt gründlich zu untersuchen und den Schuldtragenden zu finden, war es für die k. k. Betriebsleitung in Czernowitz genügend, wenn man für Klepsch eine Remuneration von 50 ft r. bewilligte. Klepsch hatte von der Betriebsleitung Nachtdienstzulage angewiesen bekommen, war aber abends oder in der Früh nie am Platz zu finde», höchstens dann, wann er damit rechnete, daß eine Kontrolle von der Betriebsleitung oder Expositurleitung aus Gurahumora kommen werde. Ein Kesselwärter ist einmal in seinem Dienst als Nachtwächter mit einem wichtigen Diensttelegramm in der Nacht zum Maschinenmeister Klepsch in die Wohnung gegangen; Klepsch wollte ihn schlagen, weil er ihm die Nachtruhe gestört. Im Heizhaus Alt-Kimpolung sind fünf Kesselwärter, welche turnusmäßig auch als Nachtwächter den Dienst auL-üben müssen (auch eine Schlamperei). Die Obliegenheit eines solchen Nachtwächters ist, auf die Holzstöße aufzupassen, damit kein Brennholz gestohlen wird; da die meisten Lokomotiven nur mit Holz gefeuert werden, sind große Holzstöße auf gestapelt. Wann es sich dieser sogenannte Nachtwächter zur Aufgabe macht, auch ins Heizhaus zu gehen, um zu sehen, ob dort alles in Ordnung ist, wurde er vom Maschinenmeister immer angeschrien und hinausgejagt. Eö hieß, er habe int Heizhaus nichts zu suchen, sondern die Tür des Heizhauses mit dem Schlüssel abzusperren und nur auf das Holz auf. zupassen, daß eg nicht gestohlen werde. Wir geben die Namen derjenigen an, die K l e p s ch derart instruiert, eg sind 8akob Skliwa, Josef Z a w o d n i k, Nicuka C z e r b u und Joan Lakatusch. Es werden sich im Bedarfsfall noch mehrere andere melden. Die Nachtwächter machten den Maschinenmeister Klepsch wiederholt darauf aufmerksam, daß sich im Heizhaus auf den Tendern Holz befindet, welches manchmal morsch war und während der Fahrt brennend werden könnte, so daß in der Nacht die Gefahr des Ausbruches eines offenen Feuers bestand. Das waren vernünftige Vorhaltungen des Personals, auf welche der gescheite Klepsch aber immer nur mit Grobheiten erwiderte. Klepsch beschäftigte die Heizhausarbeiter im Winter längere Zeit damit, daß er einen Platz freimachen ließ. Er ließ Holzstöße übertragen und in einer Höhe von 3 Metern 20 Zentimetern um den freigemachten Raum aufschlichten. Der in der Mitte freigewordene Platz von zirka 80 Quadratmetern wurde dann aufgeackert und Klepsch ließ Hafer und Klee bauen. Der Zutritt zum Brunnen und Pulsometer wurde dadurch leichtsinnig verrammelt, weil Klepsch nicht auf die Bedürfnisse des Dienstes, sondern viel mehr aus seine private Wirtschaft Rücksicht nimmt. Wenn der Oberinspektor der Vukowinaer Lokalbahnen. Herr Krassa. den Klepsch befragte, ob er nicht Brennholz für die Lokomotiven brauche, schrie immer Klepsch, daß er keinen Platz habe, so viel Holz zu deponieren. Aber hinter dem Schutz der hohen Holzstöße wurden Aecker angelegt. Das haben die Herren von der Expositur-leitung in Gurahumora gesehen und ebenso auch die von der k. k. Heizhausleitung und k. k. Betriebsleitung in Czernowitz. Dies haben aber auch die Herren von der Generalinspektion der österreichischen Eisenbahnen gesehen. Die Herren der verschiedenen Abteilungen und aus den verschiedenen Bureaus sowie insbesondere der Inspektor Heinrich Fröhlich der Generalinspektion, verstehen es nur gegenüber dem Personal grob zu sein. Inspektor Fröhlich weiß jeden Bediensteten anzuschreien und mit den Prüfungen großen Pflanz zu treiben, aber andere sehr wichtigere Sachen werden nicht gesehen. Ein Vorwurf leichtsinniger Wirtschaft soll hier auch der k. k. Betriebsleitung in Czernowitz nicht erspart bleiben. In das Heizhaus Alt-Kimpolung hätten mit Rücksicht auf die vielen Lokomotiven, welche dort stationiert sind, schon längst ein größeres Wasserreservoir hingestellt werden sollen, weil das Ausrüsten der Lokomotivtender mit Speisewasser und das Auswaschen der Lokomotivkessel eines großen Wasserquantums bedarf. Seit vielen Jahren frettete man sich mit diesem kleinen Reservoir. In der Nacht war zumeist nur wenig oder gar kein Wasser in demselben. Der Pumpenwärter konnte sich in der Beziehung kaum Rat schaffen, vom frühen Morgen bis zum späten Abend mußte mit einem Mann Wasser gezogen werden. Zwei Pumpenwärter anzustellen in Alt-Kimpolung, dazu war und ist die I. k. Betriebsleitung zu geizig. Es ist jetzt besser so, wo der Schaden eine horrende Summe ausmacht. Skliwa ist damals vom, durch Holzstöße verrammelten, rückwärtigen Teil gelaufen gekommen, in der Meinung, daß das Feuer in der Nähe der Bahn ausgebrochen sei. Dies war die Folge davon, daß die hohen Holzstöße die Aussicht benahmen. Gleich, nachdem er sich Ueberzeugung verschafft hatte, wo der Brand ist, lief Skliwa ins Heizhaus, schraubte an den Hydranten den Schlauch an und öffnete den Hahn. Aber es war vergebliche Mühe. Im Reservoir war zu wenig Wasser und der Wasserstrahl reichte nicht einmal zu den Balken. So rächte sich die saubere Wirtschaft. Es wäre die Pflicht des Klepsch, die der Expositur in Gurahumora und der k. k. Heizhausleitung in Czernowitz gewesen, von der k. k. Betriebsleitung in Czernowitz ein größeres Reservoir für Alt-Kimpolung zu verlangen. Cs ‘mußten auch bei zweckentsprechenden Anordnungen die vier Lokomotiven nicht vom Feuer beschädigt werden. Es konnten zwei Lokomotiven ganz leicht herausgezogen werden. Aber der eigensinnige Klepsch wollte den guten Rat des Lokomotivführers T o k a r z nicht befolgen, auf einmal nur zuerst zwei Lokomotiven