DIE HABSBURGER UND IHR W1RKEN IN KRAIN 1282 BIS l882. FESTSCHRIFT ZUR FEIER DES SECHSHUNDERTJAHRIGEN JUBILAUMS DER VEREINIGUNG KRAINS MIT OSTERREICH herausge;gebe:n VON DEM KRAINISCHEN LANDESAUSSCHUSSR VERFASST VON AUGUST DIMITZ. LAI BACH BUCHDRUCKEREI VON IG. V. KLEINMAYR & FED. BAMBERG. l883. A. O /Uto 5 r iv fr K. $7 LS dem Lande Krain die freudige Botfchaft wurde, dafs Seine kaiferliche und konigliche Apoftol. Majeftat Franz Jofefl. es mit Hochft- ihrem Befuche begllicken wollen, um die Feier der fechshundertjahrigen V er- einigung Krains mit Ofter- reich unter dem Scepter der erlauchten habsburgifchen Dynaftie durch Hbchflihre Gegenwart zu verherrlichen, hat der krainifche Landes- ausfchufs es diefes hohen und bedeutfamen Momentes als wiirdig erachtet, dafs das Gedachtnis der Gefchicke des Landes Krain, feines Wachfens, Emporbluhens und Gedei- hens unter dem Schutz und Schirm feines alten ruhmreichen Herrfchergefchlechtes und im innigen Zufammenhange mit dem Gefammtvaterlande in einer hiftorifchen Darftellung feftgehalten werde. Er hat daher die Herausgabe diefer Feflfchrift befchloffen, die an der Hand der Gefchichte ein engumrahmtes aber getreues Bild der innigen Beziehungen zwifchen hiirft und Volk und ihrer fegenbringenden Folgen fiir die \\ ohlfahrt des Landes bieten foll. So wechfelvoll fich auch das Schickfal desfelben innerhalb diefes langen Zeitraumes geftaltete, Eines blieb unvvandelbar in guten und in bofenTagen: die Anhanglichkeit Krains an das Haus V, 05 £ fr Habsburg und an Ofterreich. Uncl wie es war fechs Jahr- hunderte, moge es fein und dauern fiir alle Zukunft! In den freudig bewegten Tagen diefer Feier wird das ganze Land im Angeficht feines Kaifers das Gelobnis ableo;en: wiirdig zu bleiben feiner Vergmngenheit in allen kommen- den Zeiten und unerfchiitterlich in der Treue fiir Kaifer und Reich! LAIBACH am 3. Marž 1883. DER LANDESAUSSCHUSS DES HERZOGTHUMES KRAIN. €g s Cr^b SV 5iil$ /TZL a :>ua m » y ECHSELND und unftat waren des Landes Krain Gefchicke, ehe fie mit jenen der Dynaftie Habs¬ burg fich verbanden. Die wilde Freiheit des illyrifchen Urvolks und des eingevvanderten Kelten bandigte der weltbezwingende Romer. Mit den Legionen kam die Pflugfchar, der Strafienbau, y _ die Stadteanlage, das fchirmende Gefetz, die feinere Lebensfitte. Ausufts Ivrieger griindeten an den Ufern der Laibach unfer Emona. Es wurde zum Mittelpunkt biirgerlicher Betrieb- famkeit und hoheren Geifteslebens, zum Knotenpunkt der Stra( 3 en von Oft nach Weft, von Sud nach Nord, zum Vor- werk Aquilejas in der Vertheidigung des oberen Savethals. Mehr als einmal wurde hier um die Weltherrfchaft ge- ftritten, mehr als einen Cafar haben Pannoniens Legionen der Welt gegeben. Aber das Romerreich zerbrockelte, deutfche Stamme, erft die Oftgothen, dann die Lango- barden, traten fein Erbe an. Beider Herrfchaft in diefen Gegenden \var von kurzer Dauer; die Langobarden, in die verlockenden Gefilde Italiens ziehend, uberlieBen (568) das Land den Avaren, welche fich zu Herren der in die fiid- oftlichen Alpen eingedrungenen Slovenen gemacht hatten. Der flovenifche Ackerbauer feufzte unter der Zuchtruthe des wilden Avaren und athmete wieder auf unter der mil- deren Herrfchaft des Franken, welcher die Ruinen unferer Emona neu befiedelte. Die wilden Reiterfchwarme der Magyaren durchtobten im zehnten Jahrhunderte unfere ' <^ C % zzzn I v V n % vr Marken. Ottos I. Sieg auf dem Lechfelde (955) befreit fie auf immer von diefen Drangern und ermoglicht ihre ungreftorte Entvvickelunpf. Ein zahlreicher ftreitbarer deut- fcher Adel baut feine Burgen ringsum auf den Bergen und Engpaffen zum Schutze der fudlichften Mark des deutfchen Reiches. Deutfche Kirchenflirften, die Bifchofe von Freifmg und Brixen, erwerben durch Schenkungen der Kaifer Otto II. (973 Lack) und Heinrich II. (1004 Veldes) auseedehnten Befitz und wirken colonifierend und civili- fierend. Es herrfchen die Karntner Herzoge als milde und gerechte Landesherren durch drei Jahrhunderte, bis der cfewaltio;e Ottokar von Bohmen fich des Landes bemach- tigt und es bei der Schvvache des Reiches ohne Wider- ftand beherrfcht (1270 bis 1276). Aber wahrend fein Machtwort von der Elbe bis zu den Alpen gebietet, erhebt fich im zerriffenen deutfchen Reich der Štern des erften Habsburgers. 4 UTH und Klugheit, leutfeliges, offenes und okradeš Wefen ge- wannen dem einfachen Schwei- zer Grafen Rudolf IV. von der Habsburg Anfehen bei Groben und Burgern. Diefelben Eigen- fchaften und die geringe Erb- macht des Haufes lenkten die Wahl der deutfchen Fiirften auf ihn, als fie dem vervvaisten Reich ein Oberhaupt geben follten. Sie furchteten von feiner geringen Hausmacht nichts ftir ihre eiferflichtig behiitete Unabhangigkeit und erwarteten alles von feinen hohen Geiftesgaben und feiner Kraft. Des verwaisten Reiches Rechte wieder herzuftellen, war Rudolfs erftes Beftreben. Unter allen Fiirften befafi keiner fo viel dem Reiche entriffenes Gut, als Ivonig Ottokar. Ihn forderte Rudolf auf, fich ihm als des Reiches Haupt zu unterwerfen und feinen Befitz als des Reiches Lehen von ihm zu empfangen. Als Ottokar fich deffen weigerte, ergieng des Reiches Acht gegen ihn, feine Freunde lielen von ihm ab, und allenthalben fchlofs fich das Volk freudig der Sache des Konigs Rudolf an. Der Adel Krains wie jener der anderen Lande hafste Ottokar wegen feiner Strenge. Unter den Edlen, welche am 19. September 1276 in Stift Rein bei Graz einen Bund gegen Ottokar fchloffen, befanden fich auch zwei Scherfen- berger aus Krain. Nach kurzem Kampfe mufste der Bohmerkonig im Frieden von Wien (25. November 1276) fein ftolzes Haupt vor Ivonig Rudolf beugen und dem Befitze von Ofterreich, Steiermark, Karnten und Krain A' k % IV Sl entfagen. Die Venvaltung Karntens, Krains und der Mark erhielt Rudolfs treuer Bundesgenoffe Graf Mainhard von Tirol. Konig Rudolf ivaltete nun als Herr in diefen Landen; er erliefi fiar fie nach einftimmigem Spruch ihrer in Wien verfammelten Stande feinen Landfrieden vom 3. Dezember 1276, welcher der \Villkiir Schranken fetzte, den Schwachen vor dem Starken fchiitzte, Recht und Gefetz, Freiheiten und Gevvohnheiten der Lander ficherte, Mauten und Zolle Ottokars fur abgefchafft erklarte und fo Burger und Adel fiir den neuen Landesherrn gevvann. Bald follte fich ihre Treue erproben. Konig Ottokars hochfliegender Sinn wollte den Krieg um jeden Preis. Die Umftande fchienen ihn zu begiinftigen. Konig Rudolf war in Geldbedrangnis. Aus Deutfchland kam wenig Hilfe. Von Krain fiihrte Ulrich von Heunburg 200 Streiter herbei, und auch die 300 Mann, rvelche Graf Mainhard von Tirol fiihrte, follen bis auf \venige der krainifchen Ritterfchaft angehort haben. Auch nach Eintreffen einer Hilfstruppe ungarifcher Reiter ftanden Rudolfs Streitkrafte den bohmifchen an Zahl weit nach. Aber in Rudolfs Heer rvaltete Muth und Gottvertrauen. Ein Traumgeficht, worin ein Adler nach hartem Kampf einen Lowen (Habsburgs Aar den bohmifchen Lowen) bezwang, foll dem Konig und feinen Scharen hohe Zuverficht eingeflofit haben. So kam es denn, 26. Auguft 1278, zur Entfcheidungsfchlacht auf dem Marchfeldc. Rudolf felbft flellte fich an die Spitze des Heerhaufens, zu welchem die Krainer zahlten. Unentfchieden wogt der Kampf, bis ihn die verratherifche Flucht der bohmifchen Nachhut unter Milota von Dieditz zu Gunften Rudolfs entfcheidet. Die Leiche des ritterlich gefallenen Gegners rettet der Habsburger felbft vor un- wiirdiger Behandlung. Der Tag am Marchfelde ist der « Geburtstag des habsburgifehen OJlcrreich ». 'm M ioi 4 fr 5 / Eintrachtig ftritten da Ofterreicher, Steirer, Karntner und Krainer fiir die Abwehr fremder Herrfchaft und be- fiegelten die gemeinfame Treue gegen das neue Fiirften- gefchlecht mit ihrem Herzblute. Was der ftarke Arm gervonnen, das befeftigte die Weisheit des Konigs. Er faumte nicht, feine landesherr- lichen Rechte in Karnten und Ivrain zur Geltung zu bringen, indem er den hoheren Sacular- und Regular- clerus und den Adel diefer Lander nach Judenburg entbot, um mit demfelben Landesangelegenheiten zu berathen und ihm feinen Willen kundzuthun. Hier nahm er auch ihre Huldigung entgegen, empfieng ihren Eid der Treue und ordnete die Verwaltung diefer Lander, vvelche dem Grafen Mainhard libertragen wurde. Um die fchonen Lande, die er dem Reich wiedergewonnen, feinem Haufe dauernd zuzuwenden und fo deffen Macht zu vermehren, iibergab der Ivonig im Mai 1281 feinem alteften Sohne, dem Grafen Albrecht, die Verwaltung der Lander Steiermark, Ivrain, der Windifchen Mark und Portenaus (Pordenone in Friaul) mit dem Titel eines Reichsverwefers und Gewaltigers. Auf dem Reichstag in Niirnberg aber, 6. Juli 1281, er- neuerte er den dem Ablaufe nahen Landfrieden vom 3. Dezember 1276. Endlich kronte auch die Zuflimmung der Kurfurften die Bemiihungen des Konigs, die Beleh- nung feiner Sohne Albrecht und Rudolf mit den eroberten Landern zu erlangen. Es wurde bisher allgemein ange- nommen, clafs die feierliche Belehnung beider Furften auf dem Reichstage von Augsburg am 27. Dezember 1282 erfolgte, allein hiftorifch lafst fich nur feftftellen, dafs die Belehnung zwifchen den 17. und 23. Dezember ftatt- gefunden haben mliffe, weil fich Rudolfs Sohn Albrecht fchon am 24. Dezember 1282 als «Herzog von Ofterreich und Steier, Herr von Ivrain und der Mark» zeichnete. V m, V/ / m v; M poif rsf v. 1 J 5 o Verkiindet wurde die Belehnung jedoch mit Urkunde vom 27. Dezember 1282. Zwei Tage darauf eroffnete Rudolf diefen folgenreichen Staatsact den Standen Ofterreichs mit dem Befehle an alle Bewohner der genannten Lande, den Herzogen als ihren neuen Herren gehorfam zu fein. Und als Konig Rudolf, das Unzukommliche der Doppel- herrfchaft erkennend, die Hausordnung vom i.Juni 1283 erlieG, nach welcher Herzog Albrecht allein, mit Aus- fchlufs cles anderweitig zu entfchadigenden Rudolf, Re¬ gent der Lander Ofterreich, Steier und Ivrain fein follte, leifteten die Stande derfelben (am n. Juli 1283) den Eicl auf Beobachtuno; diefes Hausgefetzes. So war denn der Grundftein greWt zur Habsburgrer- macht in Ofterreich, das bisher wechfelnde Loos diefer Lande auf immer mit den Gefchicken eines willens- ftarken und hochftrebenden Herrfchergefchlechtes ver- knupft. VVenngleich bis 1335 noch die Gorzer Grafen, treue Bundesgenoffen Rudolfs, fiir eine ihm dargeliehene Summe von 20000 Mark Krain als Pfancl innehatten, fo hbrte doch damit die Verbindung der Erblande mit Ofter¬ reich und dem Reiche nicht auf, und die ofterreichifchen Herzoge trugfen fie ftets vom erfteren zu Lehen. Der erfte Habsburger, «cin groficr Kaifer und guter Menfcki), gieng heim am 15. Juli 1291; er hinterlieG die ofterreichifchen Lande innerlich und auGerlich befriedet durch den edlen Sinn der Gerechtigkeit und Weisheit, welcher fein hochfter Ruhm war. Am 4. April 1335 ftarb Herzog Heinrich von Karnten kinderlos; Karnten, Krain und die Marken fielen an die Herzoge von Ofterreich und Steiermark zuruck, Otto und Albrecht von Ofterreich nehmen von Karnten und Krain Befitz. Otto begibt fich, nachdem er die Huldigung der Karntner am Herzogsftuhle der Karnburg in altge\vohnter JLi 6 o vr fv Weife entgegengenommen, nach Krain, welches fogleich beide Herzoge als Landesherren anerkennt. Der von Herzog Heinrich eingefetzte Landeshauptmann Friedrich, der Freie von Suneck, wird vom Herzog Otto in feinem Amte beftatigt und ermahnt, desfelben mit MaCigung, Gerechtigkeit und Feftigkeit zu walten. Dann rliften fich die beiden Landesherren, ihr Erbe gegen die Anfpruche des Konigs Johann von Bohmen mit gewaffneter Hand zu vertheidigen. In dem Heere, das Herzog Otto im Fruhjahr 1336 dem Luxemburger entgegenfuhrt, ziehen auch unfere Krainer an der Seite der Ofterreicher, Steirer und Ivarntner ins Feld. Der Friede vom 9. Oktober 1336 endigt den Streit, Konig Johann verzichtet feierlich auf alle feine Anfpruche inbetreff Karntens, Krains und der Mark. Die beiden herzoglichen Briider laffen fich in ihrem nunmehr unbeftrittenen Befitze feierlich huldigen, Herzog Otto zu St. Veit nachft Sittich, Albrecht in Laibach. Der Adel des Landes, gegliedert in «Landherren, Ritter und Knechte», ift es, den die neuen Landesherren in Eid und Pflicht nehmen und ihm dafiir alle feine Rechte und Frei- heiten beftatigen. Im Jahre 1338 berath Herzog Albrecht in Graz mit den Standen von Steiermark, Karaten und Krain die Feftftellung eines Landrechtes. In der Urkunde, \velche Herzog Albrecht am 14. September 1338 hieriiber den Standen von Krain ausfertigte, vverden Beftimmungen liber Rechtsfchutz und Gewahr, liber Verhandlung und Erledigung von Rechtsfachen und Beftrafung von Ver- brechen getroffen. Nach Herzog Ottos friihem Tode (17. Februar 1339) vereinigte Herzog Albrecht das Regiment der ofterreichi- fchen Lande in feiner ftarken und weifen Hand. In Laibach (13. Juli 1350) beftatigte der Herzog dem Deutfchen Orden feine Hanclfefte, die ihm fchon von dem Karntner Ulrich M RŽ 7 £ fV-=ž verliehenen Freiheiten, eigenes Landgericht, Maut-, Zoll- befreiung und das Recht des Afyls. Unter der Regierung Albrechts erhielt das bde Waldland von Gottfchee feine erften Coloniften durch Graf Otto von Ortenburo- welcher O ' kriegsgefangene Franken und Thiiringer hier anfiedelte (1350 bis 1360), und es entftanden in Eisnern durch Ita- liener aus der Gegend von Palmanuova (1348) die erften Eifenzverke. Albrechts Nachfolger, Rudolf IV., genannt der Stiftcr, weil er fo viel Neues gefchaffen oder Altes erneuert, einer der hochftrebendften und hochgebildetften Fiirften feiner Zeit, befuchte fchon am 27. Marž 1360 Laibach, wo er die feierliche Fluldigung des Landes empfieng. An diefem Tage fah unfere Landeshauptftadt eine hochanfehn- liche Verfammlung in ihren Mauern tagen. Der Patriarch von Aquileja, der Erzbifchof von Salzburg, die Bifchofe von Freifing, Paffau, Gurk, Brixen, Chiemfee, Lavant; Mainhard, Graf von Tirol, Schwager des Herzogs, und viele andere Edle aus alten und vornehmen Gefchlechtern hatten fich eingefunden, um wichtige Angelegenheiten zu berathen, fei es, dafs es fich um den Schutz des durch die Republik Venedig arg bedrangten Patriarchats oder um die Ruckftellung der friiher dem Patriarchen ge- horigen Schloffer Adelsberg und \\ ippach handelte. In letzterer Beziehung fiel ubrigens die Entfcheidung im fol- genden Jahre (1361) zu Herzog Rudolfs Gunften aus. Mit Aquileja kam es aber zum Kriege inbetreff \veiterer An- fprtiche, welche der Patriarch Ludwig de la I orre erhob. Herzog Rudolf und fein Bruder Friedrich ftihrten das 4000 Mann ftarke Heer aus der unteren Mark nach Krain und drangen in Gorz und kriaul ein, wo das Kriegsgltick ihnen gtinftig war. Am 21. April 1362 wurde in Wien der Friede gefchloffen, nach welchem der Patriarch V* 8 o 05 ,4 9 unter ancleren clas Schlofs Laas, die Pfarren St. Peter in Laibach und Krainburg abtreten und die Lehen des Patriarchats in den ofterreichifchen Landern den Herzogen verleihen mufste. Durch Vertrage bereitete Herzog Rudolf in weifer Vorausficht das Wachsthum feines Haufes vor. Der Erb- vertrag mit Gorz (27. April 1363) ficherte ihm den feiner- zeitigen Anfall aller Befitzungen der Gorzer; die Erb- verbruderung mit den Haufern Luxemburg und Ungarn (10. Februar 1364) begriindete die fpateren Anfpriiche des Haufes Habsburg auf Ungarn und Bohmen. Zur Verbiir- gung derfelben gaben die Stadte Laibach (18. Februar), Krainburg und Stein (18. Marž) und fpater auch Land- Jirafi feierliche Erklarungen ab. Die Reihe diefer Erb- vergleiche endlich fchlofs jener vom 6. Juni 1364, womit Graf Albrecht von Gorz, dem bei der Theilung (1272) auch die Herrfchaft Mottling und die Graffchaft Iftrien (Mitterburg-Pifmo) zugefallen waren, auf den unbeerbten Todesfall die Herzoge von Ofterreich zu Erben diefer Gebiete und der Graffchaft Gorz einfetzte. Im Jahre 1364 nahm Rudolf den Titel eines «Herzogs von Kraim> an, ftatt des bis dahin iiblichen eines «Herrn von Krain». In diefem namlichen Jahre, am Pfingfttag, verlieh er dem Richter von Laibach das Blutgericht liber die Unterthanen des Deutfchen Orclens und des Pfarrers von Laibach. Eine neue Stadt erftancl, von Rudolf IV. am 7. April 1365 gegriindet, auf einer Infel des Gurk- fluffes, Rudolfszvert. Sie erhielt von ihm eigene Gemeinde- verwaltung und Gerichtsbarkeit, Handels- und Gewerbe- freiheit, eigene Gefalle, Mautbefreiung, Fifcherei, Holz- und Weiderechte in der Gegend von Maichau und Hopfen- bach, endlich Sitz und Stimme im Landtage. Rudolfswert hob hch bald durch GewerbfleiB und Han del. Js/ 2 525 iiiUlUMi 9 c? % ,4 r . 