Narodna in univerzitetna knjtfnica v Ljubljani 114400 iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniii P m Y Anleitung zur Neuanlage und Bearbeitung der Weingärten JOHANN BELLE Wanderlehrer an der Landes-Obst- und Weinbauschule in Marburg. Pettau 1901. Druck und Verlag von Wilh. Blanke. 111111.......................11.......Hinnimmt....................................mmliiiitlnimmiimm...........................................1......11............................................. Weinbauers Berather. Anleitung zur Neuanlage und Bearbeitung der Weingärten von JOHANN BELLE Wanderlehrer an der Landes-Obst- und Weinbauschule in Marburg. Pettau igoi. Druck uml Vcrlaj; von Wilh. Blanke. yjf/fH? 114400 t INHALT. Seile. Einleitung..............................1 I. Vorbereitung des Grundstückes für Neuanlagen.........5 1. Ausruhen und Bereichern des Hodens.............5 2. Das Kigolen.........................6 3. Ableiten des Grundwassers (Drainage;.............7 4. Oberirdische Ableitung des Nicderschlagwasscrs........9 5. Fahrwege..........................12 6. Anlage von Schulzmaucrn und Schutzpflanzungen........14 7. Das Planieren........■..:■..•:..........14 II. Das Setzen........ . .■ . .':'.-».'...........15 1. Abzeilen vor dem Setzen...................14 2. Wann wird ausgepflanzt...................17 3. Was für Setzlinge setzen wir.................17 4. Vorbereitung der Setzreben vor dem Auspflanzen.......19 5. Das Setzen.........................20 III. Arbeiten in den ersten Jahren nach dem Setzen........21 a) Im ersten Jahre: 1. Aufräumen.........................21 2. Nachsetzen.........................22 3. Hodenbearbeitung......................23 4. Ausbrechen und Anbinden der Triebe.............23 5. Schutz vor Winterfrost....................23 b) im zweiten Jahre nach dem Setzen: 1. Aufräumen.........................24 2. Düngung..........................24 3. Schnitt...........................24 4. Hodenbearbeitung ... •..................24 5. Nachsetzen.........................25 6. Ausbrechen und Anbinden der Scmmcrtricbc.........25 7. Schutz vor Winterfrost....................25 8. Weinlese..........................26 c) Im dritten Jahre nach dem Setzen: 1. Aufräumen.........................26 2. Düngung..........................26 3. Schnitt...........................26 4. Bodenbearbeitung .....................26 5. Ausbrechen und Aufbinden der Sommertriebe.........26 6. Schutz vor Frost.......................27 7. Weinlese..........................27 Seite. IV. Erziehung und Schnitt.................• ... 27 1. Erziehung.........................27 2. Wann beginnt man mit der Erziehung.............31 3. Wie wird die Form des Rebstockes gezogen..........32 4. Die Zeit des Rebschnittes..................34 5. Andere Umstände, welche beim Schnitt zu berücksichtigen sind . 35 6. Anbinden der Tragreben...................39 V. Behandlung der Soinmertricbc..................39 1. Ausbrechen.........................40 2. Behandlung der Geize....................41 3. Einkürzen der Triebe....................42 4. Gipfeln...........................46 5. Entlauben..........................47 6. Binden der Triebe...................... VI. Bodenbearbeitung........................49 1. Haue............................49 2. Zudecken der Reben.....................55 VII. Düngung...........................56 t. Warum soll gedüngt werden.................56 2. Stoffe, welche wir im Dünger dem Boden zurückerstatten müssen . 57 3. Zeit für die Düngung....................60 4. Wie winl gedüngt......................61 5. Verschiedene Düngemittel..................61 6. Anwendung des Düngers im Weingarten...........67 VIII. Pflanzliche und thierische Schädlinge und deren Bekämpfung . 72 1. Peronuspora.........................'2 2. Schwarzer Brenner......................75 3. Oidium...........................76 4. Wurzelfäule.........................80 IX. Thierische Schädlinge.....................81 1. Traubenwickler.......................81 2. Eulenraupen (Agrostis)....................85 X. Ungünstige Einflüsse des Klimas, Bodens etc...........86 1. Hagel...........................86 2. Frost............................88 3. Bleichsucht (Chlorose)....................92 XI. Spätere Erhaltung eines lückenlosen Bestandes und Verjüngung . 93 A) Durch Vermehrung der Zahl der Reben............Ol Bj Durch Verlängerung der oberirdischen Achsen, des alten Holzes . 95 Einleitung. Der Weinbau befriedigt mit seinen Erträgen nicht so wie er befriedigen könnte. Derjenige, welcher in die Verhaltnisse gut eingeweiht ist, muss einsehen, dass im grossen Ganzen die Hauptursache des unliebsamen Rückganges hauptsächlich der Umstand bildet, dass der Weinbauer nicht alle Mittel, welche ihm der auf allgemeine Erfahrungen und die Hilfe der Wissenschaft gestützte Fortschritt bietet, recht auszunützen versteht. Das Lamentieren hilft nichts. Die Verhältnisse werden sich nicht nach dem Weinbauer richten, er als der Schwächere möge es verstehen, sich denselben mit Vortheil anzuschmiegen. Es wird sodann der Gcsainmtheit gelingen, was gegenwärtig nur Einzelnen, welche durch Zufall oder gestützt auf gute Lehren und Erfahrungen die richtige Cultur getroffen. Wir haben doch nicht wenige Beispiele der Ertragsfahigkeit der Weingärten in Steiermark, mögen'dieselben durch allgemeineres rationelleres Vorgehen zur Regel werden. Dass dies möglich, darin bestärken uns diese Beispiele in unserer Gegend, so wie auch viele andere in der weiten Welt. Als Beleg für diesen Umstand mögen die auf eine vollkommen objective Beobachtung gestützten und in einer Brochure »Ringen und Erfolge des Landwirtes namentlich Weinbauers« im Verlage von W. Blanke in Marburg mitgetheilten Erfahrungen dienen. Genannte Reisebeschreibung möge auch als Commentar zu dieser Anleitung zum rationellen Weinbau dienen, indem darin die hier niedergeschriebenen Grundsätze ihre Bestätigung finden. Ein so weites Gebiet, wie es in der Reisebeschreibung in den Kreis der Beobachtung gezogen worden ist, muss doch das von den Weinbauern so oft gehegte und nicht selten ausgesprochene Misstraucn gegen die Bücherweisheit beheben, sie wird daher hoffentlich dem Verfasser dieser Anleitung anderer weitläufiger Begründungen entheben und Vertrauen erwecken. Im grossen Weinbau in verschiedenen Gebieten findet man viele besondere mehr oder weniger begründete Eigentümlichkeiten, /weck der vorliegenden Brochure ist es aber nicht, diese alle aufzunehmen und zu erklären. Sic beschränkt sich zumeist nur auf das, was für uns unmittelbar zweckmässig ist. Der Verfasser hat das Notwendigste herausgegriffen, um den Weinbauern den richtigen Weg zum Ziele zu weisen. Wir beobachten bisher gar zu häufig, dass die Weinbauer, welche zumeist zu wenigdesGuten thun, hie und da doch auch über das Ziel schiessen. Wie oft wird hei den nöthigsten Cultur-massrcgeln gegeizt, doch häutig kommt es vor, dass wieder durch nicht nöthige Auslagen verschwendet wird. Letzteren Fall kann man zumeist bei Neuanlagen beobachten. Da werden für die Unterbringung von Reisig beim Kigolen, für pedantisches Ausstechen etc. Arbeit und (leid vergeudet. Hei der Ableitung des Grund- und Niederschlagswassers, bei der Anlage von wirklich guten Fahrstrassen, Stützmauern etc. happert es doch beinahe immer. Wie bei jedem Krwerbszwcig so auch im Weinbaue möge der Ilauptgrundsatz gelten, weises Mass zu halten. Geld und Arbeit, wenn es vorhanden, ist leicht auszugeben, doch nur jener ist ein guter Wirtschafter, der jeden Heller wirklich fruchtbringend anlegt. Es möge nur das Zweckmässige in Verwendung kommen, damit wird auch dem Schönheitssinn entsprochen, denn das Zweckmässige ist auch schön. Alles andere macht den Eindruck der Protzerei oder Knickerei, welche beide Eigenschaften doch als unschön angesehen werden müssen. Das Zweckmässige kann sich aber auch die Ar-muth leisten, nur muss sie bezüglich der Ausdehnung engere Grenzen einhalten. Bei der Pflanzenzucht bedenke man, dass man es nicht mit einer todten Materie zu thun hat, sondern mit Lebewesen, in deren Seele man sich sozusagen einleben, deren Anforderungen man mit dem Feingefühl eines guten Erziehers möglichst berücksichtigen soll, doch möge man eine individuelle Behandlung der schablonenhaften vorziehen. Beim Weinbau möge man die Erfüllung dieser Anforderung durch zweckmässige Einrichtungen als: sorgfältige Auswahl der Lage, gute zweckmässige Vorbereitung des Bodens, Anlage von Strassen etc. anstreben, beziehungsweise erleichtern. Der Rahmen vorliegender Anleitung ist eng, umfasst nur in knapper Form was der practische Weinbauer bei uns unmittelbar braucht, in Würdigung des Umstandes, dass der Weinbauer, welcher — 3 — ein Much als Berather heranzieht, selten genug ^dt zum Lesen längerer Abhandlungen haben kann, namentlich zur Zeit der drängenden Arbeiten nicht, über ausführliche Einzelnheiten inuss er wohl trachten, sich in anderen Werken eingehender zu informieren. Die genaue Kenntnis der Verhältnisse ermöglicht es dem Verfasser, auch besonders dasjenige herauszugreifen, wo es in unserem Betriebe nicht recht zugeht, wo noch infolge nicht genügenden Verständnisses die grössten Fehler gemacht werden. Diese Broschüre soll den Weinbauern mehr als Repetitorium, der ihnen gelegentlich der häufigen Curse, Vorträge etc. gegebenen Lehren dienen, ihnen die bei solchen Gelegenheiten erhaltenen ausführlichen Erläuterungen in knapper Form wieder in Erinnerung bringen. über Erzeugung von veredeltem Setzmaterial, über Rebsorten wird hier nicht verhandelt, da darüber bereits viele, auch für unsere Verhältnisse recht gut passende Bücher bereits existieren. Hier handelt es sich hauptsächlich darum, für den Betrieb des Weinbaues Grundsätze zu vertreten, deren Befolgung dem Weinbauer in unseren Gegenden Vortheile bringen wird. I I. Vorbereitung des Grundstückes für Neuanlagen. Elie dass man zur Neuanlage eines Weingartens schreitet, muss das Grundstück behufs längerer Dauer der Anlage, der leichteren Bearbeitung etc. und der Hoden behufs erspriesslichen Gedeihens der Reben entsprechend vorbereitet werden. In der Hinsicht mögen folgende Grundsätze zur Richtschnur dienen. i. Ausruhen und Bereichern des Bodens. Der Ackerbauer hat auf seinen Äckern einen Turnus eingeführt in der Frkenntnis der richtigen Thatsache, dass es nicht gut geht, ein und dieselbe Pflanze fortwährend auf demselben Grundstücke zu ziehen. Der rationelle Obstbauer setzt nicht dorthin, wo früher ein alter Apfelbaum gestanden, sofort wieder einen jungen Apfelbaum, vielmehr eine andere Obstart oder lässt den Boden längere Zeit ausruhen. Dies möge auch der Weinbauer beherzigen, bevor er einen alten Weingarten in eine Neuanlage umwandelt. Am besten tliut er, wenn er für die Neuanlagen gute Weingartenlagen auswählt, welche aber schon längere Zeit nicht mit Reben bestanden waren. Hat er aber keine passenden Lagen mit derart ausgeruhtem Boden und ist er gezwungen, möglichst bald einen alten Weingarten in einen neuen umzuwandeln, so möge er den betreffenden Boden ein paar Jahre vorher wenigstens ausruhen lassen. Am besten fahrt er, falls er auf der betreffenden Fläche Klee z. B. Luzerne anbaut. Diese muss er mit Thomasschlacke und Kainit oder schwefelsaurem Kali gut düngen. Dadurch sammelt er sich im Boden bedeutende Vorrätlie an Pflanzennährstoffen, welche ein üppiges Wachsthum und grosse Tragbarkeit der Reben zur Folge haben werden. Jeder Ackerbauer weiss, dass der Klee den Boden fruchtbarer macht, er sammelt nämlich Luftstickstoff, welcher in den Wurzeln, abgefallenen Blättern etc. im betreffenden Boden für die Rebe aufgespeichert wird. Von diesem Schatze wird umsomehr gesammelt, je mehr mit — 6 — Phosphat und Kali gedüngt wird. Bei entsprechender Phosphat- und Kalidüngung wird der Buden aber auch ohne Kleeaussat bedeutend bereichert, da nach dieser Düngung, wie man auf Wiesen beobachten kann, der Klee mit seinen Verwandten, den Leguminosen, besonders üppig emporkommt. Geht es nicht an, der betreffenden Flache eine längere Ruheperiode zu gönnen, so wSre es wenigstens angezeigt, die zu rigolende Fläche kräftig mit Phosphaten und Kalisalzen zu düngen. Leguminosen z. B. Wicken, Erbsen, Pferdebohnen etc. anzubauen und diese sobald sie in die Blüthe kommen, jedenfalls aber längere Zeit vor dem Rigolen einzuhauen oder einzupflügen. Bei kalkarmen Böden wäre auch eine tüchtige Behandlung mit Kalk am Platze. Falls die betreffende Fläche im Jahre vor dem Auspflanzen rigolt wird, ist es auch angezeigt, wo es angeht, die Oberfläche nach dem Rigolen kräftig mit Phosphaten und Kalisalzen zu düngen, Leguminosen anzubauen und diese, sobald sie in Blüte kommen, einzuarbeiten. Diese Massregeln mögen besonders in Gegenden mit mehr feinenligen mageren, besonders sandigen Böden, wo es ausserdem auch noch an entsprechenden Mengen guten Stallmistes mangelt, beherzigt werden. 2. Das Rigolen. Das Rigolen soll schon geraume Zeit vor dem Aussetzen geschehen, der Boden soll sieh noch rechtzeitig genügend setzen. Mit dem Rigolen wird vernünftigerweise am Fussc des Berges begonnen und dieses quer über die Lehne ausgeführt. Zweck des Rigolens ist, den Boden möglichst tief zu lockern. Die fruchtbare Ackerkrume darf jedoch nicht zu tief untergebracht werden, sondern nur so tief, dass die unteren, die Fusswurzeln der Setzreben bis in dieselbe reichen können. Die Erde wird circa 70—80 cm. tief umgeworfen, gewendet, die Sohle der Gräben wird aber noch circa 30 cm. tief gelockert, aber dieser gelockerte, todte Boden wird im Graben liegen gelassen. Je tiefer man lockert, desto besser, desto dauerhafter wird die Anlage. Es geht nicht gut an, beim Rigolen sparen zu wollen. In einem seicht rigolten Boden hat die Rebe eine viel geringere Dauer. Die Tiefe der Grube wird am besten in deren Mitte gemessen. Die Sohle der Gräben sei eben. Diese werden daher an Stellen, wo Erhöhungen vorkommen, tiefer, bei Vertiefungen seichter erscheinen. Dies gleicht sich aber nach dem Planieren aus. War der Boden sehr mager und hat man ihn vorher nicht entsprechend vor- bereiten können, so kann bei genügender Menge von Dünger derselbe eingearbeitet werden. Besonders ein nicht vollkommen verrotteter Dünger möge doch nicht auf die Sohle des (irahens, sondern auf den zweiten Stich etwa 30 cm. tief untergebracht werden. Das Hinarbeiten von Laubbauschen, Reisig etc. beim Rigolen ist ein Luxus, der mitunter sogar nachthcilig werden kann. Beim Rigolen soll auch strenge darauf geachtet werden, dass Engerlinge und ähnliches Gewürm sorgfältig zusammengeklaubt wird. 3. Ableiten des Grundwassers (Drainage). Die Rebe, namentlich die amerikanische ist gegen übermässige Nässe im Hoden äusserst empfindlich. Die gar so häufigen und schädlichen Erdabrutschungen in den Weingärten werden auch von stauender Nässe verursacht. Um diese argen Übelstände zu beheben, ist eine zweckmässig durchgeführte Drainage unbedingt nothwendig. Wo nur einzelne Quellen im Gelände Nässe verursachen, können dieselben ziemlich einfach und billig zumeist durch kurze Gräben abgeleitet werden. In der Mitte der nassen Stelle wird ein Schacht ausgegraben, mit einer Trockenmauer von Steinen ausgefüttert und das Wasser durch einen entsprechenden Graben abgeleitet. Mitunter genügt es auch, eine etwaige undurchlässige Schichte bis zur nächsten durchlässigen z. B. bis zum Schotter etc. zu durchbrechen. Wo aber das ganze Grundstück nass ist, wie es doch zumeist in Niederungen oder sehr flachem Gelände vorkommt, da soll schon eine regelrechte Drainage ausgeführt werden. Dabei mögen folgende Grundsätze gelten: 1. Je tiefer die Gräben angelegt werden, desto besser wird der Erfolg sein. Der Grundwasserspiegel möge wenigstens so viel tiefer gelegt werden, dass die untern Wurzeln nicht zu bald in eine feuchte Schichte reichen. Die Gräben mögen daher wenigstens 1'5 m. tief ausgehoben werden. 2. Bei nicht zu starken Steigungen, welche bei derart zu entwässernden Grundstücken überhaupt selten vorkommen, legt man die Gräben in das stärkste tiefälle, so dass das Wasser schnell abfliessen kann und dasselbe von beiden Seiten gleich weit angesogen wird. Bei starkem Gefälle und abschwemmbarem Boden ist doch die Gefahr des Ausreissens vorhanden und wird man die Drainagegräben lieber etwas schief stellen z. B. mit einem Gefälle von etwa 4%. 3. Die Graben werden so dicht angelegt, dass dadurch das ganze Grundstück entwässert wird. Der Zwischenraum derselben richtet sich, abgesehen vom Zustande des Hodens, nach deren Tiefe Sie ziehen das Wasser von beiden Seiten an. Im Durchschnitt gelte der Grundsatz, dass der Zwischenraum gleich der zehnfachen Tiefe sein kann. Je tiefer die Grüben, desto weniger braucht man davon. Etwa 2 m tiefe Gräben können in Zwischenräumen von circa 20 m angelegt werden. In undurchdringlichem Lehmboden oder Böden aus sehr feinem gut gesetztem Sande muss der Zwischenraum natürlich enger werden als in durchlässigen Bilden. Würden derartige Gräben offen bleiben, würde zuviel Bodenfläche verloren gehen z. B. bei 2 m tiefen Gräben circa 5 ma auf je einen laufenden Meter. Es werden daher Drainröhren eingelegt. Wenn die Röhren in der Nähe zu haben sind, kommt die Drainage mit diesen am billgsten zu stehen. Doch haben sie den Fehler, dass die Wurzeln zu leicht in dieselben einwachsen und sie verstopfen, was durch einen grösseren Durchmesser oder sehr tiefes Einlegen und andere Mittel verhindert wird. Der Weinbauer hilft sich zumeist mit Steindohlen aus Steinen, welche er ohnehin zumeist beim Rigolen gewinnt, oder mit Faschinen. In den ausgehobenen Gräben werden dickere Steine längs der Seiten, darüber aber mehr flache Steine so gelegt, dass ein kleinerer Kanal entsteht. Darüber kommen nun ca. 30 cm dick kleinere Steine oder Kohlenlösch (wo das zu haben) aufgeschüttet, über diese Aufschüttung legt man Rasenzicgel mit dem Rasen nach unten und nun wird der Graben mit Erde zugeschüttet. Hat man keine Steine zur Verfügung, so kann man sich mit Faschinen helfen oder werden in den Gräben in Entfernungen von circa 30 cm starke Holzgabeln aufgestellt und darüber Gestrüpp und ähnliches Material gelegt. Wo Steine bei der Hand sind, kostet der laufende Meter einer solchen Drainage circa 34 bis 58 Heller. Mit 80—120 Kronen beiläufig lässt sich derartig ein ein Joch grosses Grundstück entwässern, eine ganz kleine Ausgabe im Verhältnis zu den erreichten Vorthcilcn, namentlich dem besseren Gedeihen der Reben und der Sicherheit vor Abrutschungen. Und gerade die letzteren machen in frisch rigolten Weingärten am meisten Schaden, sei es infolge unvernünftigen seltsamerweise noch immer zu häufigen Rigolens längs dem Gefälle oder infolge grösserer Ansammlung von Wasser im Untergrund durch den auinahmsfähigeren gelockerten Boden. — 9 — Diu Drainage wird am besten schon vor dem Rigolen durchgeführt, und beim spateren Rigolen werden die Sohlen der einzelnen Ri-golgriiben gegen die Drainagegräben zu, einigermassen geneigt gemacht. Dies fördert den, besonders bei undurchlässigen Böden gewichtigen Umstand, dass sich eher Kanälchen gegen die Draingräben bilden, durch welche das Wasser beständig gegen dieselben abgezogen wird. 4. Oberirdische Ableitung des Niederschlagswassers. Grosse Bodennässe ist aus vorangeführten Gründen den Weingärten sehr schädlich. Das Niederschlagswasser, welches oberirdisch abfliesst, ist aber auch nicht gar unschuldig. Ks schadet namentlich bei starken Güssen durch Abschwemmungen und zwar desto mehr, je feinerdiger der Hoden ist, je meiner sich gesetzt hat, je weniger Wasser er aufnehmen kann. Dieser Übelstand äussert sich in rigolten Böden immer ärger, je mehr sich der Boden gesetzt hat, je älter die Anlage wird und muss unbedingt behoben werden, sonst werden die veredelten Amerikaner bald nur mit den untersten Wurzeln noch daran hängen. Beim Ableiten des Niederschlagswassers beherzige man folgende Grundsätze: 1. Man verhindere unbedingt, dass sich viel Wasser ansammeln kann, durch entsprechend dicht angelegte Quergräben. 2. Das in den Quergräben gesammelte Wasser muss unschädlich aus dem Weingarten abgeleitet werden in grössere Abiaufgräben, welche am besten mit grösstem Gefälle vom Fusse gegen den Scheitel des Berges zu angelegt werden. 