Belsazar Hacquets Schriften sind eine
besonders erfreuliche Ausgrabung, die
jedem literarischen und alpinen Fein¬
schmecker vorzüglich munden wird!
Hacquet war einer der großen Früh¬
alpinisten und durchreiste in den Jah¬
ren 1781 bis 1810 als Naturforscher
die Ostalpen, er „erschloß" sie im Sinne
des achtzehnten Jahrhunderts. Die
„Mineralogisch - botanische Lustreise"
zum Beispiel ist ein ganz köstliches Do¬
kument und die alpinen Anweisungen
„wie man am zweckmäßigsten Gebürge
bereist", sind eine Fundgrube für den,
der eine vergangene Zeit lebendig er¬
stehen sehen will. Durch die ausführ¬
liche Einleitung Dr. Jakobs, eines der
bedeutendsten Hacquetforscher, gewinnt
diese Ausgabe auch allgemeines wis¬
senschaftliches Interesse.
Große Bergsteiger
Ausgewählt und herausgegeben
von Hans Fischer
Belsazar Hacquet
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Belsazar Hacquct
Belsazar Hacquet
Leben und Werke
Bearbeitet und eingeleitet
von
Dr. Georg Jakob
Bergverlag Rudolf Rother, München
Umschlag.Entwurf
Z. Burk, München
1 SZ0
Satz und Druck dieses Werkes
Bergverlag Rudolf Rother, München
Inhaltsverzeichnis
Seite
Vorbemerkung.i. 7
I. Teil
Dr. Georg Jakob, Belsazar Hacquer. H
II. Teil
Aus den Werken Belsazar Hacquers
1. Rapirel: Im Banne des Terglou. 4l
2. Rapirel: In den Dolomiten. 57
Z. Rapirel: Mineralogisch - botanische -Lustreise.... 8 l
4. Rapirel: Aus den Rhärischen Alpen. l22
5. Rapirel: wie man am zweckmäßigsten Gebürge
bereist. 2S9
III. Teil
Anhang
Hacquers Gelbstbiographie. 22)
Gcabiosa Trenta . 2Z6
Anmerkungen zur Gelbstbiographie. 2Z9
Anmerkungen zum I. und II. Teil. 24Z
5
Bilderverzeichnis
Nach Seite
Belsazar Hacquer. 2
Hydria (Idria). 16
Scabiosa Trenta . 52
Der Terglou (Triglav) . 40
Die Dolomiten von Agordo. 48
Auronzo.. 56
Allegl>e-See. 64
Rärnrner Landschaft: der Raibler See. 80
Rärntner -Landschaft bei Bleiberg. 66
Die älteste Darstellung des Großglockners. 104
Naßfeld und Rachausberg. 112
Gonnblick und Hochhorn . 128
Bernina.—. 144
Die Viamala in Graubünden. I6S
Rlagenfurt, die Hauptstadt Rärnrens. 208
Prospekt der Stadt Rlagenfurt... 224
6
Vorbemerkung
Nach dem plane, der der Reihe „Große Bergsteiger"
zugrunde liegt, sollen auch jene ältesten Vorläufer des Al¬
pinismus in ihr Platz finden, deren Leben und wirken zur
nachmaligen Entwicklung des Alpinismus entscheidend bei¬
getragen hat. Ls lag nahe, daß die Wahl da zunächst auf
den ersten Bergwanderer und Erschließet im Bereiche der
Ostalpen, auf den Gelehrten und Forscher Belsazar Hacquet
fiel. Das Lebenswerk Hacquets muß gleichermaßen den
Wissenschaftler, den Historiker wie den Bergsteiger in¬
teressieren. Noch bestand bisher keine Auswahl seiner in
vielen umfangreichen und weitschweifigen Bänden ver¬
streuten Schriften. Daß diese im Rahmen und vom Stand¬
punkte der Ostalpenerschließung nunmehr vorliegt, möge
die gebildete Welt dem Verleger zu danken wissen, ein
Dank, dem sich in erster Linie der Herausgeber anschließt.
Dank auch -em Bearbeiter dieses Bandes, dem Hacquet-
sorfcher Professor Or. Georg Jakob, dessen Name ja die
erschließungsgeschichtliche und wissenschaftliche Bedeutsam¬
keit dieser Ausgabe verbürgt.
Ls ist, dem Gesamtziele dieses Buches angemessen,
nach reiflicher Überlegung in der Wiedergabe aus den
Originalwerken Hacquets die ursprüngliche Schreibweise
beibehalten worden: denn eine vollkommene Übersetzung
7
hätte den Charakter der Schriften zerstört- eine teilweise
Verhochdeutschung aber nur unbefriedigend durchgeführt
werden können. Der geschichtlichen Bedeutung des Bu¬
ches entsprechend wurde an Stelle allzu langatmiger deut¬
scher Texte ein Raum auch für die französisch geschrie¬
bene Selbstbiographie Hacquets belassen. So gibt das
Buch dem gebildeten Leser ein abgerundetes Bild der eigen¬
artigen Persönlichkeit Hacquets, eine gründliche Einfüh¬
rung in die Lebensschicksale dieses Mannes, eine genügende
Probe seiner Gedankenwelt und Schreibweise und zuletzt
das eigene, schlichte, ja geradezu trocken-katalogisierende
Bekenntnis des eigenen Lebens in dem etwas holprigen
Französisch des Losmopoliten und dennoch treu habsbur¬
gischen Gelehrten der Zeit der Aufklärung.
Dieses Buch ist nicht so leicht zu lesen wie irgendein
erzählendes alpines Buch. Seine Bedeutung liegt auf einem
breiteren als dem nur alpin eingestellten Niveau, und es
ist zu hoffen, daß es seinen weg in die gewiß großen
Rreise derer finde, die aus solchem Werke einen tieferen
und nachhaltigeren Gewinn ziehen als aus dem bequemen
Übermaß des Alltäglichen.
Hans Fischer
8
Dr. Georg Jakob
Belsazar Hacquet
^11.
s
Belsazar Hacquet
Lebensgang
Obwohl Hacquet durch seine Mitgliedschaft bei zahl¬
reichen gelehrten Körperschaften, durch einen umfang¬
reichen Briefwechsel mit fast allen Gelehrten der natur¬
wissenschaftlichen Fächer wie durch seine ausgedehnte li¬
terarische Tätigkeit in den gelehrten Kreisen nicht bloß
Deutschlands und Österreichs bekannt war, blieb sein Le¬
ben in einem Dunkel, in das durch die spärlichen, in seinen
Schriften zerstreuten Angaben nur schwache Lichtstrahlen
drangen*. Erst die im Jahre zgos erfolgte Veröffent¬
lichung^ der Selbstbiographie Hacquets gewährte einen
Einblick in das an wechsclvollen, nicht selten abenteuer¬
lichen Schicksalen reiche Leben dieses Mannes, ohne in¬
dessen das besonders über seiner Abstammung und Ju¬
gend wie über manchen Ereignissen seines späteren Lebens
herrschende Dunkel völlig zu lichten. Alle Versuche, dem
Geheimnis seiner Herkunft auf die Spur zu kommen, haben
bisher ebensowenig zum Ziele geführt wie Hacquets Be¬
mühungen, durch Aussetzung eines Preises von z r Louis¬
dor sich selbst Aufschluß darüber zu verschaffend Sein Le¬
benslauf ist an sich merkwürdig und bedeutend genug, um
einem größeren Kreise bekanntgemacht zu werden.
Hacquet wurde -740 (oder zu Leconquet in
der Bretagne geboren. Von seinem Vater, den er so wenig
wie die Mutter kannte, wußte er nichts anderes, als daß
er einer aristokratischen Familie mit Ahnen entstammte.
11
Als (wahrscheinlich) außereheliches Lind führte Hacquct ein
unruhiges Wanderleben, lernte aber trotzdem in frühester
Iugend Lesen und Schreiben in mehreren Sprachen. Re¬
ligiös indifferent, haßte er jeden dogmatischen Glauben.
Als Externer oblag er unter fremdem Namen im Jesuiten-
kollegium zu pont-a-Mousson den humanistischen Stu¬
dien und der „sogenannten jesuitischen Philosophie", in
der er „die Doktorwürde erreichte, ohne je die öffentlichen
Kollegien besucht zu haben"^. Sodann studierte er Heil¬
kunde in Paris, machte Reisen nach Spanien und Eng¬
land und wurde ?757 auf der Rückreise zum Dienst als
Schiffsjunge in der französischen Flotte gepreßt. Als solcher
machte er die Eroberung von Minorka mit. Als Frei¬
williger kämpfte er im Lorps des französischen Generals
Fischer in der Schlacht von Einbeck mit, fiel später in
englische Gefangenschaft und tat im englischen Heere Dienst
als Chirurg. Im folgenden Iahre wieder in französische
Gefangenschaft geraten, übte er den gleichen Dienst aus,
bis er in der Schlacht von Krefeld verwundet den Preu¬
ßen in die Hände fiel. In deren Armee kämpfte er bei Zorn¬
dorf gegen die Russen, kam dann nach Sachsen und wurde
an der böhmischen Grenze von den «Österreichern gefangen¬
genommen. Im Lorps des Generals Laudon büßte er in
der Schlacht von Kunersdorf einen Teil seiner Sehkraft
ein. Im Winter ;7Sg/öo lebte er in Sachsen und besuchte
die Bergwerke von Freiberg und Altenberg. Im Iahre
)7bo stand ihm auf einen falschen verdacht hin das Schick¬
sal seines Landsmannes, des Kapitäns Latouche, nahe, der
füsiliert wurde. Dunkel bleibt, wie schon dieses Abenteuer,
sein Abschied von der Armee und die Reise nach Frank¬
reich ?7b). Im gleichen Iahre erhielt er „auf unbekanntem
Wege, wie gewöhnlich, eine Unterstützung".
Nach dem Besuch der Spitäler in Paris und Mont¬
pellier führte ihn „die seiner Nation anhaftende Unbestän¬
digkeit" wieder zu der österreichischen Armee — nach Prag
— zurück. Als Regimentschirurg und Lehrer der Anatomie
unter dem Stabschirurgen Unrein tat er bis zu der nach
12
Friedensschluß erfolgten Entlassung aller Ärzte im L. In¬
validenspital Dienst. Diese gegen das Versprechen dau¬
ernder Verwendung verfügte Entlassung verdroß ihn so
sehr, daß er beschloß, „die Christenheit auf immer zu ver¬
lassen". Zwar führte er seinen Entschluß nicht durch, doch
reiste er nach Konstantinopel. In Bessarabien ergriff ihn
die Pest. Raum genesen, kehrte er gänzlich mittellos und
mutlos nach Siebenbürgen zurück, wo er sich in eineinhalb¬
jährigem Aufenthalt bei einem befreundeten Obersten,
einem Franzosen, körperlich und seelisch wieder in die Höhe
brachte, insbesondere sein durch die Krankheit geschwächtes
Gedächtnis „durch kalte Bäder und durch dessen Biblio¬
thek" wieder stärkte. Zum gleichen Zwecke hörte er, )7ö4
nach Wien zurückgekehrt, an der dortigen Universität ein
Iahr lang Kollegien über Medizin, Physik, Mechanik,
Rechtswissenschaft usw. Dieser Aufenthalt sollte entschei¬
dend werden für Hacquets weiteres Lebensschicksal. Der
Oberarzt der kaiserlichen Armeen, Graftenhuber, -erHac-
quet von Prag her kannte, vermittelte die Bekanntschaft
mit dem Leibarzt der Kaiserin Maria Theresia, dem be¬
rühmten und einflußreichen Gerhard van Swieten. Ihm
verdankte Hacquet die Erfüllung seines Wunsches, in den
Zivildienst der Monarchie übernommen zu werden, indem
er ?7öö die Stelle des Bergarztes in Idria erhielt. Mehr
denn zwanzig Iahre verbrachte Hacquet in dem südöst¬
lichen Alpenteil Österreichs, denn auch nach Aufgabe seiner
Stellung als Bergarzt blieb er in diesem Lande, nachdem er
1773 zum öffentlichen Professor der Anatomie, der Physio¬
logie, der Chirurgie und der Hebammenkunde in Laibach
ernannt worden war.
was in diesen zwanzig Iahren das Amt ihm an
freier Zeit übrigließ — es waren von seiner Ernennung
als Professor an fast ausschließlich die Ferien — das füllte
Hacquet mit Reisen in Kärnten, in den Ostalpen und in
weiter entfernten Gegenden aus. In zeitlicher Reihenfolge
stellen diese sich folgendermaßen dar: -767 machte er bo¬
tanische Untersuchungen in der Umgebung Idrias. ?7ös
durchzog er die Alpen von Hochkärnten, das Jahr ;7ög
sah ihn in Italien bei dem Studium der vulkanischen Er¬
scheinungen des Ätnas und des Vesuvs. Das folgende Iahr
führte ihn „im Interesse der Naturgeschichte" nach dem
Küstenland von Österreich und Dalmatien. Im Iahre? 77 z
durchreiste er Lärnten und Obersteiermark und richtete da¬
bei sein Hauptaugenmerk aus die Erzgewinnung dieser
Länder. Gleiches Interesse führte ihn zu den ungarischen
Gruben. Reisen in Niederkärnten schlossen sich -772 an.
Das Iahr -774 sah ihn in Lrain und Istrien, das
Iahr )77S in Illyrien und in der Türkei; Istrien bereifte
er auch im Iahre 177b, während er das folgende Iahr
wieder in Lrain hauptsächlich botanische Reisen aussührte.
)77§ wandte sich Hacquet engeren alpinen Aufgaben
zu: er erstieg alle Berge der „julischen Alpenkette", welche
quer durch Lrain und Kroatien geht, um „seine erste Ge¬
steinskarte anzufertigen", sodann unternahm er „Vergnü¬
gungsreisen" in Oberkärnten, in Tirol und Salzburg, end¬
lich in Niederkrain und im Uskokengebirge. Im Iahre z 780
durchwanderte er Oberkärnten und die venezianische Mark,
im folgenden Iahre Ober- und Niederkärnten, Lrain,
Friaul, Tirol und dehnte seine Reisen bis in die Schweiz,
nach Bayern und nach Salzburg aus. -783 weilte er in
Likanien und Bosnien. )78S untersuchte er alle Gruben im
Salzburgischen und in Obersteiermark und reiste nach
Böhmen, Sachsen und Brandenburg, -787 kam er an die
Grenzen von Türkisch-Kroatien.
Die Ergebnisse dieser ausgedehnten und zahlreichen
Reisen veröffentlichte Hacquet in einer Reihe von größeren
Werken und in einer kaum übersehbaren Zahl von kleineren
Arbeiten und Beiträgen in den verschiedensten Zeitschriften,
deren Aufzählung in der Selbstbiographie weder genau
noch lückenlos ist. Neben diesen Arbeiten stellte er nicht
bloß eine Fülle von praktischen Untersuchungen und Ver¬
suchen medizinischer, botanischer, mineralogischer und berg¬
männisch-technischer wie ftaatswirtschaftlicher Art an, son¬
dern beschäftigte sich auch unausgesetzt mit seiner wissen-
14
schaftlichen Fortbildung. Rechnet man dazu, daß Hacquet
einen außerordentlich umfangreichen Briefwechsel mit fast
allen bedeutenden Vertretern seiner Fächer in Deutschland,
«Österreich, Italien, Frankreich und Rußland führte, so ver¬
steht man kaum, woher er die Zeit zu solch umfangreicher,
die verschiedensten Gebiete der reinen und der angewandten
Naturwissenschaften umspannenden Tätigkeit nahm. Die
Anerkennung der gelehrten Welt blieb ihr nicht vorent¬
halten, wie die Verleihung der Mitgliedschaft und der
Lhrenmitgliedschaft von nicht weniger als elf gelehrten
Körperschaften in der Zeit seines Kärntner Aufenthaltes
beweist.
Im Jahre -774 vernichtete eine Feuersbrunst die ganze
Korrespondenz Hacquets, darunter die mit Gelehrten wie
van Swieten, Linne, Iussieu, Marsigli, Allioni, Fortis,
Lrell, Born, Euler, Beckmann. An sonstigen in die Laibacher
Zeit fallenden Ereignissen verdient der Besuch vieler vor¬
nehmer Persönlichkeiten Erwähnung, insbesondere(z7s?)
derLrzherzoginMarianne, derSchwesterKaiser Josefs II.°,
deren Kenntnisse in der Mineralogie Hacquet besonders
hervorhebt, sodann ()7§4) des Kaisers Iosef II?. Im
Jahre ?7S? wurde er -em Großfürsten, nachmaligen Za¬
ren Paul I. und dessen Gemahlin vorgeftellt. Alle diese
sowie der später in Krakau (;s?o) erfolgt« Besuch Hac¬
quets durch den in Begleitung seiner Minister und des
Prinzen Ponjatowski befindlichen König von Sachsen sind
in ihren Motiven durchaus unklar und stehen möglicher¬
weise mit dem über seine Jugend ausgebreiteten Dunkel
in irgendeinem Zusammenhang.
Einen im Jahre )7§s an ihn ergangenen Ruf als
Professor an die Universität Leopoldftadt (Lemberg) lehnte
Hacquet ab. Zwei Jahre daraus nahm er di« Berufung an,
„nachdem er seine Nachforschungen im südlichen Teil der
Monarchie beendet hatte". Mit -er Verlegung der Uni¬
versität nach Krakau erfolgte ;sos seine Versetzung dort¬
hin. ;r;o dankte er ab und schlug seinen Wohnsitz in
Wien auf.
15
Auch die freie Zeit der Jahre von )787—;Z)0 ist mit
Reisen Hacquets ausgefüllt, die ihm eine genaue Renntnis
Galiziens und der Rarpathen verschafften und ihn nach
Sachsen, Schleswig-Holstein, Dänemark, Schweden, aber
auch bis ans Schwarze Meer führten.
Im Jahre )7gg, im Alter von bo Jahren, heiratete
Hacquet ein „tugendhaftes Mädchen, hübsch, 20 Jahre alt,
mit der er in vollster Harmonie als Biedermann lebte"«.
