— -«, 36^ "—----- Freptag den 5. September 1623. ,D er Blum enkranz. < Nach dem Englischen dcs Lord Prior), "-^aß Vloe sich die Locken kränze, Sucht' ich der Flnren bunten Schmuck, Brach Lilien und was im Lenze Natur im Vlumenschmclze trug. Sie wand der Vlumen Purpurblüth« Um ihre a.old'nen, Locke» froh, Und 'mehr als zarte Noscn glühte', Das Feuer ihrer Wangen loh. Und einen Tag trua, sie die Vlnmcn, Und Nymphenchör' iin frohen Tanz Bewundern Cloen mit Erstummen, Vcwnndcrn ihren Blumenkranz. Doch welk am Abend ist die Blüthe, Und jeder Valsamduft verlireut; Im Schmerz gehilllet ihr Gemüthe, Klagt sie in stiller Einsamkeit. D! von Empfindungen, vom Sehnen Zerstoß nun ganz ihr zartes Herz, 2ln ihrem Auge perlten Thränen Gepresset vom Gefühl und Schmerz. NaS deutet, Cloe, dieser Schauer, Der Bläffe durch die Glieder goß, Und dieser Vach, in stummer Trauer, Der nun von deinen Augen stoß? Sieh, Freund, s.iat sie, in wenig Stunden Lieyl hier der Blumenkranz versehrt; Der Purpurschmuck ist, ach, entschwunden, Der Reitz deS Kranzes ist zerstört i Die I igend prangt, wie Nosen glühen <^7 Im stillen nnObescheinten Thal; Welch' kllrzer Neitz! Am Morgen blüh»N, ^' Und welken, ach! am Abendstiahl. LiloriZ war Morgens Augenweide; , Sie ricf zur Giuft die Glocke bald; t- Ich küßte sie in, Leichenklei^e, ^ Denn ihre Zeit war schon verhallt. f Am Morgen kränz' ich meine Locken "V Mit Fröhlichkeit, mit Iuqel'dstnn; , Mich rufeu Abend's Todtenqlocken Vielleicht zum Ncich der Todten hin. M— re —« Dev Zettel und der Knopf. (Aus dem Wanderer). Der Pfarrer von C..., einem ansehiilichen Dorfe in der Nahe pon ?lberdi>en , bestieg die Kanzel am er< sien Mär;-EolilNige ,622, schlug »eine Bibel auf, um die abgehängten Gebethe zu sprechen, und fand einen gef.lltenell Z^tel, den e» für eine der gewöhnli" chen Fürbitten hielr, die sein Sacristan zum Ableftsl einzulegen psi^gie. Er siüg schon an, den Inhalt mit laucer Stimme zu lese», als er plötzlich inne hielt, er< blaßte, und, sich selbst unterbrechend, seine Pfarrkit^ ' der zum Gebeth aufrief. Er sprach dieses mit so bewegter, bebender Scimme, baß der Umstand keinem seiner Zuhörer entging, und man ihn „ach vollendetem Got« tesdienst von allen Seilen um die Ursache seiner Bt« stürzuna befragte. Mil vieler Mühe elitzoa er sich den M Ausforschungen, ellte nach Hnife und schloß sich ein. Der Zettel, der einen so erschütternden Eindruck «uf ihn gsmacht hatte, war folgenden Inhalts: „Als ^ich gestern, Sonnabend, loUhrAbendS, nach Aber-^detn zurück ging, bin ich unter Weges, unweit Euerem Dorfe, von Eurem Sacristan und dem Schul-^meister überfallen worden; sie haben mich ermordet ^und beraubt, und meinen Leichnam in die Dee gewor-»ftn. Bethet für das Seelenheil von Ieremias Bruce." Diejer Bruce war ein 'Ha isirer von AberdeeN, b«m Pfarrer wohlbekannt, und pfiegte, so oft er nach dessen Dorf kam, bey dem Sacristan, der zugleich ein« Schenke hielt, einzukehren. Der Pfarrer nahm sich Zeit, die Sache zu über, legen. Nach eingenommener Mahlzeit begab er sich, die Bibel unter dnn Arm, zum Friedensrichter, und meldete ihm den Vorgang; dieser läßt sich das Buch geben, schlägtauf, findet den Zettel, entfaltet ihn, hat aber ein leeres, weißes Blatt, lacht laut auf und Versichert dem guten Pfarrer, erleide an Einbildungen «nd Hirngsspinnsten. Der Pfarrer selbst weiß nicht, was er denkensoll, traut seinen Augen nicht, hat deutlich gelesen, was auf dem Zettel stand, und sieht die Schrift verschwunden. Nach