175 Helena Kuster Kopač * UDK 81'38:316.7 Universität Ljubljana DOI: 10.4312/linguistica.59.1.175-185 LOKALE CHARAKTERISTIKA IM GEBRAUCH VON STILELEMENTEN – STÖRFAKTOR IN DER GLOBALISIERTEN FACHKOMMUNIKATION? 1 MORPHOSYNTAKTISCHE STILELEMENTE ZWISCHEN TEXTNORM UND SPRACHSYSTEMISCHER ABWEICHUNG Je mehr ein Textbereich allgemeingültigen und kulturübergreifenden Tendenzen und Konventionen in der Textgestaltung unterliegt, umso auffälliger sind eventu- elle sprach- und kulturgebundene Abweichungen bzw. Spezifika. Fachtexte hohen Spezialisierungsgrades sind durch ihren rein informativen Charakter stark an die pragmalinguistischen Rahmenbedingungen gebunden: an die Thematik des jeweili- gen Fachbereichs, an dessen Intentionalität, mit Blick auf die jeweilige Art der The- menentfaltung 1 und Kommunikationssituationalität (fachinterne Kommunikation). Mit Rücksicht auf die Grundtextfunktion, d. h. Informativität im weitesten Sinne des Wortes, und die oben genannten pragmatischen Grundkriterien (Thematik, Intentio- nalität und Situationalität) werden zum Bereich der Fach(sprach)lichkeit hohen Spe- zialisierungsgrades in der Sprachwissenschaft im Allgemeinen wissenschaftliche (in erster Linie naturwissenschaftliche), normierende, technische und juristische Texte eingeordnet. 2 Vergleichende Studien zu den Stilcharakteristika der Fachsprachen ho- hen Spezialisierungsgrades in einzelnen primären (lokalen) kulturellen Systemen der Sprachgemeinschaften 3 , jeweils mit Rücksicht auf die Stilgestaltung der normgeben- den lingua franca, der englischen Fachsprachen hohen Spezialisierungsgrades, bestä- tigen grundsätzlich die These, dass die das Wissen vermittelnden Fachsprachen (vor * helena.kuster@guest.arnes.si 1 Diese umfasst Deskription, Exposition, Argumentation, Reportage, teilweise auch Instruktion. Göpferich (1995: 107ff.) definiert Instruktion als Konzipieren von Regeln für normierende Texte. 2 Zur eingehenden Begriffserklärung der Fach(sprach)lichkeit hohen Grades sowie zur Festlegung der Zuordnungskriterien siehe Kuster Kopač 2018: 121ff., Kuster 2017: 79-81, Göpferich 1995: 33ff. und Jemec Tomazin 2010: 135, 158. 3 Im Rahmen der Fachsprachen sind zahlreiche Studien der Problematik des Globalisierens der fachlichen Kommunikation gewidmet, wobei dem Einfluss des Englischen eine große Bedeutung zugeschrieben wird. Jedoch steht im Rahmen der Translations- und Kulturwissenschaft dem Einfluss der globalisierten lingua franca das Kulturspezifische bzw. Lokale gegenüber. Unter den Begriffen Kultur, kulturelles Denken ist im vorliegenden Beitrag die Gesamtheit von Normen, Konventionen und Werten zu verstehen, die die Fachkommunikation einer Sprachgemeinschaft beeinflussen (Vermeer 1994: 32ff.). Linguistica_2019_FINAL.indd 175 9.10.2019 8:58:51 176 allem die hochspezialisierte Sprache der Wissenschaften) im Prinzip ein sekundäres, von primären kulturellen Systemen unabhängiges System darstellen (Göpferich 1995: 445). Über einen Sprach- und Kulturraum hinaus zeigt sich die Fach(sprach)lichkeit hohen Grades in einem hochformellen und konzisen Ausdruck. Ein hoher Grad an Sprachökonomie ist auf ein starkes Fokussieren auf die zu behandelnde Fachgegen- ständlichkeit zurückzuführen (Kuster Kopač 2018: 120). Der höchste Abstraktions- grad bedingt den Gebrauch von Symbolsprache (Sajovic 2005: 247). Mit dem hohen Fach(sprach)lichkeitsgrad geht die unpersönliche Ausdrucksweise, als Folge der Ob- jektivierung von Datenvermittlung, einher (Kuster Kopač 2018: 127ff.). Aufgrund dieser Charakteristika ist zu Optimierungszwecken ein sprachübergreifender Einsatz von Stilelementen zu erwarten. Dies erleichtert und begünstigt die Produktion von Originaltexten in Ausgangssprachen. Ein sprachübergreifend vereinheitlichter Ge- brauch von lexikalischen (terminologischen) und grammatischen Stilelementen trägt auch wesentlich zur Optimierung der Fachübersetzung bei, was nicht zuletzt für die sich rasch entwickelnde maschinelle Übersetzung von Vorteil ist. Die korpusgestützte Analyse von morphosyntaktischen Stilelementen (ebd.: 122ff.) in deutschen und slowenischen Fachtexten 4 hohen Spezialisierungsgrades richtete sich – über die Spezifika einzelner Fachbereiche und Fachtextsorten hinaus – auf die Stil- mittel der Fachkommunikation. 