„Mhtit, Wihlstl»», Zildmig str Me " Skr. SS Kr-itag, t«. Mai 18««. V. Jahrgang. Die ^Marburger Zeitimg" erscheint jeden So,»,tag. Mitlivoch und Freittit^. Preise ^ fiir Marburg: ganzjährig 0 fl.. halbjährig .? fl.. vierteljährig 1 fl 50 kr' für Sutt-lluna m« Hau» monatlich 10 kr. - mtt Postversend''ng i ganzjä^ 8 fl., halbjährig 4 fl.. vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger SinsÄima _mit 10. beizweimallger mit 15. bei dreimal,ger mit 2V kr. berechnet, »vozii für jedesmalige t5jiischaltung 30 kr. Jnseraten Skempelg-'blthr kommen Zur Zeschichte des Taq?»;. Friedensgerüchte durchschwirren zur Stunde die Luft, finden aber keinen Glauben ; denn die jetzigen letzten Versuche, den Krie»; zu ver. meiden, haben offenbar nur den Zweck, die Absichten der einzelnen Mächte gegenseititi auszuforschen, b^vor losgcschlaqen wird. Die Großmächte sind mit ihrem diplomatischen Llüein bereits fertig, aber nicht mit den Rüstun gen. daher die letzte Thätigkeit der Diplomatie. Die „BreSlaner Zlg " entliält einen Bericht von der böli misch-schlesiichen Grenze, der, obgleich Wahrheit und Dichtun«^ in star« fem Gemisch — doch für die preußische Stimmung liezeichnend ist. Nach der Meldung. FZM Benedek habe am i:^. d. M. sein Hl,uptquar. tier in Pardubitz t^ufgeschlagen und es seien Tags zuvor 12 bis 14 Bataillone der gefürchteten Krenzer dort angekommen, heißt cS in dem ge» nannten Blatte: „Die Infanteiie Brigaden sind fertig organisirt. mit Artillerie versehen ; die Reserve-Artillerie und Reserve.Kciv^illerie (4 Rcgi-menter Kürassiere) stehe», bereit; ein leichtes Kavlillcrietorps von 4 Bri-gaden (8 Regimenter. 40—50 Schwadronen) riickt an die Grenze (7 bis 8000 Pferde). Ich schätze die Trnppcnmassc auf 60—70.000 Mann. In Josephstadt steht viel Neserve-ArtiUerie; die Festung selber ist prächtig armirt und hat viel schweres Geschütz; wie eS scheint, spielt Geld gar keine Rolle. Die Stimmung von Civtl und Militär ist ernst und erbittert. Die Sfterreichlsche Armee ist vom 13. Mai ab kampfbereit, und beim ersten Schuß haben wir eine llcberschwemmung von leichter Kavallerie in Schlesien zu befürchten, welche aUerdin^^s keinen anderen Zlveck haben würde» als vereinzelte Truppenkörper und Kommandos aufzuheben und die Verbindungen zu unterbrechen; die Hauptsache eben ist. in der Bevöl-kerung Schrecken zu verbreiten und Verwirrung hervorzurufen. Da nun in Mähren und im Krakau'schen ebenso viel leichte Kavallerie stehen soll, so könnten wir möglicherweise urplötzlich von 16—20.000 Mann leichter Kavallerie heimgesucht werden. Die Armee an der sächsischen Grenze und bei Reichenberg steht für sich, und wenn auch unter dem Kommando von Benedek. so hat sie doch eine andere Operations Linie nnd verfolgt Das gekrochene Herz. Bon H. «eta. (Schluß.) Lusy war damals siebzehn Iabre alt. ein zarteS. sentimentales Wesen mit den schönsten blauen Augen, den üppigsten braunen Locken und dem feinsten, weißksten Teint. Grazie in allen ihren Bewegungen. Musik in jedem Worte. Selbst ihr größter Fehler machte sie in !»cn Augen ihrer Anbeter nur noch liebenslvürdiger. Sie tonnte Tage lang in eleganter Kleidung auf dem Divan liegen und sitzen. Guitarre oder Harfe fpielen. liebefieche Romane lesen und Besuche und Anbeter mit der größten Kaltblütigkeit behandeln. Sie lvar nicht zu bewegen, mich in meinen schweren Pflichten gegen Wirthschaft und Gäste zu unterstützen. Nach W's. Rückkehr trat eine große Veränderung ein. Er war lt>r Pygmalion, sie war lauter Seele. Leben und Wärme in der Gesellschaft. So oft er uns verließ, sank sie in ihre Gleichgültigkeit zurück. Mit ängstlicher Spannung beobachtete ich W.. ob sich Spuren von Gegen-Reigung zeigen ivürden; doch vergebens. Er spaßte zuweilen mit ihr, wie mit einem uureifen Kinde. Dabc? blieb eS. Ich bot alle meine Liebe und Beredtsamkeit auf. ihr die Tht)rheit einer solchen Liebe begreif-lich zu machen. „Ich kann nicht dafür." sagte sie; „ich muß ihn lieben, wenn er mich auch haßt. Es ist meine Bestimmung. Nur durch Deine Kälte hast Du sein Herz in Eis verwandelt, und er denkt nun. nie wieder lieben zu können. Aber er soll lvieder lieben; ich «verde es ihm lehren oder — sterben." Vergebens, waren meine Ermahnungen, vergebens beivies ich ihr das Unedle einer solche« Leidenschaft, sie wollte, sie konnte sich nicht beHerr-sche». Und so verginge» qualvolle Monde für mich: er immer kalt oder herablassend spaßend mit ihr, gegen mich mild, weich, aemeffen. tcher! freundschaftlich. Eines Tages ging ich allein im Parke umher, um einen Plan aus-ßndig zn machen, wie ich die unglückliche Schwester heilen oder entfernen könne, als W. sich mir «äderte, mir den Arm bot und mit mir iveiter gehend, ernstliaft sagte: „Erschrecken Sie nicht; ich will nicht an vergan- andere Zwecke. Das Vorgehen der Kaiserlichen ist jedenfalls zuerst gegen Schlesien gerichtet, und, lvie ich schon gesaat. muß der Anprall der Ka-vallerie den übrigen Einmarsch decken. Die Oesterreicher scheinen mit ihreir Rüstungen vierzehn Tage voraus zu sein. Die leichten Kavallerie-Regimenter: vier Husaren-, ein Dragoner- und drei Uhlanen-Regimenter. stehen in einem Lager von Grulich bis hinter Traulenau; das Haupt-quartier ist in Ratiliorzitz bei Skalic." Bismarck