abzukuppeln und hinauszuziehen. Als dann das Feuer zu groß geworden war, mußte die Arbeit gelassen werden. Am 19. Mai 1912, um 4 Uhr nachts, verschuldete die leichtsinnige Wirtschaft des Maschinenmeisters Klepsch abermals großen Schaden. Es wurden abermals zwei Lokomotiven, Nr. 59.167 und 5954, durch einen Zusammenstoß dienstunfähig gemacht. Klepsch bekommt Nachtdienstzulagen, um zu Hause zu schlafen und sich nicht wecken zu lassen, dann besitzt er noch die Frechheit, seine Schuld unschuldigen Bediensteten verleumderisch auf den Rücken zu hängen. Die Arbeiter und Schlosser beschimpft er ständig mit Ausdrücken, wie: Heuochs, Rhinozeros, Gauner und anderen Schimpfworten. Am 12. Mai 1912 hat .Klepsch dem Nachtwächter Skliwa eine siebentägige , schriftliche Kündigung unterschoben und mit Schreien von Skliwa durch Unterschrift die Kenntnisnahme erzwungen. Am 10. Juni 1912 bekam Skliwa eine Beschuldigtenvorladung zur protokollarischen Einvernahme zu Gericht für den 12. Juni, dort wollte der Deutsch nationale Richter Gaube die angegebenen Zeugen des Skliwa nicht zu Protokoll vormerk'en, indem er sagte, er habe als Zeugen den Maschinen!» ei st er Klepsch und den Schlosser Hehn. Wir haben hier nur einen Teil der großen Schlamperei aufgetischt, und dies genügt, um nach-zuweisen, wie ungemein schädlich das hier praktizierte Wirtschaftssystem ist. Führt diese Wirtschaft zu Katastrophen, wie zu dem Brand des Heizhauses in Alt-Kimpolung, wird die Verantwortung auf einen armen Teufel von einem Bediensteten abgewalzt, der mit seiner Existenz diese Schlamperei büßen soll. Derartige Zustände müssen einmal ihr Ende finden. ' Graz-Südbahn. Die traurige Lage, in der sich die Südbahn-Verladeicheinschreiber befinden, spottet jeder Be-schreibung. Die Verwaltung der Südbahn hat nicht die geringste Rücksicht auf die Kategorie der Verladescheinschreiber genommen. Die Bediensteten, die diesen Unglückstitel führen, werden ivohl in allen Dtenstzweigen verwendet, haben dabei jedoch auf keiner Seite irgendeinen Anspruch. Bei ihren Vorgängern war dies nicht der Fall, trotzdem sie die gleichen Arbeitsleistungen zu verrichten hatten. Die Aussicht, wie auch das Anrecht, welches früher für diese Bediensteten bestand, ist total verschwunden, so daß nur mehr die Arbeit und die Ver-nntwortung den gegenwärtigen Verladescheinschreibern übrig-blieb. Wenn man die Verhältnisse speziell in letzterer Zeit bei dieser Kategorie näher betrachtet, da muß man zu der traurigen Ueberzeugung gelangen, daß die Herren Stationsmächtigen von einem gerechten Vorgang beim Personal, insbesondere aber bei der in Rede stehenden Kategorie weit entfernt sind. Es gibt in der. Station Graz-Südbahn Bedienstete, die ziemlich gleichzeitig Aufnahme fanden, die alle als Ver-ladefcheinschreiber geführt und die den Dienst gemeinschaftlich machten. Ein Teil dieser Bediensteten fand Anstellung als Unterbeamte und Beamte, die anderen blieben Verladescheinschreiber. Trotzdem daß kein Unterschied in der Dienstleistung ist, mußten einige Kollegen bittere Enttäuschungen erfahren. Nicht nur bloß, daß sie der Stabilisierung nicht zugeführt wurden, luicwottl sie weit vor dem Jahre 1007 als Schreibkräfte bei der k. I. priv. Südbahngesellschaft in Verwendung standen, hat man ihnen auch das Recht Mngazinaufseher, ja sogar Magazindiener zu werben, genommen. Obwohl man überzeugt ist, daß diese Kategorie vixl leisten muß, schweigen sich die Dienstvorstände gegenüber der, Direktion über diese Kategorie ganz und gar mtS. Bei dieser Behandlung wird bei den Ladescheinschreibern das Verlangen wach, auch wie Menschen und Bedienstete gleich den übrigen Bediensteten behandelt zu werden. Die Stationsleitung und die löbliche Verkehrs-dircktion ist aber nicht zu rühren, sie lassen bje Verladeschreiber noch immer ohne Antwort auf die Frage, was ste eigentlich werden können. Es gereicht gewiß einer Bnhnverwaltung zu keiner besonderen Ehre, eine Kategorie derart zu unterdrücken. Villach, Hauptbahnhof. (Vom Wagenaufsichts-dien st.) Der Wagenmeister Peter Wirtnil erfreut sich einer ganz eigentümlichen Bevorzugung seitens des Heizhauschefs. Es sind uns eine ganze Reihe von Dienstvernachlässigungen bekannt, die sich W i r t n i k, oft bei Gefahr einer größeren Schädigung der Bahnbetriebsmittel, zuschulden kommen ließ, ohne daß er diesbezüglich beanständet oder bestraft worden wäre. Es ist gewiß nicht unsere Aufgabe, den Dienstverfehlungen einzelner Bediensteten nachzugehen, aber wir können nicht dulden, daß irgend ein Zuträger und Günst-lang ihm zukommende Arbeiten von sich wälzen kann, die dann andere Bedienstete für ihn verrichten müssen. Es kann ferner nicht geduldet werden, daß dienstliche Anordnungen im Interesse derart bevorzugter Bediensteter getroffen werden. Wir müßten daher, wenn nicht betreffs der dienstlichen Behandlung des ganzen Wagenaufsichtspersonals in Villach Gleichmäßigkeit eintritt, das ganze Sündenregister Wirtniks veröffentlichen, um zu zeigen, welcher Protektion sich dieser erfreut. Wir werden auch nicht dulden, daß man andere Bedienstete in Fällen bestraft, in welchen W i t n i k immer straflos ausgeht. Das Wagenaufsichtspersonal votiert jetzt die Prämien für die bei fremden Wagen gefundenen Gebrechen, weil niemand hier ist, der diese bestätigt. Solang es dem Wi r t n i k paßte, genügte die Bestätigung durch den anderen anwesenden Dienstkollegen. Sollten diese Zeilen die beabsichtigte Wirkung nicht ausüben, müßten wir die Maschinendirektion