Ihr am rs. November ;sog erfolgter Tod muß ihm sehr
nahegegangen sein. Im übrigen steht die Persönlichkeit
dieser Frau völlig im Dunkel. Hacquets Freund, Freiherr
von Moll, der nach Hacquets Tode durch den R. L. Hof¬
sekretär Ribini, den Testamentsvollstrecker des Verstor¬
benen, Nachforschungen anstellen ließ, mußte sich mit der
Antwort begnügen: „Von Papieren seiner Frau, oder an¬
dern von ihr herstammenden Dingen, habe ich nichts ge¬
sehen, nie davon reden gehört." -s-r unterzog er sich der
Operation eines krebsartigen Bruches und war nach sechs
Wochen geheilt. Am -o. Januar starb er zu Wien,
wie Ribini an den Freiherrn von Moll berichtet, „an Ent¬
kräftung". „Seine Eingeweide verrichteten nicht mehr ihre
Funktion. Er wünschte sein Ende; der Ropf blieb immer
heiter, sein Gemüt ruhig, denn die mens conscia recti
tröstete ihn über seine viermonatlichen körperlichen Leiden".
Charakter
Rlarer wie sein äußeres Leben tritt das Charakter¬
bild Hacquets aus seinen Schriften und aus dem allerdings
nur zum kleinsten Teil erhalten gebliebenen und erreich¬
baren Briefwechsel hervor. Hier enthüllt sich das Wesen
einer ganz eigenartigen, ftarkwilligen, etwas cholerisch ver¬
anlagten Persönlichkeit, als deren hervorstechende Eigen¬
schaften «ine nahezu spartanische Einfachheit und Strenge
gegen sich selbst, unbestechlicher Gerechtigkeitssinn und rück¬
sichtsloser Wahrheitsdrang, Ehrlichkeit und Unabhängig¬
keit des Urteils erscheinen.
Hydria (Idria)
(Titelkupfer in der Mryctographia T a r n i o li c a,
2. Band; von hier aus begann Hacquet seine
eigentliche wissenschaftliche Tätigkeit)
Wohl die hefte Vorstellung von dem eigenartigen
Wesen Hacquets und seiner merkwürdigen Lebensauffas¬
sung erhält man aus der Vorrede zum vierten Teil seines
Larpathenwerkess, die, in dem Augenblicke geschrieben, wo
er „von dem literarischen Hache Abschied zu nehmen sich
entschlossen hat", als eine Art Confessio betrachtet werden
darf, deren bedeutende Wirkung nur leider durch stellen¬
weise auftretende Weitschweifigkeit nicht unerheblich be¬
einträchtigt wird. Unter Weglassung dieser Stellen lautet
sie folgendermaßen:
„Ich war nie Patriot, aber Kosmopolit, so viel mög¬
lich, denn ich denke mit Terenz: Homo sum et nihil humani
a me alienum esse puto, jederzeit habe ich, so viel meine
Kräfte zuließen, für den Staat, dem ich diente, mich auf¬
geopfert, ohne jemals an Vergeltung zu denken. Ich konnte
auch nie auf etwas Anspruch machen, da ich mich jeder¬
zeit von dem Staatsherrn entfernt hielt und kein Amt
erschleichen noch kaufen wollte, um mich ins Licht zu stellen,
ich fühlte zu sehr, daß ich keine Fähigkeit hätte, auf eine
solche Art die Gelegenheit, mich nützlich zu machen, zu
nehmen. Stets gewohnt, Berge zu steigen, also gerad zu
gehen, war es mir unmöglich, einen anderen Gang an¬
zunehmen. Hreilich ist dies eine mißliche Stellung in der
politischen Welt und man ist immer sehr übel daran;
dieses habe ich auch zur Genüge erfahren, darum habe ich
mich auch gewöhnt, mit wenigen Bedürfnissen zu leben
(man kann mit nichts seine Heinde so sehr demüthigen als
durch Beweise, daß man sie weder achtet, noch bedarf,
sagt ein Kosmopolit), jedoch daß, wenn mein bischen ver¬
mögen und Kräfte zu Ende gehen sollten, bei Wider¬
wärtigkeiten, denen man täglich ausgesetzt ist, es mir nicht
mangelt, um mit einem geringen Unterhalte die letzten
Stunden des Lebens abzuwarten. Indessen rathe ich nicht
einem jeden, meinem Pfade zu folgen, wer sich dem Staate
und seinen Nebenmenschen aufopfert, wird zum Spott
der Egoisten, und wer ist nicht heut zu Tage Egoist in
den Städten wegen der vielen unnötigen Bedürfnisse? zu-
2 Zacquet
17
mal er sieht, wie schlecht es dem wahren Losmopoliten
ergeht, während er im Hinterhalte sicher fischen kann.
was man alles auf physikalischen Reisen und be¬
sonders an Grenzen verschiedener Staaten, wo die Ein¬
wohner halbe oder ganze Barbaren sind, auszustehen habe,
brauche ich nicht zu erwähnen, es wird daher jedem Den¬
kenden einleuchten, warum ich nicht in vielen Stücken Ge¬
nüge geleistet habe; aber wie oft bin ich nicht von meinen
Untersuchungen vertrieben worden, wo mein Leben mehr,
als einmal, in Gefahr stund! Ich muß gestehen, in allen
meinen üblen Lagen der Verfolgung aus Reisen habe ich
immer mehr dem weiblichen, als dem männlichen Ge¬
schlecht zu danken, dies macht der milde Charakter ihrer
mütterlichen Herzen, nach welchen sie stets bereit sind,
dem Nothleidenden zu helfen, wenn es nur immer in ihrem
Vermögen steht. Ich habe mehr als einmal auf meinen
Reisen und Standörtern erfahren, daß demjenigen, der
mir feind geworden war, nie mehr zu trauen gewesen ist,
und mit der Zeit lernte ich die weise Lehre der Schineser
beobachten, welche mich nie täuschte: „wenn man dir
sagt, es haben sich zwei Berge genähert, so glaub' es; aber
wenn man dir sagt, es haben sich die Charakter des Men¬
schen geändert, so glaub' es nicht." Diese große Wahrheit
ist in allen Ländern der Welt realisiert zu finden, und
dennoch läßt sich vom ersten Herrscher an bis zu dem
letzten Untergebenen jeder täglich hintergehen; ist es daher
allen denen zu verargen, die gegen ihr eigenes Geschlecht
nach vielfältigen erlittenen Widerwärtigkeiten misanthro-
pisch werden? Ich habe oft mit solchen Leuten zu thun ge¬
habt, aber ich konnte sie aus ihrem gefaßten Mißtrauen
niemals herausreißen.
.. Ich hoffe, man wird in vielen Stücken Nachsicht mit
meinem geringen wissen haben, denn ich habe mich im
Ganzen fast nur in rohen Ländern bilden müssen, und das
zwar ziemlich spät. Solange der Siebenjährige Lrieg
dauerte, den ich als Soldat und Arzt mitmachte, dachte
ich wenig auf nützliche Literatur, und so irrte ich auch noch
18
zwei Jahre auf Reisen in Länder herum, wo wenig oder
nichts zu lernen war. Man wird mich daher auch be¬
ständig von gleicher Gesinnung gefunden haben, das ist,
daß ich nie jemandem Weihrauch gestreut habe, der es nicht
verdiente, er habe sein mögen, wer er wollte. Ich war aus
nichts mehr bedacht, als das zu sagen, was mir die Natur
(und Livilgebrechen) darbot, und ich glaubte noch unbe¬
kannt zu sein, darum blieben mir auch nicht die ange¬
nehmsten, noch besten Gegenden von der Monarchie und
angrenzenden Länder zu untersuchen übrig; indessen bei
meinen gegenwärtigen gemachten Erfahrungen und Den¬
kungsart kann es mir nie mehr einfallen, ein Buch zu
schreiben, denn nur mit den Iahren lernt man: quantum
est, quod nescimus, und um so mehr als ich nun durch den
Allmächtigen der Finfterniß (Faust's Leben, Thaten und
Höllenfahrt, 8. Petersburg -794) erfahren habe, was für
Unheil man damit anrichten kann. Indessen hoffe ich doch
so ziemlich leidentlich behandelt zu werden, da ich mich
nicht schuldig weiß, weder ein System, noch ein Lehrbuch,
das die menschlichen Sinnen verwirren könnte, geschrie¬
ben zu haben. Meine Erziehung war ohne Zwang und
Syftementräumerei, und mit der Zeit lernte ich dann auch
einsehen, wie so was der Natur entgegenftand. Von Iu-
gend an gewohnt, stets frei zu leben, soviel es in einer Ge¬
sellschaft schicklich und thunlich ist, habe ich in dem Staate,
wo ich durch die Länge der Zeit das Bürgerrecht erhielt,
nie die geringsten Hindernisse in meiner Denkungsart ge¬
sunden, von der mildthätigen Theresia an, bis auf diese
Stunde, also unter der Regierung von vier Regenten";
den Beweis davon mögen meine wenigen Schriften an
den Tag legen. Neider schein ich nie viel gehabt zu haben
(Unvernünftige und sogenannte Mitkollegen kommen hier
in keinen Anschlag; so was gleicht den Dachshunden die
nur von weitem nachbellen, aber wegen ihres schlechten
Gangs nie zum Biß gelangen), da mein Einkommen vom
Staate so Iahre lang so gering war, daß man mir solche
für meine vielen Arbeiten gern vergönnte, indem es wohl
1Y
rinzusehen war, daß sie nicht zureichen konnte. Als ich
noch wegen meines gehabten Amtes die Heilkunde aus¬
übte, hat man mich auch nicht viel beneidet, so niedrig und
habsüchtig oft das medizinische Völkchen ist, da ich alle
mögliche Lharlatanerie haßte und mich meistens den Armen
widmete; den Beweis davon mag das Lrainland geben,
wo ich mich über 20 volle Iahre wegen der Naturkunde
aufhielt, ein Land, wo damals weder Spital für Äranke
noch sonst eine Anstalt für die leidende Menschheit war.
Mitleidige Menschen mag ich ebensowenig gehabt
haben und noch haben, da ich zu meinem Unterhalt mich
nach meinem vermögen richtete, und von meinem Neben¬
menschen nichts bedurfte, als seine Freundschaft, „wenn
man zu Jahren kommt, und Gleichgültigkeit eintritt, so
muß man ja nichts mehr schreiben", sagt jener Philosoph
(Teren;?), „denn die Jahre schwächen den Charakter, er
ist einem Baum gleich, der nur mehr ausgeartete Früchte
trägt, er wird wurmstichig und mit Moos bedeckt", folg¬
lich wiederholt man sich oder man radotiert gar.
Meine Freunde waren und sind meistens Gelehrte,
bis auf einen, und wohnen alle außer den oesterreichischen
Staaten. Denen, die noch am Leben sind, danke ich hier
für ihre Freundschaft und gelehrten Schriften vom Grunde
meines Herzens und nehme Abschied von ihnen, da die
ernstliche Epoche meines Lebens herannahet, und ich also
von allem abstehe. „Es ist ein unvermeidliches Schicksal,
das erste Statutum in der Magna charta, das Aufhören —
es ist eine immerwährende Parlamentsakte, mein lieber
Bruder", sagt der alte Schandy" — „alles muß in sein
ewiges Nichts zurückkehren". — Dies geschieht von mir
um so viel leichter, da ich ganz und gar auf diesem Pla¬
neten ohne alle Adhärenz bin, der Beweis davon ist der
von mir in der Vorrede zum vierten Teil der Vrycto-
graphia carniolica ausgesetzte preiß, welcher nicht hat ge¬
wonnen werden können^."
Die im letzten Teil der Vorrede auftretende philoso¬
phische Resignation kommt noch deutlicher zum Ausdruck
20
in einer Reihe von Briefen, aus denen auch hervorgeht,
daß Hacquet in den letzten Jahren seines Lebens sich in
der Ruhe, die ihm die Niederlegung seiner Ämter und der
Verzicht auf wissenschaftliche Tätigkeit brachten, ganz wohl
fühlte. So schreibt er in dem schon angeführten Briefe an
den Freiherrn von Moll" am letzten November u.a.:
„Ich lebe hier im übrigen sehr zufrieden mit einem einzigen
Dienstboten und ein Hund, und bekümere mich um die
ganze Welt nicht, wären Sie doch hier, wie vergnügt
würden wir beisammen leben und uns an unsere fugend
Jahre erinnern... Da ich mit der Schulfuchserey nichts
mehr zu thun habe, und für einige Hundert Gulden mit
Aufopferung meines vermögen schreyen muste um es
Dumköpfe einzupredigen. Nun aber als ein fünftes Rath"
beym Bergkolegium" mit tausend Thaler pensionirt bin
um nichts zu thun, so befinde ich mich nicht übel -abey..
Außerordentlich bezeichnend aber für den auch von
Ribini bezeugten, bis an sein Lebensende vorhaltenden
Humor ist die Stelle in dem Brief vom 20. Januar
(an Moll"): „Itzo lebe ich vorbereitet für den Geistlichen
Himmel müssig und dumm wie ein Schaff; dann sacro
sancto far niente, für den Himmel habe ich nicht gehört,
daß man da was zu thun bekommt. Freylich wäre mir
Muhamet's Paradies lieber, aber das Beschneiden ist mir
zuviel. Nun lieber Freund, werden Sie fragen, Rerl was
machst du dann für die langeweil? ich mache kleine Lust¬
reisen, besuche dann und wann meine alten Freunde, als
unfern Fürst-Bischof, Iacquin, den Präsident Leithner u.a.
wohl auch ein schönes Weib, was ewig mein schätzbarstes
ist. Lese Reisbeschreibungen und angenehme Romane als
Gabriel u. d. aber nichts von -er palantologie oder wis¬
senschaftlich ... Wenn Sie mir jemals noch vor meinem
Ende Schreiben sollten, so bitte blos mein Namen hin zu
setzen, denn ich gehöre ja lange nicht mehr zu der ominösen
Laste der Professoren."
Lin besonderes Rapitel bildet Hacquets Stellung zur
Geistlichkeit, zu den Juden und zu den Freimaurern. Durch
21
alle seine Werke hindurch wie in seinen Briefen finden sich
in großer Zahl scharfe, nicht selten in der 8orm verletzende
Urteile über den Lenntnisstand, das Verhalten und die
Tätigkeit dieser Lreise", die man als von einem unge¬
rechten Vorurteil oder von Religionshaß eingegeben an¬
zusehen geneigt wäre, wenn nicht der Umstand, daß er
selbst mit einer Reihe katholischer Geistlichen, darunter
solchen von hohem Range", in freundschaftlichster weise
verkehrte und gelegentlich auch Worte der Anerkennung
und des Lobes für ihre Verdienste sand", zu dem Schlüsse
zwänge, daß er auch hier nur aus innerer Überzeugung
und aus ehrlicher Absicht zu bessern mit den Ausdrücken
scharfer Mißbilligung vorging. In seiner Neigung zu
scharfer Kritik, insbesondere kultureller und politischer Zu¬
stände, ist keineswegs bloß ein Ausfluß unbestreitbar vor¬
handenen cholerischen Temperaments, sondern mehr viel¬
leicht eine Auswirkung der rationalistischen Denkweise
seiner Zeit zu erblicken, von der Hacquet in hohem Maße
erfüllt war. Zahlreich sind die Stellen in seinen Werken
und in seinem Briefwechsel, die als Beweis dafür zu be¬
trachten sind, daß er durchaus ein Lind seines aufge¬
klärten Zeitalters war. Das geht aus seiner gelegentlichen
Stellungnahme zur Politik ebenso hervor wie aus der
Vorliebe, mit welcher er kulturelle und namentlich wirt¬
schaftliche Probleme ganz im Sinne des Rationalismus
behandelt?". Ls ist so, wie der Herausgeber der Auto¬
biographie Hacquets richtig sagt: „Hacquet muß aus seinem
Lebensgang und aus seiner Zeit heraus betrachtet werden.
Lr war kein starker Hasser, sondern einfach ein sanguinisch¬
cholerischer Zranzose"?^. Seine Aufklärung trug freilich alle
Merkmale der Josefinischen Art. In dieser Beziehung sind
die Worte bezeichnend, mit denen er Josefs II. in seiner
Selbftbiographie gedenkt: „Am 2). März (1784) hatte ich
die Ehre den Besuch Laiser Iosefs II. zu empfangen, den
Reformator eines großen Teils dec Menschheit... Josef
ist der einzig große Mann, den das Haus Österreich ge¬
habt hat und es ist ein Wunder, daß er diese Größe er-
22
reichen konnte trotz seiner schlechten Erziehung, die er von
seinen unwissenden Lehrern und von der verwünschten
Priesterschaft erhalten hat. welches Unglück für den streb¬
samen Teil seines Volkes, daß er in der Blüte -er Jahre
hinweggerafft wurde, ohne seine Reformpläne alle aus-
sühren zu können. Der große Bösewicht Pitt, der ganz
Europa in Unruhe versetzte, ist die Ursache seines früh¬
zeitigen Todes. Bis zum letzten Tage meines Lebens habe
ich diesen Fürsten bedauert und sein unglückliches Schicksal
beklagt.
bemerkte hier eine schöne
Spielart der Lisenwurzel, centaurea scabiosa Linnei. Die
Blätter waren klein und in lanzenförmige Stücke getheilt
ohne Aeste, und nur mit einer einzigen Blüthe versehenen
Stengel, unterhalb weiß, wollicht, oben aber glatt, und
blasgrün. Nach drey Stunden Wegs erreichte ich Dölach.
Dieser kleine Markt liegt dicht an dem Möhlfluße, worin
sich der Bach Zirknitz ergießt, der aus dem Gebirg von
Abend und Mitternacht kömmt. Hier befindet sich eine
Schmelzhütte und Puchwerk, wie auch ein Bergverwalter,
der der Schmelzung und dem Puchwerke, probieren, und
selbst allen Rechnungen vorstehen muß; dieser hat dabey
die Aufsicht über alle umliegende Bergwerke. Bisher hat
man noch keine Erze eingeschmolzen, sondern die reich-
hältigen Schlacken, welche die alten weggeworfen hat¬
ten, werden dermal auf Silber und Gold mehr benützt,
als die alten mit sehr wenig Einsicht thaten; man kann
versichert seyn, daß sie meistens ihre edle Metalle in dem
Rupfer sitzen liessen. Rann also auf eine solche Art das
berüchtigte Mährchen nämlich die Angabe, -aß die in der
104
Die älteste Darstellung des Großglockners, l792
(Rupfersrick in „HacquetS mineralogisch-botanische Lustreise von dem Berg
Terglou in Rrain zu dem Berg Glokner in Tyrol, im Jahre 1779 und Kl")
freyen Luft stehenden Bildsäulen sich nicht zum Theil in
Gold verwandeln wahr seyn, da das darin steckende Gold
durch die Nässe nicht so wie das Rupfer verzehrt wird.