ist nicht allein zum Krieg entschlossen, er scheint auch demselben einen nationalen Anstrich geben, ja sogar der deutschen Ver-fassnngspartei sich in die Arme »verfen zu wollen. Die „Nordd. Allg.Zta." bespricht Prellvens Stellung zu den Reformbestrebungen und sagt: „Ist Preußen zu einem Katnpf um seine Existenz gezwungen, so müßte es erwägen. wie weit das dringende Bedürfnis der Nation nach emer Umge-staltung der Bundesverfassung sich als Hebel der eigenen Macht und als Kriegswaffe verwerthen ließe. Wenn, wie eö den Anschein liat, die Rü-stungen der deutschen Äegieruujien gegen Preußen und zugleich gegen die bescheidensten nationalen Forderungen gerichtet sind, so würde ein solcher Krieg, als Kabinetskrieg begonnen, bald in einen ^^iationalkrieg über-gehen." — Andere preußische Blätter lassen bereits die Hoffnung durch-schimmern. Bismarck dürfte sich für ein deutsches Parlament nach der Wahlordnung von 1849 erklären. - Ein Beispiel, wie Bismarck die deutsche Volkspartei zn ködern. . und gegen Oesterreich stets neue Berdäch. tigungen zu häufen sucht, finden wir in der „Weser Zeitung"; dieses Blatt» lvelches im Solde der preußischen Regierung steht, ist schamlos ge-nug, zu schreiben: „In einem Augenblicke, in welchem österreichische Federn den Kaiserstaat als den letzten Hort der deutsch-nmionalen Politik einem preußlsch italienisch.französischen Einverständniß gegenüber darstellen, scheint es mir angemessen, aus den mannigfach sich s-euzenden diploma-tischen Unterhandlungen eine Thatsache herauszuheben, geeignet, den deut-scheu Beruf Oesterreichs in d^is hellste Licht zu stellen. Daß der unver-besserliche Fürst Metternich in Paris noch immer nicht an der Möglich-keit verzweifelt, eine Verständigung Frankreichs und Oesterreichs herbeizu-führen, hat an sich keine Bedeutung; interessanter aber sind die Angebote. Mit welchem die österreichischen Diplomaten den Verächter der Vertrage gene Wünsche erinnern; nur eine Frage. Ich bitte, sie mir ehrlich zu beantworten. Liebt mich Lusy?" „Was veranlaßt Sic zu einer so seltsamen Frage?" frug ich ziem» lich bestürzt. „Ein Freund vertraute mir unlängst das Geheimniß an. Ich lachte darüber; aber ich glaube jetzt selbst bemerkt zu haben, daß er Recht hat. Ist dem so. habe ich Ihre Einwilligung, sie zu heirathen ? Nur ein Wort: „Ja oder Nein!" „Ja." war meine zitternde Antlvort. Er dankte mir traurig, verließ mich und ließ mich in der größten Aufregung von Schmerz und Freude allein. Nach einer Stunde kehrte ich zurück und ging mit klopfendem Herzen gerade in Lusy's Zimmer. Ihr schönes Haar verbarg sie ganz an der Brust des Geliebten. Mit einem Arme hielt er sie, mit der andern Hand hielt er ihre beiden Hände. Als sie mich bemerkte, rief sie: „O er weiß nun Alles. Und er ist fo glücklich, so dankbar, so — so — Und ich ^ o Gott! o Gott!" Ein Strom von Thränen erstickte ihre Stimme, sie schluchzte laut und verbarg ilir glühendes Gesichtchen abermals am Busen des Gefundenen. Ich kniete vor ihr nieder und machte meinem so lange geängstlgten Herzen Luft in Worten der freudis.ften Theilnahme. Dabei sah ich zufällig auf. und während Lusy sagte: „Er sah mich ganz so an, lvie Dich früher, liebe Marie!" begegnete ich seinem Blick. Ich erschrack. es lvar ein Blick voller Angst und Unrulie. nicht das Auge eines Glücklichen. — Mein Vater gab freudig seine Einivilligung: seine liebe Tochter sollte einen edeln und guten Mann ganz in seiner Nähe bekom-men. Die Vorbereitungen zur Hochzeit wurden von beiden Seiten mit Elfer und großem Aufwände getroffel,. Mein Vater bestand auf Ber-schönerungen in W's. Hause auf seine Kosten, und zwar unter seiner und meiner Leitung, da L^lin nicht zu bewegen war. sich dafür zu interessiren. Sic war ivie eine Elfe, lauter Leben und Freude mit ihrem W. Die Einrichtungen drüben, die Arbeiten in Haus. Hof. Garten und Park, ver-anlaßten mich und den Vater oft. liinüber zu iahren und Anleitung zu geben, da der Herr selber sich nicht darum kilmmern wollte und immer ernster zn werden schien, je nälier der T ig der Hochzeit kam. Das merkte ich allein mit steigender Angst. Ich kam sowodl drüben, als auch bei uns oft genug mit ihm in Berührung zumal da mein Vater in Folge eines rbeumati^chen Fiebere lange an Bett und Sopha getesielt blieb, da die Füße ihm ganz den Dienst versagten. V. unterstützte Mich in der von 1815 zu qewinnkn suchen. In den letzten Wochen bat Oesterrcich die französische Allianz durch Angebot „deutscher, in Preuhens Besitz be-findlicher GebietSIHeile" zu gewinnen versucht. Die Antwort der franz^ sischen Diplomatie ist nicht mißzuverstkhen: sie hat das Berliner Kabinet von dem Anerbieten Orsterrcichs in Kenntniß gesucht." Die Nachricht, ein Bertrag zwischen Preußen und Hannover sei abgeschlossen, drr Besitzstand Hannovers werde garantirt. letz-teres verpflichte sich, „so weit als möglich" sich am Krie.