lür Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Redigirt von Leopold Kordefch. ^ OI. Freitag am I . August 1844. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mal ein halber Böge«, und allmonatlich ein in Wien von Meisterhand in Kupfer gestochenes kolorirtes Costumebild, illyrische Voltstrachten in Doppelfigur enthaltend, in Großquart. Der Preis de« Blattes ist in Laibach ganz­jährig «, halbjährig 3 fl. Durch die k. k. Post unter Couvert Portofrei ganzjährig 8, halbjährig 4 fi. C. M., und wird halbjährig vorausbezahlt» Alle t. t. Postämter nehmen Pränumeration »». I n Laibach pränumerirt man in der Buchhandlung des Herrn Georg Lercher am Hauptplaye, Die Gratulanten. Dauer erlz Mix , uinltuz uuuiewbi« »uiicnZ, 1'«uiz>l>rl> «i tuerilli nubil°>, ^oluz eriZ. Ovis. Max erkrankte gar gefährlich — und gerad' am Namenstage — Und, statt ihm zu gratuliren, brachen in gerechte Klage Um den Gatten, um den Vater, Gattin und die Kinder «us,, Gleich »ls trüge man die Leiche allbereits in's Todtenhaus. »Tröstet Euch,« sprach schwach der Kranke, »denn ich werde bald gesunden", Laßt Euch, meine Vielgeliebten, heut' das Allerbeste munden; Spute dich, mein liebes Weibchen, und bereite für den Fall, Daß heut' fremde Gäste kommen, ein supperbes Mittagsmahl«. »Kommt »an« Niemand, Nun, so sollen unfre Nachbarn« —"eil d» wandern Zu der Thür' herein die Gäste, knixend Einer nach dem Andern. Schild're ihren Schmerz beim Anblick ihres Freundes, wer es kann, Oder wie sie sich »erlegen starrten gegenseitig «n! —, »Ihr erstaunet?« sprach der Kranke, »so war's freilich nicht uor'm Jahre! Seht, das ist der Mensch, mein Leben hängt nur «och »n einem Haare; Dazu herrscht noch Noth im Hause — mein Vermögen ist dahin — O , ich schäme mich zu sagen, daß ich Armer — Crida bin!« »An Euch wend' ich mich im Elend, denn es kann j» »oll Vertrauen Der Bedrückte auf die Hilfe seiner liebcn'Freunde bauen; D'rum kann ich getrost empfehlen meine arme Seele Gott — Und mein Weib und meine Kinder, theure Freunde, eurem Brot«. Sprachlos steh'« um's Bett des Kranken seine weitgereisten Gaste, Bis erst spät der Schmerz, der stumme, sich in Condolcnzen löste; Schließlich trösten sie ihn damit, wie es in der Bibel heißt: Daß Gott Lilien »uf dem Felde kleidet und die Vögel speif't. Plöylich springt der schwere Kranke »uf in jugendlicher Frische, »Also,« spricht er, »Eure Freundschaft galt nur dem gedeckten Tische? Seht Ih r aber, schlechten Kerle, daß das Elend mich beschleicht. D» ist Niemand, der zur Hilfe brüderlich die Hand mir «eicht«. »Herrlicher, «ls jemals früher, laß ich heut' die Tafel decken. Aber weder jetzt noch fürder sollt Ih r meine Teller lecken. Die nicht mir, nur meinem Wohlstand, ihre Freundschaft angelobt. Doch im Unglück mich »erlassen — fort! ich habe Euch erprobt«. Nachdem Ma r » posteriori Jedem den Beweis gegeben. Welche Kraft in seinem Hußc, und wie krankheitsfrei sein Leben, Poltern sie hinab die Treppe, wie vom Geistcrspuck gejagt. Ausgehöhnt vom Knecht und Kutscher, Kellner, Köchin und der Magd. Alsdann läßt er Freunde rufe«, die durch Treue sich bewährte», Die im Unglück, wie im Glücke, gleichgesinnt mit ihm verkehrten. Aber nie i« seinem Wohlstand ihn belästigt und gepreßt — In dem Kranze solcher Freunde feiert Max sein Namensfest. — Eine herrliche Methode, falsche Freunde zu