einiger Überlegung faßt er sich, und gibt zwar zu, daß ihn der Friedensrichter für einen Trau^ wer halten dürft, besteht aber dennoch auf psiichtmäßi-ger Untersuchung. — Beyve kommen zuletzt überein, die Sache geheim zu halten und vorsichtig in Aberdeen Erkundigungen einzuziehen. Es zeigte sich nun, daß Bruce am vorigen Abend nicht nach Hause gekommen war. Jetzt stellte der Friedensrickter eine Haussuchung hey dem Sacristan und Schulmeister an, woraus sich aber nichts ergab. Beyde schienen indeß verlegen und ängstlich; auch widersprachen sie sich in den Verhören, die man einzeln mit ihnen anstellte, insofern, daß hinlänglicher Grund sich vorfand, sie, trotz ihrem hart> nackigen Läugnen, zu verhaften. Nach mehreren Tagen der Untersuchung verzweifelte mall schon, sie zum Gestandniß zu bringen und hinter die Wahrheit zu kommen, als bey dem Lachsfang einig« Fischer Bruce's Leichnam im Wasser fanden. Es zeigten sich VerletznnHen un> Spuren erhaltener Schlagsam Kopfe; aber den stärkste»» Beweis des M^ des entfielt seine festgeschlosscne linke Hand — eineü Knopf, von der Farbe und Gestalt derer am Schu^ meister-Nocke, welchem gerade einer fehlte, der, als der Rock untersucht wurde, gewaltsam abgerissen zu seyn schien. Der Schulmeister, schon durch den Inhalc des geheimnißvollen Zettel» erschücrerr, jetzt vollend durch den unerwarteten stummen Zeugen überführt/ konnte nicht länger an sich halten. Sein Gestandniß hatte zur Folge, daß sei» Mitschuldiger ebenfalls be' kannte. Beyde wurden zum Tude verurcheilt, und sta"' den, unter Zeichen aufrichtiger Neue, zu Aberdeen ih^ Strafe aus. Erst nach ihrer Hinrichtung erklirre sich das G»' helmniß des Zettels. Der junge Knecht des Pfarrers/ ein kluger, aber äußerst furchtsamer Mensch, gab «el-«em Herrn den Aufschluß deS bisher unerklärlichen U'N' standes mit dem Papier. An demselben Abend, wo d«l Mord begangen worden, hatte er sich heimllch von del Pfarre weggeschlichen, um in einem benachbarten, tt>^ weit der Dee und der Heerstraße einzeln stehenden. Meierhof« seine verlobte Braut zu besuchen. Unter W«V ges hörte er Stimmen,Streit und Geschrey. Erschieß sich hinter Büschen längs der Straße näher; so d^ er alles sehen und hören kann^ hat aber nicht Muth g^ nug, sich zu zeige» und dem Uberfallenen zu Hülfe z" eilen. Er kehlt eilendS um und kommt nach dem Pfa^ Hofe zurück, außer sich vor heftiger Bewegung und unschlüssig, wüS er zu thun habe. Eines Theils heißt ih" sein Gewissen das Verbrechen angeben, andern Then' fehlt es ihm an Muth uno Entschlossenheit, als 5U^ ger aufzutreten. Endlich entschließt er sich, den Zet" ^ zu schreiben und in seines Herrn Bibel zu legen. Ka"'" tuar dieser aber in die Kirche gegangen, als den K»ech auch schon dieser Ausweg reut; seine Hand kann wie^ gekannt, er zum Zeugniß aufgefordert werden; "^ wird er, als einziger Zeuge, scinem Schulmeister "" dem Gacristan gegenüber bestehen? Wie wird er de Mord beweisen können, wenn es zur Untersuch"'^ kommt? Diese und noch andere BedenkUchkeiten äng!"' gen ihn; er benützt die Tischzeit seines Herrn, M""" den Zettel wieder aus der Bibel und schcebt ein B>" ^ weißes Papier an die Stelle, weil er selbst in der K" che H,lvescl,, folglich gemls, war, daß Niemand den . Ltttel gelesen hatte > als sein Herr. Der Bauernstand in China. Das erste E^ment aller geselligen Cultur, der verbau, hat unter den verschiedenen Zweigen der Industrie in China sich am weitesten ausgebreitet, ""b genießt auch unter allen Staaten, die auf