1V\ fV - s/ Stiirmifch waren clie letzten Tage des Herrfchers, als der Patriarch von Aquileja mit den durch den Wiener Frieden hart gredemuthigten Friauler Edlen wider Rudolf die Waffen erhob. Laibach war da der Sammelplatz der herzoglichen Scharen, manch tapferer Krainer machte da feinen erften VVaffenorang- unter ofterreichifchem Banner. Leider wartete ein jahes Ende des hochfmnigen Habs- burgers. Er ftarb in Mailand im Alter von 26 Jahren (27. Juli 1365). Ein gerechtes Regiment hatte er gefiihrt, die Stadte durch wdfe Satzungen, Begiinftigungen in Ab- gaben und Steuerfreiheit bei Neubauten gehoben, die ofterreichifche Hausmacht geftarkt und vermehrt, die erfte, auch auf die Bildung- der ubrig-en Lander machtig rlick- wirkende Hochfchule in Wien geftiftet (12. Marž 1365). Als die Briider Albrecht und Leopold die Herrfchaft der ofterreichifchen Lande antraten, dauerte der Krieg in Friaul nocli fort. Die Krainer fochten tapfer fiir ihren Landesherrn, insbefondere bethatigten fich die Laibacher bei dem Sturm auf die gorzifche Fefte Haasberg bei Planina, viele wackere Streiter mufsten dabei ihr Leben laffen. Dafur bewies Flerzogr Albrecht der Stadt Laibach feine Gunft, indem er fie von einer ihren Durchzugshandel fchadigenden Maut befreite. Mit dem neuen Patriarchen Marquard ward durch des Kaifers Vermittelung Frieden gfefchloffen. In Laibach war es, wo diefer hrieden arn 30. Oktober 1370 zwifchen dem Bevollmachtigten der Plerzoge, Miinzmeifter Johann von Tyrnau, und den die Republik Venedig vertretenden Edelleuten Leopold und Pantaleon Barbo zustande kam. Zu Allerheiligen diefes Jahres nahmen die herzoglichen Briider in Laibach die Huldigrunof der Krainer Stande ent^ea-en. Die Stadt erhielt an demfelben Tage ihr erftes Gemeindejlatut der freien Richterwahl durch die zwolf Gefch\vornen des Raths. J o 05 Im Jahre 1374 fiihrte der Tod Alberts IV. von Gorz zur Wiedervereinigung der Graffchaft Iftrien (foweit fie nicht venetianifches Gebiet war), des Gebietes an der Poik und der Herrfchaft Mottling mit Krain. Auch das obere Karftgebiet mit Einfchlufs von Adelsberg und durch die Unterwerfung der Herren von Duino das untere Karftgebiet wurden damals zu Krain gefchlagen. Durch die Haupt-Landertheilung vom 25. September 1379, welche die Regierung Steiermarks, Karntens, Krains, Tirols und der iibrigen fudlichen Gebietstheile Ofterreichs an Herzog; Leopold iiberwies, \vurde die jahrhundertelange Gemein- fchaft diefer Lancler — des fogenannten Innerojlerreich — begriindet. Der neue Landesftirft erwies fich den Blirgern Lai- bachs als milder und gerechter Herr. Die Stadt hatte bei der Vermahlung des Herzogs mit Viridis von Mailand fiir die Widerlage mit den iibrigen Staclten und dem Lande Krain Biirgfchaft geleiftet. Als es nun den Biir- o o gern fchwer fiel, fiir diefe Verbindlichkeit aufzukommen, weil am 2 7. Juni 1382 eine Feuersbrunft die Stadt verheert hatte und gleichzeitig eine Uberfchwemmung groCen Scha- 00 o o den anrichtete, gieng der Landeshauptmann Konrad von Kreig in feinem Ubereifer fo weit, den Blirgern die Richterwahl zu unterfagen, bis fie die Hochzeitsfteuer geleiftet hatten. Der Herzog aber wahrte die Freiheit der Biirger und befahl dem Kreiger, fie an der Wahl nicht zu hindern. Auch fchiitzte er die ftadtifchen Gerechtfame gegen die Ubergriffe des Adels und forgte fiir gerechte Vertheilung der Rechte und Laften unter den Einvvohnern der Stadt ohne Unterfchied des Standes. Den Blirgern der Stadt Stein gab er ihren erften Freiheitsbrief am 19. Juni 1382, dafs fie vor niemand zu Recht ftehen follten. als vor ihrem Stadtrichter. Als der ritterliche 1 I cv J % VA f\ iv. $7 Herrfcher in der Schlacht von Sempach (9. Juli 1386), in welcher wohl auch mancher Tapfere aus den innerofter- reichifchen Landen mitkampfte, gefallen, ward die Regie- rung der ofterreichifchen Lande in Albrechts III. Hand vereinigt. Weichen Auffchwung unter feiner Regierung die Laibacher Kaufmannfchaft genommen, erfehen \vir aus Herzog Albrechts Urkunde vom 9. November 1389, worin den Burgern geftattet \vurde, mit «Venediger Hab» (Waren) und «aller Kaufmannfchaft» Handel zu treiben und diefe Waren gen Wien und in alle anderen ofterreichifchen Stadte und Markte zu fiihren. Zugleich befahl der Herzog dem Landeshauptmann Haug von Tybein (Duino), den Bauern die zum Schaden der Burger betriebene Handel- fchaft zu verwehren. Krain erfreute fich unter Herzog Albrechts Regierung nicht allein materiellen Wohlfeins (befondere Wohlfeilheit der Lebensmittel wird aus dem Jahre 1387 berichtet, fo kofteten 14 Eier einen Soldo, ein Huhn zwei Soldi), fondern auch geiftigen Fortfchritts. Stein hatte feine Schule, ja fogar der kleine Markt Reifniz. Dafs auch fiir die hohere Bildung der Landesfohne ge- forgt war, zeigt fchon die Envahnung eines Lconardus de Carniola aus dem Auguftinerorden, Doctors der Theo- logie, der um 1388 als Facultatsprofeffor an der Wiener Univerfitčit wirkte. Nach Albrechts III. Tode fiel durch den Vertrag von Hollenburg (22. November 1395) dem Herzog VVilhelm mit den iibrigen Landern au! 3 er Ofterreich auch Krain zu. Der Herzog fcheint um Allerheiligen 1396 in Laibach die Huldigung entgegengenommen zu haben, er beftatigte hier am Sonntag nach Allerheiligen dem Deutfchen Orden feine Freiheiten. Der Biirgerfchaft von Laibach erwies der Herzog nicht mindere Gnade, als feine Vorfahren. Er fchiitzte ihre felbftandiore Gerichtsbarkeit und ihre 1 ' > 12 E O c? ' Beholzungsrechte in den benachbarten Forften. Der Geift- lichkeit in Krain beftatigte er (1399) ihre hergebrachten Freiheiten, insbefondere inbetreff der Verfligung mit geift- lichen Verlaffen, und dafiir erbot fich der Clerus, fiir den Herzog, feinen Bruder und alle feine Vorvorderen und Nachkommen in der Stadt Laibach einen ewigen Jahrtag abzuhalten, am Montag oder Dienstag der Octave nach Michaelis. In Laibach war es, wo der Herrfcher (1403) fein Beilager mit Johanna, Tochter Karls des Kleinen von Neapel, feierte. Im Jahre 1405 verweilte auch Herzog Ernft als Mitregent in Laibach. Am 15. Juli 1406 ftarb Herzog Wilhelm, ein gutiger Herr feiner Lande. Die her- zoglichen Bruder Leopold und Ernjl ubernahmen nach dem Schiedsfpruche der Stande von Ofterreich ob und unter der Enns die gemeinfchaftliche Regierung wahrend der Vormunclfchaft Albrechts. In Ofterreich entbrannte infolge der Zwiftigkeiten unter den herzoglichen Briidern ein verheerender Burgerkrieg, von welchem unfer Vater- land jedoch nicht beriihrt wurde. Herzog Leopolds Tod (3. Juni 1411) machte diefen Wirren ein Ende. Herzog Ernjl der Eiferne iibernahm infolge Erbvergleichs mit Friedrich die Regierung Innerofterreichs. Im Jahre 14x4 verweilt der neue Landesherr in Laibach, wo er die Privilegien der Cifterze Freudenthal beftatigte. Im No¬ vember desfelben Jahres kam er abermals nach Krain, theils um die Huldigung der Stande entgegenzunehmen, theils um feine Mutter, die auf einem Jagdfchloffe bei St. Lambert nachft Sittich in ftiller Zuriickgezogenheit lebende Herzogin Viridis, zu befuchen. Als im Jahre 1416 die Ungarn bis Billichgraz ftreiften, wurde die Stadt Laibach befeftiet, und der Herzog erlieO die ftrengften Befehle an den Landeshauptmann, die in der Stadt anfaffigen Edelleute hiebei zur Mitwirkung zu K 13 o m verhalten, fowie an Pralaten, Klofter, Pfarrer und Land- leute, den Laibachern beim Baue mit Kalk- und Stein- zufuhren und in anderer Art hilfreiche Hand zu leiften. Am 6. Juli 1418 beftatigte er ferner der Stadt alle ihr von feinen Vorgangern verliehenen Rechte und Freiheiten. Er erwirkte den Burgern das Recht, in Venedig im Dcutfchen Kaufhaufe (Fondaco dei Tedcschi) Handel zu treiben (9. Sept. 1418). Die fchon unter der Herrfchaft der Pa- triarchen beftandene Scliule bei der Pfarrkirche St. Niklas in Laibach, welche durch der Zeiten Ungunft in Verfall gerathen fein mochte, rief Herzog Ernft im namlichen jahre (1418) iiber Anfuchen der Biirgerfchaft und des Pfarrers von St. Niklas wieder ins Leben. Diefelbe diirfte mindeftens ein Trivium: Grammatik (Latein), Rhetorik (Stiliftik) und Dialektik (Anfangsgriinde der Logik) umfafst haben, vielleicht auch Theile des fogenannten Ouadriviums: Mufik, Arithmetik, Geometrie, Aftronomie. Hiernach hatten wir in diefer Lehranftalt das erjie Gymnafium Laibachs zu erblicken. Aber nicht allein die Hauptftadt, sondern auch die Landftadte erfreuten sich der Fiirsorge des Herzogs. Auf Ansuchen der Burger von Stein wurden (3. Auguft 1421) alle auf dem Lande neu errichteten 'Fafernen abgeftellt und allen aufier der Stadt Angefeffenen unterfagt, Han¬ del zum Nachtheile der ftacltifchen Privilegien zu treiben. Der Stadt Krainburg beftatigte Herzog Ernft fchon 1414 ihre Privilegien und tiberlieB ihr 1423 die Wahl des Stadt- richters. Am 10. Juni 1424 ftarb der Herzog im kraftigften Mannesalter, ein gerechter und thatkraftiger Regent. Herzog Ernfts Soline, Friedrich und Albrecht, waren seine Erben. Ober fie fiihrte Friedrich IV. die Vormund- fchaft, bis Friedrich volljahrig \var 11438) und feinerfeits Bill Kg V* 14 s 03 vam nach Friedrichs IV. Tode (1439) die Vormundschaft liber Sigmund, Herzog Friedrichs einzigen Solin, ubernahm. Weder die beginnenden Tiirkenkampfe nocli die Fehde mit den Cilliern iibten einen ftorenden Einflufs auf die Entwickelung der Stadte. Laibachs Handelschaft wurde immer ausgedehnter, es hatten sich Beziehungfen mit Fiume angekniipft, dahin gieng Auersperg’sches Eifen; 01 , Fei- gen, Mancleln, Baumwolle bildeten die Riickfracht. Aber auch Landftadte, wie Lack, Krainburg, Stein, betheiligten fich an diefem Handelszuge. Der Stadt LandJlra/3 beftatigte Herzog Friedrich d. A. (22. Juli 1435) ihre Privilegien und Herzog Friedrich d. J. verlieh ihr als Entfchadigung fiir erlittene Unfalle wahrend der Cillier Fehde einen Jahr- markt am Sonntag nach St. Veit. In clieser Epoche wirkt auch (1431) ein Krainer, Andreas de Leibaco, als Magister an der Wiener Uni- verjitdt. Wir kommen zur langen Regierungszeit des Kaifers Friedrich IV. (1439 bis 1493). Erfullt vom \\affengeraufch erst des Biirgerkriegs und dami der Tiirkenkampfe, bietet sie uns doch noch immer ein Bilci ftetierer Culturentivicke- o lung, zeigt uns erhebende Gedenktage treuer Anhang- lichkeit und Opferwilligkeit der Krainer gegen den an- geftammten Landesherrn, welche aber auch von ihm im vollften Mafie gewlirdigt und vergolten werden. Wahrend Friedrich zur Kaiferkronung' aufbrach, griff Herzog Albrecht zu den Waffen, im Bunde mit dem ehrgeizigen Cillier Ulrich (1442). Sie riickten vor Laibach, das ficli unter der Fuhrung Georg Apfaltrers fo tapfer vertheidigte, dafs die Belagerer am Tage vor Johanni unverrichteter Dinge abziehen mufsten. Die Herzoglichen zogen dann vor Rudolfswert, das ihnen mit gleichem Muthe widerftand. Krainburg fiel zwar in ihre Hande, wurde aber 'v m f J » M 15 o k Sh V S vom kaiferlichen Befehlshaber Hartmann von Thurn riick- erobert. Die Herzoghchen mufsten allenthalben zuriick- weichen. Kaifer Friedrich lohnte die Treue der Laibacher, indem er ihnen mit Anerkennung ihrer « redlichen, treuen und fejiem > Haltung das Recht ertheilte, mit rothem Wachfe zu fiegeln, und alle ihre Stadtrechte und Freiheiten beftatigte (3. Auguft 1442). Auf diese Belagerung Laibachs wird auch der Urfprung der sogenannten « Patidenkhauferi> zuruckeeftihrt, deren Beiitzer iich damals durch befondere Tapferkeit hervorgethan hatten und dafur von der Haufer- fteuer und dem Laudemium befreit wurden, tvogegen fie jahrlich einen Kreuzer als Zeichen der Unterthanigkeit an die Stadtcaffe zu entrichten hatten. Um das Andenken an diefe Biirgerthaten zu erhalten, wurde diefer Tribut jahrlich in der Mitternachtsftunde des 30. September im feierlichen Aufzuge auf das Rath- haus gebracht und in der Haupthalle abgeliefert. Als der Friede mit Herzog Albrecht gefchloffen war, fahen die getreuen Erblancle den Kaifer in ihrer Mitte erfcheinen, um ihre Huldigung entgegenzunehmen. In Laibach traf er Anfangs 1444 mit grofiem Gefolge und mit feinem Geheimfchreiber Aeneas Sylvius Piccolomini ein und beftatigte die Handfefte (die Gefammtheit aller Freiheitsbriefe des Landes) und die Freiheiten der Stadte und Štifte. Dann beehrte Kaifer Friedrich auch Steni mit feinem Befuche und beftatigte diefer aufbluhenden Stadt (8. Februar 1444) alle ihre Freiheiten, insbefondere ihre freie Gerichtsbarkeit. Die neuen Wirren mit dem aufftandifchen ofterrei- chifchen Adel boten den Krainern abermals Gelegenheit, ihre Loyalitat zu bewahren. Sie leifteten ihren Zuzug mit den Steirern und Karntnern unter Flihrung des Grafen von Schaumburg, und als die Ffihrer des aufftandifchen V 16 o \ »v. Adels, Ulrich von Cilli und Eytzing, den Kaifer in der Neuftadt belagerten {1452) und nahe daran waren, mit ftiirmender Hand einzudringen, war es ein Krainer (in Wippach geboren), der riefenftarke Andreas Baumkircher, der, ein neuer Horatius Cocles, allein die Feinde durch feine Tapferkeit aufhielt, bis die anderen Zeit gewannen, das Thor zu fchliefien. Und als in dem Streit um das reiche Erbe des letzten Cilliers Ulrich, der Feldhaupt- mann