^c nicht zu betheiligen und nöthigenfallS Preußen ein beträchtliches HilsStorps zu stellen — diese Nachricht stammt aus der nüben Quelle des „Frankfurter Journals", eines Blattes, welches bekanntlich im preußischen Interesse schreibt. Fügen wir hinzu, daß selbst das lialbamtliche „Korrespondenz-bureau" die Sache in Zweifel zieht, so ist ivolil die Annahme berechtigt, daß wir es hier mit riner jener Tauschungen zu thnn liaben. die in neue« fter Zeit wie Pilze aus der Erde schössen, um die Welt — wenn auch nur für einen Augenblick — irre zu siiyren. Der Borstand des im Jahre 1862 in Weimar gegründeten Deut-schen Abgeordnetentages hat die Mitglieder zu einer Versammlung auf den 20. Mai in Frankfurt eingeladen. Zur Theilnahme sind alle gegenwärtigen und gewesenen Mitglieder der deutschen Volksvertretungen sämmtlicher deutschen Kundesländer berechtigt, welche die Einigung und freiheitliche Entwicklung Deutschlands anstreben. Die Nachrichten aus Italien sind alle im Punkte der Rüstungen gleich, eS wird überall das Menschenmöglichste geleistet, um den Krieg auch gehörig mit Nachdruck füliren zu können. Daß der Aufruf Garibaldis nicht wirkungslos ist. beweisen zur Genüge die täglichen Ausreißer aus dem Venezianischen über die Grenze. In Eremona. Brescia. Mailand und Florenz sind Werbtische fiir Freiwillige aufgestellt: das Handgeld beträgt 200 Franken (8» fl. öst. W.). Die Freiwilligen werden möglichst wie im Jaljre 1859 organisirt und erhalten namentlich wieder das ttassische rothe Hemd. Die Stärke derseliicn wird sich einst-weilen nur auf 20.000 Mann belaufen. Wenn Garibaldi Capr.ra ver-laßt, so ist der Anfang deS Krieges so gut wie geiviß. Es scheint, daß der Kampf zwischen Ferrara und Mantua beginnen werde. Oesterreich liat seine Truppen von dort zurückgezo^,cn; man glaubt, daß eS geschehen ist. um die Italiener zu einem Angriff auf diesen Punkt zu verleiten. In Florenz behauptet man. daß die Italiener den An;,riff Preußens ab-warten und dürfte sich deshalb der Ausbruch des Kampfes in Italien bis zum 21. hinziehen. An barem Gelde fehlt es in Italien nicht. In den Staatskassen befinden 100 Millionen, die von den Zahlungen Roth-schildS berühren. 500 Millionen hat man den Banken genommen, und 400 Millionen hat Preußen berzuleihen veilprochen. Ueber den Kriegsschauplatz in Ober - Italien lesen wir im „Bund", dem halbamtlichen '^^latte der schweizerischen Bundesregierung: „Die auf das Festungsviercck — Verona. Legnago und Mantua — ba-sirte österreichische Armee hat zwei lieschiente. dalier se1)r gute Verbindungs-linien; die eine, und zwar die Hauptlinie, geht über Vieenza. die andere durch daS schluchtartig»' Dcsil^ der Etsch iiber Trient nach Tirol. Natur-lich wird den Italienern daran gelegen sei. dem Gegner diese Lebensadern abzuschneiden, weil, sotiald dies geschehen, er zwischen seinen Festungen und sammt den ohne Zweifel w^^hlversorgten dortigen Magazinen mit ein paarmal 100,000 Mann nickt lange manövriren könnte. Demgemäß, und einem schon alten Rathe Dnrando's und anderer Autoritäten entspre-chend. wird Italien mit der Hauptarmee zwischen Borgoforte und dem Meere über den untern Po zu gel)en versuchen. Es trifft hier gerade auf die Hauptverliindungslinie des Gegners, etwa bei Vicenza. ist auf Pflege des Vaters, in der Wirthschaft und tausenderlei Geld-' und Gesell-schafts Angelegenheiten. Er erschien unter dlN Verhältnissen wie m.in natürlicher Rathgeber. Die kostbaren Vorbereilungen und Bestellungen für die Hochzeit schienen nicht alle zu rechter Zeit fertig zu werden, jo daß W. rieth. wir möchten den Tag etwas verschieben. Doch der Bater wollte nichts davon höre«. Alles was er bewilligle. beschränkte sich auf Berleaung der eigentlichen Festlichkeiten in das Haus des Bräutigams. Ein Theil der Möbels kam erst den Ta», vor der Hochzeit an. Auf Lusy's Bitten mußte ich hinüber, um dieselben nach meinem Geschmacke aufstellen zu lassen. W. empfing mich am Thore. Ich erschrack über sein Aussehen und fragte nach seinem Gesundheitszustände. Cr läugnete alles Unwohlsein. Mein Geschäft war mit Hilfe vieler bereitwilligen Hände bald get!>an und ich beeilte mich, wieder in den Wogen zu kommen. Doch die Pferde waren noch nicht angespannt; so benutzte ich die Zelt, um einige eben vollendete Veränderungen im Parke anzusehen. Da begegnete ich ihm. ^ Er ging einige Minuten schweigend mit mir. Plötzlich blieb er stehen und sagte: „Ich muß noch einmal eine Frage an Sie richten. Miß l Was lialten Sie mit Ihrem kalten, richtigen Nrtlieil von einem Manne, cer ein weibliches Wesen heirathet. während sein ganzes Herz unwiderstehlich zu einer andern hingezogen tvird?" „Er ist ein Schurke!" rief ich in überwallender Erbitterung; „ich habe keine Worte für die Verachtung, die ich gegen einen solchen Menschen hegen würde." Seine blasse Wange wurde noch bleicher. Er schwieg, doch sagte er kurz darauf selir ruhig: „Und würden Sie ihn nicht mehr verachten, wenn er in seiner galschtieit beharrte, statt sie kühn zu gestehen, ioenn auch schon vor dem Altare?" Ein tiefer Abgrund öffnete sich vor meinen Angen und ich rief in namenloser Pein: „Mann, in Himmel? Namen, sage mir. was dies heißen soll?" Er sah mich fest an und antwortete: „Ich liebe Sie, nicht Ihre Schwester Ich frage Sie daher, soll ich sie ljeirathen oder nicht?" „Mir vergingen die Sinne und ich sank tzin. Als ich die Augen aufschlug, stand er noch vor mir. ohne mir Hilfe zu bieten. „Sie sind »ichl todt." scigte er mit derselben Rube. ..