5 Jedoch selbst im Gebrauch von konventionalisierten, global gebräuchlichen morphosyntaktischen Stilelementen – wie etwa Nominalisierun- gen, 6 Passivstrukturen, Satzkomplexität durch Konnexion – lassen sich kulturspezi- fische Unterschiede finden (ebd.). Interessanterweise entfällt nur ein geringer Anteil der Unterschiede im zwischensprachigen Vergleich auf sprachsystembedingte Gründe. Eine gravierende systemische Unterscheidung im Gebrauch von Nominalisierungen kann zum Beispiel in der Wortbildungskategorie Komposition nachgewiesen werden (Vidovič Muha 2011: 398ff.). Bei einer strukturell vergleichbaren Kompositionstypo - logie unterscheidet sich die deutsche Determinativkomposition deutlich von der slowe- nischen dadurch, dass es im Deutschen auch eine hohe Produktivität anderer das Grund- wort bestimmender Wortarten neben dem bei der Kompositionsbildung überwiegenden 4 Die zu Analysezwecken ausgewählten Sprachen sind als Vertreter zweier etymologisch unter- schiedlicher Sprachzweige (der germanischen und slawischen Sprachen) zu verstehen. 5 Als Charakteristika des sog. teutonischen (deutschen) intellektuellen Stils nach Galtung (Kuster 2017: 82ff., Kuster Kopač 2018: 121ff.), dem auch der slowenische spezialisierte Diskurs ange- hört, und des gegenwärtig global gültigen angelsächsischen intellektuellen Stils gelten einige allgemeine Stileigenschaften: konzise Informationsübermittlung, genaue und explizite Beschrei- bung logischer Zusammenhänge, unpersönliche Ausdrucksweise durch einen schwachen Perso- neneinbezug. 6 Zu Begriffsbestimmungen, syntaktischen Wortbildungsmöglichkeiten des slowenischen und deutschen Sprachsystems sowie Gebrauchstendenzen der Nominalisierung im diachronen und synchronen Aspekt siehe Kuster 2014: 39-54. Die vergleichende Analyse ergab, dass die Nomi- nalisierungstypen des Deutschen (die Derivation, Konversion, Funktionsverbgefüge, (erweiterte) prä- und postnominale Attribuierung) im slowenischen Sprachsystem grundsätzlich Funktions- äquivalente finden und dass eventuelle Produktivitätsmängel des Slowenischen auf die Grundun- terschiede zwischen den Sprachsystemen zurückzuführen sind (ebd.: 54). Linguistica_2019_FINAL.indd 176 9.10.2019 8:58:51 177 Substantiv gibt (Kuster 2014: 47). Die sprachlichen Kompensierungsmittel des Slowe- nischen schlagen sich im Usus folglich in einem deutlich geringeren Grad der sprachli- chen Ökonomie nieder. Die deutsche Wortbildungsproduktivität mittels einer beliebigen Aufhäufung von Kernmorphemen in den Determinativkomposita findet nämlich im Slo - wenischen die Übersetzungsäquivalenz überwiegend in Wortverbindungen (ebd.). 7 Eine übermäßige prä- und postnominale Attribuierung der Grundnomina erweist sich in einer konventionell konzisen Ausdrucksweise als sprachlich weniger ökonomisch. Die Übersetzbarkeit einer Wortbildungskategorie durch eine andere bei fehlender grammatischer Äquivalenz des zielsprachigen Systems könnte als ein weiterer Indika- tor der oben erwähnten Sprachsystemschwäche betrachtet werden. Das deutsche Wort- bildungssystem ermöglicht die Ökonomisierung des Ausdrucks bei der Beschreibung von Prozessualität u. a. auch durch die hochproduktive Nominalisierungskategorie Kon- version der infiniten Verbform (übersetzen – das Übersetzen) (Kuster 2014: 43ff.). Da das slowenische grammatische System die Möglichkeit der Konversion einer infiniten Verbform ausschließt, wird die mangelnde Kategorie im Gebrauch durch die Derivation ersetzt (das Übersetzen – prevajanje). So bleibt jedoch die Bedeutungs- und Funktions- äquivalenz im Zieltext durchaus erhalten. Eine Analyse weiterer fachsprachenrelevanter Stilelemente gibt zu erkennen, dass grammatische Unterschiede bzw. Schwankungen in ihrem Einsatz in der Textproduktion vielmehr einen kulturellen Hintergrund aufweisen. 