der graflichen Witwe, Jan Vitovec, den Kaifer in Cilli uberfiel, so dass letzterer fich kaum noch in die Bure Obercilli retten konnte, da zeigte fich wieder die Treue der Krainer; sie fchickten ihm Reiterei, die Stadt Laibach 40 FuCknechte, zu Hilfe. Als Vitovec nach achttagiger fruchtlofer Belagerung abziehen mufste, begab fich der Kaifer in fein getreues Krain, um die Feinde von dort zu vertreiben. Er belaeerte Radmannsdorf und nahm es den Cilliern ab. Doch als der Kaifer nach Karaten abeezoeen war, riickte Vitovec liber den Trojanaberg wieder heran, zerftorte Lack und wandte fich dann gegen Radmanns- dorf, das Caspar Lamberg nach tapferer Vertheidigung in Brand fteckte und fo als Ruine dem Gegner iiber- lieB, der fich aber bald vor dem aufgebotenen Landfturm nach blutigem Kampfe zurlickziehen mufste. Auch in dem Kampfe mit Graf Johann von Gorz um die ebenfalls zur Cillier Erbfchaft gehorige Graffchaft Ortenbure leifteten die Krainer Heeresfolge, und ebenfo im Streite Friedrichs mit Mathias Hunyad um die Krone Ungarns, wofiir der Kaifer am St. Andreastag 1460 ein Dankfchreiben an die Landfchaft erliefi. Das ehrendfte Zeugnis loyaler Treue ward den Krai- nern fur den Zuzug zum Entfatze des von den aufftan- difchen Vdenem in feiner eigenen Burg belagerten Kaifers. Am 19. November 1462 ftand das innerofterreichifche 17 o I y% r ^ZQ1 57 K. Erfatzheer vor den Mauern Wiens. Die Beften des krai- nifchen Adels, die Tfchernembl, Auersperg, Apfaltrer, Gallenberg, Lamberg, Rauber, Paradeyfer, waren da unter denjenigen, welche fich beim Sturm auf Wien gar mannhaft erzeigten. Ihre Namen glanzen zu ewigem An- denken in der Urkunde vom I2.janner 1463, womit der Ivaifer das Wappen der krainifchen Stande flir ihren treuen Beiftand (an die Stelle der \veiflen Farbe trat die Goldfarbe). Den Auerspcrgen ward aus diefem Anlaffe das Erbmarfchallamt , dem kaiferlichen Haupt¬ mann in Mottling, Andreas Hohenzvarter, das Erbtruchfefs- amt in Ivrain und der Windifchen Mark verliehen. Als der Kaifer 1488 nach Deutfchland aufbrach, um feinen in Briigge gefangen gehaltenen Solin zu befreien, zo£ auch die krainifche Ritterfchaft mit und zeichnete fich fo aus, dafs ihr auf einem Reichstage offentlich Anerken- nung gezollt ward. Im folgenden Jahre (1489) befuchte der Kaifer wieder fein getreues Krain und verweilte O fowohl in Stein, wo er der Stadt mehrere Privilegien ertheilte, darunter Acht und Bann frir ihren Gerichtsbezirk, als in Laibach, wo er eine evvige Meffe auf dem Schloffe ftiftete. Ein erfreuliches Bild zeigt uns ein Blick auf das innere Leben unferer Heimat in Kaifer Friedrichs Zeit. Das regfte Leben zeigt unfere Landeshauptftadt. Ihre Burger treiben Viehhandel mit Ungarn, Eifenhandel mit Karnten, Taufchhandel mit Fiume und Venedig. Ihre Ge- werbe genieOen manche Begiinftigung, fo die Kiirfchner inbetreff der fremden Handler mit Pelzvvaren, \velche von ihren Kaufen eine Gebiir entrichten mtiffen und keine Pelzware unter einem Hundert kaufen durfen. Die Stadt- rechte der Laibacher werden von Kaifer Friedrich beftatigt und enveitert. Seine Fiirforgfe wacht liber Handelsfreiheit 05 9 fg. und Lebensmittel-Verforgung, er vermehrt die Zahl der Jahrmarkte und befiehlt jahrliche Wahl von Richter und Rath aus hundert der angefehenften Biirwr. Das Wachs- thum der Stadt unter diefen giinftigen Verhaltniffen beweist fchon die im Jahre 1484 erfolgte Ubertragung des Rath- haufes vom Alten Markt, wo es feit 1297 an der Stelle des jetzigen Haufes Nr. 4 (167 alt) geftanden, an die jetzige, dem Verkehr beffer entfprechende Stelle. Die Landftadte galten in der eifernen Zeit zunachft, befonders in den der tlirkifchen Invafion ausgefetzten Gegenden, als Zufluchtsftatten und Mittelpunkte der Ver- theidigung fur das flache Land. Sie erhielten mit ihren Befeftigungen durch kaiferliche Vergiinftigung zugleich O o 0000 Stadtrechte, fo Gottfchee 1471, Gnrkfeld, Weixelburg und Laas 1477. Die Jlandifche LandesverfaJJung befeftigte fich im Drange der Zeit und eben durch die Nothwendigkeit der ofteren Einberufung zur Verhandlung dringencler Landes- O o o angelegenheiten, voran der Vertheidigungsanftalten gegen die Tiirken. Die LanderausfchiiJJe, die fich zumeift in Steiermark versammelten, boten auch Gelegenheit zur Feftftellung j o o mancher fur den inneren Verkehr wohlthatigen gemein- O o famen Beftimmungen. In kirchlicher Beziehung war von der grofiten Bedeu- O O tung die VViedererrichtung; des in den Sturmen der Volker- o o \vanderung untergegangenen Laibacher Bisthums durch Urkunde Kaifer Friedrichs vom 6. Dezember 1461. Der Kaifer, welcher fich das Prafentationsrecht vorbehielt, er- nannte feinen Almofenier Sigmund von Bamberg, bis dahin Pfarrer von St. Martin bei Krainburg, zum erften Bifchof. Die Wiedererrichtung des Bisthums machte der Abhangig- keit des Fandes von der geiftlichen Herrfchaft Aquilejas, 4 ‘9 SP"” rv welche weeefl cler Entlegenheit des Patriarchenfitzes nach- theilige Folgen flir das kirchliche Leben nach fich zog, ein Ende. Ein hoffnungsreicher Sprofle des Haufes Habsburg \var es, auf den nach Kaifer Friedrichs Tode (1493) das Regiment der fchonen ofterreichifchen Lande tibergieng. Feurig und thatendurftig war fchon des Knaben Maxi- milian Sinn, hold allen ritterlichen Kiinften und Leibes- iibungen, dem Waffenhandwerk wie der edlen Jagerei. Unter feinen Jugendgefpielen finden wir einen Krainer, Volkart von Auersperg, und die windifche Sprache lernte der klinftige Herrfcher Ofterreichs von einem windifchen Bauer, der ihm «feltfame» Friichte brachte, etwa einem Wippacher oder Ktiftenlander. Friih wurde der jugendliche Kaiferfohn in kriegerifche Handel verwickelt, als er die Erbin von Burgund heimflihrte und die Niederlande, den reichften Handelsftaat Europas, erwarb. Unerfchrockenheit und Ausdauer gewannen ihm den Sieg, und fich wieder der Heimat zuwendend, ficherte er durch Vergleich mit Konig Wladislaw (November 1491) flir Habsburg das Erbrecht auf Ungarn. Wieder waren die ofterreichifchen Erblande in Einer kraftigen Hand vereinigt, glanzender als je erhob fich Habsburgs Štern. Maximilians Epoche bildet flir Ofterreich recht eigent- lich den Ubergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Er war der «letzte Ritter» an Mannheit, Seelenadel, unentvvegtem Muth in allen Fahrlichkeiten feines vielbewegten Lebens, aber er verkannte auch nicht den Drang der Zeit nach neuer Geftaltune, nach Abwerfung veralteter Formen. Er legte in Ofterreich der Erfte den Grund zu geregelter Staatsverwaltung durch Einfetzung von Centralftellen, der fogenannten «allgemeinen Kammer» fiir alle Erblande in Innsbruck, der fpater fogenannten «Hofkammer» (des Sfflfl fv. s Finanzminifteriums) und des «neuen Regiments» fiir die niederofterreichifchen Lander (Ober- und Niederofterreich, Steiermark, Karaten und Krain wurden unter diefer Be- nennung begriffen). Auch Kammern fiir das Kriegs- und ! Bergpvefen entftanden damals. Die Reformthatigkeit des Kaifers wirkte aber auch auf die Lander zurtick. Sie ver- handelten auf ihren zunachft allerdings durch die Tiirken- noth hervorgerufenen Verfammlungen (Ausfchufstagen) liber wichtige Angelegenheiten im Sinne grofierer Einheit und der Machtftellung des Staates. Eine der wichtigften Fragen berieth der vom Kaifer (Ende 1517) nach Wels berufene Ausfchufstag. Maximilian legte ihm fein grofiartiges Project zur Vertreibung der Tiirken aus Europa vor. Es war in demfelben ein drei- jahriger Feldzug in Europa, Afien und Afrika unter der Vorausfetzung der Mitvvirkung aller europaifchen Machte geplant. Aber die bfterreichifchen Landesabgeordneten waren fiir keinen Angriffskrieg zu gewinnen. Sie einigten fich fchlieClich in Innsbruck (1518) zu einer gemeinfchaft- lichen 30 o cf rA 'mf tv. Kriegsfecretdr (fur die lateinifche Correfpondenz) machte der Laibacher Peter Štern die Belagerung mit, die er in einem fehr felten gewordenen Bache ausfiihrlich befchrieb. Als die Belagerer nach dem letzten vergeblichen Sturm vom 14. Oktober ihren unruhmlichen Rtickzug antraten, war es wieder der Kazianer, der ihnen mit dem kiihnen Weixelberger, ebenfalls einem krainifchen Edelmann, an der Spitze der leichten Reiterei taglich reiclie Beute und Gefangene abjagte. Noch erzahlt das krainifche Volkslied von diefer Belagerung Wiens und dem Schwur feiner Vertheidiger: « Eh er foll der Turke unfere Kdpfe haben, als die Schliijfel unferes Wien, wo unfer Kaifer wohnth> Zur Vertheidigung gegen die faft unablaffig an des Reiches Grenzen anfturmenden Osmanen brachte das Land Ivrain im Vereine mit Steiermark und Karaten fortvvahrend grofie Opfer an Gut und Blut. Wir finden in diefen Kampfen die Namen von Krainern an erfter Stelle genannt, eines Sigmund Weixelberger als Vertheidiger von Marburg (1532); eines Hans Lenkovitfch (Babocza 1556, St. Helena 15571; eines Herbart von Auersperg, der hier feine erften Sporen verdiente. Unter Konig Ferdinands Regierung hat auch in Krain die machtige Bewegung Wurzel gefafst, zu welcher der kuhne Monch von Wittenberg den Anftol 3 gegeben. Schon im Jahre 1525 finden wir ihre erften Spuren. Hervor- ragende Manner aller Stande fchloffen fich ihr an, die machtigfte Forderung erfuhr fie durch den Laibacher Dom- prediger Primus Truber (geboren 1508 in Rafchiza bei Auersperg), der mit Feuereifer zur Ubertragung der heiligen Schrift in die bisher nur gefprochene, nicht gefchriebene flovenifche Sprache fchritt und fo den Grundftein zum flovenifchen Schriftthum legte. Er fand hiebei an Kbnig 3 1 O, VA iV IV - Maximilian II., einem Freunde der Gevviffensfreiheit, einen warmen Gonner. Die reformatorifche Bevvegung n ah m, trotz mancher Hemmniffe, durch den Schutz der Krainer Stande ihren Fortgang und wirkte wohlthatig auf den materiellen Fortfchritt des Landes \vie auf feine geiftige Bildung. Die erfte That der Stande war die Griindung eines evangelifchen Gymnafiums (1563) unter der Leitung des Leonhard Budina. In den letzten Lebensjahren Ivaifer Ferdinands \vurde die Lage der proteftantifchen Bevolkerung noch mehr erleichtert, weil der Kaifer felbst feine Uberzeugung von der Nothwendigkeit einer Kirchenreform nicht verhehlte. Auf dem Concil von Trient forderten feine Gefandten Befferung der Sitten des Clerus, Erlaubnis des Kelchs und der Pnefterehe (fiir welche Forclerung auch die deutfchen Bifchofe mit Warme eintraten), Errichtung von Schulen fiir die Armen u. f. w. Allein das Concil lehnte diefe For- derungen ab. Der Kaifer aber richtete (14. Februar 1564) ein Schreiben an den Papft, worin er die fchleunige Ge- vvahrung des Kelchs und der Priefterehe anfuchte. Der Papft fchlug letztere rund ab, gewahrte aber den erfteren, und Ferdinand lie !3 demnach (14. Juni 1564) an alle Bi- fchofe in feinen Erblanden den Befehl ergehen, iiberall in ihren Kirchen den Gebrauch des Kelchs einzufiihren. Nach Ferdinands Tode wurde Erzherzog Karl Herr von Innerojlerreich. Noch vor des Vaters Tode hatte der Erzherzog in Laibach perfonlich die Huldigung der Stande empfangen (28. April 1564). Die religiofe Frage ward fiir den Erzherzog zur Machtfrage, indem er von Conceffionen in jener Ubergriffe auf das politifche Gebiet befiirchtete. So ftihrte die Entwerfung einer proteftantifchen Kirchen- ordnung durch Truber, welche der Erzherzog als einen Eingriff in feine Hoheitsrechte betrachtete, alsbald zu X Tv/ 32 o ss« kV ,,'SO 9 Trubers Ausweifung (1565). Doch konnte die Ausbrei- tung des Proteftantismus in den Stadten und Markten wegen des paffiven Widerftandes der Stande nicht ver- hindert werden. Zudem waren die Zeitverhaltniffe, das Wachfen der Tiirkengefahr einer ftrafferen Handhabung der Hoheitsrechte auf religiofem Gebiete nicht giinftig. Allmahlich wurde die friiher aus dem Ertrag der Kammer- gliter und den Beitragen des Reichs beftrittene Grenz- vertheidigung eine fpecielle Laft der Stande, flir welche fie unausgefetzt die groBten Opfer an Geld und Blut bringen mufsten. Auf dem Landtage in Bruck a. d. M. (1578), \velchen fammtliche innerofterreichifchen Lande befchickten, wurden an diefelben grofiere Forderungen geftellt als je vorher. VVahrend bisher der Kaifer ftets feinen Beitrag zur Landesvertheicligung geleiftet hatte, follten nun die Lander felbft alle Koften ihrer Grenz- vertheidigung tragen. Doch vvollten die Ausfchuffe in diefes Opfer willigen, aber fie ftellten eine Gegenforderung, Gewahrung der Gewiffensfreiheit, ungehinderte Ubung ihrer proteftantifchen Confeffion, und erlangten die mundliche Zuficherung des Erzherzogs, der Aclel folle flir feine Perfon und flir feine Angehorigen Religionsfreiheit genieCen, die Ivirchen und Schulen in Graz, Laibach, Klagenfurt und Judenburg unangetaftet bleiben, auch die Burger der Stadte und Markte in ihrem Gewiffen nicht befchwert werden, doch follte es ihnen nicht geftattet sein Pradicanten auf- zunehmen. Auch mufsten die Proteftanten fich gegen die Katholiken ruhig verhalten und jede Aufhetzung ver- meiden. Uber diefe Zuficherungen verfafsten die Stande eine Note und brachten fie dem Erzherzog zur Unter- fchrift. Sie hatten darin die Worte aufgenommen, der Erzherzog verpflichte fich zu dem ihnen Bevvilligten flir fich « und feine Nachkommen». Diefen Zufatz foll der % Xt j j % ■Y\ fV M S? Erzherzog jedoch geftrichen haben, er unterzeichnete die Schrift auch nicht, fondern iiberliefi dies feinen Rathen. Die Landfchaften aber lieOen die miindliche Unterhandlung zu Papier bringen und ftellten jedem Lande gleichlautende Copien vom 9. Februar 15 78 zu. Dies war die vielberufene 'iBrucker Pacification », die Grundlage fiir den recht- lichen Bejland der evangelifchen Kirche Innerofterreichs. Ehe aber noch die Religionsangelegenheiten geregelt worden waren, hatten die Stande eine Defenfionsordnung zuftande gebracht, die auf der allgemeinen Wehrpflicht von Adel und Volk beruhte, fie hatten fiir die Grenzverthei- digung 549000 Gulden auf fiinf Jahre bewilligt, wovon auf Krain 94000 Gulden entfielen. Als fie Bruck verliefien, gab ihnen der Erzherzog felbft das Zeugnis, dafs fie mehr gethan, als je zuvor gefchehen, dafs fie « damit ihre Treue bewiefen, immerwahrenden Ruhm vor der ganzen Chrijlen- heit Jich erworben und anderen Landern, die dem Feuer nahe Jiiinden, ein Beifpiel gegeben ». Von Erzherzog: Karl diirfen fich die Krainer auch des fchonen Lobfpruches riihmen, fie hatten fich « allezeit, wie ihm aus eigener Erfahrung bekannt ware, tapfer und ritterlich vor allen anderen gehalteni>. Und vvahrlich, unfere Vorfahren haben fich diefes Lobfpruches wiirdig gemacht, dafiir zeugten unter Erzherzog Karl felbft die Schlachtfelder von Budafchki (22. September 1575), wo ein Herbart von Auersperg den Heldentod ftarb, Topolovič (1578), im Thale von Motfchila (6. Oktober 1584) und der tagdiche ParteRangmrkrieg: an der Grenze. Mit dem proteftantifchen Bekenntniffe, deffen Duldung