^eelenleiden tödten nicht, sonst wär' ich längst nicht mehr. Hören Sie mzch. Miß, liören Sie niei-nen Fall ganz an. denn in Ihre Hände lege ich mein Schicksal. Befeh-le» Vie mit klarem Geist und Ihrem starken Willen. Ich glaubte. Ihre dem natürlichsten Wege. Venetien zu revolutioniren. und reicht sozusagen seiner Flotte die Hand. Diese Bewegung noch dazu in einem durch die vielen Kanäle die Defensive erleichternden Operationsfelde auszuführen, bedinlst die Festhaltung eines Theiles der österreichischen Kräfte im Fe-stungsviereck. demnach eine zweite italienifche Armee am Mincio, die ohne Zweifel mit der Belagerung von Peschiera beginnen dürfte." Die Lage an der unteren Donau verwickelt sich mit jedem Tage mehr und mehr. Die Kammer der Abgeordneten in Bukarest wurde am 10. d. M. durch die Statthalterei eröffnet. Die Rede betont die Nothwendigkeit der Union. Ein fremder Fürst fei eine Garantie gegen andere Ansprüche und unsinnige Hoffnungen. DaS Schicksal deS LanoeS liege jetzt in den Händen der Abgeordneten, da zufolge der lZntscheidung des Prinzen von Hohenzollern, die Krone anzunehmen, und !>er leHten Erklärung der Konferenz, die Kammer noch einmal den Willen des Volke» auszusprechen habe. Ans Konstantinopel soll die rumenische Regierung ein Schreiben des Großvezirs erhalten haben, welches besagt, daß. wenn die Romanen fortfahren, gegen Uebereinkunft und Konferenzbeschluß aus der Einsetzung eines fremden Fürsten zu bestehen, die Pforte Gewaltmaß. regeln ergreifen müsse. — Rußland hat die Absicht, mit 150.000 Mann in den Donausürstenthümern einzurücken, sobald der Krieg in Deutschland ausbrechen würde. Der französische Minister deS Aeußeren hat eine Depesche Montholon's empfangen, welche daS Gespräch zwischen Letzterem und Seward. dem amerikanischen Äaatssekretär, wiedergibt. Als der sranzösische Gesandte bemerkte, daß Handel und Berkehr ja nach statisti-schen Nachweisen in Meziko unter dem Kaiserreiche zugenommen, sei dieS von Seward bereitwillig zugegeben worden. Der amerikanische Minister des Auslvärtigen habe jedoch hinzugefügt, daß trotz der materiellen Bor-theile. die den Bereinigten Staaten daraus erwachfen könnten, die Washing-toner Regierung ganz von dieser Seite der Angelegenheit absehe. Für die Republik der Bereinigten Staaten bleibe eS einzig und allein eine grundsätzliche Frage, die es für immer unzuläffig mache, jemals daS Kaiserreich Mexiko als solches anzuerkennen. Man ist in Paris, wenig erbaut davon, plötzlich so offen die Monroe-Lehre — „Amerika für die Ame-kaner" — in den Borderl^rund geschoben zu sehen, und wie man vernimmt. bereitet I. Favre schon eine Rede hierüber vor. die bei Gelegen» heit der demnächst bevorstehenden mexikanischen Debatte auf Beschleunigung der Abzugsfristen dringen soll, da es ja nunmehr keinem Zweifel unterliege, daß Vom Washingtoner Kabinet nie die Anerkennung Maxi-milian's l. zn erlangen sein werde. Die englische Presse beurtheilt die Ereignisse auf dem Festlande wie ein ruhiger Zuschauer und ist eben deshalb in der Lage, unparteiische Betrachtungen anzustellen. Ein Londoner Wochenblatt schreibt über die „Kriei^saussichten": „Wenn der Krieg ausbricht, so ist eS nicht unwahrscheinlich, daß Oesterreich gleich beim Beginn deS FeldzugeS Bor-thiile erlangen wird. Von den auf beiden Seiten kommandirenden Generalen hat Benedek allein große Gefchicklichkeit an den Tag gelegt. Die Ernennung des Prinzen Friedrich Karl zum Kommandanten der preußi-schen Armee dürfte in Berlin größeren Allarm verursachen alS in Wien. Ob-schon königliches Blut nicht geradezu ein Hinderniß ist, um in der Armee zu dienen, so herrscht doch im Publikum ein Borurtheil gegen die Fähig-teit eines Prinzen zum Oberbefehlshaber. Prinz Friedrich Karl hat sich vorzugsweise durch eiuige lächerliche Bulletins hervorgethan, die er bei Gelegenheit von eia paar unbedeutenden Scharmützeln im Style von Wa-gr^M nnd Austerlitz verfaßt hat. Der Ausgang deS Krieges wird freilich mehr von den Hilfsquellen der kriegführenden Parteien. alS von der Geschick- Schwester zu lieben und den alten Feind überwunden zu haben. Ich sehe sie so schön, so engelschön, und ihr ganzes Herz gehört mein — ich mußte Sie vergessen und diese lieben, aber ich betrog mich! Die lelUen Wochen gaben mir Gelegenheit. Sie ganz genau kenne» zu lernen. Ihre Schönheit. Ihr klugeS Wollen und Wirken. Ihre AusopferungSfähigkeit für Andere, für edle Zwecke traten mir näher und näher, und ich kann der Gewalt dieser Neigung mitten in meiner ManneSkraft nichts mehr entgegensehen, nichts. Alles vergebens. Lufy dagegen nichts, als ein Goldkind. lieblich, liebend, himmlisch — aber nichts von dem. waS mir in Ihnen lebendig geworden. Ich fühlte mich beffer, als ich Ihnen je erschienen sein mochte; ich fühlte mich edel genug. Ihrer Liebe würdig zu sein. Ihre schwesterliche Neigung, wie leicht hätte sie wärmer werden können, wenn ich gewarnt hätte?" „Meine Hand, mein Herz sind versagt." rief ich unter den größten Oualen. „Versagt?" rief er trostlos. „Und Sie verschwiegen eS mir? Falsch! Grausam! Unedel!" „Und Sie dürfen von Falschheit sprechen." entgegnete ich. „Sie. der Sie in ivenig Stunden mit meiner Schwester vor dem Altare stehen wol-len und mich eben mit einem Liebesgeständniß beleidigen? ES kann nur ein auj^enblicklicher Wahnsinn sein. Ich würde mich als Weib einer