2 STILELEMENTE ZWISCHEN DER INFORMATIVITÄT UND KULTURALITÄT Bewertet man die kommunikative Qualität bzw. Akzeptabilität der Fachtexte hohen Spezialisierungsgrades anhand der grundlegenden Textualitätskriterien von Beaugran- de/Dressler (1981), so sind neben den für eine normgerechte, sachbetonte und konzise Übermittlung der Information wesentlichen Kriterien der Informativität und einer fach- bereichspezifischen Situationalität unbedingt auch das Kriterium der Intertextualität und Kulturalität 8 zu berücksichtigen. Wenn die gegenwärtige Fachtextproduktion in ihrer sti- listischen Beschaffenheit zu Optimierungszwecken das Englische als lingua franca im in- tertextuellen Sinne zum Vorbild nimmt, läuft gleichzeitig die Intertextualität noch immer auch auf der diachronen Ebene einer lokalen Kultur mit. Der Gebrauch von Stilelementen ist von der lokalen stilistischen Tradition geprägt. So lässt sich die allgemeine Auffas - sung, dass die slowenische (als slawische) Sprache im Vergleich zum Deutschen und Englischen (als germanischen Sprachen) sowohl in ihrem sprachsystemischen Wesen als 7 Zum Beispiel: Schulkindererziehung – izobraževanje šolskih otrok (wörtlich: Erziehung der Schulkinder), Waschmaschinenwasserzulauf – dotok vode v pralni stroj (wörtlich: Zulauf von Wasser zur Waschmaschine). 8 Zu den sieben Kriterien der Textualität, begründet von De Beaugrande/Dressler (Textkohäsi- on, -kohärenz, Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität, Situationalität und Intertextualität) wurde mit Rücksicht auf die Erkenntnisse in den Bereichen der Textlinguistik und Kulturstudien das achte Kriterium, Kulturalität, hinzugefügt. Die Textproduktion verläuft nämlich unter dem Einfluss der Kultur, selbst wenn der Produktionsrahmen über die Grenzen einzelner Kulturen hinausreicht (Fix et al. 2001: 18). Linguistica_2019_FINAL.indd 177 9.10.2019 8:58:51 178 auch im alltäglichen Gebrauch überwiegend eine verbale Sprache ist, auf die lokale Tra - dition in der Stilentwicklung zurückführen. Die Studien im Rahmen der slowenischen Sprachstilistik belegen enorme Bemühungen der Sprachwissenschaftler zur Festlegung der Normen im Gebrauch von global gültigen fachsprachlichen Stilmitteln (Kuster 2014: 39ff.). Aus diesen geht aber auch klar hervor, dass in der Entwicklungsgeschichte der slowenischen Sprachnorm über lange Zeit die funktionalstilistische Texttypenauffassung mit einer einheitlichen, auf dem Verbalen beruhenden Syntax begründet wurde (Vidovič Muha 1998: 29). Dies fand nicht nur in der Belletristik und Alltagskommunikation Nach- ahmungen, sondern es hat auch in der sich später entwickelnden Fachkommunikation Spuren hinterlassen. Letzteres ist slowenischen translationswissenschaftlichen Studien zu entnehmen. 