verscheuchen; Ja , ein Monument dem Manne! Seid ihr klug, so thut desgleichen! O , dann habt ihr vor den Heuchlern euch geborgen und bewahrt. Euren lieben Kindern aber manchen Bisse» Brot erspart. — Bernhard Tomschitsch. Die Stadt Radmannsdorf in Oberkrain. Historisch beleuchtet von Anton Iellouschek. n jener Stelle, an welcher heutigen Tages "die Stadt Radmannsdorf liegt, befand sich schon vor dem dreizehnten Jahrhun­derte eine große — von einem aquilejensischen Patriarchen zu Ehren des heil. Petru s für die Bewohner der schö­nen Ebene und der benachbarten Gebirge gestiftete Pfarr­kirche, zu der besonders an Großfrauentagen die ganze Nach­barschaft zusammenströmte; Handwerksleute und Grundholden der umliegenden Herrschaften machten sich dort allmählich ansäßig, und so wurde Radmannsdorf ein Marktstecken, welchem laut urkundlicher Beweise im Anfange des I4ten Jahrhunderts der böhmische Exkönig Heinrich, Herzog von Kärnten (Herzog Mainhards II. Sohn, gest. am 4. April 1335), seine Stadrgerechtigkeit verlieh. Unrichtig ist daher die Angabe des Heinrich Georg Hoff, daß Radmannsdorf schon vom Kaiser Heinrich II . (ino2— 1024), und die Angabe des Freiherrn von Valvasor , daß dieser Ort schon vom Kaiser HeinrichIII . (1039—10Z6) Stadtfreiheiten erhalten habe, weil dafür kein historischer Beweis geliefert werden kann. Die alte Herrschaft hatte ihren Sitz zu Wallenbur g oder Waldenberg, jenseits der Save (Radmannsdorf gerade gegenüber an einem ziemlich großen Hügel), wie noch heut zu Tage die Ruinen nach­weisen. Im Jahre 124? lebten daselbst drei Ritter: Al­bert, Ulrich und Heinrich von Wallenburg; doch scheint dieses Geschlecht schon im 14. Jahrhunderte ver­schwunden zu sein, denn im Jahre 13Z4 gehörte Wallen ­ 124« bürg einem Herrn Hanns von Hounsberg, dessen hin­terlassene Witwe, eine Geborne von Rain , ihrem zweiten Gemahl, dem Herrn Georg Katzianer, Wallenburg als Mitgift zubrachte. Als indessen die Grafen von Gorz immer weiter vor­drangen, konnten die Besitzer von Wallenbur g die Save-Linie nicht hinlänglich vertheidigen, die Grafen von Orten­bürg , als Herzoge von Kärnten und als Lehensherren, fanden es daher für zweckdienlich, Radmannsdorf zu be­festigen und die Bewohner zur tapferen Verteidigung durch Privilegien und Gnadenbriefe zu ermuntern. Wallen ­burg und Radmannsdorf, vormals Ortenburg'sche Le­hen, gelangten später an die mächtigen Grafen von Cilly , imd von diesen an die steiermärkische Linie der Habs­burger in Kaiser Friedrich IV., welches durch mehrere Urkunden bestätiget wird. Vemerkenswerth sind hier die bezüglichen ältesten Ur­kunden, als vom Jahre 133? ein Kaufbrief, in welchem Christoph und Otto von Ortenburg als Zeugen erschei­nen; eine Veldeser-Urkunde vom Jahre 1344, in welcher unter den Zeugen Ulrich, Richter von Radmannsdorf, vor­kommt; eine Stiftungs - Urkunde vom 1. September 1339, und ein Kaufbrief Montags nach Maria Geburt 1367, in welchen beiden Otto Graf von Ortenburg als Zeuge genannt ist. I n der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, 1425 und 1426, hielt daselbst Hof der über den Verlust seiner geliebten Veronica untröstliche Friedrich Graf von Cilly. Ulrich Graf von Cilly gestattete mittelst Gnadenbriefes äüa. Cilly am Samstage nach Pauli Bekehrung 1443 dem Marktrichter, alle in dem Burgfrieden vorfallenden Rechtsangelegenheiten