Erzherzog Karl den Standen zugefichert hatte, war in un- ferem Vaterlande auch ein freieres Geijlesleben eingezogen, auf allen Gebieten offentlichen Wirkens zeigt fich ein kraftiger Auffchwung, ein frifches Vorvvartsfchreiten. Schon 1 . // 34 I o *k f iv F/* fV- auf dem Landtage von 1578 hatten fich die Stande der drei Lande zur gleichformigen Organifierung des Kirchen- wefens verbunden, mit welchem nach den Anfchauungen der Zeit das Schulwefen in der engften Verbindung ftand. So entftand mit dem Kirchenrathe auch der erjie Schul- rath Krains. Der an der Spitze des Kirchenwefens ftehende Superintendent (evangelifche Bifchof) war immer zugleich ein tiichtiger Schulmann. Die Stande unterftiitzten die ftudierenden Krainer mit Stipendien. Nicht allein die theo- logifchen Facultaten, fondern auch beriihmte Mittelfchulen Deutfchlands, wie Schulpforta, Bebenhaufen, die anatolifche Schule in Tubingen, wurclen damals von Krainern aufgefucht, um die an der Laibacher landfchaftlichen Schule erhaltene Bildung zu vervollftandigen. An diefer letzteren folgte 1566 auf den erften Rector Budina der Unterkrainer Adam Bohoritfch , der unter Melanchthon feine Studien gemacht hatte, ein grofier Mufikkenner war uncl befonders fiir Pflege der Kirchenmufik, Figurah und Choralmufik, wirkte. Als Bohoritfch zu altern begann, erhielt er in dem bekannten geiftvollen Dichter und Philologen Niko- demus Frifchlin 1582 einen Nachfolger, der bahnbrechend auf dem Gebiete des lateinifchen Sprachftudiums wirkte, wahrend Bohoritfch in der wiedergewonnenen Muhe die erjie Jlovenifche Grammatik («Arcticae horulae», Witten- berg 1584) fchrieb. Aber auch der Volksfchule ward nicht vergeffen, Laibach befafi 1575 drei deutfche Volksfchulen, folche beftanden auch in den Landftadten Gurkfeld, Idria, Krain- burg, Mdttlingj Seifenberg, S tein, Tfchernembl. Wo fich kein Schulmeifter fand, vertrat der evangelifche Prediger feine Stelle. Schrieb ja doch fchon Truber Abecedarien fiir das Landvolk; er wollte, dafs das Volk lefen lerne, zunachft allerdings, damit es die Bibel lefen konne. Auch X n pHII 35 r A 9? v? /trm S/ den erflen Buchdruck in Krain rief die Reformation ins Leben. Hans Mannel, Burger in Laibach, war der erfte Drucker (1575), der freilich fchon 1580 auf Befehl des Erz- herzogs, welcher religiofe Propaganda befurchtete, feine Arbeit einftellen mufste. Dagegen hatte der windifche Blicherdruck im Auslande feinen ungeftorten Fortgang. Der (um 1546 in Gurkfeld geborene) mit Unterftiitzung der krainifchen Stande und des Herzogs Chriftoph von Wiirttemberg in Bebenhaufen und Tubingen ausgebildete Georg Dalmatin gab dem flovenifchen Volke die erfte volljlandige Bibeluberfetzung (1583 in Wittenberg unter Mitwirkung des krainifchen Druckergefellen Mravlja ge- druckt), welche auch von der katholifchen Geiftlichkeit benutzt wurde, um die Worte der heiligen Schrift «recht krainerifch» auszufprechen, weil es keine andere flovenifche Bibel gab. Der geiftige Auffchwung der krainifchen Reformations- periode wirkte auch anregend auf die Enttvickelung der Landesautonomie. Die Stande fahen durch die Macht der Ereigniffe ihre Autoritat gehoben, und fie verwerteten diefelbe zum Beften des Landes. Sie vollendeten ihre eig^ene Oro;anifation durch Einfetzung des Verordneten- ausfchuffes als ihres Executivorganes. Ihr Budget war ein geregeltes, aber es \vurde nicht gefpart, wo es galt, gemein- niitzige Ztvecke zu fordern oder die Landesvertheidigung zu fichern. Im Jahre 1570 bewilligten die Stande dem Erz- herzog ftir letzteren Zweck 750000 Gulden in eilf Jahres- raten, im Jahre 1589 \varen aber die Jahreskoften ftir die Grenzvertheidigung bereits auf 73000 Gulden geftiegen. Jahrlich wurde ein angemeffener Beitrag auf Scluilden- tilgung und Intereffenzahlung ausgeworfen. Die Stande regelten das Armenzvefen durch Aufftellung von Armen- pflegern, das Sanitdtswefen durch Beftellung landfchaft- m pii tek 05 Sb vr fv licher Arzte, Errichtung von Spitalern in S tein, Krainburg, Rudolfswert, durch zweckma! 3 ige Ouarantane- und Laza- retheinrichtungen gegen die fchreckliclie Geifiel der Peft. In die Obforge fiir den Verkehr theilten fich Stande und Regierung. Letztere gab den Anftofi zur Anlegung der erjlen Fu/3- und Pferdepoji (1573), zu vvelcher die Stande jahrlich ihren Beitrag leifteten. Erzherzog Karl lieO die Strahe von Laibach auf Trieft verbeffern, den Loibel (1569 bis 1570) wegfam machen und im Jahre 1576 eine vom friiheren StraCenzuge abweichende Strahe von Gorz iiber den Birnbaumer Wald anlegen. Auch der Landbau wurde gefordert durch Aufflellung eines Kellermeijlers fiir Krain zur Unterfuchung der Weine und Beftimmung der Preife. Dem Bergbaue wendete Erzherzog; Karl befon- dere Aufmerkfamkeit zu. Im Jahre 1580 vereinigte er den ganzen, friiher meift von Privaten betriebenen Idrianer Bergbau im landesfiirftlichen Befitz. Der Wohlftand des Landes fand feinen Ausdruck in der durch Zuwachs aus deutfchen Reichsftadten wachfenden Bevolkerung Laibachs, fiir deren geftiegene Wohlhabenheit und luxuriofe Lebens- weife zeugt die tagliche Einfuhr von Fifchen, Obft und «Meerfchnecken» aus Italien. Die Regentfchaft der Erzherzoge Ernjl und Max nach Erzherzog Karls Tode (1590 bis 1596) bahnte den Weg zu einem vollftandigen Umfchuuunge in den Ver- haltniffen des bisher noch immer durch den Schutz der Stande die Erblande beherrfchenden Proteftantismus. Sie wendete ihr Augenmerk der Biirg;erfchaft zu. War diefe zum Katholicismus zuriickgefiihrt, fo hatte die Regierung an clerfelben eine Stiitze mehr im Landtage, die prote- flantifche Religion erfchien dann als eines der Privilegien des Adels, ohne Wurzel im Kern der ftadtifchen Bevol¬ kerung, dem mehr und mehr erftarkenden Biirg;erthum. 37 jf fdf £ Befetzung der Stadtamter mit Katholifchen follte diefen Umfchwung vorbereiten. Dem Erzherzocr Ferdinand, der 1596 zur Regierung gelangte, war es vorbehalten, das Werk der Gegenreformation mit Hilfe eines Biirgerfohnes, des 1597 zum Laibacher Bifchof ernannten Thomas Chron, welchen der in eben diefem Jahre in Laibach angefiedelte Jefuitenorden unterfliitzte, zu Ende zu ftihren. Bifchof Chron hat den Beftand der katholifchen Kirche im Siiden Ofterreichs gerettet und damit der Sache der Kirche den \vichtigften Dienft geleiftet. Gelang es dem Proteftantismus, hier lich zu behaupten, fo war Rom felbft bedroht, fein Zufammenhang mit dem katholifchen Ofterreich war ab- gefchnitten, die proteftantifche Propaganda hatte freie Hanci in den benachbarten fiidflavifchen Donaulandern, eine Propaganda, welche durch den kroatifch-ferbifchen Bticherdruck machtig begiinftigt wurde. Mit der Sache der Kirche gieng aber Hanci in Hanci das dynaftifche Intereffe, das Intereffe der lanclesfurftlichen Ge\valt, welche in den evancrelifchen Standen zugdeich die Gegmer ihrer Macht- ftellung erblicken mufste. Beide Gewalten, Kirche und Fiirftenmacht, vereinigten fich dergeftalt zur Bekampfung des ofemeinfamen Gegners. Am 22. Oktober 1598 ergieng der Ausweifungsbefehl gegen die evangelifchen Prediger und Schullehrer. Am 1. November nahm Bifchof Chron feierlich Befitz von der Spitalskirche der heiligen Elifabeth, welche durch vierzig Jahre im Befitze der Proteftanten gevvefen \var. I11 der erften Halfte des November verliefien die Pradicanten auf immer die Stadt, in welcher vor 67 Jahren die erften Refonmvorte von der Kanzel des Doms ausgegangen waren. Die Schulen waren fogleich nach dem Ausvveifungs- befehle gefchloffen worden, aber die von ihnen gefaete Saat war nicht verloren eeuan^en. 00 O 4 A V 38 kV Die Loyalitat und Opferwilligkeit der Stande wurde durch alle diefe Priifungen nicht erfchiittert. Bis 1597 hatten fie fur die kroatifche Grenze, welche in ihrem Laufe ungefahr mit der heutigen Karlftadter und Banalgrenze zufammenfiel, achthalb Millionen in Gold aufgevvendet, von 1597 bis 1613 fteuerten fie dazu 1699000 Gulden. Gar viele Adelige mufsten ihre Stammgiiter verkaufen, um ihre Pflicht gegen das Vaterland erflillen zu konnen. Die Erhaltung der Grenzfeften Zengg, Ogulin, Ottotfchatfch, Fiume und der Befatzung des Laibacher Hauptfchloffes fiel feit 1601 dem Lande Krain zu, welches in diefem Jahre flir Petrinia 2000 Thaler bewilligte. Bald gefellten fich zu diefen Opfern noch jene flir auswartige Kriege, 1615 bis 1617 mit Venedig, feit 1618 aber in Bohmen und Deutfchland. Der Venetianer Krieg fiihrte den Erzherzog felbft nach Laibach (21. November 1616), wo er den Landtag perfonlich eroffnete, der iiber die KriegsrUflungen ver- handeln follte. Krain wurde theilweife felbft zum Kriegs- fchauplatze. Der deutfche Ordensritter Marquard von Egg und Fabian Semenitfch zeichneten fich an der Spitze der Ritterfchaft und des Bauernaufo-ebots durch gjiickliche Streifziige und Uberfalle aus. Als der Friede von Madrid (26. September 1617) zuftande kam, bewilligten die Krainer Stande noch 50000 Gulden als Beitrag zu den Kriegs- koften. Und als der brudermorderifche Relimonskrie^ in Deutfchland entbrannte, opferten die Stande ohne Beden- ken Gelcl und Blut. Im Jahre 1622 hatte fich die Schulden- laft der Landfchaft bereits auf 330000 Gulden vermehrt, am 10. Juni 1631 libernahmen die Stande von den Kriegs- und Kammerfchulden 800000 Gulden. Diejahrliche Kriegs- fteuer ftieg von 60000 auf 80000 Gulden. Krain machte auch in diefem Kriege dem Ausfpruch Kaifer Ferdinands I. 39 Ehre, welcher fagte: «Krain ift ein kleines, aber ein liebes Landel, daraus man eine ziemliche Anzahl Obrijlen, will gefchweigen Hauptleute haben komite .» Unter der Regierung Ferdinands III. und Ferdi- nands IV. (1637 bis 1657) verfchonerte fich Laibach durch offentliche und Privatbauten. Im Jahre 1653 lieC der Stadt- magiftrat zwei Brunnen aus Marmor errichten. Als eine Zierde der Stadt erftand im Jahre 1642 der fogenannte «Furftenhof» in der Herrengaffe, erbaut vom kunftfinnigen Wolf Engelbrecht von Auersperg im italienifchen Stile. Nur die Blatter unferer Chronik erzahlen noch von der einstigen Pracht diefer Rautne, welche die erften Kreife der Gefellfchaft aufnahmen, wo Schuldramen der Jefuiten abwechfelnd mit Stiicken fahrender hochdeutfcher Como- dianten eine fchauluftige Menge ergotzten. Der Fiirftenhof beherbergte auch eine anfehnliche, von feinem Erbauer 1655 angelegte Bibliothek der verfchiedenften Biicher, Druckwerke wie Handfchriften. Den Bifchofhof erweiterte und fchmuckte Bifchof Otto Graf von Puchheim, ein gelehrter und prunklieben- der Mann. Der tiefgehendfte Wechfel liatte fich im Studiemvefen vollzogen. An die Stelle der deutfchen Humaniften traten die Jefuiten. Aus einem Convict zur Erziehung junger Adeliger und Heranbildung armer Jtinglinge ftir den Orden entftand ein Gymnafium, das im Jahre 1636 bereits 544 Schiller zahlte, eine ftir die damalige Bevolkerung Laibachs von etwa 12 000 Einvvohnern wohl bedeutende Zahl. Erzherzog Leopold, der nach Ferdinands III. Tode (2. April 1657) den ofterreichifchen Thron beftieg, ward un- geachtet der Umtriebe Frankreichs zum Kaifer gewahlt. Diese freudige Nachricht feierte unfere Landeshauptftadt am 31. Juli 1658 durch Dankgottesdienft der Jefuiten und vr % 40 O 5 rv. 9 Tedeum mit Begleitung von Gefchutzfalven aus 30 Stiicken und 120 Doppelhaken am Schlofsberge. Abends wurde die Stadt mit farbigen Laternen und figurenreichen Trans¬ parenten erleuchtet. Der Landeshauptmann Wolf Engel- brecht Auersperg durchritt die Gaffen mit 50 Cavalieren. Am folgenden Tage befchloffen die Stande, dem Kaifer mit ihren Gluckwiinfchen ein Ehrengefchenk von 20000 Gulden zu uberreichen. Der neue Landesfiirft wollte die Huldigung des Landes Krain, d en althergebrachten Aus- druck des Bundes zvvifchen Volk und Herrfcher, perfonlich entgegennehmen. Am 7. September 1660 fand der feier- liche Einzug in Laibach ftatt, \vo der Monarch bis 15. Sep¬ tember venveilte. Die Huldigung erfolgte am 13. September im Bifchofhofe nach Abhaltung eines feierlichen Hoch- amtes mit grofiem Prunke. Am 15. September reiste der Kaifer iiber Oberlaibach, Haasberg, Planina und Wippach nach Gorz ab, wo er die Huldigung empfieng, und dann am 4. Oktober nach Laibach zuruckkehrte. Erft am 8. Oktober verliefi der Kaifer Laibach, nachdem er am 5. Oktober mit Erzherzog Leopold Wilhelm zu Fufie die Proceffion zur Ubertragung der Reliquien der heiligen Peregrina aus der Domkirche zu den Discalceaten (wo jetzt das Civil- spital) geleitet und am 6. und 7. Oktober Audienzen und Gnadenacte ertheilt hatte. Des Kaifers Leopold Regierung hatte entfcheidende Kampfe um die Machtftellung des Reiches zu beftehen. Es galt, Frankreichs Herrfchfucht in die Schranken zuruck- zuweifen und die Tiirkenmacht zu brechen. An allen diefen Kampfen betheiligten fich die Krainer wacker. Als es 1675 gegen Frankreich gieng, zogen 1200 Krainer ins Feld, darunter ein Graf Karl Weichard von Purgjlall, der in demfelben Jahre als Oberft des Regiments Niklas Lodron im Treffen am Kochersbergf bei StraCbure fiel. o o M TTS 41 /jo •01 (X> S K 57 In der Schlacht bei St. Gotthard (1664) zeichnete fich unter den Augen Montecuculis, deffen Fahnen auch viele krainifche Edelleute gefolgt waren, der Krainer Georcr Gottfried Freiherr von Lamberg, Comthur der ofterreichi- fchen Ballei des Deutfchen Ordens, als kaiferlicher Major durch glanzende Waffenthaten aus, welchen 1667 feine Erhebung in den Reichsgrafenftand folgte. Als endlich der letzte grofie Ttirkenfturm fich Wiens Mauern nalite (1683), ftellten die Krainer 400 Schiitzen, befehligt von unferem Chroniften Valvafor, zum Schutze der fteirifchen Grenze. Sie fchlugen fich da wacker mit mordbrennerifchen Ungarn und Tiirken herum. Ehrengefchenke goldgeftickter Beutel mit «guldenem Eingeweide» an Valvafor und feine Officiere bezeuo-ten beim Abzuo-e die Erkenntlichkeit der O o fteirifchen Landfchaft. Aber auch unter dem Entfatzheere Wiens finden wir Krainer, ein Auersperg wird als Adjutant des Herzogs von Lothringen genannt und unter den bei der Belagerung Wiens Gebliebenen ein Major Gali von Gallenfels. Ein Krainer, der Jefuit Friedrich Jelenčič, war wahrend der Belagerung als deutfcher Prediger thatig. Noch fpiegelt fich der tiefe Eindruck der tiirkifchen Nieder- lage vor den Mauern Wiens im krainifchen Volksliede (« Pesem od Duneja»). Als es o-alt, den Morreichen Sieg^ auszuniitzen, fteuerten die innerofterreichifchen Lande 100 000 Gulden. Im Jahre 1684 wurde die papftliche Tiirkenfteuer mit 20 Kreuzern von 100 Gulden von der krainifchen Geiftlichkeit ein- gehoben. Die Discalceaten zahlten allein 3000 Gulden an die papftlichen Commiffare. Religiofe Begeifterung mifchte fich mit freudiger Kampfesluft. Als die kaiferliche Armee vor Ofen ftand, faftete die Staclt Laibach bei Waffer und Brot (1. September 1686). Eine feierliche Proceffion gieng nach St. Peter, um den Sieg fiir die chriftlichen Waffen zu f/A /v A tek 42 