sol-chen Schwache schümen, und Sie schämen sich Ihrer als Mann nicht? Achten Sie mich, sich selber, meine Schwester! Beherrschen Sie den Augen-blick! Meiner Schwester Schicksal ist an daS Ihrige gebunden. Mit dem heiligen Verhältniß, das Sie mit ihr vereinigt, wird der Wahn schwinden." „Es ist kein Wahn," versetzte er ruhig, „es ist schreckliche Wirklich-keit. gegen welche ich meine Kraft erschöpft habe. Mein Geist fühlt sich jetzt schon zerrüttet und ich kann, ich darf — darf mein und chr Unglück nicht freventlich vollenden durch diese Heirath." „Und Sie? O mein Got». sie stirbt, wenn Sie die Unglückliche ver-lassen! Sie können. Sie werden'S nicht. Sie ist nur zu gut. zu rein, zu wahr sür Sie!" „Und mit diesem Urtheil und wohl wissend. waS Sie thnn. ralhe« Sie noch zu dieser Verbindung? Ich dachte. Sie müßten dieses reine, zarte Wesen wegreißen von einer so schrecklichen Bestimmung. Denken Sie nnr einen Augenblick nach nnd dann entscheiden Sie. Verlangen Sie eS. so heirathe ich Lusy; aber bedenken Sie. daß Ihr Bild immer zwischen lichkeit der Generale abhängen. Schließlich abkr wird wobl jene Macht im Bortheil bleiben, die gleich tieim Beginne des Kampfes vvn dem Objekte desselben — den Herzogthümcrn — Besitz ert^reifen wird." „Das Vaterland ruft!" Marburg. 17. Mai. So klingt eS nun in der Stunde der Gefalir auch von Lippen, über welche dieses tiohe, Heiliste Wort selten, oder nie gekommen. Jetzt auf einmal spricht man vom „Altar dtS Baterlandes." und fordert uns auf. Gut und Blut zu opfern. Die Scholle, auf welcher der Mensch unter Schmerzen geboren worden. wo er „aufgewachsen." wo er. gehindert in der Entwicklung seiner Anlagen, gehemmt in jeder Bewegung, nicht lebt, sondern nur ein kümmerliches, sorgenschweres, unsreies Dasein fristet — diese Scholl«- ist kein Vaterland. Was sich Gutes und Schönes mit dem Namen „VUer" untrennbar verknüpft: die Liebe, welche das 5rind hegr und pflegt, welche den Knabrn durch sinnige Spiele auf den Emst des Lebens vorbereitet, welche die Krüste des Jiinglings allmahlis^ zur Entfaltunl^ bringt und vor dem selbstständigen Sohne die letzten Schranken der Bormundschaft fallen läßt, um in freier Bereinigung mit ihm für des HauseS Wohl zu rathen und m thaten — dies Alles fordern wir von dem Lande, welches wir „Baterland" nennen sollen. Also: der Boden, auf dem wir das „Licht- der Welt erblickt, auf dem wir „erzogen" worden, auf dem wir im Besitze all' der Güter uns befinden, welche dem Leben erst Werth und Würde verleihen - der Bo-den, auf dem wir nach diesen Gütern wenigstens ringen können — dieser Boden ist das Baterland. Gelobt nicht allein, ein solches Baterland schaffen zu wollen. gebt uns sichere Bürgschaften^ daß diese Versprechungen erfüllt »Verden — ge-währt uns eine Volksvertretung mit allen Rechten, auf die wir nicht ver-zichten können, wollen wir freie Staatsbür^,er. glückliche Menschen sein — gewährt uns dies AlleS, und dann sprecht vom „Baterlande." Laßt nur einmal wirkliche Gestalt annel,mett. was bis jetzt nur ein Gedanke gewesen — laßt eS sichtbar und greifbar unter uns sein. -laßt es ftch breiten und weiten um un^< in seiner ganzen Größe und Herrlichkeit, wa» »vir jetzt nur besingen, ersehnen, wünschen und fordern — das freie Vaterland: dann bnut demselben eine Dpferstätte Wie einst der Ktirthager Hamilkar seinen neunjährigen Sohn Hanni-bal in den Tempel führte, ihn niederknien, den Altar umfassen und schwö-reu ließ: ein Feind der Römer zu sein — so wollen auch »vir unsere Jugend zu Altare des Baterlaudes füt»ren. »vollen dieselbe sch»vören lassen und selbst schwören: daS Vaterland über Alles zu lieben, seine geitlde ? su ht^fsen bis zum letzten Hauch der Seele! llnd kommt dseses Bat^r-^anv in Gefahr, dann gehorcht seinem Rufe die ganze begeisterte Juqend. geführt von Männern, die ihrem Eide treu bleiben, so wahr ilinen Gott hilft. Die RhOtnlamde «nd der Krieg. Die Kölner Stadtverordneten haben einen günfer-Ausschuß erwählt, welcher die Aufgabe hat, ein Bittgesuch an den König um Abwendung der Kriegsgefahren zu entwerfen. Die Verhandlung, welche diesem Beschlüsse vorausging, zeigt, daß die Vertretung der ersten Stadt am Rheine aus freisinnigen, pflichtbewußten Männern besteht und das fluchwürdige uns sein und in Lusy'S Armen ich Ihren Schatten umarmen »verde. „Doch ich war jedeS Gedankens unfähig. Lusy'S Bild vor mir verrathen, verlassen, hinsterbend, lodt — mein kranker Vater — meine eigene Trostlofigkeit — Richterin zwischen Betrug und Falschheit-Hände-ringend jammerte ich: „Hab-n Sie Mitleiden mit mir. W.! Nehmen Sie diese furchtbare Verantwortlichkeit von mir! Sie sind Mann, es ist an Ihnen, zu handeln und zu entscheiden. DiiS Geheimniß ist nur mir bekannt und ich werde bald in meine neue Heimath. fern von hier. abqe. holt. Meine Schwester »Verden Sic lieben lernen, wenn die reinste, vollste Liebe Ihnen irgend etwas Werth ist. Sie stirbt, wenn Sie sie verlassen. Retten Sie daS herrliche Kind, retten Sie sich, retten Sie uns alle von dem namenlosen Unglück!" „Sie haben mich getäuscht." antwortete er düfter. „Sie haben offenbar nicht an die Folgen Ihrer Entscheidung gedacht. Ich sagte Ihnen, daß ich am Eingang zum Wahnsinn stehe." „Das ist unmännlich," rief ich