..N HO. Sechster Jahrgang. 4. Oktober ÄSOI. Die Asokablume. V^ö geht eine Sag' im Indcrland, ^ Am großen Gcmgcsfluß; Dic Asokablumc öffne sich nnr, Vcriihrt vom Francnfuß; ! Kein Sonnenstrahl lock' sie hervor, ! Sie tränke kein Silbcrthan, Sie dnftc nnr auf im Schnsuchtsschmer; Einer verliebten Frau. Ich glaube, diese Vlnmc blüht ! Vci uns und allcrwnrts: ! In Indien hcißt sie Asokaulnm', ^ Vci uns ein Manncöhcrz. ! Walten der Vorsehung. 5 ^Dn der Schenke zu den „Sechs Noscn" ging's lustig her. ^ 2lin zügellosesten gcberdete sich ein Klub junger Männer, die in einem kleinen Seiteugcmache, welches ihnen als Stamm- ! gasten eingeräumt war, bei vollen Gläsern sich gütlich thaten. ! „Ei zum Henker," rief einer der Gesellschaft, „mir l ist das ganze Leben bald schaal!" , ! „Nun, nun, Robert, bist gar ein unersättlicher Kauz, Du jagst nicht mehr nach Freuden; Du hetzest sie förmlich ! zu Tode!" ! „Ewig höre ich von Euch dieselben Witze, ewig die- ! selben Tiraden. He, Wirlh! Wein vom besten Kaliber, ! vielleicht, daß Euch dann glücklichere Gedanken ersassen!" > „Hoch Robert!" scholl's in den Gläserklang. ^ „Einen originellen Spaß will ich haben!" ! Da trat ein Knabe von ungefähr 12 Jahren ins Zimmer, ! einen Korb voll Pomeranzen tragend. ! „Nun, der soll uns einen Iur abgeben!" dröhnte es ^ .iuZ rauhen Kehlen. „Dein Name, kleiner Großhändler?" „Glovanni." /,DeineZ Vaters?" ^' „Giacoino." „Vctreibt auch den Handel?" „2st gestorben vor einem halbcn Jahre." ^ , „Hast Geschwister?" „Ellf Bruder. Von den altern Beiden steht einer bei einem Kaufmann zu Tricst im Dienste, der andere ist Ma« trose, dic neun jüngeren sind daheim bei der Mutter." „Und meinst Du Dir allein schon Dein Brot verdienen ! zu können?" ,- „Vaters Worte waren, als er starb: Auf Gott ver» trau, in seiner Hand wird Unglück selbst zum Segen!" „Was kostet eine Orange?" „Zehn Kreuzer." l «Da sind fünf, und zwei Orangen her!" ^ „Nicht möglich, um GottcswiUcn, bitte — bitte—" 5 „Keine Widerrede, hier sind fünf Kreuzer, dafür gibst Du zivci Orangen!" „Nun laßt mich walten!" erhob sich Robert, „was be« gchtst Du für den ganzen Vettel?" ! „Fünfzehn Gulden." ! „Da leer den Korb aus!" Der Knabe gehorchte zitternd. ! „Nun recht, und bezahlen will ich Dich königlich; Geld hab' ich zwar keines, aber hier." er zog einen Bleistift hervor und ergriff einen Fidibus „hier schreib' ich Dir drei Num« ! mern auf, mit diesen lauf in die Lotterie, sehe einige ! Kreuzer und gewinne, und Deine Ware ist mehr denn zwanzig Mal bezahlt." Ein wüstes Lachen war der höhnischen Worte Begleiter. „Gnädiger Herr, lieber, gnädiger Herr!" wimmerte der Knabe, „ich bin unglücklich, mein ganzes Eigenthum, ich habe so lange bereits gebart, bis ich's so weit gebracht!" „Nun, Freunde! Was sagt Ihr? Der Bnbc ist unzu. frieden. daß er einen so großmüthigen Käufer gefunden und den belasteten Korb nicht mehr nach Hause tragen darf!" Lauter weinte der Knabe, lauter scholl das Hohnge« lächter der herzlos übermüthigen Zccherschaar. „Hinaus, Vetteljunge, sonst zerreißen wir Dich und tragen Dich in Fetzen auf die Polizei!" Seufzend, weinend, mit gefalteten Häut > flüchtete der arme