A o ir 9 erflehen. Ani 6. September jedoch brachten zwei Couriere fchon die Freudenbotfchaft von der Eroberung Ofens. Der Sieg von Zentha (1697), durch Prinz Eugen von Savoyen errungen, befreite endlich den ungarifchen Boden (aus- genommen das Banat und Slavonien), und der Karlowitzer Friede (26. Janner 1699) ficherte dem Kaifer eine Gebiets- erweiterung von 3147 Ouadratmeilen und bannte die Schrecken der Turkenziige auf immer von unferen Grenzen. Kaifer Leopold fah vor feinem Tode (5. Mai 1705) noch den Sieg der ofterreichifchen AVaffen bei Hochjladt (12. Auguft 1704). Diefe durch das vereinte Genie Eugens und Marlboroughs gewonnene Schlacht wendete die dro- hende Gefahr vom Herzen der Monarchie ab, wenn fie auch keine Entfcheidung herbeifiihrte. Ein Blick auf Krain im Zeitalter Leopolds I. zeigt uns ein erfreuliches Bilci des Auffchvvungs und der Pro- fperitat. Er zeigt uns in Laibach eine reiche handel- treibencle Biirgerfchaft, die ihre Soline an fremde Aka- demien, an die Hochfchulen von Graz und Ingolftadt fchickt, einen zahlreichen tapferen und weltmannifch gebil- deten, kunftfmnigen und prunkliebenden Adel. Er zeigt uns, wie auch die Landftaclte, befonders Bifchoflack, Neu- marktl und Oberlaibach, fich durch regen Handelsgeift hervorthun, wie felbft die Bauernfchaft durch Verfrachtung der Kaufmannsgiiter auf Saumroffen oder Wagen bis Graz, Wien, Salzburg, Trieft, Gorz, durch Induftrie mit Webe- uncl Wirkwaren, Leder- und Flolzfabrikaten und Landes- producten an der allgemeinen Betriebfamkeit theilnimmt, wie die Stahlgevverke von Jauerburg, Bleiofen, Sava ihre Erzeugniffe nach Italien und in andere Lander verfenden. Laibach erlangte am 6. September 1660 die Be- ftatigung feiner Freiheiten und Privilegien durch Kaifer Leopold. Der Stadtrath war damals ein innerer und ein JL/ Wi rs 43 SSVnra 57 auOerer; der erftere, 12 Perfonen ftark, von der Biirger- fchaft gewahlt auf Lebenszeit; der letztere, 24 Perfonen, von dem inneren Rath aus der Biirgerfchaft berufen. Das «Volk» oder «die Gemeine», aus 101 Mannern beftehend, wahlte den Stadtrichter, wahrend der Blirgermeifter aus dem inneren Rath durch Stimmenmehrheit gewahlt wurde. Auf dem Gebiete der Kunft und Wiffenfchaft zeigt fich eine erfreuliche Regfamkeit. Johann Berthold von Hoffern griindete (1702) die (Academia Philo-Harmonicorum) nach dem Mufter der italienifchen Akademien. Um die Wiffenfchaft iiber- haupt mit vereinten Kraften zu pflegen, ward 1693 die erfte wiffenfchaftliche Gefellfchaft Krains, die « Academia O pero foruma , mit dem Symbol der emfig fammelnden Biene gegrundet. Jedes Mitglied ubernahm die Verpflich- tung, ein feinem Talent und Beruf naheliegendes Werk zu veroffentlichen. Mehrere Mitglieder diefer Gefellfchaft haben fich durch fchriftftellerifche Leiftungen verdient ge- macht. Auch zur Pflege der italienifchen Poefie beftand im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts in Laibach die Academia Emonia als Filiale der romifchen Akademie «Arcadia». Nachdem Laibach feit der Ausweifung Mannels (1580) ohne einen Drucker gewefen, beriefen die Stande 1678 den Buchdrucker Johann Baptifi Mayer von Salz¬ burg nach Laibach. Von den Schriftftellern diefer Epoche nennen wir vor allen Valvafor, den Verfaffer der «Ehre Krains»; Johann Ludwig Schonleben fchrieb feine «Carniolia antiqua et nova», die leider Bruchfttick blieb (fie reicht nur bis zum Jahre 1000 nach Chrifti); Johann Gregor Thalnitfcher von Thalberg, Mitglied mehrerer italienifcher Akademien, Lai- bacher Annalen (Epitome chronologica) bis 1704; Johann Daniel von Erberg (Erber), aus Gottfchee geburtig, wurde 44 o zk 05 /& : FV. S/ als Schrannenfchreiber und Landfecretar \vegen feiner lite- rarifchen Verdienfte in den Adelftand erhoben; berUhmte Arzte waren Marcus Gerbetz, Mitglied der kaiferlichen Leopoldinifchen Akademie der VViffenfchaften (Academia naturae curiosorum), und Gregor Carbonarius (Voglar) von Wiefenegg, Leibarzt Peters des GroDen. Jofcf dem Erjlen war eine kurze Lebensdauer be- fchieden. Im Jahre 1705 zur Regierung gelangt ftarb er bereits 1 7. April 1 711; er war ein kraftvoller, hochherziger, duldfamer Regent. Jofefs Bruder, der bisherige Konig Spaniens, beftieg den ofterreichifchen Thron als Karl VI. Er beendete den Erbfolgekriegr durch die Friedensfchlliffe von Raftatt und Baden (1714). Ofterreich behielt feine italienifchen Befitzungen Mailand, Neapel und Sardinien und erwarb die fpanifchen Niederlande. Der Wunfch des Kaifers, feine Dynaftie zu befeftigen, veranlafste ihn zur Entvverfung einer neuen Erbfolge- Ordnung, der fogenannten « Pragmatifchen Sanction » (19. April 1713). Durch diefe follten die Erblande flets ein untheilbares Ganze bilden und die Erbfolge im Falle des Ausfterbens der mannlichen Linie auf die weibliche iibergehen. Die Stande der deutfchen Erblande nahmen diefes neue Staatsgrundgefetz ohne Widerfpruch an, der Landtag Krains gab feine Zuftimmung (19. Juni 1720) mit dem Beifatze, dafs er in der « 11 nzertrennlichen Beifammen- haltung-i> der Monarchie eine « von Gott eingegebene aller- weifejle Anordnungi. > erblicke. Karl VI. \var der letzte ofterreichifche Monarch, der fich in Krain perfonlich huldigen liefi (29. Auguft 1728). Die Stadt Laibach widmete ihm zur Huldigungsfeier ein Marmordenkmal, feine lebensorofie Biifte aus der Meifter- hand des V r enetianers Franz Robba, welche gegenwartig die Vorhalle des Rathhausfaales ziert. Bedeutend ift der n 'K tv/ m M 45 Auffchwung, den die bildcnden Kilnjic unter Karls VI. Agide in Ofterreich genommen haben. Auch in Krain fehlt es nicht an Spuren diefer Kunftepoche. Laibach baute damals (1717) fein Rathhaus neu auf im italienifchen Stile, der alle Neubauten diefer Zeit beherrfcht. Es ent- ftand die Domkirche (17x1 vollendet) nach dem Plane des Jefuiten Andreas de Putteis (Pozzo), ausgefiihrt vom Venetianer Franz Bombajius, Laibacher Burger und Stein- metz, in Gemeinfchaft mit dem Mailander Petrus Janni, mit den fchonen Fresken des Julius Quaglia aus Como, eines Schiilers Marc Antonio Franceschinis; die Dcutfch- ordenskirche (17x4) nach dem Plane des Domenico Roffi von Venedig durch den Fandcomthur Guidobald Grafen von Starhemberg, den beriihmten Heerfiihrer aus dem fpanifchen Succeflionskidege, der nach dem Friedensfchluffe mit Frankreich 1714 auf feine Commende in Faibach fich zurlickzog, hier der Pflege feiner Gefundheit und der Wiffenfchaft lebend (bis 1717); die Urfulinerkirche (1718) in ihrer edlen Einfachheit, ein wurdiges Denkmal jener Kunftepoche; das bifchojiiche Seminar (1708 bis 1714) mit fchonen wohlerhaltenen Fresken in der Bibliothek, deffen Thor der einheimifche Steinmetz Mislej mit zwei impofanten Figuren fchmtickte. Die kirchliche Kunft be- fchaftigte talentvolle Maler und Bildhauer. Unter erfteren Valentin Menzinger in der Wochein, Anfangs des acht- zehnten Jahrhunderts geboren, in der Schule der Italiener gebildet; unter den letzteren der bereits genannte Robba, deffen Meiflenverke die Engel am Communionsaltar der Domkirche aus carrarifchem Marmor und die Sculpturen des Hochaltars der St. Jakobskirche mit dem prachtigen Tabernakel aus vielfarbigem italienifchen Marmor. Wie in der Kunft, wirkte auch in der Bildung der hoheren Stande der Einflufs Italiens; das Reifeziel der 05 , »Sl jungen Adeligen waren Bologna, Rom, Parma, Modena zur Vollendunp- ihrer Studien an den dortieen Hochfchulen o o und Jefuitencollegien. Eine eigentliche Volksfchule dagegen, fiir die Elementarbildung der nicht bevorrechteten und nicht mit Glucksgiitern gefegneten Stande, gab es feit den Stiirmen der Gegenreformation nicht mehr, mit einziger Ausnahme der Bergftadt Idria; hier war es der Staat, der als Befitzer der reichen Erzadern fiir die leiblichen und geiftigen Bedlirfniffe der Bevolkerung Sorge trug. Auf wiffenfchaftlichem Gebiete giengen die beften Leiftungen vom Jefuitenorden aus. P. Franz Breckerfeld, geboren in Laibach, geftorben in Klaufenburgf als Aftronom der koniglichen Sternwarte 1744 («Compendium horo- graphiae», Graz 1725; «Dissertatio de deviationibus pen- dulorum», Claudiopoli 1742). Otto Bucelleni, geboren in Krain 11. Auguft 1674, geftorben in Graz 16. Mai 1752 (Fortfetzung der «Chronologia Sacra Ducatus Styriae» von Pufch, Graz 1 730). P. Anton Erberg, geboren in Luftthal 12. Oktober 1695, Kanzler der Univerfitat Graz («Topo- graphia Ducatus Carinthiae et Carniolae», Wien 1728, und «Topographia Styriae»). Unter den Nichtjefuiten nennen wir den Politiker Franz Albert Pelzhoffer, Baron von Schonau, Herr auf Guttenau, geboren 1643, Gerichtsaffeffor und ftan- difcher Verordneter, kaiferlicher Rath, geftorben in Rudolfs- wert 1710 («Lacon Politicus, strictim doctrinam admini- strandae Reipublicae, quam ajunt Politicam, complectens», Augsburg 1706; «Arcanorum Status libri VIII.», Labaci 1709, wieder aufgelegt Frankfurt 1710). Ein iiber die Landesgrenzen hinaus beruhmter Arzt war Doctor Johann Chryfoftomus Pollini; er hinterlieC ein Werk liber Krains Heilquellen im Manufcript. I11 der flovenifchen Literatur lebte nicht mehr der Feuergeift der Reformatoren, Boho- ritfch war vergeffen, feine Grammatik fo felten gevvorden, ll 4 47 K- Y dafs der Kapuzinerguardian Hippolyt 1715 einen Auszug aus Bohoritfch: «Grammatica Latino-Germanico-Sclavonica» erfcheinen laffen konnte. Auch ein Worterbuch verfafste P. Hippolyt («Dictionarium trilingue»). Nicht unwichtig fiir die Bildung des Landvolks waren die feit 1726 in Augsburg erfdieinenden flovenifchen Bauernkalender, «Pratica-» ge- nannt von jenem Abfchnitt der alten Kalender, vvelcher die fiir die Bader und Aderlaffe geeigneten Tage enthielt. In materieller Hinficht hatte Krain iiberhaupt dem letzten Habsburger viel zu danken. Er vvar es, der zur Hebung des Handels und der Induftrie die erjien Kunjl- Jirafien durch Inncrdjlerrcich bis ans Meer anlegte. In Krain begann der StraCenbau 1720, daran fchlofs fich die Regulierung' des damals ivichtigen Wafferweges der Save, 1732. Sdion im Jahre 1724 war fie bei Tfchernutfch iiber- briickt ivorden. In Laibach entftand im Gefolge der erften Maulbeerpflanzung (1731) am Schlofsberge durch Pierre Toussaint Tabouret die erfte Seidcnfabrik (1735). A lOi 48 LiMiž IE letzte Habsburgerin, Maria Thereiia, verlor mitten unter den Stiirmen, welche den Be- einn ihrer Regieruncr umtobten und ihr den doppelten Kampf mit einem landerfuchtigen Nach- bar und einem Thronpraten- denten aufnothigten, nie ihr Ziel aus den Augen, Ofterreich aus einem Staate mit feudalen Standeprivilegien zu einem modernen Staate umzufchaffen. Mit fefter Hand ergriff die hochbegabte, willensftarke Frau die Zugel der Herrfchaft, die Stande mufsten fchon 1747 die politifchen und Finanz- angelegenheiten an landesfiirftliche Behorden abtreten. Es entftand die fogenannte «landesfiirftliche Reprafentation und Kammer» und als ihre Organe die « Kreisdmter». Sie iibten den wichtigften Einflufs nicht nur in Fandespolizei, Sanitatswefen, Verkehr und Strai 3 enbau, fondern vor allem zum Schutze und zur Hebung des von der Kaiferin als «Grundlage und arofite Starke des Staates» betrachteten Bauernftandes, deffen Frohndienjle and Urbarialdienfi- barkeiten zum erftenmale ermafligt wurden (1775). Die Reform der Grundfteuer (1748) war ebenfalls auf Erleich- terung des Unterthanen und gerechte Heranziehung des Grundherrn berechnet. Die Gewalt der Stande wurde all- mahlich auf den Beirath in Steuerfachen und die «Landes- okonomie» befchrankt. Mit 1. November 1763 iibergieng die politifche Verwaltung fur ganz Innerbfterreich an das Gubernium in Graz. Indem die Regierung ferner die Aus- rliftung und Verpflegung der Armee und die Pferdeftellung 5 1 A a. ./Sv, iibernahm, regelte und erleichterte fie die diesfalligen Laften des Unterthans und ficherte zugleich das Intereffe des Staates. Als Maria Therefia 1756 in den Kampf mit Preuften eintrat, nahmen Krains tapfere Sobne an allen Ruhmes- thaten auf deutfchen und dfterreichifchen Schlachtfeldern theil. Zwei Krainer erwarben fich das von der Kaiferin geftiftete Maria -Therefienkreuz, die hochfte Belohnung militarifcher Leiftungen (Max Freiherr von Rechbach bei Hochkirch 14. Oktober 1758; Lorenz Freiherr von Rafp bei der Belagerung von Schweidnitz). Im fiebenjahrigen Kriege brachte unfere Landeshauptftadt grofie Opfer, fie zahlte hohe Kriegsfteuern und gerieth trotz ihres damals ziemlich bedeutenden Grundbefitzes in Schulden, deren Abzahlung zehn Jahre in Anfpruch nahm. Nachdem die Kaiferin ihre Erblande durch den Hubertsburger Frieden (15. Februar 1 763) ohne weiteren Landerverluft gefichert hatte, wandte fie ihre Aufmerk- famkeit der Fortfetzung der inneren Reformen zu. Sie erwies dem Volke die unfchatzbare Wohlthat der Wieder- erweckung der den Stiirmen der Gegenreformation zum Opfer gefallenen Volks/chule. Ein Krainer hat dabei mit- gewirkt. Blas Kumerdey, aus Veldes geblirtig, iiberreichte der Kaiferin einen Vorfchlag, wie das Landvolk im Lefen und Schreiben der flovenifchen fowohl als der deutfchen Sprache unterrichtet werden konnte. Im Jahre 1775 trat die Normalfchule auch in Krain ins Leben. Kumerdey wurde in die fiir Krain errichtete Schulcommiffion berufen. Befondere Verdienfte um die Schule erwarb fich der Frei- finger Schlofshauptmann von Lack, Johann Graf von Edling, gebiirtig aus Haidenfchaft, Mitglied der Laibacher Akademie der Operofen. Er uberfetzte den Kern des «Methoden- buches» und den «kleinen Katechismus» in das Slovenifche J*d~ •^1 S 2 K- $7 und gab 1777 «Forderungen an Schulmeifter und Lehrer der Trivialfchulen» in deutfcher und flovenifcher Sprache lieraus. Die Schule, diefe «Herzensangelegenheit» (nach eigenem Ausfpruch) der grofien Kaiferin, hatte gedeihlichen Fortgang; 1776 trat die Volksfchule in Stein und 1778 in Rudolfswert ins Leben. Audi die Laibacher Urfulinerinnen erhielten in dem von der Kaiferin abgefandten Fraulein Kohlloffel eine Lehrerin in der neuen Unterrichtsmethode. Audi im Mittelfchulwefen fiihrte die Aufhebung des Jefuitenordens (1773) zu Reformen. Eine ftrengere Auf- nahmspriifung ward feflgefetzt, die Bedingungen zum Auf- fteigen in hohere Claffen wurden verfcharft. Der Ubertritt aus dem (fechsdaffigen) Gymnafium an die philofophifchen Jahrgange ward an eine Maturitatsprlifung gekniipft. Die materiellen Intereffen fanden bei der Kaiferin die einfichtsvollfte Forderung. Der Handelsftand erhielt durch fie feine erfte, den heutigen Handelskammern ahn- liche Vertretung im Commercien-Confefs. Die Regierung that insbefondere viel zur Hebung der Seidenzucht. Samen und Maulbeerbaume wurden unentgeltlich verabfolgt, die Unterthanen durch Sachverftandige unterwiefen, Gerath- fchaften unentgeltlich beigeftellt, die erzeugten Galetten zu angemeffenen Preifen abgelost. Diefe die beften Frlichte. Die Grenzueeenden Krains O o Trieft, Fiume, Gorz, der groCere