Carl Winter’s Uriversitatsbuchhandlung* in Heidelberg*. Soeben beginnt zu erscheinen: Hegels I.eben. Merke nnd Lelire von Kuno Fischer. Zweite Auflage. — Zwei Bande. Der seit liingerer Zeit vergriffene Hegelband aus Kuno Fischers Geschichte der neueren Philosophie erscheint in zweiter Auflage und, um die Anschaffung zu erleichtern, in Lieferungen von 5 Bogen (80 Seiten) zum Preise von 2 Mk. fiir die Lieferung. Das Werk wird in etwa 16 Lieferungen abgeschlossen sein und in etwa 1*/ž Jahren fertig vorliegen. »Jedenfalls bat Kuno Fischers Methode den Vorteil, daG sie jedes philosophische System mit der ganzen Wucht geschlossener Einheitlichkeit zur Wirkung bringt: und damit hatseine «Geschichte» mehr als einmal bestimmend in den Gang der Wissenschaft selbst eingegriffen. Das erstemal geschah dies durch seinen «Kant». Dieses Werk, das in der seitdem ins unermeGliche angeschwollenen Kantliteratur noch heute und fiir immer die hervorragendste Stelle einnimmt, hat zweifellos am einfluGreichsten die Bevvegung des Neukantianismus ausgeldst, welche die letzten Jahrzehnte der Philosophie des 19. Jahrhunderts in Deutschland und liber dessen Grenzen hinaus bestimmt hat. . . . Und ahnlich ist es zum zweitenmal mit der Auferstehung der Ilegelschen Philosophie ergangen, die Kuno Fischer 1901 mit den abschlieGenden Banden seiner «Geschichte der neueren Philosophie« eingeleitet hat: auch hier, als die Zeit erfiillt, als ihr in heiGer Leidenschaft ringendes BewuBtsein vvieder reif war, den Segen des historischen Denkens an sich zu erfahren. Aber auch hier wies Kuno Fischer den rechten Weg, wenn er in seiner Darstellung den auGeren Scholastizismus der dialektischen Form ebenso wie die metaphysische Uberspannungdes logischen Prozesses zurucktreten und dafiir um so deutlicher die groGartige Bemeisterung hervortreten lieG, welche in dieser vornehmsten Kulturphilosophie der Ideen- gehalt der Geschichte gefunden hat.“ (Wilhelm Windelband in seiner Geddchtnisrede auf Kuno Fischer Heidelberg. 1907.) Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie mit einer Hegel-Bibliographie von B. Croce Deutsche, vom Verfasser vermehrte Ubersetzung von K. Biichler Heidelberg 1909 Carl Winter’s Universitatsbuchhandlung Verlags-Archiv Nr. 800. 97326 Alle Rechte, besonders das Recht der Ubersetzung in fremde Sprachen, werden vorbehalten. Vorwort zur italienischen Originalausgabe. zGleichzeitig mit diesem Bandchen erscheint bei demselben Verleger die Enzyklopadie der philosophi- schen Wissenschaften von Hegel, —■ meine Uber- setzung fiir die Sammlung Classici della filosofia mo¬ derna, die von mir und meinem Freunde Prof. G. Gentile publiziert wird. Nach dem Plan dieser Sammlung sollen die Ein- leitungen zu den einzelnen Texten rein philologischen Charakter haben; und jede Erorterung kritisch-philo- sophischer Art bleibt vollkommen ausgeschlossen. Aber ich habe dem Verlangen nicht widerstehen kbnnen, die kritisch-philosophische Einfiihrung zu dem Werke Hegels, die sich in meinem Sinne gebildet hatte, niederzuschreiben; d. h. eben meine Art, den Wert und die Mangel jener Philosophie zu sehen. Und weil ich, wie es ganz natiirlich ist, keinen Augen- blick daran gedacht habe, das von mir selbst fest- gelegte Gesetz zu verletzen, verofientliche ich jetzt diese meine Niederschrift nicht als Einleitung, son- dern als Buch, das ganz fiir sich steht. Dies soli den Zweck, die Anlage und die Gren- zen vorliegender Abhandlung erklaren. In der Hofinung, dafi die Ubersetzung der Enzy- klopadie und diese meine kritischen Untersuchungen dazu beitragen konnten, das Studium eines solchen riesengroBen Denkers, wie Hegel einer war, in Italien zu erwecken, lasse ich rheiner Schrift eine Biblio- i* IV Inhalt. graphie von Hegels Werken sowie der Arbeiten liber ihn folgen. Sie ist entstanden aus einer Reihe von Notizen, die ich zuerst fiir meinen persbnlichen Ge- brauch gemacht hatte, und ist sicherlich weniger, als was zn einer vollstandigen Hegelschen Bibliographie gehorte; aber immerhin ist es etwas mehr als die bibliographischen Auslesen, die man bis jetzt besitzt. Neapel, im Marž 1906. B. C. Inhaltsangabe Seite Vorwort .III Ubersicht .VII I. Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze . 1 II. Erlauterungen zur Geschichte der Dialektik . . 28 III. Die Dialektik und das Verstandnis der Wirklichkeit 43 IV. Die Verkniipfung der Unterschiede und die falsche Anwendung der dialektischen Form ..... 64 V. Die Umwandlung der Irrtiimer in besondere Be- griffe und Stufen der Wahrheit (der Aufbau der Logik) .82 VI. Die Umwandlung der besonderen Begriffe in philo- sophiscbe Irrtumer. 1. Die Kunst und die Sprache (Asthetik) . . 98 VII. —. 2. Die Geschichte (Idee einer Philosophie der Geschichte) .109 VIII. —.3. Die Natur (Idee einer Philosophie der Natur) 122 IX. Der Aufbau der falschen Wissenschaften und die Anwendung der Dialektik auf das Individuelle und das Empirische .141 X. Der nicht iiberwundene Dualismus.155 ' XI. Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Ge- danken. —■ Schlufi. 164 Akrili einer Hegelschen Bibliographie: Erster Teil: Werke von Hegel: I. Vom Verfasser veroffentlicht .178 II. Vollstandige Ausgabe der Werke und teihveiser Wiederdruck derselben.181 III. Einzeln veroffentlichte Schriften. 186 IV. Auslesen.187 VI Inhaltsangabe. V. Ubersetzungen: Seite a) italienische.187 b) franzSsische.189 c) englische.190 d) spanische.192 Zweiter Teil: Literatur liber Hegel. I. Deutsche Literatur: a) Biographie.193 b) allgemeine Abhandlungen.194 c) iiber die Logik.201 d) iiber die Asthetik.203 e) uber die Ethik und Rechtsphilosophie . 204 f) iiber die Religionsphilosophie .... 205 g) iiber die Psychologie.207 h) iiber die Geschichtsphilosophie . . . 208 i) iiber die Naturphilosophie.208 k) iiber die Geschichte der Philosophie . 209 l) Verschiedenes.209 II. Italienische Literatur.211 III. Franzosische Literatur.218 IV. Englische Literatur.222 V. Andere Literaturen .227 Ubersicht, i. Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. Das Gebiet Hegels : Die Logik der Philosophie. — Die Schwierigkeit, der dieser Begriff begegnet. — Grund- ziige der logischen Lehre Hegels. — Aber wir werden uns auf den wichtigsten und strittigsten Punkt be- schranken : Die Dialektik oder das Problem der Gegen¬ satze. — Die Unterschiede und die Gegensatze. — For- derung der Einheit in dem Widerstreit der Gegensatze. •— Einseitige Versuche, das Problem zu Ibsen. — Unmbglich- keit, es zu beseitigen. — Der urspriingliche Gedanke und das Denken der Gegensatze. — Die Poesie und die Er- scheinung der Wirklichkeit. — Forderung einer logischen Form, entsprechend der asthetischen Form. — Die Ent- deckung Hegels : Die Synthese der Gegensatze oder die Dialektik. — Wahrheit dieser Lbsung. — Unmbglichkeit, anders zu denken. — Die positive Dialektik und die nega¬ tive Dialektik. — Die Vervvirrung zwischen den zwei Dialektiken und der folgerichtige Einwurf wegen der Un- fruchtbarkeit der Dialektik. — Die falsche Idee von Logizitat und der Einwurf wegen des ungehorigen in¬ tuitiven Elements, das von Hegel eingefiihrt wird. — Der Einvvurf wegen der Verriicktheit, von der die Wirklichkeit ergriffen scheint infolge der Dialektik. — Der Einwurf, dafi Hegel den Grundsatz der Identitat venvorfen hatte. ■— Was Hegel jedoch zuruckweist, ist die falsche Antvendung des Satzes von der Identitat. — Die Dialektik ist der Triumph des richtig verstandenen Grundsatzes der Identitat. VIII Ubersicht. II. Erlauterungen zur Geschichte der Dialektik. Die Geschichte des dialektischen Grundsatzes und die allgemeine Geschichte der Philosophie. — Vorganger der hegelschen Entdeckung. — Ženo und die Dialektik der Bewegung. — Heraklit und das Werden. — Die dialek¬ tischen Dialoge Platos. — Gnostiker und Neuplatoniker. — Nikolaus von Cusa und die coincidentia oppositorum. —■ Giordano Bruno. — Jakob Bohme. — Die Dialektik und iie Philosophie nach Cartesius. — Streiflichter bei Vico und Hamann. — Die kantische Revolution : Dialektische Keime in der Philosophie Kants. — Fichte und Schelling. -— Fortschritt Hegels iiber Schelling hinaus. — Die Uber- legenheit und Urspriinglichkeit von Hegels Gedanken, der die Gesichtspunkte seiner Vorganger umfaBt und ver- bessert. III. Die Dialektik und das Verstandnis der VVirklichkeit. Hegel als tatsachlich dialektischer Denker. — Die Riickeroberung der Einheit und Fiille des Wirklichen. — Die Kritik der falschen Unterschiede und der falschen Gegensatze : des falschen Unendlichen und des Dinges an sich. — Die Synthese der wahren Gegensatze. — Das Negative als Triebfeder des Wirklichen. — Die Gleich- setzung des Verniinftigen und des Wirklichen. — Uber- vvindung des Optimismus und des Pessimismus. — Dra- matisches und tragisches Verstandnis des Lebens. — Hegel rechtfertigt nicht das Bose, sondern die Funktion des Bbsen. — Polemik gegen die MiBvergniigten, die Humanitatschtvarmer, die Tugendprediger. — Die „Ko- modie der Tugend“. — Die Leidenschaften des Menschen und die „List der Vernunft". — Die groBen Menschen. — Das Verstandnis Hegels ist jenseits der politischen Parteien; aber es ist die verniinftige Unterlage jeder wahren Politik. — Folge der Synthese der Gegensatze und der Zerstbrung der falschen Gegensatze : Die Wichtig- keit, die im Systeme Hegels der Geschichte gegeben tlbersicht. IX wird. — Die ganze Geschichte wird heilige Geschichte. — Verneinung der Transzendenz : Irreligiositat und zugleich tiefste Religiositat des Systems. — Vergleicli mit Giam- battista Vico. —■ Vico und die Religion. — Vico und der geschichtliche Sinn. — Die »List der Vernunft" Hegels und die „Vorsehung“ Vicos. — Die „Phanomenologie des Geistes“ und die „neue Wissenschaft“. IV. Die Verkniipfung der Unterschiede und die falsche Anwendung der dialektischen Form. Trotz des groben Elementes von Wahrheit, das oben dargelegt wurde, doch Mibtrauen und Widerstreben, das Hegels System erregt. — Das Widerstreben ist begriindet ; und wird nicht durch die geschichtlichen und natur- wissenschaftlichen Irrtumer Hegels erklart oder mit ahn- lichen kleinen Ursachen. — Die Ursache des AVider- strebens mufi in einem philosophischen Irrtum bestehen. — Ganz richtig ist er, was die Methode betrifft, in seiner logischen Lehre gesucht worden. — Aber der Irrtum steckt nicht in der Dialektik. — Die Theorie der unter- schiedenen philosophischen Begriffe. — Die Unmoglich- keit, sie mit der klassifizierenden Methode der Natur- vvissenschaften zu ordnen. — Hegel und nicht Herbart ist der wahre Kritiker der Lehre von dem „Seelenver- rnogen". — In der philosophischen Logik wird an die Stelle der Theorie der Klassifizierung die ,,Theorie der Abstufungen“ gesetzt. — Geschichtliche Vorganger : Vico ; der Sensualismus und Condillac; Fichte; Schelling und die Methode der „Potenzen“. — Vergleich zvvischen der Verkniipfung der Unterschiede und der Synthese der Gegensatze, zvvischen der Theorie der Abstufungen und der Dialektik. — Tiefe logische Differenzen zvvischen den beiden Beziehungen. — In der Theorie der Abstufungen fehlt die Verneinung oder der Widerspruch, der zu der Theorie des Begriffes im allgemeinen gehbrt. — Irrtiim- lichkeit, das dialektische Fortschreiten auf die unter- schiedenen Begriffe zu iibertragen. — Hegel vermengt die X Ubersicht. beiden Theorien und verfallt in den Irrtum, die Dialektik der Unterschiede vorzunehmen. — Das ist der erste groBe Fali eines MiBbrauchs der Dialektik, der sich bei ihm findet. — Beispiele der Verwirrung. — Von diesem Irr¬ tum leiten sich alle anderen Fehler des Svstems her. V. Die Umwandlung der Irrtumer in besondere Begriffe und Stufen der Wahrheit. (Der Aufbau dei’ Logik.) Doppelte Folge der falschen Anvvendung der dialek- tischen Form : 1. Die philosophischen Irrtumer, in be¬ sondere Begriffe vertvandelt (Logik); 2. Die besonderen Begriffe, in Begriffe philosophischer Irrtumer vervvandelt (Asthetik, Geschichtsphilosophie, Naturphilosophie). — Der Begriff des fortschrittlichen Irrtums. — Erlauterung : Der Fortschritt besteht nicht im Irrtum, sondern in dem Teil Wahrheit, der dem Irrtum anhangt. — Der Irrtum ist der Stachel fiir das Werden des Gedankens, aber ist nicht Gedanke selbst. — Das Problem von Hegels Logik, die Kritik der ungentigenden Definitionen des Absoluten, und das heiBt : der philosophischen Systeme. — Doppelte Weise, wie diese Kritik sich entfalten konnte : 1. in einer Geschichte der Philosophie, 2. in einem philosophischen System, das zugleich die tiefen Quellen der Irrtumer zeigte. — Hegel arbeitet in der einen und der anderen Weise an der Darlegung. Die hegelsche Logik und die Metaphysik des Aristoteles. Die Geschichtsphilosophie von Hegel. — Aber wegen der begangenen Vervvirrung ver- sucht er eine dritte Art : die Ableitung a priori der Irr¬ tumer als notvvendige Stufen des Wahren. — Unausfiihr- bare Aufgabe, und folglich Willkurlichkeiten im Aufbau der Logik. — Willkiir im Anfang. — Willkiir in der Ver- kniipfung der Teile. — Bestrebungen, die sich in der „Logik“ zeigen, die zwei urspriinglichen, ihr innewohnen- den Behandlungsweisen zu finden : Spuren einer Philo¬ sophie der Geschichte ; Spuren einer Philosophie des Geistes. — Wichtigkeit des Inhaltes der Logik und Kiinst- lichkeit seiner Anordnung. — In vvelcher Weise das Buch zu lesen ist. Ubersicht. XI VI. Die Umwandlung der besonderen Begriffe in philosophische Irrtumer. 1. Die Kunst und die Sprache (Asthetik). Die zweite Folge : Die Verneinung der Selbstandig- keit von Kunst, Geschichte, Naturvvissenschaften. — Die Bedeutung von Hegels Asthetik, als einer romantischen Asthetik. — Aber die Irrtiimlichkeit seines Begriffes von Kunst. — Der Ausgangspunkt der Phanomenologie. — Es bleibt Hegel die urspriingliche und innevvohnende Form, des theoretischen Geistes verborgen, welche Kunst ist. — Das unmittelbare BewuBtsein, die erste Stufe der Phanomenologie, ist bereits intellektuelles BewuBtsein. —• Es bleibt ihm verborgen die Anlage der Sprache, und er betrachtet die Sprache als logische Form und mithin als Unvollkommenheit gegeniiber der philosophischen Wahr- heit. — Da er nicht weiB, was er mit der Kunst machen. soli, bringt er sie, im Einklang mit den Ansichten seiner Zeit, im Gebiet der Religion und der Philosophie unter. — Aber die Kunst differenziert sich fiir Hegel von der Philosophie, weil es Philosophie in sensibler Form ist und mithin unvollkommen. — Deshalb ist die Kunst ein Phanomen und stirbt in der geschichtlichen Welt aus. — Daher der anti-asthetische Charakter, den das System Hegels annimmt. — Da ihm eine Philosophie der Sprache fehlte, war es Hegel unmoglich, die aristotelische Logik, soweit sie verbalistisch ist, zu kritisieren und zu zer- storen. VII. Die Umvvandlung der besonderen Begriffe in philosophische Irrtumer. 2. Die Geschichte (Idee einer Philosophie der Geschichte). Verschieden von der Kunst setzt die Geschichte den philosophischen Gedanken voraus ; aber wie die Kunst, hat sie zu ihrem eigentlichen Gegenstand das anschauliche Element. — Gerade deswegen, Widerspruch der Idee einer Geschichtsphilosophie, als geschichtliche Ausarbeitung zweiten Grades verstanden. — Das wiirde die Aufhebung XII Ubersicht. der Geschichte der Historiker bedeuten. — Hegel mufite annehmen und nahm eine Geschichte an, die von der- jenigen der Historiker verschieden ist, und eine Ge- schichtsphilosophie mit einem a priori bestimmten Plane. — Seine Vorbehalte und seine Erklarungen hinsichtlich der Achtung, die man den Tatsachen schuldig ist, andern nichts an seinem Grundgedanken, obvrohl sie die Un- mbglichkeit bezeugen. — Beweise fiir die Verneinung der Geschichte, die Hegel vornahm. — Die Geschichtsphilo- sophie ist fiir ihn die einzig „denkende“ Geschichte. — Verachtung Hegels fiir die Historiker von Beruf. — Seine Theorie iiber die Tatsachen, die der Geschichte wiirdig sind, und iiber die umvesentlichen, die dem historischen Roman zu iiberlassen sind. •— Gefahrlichkeit dieser Unter- scheidung, wodurch logisch „alle Tatsachen" iiberfliissig erklart werden konnten, und negative Bedeutung dieser Ubenveisung an den Roman. — Infolge der Annahme einer Geschichtsphilosophie endet die Philosophie Hegels, die so starken geschichtlichen Charakter hat, mit der Ver- kennung der historischen Funktion; und aus der Schule Hegels gehen zu gleicher Zeit groBe Geschichtsschreiber und lacherliche Verachter der Geschichte hervor. VIII. Die Umwandlung der besonderen Begriffe in philosophische Irrtiimer. 3. Die Natur (Idee einer Philosophie der Natur). Schvvierigkeit, in das Wesen der naturvvissenschaft- lichen Begriffe einzudringen. ■—• Die neue Zeit und die „exakte“ Naturvvissenschaft. — Beginn der Auflehnung gegen die Vorherrschaft der Mathematik und der Natur- wissenschaften. — Aber doch, trotz der Auflehnung, be- harrt ihr alter Begriff. — Auch bei Schelling und Hegel, die sie als „Halbphilosophie“ betrachteten. — Die Losung des Streites kann nur gefunden werden in der Verkennung des rein praktischen Charakters der Mathematik und der Naturwissenschaften. — Spuren ahnlicher Auffassung bei Hegel : die Tautologie der wissenschaftlichen Gesetze; die Erdichtungen und Willkurlichkeiten; die Verneinung Ubersicht. XIII der Moglichkeit einer philosophischen Mathematik. — Spuren eines rein erkenntnistheoretischen Begriffes des Wortes „Natur“. — Die These Hegels, daB die Natur keine Geschichte babe. — Trotz aller dieser Andeutungen fahrt Hegel fort, die mathematischen und naturwissenschaft- lichen Begriffe als unvollkommene theoretische Tatsachen zu betrachten, als pbilosophische Irrtiimer, die in der Naturphilosophie zu berichtigen sind. — Unhaltbarkeit der Idee einer Naturphilosophie. — Kein vvesentlicher Unterschied zwišchen der hegelschen und der schelling- schen. — Keine engere Beziehung zvvischen dem hegel¬ schen „Werden“ in seiner Naturauffassung und dem Darwinismus. — Das Buch der „Naturphilosophie“ und seine gesunden Stellen, die in der Kritik der naturvvissen- schaftlichen und mechanischen Metaphysik bestehen. — Schwache Hegels fur die mathematischen und naturwissen- schaftlichen Disziplinen und seine Feindseligkeit gegen die Natunvissenschaftler und Mathematiker von Beruf. —■ Hegel gegen Newton. — Versuche einer unmoglichen Ver- sohnung zwischen der naturwissenschaftlichen und der spekulativen Methode. — Verlegenheiten Hegels bei dem Versuch, die naturwissenschaftlichen Kategorien zu ra- tionalisieren, und seine Ausdiiftelung des »Unvermbgens der Natur“ bei der Verwirklichung des Begriffes. IX. Der Aufbau der falschen VVissenschaften und die Anwendung der Dialektik auf das Individuelle und das Empirische. Hegel bleibt nicht bloB bei seinem Programm stehen, sonderri fiihrt auch tatsachlich eine Philosophie der Ge¬ schichte und der Natur aus. — Bei diesem Obergang zur Verwirklichung ist er gezvvungen, die individuellen Tat¬ sachen und die empirischen Begriffe dialektisch zu be- handeln. — Das ist der zweite grofie MiBbrauch der dialektischen Methode, vom ersten abstammend. — Dieser MiBbrauch, der die geschichtlichen Studien und empi¬ rischen Wissenschaften schadigt, ruft eine Reaktion her- vor. — Aber es ist zu trennen : Hegel als Naturvvissen- schaftler und als Historiker. — GroBer Wert der ge- XIV Ubersicht. schichtlichen Bilcher Hegels : ihre Ideen sind in das Erb- gut unserer Kultur iibergegangen. — Irrtumer, die aus anderen philosophischen Voraussetzungen entstehen. —• Unter diesen Vorbehalten bleibt es immer wahr, daB Hegel jenen MiBbrauch mit der Dialektik getrieben bat. — In geringerem Grade in den geschichtlichen Biichern : iiberall jedoch Beispiele von dialektischen Anvvendungen auf die Geschichte der Poesie, der Kunst und der Re- ligion und auf die Geograpbie. — In groBerer Menge in der Naturphilosophie. — Beispiele aus der Geometrie, der Erdbeschreibung, der Physik, der Botanik, der Physiologie. — Beispiele von dialektischer Anvvendung auf die em- piriscben Begriffe der Asthetik, der Logik, der Geistes- pbilosopbie. — Hegel karikiert unbewuBt seine groBe Ent- deckung. — Hegel und der Mythus. X. Der nicht iiberwundene Dualismus. Der Panlogismus Hegels kommt von seiner falschen Anwendung der Dialektik. — Logik und Metaphysik. — Anklage auf Dualismus. — Der dunkle Ubergang von der Idee zur Natur. — Verschiedene Auslegungen, die man davon gegeben bat, und die dem ursprtinglichen Ge- danken Hegels niclit entsprechen. — Der Ubergang ist nichts anderes, als die Beziehung zvvischen Philosophie und Erfahrung ; die Beziebung von Natur und Geist ist wie diejenige von Individuellem und AUgemeinem ; oder wie die von negativ und positiv; oder als empirische Unterscbeidung innerhalb der Idee. — Kritik dieser ver- schiedenen Auslegungen. — Fiir Hegel sind Natur und Geist real unterschiedene Begriffe. — Versuch, die Dualitat zu tiberwinden durch Hinzufiigung des Aus- drucks „Idee“, welche die These stellt zur Antithese »Natur" und zur Synthese »Absoluter Geist". — Ver- geblichkeit des Versuches. — Die Idee als der dunkle Grund der alten Metaphysik. — Nicbt tibervvundener Dua¬ lismus. — Grund der Spaltung der hegelschen Schule in eine Rechte und eine Linke, die erstere theistisch, die zweite materialistisch. — Der Gegensatz der beiden Schulen war bereits in Hegel selbst. Ubersicht. XV XI. Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. Schlufi. Welche Aufgabe den Kritikern und Fortsetzern Hegels zugefallen ware : den neuen Begriff des Begriffes und die Synthese der Gegensatze beizubehalten und auf Grund derselben den Aufbau des Systems noch einmal vorzu- nehmen. — Die hegelsche Schule versagt bei dieser Auf¬ gabe, und trotz ihrer verschiedenen Richtungen beharrt sie immer in der falschen Amvendung der Dialektik. — Beispiele aus Hegelianern der Rechten : Michelet, Rosen- kranz, Vera — und der Linken: F. Engels. — Andere Beispiele. — Die kritischen und vorsichtigen Schiller und die Riickkehr von Hegel zu Kant : K. Fischer, Spaventa, Stirling. — Die Gegner Hegels; ihre Kritik ungeniigend, weil rein negativ. — Das Aufkommen der philosophischen Barbarei : Hegel wird als ein Symbol der Philosophie selbst verabscheut. — Bessere Stimmungen in unseren Zeiten : Wiedergeburt des philosophischen Romantizismus und anderer Bedingungen, die fiir das Verstandnis Hegels giinstig sind. — Das erkenntnistheoretische Problem, das sich all- mahlich bei neueren Schriftstellern findet, war bereits von Hegel formuliert und iiberschritten. — Unmoglichkeit, Hegel ganz anzunehmen und ganz zu verwerfen. — Hegel in Deutschland, Italien und England. — In welchem Sinne man Hegelianer sein kann und mufi. — Inzwischen ist eS eine Ehrenpflicht, die Umvissenheit iiber Hegels Gedanken zu beseitigen. L Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. Hegel gehbrt zu denjenigen Philosophen, die nicht nur die unmittelbare Wirklichkeit zum Gegenstande ihres Denkens gemacht haben, sondern auch die Philo¬ sophie selbst, und tragt so dazu bei, eine Logik der Philosophie zu begriinden. Ja, mir scheint sogar, daB die Logik der Philosophie — mit den vielen Folge- rungen, welche sich daraus fiir die Losung der be- sonderen Probleme und fiir das Verstandnis des Le- bens ergeben — das Ziel war, auf welches er die hauptsachlichste Kraft seines Geistes richtete. In ihr fand er oder vervollkommnete und brachte er Prin- zipien von hbchster Wichtigkeit zur Geltung, welche von den friiheren Philosophen ignoriert oder kaum erwahnt vvorden waren, und die man deshalb als seine eigenen Entdeckungen betrachten kann. Es ist seltsam, welchem Widerstreben dieser Be- griff begegnet, — der doch so einfach ist und wegen seiner unwiderstehlichen Evidenz angenommen werden niiiBte, — namlich der Begriff einer Logik der Philosophie, das heiBt mit andern Worten: daB die Philosophie sich nach einer eigenen Methode fort- bewege, deren Theorie zu erforschen und zu for- mulieren sei. Niemand zieht in Zweifel, daB die Mathematik ihre Methode besitzt, die man in der Logik der Mathematik studiert, daB die Naturwissenschaften Croce, Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie. 1 Die Dialektik odei’ die Synthese der Gegensatze. o die ihrige haben und sich darauf die Logik der Be- obachtung, des Experimentes, der Abstraktion atif- baut; daB die Geschichtschreibung ihre Methode hat und es also eine Logik der geschichtlichen Methode gibt; ebenso die Poesie und die Kunst uberhaupt, und daB eine Logik der Poesie und der Kunst, die Asthetik, existiert; daB in der okonomischen Tatig- keit eine Methode ist, die dann in reflektierter Form in der NationalbkonOmie erscheint; und daB schlieB- lich die moralische Tatigkeit ihre Methode hat und sich reflektiert als Ethik darstellt (oder als Logik des Willens, wie sie zuweilen genannt wurde). Aber, wenn man dann bei der Philosophie anlangt, widerstreben sehr viele der Folgerung, daB also auch die Philo¬ sophie —■ wenn man sie einmal betreibt — eine eigene Methode haben mlisse, die naher zu bestimmen sei. Und umgekehrt wundern sich nur ganz wenige liber die Tatsache, daB die Abhandlungen liber Logik, wah- rend sie den mathematischen, naturwissenschaftlichen und geschichtlichen Disziplinen ein breites Feld ein- raumen, andererseits die philosophischen Disziplinen gewohnlich gar nicht hervortreten lassen und sie oft- mals direkt mit Stillschweigen libergehen. DaB eine Logik der Philosophie abgeleugnet wird von demjenigen, der — entweder aus Mangel an Uberlegung oder aus geistiger Verwirrung oder aus Sonderbarkeit — die Philosophie uberhaupt ab- leugnet, ist ganz natiirlich, da man nicht verlangen kann, daB man die Theorie eines Gegenstandes an- -erkenne, dessen Reali tat einem unbekannt ist. Fiir sie existiert keine Philosophie, und somit auch keine Logik der Philosophie, und damit fertig: selig sind, die zufrieden sind! — Ich wundere mich vielmehr dariiber, daB selbst Philosophen oder Philosophie- rende uberhaupt kein BevvuBtsein von jener un- Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. 3 bestreitbaren Notwendigkeit haben. Und mancher von ihnen erklart, dab die Philosophie der abstrakt- deduktiven Methode der Mathematik folgen miisse; und ein anderer findet fiir sie keinen anderen Aus- weg, als sich streng an die experimentelle Methode zu halten; und er ertraumt und preist eine Philo¬ sophie, die man in den Naturalienkabinetten und in den Kliniken studiert, eine Metaphysik der Erfahrung und so fort. Ja sogar — und dies ist die neueste Mode, oder wenn nicht neu, so doch wieder hervor- geholt — ist man jetzt gewohnt, eine individuelle und phantastische Philosophie zu empfehlen, die sich wie die Kunst produzieren lasse. So scheint jede Methode fiir die Philosophie recht zu sein (vom Zirkel und vom Chirurgenmesser bis zur Leier), ausgenom- men die philosophische. Gegen derartige Gesichtspunkte wurde eine ein- zige Bemerkung geniigen: wenn namlich die Philo¬ sophie Einsicht verleihen und sich darstellen soli als das reflektierte Bewubtsein der Kunst und der Geschichte, der Mathematik und der Naturforschungen, sowie der praktischen und moralischen Tatigkeit, so versteht man nicht, wie sie dies tun kbnne, wenn sie sich an die Methode eines dieser besonderen Gegen- stande anschliebt. Wer bei einem Gedicht sich darauf beschrankt, die poetische Methode anzuwenden, wird in sich die Schbpfung des Dichters, d. h. dieses oder jenes bestimmte Kunstwerk nachempfihden, aber er wird auf diesem Wege nie zur philosophischen Er- kenntnis der Poesie gelangen. yVer bei einer mathe- matischen Theorie sich begniigen wiirde, mathematisch zu denken, wird vielleicht zum Anhanger, zum Kri- tiker, zum Vervollkommner dieser Theorie; aber er wird nicht zur Erkenntnis des Wesens mathematischer Arbeit gelangen. Ist also der Zweck der Philosophie i* 4 Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. nicht die Produktion oder Reproduktion der Kunst, der Mathematik und der anderen verschiedenen Tatig- keiten des Menschen, sondern das Begreifen von ihnen allen - die Einsicht in sie —, so ist dieses Ver- stehen selbst eine Tatigkeit, welche ihre eigene hinein- gewachsene mrd innere Methode hat, die man erst herausschalen mufi. Wie dem immer sei, es ist eine nutzlose Hoffnung, das Werk Hegels verstehen und beurteilen zu konnen, wenn man sich nicht immer klar ins Gedachtnis raft, dafi das genannte Problem, sein hauptsachlichstes, sein grofies Problem war: das zentrale Problem der Phanomenologie des Geistes und der neuen Formen, unter welchen dieses Buch in der Wissen- schaft der Logik und in der Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaf ten erschien. Und eine vollkommene Darlegung von Hegels Gedanken, eine eingehende und kritische Darlegung, — die nicht .wie in fast allen Geschichten der Philosophie und selbst in den speziellen Monographien liber ihn (z, B. in der neuen und sehr umfangreichen von Kuno Fischer) in einer zusammenfassenden Wiederholung des Inhalts seiner Blicher besteht, nachtretend bis in die Einteilung in Abschnitte und Kapitel, — mlifite in erster Linie und im hauptsachlichsten Teil ge- widmet sein seiner Lehre liber das Wesen der philo¬ sophischen Forschung und liber die Unterschiede dieser Forschung gegenliber den anderen theoretischen und nicht theoretischen Formen. Man mlifite vor allem den dreifachen Charakter klarlegen, den nach Hegel das philosophische Denken gegenliber den drei geistigen Tatigkeiten oder Stel- lungen annimmt, mit welchen man es sehr leicht ver- wechselt. Das philosophische Denken ist fiir Hegel: 1. . Begriff; 2. Allgemeines (Universales); 3. Be- Die Dialektik oder die Syntllese der Gegensatze. 5 sonderes (Konkreteš). Es ist Begriff und also nicht Empfindung oder Verziickung oder iibersinn- liche Anschauung oder ein anderer psychischer, alo- gišcher und unbeweisbarer Zustand. Dies begriindet den Unterschied der Philosophie gegenuber den Lehren der Mvstik und des unmittelbaren Wissens; diese haben allerhochstens eine negative Bedeutung, inso- fern als sie anerkennen, dafi šich die Philosophie nicht mit der Methode der Erfahrungs- und der Naturwissen- schaften d. h. der Wissenschaften des Endlichen auf- batien laBt: haben aber keinerlei positive Bedeutung. Sie šind, wenn man so will, tief, aber von einer „leeren Tiefe“. Gegen den Mvstizismus, die Raserei, die Seuf- zer, das Aufschlagen der Augen zum Himmel und Bettgen der Nacfcen und Falten der Han de, die Ver- zuckungen, die prophetischen Ausspriiche, die myste- riosen Phrasen der Eingeweihten, wird Hegel von einer. wilden Satvre erfafit; und er betont immer, daB die Philosophie eine faBliche und intellegible, ver- nunftige Form haben mufi; nicht verschleiert darf sie sein, sondern sie mufi gemeinfafilich sein, nicht An- gelegenheit einer Sekte, sondern Sache der Mensch- heit. — Der philosophische Begriff ist allgemein (univeršal) und nicht nur verallgemeinert (generel}); er -ist nicht zu verwechseln mit den Allgernein- Vorstellungen, wie Haus, Pferd, Blau des Him¬ ni e Ls, die man gewohnlich aus einer, wie Hegel sagt, barbarischen Gewohnheit Begriffe nennt. Dies begriindet den Unterschied zwischen der Philoso¬ phie und den empirischen und Naturwissenschaften, die sich mit Typen und reprasentativen Verallgemeine- rungen begniigen, sowie mit deren Aggregaten. — Das philosophische Allgemeine schliefilich ist konkret (einzelnes), das heifit, es besteht nicht aus willkiirlichen Abstraktionen; es ist' nicht das Skeleti 6 Die Dialektik oder die Svnthese der Gegensatze. der „Wirklichkeit“, sondem das Verstandnis derselben in ihrer ganzen Reichhaltigkeit und Fiille; die philo- sophischen Abstraktionen sind notwen.dig und deshalb werden sie dem Realen. gleichwertig, und sie verstum- meln und verfalschen es nicht. Und dies setzt den Unter- schied zwischen der Philosophie und den mathemati- schen Disziplinen fest, welche ihrerseits ihre Aus- gangspunkte nicht rechtfertigen, sondern sie „er- fordern"; und es ist notig' — sagt Hegel — der Forde- rung zu gehorchen, diese und jene Linien zu ziehen, ohne etwas anderes als die Zuversicht zu haben, dafi die Sache fiir den Fortgang der Beweisfiihrung angemessen sein wird. Die Philosophie hingegen hat zum Gegenstand das, was wirklich ist; und sie muB sich selbst vollkommen rechtfertigen, ohne irgend- welche Voraussetzung in sich aufzunehmen oder aus sich auszuschlieBen. 1 Und zur Erlauterung dieses dreifachen Unter- schiedes, wonach der wahre philosophische Begriff als logisch, universal und konkret erscheint, ware es notig, in einer ausfuhrlichen Abhandlung die anderen Doktrinen zu entwickeln, die sich an die erste und grundlegende anschlieBen.: einige der- selben sind sehr wichtig, wie z. B. die Wiederaufnahme des ontologischen Beweises (der Replik des Sankt Anselm gegen Kant, das heifit der These, dafi im philo- sophischen Begriff die Essenz auch die Existenz in sich verflicht und nicht davon losgelost ist, wie es in den Vorstellungen des Konkreten geschieht). Ferner die Lehre vom „Urteil“, als Verknupfung von Sub¬ jekt und Pradikat aufgefafit, das deshalb, wenn es 1 Man vergleiche besonders. die Einfflhrung in die Phan, omenologie und die Vorrede zur Enzyklo- p a d i e. Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. 7 sich auf ein nicht analysiertes Substrat stiitzt, als der Philosophie nicht ada.quat anerkannt wird (deren wahre Form der „Syllogismus“ ist, aufgefaBt als die volle Logizitat, die sich mit sich selbst wieder vereinigt). Femer die Kritik derjenigen Theorie, welche den Be- griff als einen Komplex von Kennzeichen hinstellt (was Hegel das wahre Kennzeichen der Oberflach- lichkeit der gewohnlichen Logik nennt). Ebenso die Kritik der Einteilungen in Spezies und Klassen; der Nachweis der Nichtigkeit jeder logischen Kalkulation (was in unseren Zeiten eine geradezu heilende Wirk- samkeit haben karm); und andere Lehren, die nicht weniger wichtig sind. Aber es ist nicht meine Absicht, in dieser Schrift eine vollstandige Ausfuhrung des Hegelschen Systems zu geben, noch auch seiner logischen Lehre allein, sondern die ganze Aufmerksamkeit auf den Teil zu konzentrieren, welcher der charakteristischste sein.es Gedankens ist; sowohl auf seine neuen Gesichtspunkte der Wahrheit, die von ihm aufgedeckt wurden; als infolgedessen auch auf die Fehler, die er nicht zu beseitigen wuBte und in die er hierbei verfiel. Die eben kurz erwahnten Thesen beiseite lassend — gegen die mir eine Auflehnung nicht mbg- lich erscheint, obwohl ich anerkenne, daB zu deren Erlernung anzureizen ware, indem man sie wie das ABC der Philosophie behandelt, das jetzt oft vernach- lassigt wird — komme ich jetzt ohne weiteres zu dem Punkt, an dem sich alle Disputationen entziindet haben und gegen den sich die entschiedenen Negationen der Gegner gewandt haben: das ist die Hegelsche Bo handlung des Problems der Gegensatze. Dies ist ein Problem, dessen Grenzen gut klar- gelegt werden miissen, um die ganze Wichtigkeit und Schwierigkeit zu verstehen. Der philosophische Be- 8 Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze; griff, der, wie man sich erinnert, ein einzelnes All- gemeine ist (ein konkretes Universale), also sowohl allgemein als einzeln, schlieBt Unterscheidungen nicht aus, im Gegenteil schlieBt sie in sich ein: es ist das in sich selbst unterschiedene Allgemeine und aus diesen Unterscheidungen hervorgehende. Wie sich die empirischen Begriffe in Klassen und Unterklassen scheiden, so hat auch der philosophische Begriff seine partikulare Formen; er ist nicht ein mečhanisches Ag- gregat, wohl aber ein Organismus, darin sich jede Form innig mit den anderen und dem Ganzen zusammen- schlieBt. Zum Beispiel: die Phantasie und der In- tellekt sind partikulare philosophische Begriffe hin- sichtlich des Begriffes „Geistes-“ oder „geistiger Tatig- keit“; aber sie sind nicht auBer- oder unterhalb des Geistes, sondern sind der Geist selbst in jenen ,be- sonderen Formen; und es ist auch nicht eins vom an¬ deren getrennt, wie zwei Wesenheiten, deren jede in sich geschlossen und der anderen fremd ist, son¬ dern das eine geht in das andere liber, also ist die Phantasie, wie man gemeinhin sagt, soviel sie auch vom Intellekt verschieden ist, das Fundament des Intellektes und diesem unentbehrlich. Jedoch befindet sich unser Gedanke im Aufsuchen der Wirklichkeit nicht nur gegenuber unter- schiedenen Begriffen, sondern auch gegenuber entgegengesetzten, die nicht mit den ersten iden-. tifiziert, noch als spezielle Falle der ersteren be- trachtet werden diirfen, gewissermaBen als eine Art von Unterschieden. Anders ist die logische Kategorie der Unterscheidung; anders die der Entgegensetzung. Zwei unterschiedene Begriffe vereinigen sich, wie ge- sagt, untereinander schon durch ihre Unterscheidung; zwei entgegengesetzte Begriffe scheinen sich ausžu- schlieBen: wo der eine eintritt, verschwindet der an- Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. 9 dere vollstandig, Ein unterschiedener Begriff ist vbraus- gesetzt und lebt in dem anderen, welcher ihm in der idealen Ordnung folgt. Ein gegensatzlicher Begriff wird von seinem Gegenteil aufgehoben; fiir sie gilt der Satz: mors lua, vita mea. Beispiele unterschiedlicher Be¬ griffe sind die schon ervvahnten der „Phantasie“ und des „Intellekts“, und die weiteren, die man an- schlieBen konnte, die Begriffe des Rechtes, der Morali- tat und ahnliche. Aber die Beispiele der gegensatz- lichen Begriffe entnimmt man aus den zahllosen Wort- paaren, deren imsere Sprache voli ist, und die sicher keine friedlichen und freundschaftlichen Paare dar- stellen. Es sind die Antithesen des Echten und des Falschen, des Guten und des Schlechten, des Schbnen und des HaBlichen, des Wertes und der Wertlosig- keit, der Freude und des Schmerzes, der Aktivitat und der Passivitat, des Positiven und des Negativen, des Lebens und des Todes, des Seins und des Nichls, und so weiter. Es ist nicht moglich, die beiden Reihen, die der Unterschiede und die der Gegen¬ satze, zu vervvechseln; so sehr fallt ihte Verschieden- heit in die Augen. Wenn nun die Unterscheidung die konkrete Ein- heit des philosophischen Begriffes nicht nur nicht hindert, sondern vielmehr ermbglicht, so šcheint es nicht, daB man dasselbe von der Entgegensetzung' denken konne. Diese ist der Ursprung fiir tiefe Luckeri innerhalb des philosophischen Allgemeinen und jeder seiner besonderen Formen, und auch fiir unver- sbhnliche Dualismen. Statt des konkreten Univer- salen, des gesuchten Organismus der Wirklichkeit scheint der Gedanke iiberall an zwei Allgemein- heiten anzustoBen: eine gegen die andere, eine die andere bedrohend. Die Vollendung der Philp- sophie wird dadurch aufgehalten; und da eine Tatig^ 10 Die Dialektik oder die Svnthese der Gegensatze. keit, die ihre Vervollstandigung nicht erreichen karm, damit selber beweist, daB sie sich eine absurde Auf- gabe gestellt bat, so droht der Philosophie selbst, der ganzen Philosophie iiberhaupt, der Zusammenbruch. Die Realitat dieser Gefahr war der Grund, daB der menschliche Geist von jeher — wenn audi, ohne sich dessen ausdrucklich bewuBt zu werden — sich mit dem Problem der Gegensatze abgequalt bat. Und eine der Lbsungen, an die man sich im Laufe der Jahrhunderte angeklammert hielt, ist die- jenige gewesen, die Gegensatze vom philosophischen Begriff auszuschliefien, indem man darauf bestand, daB die gefahrliche logische Kategorie der Gegensatze oder Widerspriiche nicht existiere. Die Tatsache frei- lich bewies, um die Wahrheit zu sagen, direkt das Gegenteil; aber diese Tatsache leugnete man ab und von den beiden Termini nahm man nur einen an, in¬ dem man den anderen als Tauschung erklarte, oder, was dasselbe ist, indem man zwischen den einen und den anderen eine unmerkliche und rein guantitative Differenz setzte. Eine derartige logische Lehre von den Gegensatzen ist enthalten in den philo¬ sophischen Systemen des Sensualismus, des Empiris- mus, des Materialismus, des Mechanismus und wie sie alle hej Ben. So sind der Gedanke und die Wahrheit, je nachdem es beliebte, eine Ausschei- dung des Gehirnes oder eine Wirkung der Ašso- ziation und der Gewohnheit gevvorden, die Tugend eine Abspiegelung des Egoismus, die Schonheit eine Verfeinerung der Senusualitat, das Ideal ich weiB nicht was fur ein wollustiger oder launenhafter Traum, und so weiter. - Gegen diese erstere Lehre hat im Laufe der Jahr¬ hunderte auch die andere logische Lehre ihre Kraft eingesetzt, Avelche die Gegenubersetzung als funda- Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. 11 mentole Kategorie aufstellt. Diese Lehre fmdet man in den zahlreichen dualistischen Systemen wieder: sie erkennen die von der ersten taschenspielerartig weggeschaffte Antithese wieder an und betonen beide Termini, das Sein und das Nichtsein, das Gute und das Schlechte, das Echte und das Falsche, das Ideale und das Reale, also die Termini der einen Reihe genau im Gegensatz zu denen der anderen. Und zweifelsohne hat die dualistische Ansicht gegeniiber der ersteren ihren Wert, jedoch lediglich einen polemischen, um die Verneinung der anderen zu ver- neinen. Innerlich stellt sie so wenig zufrieden, wie die andere, weil, wenn die erstere die Gegen- iibersetzung der Einheit opfert, letztere die Einheit der Gegenubersetzung opfert. Fur das Denken sind diese beiderlei Opfer derart unmoglich, dali man dami immer die Verfechter der einen Doktrin in mehr oder weniger bewuBter Art zu Verfechtern der andern iibergehen sieht. Die Unitaristen schleppen heimlicheriveise die Dua- litat der Gegensatze ein, indem sie dieselbe die Dua- litat der Realitat und der Illusion nennen; aber aus der Illusion wissen sie ebensowenig zu machen, wie aus der Realitat, ja sie sagen sogar mitunter, daB der Impuls des Lebens in der Illusion beruht. Und die Oppositionisten erkennen alle eine Identifizierung oder Einheit der Gegensatze an: diese sei dem menschlichen Geiste nur wegen seiner Unvollkommenheit unfaB- bar, aber notwendig zum Verstandnis der Wirklich- keit. Auf diese Weise verwickeln sich die einen wie die andern in Widerspriiche und erkennen schlieB- lich ofien an, daB das Problem, welches sie sich vor- genommen hatten, nicht gelost worden ist und eben Problem verbleibt. Denn die „notwendige Illusion" oder „die not- 12 Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze.' wendige Unvollkommenheit des menschlichen Geistes“ sind Ausdriicke, fiir die man, soviel man. auch sučhe, keine Bedeutung findet. Wir kennen nur zufallige und relative Tauschungen, individuelle und relative Un- vollkommenheiten. Eine Realitat aufierhalb der Reali¬ tat, einen Geist aufierhalb des menschlichen Geistes kann man nicht begreifen, nicht einmal einen Vergleich daraus machen. Sowohl die Wirklich- keit als der Geist zeigen uns also Einheit und Op- position, und die Unitaristen, soweit sie die erstere an- erkennen, sovvie die Oppositionisten, soweit sie die an- dere anerkennen, haben (laut dem Ausspruch von Leibniz gelegentlich der philosophischen Systeme) recht in dem, was sie anerkennen, und unrecht in dem, was sie verneinen. Hegel wurde nie miide, die ihann- liche Standhaftigkeit der Materialisten und Sensua- listen und Monisten jeder Art zu bewundern, wenn sie die Einheit des Wirklichen versichern. Und wenn er durch die geschichtlichen Bedingungen, unter denen sich sein Denken entwickelte, die dualistischen For- men weniger bewunderte, ja sogar keine Gelegenheit vorbeigehen liefi, ihnen seine Antipathie zu bezeugen,. so vergafi er doch andererseits nie, daB das Bewufit- sein von der Gegensatzlichkeit ebenso gerechtfertigt und unbesiegbar ist, wie das von der Einheit. Der Fali scheint also verzweifelt, und verzweifelt bis zuf Hoffnungslosigkeit kbnnte man ihn nennen. Denn das Problem fiir unlosbar zu erklaren, ware auch ein zu erwagender Ausweg; wenn wir nicht schon, in- dem wir daruber nachdachten, den Knoten zugunsten des Denkens, und das heifit also der Hoffnung, zer- schnitten hatten. Der neutrale Beobachter, der die Ge- schichte der Philosophie betrachtet, sieht auf jede An- erkennung des Monismus eine Wiederherstellung des Dualismus folgen, und umgekehrt: den einen unfahig, Die Dialektik oder die Synthese der Gegensiitze. 