veranlassen, sich der ganzen Angelegenheit anzunehmen. Schwarzach. (Geisterspuk in der Wohnung des Bahnmeisters Gr ab he r.) In der Nacht vom 7. auf den 8. Juni hörte das diensthabende Vorschub- und Magazinspersonal der hiesigen Bahnstation eine menschliche Stimme, ohne jemand zu sehen, es glaubte, ein Bauchredner treibe Ulk. Auf einmal sah ein Oberverschieber vom Perrondach einen Kopf herunterlngen und erkannte den Bahnmeister Grabher, der von seiner Wohnung durch ein Fenster auf das Perrondach gekrochen war und herunterrief, sie mögen in seine Wohnung kommen, dort spuke es, es ist jemand Unberufener drinnen. Zwei Bedienstete lehnten eine Leiter an und stiegen auf das Perrondach und von dort durchs Fenster in die Wohnung des Bahnmeisters, weil sich der tapfere Herr Grabher nicht durch die Küche zu gehen getraute, um die Wohnungstür zu öffnen. Der Bahnmeister mit einem Stock bewaffnet, die Bahnmeisterin mit einer Kerze, suchten im Verein mit den beiden Bediensteten die Wohnung in allen Winkeln und Ecken ab, aber weder ein Gespenst noch sonst jemand war zu finden. Der ziemlich heftige Wind und das schlechte Gewissen des Bahnmeisters war die Ursache der Angst und des Schreckens vor Gespenstern. Diesmal hat sich das fromme Ehepaar anstatt an die diversen Schutzpatrone und himmlischen Machte an die ihnen so verhaßten Sozi um Hckfe gewendet. Wir hätten nicht geglaubt, daß der seinen Untergebenen gegenüber so schneidige Herr Bahnmeister so furchtsam ist. Der Herr Grabher wird halt doch manchmal, infolge seiner den Untergebenen zugesügten Ungerechtigkeiten, Gewissensbisse empfinden. Er wirb Gewissensbisse empfinden über seine schmähliche Vernaderung des Genoffen Klaushofer, der seinetwegen ganz ungerechtfertigter Weise versetzt wurde und samt seiner armen Familie und seiner 75jähr(gen Mutter in bittere Not gestürzt wurde. Weiters, daß er den Genossen Anton Noiß, einen braven Arbeiter, der im Verein mit seinem Bruder eine 70jährige, halbblinde Mutter zu erhalten hat, so schlecht beschrieb, daß er weniger Lohn (Kr. 2°30 statt Kr. 270) bekam. Und weil sich aber der Benachteiligte durch die Organisation zur Wehr setzte, seine Entlassung, beziehungsweise Kündigung durchsetzte. Der alten Mutter, die Herrn Grabher mit Tränen in den Augen flehentlich um Wiederaufnahme bat, versprach er mit scheinheiliger Miene und Worten die Wiederaufnahme. Nächsten Tages übergab er dem Genossen Stoiß die ihm vom Inspektor zugeschickte monatliche Kündigung. Einem Vorarbeiter, der Vater einer zahlreichen Familie ist, nahm er ein Stück Pachtgrund weg, obwohl Grabher einen großen schönen Garten hat und kinderlos ist. Der Frau eines Eisenbahners, die am Ufer der Salzach ein paar halbvebfaulte Holzstücke zusammenklaubte, die schon mehrere Monate dort lagen und sie einer armen Frau eines pensionierten Wächters schenkte, drohte er. wenn sic es nicht wieder an Ort und Stelle bringen, mit dem Anzeigen. Die Eisenbahnerfrau ließ das Holz zurücktragen und kurz darauf hatten es die hochgehenden Fluten der Salzach weggeschwemmt. Der Herr Bahnmeister ist nur wehrlosen Frauen gegenüber (mit Ausnahme seiner eigenen)1 und seinen Untergebenen tapfer, denen er seine Macht bei jeder Gelegenheit fühlen läßt, sonst erschreckt er bei jedem Geräusch. Das edle Bahnmeisterpaar weiß auch gut, daß es von niemand, mit Ausnahme einiger Bauchrutscher und Kriecher, beachtet wird. Die Woh-nungsnachbaru, die gewiß anständige Leute sind, pflegen nicht den geringsten Verkehr mit ihnen. Hauptsächlich wegen der Unverträglichkeit der Frau des Bahnmeisters, die auch über ihren wackeren Mann das Szepter schwing! und dafür sorgt, daß seine Herrschaft hinter der Wohnungstüre anfhört. Der Herr Bahnmeister beklagt' sich, daß er so viele Feinde habe. Wir möchten ihm folgenden Rat geben: tzr soll sich von seiner Frau nicht beeinflussen lassen und er soll seine Untergebenen ohne Unterschied menschenwürdig und gerecht behandeln; Grabher soll die Vernaderei und das überflüssige Anzeigen lassen, damit man ihm nicht nachsagen kann, daß von allen Bahnmeistern von ihm bei der Vahnerhaltungssektion die meisten Anzeigen einlaufen. Zum Schluß raten wir ihm, das Sozi-freffen zu lassen. Herr Grabher, da könnten Sie sich die Zähne ausbeißen. Das haben schon ganz andere versucht und sind doch nicht fertig geworden. Und dem bösen Geiste, der in Ihrer Wohnung spukt, legen Sie Zügel an Und halten sie recht fest. Dann werden Sie ein ruhiges Gewissen haben und brauchen sich nicht zu fürchten. Jäflcntborf. (M i ß st ä n d e am hiesigen B a h n-h o f.) Die Miß- und Parteiwirtschaft, wie sie auf der hiesigen Station unter dem Regime des Inspektors GiSmann und des Oberoffizials Sinzig Platz gegriffen hat, verdient schon lange eine scharfe Kritik. Wenn die beiden Herren meinen, deutschnational zu handeln, so ist das bestimmt ihr gutes Recht und niemand wird ihnen dies verübeln. Anders ist natürlich die Sache, wenn die Herren meinen, auch in dienstlichen Angelegenheiten den Parteimann hervornehmen zu müssen. Im Dienst kommen einzig und allein die dienstlichen Fähigkeiten des Personals in Betracht und nicht die Parteizugehörigkeit darf die Grundlage der Behandlung dcS Personals bilden. Bei uns in der Station wird aber nicht nach diesem Grundsätze gehandelt, sondern umgekehrt. Hier entscheiden nicht die Fähigkeiten, sondern die. Parteizugehörigkeit. Versteht es einer von den Bediensteten, deutschnational zu sein, in dieser Eigenschaft sich vor den Augen