Giovanni. Nirgends fand er Unterstützung. „Was kümmcrt'a uns!" riefen dle Gäste im eigentlichen Echankzimmcr. „Dem Lumpenpack widerfährt Nccht!" äußerte der Wirth. „Was muß eö hichcr komme», den Magen sich zu füllen. Wenn eö daheim nichts zu kauen hat, mag es daheim auch verhungern!" Wäre diese Aeußerung auch wirklich nicht des Schani inhabers innerliche Ueberzeugung gewesen, er würde schon ans Rücksicht für Nobert, iu dem er einen seiner splendidesten Gäste bewirthete, nicht andels gesprochen haben. „Hoch Nobert, hoch!" scholl's in den Vccherklang der würdigen Tafelrunde. „Das war ein Witz, über den wir nach Monaten noch lachen wollen!" „Geduld! wenn mein alter Herr Vater erst in's Gras gebiffen haben wird und ich unumschränkter Herr über seine halbe Million sein werde, dann will ich u»ich Euch noch witziger weisen!" „Hoch Robert, hoch!" Seufzend, weinend irrte Giovanni durch die Nacht. Oft versagte ihm die Kraft zum Weitergehen, so tief hatte ihn sein Nnglück erschüttert. Endlich befand er üch in seiner Behausung. Selbe war die Rumpelkammer eines Milch» maiers. Erschöpft warf er sich auf das morsche Strohlager und entschlief. Der Morgensonne erste Strahlen weckten ihn und scinc Leiden. Er schritt hinaus aus seiner düstern Zelle und richtete das thränenfeuchte Auge gegen den Himmel. Bald schien es ihm auch, als ob leise Trostesklänge ihn umwehten und des entschlafene» Vaters letzte Worte, wie Unglück selbst in Gottes Hand zum Segen werde, hauch» ten neuen Muth in seine Seele. Jetzt durchfuhr es ihn, wie ein Vlitz. Er griff in i seine Rocktasche. — „Wenn die drei Nummern — soll ich es wagen? Zehn Kreuzer sind mein ganzes Vermögen, wenn es so in Gottes Nathschlusse läge, wenn des grausamen Mannes That mcin Glück begründen, sein Spott wir zum Entzücken werden sollte!" Giovanni kämpfte einen furchtbaren Kampf. Endlich entschloß er stch, ging in die Lotterie und setzte die Nummern. Fünf Tage mußte cr ausharren; kümmerlich fristete er sein ! Leben, überlegte, was zu thun, wenn das Letzte verloren; i verzweifelte und hoffte, da, er glaubte sich selbst mißtrauen zu müssen, er las nnd bebte. Auf der schwarzen Tafel vor dem Lottogcwölbe standen unter den gezogenen Nummern die — seinen! Er hatte gewonnen. Sein Streben ging nun dahin, des Glückes nicht un° ! würdig zu sein. Einen Theil des Gcwinnstes schickte er als- ! bald seiner Mutter zu. Das Uebrige verwandte er für ! seinen Handel. ! Durch äußerste Sparsamkeit und regsten Eifer ver- ! mehrte üch sein Eigenthum, später trat er in eines Kaufmanns Comptoir und nach dreißig Jahren war Giovanni M. einer der reichsten Handelsherren der Stadt. Nie vergaß er seiner armen Anverwandten. Jährlich feierte er den Tag del> Unglücks, daZ der ^ ^ Grundstein seines Glückes gewesen und erreichte an der Seite ! eines treuen Weibes, im Kreise trefflicher Kinder, ein hohes, ^ heiteres Alter. ^ Dem wüsten Robert ist es minder gut ergangen. Das ! große Vermögen, welches ihm sein bald darnach verstorbl!