3. Die Erde, welche das Wasser dennoch abgeschwemmt hat, muss zurückgehalten werden. Dies geschieht, falls die Quergräben beinahe horizontal angelegt werden oder mit Hilfe von Fanggruben. Figur t. — 10 — Kleine Quergräben, etwa wie Furchen, können auch noch nachher, wo die Reben schon ausgesetzt sind, angelegt werden und zwar je mehrere desto besser. Mit diesen verhindert man, dass zu viel Wasser zusammenkommt, welches, je mehr gegen den Fuss, durch desto grössere Masse desto mehr Erde mitreissen würde. Unbedingt vor dem Setzen werden doch je nach dem Gefälle und der Feinerdigkeit des Hodens in Zwischenräumen von je 20 bis 50 m ordentliche Quergräben angelegt, welche auch grössere Mengen Wasser fassen und langsam, nachdem sich die angeschwemmte Erde gesetzt hat, in die Abzugsgräben ableiten können. Am regel-mässigsten werden sie angelegt, falls man sie in einer gewissen Höhendifferenz z. B. je 5 m anordnet und dann in den bezüglichen Schichtenlinien aussteckt. Diese Gräben leisten auch gute Dienste als Communications-mittel lind dienen als Wege. Sie sollen geräumig sein, dass das Wasser auch bei starken Güssen nicht lrigur 2. überlaufen kann. Sie sollen aber auch ein ganz geringes Gefälle haben, auf 10 m Länge genügen 5—10 cm (iefälle. Bei diesem geringen Falle beruhigt sich das zuströmende Wasser in diesen Gräben und lässt die angeschwemmte Erde zurück. Bei starkem Gefälle würde die angeschwemmte Erde mitgerissen, wie auch die Sohle der Gräben ausgerissen werden. Gleichmässiges Gefälle kann aber nur mittelst einer Abwäglatte oder irgend einem einfachen Geräthe zum Nivellieren eingehalten werden. Einfach nach dem Auge lässt sich dies nicht leicht machen. Wo Steine zur Verfügung stehen, werden diese Gräben an der unteren Seite mit Stützmauern befestigt Figur 1. Wo keine Steine vorhanden, wird die Böschung unter denselben mit Rasen befestigt. Stützmauern haben den mit bedeutenden Vortheilen verbundenen Zweck, das (iefälle zu verflachen. — 11 — Wurden Stützmauern angelegt, so steckt man die Sohle derselben vollkommen wagrecht ab. Das Gefälle wird in der Mauer selber hergestellt, indem man dieselbe von der Mitte aus nach beiden Seiten etwa 1/a °/„ abfallend macht. Die Mauern müssen ordentliche Fundamente haben, daher wird die Erde bis zum festen gewachsenen Hoden ausgehoben und nach der oberen Seite geworfen, so dass sie hinter die Mauer zu liegen kommt. In Weingärten werden zumeist Trockenmauern wegen deren grösserer Billigkeit und Wasser-durchlässigkeit aufgeführt. Mörtelmauern in Weisskalk oder hydraulischem Kalk werden bei weniger dauerhaften Steinen am Platze sein. Bei den Mörtelmauern müssen doch auf je l-5 ina Fläche Wasserabzüge, am besten durch eingemauerte Thonröhren, belassen werden. Zum Mauern der Fundamente nehme man die grössten und schwersten Steine. Auf der Bergseite wird die Mauer senkrecht aufgeführt und wird nur auf der Luftseite scarpirt (geneigt gemacht). Diese Neigung ergibt sich durch die Verschiedenheit in der Dicke am Fusse und am Scheitel der Mauer. Am Fusse soll dieselbe doppelt so dick sein als am Scheitel. Je höher die Mauer wird, desto dicker rnuss sie sein. Am besten ist ftlr Trockenmauern das Verhältnis, dass die Stärke an der Sohle die Hälfte der Höhe ausmacht. Wo es etwa wegen Mangel an Material nicht angeht, durchaus dicke Mauern zu machen, so werden wohl auch schwächere aufgeführt und in gewissen Abständen mit Strebepfeilern verstärkt. Eine 2 m hohe Mauer wird unten beispielsweise 70 cm oben 35 cm dick gemacht. Nach oben wird die Mauer mit Erde oder Rasen oder grossen Decksteinen, die man mit Hilfe von Krde unter denselben auf der Mauer ausgleicht, abgeschlossen. Die Mauern ragen über das obere Erdreich empor, um das Gefälle zu verflachen und Verden hinter demselben die Wassergräben angelegt, indem man etwas Erde an die Mauer anzieht. Die Abiaufgräben werden circa 50—100 m weit auseinander angelegt. Bei unregelmässigem Terrain kommen sie in die Mulden, in welchen ohnehin schon von Natur aus das Wasser zusammenfliesst. Sie werden geradeaus vom Fusse des Berges zum Scheitel ausgeführt. Solche Gräben müssen natürlich genügend geräumig sein, dass sie das ganze Wasser fassen können. Im oberen Tlieile, in welchem sich noch wenig Wasser ansammelt, können sie mehr seicht sein. Man mache sie circa 30 cm tief und 1 m breit, da können sie, 12 — besonders wenn das Gelände nicht sehr steil ist, einfach mit einer Rasennarbe bedeckt sein. Im unteren Thcilc jedoch, wo schon viel Wasser zusammenkommt, sollen solche Gräben doch geräumiger, tiefer und deren Wandungen wie auch die Sohle besonders in steileren Gcländcn mit Steinen befestigt sein. Wo keine Steine zur Verfügung sind, können in solchen Gräben auch gut imprägnierte Holzbalken ähnlich wie Stufen quer gelegt werden, über welche sodann das Wasser ohne Schaden cascadenartig fliesst. Solche Gräben dienen auch zur Communication als Wege, eine bequeme Anordnung von Stufen in denselben ist also überhaupt sehr zweckdienlich. Da sie ziemlich Platz einnehmen, wodurch eine Reihe Reben ausfällt, kann der Raum dadurch ausgenützt werden, dass er mit Dachlauben überdeckt wird. Figur 2. Hei starken Güssen, namentlich wenn die Horizontalgräben etwas zu steil sind, könnte doch immerhin etwas Erde abgeschwemmt werden, es ist daher angezeigt, an passenden Stellen so z. B. an den Enden der Horizontalgräben Fanggruben anzulegen. In kleineren Weingärten oder kleinen Abtheilungen namentlich in solchen, welche an der Strasse liegen, genügen die als Wege benützten Gräben vollkommen. Aber auch an solche muss man bequem und billig verschiedene Materialien auf Fahrwegen oder mit anderen Mitteln zubringen können. Hei grossen Coniplexen wird aber 5. Fahrwege. Figur 3. ein rationeller Weinbauer dafür sorgen, dass er innerhalb des Weingartens selber grössere Lasten bequem und billig transportieren — 13 — kann. Dazu leisten bequeme Fahrwege vorzügliche Dienste. Sic verbilligen den Betrieb ausserordentlich, da sie das Zufuhren des Düngers und anderer schwererer Materialien ermöglichen. In abschüssigen Lagen werden die Fahrwege in Serpentinen so angelegt, dass sie auf 10 m Länge höchstens 1 m fallen. Man wird wohl besser thun, geringere Steigungen zu wählen, da bei einer 10% Steigung bei normaler I^eistung leichtes Zugvieh seine normale Zugkraft beinahe für den leeren Wagen aufbraucht und sich für die aufgeladene Last abnormal anstrengen muss. Ks wäre besser eine höchstens 8% Steigung einzuhalten. In den Krümmungen a a und in gewissen Zwischenräumen bb müssen wagrechte Strecken, Ruheplätze angelegt werden damit das Zugvieh dort ausschnaufen kann. Haben die Wege nur eine Fahrbahnbreite von 2-5—3 m, wie sie für Weingartenwege genügt, so müssen in gewissen Distanzen bei +5 m breite Ausweichplatze b Fig. 4 und an passenden Stellen Abladeplätze für Dünger. Stecken etc. wie in Fig. 4 c angeordnet werden. Die Fahrbahn sei gegen die Bergscitc zu geneigt und an dieser Seite wird das Regenwasser mittelst Grabens abgeleitet. Damit die Fahrstrasse möglichst billig wird, soll sie sich eng dem Terrain anschlicssen, um zu viele Erdarbeiten, Mauern etc. an derselben zu ersparen. Man arbeite daher sorgfältig "mit dem Nivellir-instrument oder der Wasserwage und den Absehkreuzen. Wo es nicht angeht, Fahrwege anzulegen, hilft man sich mit Aufzügen. Die einfachsten wären solche auf Drahtseil. — 14 — 6. Anlage von Schutzmauern und Schutzpflanzungen. Eine wenn auch sonnige Lage ist nicht immer die lieste, wenn Winde, namentlich kalte Winde über dieselbe hinstreichen können. Wo viel Steine beim Rigolen herausgebrochen werden, würde sich auch sehr empfehlen, falls diese gegen die Windseite in Form von Trockenmauern aufgeschichtet werden möchten. Die Wärmeverhaltnisse, daher die Güte des Weines würde sich viel besser gestalten. Ahnliches kann man auch durch Schutzpflanzungen erzielen. Es lehrt die Erfahrung, dass durch Anpflanzungen geschützte Lagen bedeutend besser sein können als solche, welche frei vom Winde bestrichen werden können. 7. Das Planieren. Der rigolte Hoden wird vor dem Auspflanzen der Reben schön geebnet. Dabei achtet man darauf, dass der gelockerte Boden überall gleich tief bleibt und dass Bodensenkungen möglichst gut ausgefüllt werden. Wird im Herbste rigolt, lüsst man die beim Rigolen entstandenen Kämme über Winter, damit der Frost auf eine grössere Erdoberfläche einwirken kann. Planiert wird erst im Frühjahre. II. Das Setzen. 1. Abzeilen vor dem Setzen. Vor dem Abzeilen wird man wohl überlegen, wieviel Raum man jedem Stocke anweisen soll. Dies richtet sich je nach den Verhältnissen. Die Reihenentfernung gehe nie unter 1 m. In der Reihe sollen namentlich auf amerikanische Unterlagen veredelte Reben auch nicht unter ein Meter kommen. Wo infolge der Güte des Bodens eine stärkere Entwicklung des Stockes zu gewärtigen ist, gehe man lieber mit den Reihen 1.20 m—1-30 auseinander. Sollen da die Reben nur auf Zapfen geschnitten werden, kann man eine Stockweite von beiläufig 1 m beibehalten. Beabsichtigt man eine längere Erziehungsart oder Schnittmethodc, rücke man auch mit der Stockweite auseinander. In trockenen, heissen Lagen, bei schwächerwüchsigen Sorten, niederer, mehr kurzer Erziehung, wo zur rechten Zeit durch zweck- — 15 — m.'issige Laubarbeiten der Weingarten mehr licht gehalten wird, könnte so eine Stock- aber auch Reihenweite eine Platzverschwendung sein, die sich darin mit der Zeit ungünstig äussern müsste, dass bei der I iearbeitung einer grösseren Fläche dieselbe auf weniger Stöcken doch weniger Ertrag abgeben würde. Strebt man bessere Qualitäten an, wird man wohl auch jedem Stock«; mehr Platz gönnen. Beab= sichtigt man den Weingarten mit Gespanngerathen zu bearbeiten, gehe man mit den Reihen auch nicht unter 1-3U m. Diese Bestimmung des Raumes für die Stöcke verlangt daher ein bedächtiges Oberlegen für jeden speciellen Fall und soll nicht nach einem Schema geschehen. Bei amerikanischen Unterlags-Rebcn möge man wohl auf deren stärkere Wurzeln auch Rücksicht nehmen. Beim Abzeilen wird zu allererst die Reihenrichtung bestimmt. In ebenem Gelände oder bei reinen Sttdlagen halte man die Mittagslinie, die Linien des Meridians, die Richtung vom Norden gegen Süden ein. Die Mittagslinie wird mittelst Compasses gefunden, oder nach dem Schatten den ein senkrecht aufgestellter Pfahl genau zu Mittag fällt. Der Vortheil dieser Mittagslinic ist der, dass sich die Stöcke während der heissesten Mittagszeit beschatten, der Boden doch vollkommen von den Sonnenstrahlen getroffen und erwärmt wird, was ziemlich hoch zu veranschlagen ist. In nicht zu steilem (ielände werden die Reihen auch senkrecht auf das Gefälle quer über den Abhang gezogen, damit die Erde bei der Bodenbearbeitung nicht nach unten gezogen wird. Werden da zwischen den Reihen noch Furchen ausgehoben, so ist man auch gegen das Abschwemmen sehr gut geschützt. Wo mit (iespanngeräthen gearbeitet werden soll, muss unbedingt diese Reihenrichtung eingehalten werden. In steilem Gelände lege man doch die Reihen oder Arbeitsrichtung in das stärkste Gefälle vom Fusse des Berges gegen den Scheitel zu. Ist das Terrain ungleichmässig. weist es tiefe Mulden und erhöhte Nasen auf, ändert es das Gefalle nach verschiedenen Richtungen, da halte man sich auch nicht engherzig an eine bestimmte Reihcnrichtung, sondern man richte sich nach dem Terrain und passe die Reihenrichtungen dein Gefälle nach verschiedenen Seiten an. Nachdem diese Linien lOrdinaten) ausgcstcckt sind, werden rechtwinklig auf dieselben Leitlinien (Abscissen) errichtet, in Zwischenräumen beiläufig so weit, dass man mit den Abzeilschnürcn von einer bis zur anderen dieser Leitlinien reichen kann. In diesen Linien werden die Reihenentfernungen — 16 — z. B. mit Pfählen markirt. Man braucht nun nur an je zwei cor-respondierenden Punkten zwischen je zwei solchen Leitlinien eine Alizeilschnur zu spannen und an den Marken Pfähle einzusetzen. Als Ausgangspunkt einer neuen Reihe wird entweder die Marke an der Leitlinie (Abscisse) genommen, wobei sich die Querreihen mit den Längsieihen rechtwinklig schneiden, nach jeder Richtung gerade verlaufen werden, oder, was zweckmässiger ist, der Rand des Horizontalgrabens, wobei die Querlinien mehr mit den Schichtenlinien des Terrains zusammenfallen. Beim Abzeilen braucht man stärkere Schnüre, Abzeilschnürc. Solche sind für diesen Zweck in der Hand eines geschickten Arbeiters recht gut und es ist ein mttssiges Unternehmen, besseren Ersatz hiefür erfinden zu wollen. Die Stockwcite beziehungsweise Reihenweite wird auf den Schnüren am besten mit feinem verzinntem Draht, den man an den betreffenden Stellen, welche man vorher mit Tinte bezeichnet hat durchsteckt und fest umwindet oder mit eingezogenen färbigen Wollfäden, oder farbigen Bänder etc. markirt. Beim Gebrauche dieser Schnüre möge man nur aufpassen, dass sie nicht nass werden und dass man sie immer gleich-mässig spannt. Beim Abzeilen vermeide man nach Thunlichkeit kürzere Reihen, sogenannte Zwickel zu gewinnen. Die Form der Grundstücke ist zwar selten ganz regelmässig. Ist der Unterschied zwischen der unteren und der oberen Seite nicht gross z. B. dass die untere Seite bei 100 Reihen um 10 m länger wäre als die obere, so kann man diese 10 in auf die 100 Reihen vertheilen, indem man sie unten einfach zu je 10 cm breiter macht. Würde man jedoch die Reihen über 10 m verbreitern müssen, so legt man lieber kürzere Reihen ein. Es gibt noch viele Methoden des Abzeilens, doch die beschriebene ist die zweckmässigste. Als Abzcilpfählc kann man schwächere billigere Pfähle nehmen. Bei Pfählen aus alten Weingärten, die man zu dem Zwccke benützt, sei man doch vorsichtig, besonders wenn in den alten Weingärten Wurzelfäule gehaust hat. In diesem Falle ist es angezeigt, solchc Pfähle unten anzubrennen oder sie wenigstens ziemlich weit frisch zuzuspitzen. Man möge wohl stets den praktischen Zweck vor Augen haben, schöne gerade Linien in der Rcihcnrichtung, gleichmässige Ver-theilung des Raumes für die einzelnen Stöcke, leichtere Bearbeitung, — 17 — besonders bei ungünstigen klimatischen Verhältnissen bessere Ausnutzung der Sonnenwärme etc.; auf die Schönheit der Querlinien kann man doch wohl verzichten, diese lassen sich ohne nutzlose Opfer überhaupt nicht lange in ihrer Schönheit erhalten. 2. Wann wird ausgepflanzt. Je zeitlicher man setzt, desto besser. Der Boden soll aber dazumal nicht zu kalt, besonders nicht gefroren sein. In noch zu nassen Boden setzen, taugt auch nicht. Ist der Boden schon früher vorbereitet, kann man auch mit Vortheil im Herbste setzen. Aus der Rebschule werden die Setzlinge ausgegraben, ehe sie in Saft kommen. Kann man sie nicht sofort pflanzen, so werden sie am besten in einem kühlen Keller in Sand gut eingeschlagen. Da werden sie nicht zu früh austreiben. Im Nothfallc kann man noch anfangs Juni die Reben aus der Rebschule nehmen und übersetzen, wenn sie auch schon ziemlich lange Triebe haben. Einer dieser Triebe wird beim Übersetzen auf ein Auge eingekürzt, die übrigen ganz beseitigt. Allein mit diesem späten Übersetzen ist mehr Risico verbunden, besonders wenn die Reben lang ausgetrieben haben, das Anwachsen ist dann doch schwächer, es bleibe daher nur ein Nothbehelf, hauptsächlich zu etwa erforderlichem Nachsetzen. Man mache sich bei der Neuanlage überhaupt zum Grundsatz, gediegen vorzugehen, sich nicht auf Zufälligkeiten zu verlassen. 3. Was für Setzlinge setzen wir ? In unseren Verhältnissen wird heutzutage ein vernünftiger, für die Zukunft wohl bedachter Weinbauer nur veredelte, gegen Reblaus widerstandsfähige, für den bezüglichen Boden passende amerikanische, sehr gut verwachsene und bewurzelte Reben setzen. So erreicht er am schnellsten, sichersten und relativ billigsten sein Ziel. Bezüglich des Alters der Setzreben möge der Umstand beherzigt werden, dass junge sicherer und besser anwachsen, als ältere. Altere fangen zwar früher zu tragen an, doch werden sie mit Erfolg nur in einem guten humosen Boden, bei entsprechender Vorsicht, bei möglichster Schonung des Wurzelapparates übersetzt. Im Weingarten, wo man viele tausend Reben auszusetzen hat, wäre solch eine kostspielige, zeitraubende Vorsicht kaum möglich und am Platze. In die Wein- — 18 — gärten werden wir am besten ein oder höchstens zweijährige veredelte Reben setzen, also solchc, welche von im vorigen Frühjahre veredelten Schnitt- oder einjährigen Wurzelreben entstanden sind, oder zweijährige, im zweiten Jahre grünveredelte Stupfer. Besonderes Gewicht lege man ilarauf, dass die Setzreben wohl bezüglich der Verwachsung und Bewurzelung, sowie Frische vollkommen tadellos sind. Man suche unter dem (Juten noch das Bessere aus, sonst hat man Enttäuschung, nutzlose Mühe, Auslagen und Zeitverlust. Die Verbindung muss derart sein, dass man voraussetzen kann, dass sich genügend Gewebe ausbilden können, um den Verkehr zwischen Edelsorte und Unterlage zu vermitteln. Abgestorbene Schnittflächen von der Veredlung können nie verwachsen, es können sich die weiteren Gewebe nur aus dem das Edelreis und die Unterlage bereits verbindenden Gewebe weiter entwickeln. Was die Länge des Wurzelstammes anbelangt, so wird man wohl am besten bei dem von altersher üblichen Masse wenigstens in den steileren Abhängen bleiben. Wir haben doch bereits ältere, prächtige Bestände, welche mit nach altem Mass zugeschnittenen Unterlagen angepflanzt worden sind, diese haben auch bezüglich der Dauerhaftigkeit ziemlich die Feuerprobe bestanden. Wozu sollen wir auf einmal zu den kurzen Reben mit ihren problematischen Vor-thcilen übergehen? Angezeigt ist es auch, die Reben zu sortieren und die schwächeren zusammen, die stärkeren, besser bewurzelten, zusammen auszupflanzen, damit bei allen die Kraft im Kampf ums Dasein im Gleichgewicht erhalten wird. Bezüglich der Unterlagssorten wähle man stets die für den bezüglichen Boden passenden Sorten, in unseren Verhältnissen vorwiegend Riparia portalis. Was die edlen Sorten anbelangt, so lasse man das übliche Anlegen ganzer Sortimente und beschränke sich auf wenige den Verhältnissen am besten anpassende Sorten, dabei am meisten die an Ort und Stelle schon gemachten Erfahrungen berücksichtigend. Man lasse sich nicht zu sehr von den Anpreisungen einer an Ort und Stelle unbekannten Sorte verleiten, bevor man concrete Erfahrungen gesammelt hat. — 19 — 4. Vorbereitung der Setzreben vor dem Auspflanzen. Ein guter Erfolg setzt die Bedingung voraus, dass die Setzreben möglichst frisch erhalten werden. Je saftiger sie bleiben, desto sicherer und besser werden sie anwachsen. Die Wurzel ist ein für den Moden, durch welchen sie gegen Trockenheit und Kälte geschützt wird, bestimmtes Organ. Die Natur hat sich daher nicht veranlasst gefunden, es gegen diese Unbilden durch Ilüllen zu schützen, wie sie es beim Stamm durch die Borke gethan. Der Pflanzenzüchter wolle dies wohl zur besonderen Kenntnis nehmen. Schon beim Ausgraben aus der Rebschule möge man die Wurzeln sofort mit Erde bedecken. An frostigen Tagen möge man sie überhaupt nicht ausgraben. Müssen die ausgegrabenen Reben bis zum Auspflanzen in den Weingarten durch längere Zeit aulbewahrt werden, werden sie in einem kühlen Räume derart in den Sand eingeschlagen, dass alle Wurzeln möglichst vollkommen von diesem umgeben werden, ohne dass Lufträume verbleiben. Am besten ist es, die Bündel aufzubinden und auszubreiten oder nur oben locker zusammenzubinden und die unteren Theile ordentlich ausbreiten. Damit die Wurzeln nicht schimmeln, kann man sie auch mit ein wenig Holzkohlenpulver bestreuen. Sehr angezeigt ist es, die Setzreben 2—3 Tage vor dem Setzen in Wasser oder in einem dünnen Brei von Wasser, Kuhfladen und Lehm einzustellen. In den Weingarten dürfen sie auf keinen Fall unbedeckt im trockenen Winde oder in der Sonne transportiert werden, sondern wenigstens in nasse Tücher gut eingewickelt. Beim Setzen passe man auf die Arbeiter besonders auf, damit sie nicht auf einmal mehrere Setzreben aus dem Lehmbrei, in welchem sie stecken, herausnehmen und bis diese in den Boden kommen, lange Zeit in der Sonne und im Winde herumschleppen, vielmehr sollen sie diese in handlichen mit Lehmbrei gefüllten Gewissen oder wenigstens in nasse Tücher gehüllt mittragen. Gar viele Reben kommen in Neuanlagen schlecht weiter und viele Weinbauer haben 2* Figur 6. — 20 — grossen Schaden, weil sie solche scheinbare Kleinigkeit übersehen. Vor dem Setzen werden die Setzlinge auch entsprechend beschnitten (Fig. 6.) Den Trieb schneidet man auf zwei Augen zurück. Eins davon ist gut entwickelt, das untere zweite ist beinahe unsichtbar. Beim Beschneiden der Wurzeln trachten wir die Fusswurzeln besonders zu kräftigen, die sind, als gegen Frost und Dürre am sichersten. am wichtigsten, werden aber von den oberen günstiger gestellten bcnachtheiligt. Wir schneiden daher alle Scitcnwurzeln glatt weg. Die Fusswurzeln lassen wir doch je länger, desto besser. Je dünner und jünger der Theil dort ist, wo wir die Wurzeln einkürzen, desto mehr haben sie das Vermögen, frische Wurzeln, Adventiswurzeln, zu treiben, desto sicherer und besser wächst die Rebe an. Doch gar zu lange Wurzeln erschweren das Setzen. Alan halte daher ein vernünftiges Mass ein und kürze die Wurzeln auf circa 10—15 cm. Dieses Zuschneiden soll aber nicht im Weingarten selber, in Wind und Sonne geschehen, sondern zu Hause, im kühlen feuchten Keller, am besten, che man sie in den früher erwähnten Lehmbrei eintaucht. 5. Das Setzen. Am besten wird in Gruben gesetzt. Diese werden mit schmalen Setzhauern gegraben. Die Gruben braucht man nicht zu breit zu machen, die breiten vertheuern unnöthigerweise die Arbeit. Sic sollen aber etwas tiefer sein als die Setzreben lang sind. Wo sehr tiet rigolt worden ist, so dass die fruchtbare Ackerkrume zu tief untergebracht wurde, dort ist auch zu befürchten, dass die Reben mit ihren Wurzeln nur in den todten Boden kommen. In dem Falle werden absichtlich tiefere Gruben ausgehoben, in welche etwas Compost oder fruchtbare Erde geschüttet wird. So verbinden wir die Wurzeln mit dem tiefer vergrabenen fruchtbaren Boden. Vor dem Pfahle soll die Wand der Grube möglichst scnkrecht sein, damit man die Sctzrebcn senkrecht vor dem Pfahl setzen kann. Unter die Wurzeln kommt etwas gut verrotteter Compost. Unzcrsetzter Dünger passt daher in keinem Falle. Auf den — 21 — Compost kommen clie Setzlinge genau vor dem Pfahl senkrecht und so tief, dass die Veredlungstelle in die Ebene der Erdoberfläche kommt. (Fig. 7). Schiefes Setzen hat keinen Sinn, fördert nur die Wurzelbrut und hat noch ungleichmässige Bcwurzelung zur Folge. An Stellen, wo man erwartet, dass die Erde abgeschwemmt wird oder sonst wie weg kommt, setzt man tiefer, an Stellen, wo voraussichtlich der Boden wachsen wird, seichter. Die Wurzeln werden schön ausgebreitet, werden mit guter, feiner Erde oder besser mit Compost zugeschüttet und fest angedrückt. Sehr schädlich sind den Wurzeln Hohlräume um dieselben, daher muss man von unten auf gut andrücken. Hat man Wasser bei der Hand, kann man die Reben auch gut einschlemmen, sobald die Gruben etwa halb voll sind, was den Zweck hat, die Erde besser an die Wurzeln zu bringen. Nachdem die Grube vollkommen zugeschüttet ist (ein Andrücken ganz oben hat keinen Zweck) wird noch über den oberen Theil der Rebe, welcher aus dem Boden guckt, circa 2 cm dick feine Erde angehäufelt, sonst trocknen die zarten Triebe beim Antreiben der Rebe gerne ab. Beim Setzen mit Stallmist zu düngen ist nicht gerade zweckmässig. Nur in sehr mageren Böden und beim Mangel an Compost wird mit altem, gut verrotteten Stallmist gedüngt. Die Grube wird zuerst bis zur Hälfte zugeschüttet, die Erde etwas angezogen und so, nicht direct an die Reben eine schwache Gabel voll Mist gegeben und gut angetreten. Die junge Rebe, welche sich erst einwurzeln muss, kann ja doch keine grossen Diingcrmengcn brauchen. Gewöhnlich wird erst im nächsten Herbst nach dem Setzen ordentlich mit Stallmist gedüngt. Bezüglich des Compostes ist aber auch eine grosse Vorsicht rathsam. In selben legen die Maikäfer mit Vorliebe ihre Eier und so werden die Engerlinge öfter namentlich nach Flugjahren in die jungen Weingärten übertragen, wo sie riesigen Schaden anrichten können. Daher heisst es, den Compost vor der Verwendung ordentlich umarbeiten. III. Arbeiten in den ersten Jahren nach dem Setzen. a) Im ersten Jahre. i. Aufräumen. Sobald sich nach dem Setzen ober den Reben eine harte Kruste bildet, welche den Durchbruch der jungen Triebe hindern könnte, wird vorsichtig gelockert, doch aufgepasst, dass die zarten gelben Triebe noch nicht ungedeckt bleiben. Solche Triebe sind äusserst empfindlich und würden bald eintrocknen. Ein zu frühes Aufräumen kann daher grossen Schaden bringen. Sobald aber die Triebe genügend erstarkt sind, wird so weit aufgeräumt, dass die Vercdlungsstelle frei wird, sonst würde sie bald Wurzeln treiben, was auch sehr schädlich wäre. Jene Reben, welche nicht austreiben wollen, werden aber so tief aufgeräumt, dass die Unterlage allenfalls aus einem tieferen Knoten austreiben könnte, um im nächsten Jahre einen Trieb davon grün veredeln zu können. 