9 Folglich stößt die gegenwärtige fachsprachliche Stilnorm in der übersetzeri- schen Textproduktion und vor allem in der Produktion authentischer Fachtexte im Ge- brauch von sprachlichen Stilelementen fallweise immer noch auf kulturgebundene Unter- schiede. Die Schwankungen im kulturspezifischen Einsatz von Stilelementen wurden vor allem im wissenschaftlichen Schreiben festgestellt, je nach dem Fachbereich, dem Grad der Kulturgebundenheit von Fachgegenständlichkeit und dem Adressatentyp – also den Faktoren, die die Intertextualität bzw. Einflüsse der lingua franca und der eigenen Tradi- tion regulieren (Pisanski 2000: 371). Nicht zuletzt reflektiert das akademische Schreiben unmittelbar die lokale Schreibkultur (ebd.), d. h. den intellektuellen Stil und die gelten- den oder tradierten Textgestaltungskonventionen, 10 denen heutzutage zu Optimierungs- zwecken eine neue, globalisierte Schreibdidaktik, orientiert am angelsächsischen Muster, hinzugefügt wird (Ulmi et al. 2014: 187ff.). Die deutschen Funktionsverbgefüge als eine wesentliche grammatische Kategorie zur Verdichtung und Präzisierung der Information finden im Slowenischen – trotz der grammatischen Äquivalenz 11 – nicht immer eine Übersetzungsäquivalenz. Gegenwär- tige Analysen slowenischer Fachtexte hohen Abstraktionsgrades haben gezeigt, dass sich Nomen-Verb-Verbindungen in den meisten Fällen zur Bildung terminologischer und terminologisch gebrauchter Wort- oder Mehrwortverbindungen eignen, in denen eine verbale Entsprechung nicht dieselbe Bedeutung erhalten würde (vgl. Kuster Kopač 2018: 125, Delić 2018: 34f., Žele 2007: 102, 108ff.). Deverbativa, die in diesem Fall mit Vollverben kollokieren (z. B. povzročiti razkroj – Zerfall bewirken 12 ) fungieren nicht 9 Translationswissenschaftliche Richtlinien wurden im slowenischen Raum noch vor einigen Jahr- zehnten ausschließlich aufgrund der Übersetzungstätigkeit im Literaturbereich entwickelt (Ban 2006: 36). 10 Eine umfangreiche korpusgestützte gegenwärtige Analyse authentischer Texte hat ergeben, dass anglophone Einflüsse auf andere lokale Sprachen trotz den globalisierten stilistischen Tendenzen in pragmatisch-diskursiver Hinsicht nicht wesentlich ins Gewicht fallen. 11 Das slowenische Sprachsystem ermöglicht – genauso wie das Sprachsystem des Deutschen und Englischen – die Bildung von Verbindungen mit deverbativen Substantiven (z. B. sprejeti odločitev – Entscheidung treffen) (vgl. Godec Soršak 2013: 507ff.) und Verben mit verblasster Bedeutung, die die Vollverben ersetzen (z. B. entscheiden – Entscheidung treffen). 12 Zu einer genaueren Begriffsbestimmung der Funktionsverbgefüge sowie zu einer ausführlichen Diskussion von Gebrauchsanalyseergebnissen siehe Kuster Kopač 2018: 47–49. Linguistica_2019_FINAL.indd 178 9.10.2019 8:58:51 179 als eigentliche Funktionsverbgefüge, in denen das deverbative Substantiv als Äquiva- lent zum Vollverb gebraucht wird. Überraschend ist die Abwesenheit von Funktions- verbgefügen im slowenischen fachsprachlichen Usus überall dort, wo das Sprachsys- tem eine semantische Transformation des Vollverbs zu einem bedeutungsäquivalenten Funktionsverbgefüge ermöglicht, wie dies im Deutschen üblich ist. Der Grund dafür ist wiederum in den Stilkonventionen und der Intertextualität des jeweiligen Sprach- und Kulturraums zu suchen. Wie konsequent die Fokussierung der Gegenständlichkeit wei- terhin durch die generell empfohlene Unpersönlichkeit im fachsprachlichen Ausdruck erfolgt, ist wiederum Domäne einer Kultur. 13 3 DIE GEWICHTUNG DES KULTURSPEZIFISCHEN IM DIGITALISIERTEN GLOBALEN UMFELD DER FACHKOMMUNIKATION Eventueller Ausfall eines für die Textproduktion wesentlichen Textualitätskriteriums wird aus der Perspektive der von Beaugrande/Dressler konzipierten Kommunikations- konstitution als Verstoß gegen die Textualität bezeichnet. Dementsprechend kann aus der Sicht der Textstilistik wie aus der Sicht der Soziokultur das Nichtbeachten des Kul - turspezifischen als Verstoß gegen die Textualität und aus der translationswissenschaftli - chen Perspektive als Verstoß gegen die sprachliche Korrektheit der Zielsprache (Heidrich 2016: 192) bezeichnet werden. 