Magmis Petursson CDU 811.113.3 ' 342 Universitat Hamburg LAUTVERSCHIEBUNGEN IM ISLANDISCHEN Lautverschiebungen sind Lautveranderungen, die ganze Lautreihen verschie­dener Artikulationsstellen erfassen. Das Ergebnis einer Lautverschiebung ist die Phonologisierung von Allophonen bzw. die Umphonologisierung von Einheiten des Lautsystems. Lautverschiebungen haben im Verlauf der Geschichte in vielen Sprach­gemeinschaften stattgefunden, u.a. auch in den germanischen Sprachen. Sehr bekan­nt und gut untersucht ist die Erste Germanische Lautverschiebung vom Indogerma­nischen zum Germanischen und die Zweite Deutsche Lautverschiebung. Islandisch gilt als die stabilste und konservativste germanische Sprache, da es so­wohl die Kasusformen des Nomens und des Adjektivs als auch die Konjugationsfor­men des Verbs besser als andere germanische Sprachen bewahrt hat. Das hat eine Art Mythos geschaffen. Man spricht sogar von diachronischer Stabilitat (Groenke 1983). Meiner Ansicht nach ist es jedoch iibertrieben, von diachronischer Stabilitat zu sprechen. Viele Substantive kommen in erstaunlicher Formenvielfalt vor. Fiir einzelne Kasus gibt es mehrere Formen und es gibt sogar Falle, in denen ein Sub­stantiv zu mehr als einem Genus gehi:irt, wie z.B. skur ,Regenschauer', das feminin oder maskulin sein kann. In der phonetischen Entwicklung ist das Islandische alles andere als konservativ. Es haben sehr tiefgreifende Anderungen stattgefunden, die die Sprache derart um­gestaltet haben, dass eine Verstandigung mit Sprechern des Altislandischen wahrscheinlich nicht ohne weiteres mi:iglich ware, gesetzt der hypothetische Fall, dass wir solche Sprecher hi:iren ki:innten. Im Folgenden mi:ichte ich versuchen, einen Uberblick liber die wichtigsten Anderungen vom Altislandischen zum modernen Islandischen zu geben. Ich hoffe dadurch, die Meinung zu relativieren, dass Islandisch so stabil ist und einen reali­tatsnahen Eindruck von der Sprache vermitteln zu ki:innen. l. Ver/ust der segmenta/en Quantitiit Der Verlust der segmentalen Quantitat wird im allgemeinen im 16. Jahrhundert angesetzt, obwohl er friiher geschehen sein ki:innte. Diese Anderung wurde sehr fol­genreich. Sie bedeutete die Phonologisierung der Vokalqualitaten, die bisher nur allophonisch gewesen waren. Die Quantitat betraf aber weiterhin Vokale und Konsonanten, wurde aber eine Eigenschaft der Silbe (P6r61fsson 1929). Im Altislandischen gab es vier Silbentypen aus quantitativer Sicht: (l.) /V:C:/ langer Vokal und langer Konsonant atta [a:t:a] "acht" (2.) /V:C/ langer Vokal und kurzer Konsonant ata [a:t(hla] "Nahrung (fiir Fische)" (3.) /VC:/ kurzer Vokal und langer Konsonant bzw. Konsonantengruppe /VCC/ atti [at:i] "(er)spornte an", Prat. von etja "anspornen" vildi [vildi] "(er)wollte", Prat. von vilja "wollen" (4.) /VC/ kurzer Vokal und kurzer Konsonant ana [ana] "stiirmen, schnell laufen" Die Silbentypen (1) und (4) wurden eliminiert. Es blieben nur die Silbentypen (2) und (3). Kurze Vokale konnten von nun an nur vor langen Konsonanten oder vor einer Konsonantengruppe vorkommen, wahrend lange Vokale nur vor kurzen Kon­sonanten stehen konnten oder alleine in offener Silbe. AuBerdem wurde die Quanti­tat auf die betonte (hauptbetonte oder nebenbetonte) Silbe eingeschrankt. Unbeton­te Silben waren quantitativ neutral. · Es gab aber zu diesen Regeln eine Ausnahme. Wenn das erste Graphem einer postvokalischen Konsonantengruppe