13 den anderen zu ersticken, aber zeitweilig jeden ein- zelnen machtig genug, den anderen in Schach zu halten. Es scheint fast, als ob der Mensch, wenn er von der Einformigkeit des Monismus gesattigt ist, sich in der Mannigfaltigkeit des Dualismus zerstreue, und wenn er von diesem mtide ist, wieder in den Mo¬ nismus tauche, und so in den beiden Bewegungen ab- wechsele, indem er hygienisch die eine durch die an- dere temperiert. Der neutrale Beobachter sagt bei jeder Epidemie des Materialismus lachelnd: „Warten wir es ab, jetzt kommt gleich der Spiritualismus!“ Und wenn dieser seine grbfiten Triumphe feiert, lacht er in gleicher Weise und sagt: ,,Warten wir ab, binnen kurzem wird der Materialismus zuruckkehren!“ — Aber das Lacheln ist ein erzwungenes und fluchtiges, weil es wirklich keine heitere Stellung fiir denjenigen ist, der ohne Ruhe aus einem Extrem in das andere ge- schleudert wird, wie durch eine ihm uberlegene und unbezwingliche Macht. Und doch lebt bei ali den Schwierigkeiten, die ich in ihrer ganzen Karte babe beleuchten wollen, im Grunde unserer Seele die hartnackige Uberzeugung, daB jener unbezwingliche Dualismus, jenes unentwirr- bare Dilemma im Grunde doch zu bezwingen und ent- wirren sei, daB der Gedanke der Einheit nicht unver- einbar sei mit dem der Gegensatzlichkeit, und daB man sich diese Gegensatzlichkeit in der Form des Be- griffes denken konne und zu denken habe, die eine hochste Einheit ist. Der urspriingliche Gedanke, — den man nichtphilosophisch zu nennen pflegt, den man aber summarisch oder im Keime erfaBt doch philosophisch nennen kbnnte, — verwirrt sich nicht :vor dieser Schvvierigkeit: er denkt die Einheit und mit ihr zusammen die Gegensatzlichkeit. Se,in Wahrspruch ist zwar nicht mors tua, .vita mea, sondern concordia 14 Die Dialektik oder die Synthe.se der Gegensatze. discors. Er erkennt an, daB das Leben ein Kampf und doch harmonisch ist; daB die Tugend ein Kampf gegen uns selbst ist, und daB sie doch unser Selbst ist, daB aus dem Innern einer ubenvundenen Gegen- satzlichkeit wied.er eine neue Gegensatzlichkeit her- vorwachsf. und folglich eine neue Uberwindung und dann ein neuer Gegensatz, und so fort; aber daB eben dies das Leben sei. Er weiB nichts von exklusiven Systemen : die Weisheit der Spruchw6rter gibt bald dem Reife, bald dem Fasse einen Schlag, und ermun- tert uns mit optimistischen und pessimistischen Bemer- kungen, die sich abwechselnd verneinen und erganzen. — Was fehlt dem naiven Gedanken, der urspriing- lichen Philosophie? Eigentlich nichts; und deshalb sehnt man sich immer mitten im Rauch und Staub der wissenschaftlichen Schlachten nach dem ge- sunden Menschenverstand, nach der Wahrheit, die ein jeder unmittelbar in sich selbst findet, ohne die Miihseligkeiten, Feinheiten und Ubertreibungen der Philosophen vom Fach. Aber diese Sehnsucht ist unfruchtbar, denn die Schlacht ist eroffnet und nur mit dem Siege kann man zum Frieden zuriickkehren. Der naive Gedanke — und das ist sein Fehler — ist nicht in der Lage, iiber seine Behauptungen Rechen- schaft abzulegen ; bei jedem Zwischenrufe schwankt er, wird verwirrt und widerspricht sich. Seine Wahr- heiten sind keine festgelegten Wahrheiten, weil sich eine neben die andere aufreiht, ohne untereinander verkniipft zu sein. Es ist 'die richtige Stellung- nahme, aber es fehlt das System. Willkommen seien die Widerspriiche und die Zweifel und das schmerz- liche BewuBtsein der Antithesen, willkommen der Kampf, wenn er notwendig ist, um die volle und in sich sichere Wahrheit zu erreichen. Diese Wahrheit also, die von derjenigen des gewohnlichen und naiven Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatzte. 15 Denkens wegen der Durcharbeitung sehr verschieden ist, mufi substanziell wohl dieselbe sein; und es ist sicher ein schlechtes Zeichen, wenn eine Philosophie gegen das naive BewuBtsein kontrastiert. Und es geschieht dabei, daB man oft die Lente bei einer einfachen folgerichtigen Darlegung der philosophischen iVahrheiten, welche Anstrengungen von Jahrhunderten gekostet haben, die Achseln zucken sieht und sie bemerken hort, daB die geriihmte Entdeckung nur eine hbchst einfache und uns allen wohlbekannte Sache sei. Das gerade Gegensttick dessen, was bei den ge¬ nialen Schbpfungen der Kunst geschieht; diese ent- wickeln sich mit so grofier Einfachheit und Natiirlich- keit, daB jeder die Meinung hat, sie selbst gemacht zu haben oder selbst machen zu konnen. Wenn der naive Gedanke uns die Hofinung und den Hinweis auf die Vereinbarkeit von Einheit und Gegensatzlichkeit gibt, so steht vor uns noch ein Faktum, das uns dafiir ein annaherndes Modeli bietet. Der Philosoph hat an seiner Seite den Dichter; und auch der Dichter sucht das Wahre, auch der Dichter diirstet nach Realitat; auch ihii, gerade wie den Philosophen, stoBen die willkurlichen Abstraktionen ab, weil er zum Lebhaften und Kon¬ kreten halt. Auch er verabscheut die stummen Lei- denschaften der Mystiker und der Sentimentalisten, weil er das, was er empfindet, sagt und dem Ohr in schbnen, klaren und silbernen Worten klingen laBt. Aber der Dichter ist nicht zum Unerreichbaren ver- urteilt; diese Wirklichkeit, die mit Gegensatzen durch- trankt ist, wird betrachtet und wiedergegeben, zitternd von Gegensatzen und dennoch einheitlich und un- geteilt. Kann der Philosoph nicht dasselbe tun? Ist die Philosophie nicht eine Betrachtung wie die Poesie? Warum mufi dem philosophischen Begriff, der doch in 16 Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. allem dem asthetischen Ausdruck analog ist, diese Vollkoinmenheit fehlen, die der anderen eigen ist, •diese Macht, die Einheit in der Gegensatzlichkeit zn lesen und darzustellen ? Sicher ist die Philosophie Betrachtung des Allgemeinen und somit Denken; und die Poesie Betrachtung des Individuellen, mithin An- schauung und Phantasie. Aber warum kann das philo- sophische Allgemeine nicht wie der asthetische Aus¬ druck gleichzeitig verschieden und doch eins sein, entzweit und doch einig, abgesondert und doch zu- sammenhangend, fest und doch beweglich? Warum solite die Realitat, wenn der Geist von der Betrach¬ tung des Einzelnen zur Betrachtung des Ganzen auf- steigt, den ihr eigenen Charakter verlieren? Ist das All-Eine in uns nicht so lebhaft, wie das Einzelne? Und hier entsendet Hegel einen Jubelschrei, den des Entdeckers, das Heureka, das Prinzip der Losung des Problems der Gegensatze: ein auBerst einfaches Prinzip, das sich derart von selbst darzubieten scheint, daB es verdiente, mit der Geschichte vom Ei des Kolumbus auf gleiche Stufe gestellt zu werden. Die Gegensatze sind nicht Illusion und die Illusion ist nicht die Ein¬ heit. Die Gegensatze sind Gegensatze unter sich, sind aber nicht Gegensatze gegen die Einheit, da die wahre und konkrete Einheit nichts anderes ist als Einheit oder Synthese der Gegensatze. Sie ist keine Unbeweglichkeit, sie ist Bewegung; sie ist nichts Fest- liegendes, sie ist Entwicklung. Der philosophische Begriff ist konkrete Allgemeinheit; und deshalb ist. er das Denken der Realitat, alles in Einem vereint und doch getrennt. Nur so entspricht die philoso¬ phische Wahrheit der poetischen Wahrheit und der Pulsschlag des Gedankens dem Pulsschlag der Dinge. Es ist dies in der Tat die einzig mogliche Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. 17 Lbsung, welche die beiden vorhergehenden, die ich Monismus und Dualismus der Gegensatze genannt habe, nicht zuriickstbBt, sondern sie beide bestatigt, sie als einseitige Wahrheiten, als Bruch- stticke der Wahrheit betrachtet, welche ihre Inter- pretation. in einer dritten erwarten, mit der die erste, zweite und selbst die dritte entschwindet, sich in der einzigen Wahrheit versenkend. Und die einzige Wahr- heit ist, daB die Einheit die Gegensatzlichkeit nicht gegen sich, sondern in sich selbst hat, und daB ohne die Gegensatzlichkeit die Realitat nicht Realitat sein wiirde, weil sie nicht Entwicklung und Leben ware. Die Einheit ist das Positive, die Gegensatzlichkeit das Negative; aber das Negative ist auch positiv, positiv, soweit es negativ ist; und wenn dies nicht ware, wtirde man die Fiille des Positiven nicht ver- stehen. Wenn die Analogie zwischen Poesie und Philo- sophie nicht gefiele, wenn der konkrete Begrifi, der als logische Form der Entwicklung der Intuition, ihrer poetischen Form entspricht, nicht klar erschiene, — jetzt, wo die Vergleiche und die Metaphern gerne aus den Naturwissenschaften genommen werden, konnte man sagen, indem man die Genauigkeit des Vergleichs der gtinstigen Gelegenheit opfert, — daB das konkrete Allgemeine mit seiner Synthese der Gegensatze sich an das Leben halt uiid nicht an den Kadaver des Lebens: es gibt die Physiologie und nicht die A na¬ to mi e des Realen. Hegel nennt seine Lehre iiber die Gegensatze die Dialektik und weist die anderen Formeln der Einheit und der Vereinigung der Gegensatze zuruck, die durch ihren Gleichlaut nur Venvechslung erzeugen wiirden, weil in diesen Formeln nur die Ein¬ heit Relief erhalt und nicht auch gleichzeitig die Gegensatzlichkeit. Die beiden abstrakten Elemente Croce, Lebendiges und Totes in Hegels Pbilosophie. 2 18 Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. oder besser die Gegensatze in ihrer Trennung fiir sich genommen, werden von ihm Momente genannt, in- dem er das Bild aus den Momenten (bewegenden Kraften) des Hebels entnimmt, und Moment wird mit- unter auch der dritte Terminus genannt, namlich der der Synthese. Die Beziehung der beiden ersten zum Britten wird mit dem Worte losen oder aufheben ausgedriickt, das, wie Hegel bemerkt, in sich schliefit, daB die beiden Momente sich verneinen, sowie man sie getrennt nimmt, daB sie aber in der Synthese erhalten bleiben. Der zweite Terminus gegeniiber dem ersten stellt sich als Verneinung dar, und der dritte gegeniiber dem zweiten als Verneinung der Ver¬ neinung oder absolute Negativitat, was dann ab- solute Bejahung ist. Wenn man zur bequemeren Er- klarung auf diese logische Beziehung Zahlensymbole anwendet, so kann man die Dialektik eine Triade oder trinitas (Dreieinigkeit) nennen, weil sie aus drei Termini zusammengesetzt ist. Aber Hegel hort nicht auf, vor dem auBerlichen und willkurlichen Charakter dieser Zahlensymbolik zu wamen, die in der Tat die spekulative Wahrheit auszudriicken ungeeignet ist. Und wirklich, genau gesprochen, denkt man in der dialektischen Triade nicht drei BegriSe, sondern nur einen einzigen, welcher das konkrete Allgemeine in seinem. innersten Aufbau ist. — Da man ferner, um diese Synthese zu erhalten, vor allem die Momente in Gegensatz zu einander setzen mufi, — und wenn die Aktivi tat, welche die Gegensatzlichkeit aufstellt, In- tellekt heifit, die Aktivitat aber, welche die Synthese ergibt, die Vernunft heifit, — so ist es augenschein- lich, daB der Verstand die Vernunft benotigt, ein Mo¬ ment von ihr, und ganz in ihr enthalten ist; und tat- sachlich so faBt es Hegel mitunter auf. Wer sich nicht zu der vorerwahnten Art, die Die Dialektik oder die Synthese dei’ Gegensatze. 19 Gegensatze zn denken, aufschwingt, kann keine philo- sophische Behauptung aufstellen, die sich nicht wider- sprache und immer in ihr Gegenteil verwandele, wie ich schon andeutete, als ich die Antithesen des Monismus und des Dualismus beriihrte, und wie man in der ersten Triade der Hegelschen Logik ersehen kann: die Triade, die in sich alle anderen umfaBt und die bekanntlich aus den Termini Sein, Nichts, ,Werden aufgebaut ist. Was ist das Sein ohne das Nichts? Das reine und unbestimmte, unqualifizierte, ununterscheidbare, unausdriickbare Sein, wohlverstan- den das Sein im allgemeinen, nicht dies oder ienes einzelne Sein? in welcher Weise unterscheidet es sich vom Nichts? Und was ist andererseits das Nichts ohne das Sein ? Das Nichts an sich genommen, ohne irgendwelche Determination oder Qualifizierung, das Nichts im allgemeinen, nicht das Nichts in dieser oder jener besonderen Sache? in was unterscheidet es sich von jenem Sein? Wenn jemand nur den' einen der beiden Termini nimmt, so ist es gerade so, als ob er nur den anderen nehme, weil der eine nur in dem andem und fiir den andern Bedeutung gewinnt. Wer nur das Wahre ohne das Falsche, das Gute ohne das Schlechte nimmt, macht aus dem Wahren etwas Gedankenloses (weil Gedanke Kampf gegen das Falsche ist), und also etwas Nichtwahres; so macht er aus dem Guten etwas Nichtgewolltes, — (weil das Gute wollen heiBt: das Schlechte verneinen) und also etwas Nichtgutes. Aufierhalb der Synthese verwirren sich die abstrakt genommenen Momente unter sich und wechseln ihre Rollen: Die Wahrheit ist nur im Britten, und das heiBt, bei der ersten Triade, im Werden, und dieses ist deshalb, wie Hegel sagt, „der erste konkrete Begriff“. Und doch taucht dieser Feh- ler, der darin besteht, die Gegensatze aufierhalb der 2* 20 Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. Synthese zu fassen, immer wieder auf; und gegen. ihn mufi sich immer wieder die Polemik wenden, die klar legt, wie es soeben geschehen ist, daB die Gegen¬ satze auBerhalb der Synthese undenkbar sind. Diese Polemik ist die Dialektik, die man subjektiv oder negativ nennen kbnnte; und man darf sie nicht ver- wechseln mit dem wahren und eigentlichen Inhalt der Lehre, mit der objektiven oder positiven Dia¬ lektik, die man auch als die logische Lehre von der Entwicklung bezeichnen konnte. In der negativen Dialektik ist das Resultat nicht die Synthese, sondern die Aufhebung der beiden gegensatzlichen Termini, der eine kraft des anderen; und deshalb nimmt auch die Terminologie, die wir weiter oben erklart haben, wie das Wort Dialektik selbst, eine erheb- lich verschiedene Bedeutung an. Der Intellekt, so- weit er nicht mehr als ein in die Vernunft eingeschlos- senes Moment und von dieser untrennbar, sondern hier vielmehr als getrennter Gegensatz behauptet wird, welcher als endgultige Wahrheit allein zu stehen ver- langt, dieser Intellekt wird in geringschatzigem und verschlechterndem Sinn verstanden; und es ist der abstrakte Intellekt, der ewige Feind der philo- sophischen Spekulation, das heiBt im Grunde ge- nommen die Vernunft selbst, welche ihre Aufgabe nicht erfiillt. „Es ist nicht Schuld des Verstandes, wenn nicht weitergegangen wird. Es ist eine sub- jektive Ohnmacht der Vernunft, welche diese Be- stimmtheiten so gelten laBt." 1 Diese selbe Triade weicht einer Quatriade von Termini: zwei Behaup- tungen und zwei Verneinungen. Die Vernunft inter- veniert als negative Vernunft, um ein Durcheinander in die Behausung des Intellekts zu bringen; wenn sie 1 Wissenschaft der Logik, III, 48 (in Werke, V, 48). Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. 21 auch mit dieser Negation die positive Lehre vorbereitet und notig macht, so erzeugt sie dieselbe doch nicht oder setzt sie. Die Verwechslung zwischen dem vollkommen negativen Anblick der Hegelschen Dialektik und ihrem positiven Inhalt hat einen Einwurf gegen die Hegelsche Dialektik der Gegensatze hervorgerufen, der das so oft in die Schlacht gefuhrte StreitroB der Gegner ist, ein geniigend alter und abgeklepperter Brigliadoro oder Baiardo 1 , auf dem man, ich weiB nicht wie, sich noch im Sattel halten kann. Man hat gesagt: — Wenn das Sein und das Nichts identisch sind (wie es Hegel beweist oder zu beweisen glaubt), auf vvelche Art konnen sie dann das Werden aufbauen, das doch (laut der Theorie Hegels) Synthese der Gegensatze sein soli und nicht der Identitaten, fur welche es ja keine Synthesen gibt? A ist gleich A und bleibt A, und es wird nicht B. — Aber das Sein ist nur identisch mit dem Nichts, wenn Sein und Nichts schlecht, d. h. iiberhaupt nicht wahrhaft gedacht sind; nur dann ge- schieht es, daB das eine dem anderen gleichkommt, nicht wie A gleich A, sondern vielmehr wie Nuli gleich Nuli. Im Gedanken, der sie wahrhaft denkt, sind Sein und Nichts nicht identisch, sondern entschieden ent- gegengesetzt, eins im Widerstreit mit dem anderen; und dieser Ringkampf (der zusammen eine Ver- schlingung ist, da sich zwei Ringkampfer, um zu ringen, umfassen mlissen!) ist das Werden: nicht ein bloB hinzugefiigter Begriff oder abgeleitet von den zwei ersten separat genommenen, sondern ein einziger Begrifi, der aufier sich zwei Abstraktionen hat, zwei irreale Phantome, das Sein und das Nichts getrennt, 1 Bekannte Pferdenamen aus den ritterlichen Romanen. (Anm. d. Ubers.) 22 Die Dialektik odei- die Synthese der Gegensatze. und als solche an sich nicht durch ihr Ringen, sondern nur durch ihre gemeinsame Leere gepaart. Ein anderer Einwurf, der auch zu triumphieren schien, besteht in der Bemerkung, daB das einzelne Allgemeine mit seiner Synthese der Gegensatze, die ihm den Charakter des Konkreten aufgepragt hat, kein rein logischer Begriff sei, weil er stillschweigend ein sinnlich wahrnehmbares oder anschauliches Ele¬ ment einfiihre, namlich die Vorstellung der Bewegung oder der Entwickelung. — Sinnlich wahrnehmbares und anschauliches? Philosophisch gesprochen mufite dies ein hesonderes, individuelles, geschichtliches sein. Und wo steckt iiberhaupt das besondere, individuelle, geschichtliche Moment, das man in Hegels Begriff des Universalen aufweisen und davon loslbsen kann? etwa so, wie man aus dem empirischen Begriff Eiche, Walfisch oder Feudalherrschaf t das be¬ sondere, individuelle, geschichtliche Element bestim- men und daraus loslbsen kann. Die Bewegung oder Entwicklung ist nichts Ein- zelnes und Hinzukommendes, sondern ist ein Univer- sales; sie ist nichts sinnlich Wahrnehmbares, sondern ist ein Gedanke, ein Begriff, und eben gerade der wahre Begriff von der Wirklichkeit; und die logische Theorie dieses Begriffes ist das konkrete Universale, die Synthese der Gegensatze. Wenn man sich nun mit der erwahnten Kritik auf den Charakter beziehen wollte, den der Begriff in der Logik Hegels hat (da derselbe nicht etwas Leeres und Indifferentes ist, nicht ein bloBes „Behaltnis“, bereit jeden Inhalt in sich aufzunehmen, sondern die ideale Form der Wirklichkeit selbst); wenn man unter „Lo- gik“ nur die unfaBliche Abstraktion verstunde, die Abstraktion, die „postuliert wird“, wie diejenigen Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. 23 der Mathematik, und unter „Anschaulich (Intuitiv)“ den spekulativen Begriff, alsdann ware es nicht mehr ein Beweis, daB es sich um einen Fehler Hegels handle, spndern eine Anerkennung zu Hegels Ruhm; und sein Ruhm ist eben der, diesen falschen Begriff der Logi- zitat, der mit willkurlicher Abstraktion identifiziert wird, zerstort, dem logischen Begriff einen Charakter gegeben zu haben, den man auch „intuitiv“ nennen konnte, um zu bezeiclmen (wie dies oben geschehen ist), daB die Philosophie aus dem Schofie der gott- lichen Poesie entspringen mufi, matre pulchra, filia pulchrior. Derart in Beziehung und Freundschaft zu der Poesie gesetzt, tritt die Philosophie in jenen Zustand ein, den man zur Zeit nach der Mode der Nietzsche’ schen Ausdrucksweise „dionysisch“ zu nennen pflegt, und welcher derart ist, schuchterne Denker zu er- schrecken; diese freilich geraten ohne ihr Wissen, so- weit sie tatsachlich philosophieren, in den gleichen dio- •njsischen Zustand. Sp rief der Italiener Rosmini von der Dialektik des Seins und des Nicht-Seins ganz be- stiirzt aus: „Und, wenn auch wirklich wahr ware, was doch falsch ist, namlich, daB das Sein sich selbst ver- neinen kann, so wiirde immer wieder die Frage auf- tauchen: Was konnte es bewegen, sich selbst zu ver- neinen ? \Velchen Grund konnte man tur das Verlangen angeben, daB das Sein sich selbst verneinen, sich ver- leugnen, kurz den verrtickten Versuch machen miisse, sich aufzuheben ? Denn dasHegel’scheSystem tut nichts weniger, als das Sein verrtickt werden zu lassen, als den Wahnsinn in ali und jede Sache einzu- fiihren. So behauptet er, ihnen das Leben, die Be- wegung, den Ubergang, das Werden zu geben. Ich weiB nicht, ob man je in der Welt einen ahnlichen Versuch gesehen hat, alle Dinge und das Sein selbst 24- Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. als verriickt darzustellen.*' 1 Und wahrscheinlich er- innerte sich Rosmini nicht, daB seine selbige Be- schreibung von demselben Hegel bereits, allerdings in. bedeutend besserem Stil, gegeben worden war, in der Phanomenologie, nachdem er die Bewegung der Wirklichkeit dargestellt hatte, — jenes Werden und Vergehen, das selbst nie entsteht und nie vergeht — ; da er mit den Worten schloB: „Das Wahre ist so der bacchantische Taumel, in dem kein Glied nicht trunken ist, und weil jedes, indem es sich absondert, ebenso unmittelbar sich auflost — ist er ebenso die durch- sichtige und einfache Ruhe.