2. Nachsetzen. Ilat man in der Rebschule oder im Keller noch vorräthige Setzlinge, thut man am besten, wenn man diese an die Stelle derjenigen, welche nicht anwachsen wollten, nachsetzt. Dieses Nachsetzen kann man noch bis in die erste Hälfte Juni fortsetzen. Man fährt dabei jedenfalls besser, statt zu warten, dass noch hie und da eine von den verspäteten zuerst ausgesetzten Reben austreibt. Diese würden ohnehin längere Zeit schwach bleiben, wenn sie überhaupt aufkommen, daher ist es jedenfalls besser, sie rechtzeitig herauszuwerfen. Wird schon im ersten Jahre nachgesetzt, so werden die ausgewählten nachgesetzten Reben in noch lockerem, unbeschatteten Boden und durch die kräftigen Wurzeln der älteren Nachbarreben noch nicht beeinträchtigt, besser gedeihen, als wenn man erst im nächsten Frühjahre oder sogar später nachsetzt. Auf diese Weise lässt sich ein lückenloser Bestand des Weingartens, das Ideal, welches jeder rationelle Weinbauer anstreben muss, erzielen. In der ersten Hälfte Juni lassen sich mit noch ziemlich gutem Erfolge sogar die Rehen aus der Rcbschule, wo sie bishin bereits ziemlich lang ausgetrieben haben, übersetzen. Die Triebe werden in dem Falle auf ein Auge zurückgeschnitten. Doch muss besonders darauf Bedacht genommen werden, dass sie beim Übersetzen ganz frisch bleiben. So übersetzte Reben holen im Wachsthume die erstgesetzten noch ein. Zum Nachsetzen lassen wir im Frühjahre beim Ausheben aus der Rebschule einige im vorigen Jahre eingelegte veredelte Reben oder vorjährige wilde, unveredelte Wurzclreben zurück. — 23 — 3- Bodenbearbeitung. Im ersten Jahre nach dem Rigolen hat man zwar nicht besonders mit dem Unkraut zu kämpfen, doch handelt es sich um eine öftere Lockerung des Hodens, damit die Reben gut gekräftigt werden. Es ist daher sehr angezeigt, auch in Neuanlagen im ersten Jahre dreimal zu hauen. 4. Ausbrechen und Anbinden der Triebe. Das Ausbrechen aller Triebe bis auf einen, natürlich den schönsten, fördert die Entwicklung des Stockes ausserordentlich. Auf diese Weise erzielt man einen kräftigen Trieb, mit einer grossen, gut entwickelten produetiven Blattfläche, welche auch die Ein-wurzelung fördert. Dieser eine Trieb ergibt im nächsten Jahre aber auch einen kräftigen Zapfen mit kräftigen Augen, was ein Weinbauer wohl zu würdigen wissen wird. Dieser Trieb wird aber noch besonders dadurch gestärkt, dass man ihn schön vertical auf den Pfahl aufbindet. Dadurch wird besonders die Geizbildung zurückgehalten, welche durch den Verbrauch von Baustoffen den Stock immer schwächt. Diese Behandlung der jungen Reben ist wohl viel zweckmässiger als das übermässige Düngen beim Setzen und andere gar oft versuchte Künsteleien. 5. Schutz vor Winterfrost. Frisch gesetzte Reben treiben naturgemäss viel später aus als ältere und die natürliche Folge davon ist die, dass die Triebe nicht so gut ausreifen können. Nicht gut ausgereifte Triebe sind aber gegen Winterfrost empfindlich. Aufgabe des Weinbauers ist es daher, sich durch einen zweckmässigen Schutz, welchen er seinen Pfleglingen gegen Winterfrost angedeihen lässt, vor etwaigem Schaden zu schützen. Dies erreicht er theilweise dadurch, dass er etwa anfangs October die Triebe circa 30 cm hoch abschneidet, dadurch fördert er die Reife der unteren Theile. Dann folgt das Zudecken wenigstens der unteren Augen mit Erde. Dies geschieht durch das Anhäufeln mit möglichst trockener Erde und erst unmittelbar bevor die stärkeren Fröste zu erwarten sind. Wird mit feuchter Erde angehäufelt, legt sich diese nicht ganz an und die Augen leiden, so auch durch zu frühes Anhäufeln. — 24 — b) Im zweiten Jahre nach dem Setzen. 1. Aufräumen. Die im Herbste angehäufelten Reben werden, nachdem die Gefahr der starken Fröste vorüber, unbedingt aber vor dem Schnitt aufgeräumt und zwar so weit, dass man auch die oberen Wurzeln, namentlich die an der Veredlungsstclle, abschneiden kann. 2. Düngung. Beim Setzen wird gewöhnlich nicht gedüngt. Die jüngeren Reben können grössere Mengen von Dünger ja doch nicht ausnützen. Gedüngt wird aber am besten in dem dem Setzen folgenden Herbste oder Frühjahre, um die Entwicklung des Stockes recht zu fördern. Im ersten Jahre werden die Wurzeln zumeist noch nicht sehr lang sein. Da ist es angezeigt, den Dünger noch an den Stock unterzubringen. Die Rebe wird ungefähr bis zur Hälfte aufgedeckt, sodann gibt man ihr je eine Mistgabel voll verrotteten Stallmist oder guten Compost, drückt diesen Dünger gut an und verschüttet ihn mit Erde. Ein zu frischer Dünger schadet. Düngt man mit Kunstdüngern, so nimmt man leichter lösliche, besonders dann, wenn erst gegen das Frühjahr zu gedüngt wird, so Supcrphosphat, schwefelsaures Kali und Chilisalpeter. Diese werden mit Erde durchgemischt und zu den aufgeräumten Reben 10—15 cm tief untergebracht und soviel verschüttet, dass um die Reben noch Grübchen bleiben, in denen sich das Regenwasser sammelt und die Düngemittel mehr zu den Wurzeln bringt. Wird Chilisalpeter angewendet, so wird er ja nicht im Herbste, sondern erst im Frühjahre gestreut. 3. Schnitt. Beim Schnitt werden vorher die Thauwurzeln abgeschnitten, namentlich jene, welche aus dem veredelten Theil hervorkommen. Von dem einen Trieb, der im vorigen Jahre auf jeden Stock gezogen wurde, wird je ein Zapfen von zwei Augen geschnitten. 4. Bodenbearbeitung. In dem dem Setzen folgenden Jahre wird die Haue bereits so ausgeführt als wie in älteren Weingärten. Die erste, die Karst- — 25 — haue, macht man tief, dieser folgt aber noch zwei- bis dreimaliges Jäthauen. 5. Nachsetzen. Ist nicht gleich schon im ersten Jahre nachgesetzt worden, oder wenn dennoch Lücken entstanden oder geblieben sind, so wird unbedingt in dem, dem Setzen folgenden Herbste oder Frühjahre nachgesetzt. In dem noch nicht zu sehr gesetzten und beschatteten Hoden werden diese nachgesetzten Reben noch gut gedeihen, gewiss viel besser als die im dritten Jahre nachgesetzten; die noch später nachgesetzten kommen aber kaum weiter, da sie durch die Wurzeln und den Schatten der Nachbarreben zu stark beeinträchtigt werden. Auf das Vergruben soll man sich aber bei schon veredelten Reben wenigstens in der ersten Zeit nicht ganz verlassen. 6. Ausbrechen und Anbinden der Sommertriebe. Auch in dem, dem Setzen folgenden Jahre wird man pro Stock am besten nur je einen Trieb sich entwickeln lassen, damit dieser besonders kräftig wird. Im Frühjahre wird pro Stock zwar je ein Zapfen mit je zwei Augen angeschnitten, doch eines von diesen zwei Augen dient nur zur Reserve, falls ein Auge nicht austreiben sollte. Ist der Stock jedoch besonders kräftig, so kann man aber auch im zweiten Jahre schon einige Triebe lassen, die übrigen werden ausgebrochen. Die belassenen Triebe beginnt man frühzeitig schön aufrecht an den Pfahl zu binden, damit die allgemeine Entwicklung, so auch die der Wurzeln fördernd. In diesem Jahre werden die Triebe schon sehr lang, man gebe daher schon im diesem Jahre den Reben normale Weingartenstöcke. 7. .Schutz vor Winterfrost. In diesem Jahre sind die Triebe bereits gut ausgereift und man hat bezüglich derselben viel weniger den Winterfrost zu fürchten. Doch wird man häufig gut thun, wenn man doch noch die jungen Reben mittefst Anhäufeins mit lüde schützt. Die Erde bei diesem Anhäufeln darf aber auf keinen Fall nass sein. — 26 — 8. Weinlese. Sind gut ausgewählte, kräftige Setzreben gesetzt worden, so geben diese bereits im zweiten Jahre einige Trauben, welche man aber wohl nicht als nennenswerten Iirtrag ansehen kann. c) Im dritten Jahre nach dem Setzen. 1. Aufräumen. Dies geschieht wie im vorhergehenden Jahre, so früh als es geht und so tief, dass die Thauwurzeln leicht beseitigt werden. 2. Düngung. Ist nicht bereits in dem dem Setzen folgenden Herbste, respect. Frühjahre gedüngt worden, so geschehe dies unbedingt jetzt für das dritte Jahr. Die Rebe beginnt nun zu tragen, man muss ihre Wurzeln besonders kräftigen, sonst wird sie bald schwach. 3. Schnitt. Zuerst werden die Thauwurzeln abgeschnitten, sodann wird pro Stock je ein Zapfen von 3—I- Augen angeschnitten. Aufstarken Reben, wie es zumeist die auf amerikanischen Unterlagen veredelten sind, auf denen man im Vorjahre je zwei oder mehrere Triebe gelassen hat, kann man auch mehrere Zapfen anschneiden. Doch sei man zu der Zeit noch immer mehr auf eine kräftige Entwicklung der Wurzeln als auf einen Ertrag bedacht. Die spätere höhere Ertragsfähigkeit und die längere Dauer der Stöcke wird den Ausfall an der Ernte im dritten Jahre bedeutend aufwiegen. Die Zapfen werden möglichst auf vorjährigem Holze angeschnitten, damit sie fruchtbar werden. 4. Bodenbearbeitung. Die Bodenbearbeitung wird ebenso wie in alteren Weingärten durchgeführt. 5. Ausbrechen und Aufbinden der Sommertriebe. Auser denjenigen Trieben, welche aus den Zapfen entspringen, werden alle übrigen bald ausgebrochen. Kommen je zwei Triebe — 27 — aus einem Auge, wird der schwächere aucli ausgebrochen. Die Zapfentriebe werden aufrecht gebunden. Für die im nächsten Jahre beginnende Erziehung lassen wir drei passende Triebe ganz, die übrigen können wir 3- -5 Augen ober dem Triebe einkttrzen, sobald sie Trauben haben, solche, welche keine Trauben haben, brechen wir ganz aus. 6. Schutz vor Frost. Im ditten Jahre sind die Triebe gerade so gut verholzt als wie die alten Reben, daher sie auch nicht mehr Schutz verlangen als die letzteren. Erscheint es jedoch zweckmässig sie zu schützen, geschieht dies mittelst Anhäulclns. 7. Weinlese. Im dritten Jahre tragen die Neusätze so viel, dass sie die Stecken bezahlt machen. Dies ist eine alte Regel schon vor Anwen-wendung der amerikanischen Unterlagsrcben gewesen. Auf den amerikanischen Unterlagen ist jedoch die Entwicklung eine raschere, daher kann unter Umständen die Lese im dritten Jahre ziemlich ergiebig sein. Die Güte dieses ersten Weines wird zwar durchaus nicht den Höhepunkt erreichen, denn die Güte des Weines steigt mit dem Alter der Anlagen. Dies ist dem Weinbauer seit jeher bekannt. Daher ist es eine Ungerechtigkeit gegen die amerikanischen Unterlagsreben, falls man. nach diesen ersten Erträgen urthei-lcnd, sie einer geringeren Qualität schuldig erklärt. IV. Erziehung und Schnitt. 1. Erziehung. Mit der Erziehung ist man bestrebt, der Rebe eine gewisse Form zu geben. Die Form hängt namentlich von der Länge und Lage des alten Holzes; von der Länge und Lage des Tragholzes und von der Art der Unterstützung ab. A. Altes Hol z. a) Die Länge des alten Holzes kann sehr verschieden sein. Im Interesse der Güte des Weines ist ein niederer Stock zumeist — 28 — vorzuziehen, daher kürzeres altes Holz. Unter unseren Verhältnissen wird am angezeigtesten sein, in den Weingärten das alte Holz circa 45 cm lang zu ziehen und durch zweckmässiges Verjüngen diese Länge einzuhalten. Auf Hecken wird das alte Holz natürlich länger gezogen. b) r^ige des alten Holzes: Bei kurzem alten Holze kann nur von der senkrechten Lage die Rede sein, längeres kann man doch in verschiedene Lagen bringen. Bei einer vertiealen Lage des alten Holzes, rcspect. Stammes, werden die Triebe am oberen Ende aus den höheren Knospen immer die stärksten sein, der tiefere Theil des Stammes bleibt mehr leer. Um in diesem Falle längs des ganzen Stammes fruchtbare kräftige Triebe zu erzielen, müssen die höheren Triebe eingekürzt werden. Bei wagrechter Lage des alten Holzes werden die Triebe am Ende wohl noch am stärksten sein, doch auch die Triebe an den Seiten entwickeln sich verhältnismässig kräftig, solch eine Lage des alten Holzes ist daher z. B. für Hecken, Spaliere, am zweckmässigsten. Je höher wir das alte Holz aus der Wagrechten gegen die Verticale nach aufwärts richten, desto stärker wird der Trieb gegen das Ende, je tiefer unter die Wagrechte nach abwärts, desto stärker wird der Trieb an der Basis, am Knie der Biegung. Wird das alte Holz in mehrere Arme gctheilt, so wachsen die Triebe auf gleich starken Armen gleich stark, auf denjenigen mit mehreren Augen (z. B. Zapfen) stärker als auf solchen mit weniger Augen. Werden die Arme in mehrere Etagen vertheilt, wie z. B. bei Spalieren, werden die Triebe auf den höher stehenden Armen (Etagen) kräftiger gedeihen als auf den tieferen. Dies muss durch ein zweckmässiges Einkürzen reguliert werden. Ii. Tragholz. Fruchtholz ist dasjenige einjährige Holz, das auf dem zweijährigen steht. Bei dem soll auch die Länge und Lage berücksichtigt werden. Die Länge des Tragholzes wird nach der Anzahl der Augen bemessen. Tragholz mit je 1—2 Augen nennt man kurze, solche mit 3—4 Augen, lange Zapfen; Tragreben mit 5—8 Augen kurze Strecker oder Halbbögen und mit mehr als acht Augen lange Strecker, Halbbögen, Bögen etc. etc. Je länger das Tragholz ist, desto fruchtbarer ist es auch. Bei vielen Rebsorten sind die ersten Augen — 29 — an einjärigen Trieben gar nicht fruchtbar, die untersten sind gewöhnlich schwächer entwickelt und der Rebstock treibt gegen das Ende der Ruthen stärkere Triebe. Auf kurzem Tragholz entwickeln sich die Trauben besser, die Heeren werden grösser als auf langem. Dieser Umstand übt wieder einen ungünstigen Einfluss auf die Qualität des Weines. Auf langem Tragholze, auf welchem die Trauben klcinbceriger bleiben, wächst feinerer Wein. Man schneidet daher Sorten, die Zapfen und Bögen sonst gleich gut vertragen, für Tafcltrauben kurz, für Wein länger. Auf den Zapfen reifen die Trauben, nachdem auf solchen beinahe alle Trauben gleich weit vom Hoden entfernt sind, ziemlich gleichmässig. Auf längeren Tragreben hängt die mehr oder weniger gleichmässige Reife von deren Lage ab. Auf kurzen Zapfen werden die Triebe kräftiger als auf längerem Tragholz. Reben mit schwachem Triebe werden kurz geschnitten, um kräftige Triebe zu erziehen. Form des Tragholzes: Das lange Tragholz kann verschiedenartig geformt werden. Man kann es gerade ziehen, man kann es biegen, um halbe oder ganze Bögen zu erhalten, man kann ferner diese Formen combinieren, z. B. Strecker mit ganzen Bögen etc. Was die Lage des Tragholzes anbelangt, ist wohl am passendsten die wagrechte. Bei dieser Lage werden die Augen noch am gleichmässig-sten treiben, die Trauben, nachdem sie gleich weit vom Boden hängen, den gleichen Einflüssen ausgesetzt sind, am gleichmässigsten ausreifen. Für die Reife der Trauben wirkt auch noch der Vortheil mit, dass diese aus dem Schatten des Stokes kommen. Die Fruchtbarkeit wird mehr durch eine Lage nach abwärts unter die Wag-rcchtc gefördert. Dabei wird der Trieb geschwächt, wovon die Zapfen-triebe profitieren. Auf die Triebkraft der einzelnen Augen übt die Lage des Tragholzes einen ähnlichen Einfluss. als die Lage des alten Hölzes. Je mehr sich die Lage des Tragholzes der Senkrechten nach aufwärts nähert, desto stärker werden die Endtriebe, desto schwächer bleiben die Seitentriebe, je näher der Senkrechten nach abwärts, desto stärker werden die Triebe ah der Basis, obzwar der Endtrieb auch in dem Falle noch entsprechend kräftig bleibt, doch die Seitentriebe im gleichen Verhältnisse wie im vorigen Falle schwächer werden. Diese Formen und Lagen des Tragholzes kann der rationelle Weinbauer mit allerhand Formen und Lagen des alten Holzes — 30 — combiniercn. Er kann Zapfen, Strecker, Halbbögen und ganze Mögen bei kurzen und langen Erziehungsarten in Weingarten, an Hecken etc. anwenden. Nachdem der Rebstock, um in der gewünschten Lage zu verharren, einer festen Stütze bedarf, ist die Form des Rebstockes wesentlich von der Stütze abhangig. C. Unterstützung der Reben. Als Untersttitzungsmatcrialien kommen in unseren Verhaltnissen hauptsächlich die Pfähle und Draht in Betracht. Werden die Triebe aufrecht an die Pfähle angebunden, wird der Stock kräftiger, als wenn man sie mehr wagrecht auf den Draht bindet. Im letzteren Falle heisst es, gleichen Boden vorausgesetzt, öfter und mehr zu düngen. Haben wir die Reben auf Draht gezogen, können wir bessere Weine erzielen, nachdem der Draht nicht so stark beschattet wie die Pfähle. Der einmal ordentlich gezogene Draht hält viele Jahre aus, man erspart sich das alljährliche Bepfählen und kommt auf die Dauer, bei halbwegs hohen Holzpreisen, der Draht bedeutend billiger als Pfahle. Den Stürmen im Sommer bietet der Draht Widerstand, während viele Pfähle umgeworfen werden können. Verschiedenes Ungeziefer findet bei Drahtanlagen viel weniger Schlupfwinkel als an Pfählen, daher bei ersteren erwiesenermassen die Un-gezicferplage auch eine geringere ist. Die Pfähle seien so lang, dass die Triebe noch circa 1*50 m ober ihren Ursprung angebunden werden können. Die Dicke der Pfähle richtet sich nach deren Länge und der Haltbarkeit des Holzes. Der ärmere Weinbauer wird sich mit billigerem Pfahlmaterial begnügen, wenn ihm dies wegen seiner geringen Dauerhaftigkeit mit der Zeit auch theurer kommt, der capitalskräftige jedoch wird besser fahren mit theuerem, aber dauerhafterem Pfahlmatcrial. Die Pfähle müssen natürlich entrindet und gut geputzt sein, sonst bieten sie Schlupfwinkel für verschiedene Insec-ten. Dauerhafter werden sie durch Einstellen in circa 2—!■% Kupfervitriollösungen. Die Pfahle, welche Figur 8. noch frisch und saf- — 31 — tig sein müssen, am besten solche, welche im selben Winter gefüllt worden sind, werden gespitzt und mit diesem auch der Wachsthumsrichtung nach unteren gespitzten Theil in diese Lösung so tief gestellt, dass sie circa 0'5 m hoch davon umspült werden. So bleiben die Pfilhle einige Tage stehen. Eine Bedingung für den Erfolg dieser Behandlung ist die, dass die Stecken noch saftig sind. Gut ausgetrocknetes Holz zieht die Lösung nicht an. Vollkommen trockenes Holz wird am besten mit Carbolineum imprägniert. Das Carbolineum wird in einem Kessel, über dessen Rand natürlich keine Flammen schlagen dürfen, siedend erhalten und die vollkommen trockenen Pfähle auf je fünf Minuten in dieses eingetaucht. Man taucht die Pfähle etwas tiefer ein, als wie tief sie später in den Boden kommen. Am meisten faulen sie nämlich zwischen Tag und Erde. Ein oberflächliches Anstreichen mit Carbolineum nützt weniger, das siedende soll sich in das Holz hineinziehen. Derart müssen aber die Pfähle geraume Zeit, wenigstens einige Monate bevor sie in den Weingarten kommen, behandelt und an der Luft stehen gelassen werden. Wird Draht als Unterstützungsmaterial angewendet, wählt man am besten Nr. 20—25. Von diesem gehen auf 1 kg. 44—28 m. Jener Draht, welcher blos in der Luft gespannt wird, braucht nicht verzinnt zu sein, es genügt, dass der Eisendraht vor dem Spannen gut durchglüht wird. Jener Draht, welcher hingegen in den Boden kommt z. B. für die Anker u. dgl. muss aber verzinnt sein. Auf den Enden der Reihen werden starke Pflöcke etwas schief eingerammt. Diese werden verankert (Fig. 8). Ein Stein oder Ziegel, um den man etwas verzinnten Draht gewickelt, wird in die Erde vergraben und mittelst Draht mit dem Pfosten verbunden. Der Draht wird gut gespannt. Zwischen dem Endpfosten, auf je 6—8 m, schlägt man schwächere Pfosten ganz senkrecht ein. Diese haben nur die Aufgabe, den Draht aufzuhalten. Am angezeigtesten ist es, den ersten stärksten Draht etwa 30—40 cm. ober den Boden, den zveiten etwa 30 cm ober diesem und den dritten etwa 50 cm- ober dem zweiten zu spannen. 2. Wann beginnt man mit der Erziehung. Den Rebstock lasse man sich zu allererst genügend kräftigen. Solange er nicht genügend eingewurzelt ist, kann man ihn nicht erziehen, weil er zu schnell abgeschwächt werden möchte und ist er so schwach geworden, dann müsste man ihn wieder sehr kurz — 32 — schneiden, um kräftiges IIolz zu erhalten. Bei auf amerikanischen Unterlagen veredelten starktriebigen Reben kann man doch mit der Erziehung bereits früher beginnen als sonst, gewöhnlich im dritten Jahre. 3. Wie wird die Form des Rebstockes gezogen. In unseren Verhältnissen wird in den Weingärten am besten die Form entsprechen mit einem circa 30—45 cm hohem Stamme, auf dessen obersten Ende man Halbbögen und unter diesen behufs der Möglichkeit einer steten rechtzeitigen Verjüngung Zapfen anschneidet. (Fig. 9). Dies gilt bezüglich der Sorten, welche I Ialbbögcn vertragen oder geradezu beanspruchen, so z. B. die Burgunderarten, Kleinriesling, Traminer etc. Der Stamm erreicht gar bald die erwünschte Höhe, falls man anfangs auf einen längeren Zapfen die oberen Triebe zu Halbbögen und Zapfen verwendet. Ist der Stock •"' genügend kräftig, so kann man auch ohneweiteres den ganzen Stamm und Halbbogen auf einmal bilden. Man schneidet eine starke Tragruthe so lang an, dass man sie bis zur Höhe von circa 30—45 cm behufs Stammbildung vcrtical aufbindet, da aber als Halbbogen wagrccht abbiegt. Falls diese Tragruthe zu viel Augen hat, können diejenigen am verticalen Theil geblendet werden. Später werden bei dieser Form, beim jedesmaligen Schnitt diejenigen Ruthen zu Halbbögen gewählt, welche circa 30 cm über dem Boden am zweijährigen Holze stehen und genügend kräftig sind. Sind die Reben genügend stark, kann man auch je zwei Halbbögen pro Stock lassen und biegt sie nach entgegengesetzten Seiten ab. Damit der Stamm möglichst gleich hoch bleibt, wird mittelst Zapfen, welche stets unter den Halbbögen angeschnitten werden, für eine rechtzeitige Verjüngung vorgesorgt. Auf diesen Rcserve-zapfen werden unterhalb der Halbbögen kräftige Tragruthen gezogen. Wo man solche Reservezapfen anzuschneiden pflegt, dort wird man die Triebe an den Halbbögen beim nächsten Schnitt gar nicht Figur'). — 33 — brauchen, da ist es angezeigt, die abgetragenen Halbbögen am besten schon gleich im Herbst abzuschneiden. Jenen Sorten, welchen ein kurzer Schnitt besser bchagt, so dem Wälsch-Riesling, den Veltlincrarten mit Ausnahme des frllhrothen Veltlincrs, Zierfahndler, Rothgipfler etc. zieht man lieber auf einem kurzen Stamme mehrere Schenkel, an deren Enden entsprechende Tragzapfen angeschnitten werden z. Ii. Figur 10. Solche Schenkel bilden sich mit der Zeit selber aus. Im ersten Jahre der Erziehung schneiden wir beispielsweise je einen Zapfen von drei Augen per Stock, n Figur 11. So erhalten wir zwei Triebe, die uns im künftigen Jahre zwei Zapfen geben, b Figur 11. Im dritten Jahre der Erziehung können wir wieder Zapfen anschneiden, c Figur 11. Durch diese Zapfen bekommen wir so mit der Zeit durch die entsprechende Verlängerung mehrere Schenkel. Diese Schenkel sollen schön vertheilt sein (Figur 12 a richtig, b unrichtig" vertheilt). Sic sollen eine breite Basis für die Triebe bilden und sich nicht drängen, sonst kommen die Triebe zu sehr auf einen Haufen, die Trauben werden zu stark beschattet. Mit der Zeit werden diese Schenkel aber doch zu lang, man muss sie daher nach Bedarf mit Hilfe von tiefer stehenden Reservezapfen, für welche man rechtzeitig sorgen soll, verjüngen. Figur 10. 