Hier in dieser Gegend sind die Gebirge meistens aus
einem weißlichten Granit, Quarzschiefer, Gneis, Spath-
stein und Serpentin: auch hier in -em Vorgebirge fand
man -en obenangeführten gestreiften Quarzstein. Lein ein-
zigesmal habe ich hier was anders, als Glimmer in seiner
Mischung bemerkt. Gegen Mitternacht in der Zirknitz be¬
steht das Gebirg aus ungeheuren Felsschieferlagen, welche
das Wasser von eben dem Nam von Iahr zu Jahr mehr
untergräbt. In dieser engen Schlucht, die kaum einige Lach¬
ter breit ist, befinden sich die schönsten Wasserfälle, wo
aber von allen Seiten die Felsenwände herunterhangen,
und den täglichen Einsturz drohen. Ich fand hier sehr
häufig Len moßartigen und immer grünen Steinbrech -es
Linne'. Die letztere Art hatte bald rothe bald weisse sehr
angenehme Blüthe. Ich wand mich nachgehends gegen
Mittag, um die ganze Gegend von Dölach zu untersuchen.
Der Serpentin brach hier sehr häufig, sowohl der ge¬
streifte als der andere an dem Fusse der Berge. Mancher,
den man aus -en wiesen gesprenget hatte, war mit ver¬
schiedenem gestalteten Asbest auf ganzen Flächen über¬
zogen. Auf -en Anhöhen gegen Aufgang befindet sich auch
ein weisser Gypsftein; der weisse Glimmer ist auch hier
aller Qrten zu Hause. Ich fand in dieser Gegend im Quarz,
losen gebildeten Glimmer sitzen, wovon die Scheiben oder
Lanten ihre richtige Sechsecken hatten; die Farbe dieses
krystallisirten Glimmers war gelbweiß. Als ich meinen
weg weiter fortsetzte, kam ich in einen tiefen Graben
ins Hauptgebirg, -en das Bergwerksdepartement von
Lärnthen angelegt hat, die Aussichten davon sind noch
sehr gering. Das Gebirg besteht hier meistens aus Gra¬
nit und Felsschiefer. Ick sah an einem Qrt einen sehr
großen Lalksteinkeil, welcher von Farbe aschgrau war, ohne
alle Versteinerungen, man hatte ihn angegangen um Äalk
daraus zu brennen: auf einer Seite bemerkte ich ihn ganz
10Z
mit einem schieferichten Geisbergersteine bedeckt zu seyn.
Ls ist keine Folge, daß dieser Stein jederzeit eine grün¬
liche Farbe haben soll, wie Hr. Andre anmerkt; die Schwei¬
tzer nennen bald einen jeden groben Granit, worin Kry-
stallen brechen Geisbergerstein, doch den ich hier antraf,
war grünlich so wie ich auch von eben der Farbe in der
Gegend Hornblende fand. Nicht weit von diesem Steine
kam ich zu einem zwey bis drey Lachter mächtigen Kalk-
gang, welcher sein Streichen von Morgen gegen Abend
hatte, mit einem Quarzschiefer umgeben, der sehr mit
Glimmer angefüllt war. Der Kalkstein war hier spath-
artig mit Quarz gemischt, dem ohngeachtet wird er doch
zum Kalkbrennen genommen, auch in diesen sind kleine
Versteinerungen. Dieser Kalkstein möchte noch so rein seyn,
und noch so gerade mit dem übrigen Gesteine fortstrei¬
chen, oder auch wechselweise mit andern Steinarten auf
einander liegen, so bin ich doch nie geneigt zu glauben, daß
er die Unterlage des ganzen Granits hier ausmachte, son¬
dern ich sehe ihn als einen Gangstein an, der sein ge¬
wisses Ausscheiden bey Zeiten erhält. So wie hier der
Kalkstein in Mugel, Stock, und Gange bricht, so mag es
auch sehr gemein in andern Gegenden dieses Gebirgs ge¬
schehen, denn aller Orten findet man in diesem Schiefer¬
gebirge den weißschmutzigen Lalkspath stecken, den ich oft
für Feldspath ergrief, mit eingemischt.
Aus diesem Graben wand ich mich dem Möhlfluße
hinauf, hier fand ich zum zweytenmal einen gebildeten
Stein, den ich das erstemal von den Bleybergergruben
aus, gegen das Geilthal zu antraf, nur daß das erstemal
der Stein nicht ganz eben die Bestandtheile hatte. Hier
war der Stein ein feinkörniger Granit aus Quarz, Feld-
spath, schwärzlichten Glimmer, und oft schuppichten Ba¬
salt (Schörl). Die Figur dieses Granits ist nicht jeder¬
zeit beständig, nachdem die Zufälle des Falls vom Steine
mehr oder weniger solche verändert hat, meistens findet
man ihn mit ordentlichen scharfen Lcken versehen, wo er
eine doppelte Pyramide aus acht Flächen vorstellt, die mei-
ftens ungleich sind, und wie etwas schaalicht so wie ich
ihn in acht Flächen gefunden habe, so auch manchmal in
zwölf und mehr, aber das mehrestcmal in sechs, wovon
zwei kleinere und zwey längere eine sehr reguläre Bildung
machten. Stücke, die oft mehr als eine Rubik Lachter
haben, machen diese Figur, eben so haben die höchsten Berg¬
spitzen von diesen Stein eine Pyramidalfigur mit Flächen,
und scharfen Ribben oder Ecken. Einmal wagte ich es,
eine solche Bergspitze zu besteigen, welche mir diese Figur
zu haben schien, um zu erfahren, ob es eben der Stein
wäre, und ob der Figur was ähnlich käme; kaum war ich
nahe genug wo ich schon hinlänglich sah, daß ich mich
in meiner Muthmassung nicht geirret hatte. Zu Anfang
als ich dergleichen Steine so gebildet sah, glaubte ich es
sey nur zufälligerweise, allein die vielfältigen Beobachtun¬
gen haben mich so sattsam überführt, daß seine Eigen¬
schaft sey, in solche gebildete Stücken zu fallen. Ich habe
viele gefunden, die so ordentlich sind, als immer möglich.
Zu meiner Sammlung habe ich ein paar solche Steine mit¬
genommen, wo ein jeder eh glauben würde, der Stein
sey mit Fleiß so zugerichtet, wenn er nicht allenthalben mit
Steinmooß überwachsen wäre; einer davon kann eh zu
dem Gneis als zu dem Granit gerechnet werden, indem
er das Ansehen giebt, als wenn er aus Schichten zusam¬
mengesetzt wäre, und etwas thonichtes in der Mischung
hätte.
Nun wand ich mich aus dem Thale gegen Abend in das
Gebirg zu, hier bemerkte ich in der Gegend einen weißenTuff-
stein mit ausgehöllten Regeln zusammengesetzt, walle-
rius beschreibt ihn folgend: Tophus margaceus, conis tur-
binatis, multiplice cortice concentrio praeditis, calcario la-
pidi extrinsece plerumque undulato immersis, und man sehe
die 36ste Figur seines zweyten Theils, wo dieser Stein
sehr getreu vorgestellt ist. Hier in der Gegend war aller
Orten der Serpentin zu sehen, wie auch verschiedene Ge¬
schiebe von Felsschiefer und etwas Steatit: als ich ein
wenig die Anhöhe erreicht hatte, blieb ich in der Nacht
107
an dem Fleisbache, um den andern Tag über den Rau-
riser Taurn in das Salzburgische zu kommen, um die dor¬
tigen Goldgruben zu sehen, und auf meinem Rückweg
über die Eisberge der Zirknitz wieder auf Dölach zu kom¬
men. Allein wider alles vermuthen fiel ein so großer
Schnee die Nacht hindurch, daß es unmöglich war mein
Vorhaben auszuführen, um mich nicht in die Gefahr zu
setzen, zu erfrieren. Denn hier zu Lande erfriert man nur
des Sommers, und selten oder niemals des winters, die
Ursache davon ist, weil man auf einmal aus einem war¬
men Llima in ein so kaltes kämmt, daß der Lörper da¬
durch ganz unfähig wird, seine erschlafften Theile ge¬
schwind genug zusamm zu ziehen, wodurch die ganze Fe¬
derkraft verloren geht, und der Mensch aufhört zu leben.
Hier war ich also gezwungen, mein Schicksal vom
Wetter abzuwarten, welches den folgenden Tag noch nicht
besser wurde. Den ohngeachtet hatten drey der stärkesten
Fußgänger über das Gebirge gesetzt, aber kaum sind sie
auch mit dem Leben davon gekommen; sie kämmen zu
uns so abgemattet, daß sie nicht mehr stehen konnten.
Den dritten, und vierten Tag wurde es wieder Heller,
und der weg ein wenig offen: allein da ich keine Zeit
hatte, nahm ich meinen weg zu dem Hochhorn (welches
dorten in der schlechten deutschen Sprache Hochorn ge¬
schrieben und gesprochen wird) ich folgte dem Fleisbach
bis zu seiner Entstehung, nämlich zu einem See, welcher
ihn bildet, und sein Wasser von den Eisbergen erhält,
die den angeführten Berg Hochhorn, und einen andern
mit Namen Sonnblick umgeben. Die Steinart war hier
zu Anfang Felsschiefer, woran zuletzt der weiße Granit
aufsaß, und die Bergspitzen ausmachte. Mit den Pflan¬
zen war es meistentheils geschehen, doch fand ich noch
folgende Stücke in der Blüthe. Die erste war eine Spiel¬
art des Lhondrillen blätterichten Habichtkrauts des Linne',
die Herr Iacquin auf der 42gsten Tafel abgebildet hat.
Die Blätter waren bey dem gefundenen viel tiefer gezahnt,
und die Wurzelblätter auch schmäler, im übrigen aber
108
nicht verschieden. Das zwote war die Alpen Lhamille
des Linne', welche Herr Wulfen im angeführten Werke
auf der soften Platte vorstellte, ich habe sie hier nie höher,
als zwey Zoll gefunden, ohne Zweifel ist die Kälte der
Eisberge schuld daran. Die dritte war ein kleiner Enzian,
wovon die Blüthe oft solang, als die ganze Pflanze ist,
denn selten hat sie einen Zoll an der Länge. Herr Iacquin
hat sie in seinen Miscellaneis unter den Kärnthnerischen
auf der xssten Tafel Fig. 3. abgebildet. Die vierte, die
ich noch vollkommen in der Blüthe antraf, war ein wohl¬
riechendes Achillenkraut, welches Herr Wulfen Achilles
moschata nennt, und genau beschrieben, wie auch in dem
obenangeführten Werke Tab ss abgebildet hat. Das
fünfte, was ich noch fand, war der keltische Baldrian mit
rother, und bläulichter Blüthe, aber kaum mehr, als noch
paar andere Pflanzen konnte ich zu sehen bekommen. Unter
dieser Pflanze bemerkte ich eine sehr angenehme Flechte.
Da man in -en Kräuterbüchern schon viele hundert aus¬
gezeichnet findet, so ist es schwer zu errathen, welchen
Nam man einer solchen Pflanze geben soll, indem zwey
und drey solche Bestimmungen beynahe ganz Überein¬
kommen.
Nun so viel von den Pflanzen dieses Landes. Unter
den vielen, die ich vom Anfang bis itzt gefunden habe,
ist mehr, als einmal die Frage aufgefallen, warum ich hier
so viel verschiedene Pflanzen gegen Kram antraf, obgleich
ich oft, und sehr oft die nämliche Höhe, und Tiefe hatte,
wie dorten, und der Himmelsstrich ebenderselbe war? ich
muß gestehen, daß ich hier dem Herrn tveder^ nicht habe
beystimmen können wenn er sagt: „Gewisse Grade der
Atmosphäre bringen immer eben die Pflanzen hervor
u. s. w." Allein hier sah ich klar genug, daß dieses nur
in solange seine Richtigkeit hat, in solange es ebenderselbe
Frucht Boden ist; denn wie ich durch vielfältiges Berg¬
steigen erfuhr, so ist der Kalkboden mehr geschickt für
einige Pflanzen, als jener, welcher aus glasartigen Stei¬
nen besteht, und so umgekehrt: indessen giebt es doch eine
10Y
Menge Pflanzen, welche aus einem Boden, wie auf dem
andern fortkommen. Der Speick, oder keltische Baldrian
ist nur auf Schiefer, und Granite gern zu Hause, und ich
muß gestehen, daß ich ihn im Lrain noch nie gefunden
habe, obgleich ich auf dem Vrte war, den Herr Scopoli
in der krainerischen Flore angiebt, so habe auch ich nie den
Violenmoos auf dem Lalk gefunden.
Bey denen Eisbergen hörte der Schiefer auf, und da¬
für stellte sich grober Granit ein, der mit einem feinkör¬
nigen überdeckt wurde, er zerfiel meistens in grossen Plat¬
ten. Hier fangen an einigen Vrten schöne Wasserfälle zu
entstehen an. Das Wasser stürzt sich bald von senkrechten
Felsen, bald über andre solche abgelöste Stücken, welche
dadurch die wunderlichsten Wassersprudeln vorstellen; dieß
alles aber ist jederzeit in einer parke angenehmer anzu¬
sehen, als da, wo man für Hunger, und Müdigkeit, wie
ein verfolgter Hirsch, an heissen Sommertagen schmach¬
ten muß.
Die Eisberge haben hier im Lande, so wie in einigen
andern Ländern, einen eigenen, aber zugleich besonder»
Namen. Der Lärnthner, und Salzburger nennt sie Lees;
der Tiroler Ferner, oder Firn; der Schweitzer hingegen
Gletscher; hier kam ich das erstemal auf die Lärnthneri-
schen; da es ein paar Tage vorher geschneyet hatte, konnte
ich nicht abnehmen, wo der Anfang war; denn ich mußte
nun stets bis über die Lnie im Schnee waden. Hier hätten
die Schneereifen an den Füßen gute Dienste geleistet. Diese
Reifen sind eigentlich so, wie man sie im Lrain braucht,
daß ist, wie Raqueten zum Federballschlagen gemacht, und
ganz rund geformt, wie sie die Lanadier in Amerika brau¬
chen.
Hier über die Eisberge mußte ich meinen weg neh¬
men, um zu den Gruben zu kommen, die man Goldzech
nennt. Dieser Eisberg, oder Lees scheint eine Fortsetzung
von denjenigen zu seyn, den der Berg Sonnenblick um-
gicbt; wie gesagt, abnehmen konnte ich nichts, sondern
ich wußte nur jenes, wovon mich mein Führer unterrich-
110
tete. Der Berg Hochhorn, den ich zubesteigen hatte, lag
mir links gegen Abend, wohingegen der erwähnte Son¬
nenblick gegen Morgen rechts sich zog, so daß diese zwey
Berge, im Zusammenhänge einen hohlen Graben machen,
der gegen Mittag hält, und dem ohngcachtet mit Lis be¬
deckt ist. In der mittleren Aushöhlung, oder Höhe dieses
hohlen Grabens befindet sich die erwähnte Goldzeche,
welche in den Hochhorn hält. Den Tag, als ich zur Grube
gieng, war einige Stunden vorher eine Schneelahne, oder
Schneerissen auf der Morgenseite eingegangen; mir schien
sie unbedeutend; allein mein Führer versicherte mich, sie
wäre hinlänglich gewesen, uns in ewige Eiszapfen zu ver¬
wandeln, oder doch wenigstens auf eine Zeit; wie es einem
andächtigen römischen Flüchtling hier soll ergangen seyn,
der 200 Jahre im Eise lag, und eben sogut ohne Wunder¬
werk aufbewahrt blieb, als wie das Flügelwerk der La-
nadier den ganzen Winter durch bleibt. In der Lirche
zum heiligen Blut genannt, wo er noch dermalen liegt,
hat man mir ein sehr wunderliches Märgchen von diesem
Flüchtlinge erzehlt, das recht die rohe Einfalt der dortigen
ehrwürdigen Leute zu erkennen gab. Gewiß ist es, daß
dergleichen Lismumien in diesen Gegenden, besonders aber
in Tyrol keine seltene Sache sind. Diese Gefahr, die wir
einmal hatten, haben die armen Bergleute beynahe täglich
das ganze Jahr hindurch; nur bey starkem Froste, und
wenn der Schnee ganz vergangen, sind sie zum Theil
aus der Gefahr. Line Menge Unglücksfälle wissen diese
Elende zu erzehlen, was ihren Vorfahren begegnet, wo
zu zo und mehr Menschen auf einmal geblieben sind. Sie
gehen nur einmal die Woche von der Grube nach Hause,
manchmal bleibt es ihnen unmöglich wegen der gewissen
Gefahr, wo sie denn oft )4, und mehr Tage aushalten
müssen, wenn ihnen die Lebensmittel nicht abgehen. Be¬
vor sie von, oder zur Grube gehen, machen sie Lärmen;
vor Zeiten haben sie auch pöller gelöst, um eine Erschüt¬
terung in der Luft zu machen, damit wenn eine Schnee¬
risse zum losgehen ist, solche durch die Bewegung der
111
Luft sich eh in die Thäler stürzen möge. Allein diese Be¬
handlung glückt nicht jederzeit, und die armen Leute wer¬
den doch manchmal auf ihren wegen davon ums Leben
gebracht. Heut zu Tage bedienen sie sich ein wenig mehr
dieses unzulänglichen Mittels, sondern wenn sie über die
Leese, oder durch die engen Thäler gehen, wo sie ver¬
schüttet werden können, so geschieht es in einer solchen
Stille als immer möglich, um die Luft nicht zu erschüt¬
tern, welche Schnee- und Lisrissen gehend machen kann.