14 Heidrich (ebd.: 225) betrachtet in ihrem Schreibprozess- modell zum Zwecke der Textoptimierung das Wissen über kulturelle Unterschiede als eine der wesentlichen Schreibkompetenzen, die sich nicht nur bei zwischensprachiger Informationsübertragung – also beim Übersetzen im engeren Sinne – zeigt, sondern auch bei der einsprachigen Textproduktion. Lokale Aspekte werden also auch in der gegen- wärtigen Zeit globaler Bemühungen um eine optimierte digitale Fachtextkommunikation noch immer wahrgenommen, weil der Adressat ständig eine wesentliche Rolle spielt, nicht nur in seinen fachinhaltlichen Erwartungen, sondern auch in seiner Erwartung lo- kaler stilistischer Eigenschaften. Letzteres trägt zur Kommunikationseffizienz wesentlich bei. Heidrich (ebd.: 227) spricht von „Störeinflüssen“, die jeden Kommunikationsprozess beeinflussen: Der Prozess des fachlichen Schreibens wird u. a. vom sozialen Umfeld des Textproduzenten beeinflusst. Bezogen auf das Thema des vorliegenden Beitrags ließe sich zu einem sozialen Umfeld ein konkreter sprach- bzw. lokalgebundener Gebrauch von sprachlichen Stilelementen hinzuzählen. Die Konventionen des fachsprachlichen Denkstils hohen Spezialisierungsgrades weisen in erster Linie, wie eingangs hervorge- hoben, über die Fachtextsorten- sowie Sprach- und Kulturspezifik hinaus gemeinsame bzw. global anerkannte Stilcharakteristika auf, die einen hohen Grad an Sprachökono- mie, -konzisität und -abstraktion erwarten lassen (Kuster Kopač 2018: 120ff.). In diesem 13 Zu den morpho-syntaktischen Konnexionselementen, die genauso wesentlich zur Ökonomisie- rung des Fachausdrucks beitragen, siehe Kuster Kopač 2018: 126f. Die im Deutschen bewährte pränominale Attribuierung findet im slowenischen Usus semantische Äquivalenz meistens in einer deutlich weniger sprachökonomischer syntaktischer Kategorie – in der konjunktional ein- geleiteten Nebensatzstruktur (ebd.). 14 Die Translationswissenschaft hat das Wesen ihres eigenen Fachdenkens gerade auf dem Kultur- spezifischen und der Vermittlung zwischen verschiedenen fachlichen Denkstilen aufgebaut. Linguistica_2019_FINAL.indd 179 9.10.2019 8:58:51 180 Sinne setzen sich auch global gültige Bemühungen um Ökonomisierung und Effizienz - erhöhung der Fachkommunikation für alle Kommunikationsteilnehmer durch: Produzen- ten authentischer Texte (Ausgangstexte), technische Redaktionen, die die Textproduk- tion überwachen (sollen), Fachübersetzer als Vermittler zwischen der Ausgangstext- und Zieltextsituation und Textrezipienten der Ausgangs- oder (im Falle einer Übersetzung) Zielkuktur. Die dazu entwickelten Fachkommunationsoptimierungsmodelle 15 haben eine möglichst schnelle und effiziente Informationsübermittlung zum Ziel (vgl. Heidrich 2016: 241ff.). Um dies zu erreichen, hebt Heidrich (ebd.: 241) als wesentliche Kriterien den Fachinhalt, den Zweck und den sprachlichen Ausdruck hervor. Die Textqualität setzt sich aus mehreren Teileigenschaften zusammen. Fasst man diejenigen zusammen, die in den gegenwärtigen Textverständlichkeitsmodellen berücksichtigt werden (ebd.: 184ff.), handelt es sich um die folgenden Qualitätsdimensionen: ausreichende Strukturierung der Information, Einfachheit, Kürze/Prägnanz, eindeutige und vollständige (konzise) Formu- lierung. Die Qualitätsdimensionen der gegenwärtigen Textverständlichkeitsmodelle de- cken sich mit einigen allgemeinen Charakteristika der digitalen Kommunikation – einem schnellen Datenzugang und effizienter Informationsübermittlung. Durch den Einsatz von ökonomisierenden textgestaltenden und sprachlichen Stilelementen sollte Letzteres zum Tragen kommen. Als ein wichtiges Nebenziel betrachtet Heidrich (ebd.: 242) die dadurch gewonnene Wiederverwendbarkeit: Der Fachübersetzungsprozess ist effizient bei einer möglichst hohen Qualität des Ausgangstextes. Ein verringerter Kognitions- und