der Herren Gismann und Sinzig besonders hervorzutun, so kann er gewiß sein, daß er sich der Liebe und des Wohlwollens dieser beiden Herren erfreut und ihm bei dienstlichen Vergehen sicher nichts gescheht» wird, während andere bei den geringsten Vergehen mit exemplarischen Strafen bedacht, wen» nicht gar in Disziplinaruntersucyung gezogen werden. Daß das Tatsachen sind, Beweisen die Vorkommnisse der letzten Zeit. In der Station! befindet sich ein deutschnationaler Oberverschieber, namens Muck, der sich strenge nach dem Grundsatz hält, recht viel Germanensaft und . Feuerwaffe!) zu vertilgen. Kürzlich war Mück derart besoffen. daß er nicht wußte, was er tue und die ganze Zugsgarnitur mit chm nach Leobbschütz durchging' und er wieder zu Fuß nach Jügerudorf laufen mußte. Ein andermal wieder,, und das erst wieder vor kurzem, konnte er kaum auf den Füßen stehen, stürmte in die Kanzleien und belegte die Beamten mit den ordinärsten Schimpfnamen, ohne daß ihm sonderlich viel geschah. Daß Bei dieser Besoffenheit von einer Dienstfähigkeit des Muck keine Rebe fein kann, sah ein anderer Oberverschieber sich genötigt, dem Mück das Signal abzunehmen und den Zug Nr. 1215 „frei"zuiuelden. Man sollte nun meinen, daß der M ü ck wegen seiner Besoffenheit im Dienste und der Skandale, die er sich hat zuschulden kommen lassen, in Disziplinaruntersuchung gezogen wird. Doch ein Deutschnationaler hat unter der Leitung der Herren G i S m nun und Sinzig nichts zu befürchten, er wird auch von der Disziplinarunter-fuchung verschont. Hingegen wurde der zweite Oberverschieber, weil er dem Zuge das „Frei"-Siguäl gegeben hatte, mit einer Geldstrafe bedacht, weil nicht er, sondern Mück das hätte tun sollen. Daß ein total besoffener Mensch dazu-nicht fähig ist, scheint den Herren nicht einzuleuchten, und so bestrafen sie halt einen nüchternen, weil er seine Pflicht erfüllte. Hätte er es nicht getan, wäre er sicher auch wegen Dienstesvernact!-lässigung bestraft worden. Ein noch viel größerer Skandal ist storbenen eine Sammlung eingeleitet, die den Betrag von 54 Kr. ergab. Davon wurde ein Kranz um 15 Kr. gerauft und der restliche Betrag war für die Witwe gedacht. Aber Herr Gismann verweigerte die Ausfolgung des Betrages und erklärte der Frau, sie müsse erst ein Gesuch beim -B a h n b e t r i e b s a m t einbringn. Diese Vorgangsweise. ist geradezu unerhört und ein öffentlicher Skandal. Man denke, das Personal sammelt für einen verstorbenen Kollegen und Herr Gismann erkühnt sich, das Geld der Bedienstete» mit Beschlag zu belegen, um zu verhindern, daß cs dem gedachten Zweck zugeführt werden kann. Die Bediensteten haben das Recht, mit ihrem sauer verdienten Geld zu machen, was ihnen beliebt, und wenn sie für die W-twe eines verstorbenen Kollegen sammeln, so geht das die Herren Gismann und Sinzig, mit Respekt zu sagen, einen Schmarrn au, und sie haben bestimmt kein Recht, darüber nach eigenem Gutdünken zu verfügen. Das Personal ist reif genug, ihre persönlichen Angelegenheiten selbst zu regeln, und brauche» weder einen Gismann noch einen Sinzig als Kurator. Hoffentlich trage» diese Zeilen bei, daß der Witwe des Verstorbenen der Betrag ohne Kürzung ausgefolgt wird. Das Personal verlangt, daß das gesammelte Geld jenen auSgefolgt werde, für die cs gesammelt wurde. Innsbruck (Sii dba hu.) Man schreibt uns: In Nummer 17 vom 10. Juni brachten Sie auf Seite 8 unter Korrespondenzen einen Artikel über den Oberkondukteur und Lokalausschuß Karner in Innsbruck. In dieser Sache müssen wir noch mitteilen, daß Herr Karner schon einen Anwalt und Verteidiger gefunden hat, und zwar niemand geringeren als den Revidenten der Südbahn, Herrn Josef T h u r n c r, derzeit Stationskassier in Innsbruck. In der Kohlenhandel-gefchichte wendete sich Herr Revident und Statibuskassier Thurner an die Personalkommissionsmitglieder „Gruppe Beamte" und hat diese gebeten, die Herren Kollegen mögen für den christlichsozialen Kohlenhändler außer Dienst und derzeit Oberkondukteur in Innsbruck, beim Herrn Generaldirektor für-bitten, daß Karner wieder seine Legitamation bekommt. Es nimmt sich gut aus und Thurner und seine Anhänger steigen von Tag zu Tag in ihrem Ansehen. Vor nicht langer Zeit hat der Herr Revident T h u r n v r, den von der sozialdemokratischen Organisation hiitauSgewarfenen, wegen Notzucht an einem zehnjährigen Kind zu vier Monaten Kerkers verurteilten Kondukteurs bei der Diszipliuarverhaudlung verteidigt und die Sittlichkeit nach christlichen Grundsätzen zum Gaudium der übrigen Vertreter zum Besten gegeben. Der Kondukteur äußerte sich auch zu einigen seiner Freunde: zwei Jahre bleibe ich in ... . M., dann wende ich mich an den Thurner, der wird es schon durch einen christlichsozialen Abgeordneten machen lassen, daß ich wieder nach Innsbruck komme. Wird sich nett ausnehmen, wenn der Kondukteur durch die Protektion des Thurner wieder nach Innsbruck kommt. Kaum ist diese Geschichte erledigt, verteidigt Herr Thurner chen Kohlenhändler! Jetzt wissen wir nicht, will Herr Thurner und Karner einen eigenen Vereinsausschuß gründen? Wir können den Bundesbrüdern, damit der Verein bestehen kann, noch einige solche „Charakteure" bekanntgeben. Feistritz im Rvseuthal. (Grobe P f l i ch t v e r >, a ch-l ä s s i g u n g eines Bahnarztes.) Bekanntlich erfolgte am Pfingstsonntag den 26. Mai in der Station Maria-Ram bei Zug 26 ein Zugszummmenstoß, bei welchem Bahnrichter Genosse Simon T r a m p i t s ch schwer verletzt wurde. Tram-pitsch