Man zeigte mir auf meinem weg unter der Goldzech¬
grube einen Ort der im Iahre Z73J, als noch die Iene-
rische 8amilie aus Tyrol wie auch den obenangeführten
Waschgang im Besitze hatte, durch eine Schnee- und Lis-
lage so verschüttet und verdrückt waren, daß man heut
zu Tage nach aller angewandten Mühe nicht das geringste
mehr entdecken konnte, wo jemals diese Grube ihren Lin-
fahrtstollen gehabt haben mag; ob man gleich von Sei¬
ten -er Bergwerkskammer nicht ermangelt, genaue Unter¬
suchungen anzustellen, und zwar mit nicht geringer Ge¬
fahr zwischen dem Lis, welches dermal die Gegend be¬
deckt, so hat man doch nichts anderes gefunden, als ein
Theil der Anfahrtsstube mit der Schmiede und etwas
Lisen; da sie aber vertragen war, so konnte auch solches
keine gewisse Anzeige geben. Allein da sich in diesen ver-
lohrnen Stollen die beste Ausbeute soll erzeigt haben, so
zweifle ich doch nicht, daß man nicht einmal, wenn der
Bau im bessern Stande seyn wird, den verlohrnen Stollen
mit einem Gesenke von -er obern Grube ausfindig machen
würde, da es doch scheint, daß eben der Gang dahin fällt;
und so könnte auch zur Sicherheit der Arbeiter ein solches
Gesenke in die Tiefe getrieben werden, mit einem Aus¬
fahrtsrollen durch den Lisberg bis zu dem obenangeführ¬
ten See, wo man denn in aller Sicherheit zu der Grube
gelangen könnte, wenn auch alle Lisrissen des ganzen Ber¬
ges eingiengen.
Nach einer kurzen Strecke von hier aus kam ich zu
der angeführten Goldzeche, ich sah die Gruben oder die
112
Naßfeld und Rathausbcrg
(Kupferstich; Reise durch die dorischen 2llpen, I.Band)
Linfahrtshütten davon nicht eher, als bis ich davor kam,
so niedrig war alles im Schnee und Lis versteckt. Nun
ein Wort von diesem Gebäude, so wie es bey allen übrigen
Gruben ist.
Hat man einmal mit einem Stollen einen haltigen
oder edlen Gang erreicht, so wir- ein niedriges Gebäude
aus Hol; und Steinen gerade davor gesetzt. Dieses wird
in zwey auch drey Theile getheilt, so, daß ein Theil die
Lüche ausmacht, welche jederzeit vor dem Mundloch des
Stollens stehet, damit die Wärme das Ansetzen des Lises
hindere; der zwote Theil macht eine Stube aus, wo die
Leute essen, und ihre Lebensmittel aufheben. Lin jeder Ar¬
beiter manchmal auch mehrere halten die Lost miteinander,
wegen der Lostbarkeit des Holzes, das so hoch hinauf
zu bringen ist: ob sie nun gleich nicht alle miteinander eine
gemeinfthäftliche Lost halten, so kocht doch ein jeder sein
Fleisch auf einmal in -em Lessel. Lin jeder, der seine
Fleischportion hineinwirft, hat es mit einem gezeichneten
Holz gespießt, so daß er es nicht verwechseln kann. Oie
Suppe ist allgemein, worin sich eine parthey um die an¬
dere ihre Speckknödel kochen kann. Uiber der Stube ist
der Boden, und darüber ein sehr flaches Dach; dieses be¬
steht aus einem flachen Gerüste von sehr starken Balken,
welche in die lebendigen Felsen eingehängt sind, und auf
der »ordern Mauer der Stube liegen, dergestalt, daß die
ganze Hütte nichts als eine gleichlaufende Fläche mit dem
Berge ausmacht, damit die Schnee- und Lisrissen dar¬
über gehen können. Hier unter diesem Dache haben die
armen Leute ihren lvrt zum Schlafen, wie ruhig mögen
wohl ihre Nächte seyn, wenn Schnee und Lis zu gehen
anfängt und sie nicht einen Augenblick sicher sind, ob die
ganze Hütte nicht mitgenommen wird? wollten sie sich in
die Grube flüchten, so wäre es eben so gefährlich, damit
es ihnen nicht so gieng, wie oben erwähnt, und sie ihr
Leben mit Hunger und Lälte beschliessen müßten. usses eben so
fortftreiche, wie ich es hier gefunden, und schon oben auf
der Spitze des Berges beobachtet hatte; man konnte also
hier den Schluß machen, daß der Innstrom das ganze
Thal gemacht habe, und also die Gebirge so voneinander
getrennt. Ich wandte mich also in dem Thal aufwärts,
um nach Sct. Moriz zu kommen, wo ich mein Pferd
zurückgelassen hatte. Bis zu diesem «Orte, welcher auf einer
Anhöhe vor dem letzten See des Innfluß sehr angenehm
gelagert ist, fand ich nichts als grünen Granit und sehr
festen harten Speckstein mit wenig Quarz gemischt von
8arbe blaßgrün. Hier in diesem Qrt war meine größte
Neugierde, den so berühmten Sauerbrunn zu besuchen, und
auch davon zu geniessen. Da es schon spät in der Jahres¬
zeit war, so wurde auch der Brunn von niemanden mehr
besucht. Er liegt eine kleine Viertelstunde von dem er¬
wähnten Ort in einem angenehmen Thal, zwischen den
zween letzten Seen des Innfluß an dem 8uß des Berges
Rozatsch, nahe an dem kleinen 8luß, der von einem See
in den andern sich ergießt. Ueber diesen Brunn, welcher
mit einem gemauerten Vierecke eingeschränkt ist, steht ein
kleines hübsches Gebäude, wo diejenigen, welche das Was¬
ser brauchen, Zimmer finden, um ihre Gelegenheit zu pfle¬
gen; doch sind hier nicht ordentliche Wohnungen, son¬
dern ein jeder muß in dem Dorf San Morizzo übernach¬
ten. Der Brunnen steht einem jedem frey, und ist niemals
verschlossen. Das Wasser davon ist sehr klar und sauer,
und angenehm zu trinken, doch läßt es in dem Behältniß
einen eisenrostfärbigen Schlamm zurücke. Die wenige Ver¬
suche, die ich damit habe machen können, besonders die
Abdünstung hat mir gezeigt, daß es ein Glauberisches Salz
einschliesse, welches aber doch nicht ganz rein darinn steckt.
Die Quellen dieses Wassers kommen aus dem daranftos-
senden hohen Berge, welcher aus Schichten von Granit
und Schiefer besteht; hier ist die Steinart mehr braun als
grün. Dieser Berg hat ebenfalls auf seiner Anhöhe be-
181
ständige Gletscher, welche kleine Bäche von sich geben,
die sich in dem See ausleeren. Man sehe den Prospekt da¬
von, so wie ich ihn im Herbstmonath j/sz. von St. Mo¬
riz genommen, auf der letzten Vignette. Da in der Nacht
viel Schnee gefallen war, so konnte ich auch hier in der
Tiefe wenig Untersuchung mehr machen; auf meinem gan¬
zen zurückgelegten weg habe ich keine Pflanze mehr ge¬
funden, die Erwähnung verdiente, bis auf ein paarSchorf-
mooß Lichenes Linnaei, welche unter die Lorallartigen
gehörten, die weder mit jenen des Dileni noch Linne voll¬
kommen übereinstimmten. Line Art war Gabelartig,
(Dichotoma) wo jederzeit zwischen zween Zweigen im
Winkel ein kleines Lnöpfgen, welches mehr als die übrige
Pflanze mit Staub bedeckt war. Die zweyte Art war eben-
fall Korallartig mit kleinen grauen Blättern versehen,
welche ordentlich sägeartig eingeschnitten waren. Die
Sprossen der Pflanze trugen kleine Knöpfe, welche einen
Wulst hatten, und in der Mitte eingebogen und jederzeit
mit einer etwas ziegelrothen Farbe gezieret waren, wo im
übrigen diese so wie die vorhergehende durchaus eine wei߬
graue Farbe hatte. Beyde Pflanzen fand ich in dem Ge¬
birge bey Alveneu eine Stunde ostwärts dem Berg Al-
bula zu.
Von St. Moriz aus zwang mich die Witterung
meinen weg gerade in das Thal von Engadin nach Ty-
rol zu nehmen, welcher stets links oder rechts des Inn-
stroms geht, und ich also ein für allemal auf dieser Zu¬
rückreise aller Wegweiser entübriget seyn konnte. Die klei¬
nen Bäche, welche aus dem Gebirge vom letzten Orte sich
zum Innfluß lenken, führen häufig einen schwarzen Kalk¬
stein mit, der der Politur fähig wäre; es ist also ganz
wahrscheinlich, daß dieser zeitliche Kalkstein auf dem Fels¬
schiefer oder Granit wo aufsitze, und so wie ich vernom¬
men, so holen die dortigen Einwohner den Stein zum
Kalkbrennen.
Mein weg gieng nun gerade auf Ponte alto. Ich
hatte bis dahin links des Flusses meistens Granit, wo-
182
hingegen rechts des Flusses gegen Süden alles Äalk war.
Der Theil von Oberengadin hat schon zum Theil eine
gute fahrbare Strasse, welche das vorige Jahr ganz neu
angelegt worden. Die Dörfer, die ich durchgieng, sind mei¬
stens hübsch und mit ansehnlichen Häusern gezieret. An
dem Fuß des Scalletaberges fand ich einen sehr schönen
Geisberger Granit, seine Bestandtheile waren folgende:
Die Hälfte war ein seladongrüner Speckstein mit weissen
und etwas rothgefärbten Ouarzkörnern, etwas weißgrü¬
ner Glimmer und nur sehr selten Spuren von Feldspath.
Die Italiäner nennen diesen Granit Pietra verda duro
di Lorsica. Lin sehr fester Speckstein mit Ouarzadern und
etwas eingesprengten Nierenstein, Nephretites Lithol. war
auch nicht selten hier anzutreffen. Als ich mich zu Hohen¬
bruch Ponte alto, oder wie man im Lande sagt, punt
auta befand, war mein erstes nach dem Herrn von Al¬
bertini mich zu erkundigen, um mit Herrn Lradow, wel¬
cher sich bey diesem Herrn aufhält, bekannt zu werden.
Da ich von letzterem mit so vielem Vergnügen damals
seinen ersten Aufsatz über das Bündnerland in Herrn Beck¬
manns Technologischen Schriften las, und sehnlich wünsch¬
te, mit ihm mich zu besprechen wegen den Viehkrankheiten,
die alldort herrschen, so hat es mir doch nicht geglückt,
indem vor kurzen Herr von Albertini von seinen Gütern
nach Lleven abgereiset war. Ich setzte also ungesäumt mei¬
nen weg weiter fort, wo ich aus dem Ober- ins Unter¬
engadin kam; zu Anfang hatte ich hier auf beyden Seiten
des Flusses Lalkberge, welche gegen Norden bis Linos-
gal und wibrai anhielten, dann folgte Gestell- und Murk¬
stein, und der Geisberger Granit wurde immer seltener,
Hornblende war auch nicht selten anzutreffen, so wie
Trapp und wenig brauner Porphyr. Breccia calcarea et
silecia kommen verschieden gefärbt in den dortigen Bächen
vor. Liner dieser Trümmersteine sähe ganz dem Licer-
china der Italiener gleich, aber das, was Lava in -en ita-
lienäschen ist, ist hier bloß ein schwarzer Schiefer, so wie
bey jenem, der in -en Iulischen und Larnischen vorge-
18z
birge der Alpen gefunden wird. Zernez oder besser Zhernetz,
wie man vor Alters geschrieben, ist ein kleiner Ort, welcher
an dem Innfluß liegt, wozu die Spoll kömmt; da dieser
so wie viele andere Oerter im Bündnerlande Slavische
Benennungen haben, so habe ich doch bey keinem den
Namen Zhernetz, welches auf deutsch Schwärzling, oder
Schwarzach heißt, so anpassend gefunden, wie hier, da
der ganze Ort mit vielem schwarzen Schiefergebirge um¬
geben ist, und ohne Zweifel dieser Ort seine Entstehung
durch Slaven mag erhalten haben, wie ich diese Ver-
muthung in der Vorrede zum dritten Theil meiner Oryc-
tographie, wo ich von dem Nutzen der slavischen Sprache
rede, weiter erwähnet habe.
Der Schiefer um letzten Ort hat viel Ouarz, Horn¬
stein, und so wie jener, der das Bette der Nolla hinter
Thussis ausmacht, auch Lies bey sich. Man hat mich ver¬
sichert, man habe auch schon Spuren von Steinkohlen
gehabt, eine Sache, welche wohl mit der Zeit sehr zu
statten kommen mag. Rechts und links waren die hohen
Berge von diesem Ort bloß altes Lalkgebirge.
Bey meinen: weiter fortsetzenden Wege hielten auch
stets diese Berge an; zwey Stunden, bevor ich Attan
oder vettan erreichte, brach das Lalkgebirge rechts in gros¬
sen Schichten, so strichen auch die Gebirge von Osten
nach Westen mit einem starken Verflachen von Norden
nach Süden. Da dieses streichende Gebirge mit jenen
der Larnischen Alpkette ähnliches hat, so vermuthe, daß
es eben nicht ein Zweig davon sey. Um die Gegend von
letzterwähntem Orte habe ich meistens die Vorberge aus
Schiefer und Speckstein gefunden, allein er war meistens
schon Serpentinartig, aus grossen Schichten bestehend, wo
zu Zeiten senkrechte Schichten von Natur aus eine Po¬
litur hatten. Durchaus war die Steinart bald dunkel oder
auch hellgrün, manchmal fand ich sie doch wenig mit
Glimmer gemischt, wo sie also einen Schneidestein machte;
ein paarmal fand ich den Speckstein fadenartig in den
Llüften wie kleine Säulen stecken, an. Ophit, welcher aus
184
Lalk und Serpentin bestund, kömmt in den Bächen in
nicht beträchtlichen Stücken vor. von letztem Vrte bis
Terasp oder Trasp hatte ich immer Lalk- und Felsschiefer-
gebirge.
vor diesem Orte auf einer kleinen Anhöhe fand ich
ein paar Quellen eines rechten starken Bitterwassers in
einem Tufartigen Schiefer. Als ich es kostete, so hatte es
recht viel ähnliches mit dem Saidschützer Bitterwasser aus
Böhmen, ich trank davon gegen ein Pfund, aber mein
Magen fand sich etwas beschwert davon, doch merkte ich
bald seine Wirkung, und ich fand diese Dosis eben so stark,
als ein paar Loth ächtes englisches Salz. Ls ist zu be¬
wundern, daß die Einwohner keinen, oder doch sehr we¬
nigen Gebrauch davon machen. Als ich von hier aus mei¬
nen weg dem Fluß nach weiter fortsetzte, so wurde das
Thal immer enger, so als wenn vor Martinsbruck eine
ganze Rette von Gebirge einem den Ausweg verriegeln
wollte. Bis zum letztem Orte hatte ich in der Tiefe immer
Felsschiefer, und auch zu Zeiten den grünen oder Geis¬
berger Granit, welcher aus weissem grüngefärbten Ouarz,
schwarzem Glimmer und weissem Feldspath bestand. Da
ich nun hier eine andere Lage vom Gebirge, und andere
Steinart fand, und in dieser Gegend die Gränzen der
Rhätischen mit den Norischen Alpen statt haben können,
so will ich also hier, bevor ich von den Norischen Alpen
was erwähne, die eigentlichen Bestandtheile des letzter¬
wähnten Granits, so wie mir die Zergliederung solche
gegeben, hier anführen.
Stücke dieses Steines von verschiedenen angeführten
Gegenden, welche ein paar Lubikzoll an Grösse hatten,
fiengen mit 45r reaumürischen Feuergrade, auf der Ober¬
fläche zu schmelzen an; wurde das Feuer über boo Grade,
wo das Rupfer schmelzt, verstärkt, so schmelzten sie bey-
nahe ganz zu einem dunkel braungrauen schwammigten
Glaß; doch jemehr dieser Granit Speckstein bey sich hatte,
desto länger widerstand er dem Feuer, wie z. B. jener,
welcher dermalen bei dem Eisenwerk zu Sesam für den
l8Z
(Ofen gebraucht wird, und wovon ich oben erwähnet habe.
Mit 300 und noch weniger Grade wurden einige dieser
Granitarten etwas gebrüchig, so daß man ihn nach Ab¬
löschung in reinem Wasser in einem eisernen dann in
einem gläsernen oder agathenen Mörser zu feinem Pulver
reiben konnte.
Da mir nach der Hand die über den Granit gemach¬
ten versuche in Detref seiner Schmelzbarkeit von dem
Herrn Desmaret^ und Saussure einfielen, daß sie so ver¬
schieden bey solchen ausgefallen, so habe ich zu diesem Ende
auch Versuche mit verschiedenen Gattungen dieser Stein¬
art vorgenommen, und zwar in meinem Glasofen, wo
ich vermittelst -es Luftzuges aus der freyen Atmosphäre,
und mit Verdünnung solcher in einem kleinen Laboratorio,
wo der Ofen steht, in einer halben oder dreyviertel Stunde
geschmeidiges Eisen ohne allen Zusatz im freyen Feuer
schmelzte.
Ich nahm s Passauer Tutten, welche ich 3 Zoll hoch
vom Rost, wo sich der stärkste Feuerherd befindet, setzte;
in solche that ich Granit aus verschiedener Gegend, wie
auch von verschiedener Abart; und zwar in die zste einen
aus der windisch Mark, welcher aus kleinkörnigen Thei-
len von «Quarz, Glimmer und Feldspath bestund, welches
der Granits Grigio der Italiäner ist; in die Lte einen
solchen aus Gröberen Theilen bestehend aus -em Salz-
burgischen; in die 3te einen aus Tyrol, er bestand aus
(Quarz, Feldspath, Glimmer und Schörl; in die vierte
Geisberger Granit, welcher aus rothen und weissen (Quarz-
körnern, schwarzen Glimmer, weissen Feldspath und grü¬
nen Steatit bestand, in die öte eben solchen Stein, wo
aber der (Quarz einfärbig weiß war. Beyde letztere Stein¬
arten aus Bünden, von einer jeden Steinart wurde ein
Loth zu groben Pulver gestossen, und in die Tutte gethan;
anstatt eines Deckels legte ich von jeder Steinart ein Stück
eines Lubikzoll groß auf die (vefnung der Tutte, setzte
sie alle auf einmal in den wind- oder Glasofen, und gab
zwey Stunden lang ein sehr heftiges Feuer, wo nach einer
l86
Stunde ich nach dem Rheaumurischen Thermometer 99b
und nach dem Fahrenheitischen )59§ Feuergrade hatte; wo
dann eine 6te Tutte, die ich mit wenigem Eisen ohne allen
Zusatz eingesetzt hatte, herauszog, und solches ganz flüßig
fand; da nun das Feuer noch eine Stunde fortgesetzt wur¬
de, so ist nicht zu zweifeln, daß nicht noch um einige Grade
das Feuer vermehret worden. Nun ließ ich den Ofen ganz
auskühlen, und beym Herausnehmen fand ich alle Tutten
ein wenig geschmolzen.