und zweite Graphem war, bHeb der Vokal lang. Beispiele sind in Tabelle 1 zu sehen. lepja [le:pja] "schliirfen" kipra [chr:pra] "zucken" (upp)gotva [(Yhp)kre:tva] "entdecken" etja [e:tja] "anspornen" sretra [sai:tra] "siiB (Gen. Pl.)" skrokva [skrre:kva] "liigen" veikra [vei:kra] "krank (Gen. Pl.)" vekja [ve:ca] "wecken" hosvir [hre:svir] "Sklave" Esja [e:sja] (Ortsname) lausra [lrei:sra] "lose (Gen. Pl.)" Tabelle 1: Lange Vokale vor einer Graphemgruppe. Die Transkription ist die ist phonetisch gesehen nur ein palataler Kon­sonant [c], vor dem der Vokal lang sein muB und die Graphemgruppe kommt faktisch nur in einem einzigen veralteten Wort hosvir ,Sklave' vor. In der gesprochenen Sprache konnen heutzutage kurze Vokale vor allen diesen Graphemgruppen (auBer ) stehen, so dass man sagen kann, dass die Lautveran­derung zum Ende gekommen ist. Das Vorhandensein des kurzen Vokals ist unter­schiedlich haufig, aber es ist moglich. In haufig verwendeten Wortern ist der kurze Vokal haufiger als in seltenen Wortern. Vor der Aufgabe der segmentalen Quantitat wird Altisliindisch einen Rhythmus gehabt haben, der an das heutige Finnisch oder Estnisch erinnert. Daran kann gemes­sen werden, wie bedeutsam der Verlust der segmentalen Quantitat gewesen sein muB. 2. Das Vokalsystem Im Vokalsystem gab es eine bedeutende Anderung, die daraus resultierte, dass die Vokalqualitiit distinktiv wurde und nicht mehr die Vokalquantitat. Das altisliind­ische Vokalsystem hatte folgende Form: vorne hinten uhoch y omitte e 0 ::> E a: tief a Diphthonge: au ei ey [::>y] Alle Vokale konnten lang und kurz unabhangig von der Silbenstruktur vorkommen. Bei den kurzen Vokalen fanden folgende Anderungen statt: l. [i] wurde geoffnet zu [I] 2. [y] wurde entrundet und fiel mit dem [1] zusammen 3. [u] wurde nach vorne verlagert, geoffnet und bildete einen neuen Vokal [Y] 4. [0] wurde zu [re] geoffnet 5. [::>] wurde nach vorne verlagert und fiel mit [ce] zusammen 6. [o] wurde geoffnet Von den kurzen Vokalen blieb nur das [a] unverandert. Bei den langen Vokalen fanden folgende Anderungen statt: l. [y:] wurde entrundet und fiel mit [i] zusammen 2. [e:] wurde zu Lie] diphthongiert 3. [i:::] wurde zu [ai] diphthongiert 4. [0:] wurde geoffnet und fiel mit [ai] zusammen 5. [::>:] und [a:] fielen zusammen und wurden zu [au] diphthongiert 6. [o:] wurde zu [ou] diphthongiert Bei den langen Vokalen blieben nur [i:] und [u:] unverandert erhalten. Das Ergebnis dieser Veranderungen ist das moderne islandische Vokalsystem: v orne hinten u hoch y mitte e re tief '-------' a: AuBerdem gibt es die fiinf Diphthonge: [ei ai 6i au ou]. Jeder Vokal und jeder Diphthong kann kurz und lang in Abhangigkeit von der Silbenstruktur vorkommen. Die Diphthonge werden in dieser Hinsicht wie Monophthonge behandelt. Die neuen Klangfarben bedeuten ein vollig anderes Klangbild als im Altislandischen. Kombi­niert mit der neuen rhythmischen Struktur handelt es sich um sehr bedeutende Veranderungen. Das System ist aber asymmetrisch, da nur drei hintere Vokale fiinf vorderen Vo­kalen gegeni.iber stehen. Die Tendenz der heutigen Aussprache, den Diphthong [ou] zu monophthongieren und als [o] zu sprechen, schafft eine teilweise Symmetrie. Bine andere Tendenz war das flamceli "schiefes Sprechen", in dem die Vokal­qualitaten [I] und [Y] aufgegeben wurden und zu [e] und [re] wurden: Pekja [8e:ca] ,decken' und pykja [81:ca] ,scheinen' wurden beide als [8e:ca] realisiert; lukum [lY:kYm] ,(wir) beendeten' und lokum [lre:kYm] ,Bettlaken' wurden beide als [lre:kYm] reali­siert. Das Vokalsystem erlangte hierdurch eine Symmetrie, aber viele lexikalische Unterscheidungen gingen verloren. Deshalb wurde diese Aussprache verpont und mit allen Mitteln von den Beh6rden und der Schule bekampft. Sie ist heute weitge­hend verschwunden, aber konnte noch in dem in Kanada gesprochenen Islandisch vorhanden sein (Bessason 1967 behandelt aber wenig die Aussprache). 