Recher- chieraufwand beschleunigt das Übersetzen. In dieser Hinsicht könnte sich logischerweise die Frage nach dem Aufwand bei einem kulturspezifischen Gebrauch von grammatischen (morphosyntaktischen) Stilelementen stellen. Nach Lötscher (2005: 19ff.) ist Grammatik nicht für das Verstehen des Textinhalts verantwortlich. Aufgrund eines klar definierten pragmatischen Rahmens der Fachkommunikation, basierend auf einer eindeutig formu- lierten kommunikativen Absicht, erfolgt auch das Textverstehen zielorientiert, konzent- riert auf die relevante Information (ebd.: 23). Nach dieser Auffassung tragen syntaktische Stilelemente zur Interpretation einer Äußerung bei, jedoch ist der denotierte Sachverhalt nicht allein durch deren Gebrauch bedingt (vgl. ebd.: 24). Für eine erfolgreiche Fach- kommunikation ist vielmehr ein dreifaches Verstehen erforderlich: ein Text muss auf der lexikalischen, grammatischen und pragmatischen Ebene verstanden werden (ebd.). Die Grammatik steuert zwar strukturelle Beziehungen zwischen komplexen Sachverhalten, jedoch können Strukturen selbst direkt keine Informationen über Sachverhalte vermitteln (ebd.: 27ff.). Dadurch dass sie Zusammenhänge fixiert, macht sie die Verständigung öko - nomischer (ebd.: 44). In dieser Hinsicht fallen auch sprachsystembezogene und vor allem kulturspezifische Abweichungen im Gebrauch von morphosyntaktischen Stilelementen (wie im Kap. 1 und 2 beschrieben) im Verständigungsprozess – bezüglich der Grundkri- terien für die Bestimmung der Fach(sprach)lichkeit hohen Spezialisierungsgrades (siehe 15 Im Englischen als der lingua franca haben sich die zwei für die Überprüfung der Fachkommu- nikationsqualität wesentlichen Methoden, das ASD Simplified Technical English und das Funk- tionsdesign positiv auf die Textproduktionsqualität ausgeübt (Heidrich 2016: 241ff.). In dieser Hinsicht kann das Englische einen positiven Einfluss auf die Fachsprachlichkeit hohen Speziali- sierungsgrades im globalen Sinne ausüben. Linguistica_2019_FINAL.indd 180 9.10.2019 8:58:51 181 Kap. 1) – nicht ins Gewicht. Lokalgebundener Gebrauch von grammatischen Stilelemen- ten stellt hingegen den anderen, soziokulturellen Aspekt der Akzeptabilität 16 bzw. der Erwartungshaltung des Adressaten dar. 4 FAZIT Aus den oben präsentierten Beobachtungen globaler (Sprach- und Kulturraum über- greifender) Bemühungen um eine effiziente Informationsübermittlung lässt sich schließen, dass die konventionalisierten morphosyntaktischen Stilelemente im allge- meinen Sinne der Ökonomisierung der Fachkommunikation hohen Spezialisierungs- grades (d. h. einem schnellen und effizienten Transport komplexer Inhalte) dienen. Eventuelle kultur- bzw. traditionsbedingte Unterschiede im lokalen Gebrauch stellen beim Ausüben ihrer Grundfunktion (als Hersteller von Zusammenhängen zwischen den Informationen und Kenntnissen) kein wesentliches Hindernis dar, solange die grundsätzlichen Stilvorgaben der Fach(sprach)lichkeit hohen Grades (vor allem Ein- deutigkeit und Vollständigkeit) dadurch nicht verletzt werden. Als vorteilhaft erwei- sen sich lokale Charakteristika im Gebrauch von konventionalisierten Stilelementen in den folgenden Aspekten: 1) Kulturgebundene stilistische Variationen tragen zur Personalisierung der Fach(sprach)lichkeit bei, die besonders im wissenschaftlichen Diskurs nach dem angelsächsischen und US-amerikanischen Vorbild an Lesbarkeit für einen indi- viduellen Akzent der Fachkommunikation sorgt. Voraussetzung für einen per- sonalisierten Stil des fachlichen Kommunizierens sind fundierte Kenntnisse und Einhaltung grundsätzlicher Stilkonventionen und Normen (Kalin Golob 2003: 61), die im Rahmen der Schreibdidaktik übermittelt werden (Ulmi et al. 2014: 187ff.). Ein interessantes Beispiel für die Personalisierung des im Fachsprach- lichen üblichen Passiv-Ausdrucks 17 ist etwa der Personeneinbezug mit dem Ein- satz von Sender/Empfänger durch den Gebrauch von Personalpronomina (z. B. pluralis maiestatis und pluralis modestiae). 