Der Granit in der )sten Tutte, welcher zu Pulver
gestossen, war zu einem weißgrauen Glas einförmig, wo¬
hingegen das ganze Stück, welches die Oeffnung der Tutte
bedeckte, nur auf seiner Oberfläche zu einem halbdurch¬
sichtigen Glas geschmolzen, so wie die dünnen Lavastücke
der Lipparischen Inseln sind. Der Granit N. r. verhielt
sich beynahe eben so, nur das daraus entstandene Glas
hatte in dem Bruch etwas mehr schwarzes als vorgehen¬
des, und man konnte noch Ouarztheile gewahr werden.
Nr. s war in der Tutte zu einem schwärzlichten Glas gut
geschmolzen, so wie auch das Stück, welches zur Be¬
deckung diente, war beynahe ganz geflossen, da aber dieser
Stein nicht mitten in dem Feuerherde (focus) des Ofens
gestanden, so hat auch die Schmelzung nicht so von stat¬
ten gehen können, obgleich dieser Granit mehr leichtflies¬
sende Theile als die andern bey sich hatte. Nr. 4. fand
ich in der Tutte, so wie auch das aufgesetzte Stücke zu
einem dunkeln etwas grünen schwammigten Glas voll¬
kommen geschmolzen und eingesunken, und eben so ver¬
hielt sich auch Nr. s.; alle diese Schlacken oder Glas¬
arten gaben mit dem Stahl heftig Feuer, aber man mag
sie schmelzen wie man will, so sehen sie doch niemals
einem Basalt ähnlich, und vielleicht kann man mit meh¬
rerer Wahrscheinlichkeit behaupten, die Basalten sind eher
ein Produkt des Wassers, was die Kristallisation anbe¬
langt, als des Feuers, wenn auch die Beftandtheile bey
einigen von der aufgelösten Lava herrühren sollten. Allein
was die angegebene Muthmassung des Herrn Desmaret
187
und die Gegenbeweise des Herrn Saussure belangt, hat,
was erstern betrift, keinen Nutzen noch Nachtheil auf das
ökonomische Wesen; die gemachten versuche des letzter«
aber in Betref der von solchen angegebenen mehr dem
Feuer widerstrebenden Rraft des Granits, konnte ver¬
leiten, beym Schmelzwesen einen Gebrauch davon zu
machen. Da überhaupt der Verfasser eine so grosse Ge¬
nauigkeit in Betracht der Untersuchungen der Steinarten
an Tag legt, so ist zu bewundern, daß er bey der vor¬
genommenen Verglasung des Granits nicht eben so ver¬
fahren ist, nämlich den gehörigen Feuergrad anzugeben,
und da er unter einer Muffel seine versuche machte, so
scheint mir nicht, daß sein Feuer auf den hohen Grad ge¬
langte, den ich hier erwähnet habe. Da nun seine ver¬
suche beweisen, daß der im Granit enthaltene Quarz un¬
verglast bliebe, so hat ein Freund von mir den Versuch
mit Granit bey einem Hohofen machen wollen, indem er
mir sagte, er habe Granit bey der Hand, der aus so Theil
Quarz und einem Theil Glimmer und Feldspath bestehet;
da nun so wenig leicht fließende Theile dabey sind, so
glaubte, der Stein werde bey Schmelzöfen gute Dienste
leisten. Allein ich konnte solches aus der Erfahrung wider¬
legen, da wir bey den mehreften unseren Schmelzwerken
Granit haben, und dennoch mit vielen Unkosten den Qfen-
stein, Saxum fornaceum, aus Thon und aus Quarz be¬
stehend, oder Serpentin und Steatit von -er Ferne her-
beyschaffen müssen, und noch jederzeit erwiesen worden,
daß zu diesem Ende -er Granit ganz untauglich sey.
Nun ein Wort von der Grösse dieser Berge. Die
Höhe dieser ganzen erwähnten Lentralkette, welche die
Hälfte von ganz Helvetien ist, und der höchste Theil um
das Paradies liegt, ist gewiß nicht wenig beträchtlich, da
man von diesem Punkt an, so wie die -ort entspringenden
Flüsse, nach allen Weltgegenden Bergab kommt; Liner
von den hohen Bergen ohnweit Splügen ist die Spitze
des Beverin, er soll nach Scheuchzers Abmessung gegen
so ooo Schuh Seehöhe haben, allein da ich solchen be-
188
stiegen, ohne ihn durch den Barometer abzumessen, so weis
ich nur so viel aus der Erfahrung durch andere Höhen¬
messungen, daß hier die Hähenangaben von Scheuchzer
so wie von andern Bergen gewiß übertrieben ist, indem
hier bey Hellem Dunstkreis mir die schwarze dunkelblaue
Farbe am Firmament nicht so vorgekommen ist, die mir
auf andern Gebirgen, welche diese angegebene Höhe nicht
hatten, doch stärker vorkam; auch spürte ich das Abmat¬
ten des Lörpers nicht so sehr, welches doch jederzeit in
einem feinen Dunstkreis zu geschehen pflegt. Man kann
mit vieler Wahrscheinlichkeit ein gutes Drittel Höhe weni¬
ger vermuthen, da nach Gruners Berechnung der Rhein
von seinem Ursprung bis ins Meer nicht mehr als 4gso
Schuh Fall habe, und der erwähnte Beverin nur 3780 Fuß
über Thussis erhoben ist. Der Berg Stella, Albel, Scaletta,
Juga, Septimer, Bernina, u. d. g. haben gewiß min¬
dere Höhe als erst erwähnte, allein der Monte del Dro,
Albiola und Corona mögen nach aller Wahrscheinlich¬
keit eine grössere Höhe besitzen. Man kann mit vieler Zu¬
versicht den neuen Messungen der Helvetischen Gebirge
mehr Glauben beymessen, als denen von den Alten vor¬
genommenen, wie man von Herrn v. Saussure u. s. w.
weis, und durch die Vergleichungen, die Herr Bourrit
damit gemacht hat. Niemals habe ich auf beträchtlichen
Höhen petrifikaten gefunden, und die wenigen, die im
valtelinischen und im Engadin, mir vorkamen, waren
wenig bedeutend, und meistens nicht einmal möglich zu
bestimmen.
Höhlen habe ich wenig in diesem Gebirge gefunden,
die mehresten in den Rhätischen Alpen befinden sich in
der Gegend von Lleven und in den Splügerbergen; die
Gypsberge haben die wenigsten, alle Berge des Landes,
auch die Lalk- und Granitberge haben sehr unbeträchtliche.
In denjenigen des Berges Albel, welche sich in dem kal-
kichten Theil befinden, sind noch die größten, welche mir
vorgekommen sind, doch habe ich nicht das geringste Merk¬
würdige, ja nicht einmal Tropfsteine darinn gefunden. Die
189
zwey, die ich besehen habe, sind doch nur Löcher und keine
Grotten, so wie auch diese sich im Granite befinden. Auf
dem Julierberge befinden sich einige solcher Höhlen oder
Löcher, welche aber nur den Marmotten zur Behausung
dienen, warum hier im Lande die Kalkgebirge so wenig
Höhlen haben, ist nicht einzusehen, da ich doch viele Berge
aus eben dem Kalkstein bestehend gefunden, so wie jene der
Julischen Alpen, worinnen ihrer so viele vorfindig sind.
Vielleicht ist die lange Bedeckung des Jahres hindurch von
Lis und Schnee Schul- daran, daß sie nicht so auswit¬
tern können? Da die Rhätischen Gebirge die Central- oder
höchste Alpkette in Europa ausmachen, so ist also auch
leicht einzusehen, daß in einem kalten Himmelsstrich es
mehr schneien als regnen muß, folglich auch aller Orten
Eisberge entstehen können, nachdem der Schnee den Som¬
mer hindurch auf der Oberfläche zu schmelzen anfängt, und
das Wasser die Zwischenräume -es untersten anfüllt oder
tränkt, und in der Nacht zum Theil zu Life gefriert. Doch
sind nicht alle Gebirge gleich geschickt zur Entstehung sol¬
cher; denn wenn sie gähe Abstürze machen oder sehr pral-
licht sind, so kann der gefallene Schnee sich nicht lange dar¬
auf erhalten, folglich wenn es auch Eisberge in solchen
Gegenden gibt, so befinden sie sich in der Tiefe an dem 8ȧ
der Berge, wie zum Beyspiel jene der Berninen gegen
Westen, der Gypsberg in -em Thal Avers u. s. w. im
Gegentheil die sanftfallende Gebirge, wie einige im Pa¬
radies, die um Bormio herum liegen und andere mehr,
haben die Gletscher bis auf ihren höchsten Gipfel. Dieß
hat Herrn Saussure nach -em Sprachgebrauch der Ein¬
wohner im Walliser Lande bewogen, die Eisberge in
zween Klassen zu theilen, nämlich erstere heißt er Glacieres
oder Eisgruben, zweite Glaciers oder Gletschers. Ich habe
nirgends in Erfahrung bringen können, daß man bemerkt
hätte, das einige Eisberge, welche so wie alle aus dem fal¬
lenden Schnee entstehen, eine jährliche Abnahme bekämen,
wohl aber weis man an vielen Gegenden der Rhätischen
Alpen das Gegentheil zu beweisen, wie ich von Bormio,
1YO
Gruner und Bourrit von vallis und Grindelwald er¬
wähnet haben, und so will ich auch die Zunahme dieser
Berge im Paradies mit viel Gewißheit bestätigen, obgleich
das Angeben von einigen keinen Glauben verdient, wenn
man behaupten will, dieses Lisland habe diesen prächtigen
Namen nicht durch Ironie, sondern der Wahrheit gemäß
erhalten, indem vor Zeiten diese Gegend so fruchtbar und
gelind gewesen sey, als das Valtelinische; allein wie sollte
eine so angenehme Gegen- sich in ein so rauhes Llima
haben verwandeln können? Ls hätte nur diese Gegen-
eben diese Tiefe haben müssen, wie das Thal von Valtelin,
und wenn nun dieses auch vor Zeiten gewesen wäre, so
hätten sich alle Herumliegende Berge hinein stürzen müs¬
sen, um es hoch anzufüllen, wie es dermalen ist; allein
dieß ist gewiß nicht geschehen, da es hier Berge giebt,
die eine eben so beträchtliche Höhe als der Monte Corona,
del /s oder gar ö Schuhen. —
Das Gesicht muß gut und weit tragend seyn, denn ein
Myops steht alle Augenblicke in Gefahr, sich zu beschä¬
digen oder gar den Hals zu brechen. Die Lunge muß ohne
allen Defekt seyn, und die Füsse kraftvoll und dauerhaft.
Letzteres erhält man in der Jugend durch vieles Gehen,
und in der Folge durch häufiges kaltes Baden jenes. Nichts
ist den Füssen so nachtheilig, als warmes Wasser, indem
die dicke Oberhaut an den Sohlen nie weggebracht werden
darf, daher ist es gut, zu allen Zeiten Stiefel zu tragen,
weil diese sie hervorbringen.
von den Eigenschaften einesBergsteigersund
den entbehrlichen oder unnützen Bedürfnissen
desselben
Lin Bergsteiger muß in allen Fällen beherzt seyn,
und keine Furcht vor hohen, noch gähen Abstürzen haben.
Der sogenannte Schwindel entsteht aus Furcht, um von
dieser befreit zu seyn, ehe man noch hohe Gebürge be-
21O
steigt, ist es gut, sich vorher auf hohe Türme zu begeben,
und so stuffenweis theils auf freyen Gerüsten, theils auf
Dächern, u. s. w. herumzuklettern, wodurch man sich dann
um so leichter an das Bergsteigen ohne Furcht gewöhnen
wird. Lin Naturforscher muß, oder sollte, wie im Texte
gesagt worden, folgende drey Haupteigenschaften haben:
gutes Gedächtniß und Ueberlegungskraft, ausdauernde
Gedult im Nachforschen, und vermögen; Sprachkunde
muß ihm nie fehlen, wenigstens nicht von den Ländern,
die er zu bereisen hat. Eben so nothwendig ist ihm das
Zeichnen, sey es auch nur, um Umrisse entwerfen zu kön¬
nen, die er zu nehmen hat. Ferner muß ein Reisender nie
beweibt seyn, denn, erstens, liebt er seine Gattinn, wie
es der Stand erfordert, so verliert er bey der Trennung
viel von seinem Muthe, es versteht sich, daß er jung sey,
und nur in diesen Jahren, nicht aber im Alter, muß ein
Naturforscher seine Reisen anfangen. Freylich ist keine Re¬
gel ohne Ausnahme; viele vaillant's mag es wohl nicht
geben, die in ihren blühendsten Jahren ein liebenswürdiges
Weib mit Lindern verlassen, und sich zu den Busch¬
männern, Raffern, Tigern und Löwen, der Naturkunde
zu Lieb, begeben. Zweytens, wagt ein Verheyrateter weni¬
ger, weil er als ein Vater unmündiger Linder sich nicht
gern in Gefahr begeben mag und kann. Dies habe ich an
meinem verstorbenen Freunde Scopoli erfahren; man sehe
die Vorrede zu seiner Flora carniolica, edit. 2da, wo er
Gegenden wegen drohender Gefahr nicht bereißte, die ich
aber nicht ununtersucht ließ. Drittens, lange und öftere
Abwesenheit vom schönen Geschlechte macht, daß dasselbe
die Gesinnungen annimmt, die die pohlnischen Damen
unter Boleslaws dem zweyten, oder dem Tyrannen, hat¬
ten. Die Schoßhunde würden auch heut zu Tag gewiß
für diese keine Straffe noch Gegenmittel seyn, um dem
ganzen männlichen Geschlechte zu entsagen, physische Be¬
dürfnisse, an die man sich einmal gewöhnt hat, lassen sich
nicht so leicht verbannen, und kann denn der Drang, sie
zu befriedigen, immer nur dem schwächer« Theile derMen-
211
schen mehr, als dem Stärker», zum Vorwurfe angerechnet
werden? Dies scheint der Billigkeit nicht das Wort zu
führen; und da die Moralisten nicht immer Lenner der
menschlichen Natur sind, so ist es kein Wunder, wenn
sie vergessen, daß der Mensch nur einmal seine Frühlings¬
jahre genießen kann. Mir sagte eines Tags eine Schöne:
„wenn ich auch meinen Gatten vergesse, wie er oft auch
mich vergißt, so denke ich, ich befinde mich in dem Augen¬
blicke in dem Tempel der Göttin Mylitta. Götter und
Göttinnen wissen ja auch, was Rechtens ist, und opfert
man den Priestern, so ist ja alles verzeihlich, sie seyen
von der Sekte des Dalai Lama von Thibet oder von jenem
des Reichs Latium. Dies ist gleichviel." Ich überlasse dem
unpartheyischen Leser, ob die Priesterin der Göttin -er
Liebe Recht hatte, oder nicht? — —
Da nun der reisende Naturforscher auf dieses ange¬
nehme Band der Liebe Verzicht thun soll, eben so soll
er auch allen übrigen nicht unumgänglichen Bedürfnissen
entsagen, als, Tobak, wein, warmen Getränken, weichem
Bette, u. s. w. Ich war so glücklich, mich an alle diese
Artickel nicht zu gewöhnen, ja nur selten in meinem Leben
vom wein und dergleichen Gebrauch zu machen, da ich
keine Neigung dazu fühlte. Ich habe mehrmalen gesehen,
was für eine Plage für manchen der angewohnte Tobak
und dergleichen war, wenn er ihm fehlte; ich sähe, mit
welchem wehklagen der Weichling seine Stimme hören
ließ, wenn er Abends kein Bette hatte, und unter -em
freyen Himmel schlafen mußte, während ich dagegen neben
ihm kein Ungemach empfand. Für mich war Brod mit
Milch oder etwas Läse hinlänglich, auch mit dem bloßem
Brode und Wasser konnte ich mich in der Noth dultsam
begnügen. Auf manchen Reisen lebte ich auch ohne Brod,
und nur vom Reiß, und diese Loft ist mir bis diese Stun¬
de noch lieb; nur an Salz durfte es mir nicht fehlen, ob
ich gleich weder gesalzenes Fleisch, noch Butter, jemals
auf Reisen mit mir hatte, weil der tägliche Gebrauch da¬
von zu viel Durst erweckt, — und wie oft hat man nicht
212
Mangel an Wasser, besonders in den hohen Äalkgebür-
gen, die voller Klüfte sind und nur in einer gewissen
Tiefe Wasser haben. Der Durst ist eine gräuliche Plage,
die ich mehrmalen erfahren habe; man sollte sich daher nie
auf gut Glück verlassen, es auf Anhöhen zu finden, und
jederzeit ist die Vorsichtsregel zu beobachten, eine blecherne
Flasche oder dergleichen mit Wasser angefüllt bey sich zu
führen. Etwas Pflanzensäure darunter zu mischen, ist in
heissen Tagen sehr vorteilhaft, und um so mehr da, wo
man in Ebnen mit stehenden wassern vorlieb nehmen
muß.
Line der unentbehrlichsten Kenntnisse für den reisen¬
den Naturforscher, besonders wenn er unter rohen oder
halbgesitteten Völkern leben muß, und auch selbst für sein
eigenes Wohl, ist die Arzneywissenschaft, wovon er we¬
nigstens so viel Einsicht besitzen sollte, als in dringenden
oder plötzlichen Zufällen nothwendig ist. Ich könnte eine
Menge Data anführen, welche die Nutzbarkeit medizini¬
scher Kenntnisse bewiesen, indem ich mich damit auf mei¬
nen Reisen oft aus der dringendsten Gefahr gerettet und
mir den glücklichen Fortgang mit Sicherheit gebahnt habe.