entrüstet und fassungslos. „Wir sind allemal wahnsinnig, wenn Leidenschaft uns beherrscht, statt wir sie. Beru-higen Sie sich, gebieten Sie mit männlicher Entschlossenheit Ihrem Herzen Gehorsam. Sie als Mann fühlen sich zu schlvach und schieben einem schwachen Mädchen deehalb die Entscheidung zu. Das dürfte mich wahnfinnig machen. n»cht Sie. Ich werde zum Himmel flehen, daß er mich vor Wahnsinn schütze und Sie, mehr kann ich nicht." Mit diesen Worten verließ ich ihn. Zu Hause umdrängte man mich wegen meines zer-störten Aussehens; ich schützte Kopfschmerzen vor und »voUte nllein sein. Doch Lusy, hüpfend und strahlend in Freude, bat mich leidenschastlich. nicht krank zu werden zu ihrem schönsten Feste und folterte mich auf eine Weise, die ich nie vergessen »verde. „Nach tiner schlaflos durchweinten Nacht war Alles im Hause in freudigster Geschäftigkeit und ich »vurde n»it Fragen und um Befehle bestürmt. die ich heute zum ersten Male nicht beantworten konnte. „Nach 2 Uhr war alleS in Ordnung. Lusy strehltc in Seide. Sam-met und Perlen, doch viel herrlicher in Ihrem Glücke. Mun wartete nur »och auf den Bräutigam. Es wurde öfter und öfter gefragt, ob er angekommen sei. Endlich schickte der Bater hinüber. „Ich hielt eS nicht »n der Gesellschaft aus; alle meine Glieder zit-terten. Ich suchte nach Fassung in einem abgelegenen Zimmer. Endlich schickte der Batrr «ach mir. Mit Mühe erreichte ich ihn uitten. Der Bote stand »och da und sagte stumpf: Ja hören müssen s Lie s doch em-«al: er hat fich erstochen! Beginnen deS Grafen Bismarck im eigenen Lalide erkannt und verdammt wird. Roggen meint, »venn der beantragte Schritt vereinzelt bleibe, werde er allerdings erfolglos sei»; eö stehe al!er zu erwarten, daß er zahlreiche Nachfolger finde, und dann werde er nicht vergeblich sein. Böcker schil-dert die bereits auf der Bevölkerung lastende Noth. Gelder »vürden aus der Sparkasse zurückgezogen, und schon trachte man. sich alles Papiergel-des zu entledigen; da keine Kammern vorhanden, seien die Städte berufen. die Bitten und Wünsche des Volke« geltend zu machen, und es sei zu er!varten, dliß alle Städte sich dem Schritte der Stadt Köln anschließen würden. Der drohende Krieg werde dem Vaterl.^nde nur Unglück bringen, und gehe auS von einem Ministerium, das vom ganzen Lande Verläugnet werde Elassen-Kappelmann erklärt. Preußen sei isolirt. weil eS nicht das Rechte »volle; ivmn Preußen unter der Lritung eines liberalen Ministeriums stände. dann »vürde ganz Deutschland dieser Leitung gefolgt sein, und Schleswig Holstein würde sich gern mit ihm vereinigt sehen. Es sei jetzt Pflicht, um die Achtung des Rechtes, um die Erhaltung des Friedens zu bitten. Der »virkliche Feind Deutschlands stehe auf der Lauer, und gerade dieS sei es. was das Volk drücke; wenn die Politik des jetzigen Ministeriums siege, hätte es mit der Berfassung ein Ende; umsomehr sei es daher Pflicht, dieser Politik entgegenzutreten: man habe gesagt, der König sei älter als »vir. er werde die Sache besser »rissen; der König könne aber unmöglich wissen, »vie die jetzigen Zustände in das Bürger-thum eingreifen; auch kenne er die Stimmung nicht, denn eben um diese kennen zu lernen, »volle er den Landtag einl»erufen lassen; man halte die Vorstellnngen für vergeblich; dieS dürfte aber uicht abhalten, die gebotene Pflicht zu erfüllen. Hiefür spräche aber noch ein anderer Grund : andere Städte würde»» dem von Köln gegebene Beispiele folgen; es »vürde hie-durch vielleicht die Bildung eines Städtetages angeregt, den andere Pro-vinzen schon hatttN, die Rheinproviuz aber nicht. In der Hauptsache empfiehlt (blassen schließlich die blildmöglichste Anfertigung einer Petition und deren Absendung an den König durch eine Deputation. Böcker ist für den schleunigen Enttvurs einer Petition; er gibt zu. daß mau auch in '^^erlin eine Ansicht von der Lage des Landes habe, aber auch durch »v^lche Brille! Die thatsächlichen Verhältnisse könne man dort nicht sehen, »vie man sie liicr seh^'; Loyalitätsmänner liätten dem Könige vorgespiegelt, laß das Volk ganz airders gesinnt »vare, wie seine Abgeordneten; ivenn eö sich jetzt nin einen Krieg für Freiheit und Unab-hängigkeit des V.iterlandes handle, dann werde das Volk freudig sein Alles opfern; aber jetzt könne von einer Begusterung keine Rede sein Zt. Baudri ist für den Antrag, weil er es für Pflicht hält, fich über die bedauerliche Lage des Landes offen auszusprechen. Noch eine andere Meinung falle schwer inS Gewicht, die. daß die Rlieinländer schließlich die Zeche zu bezahlen haben würden. Wie vor 200 Jahren dns Elsaß von Deutschland losgerissen worden, so stehe ein gleiches Schicksal im Falle des Krieges auch für die Rhrinlande zu befürchten, und »vie man im vorigen Jahre der Bereinigung mlt Preußen gefeiert, so sei es unseren Nach-kommen vielleicht beschiedcn. ein Jubiläum der Bereinigung mit Frank-reich zu feiern. Die Rheinlande wollen aber deutsch tileiben, und des-halb wollten sie auch keinen Krieg Deutscher gegen Deutsche, und an den Vertretern der größten Stadt der Rheinlande sei es. voranzugehen, und ihre Stimme zu erheben. Man habe die Betvohner der Rheinlanl^e oft genug vordächtigt. daß sie keine Patrioten seien. Jetzt sei die Gelegenheit