“ 2 Die Wirklichkeit scheint toll zu sein, weil sie Leben ist: Die Philosophie toll, weil sie die Abstraktionen zerbricht und dieses Leben mit dem Gedanken lebt; sie ist also eine Tollheit, die zugleich hochste Weisheit ist, und die wirklichen und nicht metaphorisch Verruckten sind diejenigen, welche mit den leeren Worten der Halbphilosophie herumtollen, die Schemen mit der Wirklichkeit ver- wechseln und sich nicht bis zu j enem Himmel auf- schwingen konnen, wo ihr Tun als das enthiillt wiirde, was es wirklich ist; vielmehr sind sie bereit, wenn sie liber ihren Kbpfen den Himmel unerreichbar sehen, diesen ein Irrenhaus zu nennen. Eine weitere Kundgebung derselben sinnlosen Furcht ist der Angstschrei, daB dem Menschen mit der logischen Ansicht Hegels die Basis selbst oder die Richtschnur seines Denkens entzogen werde: das, Prinzip der Identitat und des Widerspruchs. Zum Be- weise dessen flihrt man die haufigen Ausfalle Hegels gegen das Identitatsprinzip an, sowie seinen Ausspruch, 1 Saggio storico-critico sulle categorie e la dialcttica, ein nachgelassenes Werk (Torino, 1883), S. 371. 2 Phanomenologie des Geistes 2 , S. 37. Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. 25 daB man es durch das entgegengesetzte Prinzip er- setzen miisse, namlich: daB sich alles widerspricht. Aber die Sachen liegen nicht ganz genau so. Hegel vemeint das Prinzip der Identitat nicht, denn als- dann hatte er anerkennen miissen, dah zum Beispiel seine logische Theorie wahr sei und zugleich auch nicht wahr, also wahr und falsch; daB man im philo- sophischen Sinne das Sein und das Nichts in der Synthese denken konne, aber auch jedes fiir sich, aufierhalb der Synthese. Und seine ganze Polemik, seine gesamte Philosophie wiirde nicht mehr die ge- ringste Bedeutung haben, wiirde nicht ernst zu neh- men sein; wahrend es gerade hier nicht viel braucht, um zu erkennen, daB sie auBerst ernst ist. Statt das Prinzip der Identitat zu zerstoren, belebt es Hegel wieder neu, kraftigt es und gestaltet es zu dem, was es wirklich sein soli, aber im gevvbhnlichen Denken nicht ist. Denn im gewohnlichen Den¬ ken, in der Halbphilosphie, bleibt die Wirklich- keit in zwei Teile geteilt, wie wir gesehen haben, und ist bald dies, bald jenes; und wenn sie das eine ist, so ist sie nicht das andere; und trotzdem geht in dieSer Kraftanstrengung der Exclusion das eine in das andere liber, und sie verwirren sich gemein- sam zu einem Nichts. Und ebendiese wahrhaftig undenkbaren Wider- spriiche behauptet man mit der Anfiihrung des Prin- zips der Identitat zu rechtfertigen. Wenn man nur auf die Worte Hegels schaut, kann man sagen, daB er zum Prinzip der Identitat keinen Glauben hegt; aber wenn man tiefer schaut, so entdeckt man, daB Hegel nur allein der falschen Anwendung des Prinzips der Identitat den Glauben gekiindigt hat: der Anwendung, wie sie von den Abstraktisten vor- genommen wird, die die Einheit behalten und den 26 Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. Widerspruch ausstreichen, oder aber den Widerspruch beibehalten und die Einheit wegstreichen, —• oder, wie er sagt, dem Prinzip der Identitat, soweit es „Gesetz des abstrakten Intellekts“ ist. Eine falsche Anwendung findet statt, indem man die Oppo- sition oder Widersprechung fiir einen Makel, einen Flecken und ein Ubel der Dinge halt, das aus ihnen weggeschafit werden konnte, oder daB es ein subjektiver Fehler sei; sondern das wahre Sein der Dinge ist eben: alle Dinge wider- sprechen in sich selbst und der Gedanke ist das Denken dieses Widerspruches. Diese Entdeckung dient dazu, das Prinzip der Identitat wirklich und fest zu begriinden, das liber den Gegensatz triumphiert, in¬ dem es denselben denkt, ihn also in seiner Einheit erfafit. Der gedachte Widerspruch ist iiberwun- dener Widerspruch, und zwar eben dank dem Prinzip der Identitat iiberwunden: der verkannte Widerspruch oder die verkannte Einheit gehorcht scheinbar diesem Prinzip, aber in Wirklichkeit ist sie die Verneinung dieses Prinzips. Zwischen der Art Hegels und der des gewohnlichen Denkens ist derselbe Unterschied wie zwischen dem, der einen Feind stellt und be- siegt, und jenem andern, der die Augen schlieBt, um ihn nicht zu sehen, und ihn so zu uberwinden glaubt, wahrend er alsdann selbst der Uberwundene ist. „Das spekulative Denken besteht nur darin, daB das Denken den Widerspruch und in ihm sich selbst festhalt, nicht aber, daB es sich, wie es dem Vorstellen geht, von ihm beherrschen und durch ihn sich seine Bestimmungen nur in andere oder in Nichts auf- Ibsen laBt." 1 1 Wisšenschaft der Logik, II, 67/68 (in Werke, IV, 69/70). Die Dialektik oder die Synthese der Gegensatze. 27 Die Wirklichkeit ist aus Gegensatzen zusammen- gewoben, aber sie talit nicht auseinander und zerstreut sich nicht in diesen Gegensatzen; im Gegenteil, sie er- schafft sich ewig in und aus ihnen. Auch der Gedanke zerfallt und zerstreut sich nicht, da er als hochste Wirk]ichkeit, als Wirklichkeit der Wirklichkeit, die Einheit in der Opposition erfaBt und logischenveise ihre Synthese vollzieht. So wie alle Entdeckungen der Wahrheit, ist der Erfolg von Hegels Dialektik nicht der, alle alten Wahrheiten einfach abzudanken; sondern sie berei- chert und starkt dieselben. Das einzelne Allgemeine, Einheit in der Unterscheidung and im Widerspruch, ist das wahre und vollendete Prinzip der Identitat, welches dasjenige der alten Doktrinen nicht gesondert fortbestehen laBt, weder als seinen Kameraden, noch als seinen Nebenbuhler; denn es hat dieses in sich aufgesogen und in sein eigen Fleisch und Blut um- gewandelt. II. Erlauterungen zur Geschichte der Dialektik. Es hat einigen Geschichtsschreibem der Philo- sophie scheinen wollen, daB das Problem der Gegen- satze das ganze philosophische Problem sei; daher hat man. mitunter die Geschichte der verschiedenen versuchten Losungen fiir die gesamte Geschichte der Philosophie genommen, und man hat diese vorgefuhrt. um jene vorzufiihren. Aber die Dialektik, geschweige denn die ganze Philosophie zu sein, ist nicht einmal die ganze Logik, wenngleich sie einen auBerst wich- tigen Teil und gewissermaBen deren Krone bildet. Der Grund der Verwechslung wird einem vielleicht schon aus dem oben Gesagten Idar werden: er ist in der innigen Verkniipfung zu finden, die zwischen dem logischen Problem der Gegensatze und den grofien Auseinandersetzungen der Monisten und der Dualisten, der Materialisten und der Spiritualisten besteht. Sie bilden den Hauptbestandteil der Abhandlungen liber Philosophie und Geschichte der Philosophie, wenn- gleich sie nicht die erste und fundamentale Aufgabe der Philosophie darstellen, die besser durch das „er- kenne dich selbst“ ausgedrtickt wird. Aber dieser trligerische Schein wird verschwinden, wenn man sich klar wird, daB es etwas anderes ist, logisch zu denken, und logisch die Theorie der Logik aufzu- stellen; etwas anderes, dialektisch zu denken und Erlauterungen zur Geschichte der Dialektik 29 das logische BewuBtsein des dialektischen Denkens zu haben. Wenn dem nicht so ware, ware die Hegel- sche Lbsung schon langst bei den vielen Philosophen vorgefunden worden, welche die Wirklichkeit tatsach- lich dialektisch gedacht haben, oder doch wenigstens jedesmal, wenn sie solche in dieser Art gedacht haben Ohne Zweifel ruft jedes philosophische Problem alle anderen wach, in jedem einzigen kann man alle an- dern eingeschlossen sehen, und in allen wahren oder falschen Losungen der einen auf die wahren und falschen Losungen aller anderen stoBen. Wenn es aber unmbglich ist, die Geschichte der ein- zelnen philosophischen Probleme vollstandig von- einander zu isolieren, so ist es doch wahr, daB diese Probleme voneinander zu trennen sind; und man darf deshalb nicht die verschiedenen Glieder des Organismus wirr durcheinander wurfeln, wenn man nicht jeden Schimmer vom Organismus selbst verlustig gehen lassen will. — Das muB man sich gegenwartig halten, um die Nachforschung liber die geschichtliche Entwicklung der dialektischen Lehre von den Gegensatzen genau abzugrenzen, und infolgedessen die Originalitat des Hegelschen Gedankens und das ihm eigene Verdienst. Diese Forschung ist innerhalb der hier festgesetzten Grenzen vielleicht noch nicht in der Art ausgefiihrt worden, wie dies geschehen solite, auch aus dem Grunde, weil das nbtige Interesse und leitende Krite- rium gefehlt hat, um ihre Geschichte zu verfassen; denn die Uberzeugung von der Wichtigkeit und Wahr- heit dieser Doktrin ist noch nicht in das allgemeine BewuBtsein derer eingedrungen, die philosophische Studien pflegen. Das Beste, was in diesem Punkte gesammelt worden ist, findet sich eben in Hegels eigenen Biichern, speziell in seiner Geschichte der 30 Erlauterungen zur Geschichte der Dialektik. Philosophie 1 , und es ist angebracht, hier rasch die verstreuten Stiicke zusammenzufassen und, wo es notig ist, einige Zufugungen und Erklarungen zu geben. Ist Hegel der Erste gewesen, welcher das logische Prinzip der Dialektik und der Entwicklung formuliert hat? Oder hatte er Vorganger, und welche? In welchen Formen und annahernden Einkleidungen be- fand sich dieses Prinzip, ehe es in Hegel seine voll- kommene Ausbildung fand? Die dialektische Lehre ist das Werk reifen Denkens, das Resultat eines langen philosophischen Briitens. Im griechischen Altertum findet man eine erste Auf- deckung der Schwierigkeiten, die durch die Aner- kennung der Gegensatze entstehen, namlich in der ,Widerlegung der Reali tat der Bewegung durch Ženo von Elea. Die Bevvegung ist die Haupttatsache der Entwicklung, in derjenigen Form, in welcher sie sich der Uberlegung am leichtesten darbietet. Und nach- dem Ženo die Schwierigkeiten scharf hervorgehoben hat, lost er den Widerspruch, indem er die Realitat der Bewegung vemeint (Beweise tur den Widerspruch zvvischen Raum und Zeit: der ruhende Pfeil, Achilles und die Schildkrote, usw.): die Bewegung ist eine Tauschung der Sinne; das Sein, das Reale, ist Eines und unbeweglich. Im Gegensatz zu Ženo macht Hera- 1 Siehe auch die geschichtliche Einfuhrung in die Logik und Metaphysik von Kuno Fischer (2. AufL. 1865), sowie Prolusione e introduzione alte lezioni di filosofia von B. Spaventa (Neapel, 1862); jetzt unter dem Titel: La filosofia nelle sue relazioni con la filosofia europea, hg. Gentile (Bari, Laterza, 1909). Wegen der Vorganger von Hegels Dia¬ lektik und seiner verschiedenen Phasen der Entwicklung lese man ganz besonders Al. Schmid: Entwicklungsgeschichte der hegelschen Logik (Regensburg 1858). Erlauterungen zur Geschichte der Dialektik. 31 klit aus der Bewegung, aus dem Werden, die wahre Realitat. Seine Ausspriiche: „Das Sein und das Nicht- sein sind das gleiche“, „Alles ist, und ist auch nicht", „alles flieBt“; ferner seine Vergleichung der Dinge mit einem FluB, — der Gegensatz, der in seinem Gegensatze ist, wie das Siifie und das Bittere im Honig sind, — wie auch der Vergleich des Bogens und der Leier. Seine kosmologischen Anschauungen iiber Krieg und Frieden, iiber Zwietracht und Har- monie, zeigen deutlich, wie tief Heraklit die Wirk- lichkeit als Widerspruch und Entwicklung empfand. Hegel sagte, daB es keine heraklitische Behauptung gabe, die er nicht in seiner eigenen Logik verkorpert habe. Man mufi jedoch darauf aufmerksam machen, daB er — beim Einverleiben in seine Lehre — diesen Behauptungen eine viel bestimmtere logische Bedeutung gab, als sie urspriinglich hatten. In der Fassung, in der sie uns iiberliefert sind, mufi man sie zweifelsohne als ofienes und klares Ahnen der Wahrheit bewundern, jedoch nicht zu sehr darauf bestehen, um nicht die Gefahr einer ge- schichtlichen Falschung zu laufen, indem man einen Vorsokratiker zu einem Nachkantianer stem- pelt. Dasselbe ist zu beachten hinsichtlich der pla- tonischen Dialektik im Parmenides, Sophistes und Philebus, Dialoge, deren Auffassung und geschicht- liche Einreihung sehr strittig sind, und die Hegel als diejenigen betrachtete, welche das Wesentliche der platonischen Philosophie enthielten: es ist der Ver- such, von dem noch abstrakten Allgemeinen zum konkreten Allgemeinen iiberzugehen, die spekulative Form des Begriffes als Einheit in der Verschiedenheit zu fassen. Die daselbst aufgeworfenen Fragen iiber die Einheit und Vielheit, die Identitat und die Nicht- identitat, die Ruhe und die Bewegung, das Entstehen 32 Erlauterungen zur Geschichte der Dialektik. und das Sterben, das Sein und das Nichtsein, das Endliche und das Unendliche, das Begrenzte und Un- begrenzte, — ferner das Resultat des Parmenides, dafi das Eine ist und zugleich nicht ist, sein Selbst und ein Anderes ist, und daB alle Dinge gegeniiber sich und den anderen sind und nicht sind, erscheinen und nicht erscheinen, — alles dies zeigt ein sich Ab- qualen in Schwierigkeiten, liefert aber ein Resultat von nur negativer Beschaffenheit, und auf jeden Fali findet sich, wie Hegel erwahnt, bei Plato die Dialektik vor, aber noch nicht das vollige BewuBtsein von dem Wesen der Dialektik. Es ist eine spekula- tive Behandlung, die den Beweisen der Sophisten und den spateren bildlichen Ausdriicken der Skeptiker be- trachtlich an Wert iiberlegen ist; jedoch erreicht sie nicht die Hohe einer logischen Behandlung. — Was Aristoteles anbelangt, so steht sein logisches BewuBtsein in Widerstreit mit seinem spekulativen BewuBtsein: seine Logik ist rein intellektualistisch; seine Metaphysik hingegen forscht nach den Kategorien. Nicht mehr als eine bloBe Forderung, oder besser gesagt, das BewuBtsein der Unfahigkeit und den Hinweis auf die groBe Lučke findet man in den Lehren des Juden Philo und der Gnostiker. Fiir sie gilt die wahre Realitat, das absolute Sein, als dem Gedanken unerreichbar, wie der unaussprechbare Gott, der unerforschliche, der Abgrund, wo alles verneint wird; und dasselbe gilt fiir Plotin, bei welchem alle Pradikate durchaus inadaquat sind, da jedes von ihnen eine Begrenzung ausdriickt. Proklos entwickelt die Idee der Dreifaltigkeit oder Triade, die schon von Plato angedeutet worden war; und eben diese Idee, und die Auffassung des Absoluten als Geist, dies ist der groBe philosophische Fortschritt, der im Christentum eingeschlossen ist. Erlauterungen zur Geschichte der Dialektik. 33 Cusanus trat zu Anfang der modernen Zeit das Erbe der neoplatonischen und mystischen Uberliefe- rungen an und wurde derjenige Denker, der am ener- gischsten das Bediirfnis des Geistes ausdriickte, aus den Dualismen und den Widerspriichen herauszukom- men und sich zu jener Einfachheit aufzuschwingen, wo die Gegensatze ineinanderfallen. Und Cusanus wurde sich als erster bewuBt, daB dieses Tneinander- fallen der Gegensatze sich im Widerstreit mit der rein abstrakten Logik des Aristoteles befmdet, welcher die Gegensatzlichkeit als volligen Unterschied 1 auffaBte und nicht zugab, daB in dem Einen Gegensatze sein. kbnnten, und welcher jedem Ding den Mangel seines Gegenteils zugestand. Hiergegen machte Cusanus gel- tend, daB die Einheit noch vor der Dualitat ist, die Einheit der Gegensatze vor deren Trennung. Jedoch ist fiir ihn die Verbindung der Gegensatze (als bloBe Einheit gedacht) fiir den Menschen unerreichbar, sei es durch Sinn, Vernunft oder Intellekt, welches die drei Formen des nienschlichen Geistes sind: es bleibt einfach eine Schranke; und von Gott, der eine Vereinigung aller Gegensatze ist, wird es nicht mbg- lich, eine andere Kenntnis zu bekommen, als hochstens ein unverstandliches Verstandnis, eine gelehrte Un- wissenheit 2 (docta ignorantia). Es scheint, dafi dieser Gedanke durch Giordano Bruno, der sich als einen Schiller des „gottlichen Cusanus“ ausgibt, eine mehr positive Bedeutung an- nimmt. Auch er feiert die Einheit der Gegensatze als das oberste Prinzip einer vergessenen und wieder zu belebenden Philosophie, und er gibt eine lebendige 1 4) eviavtcoi:v]<; earl 8’.a Charakteristische der aristotelischen Logik ist ihre Syllogistik oder ihr Verbalismus, die Venvirrung zwi- schen logischem Gedanken und Wort, worein sie ver- 1 Geschichte der Philosophie, 2 , II, 365 bis 368 (1. Aufl., Werke, XIV, S. 414). 108 Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtiinier. fallt, und die Behauptung, die logischen Formen fest- zustellen, indem sie sich an die verbalen Formen halt. Und diesen Fehler kritisierte Hegel nicht und konnte ihn auch nicht kritisieren, weil ihm das Werkzeug der Kritik selbst fehlte, das nur von einer gulen Philosophie der Sprache gestellt werden kann. Er versucht wohl, zwisclien der Behauptung und dem logischen Urteil zu unterscheiden; aber es gelingt ihm nicht, fiir diese Unterscheidung rich- tige Griinde beizubringen; und er sagt, daB ein Sat/ (z. B. „es ist warm“) erst dann zu einem Urteil wird, wenn man damit dem Zweifel antwortet, der liber die Wahrheit der Behauptung entstehen kann. Die genaue Unterscheidung, — die darin besteht, zu erkennen, daB die reine Behauptung nichts weiter ist als das Sprechen selbst, die Sprache als eine. reine asthetische Tatsache, abgetrennt von der Logik, wenngleich ein notwendiges Beforderungsmittel fiir den logischen Gedanken, — war ihm versagt. Und deshalb halt er nicht nur die Dreiteilung von Be- griff, logischem Urteil und Schlufi aufrecht, sondern befaBt sich auch damit, neue Kategorien von Urteilen und Vernunftschiiissen zu unterscheiden und festzu- setzen; und seine Logik weist iiberall Spuren der alten Abhandlungen iiber formalistische Logik auf, mit der Unterscheidung zwischen einer Lehre von den elementaren Formen und einer Lehre der Me- thoden, der Definition, der Teilung, der Darlegung und des Beweises. VIL Die Umwandlung der besonderen Begriffe in philosophische Irrtiimer. 2. Die Geschichte (Idee einer Philosophie der Geschichte). Man komite sagen, dadurch, daB Hegel die Selb- standigkeit der Kunst nicht verstand, wurde er auch daran gehindert, die Selbstandigkeit der Geschichte (der Geschichtschreibung) zu verstehen. Die Wahr- heit ist jedoch, daB Hegel dieser zweiten Funktion keine Gerechtigkeit widerfahren lassen konnte, aus demselben Grunde, aus dem er es der ersten gegen- iiber nicht konnte; das heiBt, wegen der bereits ge- nannten Um.wandlung der besonderen Begriffe in philo¬ sophische Irrtumer. Vom logischen Gesichtspunkt aus haben die beiden Irrtumer denselben Ursprung. Psy- chologisch genommen, ist es wahrscheinlich, daB der erste dem zweiten den Weg ebnete, wie es auch psychologisch wahrscheinlich ist, daB zum Begehen des ersten Irrtums einigermaBen die Idee beitrug, vvelche Hegel iiber die Religion hatte (als eine halb- phantastische und mehr oder weniger unvollkommene Form der Philosophie), was ihn dazu fiihren muBte, der Kunst eine ahnliche Stellung gegenuber der Philo¬ sophie anzuweisen. Die Geschichte setzt, zum Unterschied von der Kunst, den philosophischen Gedanken als Bedingung voraus; aber wie die Kunst, so hat auch sie ihren wirklichen Gegenstand im anschaulichen Element. 110 Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtfimer. Deshalb ist die Geschichte immer Erzahlung und nie Theorie oder System, w«nn ihr auch Theorie und System zugrunde liegen. Deshalb pragt man auch den Historikern ein, einerseits aufs sorgfaltigste die Doku¬ mente zu studieren, andererseits sich klare Ideen iiber die Wirklichkeit und das Leben zu bilden, und speziell liber jene Ziige des Lebens, welche sie ge- schichtlich behandeln wollen; deshalb hat es geschie- nen, daB die Geschichte nicht ohne die Wissenschaft auskomme und doch immer Kunstwerk bleibe. Wenn man alle geschichtlichen Arbeiten auf ihren einfach- sten Ausdruck zuriickfiihrt, der eben geschichtliches -Urteil ist (oder Behauptungssatz, daB „etw.as vor- gefallen ist“, z. B. Časar wurde ermordet, Alarich verwiistete Rom, Dante erschuf die Comedia, usw.), so ersieht man bei Zerlegung dieser Satze, daB jeder von ihnen aus anschaulichen Elementen gebildet ist, welche als Subjekt funktionieren, und aus logischen Elementen, welche als Pradikat funktionieren. Die ersteren werden also sein: Časar, Rom, Dante, die .Comedia und so fort; und die letzteren die Begriffe: Ermordung, Verwiistung, kiinstlerisches Schafien, und andere derartige. Aus der angedeuteten Erkenntnistheorie der Ge- •schichte 1 geht hervor, daB jeder Fortschritt des philo- sophischen Gedankens sich in einen Fortschritt des geschichtlichen Wissens umivandelt, da wir z. B. viel besser verstehen, welches in Wirklichkeit die ge- schichtliehe Tatsache der von Dante erschaffenen Dich- tung war, sobald wir genauer wissen, was die Poesie und die kiinstlerische Schbpfung ist. Aber ebenso 1 Dieselbe ist ausfuhrlich behandelt in meinen ‘Lineamenti di logica, Kap. IV: Der Begriff und die ge- schichtliche Darstellung. Umwandlung der besonderen Begrifie in philos. Irrtumer. 