selbst zu richten, und mittelst Gnaden­briefes ääo. Cilly am St . Dorotheentage 1455, daß blos , die Bürger von Radmannsdorf an den dortigen Wochen­märkten Salz in großer und kleiner Quantität nach ihrem Belieben verkaufen durften. — Nachdem im Jahre 145 s mit dem gedachten Ulrich die Grafen von Cilly ausge­storben waren, wollte sich dessen hinterlassene Witwe mit Kaiser Friedrich IV. in Güte nicht vereinigen, und Rad­mannsdorf wurde nun zum Theile der Schauplatz des aus­gebrochenen Krieges. Kaiser Friedrich, kaum der Gefahr in Ober-Cilly entronnen, zog mit Heeresmacht nach Krain und ließ Radmannsdorf, welches damals stark befestiget war, belagern. Fruchtlos waren die Anstrengungen des ritterlichen Böhmen Wittowitz, Freiherrn von Stern­berg. Dieser hatte sich zwar wohl schon Radmann s­dorf's bemächtigt, mußte aber doch zuletzt der Uebermacht des Kaisers Friedrich weichen, welcher nun das Bollwerk zerstören, die Gräben verschütten ließ und Radmanns­dorf zu einer offenen landesfürstlichen Stadt erklärte. Für alle während dieser Zeit erlittenen Drangsale entschädigte Kaiser Friedrich IV. die Nadmannsdorfer dadurch, daß , er, gemäß der am Montag nach dem Sonntag Iudica in der Fasten 1473 zu St . Veit in Kärnten erlassenen Verord­nung, den Waarenzug aus Italien durch Krain nach Rad­mannsdorf lenkte. Mit Gnadenbrief 6ä«. Grätz Mitt­ woch am St . Agnes-Tag 1478 ertheilte er ferner den Radmannsdorfern das Recht, Leute und Holden vom Lande in ihre Stadtgemeinde aufzunehmen. Diese Aufnahme un­ ter die Radmannsdorfer Bürger kostete is Gulden, und die Beeidigungs-Formeln waren in deutscher und krainischer Sprache abgefaßt. Kaiser Maximilia n I. , dieser väter­ liche Freund städtischer Industrie, verordnete zu Augsburg am 21.März 1510, daß inRadmannsdorf keineWirths­ häuser zum Schaden der städtischen Tavernen aufgerichtet werden sollten. Alle diese landesfürstlichen Gnadenbriefe bestätigte spä­ter Erzherzog Ferdinan d zu Gratz am 17. Nov. 1604. Schon aus dem Bisherigen ist es ersichtlich, daß Nad­mannsdorfbei ziemlichem Wohlstande gewesen, und daß es denselben größtentheils der väterlichen Sorgfalt der Landes­fürsten verdankte. Nebst eigenem Landgerichte innerhalb des Burgfriedens, nebst dem Salzausmaß und der Tavernge­rechtigkeit, trugen die drei Mauthen in der Wochein, zu Aßling und zu Radmannsdorf der Stadtkasse schönen Nutzen; der Waarenzug über Radmannsdorf war im Gange, die Adeligen der Nachbarschaft kauften und bauten sich Häuser in der Stadt und traten in die Zahl der Bürger. Wallenbur g gehörte indessen pfandweise den kärntner'schen Dietrich steinen, und zwar vom 1.1530 bis 1550 dem Erb­schenken von Kärnten, Wolf von Dietrich stein, und 1571 dem Moriz vonDietrichstein, der auch Erbjäger­meister von Krain war. , (Beschluß folg« Gine Nacht ohne Morgen. Crayon- Skizze von Leopold Kordesch. Die Straßenlampen einer süddeutschen Stadt blickten mit trüben, röthlichen Augen durch den dichten Nebel eines mondlosen Herbstabends, als Alphons, der junge Schwie­gersohn eines der bedeutendsten Kaufherren im Orte, zu Roß von einer Iagdparthie heimkehrend, in die Zeile seines Quartiers einlenkte. War es Ermüdung, oder trug der häßliche Nebel, der sich gegen Abend auf die freundliche Provinzstadt gleich einem weißgrauen Mantel niedergelassen hatte, die Schuld — unser