Niemals war ich ohne Pflanzen, und niemals unterlies ich
da, wo ich auf Menschen stieß, die mir nur zum Scheine
verdächtig vorkamen, die erste und beste Pflanze abzu¬
brechen und sie zu betrachten. Die Neugierde wurde so¬
gleich in dem Anwesenden rege und er fragte mich, wozu
das Kraut diene, wo ich ihm dann nie die Antwort schul¬
dig blieb und meine unschuldige Pflanze als ein unfehl¬
bares Heilmittel bald für diese oder jene Krankheit an¬
rühmte, (so wie eine dickleibigte Materia medica zu thun
pflegt) wenn es auch gleich nicht mehr Stich hielt, als
was uns Dioskorides bis auf Geofroy und Murray da¬
von erzählt haben. Führte man mich zu einem Kranken,
so unterlies ich nie, meine wenigen unschuldigen Mittel,
die ich bey mir hatte, mitzutheilen. Das liebe Opium hat
mich oft vergöttert, wie aber immer der Ausgang davon
beschaffen war, das habe ich nie erfahren, da ich nicht mehr
21Z
auf den Vrt des Versuches zurückkam, also, über den Er¬
folg meiner Kuren eben so klug war, als unsere heutigen
herumziehenden Augen- und Zahnärzte.
Kleidung des Bergwanderers
Das Haupt bedarf zu seiner Bedeckung nichts, als
eine lederne Mütze, die vorn und hinten wie ein Schirm
herabgelassen werden kann. Sie muß mit Glanzleder ge¬
füttert seyn, und ihre Vorzüge sind Leichtigkeit, Biegsam¬
keit und Bequemlichkeit zum Tragen in der Tasche. Diese
Hauben sind eine russische Erfindung, und von allen, die
ich nur kenne und genutzt habe, die beste.
Die Haare müssen rund abgeschnitten seyn, oder in
einen kurzen Zopf gebracht werden. Da man in den heis¬
sen Tagen, und nur in solchen, hohe Gebürge besteigen
kann, wo man also stets im Schweiße ist, so ist in diesem
Falle nichts vorteilhafter, als ein weisses Tuch, das um
den Kopf gebunden wird, so daß die zween Zipfel über
das Genick herabhängen, wodurch diese vom winde leicht
bewegt werden und also Kühlung verschaffen. Der Hals
bleibt am besten frey; Weste und lange Beinkleider von
Gemshäuten verfertiget sind am vorteilhaftesten, nur müs¬
sen sie um die Lnie weit genug seyn. Der Rock muß kurz
wie ein Kourierrock, und ohne Falten, auch mit breiten
Klappen und vier Taschen versehen seyn, und zwar zwey
davon auswendig und zwey innwendig auf -er Brust.
In eine der innern steckt man die Schreibtafel mit Pa¬
pier zum Zeichnen, und die Geldbörse, in die andere eine
doppeltröhrige Pistole. In die äussern Taschen kann man
ein englisches kurzes Fernrohr, wie es die Offiziere im
Felde haben, einen kleinen Kompaß, und dergleichen thun.
Line Sackuhr ist nothwendig, und diese muß man in
einer kleinen Westentasche verwahren, so daß sie in keiner
Stellung herausfallen kann; eben so ist auch ein Ver¬
grösserungsglas mit drey aufeinander zu schiebenden Lin¬
sen nöthig.
214
An den Füssen braucht man nichts, als von gutem
Leder verfertigte, kurze Stiefel; je dicker die Sohlen sind,
desto besser ist es; der Schaft muß ebenfalls aus weichem
und dickem englischen Leder bestehen, damit in warmen
Gegenden, wo man alle Augenblicke auf eine Giftführende
Schlange tritt, diese nicht so geschwind durchstechen könne.
Sollte man aber doch vom Bisse verletzt worden seyn,
so muß man den leidenden Theil sogleich verbinden, damit
er abwärts anlaufe, und den Stich mit einer Nadel, einem
Dorn, oder der Spitze eines 8edermessers zum Bluten zu
bringen suchen, um zu bewirken, daß das Gift mit dem
Blute wieder herauslaufe, und man auf diese Art sich äusser
Gefahr setze. In dem mittägigen Theil von Illirien, wo
ich herumgewandert bin, ist man im Kalkgebürge stünd¬
lich diesem Uebel ausgesetzt. «Ohne ein paar lederne Hand¬
schuhe muß man nie seyn, denn beim Klettern der 8el-
sen sind sie von grossem Nutzen, weil man so oft die
Hände dazu nötig hat. Eben so wenig kann man einen
kurzen, von gutem Tuche gemachten Mantel entbehren,
und zwar nicht nur um sich vor Regen und Schnee zu
bewahren, sondern auch wegen der großen Kälte, der man
auf beträchtlichen Höhen ausgesetzt ist, und wo man oft
keine andere Decke und Lagerstatt hat, als dieses Klei¬
dungsstück.
Erfordernisse bey Gebürgbesteigung
Es versteht sich von selbst, daß man in keinem Lande,
noch Gegend, ein Hauptgebürg besteigen kann, ohne daß
man nicht Innwohner des Gebürgs oder Wildschützen,
die der Gegend kundig sind, zu Wegweisern habe. So hatte
ich zum Beyspiel auch aus Zermanien einen Harambascha
mit einigen seiner Trabanten zur Begleitung in das Tür¬
kische Gebiet; da ich aber nichts bey mir hatte und meine
Person den Raub nicht lohnte, so kam ich auch wohl be¬
halten nach Lorbavia (kleine Länderstrichc zwischen Bos¬
nien, Dalmatien und Kroatien gelegen) zurücke.
21Z
Hat man sich einmal Führern, wer sie auch seyn mögen,
anvertraut, so muß man ihnen folgen und nicht den Dok¬
tor machen, oder es besser wissen wollen, denn es kom¬
men meistens Dummheiten heraus. Ich habe einigemal
mit meiner übel angebrachten Weisheit das Lehrgeld ge¬
geben, indem ich mit meinen Führern nicht mehr rück-
noch vorwärts wußte. Das Versteigen in dem Gebürge
kann das Leben kosten, und mehr kann man doch auf -er
Welt nicht verlieren. Wilddiebe sind die besten Geleiter,
denn sie wissen sich in der größten Gefahr herauszuhelfen;
sie sind unermüdet, abgehärtet, können eine große Last tra¬
gen, wissen alle Schlupfwinkel -es Gebürgs, und man ist
sicher, daß man bey ihnen nicht verhungert, weniger, als
zwey bis drey Mann, muß man für eine lange und hohe
Gebürgsbesteigung nicht nehmen, da sie einem die Lebens¬
mittel, Stricke, Instrumenten, Mantel und dergleichen mit¬
tragen müssen. Der reisende Naturforscher muß auch sein
Fern- und Suchglas, so wenig, als seinen Linne, für die
kaiserlichen Staaten aber Dr. Host Oesterreichs Flora nicht
vergessen, damit, wenn er nicht gleich eine Pflanze erkenne,
er doch nachsehen kann, um sich nicht mit längst bekannten
Sachen herumzuschleppen, er hat also nur die neuen oder
nicht genug bekannten oder seltenen Pflanzen, so wie auch
Steine, und, wenn es seyn kann, auch Insekten mitzu¬
nehmen.
Ferner braucht er ein Hemd zum wechseln, und
was das Nothwendigste zur Erhaltung der Gesundheit
ist, ein von feinem Flanelle verfertigtes Leibchen. Nur
in den letzten Jahren meiner Reisen habe ich den Nutzen
dieses Lleidungsstückes einsehen gelernt. Gebürge von be¬
trächtlicher Höhe, das ist, von zooo und mehr Älaftern,
können nur in den Monaten Juli und August bestiegen
werden, nur in diesen heissen Tagen kann man im Schweiß
seines Lörpers so was erreichen. Ist man also am gan¬
zen Leibe naß, und man hat einmal zehn-, zwölf- und mehr
hundert Rlafter Höhe erstiegen, so kann man nicht mehr
in der dünnen Athmosphäre im gewöhnlichen Schritte
216
fortkommen, man muß von hundert zu zweyhundert
Schritten ausruhen; man hat jetzt die mit Lis oder Schnee
bedeckten Gegenden erreicht, es wird einem kalt am gan¬
zen Leibe, und um so mehr als die ersten Kleidungsstücke
desselben mit dem Schweisse getränkt sind; läßt man nun
diese auf dem Leibe wieder trocken werden, so kann man
versichert seyn, früh oder spät einen Rheumatismus am
Halse zu bekommen, der einen wohl niemals mehr ver¬
läßt; um also diesem hartnäckigen Uebel auszuweichen,
so bedient man sich des flanellenen Leibchens, welches man
mit dem Hemde wechselt.
Die gefährlichste Abwechselung von Hitze und Kälte
ist in dem Lalkgebürge in heissen Sommertagen. In den
Hohlwegen werden alle Sonnenstrahlen von den weissen
wänden auf den Leib geworfen, kommt man nun aus
einer solchen Schlucht von Gebürge zur Mittagszeit über
-en Rücken oder die Schneide eines Bergs von beträcht¬
licher Höhe zur Nordseite in Schatten, und es findet sich
noch ein wind aus dieser Gegend ein, so wird man gleich
von der Kälte so überrascht, daß die nassen Kleidungs¬
stücke wie Lis auf dem Leibe liegen, die Ausdünstung wird
auf einmal gehemmt, und man kann sich nun einbilden,
was für eine schnelle Veränderung in der Hydrostatik der
Gefässe vorgehen muß.
Au allen den erwähnten Nothwendigkeiten, die man
beim Gebürgsteigen haben muß, gehört noch ein langer
leichter Stock, unten mit einem Ring ohne Stachel und
oben mit einem zurückgebogenen Hacken versehen, um da¬
mit einen Zweig einer Staude oder Felsenkluft anpacken
und auf Anhöhen, wenn man den Stock mit Steinen fest¬
gestellt hat, seinen Barometer daran hängen zu können.
Lin langer Strick ist ebenfalls nothwendig für -en, wel¬
cher auf Gletschern oder Eisbergen vorangehet, um ihn um
dessen Leib zu binden und mit Sicherheit herauszuziehen,
wenn er in eine Kluft stürzen sollte, oder auch um den
Nachfolgenden desto leichter heraufzuhelfen, wenn der
Vorgehende die Anhöhe eines Felsen erreicht hat.
217
Steigeisen sind allgemein bekannt, sowohl für Hände,
als 8üsse, indeß diese sind -och nur im Kalkgebürge und
auf Gletschern von einigem werthe; aber auf Granit-
und Sandgebürgen habe ich mich tausendmal besser mit
Sandalen, aus Stricken verfertiget, befunden. Sie wer¬
den von einem Stricke eines kleinen 8ingers dick gemacht,
welcher in Oel getränkt seyn muß, mit Darmsaiten zu¬
sammengenäht und dann mit Riemen an die Stiefeln ge¬
schnallt wird, wo nicht glatte wände oder 8elsplatten
sind, da braucht man sie auf Kieselgebürgen nur zum Her¬
absteigen. Da die 8»ßsohlen hier mit einem rauhen Über¬
züge versehen sind, so hat man nie Gefahr, auf glatten
8elsenwänden auszuglitschen, wie es mit Steigeisen so
leicht geschieht, und ein jeder Tritt ist sicherer damit. 8rey-
lich dauern sie nicht so lang, wie die ersrern, aber -och
lange genug, um seinen Endzweck zu erreichen, und so was
kann man sich alle Tage verfertigen, wenn man nur Bind¬
schnüre, Darmsaiten, und eine Nadel hat.
wann, und wie Gebürge zu besteigen sind
Nur in langen Sommertagen, wie oben erwähnt
worden, muß so was unternommen werden. Wenn man
einen hohen Berg zu besteigen hat, so muß man die ersten
Täge, wenn ihrer mehrere benöthiget sind, nur kurze Strek-
ken zurücklegen, um die Kräfte zu schonen, die man zuletzt
bey Besteigung des Gipfels am nothwendigsten bedarf.
Man muß so hoch, als möglich oder thunlich ist, über¬
nachten. Erreicht man eine Felsenhöhle, wie sie im Kalk-
gebürge vielfältig vorkommen, so ist dies der beste Unter¬
stand. Bleibt man aber zu Ende einer Waldung, wo das
letzte Krummholz (pinus montana) sich noch manchmal
vorfindet, so kann man 8euer haben, nicht allein um sich
zu wärmen, sondern dieses ist auch eine Vorsorge gegen
wilde Thiere, als, Bären, Wölfe, und -ergl. In den Kar¬
pathen habe ich die Nothwendigkeit davon einsehen ge-
218
lernt. Unter allen hohen Lettengebürgen sind keine leich¬
ter zu besteigen, als die aus Sandstein bestehen, aber die be¬
schwerlichsten und gefährlichsten sind Lalkgebürge, erstens
wegen ihrer oft so großen Verwitterung, wo man oft
keinen sichern Tritt noch Haltung hat, zweytens, wegen
der glatten und oft senkrechten wände, und drittens wegen
der Häuffigen Spaltungen und Llüfte, die oft durch die
Gesträuche und durch das lange Gras unsichtbar werden,
und in welche man also hinein fallen und die Füsse bre¬
chen kann, auch sind solche Gebürge bey einer etwas be¬
trächtlichen Höhe meistens ohne Wasser.
Man muß auf hohen Gebürgen nie ganz ohne Ge¬
genwehr seyn, man hat hier nicht mit Menschen zu kämp¬
fen, sondern mit einem andern Feind, nämlich mit großen
Adlern, wie z. B. der Bartgeyer, und andere sind. Ist
man allein und man geht auf der Schneide eines Ab¬
sturzes, so ist wohl dieser Vogel so kühn, mit seinen Flü¬
geln auf einen zu schlagen oder zu stossen. Stürzt man,
so ist er auch wohl bald einem auf dem Nacken mit seinem
mächtigen Gebiß und Lrallen.
will man eine Höhe messen, so muß man jederzeit
trachten, bey Zeiten die Spitze zu erreichen, so daß der
Thermometer noch nicht über )o Grad Wärme zeigt. Da
es alle Nacht auf solchen Anhöhen friert, so muß man mit
der Sonnenwärme diesen Grad abwarten, wo dann der
Fall des Barometers von einer Linie )3 Llafter Höhe
giebt, wenn man von jedem sr Llafter eine abzieht. Man
sieht wohl ein, daß diese Methode augenblicklich keine Be¬
rechnung braucht, um ungefähr zu wissen, wie hoch man
gekommen sey; allein man verlangt auch hier keine so große
Genauigkeit als nach der de Lüc'schen Methode, denn was
hat es zu bedeuten, ob ich bey jooo Llafter eine mehr
oder weniger angesetzt habe.
Auf dieser Spitze merkwürdiger Anhöhen, muß man
Zeichen einhauen, oder andere Lennzeichen zurücklassen,
denn in allen Fächern gibt es Zweifler, also auch hier,
und diese zurückgelassenen Zeichen geben dann -en Stem-
21Y
pel der Wahrheit ab. So ist es auch sehr gut, Abrisse
von merkwürdigen Gegenden zu verfertigen, ingleichen
ganze Gebürgkarten. Ich habe stets so was in meinen
Reisebeschreibungen eingeschaltet, um demjenigen, der nach
mir die Reise macht, zu zeigen, welche Gegend ich durch¬
reißt habe. Mit Beschreibungen der Steinarten auf den
Gipfeln der Berge ist es nicht so sicher, zu wissen, ob
einer auf der Anhöhe war, oder nicht, denn die Verwit¬
terung führt wohl auch solche von der Höhe herunter,
mit den Pflanzen aber ist es ganz anders; da kann man
genau wissen, wie hoch der Botaniker gekommen sey. Dies
habe ich mehrmals erfahren, wo es hieß, „ich habe diesen
oder jenen Berg bereißt", aber kaum ist man auf ein
Drittel seiner Höhe gelangt, dann hat man einen andern
Horizont, so auch meistens andere Pflanzen.
22O
VKIULK leii.
Anh ang
Hacquets Selbstbiographie
Oll 6oii 6s8 L^sr68 LUX vivsllts; vll ns 6oit
sux illvrts czus la vklits.
Voltaire
prscis 6s Is vis 6s / öslssrsr / Ilscczuoi*
seiii psr lui illsme.
i/°/ss Oll illv 6it, 6'strs »s s Is conS8 äs man
portrait czu'un sini L ksii Arsvsr insi^rö inoi ell 1777 s
Vionne psr Loki ill /k» äoiveni svoir 6u rspport avsx osux
6s illvn psre, excepie Is klsiubssu 6s i'sinour, czui isit voir
s premiere dissertation cjui ^js donnat an ^'our kut sur
I'imperkoration 6s I'anus^ a Is tin 6s lamsmssnnes ^j'entrst
dsns Is ssrvice montanistic^ue ä Ilvdria ou Idria en csrniols,
on j'eu besucoup d'sdversites, etant pisce contrs Is volonte
6u6it depsrtement, msis malAre tout ya, j 'v rssistst pendsnt
7 ans, car vovant uns nouvells brsnelle d'gpprsntisgAe pour
moi, cs kut ässe, pour in'v attaclier malAre inon inoonstance
60 jeunssse. I^s premiere seinsine 6e mon srrivs s cette
miniere, I'sir inklsmsble, pris ksü 6sns Iss Agllsries son-
terrsines, et besncoup 6s ininsurs kurent brniš sur tout
Is corp, rnsis mslKre cs ksclieur scei6snt ils ont ets tous
Auerixs; ^"si pul>lie Is trsiteinent 6ont ^js ms suis servit,
6sn8 uns keuills perio6iist: nat: 6sns
le littorsls 6'autriclrs st 6almstis. 6'ai publie la mstl>o6s
comment on peu ren6rs la, plains 6e Hiere8ien8ts6t en
227
sutrlclis tsrtll 6s insins cominent on psut Züsrlr la inorsure
äs Is vlpers (oolul)or dsrus st ainotläss D.) ssn Is sssour
ä'un insäscln^.
1771 ä'al parsourut la (larlntlüs st sn partlt la 8tlrls
supsrleur, ^'apprls a tonärs st a tor^sr Is tsr a Llssnarr
st äans Is älstrlcts äs I'Llssnvourr, äont ^sii al äonns uns
älsssrtstlon äans Is Journal ä'itslls^ la insrns annss al ^s
visits Iss inlnss ä'IionAi-le ou ^'sppris la instlioäs a tonärs
Is inlnsral äss instaux prsclsux.
1772 äs tut sssocls a la soclets iinpsrlsls rurals äs
Dalbac sn carniols. 2 ans sprss coinmo sscrstslr psrpstusl
äs Isäite soclets zus^u'a inon äspart en 1787 en 72 sl-^s
kalt äss sxcurslons äans la basss carniols, st z'al äonns
uns älsssrtstlon zur Iss inalaäls äss bstss a corns8°.