111 geht hervor, daB es ein torichtes Verlangen ware, jene geschichtliehen Behauptungen in philosophische Be- hauptungen verwandeln zu wollen, indem man die Tatsache in ihrer Gesamtheit und Ungeteiltheit nur in eine reine Bedingung der Tatsache aufloste. Die Geschichte kann einer begrifflichen Wissenschaft empi- rischen Charakters stattgeben, wenn man z. B. voh ihr zn einer Soziologie iibergeht, welche in Typen und Klassen vorsvartsschreitet; aber eben deshalb wird die Geschichte nicht von jener begrifflichen Wissenschaft aufgesogen, die fiir sie nur Voraus- setzung und Grundlage herstellt. Umgekehrt kann die Geschichte einer Philosophie stattgeben, sobald man von der geschichtliehen Betrachtung der Ein- zelheit zu den theoretischen Elementen iibergeht, die jener Betrachtung zugrunde liegen und dazu beitragen, sie mbglich und tatsachlich zu macheri; aber eben deshalb wird sie nicht in jene Philosophie aufgesogen, welche ihre Voraussetzung und Grund¬ lage ist. Eine Philosophie der Geschichte, aufgefaBt nicht als Riickkehr zu dieser reinen Philosophie, son- dern als eine Geschichte zweiten Gradeš, als eine Geschichte, die Philosophie sein und dabei doch Geschichte bleiben, welche Svstem sein und doch žu- gleich Anwendung des Svstems bleiben, welche uni- versal und logisch sein soli, wenngleich sie sich iih Individuellen und in der sinnlichen Anschauung be- wegt; — eine derartige Philosophie der Geschichte also ist ein Widerspruch schon im Ausdruck. Was bedeutet es, eine solehe Idee von einer Philosophie der Geschichte als Geschichte zweiten Grades hinzustellen ? Nicht mehr und nicht weniger als eine Aufhebung der Geschichte. Denn dieser zweite Grad, diese verlangte philosophische Betrachtung der geschichtliehen Erzahlung, diese philosophische Ge- 112 Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Iirtiimer. schichte, die ware alsdann die wahre Geschichte, der gegentiber die Geschichte der Historiker sich als Irr- tum erweisen wiirde, weil mit einer Methode her- gestellt, die nicht zur Wahrheit fiihrt, oder, was das- selbe ist, die nicht zur ganzen Wahrheit fiihrt. Beim Auftreten der zweiten Form wiirde die erste sich auf- losen, oder besser, sie wiirde sich auflosen, eben weil ■sie keine Form sein wiirde, sondern etwas Formloses. Die Idee einer Philosophie der Geschichte verkennt die Selbstiindigkeit der Geschichtschreibung zugunsten der reinen Philosophie. Jedesmal, wenn dieses Ver- langen gestellt wird, ist es, als hore man die Sterbe- glocken lauten fiir die Geschichte der Historiker. In der Tat lehnen sich diese letzteren (die sonst so fiig- sam erscheinen, wenn jemand sie auf einen Fortschritt der Wissenschaft oder der Philosophie aufmerksam macht, der irgend einen Teil ihres Werkes als Er- zahlung besser beleuchten konnte), — sie lehnen sich mit Heftigkeit auf, sobald man ihnen von einer Philo¬ sophie der Geschichte spricht, von ich weiB nicht wel- cher spekulativen Methode, die Geschichte zu kennen, und wenn man sie zu bestimmen versucht, ihre Ar- beit aufzugeben, fiir die sie sich ganz eingesetzt haben und in welcher jede Linie und Schattierung ihneri teuer ist, — diese Arbeit also abzuliefern in die Hande der Philosophen, welche sie durchsehen und erganzen sollen. Und die Auflehnung ist begriindet. Ebenso- viel wiirde es fiir einen Maler oder Musiker heiBen, sein Bild oder seine Komposition nach ihrer Beendi- gung den Philosophen auszuhandigen, die das be- treffende Werk dann zu hoherer Vollkommenheit er- heben sollen, indem sie darin philosophische Pinsel- striche und philosophische Akkorde anbringen! Hegel muBte die Idee einer Philosophie der Ge- schichte aufstellen und steli te sie auch auf; und er Umwandlung der besonderen Begriffe in philos, Irrtiimer. 113 mufi te, wie er es auch tat, die Vemeinung der Ge¬ schichte der Historiker aufstellen. Dies verlangte seine logische Voraussetzung. Er teilte die Philosophie in eine reine oder formate — welches die Logik sein muBte, die zugleich Metaphysik war, — und in eine an- gewandte und konkrete Philosophie, welche die beiden Philosophien der Natur und des Geistes umfasse. In die zweite derselben gehbrte die: Philosophie der Ge¬ schichte; die drei zusammen machten die Enzvklo- padie der philosophischen Wissenschaften aus. Auf diese Art machte sich Hegel die traditionelle scho- lastische Einteilung der Philosophie in rationale und reale zu eigen; und zwar nicht als einfachen Ausspruch und auBerliches Schema, sondern, indern er ihr die Anforderung beifiigte, alle die Natur und die menschliche Geschichte beriihrenden Tatsachen philosophisch zu behandeln. Nach den Erklarungen, die ich vorausgeschickt habe, konnte man jede Ge¬ schichte in gewissem Sinne konkrete oder angewandte Philosophie nennen. Aber die Bedeutung dieser Worte war fiir Hegel nicht ebenso harmlos wie fiir uns, da sie fiir ihn die ausdriickliche Trennung innerhalb der Geschichte bedeutete, die in der philosophischen En- zyklopadie enthalten ist, also die Unterscheidung von aller anderen Geschichte, welche die Arbeit der Histo¬ riker bildet. In seinen Abhandlungen liber die Philo¬ sophie der Geschichte ist die Unterscheidung mit der groBten Klarheit vorgenommen: auf der einen Seite stehen die ursprungliche Geschichtschreibung und die reflektierte Geschichtschreibung (letztere wieder eingeteilt in allgemeine Geschichte, pragmatische Ge- schichte und begriffliche Geschichte); auf der anderen Seite die philosophische Geschichtschreibung oder Philosophie der Geschichte. DaB diese philosophische. Geschichtschreibung Croce, Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie. 8 114 Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtiimer. eine eigene, von der Methodie der gewohnlichen Ge- schichtschreibung verschiedene Methode haben miisse, kanu man nicht in Zweifel ziehen, weil Hegel selbst fur sie den Charakter der Konstruktion a priori in Anspruch nimmt. Zwar scheint er damit noch nicht ein unterscheidendes Merkmal anzugeben, sondern nur die Anforderung einer besseren Herausarbeitung des a priori zu stellen; denn gleich darauf erwahnt er, dafi anch die gew6hnlichen Historiker Geschichte a priori schaffen, d. h. von gewissen persbnlichen Vor- stellungen und Gedanken ausgehen, die wohl mangel- haft und willkurlich sind, aber doch iminer a priori. Jedoch ist das a priori, das er einfuhrt, alsdann nicht das logische Element, namlich Auslegung der ge- gebenen sinnlichen Anschauung, die weiter oben als unentbehrlich fur jegliche geschichtliche Arbeit er- kannt worden ist, sondern es ist eine fix und fertige Geschichte, die nur noch mit Namen und Daten bekleidet zu werden braucht. Der einzige Gedanke — schreibt Hegel —, den die Philosophie in sich tragt (bei ihrer Annaherung an die Geschichte) ist der einfache Gedanke der Vernunft: daB die Vernunft die Welt beherrscht und daB deshalb auch in der Ge¬ schichte ein vernunftiger Gang sei. — Aber es handelt sich um bedeutend mehr als dieses, oder besser, diese Worte bekommen ihre Bedeutung erst, wenn wir den notwendigen Gang der Vernunft in der histo- rischen Welt von ihm a priori vorgezeichnet sehen. Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im BewuBtsein der Freiheit: ihre einzelnen Momente und Abstufungen sind die verschiedenen Volksgeister, die verschie- denen Volker; jedes derselben ist dazu bestimmt, eine einzige Stufe darzustellen und eine einzige Auf- gabe durch seine Gesamttatigkeit auszufiihren. Be- vor Hegel Daten der Tatsachen aufsucht, weiB er Umivandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtumer. 115 schon, welche es sein' miissen; er kennt sie im. Vor- aus, wie man die philosophischen Wahrheiten kennt, die der Geist in seinem universalen Sein findet, und er nimmt sie nicht aus den Tatsachen, sozusagen als ihre Zusammenfassung. In dem, was vielleicht seine groBte historische Arbeit ist, in der Geschichte der Philosophie, weiB er a priori, daB die Ge¬ schichte der Philosophie und das System der Philo¬ sophie identisch sind: es handelt sich um ein und dieselbe Entwicklung, die in dem System „rein ge- danklich, frei von geschichtlichen AuBerlichkeiten“ dargestellt ist; und in der Geschichte hat sie die Bei- fiigung dieser erwahnten AuBerlichkeiten (Namen und Daten). Die ersten Phasen des hellenischen Denkens sind die ersten Kategorien der Metaphysik und folgen aufeinander in derselben Reihenfolge wie in dieser. Gegen diese unsere Auslegung von Hegels Theorie liber die Philosophie der Geschichte konnte man die verschiedenen Erklarungen desselben Verfassers bei- bringen liber die groBe Achtung, die man den Daten der Tatsachen schuldig ist. Man muB jedoch priifen, welchen Wert man solchen Erklarungen beimessen kann. DaB in der Weltgeschichte ein verniinftiger Gang ist — sagt er —, muB sich aus der Betrachtung der Geschichte selbst ergeben ....: es muB das Er- gebnis sein; man muB die Geschichte nehmen, wie sie ist, und historisch und empirisch vorgehen. Der Philosophie ist das Zufallige fremd; und die Ge¬ schichte — sagt er an anderer Stelle — mufi das Allgemeine in der empirischen Besonderheit und in der tatsachlichen Wirklichkeit verbergen: die Idee und ihr Wesen; aber die Erscheinung der Idee ist zu- fallig und liegt im Gebiete der Willkiir. Nun gut; aber wenn die Zufalligkeit und die Individualitat wirk- lich der Philosophie fremd sind, wenn man sie einzig s* 116 Umwandlung der besonderen Begi-iffe in philos. IrrtOmer; empirisch kennen kann, so kann man aus der Ge¬ schichte nicht Philosophie machen, sondem gerade nur Geschichte. Und wenn man eine Philosophie der Geschichte gibt, so wird jenes Zufallige und Indi- viduelle, sowie jene historische und empirische Me- thode verkannt und zuriickgewiesen. Aus dem Di- lemma kommt man nicht heraus. Die Empfehlung, den Tatsachen Rechnung zu tragen, oder auch die Anerkennung, dah das Studium der Dokumente der unerlaBliche Ausgangspunkt der Geschichte sei, sind bloBe Worte, wenn man dann wegen der angenom- menen Prinzipe nicht wei.B, was mit diesen Tatsachen und diesen Dokumenten anfangen. Die Schiller Hegels, die geglaubt haben, beiden Mangeln auf einmal ab- helfen zu konnen, indem sie in der Geschichte die spe- kulative Methode und zugleich die philologische Me- thode aufrecht erhalten, haben weder dem einen noch dem anderen abgeholfen. Es ist kindisch, zu behaup ten, daB ein- und dieselbe Funktion nach zwei verschie- denen Methoden vor sich gehe, da die Methode in der Funktion selbst liegt; und Zweifachheit der Methode. heiBt Zweifachheit der Funktion: es ist schlimmer als kindisch, zu meinen, daB die beiden Methoden sich gegenseitig ablosen und unterstiitzen, als ob sie zwei Individuen, zwei Freunde und Arbeitsgefahrten seien. Ein anderes Mal scheint Hegel unter seinem Schema a priori nichts weiteres zu verstehen, als eine grofie Vonvegnahme dessen, was die efiektive Geschichte gibt: „Man kann meinen“, — schreibt er in der Geschichte der Philosophie, — „dafi die Philosophie in den Stufen der Idee eine andere Ordnung haben miisse als die Ordnung, in welcher in der Zeit diese Begriffe hervorgegangen sind: im Ganzen ist die Ordnung dieselbe.“ Ein andermal schvvacht er seine Behauptung derart ab, daB fast nichts mehr Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtumer. 117 iibrig bleibt. So bemerkt er bei der Behauptung, -daB das philosophische System mit der Geschichte der Philosophie identisch sei: „Die der Zeit nach letzte Philosophie ist das Resultat aller vorhergehenden Phi- losophien und muB daher die Prinzipien aller ent- halten: sie ist darum, weiin sie anders Philoso¬ phie ist, die entfaltetste, reichste und konkreteste“. Der Vorbehalt der Einschaltung endet mit der tautologi- schen Behauptung, daB die am meisten entwickelte, reichste und konkreteste Philosophie nicht etwa die letzte in der Zeit sei, sondern diejenige, die wirklich eine Philosophie ist, denn es kbnnte zuletzt in der Zeit ein philosophisches System erscheinen, das einen Ruckschritt bildete. Was soli man aus ali dem schlie- Ben ? DaB Hegel nie an eine Philosophie der Ge- schichte a priori gedacht habe, deren Idee doch eng verkniipft ist mit seiner dialektischen Behandlung der Unterschiede ? Nein, sondern vielmehr, daB Wider- spruch Irrtum ist, und daB Hegels These einer Philo¬ sophie der Geschichte — einer Idealgeschichte, zwar keiner ewigen, sondern zeitlichen, durch die unwillkurlichen Widersprtiche, in die sich Hegel ver- wickelt, als irrig erweist. Man kann sicherlich nicht den SchluB daraus ziehen, daB obige Zugestandnisse geniigen, um die Mangel der irrigen These auszu- gleichen und sie in eine wahre umzuwandeln. DaB die so konstruierte Philosophie der Geschichte an ihrer Seite die eigentliche Geschichte nicht leidet und sie verneint, ist nicht nur eine logische, ebenso innerliche als unbestreitbare Folge; sondern dies geht auch mit geniigender Klarheit aus verschie- denen Bemerkungen Hegels hervor. Und schon die Tatsache selbst, daB er die Philosophie der Geschichte als „die denkende Betrachtung der Geschichte 1 ' be- zeichnet, —• iridem er gleich darauf daran erinnert, 118 Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. IrrtUmer. daB der Gedanke das einzige ist, was den Menschen vom Tier unterscheidet, — bestatigt vollauf, daB die Geschichte als solche entweder nicht Gedanke ist, oder aber ein unvollkommener Gedanke. Auch ist die feindliche und geringschatzige Haltung, die Hegel gegen die Historiker ven Beruf annimmt, be- zeichnend genug; beinahe, wie wenn ein Philosoph der Kunst mit den Dichtern und mit den Malern von Beruf einen Kampf zu fiihren hatte. Aber vor allem ist zu bemerken, was er uber das Tatsachenmaterial sagt, welches der Historiker verarbeiten mufi. Fiir die Geschichte sind nach Hegel nur diejenigen Tat- sachen von Wert, die die Bewegung des Geistes, die Geschichte des Staates betreffen. Die iibrigen be¬ sonderen Tatsachen sind „eine iiberfliissige Masse, durch deren getreuliche Aufsammlung die der Ge¬ schichte wiirdigen Gegenstande gedriickt und verdun- kelt werden; die wesentliche Charakteristik des Geistes und seiner Zeit ist immer in den grofien Begeben- heiten enthalten. Es hat ein richtiger Sinn darauf ge- fiihrt, dergleichen Schilderungen des Partikularen und das Auflesen desselben in die Romane (wie die Walter Scottschen und dergleichen sind) zu verweisen; es ist fiir guten Geschmack zu halten, die Gemalde der unwesentlichen, partikularen Lebendigkeit mit einem unwesentlichen Stofie zu verbinden, wie ihn der Roman aus den Privatereignissen und subjektiven Leiden- schaften nimmt. Im Interesse der sogenannten Wahr- heit aber die individuellen Kleinigkeiten der Zeit und der. Personen in die Vorstellung der allgemeinen In- teressen einzmveben, ist nicht nur gegen Urteil und Geschmack, sondern gegen den Begriff objektiver Wahr- heit, in derem Sinne dem Geist. nur Substantielles, nicht aber die Gehaltlosigkeit auBerlicher Existenzen und Zufalligkeit das Wahre, und es vollkommen gleich- Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtiimer. 119 gultig ist, ob solche unbedeutenden Dinge formlich beglaubigt, oder aber wie im Romane charakteristisch erdichtet werden und diesem oder jenem Namen Und Umstanden zugeschrieben sind“. (Enzykl. § 549.) Wer diese Worte iiberdenkt, wird darin vor alleii Dingen die verderbliche Unterscheidung zwischen Tat¬ sachen und Tatsachen, zwischen historischen und nicht historischen Tatsachen, wesentlichen und un- wesentlichen Tatsachen finden, die man danil oft- mals in den Biichern der Schiller Hegels hat auf- tauchen sehen: bei Eduard Gans, der gerade, als er die Vorlesungen des Meisters liber Philosophie der Geschichte veroffentlichte, wiederholte, daB eben diese Disziplin an Wiirde verlieren wiirde, wenn sie sich mit der Mikrologie der Tatsachen befassen solite, und daB ihr folglich zukomme, die Notwendigkeit zu zeigen, freilich nicht aller Tatsachen, sondern nur die der groBen Epochen der Geschichte und der groBen Volker- gruppen, den Rest aber der rein erzahlenden Ge¬ schichte zu itberlassen. Und schlieBlich bei jenem italienischen Hegelianer, der vor einigen Jahren in einer bekannten Polemik soweit kam, zu behaupten, daB Dokumente notwendig seien, um festzustellen, in welchen Gefangnissen Tommaso Campanella ein- gesperrt war, oder wieviele Tage und Stunden er die' Tortur aushielt: aber nicht etwa, um dann die histo- rische Bedeutung seines Gedankens und seiner Kand- lung zu beweisen. Diese zweite Sache miisse sich a priori aus der Idee der Renaissance, der katho- lischen Kirche, der lutherischen Reform und des Tri- dentiner Konzils ergeben! Mit derartigen Unterschei- dungen gelangt man dazu, statt eine Klasse von Tatsachen, als fiir die wahre Geschichte not- wendig, zu retten, —' im Gegenteil alle Tat¬ sachen und die Kenntnis der Tatsache selbst, 120 Umwahdlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtiimer. als unniitz iiber Bord zu werfen. Denn aus welchem anderen Grande sollen die Tatsachen a, b, c, d, e unwesentlich und uberfliissig sein, wenn nicht deshalb, weil sie individuell und Begleitumstande sind? Und sind die Tatsachen f, g, h, i, k, 1 nicht ganz in gleicher Weise zufallig und individuell, die man tur wesentlich und unentbehrlich erklaren will? Wenn es eine zufallige. Tatsache ist, daB Napoleon an Magenkrebs litt, sind dann nicht auch der 18. Brumaire und die Schlacht von Waterloo nur zufallig? Und wird nicht auch die ganze Revolutions- epoche und die des Kaiserreichs ein Zufall sein? Und so weiter — da sich die Individualitat und die Zufalligkeiten auf alle Tatsachen ausdehnen — wird dann die ganze Weltgeschichte Zufall sein. Um- gekehrt, wenn die franzosische Revolution und der 18. Brumaire und Waterloo notwendige Tatsachen waren, so sieht man nicht, wie man Buonaparte, Avelcher der Held des Dramas war, die Notvvendigkeit absprechen soli; und eben dem Bonaparte in seiner tatsachlichen Wirklichkeit: mit ali seinen geistigen und kbrperlichen Kraften und Schwachen, mit seiner ( Widerstandskraft gegen alle Anstrengungen in seinen Jugendjahren, wie er ganze Tage auf dem Pferde zubringen konnte und ganze Nachte an seinen Ar- beitstisch gebannt, und mit seinem Magenleiden in vorgeriicktem Alter. ,Wie die ,Wirklichkeit nicht Kern und Schale hat, sondern aus einem Gusse ist, wie ihr Inneres . und AuBeres alles nur ein gediegenes Ganzes ist (und Hegel selbst hat es uns so gelehrt), so ist die Masse der Tatsachen eine kompakte Masse, die sich nicht spaltet in einen wesentlichen Kern und in eine unwesentliche Schale, in innerlich not- wendige Tatsachen und in uberflussige AuBerlichkeiten. 5Venn solche Unterschiede in der gew6hnlichen Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtiimer. 121 Sprache angewandt werden, so versteht man. darunter immer, daB sie sich auf begrenzte historische Dar- •stellungen beziehen, in Hinblick auf deren Thema (und zvar nur in. Hinblick auf diesies begrenzte 'Thema) gewisse Massen von Tatsachen. iiberflussig erscheinen; und die Unterscheidung ist so augen- scheinlich relativ, daB, wemi man die Gesichtspunkte Vertauscht und von einem Thema zum anderen iiber- geht, — daB also das, was erst iiberfliissig war, dann notwendig wird, und was erst notwendig war, dann iiberfliissig wird. Aber in dem erwahnten Stiick ist auch zu be- merken, daB Hegel die ihm nicht historisch erschei- nenden Tatsachen (und wir sagen alle Tatsachen) dem Roman als einer Form der Kunst anheimgibt; und da die Kunst fiir ihn ein bloBes Phanomen war, das die Philosophie zerstreut und ersetzt, so zeigt sich auch von dieser anderen Seite aus die Verneinung, welche die Hegelsche Philosophie der Geschichte zu teil werden laBt. Ein eigenartiges Schicksal! Diese ■selbe Philosophie, die kraft einer ihrer logischen Leh- ren mit soviel Erfolg den Wert der Geschichte der res gestae wieder hergestellt hatte, war dann durcli eine andere ihrer logischen Lehren in die Unmoglich- keit versetzt worden, den Wert der historia rerum gestarum und also derselben res gestae anzuerkennen. Nacli Geschichte hungernd, mit Geschichte genahrt, machte dann Hegels Philosophie, ohne sich dariiber klar zu werden, Propaganda fiir das Fasten. Und der Widerspruch zeigte sich beim Lichte der Sonne, vor aller Augen; denn wie aus der Schule Hegels eine Reihe groBer Geschichtschreiber hervorging, so kamen ■auch aus dieser selben Schule die anmaBendsten und lacherlichsten Verachter der Geschichte und der Tat¬ sachen, die eš je gegeben hat. VIII. Die Umwandlung der besonderen Begriffe in philosophische Irrtiimer. 3. Die Natur (Idee einer Philosophie der Natur). Eine viel schwierigere Aufgabe war es sicherlich, die wirklichen Grenzen und also die wahre Beschaffen- heit der natunvissenschaftlichen und mathematischen Disziplinen zu verstehen. Von der Renaissance ab hatte eine fortlaufende Erweiterung dessen stattge- funden, was man die experimentelle und mathema- tische Wissenschaft nannte, die exakte Naturwis- senschaft, welche die Geister und das Leben immer mehr beherrschte. Die philosophische Spekulation beugte sich vor der exakten Wissenschaft oder em- pfing in irgend einer Weise deren Geprage, wie man dies in vielen Teilen der Systeme des Cartesius, Spinoza, Leibniz sieht. Der philosophische Sensua- lismus und der philosophische Materialismus des XVIII. Jahrhunderts waren die letzte Folge jenes Vor- herrschens des natunvissenschaftlichen Ideals gewesen. Es ist wahr, dafi wahrend Hegels geistiger Heran- bildung bereits eine Bewegung der Reaktion und des Zvveifels eingesetzt hatte; und in Deutschland (um nicht von Vico zu sprechen, der auch hier wieder envahnt werden mufi te) ging man von mehreren Seiten aus daran, klarzulegen, dafi die exakte Natur- wissenschaft unvermogend dazu ist, die wirkliche Wirk- Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtumer. 