Waidmann, sonst als gesellig und jovial bekannt, schien nicht in der heitersten Stimmung aus Dianens Revier heimzukehren. Ein Paar Grüße von Bekannten, die den rückkehrenden Jäger trotz der zweifel­haften Straßenbeleuchtung ausnahmen, blieben so übersehen, als überhört, daher unerwiedert, und so langte er im leich­ten Trabe an dem bereits verschlossenen Hausthore an, übergab seinen Rappen dem harrenden Knechte und begab sich auf seine Zimmer. I n lieblicher Anmuth trat ihm hier die jugendliche, blühende Gattin entgegen. „Böser Mann," sprach sie mit komisch drohendem Finger, „ist es jetzt vier Uhr? Statt hoch am Tage, wie man feierlich versprach, so spät durch den schädlichen Nebel heimzukehren, das verdient Strafe". „Der ich mich auch gerne unterziehe, liebe Natalie, nur nicht heute, denn ich bin in der That entsetzlich müde". „Siehst du? wär'st du bei mir geblieben, so —" 247 „Ich war ja dochstets bei dir, Natalie, stets, glaub' es mir —" „Wie galant!" lächelte im gutmüthigen Spott die Gattin. „Nun, um dieser Artigkeit willen soll dir dies Mal, aber auch nur dies Mal, verziehen sein". — Das Essen wurde aufgetragen. Die beiden Gatten, erst seit zwei Jahren vermählt, setzten sich traulich, nach gewohnter Weise, zum Mahle und plauderten nebenher. Alphons suchte sein spätes Nachhausekommen dadurch zu motiviren, daß die Hunde schon beinahe, als man auf die Rückkehr bedacht war, noch zwei Füchse aufgejagt hätten, die sodann die ganze Gesellschaft im weiten Halbkreise bis in die sinkende Nacht zum Besten hatten und endlich, ob­wohl angeschossen, dennoch entwischten. , „Alles recht, lieber Alphons," sagte die besorgte Frau, als der Diener abgetragen hatte, „du erzählst recht gut, nur nicht mit deiner gewöhnlichen munteren Iagdlaune. D u bist so ernst, so abgemessen, melancholisch, möchte ich sagen — was fehlt dir?" Alph ons blicktesie mit gutmüthigem Lächeln an. „Sei ganz ohne Sorge. Meine düstere Stimmung, wenn sie zuweilen kömmt, wirkt stets wohlthätig auf mich. D u kannst es dir kaum vorstellen, wie gering oft der Grund dieser Stimmung ist; aber glaube mir, liebes Weib, ich verdanke ihr den bessern Kern meines Selbst. Es ist diese meine heutige Stimmung nicht so eigentlich trüb, sondern nur ernst und eines Mannes würdig. Weh dem, der nur Sinn hat für Zerstreuungen und Genüsse des Lebens, während sein Gefühl brach liegt für die Wunder und die Unend­keit der ewigen Natur! — Ihr großes Buch wird ihm stets verschlossen bleiben und das Leben selbst ihn aneckeln". „Aber Alphons , du predigst ja förmlich, und zwar recht erbaulich," fiel halb scherzend halb ernst die Haus­frau ein. „Wenn ich predige, so wünsche ich stets nur dich, Natalie , als meine einzige ZuHörerin, und gewiß, du wirst meine Predigten, wenn man den Ausbruch eines hei­ligen Enthusiasmus für die erhabenen Wunder der Schöpfung eine Predigt nennen kann, lieb gewinnen. Was meinst du wohl, was heute, diese außergewöhnliche Stimmung in mir hervorbrachte? Denn aufrichtig gesagt, müde zwar, jedoch recht heiter verließ ich die muntern Waidgesellen". Natali e erschöpfte sich in fruchtlosem Rathen. „Die traurige Nebelnacht war es, sonst nichts," lä-, chelte Alphons. „Ich kam zum Stadtthore herein. Du kennst die lange Straße, die mit ihrer düster« Lampenbe­leuchtung dem Blicke entgegen tritt. Da fiel es mir plötz­lich ein, wie