3 — 34 — Wo die Reben auf Draht gezogen werden, kann man die Schenkel auch cordonartig ziehen. Im ersten Jahre lässt man eine Tragruthe aufrecht bis zum ersten Draht. Die obersten zwei Triebe daraus werden im künftigen Jahre als wagrechte Strecker zur Bildung der wagrechten Schenkel an den Draht gebunden. Die Triebe, welche aus diesen Streckern kommen, werden in Zukunft als Zapfen angeschnitten. An den Enden werden derartige Schenkel mit Ililfe von Streckern oder Zapfen nach Belieben verlängert oder verjüngt. Die Zapfen längs dieser Schenkel werden mittelst steten Verjüngens stets knapp an diesen gehalten. Dies wird erreicht, indem man als Zapfen die dem Schenkel nächsten Triebe anschneidet. 4. Die Zeit des Rebschnittes. Mit der Kraft des Stockes steht es umso besser, je frühzeitiger geschnitten wird. Aus dem Grunde wäre der Herbstschnitt wohl der beste. Wir haben jedoch zu fürchten, dass wir im Laufe des Winters das angeschnittene Tragholz durch Frost oder Schneedruck verlieren und dadurch empfindlichen Schaden erleiden. Jenes alte Holz, welches wir im nächsten Jahre voraussichtlich sicher nicht brauchen weiden, z. B. bei Reben, welche wir verjüngen wollen, die abgetragenen Bögen etc. können wir mit Vortheil doch schon im Herbste abschneiden. Für den Frühjahrsschnitt bleibt uns dann nur das Tragholz, unter welchem wir noch genügend Auswahl haben. Beim Frühjahrsschnitt möge man auch beherzigen, dass man durch frühen Schnitt den Stock kräftiger erhält als durch späteren. Man — 35 — schneide daher schwächere Stocke, jüngere Anlagen früher, starke oder gar zu üppige Stöcke später, mitunter ziemlich spät, um sie im Interesse der Fruchtbarkeit geradezu zu schwächen. 5. Andere Umstände, welche beim Schnitt zu berücksichtigen sind Im Schnitt hat man ein Mittel in der I land, die Triebkraft der Stöcke zu regulieren, den Stock bei glcichmässiger Kraft zu erhalten. Starke Stöcke zwingen wir durch langen Schnitt zu stärkerem Trieb. Der den Schnitt besorgende Arbeiter muss daher wohl überlegen, in. welchen Weingärten er auf Ertrag, in welchen auf's Holz schneiden kann und soll. In welchem Kraftzustande der Rebstock ist, lässt sich schon nach den Trieben beurtheilcn. Die einjährigen Triebe können ja auch mitunter schw.'icher sein und dennoch kann länger auf Ertrag angeschnitten werden. Dies darf z. B. geschehen nach einer entsprechenden Herbstdüngung, wo man voraussetzen kann, dass die Düngerwirkung eintreffen wird. Der rationelle Weinbauer wird mittelst rationelleren Düngens und gleichmässigen Schnittes trachten, den Wein- l'igur 12. garten ohne dem den Durchschnittsertrag schmälernden, wechselnden, kürzeren und längeren Anschneiden bei gleicher Kraft und gleicher Ertragsfähigkeit zu erhallen. Derjenige, der z. Ii. heuer den Weingarten mit Tragholz überladet, im nächsten Jahre aber kurz schneiden und seine schlechte Einteilung mit einem grossen Ausfall an Ernte büssen muss, ist wohl kein rationeller Weinbauer. Für den Ertrag ist nicht jedes Jahr gleich günstig. Es kann gerade vorkommen, dass das Jahr, wo man den Stock überladet, ungünstig und das nächste, für welches man mehr kurz geschnitten, durch die Verhältnisse günstig wird. Nun hat man aber den Weingarten nicht in dem Zustande, dass die günstigen Verhältnisse voll zur Wirkung gelangen könnten. Die höchsten Durchschnittserträgnisse kann man dort nur erhalten, wo man die Reben stets in einem solchen Zustande erhält, dass, falls es gut einschlägt, auch der höchste Ertrag sicher ist. 3* — 36 — Junge Weingarten dürfen natürlich nie überladen werden. Dies würde sich an deren späterer Entwicklung stark rächen. Will man ältere Weingärten noch längere Zeit erhalten, wird man sie beim Schnitt auch schonen. Ist es aus triftigen Gründen angezeigt, alte Weingärten aufzulassen, an ihrer Stelle später Neuanlagen zu schaffen, werden solche auf den Tod, auf die höchste Leistungsfähigkeit geschnitten, um deren letzte Kraft noch gut auszunützen. Beim Schnitt wird auch das alte Holz des Stockes berücksichtigt, besonders wird darauf geschaut, ob dieses nicht zu lang geworden, ob es nicht einer Verjüngung bedürftig sei. Wie die allgemeine Kraft des Weingartens, berücksichtige man beim Schnitt auch innerhalb der Weingärten den individuellen Zustand der einzelnen Stöcke. Haben einzelne Stöcke schwächeres Holz, werden diese kürzer geschnitten als andere mit stärkerem. In Weingärten, welche stets gut gehalten werden, wird es wenige solcher Stöcke geben, denen man durch dieses Mittel aufhelfen muss. Eine rationelle Düngung und stets vernünftiger, wohlüberlegter Schnitt wird solche den Ertrag schmälernde Fälle sehr selten machen. Durch den Schnitt beabsichtigt man auch, die Form des Stockes zu erhalten, ein zu schnelles Verlängern des alten Holzes zu verhindern. Ist der Stamm oder sind die Schenkel so lang geworden, als beabsichtigt worden ist, trachtet man, diese Länge fortwährend zu erhalten und zwar dadurch, dass stets tiefer stehende Tragruthen angeschnitten werden. Wird der Stamm doch trotzdem sehr lang, sorgt man an einer tieferen Stelle für einen Trieb, sei es auch, dass er direct aus dem alten Holze kommt. (Fig. 13.) n Figur 13. Dieser Trieb wird auf einen Zapfen geschnitten," welcher im künftigen Jahre fruchtbare Tragruthen gibt. Knapp ober diesem Zapfen kann daher bereits im nächsten Jahre der Stamm abgeschnitten, verjüngt werden. Kommt es vor, dass an einer entsprechend tieferen Stelle kein für Reservezapfen passender Trieb hervorkommen will, hilft man sich dadurch, dass man an der Stelle, wo man den Trieb haben will, das Messer einbohrt. Auf dieser Stelle — 37 — bilden sich Adventivknospen, welche später den Trieb geben. Noch wirksamer ist das Abbiegen des Stammes (Fig. 14.) In diesem Falle kommen bei a kräftige Triebe, der Hogen b tragt aber. Fruchtbar sind zumeist nur jene Ruthen, welche am zweijährigen Holze stehen, solche, welche direct aus dem alten Holze kommen, sind wohl selten fruchtbar. Wassertriebe, d. h. solche Triebe, welche direct aus den Adventivknospen, aus altem Holze kommen, haben nur dann eine Bedeutung für den Weinbauer, falls Hgur 14. gje für ^jg Verjüngung Verwendung finden sollen, sonst nicht. Hei sonst correctem Schnitt wären Ersatzzapfen nicht unbedingt notlnvendig und man würde sie mit Vortheil weglassen, da sie doch die Beschattung vergrössern. Vorsichtshalber erhält man aber stets an einer tieferen Stelle Ersatzzapfen, um, falls der Stamm durch Frost, Hagel oder sonst stark beschädigt wird, sofort bis zum fruchtbaren Triebe verjüngen zu können. Haben die Zapfen mehrere Augen und mehrere Triebe, so erwählt man zum Anschneiden'stets die tieferen Triebe, die höheren schneidet man ab. Als Strecker, Bogen, Tragzapfen etc. lasst man höhere, zu Ersatzzapfen, die für das nächste Jahr Tragholz geben sollen, tiefere Triebe. Beim Anschneiden des Tragholzes, z. B. der Strecker, Bögen etc. wählt man Triebe in entsprechender Höhe (Fig. 15.) Die höchsten und als solche zumeist stärksten Triebe geben gerade nicht immer das passendste Tragholz, Sie erhöhen zu sehr den Stock, verlängern zu stark das alte Holz. Die dicksten Triebe sind aber auch nicht gerade die fruchtbarsten, ja die dünneren, mit kräftigen, gut entwickelten Augen sind zumeist tragbarer als solche mastige Triebe mit mehr verschwommenen Augen. Die Länge des Tragholzes möge sich aber auch wohl nach den Eigenthümlichkeitcn der bezüglichen — 3K — Sorten richten. Einige Sorten haben schon die unteren Augen fruchtbar, andere erst höhere. Manche haben kleine Träubchen und werden bei kurzem Schnitt zu wenig Ertrag geben, andere wieder sind schon bei kurzem Schnitt sehr fruchtbar und würden sich bei langem Schnitt zu rasch vollkommen erschöpfen, oder würden die Trauben infolge des langen Schnittes schlecht reifen. Langes Tragholz (Halbbögen, Strecker etc.) wird angeschnitten beim Rheinriesling, Traminer, Sylvaner, in guten Böden (wird er zu lang angeschnitten und ist er zu voll, reift das Holz schwer aus) alle Burgunderarten, Elbling, Ortlieber, frührother Veltliner, rother Portugieser, St. Laurent (nur in sehr guten Böden, mehr kurze Halbbögen), Cabernct sauvignon, Trollinger etc. Diese Sorten vertragen oder verlangen gar auch (z. B. der frührothe Veltliner) 1,'ingeres altes Holz. Kürzeres altes Holz, mit Zapfen als Tragholz, überhaupt niedere Erziehung und kurzer Schnitt behagt besser folgenden Sorten: gelber Muscateller, Wälschriesling (etwas längere Zapfen) rother und grüner Veltliner (bei langem Schnitt reift dieser schlecht und erschöpft sich der Stock zu stark), Rothgipfler, Zierfandler, Mosler, rother und weisser Steinschiller, St. Laurent in nicht sehr fruchtbaren Böden, blauer Portugieser, Blaufränkisch (den beiden letzteren behagt auf die Dauer am besten kurzes, altes Holz mit kurzen Zapfen), Örtlicher thut auch bei längerem alten Holze auf Zapfen geschnitten \ Figur '15. — 39 — sehr gut, für ihn wie auch für den Gutedel ist sehr die cordon-artige Erziehungsart passend. 6. Anbinden der Tragreben. Hei Reben mit kurzem alten Holze und Zapfen darauf, wird das Binden überflüssig sein. Anders verhält sich dies bei höheren Erziehungsarten mit längerem Tragholz mit Streckern, Halbbögen oder Bögen, da hängt der mehr oder minder gute Erfolg ziemlich wesentlich auch von dieser Arbeit ab. Als festes Bindematerial dienen am besten Weidenruthen, am besten solche von der Goldweide. Durch das Binden gibt man dem Tragholz und den Schenkeln erst rlic l^agc, welche der bezweckten Form entspricht. Die Strecker, Halbbögen u. s. w. werden am besten gleich an der Basis gut nach unten abgebogen und gedreht, so dass sie krachen. Dieses Drehen soll etwa günstig auf die Tragbarkeit wirken. Die Mögen, Halbbögen etc. werden über dem Stamm so abgebogen, dass die ersten Augen, die an der Basis, möglichst am höchsten sind (Fig. 8, 9, 18.) Man bindet sie entweder auf Nachbarpfähle oder auf eigens hiezu aufgestellte Pfähle, oder an Draht oder indem man sie nach unten abbiegt, auf den Stamm und Schenkel des Stockes selber, lange Halbbögen auf niederen Stöcken können, indem man sie nach unten abbiegt, mit ihrer Spitze auch in den Boden gesteckt werden (in diesem Falle ist es gut, jene Augen, welche in den Boden kommen, zu blenden) oder werden Ableger gemacht wie bei der sogenannten ungarischen Methode, wo ein horizontaler Halbbogen in die Erde abgebogen wird und man die Spitze dieser Tragruthe aus dem Hoden als Zapfen herausschauen lässt. V. Behandlung der Sommertriebe. Um die Wirkung des Schnittes zu erhöhen, um die Form besser zu erhalten, die Fruchtbarkeit, die Entwicklung und Reife der Trauben zu fördern, die Schädlichkeit der Pilzkrankheiten zu mindern etc., wird der Rebstock auch im Sommer einer zweckmässigen Behandlung bezüglich dessen Sommertriebe mit Vortheil unterzogen. Diese Sommerbehandlung besteht in Ausjäten (Ausbrechen) der überflüssigen Triebe, Ausgcizen, Einkiirzen und An- — 40 — binden der Triebe. Alle diese Arbeiten müssen aber unbedingt wohl überlegt und gewissenhaft durchgeführt werden, sonst bringen sie statt Nutzen nur Nachtheile. Durch die Peronospora ist wohl jeder praktische Weinbauer belehrt worden, was für hohe Bedeutung das Laub für den Rebstock hat. Je mehr gesunde, voll entwickelte, gut beleuchtete Blätter der Rebstock hat, desto besser wird er gedeihen, desto besser werden die Trauben reifen. Dies gilt aber nur bezüglich des Blattes, welches gesund, voll entwickelt und gut beleuchtet ist. Unsere Aufgabe ist es daher, dahin zu arbeiten, dass wir an unseren Stöcken möglichst viele solche Blätter unter entsprechender Beleuchtung erhalten. Das Beschneiden der Sommertriebe schwächt im allgemeinen die Pflanzen. Das schönste Beispiel geben uns die sonst mächtig wachsenden Waldbäume in Hecken, welche regelmässig im Sommerschnitt gehalten werden. Ebenso schwächt der Sommerschnitt auch den Rcbstock, daher heisst es, diesen wohl mit vollem Verständnis durchzuführen, damit die Beeinflussung zum Vortheil und nicht zum Schaden gereicht. x. Ausbrechen. Schon durch den Frühjahrsschnitt streben wir nur eine gewisse Zahl von Trieben an, lassen an Zapfen und Bögen Augen, aus denen sich einzelne unseren Zwecken dienliche Triebe entwickeln sollen. Trotzdem treibt der Rebstock aber noch viele andere überflüssige Triebe, die den nützlichen nur Nahrung und Licht wegnehmen, sie schädigen. Diese Autdringlinge sollen unterdrückt werden. Man breche alle direct aus dem alten Holz kommenden Triebe nur mit Ausnahme derjenigen aus, welche allenfalls beim nächsten Frühjahrsschnitt einen Ersatzzapfen abgeben sollten. Mit dem Ausbrechen beginne man bald nach dem Austrieb. Sind die Triebe noch kurz, ist es leicht, die nützlichen von den überflüssigen Trieben zu unterscheiden, welche bessere Übersicht die Arbeit sehr fördert Je eher man Überflüssiges, das zu seiner Entwicklung viel Stoffe verbrauchen würde, entfernt, desto mehr wird der Stock geschont, desto mehr werden die nützlichen Triebe begünstigt. Neben den Augen, welche wir beim Frühjahrsschnitt gelassen, um an ihnen je einen Trieb zu erzielen, treiben gar häufig auch die Nebenaugen aus. In diesem Falle ist es auch sehr angezeigt, alle Triebe an einem Knoten resp. — 41 — einem Auge bis auf einen der liest entwickelten auszubrechen, sonst würden sich diese Triebe gegenseitig unterdrücken. Und wenn diese Triebe auch Gescheinc haben sollten, man schone sie nicht, denn es handelt sich doch um gute Entwicklung der übrigen Trauben. Leider kommen auf den Tragreben auch häufig Triebe ohne Geschein, ohne Trauben vor. Diese, wenn sie licht gestellt sind, werden aber nicht kurzweg entfernt. Sie sollen die Bögen einiger-massen beschatten, ausserdem sollen aber auch noch deren Blätter den traubentragenden Trieben wie dem ganzen Stocke zugute kommen. Man unterdrücke nur deren weitere Entwicklung durch Einkürzen etwa beim dritten Blatt. Hat der Stock mehrere Zapfen und auf diesen je mehrere Triebe ohne Trauben, so werden diese, falls man sie nicht als nächstjähriges Tragholz benöthigt, einfach ausgebrochen, damit sie nicht die tlbiigen nützlichen Triebe durch Beschattung und Saftentzug beeinträchtigen. Alles dieses Ausbrechen geschehe je früher desto besser. 2. Behandlung der Geize. Ausser den Trieben erster Ordnung, die direct aus den Augen des einjährigen oder filteren Holzes kommen, hat der Rebstock noch Triebe zweiter Ordnung, die in den Blattachseln der grünen Triebe entstehen. Diese verbrauchen aber Kraft, namentlich auf Kosten der Augen, welche im künftigen Jahre Triebe und Trauben entwickeln sollen. Sie wirken auch durch eine grosse Beschattung ungünstig und entnehmen dem Stock viel Nahrung dadurch, dass sie die Zahl der die plastischen Stoße verbrauchenden Triebspitzen unnöthig vermehren. Der zu starken Entwicklung der Geize beugt man einiger-massen durch senkrechtes Anbinden der grünen Triebe vor, die entstehenden möge man aber im Interesse der Fruchtbarkeit im nächsten Jahre als wie auch der Reife der Trauben im selben Jahre, nach Bedarf unterdrücken. Ist die Geizbildung infolge nicht sehr kräftiger Vegetation des Stockes und senkrechter Stellung des Triebes eine schwächere, so werden die Geize, so lange sie noch krautig, weich sind, einfach mit den Fingern ausgebrochen. Sind sie im unteren Theile schon mehr verholzt, würden in Folge dieses Ausbrechens zu grosse Wunden entstehen, man möge sie lieber abschneiden. Am besten schneidet man sie so ab, dass davon ein kurzer Zapfen bleibt. — 42 — damit das Auge nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Hei starker Geizbildung ist jedoch das vollständige Ausgeizen namentlich an solchen Trieben, welche fürs nächste Jahr Tragholz geben sollen, unzweckmässig. In dem Falle könnte man die Augen, welche man durch das Ausgeizen zu kräftigen beabsichtigt, zum Austreiben bringen, die Augen, welche man besonders kräftig haben möchte, auf diese Art verlieren. I Iat man diese Folge eines zu starken Ausgeizens eingesehen, biege man ihr vor, indem man die Geize beim ersten oder zweiten Blatt einkürzt, das Auge an der Basis des eingekürzten Geizes wird auf die Art nicht zum Austreiben angeregt. Das Längenwachsthum wird wenigstens auf einige Zeit unterdrückt, daher der für dasselbe früher aufgewendete Saft dem Hauptauge und anderen Organen zu Gute kommt, die auf dem Geizstummel bleibenden Blätter sind bereits gut cnwickelt und tragen bei genügendem Lichte zur Ernährung des Auges an der Basis und anderer Organe des Stockes mit bei. Es ist überhaupt wohl zu überlegen, ob nicht häutig diese Blätter an den Geizen geschont und herangezogen werden sollen, um beschädigte, kranke, unthätig gewordene Blätter zu ersetzen. Schablonenhafte Arbeit kann wie in jeder Hinsicht auch in dem Falle statt des angestrebten Nutzens nur Schaden bringen. Durch das Ausgeizen ist man bestrebt, die Zahl der wachsenden Triebspitzen, die zu grosse Beschattung möglichst zu verringern oder zu beheben und die Augen an den Trieben, welche nächstes Jahr Tragholz geben sollen, zu kräftigen. Hat man dies vor Augen, so wird man bei Berücksichtigung des Vorangeführten und wenn man Rebstöcke in Folge richtiger Beobachtung kennt, das Richtige treffen. 3. Einkürzen der Triebe. Die Bedeutung der Triebe für die Entwicklung der Pflanzen im allgemeinen, so auch des Rebstockes, ist bereits betont worden. In den Blättern enstehen aus der Kohlensäure, welche der Luft entnommen wird, unter Mitwirkung von Stoffen, welche von den Wurzeln dem Boden entnommen, der Pflanze zugeführt werden (so dem Wasser, den Stoffen, welche wir den Pflanzen im Dünger bieten, oder welche bereits im Boden vorhanden sind, daher Bodenlösung) die verschiedensten Stoflc, so zuerst die Stärke, daraus Zucker etc., Stoffe, aus welchen sich der ganze Körper der Pflanze — 43 — aufbaut, wclchc für die wertvolle Entwicklung der Früchte von höchster- Bedeutung sind, doch sind nicht alle Blätter gleich thätig. Die Blättchcn an den Triebspitzen, also noch unentwickelte Blätter, stark beschattete, vergilbte, kranke Blätter etc., die zehren, statt selber zu erzeugen, an den Erzeugnissen der voll entwickelten, gesunden, gut beleuchteten Blätter. Schon bei dein Ausbrechen und Ausgeizen waren wir bestrebt, die Zahl der wachsenden, Stoffe verbrauchenden Triebspitzen zu verringern, die von diesen verbrauchte Kraft den nützlichen Trieben zuzuwenden, besonders aber die Rebstöcke lichter zu stellen, damit das Licht auf dieselben möglichst voll einwirken kann. Der dadurch erzielte Erfolg kann unter Umständen noch durch ein zweckmässiges Einkürzen der übrig gebliebenen nützlichen Triebe ergänzt werden. Kürzen wir einen Trieb verhältnismässig früh ein, halten wir ihn einige Zeit im Wachsthume auf, so schwächen wir ihn. Gleichzeitig kommt aber der Saft, der früher für den ganzen Trieb bestimmt gewesen und dessen grösstcr Theil zum Längenwachsthume der Triebe aufgebraucht worden ist, wenigstens für einige Tage den an den eingekürzten Trieben übrig gebliebenen Blättern und Trauben zu Gute. Dies äussert sich besonders in einer auffallenden Vergrös-serung und Dunkelfärbung der Blätter an Trieben, die rechtzeitig eingekürzt worden sind. Auch die Trauben entwickeln sich kräftiger und reifen früher. Dies beobachtet man besonders auffallend an kräftigen Stöcken, die wegen Grünveredlung eingekürzt worden sind. Dieser Einiluss des Einkürzens währt doch nur einige Tage und wiederholt sich, sobald wir die Seitentriebe, welche aus den oberen Augen der eingekürzten Triebe nach einiger Zeit kommen, wieder einkürzen. Je starktriebiger der Stock, desto öfter wird es nothwendig sein, das Einkürzen zu wiederholen, nachdem nach dem jedesmaligen Einkürzen immer wieder mehr oder weniger kräftige Seitentriebe kommen, die den beabsichtigten Zweck, ein Lichterstellen des Stockes, vereiteln könnten. Durch öfteres Einkürzen wird der Stock einigermassen geschwächt, ein zu üppiger Stock im Interesse — 44 — der Fruchtbarkeit zurückgehalten. Mit dem Einkürzen halten wilden Trieb im Wachsthume zurück, schwächen ihn. Jene Triebe, deren Bestimmung es ist, im nächsten Jahre Tragholz zu geben, müssen aber gut genährt, gekräftigt werden, damit daran kräftige Augen sich entwickeln können, die kräftig treiben und viel Trauben ansetzen werden. Wenn man schon einzelne Triebe einkürzt, so kürze man nur diejenigen, welche nur dazu da sind, im laufenden Jahre gut entwickelte Trauben zu bringen, so die Triebe an den Bögen etc. (Fig. 16.) jene jedoch, die künftiges Jahr Tragholz geben sollen, lassen wir einstweilen ungekürzt und binden sie am besten schön senkrecht auf den Pfahl oder Draht (Fig. 17.) Wo eigens Ersatz- zapfen wegen der Verjüngung angeschnitten worden sind, bleiben deren Triebe einstweilen ungekürzt, schneidet man Halbbögen ohne Zapfen an, so lässt man die Triebe an der Basis dieser Halbbögen ungekürzt. Wird der Stock nur auf Zapfen geschnitten, wird auf die Art auch am besten nur ein Theil der Triebe eingekürzt, so namentlich jene, welche an höheren Zapfen vorkommen. Je? drei, am besten an tieferen Zapfen, sollten aber ganz bleiben. Ein wiederholtes vollkommenes Einkürzen aller Triebe am Stocke schwächt diesen zu sehr. Durch das theilweise Einkürzen beabsichtigt man Figur 17. — 45 — aber aucli eine Regulierung des Saftstromes im Stocke. Werden am Ende der Tragreben die stärksten Triebe cingekürzt, so werden ungünstiger gestellte, z. B. jene aus tieferen Augen oder an tieferen Zapfen davon profitieren, nachdem sie ganz bleiben und in Folge dessen mehr Saft einziehen werden. Im zweckmässigen Einkürzen haben wir unter Umständen ein Mittel, die Form des Stockes besser zu erhalten und das Tragholz für das nächste Jahr besonders zu kräftigen. Damit die Arbeit des theilweisen Einkürzens von Erfolg gekrönt wird, muss sie zeitig durchgeführt werden, am besten, solange sich noch die Triebspitzen mit den Nägeln abzwicken lassen. Am besten wirkt das Einkürzen vor der Blüte, indem es auf den Verlauf der Blüte und auf eine spätere kräftige Entwicklung der Trauben den besten Einfluss hat Ist es nicht schon vor der Blüte, so soll es, wenn man es schon durchführen will oder soll, sofort nach der Blüte geschehen. Besonders schädlich ist es jedoch, solche Triebe zu nahe den Trauben einzukürzen, so dass für die Entwicklung, für die Reife der Trauben zu wenig Blätter bleiben würden. Die Trauben könnten dann sehr schlecht reifen, oder ganz sauer bleiben. Gerade die Hlätlcr ober der Traube auf demselben Triebe (beiläufig bis zum Blattflächc in zu grosses Missverhältnis zu bringen, halte wie überhaupt auch diesbezüglich das weise Mass ein. Bei Erziehungsarten, wo die Triebe infolge rationeller Stellung des Fruchtholzes sich ziemlich gleichmässig entwickeln, daher keine Saftregulierung erforderlich ist, wo die Reben auch infolge weiteren X-i — Einkürzen der Triebe lasse man daher ober r , den Trauben wenigstens 3—6 Blätter. Man vermeide überhaupt, mit dem Einkürzen die belichtete Blattfläche zu stark zu ."tu- verkleinern, dieTraubcn und die produetive sechsten Blatte) sind für die Reife der Trauben am wichtigsten. Beim Figur 18. . — 46 — Satzes ohnehin mehr licht sind etc., wird man in vielen Fällen dieses Einkürzen mit Vortheil überhaupt vermeiden. Besonders muss von dem Einkürzen abgesehen werden, wo die unteren Blätter beschädigt sind. Bei Erziehungsarten, bei welchen jene Augen, welche treiben sollen, verschieden hochgestellt sind, daher die Triebe sich nur ungleichmässig entwickeln können, dort soll aber durch ein vernünftiges Einkürzen der Saftstrom geregelt werden, die höher, daher günstiger gestellten Triebe werden eingekürzt, daher geschwächt zu Gunsten der tieferen. Nach dem ersten Einkürzen kommen aus den oberen Augen der cingekürzten Triebe abermals neue Triebe, diese werden nachher auf 1—2 Blatt eingekürzt. 