123 lichkeit, den Grand aller Dinge, zu erreichen. Mit Mathematik und empirischem Wissen bewaffnete Phi- losophen, wie Kant, verkiindeten, indem sie die Me- thoden der exakten Wissenschaften analysierten und ihre Schliisse daraus zogen, die Grenzen des wissen- schaftlichen Wissens und iiberlieBen die wesentlichen Probleme der praktischen Vernunft, sowie der asthe- tischen und teleologischen Anschauung. Andere Philo- sophen, wie Jacobi, studierten das hervorragendste Denkmal exakter Wissenschaft, wie sie auf spekulative Probleme angewendet wird, namlich die Philosophie Spinozas; zeigten, daB man mit der Methode der endlichen Wissenschaften nicht aus dem Bedingten herauskommt, und wiesen die Begriffe Gott und das Unbedingte und die moralischen Probleme an die Zustandigkeit des Gefiihls und des unmittelbaren \Vissens. Dichter, Kiinstler und Literaten der Sturm- und Drang-Periode fuhlten das Kalte und Leere des Intellektualismus der Aufklarung; und wie Goethe strebten sie nach dem Bilde einer vdllig beseeltebl Natur, die sich nur demjenigen enthiillen wiirde, der sie mit sympathischer Seele betrachte. Und Hegel trat diese kritische Erbschaft an und lieB sie zu hbchstem Ausdruck gelangen, indem er, wie bereits erwahnt, die Verschiedenheit der Methode der Philosophie gegeniiber derjenigen der mathema- tischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen fest- setzte. Dennoch macht sich in dieser ganzen Bewegung, die dem Ideal der exakten Wissenschaften so abge- neigt erscheint, dieses selbe Ideal in allen Teilen bemerkbar und entwickelt seine Kraft und drangt mit seinem Gewichte vor. Denn wenn z. B. Kant der exakten Wissenschaft die Fahigkeit abspricht, die wesentlichen Probleme zu Ibsen, so ist es auch sicher, 124 Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtumef. daB fiir ihn die einzige Wissenschaft, die der Mensch erreichen kan n, eben diese exakte ist; und die Lo- sungen, die er mit einer anderen Methode vorschlagt, haben fiir ihn keinen Erkenntniswert oder Wert des Gedankens, und das heiBt, iiberhaupt keinen wahren AVer!. Wenn Jacobi die Methode der endlichen AVissenschaften gegeniiber dem Wissen von Gott kriti- siert, so bleibt es nicht weniger fest, daB die einzige Form des Wissens fiir ihn diejenige der endlichen AVissenschaften ist; da eben dann die andere nicht Wissen ist und sich nicht in die Form des Gedankens Umwandelt: also Gefiihl ist. Bei Hegel und seinem unmittelbaren Vorganger Schelling scheint es fast, als ob sich die Dinge ver- schiedenartig gebardeten, da beide als wahres Wissen das der intellektuellen Einsicht und der Idee auf- stellen, Aber wenn man weiter hineinforscht, so ent- deckt man in ihneri dasselbe Vorurteil (das man fecht eigentlich das moderne Vorurteil nennen komite) zugunsten der exakten Wissenschaften. Dennoch gibt sich dieses Vorurteil in Schelling und in Hegel in ganz neuer Form kund. Statt die exakten AVissenschaften von der Philosophie auszuschliefien Und die Philosophie als zu wissenschaftlicher Exakt- heit nicht fahig zu betrachten, •— betrachten sie die exakten AVissensChaften als nicht ge- niigend wissenschaftlich und schlieBen sie in die Philosophie ein, mittels deren die exakte ,Wissenschaft der Natur tatsachlich dazu werden mufite. Kant und Jacobi machen, jeder auf seine Weise, aus den exakten AVissenschaften eine Nicht-Philosophie und aus der Philosophie eine Nicht-Wissenschaft; Schelling und Hegel machen aus den exak.ten AVissenschaften eine Halbphilosophie und aus der Philosophie die wahre Wissenschaft. Das Umwandlung der besonderen Begrifle in pliilos. Irrtumer. 125 sind zwei verschiedene Lbsungen eines Problems, fiir das dieselben Daten gegeben sind; und das haupt- sachlichste derselben ist die Uberzeugung, daB die exakten Wissenschaften theoretischen Wert haben, oder auch, daB ihre Begrifie mehr oder weniger voli- kommene logische Gebilde seien. Um nun endgiltig den’ Zwist zwischen exakter Wissenschaft und Philosophie zu schlichten, um end- giltig die Rechte der einen und die der anderen fest- zusetzen, war ein ganz anderes Vorgehen gebotem Solange man die naturwissenschaftliche Methode und die philosophische Methode als zwei Methoden der wissenschaftlichen Wahrheit betrachtete, war der Streit unvermeidlich; aus dem schon erinnerten Grund, dafi eine bestimmte Funktion nur eine einzige ihr innewohnende Methode, ihre eigene, hat. Und nur eine einzige Methode der wissenschaftlichen Wahr- heit gibt es. Denn wenn man die erste Methode als. Wissenschaft annahm, wurde die zvveite haltlos und muBte zusammenfallen; die Philosophie muBte aus- geschieden werden. Umgekehrt, als einzig wahre Me¬ thode die spekulative angenommen, blieb die andere bloB ein roher und sich widersprechender Versuch der ersten Methode und muBte vor der vollkommen entwickelten spekulativen Methode weichen: die natur- wissenschaftlichen und mathematischen Disziplinen mufiten durch die Philosophie ersetzt werden, da sie- eine minderwertige Philosophie waren, welche neben der guten volhvertigen nicht bestehen konnte. An- dererseits war der Ausweg Kants und Jacobis, die Philosophie an die praktische Vernunft oder an das Gefiihl zu verweisen, nunmehr verschlossen, nachdem die Fahigkeit des Gedankens aufgezeigt worden war, die Probleme der Wirklichkeit zu Ibsen; und nachdem die philosophische Logik entdeckt worden war, Es. 126 Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. IiTtilmer. blieb 'also kein anderer Weg bffen, als der, die natur- wissenschaftlichen und mathematischen Disziplinen, die exakte Wissenschaft, dem Nichttheoretiker, also dem Praktiker anheimzugeben. Dieser Weg ist in unseren Tagen versucht worden, und es scheint mir, daB er nicht nur immer fruchtbarer, sondern direkt notwendig erscheinen mufi. 1 Man kann nicht sagen, daB Hegel keine Empfindung fiir den praktischen Cha- rakter der naturwissenschaftlichen und mathema¬ tischen Disziplinen hatte. Seine Biicher sind voli von Analysen und Bemerkungen, die man ohne wei- teres in die Biicher der modernsten Erkenntnistheore- tiker jener Disziplinen tibertragen kbnnte. Man lese nur die Stellen ttber den Begriff „Gesetz“ in den empirischen Wissenschaften: dieses Gesetz ■— sagt er — ist nichts weiteres als das dauernde Abbild der nichtdauemden Erscheinung; und wenn man von den besondersten Gesetzen zu den allgemeinsten iibergeht, wenn man sie auf die Einheit zuriickfuhrt, verfallt man in Tautologie, mit welcher der Intellekt die Wirk- lichkeit der Dinge nicht ausdriickt, sondern nur ihre Naturnotwendigkeit. Was bedeutet die Forderung, daB in der gleichmaBig beschleunigten Bewegung die Ge- schwindigkeiten zu den Zeiten im Verhaltnis stehen, weiteres als nur die einfache Definition dieser selben gleichmaBig beschleunigten Bewegung ? Und was sind die vielen ausgekliigelten Satze der Physiker, wenn 1 Die Beziehung des reinen Begriffes der Philosophie zum praktischen Begriff oder Pseudobegriff und der natur- vvissenschaftlichen und mathematischen Wissenschaften ist von mir beleuchtet worden in den genannten Linea/menti di logica, Kap. V : «11 coneetto e le discipline naturali e matematichen. — Man entschuldige mir diese Selbst- zitierungen, die unentbehrlich sind, um die Kurze gewisser Entwicklungen und die Bedeutung einiger Hinvveise zu erklaren. Umwandlung dei' besonderen Begriffe in philos, Irrtiimer. 127 nicht Behauptungen, die weder mit der empirischen .Wirklichkeit, noch mit dem philosophischen Begriff ubereinstimmen, wie z. B. die Poren, von denen man spridit, ohne daB die Erfahrung sie zeige? liber die Zentrifugal- und die Zentripetalkraft bemerkt Hegel, daB sie eine metaphysische Ausgeburt sind, die nur einfach vorausgesetzt wird, und die irgendwelcher intellektuellen Priifung zu unterziehen versagt ist; damit beivirkt man dann, daB diese Krafte in geheim- nisvoller Weise sich steigern und sich vermindem und jede von ihnen ihre Vorherrschaft annimmt oder verliert. In den exakten Wissenschaften wird das- jenige denkbar genannt, was undenkbar, weil falsch, ist. Es ist wohl denkbar, sagt man, daB eine gleich- mafiig wachsende oder fallende Bewegung in Kreisen vor sich geht; aber diese Denkbarkeit ist nichts anderes als eine abstrakte Vorstellungsmoglichkeit, die den bewiesenen Charakter dessen vermissen laBt, um was es sich handelt, und deshalb ist sie nicht bloB oberflachlich, sondern direkt falsch. Auf die- selbe Art nennt man in der Mathematik nur das ir- rational, was in die Mathematik an Realem und Rationalem hineinreicht. AuBer diesen und vielen anderen Bemerkungen, die hie und da, sowohl in der Phanomenologie als in der Logik und der Naturphilosophie reichlich ausgestreut sind, kehren in den Darlegungen Hegels oft die Worte Verstandesfiktionen und willkur- liche Begriffe wieder, um die Konstruktionen des abstrakten Intellekts sowie der naturwissenschaftlichen und mathematischen Disziplinen zu bezeichnen. So- wohl die Fiktion als die Willkiir fiihren eben gerade zur freiwilligen und praktischen Tatigkeit; und die- weil diese Willkurlichkeiten eine jahrhundertelange Ge- schichte haben und Erzeugnisse edelster Anstrengun- 128 Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtiimer. gen sind und von Achtung, ja. sogar von Begeisterung fiir die Niitzlichkeit der erreichten Erfolge umgeben sind, so mufite es augenscheinlich sein, dalj man nicht von Willkiirlichkeiten in tadelndem Sinne oder von praktischen Handlungen sprechen konnte, die im Dienste von Launen ausgefiihrt waren, sondern nur von rationell zn rechtfertigenden Willkurlichkeiten oder von legitimen praktischen Handlungen. Aber es gibt einen Fali, in dem Hegel ausdrucklich zeigt, daB er den nicht wissenschaftlichen und denrioch. legitimen Charakter dieser Konstruktionen, so, wie sie sind und bleiben mussen, anerkennt; und' dies ist da, wo er sich die Fragel vorlegt, ob eine, philosophische Mathematik moglich sei, d. h. eine Wissenschaft, „welche dasjenige aus Begrifien erkennte, was die gewbhnliche mathematische Wissen- schaft aus vorausgesetzten Bestimmungen nach der Methode des Verstandes ableitet". Und er antworteb auf eine derartige Frage verneinend. „Allein da die Mathematik" — wie er sagt — „einmal die Wissen- schaft der endlichen GroBenbestimmungen ist, welche in ihrer Endlichkeit festbleiben und gelten, nicht iiber- gehen sollen, so ist sie wesentlich eine Wissenschaft des Verstandes; und da sie die Fahigkeit hat, dieses auf eine vollkommene Weise zu sein: so ist ihr Vor- zug, den sie vor den anderen Wissenschaften dieser Art hat, vielmehr zu erhalten, und weder durch Ein- mischung des ihr heterogenen Begriffe, noch empiri- scher Zwecke zu veruneinigen." (Enzykl. § 259.) „Wenn man aber die Figurationen des Raurns oder des Eins philosophisch behandeln wollte“, —■ hatte er in. der vorhergehenden Ausgabe gesagt, — „so wiirden sie ihre eigentiimliche Bedeutung und Ge- stalt verlieren: eine Philosophie derselben wiirde etwas Logisches, oder auch etwas von einer anderen kon- Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtiimer. 129 kreten philosophischen Wissenschaft werden, je nach- dem man den Begrifien eine konkrete Bedeutung er- teilte.“ Er wuBte andererseits, daB „die Arithmetik nicht die Zahlen und ihre Bilder betrachtet, sondern mit ihnen operiert; denn die Zahl ist die indiffe- rente, untatige Begrenztheit und mufi von auBen be- wegt und in Beziehungen gebracht werden“. \Venn man einmal eine Tatigkeitsform angenommen hatte, die mit Gedankendaten arbeitet, aber sie nicht denkt, hatte es keine Schwierigkeit bieten sollen, die Be- obachtung auszudehnen, alle anderen hier und dort gemachten Beobachtungen iiber das nicht theoretische Vorgehen der mathematischen und natunvissenschaft- lichen Disziplinen daran anzugliedern, um dadurch zu einer exakten Theorie fiir die urspriingliche Be- schaffenheit derselben zu gelangen. Hegel hatte auch ganz klar und deutlich nicht einen metaphvsischen, sondern einen rein erkenntnis- theoretischen Begriff der Natur oder der natur- wissenschaftlichen Methode im Sinn: eine Me¬ thode, die nicht nur fiir die sogenannten untergeord- neten Aufierungen der Wirklichkeit angewendet wiirde (fiir die drei Reiche), sondern auch fiir alle iibrigen (fiir den globus intelleetualis). So betrachtet er auch die Theorie des auBeren Staatsrechts von Hugo Grotius als eine ahnliche Erscheinung, wie die Philosophie Newtons. Die aristotelische Logik er- schien ihm weiter nichts als eine Naturwissen- schaft des Gedankens, in welcher die Formen be- schrieben und eine neben die andere angereiht waren, wie man es in der Naturgeschichte mit dem Ein- horn, dem Mammut, den Maikafern, den Mollusken macht; und dasselbe hatte er in der Ethik an der Tugendlehre auszusetzen. Auch auf diesem Wege hatte man zu der Einsicht kommen miissen, daB der Croce, Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie. 9 130 Umwandlung- der besonderen Begriffe in philos. Irrtumer. Inhalt der sogenannten Naturwissenschaften keines- wegs ein Teil der Wirklichkeit ist, sondern eine Art und Weise, die ganze Wirklichkeit zu behandeln: eine Art, die neben jener philosophischen auftaucht und besteht, eben weil sie, in ihre eigenen Grenzen beschrankt, ihr den Rang nicht streitig macht. Eine weitere charakteristische Beobachtung He- gels, die zum selben Erfolg fuhren wiirde, ist die Behauptung, auf der er streng besteht, daB die Natur, zum Unterschied von der Menschheit, keine Ge¬ schichte hat. Wenn nun die ganze Wirklichkeit Bewegung und Entwicklung ist, wie kann man da einen Teil der Wirklichkeit erfassen, der nicht mit allen anderen zusammen im ProzeB des Werdens sich befinde? Aber in Wahrheit ist das, was keine Geschichte hat, die Natur im naturwissenschaft- lichen Sinne; das heiBt die durch Schemata und ab- strakte Begriffe gelahmte und mumifizierte Natur: ein weiterer Grund, der dazu fuhren muB, diese Sche¬ mata und Begriffe als nicht dazu bestimmt zu be- trachten, da die vvirkliche Realitat in sich aufzu- nehmen. Ein englischer Kritiker hat passend be- merkt, daB die Philosophie der Geschichte oder die Behandlung der allgemeinen politischen Geschichte ihre Entsprechung habe innerhalb der Geistesphilo- sophie in dem Abschnitt liber den objektiven Geist; so, wie dem Abschnitt iiber den absoluten Geist, der die drei Spharen Kunst, Religion und Philosophie umfaBt, der Reihe nach entsprechen: die Geschichten der Kunst, der Religion und der Philosophie, iiber die Hegel ebenfalls besondere Abhandlungen gegeben hat. Derart hat also in der Geistesphilosophie einzig der Abschnitt vom subjektiven Geist oder die Psy- chologie keine Entsprechung in ciner geschichtlichen Behandlung: vom Menschen, psychologisch betrachtet, L T mwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtumer. 131 gibt es keine Geschichte. 1 Und warum das ? Eben, weil die Psychologie eine Naturwissenschaft ist und weil sie so von derselben historischen Unfruchtbar- keit betrofien wird, welche im allgemeinen der Natur zuerkannt wird. Aber trotz aller dieser Suggestionen, trotz dieser gunstigen Bedingungen, trotz dieser teilweisen und mehr oder minder bevvuBten Bekenntnisse zog Hegel seine SchluBfolgerung nicht in dem Sinne, wie es uns richtig erscheint; er verkiindete nicht die philoso- phische Indifferenz der mathematischen und natur- wissenschaftlichen Disziplinen und ihre volle Selb- standigkeit; sondern er wandte sich der Losung zu, die bereits von Schelling angedeutet war, indem er den Begriff einer Philosophie der Natur bildete. Der Grund dafiir ist ganz klar. Er wurde zu dieser SchluBfolgerung durch seine logische Voraussetzung gedrangt. Wie sich die Kunst und die Geschichte in seinem Geiste als philosophische Irrtumer gebardet hatten, deren einer in der reinen Philosophie und deren anderer in der idealen Philosophie der Ge¬ schichte zu berichtigen ware, — so konnten in ana- loger Weise die naturwissenschaftlichen und mathe¬ matischen Disziplinen nicht in ihrer Unabhangigkeit von praktischen Schematisierungen der Erfahrungs- daten bleiben und muBten als philosophische Ver- suche und teilweise Irrtumer betrachtet werden, die in einer Philosophie der Natur zu berichtigen waren. „Die Antithese“ — sagt er — „der Physik und der Naturphilosophie ist nicht etwa diejenige zwischen einem Nichtdenken und einem Denken der Natur: Philosophie der Natur bedeutet nichts anderes, als denkende Betrachtung der Natur; und das tut auch die gewohnliche Physik, da ihre Behauptungen: Kraft, 1 Mackintosh, Hegel and hegelianism, S. 236 ff. 9* 132 Umvvandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtiimer. Gesetz usw. Gedanken sind; nur sind diese Gedanken in der Physik formelle und intellektuelle Gedanken.“ „In der Philosophie der Natur handelt es sich um nichts anderes, als an Stelle der Kategorien des In- tellekts die Beziehungen des spekulativen Begrifis zu setzen, und laut dieser Beziehungen die Erfahrung zu verstehen und zu bestimmen.“ „Nicht nur die Philosophie mufi mit der Naturerfahrung ubereinstim- mend sein, sondern die Entstehung und Bildung der philosophischen Wissenschaft hat die empirische Phy- sik zur Voraussetzung und Bedingung." Er sieht wohl ein, daB in den Naturwissenschaften rein kunst- liche Klassifikationen enthalten sind, die nur darauf gerichtet sind, sichere und einfache Kennzeichen tur das subjektive Erkennen zu geben; er glaubt jedoch, daB sie sich durch „naturliche“ Klassifikationen er- setzen lieBen, und er glaubt sie in den Nachfor- schungen der vergleichenden Anatomie zu entdecken, und in der Einteilung der Tiere in Wirbeltiere und wirbellose, der Pflanzen in einsamenlappige und zwei- samenlappige, und in ahnlichem, als einem gewissen Anfang zu derartigen Klassifikationen. Er spricht oft von einem „Instinkt der Vernunft", der sich in den Theorien der Physiker und Naturwissenschaftler ver- rate, und durch den gewissermaBen der spekulative Begriff vorweggenommen ware. Deshalb verteidigt er auch gegen den naturwissenschaftlichen und mathe- matischen Nominalismus Lockes das wirkliche Be- stehen der natiirlichen Arten und der mathematischen Begriffe: deshalb bewahrt er auch den „ewigen Natur- gesetzen“ unerschiitterlichen Glauben. Es geniigt ein Hinweis, um die Unhaltbarkeit dieser zweideutigen Stellung zu zeigen. Derjenige, der auf die historischen Tatsachen Philosophie an- wenden will, kann nichts anderes tun, als die Ge- Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtiimer. 133 schichte erzahlen, — die, um Geschichte zu sein, immer in irgendeiner Art philosophisch erleuchtet sein mufi —, und wenn er dann angesichts der Geschichte vom Wunsche nach einem philosophischen System ergriffen wird, karm er nur die Geschichte verlasseii und zur reinen Philosophie zuriickkehren. So hat der- jenige, der angesichts der Naturwissenschaften von philosophischem Bediirfnis bewegt wird, nur zwei Wege offen, um diesem Bediirfnis zu geniigen, je nachdem sein Bediirfnis auf eine angewandte Philo¬ sophie oder auf eine reine Philosophie gerichtet ist. Im ersten Falle mufi er von den naturwissenschaft- lichen und mathematischen Disziplinen und von ihren abstrakten und willkiirlichen Begriffen zum histori- schen Bilde der Naturdinge und des Menschen iiber- gehen; im zweiten Falle muB er klipp und klar zur Philosophie zuriickkehren. Aber eine Philosophie der Natur, eine Philosophie, deren Grundlage die Naturwissenschaften sind, ist, wie nach einer anderen Richtung die Philosophie der Geschichte, ein AViderspruch im Ausdruck; was soli das philosophische Denken mit diesen willkiirlichen Begriffen anfangen, welche die Philosophie nicht kennt und liber die sie infolgedessen keine Macht hat, weder sie anzuerken- nen, noch sie zu vemeinen. Hegel lenkt wiederholt die Aufmerksamkeit auf den Unterschied zwischen seiner Naturphilosophie und derjenigen Schellings, indem er jener letzteren vor- wirft, daB sie auf die Analogie zwischen Organischem und Anorganischem gegriindet sei, auf die Verglei- ■chung einer Sphare der Natur mit der anderen, und daB sie unter Anwendung eines zum voraus festge- setzten Schemas entwickelt sei. Aber auch Hegels Naturphilosophie kann sich nur mittels der Analogie entwickeln: nur, daB in ihr die Analogie von den 134 Umwandlung’ der besonderen Begriffe in philos. Irrtiimer. Formen des Begriffs gegeben wird und daselbst vom Urteil, von Syllogismus, von dialektischen Gegen- satzen und ahnlichem gesprochen wird. Die Abwei- chung der beiden Philosophien, der Mutter und dei’ Tochter, ist daher nach meiner Meinung von sehr ■geringer Bedeutung. Auch scheint mir das Lob nicht angebracht, das man der Naturphilosophie Hegeis ge- spendet hat: mit seinem Begriff des Werdens und der Entwicklung ein Vorlaufer von Darwins Entdeckungen gewesen zu sein. Die Evolution und die Dialektik der Begriffe in der Hegelschen Naturphilosophie ist Tein ideell und lafit die naturlichen Gattungen un- beriihrt, ja verkundet sogar deren Bestandigkeit. „Es ist eine ungeschickte Vorstellung alterer, auch neuerer Natur-Philosophie gewesen, die Fortbildung und den Ubergang einer Naturform und -Sphare in eine hohere fiir eine auBerlich wirkliche Produktion anzusehen, die man jedoch, um sie deutlicher zu machen, in das Dunkel der Vergangenheit zuriickgelegt hat. Der Natur ist gerade die AuBerlichkeit eigentiimlich, die Unterschiede auseinanderfallen und sie als gleich- giiltige Existenzen auftreten zu lassen: der dialek- tische Begriff, der die Stufen fortleitet, ist das Innere derselben. Solcher nebuloser und im Grunde sinn- licher Vorstellungen, wie insbesondere das sogenannte Hervorgehen z. B. der Pflanzen und der Tiere aus dem Wasser und dann das Hervorgehen der entwickel- teren Tierorganisationen aus den niedrigeren usw., mufi sich die denkende Betrachtung entschlagen“ (Enzykl. § 249). Das ist reiner Antidarwinismus und man mufi ihn auch von Hegel erwarten, welcher der Natur keine Geschichtlichkeit zuerkennt. Sicherlich darf man, wenn man von der falschen Idee einer Natur-Philosophie spricht und die Behand- lung verurteilt, die Hegel sich vornahm, ihr ange- TJmivandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtumer. 