« ! ner Vater hinterließ, dauerte nur wenige Jahre. Ein ^ siecher Bettler zog er durch die Straßen, verhöhnt von Jenen, ^ die ihn einst zum Gott erhoben und mit sich selbst im Imicr-^ stcn verfallen. ^ Zulehr ging seine Spur verloren und Niemand weiß, , wo er geendet. Ludwig Sowitsch. ! Die philharmonische Gesellschaft in Laibach, ! scit dcm Jahre ihrcr Gründung 1702, bis j zu ihrcr letzten Umgestaltung 1802. > Eine geschichtliche Skizze uou !)>-. Fr. Kecsbnchlr. j ' (Fortsetzung.) 5 Am 26. I»ni 1802 kam bereits die hohe Genehm^ ! gll„g und Bestätigung der philharmonischen Gesellschaft mittelst höchstem k. k. Hos- und Staats - Polizei - Ministerial-Schreiben herab und zwar auf Grundlage der Statuten von ! 1801, mit der Bedingung, „daß dc>u Polizei-Direktor oder ! dessen Substitnten das Necht des freien Eintritts jederzeit i gestattet werde. ^ Die durch den letzten Paragraph der Statuten verhei- ! ßenen besonderen Instruktionen für die Dirrktion und das Orchester bedurfteil der Genehmigung nicht, und wurden auch erst im Jahre 1803 verfaßt und in Wirksamkeit gesetzt. ! Diese nicht mehr aufzufindenden Instruktionen waren die ! Grundlage der im Jahre l824 verfaßten, auf welche wir später zu sprechen kommen. 1802. Außerdem beschließt die Gesellschaft, daß künftig alle Honorationen der Stadt, sowie das jeweilig hier garniso-nirende Offi^ierkorps das Recht des Zutritts zu den gesellschaftlichen Produktionen habe, auch wenn selbe nicht der Gtsellschaft angehören, ein Gebrauch, der sich betreffs des Letztern bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Auch wurde iu Berücksichtigung der durch die stete Zunahme der Gesellschaft sich vermehrenden Geschäfte der jeweilige Kassier der Gesellschaft der Entrichtung des Beitrages enthoben. 1803. Daß diese Zunahme der Gesellschaft auch in musikalischer Beziehung eine bedeutende war, ergibt sich daraus, daß dieß Institut, das vor 9 Jahren aus einem Quartett bestand, sich daran wagen konnte, die sieben Worte des Erlösers am Cbarfrcitag znr Aufführung zu bringen. Die Gesellschaft streckt ,^ihre Arme immer weiter aus lind vermehrt sich an Zahs und Glanz durch Heranziehung von Ehrenmitgliedern. Fast alle, zu dieser Auszeichnung Berufenen übersenden als Zeichen der Anerkennung der Gesellschaft entweder, wenn dieselben Musilcr sind, noch un« aufgeführte eigene Werke, oder Werke bedeutender Tondichter, oft von außergewöhnlichem Werthe. So übersende»: die 6 Ehrenmitglieder in Gra;, Schindler, Kargl, Deynkauf, ! Hysscl und Bcckert der Gesellschaft den Mcssias uon Händel, Mit der Bemerkung, daß dieses echte Kunstwerk schon dadurch das Gepräge echter Vollkommenheit an sich trage, daß ! der fi'ir die Tonkunst unsterblich und unersetzbar gewordene ^ Mo,;art, der bekanntermaßen sehr sparsam in Ertheilnng seines Beifalls w'ar, demselben die volle Gerechtigkeit widerfahren ließ, ja sogar es zu instrumentiren übernommen hat. 1804. i Am 28. März gibt die Gesellschaft eine Akademie zum i Vessen des Armcuinstitutcs mit einem Ertrag von 16l si. '^l kr., sowie bald hierauf eine zweite für die vom Feuer heimgesuchten Bewohner des uachbarlichen Stein mit 240 fl. ^4 kr. Erträgnis;. 