da, sich patriotisch zu erweisen; die Rheinländer wollten zur Krone stehen. „Ein durchdringender Schrei hielt mich aus im Umsinken. Lusy war mir gefolgt und hatte die Worte ohne irgend eine Vorbereitung vernom-meu. M»t furchtbarem Kreischen, fliegendem Haar und »vilden Sprüngen stürzte sie davon. Mit Mühe eingeholt und mit Ge»valt in ein Zimmer z»lrückgkbracht. kämpfte sie mit der Kraft deS Wahnsinns gegen starke Äliännerhände. Ein entsetzlicher Anblick: eben noch die strahlende, ätherische Braut, jetzt mit dem volllteli Schmucke von Gold und Perlen und Seide beinahe siegreich im Waknsinn gegen die stärksten Männer kämpfend und Perlen und Goldgeschmeide um sie her fliegend. „Der Wahnsinn hat sie seidem nie verl^issen. Sie ist alle Tc'ge dieselbe, früh ein glückliches. bräutlicheS Kind. i>.)ren Brautschmuck ordnend und sich ankleidend, ohne eine Ahnung von Zeit und langen Jahren Ich vermählte mich, meine Kin^^er wuchsen heran und immer noch rüstet sie sich jeden Morgen zum Empfange des Bräutigams. Mein.n Mann und meine Kinder hält sie unter keiner andern Beziehung. Abends, wenn ihre unglückliche Stunde kom»nt. gehe ich zu ihr und — erziehe sie. Sie folgt mir jetzt uno tobt nicht mehr und betet mir willig Tröstungen der Religion nach. Daß er aus Mangel an früher Erziehung des Willens unterging. habe ich nicht zu verantworten: aber daß sie untlr der Wucht deS Schicksals^toßes zusammenbrach und die Freiheit üt^er ilire Siele verlor, lastet e»vig auf mir. Ich hatte die Pflichten einer Mutrer und der Schule ^gen sie; ich ließ sie gewähren und »hre Neigungen auf»vachsen ohne den l^chlveiß des Gärtners. Wir Alle sind nichts ohne Er^ie!zung. d. h. geschulte Herrschaft über unser Wissen und Wollen. In den untern Klaffen läßt man ungehindert böses Beispiel wirken, ohne dem Weizen der Seele Raum zum Wachsthum zu lassen; in den höheren glaubt man den Kin-dcrn eine „freie" Erziehung zu geben, wenn man ihnen die Mühe erspart, sich an Gehörs.,m gegen die höheren Willensgesetze zit gewöhnen. Unsere Versuche, sie zu trösten, klantien uns selbst ziemlich nichtig, so daß »vir sie bald aufgaben und schweigend zusahen, wie sie langsam und edel, jetzt mit dem vollen, ruhigen Auedruck it)rcs großen Schmerzes »n Augen und Gesicht davonging. Wir, ich und mein Fi^eund. stritten uns noch lange, ob die Liebe noch unter llmständen das Recht Hube. Menschen wahnsinnig oder todt zu machen. Er verneinte es durchaus und »rar aanz besonder? böse auf das gelddeberrschte. industrielle England, wo gerade noch verhältnißmäßig die meisten weiblichen Wesen nach tem Urtheil der Todtenrichter an ^gebrochenen Herzen" sterben. wollten aber auch, d-iß die Krone zu ihnen stehe. Deshalb für Petition und Deputation. Justizrath Esser verspricht sich wenii^ Erfolg von dem dicSseitig.n Borgehen. :vcnn ein gleiches nicht allgeniein in Prcußcn stattlmbe, ist aber für die Petition. Preußen habe die Verpflichtung, zu soriicn. dast die Kriegsgefahren abgewendet iverden. denn ganz Europa sei darüber einig, daß der Ursprung des Konfliktes in Prcuven zu suchen sei. lvrnn auch auf der anderen Seite etwas mehr Nachgiebigkeit zu wünsch,'» gewesen wäre; ein englischer StantSmann habe dieser Tigc mit Recht gesagt: die nationale Ehre gebiete den Krieg nicht, aber die ncition^ilen Interessen verbieten ihn; dtr Redner erklait schließlich, die Ttadt Köln dürse nicht schweigen; schon sehe man jetzt eine Unmassc von Elend, das bereits über uns gekommen, und in drei Wochen würde dasselbe vielleicht gar nicht mehr zu bewältigen sein." — Erfolg wird dieser Schritt beim König wohl nicht den geringsten haben: die Lenker unserer Geschieke aber sollten die Stimmung der Rhein-lande in den Kreis ihrer Berechnungen zieiien und gegen Bismarck, der uns alle Erb' und Todfeinde auf den Hals hetzt, rücksichtslos ver fahren. Marburger Berichte. (E i ne R ä ub erba n d e.) In der Nacht vom 16. aus den 17. Mai drangen in der Pfarrgemeind? Frauheim, hoch droben auf dem Ba-cher, fünf Räuber in ein Haus, banden die Insassen, und schleppten alle tragbaren Gegenstände mit sich fort. Diese Räuber waren bewaffnet und hatten, um sich unkenntlich zu machen, sich theils vermummt, zum Theile aber auch die Gesichter geschwärzt. (Unglück o de r Ne r b rech en?) Borgestern Nachmittag ereig. nete sich in d^ Nemeinde Wolfsthal bei Jahring ein merkwürdiger.To-dessall. Der Sohn eines WinzerS. Schuster Karl Flaccus. dreißig Jahre alt. ein gerichtsbekannter Dieb, gefürchtcter Raufer und Trunkenbold, zog am Tage vorher mit einem Urlauber von einem Wirlhshauft zum nn-dern und kehrte erst gegen Mitternacht in seine Wohnung znrüek. Mor» gens klagte er über Unwohlsein und mußte sich erbrechen: auf dcm rechten Stirnhöcker gewahrte man eine leichte Hautabschürfung und auS dem Ohre floß Blut. Der Kranke starb Nachmittag um 3 Uhr. Möglich, daß Karl FlaccuS in seinem Rausche gefallen und sich verletzt, oder daß er mit seinem Kopf irgendwo angestoßen: möglich aber auch, daß ihn daS Schicksal ereilt, welches er vorhergesagt, indem er sich einem besorgten „Freunde" gegenüber aussprach: „Mein Tod wird sein: ich komme ein-mal in eine rechte Rauferei und es wird mich Einer erschlagen." — Die Untersuchung wird das Nähere wohl ermitteln. (Sängerfahrt.) Wir freuen uns, Nachrichten über daS Aufblühen des Gesangwesens bringen zu können. St. Lorenzen in der Wüste hat den rühmlichen Anfang gemacht, die kunstgemäße Pflege des Liedes auf das Land zu verbreiten und hat zu diesem Zwecke einen Berein gebildet. Der Ausschuß desselben ladet nun in freundlichster Weise die Südbahn-Liedertafel zu einer Sängerfahrt ein. Diese wird am Sonntag mit dem Morgcnzuge der Kärntnerbahn angetreten: die Heimkehr ist auf den Abend des nächsten TageS festgesetzt. Teleftraphischer Wiener Cours vom l7. Mai. b«/, MetalliqueS.....