wollte trotzdem seine Reise noch fortsetzen, da eine inner nächsten Verwandten gestorben war, und er-unbedingt-der der Leiche sein wollte. Trampitsch mußte aber, von großen schmerzen geplagt, in St. Veit a. d, Glan wieder umkehren und nach Hause fahren. In Weizelsdors angekommen. erkannte Herr Bahnmeister Für» schuß sofort dir Sitiiation seines Bahnrichters und telephonierte nach Feistritz um Herrn Bahnarzt Dr. K t i m b a ch e r. dann besorgte Herr Furnschuß Pferd und Wagen, um den Bahnrichter "ach Hause zu fuhren, -und begleitete ihn selbst bis in feine Wohnung, wo et mit Frau. Trampitsch gemeinsam den Schwerverletzten ms Bett brachte. Mittlerweile langte auch die Botschaft von Fetftntz ein, daß fierr Dr Klimbacher den chm holenden «statwnsarbeiter anschrie:' „Schaun Sh daß hinauskommen aus meiner Wohnung, heute bin t ch nicht zu sprechen." In Fcistritz war zu Pfingsten Veteranen» Fahnenweihe, und dieser mußte sich Dr. Klimbacher als Bürgermeister doch mit Leib und Seele widmen. Wie Herr Dr Klimbacher im allgemeinen die Eisenbahner behandelt, schaut es wohl sehr traurig aus. Viele Eisenbahnerfrauen gehen und kaufen sich die Medikamente selbst, nur um nicht Grobheiten einsteckcu zu müssen. Als einmal eine Wächtersfrau zu ihm in die Ordinationsstunde kam, und ihm den Krankenzettel hingab, sagte, er: „Schon wieder so ein Eisenbahnerfetzen da," Wahrlich, ein sehr höflicher Arzt * Wenn Herr Dr. Klimbacher das Eisenbahnpersonal nicht anständig behandeln will, (o möge er auch muf das Honorar und Fahrbegünstigung verzichten, und die Stelle> alS Bahnarzt'nieder legen. Wir wären ihm noch dankbar für d,e,e Tat, denn willkürlicher als von Dr. Klimbacher werden wir wohl von keinem Arzt behandelt werden. Genosse Trampitsch wurde am Pfingstmontag den. 27. b. M vom Vahnarzt Dr. Maurer in Ferlach besucht sind ein Verband angelegt, wobei Dr. Maurer konstatierte, -daß er drei Ripven gebrochen hat. Seitdem wird Tramp risch von. keinem Arzt mehr besucht; von Dr. Maurer Mt. was Trampitsch in Dr. Klimbacher seinem Wirkungskreis wohnt, und vom letzteren deswegen nicht, weil er die Eisenbahner nicht leiden kann. . , Die löbliche k. k. Staatsbahndircktion Villach .aber fragen wir, ob sie eine solche Vorgangsweise des Bahnarztes Dr. Klimbacher billigt? Wien, Franz Josefsbahuhvf. (Spezialitätettder Tüchtigkeit.) Allgem in wird behauptet, daß die Staats-bahnverwaltung Protektionswirtschaft treibe, daß sie deshalb keine tüchtigen Leute und daher immer Defizite habe — wahr ist es Mt, Die KtaatsMnWwaltung, trachtet, vielmehr, ga^ feine Protektion zu üben, das wird man Nachweise». Alte, tüchtige Beamte werden sogar über die Dienstzeit hinaus, und nur deshalb behalten, weil man den entsprechenden Nachwuchs noch nicht hat. Unter den betreffenden Namen tritt uns besonders deutlich der des kaiserlichen Rates Czerny in Wien II entgegen. Aber wenn eiizmal ein Ersatz da ist, da wird rücksichtslos aufgeräumt, zum Beispiel der Dienftkommandicrcnde Fischer mußte stracks in Pension gehen, da man in Herrn Husnagl den Tüchtigeren fand. Kann man denn das einer Verwaltung für übel nehmen, die ja schon beim Arbeiterlohn gezwungen ist, zu sparen, zu sparen und. wieder zu sparen? ES mutz überall gespart werden, das ist sicher. Es ist deshalb auch vorzüglich notwendig, tüchtige Zugsrevisoren zu haben, denn man glaubt gar nicht, was diese Herren alles beitragen können, tun das drohende Gespenst der Defizite abzu-wehren. Unter diesen Herren tun sich die Revisoren Zewel und Machovsky trefflich hervor, weil das Sparen auf der Eisenbahn zur Deckung der Defizite oder Erzielung hoher Gewinne 'absolut schon bei den Eisenbahnern selbst begonnen werden mutz. Die zwei genannten, Revisoren haben für diesen Dienstzweig die beste Eignung. Herr Machovsky revidiert sogar seine beiden Söhne, die seit einem gewissen- Augenblick einen gewaltigen Respekt vor ihrem Vater haben, während es Klosterneuburger Frauen gibt, die einen Festtag haben, wenn der andere, der schöne Revisor, Dienst macht. Aber darüber wird ja noch zu sprechen sein. Von Herrn Mahovsky ein kleines Beispiel: Dieser trifft kürzlich in einem Lokalzug einen in Kritzendorf wohnhaften Kondukteur, welcher seine temporäre Freikarte zu Hause vergessen hatte, weil er tags zuvor in Zivilkleidern gewesen ist und die Karte in denselben verwahrt hatte. Herr Mahovsky weitz natürlich, das; dieser Kondukteur eine Freikarte besitzt und deshalb berechtigt ist, unentgeltlich befördert zu werden. Der Kondukteur entschuldigt sich nun sehr höflich, ihm erzäh-lennd, datz er seine Karte aus seinem Zivilanzug herauszu-«ehmen vergessen habe; aber Herr Mahovsky meinte: „Was, Sie haben sogar Zivilkleider? Ich nicht; mir geht es nicht so gut. Das kostet eine Krone!" — Der Kondukteur, der zu seinem Dienstzug gefahren ist, mutzte für diese Fahrt, die normal u tue tt t g e 111 ich ist, abnormal aber höchstens 12 H. kosten kann, eine Krone bezahlen! Hier die Frage: Mit wieviel Prozent arbeitet da die Staatsbahnverwaltung? Unerhört. Die Millionen ge winne, die der Eisen-bahnminister jährlich mit Stolz a u s w e i st, sind nur die Blutgelder der Eisenbahner, und die vielgerühmte Reorganisation des Staatsbahnwesens ist nur auf die Dressur solcher „Tüchtigkeiten" gestimmt! Die Weinstube der Spezialitäten dröhnt oft unter der ausgelassenen Freude, und wahre Orgien werden gefeiert, in welchen mit Wollust diese Geschichten besprochen und beklatscht werden, wenn das Personal recht