1806. Visher haben wir die Gesellschaft in ihrer Entstehung Und Entwicklung im Innern beobachtet und ihre Wirksamkeit nach 'Außen nur ans Aussi"ihru»g von Akademien und Festlichkeiten beschränkt gesehen. Allein die Gesellschaft hat sich eine solche Geltung nach Außen verschafft, daß sie in allen Musikangelcgcnhciten der Stadt und des Landes zu Nathe gezogen wurde und so viel cs in ihren Kräften lag, lverkthälia, mitwirkte zur Hebung der Musik im Lande. Es cristirte in Krain ein eigener Mnsilfond und zwar bestimmt zur Unterhaltung der Landschafts^Trompeter. Dieses Institut min wurde einige Jahre früher aufgelassen, so ^ b"ß das hic;n bestimmte Geld in Ersparung kain. l Das Metropolitant'apitcl wendete sich nun an die Lan» desverordiieten-Stelle um Beihilfe zur Verbesserung der «Kirchenmusik. Die Landesucrordnctell-Stclle zog diese Frage ^ Berathung und erbat sich hiezu zwei Mitglieder der ^ilharmonischen Gesellschaft, welche auch bereitwilligst diesem ! ^Ilis.ichen entsprachen. Man kam nun zu in Beschlusse, einen j ^lusiklehrcr anzustellen, und die Landesverordneten - Stelle ^ beivilligte biezu 4'iO st., aus dem Landschafts-Trompeter» ^ondc. Die philharmonische Gesellschaft ihrerseits legte noch kin jährliches Einkommen von 60 fl. hinzu, sowie die Zu-Ilchcrnng einer freien Akademie für den Lehrer zu seiner Einnahme. Außerdem verpflichtete sie sich, für die Schule 'bre Instrumente und Musikalien unentgeltlich herzuleihen. ^ie von dcr Landesverordncten - Stelle bewilligten 460 fl. wurden auch von Sr. Majestät bestätigt, und sind der An« ^ng der im Jahre 1816 organisirtcn und ins Leben gc-lletencn, auch heute noch bestehenden öffentlichen Musikschule, "uf welche ich noch öfter zu sprechen kommen werde, da die philharmonische Gesellschaft stets einen bedeutenden Einfluß °"f die öffentliche Musikschule hatte, und sehr häufig das ^iittelorgan zwischen der Schule und dcr Behörde war. Allein nicht nur im Lande genoß die Gesellschaft des 'lüschens, dieses reichte über die Grenzen hinaus. Von ^ah und Fern kamen die Künstler herbeigezogen und zwar ">>t dem ausschließlichen Zwecke, in der philharmonischen Gesellschaft zu konzertircn, um sich dadurch das Ehrendiplom ^rselben zu verdienen; solche Fälle kamen sehr häufig und ! ^°ch lange Jahre hindurch vor. Viel zur Hebung ihres l"schcnö mag wohl die Reihe ausgezeichneter Namen bei-^'agen haben, die sich unter ihren Mitgliedern befanden. ^>e Mitgliedcrschaft rcpräscntirte die Elite der Bevölkerung, l'»e Berühmtheit der Kunst und Wisscnschnft, kein Auö-^cichlietcr in Stand oder Geburt fehlte. Beispielhalber ^'/l ich aus dem Milglicderstande von 180^i, unter dem ^lcktorate des Freiherrn von Apfaltern, ein kleines Bild ^>velfcn. Es waren 136 Mitglieder, darunter 38 von ^l, lind zwar begegnen wir dcn gcehrtcstcn Name» des Landes, die Geistlichkeit war durch 19 Mitglieder vertreten, an dcr Spitze dcr Fürstbischof von Laibach, Freiherr von Vrigidio, der Weihbischof uon Laibach, uon Nicci, mehrere Kanonici, darunter die mnsizirenden Mitglieder Pinhak und Josef Walland, der spälere Bischof von Göiz, Das Militär hatte 11 Vertreter und zwar meist höheren Ranges, an der Spitze den Grafen Khevenhüller, Metsch, den Maltheser,' Mustkcr von Fach gab es 9, darunter Josef Haydn, wie wir bereits wissen; von Notabilitäten der Wissenschaft er» wähne ich