viele Millionen und Millionen solcher Lämp­chen man wohl haben müßte, um nur zum tausendsten Theile die Tageshelle zu erzeugen, die uns sonst ein ein­ziger Körper, die herrliche Sonne, allein bietet. Lächle und spotte, wenn du kannst, wie es meine Kameraden gewiß thun würden, wenn sie mich hörten, aber ich war durch und durch Anbetung. Ein eigener Schauer durchrieselte mich, als ich an die unaussprechliche Größe, Allmacht und Erhabenheit des Schöpfers dachte, und ich weiß^ ich habe vielleicht nie inniger Gottes Majestät erkannt, nie frömmer zu ihm entgegen gesehen, als eben in diesem Augenblicke". Schweigend, aber mit innigem Gefühle, das sich in den schönen Augen spiegelte, flog ihm die Gattin an den Hals. Die Nacht war indessen vorgerückt. Der ermüdete Jäger mußte an Ruhe denken. Nachdem Alphons aus dem Schlafkabinette seiner Frau herausgetreten war, wo er den kleinen einjährigen Eugen, der wie eine Rose im Schlafe blühte, geküßt hatte, machte er das halboffene Fenster zu, richtete die Nachtlampe zurecht und entschlief in wenigen Minuten, ohne dem Stoße von Journalen aus der Residenz, der angekommen war und auf dem Nacht­ pulte aufgeschichtet lag, für heute Aufmerksamkeit zu schenken. I n ihren schwarzen Mantel gehüllt, ging die Nacht ihren ruhigen Gang fort. Undurchdringliche Finsterniß lag über der Erde, gepaart mit lautloser Friedhofsstille; nur das monotone gegenseitige Rufen einiger militärischer Posten deutete das gezwungene Wachen der Wenigen an. Stunde um Stunde verrann. Da hörte Alphons plötzlich die Uhr schlagen; ganz vernehmlich tönte jeder Schlag. Die Woh­nung lag unfern der Kathedrale und so konnte man, be­sonders bei Nacht, die Uhr ganz deutlich hören. Es schlug sieben Uhr. — „Jetzt sieben Uhr?" dachte er sich, „wie wäre dies möglich? — Ich pflege doch früher aufzuwachen — freilich meine gestrige Müdigkeit — aber sieben Uhr früh und noch Nacht, stockfinstere Nacht, das kann nicht sein". Er stand auf, putzte das glimmende Nachtlicht und sah mit Angst nach der Uhr. Der Zeiger deutete auf die bezeich­nete Stunde. Im Fieberschauer riß Alphons ein Fenster auf. Es war, wie um Mitternacht. Nichts rührte sich und kein Gegenstand war zu unterscheiden vor der Raben­schwärze, der Finsterniß; kein Straßenlämpchen sah von der stummen Gasse trostschimmernd empor, kein einzig Fensterlein aus dem Häuserhaufen der Stadt blinkte ihm als Hoff­nungsstern, daß es noch Leben gebe, entgegen. „Das ist nichts, als ein böser, einfältiger Traum," beschwichtigte sich Alphons und legte sich wieder in's Bett. Er horchte und horchte. Wieder schlug es drei Viertel — es schlug acht Uhr — deutlich vernahm er Alles. „Herr des Himmels, was ist das?" rief er in höchster Angst seines Herzens. (Beschluß folgt,) Feuilleton des Mannigfaltigen. (Neue Feldmarschälle.) Die k. k. Armee hat, wie wir in den »Sonntagsblättern« lesen, drei neue Feldmarschälle erhalten. Seine Majestät der Kaiser haben Se. kais. Hoheit, den Erzherzog Ludwig, den Hofkriegsrathspräsidenten, Grafen Har­degg, General der Cavallerie) und den commandirenden General von Niederösterreich, Feldzeugmeister Varon Wimpfen, mit die­ser höchsten militärischen Würde bekleidet. (Der Kaiser von Rußland) speist sehr einfach, gewöhn­lich um 3 Uhr mit seiner Familie, nur bei Festlichkeiten um 6 Uhr. Er nimmt höchstens von 3 Schüsseln, denen