1773 -Vprss <^us Is societs äss zesuites a sts älssolut,
^js tut noinins protesssur publl^us ä'suatoinie pIi^sloloAie
äs ctiirurAis st äss sccouclisinsns s laukac ^us^u'sn 1787
ou js pullst cs pa)' s si rsinsr^usbls pour I'kist: nat: pour
tou^ours, sprss )' avolr liabits penäant 20 ans.
177/j al js soutsrt uns lueölläls ou ^j'sl prss^us tout
psräu, surtout russ pspisrs st corrsspouäsuce avsc 8vvletsu.
äs Usen läuus aäansou, äusslvu, Itlllre, Ulli wluborn, msr-
siAÜ, -VIloiil, Lsssi stc. aprls cstts luesnäis n'alsnt plus
risu s psräre j'si parcouru Is csrnlols lntsrlsur et I'Istrls,
uns ^jalousls äs ^ssultisins s einpsclis c^ue ls Journal äs
cs Vo^sAg ns tut ünprlins.
1775 äs tit un Vovs^s äsns I'IIIlrs lronArolss st sn
psrtlt äs cslls äs la tur^uls ines observations rur l'Iilst. nst.
ont sts lmprlrne sn torins äe Isttrs äsns Iss opusculss äs
inlllsn st äs prsAus" la insins annss ^s tut rsou insinbrs
äs ls socists äs ainls äs la nsturs äs Lsrlln st äs löölisins;
z'sl äonns a ls preinlsrs socists äsux Dissertation, uns sur
lss inlnsrsis äs inercurs st la ssconäs sur uns plant« pii)'-
si^uss
1776 ^'s tut sssolcs lionnoralr äs l'scsäsinis linpvrlale
äs la natur« äss curleux sn Linplrs, js prsssntat 2 Disssr-
tation s laäits acsäsinis, uns sur Is lslt contaAieux^ st
228
I'sutrs sur un brus svulse äsns Is mstrice". Ig meins snnes
si je recu Is äiplome 6ö meäecin äs Is msms scsäemic,
^s tit un ssconä vovgAS su Istris. —
1777 ä'si psrcourut äs rsclret taute Is csrniols et les
province säzscsnäs pour botsnissr
1778 ä'si Arsvis tont les monts^nss äo Is eli-nnns äes
slpss äulienns <^ui trgvsrss le csrniole et Is crostis pour
tormer ins premiere csrte litlioIoAi^ue, pui s psrut su pour
äsns le I vol: äe I'or^ctoArspIäe carniolienne^. äs tit Is
meme snnse äes sxcursions äsns Is lisuts csrintliie, Is tirol
st pavs äs 8slrliourA; ^'si äonns mon vo^sZe äe plsisir
äsns Iss opuscules äs lierlin"' ^s tüt rscu msmbrs äe
I'sesäsmis ellsctorsle äs msvence, ou ^'si äonns uns Disser¬
tation sur uns conosption tubsirs^ äe meme s I'scsä. im-
perisls äes curisux äe Is nsturs, sur le trspsn" äe msme
si je publie 3 Diss. sur les plsntes vsnimeusss pour les
betss s cornes si dien spie sur ä'sütres mslsäis pui rsKgräe
Is clievsl" äs mems äe spiel msniere on bruls Is clrsux
sn csrniole" uns ässcription ä'un slcion" äiss. sur un nou-
vesu lierisson äs mer" äe meme sur un corsllits petriliö^^.
Ds meme snnee si je tsit äes sxcursions äsns Is lissss
csrniole et I'Dslrolii —.
1780 ä'si psrcouru Is msrclrs-venvte, Is croatie su-
psrieur; ze tut recu msmbre äe Is societv economic^us äs
Isipsis et äe cslle äs Ilotsnipue et sconomi8srvstion8 me6icsls8 au ^our^.
1788 Ü8t 8vrtis le /»em-- vol. 6s I'orv. csrn?s )'gi 6onne
6sn8 Ie8 snnsle8 6s cliimis uns notice 8ur leg pierre8 s tu8il
en Asliris^" 6s in eins uns 6«8cription 6'un Lnksnt mon-
8treux svsc 6s8 corns8^. 6'si trot inon premier vo^SAS sn
Ksliris pour voir 1s8 Laux 8ulpbureu8s 6s 81clo, Lubin,
St Ik8 NNN68 6s
1789 ter 6s 8molns; sn8uits si je psrcouru Is ru88is
rouZs, Volliinis, ?o6olie, Is inoI6svie 8uperieur sn psrtis
st su 8isAs 6s cbotiin tsit psr Is8 Ku88ö8 st sutricbisnn8,
sn8uit en Lolcutis et 6sn8 Ie8 csrpats8.
1790 4prv8 svoir s tsir 6s8 pierre8 g tu8Ü, ^j'en si
6onns Is 6s8cription^ 6s msme si )e 6onns Is premier vol:
6s INS8 VOVSA68 pIiv8i9U68 8ur les csrpste8 8e,ptentrionsle8^i
z'si psrcouru
1791 Is ino!6svie ju89u'sn bs88srsl>is sn8uivsnt I'srms
?>U88.S st sutriebisnns, st s Is bstsills 6s tol<8elian et 6e
Itimnile ou lVlsrtin. inon rstour 6s cs8 cbsinp8 6s Lstsills
tut psr Is trsn8Üvsnis pour rsvsnir en ASÜ8iö. Ls meine
snnss si )e 6onns 6eux 6i88ertstion8, I'une 8ur uns con-
Aslstion 8inAuIisrs st I'sutre 8ur Ik8 6stsux orAgni9us8 6s8
snirnsux^t 6s meine si js publis 1NS8 vo)'gAS8 pbv8i<^ue 8ur
Is8 slpk8 nori9u68^° 6s INSMS le 2 eine vol. 8ur Is8 ösrpstss".
1792 6 'si rvpri8 Is til 6u Vovs^o 6an8 Is8 6srpsts8
^ju89u's OuLIs. Ls 6s8cription 6s8 pierrs s tu8Ü s sts
r'imprlms^' ksmsr^us 8ur uns L8poee 6s mins 6s mer-
curv^ 8ur Is 8ucoin ou osvslss (?) cr^8lsIÜ8s^ st 8ur uns
incsn6it csu8s psr 8oit meme°°
1793 6'si sntrspri8 Is vo^sKS 6e8 csrpsts8msri6ionsls8
et Is 3 em« volum 6s mon vovs^e pb^8icsus st Politikus 8ur
Is8 csrpsts8 s sts pub!is°L
179/i Ls 6ernier 6e tovrier Is 6epsrtement montsni-
8ti9us 6s I'Lmpsreur trsncoi8 II m's nomine unsnimement
2Z2
connns eonssiller 6es inines; j'si äonns uns äescription sur
les montsAns sslitsre s la sosists royale äs Aotiin9ue^.
i^gö ä'si psrcouru Is poäolis et Is /, em« et äsrnier
volums sur IssLsrpsts iutpuklie, avso unesäi!ioncoinment
on äoit Arsvir Iss montsAnss^
1796 I>s /, eme cskier äs mss Itspsoäio minerslo^ue
s ets puklis ä Ilerlin^ äs meins al je tsit puklisr s msr-
bourA uns äsksnsss eontrs Is sslskre äsc^uiu et le sur
(8ir?) Lsksnt (?) äs I'ksbilsment inillitair°°
1797 svant sckevs nies rsoksrekes eu sarmstis j'si ets
voirs Is Isuriäs taute Is 6rims jusc^u's Is mer ä'ssot.
s .-Vlrmetjetk j'si trouve le eslskrs nsturslist ?sllss. ks
ävssription äs ss vo^sAS ss trouvs en torine äs Isttrs äsus
le journsl äs ksbri^us s keipsis^.
1798 -^i je psrsouru Is 8ilssis et vus Iss mines äs
äsrnowir, Is ssxs st Iss mineš äs krsiksrA, s ksipsi«
s HsIIs äsns les ininss äu Nsnskslä, s Oattinpus, Ilsnavre,
s Xiel, äsns Is läalstein-81s8vvic s LopenksAus st äsns les
province äs susäe säjscsnte psr mer; äsns Is inelcelbourA,
lisrlin, t'rsnctort Lrsslsu st äsns Is lusscs. il ss trouvs
plusieurs pissss critil^us äsns Iss snonsss äs keipsiA^,
1799 stsnt psrvsnu s I'sAS äs 60 sns ms trouvsnt
ensors ssin et Iss äorcss ä'un komms rokusts 9ui n's jamsis
souti'ert äs msl äs äsns — äspourvu äu nscesssir pcsir
sntrspsnärs äss vo^sZes äs 1000 lisus et en Partie tsti^use
äs rsvoir Iss msms contrs; ms trouvsnt äsns uns vills
peuplöe ä'uns race äoprsvs su äsrnier point je me vit
forcs äs ms äonner Is mort, ou un runi, 9ui sst Is provsrbo
Ares, j'spouss uns kille vsrtueuse et jolie SAS äs 20 ans I«
/, äu mois ä'octokrs svee Is9ueIIs j'si vscu en ksrmonio
ä'konnete komme.
i8oo.I'si su lemsllisur ä'etrs rsnvsrsesvec uns voiturv
äs la us As s uns lieu äs Keopol svec man üpouss äsns un
vslon ou il s pvu kslut äs psrärs Is vis tout Iss äsux. Us
temme su uns oommotion äu Lsrvssu svee uns plsie ä'un
äemie pisä äs konA, äss Lontusion s plusisurs Parties äu
2ZZ
corps, et inoi äsux Lotes l'svantbras et l'gpsplrizs coravoiäs
g ILpauls äroits casss, ms lsnuns lut rstsblit snüersmsnt,
insis cs czui äenpenäoit cis inoi je rsstat estropis au brus
äroit.
1801 ^vsc Is coininsncsinsnt äu igsms siscle z'e
connnsncut un autrs brgnclio äs Littsraturo c'sst-a-äirs
Is ässcription äss psuplss 8Iuves äspuis la insr gärig ticzuo
zusczu'a la mer uoire. Ls i Laliier st voluius sortis g
LsixsiZös.
1802 Lettrs so cliirnists VVsstruinb sur Iss iucenäies^".
^bbiläunA äsr Klaven 2 Helt on Lsscription äss "Klaves
2 cgbivr'g.
1803 ä'ai visite Iss inontsAns ou se trouvs Iss Lits
äss pisrrs a len en poäolis st polcutis. ensuit Iss source
aciäuls äs Lrvnicv et Lillicr sur les lrontisrss äs lalionArie;
äs insins Iss csrrisre äss pierrss ä lusil g Loä^orrs procbs
äs Lrsvocis. st sortis Is 3 «ms Laliisr äss 8Iavss.
180/i Ls Ziems caliier äss 8lsvss^. Lai lait czuslczuos
sxcursions sn Loäolis äans les csrrisre äis (sc. äs) pisrrs s
siAuissr.
1805 ä'ai sts translsrs avsc l'univsrsits äs Lsopol a
Lrscovis, Is
1806 si zs srriAs inon cabinst ä'Iiist. nat. äsns Is äits
univsrsits, z'ai ziublis rnss rsinarczuss sur Is picrrs a
lusil^b
1808 Dans les annslss äs literatur äs vienns si zs lait
inserrsr uns Lsczuiss sur La clrsins äss Lsrpatss Is ö sme
cgbier sur les 8Iaves^
1807 ä'ai parcouru Iss inines äs Louills vn 8ilssio
st Lsliris, äs insins les lonäsris äe lsr äs Zleiwitr st zs lut
äovsnn äs la lacults äs insäscins.
1808 sst sortis Iss 5sms csliier äss 8Iavss äs la rnon-
arcliis autricliienns^.
Dans Is inois äs 8sptsint>rs si z's su, pour la ssconäs
lois uns invitstion pour le ssrvice Lusss psr Is Kenatsur
coints äs Lrsclci; coinins Oirectsur äu L^cse äe Lreini-
snnce en VoHiinis.
2Z4
i8c>g Is i5 du inois äs dullist Is vills ds Lracovis sst
toinlrs entrs les inains des polanais onnsinis dss autriclrionns.
(d'ai roču Is o Ir sire ds otlsinio st ds Lotani^uo s vos Iliistoirs
naturello.)
I.s 7 sonst si j'o reyu Is Oiploins ds Is sooists ds Is
naturo VVsttsraui^us coirrirro inoinbrs konnorairs.
1.5 liro m o sirirö s prut uns dssoription d'un pstrilioat
du Avirro dss oo^uillss Irivalvs o'sst-ä-dirs uns Vsnus in-
ooniru. dans Is insnusl ds poolro ininsraloAi^us^. 8ur un
Variolito inconnu. 8ur Is c^uarr reeto. semen sristis coronstum.
2Z7
15 lVeue Lammlung nütrlielier unterrielit von der k:. lL. oelrono-
miselie gesellse^alt *ru I^a^baeli in Xrain 1779.
15 Lrol^e walire gründe der lorstvvisenselialt l-eiprig 1772 mit
Abbildung.
11 Der iXaturlorselier IX 8tüek 1776 Halle 80 e. I.
ib Oer IVaturlorselier XI 8tük. 1777 liall.
19 item Dor iXaturlorselmr XV. item 1779.
20 8elilöt2er brielvveelisel — gottinque 1778—83.
21 Or)'eto: earniol: 2 tlieil l-eiprig 1781.
22 8elireiden ans Germanien bev labri geograpliiselies magarin
IX Helt 1783.
23 lVIineralogiselie lustreis Wien 1788 e. I. 8.
2^ klantee alpines earniolieee Viennes 1782 H.to e. I.
25 Orell neue elmmiselm 8ndeli.uiig6n in. 8elmstädt 1781.
26 Lrell neue eliemiselie Änderungen über den 8aelisiselien Oat-
tun 1781.
21 Orell neue eliemiselie Änderungen di art rinober ru maelien
1782.
28 kli^sil^aliseli-^olitiselie Heise dureli die Xlpen 2 tlieil leip-
rig 1786.
29 Oourte memoire sur la rnine d'or de ?sag^-ag. journal de
Hosier lev. 1786.
30 elmmiselm beitrage 1786.
31 Or^etogra^ria earnioliea tom 3. Äei^rig 1786 ^to e. l.
32 8elirilten der Zesellselialt nat: lreunde in Lerlin 1788—86.
33 I^ettre sur la rnatiere anirnal du ?. 8. au O. d. a Var^-
sovie 1789.
3^ 8eliril: der gesell: nat: lreunde in kerlin 1788.
35 Orell Annalen der e^einie 1788.
36 lXaeliriekten v. Versteinerungen v. 8olia1tlii6r6N in 8ava.
Weimar 1780.
31 Lrell Annalen der eliimie 1788.
38 Viedeeiniselies areliiv leiprig 1782 2 ter Land.
39 Or^et: earniol: lom leiprig 1788.
240
40 Drell ekem: ann: 1789.
41 VoiZt pk^sikaliselies maFasin 6: kand 1789.
42 Resekreikune samt alkil: 6er ^VerkreuA 2u klintenstein im
kelvetiseken maZar: II: 1789.
43 Reisen pk^s: polit: durek di nordlieken Darpaten i tk.
I^urnker^: 1789 80 e. k.
44 Voi^t pk^sikaksekes lVlaAasin 7ter Rand 1790.
45 Reisen pk^s: polit, durek die nord. Darpaten 2 tk. item.
46 item — inkalt durek die lVoriseken ^.Ipen lVurenker^ 8
e. k. 1791.
47 Rk^sikaksek teekniseke kesekreikunA der klintenstein 8.
^Vien 1792.
48 Drell ekemiseke annalen 1790.
49 Drell ke^träAe ru den annalen 1789.
50 Drell annalen der ekemie /z 8t. 1791.
51 Reisen in die Darpaten 3ter tk. 179^.
52 De salinls in Daeiss et sarmatire montik: existentik: inqui-
sitio §ott: 1796.
53 Reisen durek die Darpaten und letzter Rand 1796. lXurn-
ker^ 8 e. k.
54 8ekrikten der naturkorsekender kreunde in kerlin 1796
äto e. k.
55 Rk^sikaksek medieiniseke lekranstalten über die §anre ^Velt.
^ien 1796.
56 dournal kür kakrik, manukaktur, kandlun^ und mode
löter kand dulli auZust Deip: 1798.
^llxemeiver Iltterariseker ^vreixer u. s. w. DeipLi^ 1797'99-
58 3d iX: 7. Versuek über die platina, in akkand: einer privat
fessel: in Rökmen 3 tkeil 1776.
59 ^.KKildunA und ResekreikunA der 8üdwest- und östlieken
8Iaven ReipriA 1801 Hto e. k. erstes Rekt.
60 Zekreiken an den RerAeommissär Westrumks. in Oilkerts
anna: der pli^s io R. 2 8t. 2^6 8.
61 2te kiekt der 81avven. 3.
IS Hacquet
241
62 Z. H. Held und 5tes — dann Zerreiben an UoII über die
Xarpatben in den Annalen der Lergbaukunde 1. 8.
63 Leobaebtung über die b'lintensteine in i be5t annalen der
ebemie, aueb einrein in 80 e. i8o^.
6^ Observation sur les LnLans soit disant savvage — (sauvage?)
dans les annales de literature de vienne ann^e i8o5.
65 Zkirre über das karpatbisebe Oebirge in den österreiebiselien
annalen 1808 2 Hekt.
66 Abbildung der Zlaven 5te Re^t, daK ist der erste Land von
^Vinden und Illirer.
67 lagebenbueb dür die Mineralogie 3 dargang: v. Deonbard
LrankL: 1809.
68 Abbildung der Zlaven i bekt des 2ten tbeil est depuis
ans a Leipzig cber Laumgarten.
69 Llieke über das mensebliebe ^Vissen in der Naturkunde,
munie i8i3.
70 Vaterl: Llättern N. /46. ä8 sur les goitres (Xröpke).
N6. les Diplomes de Daibaeb et ebamber^ ont de perdue.
242
Anmerkungen
zum ersten und zweiten Teil
> Carl Oeschmann sammelte in einem Vortrage, den er am
zr. Dezember zssz vor seiner Sektion Lrain in Laibach hielt, diese
Angaben. (Siehe „Mitteilungen des D. u. Vc. A.-V." -ssr, S. b.)
2 „Die Wahrheit", kathol. Halbmonatsschrift, 42. Jahrgang,
München zgor, Heft ,/r, s, 4. Hacquels Autobiographie. Fr. Pf. H.