4. Gipfeln. Die traubentragenden Triebe, welche beim nächsten Schnitt ohnedies grösstenteils wegkommen, können nach vorigen Grundsätzen ziemlich früh im Laufe des Sommers eingekürzt werden. Jene Triebe jedoch, die den Zweck haben, für den nächsten Schnitt Fruchtholz zu liefern, bindet man doch einstweilen ungekürzt möglichst senkrecht auf. Durch zu frühes Einkürzen würde man auch diese schwächen und auch deren untere, für das nächste Jahr nützliche Augen zu sehr zur Entwicklung oder zum Antrieb anregen. Mit der Zeit können die Gipfel dieser Triebe, besonders wenn sie pfahlabwärts hängen, durch eine starke Beschattung doch ziemlich schädlich werden. Da überlegt man, welches von zwei Übeln man wählen, ob man besser die Folgen eines zu frühen Gipfeins oder einer zu starken Beschattung tragen soll. Durch das rechtzeitige Gipfeln kräftigen wir auch die unteren Augen der betreffenden Triebe fürs nächste Jahr. Dies erreicht man jedoch nur dann, wenn so spät gegipfelt wird, dass die unteren Augen sich nicht mehr zu stark entwickeln können. Daraus folgt auch, dass man Reben, die man im Zapfenschnitt hält, früher gipfeln kann als solche, an denen man längeres Fruchtholz zu lassen pflegt, denn je höher die Augen, desto mehr macht sich der ungünstige Einfluss eines zu frühen Gipfeins bemerkbar. Der beste Zeitpunkt zum Gipfeln wäre jener, wo das Längenwachsthum der Triebe aufhört, wo deren Triebspitzen nicht mehr plastisch und gekrümmt, sondern schon gestreckt sind. Ein Zeichen des richtigen Zeitpunktes für das Gipfeln — 47 — ist auch das Verholzen der Triebe. Haben solche beiläufig schon bis zur Hälfte der Länge eine braune Rinde, kann man ohne Anstand gipfeln. In mehr starkwüchsigen Weingärten, namentlich noch bei mehr dichtem Satz wird es aber nicht immer angezeigt sein, so lange zu warten, da dann die Beschattung zu nachthcilig werden konnte. Gegipfelt wird circa l-5 m ober dem Stamme, also so hoch als man reichen kann, beiläufig spannweit bis ober dem Pfahl. Zu kurzes Gipfeln ist nachtheilig. Im Gipfeln hat aber der verständige Weinbauer ebenfalls ein gutes Mittel, sein nächstjähriges Tragholz zur besseren Reife, die Augen zur besseren Entwicklung, daher zur grösseren nächstjährigen Fruchtbarkeit und die Trauben, wegen verminderter Beschattung, zur besseren Reife zu bringen, doch dies nur, wenn er es versteht, wohl zu überlegen und das Richtige zu treffen. Bei allen Massregeln, durch welche man die Beschattung in den Weingärten vermindert, möge doch auch darauf geachtet werden, dass Trauben oder andere Organe, die vorher ziemlich beschattet waren, nicht jäh von der grossen Hitze getroffen werden. Der Sonnenbrand könnte in dem Falle viel schaden, da die betreifenden Organe im Schatten weichhäutig, empfindlich geblieben und dem raschen Wechsel nicht gewachsen sind. Man mache daher dies alles mit einer entsprechenden Vorsicht und zur richtigen Zeit. 5. Entlauben. Das häufig practicirte Entlauben um die Trauben herum kann als die unvernünftigste Massregel in unserem Weinbau angesehen werden. Vergegenwärtigt man sich die Bedeutung der vom Lichte getroffenen Blätter, so wird man dieses Vorgehen wohl richtig beurtheilen können. Bricht man die Blätter um die Trauben aus, so werden diese in Folge directer Besonnung sich besser färben, aber der Zuckergehalt wird weniger zunehmen als dort, wo nicht entlaubt wurde. Kur vergilbte, kranke oder zu dichte, zu stark beschattende Blätter, unter denen die Trauben zu sehr iaulen, können ohne Nachtheil ja mit Nutzen abgenommen werden. Bei Tafeltrauben, bei denen es weniger auf einen hohen Zuckergehalt als auf ein schönes Äussere und auf eine dickere, widerstandsfähigere Beerenhülse ankommt, wird dieses theilweise Entlauben, Lichtstcllcn der Trauben mit Vortheil practiciert. Bei Keltertraubcn lasse man doch jene Blätter, welche gesund und beleuchtet sind, lieber stehen. — 48 — 6. Binden der Triebe. Die grünen Triebe müssen angebunden werden, damit sie nicht abbrechen, damit sie sich gegenseitig nicht sehr beschatten, damit sie nicht zuviel Geize bilden und namentlich jene, die im nächsten Jahre Fruchtholz geben sollen, durch eine möglichst senkrechte Stellung gekräftigt werden. Ein rechtzeitiges Binden hat Ein-fluss auf den günstigen Verlauf der Blüte, durch Stärkung der gcschcintragenden Triebe, auf das Auftreten und die Verbreitung von Krankheiten z. B. Brenner etc. Mit dem Binden beginne man, sobald die Triebe genügend lang geworden sind. Auf Stöcken, wo man nur Zapfen angeschnitten, kommen die Triebe kräftiger, fleischiger als auf Bögen oder bei höheren Erziehungsarten. Erstere sind aber auch viel brüchiger, müssen daher früher gebunden werden, wie die ziemlich zähen Bogentriebe, welche man häufig gar nicht binden braucht. Gebunden wird dreimal. Dies gilt namentlich bezüglich jener Zapfentriebe, die das nächstjährige Fruchtholz geben sollen. Als Bindematerial dient zumeist Stroh, am besten ist Roggenstroh. Je früher der Roggen geschnitten worden ist, desto Figur 19. zäher ist das Stroh. Der vor der Blüte abgemähte Roggen gibt das zäheste Stroh. In neuerer Zeit kommt auch Rafliabast häufig als Bindematerial in Verwendung. Binsen, Hopfenranken, Ipomearanken etc. sind nicht selten angewandte Bindematerialien. Von diesen werden - 49 — halt immer diejenigen genommen, die sich in den bezüglichen Gegenden als am billigsten eignen. Das oberste Hand am Ende des Pfahles macht man am besten aus Weidenruthen, denn dieses hat am meisten auszuhaken. Das erste Band wird lockerer gemacht, bei den nächsten zwei bindet man die Triebe schon fester an. Beim Binden dürfen die Blätter nicht mit eingebunden werden. Wird an Draht gebunden, windet man das Band um den Draht in Form von QfT), damit die Triebe nicht direct den Draht berühren. Nach dem dritten Band verlängern sich die Triebe meist bedeutend. Man lässt sie da mit ihren Enden herunterhängen, falls es zum Gipfeln noch zu früh ist, oder besser, man bindet sie bis zum nächsten Pfahl (Fig. 19). Bei Drahtrahmen werden die gekürzten Bogentriebe auf den nächsthöheren Draht, die ungekürzten Zapfen- Figur 20. triebe aber (wo drei Drähte gespannt sind) bis auf den dritten Draht senkrecht, dann aber wagrecht längs diesen gebunden. (Fig. 20). VI. Bodenbearbeitung, i. Haue. Zweck der Haue ist hauptsächlich die Lockerung des Bodens und die Vertilgung des Unkrautes. Durch die Lockerung ermöglichen wir der Luft ein tiefes Eindringen. Die auch sehr luftbedürftigen 4 — 50 — Wurzeln sind dafür sehr dankbar, sie kräftigen sich infolge dessen bis in eine grössere Tiefe, wo sie weniger vom Frost und der Dürre abhängig sind. Die Luft wirkt aber auch chemisch günstig auf die Bodenbestandtheile, macht dieselben den Pflanzen mundgerechter, daher auch deshalb die Reben in gut gehauenen Weingärten, bei sonst vielleicht geringerer Düngergabe, besser gedeihen. Durch die Lockerung schützen wir uns auch gegen den ungünstigen Einfluss der Dürre. Ein gelockerter Hoden nimmt mehr Regenwasser auf als ein verkrusteter. In neu rigolten Weingärten rinnt verhältnismässig sehr wenig Wasser ab, nachdem dieses vom Hoden beinahe ganz aufgenommen wird. Durch das Lockern der Oberfläche wird auch die Feuchtigkeit in den tieferen Schichten besser zurückgehalten. Nachdem durch eine gelockerte Oberfläche die Capiilarität, die Haarröhrchenkraft, vermöge welcher das Wasser aus der Tiefe auf die Oberfläche befördert wird, unterbrochen ist, wird auch die Verdunstung an der Oberfläche verhindert. Da auf einer gelockerten Oberfläche naturgemäss weniger Niederschlagwasser abrinnt als auf einer verkrusteten, da mehr davon aufgenommen wird, so wird bei Regengüssen in einem gehauenen Weingarten weniger Erde abgeschwemmt als in einem ungehauenen. Dieser Umstand ist auch von ziemlicher Bedeutung, wird aber von unseren Weinbauern verkannt, da sie zumeist im Vertrauen auf das festere Gefüge einer Bodenkruste das Gegentheil vermuthen. Nicht weniger wichtig als die Lockerung des Bodens ist die Unkrautvertilgung. Werden die Unkräuter nicht regelmässig vertilgt, so würden aus den Weingärten bald Gestrüppe oder Wälder entstehen. Bei dem auch in der Natur wüthenden Kampf ums Dasein würden bald mächtigere Pflanzengattungen das Terrain einnehmen und die Rebe müsste das Feld räumen. Die Unkräuter überhaupt schmälern auf mannigfache Art die vom Weinbauer eingeräumten Rechte der Reben. Sie nehmen aus dem Boden Nahrung auf, um welche sodann die Rebe zu kurz kommt, namentlich wenn noch das Unkraut aus Unverständnis aus dem Weingarten geschleppt wird. Ist eine Fiäche bewachsen, verdunstet sie viel mehr Wasser, als eine kahle Fläche, folglich wird in einem mit Unkraut bewachsenen Weingarten viel mehr Feuchtigkeit verdunsten als in einem reinen, er wird viel eher und viel mehr an Dürre leiden. Das Unkraut beschattet den Boden. Dies ist im Weingarten seine grösste Schandthsit. Der unkrautbedeckte Boden kann — 51 — nicht direkt von der Sonne getroffen werden, er kann sich daher nicht recht erwärmen und dies wirkt sehr ungünstig auf die Qualität des Weines. Hohes Unkraut beschattet sogar die Blätter des Stockes diese in ihrer Thätigkeit hindernd. Ist der Weingarten mit Unkraut bewachsen, können auch verschiedene, Krankheiten erregende Pilze mehr Schaden stiften als wie in einem reingehaltenen. Die in Weingärten vorkommenden Unkrautpflanzen kann man in zwei Gruppen cinthcilcn und zwar : Samenunkräuter, d. h. solche, welche sich ausschliesslich durch Samen verbreiten und Wurzelunkräuter, d. h. solche, welche sich vorwiegend oder doch auch durch Wurzcltheile vermehren resp. verbreifen. Jene, welche sich nur durch Samen verbreiten, müssen früher vertilgt werden, bevor der Same auf denselben gereift ist, sonst verbreiten sie sich noch mehr durch den Samen. Auch vermeide man, in die Weingärten Materialien zu bringen, z. B. Compost, Dünger etc., die viele derartige Unkrautsamen enthalten. Bei halbwegs Energie lassen sich diese Unkräuter leicht vertilgen. Werden Wurzclunkräuter, z. B. Disteln abgehauen, so treiben sie aus ihren Wurzclthcilen immer wieder aus. Wiederholen wir dieses Abhauen nach längeren Pausen, so werden diese Disteln immer wieder frisch ergrünen, ihre Wurzcltriebe frisch stärken und mit Reservestoffen versehen. Wiederholt man dieses Abhauen der Disteln und anderer Wurzelunkräutcr in kurzen Zwischenräumen, so dass die wieder emporgesprossten Blätter ihre assimilierende Thätigkeit kaum oder gar nicht beginnen können, nachdem diese wie auch die Stengel auf Kosten der Reservestoffe in der Wurzel entstanden sind, so wird mit der Zeit die Wurzel durch das wiederholte Austreiben auf ihre Kosten sozusagen ausgehungert oder aufgezehrt. Wurzeltheile von sehr zählebigen Unkräutern, so z. B. die Rhizome der Quecke müssen bei jeder Bodenbearbeitung sorgfältig aufgelesen, zusammengeklaubt und am besten verbrannt werden. Berücksichtigt der Weinbauer vorangeführte Umstände, so wird er bezüglich der Zeit und Häufigkeit der Bodenbearbeitung behufs Unkrautvcrtilgung im Reinen sein. Es ist nicht zweckmässig, wie dies bei uns eingeführt ifct. eine gewisse Zahl von Jäthaucn auf gewisse Zeiten vertheilt fest zu bestimmen. Frisch rigolte Weingärten werden leichter vcrschlemmt als ältere, in denen sich schon mehr Humus an der Oberfläche gebildet, die Kruste der Oberfläche muss in solchen daher öfter gelockert 4* — 52 — Figur 21. werden. In fcuchtcn Jalircn wird das Unkraut in fruchtbaren Huden üppig wuchern, man wird da auch öfter Jäthauen vornehmen müssen. Je einmal im Jahre wird der Boden 15—20 cm tief gelockert, gehauen, um der Luft ein tiefes Eindringen zu ermöglichen, dadurch, dass die obere, zusammengeschlagene und getretene Schichte ziemlich tief angebrochen wird. Dieser tiefen Haue, der Karsthaue, folgt noch ein öfteres bis 10 cm tiefes Flach- oder Jäthauen, zu dem Zwecke, um nur die obere Kruste zu durchbrechen und die Unkräuter zu vertilgen. Die Karsthaue wird zumeist im Frühjahre gleich nach dem Schnitt ausgeführt, denn es ist sehr vorteilhaft, wenn die Schollen noch von den Frösten ein wenig gelockert werden. Vortheilhaftcr ist diese Haue noch im Herbste, weil da der Boden vom Frost ordentlich mürbe, locker gemacht wird, womit eine weitere Zersetzung, eine Zunahme der Fruchtbarkeit des Bodens verbunden ist. Gelegentlich der Karsthaue werden die Thauwurzeln abgeschnitten. Für die Karsthaue braucht man Gcräthe, welche möglichst leicht und tief in den Boden eindringen können. Spitzhauen sind zu dem Zwecke weniger brauchbar, da sie den Boden gegen die Sohle des Schlages zu spitz ausreissen. Besser sind Gcräthe von rechteckiger Form. Diese dringen schwerer ein, daher werden sie für schweren Boden schmäler genommen (Fig. 21) für Icich-ere Böden können sie breiter sein. Sehr vortheilhaft sind die Karst-haucn (Fig. 22), deren Grundriss eigentlich ein ziemlich breites Rechteck wie bei einer breiten Flachhauc ist und welchen das Eindringen in den Boden dadurch wesentlich erleichtert wird, dass diese breite Fläche durch 2 ziemlich schmale, in den Boden leicht eindringende ist es möglich, auch in schweren oder steinigen Böden bei jedesmaligem Schlag mit dem Gcräthe einen breiten Streifen Bodens zu nehmen. Das Flach- oder Jäthauen wird je nach Bedarf 3 bis 4-mal durchgeführt. Je öfter desto besser und ist die Zahl dieser Boden- Fig. 22. Fig. 23. Zinken gebildet wird. Dadurch — 53 — bearbcitung eigentlich nur durch den Zeitmangel und die Kosten begrenzt. Für dieses Jäthhauen, bei welchem man den Boden nur sozusagen abschält, sind verschiedene Geräthe, Hauen zweckmässig, so z. B. Fig. 23. Die letze Jäthau wird unmittelbar vor dem Weich-werden der Trauben fertig gemacht. Von dem Zeitpunkte an sind __die Trauben sehr cm- pfindlich und man thut ^vV besser, wenn man von der Zeit an gar nicht in lik den Weingarten geht. Das Jäten (bei uns rl.t J^fe^p*1 Jjf? Blossen genannt) des J» Unkrautes kann die Jät- _ f-jrxJ _ hau, mit der auch eine ■----' ^^ ' ^ ii Lockerung verbunden * ist, auf keinen Fall er- lgur " " setzen. Sehr nachtheilig ist es, wenn, wie zumeist in Steiermark, das Unkraut als Futter bei unzureichender Düngung aus dem Weingarten getragen wird und ist es gewiss äusserst dringend geboten, diese Misswirtschaft je eher desto besser aufzulassen. Der Vortheil, den das Rein- und Lockelhalten des Bodens mit sich bringt, kann für den einen Ertrag heischenden Wein- __ bauer ausschlagge- bend sein. Die mit- ^^ sSvsC. unter aufgeworfene ^ jta Vermuthung, eine /CU/^^^ öftere Haue könnte schädlich wirken, ist rede seitens derjeni- Figur 25. gen, welche sich eine öftere Wiederholung dieser Arbeit ersparen möchten. Nachtheilig kann die Reinigung des Bodens, die Haue nur wirken, falls z. B. das Unkraut den Weingarten ziemlich überwuchert hat. Wird in dem Falle bei einer sehr grossen Hitze gehauen, erwärmt sich der so unvermittelt 54 rein gemachte Boden schnell und infolge dieses rapiden Steigens der Hitze kann der Sonnenbrand Schaden anrichten. Eine bei nassem Boden durchgeführte Haue wirkt auch eher schädlich als nützlich, sie hat die Bleichsucht zur Eolge. Wenn nämlich ein schwerer Boden gehauen wird, so lange er noch nass ist, kommt derselbe in einen Zustand, in dem er, statt für die Luft durchlässiger zu werden, dieselbe noch mehr abhält. Die Unkräuter werden, falls ein nasser Boden gehauen wird, auch nicht so gut vertilgt wie bei trockenem Boden. Es ist selbstverständlich, dass bei der Haue der Boden schon gewendet werden soll. Die Unkräuter werden ausgebeutet und im Weingarten gelassen, falls es solchesind, die sich nicht durch Wurzelstücke erhalten oder vermehren, wie z. B. die Quecken. Letztere müssen aber sorgfältig zusammengeklaubt werden. Alan kann durch gewisse Massregeln die I laue in den Weingärten, wenn nicht ganz, so wenigstens theilweise umgehen. Man trachtet schon beim Rigolen möglichst Steine auf die Oberfläche zu bringen. Je steiniger die Oberfläche, desto lockerer bleibt der Boden, desto weniger ist eine öftere Lockerung nöthig. Durch Vermehrung des Humus in der oberen Krume wird der Boden auch weniger verschlemmbar, bleibt stets locker, da handelt es sich auch weniger um eine Lockerung als um die Unkrautvertilgung. Bringt man auf die Oberfläche lockernde Materialien z. B. Kohlcnlösch, verkrustet die Oberfläche auch nie, der Boden bleibt immer locker. Ein besonderer Vortheil so einer Decke ist aber deren grosse Erwärmungsfähigkeit, welche äusserst günstig auf die Qualität des Weines wirkt. Sind die Lagen mehr eben und ist genügend Raum zum Wenden, kann in den Weingärten die Bodenlockerung und Unkrautvertilgung uach mit Gespannsgeräthen bewerkstelliget werden. Die Gespannarbeit kommt bis zwei Drittel billiger als die Handarbeit. Wegen dieser Billigkeit kann die Lockerung öfter wiederholt werden und die Qualität der l<"igur 26. — 55 — Arbeit wird durch diese öftere Wiederholung sogar besser. Wo es daher angeht, namentlich wo es sich um Erzeugung billiger Weine handelt, mögen die Weingärten für diese Bearbeitung mit Gespann-geräthen eingerichtet werden. Zu dem Zwecke sollen die Reihen in der zweckmässigsten Arbeitslinie und mit Zwischenräumen von min- destens 1/25 m abgesteckt werden. An den Enden der Reihen muss genügend Raum für das Wenden des Gespannes sein. Von solchen Gespanngeräthen kommen für eine tiefe Lockerung, fürs Anhäufeln und Aufräumen der ^ dieser Pflüge. ' Zur 1" igur 28. h Vertilgung des Unkrautes und zur oberflächlichen Lockerung des Bodens ist am üblichsten das Geräth (Fig. 27) mit Scharren oder Messern (Fig. 28 a, b, c.) 2: Zudecken der Reben. In der Bodenbearbeitung ist eigentlich auch das Anhäufeln der Reben inbegriffen. Dieses wird hauptsächlich zum Schutz der Reben gegen strenge Wiriterkälte vorgenommen. Nebenbei wirkt es aber ebenso, oder, weil durch die Kämme die Oberfläche des Bodens eine grössere wird, noch günstiger als wie die Ilerbsthaue. Man möge aber ja nicht zu früh zudeckcn, sondern kurz bevor die ärgsten — 56 — Fröste zu befürchten sind. Im Frühjahre räume man aber auch zeitig, gleich nachdem die ärgste Gefahr vorüber ist, auf. Bleiben die Reb-stöcke zu lange im Boden gedeckt, dann treiben sie zu sehr aus und leiden von den Frühjahrsfrösten umsomehr. Beim Anhäufeln, Zudecken muss der Boden unbedingt mehr trocken sein, denn nur ein solcher legt sich schön um die Beben und es wird so verhindert, dass die Augen im Boden faulen. So werden die Stöcke meist in Gegenden mit sehr kalten, doch häufig schneefreien Wintern geschützt. Am leichtesten wird dies dort durchgeführt, wo mit Gc-spanngeräthen gearbeitet werden kann, da wird einfach mit einem Häufelpflug angehäufelt. Natürlich muss auch die Erzichungsart der Rebe darnach, namentlich eine niedere, sein. VII. Düngung. Das ist das wichtigste Capitel der Landwirtschaft. Es lehrt, die in den verschiedenen Erzeugnissen dem Boden entnommenen, eigentlich entliehenen Stoffe auf vernünftige Weise wieder zu ersetzen. Die unbefriedigenden Erträge vieler Weingärten, deren elender Zustand ist zumeist einer ungenügenden Düngung zuzuschreiben. Ohne Dünger bleibt namentlich in den ausgesogeneren Böllen die Ernte schwach, auch wenn allerhand mögliche und unmögliche sonstige Kunstgriffe angewendet werden. Wir sind nun so weit, dass wir endlich mehr oder weniger regelrecht durchgeführte