ausgiebig zu seinem Schaden getroffen wurde! Das höchste Ziel aber ist es für den Ehrgeiz der Spezialitäten, wenn cs gelingt, einen Bediensteten durch ihre Anzeige in eine Disziplinaruntersuchung zu drängen. Einen solchen Fall wollen wir erzählen: Am 11. April hatte Genosse Engelmaier turnnsinätzig Zug 16, nachdem er seinen turnusmäßigen Zug 17 bereits absolviert hatte. Zusammen sind das 15 Dienststunden, die durch gar keine entsprechende Ruhezeit unterbrochen werden. Er hatte die letzten Wagen, die bekanntlich Eilgutwagen sind.. In allen Stationen und Haltestellen war Engelmaier am Platz. In Zeiselmauer verspürte er aber plötzlik den Drang zu einer Notdurft, von welcher wohl auch der schönste Revisor nicht ausgeschlossen ist. Wir hoffen, das dies keine Denunziation ist. Er begab sich nun in den ihm zunächstgelegenen 8-Wagen und ins Kloset, nachdem er seinen Mantel schnell in eilt leeres Eoupö warf. Äcich getaner Verrichtung — unterdessen war bereits St. Andrä-Wördern passiert worden, so daß er nicht mehr aussteigen und sich nach rückwärts begeben konnte — fetzte er sich einen Augenblick in jenes Coupe, in welchem fein Mantel lag. Es ist nun klar, daß auf den Körper, der bereits eine 14stimdige Arbeit überdauert hatte, Müdigkeit und Wärme derart einwirkte, daß Engelmaier in Erwartung der nächsten Station hinsank und matt entschlummerte; der Augenblick hat ihn überwältigt. Aber dieser Schwäche mutzt» sofort ein Rächer erstehen: Herr Zewel, der gestrenge, schöne, von den Damen gefeierte Revisor, mußte ihn gerade in diesem Augenblick ertappen........ . Engelmaier fürchtete eine Anzeige des Herrn Zewel wahrlich nicht, denn Herr Zcwel muß doch wissen, was es heitzt, sich in der 14. Dienststunde zu befinden. Aber Zewel weih doch aus eigener Erfahrung, datz die Nächte, die Zug 16 durchfährt, nicht immer gleich ermüdend sind: es gibt oft auch köstliche Vergnügungen, wo ein Schlaf nicht möglich ist. Wenn wir G ö p f r i tz und S i g m u n d s h c r b e rg nennen, so wird man wissen, was damit gesagt ist. Und gibt es nicht auch Kondukteure, die behaupten, daß es Züge gleicher Nummer gibt, in denen Herr Zewel so. manchmal dem Traum- und Schlafgott huldigte? Bei ihm liegt dies eben zurück; es wird vielleicht auch nicht mehr geschehen. Und wohl a funto dieses Umstandes zeigte er den Genossen Engelmaier an, der dadurch in eilte Disziplinaruntersuchung gedrängt wird, und zwar deshalb, weil Zewel sich zu den Spezialitäten der Tüchtigkeit zu zählen berechtigt fühlt und nicht hinter ihnen zurückbleiben will, von wegen der Qualifikationsbeschreibung; ferner weil es die höhere Kategorie der Spezialitäten speziell wünschte, Herr Hufnagl, der tüchtige und Herr Czerny, der überreife. Warum? Herr Hufnagl darum, weil er in Turnusangelegen-Seiten manchen Bock geschossen hat, den zu bemänteln er in Engelmaier keinen Freund fand *); Herr Czerny, weil er Herrn Kolisko, der mit höchstem Eifer die Einleitungen von Dsziplinaruntersuchung aufhäuft, besonders entgegenkom-men will, um cs, sich nicht zu verscherzen, weiterdienen zu dürfen. Nunmehr ist die Untersuchung gegen ffngelmaier eingeleitet. Wir müssen allerdings sagen, daß zu solchen Maßnahmen nur einige Kondukteure ausgesucht werden, die weder die Dienstkommandierung noch die Leitung des Betriebsamtes als AllerhetligsteS und Unfehlbares ansehen. Wenn ein anderer Kondukteur am selben Tag (11. April 1912) erst eine halbe Stunde int Dienst stand und von Herrn Zewel schlafend angetroffen wurde, dieser Kondukteur nur mit 8 Kronen bestraft wird, Engelmaier jedoch mit 14 Dienststunden mit demselben Delikt aber eine Disziplinaruntersuchung haben muß, fo sieht man, auf wen alle diese Spezialitäten losgelassen werden. Wir sehen aber aimj, daß solche Spezialitäten gezüchtet werden, und daß die Staatsbahnverwaltung nur mehr ihr Heil in Willkür und Ungerechtigkeit zu finden hofft! F. 8. Landeck. Der übermäßige Eifer von seiten unseres Schul-bcamten, Herrn V., im Unterricht des Zvgbegleitungspersonals, welcher bereits zur Sekkntur itto Schädigung ausartet, veranlassen uns, dagegen Stellung zu nehmen. Wir besuchen gewiß gern den Unterricht, weil wir den* selben für notwendig finden, über die verschiedenen Erlässe Aufklärung zu erhalten, womit Meinungsverschiedenheiten klargelegt werden. Aber eine Einteilung und Maß soll gehalten werden und nicht willkürliche Rücksichtslosigkeit. *) Seit dem Falle Engelmaier wurde der Turnus der Touren 17/16 geändert; man fährt nicht mehr 17 Dienst, und 16 Dienst, sondern 5 Regie und 16 Dienst. Herr Hufnagl konnte sich auch bei der Protokollaufnahme mit Engelmaier nicht enthalten, sich einzumischen und unwahre Behauptungen ^ufzustellen, welche ^Engelmaier widerlegte,, So werden hier die Reserbepartien fast täglich von % 11 oft auch von 9 bis 1 Uhr mittags in der Schule behalten, um dann meistens schon um 2 Uhr 21 Minuten mit Zug 7 nach Bludenz zu fahren. Nachdem die meisten Bediensteten 20 bis 30 Minuten vom Bahnhof entfernt wohnen, fo sind sie oft nicht in der Lage, daS Mittagessen einzunehmen, oder sie müssen sich mit einem kalten Imbiß zufriedengeben. Noch schlechter geht cs den Ledigen, welche oft in den Kostorten überhaupt kein warmes Esten mehr erhalten. Wenn cs auch nicht immer zutrifft, daß das Personal wegfahren mutz, so ist es doch nicht notwendig, daß man demselben das warme frische Essen auf diese Weise vereitelt. Auch finden wir es nicht für besonders geistreich, daß man die Reservisten nach den