Civilisation Anfrruch machen, dort die meiste Ehre. Der ^"iser, um den Bauernstand öffentlich zu ehren, um-^ugl mit tisttner Hand in jedem Frühlinge ein kleines i^ld. Dieß ist keine leere Ceremonie; denn der Kai-« 5er führt den Pflug bey na he «ine Stunde "g. Nach ^em Kaiser ziehen in seiner Gegenwart ^uch die Prinzen, und die vornehmsten Staatsbeamten l^N' einige Furchen, und der Kaiser sowohl, als sei-"e vornehmen Gehülfen, sind dey dieser Feldarbeit in ^"unntrachr gekleidet. Die Ernte, welche dieses also ^ellie Feld tragt, wivd mit d,r größten Sorgfalt ^"gesammelc, und überttiffl, wie jebeö Mahl mit Pomp ^Mitgemacht wird, an Ertrag und an Güte Alles, '^^b in demselben Jahre Felde.r von gleichem Umfan. ^ lm gangen Reiche geliefert haben. Die Feyer dieses ^^nfestes wird durch's ganze Land angezeigt, damit ""ch der geringste Bauer erfahre, daß sein Stand vom ^ser selbst hochgeachtet ist, und daß er, um dieß lornnich z„ erkennen zu geben,, in dieser edlen Han-^'u«g sich ihnen öffentlich gleichstellt. In den Pro-^en wird von den Gouverneuren zu gleicher Zeit «in "werfest durch prachtvolle Prozessionen gefeyert. Durch diese öffentliche Aufmunterung und durch '^ytalisendj '.hrige Sitte ist der Ackerbau auch zu ei- ^seltenen Hohe gediehen, und wird in den culiur- "v'gen Provinzen mir musterhaftem Fleiße betrieben» ^ Feld wird dort so sorgfaltig, als bey uns die Gar-.,'^ beobachtet; man sicht kaum eine Hand breit .^^ die nicht benutzt wäre, und selbst die Wege sind /^"al, damit auch,durch sie dem Ertrage des Bodens ^enig als möglich entzogen werden möchte. Selbst ^uedernngen an der See, die aus angespültem Erd» .^einstanden sind, werden sorgfältig bepflanzt/ und , ^ noch sy geringe Quelle, die den benachbarten An« ^n herunterrieselt, wird zur Wasserung der Pflan- zen benutzt. Auf den felsigtsn Bergen brechen die Chinesen die Steine aus, u„d machen davon kleine Mauern, ihre Slraßen zu unterstützen. Diese füllkll sie mit gutec Erde aus, und säen Getreide hinein. Denkwürdigkeiten aus der Chnstcnwelt. XII. Eine junge putzsüchtige Dame, welche an einem Augenübel litt, kam eioes Tages im großen Staat« :u einem frommen Einsiedler nächst Antiochien, und da »dieser in der Cur böser Augen sehr berühmt war, bath sie ihn inständigst, die ihrigen zu heilen. Der Weise, der früher ihren Geist, als ihren Körper heilen wollte, sprach aljo zu ihr: „Ein geschickler Mahler verfertigt« einst ein herrliches Portrait. Ein Schüler von ihm wagte es zu bessern; er verleugnete die Augenlieder, veräib» derte die Farbe der Haut, und bestrich das Gesicht mit weißer und rother Farbe. Was sagt ihr dazu? Hatte der Mahler nicht Ursache, über den thörichten Schüler zu zürnen?" — Die Dame fühlte den Pfeil der Rede , sie erkannte die Gebrechen ihrer Eitelkeit, und warf sich bereuend zu deS Einsiedlers Füßen. Der fromme Mann heilte das Übel der Dame, welche allem eitlen Tande entsagte, und sich sodann stets so sittsam kleidete, wie es einer ehrbaren Person geziemt, die von der christ« lichen Religion durchdrungen, sich nicht von dem Pfa« de entfernen darf, welcher durch das Gesetz vorgeschrie« ben, den Weg zu dem ewigen himmlischen Jenseits zeigt. XIII. Frömmigkeit ist,die Quelle der Großmiith. Als. Lothar, König der Lombardey, von.seinem Neffen ent< thront/ l«nd vergiftet wurde, ward Adelaide, seine Witwe, von ihm in harter Gefangenschaft gehalten. Endlich gelang es ihr, zum Kaiser Otto zu entsiiehen, welcher den bösen Berengar bekriegt und besiegt zu