Neuanlagen mit bedeutendem Kostenaufwand schaffen, wir sind mit unserem Weinbau auf einen besseren Weg eingelenkt und erwarten, durch die bisherigen schönen Erfolge aufgemuntert, Vieles von unserem Weingarten. Unsere Hoffnungen dürften uns aber bald betrügen, falls wir nicht rechtzeitig wohl überlegen, womit und wie wir düngen sollen. Der Weinbauer möge daher diesem Capitel besondere Aufmerksamkeit widmen. Der Grundsatz, dass cler Rebstock im Dünger schwimmen soll, kann dem Weinbauer zu jetzt ungekanntem Wohlstände verhelfen. i. Warum soll gedüngt werden? Für alle Culturpflanzcn wird in erster Linie deswegen gedüngt, damit dem Boden die Stoffe ersetzt werden, von denen im selben ohnehin geringe verfügbare Mengen vorkommen und die wir ihm — 57 — in den verschiedensten, auf demselben zugewachsenen Erzeugnissen fortwährend entnehmen. Diese Stoffe müssen wir im Boden in dem Umfange vermehren, als dies unser wirtschaftlicher Vortheil erheischt, soweit die Erhöhung der Reinerträge damit möglich ist. Wenn aus dem Weingarten gar nichts herausgenommen wird, weder Blätter noch Unkraut, noch Trauben etc., würde der Boden wohl immer bei Kraft bleiben, da sich die Menge der Pflanzennährstoffe in demselben gar nicht vermindern, im Gegcntheile gewissermassen noch vermehren würden. In Wirklichkeit werden aber dem Weingarten nebst Wein auch noch 'Prester, Laub, Holz, Unkraut etc. entnommen. Alle diese Stoffe enthalten aber Bodensubstanz, welche als Nährstoff von der Rebe und den Unkrautpflanzen aufgenommen wurde. Diese Bodensubstanz, welche ohnehin nicht in bedeutenden Mengen, besonders nicht im verfügbaren Zustande im Boden enthalten ist, müssen wir in einer oder der anderen Form demselben wieder zurückerstatten, sonst wird der Boden bald arm. Um daher unsere Böden bei gleicher Kraft zu erhalten, müssen wir düngen. Düngen wir mit Stallmist, Compost, Laubbauschen, Gründünger etc. überhaupt Stoffen, die viel organische Substanz enthalten, welche wir in grösseren Massen aufbringen, so beabsichtigen wir und erzielen auch gleichzeitig mit dem theilweisen oder vollkommenen Ersatz der Pflanzennährstoffe eine physikalische Bodenverbesserung. Wir vermehren die Humussubstanz noch mehr, als dies nur durch das untergehaute Laub, Unkraut etc. geschieht. Wird der Boden reich an Humus, verschlemmt er weniger, bleibt locker, lässt die Luft besser in die Tiefe, bleibt feuchter, wird dunkler, die darin fortwährend sich entwickelnde Kohlensäure besorgt die Zersetzung der mineralischen Bodenbestandtheile etc. Lauter schwerwiegende Umstände. a. Stoffe, welche wir im Dünger dem Boden zurückerstatten müssen. Von den Pflanzennährstoffen, welche wir dem Boden in den Bodcnproductcn entnommen haben, müssen wir namentlich drei wieder zurückerstatten: Das Kali, die Phosphorsäure und den Sitckstoff. An diesen ist der Boden zumeist arm. In den meisten Fällen erzielen wir mit Phosphorsäure und Stickstoff die besten Erfolge, denn Kali enthalten manche, namentlich aber schwere Böden ziemlich viel, während es an Phosphorsäure beinahe immer mangelt. — r>8 — Sandige Huden sind aber auch meist arm an Kali. Hei einer Fech-sung von 24 hl entnehmen wir dem Hoden im Wein, den Tröstern, dem (Jeläger, Trieben etc. pro Joch circa 45'5 kg Kali, 13 kg I'hos-phorsäure, 58.5 kg Stickstoff. Nur in Trauben entnehmen wir aber 195 Kali, 4*7 Phosphorsäure, 10 kg Stickstoff. Hei einer Heuernte von 30 q Heu entnehmen wir pro Joch Wiese 39.5 kg Kali, 12 kg Phosphorsäure und 46 kg Stickstoff. Diese Zahlen zeigen uns, wie viel wir beiläufig durch die oben angeführten Producte dem Hoden entlehnen. Tragen wir nun die Trauben aus dem Weingarten, belasten wir uns mit einer verhältnismässig geringen Schuld. Falls wir aber auch die Triebe, das Schnittholz etc. dem Weingarten entnehmen, da wird die Forderung des Weingartens gleich beiläufig dreimal so hoch. Um wie viel höher wird sie, wenn im Weingarten auch noch Futter für das Vieh geerntet wird oder gar noch andere Pflanzen mit gezogen werden. Der Weinbauer, der dies nicht berücksichtigt, ist ein leichtsinniger Schuldenmacher. Je mehr er dem Weingarten entnimmt, desto grösser wird die Schuld, der Hoden ist aber ein erbarmungsloser Gläubiger. Werden ihm seine Forderungen nicht rechtzeitig zurückerstattet, verlangt er grosse Wucherzinscn in sorgfältigerer Bearbeitung und doch vernichtet er den wenn auch sonst unendlich fleissigen Weinbauer. Ein vernünftiger Landwirt ist bestrebt, in einem Abrechnungsbuch alle seine Geldschulden übersichtlich zu halten, deren Vermehrung und Abstattung genau aufzuzeichnen, die fälligen Gebühren rechtzeitig zu entrichten etc. Wäre er gegenüber dem argen Gläubiger, dem Hoden, auch so genau! Die drei genannten wichtigsten Stoffe nebst noch anderen haben wir entweder alle zusammen oder zu je zweien oder einzeln in verschiedenen Mengenverhältnissen im Stallmist, in der Jauche, im Compost, in verschiedenen Abfällen der Wirtschaft und des Haushaltes, im käuflichen Kunstdünger etc. enthalten. In den Handel kommen sie im Kunstdünger und haben in diesem einen Verkehrswert von beiläufig 1 K 60 h der Stickstoff, von beiläufig 40 h die Phosphorsäure und 20 h das Kali pro 1 kg. Nach diesen Preisen lässt sich auch der Wert des zu Hause erzeugten oder gekauften Stallmistes beiläufig berechnen. Beim Einkauf von Stallmist ist dies von Bedeutung, damit er nicht überzahlt wird. Wohl soll dabei auch noch die Wirkung der organischen — 59 — Substanz mit veranschlagt werden. Alle Pflanzen nährstoffe müssen wir aber den Pflanzen in entsprechender Menge, in entsprechenden Mengenverhältnissen und in entsprechender Form bieten. Bezüglich der Menge mögen die vorangeführten Zahlen bezüglich der Entnahme von Pflanzennährstoffen durch die Ernten als beiläufiger Anhaltspunkt dienen. Verschiedene Böden haben schon an und für sich infolge fortwährender Zersetzung mehr oder weniger solcher Stoffe in einer zuträglichen Form für die Pflanzen verfügbar. Bei einem rationellen Betriebe werden ausser dem Weine beinahe alle Erzeugnisse des Bodens demselben wieder erstattet. Aus der Atmosphäre kommt durch den Regen und Schnee auch ziemlich viel Stickstoff in den Boden u. zw. 5—14 kg pro Joch. Die in Weingärten als Unkraut wachsenden und beim Jäthauen untergegrabenen Leguminosen tragen auch etwas zur Vermehrung des Stickstoffes bei. Aus diesen Gründen genügt es, wenn wir pro Jahr und Joch circa 25 kg Stickstoff, 15 kg Kali, 8 kg Phosporsäure als unbedingt erforderliche Düngcrmenge rechnen. I laben wir aber durch Versuche und Erfahrung die Überzeugung gewonnen, dass mit grösseren Mengen ein grösserer wirtschaftlicher Erfolg zu erzielen sei, werden wir natürlich stärker düngen. Im allgemeinen ist es angezeigt, den Boden mit grösseren Mengen von Pflanzennährstoffen zu versehen, als die unmittelbar aus der Menge der Erzeugnisse berechnete, dem Boden entnommene Menge ausmacht Bemessen wir nur karg, dann kommen die Pflanzennährstoffe nicht voll dem Boden zugute, da sie ja im Boden stark vcrtheilt sind und von der Rebe nicht vollkommen erreicht und aufgenommen werden können. Sehr wichtig ist das Mengenverhältnis dieser den Pflanzen zu Gebote stehenden Pflanzennährstoffe. Der Erfolg hängt von dem richtigen Mengenverhältnisse der Pflanzennährstoffe zu einander ab. Wenn beispielsweise der Boden übermässig viel Kali und Stickstoff, aber zu wenig Phosphorsäure enthält, können die grossen Mengen Kali und Stickstoff nicht zur vollen Geltung gelangen, der volle Erfolg bleibt aus. In diesem Falle helfen wir mit Phosphorsäure nach, dann ist der Erfolg gesichert. Düngen wir beispielsweise nur mit Jauche, welche viel Stickstoff, doch verhältnismässig wenig Phosphor-säure enthält, erzielen wir keinen befriedigenden Erfolg, ausser wenn wir noch Phosphorsäure beimischen. Dies ist die Ursache, dass — 60 — der Rebstock in übermässig stickstoffrcichcn Böden wuchert, doch wenig Früchte bringt, das Holz schlecht ausreift, sehr schwammig wird und leicht abfriert und ein guter Erfolg nur mit reichlichen Phos-phorsäure- eventuell auch .Kaligaben erreicht werden kann. Dieses Gesetz des Minimums möge daher wohl beherzigt werden. In der Asche der auf der Rebe zugewachsenen Theile, der Blätter, Trauben, des Holzes etc. ist das Verhältnis zwischen Phosphorsäure und Kali gleich 1 : 3 4. Wir brauchen aber nicht immer in diesem Verhältnisse die Reben zu düngen, ja häufig werden wir mit grösseren Phosporsäure- als Kalimcngen einen besseren Erfolg erzielen, denn einige, besonders aber schwere Böden enthalten ohnehin viel Kali, während es in sandigen Böden zumeist daran mangelt. Auf ein und demselben Boden wird aber z. B. bei einer Pflanze mit Kaligabcn ein vorzüglicher Erfolg erzielt, während bei einer anderen Pflanzenart der Erfolg ganz ausbleibt, wenn auch die letztere durch einen grösseren Kaligchalt der Asche ein grösseres Bedürfnis nach Kali vermuthen lässt, so z. B. die Rübe. Dies hängt eben auch von der Fähigkeit einzelner Pflanzen, dem Boden Pflanzennährstoffe zu entnehmen, ab. Was die Form der Pflanzennährstoffe anbelangt, richtet sich deren Wert nach deren Löslichkeit. Wünschen wir schnellen Erfolg, nehmen wir die Pflanzennährstoffe in einer leicht löslichen, theureren Form. Die Verwendung leicht löslicher Pflanzennährstoffe hängt aber auch von der Fähigkeit des Bodens, diese zu absorbieren, zurückzuhalten, ab. 3. Zeit für die Düngung. Gedüngt wird am vorteilhaftesten im Herbst oder im Laufe des Winters. In dem Falle beobachten wir im folgenden Jahre bereits einen besseren Erfolg als wenn wir erst im Frühjahre düngen. Mit sehr leicht löslichen Kunstdüngern können wir, oder mitunter müssen wir sogar erst im Frühjahre oder schon während der Vegetationsperiode düngen. Letzteres gilt besonders bezüglich des Chili-salpctcrs, welcher vom Boden nicht wie die übrigen Kunstdünger absorbiert (zurückgehalten), sondern von der Winterfeuchtigkeit ausgewaschen wird, so dass er für die Rebe verloren wäre. — 61 — 4- Wie wird gedüngt? Jüngere Reben können wir, namentlich wenn wir mit Dünger sparen wollen, derart düngen, dass ziemlich nahe um dieselben Grübchen gegraben werden, in welche man den Dünger einstreut. In älteren Weingärten, besonders aber in Weingärten mit amerikanischen Untcrlagsreben, sind aber die Wurzeln sehr stark verbreitet, so dass sie beinahe den ganzen Hoden durchweben. In solchen Fällen ist es wohl angezeigter, den Dünger vor der Haue breit-würfig auszustreuen und ihn durch die Haue zu vergraben. Man kann auch zwischen den Reihen Gräben ausheben, in welche der Dünger eingeschüttet wird. Dies erfordert aber mehr Aufwand an Arbeit, als wenn wir den Dünger vor der Karsthaue breitwürfig ausstreuen und einfach durch die Haue unterbringen. Doch ist ein Vortheil damit verbunden, dass nämlich tiefere Schichten gedüngt werden, so dass der Dünger auch tieferen Wurzeln besser zustatten kommt. Hei grosser Reihendistanz, namentlich in jüngeren Weingärten, werden solche Gräben für die Düngung nicht mitten durch die Reihen, sondern ein Jahr näher an einer, das nächste Jahr an der anderen Reihe, abwechselnd, sodann auch durch die Reihen der Quere nach gezogen. Wo die Gepflogenheit herrscht, die Rebstöcke über Winter anzuhäufeln, entstehen zwischen den Reihen, auf welche die Erde als Kamm angezogen wird, Gräben. In diese kann der Dünger im Laufe des Winters eingebracht werden. Namentlich unzersetzter organischer Dünger darf nicht zu tief untergebracht werden, wie dies häufig unverständigerweise geschieht. Besonders in schweren Böden nicht. Stallmist soll man auch nicht im Weingarten längere Zeit ungedeckt lassen. Düngemittel, die vom Boden nicht absorbiert werden, z. B. Chilisalpeter, Kalk etc. können nur obenauf gestreut werden. Liegt am Boden noch ungedeckter Stallmist frei ausgebreitet, da soll wohl kein Ätzkalk darauf gestreut werden. 5. Verschiedene Düngemittel. A. Stallmist. Nicht jeder Stallmist hat gleichen Wert. Derselbe hängt wesentlich vom Futter, von der Streu, von der Behandlung etc. ab. Frischer Stallmist hat in 100 kg u. zw. Pferdemist 254 kg, Rinder« mist 20'3 kg, Schweinemist 25 kg organische Substanz. Pferdemist — 62 — hat 0-58 kg Stickstoff, 0.53 kg Kali, 0'28 kg Phosphorsäure, Rinder-mist 0-34 kg Stickstoff, 040 kg Kali, 0\16 Phosphorsäure, Schweinemist 0-45 kg Stickstoff, 0-52 Kali und 0*19 kg Phosphorsäure. Die organische Substanz im Stallmiste möge man wohl auch nicht unterschätzen. Dieselbe hat eine grosse Bedeutung, nachdem sie im Hoden Humus bildet und den Boden physikalisch günstig beeinflusst. Ist der Stallmist frisch, so enthält er die Pflanzennährstoffe beiläufig in den oben angegebenen Mengenverhältnissen. Während des Lagerns, besonders bei schlechter Behandlung, ändert er sich bedeutend. Namentlich kann dem Stallmist die Hälfte und gar mehr des theuren Stickstoffes verloren gehen. Wird aber der Dünger, wie leider landesüblich, vom Regen ausgewaschen, so geht nebst viel Stickstoff auch noch Phosphorsäure und Kali verloren. Dem Weinbauer geht es ohnehin zumeist knapp mit dem Dünger, möge er daher besonders darauf schauen, dass der schwer erworbene verfügbare Stallmist keinesfalls an Kraft und Gehalt verliert. Um das Auswaschen und Auslaugen des Düngers zu verhindern, braucht man wohl keinen besonderen Aufwand an Geist, wenn man nur den Wert des Düngers einsieht. Festes Zusammentreten und Bedecken mit Erde mögen als weitere vorzügliche Behelfe zur Conservierung des Düngers dienen. Bei solch richtiger Behandlung wird der Stallmist durch das Lagern nicht wesentlich schwächer, relativ wird er sogar stärker, concentrierter, nachdem der Dünger durch Verdunstung und Zestetzung der organischen Substanz an Gewicht abnimmt, die Menge der Pflanzennährstoffe in demselben aber ziemlich die gleiche bleibt. Die oben angegebenen Mengenverhältnisse an Pflanzennährstoffen können dem Weinbauer als Behelf dienen, um beim Einkauf den Dünger nach seinem Gehalt annähernd schätzen und auch beiläufig berechnen zu können, wieviel Pflanzennährstoffe er damit dem Boden einverleibt hat. Für den Weingarten taugt jeder, auch der mitunter verpönte Pferdedünger. Letzterer ist sogar besser, weil er mehr Pflanzennähr-stoffc enthält, weil er concentrierter ist. Schaden kann der Pferdedünger nur in trockenen Böden, im Übermasse, namentlich nahe den Wurzeln gegeben, besonders wenn er frisch ist. Weil der Pferdedünger kräftiger als der vom Rind ist, so kann man davon auch etwas weniger nehmen. — 63 — Für schwere • oder feuchtere Böden verwendet man frischeren Dünger, der bei der Verwesung den Boden besser lockert, für leichten und trockenen Boden taugt ein verrotteter Dünger besser. Ganz frischem Stallmist weicht man aber schon wegen seiner verhältnismässigen Schwere und der schwierigen Vertheilung wegen des un-verwesten Strohes aus. Auch fördert er gerne verschiedene Krankheiten im Weingarten. Vor der Verwendung des Stallmistes im Weingarten wird derselbe mit Jauche gut durchtränkt, damit er vollkommener wird. B. Mistjauch c. Die Mistjauche enthält an und für sich viel Wasser, daher deren Transport im Weingarten umständlich und vertheuert wird. Sic taugt daher besser, um den Düngerhaufen vor der Verwendung gut zu durchtränken oder Composthäufen mit ihr zu begiessen oder fährt man sie als wertvollen Dünger auf bequemer gelegene Grundstücke. Die Mistjauchc ist kein vollkommener Dünger. Sic hat viel Stickstoff und Kali, an Phosphorsäure mangelt es ihr aber. In den Weingärten nützt die Jauche hauptsächlich zur schnellen Stärkung einzelner schwachgewordcner Rebstöcke. Solchen Rebstöcken wird nahe an denselben, in mittels eines Pfahles gemachte Löcher, die leicht vertheilbare und aufnehmbare Jauche zugegossen. C. Abortdünger. Der Abortdünger repräsentiert einen vorzüglichen Dünger. Dieser enthält namentlich viel Stickstoff, circa 0'35 kg. sodann Kali 020 kg und 0'28 kg. Phosphorsäure in 100 kg. Auf den Weingarten übt er keinen ungünstigen Kinfluss, er taugt, weil er sehr kräftig ist, sehr gut zum Überdüngen. Besonders vorzüglich ist der Abortdünger, wenn er mit Torfmull vermengt ist. D. Kunstdünger. In Kunstdüngern kann man den Pflanzen leicht genügende Mengen von Nährstoffen geben, im Verhältnis zum Stallmist weisen sie aber Mängel auf. Der Boden wird vom Kunstdünger nicht so physikalisch verbessert als wie vom Stalldünger oder Compost, im Gegenthcile wird er noch verschlechtert. Um diesen Übelstand zu beheben, ist es angezeigt, die Kunstdünger neben Compost, Torfstreu, Gründünger etc. überhaupt neben Materialien anzuwenden, welche - 64 — mehr organische Substanzen enthalten. In den Weingarten kommt zwar etwas davon auch durch das Laub, Holz und verschiedene Abfälle, sowie das untergegrabene Unkraut. Die Vortheile der Kunstdünger sind aber auch sehr erheblich. Sie sind im Stande, den Mangel an Pflanzennährstoffen vollkommen zu beheben. Da sie sehr concentriert sind, braucht man ein verhältnismässig nur geringes Gewicht und Volumen in den Weingarten zu transportieren, um demselben die entsprechende Menge Pflanzennahrung einzuverleiben. Dies verbilligt wesentlich den Betrieb, besonders in steilen, schwer zugänglichen Weingärten. Mit Hilfe der Kunstdünger ist es auch möglich, das richtige Verhältnis zwischen den einzelnen Pflanzenährstoffen im Boden zu erhalten. Bei ausschliesslicher Anwendung von Stallmist ist eine Entmischung des Bodens doch leicht möglich, es kann bald ein Überschuss von diesen oder jenen Pflanzennährstoffen im Boden entstehen, so dass er nicht voll ausgenützt wird. Mit Kunstdünger kann man aber in diesem Falle denjenigen Nährstoff ergänzen, woran es im Boden am meisten mangelt. Düngen wir beispielsweise zu stark mit gutem Stallmist, so können wir zu einem Überschuss an Stickstoff kommen. Der Rcbstock wird dabei wuchern, doch weniger fruchtbar sein und leicht abfrieren. In solchem Falle helfen wir mit Phosphorsäure und Kunstdünger nach. Die Landwirte können mit vorzüglichem Erfolg die Kunstdünger auf Wiesen, bei Futterpflanzen überhaupt anwenden. Die Folge davon ist mehr Futter, mehr und besserer Stallmist und dieser kann wieder den Weingärten zugute kommen. Leichtsinnig und verschwenderisch ist jener Landwirt, welcher für Kunstdünger Geld ausgibt, während er durch unrationelle Behandlung seines Stallmistes Pflanzennährstoffe, die er bereits besessen, in Verlust gerathen lässt. Die bei uns üblichen Kunstdünger haben zumeist je einen Pflanzennährstoff. Kunstdünger, welche hauptsächlich Stickstoff als Pflanzennährstoff enthalten: a) Chilisalpeter hat circa 15°/q Stickstoff. Die Wirkung dieses Düngmittels ist eine ausserordentlich rasche und es wird hauptsächlich angewendet, wenn man den Pflanzen rasch aufhelfen möchte. Die wirksame Salpetersäure des Chilisalpeters, wie die Salpetersäure überhaupt bildet im Boden leicht lösliche Salze, welche vom Boden — 65 — leider nicht absorbiert, sondern vom Wasser ausgewaschen werden. Chilisalpeter findet daher nur dann Verwendung, wann ihn die Pflanzen als die ihnen zuträglichste Form von Stickstoff rasch ausnützen können, daher während der Vegetation. Im Weingarten streut man ihn im Frühjahre beim Beginn der Vegetation, falls nicht zu nasses Wetter in Aussicht steht, bei der ersten Haue. Am besten streut man ihn aber in zwei Portionen, im Frühjahre eine und im Frühsommer eine. b) Schwefelsaures Ammoniak enthält circa 2O°/0 Stickstoff. Dieses Düngemittel kann bereits im Herbst gestreut werden, da der Boden das Ammoniak fest fesselt. Schwefelsaures Ammoniak wird zumeist in Verbindung mit Phosphorsäure und kalihältigcn Düngemitteln angewendet. Mit kalkhaltigen Materialien z. B. Asche, Thomas-schlackc ctc. darf man es nicht mischen, namentlich nicht zur längeren Aufbewahrung, nachdem der Kalk die Eigenschaft hat, das Ammoniak zu verdrängen. Kunstdünger, welche hauptsächlich Phosphorsäure enthalten: a) Knochenmehl enthält zumeist 20 —24°/o unlösliche Phosphor-säurc und circa 4% Stickstoff. Die Wirksamkeit des Knochenmehles hängt von dessen Feinheit ab. Mehr rohes Knochenmehl soll vor der Verwendung compostiert werden. Aber auch beim feinsten Knochenmehl empfiehlt sich im Interesse der Wirksamkeit das Fermentieren. Es wird mit Sägespänen eingeschichtet und öfters mit Jauche begossen, damit es anfault. b) Thomasschlackc enthält zu 16—24°/o Phosphorsäurc. Ihre Wirkung ist zumeist sehr günstig. Es empfiehlt sich, darin die doppelte Menge an Phosphorsäure als im Superphosphat anzuwenden. Ihre Nachwirkung ist sehr gut und wird hauptsächlich die Thomasschlacke in Fällen angewendet, wo man für mehrere Jahre die Düngung einmal ausführen will. c) Superphosphate enthalten circa 10—20% einer bereits im puren Wasser löslichen "Phosphorsäure. Doppelte Superphosphate sind solche, die 35—15°/o Phosphorsäure enthalten und kommen solche zumeist dann in Anwendung, wo es heisst, bei den Transportspesen zu sparen, da sich bei diesen der Aufwand für den Transport pro Kilogramm Phosphorsäure beim Bezug und in die Weingärten natürlicherweise billiger stellt, als in Düngemitteln, die weniger Phosphorsäure enthalten, von denen man naturgemäss mehr nehmen 5 — 66 — müsstc. Superphosphate bevorzugt man wegen (1er leicliteren Löslichkeit der Phosphorsäure, wegen ihrer raschen Wirkung. Mit ihnen wird nicht auf Vorrath, sondern für den augenblicklichen Bedarf gedüngt. Ihre leichte Löslichkeit, daher ihre rasche Wirksamkeit verlieren die Superphosphate, falls sie mit kalkhaltigen Materialien z. B. Asche, Thomasschlacke etc. gemischt werden. Düngemittel, die hauptsächlich Kali enthalten: a) Kainit mit 12—W/o Kali nebst ziemlich viel Kochsalz und anderen Chlorsalzen, könnte mit der Zeit in den Weingärten schädlich werden, falls sich nach häutiger, starker Anwendung zuviel Chlorsalze im Untergründe ansammeln würden. Bei durchlässigem Untergrund ist die Gefahr keine grosse. Wegen der Schädlichkeit der Chlorsalze bei grösserer Ansammlung im Untergrund empfiehlt sich für die ticfwurzclndcn Reben als Kalidünger besser das b) concentrierte schwefelsaure Kali mit 50—52°/o Kali. Nachdem dieses beinahe fünfmal soviel Kali enthält als das Kainit, braucht man davon auch nur ,/6 vom Kainit, um gleiche Mengen Kali in den Boden zu bringen, daher kommen die Transportspesen pr. 1 Kg. Kali im concentr. schwefelsauren Kali beiläufig nur auf l/6 von den für 1 Kg. Kali im Kainit. Bei entfernten Bezugsquellen und schwer zugänglichen Weingärten möge dies wohl Berücksichtigung finden. Diese Kalidünger werden aber selten allein in Weingärten mit Erfolg angewendet, sondern zumeist in Verbindung mit Superphosphaten oder Thomasschlacke. c) Asche vom Laubholz enthält circa 10% Kali und 6'5% Phosphorsäure, solche von Nadelholz aber nur circa 6% Kali und +5% Phosphorsäure. Die Asche ist ein vorzügliches Düngemittel, welches das Kali und die Phosphorsäurc beinahe ganz im selben Verhältnisse enthält, in welchem diese von der Rebe aufgenommen werden. Dieses Verhältnis wäre eigentlich das richtigste, insofemc die Eigenart des Bodens nicht besondere Ansprüche stellen würde. Zu den käuflichen Düngemitteln rechnet man auch Ölkuchen mit 5—6% Stickstoff und 2% Phosphorsäure. Wollabfälle aus Spinnfabriken mit 4V2—12% Stickstoff, LederabfUlle mit 9% Stickstoff, Hornspäne mit 7—10% Stickstoff nebst etwas Phosphorsäure. Sind diese Materialien günstig zu haben, so werden sie angeschafft, doch vor der Verwendung am besten compostirt. Durch den Handel werden häufig die Düngemittel gemischt, z. B. als Kalisuperphosphat, — 67 — Ammoniaksuperphosphat etc. oder als Spezialdtlngcr, z. B. Weingarten-Dünger etc. angetragen. Kin rationeller Landwirth kauft; aber keine Mischungen, sondern jede Art Düngemittel für sich und mischt selbes in dem Verhältnisse wie es sein Boden bedarf. E. Einkauf der Kunstdünger. Beim Einkauf der Kunstdünger sei man vorsichtig. Man wende sich nur an verlässliche Firmen. In Untersteiermark haben wir eine solche in der chemischen Fabrik in Hrastnig. Am besten kauft man sie unter der Controle einer öffentlichen chemischen Versuchsstation, z. B. der chemischen Landes-Versuchsstation in Marburg, durch welche man sie auch überhaupt möglichst billig und verlässlich beziehen kann. Es ist gefehlt, beim Einkauf von Kunstdünger darauf zu sehen, wie viel ein Metercentner von dem oder jenem Dünger kostet, sondern man sehe nur auf den Preis von 1 Kg. Pflanzennährstoff darin, bei gleichzeitiger Berücksichtigung einer grösseren oder geringeren Lös-lichkeit Kleinere Weinbauer beziehen am besten und billigsten die Kunstdünger gemeinsam, genossenschaftlich. Die Frachtpreise stellen sich nämlich beim waggonweisen Bezug bedeutend billiger, ausserdem würden die Spesen für die Controluntcrsuchungcn bei kleineren Mengen von Kunstdünger dieselben zu sehr belasten. 