Diensttouren in der Schule zurückbehält, denn ein Interesse für den Lehrstoff kann bei einem übermüdeten Personal unmöglich vorhanden sein. Auch wäre es anständig und für die Disziplin fordernder, wenn vorkommende Mängel mit den Zugsführern allein erledigt und nicht alle Vorkommnisse den ganzen Partien mitgeteilt und die Zugsführer dadurch bei den Zugsbegleitern herabgesetzt würden. Wir enthalten uns heute, Bespiele anzuführen, in der Erwartung, daß diesbezüglich eine Einteilung und Abhilfe geschaffen wird. Amstettcn. Am 21. Juni um 4 Uhr 30 Minuten früh wurde hier der Weichenwächtersubstitut Alois Hoftnann von einem vom Abrollgeleife kommenden Waggon niedergestoßen und so schwer verletzt, datz er in einigen Stunden seinen Verletzungen erlag. Natürlich wird man jetzt mit fieberhaftem Eifer darangehen, einen Schuldtragenden dort zu suchen, wo er nicht zu finden ist. Wo der Schuldtragende zu finden wäre, werden wir im folgenden anzudeuten versuchen^ Erst vor ganz kurzer Zeit wurde der 12stündige Dienst mit 24stündtget Ruhezeit den Weichenwächtern auf der Abrvllanlage in Amstetten genommen und ihnen dafür ein 16stünfciger Dienst mit der 24stündigen Ruhezeit aufoktroyiert. Diese Verlängerung der Dienstzeit hat ihr erstes Opfer gefordert. Wie tnete wird sie vielleicht in kurzer Zeit noch fordern? Dadurch werden zwei Mann erspart, und gespart muß werden. Auch die Wagenschreiber, die hier zugleich den Dienst der Gütertransiteure machen müssen, leiden unter diesem elenden Dienstturnus, wodurch dieselben immer zwei aufeinanderfolgende Nächte im> Dienst stehen. Außerdem hat man den Transiteuren noch jenen Dienst aufgehalst, der unter normalen Umständen von einem Kanzleidiener versehen werden sollte und früher auch von einem solchen versehen wurde. Der Kanzleidienerposten ist ebenfalls normiert und auch besetzt, nur wird dieser Marin zu allem anderen, nur nicht zu seinem wirklichen Dienst verwendet. Wir möchten einem der vielen Herren bei den Direktionen und beim Ministerium die Bitte unterbreiten, nur ein-htal eine Nacht mit uns auf dieser miserablen Anlage Dienst zu machen. Wir glauben, daß er sich schon nach drei bis vier Stunden davonmachen würde, uns die übrigen 12 bis 13 Stunden wieder schön allein lassend. Wenn eine Katastrophe eintritt, dann wird der Schuldtragende stets unter dem niederen Personal-gesucht, obwohl als Ursachen solch entsetzlicher Unfälle nur die zu lange Dienstzeit und die für die bestehenden Verhältnisse viel zu geringe Entlohnung genannt werden müßte. Erschütternd wirkt es auf diejenigen, welche es ansehen und anhören müssen, wie so ein armer zu Tode geräderter Mensch in dem Augenblick, wo man seine zermalmten Glieder auf die Tragbahre bettet, mit folgenden Worten, die von Hofmann tatsächlich gebraucht wurden, um Speise bittet: „Gebt mir etwas zu essen, ich habe Hunger!" Wenn der Mensch in dem Augenblick, in dem er mit abgctrcimteit Gliedern auf die Bahre gelegt, wo wahnsinnige Schmerzen seinen Körper durchzucken, noch das Gefühl des Hungers hat und es in so klarer Weise äußert, so ist das wahrlich doch nicht mehr als Hetzerei gegen die Teuerung und ihre Erreger einzuschätzen, sondern es ist ein mit blutigen Lettern geschriebener Beweis, daß ein Mensch, wenn er auch nur ein Weichenwächtersubstitut ist, eben Nahrung braucht, um leben zu können, und daß ein schlecht ernährter Körper den Anforderungen, die der stets wachsende Verkehr an den Eisenbahnbediensteten stellt, nicht gewachsen ist. Proßnitz. Es scheint als lebten hier die Leute in der größten Zufriedenheit, doch in Wirklichkeit gibt es hier Fälle, die nicht mehr länger verhehlt werden können und endlich in die Oeffentlichkeit kommen müssen. Um diesen Verhältnissen teilweise ein Ende zu bereiten, wollen wir einiges veröffentlichen, um dem Herrn Vorstand anzudeuten, wie bei ihm besonders gut qualifizierte Leute arbeiten. Der Verschieber Solar, der so oft belobte Mensch, besitzt nur einen kleinen Fehler, von dem der Herr Vorstand nichts weiß oder vielleicht auch nichts wissen will; dieser besteht darin, daß er sich, gewöhnlich nach dem Ersten, krank meldet und dann 10 bis 14 Tage zu Hause bleibt. Wenn Kolar in den Dienst zurückkommt, so sagt er: „Der Herr Vorstand hätte ihm gesagt, er solle zu Hause bleiben, solange es ihm belieb t." Die Ursache seiner Erkrankungen wird wohl dem Herrn Vorstand nicht bekannt sein. Während des Dienstes, wo seine Kollegen arbeiten, schläft sich Kolar seinen Schwivps aus. Eines Tages, wo Kolar wicjJer einmal übel zu Mute war und er einen abnormal schweren Kopf hatte, verkroch er sich in eine Bremshütte des Lastzuges, um dort auszuruhen. Ohne etwas zu bemerken, erwacht ex und befindet sich statt in Pratznitz in Clntütz:- Von Glück kann er noch erzählen, das; er unterwegs infolge seines Rausches nicht herausgefallen ist und einen Unfall erlitten hat. Solche Fälle werden verschwiegen, und so einen Menschen, der seine jüngeren Mitarbeiter verdirbt, lätzt man den Dienst eines Oberverschiebers ausüben. Man lätzt ihn außerdem noch den Dienst eines Blocksignaldieners machen, zu welchem verantwortlichen Dienst er keine Prüfung hat. So sehen die Herren „Brüder", aufgezogen durch den Herrn Samohyl, aus. 0**' Franzdorf-Planina. In der Strecke Franzdorf-Planina treibt ein Lokomotivführeranwärter namens Franz S l a n o-vic fein Unwesen. Nicht genug, daß sich dieser saubere Herr in Franzdorf unbeliebt gemacht hat, will er sich auch noch auf der Strecke, besonders aber in