3. Das Konsonantensystem Die Veranderungen im Konsonantensystem sind sehr bedeutsam und fiihren letzt­endlich zu dem typologisch seltenen Konsonantensystem des modernen Islandisch­en, das in Tabelle 2 zu sehen ist: Tabelle 2. Das Konsonantensystem des modernen Isliindischen Labial dental palatal vel ar Glottal VerschluB Unaspiriert p t C k Aspiriert ph th eh kh Nasal Stimmlos Stimmhaft m o m n o n J1 J1 l) l) Liquid Stimmlos !r Stimmhaft 1 r Frikativ Stimmlos f Els 9 X h Stimmhaft v a j y In diesem System, = [p]

= [ph] bara [pa:ra] ,nur' para [pha:ra] ,paaren' = [t] = [th] drema [taima] ,beurteilen' trema [thai:ma] ,leeren' = [c] =[eh] gjosa [cou:sa] ,ausbrechen' kjosa [chou:sa] ,wi:ihlen' =[k] = [kh] gula [kY:la] ,gelb' (Akk.) kula [khy:la] ,kiihl werden' Das moderne isliindische Konsonantensystem ist das Ergebnis einer groBen Laut­verschiebung, deren erster Schritt der Verlust der Stimmhaftigkeit der alten war. Diese fielen mit den alten

in allen Stellungen zusammen auBer im Anlaut einer betonten Silbe (Tabelle 3). Es ist wahrscheinlich, dass die alten

aspiriert waren, denn in einem nordlichen Gebiet werden sie immer noch intervokalisch aspiri­ert gesprochen: tapa [tha:pha] ,verlieren', lata [lau:tha] ,lassen', moka [m::i:kha] ,schaufeln'. Das Beibehalten der Aspiration in der intervokalischen Stellung kann daraufhindeuten, dass die Silbengrenze vor dem Konsonanten liegt, obwohl die ortho­graphischen Regeln der Silbentrennung genau das Gegenteil andeuten (Berg 2001). Die Tatsache, dass saga [sa:ya] ,Geschichte' heute mit stimmhaftem velaren Frikativ gesprochen wird, deutet unzweifelhaft darauf hin, dass das alte wirklich stimmhaft war. Das Gleiche wiirde fiir gelten, aber wegen phonotaktischen Einschrankungen liegen uns keine Beispiele hier vor. Durch den Verlust der Stimmhaftigkeit waren nun die langen iden­tisch mit den alten langen geworden (Tabelle 4). Dies ist aber nicht geschehen, weil vor den alten sich ein Hauch entwickelte, der haufig Praaspiration 1 genannt wird. Daraus wurde eine Konsonan­tengruppe mit [h] als erstem Konsonanten und kurzem Verschlusskonsonanten an zweiter Stelle wie aus Tabelle 5 zu ersehen ist: Tabelle 5. Aussprache der ehemals langen Verschluj3konsonanten im modernen Isliindischen = [hp] = [p:] lappa [lahpa] ,verbessern' labba [lap:a] ,gehen' = [ht]

= [t:] veittur [veihtYr] ,erteilt' (Part.M.) veiddur [veit:Yr] ,gefangen' (Part.M.) = [hk] =[k:] sekkur [sehkYr] ,Sack' seggur [sek:Yr] ,Mann' Dieser Hauch wurde auch auf die urspriinglichen Gruppen iibertragen, die sonst gleich den Gruppen 2 geworden waren, als deren erster Konsonant zu einem Verschlusslaut wurde. Tabelle 6 faBt diese Ent­wicklung zusammen. 