6. Anwendung des Düngers im Weingarten. Es ist viel besser, öfter mit entsprechenden Mengen Dünger zu düngen, als einmal grosse Mengen davon zu vergraben, dann aber die Düngung wieder auf lange Zeit auszusetzen. Nur bei in nicht zu grossen Zwischenzeiten wiederholtem Düngen werden die Reben gleichmässig wachsen und tragen. In schweren Böden kann seltener, in leichten Böden muss öfter gedüngt werden, jedenfalls mit der der jeweiligen Periode entsprechenden Düngermenge. Wird der Weingarten auf einmal für 5 Jahre gedüngt, wird man natürlich 5mal soviel Dünger im selben unterbringen, als wenn er nur für ein Jahr gedüngt wird. Das alljährliche Düngen ist wegen der Arbeit zu kostspielig. Gewöhnlich wird in Weingärten mit besserem Betrieb alle 3—5 Jahre gedüngt. Als mittlere Düngermenge nimmt man für 3—5 Jahre pro Joch Weingarten circa 200 bis 300 q verrotteten Stallmist. 3* — 68 — Sehr günstig wirkend und kräftig ist folgende Düngung z. B. für einen fünfjährigen Düngungsturnus, pro Joch: 1. Jahr: 300 q Stallmist, 20 kg. Phosphorsäurc, ■/.. B. in 100 kg. Thomasschlacke. 2. Jahr: 30 kg. Phosphorsäure, z. B. 150 kg. Thomas-schlackc, 20 kg. Kali, z. B. in 40 kg. schwefelsaurem Kali. 3. Jahr: 30 kg. Phosphorsäure, z. B. in 150 kg. Thomasschlacke und 40 kg. Kali, z. B. in 80 kg. schwefelsaurem Kali nebst 8 kg. Stickstoff, z. B. in 50 kg. Chilisalpeter. 4. Jahr: 40 kg. Phosphorsäure, z. B. in 200 kg. Thomasschlacke und 50 kg. Kali, z. B. in 100 kg. .schwelelsaurem Kali nebst 13 kg. Stickstoff, z. B. in 100 kg. Chilisalpeter. Wird zum Theil mit Stallmist, zum Theil mit Kunstdünger gedüngt, so werden je 100 7 Stallmist mit 50—100 kg. Thomasschlacke, 600—1000 (j Holzasche oder 100 kg. conc. schwefelsauren Kali, welche Düngemittel dem Stallmist zugefügt werden, ersetzt. Ausserdem streut man bei der ersten Haue pro Jahr und Joch circa 80 kg. Chilisalpeter. Kunstdünger werden ausschliesslich nur in solchen Böden mit Vortheil angewendet, wo die Reben infolge der Wurzelfäule leiden. Sonst ist es angezeigt, für den Humus zu sorgen und zwar durch Torfstreu, Kompost, Laub etc. Wenn nur mit Kunstdünger gedüngt wird, so gibt man auf das Joch pro Jahr 150 kg. Superphosphat (oder für je zwei Jahre 300 kg. Thomasschlacke) 50 kg. conc. schwefesaures Kali und 80 kg. schwefelsaures Ammoniak oder 80 bis 100 kg. Chilisalpeter. Chilisalpeter wird erst im Frühjahre gestreut. Handelt es sich darum, mit Hilfe der Kunstdünger nur das Gleichgewicht bezüglich der Pflanzennährstoffe im Boden zu erhalten, so wird Pflanzen, die schwach wachsen, mit Stickstoff, z. B. Chilisalpeter, solchen aber, die sonst üppig wachsen, mit Phosphorsäure nachgeholfen. F. Abfälle der Weingärten. Werden dem Weingarten alle die im selben gewonnenen Abfülle wiedergegeben, so erhält er in diesen keine neuen Stoffe, man muss trotzdem die mangelnden Nährstoffe durch andere Düngemittel ersetzen. Das beim Schnitt gewonnene Rebholz wird sofort in beiläufig 10 cm. lange Stücke zerhackt und im Weingarten ausgestreut und unterhauen. Wo aber der Traubenwickler auftritt, möge man — r>9 — das lieber lassen, da er in dem so zerkleinerten Rebholz zu viele Schlupfwinkel findet. In schweren Böden ist es auch vorteilhaft, wenn das Rebholz in Bündeln zusammengebunden und eingegraben wird. Dadurch wird der Hoden gelockert und Humus gebildet, welcher Umstand auch die ausschliessliche Anwendung von Kunstdünger im Weingarten zulassen würde. Bei starkem Auftreten von Traubenwicklern ist es aber rathsam, lieber dieses Rebholz aus dem Weingarten zu entfernen oder zu verbrennen, so wie auch dann, wenn es vom Brenner, Oidiuin etc. befallen ist. Wird das Rebholz als Brennmaterial verwendet, möge man wenigstens die Asche den Weingärten wieder zurückgeben und den beim Verbrennen verloren gegangenen Stickstoff auf andere Art ersetzen. Das zerhackte Rebholz kann auch in Com-posthäufen wenigstens einertheilweisen Zersetzung unterzogen werden. Dasselbe wie bezüglich des Holzes gilt bezüglich der grünen Triebe, Blätter etc. Wird das alles im Weingarten gelassen und unterhauen, so braucht man weniger mit anderen Düngemitteln zu düngen. Wenn es aber vom wirtschaftlichen Standpunkte eher angezeigt sein sollte, diese Stoffe zu verfüttern, da müssen wohl die in denselben enthaltenen Pflanzennährstoffe durch mehr Dünger ersetzt werden. Die 'Prester, das Gcläger etc. werden am besten compostiert. Mit dem Compost kommen die beim Compostieren aufgeschlossenen Pflanzennährstoffe wieder in den Weingarten. G. Laub b nusche n. Laubbauschen wirken ähnlich als wie Bündel des Rcbholzcs im Boden. Durch die Laul »bauschen wird der Boden gelockert, der Humus vermehrt, daher eine physikalische Verbesserung zu Stande gebracht. Auch an Pflanzennährstoffen kommt etwas durch die Laubbauschen in den Boden, doch bei weitem nicht genug. Neben den Laubbauschcn müsste man unbedingt noch mit Stallmist oder mit Kunstdünger, dessen Wirksamkeit durch die physikalische Wirkung der Laubbauschcn erhöht wird, düngen. Wo Wurzelfäule herrscht, dort vermeide man die Laubbauschcn, da dieselbe durch letztere gefördert wird. H. Compost. Der Compost kann den Stallmist vollkommen ersetzen. In den Composthaufen kommen alle sonst nicht mj'ir verwendbaren Abfalle — 70 — der Wirtschaft. Handelt es sich darum, schwere Bilden zu lockern, bringt man in die Composthäufen Astzeug, Sägespäne etc. und lasse dies nur halb verfaulen. Wünscht man den Compost kräftiger, so werden ihm Materialien beigemischt, welche viel Pflanzennährstoffe enthalten und welche sich im Composthäufen günstig verändern, so z. B. Hornspäne circa 500 kg. oder 1000 kg. Wollabftille, 800 kg. Asche, etwas Knochenmehl etc. pro Joch ftlr 3 Jahre. Der Composthäufen muss gut mit Erde durchmischt und gedeckt sein, sonst gehen aus ihm Pflanzennährstoffe verloren. Er muss öfter umgearbeitet und stets feucht erhalten werden, letzteres am besten durch öfteres Begiessen mit Jauche. I. Gründünger. Werden die Pflanzen während der Blüte unterhauen, so kommt durch diese viel Humus in den Boden, daher ist es möglich, mit Kunstdünger unter Mitwirkung des Gründüngers beinahe ganz dasselbe zu erreichen als wie mit Stallmist. Es gibt Pflanzen, die sogenannten Leguminosen, z. B. alle Kleearten, Wicken, Pferdebohnen, Erbsen u. s. w., welche die grossartige Eigenschaft haben, den Luftstickstoff auszunützen, aufzunehmen. Diese Eigenschaft ist für den Landwirt von grösster Bedeutung, denn sie ermöglicht ihm, den im Handel so theuren und für die Pflanzenproduction so wichtigen Stickstoff für seine Wirtschaft aus der Luft zu gewinnen, ihn in der Wirtschaft in Umlauf zu bringen. Nach dem Ausstreuen von Phosphorsäurc und kalihältigcn Kunstdüngern, z. B. Thomasschlacke und schwefelsaurem Kali, werden stickstoffsammclnde Pflanzen ausgesäet und man kann durch diese pro Joch bis zu 200 kg. Stickstoff, welcher bis 300 K im Handel kosten würde, auf diese Art beinahe kostenlos gewinnen. Diese Art der Düngung ist daher für die Landwirtschaft von allerhöchster Bedeutung. In unseren Gegenden ist als Gründünger vielfach der Buchweizen üblich, welcher in den Weingärten häufig angebaut und dort untergehaucn wird. Doch bereichert man dadurch den Boden nur an organischer Substanz, nicht aber an Stickstoff. Um beides zu erreichen, werden dort, wo man Gründüngung anwenden will, am besten Leguminosen ausgesäet. Zu diesem Zwecke taugt sehr gut der Incarnatklee. Dieser wird beiläufig im September ausgesäet, kommt früh in die Blüte und kann bereits im Mai unterhauen werden. Natürlich müssen vorher phos- — 71 — phor- und kalihältige Düngemittel ausgestreut worden sein. Man gewinnt so viel Stickstoff. Leider wintert aber der Incarnatklee gerne aus, namentlich in den schneelosen Weingartenlagcn. In südlichen Gegenden, besonders bei hohen Erziehungsarten, verwendet man zu dem Zwecke Erbsen oder Pferdebohnen. Bei uns wendet man mit Vortheil Wicke an, besonders Wintcrwickc, welche bei der Herbsthauc ausgesäet und in der vollsten Blüte unterhauen wird. Solche Gründüngungen könnten in den Weingarten alle 3—5 Jahre ausgeführt werden, in der Zwischenzeit könnte mit Kunstdünger allein nachgeholfen werden, sobald im Boden genügend Humus enthalten ist. Bei Anwendung der Gründüngung achte man doch darauf, dass die Gründüngungspflanzen nicht zu sehr die schädliche Rolle des Unkrautes übernehmen. Besonders zu jenen Zeiten, wo die Trauben zu reifen anfangen oder zur Zeit grosser Dürre könnten die Gründüngungspflanzen ebenso wie das Unkraut schädlich sein. K. Kalk. Der Kalk gehört eigentlich noch zu den mineralischen Düngemitteln. Er ist zum erspriesslichen Gedeihen der Pflanzen gerade so nothwendig als wie die früher genannten ganz unentbehrlichen Pflanzennährstoffe. Da beinahe jeder Boden mehr oder weniger davon enthält und zur Noth der Pflanze damit aushilft, wird der Kalk noch ziemlich selten als Düngemittel richtig gewürdigt. Der Kalk dient theilweise als Nährstoff, besonders vortheilhaft ist aber dessen Einfluss auf den Boden und die Zersetzung der übrigen Pflanzennährstoffe. Es wäre höchst an der Zeit, dass auch unsere Landwirte und Weinbauer mit Kalkdüngungsversuchen anfangen. Sie können mit Atzkalk oder Gyps im staubförmigen Zustande versuchen und pro Joch 3—-5 le Continu« um 20 K das Stück. Mit diesem soll 1 Arbeiter in einem Tage die Reben auf einem Joch abwaschen können und braucht circa 50—100 Liter Flüssigkeit dazu. Abgewaschen wird das einjährige Ilolz, dieses besonders auch an den Augen, so wie auch das alte Holz. Durch dieses Abwaschen werden nur die von der Lösung erreichten Pilze vernichtet. Bei noch so genauer Arbeit kann doch nicht alle dieses Los treffen, und solche übrig gebliebene sorgen fiir die Verbreitung ihrer Art in der nächsten Vegetations-. periode. Es handelt sich nun darum, die Wirkung des frühen Abwaschens dadurch zu ergänzen, dass man im nächsten Frühjahre alle Triebe des Rcbstockcs, an welchem sich der Brenner breit zu machcn beginnt, rechtzeitig, d. h. noch bevor sich die neugebildeten Sporen zu weit verbreitet haben, sorgfältig sammelt und verbrennt. Ist man vorher correct vorgegangen, wird dies keine Riesenarbeit sein und der Erfolg wird ziemlich gesichert. Durch Lichthalten des Weingartens, durch sorgfältiges Aufbinden der Sommertriebe, durch Vermeidung frischen Düngers, Massregcln, welche für den Weingarten überhaupt nützlich sind, thuc man ein Übriges. 3. Oidium. Dieser echte Mchlthau ist das erstemal 1845 in England beobachtet worden und hat sich riesig rasch verbreitet. Tritt diese Krankheit früh auf, solange die Trauben noch nicht vollkommen entwickelt sind, dann kann sie riesigen Schaden anstiften. Auch die steirischcn Weinbauer wissen was davon zu erzählen. Tritt das Oidium später gegen den Herbst zu auf, wo die Trauben reif zu werden beginnen, oder schon sehr reif geworden sind, dann ist der Einfluss dieser Krankheit ein unbedeutender. Der Pilz tödtet nur die Epidermis der Beeren ab und wenn diese, als abgestorben, bei der weiteren Entwicklung der Beere dem inneren Drucke (Turgor), nicht — 77 — nachgeben kann, so springt sie auf. Dadurch der Schaden. Ist die Heere bereits gut entwickelt, findet keine Vcrgrösscrung derselben mehr statt, dann springt sie nicht so leicht auf. Das Oidium befallt alle grünen Organe der Rebe, Blätter, Triebe, am meisten Schaden macht es auf den Trauben, welche durch dasselbe dunkelgrau werden und aufspringen. Tritt das Oidium im Weingarten auf, so kann man es schon mit der Nase nach dem Schimmelgeruch constaticrcn. Südliche Gegenden sind vom Oidium besonders heimgesucht, dort tritt es beinahe regelmässig auf und zwar bei niederen als auch bei hohen Erziehungsarten. Bei uns beschränkt sich das Oidium in der Regel nur auf hohe Erziehungs-arten, auf Hecken. Nur bei besonders günstigen Verhältnissen, wie sie die letzten Jahre geboten haben, nach milden Wintern und warmfeuchten Sommern, steigt es von da in die Weingärten auch auf niedere Reben. Besonders üppige Bestände, wie z. B. die Weingärten auf amerikanischen Unterlagen, werden gerne heimgesucht. Ein wohl bewährtes Mittel gegen das Oidium haben wir im Bestäuben mit Schwefelpulver. Der Schwefel tödtet den Pilz ab, wenn er auch bereits entwickelt ist. Im Gebrauche ist Schwefelblüte oder gemahlener Schwefel. Letzterer ist viel wirksamer als die Schwefelblüte, da er besser anhaftet. Die Wirksamkeit hängt von der Feinheit des Schwefels ab. Je feiner er gemahlen ist, desto besser wirkt er und desto weniger braucht man davon. Sclbstgemahlencr Schwefel ist daher schlecht. Am besten bestellt man den Schwefel im Grossen auf genossenschaftlichem Wege oder auf anderem gemeinschaftlichen Wege, z. B. durch die Land-wirtschafts-Gescllschaftcn, Versuchsstationen etc. Eine weissgelblichc Farbe des gemahlenen Schwefels ist ein Merkmal seiner Feinheit. In gewöhnlichen Jahren, wo das Oidium weniger stark auftritt, besonders nach Jahren, wo es sich kaum gezeigt hat, kommt man aus, falls man mit dem Schwefeln so lange wartet, bis sich die Krankheit sporadisch zeigt. Tritt sie auf, wird bestaubt und dies nach Bedarf wiederholt. Tritt das Oidium aber regelmässig auf, wie auch bei uns in den letzten Jahren mit einer grossen Heftigkeit, was besonders nach Jahren, wo das Oidium stark aufgetreten und der Winter mild gewesen, zu erwarten ist, dann heisst es wohl, die Krankheit in ihren ersten Anfängen unterdrücken, früh schwefeln, sonst wird man ihrer nicht Herr. - 78 — Am besten wird mit dem Bestäuben sofort begonnen, sobald sich im Frühjahre die Triebe auf den Reben etwa fingerlang entwickelt haben. Wiederholt wird es noch einmal, unmittelbar vor der Blüte, wenn es nicht anders angeht auch während der Blüte, dann wieder unmittelbar nach der Blüte, später aber noch so oft als es sich nothwendig erweist. Zumeist wird man mit 4- bis 5-maligem Bestäuben auskommen, doch in manchen Fällen muss es wohl 7- bis 8-mal wiederholt werden. Der Krfolg des Bestäubens hängt wesentlich davon ab, dass es frühzeitig durchgeführt wird, dass das Oidium in den ersten Anfängen unterdrückt wird. Wird bei heftigem Auftreten dieser Krankheit erst nach der Blüte zum crstenmale bestäubt, so hat man die unangenehme Folge zu tragen, dass die späteren Bestäubungen weniger wirksam werden. Bestäubt wird nur bei schönem Wetter, wenn es nicht windig ist und wenn der Thau an den Reben bereits abgetrocknet ist. Regnet es kurz nach dem Bestäuben, so wird die durchgeführte Arbeit beinahe erfolglos. Bestäubt wird der ganze Stock, namentlich die Trauben. Zum Bestäuben sind mannigfache Geräthe im Gebrauch. Die ursprünglichsten und zum ersten Bestäuben der noch sehr kurzen Triebe auch sehr zweckdienlichen Geräthe sind die Streubüchsen und Fuderquasten, für spätere Bestäubungen kommen Blasbälge, z. B. wie Fig. 31, nebst anderen mehr oder weniger complicierten Geräthen in Verwendung. Die besten Schweiler bis jetzt sind die von Vermorell, welche vom Ingenieur Riedmüller in Triest geliefert werden. Die Schweflcr von Heller, von Ncchvillc, Wechtcl in Wien, Helferstorferstrasse (Fig. 32 a b) etc. sind auch sehr gut brauchbar. Ausserdem gibt es noch viele verschiedene andere Systeme verschiedener Güte. Für ein öfter wiederholtes Bestäuben verbraucht man pro Joch Weingarten beiläufig 40 kg Schwefel. — 79 — Ein einmaliges Bestauben eines Joches Weingarten mit gewöhnlichen Blasbälgen nimmt circa 2 bis 3 Arbeitsschichten in Anspruch, mit besseren 1 bis 2. Letzterer Zeit wurde versucht, das Schwefeln mit dem Bespritzen gegen die Pero-nospora zu combinieren. Man nimmt pro Ilectoliter Kupfervitriollösung 2 kg. Schwefel. Den Schwefel knettet man mit wenig Wasser zu einem Teig, der der Kupfervitriollösung beigemischt wird. Diese Art der Bekämpfung des Oidiums ist aber immer noch im Stadium des Versuches und daher nicht allgemeiner Empfehlung werth. Wenn das Oidiuin in seinen Anfängen auf diese Art bekämpft werden könnte, so müsste doch noch unbedingt mit trockenem Schwefel nachgeschwcfelt werden. Wo die Reben gegen den Brenner oder auch gegen das Oidium mit einer Figur 32 b. 10 bis 15%-igcn Eiscnvitriollösung abgewaschen wurden, beobachtete man ein viel schwächeres Auftreten dieses Pilzes. Dieses Mittel Figur 32 a. — 80 — wird daher unter Umstünden auch vorteilhaft angewendet, da die Reben sozusagen vollkommen desinficiert werden. 4. Wurzelfäule. Namentlich in schweren nassen Böden ist diese Krankheit auch in unseren Gegenden gar nicht selten. Die Wurzelspitzen beginnen zu faulen, die Rinde der Wurzel wird braun und löst sich leicht ab. Die Krankheit verpflanzt sich von den Spitzen gegen die älteren Theile der Würzein fort. Auf die Art erkrankte Stöcke kann man leicht aus dem Boden herausziehen, da ihre Wurzelenden abgefault sind. Die bei näherer Beobachtung leicht erkennbaren weissen fadenförmigen Stränge gehören dem Pilze, welcher diese Krankheit hervorruft. Im Weingarten verbreitet sich dieser Pilz kreisförmig dadurch, dass er von einer Wurzel auf die andere übergeht, sprungweise von einem Flecke zum anderen aber mittelst der Sporen. Diese Verbreitung und Wirkung ist ähnlich wie bei der Reblaus, daher auch ähnliche Symptome bei den Reben. Von zuerst, vielleicht durch Vermittlung der Sporen befallenen Stöcken aus befällt der Pilz die benachbarten Stöcke, diese nach und nach vernichtend, weshalb an solchen Stellen den Reblaushcrden ganz ähnliche Herde entstehen. Die Stöcke tragen im ersten Jahre nachdem sie erkrankt sind, ausserordentlich reich, im nächsten Jahr schon bleiben die Triebe doch meist schwach, in 2 bis 3 Jahren geht der Stock zugrunde. Bei günstigen Bedingungen für den schädlichen Pilz wird dieser mit den befallenen Stöcken auch viel früher fertig. Befallen werden nicht nur Reben, sondern auch die verschiedensten Bäume, wie auch Kräuter. Von der Feuchtigkeit wird dieser Krankheit besonders Vorschub geleistet und eine zweckmässige Entwässerung ist das beste Vorbeugungsmittel, ja es können mitunter dadurch schon erkrankte Weingärten geheilt werden. Bei heftigem Auftreten ist es am meisten angezeigt, die erkrankten und wegen grösserer Sicherheit auch die benachbarten Stöcke in einer Sicherhcitszone von 2 bis 3 m, d. h. im Kreise um den Krankheitsherd, gründlich auszugraben und zu verbrennen. Man suche in dem Falle alle Wurzelstückc sorgfaltig zusammen. Die betreffende Stelle lasse man 2 bis 3 Jahre brach, sie darf höchstens mit Getreide bebaut werden. Auf anderen Pflanzen — 81 — könnte sicli nämlich der Pilz wieder weiter erhalten. Sehr vorteilhaft ist es, diese Stellen stark mit Kalk zu bestreuen, denn dieser befördert eine schnelle Zersetzung aller den Pilz erhaltenden organischen Substanzen. In Böden, wo die Reiten von dieser Krankheit besonders gerne befallen werden, vermeide man möglichst organische Dünger, man suche mehr mit Mineraldünger auszukommen. In Neuanlagen wird der Pilz häufig durch Rebstöcke, die älteren Weingärten entnommen sind, übertragen, daher Vorsicht auch in dieser Richtung. Von anderen Pilzen sind bis jetzt mehr vereinzelt aufgetreten das Qadosporium Roesleri und die Weissfäule der Trauben. Dagegen, wie überhaupt bei ähnlichen ungewohnten Erscheinungen, empfiehlt sich ein rasches Sammeln und Verbrennen der befallenen Organe. IX. Thierische Schädlinge, i. Traubenwickler. Die Schädlichkeit des Traubenwicklers ist eine ausserordentlich grosse. Dieser kann einen grossen Theil oder die ganze Trauben-erntc vernichten, er beeinflusst aber auch die Qualität des Weines sehr ungünstig, da die von ihm befallenen Beeren sauer bleiben und faulen. Der Traubenwickler ist ein kleiner Schmetterling, der zweimal im Jahre auftritt. In den Monaten April, Mai, erscheint er zum ersten Male und etwa im Monate Juli zum zweiten Male. Circa 14 Tage nachdem die Eier der ersten Generation