18 Die Orientierung an dem Adres- saten hat Popularisierung der Fach(sprach)lichkeit zum Ziel, ohne dadurch eine Degradierung der Spezialisierung vorzunehmen. 19 16 Zur Begriffsbestimmung siehe Beaugrande/Dressler 1981: 9. 17 Zur Unpersönlichkeit im Fachausdruck durch den Passiv-Gebrauch siehe Kuster Kopač 2018: 127ff.). 18 Während Pronomina ich/wir als singularis/pluralis maiestatis (Einbezug des Autors/der Auto- rengruppe) fungieren, bezeichnet der sog. pluralis modestiae (engl. inclusive we) einen Adres- sateneinbezug, mit dem ein gänzlich unpersönlicher Ausdruck vor allem in der (geistes)wissen- schaftlichen Fachkommunikation vermieden wird. Zu einer korpusgestützten Gebrauchsanalyse siehe Kuster Kopač 2018: 129. 19 Sajovic (2008: 84) vertritt im Umfeld der slowenischen fach(sprach)lichen Kommunikation die Ansicht, dass die Trennung einer subjektiven Interpretation vom (geistes)wissenschaftlichen Sachverhalt nicht möglich ist. Die persönliche Ausdrucksweise ist auf die Entwicklungsge- schichte des Fach(sprach)lichen im 19. Jahrhundert zurückzuführen: Zusammen mit einer kom- mentierenden Argumentationsstruktur wurde der Fachkommunikation des slowenischen Kultur- raums der persönliche Erzählstil zuteil (Kuster Kopač 2018: 130). Linguistica_2019_FINAL.indd 181 9.10.2019 8:58:51 182 2) Konventionalisierte sprachliche Stilelemente bilden auf einer lokalen Ebene einen eigenen kulturellen Denkstil. Weil beim Einbringen globaler fach(sprach)licher Denkmuster ins lokale Kultursystem grammatische Stilelemente jeweils an das Sprachsystem des primären (lokalen) kulturellen Systems angepasst werden, be- stehen sprach- und kulturbedingte Unterschiede. 20 Letztere entstehen zugleich auch in Abhängigkeit von jeweiligem Usus und stilistischen Konventionen eines Kulturraums. Sprachwissenschaftler 21 heben sogar die Bedeutung eines authen- tischen Fachdenkens für die Existenz und Erhaltung der sprachlichen und kog- nitiven Identität eines Kulturraums hervor (Kuster 2017: 86). Das Erhalten sti- listischer Eigenschaften des primären (lokalen) kulturellen Systems wird im dia- chronen Sinne als Bereicherung der nationalen Kultur betrachtet (Kuster Kopač 2018: 130). 3) Schließlich ist auch der Beitrag einzelner fachlicher Denkstile zum Schaffen eines globalen Fachdenkmusters hervorzuheben. Die Interkulturalität des Fach- denkens, die sich größtenteils im und durch den Prozess des Fachübersetzens 22 herausbildet, ermöglicht im inhaltlichen Sinne den Wissens- und Informations- transfer. Im text- und sprachstilistischen Sinne handelt es sich um einen Trans- fer verschiedener Stilvorgaben, die sich in der Textproduktionspraxis primärer (lokaler) Sprach- und Kulturräume Optimierungsprozessen auf verschiedenen Textebenen unterzogen haben. 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In der Fachkommunikation hohen Spezialisierungsgrades zeigen sich auf globaler Ebene Optimierungstendenzen, d. h. Tendenzen zu einem schnelleren und effizienteren Informations- bzw. Wissenstransfer. Globalisierte Konventionen in der Fachtextpro- duktion zeigen sich u. a. auch im Gebrauch sprachlicher Stilelemente, die einer ökono- misierten Kommunikation dienen sollen. Toleranz im Einsatz lokaler Charakteristika primärer kultureller Systeme wird in der sprachwissenschaftlichen, translationswissen- schaftlichen und soziokulturellen Theorie und in der Praxis unterschiedlich aufgefasst und bewertet. Der vorliegende Beitrag fokussiert sich auf die wesentlichen Argumente, die in der Zeit einer fortschreitenden digitalen