Dr. Vinzcnz Kern, die nachmalige chirurgische Koryphäe dcr Wiener Hochschule, und Vodnik, den heimischen Dichter (seit 7. November 1796 Mitglied). Die übrigen > 67 Mitglieder gehörten dem Beamtenstande nud der Bürgerschaft der Stadt an, wahrlich eine hochanschnliche Vcrsamm« lung der ausgezeichnetsten Männer. Leider wurde diese blühende, der Kunst und dem stillen Frieden huldigende Gesellschaft abermals durch den immer ! näher drängenden Kricgsläim aufgeschreckt. Abermals kam er ans Frankreich, dessen kriegerische Söhne am 28. November 1806 gar in unsere Stadt einzogen. Die philharmonische Gesellschaft stellte nun ihre Akademien und die Beitragsleistungcn für daö letzte Quartal des Jahres 1806 ein. 1806. ! Allein da die Franzosen Laibach bis 28. März 1806 I besetzt hielten, so wurden die Akademien und Veitragslei» stnngen auch für das folgende Quartal unterlassen und erst am 19. April 1806 wurde die Neihe der Akademien wieder aufgenommen. 1807. Am 30. April 1807 bezieht die Gesellschaft die derselben von den Ständen einstweilen unentgeltlich überlassenen Zimmer im Ncdoutensaale, um bald daraus anch dicsc wieder zu verlassen und nach dem Aucrsperg'schcn Fnrsteohofe zu übersiedeln. 1808. Am Cäcilienfeste führte der Verein eine Messe auf, die aus dem Schooßc dcr Gesellschaft entstanden ist und zwar von dem Mitgliede und Dom-Kapellmeister Höller. Nach der Messe, wahrscheinlich um dcn Meister des Tages zu feiern, war großes gemeinschaftliches Mittagsesscn. Der Aufruf hie;u an die Mitglieder schließt mit den Worten.- „Mögen wir berechtigt sein, in dcn Annalen zu verzeichnen: Heute war nun wieder ein Tag dcr Wonne in dem Kreise der Freunde des geselligen Vergnügens." Die Wasscrfahrten wur« i den ebenfalls eifrig betrieben; mußte cs in einem so heiteren Kreise nicht kommen, daß jener ungalante Paragraph, der die Frauen, die schönste Zierde heiterer Gesellschaft, aus« schloß, anfgchobtn werden mußte? Dies) geschah auch in diesem Jahre. Am 29. April veranstaltete eine Gesellschaft von Dilettanten eine Theatervorstellung für die armen, durch Feuer heimgesuchten Bewohner von Flitsch, wobei die philharmo» nische Gesellschaft das Orchester übernahm. Da ich eben de6 Orchesters gedenke, will ich dessen Direktor, Georg Eißler, k. k. Professor, nicht unerwähnt lassen, dcr durch 18 Jahre diese Stelle in ehrenvollster Weise bekleidete. Noch lebende Zeitgenossen rühmen seine musikalische Befähigung und seinen uiicrmüdctcn Eifer für die schöne Sache, dcr er seine Dienste geweiht. 1809—1814. So kam nnn das verhängnißvolle Jahr 1809 heran und mit ihm ein Stnrm, dcr die Welt erschütterte; feindliche Heere zogen in des Kaisers Lande; Krain, das mit treuer Ergebung durch Jahrhunderte zu Oesterreich mann« ! haft gestanden, wurde aus dein alte» Verbünde herausge» rissen, ein fremder Eroberer unterjochte die unglückliche Provinz; in der Landeshauptstadt zog Marmont, der Franken» ^ gencral ein und setzte sich als Gcncral-Golivcrneur fest. Die ^ Welt Alterte damals in ihren Äugeln, wie konnte man da > an Künste denkcn? Wo Mars eherner Füßtritt dröhnt, schweigen die Musen. Schon im März machte sich die erste Störung bemerllich. Es