abgelegt worden sind, schlüpfen aus denselben kleine Räupchcn heraus, die die Gescheine und Blätter der Reben benagen. Nach den eigenartigen Gespinnsten, in denen mehrere Blüten mittelst einer Art Spinngewebe zusammengesponnen sind, ist der Aufenthalt der Räupchcn sehr leicht zu entdecken, daher sind diese leicht zu verfolgen. Je kühler das Wetter ist, desto länger brauchen die Räupchcn zu ihrer Entwicklung, desto mehr Schaden machen sie auch naturgemäss. Erscheint der Schmetterling des Traubenwicklers früh im Frühjahre und schlüpfen aus den Eiern die Räupchcn vor der Blüte aus, so benagen dieselben auch die Rebaugen und die jungen Blättchen. Beiläufig gegen Ende Juli, anfangs August erscheinen die Räupchcn der zweiten Generation. Diese bohren sich in die Traubenbeeren ein, und jede vernichte't mehrere 6 — 82 — von diesen. Die so befallenen Traubenbeeren fangen an zu faulen und stecken namentlich bei feuchtem Wetter auch noch die unverletzten Nachbarbeeren an. Nachdem die Räupchen derart auf Kosten des Weinbauers ausgewachsen sind, ziehen sie sich in ihre Winterquartiere zurück. Sie gehen namentlich unter die Borke der Rebstöcke, in die Spalten und Fugen der Rebstecken etc. überall, wo ihnen ein angenehmer Winteraufenthalt gewährt wird. Nach glücklicher Überwinterung beginnen sie ihr schädliches Werk von neuem. Ein energischer Kampf gegen diesen gefährlichen Schädling ist dringend geboten. Bekämpft wird er entweder im Winter im Puppenzustande, oder als Schmetterling im Frühjahre oder Sommer, oder als Räupchen in den Blüten, oder später etwa anfangs August in den angestochenen Beeren. Sehr zweckmässig ist, zur Vertilgung der Puppen im Winter strengste Ordnung und Reinlichkeit im Weingarten walten zu lassen. regeln entsprechen schon ohnehin dem Ordnungs- und Reinlichkeitssinne eines gediegenen Weinbauers, auch wenn es sich nicht gerade um Bekämpfung der Schädlinge handelt. In den Fugen der Rebstöcke, Heckenpfosten etc. sind auch willkommene Schlupfwinkel» welche mit einem Gemisch von Kalk und Petroleum verstrichen werden, um die Puppen zu vernichten. Bei Drahtanlagcn entfallen Figur 33. Die Bänder werden sorgfältig gesammelt und verbrannt. Alles beim Rebschnitt abgeschnittene Holz wird gesammelt und am besten bald verbrannt. Die Rinde wird abgerieben und der Mull am besten verbrannt. Zum Abreiben eignen sich sehr gut Ketten oder noch besser die stählernen Sabate'schen Handschuhe, Fig. 33, (zu haben bei der Administration der Weinlaube in Klostcrncuburg bei Wien.) Mit diesen werden beim Abreiben die Puppen auch zerdrückt. Doch auch in dem Falle wird man sicherer gehen, falls man das Abgeriebene auffängt und verbrennt. Diese Mass- — 83 — diese Schlupfwinkel ziemlich, daher ist bei solchen die Trauben-wicklerplage eine seltenere. Im Frühjahre können die Schmetterlinge mit Hilfe von Lichtern gefangen werden oder man schlagt abends oder noch besser frühmorgens mit Stöcken die Rebstöcke an und die verscheuchten, doch wegen der noch herrschenden Kühle tragen Schmetterlinge fallen auf den Boden und werden dort leicht vernichtet oder schon wahrend ihres tragen Auffliegens mittels mit Klebemitteln klebrig gemachten handlich zugeschnittenen leichten Brettchen aufgefangen. Mit den Lichtern erzielt man um die Zeit keinen besonders glanzenden Erfolg, da die Schmetterlinge während der namentlich in der Nachtzeit herrschenden Kühle zu träge sind. Bezüglich der Fanglichter ist überhaupt Vorsicht anzurathen, da sich mit Hilfe derselben gewöhnlich mehr nützliche Insecten fangen als Traubenwicklcrschmettcr-linge. Man kann auf die Art seine besten, von der Natur beigestellten Helfer bei der Vernichtung des schädlichen Gewürms morden und erzielt so den entgegengesetzten Erfolg. Die Schmetterlinge der zweiten Generation sind wegen der herrschenden höheren Wärme bedeutend lebhafter, daher mit den Kleb-fachern ziemlich schwer zu fangen. Da kann man es eher mit den Fanglichtern versuchen, falls man beobachtet, dass man unter den auf die Art Gefangenen nicht zu viele gute Freunde trifft. Nach Dolles werden die Fanglichter folgender Art aufgestellt. In ein hohes Glas (Stutzen) kommt etwa bis zur Hälfte Wasser, sodann etwas Öl, auf dem das Nachtlicht schwimmen soll. Man thut gut, wenn man über das Glas einen passenden Blcchdeckel stülpt, welcher das Licht schützen soll. Das improvisierte Nachtlicht wird am Abend auf einem zum Theil mit Wasser gefüllten (auf der Oberfläche des Wassers soll zum Vortheil eine aufgegossene dünne Ölschichte schwimmen) Teller in die Weingärten gestellt. Die Schmetterlinge fliegen dem Lichte zu und fangen sich im Wasser, resp. in der auf demselben schwimmenden Ölschichte. Die Raupchen werden in den Gescheinen wie auch in den Traubenbeeren vernichtet. In den Gescheinen sucht man sie auf, zieht sie mit gespitzten Hölzchen oder Pinzetten heraus und zerquetscht sie oder man tödtet sie mittelst Giften. So ein Wurmgift wird bereitet aus circa 3 Kg. Schmierseife, welche in circa 10 Liter Wasser solange gekocht wird, bis sie sich ganz aufgelöst hat. Nachdem diese Seifen- 3* — 84 — lösung erkaltet ist, mischt man sie mit etwas Spiritus, welcher durch einige Zeit auf circa 1—1'5 kg. frischen dalmatinischen Insectenpulvers aufgegossen gewesen ist. Diese Mischung bleibt einen Tag ruhig stehen, dann wird sie vom Satz abgegossen und die Flüssigkeit soviel mit reinem Wasser ergänzt, dass sie beiläufig 100 Liter ausmacht. Nun ist das Gift gebrauchsfähig. J. Zacherl in Wien hat ein fertiges, gut bewährtes Präparat gegen Pflanzenungeziefer, das billig und leicht verwendbar ist, daher den Vortheil hat, dass die immerhin umständliche Selbstbereitung der Dufour'schen Lösung entfällt. Entdeckt man Heuwürmer, d. h. Räupchen der Traubenwickler resp. deren Gespinnste auf den Blüten, füllt man ein geeignetes Ge- räth mit einem Wurmgift und spritzt dasselbe in die Gespinnste. Die Flüssigkeit soll mit einem kräftigen Strahl in die Gespinnste kommen, damit sie dieselben durchreisst. Der Strahl soll intermittierend sein, so dass die Flüssigkeit nur in dem Augenblicke ausflicsst, wenn man sie braucht. Verwendet man daher die gewöhnlichen Pcronospora-spritzen zu dem Zwecke, richte man den Verstäuber demgemäss ein diesen Zweck. Frisches dalmatinisches Inscctenpulver bekommt man bei Eugenio Godnig in Zara. Sehr erfolgreich ist die Bekämpfung der Räupchen in den Beeren. Man beginne damit schon früh, beiläufig anfangs August. Figur 3-t. oder ersetze denselben am besten mit einer Spritzlanze (Fig. 34), canulla sibella genannt, welche auch in der Administration der Weinlaube in Klosterneuburg zu haben ist. Die Wurmspritzc von W. Kostiak in Wien (Fig. 35), zu Figur 35. beziehen durch diesen oder durch J. Zachcrl ä 6 und 8 K, eignet sich besonders gut für — 85 — Die wurmstichigen Heeren werden gesammelt und die Räupchcn (Sauerwürmer) darin vernichtet. Diese Arbeit macht sich sehr wohl schon durch die Weinlese desselben Jahres bezahlt. Beginnt man mit dem Ausklauben der wurmstichigen Beeren nicht verhältnismässig früh, so haben die Sauerwürmer Zeit gewonnen und grösseren Schaden angerichtet. Sie kriechen aus einer Beere in die andere, Fäulnis zurücklassend. Die faulenden Beeren stechen in weiterer Folge auch die übrigen gesunden Beeren an, zufolge dessen ganze Trauben verfaulen können. Die Qualität des Weines gewinnt durch dieses Ausklauben sehr bedeutend. Von der Brut der Schädlinge wird aber bei diesem Verfahren auch viel vernichtet. Etwa 10 bis 20 Weiber-Tagcsschichtcn reichen beiläufig aus, um auf einem Joch derart auszuklauben. Keines der angeführten Mittel verspricht einen sicheren, durchgreifenden Erfolg. Doch ergänzt eins das andere. Ein rechtzeitiges energisches Anwenden derselben seitens des rationellen Weinbauers, namentlich dort wo die Plage noch nicht zu gross geworden, kann riesigem Schaden vorbeugen. Schon die Sorgfalt des Einzelnen kann mit Erfolg gekrönt werden. Noch grösser wäre dieser bei allgemeiner Anwendung dieser Mittel und im Interesse der Gesammtheit wäre es wohl gelegen, wenn alle Weinbauer einen entsprechenden Eifer an den Tag legen möchten oder solche, die in der Hinsicht nicht mithalten wollen, dazu verhalten werden könnten. 2. Eulenraupen. (Agrostis.) In den letzten Jahren wurden die Weinbauer in einigen Gegenden von sechzehnfüssigen nackten Ackereulenraupen beunruhigt. Diese halten sich während des Tages seicht im Boden auf, in Frühjahrsnächten benagen sie ausser anderen Pflanzen auch die Augen und jungen Blättchen der Reben. Am schädlichsten von allen Ackereulenraupen ist der Rebe die Weizenackereule. Diese Raupe ist circa 3—3l/s cm. lang und hat eine bleigraue bis graubraune Farbe. Tagsüber ist sie nur im Boden circa 1—3 cm. tief in der Umgebung der angefressenen Reben in einer eingerollten Lage zu finden. Gefangen werden diese Raupen tagsüber, indem man den Boden mit leichter Haue aufgrabt und sie aufsucht, oder sie werden während der Nacht bei Licht auf den Rebstöcken gesammelt. Hühner, — 86 — namentlich aber Enten machen sich in Bezug auf die Vernichtung dieser Raupenbrut sehr nützlich. In Frankreich soll es üblich sein, dass abends an den Fuss eines jeden Rebstockes ein Bündelchen Luzerne gelegt wird. In der Frühe verkriechen sich die Raupen in die Luzernebündelchen und werden so leicht abgefangen. In verunkrauteten Weingarten machen sich diese Raupen mehr über die Unkräuter als über die Reben. Das Unkraut im Weingarten zieht aber wieder eine grössere Zahl Raupen an. In Frankreich sollen angeblich auch um die Stöcke zu 3 bis 4 Löcher mit einem Pfahl eingebohrt werden. Während des Tages sammeln sich die Raupen in diesen Löchern und können darin leicht getödtet werden. Von anderen thierischen Schädlingen sind mehr vereinzelt aufgetreten der Dickmaulrüssler, welcher frühmorgens durch Abklopfen oder bei Tage unter Steinen und Rasenstücken, die man auf den Boden legt, gefangen wird, ferner der Springwurmwickler, welcher durch Ablesen und Verbrennen der Blatter mit den Eierhäufchen, Hand in Hand mit dem Traubenwickler vertilgt wird. X. Ungünstige Einflüsse des Klimas, Bodens etc. i. Hagel. Es ist bis jetzt wohl noch nicht gelungen, mit Sicherheit den Hagel zu verhindern, respective abzuhalten. Das seit jeher übliche Schiessen wird gegenwärtig mehr systematisch mit besseren Vorrichtungen versucht und die Berichte von diesen Versuchen lauten von allen Seiten sehr günstig. Solch einen in Verwendung stehenden Schiessapparat von der Firma Lorber & Comp, in Sachsenfeld im Sannthale zeigt Figur 36. Immerhin ist das Schicsscn noch im Stadium der noch nicht beendeten Versuche. Erst eine langjährige Statistik wird sichere Schlüsse über die Wirksamkeit des Wettcr-schiessens möglich machen und eine allgemeine energische Abwehr des Hagels zur Folge haben. Einstweilen wird man noch immer mit Beschädigungen durch Iiagclschlag zu thun haben und da handelt es sich nun darum, den Schaden möglichst klein zu machen, durch zweckmässige Behandlung der beschädigten Rebstöcke. War der Hagel schwach, sind die Schlössen mit Regen gemischt gefallen, ist der Hagel ziemlich spät im Sommer, wo die Triebe sehr stark ent- — 87 — wickelt waren, gekommen, dann ist der Schaden verhältnismässig gering, es ist mehr oder weniger nur die Ernte des betreffenden Jahres reduciert oder vernichtet 2—3 Tage nach dem Iiagelschlag ist der Schaden erst recht zu erkennen, nachdem die an den Stielen getroffenen Trauben zu trocknen anfangen. Waren die Trauben zur Zeit des Ilagelschlages bereits ziemlich entwickelt, können die angeschlagenen Heeren oder Trauben ausgelesen und daraus ein Haustrunk bereitet werden. Noch harte, vom Hagel getroffene Beeren fallen ab oder trocknen ein. Bereits weiche, wenig angeschlagene Traubenbeeren können bleiben, aber sie reifen schlechter und beeinflussen sehr ungünstig die Qualität des Weines. Nach solchen späten Hagelschlägen sorgt man nur für eine möglichste Kräftigung des Stockes. Mittel dazu sind eine entsprechende Borlcn-lockerung (Haue) und die Erhaltung möglichst vieler funetionsfähiger Blätter. In vom Hagel getroffenen Weingärten wird man nicht gipfeln und alle später zugewachsenen neuen Blätter durch ein frisches Bespritzen mit Kupfervitriollösung vor der Peronospora schützen. Eine erneute Bespritzung ist überhaupt sehr zweckmässig, da die durch Hagel geschädigten Blätter stärker befallen werden. Auch eine im Herbste folgende Düngung ergänzt das Streben, die durch Hagel beschädigten, geschwächten Stöcke zu kräftigen, um dadurch den ungünstigen Einfluss für das nächste Jahr möglichst zu beheben. Nach heftigen, besonders frühzeitigen Hagelschlägen kann aber der Rebstock auf mehrere Jahre hinaus sehr stark beschädigt sein. Im selben Jahre muss man auf die Ernte von derart getroffenen Reben verzichten und sein Augenmerk nur darauf richten, dass diese wenigstens für die nächsten Jahre möglichst ertragsfähig gemacht werden. Sind alle Triebe am Tragholz stark beschädigt, werden alle ausgebrochen, um je 2 Triebe, und sei es, dass diese aus dem alten Holze kommen, zur kräftigen Entwicklung gelangen zu lassen. So schlimme Fälle kommen jedoch selten vor. Es dürften — 88 — doch an den Trieben, auf dein einjährigen Holze, z. IJ. auf den Zapfen wenigstens die unteren Augen verschont geblieben sein. In diesem Falle schneidet man die grünen Triebe auf Zapfen bis zum gesunden Auge zurück und erhält derart wenigstens kräftiges Tragholz für das nächste Jahr. Werden die Triebe nicht zurückgeschnitten, so entstehen viele schwächliche Triebe, die zum nächsten Schnitt nur schwaches Holz geben. Alle diese Massregeln sollen aber immer nur nach reiflicher Überlegung vorgenommen werden. Durch Übereifer, ohne gründliche die jeweiligen Umstände berücksichtigende Überlegung kann man wohl mehr Schaden als Nutzen stiften. Unmittelbar nach dem Hagelschlag schaut es gewöhnlich ärger aus als es in Wirklichkeit ist. Nach dem Hagel ganz ihrem Schicksal überlassene Reben lassen durch einige Jahre im Ertrage stark nach. Wenn an Hecken, Spalieren oder sonst längeren Erziehungsarten das alte Holz, Stamm und Schenkel durch Ilagel verwundet, geschwächt ist, beginne man von unten, von dem untersten Zapfen einen neuen Stamm und neue Schenkel zu erziehen und wenn diese fertig sind, schneidet man die alten knapp an den neuen ab. Diese vom Hagel geschädigten Triebe taugen weder für Bögen, weder zum Vergruben, noch für Schnittreben. Wo der Trieb vom Hagel angeschlagen ist, entsteht eine sehr tiefe Wunde, die in vielen Jahren nicht verwächst. Verhagelte Weingärten leiden im Winter in der Regel stark vom Frost, es ist daher angezeigt, die Reben in denselben durch Anhäufeln vor den Frost zu schützen. Eine nachherige starke Verjüngung der schwer beschädigten Stöcke ist sehr zweckmässig. 2. Frost. Der Frost schadet den Reben im Winter, indem deren Triebe, Stämme, Wurzeln etc. abfrieren, der grösste Schaden entsteht aber zumeist, wenn der Frost die Reben iin grünen Zustande trifft, wie z. B. die Spätfröste im Frühjahre oder die Frühfröste im Herbst. A) Winter fr os t. Der Winterfrost beschädigt die Wurzeln, den Stamm und das einjährige Holz. Die Wurzeln sind gegen Frostschäden sehr empfindlich. Dies — 89 — kann man besonders beobachten, wenn schlecht verpackte Wurzcl-reben bei starkem Frost versendet werden. Im Boden, namentlich im lockeren sandigen Boden frieren die Wurzeln gerne ab, wenn der Boden durch keine Schneedecke geschützt ist und durch lange Zeit gefroren bleibt. Der Wurzelstamm ist doch gegen Frost viel weniger empfindlich als die Wurzeln. Dem Schaden durch das Abfrieren der Wurzeln beugt man am besten durch Anwendung von längeren Setzreben vor, bei welchen der Frost nicht zu den untersten Wurzeln reichen kann. Frieren nur die Wurzeln ab, so bleibt der Stock einige Zeit schwach, kann sich aber mit den Jahren wieder kräftigen. Wenn der ganze Wurzelstamm abfriert, dann ist es überhaupt aus mit dem Stock. Häufig kommt es vor, dass nur der Stamm des Rebstockes abfriert, während die Wurzeln und das einjährige Holz vollkommen gesund bleiben. Manchmal friert auch nur der untere Theil des oberirdischen Stammes ab, während der höhere noch gesundes, unbeschädigtes Cambium aufweist. Solcherart abgefrorene Stöcke trähnen und treiben im Frühjahre aus wie die gesunden, aber ihre Triebe bleiben wohl nur schwach und trocknen zumeist ganz ein. Wird ein solcher Stamm angeschnitten, so findet man das Cambium unter der Rinde braun. Eine grünlichweisse Farbe des Cambiums wäre ein gutes Zeichen. Derart frieren besonders gerne Stöcke ab, die stark von der Peronospora befallen oder stark verhagelt gewesen sind. So abgefrorene Stöcke werden knapp am Boden abgeschnitten, damit aus dem Wurzelstamm kräftige Wassertriebe kommen. Von diesen werden nur je zwei unterste gelassen und schön aufrecht gebunden, damit sie ja recht kräftig werden. Aus diesen Trieben wird sodann ein neuer Stamm gezogen. Um ein derartiges Abfrieren zu verhindern, häufelt man die Stöcke in Gegenden, wo es häufig vorkommt, mit Erde an. Der Winterfrost schadet auch dem einjährigen Holze und zwar kann dieses entweder ganz abfrieren oder es frieren nur die Augen auf demselben ab. Ganz friert das einjährige Holz namentlich dann ab, wenn es nicht vollkommen ausgereift ist. Ausgereiftes verträgt noch Kältegrade von — 20° ganz gut, sonst friert es aber schon bei — 14° und weniger Kälte ab. Äusserlich ist am einjährigen Holz wohl nichts zu erkennen, ob es abgefroren ist. Man schneidet die Rinde bis zur Cambialschichte an. Ist das Cambium schön grün, frisch, dann — 90 — ist dem IIolzc nichts geschehen, ist es br.'iunlich oder schwärzlich, dann ist es abgefroren. Ist das Cainhium etwa nur auf einer Seite so schwarz, dann kann solchcs Holz zu Tragreben noch ganz gut Verwendung finden, höchstens, dass sich die Rinde im Laufe des Sommers davon loslösen wird. Wenn die ganze Cambialschichtc braun ist, dann schneide man solchcs Holz einfach als unbrauchbar ab. Sehr leicht frieren die Augen manchmal bei verhältnismassig geringen Frostgraden ab. In der Hinsicht geschieht der grösste Schaden bei länger anhaltender Kälte, wenn dieselbe z. B. 2—3 Wochen lang gleichmassig bleibt, oder bei Glatteis. Gewöhnlich frieren nicht alle Augen ab. Die oberen besser entwickelten frieren leichter ab als wie die tieferen. Das unterste Auge eines Triebes, welches so schwach entwickelt ist, dass man es kaum sieht, friert beinahe nie ab. Ein jedes gut entwickelte Hauptauge hat auch Nebenaugen. Das I-Iauptauge als das am besten entwickelte friert gewöhnlich sehr leicht ab. Durch ein zu frühes Gipfeln kann diese Gefahr des Erfrierens noch vergrössert werden. Um sich zu überzeugen, ob die Augen erfroren sind, schneidet man sie durch. Sind sie innen grün, so sind sie gut, braun sind sie abgefroren. Sind die Augen wenigstens an ihrer Basis grün, so ist immerhin noch Hoffnung vorhanden, dass sie austreiben werden. Die Augen als auch das einjährige Holz schützt man gegen Winterfrost am besten durch Zudecken mit Erde im Herbste. Dabei achtet man besonders darauf, das die dazu verwendete Erde trocken sei. Im Frühjahre räume man die derart zugedeckten Reben früh auf, sonst treiben die Augen im Boden zu stark aus und erfrieren sodann noch leichter. Namentlich bei längeren Erzichungsartcn können in Gegenden, wo die Reben durch Winterfröstc stark gefährdet werden, dieselben in der Reihe auf den Boden gelegt und mit Stroh oder anderem Material zugedeckt werden. B) Frühjahrs fr öste. Unter allen zur Verhütung von Frostschäden bekannten und anwendbaren Mitteln ist das Räuchern noch das beste. An den Wegen ober, im und unter dem Weingarten errichtet man beiläufig in Entfernungen von 10 Metern aus Reisig, Unkraut, Mist etc., überhaupt nassen, viel Rauch erzeugenden Materialien kleine Scheiterhaufen. Auf diese kann man etwas Theer oder Pech z. B. Abfall- — 91 — pech der Brauerei ctc., überhaupt Stoffe, die einen schweren dicken Rauch erzeugen, giessen. Man kann auch S.'igesp.'inne oder Torfmull etc. mit Theer tranken oder aus diesen Stoffen Pechkuchen giessen etc. Hauptsache ist die Bildung von viel Rauch. Die Flamme darf nie durchbrechen, sie könnte höchstens die Nachbarreben versengen, man halt sie mittels Bespritzen zurück. Erfolgreich wird das Rauchern nur dann sein, wenn die Weingärten vollkommen vom Rauch gedeckt sind, hauptsächlich in der Frühe bei und nach dem Sonnenaufgang. Um genügend Rauch zu erzeugen, müssen wohl alle Weinbauer eines Riedes harmonisch zusammenwirken, sich zur Frostwehr vereinigen. Man fange auch nicht zu früh zu heizen an, damit das Matcrialc nicht zur kritischesten Zeit, das ist nach dem Sonnenaufgang ausgeht. Die grösstc Gefahr besteht eben darin, dass die durch den Frost vielleicht schon steif gewordenen zarten Triebe von der Sonne rasch getroffen werden, infolgedessen rasch aufthaucn und verwelken. Geschieht dieses Aufthauen unter einem natürlichen oder künstlichen durch Räuchern erzeugten YVolkenschutz allmählicher, können sich die vom Frost getroffenen Triebe noch erholen. Beim Räuchern handelt es sich daher um Bildung künstlicher Wolken zur Verhütung einer zu starken Ausstrahlung, daher einer zu starken Abkühlung, so wie auch um das zu rasche verderbliche Einwirken der Sonnenwärme auf die vielleicht steif gefrorenen Triebe. Wenn die Triebe durch einen Spätfrost vernichtet worden sind, kann dies verschiedene Folgen haben. Sind alle Triebe aus den Hauptaugen vernichtet, können doch immer noch die Nebenaugen austreiben, deren Triebe geben wenigsten im nächsten Jahre fruchtbares Tragholz. Das Austreiben der Nebenaugen wird besonders gefördert, wenn die .-ibgefrorcnen Triebe baldigst entfernt werden. Da sie sehr locker sitzen, kann man sie sehr leicht wegbringen, wenn man einige Tage nach dem Frost mit Stöcken auf die Reben klopft. Friert nur ein Theil der Triebe ab, während der andere gesund bleibt, werden die abgefrorenen Triebe ausgebrochen, die gesunden lässt man natürlicherweise und trachtet sie für's nächste Jahr zur Erzeugung von Tragholz besonders zu kräftigen. Werden durch den Frost nur die Gipfel der Triebe getroffen, dann thut man am besten, indem man die Triebe bis zu den tieferen gesunden Augen einkürzt, auf die Art kurze Zapfen bildet, —