Fachkommunikation die Bedeutung lo- kaler Sprachcharakteristika hervorheben. Als vorteilhaft erweisen sich Letztere in den folgenden Aspekten: Sie tragen zur Personalisierung der Fach(sprach)lichkeit hohen Grades bei; das Erhalten stilistischer Eigenschaften des primären kulturellen Systems stärkt die kognitive Identität eines Sprach- und Kulturraums. Nicht zuletzt tragen lokale fachliche Denkstile auch zum Schaffen eines globalen Fachdenkmusters bei, indem die Interkulturalität, die sich im Prozess des Fachübersetzens herausbildet, im inhaltlichen Sinne den Wissens- und Informationstransfer ermöglicht. Schlüsselwörter: lokale Charakteristika, Stilelemente, Kulturspezifik, Fachkommunikation Abstract LOCAL CHARACTERISTICS OF THE USE OF STYLISTIC ELEMENTS: A DIS- RUPTIVE FACTOR IN GLOBALIZED TECHNICAL COMMUNICATION? Globally, highly specialized technical communication displays tendencies toward optimization — that is, toward faster and more efficient transfer of information or Linguistica_2019_FINAL.indd 184 9.10.2019 8:58:51 185 knowledge. Globalized conventions in producing technical texts are also manifested, among other things, in the use of linguistic style elements intended to help foster eco- nomical communication. In linguistic, translation, and sociocultural theory, there are differing understandings and evaluations of the tolerance for introducing local charac- teristics of primary cultural systems. This article focuses on the fundamental arguments that, during an age of progress in digital technical communication, speak in favour of the importance of special local linguistic features, which bring certain significant advantages. For instance, they help personalize highly specialized communication; they enable the preservation of stylistic features of a primary cultural system, which strengthens the cognitive identity of a specific language and culture area. Last, but not least, local technical styles of thought facilitate the development global specialized thought patterns through intercultural knowledge and information transfer as part of technical translation. Key words: local characteristics, stylistic elements, cultural specificity, technical communication Povzetek LOKALNE ZNAČILNOSTI V RABI STILNIH ELEMENTOV – MOTEČ DEJA VNIK V GLOBALIZIRANI STROKOVNI KOMUNIKACIJI? V strokovni komunikaciji visoke stopnje specializiranosti se na globalni ravni ka- žejo težnje po optimizaciji, to je po hitrejšem in učinkovitejšem prenosu informacij oziroma znanj. Globalizirane konvencije na področju tvorjenja strokovnih besedil se med drugim kažejo tudi v rabi jezikovnih stilnih elementov, ki naj bi služili ustvarja- nju ekonomične komunikacije. Toleranca pri vnašanju lokalnih značilnosti primarnih kulturnih sistemov se v jezikoslovni, prevodoslovni in sociokulturni teoriji in v praksi različno razume in vrednoti. Pričujoči članek se osredotoča na bistvene argumente, ki v dobi napredka digitalne strokovne komunikacije zagovarjajo pomen lokalnih jezi- kovnih posebnosti. Prednosti rabe slednjih se izražajo v naslednjih parametrih: lokalne jezikovne značilnosti prispevajo k oblikovanju individualne strokovne komunikacije visoke stopnje specializiranosti; ohranjanje stilističnih posebnosti primarnega kultur- nega sistema krepi identiteto strokovnega (sistematičnega) mišljenja danega jezikovno- -kulturnega prostora. Nenazadnje prispevajo lokalni miselni oziroma intelektualni stili k oblikovanju globalnega vzorca strokovnega mišljenja, in sicer s pomočjo v procesu strokovnega prevajanja izoblikovane medkulturnosti, ki v vsebinskem smislu omogoča prenos znanja in informacij. Ključne besede: lokalne značilnosti, stilni elementi, kulturna specifika, strokovna komunikacija Linguistica_2019_FINAL.indd 185 9.10.2019 8:58:51