Ab»« laidens Füßen brachte. Die großmüthige Fr^u trö^e^e aber den Gedemüthigten und sprach: „Meine heilige Religion gebiethet mir nicht allein, euch zu verzeihen, sondern auch nach Kräften Gutes zu thun." Wirtlich brachte es Adelaide dahin, daß Berengar die Hälfte seiner Staaten zurück erhielt; aber der Undankbare emoörte üchbald wieder daraus und wurde von Neuem.'b^neqt. Man füh'te zBerengärs Gattinn Vitla zu Adelaiden, der Otlo über ihc Schicksal zu bestimmen überließ. Frech trat sie vor Adelaiden und trotzig sagte sie: ^Ich habe nur einen Fehler in meinem Leben begangen, und der wir, als ich euch nicht sterben ließ, da ihr iü meiner Gewalt warst." ^ „Ich im Gegenide'l," persetzte die edle Adelaide, ^benutze die Gelegenheit, meinen Feinden Gutes zu thun, und schenke euch Freyheit und Leben. Kehrt zu euerm Gemahl zurück, und sucht «bn zu Überzügen, dasi er nur aufboren dürfe, undankbar zu seyn, um glücklich zu werden." M i s c e l l e n. Nutzen der Ameise außer der Oconomie. Was den medizinischen Nutzen der Ameisen anbetrifft, so beruhet er hauptsächlich auf einer gewissen Queren Feuchtigkeit, welche man durch die Destillation von ihnen erholen kann, u»d die einem scharen Wein« essia gleicht. Man nennl, sie auch die Ameisensaure. Sie ist so scbarf, daß ein lebendiger Frosch — bekanntlich ein Thier von sehr zähem Leben — in vier bis ninfMinuten stirbt / wenn man ihn in einen Ameisenhaufen scharrt, obgleich die Ameisen ihn noch nicht angerührt haben. Es wird daher ein neroenstürkender Sviritns von ihnen bereitet, indem man sie in Bonreillen fängt, Branntwein darauf giesit, und dieß sodann dessillirt und digernt. Auf ähnlich« Weife macht man Amessen-Khl, da man Ameisen in gläsernen Flaschen mit Baum-ohl vierzig Tage lang ;um D geriren in die Eonne stellt. Personen, die mit d,r Gicht, mit Lähmung, Schwin« den und Zittern der Glieder behaftet sind, wird öfters ein Ameisenbad emvfohlen. Hi^u nimmt man gan« ze Ameisenhaufen mit Eyern und allem was darin ist, thut sie in einen leinenen Sack, legt diesen in ein Faß, und gi?s)t kochend heißeg Wasser daraus, so ist das Bad fertig. Mittel, die Fliegen in den Zimmern zu vertilgen. Man nehme für 2 Kreuzer Quaslenhol;, welch^ man in jeder ?!potbele l'elommi, üNd koch? dasselbe >» c» em Z^idel Wa^r, sodann vermi cht man das Decoct mit etw^ls Honig oder Zucker und s«Lt es, wenn ti noch warm ist, in Kaffeh-Schalen den Fliegen vor. Die Pferde vor Mucken und Fliegen zu sicher", bestreichs man dieselben alle Morgen mit frischem ^uß* laub etwas fest über den ganzen Körper. Hunde vor Ungeziefer zu schützen, chellreiche man denftlben jene Theile, wo sie sich nM belecken können, mil Ames-Ohl. Al. Hoffmann. Am Grabe eines Weiberfrcundes. Hier, Wand'rer, weile nur mit festem Muth, Neun du keul weiblich Wesen bist, Da sonst der gute Mann, der sanft hier ruht, AlZ Schatten dich noch küßt. Pfeiffer. Charade. Wir ftben am Menschen die erste bald blau, Bald schwarz und roth,und weiß und grau: Oft ist sie von Seide mit silbernein Schein, Von Wolle, von Leinwand grob und fein. Die zweyte von Eisen, von Seide nnd Stahl Umschlingt oft deir Becher beym fröhlichen Mahl; Sie schmückt hicr das Mädchen, erhebt dort den Ma">" Anch trifft man an Thüren und Fenstern sie an. Das Ganze oft kostbar, oft einfach und schlecht; Strotzt wohl auch von Perlen, doch find sie nicht echt» Auch ist es von Wolle —doch daß sich's erhellt: ES fesselt die Erste, damit sie nicht fällt. Auflösung der Charade in Nr. 35. Milchstraße.