immer russische Po­tage von pikantem Geschmacke vorangeht. Um 4 Uhr Morgens steht er auf. Am Tage pflegt er vor der Tafel zu schlafen. Sein Adjutant hat dann das besondere Geschäft, Seiner Majestät eine sehr große Pfeife anzuzünden. Erst nach Mitternacht begibt sich der Kaiser zu Bett. Auf Reisen verschmäht er die Wirthshaus­ betten und läßt sich von seinem Kammerdiener zwei Säcke mit Heu füllen, die ihm als Matratze und Pfühl dienen. Auch in feinem Pallaste dient ihm dies als Vett. Er trägt stets eine blaue Generalsuniform, mit äußerst feinem Pelzwerk fast unmerklich ge­füttert, Lederbeinkleider und hohe Stiefel. I n Pantalons erscheint er selten. (Omnibus in der Wüste Sahara.) Man sagt, der Vicetönig von Cgypten habe in Verlin eine große Anzahl sechs­räderiger Omnibus bestellt, um damit die Wüste zu befahren; sie sollen sehr hohe Räder haben, weil man Kameele vorspannen will, und nicht mit Eisen, sondern, ähnlich den russischen Kibitken, mit breiten Holzrändern beschlagen sein, wodurch das Einsinken in den Sand verhindert würde. Um die Richtung des Weges nicht zu verlieren, was in der Wüste höchst gefährlich ist, sollen von Tag­reise zu Tagreise eiserne Thürme von durchbrochener Arbeit aufgestellt werden, welche bei dem unbeschreiblich klaren Himmel jenes Landstriches auf die Entfernung von 50 englischen Meilen sichtbar sein dürften. Ein Liverpoolcr Haus ist mit der Lieferung von 50 solchen Thürmen beauftragt. Der sehr bedeutende Kauf­preis soll in zwei Jahren durch Reis abgezahlt werden. Es wäre in der That zu wünschen, daß dieser großartige Plan zur Ausfüh­rung käme. Es dürfte dies wohl der einzige Weg sein, um mit den Völkern im Innern von Afrika in Verbindung zu treten, der einzige, um diese terra inooxuitn, kennen zu lernen. Vis jetzt ist ja nichts mehr, als der nördliche und westliche Küstenstrich besucht worden, alle Expeditionen nach dem Innern sind gescheitert. (Zwei entlassene Galeerensträflinge) wurden durch die Gewandtheit zweier Agenten der Sicherheitspolizei kürzlich in Paris verhaftet. Man fand bei ihnen, die erst 4 Monate frei waren, das kleine Sümmchen von 468,235 Franks und alle mög­lichen Instrumente zum Einbrechen. Sie werden jetzt hoffentlich für ihre ganze Lebenszeit so gut versorgt werden, daß sie nicht nöthig haben werden, sich nach ihrem alten Gelderwerb zu sehnen. (Meteorologisches.) Das gegenwärtige Jahr scheint eine so seltsame Witterung zu zeigen, als man sie in Europa und Amerika kaum je gekannt hat. Während es in England, Frank­reich und dem Norden Curopa's in diesem Frühjahre außerordent­lich trocken war, war es in Spanien und Portugal eben so auf­fallend naß. I n den vereinigten Staaten von Amerika, in Cuba und Jamaika war die Dürre so stark als in Europa, während es auf der kleinen Insel Barbados eben so unausgesetzt regnete, wie in der pnrenäischen Halbinsel und Sicilien. (Gin Hofnarr Franz I.), Königs von Frankreich, be­klagte sich einst bei demselben, daß ein Cavalier ihm gedroht habe, er wolle ihn ermorden- »Wenn er das thut,« erwicderte der Mo­narch, so lasse ich ihn fünf Minuten darauf hängen!« — »»An­genehm wäre es mir,«« antwortete der Narr, »»wenn mein gnä­digster Fürst ihn fünf Minuten zuvor hängen ließe««. — (Hinreichender Grund.) Ein Schuhmacher, der neben seinem Handwerke noch das Gewerbe eines Wehklagers bei Lei­ .chenbegängnissen trieb, suchte unversehens einen seiner Kameraden auf, und bat ihn um eine Gefälligkeit. »Was soll ich denn thun?