(frciresign. Pfarrer Hartig).
S. Hacquets Brief an Freih. v. Moll, Wien, den letzten
November isir, cod. germ. HfSZ, Hof- und Staatsbibliothek,
München. („Ich stehe ganz isoliert auf diesem Erdcnklotz den vor
rS Iahren habe ich ein Preis ausgesetzt von -r Louisdor, wer
sagen kann wer ich bin und bis die stunde hat sich niemanden um
den Preis gemeldet.")
4 Vergleiche hierzu eine Stelle aus dem am rr. Januar fS)5
an den Vizepräsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
in München, Frcih. v. Moll, gerichteten Briefe des von Hacquet
aufgestellten Testamentvollstrcckers, des R. L. Hofsekrctärs Ribini
in Wien: „Bey Durchlesung des Manuskriptes (von Hacquets litera¬
rischem Testament,Blicke über das menschliche Wissen in der Natur¬
kunde' zrzz in Rrakau gedruckt) habe ich mich wieder lebhaft und
mit Bedauern überzeugt, wie viel von solchen, die keine gründlichen
Humaniora auf Schulen erlernt und später keinen scientifische»
Unterricht auf Universitäten genossen haben, nicht mehr nachgcholt
wird, wenn sie auch späterhin im Leben durch Talente, Eifer und
Gelegenheit sich in die Reihe gelobter Schriftsteller hinaufgearbeitet
haben." Dieses Schriftchcn (Sr Seiten »Oktav) ist 1 ri? gedruckt;
Druckort und Name des Verfassers fehlen. Aus dem handschriftlichen
Eintrag auf der Innenseite des Einbanddeckels geht hervor, daß
Hacquet der Verfasser ist. („Meinem hochverehrten Freunde Herrn
Lonservator Fraucnhofcr zum Andenken. Moll, verfaßt von Prof.
Hacquet. Besorgt von Moll.") Ls ist das einzige Exemplar und
gehört der Universitätsbibliothek in München.
Der Inhalt stellt, wie Hartig („Die Wahrheit", 4r. Jahrgang.
Heft 4) richtig bemerkt, eine kuriose Naturphilosophie dar und recht-
24Z
fertigt Ribinis Urteil in dem an Moll gerichteten Briefe vom
rs. Ianuar und in dem weiteren Briefe vom tz. Mär; ;s;5:
„Noch habe ich keine Beurteilung dieses Schriflchens gesehen. Wahr¬
scheinlich wird sie bei dem heutigen Geschmack über die Natur zu
philosophieren, nicht sehr günstig ausfallen. Spekulatives Denken
war wohl unseres Freundes (Hacqu.) Sache weniger, als ein vor¬
urteilsfreies Beobachten des Loncreten." (cod. germ. Szs3 Staats¬
bibliothek München.)
b Die teilweise künstlerisch angcfertigtcn Diplome dieser Gesell¬
schaften liegen der Autobiographie Hacqucts (unter cod. germ. S;S3)
bei. Ls sind folgende Gesellschaften: ;. Kaiserliche Ackcrbaugescll-
schaft, Laibach (-771). r. Naturforschende Gesellschaft Berlin (177b).
s. Kaiserliche Akademie für Naturkuriositäten im Kaiserreich Ö77S).
4. Llcctoralis moguntina Academia Scicntiarum utilium, Erfurt
()77tz). S. Societas botanica florentina, Floren; ()7«o). b. Leipziger
Ökonomische Societät, Leipzig (-7S0). 7. Gelehrte Gesellschaft zum
Nutzen der Wissenschaften und Künste, Frankfurt a. d. 7gö.
So errechnet Valvasor die Höhe der Adelsberger Grotte
mit Hilfe der Zeit, die er zum Abbeten von zwei Vaterunser ge¬
braucht hat, ein Verfahren, das Hacquet humorvoll ironisiert,
wenn er gelegentlich seiner Höhenmessung der Grotte sagt: „Nun
weiß ich nicht wie geschwind Valvasor sein Vaterunser hersagte
daß er dasselbe zweymal hersagen will, ehe der Stein zu Boden
fällt."
ss Da es den Rahmen dieser Arbeit weit überschreiten würde,
in Einzelheiten dieser Forschungen einzugehen, so soll an dieser
Stelle nur eine gedrängte Übersicht über die auf dem Gebiete der
Rarsrerschcinungcn vor Hacquet geleisteten Arbeiten (die oft den
Charakter reiner Beschreibung ohne jede Erklärung tragen) gege¬
ben werden: Georg Werner (in seinem Traktate de admirandis
Hungariae aquis, Wien zssf) widmet dem Airknitzer See neben
einigen Zeilen ein Lärtchen; Abraham Mertel (Vrtelius) gedenkt
des Airknitzer Sees als einer Merkwürdigkeit (theatrum orbis ter-
rarum Antwerpen -sgo); Nikodemus Frischlin widmet dem
gleichen See ein Lehrgedicht („de lacu Lircnitio"), in dem er ihn
auf Grund eigener Anschauung zu einem Weltwunder stempelt
(N. Frischlini Vpcrum poeticorum pars Lpica, Argentorati
Elegien ro. Buch); Philipp Llüvcr (;sro—-Srr), nach I. parchh
der Begründer der historischen Länderkunde, gibt eine lebendige
Darstellung der Larstgewässer, besonders des Timavus, und eine
sehr anschauliche Beschreibung des Zirknitzer Sees (Italia antiaua
cap. XX de Larnorum agro, Fluminibus, urbibus et aliis locis;
cap. XXI de Histria et Histris.); Johann wcinhard von Val¬
vasor (geb. Laibach sö4z, gest, ibgs) hat der systematischen
Durchforschung seiner Heimat (ähnlich wie Hacquet) einen große»
Teil seines Lebens und sein ganzes Vermögen geopfert. In seinem
Werke: „Die Ehre des Herzogtums Lrain", Laibach Mg, behan¬
delt er eingehend alle wichtigeren Rarsterscheinungen, wie die
Grotten, so die „allcrberühmteste Spelunken", die Adelsbergcr
Grotte, die Grotte von „Podpctschio", di« Höhlen und Eisgrotten,
die unvermittelt auftretenden und wieder verschwindenden Ge¬
wässer, den Fluß Timavus (Reka), den Airknitzer See. Seine Dar¬
stellung ist noch stark von dem Teufels- und Geisterglauben der Zeit
beeinflußt, wenn sie auch im ganzen das ehrliche Bestreben wissen¬
schaftlicher Forschung erkennen läßt, wie gering fundiert die For¬
schung war, zeigt z. B. die Tatsache, daß er zur Erklärung der
Füllung und Entleerung des Airknitzer Sees nicht weniger als
247
j s Thesen aufstellt. Hacquets Würdigung der Werke Valvasor»
(Vryctographia carniolica, Band I, Anmerkung) dürfte in ihrer Ver¬
teilung von Licht und Schatten eine ganz objektive Beurteilung
darstellcn.
" Vryctographia carniolica I, ;ss.
« Daselbst I, zrr ff.
^2 physikal.-politische Reise, I. Teil, Seite 70.
4- Daselbst.
44 von E. Richter gesammelt als „Urkunden über die Aus¬
brüche des vernagt- und Gurglergletschers im -7. und ;8. Jahr¬
hundert" im Band VI, Heft 4 der .Forschungen zur deutschen
Landes- und Volkskunde", Stuttgart ;8gr.
" Josef walcher, geb. -70s zu Linz, gest. zsos. Nimmt in
seiner Schrift: „Nachrichten von den Eisbergen in Tyrol" Wien
und Frankfurt Stellung zu nachfolgenden Gletscherproblemcn:
Ausdehnung der Gletscher in den Alpen, Benennung derselben als
„Ferner", Gletscherwachstum und Gletscherschwankungen, Mächtig¬
keit, Farbe, Härte und Temperatur des Gletschereises, Gletscher¬
stuben (Wasserkammern), Gletscherspalten. Außerdem gibt er eine
Einteilung der Tiroler Gletscher, in der auch die Ssracs erscheinen.
Weiterhin behandelt er die Frage der Wildbäche und ihre Ver¬
wüstungen, die „Murren" und die Bedingungen ihres Entstehens,
ferner die „Schneelähnen", die er in „Schnee- .Staub- und Wind-
lähnen" gliedert. Franz Seraph Aallinger zum Thurn geb. in Bozen
?74», gest, zu Innsbruck -828. wie walcher Jesuit, war er
Professor in Trient, München und Innsbruck. In seinen beiden
Schriften: Dissertatio de causis et remediis inundationum in Tyroli,
Innsbruck -77» und „Abhandlung von den Überschwemmungen in
Tyrol", Innsbruck -782, handelt er über Gletscher-Entstehung.
Mächtigkeit der Gletscher, Fortbewegung und Spalten im großen
und ganzen ähnlich wie walcher. Als anerkannter Spezialist der
Wasserbaukunde beschäftigt er sich mit den Formen der fließenden
und stehenden Gewässer, mit den Wirkungen des fließenden Was¬
sers (Erosion, Denudation und Ablation), mit „Murren" und
„Lähnen".
4° Siehe die Autobiographie!
4' August Böhm, Eintheilung der Vstalpen, Wien ) 887.
Seite rso.
42 Leopold von Buch, Geognostische Beobachtungen aus Reisen
durch Deutschland und Italien. I. Band, Berlin )8or. Seite XX,
-gz, 880 f.
248
Dr. J. Huber, Die Anfänge der alpinen Forschung in den
«vstalpen und im Rarstgebiete (bis zroo). Seite ss. Würzburg zgo?.
°" Hacquet, «vryctographia carniolica, II. Band, Seite XXV.
bi September und «Oktober, wo schon einfallender Schnee seine
bergsteigerischen Absichten öfters scheitern läßt.
Siehe weiter oben!
ös Richter, Erschließung der «Pstalpen, III. Band, Seite -Sg,
Anmerkung, Seite ;/», Anmerkung, Seite -72, Anmerkung.
öl Hacquct, Reise durch die Norischen Alpen I. Band.
Seite 5. Hohenwart war später Generalvikar von Gurk und
Bischof von Linz.
Franz v. Paula Schrank, geb. -747 zu Schärding, gest.
jSS8 zu München, Professor der Mathematik und Physik in Amberg,
dann der Rhetorik in Burghausen, endlich der Naturwissenschaften
in Ingolstadt und Landshut. War literarisch ungeheuer tätig. Hier
kommen in Betracht: Reis« nach den südlichen Gebirgen vor.
Bayern, in Hinsicht auf botanische, mineralogische und ökonomische
Gegenstände. München -7g3, ferner mit Moll: Naturhistorische
Briefe über «Österreich, Salzburg, Passau und Berchtesgaden, 2 Dde.
Salzburg -74s. Schrank war mit Moll eng befreundet.
ss Michael vierthaler, geb. -7SS zu Mauerkirchen bei Salz¬
burg. gest, in Salzburg -»27. „Reisen durch Salzburg" ;7gg. —
„Meine Wanderungen durch Salzburg, Berchtesgaden und Öster¬
reich" z. und 2. Teil. Wien zszb.
öl Schultes, I- A., geb. -77s, gest, zssz, „Reise auf den
Glöckner", 4 Bde. Wien zso4.
ss Die bedeutendsten Werke sind: Beda Weber „Das Lan-
Tirol". M7- — „Handbuch für Reisende". -§42. — Staffier,
„Tirol und Vorarlberg". ;rsg—jS4b.
ös Valentin Stanig, geb. -774 im Görzischen, gest. -447 zu
Gör;. Bauernsohn, studierte in Salzburg Mathematik und Natur¬
wissenschaften, vornehmlich Botanik, und Theologie. Gründer des
wahrscheinlich ersten Alpenpflanzen-Gartens (am Abhang des Nonns-
bergs), Dichter in hochdeutscher und krainischer Sprache. Als Raplan
in Bainsize am Isonzo und in Ronzina führt er die Ruhpocken¬
impfung ein; zsitz Domherr in Görz.
°" „Etwas über meine Reise auf dm Triglou in «Vberkrain."
Handschrift im Rrainischen Landesmuseum in Laibach.
st Horatius Benedictus von Saussure: „Reisen durch die
Alpen nebst einem Versuche über die Naturgeschichte der Gegenden
von Genf." Aus dem Französischen übersetzt. I. Teil. -74;. S. XVI.
249
Dm wiederholt genannten Freund Hacqucts und Ersteiger
des Großglockners.
Richter, Erschließung der Vstalpcn, Band III Seite sSs.
Siehe Abbildung.
bö Abbate Alberto Fortis, Reise in Dalmatien, Bern -776.
z. und r. Teil.
Iean Andrö de Lui, geb. lyry in Genf, gest. ;§)7 i»
Windsor. Vielgereister Polyhistor.
" Guillaume Antoine, wie sein Bruder Physiker, Chemiker
und Geologe.
Dismas Floriantschitsch de Grienfeld veröffentlichte -744
seine berühmte Vucatus Larniolioe tabula (zr Blätter im Ma߬
stab -:gsao).
I. G. R. Andreae, Briefe aus der Schweiz nach Hannover,
geschrieben in dem Jahre )7bs. Zürich -77b.
"° Hacquet meint den schwedischen Geologen H. L. Ströhm,
den Schüler Werners in Freiberg i. S.
Hacquet überträgt oft den Namen des Tales auf das an¬
liegende Gebirge.
wahrscheinlich verstümmelt aus Lol San Marco.
Verstümmelt aus Monte Lasa Dio (igöö Meter).
Die berühmte Larte „Tyrolis sub felici regimine Mariae
Thcresiac chorographice delineata a Petro Anich et Blasio Hueber
colonis Vberperfusanis curante Ign. weinhart Prof. LNath. in
universitate (venipontana aeri incisa a Ioa. Ernesto Mansfeld,
viennae -744."
Nachricht von Versteinerungen von Schalthieren, di« sich in
ausgebrannten feuerspeienden Bergen finden. Herausgegebe» von
I. S. Schröter, Weimar -7S0.
" Della Valle Vulcanico-Marina di Ronca nel Teritorio
Vcroncnse. Venedig -720-
Geologe und Paläontologe in Mannheim.
Lronstedt ebnete G. A. Werner den weg zur Begründung
der Gesteinskunde, indem er die Gesteinsbcschreibung aus dem Rah¬
men der Mineralogie entfernte.
Der Engländer w. Bowles lebte lange Zeit in Spanien
und veröffentlichte viele Beobachtungen über Gesteine, Mineralien,
Vulkane und Bergwerke in diesem Lande.
so Der Botaniker und Chemiker I. G. Gmelin (zyoo—-7SS).
250
Sein Neffe S. G. Gmelin (,743—,774) «ar der Reisegefährte des
berühmten p. S. Pallas aus Berlin (-74-—,8,,).
I. 2l. Scopoli, wie Hacquet Arzt und Naturforscher und
ebenfalls durch van Swieten als physikus nach Idria berufen.
Franz Xaver Freiherr von Wulfen, der „Haller Rärnthens",
hervorragender Botaniker und ausgezeichneter Bergsteiger.
Giovanni Arduino (,7,3—,7g5), Bergwerksdirektor im
vicentinischen und in Toskana, später Professor der Mineralogie in
Venedig.
br Elementa botanica, Braunschweig -76s.
DH. Bourrit, der eigentliche Entdecker der savoyischen Lis-
gebirge.
be I. walcher, Professor für Mechanik und Hydraulik an der
Dheresianischen Ritterakademie in Wien.
s? Mappa Tyrolensis, Fol. maj. rs, Wien ,774.
Josias Simler, de Alpibus commentarius, Zürich -074.
SS Ioh. Jak. Ferber, geb. -743 in Schweden, gest. ,7go in
Bern. Professor der Naturwissenschaften in Mitau, St. Petersburg,
Bergrat in Berlin, zuletzt in der Schweiz tätig.
20 Benedikt Franz Johann Hermann, Reisen durch «Österreich,
Steycrmark, Laernten, Lrain, Italien. Tyrol, Salzburg und Bayern
im Jahre ,780. Wien -78,. Hermann, geb. ,755, gest. ,8,5, kais.
russischer Lergrat.
se G. S. Gruner, Reise durch die merkwürdigsten Gegenden
Helvetiens. Bern -778.
s? „Die Eisgebirge des Schweizerlandes". Bern ,7do.
Jean Louis Giraud Soulavi« in Histoire naturelle de la
France meridionalc, Nimes ,780—-744.
Johann Friedrich Wilhelm v. Charpentier (der ältere LH-),
,788—,805, an der Bergakademie in Freiberg i. Sa. In späteren
Jahren Gegner der A. G. werner'schen Theorie über die Entstehung
der Gebirge.
ss Mineralogische Geographie der chursächsischen Lande. Leip¬
zig ,774-
se George Louis Leclerc de Buffon (,707—,788) vereinigte
in seinem Werke „Epoques de la Nature" das damals bekannte
Material über Erdgeschichte zu einer kühn ausgebauten Erdthcorie.
s" Nicolas Desmarest (,785 — ,8,5), studierte die Vulkane
Südfrankreichs und wies zuerst di« vulkanische Entstehung des
Basalts nach.
251
Große Bergsteiger
Ampferer, Otto, Bergtage. Gewalt vnd
Glück der Höhen. 290 Seiten. 8°. Mit
16 Kunstdrucktafeln.
ischen und außereuropäischen Hoch¬
gebirgen. 232 Seiten. 24 Bildtafeln.
Egger, Karl, Höhenluft. Schweiz, Ai-
guilles, Kaukasus. 244 Seiten. 8".
16 Bildtafeln.
Mummerh, A. F., Meine Bergfahrten.
256 Seiten. 8". 24 Bildtafeln. Aus
dem Englischen von C. Fischer.
Purtscheller, Ludwig, Über Fels und
Firn. 292 Seiten. 80. 16 Bildtafeln.
Weilenmann, J. I., Aus der Firnen¬
welt. In zwei Bänden: Band I:
Rhätikon, Silvretta, Ferwall. 280 S.
8». 16 Bildtafeln. Band II: Wallis,
Berner Oberland. 315 Seiten. 8".
16 Bildtafeln. Jeder Band einzeln
beziehbar.
Zsigmondh, Emil, Im Hochgebirge. 170
Seiten. 8". 16 Bildtafeln.
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über dem Durchschnitt stehen. Die vor¬
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