Theil des bfterreichifchen Iftriens und der Wippacher Boden ernahrten fich von der Seidenzucht, welche feit 1776 keiner Regierungsbeihilfe mehr bedurfte, aber leider in den mit der franzofifchen Revolution beginnenden Kriegsjahren in Verfall gerieth. Die Kaiferin fuchte auch neue Induftriezweige einzubiir- gern; im Jahre 1763 lie (3 fie Knaben zur Erlernung der Holzfchnitzerei nach Wien kommen, 1764 fchickte fie eine Lehrerin der Spitzenfabrication nach Laibach. Ftirforge trug O o gegen O O 53 v p oi O I l? £ IV $7 In der fchon von Karl VI. bethatigten Fiirforge fiir die Verkehrsmege machte die Regierung Maria Therefias einen wichtigen Fortfchritt, indem fie die Erhaltung der Strafien aus den Idanden der Stande tibernahm. Es wurde ein Wegedirector aufg-eftellt, der fiir die Inftandhaltung der Strafien zu forgen hatte. Ein Sohn des Landes, Jofef Schemerl, geboren in Laibach 1752, ausgebildet 1769 in Holland im Wafferbau, ward Cameralingenieur und Strafien- infpector in Krain, erwarb fich Verdienfte um die Save- regulierung, baute die Brucke bei Tfchernutfch neu auf, ftellte die verfallenen Strafien ivieder her und fiihrte neue aus, befonders zwifchen Adelsberg; uncl Oberlaibach. Einflufsreich war die Thatiukeit der Ivaiferin auf dem O Gebiete der Lanchvirtfchaft. Sie regte zuerft die Ver- einimmcf der eetrennten Krafte an. So entftanden die erften Landwirtfchafts- Gefellfchaften, jene in Krain hielt ihre erfte Verfammlung als « Ackerbatt - Gefellfchaft'i> am 26. Oktober 1767 unter dem Vorfitze des Landeshaupt- mannes Heinrich Grafen von Auersperg. Sie entfaltete bald eine gedeihliche Wirkfamkeit durch Herausgabe einer Zeitfchrift: «Sammlung nutzlicher Unterrichte» in drei Banden, eines «wochentlichen Kundfchaftsblattes» (1775), durch Grlindung einer offentlichen Ackerbaufchule (1771) und einer offentlichen Lehrkanzel fiir Mechanik (1769), an welcher der Jefuit Gabriel Gruber den Gewerbsmann unter- richtete. Der Pfarrer von Commenda St. Peter bei Stein, P. P. Glavar, als Befitzer der Herrfchaft Landspreis fiihrte die erfte Drefchmafchine in Krain ein, legte ein Bienen- haus fiir mehr als 200 Bienenftocke an, pflanzte Nadelholz und hinterliefi ein Werk iiber Bienenzucht in flovenifcher Sprache. Auch in den Kreifen des Landvolkes ziindete das Beifpiel der Ackerbau-Gefellfchaft. Anton Janfcha, ein einfacher Landmann aus Rodain bei Radmannsdorf, zog A 54 o 'k 5 / durch feine Leiftungen als Bienenzlichter die Aufmerk- famkeit auf fich und wurde als Lehrer der Bienenzucht nach Wien berufen, wo er (im Augarten, fpater im Bel- vedere) 1769 eine offentliche Schule flir Bienenzucht eroff- nete. Die Bienenzuchtfchule in Wien fuhrte zur Griindung ahnlicher Anftalten in Wienerneuftadt, Mahren und Bohmen. Die groOte Wohlthat aber erwies die Kaiferin unferem Vaterlande durch Inangriffriahme des grofien Werkes der Moraftentfumpfung. Nach dem Plane des Commercien- rathes Fremont wurde eine Flache von 700000 Ouadrat- klaftern in der Nahe der Stadt am linken Laibachufer durch den patriotifchen Tabak- und Gefallenadminiftrator Zorn von Mildlieim in den Jahren 1769 bis 1781 mit Aufopferung feines ganzen Vermogens trocken gelegt. Die Fortfetzung der Arbeiten wurde dem oben genannten P. Gabriel Gruber ubertragen, der 1762 eine Canalfchleufe anlegte. Der Bau des nach ihm benannten Canals begann 1773, aber das Werk erfiillte die Erwartungen nicht, und es wurde 1777 feine Vollendung dem Oberftlieutenant Freiherrn von Strupi (einem Krainer) aufgetragen, der am 25. November 1780 diefe Aufgabe loste. Beachtenswert ift auch der Auffchwung auf dem Ge- biete der Kunft und Wiffenfchaft. Zwei beriihmte Namen vertreten die Naturforfchung. Beide erhielten ihren Wir- kungskreis durch van Swieten, den beriihmten Leibarzt der Kaiferin, deffen Einflufs auf das ofterreichifche Studien- wefen ein fo unberechenbar vvohlthatiger war. Es find dies Hacquet und Scopoli. Erfterer, geboren 1739 zu Le Cou- quet in der Bretagne, im fiebenjahrigen Kriege Wundarzt der ofterreichifchen Armee, verdankte feine Anftellung als Profeffor der Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe am Laibacher Lyceum der Gonnerfchaft van Swietens. Krain wurde von ihm geologifch durchforfcht («Oryctographia 2^- jLi n s t fv- 5 / entfumpfung wieder in Angriff zu nehmen. Er beftimmte die Klofter der befchuhten und unbefchuhten Auguftiner zur Aufhebung und verfiigte die Verfetzung von Barm- O O o herzigen Briidern von Trieft nach Laibach zur Ubernahme des Krankenhaufes. Das leerftehende Clarifferinnenklofter widmete er zum Militarfpital und fiir das Erziehungsinftitut des einheimifchen Regimentes Graf Thurn fowie fiir das Verpflegsamt. Die Zuchtlinge follten ftrenger behandelt, die alten Lente aus dem Verforgungshaufe, wenn fie es wiinfchen, gegen Stipendien entlaffen und fiir die Findel- kinder Sorge getragen werden. Der zweite kaiferliche Befuch wurde Laibach am 3. Marž 1788 zutheil. Der Kaifer befichtigte das Kranken- liaus, das neue Militarfpital und Erziehungshaus und war mit feinem Zuftande zufrieden. Hierauf nahm er das ehe- malige Franciscanerklofter, das fiir die Schulen eingerichtet werden follte (jetziges Gymnafialgebaude), in Augenfchein und befprach fich lange dariiber mit dem oben genannten Ingenieur Schemerl, dami erft begali er fich in fein Ab- fteigequartier beim «Wilden Mann», wo er noch Audienzen ertheilte. Am foDenden Tag-e um vier Uhr friih wurde die Reife nach Trieft fortgefetzt. Die Eroberung Belgrads durch Laudon im Tiirken- kriege (1788 bis 1789), wo fo mancher wackere Krainer fein Leben lie !3 und unfer vaterlandifcher Adel mit Helden- muth voranleuchtete, war der letzte Freudentropfen in den Leidenskelch des guten Kaifer s, der, feinem Jahrhundert vorauseilend, fo manchen feiner Entwurfe fiir Fortfchritt und Wohlfahrt feiner Lander fcheitern fehen mufste. Aber er hatte doch manchen Bauftein fiir ein machtiges und freies Staatsgebaude der Zukunft gelegt, viel Gutes gewollt und gefchaffen, und mit Recht durfte man auf fein Stand- bilcl fchreiben: «Saluti publicae vizit non din sed totus». 60 o . S/ Kaifer Leopold II., welcher dem grofien Jofef nach- folgte, hatte in Toscana 2 5 Jahre lang weife und glucklich regiert. Er befeitigte in Ofterreich einbe Harten der frlihern Gefetzgebung, verleugnete aber ihre Principien nicht. Die Autonomie der Stande in Steuerfachen und in finanzieller Beziehung wurde wieder hergeftellt, wie fie unter Maria Therefia beftanden. Die Befchwerden liber die jofefinifche Steuer- und Urbarialregulierung fanden Abhilfe in Wieder- einfiihrung des alten Steuerfyftems, dem fich aber dieUnter- thanen tumultuarifch vviderfetzten, fo dafs die Regierung einfchreiten mufste, um fie zur Ruhe, die Herrfchaften aber zu guter Behandlung ihrer Unterthanen zu verhalten. Ge- ringere Beruckfichtigung fanden die Wiinfche des Clerus. Die bifchoflichen Seminare blieben unter Aufficht clerStaats- gewalt, welche den Unterricht regelte, die Erforderniffe flir Zulaffung der Lehrer beftimmte und den Clerikern die Verbindlichkeit auferlegte, die Priifung an Univerfitaten oder Lyceen abzulegen. Die Aufficht liber das Kirchen- vermogen vvurde verfcharft, und die Regierung erklarte unumwunden, dafs es von der bereits gehofften Wieder- herftellung aufgehobener Štifte und Ivlofter ganzlich ab- zukommen habe. In Studienfachen war die Einfiihrung der Lehrkorper und deren Vereinigung zu einem « S tu die n- confefs» ficher als ein Fortfchritt zu bezeichnen, welcher den Einflufs der Lehrer auf das Studienwefen ficherte. Auch die Errichtung der Laibacher Studienbibliothek (1791) ift ein Werk Kaifer Leopolds. Der Kaifer erneuerte nicht die bedeutungfslos 2fewor- O o dene Sitte der Erbhuldigung, aber er begfllickte unfer Vaterland wiederholt mit feinem Bsfucke, ohne Geprange, wie er fich denn auch alie Ehrenbezeupfuncfen verbat mit dem Wunfche, «ganz unbemerkt in feinen Landern zu reifen und feine Gegemvart den Unterthanen auf keine andere /n: m VL Ki jn 61 t Z\> O S I s Art als durch das Gute, das er ihnen hie und da fchaffen konne, kundbar zu machen». Zum erftenmale begriiCte unfere Landeshauptftadt den Herrfcher am 24. Auguft 1 790 in ihren Mauern, als er nach Fiume reiste. Am 16. Marž 1791 traf Kaifer Leopold in Begleitung der Erzherzoge Ferdinand, Karl und Leopold wieder in Laibach ein, um hier mit dem Konig von Neapel zufammenzutreffen, auf deffen Wunfch Furft Johann Adam von Auersperg auf der dem Grafen Jofef gehorigen Herrfchaft Sonnegg am 17. Marž eine Barenjagd veranftaltete. Zum letztenmale fah Laibach den Souveran auf feiner Ruckreife aus Italien 14. Juli 1791. Unter Leopold II. dauerte der Tiirkenkrieg fort. Der Krainer Cajetan Graf Lichtenberg envarb beim Sturm auf das feindliche Lager bei Kalafat (26. Juni 1790) das Ritter- kreuz des Maria -Therefien-Ordens. Unfer vaterlandifches Regiment Graf Thurn lag durch drei Jahre (1787 bis 1790) im Felde. Erft 24 Jahre alt, wurde Leopolds II. Nachfolger, fein altefter Sohn Franz II., durch das Drangen der Jakobiner in Frankreich zur Kriegserklarung, durch das Rachegefuhl der Emigranten und durch die Selbftfucht Rufslands in den Krieg mit Frankreich hingeriffen, der von nun an, mit kurzen Zwifchenraumen, durch ein Vierteljahrhundert Europa durchwuthete. Mdr wollen hier nur die wichtigften Momente diefes Kampfes, foweit er auch unfere Heimat beriihrte, kurz andeuten und feine Rtickwirkung auf die Gefchicke derfelben ins Auofe faffen. Die Heldengeftalt Erzherzog Karls leuchtet da vor o im Feldzuge des Jahres 1793 die Niederlancle von ihren Bedrangern, wahrend unfer vaterlandifches Regiment dem Siegeszuge des Generals VVurmfer am Oberrhein folgt, wo Vega unfere Artillerie mit Ruhm leitet und fich bei der Belagerung von Fort Louis das Therejienkreuz ervvirbt. Wacker kampfen unfere Krainer im Feldzuge des Jahres 1795 bei der lombardifchen Armee. Ruhmvoll war der Feldzug in Deutfchland 1796 durch Erzherzog Karls Feld- herrntalent; unter feinen Augen zeichnete fich unfer Vega bei der Vorrlickung der Armee an die Lahn und bei der Verfolgung des Feindes aus und erwarb die Anerkennung des Oberfeldherrn flir diefe Leiftungen. Da wendete des jungen Corfen Bonaparte auffteigender Štern das Kriegs- gliick in Italien zu Gunften der Republik (Siege von Monte- notte, Millefimo, Lodi, Capitulation von Mantua). Bereits war das ofterreichifche Fieer hinter die Piave zuriickgefuhrt und Bonaparte ftand zwifchen Brenta und Piave mit 43 000 Mann, bereit liber die Alpenpaffe ins Herz der ofterreichifchen Monarchie vorzudringen. Da eilte Erzherzog Karl, von der Rheinarmee abberufen, nach Italien. Am 11. Februar 1797 in Conegliano angekommen, ordnete er den Rlickzug hinter den Tagliamento an und eilte nach Wien, um dem Kaifer liber die Lage zu berichten. Am 17. Februar kam er auf der Durchreife in Laibach an und ftieg beim «Wilden Mann» ab. Die Blirgercorps riickten mit Mufik vor fein Abfteige- quartier. Der Platz war von einer dichten Volksmenge bedeckt, welche in den Ruf ausbrach: «Es lebe Prinz Karl!» Der Erzherzog trat ans Fenfter, um zu danken. Der Jubel fteigerte fich und das Volk rief: «Lang lebe Prinz Karl!» Abends war die Stadt beleuchtet. Im Theater, wo der Prinz nicht erfcheinen konnte, weil er von der Reife er- mlidet war — von Codroipo bis Laibach war er ohne Aufenthalt gefahren — ftimmte das patriotifch erregte Publicum die Volkshymne an, welcher unfer Vodnik die Schlufsftrophe angefugt: Tl! 63 O 5 t « Terka nam Francoz na vrata, Dobri Fronc za nas skerbi, Pošlje svojca ljub'ga brata, Korel rešit nas hiti. Z natni sta estrajška orla, Pretnagujta vekomaj! Var’ Bog Fronca, varuj Korla, Srečo, zdravje Bog jim’ daj! t> Der Erzherzog verlieC am Morgen darauf die Stadt o o unter den Rufen des Volkes: «Es lebe hoch Prinz Karl, er fei unfer Laudon!» Er antwortete: «Mit Gott, meine Lieben! Auf Wiederfehn!» Der Feldzug des Jahres 1797 endete leider ungliicklich, Krain fah die erjie franzojifche Invafion, deren Leiden nur durch die Gerechtigkeitsliebe und MaBigung des Generals Bernadotte (als Karl XIV. nachmals Konig von Schweden) erleichtert wurden. Der franzofifehe Einflufs hatte die deutfche Reichs- verfaffung untergraben, der erfte Conful Bonaparte den Kaifertitel angenommen, da fafste Kaifer Franz den Ent- fchlufs, das Werk der pragmatifehen Sanction, der Einigung Ofterreichs zu vollenden, indem er am 10. Auguft 1804 den Titel eines Erbkaifers von OJlerreich annahm, dem deutfchen Schattenkaiferthum ein lebendiges, zukunfts- volles ofterreichifehes entgegenftellend. Ofterreich bedurfte der Zufammenfaffung aller feiner Krafte, um den Kampf gegen die Ubergriffe Frankreichs fortfiihren zu konnen. Am 9. Auguft 1805 trat es der dritten Coalition bei, vvelche England mit Rufsland und Sclrvveden gebildet hatte, und bald zeigten die zunehmenden Durchmarfche nach Italien die Richtung an, in welcher der Kampf entbrennen follte. In Laibach bezogen an Stelle der zum Ausmarfch beorderten Garnifon bereits am 6. September die Biirgercorps (Grenadiere und Scharffchiitzen) dieWache. f/A BI feb 64 I n “Pj E' K. 57 Am 25. September erliefi Kaifer Franz fein Kriegsmanifeft. Leider ftihrte in Deutfchland das fchnelle Vordringen der Franzofen gegen die ifolierten Ofterreicher zur Kataftrophe von Ulm, der Capitulation einer Armee von 23000 Mann mit 59 Gefchiitzen (18. Oktober 1805), und in Italien fchlug der Erzherzog Karl die fiegreiche Schlacht bei Caldiero (29. bis 31. Oktober) nur mehr, um die Waffenehre zu retten und den Riickzug zu decken. In diefem Kampfe holte fich ein Solin unferes Landes, Sigmund Novak, als Hauptmann von Hohenlohe-Bartenftein-Infanterie Nr. 26 das Therejienkreuz. Der Erzherzog riihmte im Schlacht- bericht fein Verhalten und ernannte ihn auf dem Schlacht- felde zum Major. Am 22. November traf Erzherzog Karl auf dem Riick- zuge in Begleitung des ganzen Generalftabs in Laibach ein und fetzte am 24. die Reife nach Cilli fort. Bald ver- lieCen auch die letzten kaiferlichen Truppen Krain, um fich nach Steiermark, Kroatien und Ungarn zuruckzuziehen. Gouverneur Trautmannsdorf hatte fchon am 20. die offent- lichen Caffen und Archive nach Agrarn gerettet. Wieder riickten die Franzofen tiber Adelsberg, wo alles vor ihren Requifitionen fluchtete, in Laibach ein (28. November). Es begannen nun endlofe Erpreffungen und Brandfchatzungen, alle Gemeindecaffen wurden geleert, man verlangte auf Befehl Maffenas von Krain drei Millionen, zu deren Sicher- ftellung mehrere der angefehenften Burger als Geifeln feftgenommen wurden! Am 11. Dezember traf Maffena in Laibach ein und ftieer im Bifchofhofe ab. Der Abfchlufs des Waffenftillftandes nach der Drei-Kaifer-Schlacht (bei Aufterlitz) bewirkte zwar die Entlaffung der Geifeln, aber nicht den Erlafs der Kriegsfteuer, welche dem Lande tiefe Wunden fchlug. Infolge des