« fragte dieser. »Ich bitte dich, daß du heute bei der Beerdigung des reichen Kaufmanns meine Stelle unter den Leidtragenden ver­tretest.« »»Warum gehst du denn aber nicht selbst?«« — »Weil ich heute nicht trauern kann, da meine Frau diesen Morgen ge­storben ist«. -— Gorrespondenz Am Bord des Dampfschiffes ^Imperator»« «m l. Juli l844. «.Beschluß,) Um 4 Uhr Morgens schon war es auf dcm Verdecke wieder lebendig. Alles wollte den Sonnenaufgang bewundern, d u «uf der See einen besonders erhabenen Eindruck macht. Man nahm schwarzen Kaffe und plauderte lebhaft, die Musikbande spielte angenehme Stücke und bald sahen wir Zar» wieder vor unseren Blicken auftauchen. Es war am 30. Juni früh um 8 Uhr. Die Wälle der Stadt waren angefüllt mit Menschen, die, uns Rückkehrende be­grüßen wollten. Wir bliebe« von 8 Uhr früh bis 8 Uhr Abends in Zara. Nachdem ich den Vormittag bei Verwandten und Bekannten zugebracht, be­nützte ich die Stunden des Nachmittags, um die Merkwürdigkeiten »on Zara, nebst dem wirklich herrlichen Volksgarten (eine Anlage des Herrn General­Feldmarschall-Lieutenants Freiherr« »on Weiden , dcm auch der Gratzer Schloßberg die vielfältigen Verschönerungen verdankt) zu besehen. Nachdem um die besagte Stunde der Schuß zur Abfahrt gefallen war und ich mit an­ deren Reisenden eilig den majestätischen »Imperator«« erreicht hatte, wurden die Anker gelichtet, die Rader schaufelten fleißig und wir steuerten — jetzt nur noch 38 Reisende — der Heimat zu. Der Mond beleuchtete die Scene vom voligen Abend. Doch bald fing die See «n, unruhig z« werden, der Wind schlug «ach allen Seiten um und drehte den dicht emporqualmende» Rauch des Kamins nach den verschiedensten Richtungen. Dieser beginnende Zwiespalt der Elemente mochte den Reisenden manchen beängstigenden Ge­ danken eingeflößt haben, denn schon vor Mitternacht suchte Jeder sein Lager. Es wurde Morgen. Wir hatten den berüchtigten Guarnero bereits glück­ lich hinter uns gelassen und waren bald »uf der Höhe von Pol» , dessen Am­ phitheater und Tempel »u« grauer Ferne uns entgegendämmerten. Der Si­ rocco hatte indessen bedeutend zugenommen, das Dampfboot wurde nach allen Zeiten geschaukelt, und als das reichliche Frühstück in der Cajüte aufgetragen war, wagten nur Wenige, es ganz mäßig zu sich zu nehmen. Blo« 3 oder 4 Reisende hatten den bewunderungswürdigen Mutl», tapfer d'rein zu bauen. Ich sage, bewunderungswürdig, den» was mich betrifft, wäre es mir unmög­ lich gewesen, auch das Geringste, außer Wein, durch den Schlund zu bringen, d» die stete Bewegung des Schiffes gerade im entgegengesetzten Sinne wirkte. — Die am Tische sich gegenüber Sitzenden machten sich die possierlichsten Ver­beugungen, hiezu das ewige Heben und Fallen des riesigen Schiffskörpers — ich konnte es nicht aushalten und ging auch aufs Verdeck, wo bald mehrere für die Betreffenden wohl höchst peinliche, für die Zuseher aber sehr ergötzliche Sccnen vorfielen, um ebenfalls dem Meere seinen Tribut zu zollen. ' Schon erblickten wir von Weitem d»s herrliche Trieft. Hier folgt daher der flüchtige Bericht einer kleinen Seereise, die ich stets zu den angenehmste» zahlen werde. So hatten wir denn eine Strecke von 3U» Seemeilen, mit