Ü7.3S ^ Kreditattieii........125.40 5'/. Stational'Anlehen.... 62.— > London.........127.— 1860er Staats-Anlehen . . . 69.40 j Sitber.........12V.— Bankaktien....... 667.— ! K. K. Miinz-Dntaten .... 6.05 /lkllndllchtl Alischitd. Zur Dienstleistung bei der Armee berufen, habe ich Marburg heute verlassen. — Da bei der Kürze der Zeit eS mir nicht gegönnt war, von allen während meines Ausenthaltes in der so liebgewordenen Stadt gewonnenen Freunden persönlich Alischied zu nehmen, so ergreife ich an-mit den Weg der Oeffentlichkeit. um freundliches Andenken mit dem Beifügen ersuchend, daß ich die Zeit meiner hierortigen Anwesenheit und des mir zu Theil gewordenen ZuVorkommens nie vergessen werde. Wrii)l C)ibalka. 193 gewesener MagazinS-Borstand. ZNaril! Heuineyer, Marburg, .Hauptplatz, Eck der Draugaffe Nr. 8V, empfiehlt sich zul' Erzeugung aller Gattungen _ WeiHwascke, ganzer Ausstattungen, Steppereien, Herren» und Damrnhemden neuesttr /a^o« von 15 kr. bis fl. 1 .Ü0. Für solide Arbeit wird garanlirt und kann dnrch Benützung von drei Ärähmasebinen aus der wellberiihmteR anerillauischeu Nih.M«schi«e>-/«brik von Wheeltr ^ Wilson, jel^ea Auftrag auf das Zchneßste effektnireu. Auch find alle Gattungen Herren-Hemden von 90 kr. bis fl. 5, sowie Kattien von 60 kr. bis fl. 2 am Lager. (192 Alle» »eine» /reinde« und >ekan»te« ein herzliches Lebewohl. 194) Alois AraH, Feldwebel. Wohnung. (191 In der Grazervorstadt unweit des Bahnhofes ist eine vollständig eingericktete Wohnung für die Zeit vom lS. Mai bis Ende September 1866 zu vermiethen. Näheres im Eomptoir dieser Zeitung. iM Gin Gewölbe ist am Burgplatze vom 1. Zuli an zu vergeben. Nähere Auskunft im Hause Nr. 7 daftlbst. Nr. 3809. Lizitatious-KllnilmachllW. (178 Zur Vergebung der Verführung von zirka 1000, zur Straßen-Konservirung bestimmten Schotterprismen ü 40 Kubik-Seduh auf die St. Leonharder. Jahringer. Langenthaler. Platscher. Witscheiner und St. Oeorqner, dann auf die über den Iodelberg nach St. Lorenzen sülirenden Bezirksstraßen. werden am BS. und HA. Mai d. I. jedestnal um 10 Uhr Vormittags angefangen, bei diesem Bezirksamte Minuendo-Lizitationen vorgenommen werden; wozu an Unternehmungslustige die Einladung mit dem Beifügen ergeht, daß die Lizitations Verhandlung für die zlvei erstbenannten Straßen am 25.; für die fünf letztbesagten aber am 26. stattfindet. Vom k. k. Bezirksamte Marburg am 24. April 1866. Der k. k. Bezirkvorsteher: Arailza. Ein Gasthaus in St. Lorenzen in dtr Wüste ist auf .Jahre zu verpachten. Auskunft beim Eigenthümer. Haus-Nr. 7'» daselbst. Zu Firmmgs Geschtnkm (ISS empiieklt Soliwlä in I>»rhiir5 sein ivoklsssortirtvs Oarniltik ein dei 8t0ek- unll ?enäel-IIKrvn .lakre. iZ^Dekanntmachvkg.^- Binnen L(s^agen wird daß ^anze Lager fertiger Leinenwäsche ür Herren. Damen und KindM in allen erdenklichen Größen im Eenträl»Devot der ersten «nd größten veinenwAsche-Niederlage und NAHanstalt in Tuchlauben Nr. Ii, zur Hälfte de» früheren Preise» verkanft. Für die Echtheit, Reinheit, schönste Machart nnd paffende Ka^on wird gebiirgt und wird jede» Stiick. welches nicht besten» paß, oder ton-^ venirt. retour genommen. Fertige Herrenhemde«, beste Handarbeit: Weißgarn-Leinenhemden. glatt . . . anstatt fl. 3.— nur fl. 1.50 Keiuere Sorte mit Kaltenbrust . . . anstatt st. 4.50 nur fl. 2.S0 anstatt fl. anstatt fl. 6.— nur fl. 2.80 7.5d^^fl7^j^5ö anstatt fl. 10.— nur fl. 4.S0 Keine Irländer oder Rumburger Hemden Feine Rumbnrger Hemden. Handgespinnst Allers. Rumb. 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Feinste Leinen-HtnmMutn^se» fl. 1.20, 1.50; feinste Rumburger 2.20. Irländer Weben 48 Ellen. . . anstatt fl. 34.— nur fl. 17.—, Feinste Irländer o. Rumburger 50 Ellen anstatt fl. 60.— nur fl. 24.—! Tute Leinen Sacktücher, da» halbe Dutzend fl. 1^, 1.50, ^-^^bi» fl^.—' Feinste Sacktiicher, auch in Leinen-Batist, da» halbe Du^nd fl. 2—2.50 Fiir Echtkeit und Reinheit der Waare wird gebürgt.^W ! Hemden, welche nicht besten» paffen, werden retour genommen. Musterzeichnungen werden auf'Berlair Ii zugesendet. Bestellungen an» den Provinzen I geqen Nachnahme. Bei Bestellungen von Herrenhemden bittet man um I Angabe der Halsweite. __^ Nät»tre» (187' Eisenbahn-Fahrordnung für Marburg. «»« «ien: «,ch l,!«»: «bsahrt: 6 Uhr 19 «in. Früh. Abfahrt: 8 Uhr 15 «i». ^h. 0 Uhr 4« Min. Abend». 9 Uhr 2 «i». Ahk,d«. Nach Billach: Al>fahrt: 9 Uhr Früh. Eilzug verkehrt von Wien «ach trieft und v«» Trieft >«ch Wien Dienstag. Donnerstag und Samstag. Nach Vien: Nach Trieß: Adfatikl: 2 Udr »6 Min. Mittag». Abfahrt: 1 Ul»e 52 «i> Mittag«. Ver»»tw»etl»cher Redatteur: Fr«>z ttle»ttzaler. Druck u>d Verlag «»»»rd Ianschitz i» Marbnrß.