Prefsburger Friedens verliefi Maffena Laibach am 4. Janner 1806, nachdem er noch •m k KG 50000 Gulden fiir fich felbft erprefst hatte. Mit Jubel wurden die riickkehrenden ofterreichifchen Truppen be- griifit und gefeiert. Die fortdauernden Ubergriffe des Franzofenkaifers nothigten Ofterreich, geriiftet dazuftehen, um nicht auch zu einer Statthalterfchaft, einem Vicekonigreich Napoleons erniedrigt zu werden. Da entftand in Erzherzog Johanns Geifte der grofie Gedanke einer Volksivehr. Es erfchien bereits am 9. Juni 1808 das Patent iiber die Bildung der . Der Erzherzog bereiste felbft die Provinzen, um die neue Organifation zu befchleunigen. Am 1. Juli 1808 war er in Laibach, wo er fich an dem ihm zu Ehren ver- anftalteten Feftfchieflen betheiligte und einen Beftfchufs that. An diefem Tasre erfchien auch die von ihm und dem Hofcommiffar Saurau unterzeichnete Verordnunsr zur Bil- o dung der Landwehr und der Referve in Krain. Am 4. Juli begann die Recrutierung. Allenthalben im Lande zeigte fich die patriotifchefte Stimmung. Beim Loos- ziehen baten die Bergdeute von Eisnern die Commiffion, die Zettel in die Luft zu ftreuen. Sie riefen: «Kein Loos foll liber uns entfcheiden, wir wollen alle freiwillig unferem eeliebten Kaifer dienen.» So thaten auch die Bergdeute von Idria. In Laibach wurden die Studenten bewaffnet. Vodnik, feit 1806 Corpspater der biirgerlichen Grenadiere, dichtete Ivriegslieder fiir die Landwehr im Geifte Collins: «Pesmi za brambovce*. Er rief in einer Anfprache «An die Slo ven en» die ruhmvollen Erinnerungfen an die Tiirken- kampfe wach, an die Niederlage Haffan Pafchas unter den Mauern Siffeks, wies hin auf die Nothwendigkeit des Entfcheidungskampfes um Ofterreichs Exiftenz, auf den Schimpf der Unterjochung durch die Fremden. Die erften Frehvilligen, 372 an der Zalil, riickten am 16. Juli 1808 aus dem Adelsberger Kreife mit Feldmufik in Laibach 66 o M ein. Rafch completierten fich die Corps, Viele mufsten fogar zuriickgewiefen werden. Im Janner 1809 war die Organi- fierung der Krainer Landwehr in fieben Bataillone beendet. Am 4. April infpicierte fie Erzherzog Johann und erlieC zur Fahnenweihe der Wehrmanner Innerofterreichs einen zlindenden Tagesbefehl, in welchem er ausfprach, Liebe zum Vaterland, Hafs gegen alle fremde Tyrannei, lebendiges Gefiihl der eigenen Kraft, echter altofterreichifcher Sinn habe der Land\vehr ihr Dafein gegeben. Am 30. April wurde die Fahne des zweiten Laibacher Bataillons auf dem Schulplatze durch Bifchof Kavčič eingeweiht. Die Kaiferin hatte ein Fahnenband mit dem Allerhochften Namenszuge gefpendet. Nachdem Erzherzog Karl am 6. April einen fchwung- vollen Tagesbefehl erlaffen, in welchem er fagte: « Die Freiheit Europas hat fich unter unfere Fahnen gefliichteti>, nachdem er einen Aufruf an die deutfche Nation gerichtet, in welchem er die Sache Ofterreichs als die Sache Deutfch- lands bezeichnete, begannen am 10. April die Kriegs- operationen. Die innerofterreichifche Armee, mit ihr die vaterlandifchen Regimenter Simbfchen und Reifky und ein Theil der Krainer Landwehr (der andere blieb als Befatzung der Gebirgspaffe zuriick), erfocht unter Erzherzog Johanns Ftihrung die Siege bei Pordenone, Sacile und Fontana fredda (15. und 16. April). Der Erzherzog felbft berichtete den Krainer Standen liber den Sieg von Sacile. Der Jubel in Laibach war grofi. Leider fiihrte die ungianftige Geftal- tung der Kriegsereigniffe in Deutfchland zum Riickzug liber die Piave. Das neunte Armeecorps des Banus Grafen Gyulay (Brigaden Splenyi und Gavifmi) wurcle nach Krain entfendet, wo Prawald, Pochvelb mit Loitfch und Laibach als Vertheidigungspunkte befeftiget vvurden. Am 15. Mai traf der Banus in Laibach ein. Hier waren Schlofsberg G A fv. und Golovec in Vertheidigungszuftand gefetzt worden. Das Fort erhielt zur Befatzung ein fchwaches Bataillon Simb- fchen, ein eben folches Bataillon Krainer Landvvehr und vier Compagnien Szluiner. Zum Befehlshaber gab man dem Fort den achtzigjahrigen Feldmarfchallieutenant Moitelle, deffen militarifcher Ruf bisher der befte war, und der Stadt als Platzmajor den Franzofen Lefebvre. Den erften Anprall des Feindes erfuhren die Forts Predil und Malborghet. Sie fielen, erfteres am iy., letzteres ain 18. Mai nacli ruhmvoller Vertheidigung. Die Schanzen von Prawald, Podwelb und Loitfch wurden durch das fiinfte franzofifche Armeecorps Macdonald nach tapferer Vertheidigung genommen, Die Krainer und die Triefter Landwehr ftritten bei Praivald wacker und fchlugen im Verein mit der Linie einen feindlichen Sturm ab (17. Mai). Feldmarfchallieutenant Zach konnte jedoch nicht daran denken, Prawald zu entfetzen, und zog fich liber Laibach nach St. Marein auf der Unterkrainer Strahe zurlick. Die Befatzung von Prawald mufste capitulieren; die Mann- fchaft, 2000 Mann, wurde kriegsgefangen nach Frankreich abgefiihrt, die Officiere auf Ehrenwort freigelaffen. Zur Berennung Laibachs zog Macdonald heran. Der alte fchwache Commandant des Forts liefi fich von dem verratherifchen Platzmajor Lefebvre zur Ubergabe be- ftimmen, wahrend doch der Platz noch nicht vollftandig eingefchloffen war und die Truppen des Banus noch in der Nahe ftanden. Am 22. Mai wurde die Capitulation unterzeichnet. Die Befatzung lehnte fich dagegen mit bewaffneter Hand auf und konnte nur durch Beihilfe der Franzofen und Italiener ubervvaltigt und zur Ruhe gebracht werden. Ein Theil der Szluiner entkam mit mehreren Officieren zu Gyulays Corps. Durch den Fali Laibachs wurden die Franzofen Flerren von Oberkrain. 4 M 68 o A 9 ? S Sie kamen dem ofterreichifchen Corps Stoichevich in den Riicken und offneten dem Marfchall Marmont den Weg nach Innerofterreich. Ani 31. Mai verlieC derfelbe Fiume und fchlug die StraBe tiber Lipa und Adelsberg gegen Laibach ein, wo er am 2. Juni ankam, um feine Ver- einigung mit der italienifchen Armee zu bewerkftelligen. Mit dem Falle Laibachs waren die groben ftrate- gifchen Operationen abgefchloffen. Aber das Land war noch nicht beruhigt. Der Landjlurm war durch einen Aufruf aus Laibach vom 12. Mai aufgeboten worden. Er kam zu fpat, um den feindlichen Einfall abzuwehren, und zerfplitterte fich nun in vereinzelten Uberfallen und Pliinderungen, doch erwies fich die Stimmung des Volkes, insbefondere in Oberkrain, fo gefahrdrohend fiir die franzbiifche Armee, dafs der Com- mandant von Laibach, General Guetard, drohte, auf die- jenigen feuern zu lafien, «welche fich zufammenrotten, um beim Alarmieren der franzofifchen Truppen ihre Sym- pathien fiir die Riickkehr der ofterreichifchen Armee durch Geberde oder auf andere Art kundzugeben». Und als die Franzofen wahrend des Waffenftillftandes die Kriegs- contribution mit der grofiten Harte eintrieben, griffen die Bauern in Unter- und Innerkrain zu den Waffen und ftreif- ten noch am 5. Oktober, 5000 Mann ftark, bis Pefendorf, zwei Poftftationen von Laibach, wo fie den Poftwagen vifitierten, einen franzofifchen Officier gefangennahmen und die Verbindung mit Laibach abfchnitten. Pliinderung und Brandfchatzung waren die verhangnisvollen Folgen diefes hoffnungslofen Kampfes, welchem das Einfchreiten des Bi- fchofs Kavčič ein Ende machte. Der Schonbrunner Friede (14. Oktober 1809) trennte Krain vom Mutterlande Ofter- reich, indem es den aus den abgetretenen Gebietstheilen gebildeten «Illyrifchen Provinzen» einverleibt wurde. T X F m n 4 i X 6g Q> 9 Die Ereigniffe des Jahres 1813, die einmiithige Er- hebung Deutfchlands gegen die Fremdherrfchaft und der Bund der Herrfcher von Preufien, Rufsland und Ofterreich fuhrten auch unfer Vaterland wieder in die Arme des Mutterlandes Ofterreich zurtick, nachdem unfere Landes- hauptftadt vom 31. September bis 5. Oktober der Schau- platz des letzten Kampfes zwifchen der franzofifchen Be- fatzung des Caftells und dem ofterreichifchen Corps des Generals Folseis £ewefen. Noch bevvahrt eine im Haufe Nr. 10 der Franciscanergaffe eingemauerte Bombe das An- denken an die BefchieOung der Stadt. Am 5. Oktober 1813 capitulierte die franzofifche Befatzung, weil die Lebens- mittel zu Ende giengen und die Artilleriften den Dienft verfagten. Auf die Kunde vom freudigen Ereigniffe ftromte die fchon fo lange in Unruhe und Angft fchvvebende Be- volkerung aus den Haufern, die Stadt illuminierte, die armften Vorftadthauschen ftrahlten im Lichterglanz, eine frohliche Menge fiillte Gaffen und Platze, alles war Leben und Freude, fo fchildert uns ein Zeitgrenoffe diefen denkvviir- digen Tag der Befreiung von vierjahriger Fremdherrfchaft. Den Abfchlufs des Parifer Friedens (30. Mai 1814), welcher die illyrifchen Provinzen an Ofterreich zurtickgab, feierte die freudig erregte Landeshauptftadt mit drei- tagigen Feftlichkeiten am 10., //. und 12. Jitli 1814. Am erften Tagfe fand der feierliche Einritt des Couriers mit der Friedensdepefche, in Begleitung von 24 Poftillons und unter Kanonendonner vom Schlofsberge, ftatt. Er uberbrachte die Depefche zuerft dem zur Organifterung der wiedereroberten Provinzen abgefandten Hofcommiffar Grafen Saurau, dann dem Generalgouverneur Feldzeugmeifter Freiherrn von Lattermann. Eis folgte Tedeum unter Gevvehrfalven und 120 Kanonenfchiiffen vom Caftell, darauf feierliche Aus- ftattungf von zwei Biirgerbrauten auf dem Rathhaufe mit C? O 70 K. 5 / je ioo Gulden; Betheilung der Armen und der verwundeten Soldaten; zu MittagTafel beim Gouverneur und Bewirtuno r des Officierscorps auf der Schiefiftatte durch die Burger; Betheilung von 2000 Mann der Truppen mit Fleifch und Brot; nachmittags FreifchieCen, abends Freitheater und fchliefilich glanzende Illumination. Der folgende Tag brachte ein Volksfeft in einer Au am linken Ufer des Laibachfluffes, zu welchem 36 Bauernpaare, je 12 aus jedem der drei Kreife Krains, in ihrer Nationaltracht und mit Mufik- kapellen an der Spitze fich eingefunden hatten, und eine von 24 Kindern ausgefuhrte Pantomime mit Tanz und Tableau und Bekranzung des Kaiferbildniffes. Eine Flotte von 180 Schiffen belebte die Laibach, und die Riickfahrt erfolgte erft um 11 Uhr nachts. Am dritten Tage fchlofs die Fortfetzung des FreifchieCens, zu welchem auch Gafte aus Tirol eingetroffen waren und deffen Preife fammtlich vom Laibacher Buchfenmacher Wolfgang Schlafer gewonnen wurden, Freiball im Theater und Gefellfchaftsball fiir die hoheren Kreife in der Redoute die Reihe der Feftlichkeiten. Am 11. Juli wurde auch in allen Pfarren des flachen Landes ein Tedeum abgehalten. Am 4. Oktober 1814 leifteten aber die Deputierten der Giiltenbefitzer, der Stadt-, Markt- und Dorfgemeinden feierlich den Huldigungseid, und nach der Riickkehr des Ivaifers aus Pariš begab fich eine Deputation des Landes nach Wien, um den freudigen Gefiihlen des Dankes und der Treue, mit welchen die gliickliche Schickfalswendung alle Gemlither erfiillte, Aus- druck zu geben. « Werkthatige Liebe fiir das Volk » bezeichnet das Wirken Kaifer Franz’ I. Die vaterliche Fiirforge fiir das materielle Wohl des Volkes fand in dem wiedergewonnenen Ivrain fchon im erften Friedensjahre ihren Ausdruck durch die Wiederbelebung der in den Sturmen der franzofifchen f m J*4~ L***/ ' lili h' M 71 f\5 El £ l\. \ iv Invafion untergegangenen Ackerbau - Gefellfchaft (Aller- hochfte Entfchliefiung vom 27. September 1814). Unter dem Namen a Landzvirtfchafts-Gefellfchaft » fand fie ihren Protector an dem bereits im Nachbarlande Steiermark erfolgreich wirkenden Erzherzog Johann und ihren erften Director an dem Grofiinduftriellen und Volksfreund, dem hochherzigen Baron Sigmund Zois. Im Jahre 1820 erhielt die Gefellfchaft neue Statuten. Befondere Aufmerkfamkeit widmete der Kaifer einem fiir Laibach und feine Umgebung in fanitarer wie in volkswirtfchaftlicher Beziehung hbchft wichtigen Unternehmen, an welchem fchon feit Decennien gearbeitet worden, das aber noch weit von feiner Vollen- dung entfernt war, der Entfumpfung des Laibacher Moores. Der milde Winter des Jahres 1821, welchen der Kaifer mit feiner Gemahlin in Laibach zubrachte, fiihrte Hochftden- felben faft taglich auf Spazierfahrten in die Gegencl des Moorgrundes, der Blick auf die weite uirvvirtbare Flache fiihrte fofort zur Erkenntnis der Nothwendigkeit einer Ab- hilfe. Schon am 20. Mai desfelben Jahres wurde Hand an- gelegt durch eine vom Monarchen angeordnete Berathung mit Beiziehung des Hofbaudirectors Jofef Schemerl, Ritters von Leithenbach, eines Landesfohnes. Die im Jahre 1823 begonnenen Arbeiten befichtigte fchon im Jahre 1825 der Kaifer felbft. Als er nun an der Stelle, wo jetzt das Monu- ment nachft der Briicke am Gruberfchen Canal aufgeftellt ift, den Plan des Moores vor fich, liber die Entfumpfung fich befprach, fagte er, lachelnd auf das mit dem Schloffe Sonnegg malerifch den Horizont begrenzende Brunndorf hinweifend: « Es ivčire doch fchon, wenn man von hieraus in gerader Richtung bis zu j enem Dorf fahren konnte .» Diefe Worte ziindeten, des Kaifers Gedanke wurde durch die Opferwilligkeit aller Betheiligten und die Bemuhungen des Biirgermeiftcrs Hradecky zur That. M fOT rtZ V, 72 A. o ’1 Kinn® s/ V. Fiinf Jahre darauf (im Juni 1830) war Kaifer Franz angenehm uberrafcht, als er in Begleitung eines grofien Wagenzuges auf fefter Strafie jene gerade Linie entlang fahren konnte, welche er damals mit dem Finger bezeichnet hatte. Ein Zug edler Herzensgiite des Monarchen ift uns von diefem Befuche aufbewahrt. Die Haufer der Moor- anfiedler betrachtend, ft elite der Kaifer unenvartet die Frage, woher die Leute ihr Trinkwaffer nahmen? Auf die Antwort, dafs fie es eine Viertelfhmde weit aus dem Laibachfluffe holen und daher meift lau und unrein trinken miifsten, dafs Abhilfe durch Zuleitung eines entfernten Baches wohl moglich, aber wegen Mangels an Geldmitteln nicht durchfuhrbar fei, fpendete der glitige Monarch fofort den erforderlichen Betrag aus feiner Handcaffe und befahl, den armen Coloniften den Bach fchleunigft zuzuleiten, was auch gefchah. Im Jahre 1832 hatte unfere Landeshaupt- ftadt abermals das Gllick, das hohe Herrfcherpaar in ihren Mauern zu fehen. Abermals befichtigte der Kaifer die Moraftentfumpfungs-Arbeiten auf das genauefte und befuhr die angelegten Stra( 3 en und Wege nach allen Rich- tuncren, den wohlwollendften Antheil am Fortfchreiten des Werkes nehmend. Im nachftfolgenden Jahre befichtigte Seine kaiferliche Hoheit Erzherzog Johann den Moorgrund, fowie auch Seine Excellenz der Staats- und Conferenz- minifter Graf Kolcnvrat im namlichen Jahre die Entfum- pfungsarbeiten in Augenfchein nahm. Jene Stelle nachfl der gemauerten Brucke liber den Gruberfchen Canal, wo einft der Kaifer mit feiner durchlauchtigften Gemahlin die umvirtbare Moorflache betrachtend ftancl und feine Hilfe zu ihrer Trockenleeune zuzufaeen geruhte, bezeichnet ein am 1 7. Auguft 1829 feiblich enthiilltes, einfaches Monument in Geftalt eines Granitobelisken. Drei Ouadratmeilen frucht- baren