Inbegriff des AnHaltens »n verschiedene« Orten, welches beiläufig 25 Stunden in Anspruch nahm, in «8 Stunden zurückgelegt, denn eben ist es 10 Uhr, »li wir im Hafen von Triest, bewillkommt von tausendstimmigem Jubel, anlangen. Gerechtes Lob verdient die sehr thätigc Gesellschaft des österreichischen Lloyd, welche in diesem Jahre bereits zwei größere Fahrten — nach Anco na und Sebenico — ueranstaltete, und beinahe an jedem Festtage ein Dampfboot in die nächste Umgebung fahren läßt. D , findet sich denn immer eine auser­lesene Gesellschaft am Bord, der ganz das Ansehen und die Bedeutung eines Gcsellschaftssaales gewinnt, und alle Bequemlichkeiten und Vortheile eines solchen Nereinigungspunktes gewährt. Es kann nicht fehlen, daß diese öfter wiederkehrenden Fahrten die Bewohner von Triest nicht «ur unter sich in nähere Verbindung, sondern auch mit ihren nächsten Nachbarn in freundschaft­liche Verhältnisse bringen müssen. '5 5 5 Erklärung der heutigen Bilderbeigabe. (Für August.) Mit dem diesmonatlicben Trachtenbilde führen wir die Freunde unserer Zeitschrift nach Oberkrain in die hochromantischc Wochein, einc Gegend, die gerade jetzt im Sommer so zahlreiche Besucher ihrer vielen und erhabenen Naturschönheiten aus allen umliegenden Gegenden, den benachbarten Provinzen, so wie nicht minder aus weiter Fremde anzieht. Der alte Mann in seinem Sonntagsstaate scheint eben auf einem Gange über Land begriffen. Er trägt ein hellblaues tüchenes Röckel mit versilberten Metallknöpfen und ein kurzes Beinkleid aus schwarzem Wollenzcug (mezlHii), oder auch aus schwarzgefärbter Hausleinwand. Seine Stiefelröhren sind ziemlich kurz; er trägt im Sommer keine Strümpfe (nu^ovile), welche im Winter meist aus bleichblauer Wolle bestehen und aus Neumarktl bezogen weiden. Die breite Krempe seines Hutes ist hier nach älterer Sitte noch durch schwarze Schnüre mit dem Gupfe verbunden. Er ist im Sommer gewöhnlich ohne Weste, die in rauher Jahreszeit aus rothem Tuch (lkkcülät), besetzt mit dicke» metallenen Knöpfen, besteht. Die Hosenträger («»utre) sind meistens von grüner Farbe und aus Wollenstoff, oft auch »us Seidenzeug und mit weißer Leinwand (plitiin) gefüttert. Ganz cigentyümlich ist die Tracht der Wocheinerinen, wie der Bewoh­nerinen des höheren Obcrkroins überhaupt. Ihre sonderbar geformte Haube aus Leinwand, die hinten in zwei Zipfe endet und zusammengebunden wird, die zwei zierlichen über den Rücken herabhängenden Haarflechten (Kits) und die rothwollenen Strümpfe unterscheidensie von andern Krainerinen merklich. Der Oberrock (jüz>a) aus braunem Tuche hat ebenfalls einen eigenen Schnitt, ist um Hals und Brust um den Ausschnitt mit einem breiten, schwarzen Seiden» bände eingefaßt, vielfach durchsteppt, und die Schöße sind mit rothem Wollen­zeug gefüttert. Der Rock (Kiiln) ist brauner sogenannter Mesl»«, in viele Falten gelegt und unten gewöhnlich mit einem handbreiten grünen Seidenbande besetzt. Besondere Sorgfalt wird auf die kleinen unzähligen Falten des kurzen Hemdes verwendet, die vom Halse aus über die Brust herunterlaufen. Die Bewohner der Wochein sind »ls ein gesunder, kerniger Menschen­schlag bekannt, ihre Sitten einfach, unverdorben, ihr Sinn gerade, derb aber aufrichtig. L eopold Kordesch. Auflösung der Eharade in Nro. 61. Wassersucht. Laibach. Druck und Werlag des Josef Blasnik.