135 deihen zu lassen, in diese Verurteilung nicht das ganze Buch hineinbeziehen, das diesen Titel tragt. Der Teufel ist nie so haBlich, wie man ihn schildert; und dieses Buch Hegels entha.lt auch (meist in den Bemerkungen zu den Paragraphen und mithin in seinem groBten Teil) eine Menge sehr richtiger Kritiken, die auf den ersten Blick gegen Mathema- tiker, Physiker und Naturwissenschaftler gerichtet zu sein scheinen, jedoch nur gegen die Metaphysik ge- richtet sind, die von jenen in ihre Disziplinen ge- mengt oder schlecht aus ihnen herausgeholt werden. Das heiBt, sie wenden sich gegen die , ; unsagliche Metaphysik“, wie sie Hegel nennt, welche die mathe- matischen und naturwissenschaftlichen Abstraktionen, die Krafte, die Poren, die Atome und sofort, in Wirk- lichkeit verwandelt. In alledem bat Hegel leichtes Spiel und man kanu ihm nur lebhafte Zustimmung geben. Diese Polemik ist atich der einzige gerechte Teil der heftigen Angriffe gegen Newton und seine schlechte Metaphvsik, die dieser — obwohl er ausgerufen hatte : „Physik, hiite dich vor der Metaphvsik !“• —• einfuhrte und suggerierte. — Im iibrigen bezeugen die Angriffe Hegels nur seine Feindseligkeit, welche die Idee einer Natur-Philošophie gegen die Naturvvissenschaftler und Mathematiker mit sich brachte, wie schon die Idee einer Geschichts-Philosophie eine gewisse Feindselig¬ keit gegen die Historiker von Beruf mit sich brachte. Wie bereits gesagt, entstand die Feindseligkeit nicht aus Geringschatzung gegen diese Disziplinen, sondern im Gegenteil aus zu groBer Vorliebe fiir dieselben, aus der zu hohen und philosophischen Idee, die Hegel noch daruber hegte und die ihn gegen deren Bearbeitek streng sein lieB. Und so mulite sein „Sundenbock“ (bete noire) derjenige werden, der die moderne exakte AVissenschaft am meisten darstellte. Gegen Newtort 136 Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtumer. spitzt Hegel Kritiken und Anklagen und Sarkasmen, von der Dissertation De orbitis planetarum bis zur letzten Ausgabe der Enzyklopadie. In der Disser¬ tation beklagt er „illam, quae a Newtone incepta est, mathematices et physices confusionem“; und gelegent- lich des Geschichtchens vom Apfel bemerkt er scher- zend, daB diese Frucht deni Menschengeschlecht drei- mal verhangnisvoll wurde: als Ursache, daB Adam fiel, daB Troja zerstort wurde und daB (was auf New- ton zugespitzt ist) die Natur-Philosophie zugrunde ging! 1 Newton — sagt er zusammenfassend in der Geschichte der Philosophie — bat hauptsach- lich dazu beigetragen, in die Wissenschaft die Re- flexionsbestimmungen der Krafte einzufuhren, indem er die Gesetze der Krafte anstelle der Gesetze der Phanomene setzte. In der Physik und in der Optik machte er schlechte Beobachtungen und noch schlim- mere SchluBfolgerungen. Von der Erfahrung gelangte er zu Punkten allgemeiner Ausblicke; dann nahm er sie zur Grundlage und konstruierte mit ihnen die ein- zelnen Tatsachen; und dieser Art sind seine Theorien. Er war ein Barbar im Gebrauche der Begriffe, und ivurde sich nie bewufit, dafi er gedankliche Begren- zungen vornahm. Er handhabte die Begriffe, wie man Steine und Holzstiicke handhabt. Die Erfah- rungen und Schliisse seiner Optik — welche man als das erhabenste Beispiel derartiger Bearbeitungen im Naturstudium anfiihrt — sollten statt dessen als Beispiel dienen, wie man nicht experimentieren noch beurteilen soli. Mit diesen vorgeblichen Erfahrungen kontrastiert die Natur, welche bedeutend iiber der elenden Idee steht, die sich derjenige iiber sie bilden 1 . . . universae generis humani, deinde Troiae triiSeriae principiis pomum adfuisse, malum et iam scien- tliš philosophicis omen a (in Werke, XVI, 17), Umwandlung der besonderen Begriffe in philos. lirtumer. 137 ■vvtirde, der ihnen Glauben schenken wiirde. — Der- artige Ausbriiche, die bis zur Besehuldigung von Un- ehrlichkeit gegen Newton gehen, — der die Ergebnisse einiger Erfahrungen bewuBt iibertrieben habe — haben immer grofje Erregung hervorgerufen und sind mit groBer Strenge beurteilt worden. Aber, wenn man auch dem leidenschaftlichen Element, das sich eingemischt haben mag, ein kleines Teil einraumt, und wenn man auch darauf verzichtet, Hegel dadurch zu entschul- digen, daB man daran erinnert, wie er in diesen Kritiken und auch in der Heftigkeit seiner Ausdrucks- weise mit einigen bedeutenden Zeitgenossen und vor allem mit Goethe ubereinstimmt, so ist es doch sicher, daB bei sachlicher Betrachtung sowohl das, was daran richtig ist, als auch jenes, was sich in der Polemik an Ubertriebenem und Unrichtigem findet, eine ein- fache logische Folge der philosophischen Stellung Hegels ist. Auch in der Naturphilosophie wie in der Ge- schichtsphilosophie konnte sich Hegel nie dazu ent- schlieBen, die empirische und positive Methode als ganzlich irrig und durch die spekulative Methode vol- lig ersetzbar zu erklaren. Fiir ihn arbeiten die em- pirischen Wissenschaften, die ihre Gesetze und ihre Begriffe aufstellen, der Arbeit des Philosophen ent- gegen, welch letzterem sie das Material : fertig und schon halb bearbeitet darreichen; und er empfahl, wie man gesehen bat, das Handinhandgehen von Physik und Philosophie. Erklarungen ahnlicher Art sind auch von den Schulern Hegels wiederholt worden, wie von Michelet, Rosenkranz, Vera: dieser letztere vergleicht die Physiker den Handlangern und den Philosophen dem Baumeister und sagt, „la physique rassemble et prepare les materiaux, que la philosophie vient en- suite marquer de sa forme“. Aber das sind mir Phrasen, beseelt von starker Unverschamtheit gegen die 138 Umvvandlung der besonderen Begriffe in philos. Irrtumer. Physiker, und jeglichen Inhalts ganzlich bar. Denn in der Tat: entweder denkt man, daB die empirische Me- thode imstande sei, einige Gesetze, einige Arten, einige Begriffe, iiberhaupt einige Wahrheiten aufzustellen; und dann gelingt es einem nicht, zu verstehen, warum alsdann die anderen Gesetze, Arten, Wahrheiten und Begriffe und ihr ganzes System nicht mit derselben Methode erreichbar seien. Jene selbe Tatigkeit, die den ersten naturwissenschaftlichen Begriff aufstellt, zeigt damit die Fahigkeit, alle anderen und das ge- samte aufzustellen; wie die poetische Tatigkeit, die den ersten Vers bildet, dieselbe ist, die das ganze Gedicht macht. Oder aber man denkt, die empirische Methode sei zu gar keiner Wahrheit fahig, auch nicht zur geringsten; und in solchem Falle hat die speku- lative Methode nicht nur die andere nicht notig, son- detn kann iiberhaupt von da keine Hilfe holen. Der Physik und der empirischen Methode mit Worten Konzessionen machen, ist nicht serios, und hat auch ganz richtig niemanden zufriedengestellt. Indem Hegel die exakten Wissenschaften als eine Halbphilosophie betrachtete, vemeinte er sie vollkommen und ab- sorbierte sie in die Philosophie, die somit deren saiht- liche Rechte und Pflichten iibernahm. Und da er der Philosophie einmal eine so groBe Last auf die Schul- tern gebiirdet hatte, so war es ihm dann nicht erlaubt, sie mit dem Versuch zu erleichtern, einen Teil der Last wieder auf die empirischen Wissenschaften ab- zuwalzen, die nunmehr fiir ihn aufgehoben und nicht mehr bestehend waren. Alle Rechte, also auch alle Pflichten: der Philosophie, und nicht der Empirik, lag es nunmehr ob, das Vorhan- densein dieser und jener besonderen Tatsache der Natur zu beweisen und zu. rechtfertigen; der Philo¬ sophie lag es ob, Gestirne, physische Krafte, chemische Umwandlung der besonderen Begriffe in philos; Irrtiinier. 139 Korper, physiologische Elemente, unbekannte Tier- und Pflanzengattungen zu entdecken. Jener arme Teufel Krug (es scheint, daB man dies nunmehr zugeben muB) war einfach der Wortfuhrer des gesunden Ver- standes, als er von der Naturphilosophie Schellings verlangte, daB sie den Mond in seiner Beschafien- heit ableiten solle, oder eine Rose, ein Pferd, einen Hund, oder auch nur die Feder, mit der er, der Krug, gerade schrieb. Hegel machte ihn von seiner ersten bis zu den letzten Schriften 1 lacher- lich und stellte ihn als eine komische Personlich- keit hin, und vielleicht war er das auch; aber das hindert nicht, daB Hegels Antwort auf den Ein- wurf Krugs unter der scheinbaren Unbefangenheit doch wirr und unklar war. Denn Hegel schien einer- seits zu sagen, daB Dinge dieser Art, individuelle Tatsachen (und alle Tatsachen sind schlieBlich indi- viduell) nicht der Philosophie angehoren; andererseits daB der Beweis wohl moglich sei, aber daB die Wissen- schaft gerade dringendere Aufgaben habe, als die Ableitung der Schreibfeder des Herrn Krug. Und wie Krug, so hatte auch der beruhmte Neapolitaner Arzt Salvatore Tommasi recht, der dem Hegelianer De Meis (einem hartnackigen Vertreter ich weiB nicht welcher spekulativen Pathologie und Physiologie) nicht ohne Widerwilleh antwortete: daB er wohl bereit sei, seine Aufmerksamkeit auf die ihm empfohlene Me- thode zu lenken, sobald durch dieselbe irgendeine medizinische Entdeckung: z. B. die direkte Heilung der Lungenentziindung, gemacht worden ware. Der Versuch also, sich an die empirischen Wissen- schaften anzuklammern, denen doch soeben gekundigt 1 Man lese einen Artikel von 1802, in ,Werke, XVI, 57 bis 59 nach, und vergleiche „Enzyklopa.die“, § 250ff. 140 Umwandlung der besonderen. Begriffe in philos. Irrtiimer. worden war, hat keine andere Bedeutung, wie obeh beim Falle der Geschichte gesagt wurde (und geschicht- lich ist die Grundlage der Natunvissenschaften), als die Probe zu liefern, daB Hegels These falsch ist: aber noch nicht, das Falsche zu sanieren und wahr zu machen. Aber die Analogie geht noch weiter. Wenn Hegel — verzweifelt dariiber, daB er die Geschichte niemals vollig rationalisieren konnte, wie es seine Idee einer Philosophie der Geschichte verlangte — damit ab- schlofi, daB er willkiirlich einen Teil der historischen Tatsachen, die ihm hinderlicher schienen als der Rest, wegschnitt und dem Roman iiberantwortete, so tat er dasselbe mit den Naturwissenschaften, angesichts der vielen Klassen und Arten natiirlicher Tatsachen, angesichts der endlosen Erscheinungen der Wirklich- keit, angesichts dessen, was man seltene Falle, Aus- nahmen, auBerordentliche Wesen nennt. Seine Er- findung ist kostlich: namlich die der Ohnmacht der Natur, der Schwache, der Bewufitlosigkeit, ihrer Ohn- machtsanfalle, in der schwierigen Aufgabe, die Ra- tionalitat des Begriffes zu verwirklichen! Aber wie wir uns auf dem Felde der Geschichte nicht haben dazu bewegen lassen, einen Teil der Tatsachen iiber Bord zu werfen, da wir von Hegel selbst gelernt haben, daB die Tatsache etwas Heiliges ist, so lassen wir uns auch jetzt, nachdem wir von ihm gelernt haben, daB die .Vemunft in der \Velt ist, nicht dazu bewegen, zu glauben, daB ein Teil der Wirklichkeit sich gegen die Vernunft empore oder sie vernachlassige. Und das, was hier Ohnmacht der Natur genannt wird, erklart sich uns als nichts anderes, denn als Ohnmacht der Naturphilosophie, die von Schel¬ ling und von Hegel entworfen wurde, das eigene Programm treu auszufuhren. IX. Der Aufbau der falschen Wissenschaften und die Anwendung der Dialektik auf das Individuelle und Empirische. Hegel hatte die Idee einer Geschichtsphilosophie und einer Naturphilosophie aufstellen, diese ausbrei- ten, einscharfen, verteidigen konnen; sonst nichts an- deres. Man kann ein Programm aufstellen und sich dann nicht entschlieBen, es durchzufiihren: was oft vorkommt, besonders wenn das Programm gefahrlich ist. Der Systeme und Biicher, die nicht liber die Vorworte und Einleitungen hinausgekommen sind, gibt es nicht wenige, besonders in unserer zeitgenossischen Literatur und gerade unter denen, die mit viel Getbse angekiindigt worden waren; fast wurde es der Muhe lohnen, ein lehrreiches Verzeichnis davon anzufer- tigen. Aber Hegel lieB die Geschichtsphilosophie und Naturphilosophie nicht nur in der Luft schweben, sondern baute tatsachlich sowohl die eine, als die andere auf. In diesem Ubergang zur Ausfiihrung muBte er sich dazu zwingen, die individuellen Tat- sachen und die. empirischen Begriffe als besondere philosophische Begriffe zu behandeln, und da er auf diese bereits die Dialektik angewandt hatte, mulite er damit fortfahren, die individuellen Tatsachen' und die empirischen Begriffe ebenfalls dia- lektisch zu behandeln. 142 Der Aufbau der falschen Wissenschaften. Dies ist der zweite grobe MiBbrauch, den Hegel von seiner entdeckten Dialektik machte. Um hierzu zu gelangen und in. der Lage zu sein, die genaue Darlegung und die Genesis davon zu geben, war es unerlaBlich, uns durch den ersten MiBbrauch hin- durchzuarbeiten und dessen vielen Folgen nachzu- gehen. Eine davon (namlich der Geschichte und den positiven Wissenschaften die Selbstandigkeit abge- sprochen zu haben) flihrte. zu diesem zvreiten MiB¬ brauch und war ihrerseits wieder eine. Folge jener. Ohne diesem Wege in allen seinen Wendungen und Verschlingungen zu folgen, wiirde man nicht ver- stehen, wie Hegel je zu einem so seltsamen Ge- danken kommen konnte; indem man diesem Wege aber folgt, entsteht zugleich mit der vollen Einsicht in die Tatsache gevvissermaBen ein Gefiihl der Be- wunderung fiir diese Scharfsinnigkeit, die in dieser innigen Verknlipfung von Irrtumern steckt, fiir die method of thad madness, wie Polonius gesagt hatte. Der zweite MiBbrauch ist der am allgemeinsten bekannte und hat mehr als alles andere dazu beige- tragen, die Hegelsche Philosophie in schlechten Ruf zu bringen. Wahrend durch den ersten einige Teile der Philosophie Schaden litten, so traf und bedrohte der zweite die historischen Studien und die positiven . Wissenschaften, und sowohl diese als jene reagierten energisch zu ihrer Selbstverteidigung. Aber man darf in dieser Hinsicht eine Beobach- tung nicht unterlassen. Das erlangte BewuBtsein von der Irrigkeit der Methode, die Hegel vorwartstrieb und anzuwenden suchte, hat alle Blicher Hegels (liber die Geschichte der Menschheit und der Kunst, der Philo¬ sophie und der Religion, und liber die verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen) in die Verurtei- lung mithineingezogen. Wenn die Methode verfehlt Del' Aufbau der falschen Wissenschaften. 143 ist, — hat man sehr einfach geurteilt, — vvelchen Wert und welche Biirgschaft konnen denn dann die Resultate haben? Diese Biicher werden vom Anfang bis zum SchluB sophistische Wissenschaft und Ge- schichte sein. — Und deshalb wird nicht nur von den Studierenden der Natumvissenschaft die Natur- philosophie nie nachgeschlagen und befragt, und hat man sogar sehen konnen, daB einige Ubersetzer sie in ihrer Ubertragung der Enzyklopadie einfach weg- liefien, sondern selbst die Abhandlungen von eigent- lich geschichtlichem Charakter werden mit Mifitrauen betrachtet, fast als fiirchte man, sich durch deren Beriihrung zu beflecken. Nun sind diese Biicher aber zu prufen, wie alle Biicher, auch beziiglich der Aus- fiihrung und der Einzelheiten; denn Hegel konnte gegen sein Programm, oder unabhangig von dem- selben handeln, und wirklich tat er es auch des 6f- teren, Ebenso Goethe, der in der Optik, nach dem Ausspruch der Zustandigen, Methoden anwenden wollte, die der Physik tatsachlich fremd waren, und welche die einstimmige Verurteilung aller Fachgelehr- ten hervorgerufen haben, wahrend er auf anderen Gebieten der Naturwissenschaften, wie in der Ana- tomie und in der Botanik, wahre und wirkliche Ent- deckungen machte. 1 Im allgemeinen wachst der Wert der naturphilosophischen Biicher Schellings, Hegels und dessen Schiller zunehmend, je mehr man von den abstraktesten Teilen zu den konkretesten iiber- geht, von der Physik zur Physiologie, von der so- genannten anorganischen Welt zum Organismus; und 1 Man lese die beiden Reden von Helmholtz: iiber Goethes naturwissenschaftliche Arbeiten, sowie Goethes Vorahnungen kommender vvissenschaftlicher Ideen (in : Vortrage und Reden 4 , Braunschweig 1896, I, 23—47 ; II, 335—361). 144 Der Aufbau der falschen Wissenschaften. der Grund dafiir liegt klar auf der Hand, denn an den konkretesten Stellen nimmt die Nutzlichkeit der mathematisChen. Methode ab. Jedenfalls, wenn auch Hegel, wie es scheint, in dem positiven Teil seiner naturvvissenschaftlichen Abhandlungen keine wichtigen Erfolge erzielte, noch auch originelle Beobachtungen machte (wie man deren doch in den Werken deš Treviranus, des Oken usw. findet) 1 * ; wenn auch das fieste, was er bietet, vielleicht nur jeweils in der Psychologie und Anthropologie liegt, Stoffe, in denen er mehr sattelfest war; so kommt er doch andererseits in den geschichtlichen Behandlungen den grofi Le n Historikern des XIX. Jahrhunderts gleich, welches iiberhaupt (und zim Teil durch Hegels Ver- dienst) das Jahrhundert der Geschichtschreibung isti In der Geschichte der Philosophie — die man, wie schon erwahnt, gewissermaBen als seine Schopfung betrachten kann — sind die Charakteristiken, die er von den Vorgangern des Sokrates gab (und beson- ders von Parmenides, Heraklit und von den Sophisten), femer von Sokrates selbst,- von Plato, Aristoteles, den Stoikern und den Skeptikern, den Neuplatonikern und vom Christentum; und in neueren Zeiten von der englischen empirischen Philosophie, von der cm- pirisch-spekulativen Periode Kants und Schellings, voh Jacobi und den Sentimentalen und Mystikern, da sind diese Charakteristiken ebenso wahr als originell. Beim Studium der antiken Philosophie legte er sich genau Rechenschaft ab uber den tiefen Unterschied, den diese gegeniiber der modernen aufweist, •— in der Art, die Probleme aufzustellen und aufzufassen, so- 1 Man vergleiche auBerdem eine Bemerkung Engels, Antidiihring 3 , S. XV—XVII, der einige Verdienste Hegels als Physiker und Naturwissenschaftler hervorhebt. Der Aufbau der falschen Wissenschaften. 145 wie liber den Irrtum, ihre Grundsatze in moderne philosophische Ausdriicke libertragen zn wollen, wie es Brucker und Tiedemann zn tun pflegten. Die politische Geschichte bietet weite und leuchtende Aus- blicke auf den Charakter und die Zusammenhange der groben historischen Epochen, liber Griechenland, liber Rom, liber das Mittelalter, sowie liber die Reforma- tion und die franzosische Revolution. Die Ge¬ schichte der Literatur und der Kunste, die in seine Abhandlungen liber Asthetik . eingeschaltet ist, enthalt Ansichten und Urteile (z. B. liber das homerische Epos, liber die antike Tragbdie, das Shake- spearesche Drama, die italienische Malerei der Re- naissance, die hollandische Malerei), die ganz popu- lar geivorden sind. Und in der Tat, wer ein ein- gehendes Studium liber die historischen Ideen an- stellen wollte, die im XIX. Jahrhundert gegolten haben und in das Erbe unserer Kultur tibergegangen sind, der wlirde erstaunt sein liber die grobe Anzahl, die sich auf Hegel als ihren Urheber zuruckftihren lassen, oder die durch Hegel ihre endgiiltige Form erhielten, so haufig sie dann auch ohne Bewubtsein oder mit falschem Bewubtsein ihrer Herkunft von den Schrift- stellern nacheinander wiederholt werden; die sie dann verbreitet haben (z. B. durch Taine). — Es wtirde andererseits eine sehr kleinliche Kritik sein, Hegel historischer Fehler anzuklagen, wie es oft geschehen ist, indem man spatere Entdeckungen und For- schungen zugrunde legte (und indem man sich sogar mitunter auf zweifelhafte Entdeckungen bezoge, wie damals, als man ihm einen Vorwurf daraus machte, das Mutterrecht nicht in Rechnung gezogen zu haben, oder dah er nicht die soziologischen Theorien liber den Ursprung der Kunst aus bkonomischer Arbeit und handvverksmabiger Ausschmlickung vorausgeahnt Croce, Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie. 10 146 Der Aufbau der falscben Wisšensebafteii. habel). Derartige Prufungen wiirde kein Historiker bestehen, so grofi er auch immer sei: weder Thucy- dides, noch Tacitus, noch Machiavelli, und selbst Niebuhr oder Mommsen nicht; — oder auch, wenn man ihm gewisse politische und nationale Vorurteile zu sehr und zu personlich anrechnen wollte, die in seinen historischen Konstruktionen nicht mehr und nicht minder erscheinen, als in denjenigen vieler an- derer Geschichtsschreiber, Philosophen und Publi- zisten; von der italienischen Suprematie des Gio- berti an bis zu den heutigen germanistischen Manien des Herrn Chamberlain oder des Herrn Woltmann. Und auch im Umkreis jener historischen Fehler, die eine Folge der- philosophischen Fehler waren, mufi man alsdann unterscheiden zwischen denjenigen, die aus den verfehlten philosophischen Begriffen ent- standen, die Hegel oft gemein hat mit anderen Philo¬ sophen, oder mit der Philosophie seiner Zeit — z. B. die Behandlung der Geschichte der Poesie und der Kunst, gegrundet auf den Begriff einer Kunst, die vvesentlich Religion und Philosophie ist; und auch den verbreiteten Anspruch darauf, den Lauf der Ge¬ schichte spekulativ zu konstruieren oder zu rekon- struieren; — und zwischen denjenigen Irrtumern unterscheiden, die mit seiner Dialektik zusammen- hangen, und nach denen allein zu forschen uns hier interessiert. Aber, nachdem alle diese Vorbehalte gemacht sind, ist es sicher, daB man in deri Buchem Hegels Beispiele einer dialektischen Behandlung des Indivi- duellen und des Empirischen findet; und das geniigt, um die heftige Reaktion der Historiker und der Natur- wissenschaftler gegen die Dialektik selbst zu erklaren und teilweise zu rechtfertigen. Die kleinere Anzahl trifit man aus bereits ge- Der Aufbau der falschen Wissenschaften. 