Grundes \varen der Cultur zugefiihrt worden. & 73 4(0 k \S- J ro 57 Das Jahr 1829 bezeichnet die Grtindung eines feine Wirkfamkeit weit liber die Reichsgrenzen erftreckenden kirchlichen Inftitutes, der zum Andenken an Ihre Majeftat die in Amerika verftorbene Hochftfelige Kaiferin von Bra- filien, Leopoldine, geborne Erzherzogin von Ofterreich, ins Leben gerufenen Leopoldinen - Stiftung, eines frommen Vereines zur Unterftlitzuno; der katholifchen Miffionen in Nordamerika. Unfere Landsleute Baraga (feit 1830) und Pirc (feit 1835) haben die religiofen und civilifatorifchen Zwecke diefer Miffionen durch aufopferungsvolles, echt apoftolifches Wirken, insbefondere unter den Indianern an den Oberen Seen, in den IVildniffen an der Grenze Canadas, gefordert. Bahnbrechend wirkte fiir den Auffclnvunof von Gevverbe und Induftrie das 1815 von Ivaifer Franz gegrlindete Poly- technicum, erbaut von unferem Landsmanne Schemerl. Laibach erhielt feine erjie Gewerbs- und Indujiriefchule durch Allerhochfte Entfchliefiung vom 2 2.Janner 1818. Wie durch die flirforMiche Thatigkeit der Reefierungr der Geift der Arbeitfamkeit und Sparfamkeit, die Grund- bedingung flir den wirtfchaftlichen Fortfchritt, geweckt wurde, beweist die Griindung der Laibacher Sparcajfe im Jahre 1820, der zweiten in Ofterreich, welche mit einer Bilanz von 16 000 Gulden besfann, o;egfenwartio: m it Millionen verkehrt und den wohlthatisfften Einflufs auf die \virtfchaft- O lichen Verhaltniffe des Landes libt. Unter Franz’I. Aufpicien entftand 1831 (4. Oktober) das Landesmufeum unter Mitwirkung der Landvvirtfchafts- Gefellfchaft durch die unverdroffene Thatigdceit des auch als o volksvvirtfchaftlicher Schriftfteller \virkenden Grafen Franz Hohenvvart. Diefes alte krainifche Gefchlecht hat feinen Namen noch durch einen anderen berlihmten Traper, den O z 730, Grafen Siemund Anton (eeboren in Gerlachftein 2.Mai 1 i>v/ m Iicffl ne K M 74 o K 9 > _ geftorben als Erzbifchof von Wien 1820) in den Annalen o ' Ofterreichs eingegraben, der im Jahre 1806 an die Spitze des ofterreichifchen Studienwefens geftellt wurde. Kaifer Franz gab Ofterreich ein neues «burgerliches Gefetzbuch>~> (1811), an deffen Schopfung auch der Krainer Dr. Thomas Dolliner, der beriihmte Kirchen- und Ehe- rechtslehrer, mitbetheiligt und des Kaifers vollfte Gunft und wiffenfchafdiche Forderung zu geniefien fo glUcklich war. Einen anderen Landesfohn, Anton Pfleger Ritter von VVertenau (geboren 24. Marž 1748 in Eisnern, geftorben 27. Mai 1820), fehen wir vom Monarchen fiir feine Ver- dienfte im Lehr- und praktifchen Juftizfache in den Ritter- ftand erhoben und als wirklichen Geheimen Rath, Staats- und Conferenzrath durch das kaiferliche Vertrauen mit den wichtigften Staatsgefchaften betraut. Die flovenifche Literatur verzeichnet unter Kaifer Franz die Beftrebungen des bereits genannten Volksdichters Vodnik um Belehrung des Landvolks durch den Bauern- kalender (Pratika) 1795 bis 1797, die erfte politifche Zeitung der Slovenen: «Lublanske novice» (1797 bis 1800), die Ge- dichte («Pesmi za pokušnjo», 1806) und den Entwurf eines Worterbuches; wahrend der Bauernfohn Kopitar (geboren in Repnje 23. Auguft 1780, geftorben in Wien ii.Auguft 1844 als erfter Cuftos der Hofbibliothek) die erfte kritifch- hiftorifche Sprachlehre der Slovenen («Grammatik der flo- venifchen Sprache in Krain, Karnten und Steiermark», 1800) veroffentlicht und fich bald durch feine Leiftungen den erften Slaviften anreiht. Auch die Regierung fordert diefe lobenswerten literarifchen Beftrebungen durch Errichtung einer Lehrkanzel der flovenifchen Sprache am Lyceum in Laibach (1816). Wie fehr Kaifer P'ranz das Bedurfnis fuhlte, feinen getreuen Volkern naher zu treten und mit ihnen in feiner o 1 75 o mm 9 fv einfachen herzgewinnenden Weife zu verkehren, zeigen auch feine wiederholten Befuche in Krain; aufier den bereits er- wahnten fallen folche in die Jahre 1816 (19. bis 22. Mai), 1818 (14. bis 16. April) mit der Ivaiferin Carolina Augufta. Ani 16. Mai 1816 befuchte der hochftfelige Monarch die Adelsberger Grotte, und am 17. Auguft 1819 bewunderte cliefes Meiftervverk der Natur der Kronprinz und nachmalige Kaifer Ferdinand I., nachdem er vom 13. bis 16. Auguft in Laibach geweilt, die Bergftadt Idria befucht und den alt- beruhmten Zirknizer See befahren hatte. Der 2. Marž 1835 entrifs dem ofterreichifchen Volke in Kaifer Franz I. einen Herrfcher, der es geliebt und der von ihm wieder geliebt wurde in guten \vie in bofen Tagen. Ihm folgte Ferdinand I., dem die Gefchichte mit Recht den fchonen Beinamen des « Giitigen» gegeben. Unter dem bevvahrten Rathe der Staatsmanner, die dem Vater zur Seite geftanden, bewegte fich das Staatsleben in den alten Bahnen, der Friede wurde bis ins Sturmjahr 1848 erhalten, und auch unfer Vaterland genofs feine Segnungen im vollften MaOe. Am 23. September 1S42 fahen wir Seine kaiferliche Hoheit Erzlierzog Franz Karl in unferer Mitte erfeheinen, zur Er- offnung der nach ihm benannten erften Jleinernen Brucke iiber den Laibachflufs. Am 1. September 1844 trafen Kaifer Ferdinand und Kaiferin Maria Anna in Laibach ein und venveilten hier bis 4. September. Das Kaiferpaar geleiteten Seine kaiferliche Hoheit Erzherzog Johann, der Haus-, Hof- und Staatskanzler Fiirft Metternich, Staats- und Conferenz- minifter Franz Graf Kolowrat-Liebfteinfky, Hofkammer- prafident Baron Kiibeck und Feldzeugmeifter Laval Graf Nugent. Die dritte Geiverbe- und Indujlrie-Ausjlellung des innerofterreichifchen Induftrie- und Gewerbevereines, an welcher fich Steiermark, Karnten, Krain und Oberofterreich betheiligten und bei welcher Krain durch 195 Einfender 2V Js/ 76 o OTI7 . 5 / riihmlichst vertreten war, wurde durch den Befuch und die Anerkennung des Herrfchers ausgezeichnet, welcher der Induftrie bekanntermaCen befonderes Intereffe widmete und felbft eine Sammlung induftrieller Gegenftande an- gelegt hatte, die fpater im polytechnifchen Inftitute auf- geftellt wurde. Ein gemeinniitziges humanitares Inftitut, die erfte Kleinkinder-Bewahranjlalt in Laibach, wurde am 4. No¬ vember 1835, als am Namensfefte der in diefem Jahre (2. Marž) verwitweten Kaiferin Carolina Augujla, gebornen Prinzeffm von Baiern, welche fich durch die Einfiihrung ' o diefer den Kindergarten der Neuzeit vorarbeitenden An- ftalten in Ofterreich und als hochfte Befchutzerin derfelben ein fchones Denkmal gefetzt hat, eroffnet. Fiir die innerdjierreichifchen Lander bleibt das Wir- ken Erzherzog Johanns unvergefslich. Heimifch geworden in den ofterreichifchen Alpen, gewann er ihre Bewohner lieb und machte aus der Thatigkeit fiir ihr Wohl die Haupt- aufgabe feines Lebens. Befonders fordernd wirkte der Prinz auf das Vereinsleben ein. Nicht felten hat er als Protector der krainifchen Landwirtfchafts-Gefellfchaft ihren lahresverfammlungen prafidiert und dabei in gevvohnter fchlichter und leutfeliger Weife mit Allen verkehrt. Er hat den Verein fiir Beforderung der Induftrie und der a / Gewerbe, im Jahre 1842 den montaniftifch-geognoftifchen Verein fiir Innerofterreich ins Leben gerufen. Im Jahre 1843 erftand durch den Erzherzog, der fchon 1812 einen Preis zur Aufhellung der mittelalterlichen Gefchichte und Geographie Innerofterreichs ausgefchrieben, der hiftorifche Verein fiir Innerofterreich, der fich fpater in Provinzial- vereine theilte und der folcher Weife den erften Grund zur Erforfchung ofterreichifcher Provinzial-Gefchichtsquellen legte, und am 2. Februar 1848 war es Erzherzog Johann, >. a Al 78 fv S/ Ungarn noch trezen den rechtmaOigen Konig in Waffen ftand, entfagte Ivaifer Ferdinand dem Throne, welchen fein Neffe Franz Jofef durch Verzichtleiftung Hochftfeines Vaters, Erzherzogs Franz Karl, beftieg (2. Dezember 1848). Das Regierungsantritts -Manifeji erklarte die «heilbrin- gende Umgeftaltung und Verjiingung der Gefammt- monarchie auf den Grundlagen der wahren Gleichberech- tigung aller Volker des Reiches und der Gleichheit aller Staatsbiirger vor dem Gefetze, fowie der Vereinigung aller Lander und Stamme der Monarchie zu Einem groCen Staats- korper,» als Leitftern fur die Ausiibung der Regenten- pflichten. Es galt vor allem, die Infurrection in Italien wie in Ungarn niederzmverfen; das Gliick beglinftigte die Waffen des Kaifers, der felbft fchon als Kronprinz im Schlachtenfeuer unter Radetzkys Flihrung frifchen Jugend- muth bewahrt. Es kamen trlibe Jahre, die italienifchen Pro- vinzen losten iich mehr durch fremden Einflufs als durch eigene Kraft vom Reiche ab, aber alle diefe herben Prli- fungen trug der jugendliche Monarch ungebeugten Geiftes, inimer wieder frifchen Muth fchopfend aus der Ergeben- heit und Treue feiner Volker, immer wieder die Schickfals- fchlage iibenvindend durch Zufammenfaffen der Krafte im Innern des Reiches. So folgte dem Verlufte der Lombardei (1859) das Oktoberdiplom (20. Oktober 1860), welches die conflitutionelle Regierungsform in Ofterreich inaugurierte, und die Februarverfajfung (26. Februar 1861), welche die- felbe im Sinne einer Gefammtvertretung aller Lander dauer- haft begriindete; dem Verlufte Venetiens die Staatsgrund- gefetze vom 21. Dezember 1867 und der Ausgleich mit Ungarn, durch welchen die alte Verfaffung diefes Konig- reiches wieder hergeftellt und fein innerer Frieden vollends befeftigt wurde. So hat Ivaifer Franz Jofef in feiner Weis- heit und Hochherzigkeit allen Volkern feines Reiches die 79 Bahn freiheitlicher Bewegung und Entwickelung erfchloffen, und felbft die Parteikampfe unferer Tage kdnnen uns in der zuverfichtlichen Oberzeugung nicht beirren, dafs auch diefen ein alle Theile befriedigender Abfchlufs folgen mufs, dafs zum Wohle aller Volker unferes grofien herrlichen Vaterlandes das Gefammtreich immer kraftiger gedeihen werde. So fchroff auch die Meinungsgegenfatze fich hin und wieder geftalten mijgen, fo einigt ja doch Ein Geftihl alle Parteien, dasGefiihl derTreue eegfen das angeftammte Herrfcherhaus, des Dankes fiir den grofiartigen Auffchwung des geiftig-en w j e t | es materiellen Lebens unter dem Walten unferes erhabenen Kaifers. Wir mlifsten eine Gefchichte der Neugeftaltung Ge- fammtofterreichs fchreiben, wollten wir feinen Auffchvvung erfchopfend beleuchten; wir konnen hier nur die bedeu- tendften Momente in fpecieller Beziehung auf unfere Heimat hervorheben. Schon Kaifer Franzi.hatte nach der Wiedergewinnung Illyriens die Stande Krains in den Befitz ihres Vermogens wieder eingefetzt. Kaifer Franz Jofef, welchem Krain gleich den anderen Kronlandern feine volle Landesautonomie (Patent vom 26. Februar 1861) verdankt, hat durch Ge- wahrung eines Entfchadigungscapitals von 700 000 Gulden fiir den feinerzeit eingezogenen Provinzialfond (Gefetz vom 27. Marž 1869) in grofiherziger Weife bekundet, \vie er den Wahlfpruch des Ahns: «Justitia regnorum fundamentum» hochhalte. Der volksvvirtfchaftlich bedeutendfte Befchlufs der Reichsvertretung vom Jahre 1848, die durch das Gefetz vom 7. September 1848 ausgefprochene Aufhebung des Unterthansverbandes und Gleichftellungr alles Grund und Bodens, hat erft durch das kaiferliche Patent vom 4. Marž 1849, welches die Bedingungen der Ablofung feftftellte, volle Venvirklichung gefunden; die Gevvahrung i einer nicht riickzahlbaren Staatsfubvention von jahrlichen 175000 Gulden zum Grundentlaftungsfonde fiir die Jahre 1875 bis 1895 und die Nachficht eines Betrages von 195461 Gulden an den bis Endei874 gegebenen Staats- vorfchuffen (Gefetz vom 8. Mai 1876) hat dem Lande Krain die Erfiillung feiner Verbindlichkeiten erleichtert. Damit das groCe Werk der Befreiung des Grundbefitzes vollen- det werde, hat das kaiferliche Patent vom 5. Juli 1853 die Aufhebunp auch der letzten, den Auffchwung der Bodenwirtfchaft hemmenden Laften, der Bezugsrechte und Servituten, ausgefprochen, wodurch fpeciell in Oberkrain jahrhundertelange Streitigkeiten ihr Ende gefunden haben. Die Aufhebung des Lehensbandes (Gefetz vom 12. Mai 1869) hat die letzten mittelalterlichen Feffeln gebrochen. Die Grundjieuer-Regelung endlich (Gefetz vom 24. Mai 1869), welche im verfloffenen Jahre zu Ende geftihrt wurde, flellt das Mafi der Leiftung an den Staatsfchatz in gerechter, alle Klagen wegen Uberbiirdung befeitigender Weife feft. Es hat die Grundfteuer in Krain dadurch bei Annahme eines Pro- centes von 22,7 eine Herabminderung von 300000 Gulden erfahren. Das groCe Unternehmen der Trockenlegung des Lai- bacher Moorgrundes hat auch unter Franz Jofefs I. Aufpicien fortwahrende Forderung erfahren. In den Jahren 1860 bis 1867 wurde durch Vertiefung und Regulierung des Laibach- fluffes und des Gruberfchen Canals der Zweck der Senkung der Hochwaffer um 1,26 Meter erreicht. Durch das Landes- gefetz vom 23. Auguft 1877 ift ein wichtiger Schritt zur Lofung der iiberaus fchwierigen Aufgabe gefchehen. Der durch diefes Gefetz eingefetzte Moraftcultur-Ausfchufs hat nicht nur bis Ende 1879 Reinigungs- und Regulierungs- arbeiten in der Lange von zweieinhalb Meilen ausgefiihrt, fondern auch eine Expertife durch die berufenften Ivrafte 81 fd A I sA fV- veranlafst, welche am io. Mai 1880 ihr Gutachten abgegeben hat. Fiir die Verfaffung eines Entwafferungsprojectes und fiir die hiezu nothigen technifchen Vorarbeiten hat das Ackerbauminifterium den Betrag von 16000 Gulden aus dem Moraftentfumpfungsfonde bewilligt und das diesfalls eingereichte Offert des Ingenieurs Johann von Podhagfky angenommen, der feine Arbeiten im Sommer 1881 be- gonnen hat. Blicken wir auf das machtigfte Forderungsmittel wirt- fchaftlicher Wohlfahrt, die Verkehrsjirafien, fo fehen wir, wie alle das Land Ivrain durchziehenden Schienenjirafien der Regierungsepoche unferes allergnadigften Monarchen ihr Entftehen verdanken. Es vvurde die Sudbahnftrecke Cilli-Laibach im September 1849 in Amvefenheit Seiner kaiferlichen Hoheit des Herrn Erzherzogs Albrecht dem Verkehre iibergeben. Ihr folgte die Eroffnung der mit Ubenvindung von Schvvierigkeiten aufierordentlicher Art das Laibacher Moor Iiberbruckenden, den Weg zum erften Seehafen der Monarchie erfchlieOenden Strecke Laibach- Trieft am 26. Juli 1857 in Gegemvart Seiner Majeftat des Kaifers. Der Anfchlufs an die Alpenbahnen durch die Con- ceffion der Laibach-Tarvifer Balin (Gefetz vom 9. Juli 1868) eroffnete den Oberkrainer Gewerken und Induftriellen neue Markte und erfchlofs das an Naturfchonheiten fo iiberreiche Savethal dem fortwahrend fteigenden Fremdenbefuche. Die Zweigbahn St. Peter-Fiume endlich hat unfere Induftrie auch mit cliefem immer lebhafter fich entwickelnden Flafenorte in Verbindung gebracht. O O a Die Grundlage des freien Staates ift die freie Ge- meindei>. Auch diefe hat in Ivrain ihre Organifierung durch die Gemeinde-Ordnung fiir Krain vom 17. Februar 1866 und durch das Gemeindejlatut Laibachs vom 9. Juni 1850 erhalten. Unfere Landeshauptftadt dankt der Allerhochften X n