1 Phonetisch gesehen ist dieser Hauch genau das g!eiche Phlinomen, wie das Ersetzen des [s] durch [h] im Spanischen: esto [Ehto] ,dies', hasta [ah ta] ,bis' usw. Es wlire auch moglich hier von Prliaspiration zu sprechen, obwohl dies wegen der Beschreibungstradition der romanischen Sprachwissenschaft nicht gemacht wird. 2 Hier sollte auch erwlihnt werden, dass in einem kleinen nordlichen Gebiet der erste Konsonant in den Gruppen zu Verschlusslaut wurde: hafoi [hapd1] ,hatte', sagiJi [sakd1] ,sagte'. Im iibrigen Sprach­gebiet ist ein Frikativ vorhanden: [havdI] und [sayd1]. Tabelle 6. Entwicklung einiger neuen und alten Konsonantengruppen im modernen Isliindischen = [tl] = [htl] hella [hetla] ,gieBen' vretla [vaihtla] ,sickern' varla [vatla] ,kaum' = [tn] = [htn] vrenna [vaitna] ,beliebt' (Gen.Pl.) vatna [vahtna] ,bewiissern' varna [vatna] ,wehren' = [pl] = (hpl] afla [apla] ,erwerben' epli [ehplI] ,Apfel' = [pn] = [hpn] ofna [opna] ,Č>fen' (Gen.Pl.) opna [ohpna] ,offnen' =[kn] = [hkn] sagnir [saknir] ,Verben' sakna [sahkna] ,vermissen' = [kl] = [hkl] seigla [seikla] ,Hartniickigkeit' Rekla [hehkla] Eigenname Als letzter Schritt oder letzte Stufe dieser Lautverschiebung entstanden stimm­lose Nasale und Liquide. Man kann annehmen, dass die Liquiden zuerst erfasst wur­den, denn ist immer stimmlos vor : valta ,wiilzen' kann nur [valJa] sein; *[valtha] ist ausgeschlossen; ist ebenfalls immer stimmlos vor

: harpa [harpa] ,Harfe', virtur [VIltYr] ,geschiitzt', marka [marka] ,markieren', htirs [haursl ,Haares' (Gen. Sing.). Moglicherweise kann noch stimmhaft vor

vorkom­men: stelpa [stelpha] ,Miidchen', htilka [haulkha] ,Glatteis', aber in den meisten Fiill­en ist stimmlos und der nachfolgende Verschlusskonsonant unaspiriert. Die stimmlosen Nasale entstanden als letzter Schritt vor den alten Verschluss­lauten

wie in der Tabelle 7 zu ersehen ist. Tabelle 7. Minimalpaare stimmhafter und stimmloser Nasale und Liquide. = [q:ip] = [mp] kempa [cheq:ipa] ,Held' kemba [chempa] ,kiimmen' = [IJ.t] 1 1 = [nt] henta [heIJ.ta] ,passen' ! 1, henda [henta] ,werfen' = [!Jk] [].c] = [!Jk] [ne] banka [pauoka] ,klopfen' banga [pauIJka] ,iingstlich' (Akk.) banki [pau.ttci) ,Bank' banginn [paujlin) ,angstlich' = [mJ] = [mt] gleymt [kleirpt] ,vergessen' (Part.N.) gleymd [kleimt] ,vergessen' (Part.F.) = [!t] = [lt) valta [vajta] ,walzen' valda [valta] ,verursachen' = [fk) = [rk] marka [marka) ,markieren' marga [marka) ,viele' (m.Akk.Pl.) Diese Anderung erfasste allerdings nicht das gesamte geographische Gebiet. In einem nordlichen Gebiet blieben die stimmhaften Nasale erhalten und der nachfol­gende Verschlusskonsonant blieb aspiriert: lampi [lamphr] ,Lampe', henta [hentha] ,passen, giinstig sein', banka [paul]kha] ,klopfen' usw. 4. Schlussfolgerung Die konservative Orthographie des Isliindischen verdeckt die meisten Lautveriin­derungen, die in diesem Beitrag beschrieben werden. Es gibt auch keine Laut­beschreibungen, die uns eindeutig ermoglichen die Lautveriinderungen zu datieren. Deshalb ist eine absolute Chronologie nicht moglich. Die Anderungen im Vokalsystem sind nach allgemeiner Auffassung im 16. Jahr­hundert abgeschlossen worden (I>6r61fsson 1929), aber deren Anfang konnte vielle­icht sogar im 14. Jahrhundert stattgefunden haben. Es ist wahrscheinlich, dass die Anderungen im Konsonantensystem in der gleich­en Zeit stattgefunden haben. Das kann daraus erschlossen werden, dass gewisse kon­sonantische Anderungen davon abhiingig sind, ob der vorangehende Vokal lang oder kurz war. Aber wir konnen nur eine relative Chronologie erstellen. Wenn wir davon ausgehen, dass die iiltesten Phiinomene die groBte Ausbreitung haben, wiire dje rela­tive Chronologie die folgende: l. Erster Schritt ist der Verlust der Stimmhaftigkeit der alten . 2. Zweiter Schritt ist die Entstehung des Hauchs [h] vor den ehemals langen und den langen Gruppen . Gleichzeitig entstehen die Ver­schlusskonsonanten in den Gruppen und die langen <11 nn> werden nach ehemals langen Vokalen zu Konsonantengruppen [tl tn]. 