Müßten cin Paar Akademien unter- z bleiben wegen der häufigen Truppci'durchmäische uud Militär-» ^ Cinquartirungen. Die politischen Ereignisse wurden immer ! bedenklicher. ! Am ^l. März gab die philharmonische Gesellschaft die ! lctztc Akademie in ihrem Saale, welcher bald hierauf vom ! Militär in Beschlag genommen wurde. Die Direktion, den Gubcrnial-Tarator Johann Novak an der Spitze, trat zusammen und einigte stch zu dem Beschlusse, die Akademien aufzulassen und die Veitragslcistungcn zu unterbrechen. Sollte Musik ertönen, wenn das Herz jcdeö Patrioten trauerte? Die Gesellschaft war zwar todt nach Außen, im Innern aber lebte sie fort. Die Direktion führte nämlich die Ge- ! säiäfte weiter, der Kassier verwaltete die Gelder und führte ! sciuc Rechnungen, wie aus dem Kassenbuche zu ersehen ist. ! Da ihm aber, weil die Beitrag5lcistuna.cn aufgelassen ! waren, das Kassengeschäft wenig zn thun gab, so setzte er ! den Rechnungen gelegentlich seine Bemerkungen bei, z. V. daß der Direktor Mozartische Kompositionen ans zweifachen Gründen kopiren ließ, einerseits, um stch mit Vortheil der vielen Bankozcttclu, die täglich im Werthe mehr herabsiukcn, ! zu entledigen und andererseits, um das sehr bcklagenöwerthe traurige Schicksal des damals ganz brotlos gewordenen Schau« spiclcrs Frohburg durch diesen kleinen Verdienst etwas erträglicher zu machen. 1810. Der Kassier fäugt das Jahr 1810 mit folgender lako« nischer Bemerkung au: „1810. Französische Regierung. Gänzlicher Stillstand des gesellschaftlichen Vergnüg euö". Aber nicht bloß das Vergnügen war gefährdet, sondern auch die Unterkunft der Gesellschasts-Utensilien und Instrumente ,c. Die Gesellschaft hatte nämlich, wie bereits erwähnt, den kleineren Saal des Fürstenhofes, der an das damals von Sigmund von (Handin bewohnte Ouartier anstieß, inne. Dieser mußte nun seine Wohnung an den französischen General'Wald-Inspcktor abtreten, sammt dem gedachten Saal, so daß die Instrumente, Musikalten :c. in den großen Saal übertragen wurden. Es scheint aber besagtem General»Wald-Inspektor im Aueröperg'schen Hose recht gut j gefallen zu haben, denn am ü. Juli uahm er auch den großen Saal in Beschlag und die Gesellschaft übertrug ihr Eigenthum theils in ein unteres Zimmer des Fürstenhofcs, theils in die Wohnung des musikalischen Repräsentanten, Thomas Dieo. !5. August. Auf ausdrücklichen Befehl des französischen Marschalls vom 3. August, mußten alle Zinspartcien des Fürstenhofes auf der Stelle ausziehen und nur durch besondere, geheime Begünstigung von Seite des fürstlichen Herrn Güter - In« spettors durften die gesellschaftlichen Geräthe in dem untern Zimmer auf unbestimmte Zeit noch belassen bleiben. 1811. Am 8. Jänner 18! 