Planitia, bekannt machen. Seit die Wächter mit ihren Familien in Ptanina wohnen, hat er nichts Eiligeres zu tun, als deren Ehegeheimnisse zu erspähen. Der erfrecht sich sogar, in aller Früh die Frauen aus dem Schlaf zu wecken und um „Schnaps" anzufechten. Wir stellen an die Herren Gtunduer und Riedl das Ansuchen, dem S l a ito V i c beizubringen, daß er sich in Stationen mehr um seine Maschine zu interessieren hat und die Wohn-partcien in Ruhe lassen soll. Dem S l a n o v i c raten wir aber, nicht mehr unter die Fenster zu kommen, denn da könnte sich über ihn ein voller Nachttopf entleeren. ________ Leoben. Den 9. Juni fand in Kalwang eine Eifert* bahnerversammlung statt, in welcher Genosse Maurer aus Leoben über die Aufgaben und Ziele unserer Organisation einen beifällig aufgenommenen Vortrag hielt. Admont. Am 16. Juni d. I. fand in Herrn Kraus' Gasthaus in Admont eine gut besuchte Versammlung der Oberbauarbeiter statt, in welcher gegen die vom k. k. Eisenbahnministerium herausgegebene neue Arbeitsordnung Stellung genommen wurde. Genosse Grimm führte ein vortreffliches Referat und zergliederte in ausführlicher Weife die neue Arbeitsordnung. Taßnitz. Den 18. Juni fand hier eine Versammlung der Oberbauarbeiter statt, in welcher Genosse Kraus aus Falkenau über die Lohnverhältnisse bei der B. E. B. referierte. Wien II. Die Ortsgruppe Wien II (der k. k. Nordbahn) Berief für den 18. Juni in Dauns Gasthaus, Mühlfeldgafse 5, eine Versammlung der Oberbauarbeiter ein, um Stellung zu der neuen Arbeitsordnung zu nehmen. Die Versammlung, welche von Genossen Juhacs geleitet war, wies einen Massenbesuch auf. AIS Referenten sind Genossen Somit sch und Dusek gekommen. Genosse Somit sch behandelte in sachlicher Weise die neue Arbeitsordnung, deren Mängel einer fachlichen Kritik unterziehend; er wendete sich an die slawische Arbeiterschaft mit der Mahnung, der Organisation- treu zu bleiben und diese nicht als ein Durchhaus zu Betrachten. Ebenfalls Genosse Dusek, welcher das Referat in tschechischer Sprache übersetzte, warnte die slawischen Oberbauarbeiter zu glauben, daß die übrigen, der Organisation seit Jahren ange-horigen Eisenbahnarbeiter ihnen die Kastanien aus dem Feuer yolen, wenn sie von der Organisation etwas erhoffen, dieser schnell Beitreten, und kaum dar. etwas erreicht wurde, ihr wieder den Rücken kehren. Es wurde sodann eine Resolution einstimmig angenommen, in welcher die Enttäuschung der Arbeiterschaft über die neue Arbeitsordnung und die Hoffnung sowie der Wunsch ausgesprochen wurde, daß es den Bemühungen der Organisation gelingt, eine Verbesserung dieser Arbeitsordnung zu erreichen. Hainfeld. In Zehetmeiers Gasthaus fand am 21. Juni unter dem Vorsitz des Genossen Brandstätter eine freie Eisenbahnerversammlung statt, in welcher Genosse Dusek aus Wien über die Strasgesehresorm und Über die Sozialversicherung einen interessanten und lehrreichen Vortrag hielt, welcher von den Anwesenden mit großer Aufmerksamkeit angehört wurde. Srntmnu am Inn. Den 15. Juni sprach hier in einer gut besuchten Versammlung Genosse A. Müller über „D i e Arbeitsordnung bei den k. k. Staatsbahnen." Budweis. Am 28. Juni fand in Stein-Jrresdorf eine Versammlung der Bahnarbeiter statt, in welcher Genosse Jost aus Budweis über „die Bestimmungen der u c u c n Arveitsor. d u u n g" referierte. Versammümgsberichis. Stauding. Am 2. Juni sprach hier in einer gut besuchten Versammlung Genosse Dr. Haas aus Mährisch-Ostrau. Gleichzeitig wurde beschlossen, daß allmonatlich eine Versammlung mit Vortrag stattfinden soll. Genosse Dr. Haas hat sich bereit erklärt, in diesen Versammlungen das Referat zu übernehmen. Tag und Stunde der Versammlungen wird rechtzeitig bekanntgegeben. Die Kollegen werden aufgefordert, die Versammlungen stets zahlreich und pünktlich zu besuchen. Aus den Organisationen. Dux. Es kommt immer noch vor, daß Mitglieder, welche der Sterbekasse angehören, den Sterbekassenbeitrag nicht gleichzeitig mit dem Monatsbeitrag dem Kassier übergeben. Dadurch entstehen Schwierigkeiten, die gegebenen Falls zum Schaden der Sterbekassenmitglieder sichren könnten. Um dies in Hinkunft zu vermeiden, fordern wir die Mitglieder des Sterbekassenfonds auf, den Kassenbeitrag stets mit dem Monatsbeitrag, das ist Kr. 1‘70, allmonatlich rechtzeitig an den Kassier abzuführen. Weiters laden wir die Mitglieder der, umliegenden Ortsgruppen und Zahlstellen »u unserem am 7. Juli jtattfinbenben ISjcihrigcn J, Grüner, Wen. Fabrikslager, Wien V/2, Schönbrunnerstr. 141/E fiflS&S— Klage sich jedermann nur selbst an, wenn er unzufrieden ist. sskW Wer meine Schutzmittel nur einmal versucht, glaubt gleich Kolumbus Amerika entdeckt zu haben. (Adresse beachten.) Erlaube mir hiermit, den P. T. Eisenbahnbedicnsteten bekanntzugeben, daß ich ab 1. Juli die überall zu .haben Mörlheim - Nähmaschinen 30 Tage zirr ProbeI ■ ■ Versand nach allen Orten der Monarchie.------------------ A Wertheim - Elektra K 85.—, Wertheim- V-M— Schwiugschiff, Wertheim-Zentral-Bobbin. rt[ Tstlj Bekannt als vorzügliche Maschinen für Haushalt und > Gewerbe. Jede Maschine, die sich in der Probezeit nicht .Mr'Mü *i ausgezeichnet bewährt, nehmen wir anstandslos auf unsere u» Kosten zurück. Biele tausend an Beamte, Lehrer, Förster und kTWWstl Privatpersonen gelieferte Maschine» können überall Be- )rt>i ■J>. stchtigt werde». Verlangen Sie neueste Preisliste Nr. 132. Auf Wunsch bequeme Teilzahlung. 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