3. Dritter Schritt ist die Entstehung der stimmlosen Liquiden, die noch nicht das ganze Sprachgebiet erfasst hat. 4. Vierter Schritt ist die Entstehung der stimmlosen Nasale, die in vorkonsonanti­scher Stellung nicht im ganzen Sprachgebiet vorkommen. Fiir die beiden Schritte drei und vier kann gesagt werden, dass die Ausbreitung noch nicht ganz abgeschlossen ist, da das ganze Sprachgebiet noch nicht erfasst wurde. Es ist aber vorauszusehen, dass dies geschehen wird, da die iiberwiegende Mehrheit der Bevolkerung stimmlose Nasale und Liquide in vorkonsonantischer Stellung ver­wendet. Isliindisch hat eine groBe Lautverschiebung gehabt, die absolut vergleichbar mit Lautverschiebungen ist, die in anderen germanischen Sprachen stattgefunden haben (Goblirsch 2001). Das Ergebnis 1.st ein typologisch sehr spezifisches Konso­nantensystem, das als Folge des Stimmhaftigkeitsverlustes der Verschlusskonsonant­en entstanden ist. Es musste nicht zu diesem Ergebnis fiihren, wie wir daraus erken­nen konnen, dass eine andere germanische Sprache, das Danische, die stimmhaften Verschlusskonsonanten verloren hat, ohne dass stimmlose Nasale und Liquide ent­standen. Wir konnen letztendlich nur den Weg einer Lautveranderung beschreiben, aber ihre Ursachen kennen wir nicht. Alle Lautveranderungen, die hier beschrieben werden, sind gut bekannt, aber bisher sind sie nicht im Zusammenhang gesehen worden. Wenn wir sie im Zusammenhang betrachten, ergeben sich neue Moglich­keiten der Erkliirung, die noch nicht erschopft worden sind. Bibliographie BERG, Thomas: An experimental study of syllabification in Icelandic. Nordic Journal of Linguistics 24, 71-106 (2001) BESSASON, Haraldur: A few specimens ofNorth American-Icelandic. Scandinavian Studies 39, 115-146 (1967) GoBLIRSCH, Kurt Gustav: The lcelandic consonant shift in its Germanic context. Arkiv for Nordisk Filologi 116, 117-133 (2001) GROENKE, U!rich: Diachrone Perdurabilitiit, Sprachpflege und Sprachplanung: Der Fali Isliindisch. In, Language Reform, History and Future 2 (lstvan Podor and Claude Hagege eds.), 137-155. Helmut Buske Verlag, Hamburg 1983 I>6R6LFSSON, Bjorn K.: Kvantitetsomvreltningen i islandsk. Arkiv for Nordisk Filologi 45, 35-81 (1929) Povzetek PREMIKI GLASOV V ISLANDŠČINI Tema tega prispevka je veliki premik glasov, ki ga je doživela islandščina. Opisujejo se posa­mezne stopnje premika. Začetni korak premika, ki je zaobsegel tako soglasniški kot samoglasniški sestav, je bil v izgubi segmentalne kvantitete. To je imelo za posledico fonologizacijo kvalitete samoglasnikov in nastanek novih samoglasnikov. Kvantiteta se je obdržala kot lastnost zloga pod popolnoma drugačnimi pogoji kakor dotlej. V sestavu soglasnikov se je izgubila zvenečnost pri zapornikih in sprožila plaz sprememb, ki so povzročile, da so nastali številni novi fonemi. Zlasti je treba opozoriti na nezveneče jezičnike in nezveneče nosnike, ki so kot varianta sicer navzoči v mnogih jezikih, zelo redko pa so fonemi. Zato je islandski sestav soglasnikov s tipološkega vidika med skandinavskimi jeziki nekaj posebnega. Časovno se spremembe kvantitete navadno umeščajo v 16. stoletje, vendar so se spremembe lahko začele že prej. Vsekakor ne obstajajo v zvezi s spremembami v sestavu soglasnikov nikakršni opisi ali namigi v pisavi. Da se pa predložiti relativna kronologija, in sicer na podlagi razširjenosti posameznih sprememb.