1, dem zweiten Jahre der fran« zöstschcn Herrschaft/ wurde zur Unterstützung der Waisenkinder eine musikalische Akademie gegeben und zwar von Dilettanten, wahrscheinlich ^on den Mitgliedern der phil- harmonischen Gesellschaft; die Mitglieder boten in Berücksichtigung des wohlthätigen Zweckes hiczu zwar die Hand, die Direktion der Gesellschaft aber vermied es, wie es scheint/ einen offiziellen Akt der Gesellschaft hieraus zu machen. Dcr Akadcmie»Zettcl ist in deutscher und französtschcr Sprache verfaßt. Am Schlüsse heißt es: 8cm Lxcui' Fcnl'lnl« l!l>l'5^ Nl,'i'u 8l> lrouvcr ä «rttv nssomdilie uud man fügt dara» die Hoffnung, daß deßwegen um so mehr ein zahlreicher Besuch zu erwarten sei. Da nunmehr auch das untere Zimmer im Fürstenhofe gcränmt werden mußte, bewilligte Herr Dr. Lusner aus eigenem Antriebs und aus bekannter Anhänglichkeit an die Gesellschaft ein großes Zimmer in dem Freiherr von Erberg'" schcn Hause bis Gcorgi 1811 ganz zinsfrei. Allein dcr Fluch des unsteten Wanderns verließ auch jetzt die Gesellschaft noch nicht, denn zu Georgi mußte das Zimmer des Freiherr u. Erberg'schen Hauses wieder geräumt werden. Um der ohnehin ganz erschöpften Gescllschaftskasst dle Last der Zinszahlung zu ersparen und um das gesell' schaftliche Eigenthum so viel als möglich in Sicherheit z'-> bringen, beschloß die Direktion alle gesellschaftlichen Gcräthc, anch die unter Obhut des Herrn Dico befindlichen auf dic Wohnung des Geseüschafts« Direktors Novak bringen z" lassen. (14. April 1811). Noch ein Schlag traf die Gesellschaft in Folge der stürmischen Zeitverhällnissc; es war dieß die allgemeine Geld' unsere. In jenen schwelen Tagen war dcr Kassier durch die gänzliche Außerkurssetzung dcr Banfozcttel gezwungc"' den Kassarcst vom Juli im Betrage von 82 fl. 10 kr. i" ^ Bankozettcln am 25. Oktober nach den, Mittcllurse dieses ! Monates zu verwechseln, und so schmolzen die 82 st. <'"5 lii fl. zusammen. Alle diese Anordnungen und Verfügungen dcr Direktion sind genügend, der vielfach geltenden Meinung entgegenzil" treten, alö wäre die philharmonische Gesellschaft währet der französischen Okkupation aufgelöst gewesen. Im Gcgc>^ theile, eS verdient unsere Anerkennung, ja unsere Vewu»" derung, wie diese Männer mit unvcrlöschbarem Fleiße i»'b Ernste, mit dcr sichern Ueberzeugung der Fortdauer des Vereiuö und dem patriotischen Bewußtsein der kurzen Dauel der Franzosenherrschaft, trotz dem Schlüsse dcr Gesellschaft^ thätigkeit zusammenkommen, Sitzungen halten, Vermöge" verwalten, nur um sagen zu können, die Gesellschaft h^ nicht aufgehört, sie war nur unterbrochen. Ein wahrhal^ seltenes und edles Beispiel von Hingebung an eine schö'^ Sache und von patriotischer Ueberzeugungstreue in den Tage" der Gefahr. 1813. Endlich »ach vier bangcu Jahren ging die Hoff!U>"ü der permanenten Direktion in Erfüllung, dcr schwer ve>" mißte Doppeladler kehrte zurück, um aufs neue seine Fittig zu entfalten. An der Stelle des Herzogs von Nagusa übel" nahm Freiherr von Lattermann die Leitung der Provi»»' Die philharmonische Gesellschaft, nicht gewohnt zu feble"' wenn es galt, ihrem patriotischen Gefühle Ausdruck zu gcl't"' trat unter der Direktion ihres alten, treuen und unerunlt" lichen Direktors seit 1809, Johann Novak, zusammen,""' wieder nach Außen stch zn konstituiren, wobei derselbe ^' Johann Luzac, Zoli.Administrations-Asscssor. Karl de Z"^ Domänen-Sekretär und Ignaz Costa, Zoll-Administration " Assessor, aufs lebhafteste unterstützt wurde. (Fortsetzung folgt.) Druck und Verlag von Ign. v. HNeinmayr L5 F. Vamlicrss in Laibach. — Bcrantwcrtlichcr Rcdaclcur I. v. FUcinmaYl'.