147 sagten Griinden in seinen historischen Darlegungen; als fast ganz frei davon kann man sogar die Ge¬ schichte der Philosophie ansehen. Aber die von Hegel aufgerollte Universal-Geschichte ist dreiheitlich abge- fafit, als orientalische, klassische und germanische Welt. These, Antithese und Synthese, die wohl oder iibel in der Formel verkbrpert werden, daB der Orient wuBte und weiB: nur Einer ist frei; die grie- chisch-romische Welt: Einige sind frei; die ger¬ manische Welt: alle sind frei! Der Charakter der ersten ist also der Despotismus, der zweiten die De- mokratie und Aristokratie, der dritten die Monarchie. Um diese Dreiheit zu begriinden, ist Hegel gezwungen, einen groBen Teil der Geschichte in Raum und Zeit zu unterdriicken. Im Raum, da er direkt ein Fiinftel der Welt fortlaBt; Australien und die iibrigen Inseln zwischen Asien und Amerika scheinen ihm sogar mit einer „physischen Unreifheit" belastet. Amerika selbst ist fiir ihn nichts weiter als ein Anhang an die euro- paische Kultur; und er weigert sich, die uralten Kul¬ turen Mexikos und Perus in Betracht zu ziehen, da es nach den Aufzeichnungen, die wir dariiber be- sitzen, scheint, dafi dieselbe eine ganz natiirliche war, die untergeben mufite, sowie der Geist sich ihr naherte; — in der Zeit beschrankt er, weil er darauf besteht, daB die Geschichte erst beginne, seit es Historiker gebe, da im Grunde das deutsche Wort „Geschichte“ (oder das italienische ,,storia“) sowohl die Geschichte a parte subiecti bedeuten, als die Geschichte a parte obiecti. Die Volker konnen ein langes Leben ohne. Staatswesen durchlaufen haben; aber das, was ihre Vorgeschichte ist, hat nichts mit der Geschichte zu tun. Indem sich Hegel auf derartige Einschrankungen im Raum und in der Zeit bezog, zeichnete er in den letzten Jahren seines 10* 148 Der Aufbau der falschen Wissenschaften. Lebens in seinem Notizbuch folgendes auf: „In der ,Weltgeschichte gilt die Einteilung wie bei den Grie- chen: — Griechen und Barbaren. 1 ' 1 Auf diese Art suchte Hegel die Universal-Geschichte, wie man sie in den Buchern der Historiker findet, fiir seine Dia¬ lektik geeignet zn machen, und er bildete sich ein, im Individuellen einen Ausgangspunkt gefunden zu haben, der die Genauigkeit des ersten „Ausdruckes“ der dialektischen Dreiheit besitze: dies ware der geistige Orient, wo die Sonne der Geschichte auf- geht. Aber diese so miihsam errungene Dreiheit wackelt bei jeder besonderen Entwicklung, die Hegel versucht; und um gleich bei der ersten anzuhalten, der man begegnet, so erweitert sich diese selbe Grund- Dreiheit zu einer Vierheit: der orientalischen Welt, der griechisch-romischen und der germanischen Welt; und im Orient werden China und Indien sofort fiir Persien geopfert, das fiir Hegel die erste wahr- haft geschichtliche Nation ist. — Ahnlich bietet die- Geschichte der Kunst eine Dreiheit: die orientalische oder symbolische, die griechische oder klassische, und die christliche oder romantische Kunst: eine in ihrem inneren Aufbau wenig feste Dreiheit, da sie aus dem Mangel an Gleichgewicht zwischen Inhalt und Form abgeleitet wird, deren Synthese dann nicht eben im dritten „Moment“ lage, sondern im zweiten. Hegel scheint auch eine vierte Kunstperiode nach der roman- tischen anzudeuten; was auch hier die Dreiheit in eine Vierheit umwandeln wurde, wenn man nicht gerade sagen will, dah die letzte Phase diejenige ware, wo die Kunst in der Philosophie aufgeht. Die Ge¬ schichte der Religion gliedert sich in drči Phasen: naturliche Religion, Religion der Entzvveiung des Be- 1 Aphorismen aus der Berliner Periode, in Rosen- kranz, S. 559. . Der Aufbau dei’ falsčhen Wissenschaften. 149 wuBtseins in sich, und Religion des Uberganges zur Religion der Freiheit. Die beiden letzteren teilen' sich ebenfalls dreiheitlich: die Religion der Entzwei- ung in diejenigen des MaBes (die chinesische), der Phantasie (die indische), des Insichseins (die bud- dhistische); die Religion des Uberganges: in diejenigen der Natur, der geistigen Freiheit und der absoluten Religion. Diese wird weiter eingeteilt in neue Drei- heiten, namlich die Religion der Natur in die des Lichtes (die persische), die des Schmerzes (die svri- sche), des Ratsels (die agyptische); die Religion der geistigen Freiheit (Individualitat) in diejenige der Er- habenheit (die jildische), der Schonheit (die grie- chische), des Verstandes oder der ZweckmaBigkeit (die romische). Die absolute Religion ware dann das Christentum. — Eines der sonderbarsten Beispiele von dialektischer Konstruktion liefern uns die drei Teile der Welt. Hegel hatte, wie gesagt, sich von den an- deren beiden losgemacht, die ihm weder physisch noch geistig reif schienen. „Die neue Welt stellt eine un- ausgebildete Entzweiung dar: einen nordlichen und einen siidlichen Teil in der Weise des Magneten. Die alte aber die vollkommene Entzweiung in drei Teile, deren einer, Afrika (das gediegene Metali), das luna- rische, starr vor Hitze ist, wo der Mensch in sich selber verdumpft, — der nicht ins BewuBtsein tretende stumme Geist; der andere, Asien, ist die bacchantisch kometarische Ausschweifung, die wild nur aus sich ausgebarende Mitte, die formlose Erzeugung, ohne dafi er iiber seine Mitte Meister werden konnte; der dritte aber, Europa, bildet das BewuBtsein, den ver- niinftigen Teil der Erde, das Gleichgewicht von Stro j men und Talern und Gebirgen, — dessen Mitte Deutschland ist.“ 1 1 Naturphilosophie, § 340, Zusatz. 150 Der Aufbau der falschen Wissenschaften. Die dialektische Konstruktion wuchert iippig in der Naturphilosophie oder dem Felde der empirischen Begrifie. In seinem positiven Teil ist dies Buch im Grande genommen nichts anderes, als ein Sammelwerk mathematischer und naturwissenschaftlicher Diszipli- nen, eingeteilt in drei Abschnitte: erstens Geometrie und Mechanik; zweitens Astronomie, Physik und Che- mie; drittens. Mineralogie, Botanik, Zoologie, Geologie und Physiologie. Dieses Handbuch zerstreuter Kennt- nisse ist geordnet nach der grundlegenden Dreiheit von Mechanik, Physik und organischer Physik; und alles ist wiederam in Unterdreiheiten abgeteilt. Lassen wir es noch hingehen, daB, wie in der Weltgeschichte der Vereinigungspunkt und das Endergebnis der ger- manische Geist ist, so in der kosmologischen Auf- fassung Hegels die Erde das Zentrum des \Veltalls ist (und fiir die Erde miiBte es Deutschland sein, wenigstens nach den oben angefiihrten Worten). Es zeigt nochmals klar, wie ein hochstehender philo- sophischer Geist sich hin und wieder vom Gefiihl und vom Vorurteil hinreiBen lassen kann. Statt dessen nur einige Beispiele aus der Dialektik des Geometri- schen und des Physischen. Hegel stellt auBer den drei Dimensionen des Raumes auch drei Dimensionen der Zeit auf: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; aber wahrend er bemerkt, daB in der Natur die drei Dimensionen der Zeit nicht zn bestehendem Unter- schiede kommen, scheint er anzunehmen, daB die drei Dimensionen des Raumes sich wesentlich differenzieren. Diese drei wiirden sich in jedem Falle auf die Natur des Begrifies stiitzen, insofern — sagt er — die De- terminationen des Begrifies in dieser ersten Form der AuBerlichkeit, in der abstrakten Quantitat nur ober- flachlich seien und vollkommen leere Unterschiede bildeten. Sie sind oberflachlich, sind leer, sind 151 Der Aufbau der falschen Wissenšchaften. willkurlich, und doch leitet Sie Hegel dialektisch ab. Der Punkt ist die Verneinung des Raumes, aber er ist eine wesentlich raumliche Verneinung und wird somit zur Linie; und die Verneinung der Verneinung ist die Oberflache. Die Ableitung der Himmelskorper wird vorgenommen; der Zentralkorper ist die These, der Mond und die Kometen sind die Korper der Antithese; die Svnthese, der Korper der konkreten Gesamtheit, ist der Planet. Der Magnetismus ist die Demonstration ad oculos dialektischer Begriffe in der Natur, des vollkommenen Syllogisrnus. „Die Pole sind die sinnlich existierenden Enden einer realen. Linie; als Pole haben sie aber nicht die sinn- liche mechanische Reali tat, sondern eine ideelle:, sie sind schlechthin untrennbar. Der Indifferenz- punkt, in welchem sie ihre Substanz haben, ist die Einheit, in der sie als Bestimmungen des Begriffs sind, so, daB sie Sinu und Existenz allein in dieser Einheit haben; und die Polaritat ist die Beziehung nur solcher Momente." Wegen der Notwendigkeit der dialektischen Form bekampft Hegel die Gleich- setzung, welche die physische Wissenschaft zu machen sucht zwischen Magnetismus, Elektrizitat und Che-. mismus; und will, daB die drei Tatsachen zugleich vereint und unterschieden seien. In gleicher Weise hatte er sich den Physiologen widersetzt, welche die glatte Unterscheidung zwischen tierischer und pflanz- licher Zelle aufheben; oder die das Leben als iiberall- hin verstreut betrachten: die drei „Reiche der Natur" stimmten zu gut zu seiner Dreiheitslehre, als daB er sie nicht aufrechterhalten solite, sie als geolo- gische, vegetalische und tierische Natur dialektisie- rend. In der ersten stellt das Leben selbst sich seine eigepe Bedingung; in der zweiten liegt das Indivi¬ duum noch auBerhalb seiner Glieder, die tur sich 152 Der Aufbau der falschen Wissenscliaften. selbst Individuen sind; in der dritten existieren die Glieder wesentlich als Glieder des Individuums, und mithin ist dieses letztere: Subjekt. Die Dia¬ lektik geht tur jede dieser Naturformen weiter: der ProzeB der Pflanze teilt sich in drei Svllo- gismen, namlich in den BildungsprozeB, den Pro¬ zeB der AVidersetzung gegen die anorganische Na¬ tur Und in den ProzeB der AAhedererzeugung, der Ein- heit der beiden vorausgehenden. Anstrengender ist der dialektische Aufbau der fiinf Sinne, deren es fiinf und nicht bloB drei gibt. Aber Hegel laBt sich nicht irre machen. Die Sinne sind fiir ihn fiinf, und dennoch sind es nur drei. Der erste ist derjenige der mechanischen Sphare, des Gewichtes und der Kohasion und ihrer Veranderung, namlich der Tast- sinn. Der zweite besteht in den beiden Sinnen der Antithese, namlich derjenigen der besonderen Luftig- keit und der realisierten Neutralitat des konkreten AVassers, und die Antithese der Auflosung der kon¬ kreten Neutralitat umfaBt: der Geruch und der Ge- schmack. Der dritte ist der Sinn der Idealitat und ist auch gedoppelt: namlich ein Sinn der Idealitat als Manifestation des AuBerlichen fiir AuBerliches, des Lichtes im allgemeinen; und genauer, des Lichtes, das in der konkreten Aufierlichkeit, der Farbe, be- stimmt wird; und Manifestation der Innerlichkeit, die sich als solche in ihrer VerauBerlichung des Schalles kenntlich macht: das will heiBen, das Gesicht und das Gehor! AVeitere Beispiele dieser Dialektik des Empirischen finden sich wiederholt in derjenigen, die fiir uns auch Naturphilosophie ist (in erkenntnistheoretischem Sinne), namlich in der Philosophie des Empirischen; und sie findet sich auch verstreut in der Asthetik, in der Logik und in der Philosophie des Geistes. Der Aufbau der falschen Wissenšchaften. 153 In der Asthetik wird das Systeni der Kunste dreiheit- lich entwickelt: die erste Kunst, die Architektur, er- richtet den Tempel Gottes; die zweite, die Skulptur, den Gott selbst; die dritte bringt die Gefuhle der Getreuen in Farben, Tonen und Worten zum Aus- druck und teilt sich weiter in Malerei, Musik und Poesie. Die Muhe, dasjenige in drei zu verdichten, was erfahrungsgemaB in anderen Zahlen bestimmt ist, — die fiinf Kunste in drei, die fiinf Sinne in drei, — wird ihm auf dem Gebiete der Poesie von der Rhe- torik erspart; hier freut sich Hegel, die Dreiteilung in lyrische, epische und dramatische Poesie anzu- nehmen, wie er von der empirischen Wissenschaft die drei Reiche der Natur angenommen hatte. Iti der Logik ist die Klassifikation der Urteile mit neuer Terminologie im groben und ganzen doch dieselbe wie bei Kant, der eine Vierheit zugrunde legt: das Urteil der Qualitat wird dasjenige der Existen.z, das Urteil der Ouantitat dasjenige der Reflexion, das Urteil der Relation dasjenige der Notwendigkeit, das Urteil der Modalitat dasjenige des Begrifies; und die iiberlieferten Untereinteilungen werden aufrechter- halten. Der VernunftschluB (Syllogismus) — welcher die Synthese gegeniiber der Antithese des Urteils ist, oder die Wiederherstellung des Begrifies im Urteil, und also die Einheit und. die Wahrheit beider — ist ebenfalls dreiheitlich entwickelt: als VernunftschluB des bestimmten Seins, VernunftschluB der Uberlegung und VernunftschluB der Notwendigkeit. — In der Philosophie des Geistes weiB Hegel sehr wohl, daB die Psychologie nicht der Philosophie als Grundlage dienen kann; und dennoch behandelt er sie dialektisch. Der subjektive Geist entwickelt sich in den drei Ab- stufungen der Anthropologie, der Phanomenologie des Geistes und der Psychologie: die erste umfaBt die 154 Der Aufbau der falschen Wissenschaften. natiirliche, die fiihlende und die wirkliche Seele; die zweite das BewuBtsein, das SelbstbewuBtsein und die Vernunft; die dritte den theoretischen, den praktischen und den freien Geist. Der ob¬ jektive Geist bat die drei Momente des Rechtes, der Morali tat und der Sittlichkeit; das Recht die- jenigen des Eigentums, des Vertrages und des Rechtes gegen das Unrecht; die Sittlichkeit hat die Untereinteilung in Familie, biirgerliche Gesell- schaft und Staat; der Staat schlieBlich in inneres Recht, auBeres Recht und (ein niedlicher Sprung!) W eltgeschichte. Die Dialektik Hegels ist oft zur Karikatur gemacht vvorden, aber keine Karikatur kann sich derjenigen gleichstellen, die der Autor unbewuBt selbst gab, als er versuchte, Afrika, Asien und Europa zu denken, oder die Hand, die Nase und das Ohr, oder das Vermogen der Familie, die vaterliche Gewalt und das Testament, mit demselben Rhythmus, mit dem er das Sein, das Nichts und das Werden gedacht hatte. Mit- unter scheint es, daB Hegel nicht mehr ganz bei Verstand war, so daB er seine Zuflucht zur Mytho- logie nehmen muBte: in der gleichen Ari wie —• laut einer genialen Auslegung Hegels selbst — Plato, als es ihm nicht gelang, gewisse schwierige, zu seiner Zeit noch nicht herangereifte Probleme, mit dem Ge- danken zu bezwingen, die gedachte Losung durch die Einbildung, deii Begrifi durch den Mythus ersetzte. X. Der nicht iibervvundene Dualismus. Der Panlogismus, der in Hegels System bemerkt wurde, ist nichts anderes, als die aus der falschen dialektischen Anwendung entstandenen Irrtiimer, die ich bisher ganz getrennt analysiert und dargelegt babe. Es ist die S teli ver tre tun g des philosophischen Ge- dankens fiir alle anderen Vorgange des Geistes, welche alle logische Form (philosophische) annehmen und untergehen miissen. Es war aber unrecht, den Pan¬ logismus als den Grundcharakter des Systems zu be- trachten, wahrend er doch im Gegenteil nichts an¬ deres ist, als ein auf ihm gewachsener krankhafter Auswuchs. Auch darf man nicht als einen Beweis fiir den Panlogismus die Identifizierung anfiihren, die Hegel fiir die Logik mit der Metaphysik gibt, derart, daB fiir ihn die Logik zugleich Metaphysik ist. Da fiir Hegel die sogenannte Logik mit der Logik der Schulen nichts gemein hatte — und nicht einmal im allgemeinen mit einer Wissenschaft der Logik als besonderer philosophischer Wissenschaft —, sondern war Kategorienlehre, davon die Logik in engerem Sinne eine einzige Lehre oder eine einzige Gruppe bildete; und da diese Kategorien den ganzen Geist und die ganze Wirklichkeit umfaBten, so ist es klar, daB die Identifizierung der Logik und der Metaphysik, der Logik und der Philosophie, sich im Grunde dahin 156 Der nicht uberwundene Dualismus. reduzierte, die Metaphysik mit der Metaphysik oder die Philosophie mit der Philosophie zu identifizieren. DaB diese seine Metaphysik and Philosophie z n m Teil panlogistisch entwickelt war, ist richtig; aber das ist wieder eine andere Frage: der Irrtum hetrifft eben gerade die Anwendung des Prinzips, und nicht das Prinzip fiir sich genommen. Eine weitere ebenfalls gegen ihn gerichtete An- klage, namlich eines mehr oder weniger maskierten Dualismus, scheint unvereinbar mit der Anklage wegen Panlogismus; und es ist auch nicht der Fali. Da sich der Irrtum niemals durch jene volle Ubereinstim- mung wie die Wahrheit bestatigen laBt, so verwan- delt sich der panlogistische Irrtum in sein Gegenteil, namlich in den Dualismus. Das Gebiet dieser Ver- kehrung ist die Naturphilosophie, wo, wie sich ge- zeigt hat, der alte Begriff der Natur iiberall festgefiigt und beharrlich zum Vorschein kommt, suggeriert von den Physik- und Naturwissenschaften. Diesem Be¬ griff gestand Hegel philosophischen Wert zu und schuf so daraus den Gedanken einer Wirklichkeit, die gegeniiber oder hinter dem geistigen Begriffe von der 'VVirklichkeit steht. Der kritische Punkt der Ver- drehung, oder die Enthiillung des Dualismus, die im selben Augenblick stattfindet, indem man ihn zu ent- decken versucht, ist der beriihmte Ubergang von der Idee zu der Natur, woriiber sich Hegel so kurz und dunkel ausdruckt; und seine Vertreter verbreiten dar- iiber viele Worte, aber wenig Licht: „Die Idee, welche fiir sich ist, nach dieser ihrer Einheit mit sich be- trachtet, ist sie Anschauen, und die anschauende Idee Natur. Als Anschauen aber ist die Idee in einseitiger Bestimmung der Unmittelbarkeit oder Negation durch auBerliche Reflexion gesetzt. Die absolute Freiheit der Idee aber ist, daB sie nicht bloB ins Leben tiber- Der nicht tiberwundene Dualismus. 157 geht, noch als endliches Erkennen dasselbe in sich scheinen laBt, sondern in der absoluten Wahrheit ihrer selbst sich entschlieBt, das Moment ihrer Be- sonderheit oder des ersten Bestimmens und Anders- seins, die unmittelbare Idee als ihren Widerschein, sich als Natur frei aus sich zu entlassen“ (EnzykL, § 244). Diese Umwandlungen sind derartig gefahrlich, daB viele Auslegungen des hegelschen Gedankens vorge- schlagen wurden (und noch mehrere komite man vor- schlagen); sie wiirden die Gefahr vermeiden, den Dua¬ lismus tilgen, und dem System sein Leitmotiv wahren, welches absoluter Idealismus, Substanz als Subjekt, ist. Aber keine dieser Auslegungen erscheint uns dem urspriinglichen Gedanken des Philosophen an- gemessen. So ist es wohl bequem, darauf zu bestehen, daB der Ubergang von der Idee zur Natur fiir Hegel nichts anderes sei, als der Ubergang von der Philosophie zur Erfahrung, von der Philosophie zur Natunvissen- schaft, deren Beharrlichkeit und Unabhangigkeit neben der Philosophie Hegel nie in den Simi gekommen ware zu verneinen. Hegels System wiirde auf diese Art zu einer Philosophie des Verstandes oder des Geistes ganz allgemein; wohl fremd, aber nicht eben feindlich gegeniiber der Erfahrung, d. h. gegeniibei' der Beobachtung und Erfahrung des historischen und natiirlichen Besonderen. Gegen eine derartige Aus- legung spricht aber die einfache Erwagung, daB HegeJ. keineswegs von der Philosophie zur Natur wissen- schaft (empirischen) ubergeht, sondern von der Logik oder von der Philosophie im allgemeinen zur Natur- philosophie; und deshalb versteht er die Natur nicht als das Empirische gegeniiber dem Spekulativen, sondern als einen spekulativen Begriff, der mit dem anderen gleiche Berechtigung hat. 158 Der mehi uberivundene Dualismus. G-egen die gleiche Schwierigkeit stofit die Aus- legung, welche erklart, daB es zwischen Idee und Natur keinen Ubergang gibi, weder einen logischeh, noch einen zeitlichen, weil die Idee nicht erst Natur wird, sondern bereits ist; das Individuelle ist das Universale, und das Universale ist das Individuelle. Zweifelsohne wiirde auf diese Art der Dualismus ver- mieden; denn in der philosophischen Betrachtung vvendet man sich nur an das Universale: das Indi¬ viduelle (das philosophisch genommen das Universale selbst ist) wird, soweit es individuell ist, von der sinnlichen Anschauung erfaBt, das heifit von einer Sphare des Geistes, die jener philosophischen voraus- geht und ihre Bedingung ist. Aber Hegel hat nie daran gedacht, das Individuelle den Dichtern und Ge- schichtschreibern zu tiberlassen: er hat die Philo- sophie des Individuellen geschafien, als er die Philo- sophie der Geschichte und der Natur schuf. Um ihn auf die vorgeschlagene Art auszulegen, muBte man ■von seinem System nicht einige zufallige und ab- schweifende Seiten wegschneiden, sondern ihn um ganze Bucher und ganze Teile verstummeln, die, dem Autor wenigstens, als Lebensorgane erschienen. Eine dritte Auslegung konnte erdacht werden, wenn man auf eine Bedeutung fufit, davon sich auch bei Hegel Spuren vorfinden, namlich des Wortes Na* tur, aufgefaBt als das negative Moment des Geistes, die Passivitat angesichts der Tatigkeit, das Mecha- nische gegeniiber dem Teleologischen, das Nichtsein, das sich dem Sein entgegenstellt. In diesem Fali e wiirden Geist und Natur nicht zwei unterschiedene Begrifie sein, Begriffe zweier Wirklichkeiten oder Formen der Wirklichkeit, sondern ein einziger Begrifl von der einzigen Wirklichkeit, welche eine Synthese der Gcgensatze, Dialektik und Entwicklung ist; und die Der nicht uberwundene Dualismus. 159 Einheit ware gerettet. Die Idee, die sich als Natur sich selber entfremdet, um im Geiste zu sich zuriick- zukehren, ware der Geist selbst, aufgefaBt in seiner Konkretheit, welche das negative Moment einschlieBt. Der Italiener Spaventa kam dieser Auslegung nahe, als er schrieb: „Der logos (Idee) an fur sich ist nicht Wirklichkeit, sondern nur, insovveit er Logik ist, das heiBt, Geist als Gedanke des Gedankens (reiner Gedanke); und die Natur als Natur aufgefaBt, ge- niigt sich selber nicht, und deshalb setzt sie nicht nur ideal genommen die Idee voraus, sondern hat als ihr real e s Prinzip, de n absoluten Geist, eben weil er ihr reales absolutes Ende ist". 1 — Jedoch ist neben dieser Bedeutung des Wortes Natur = Ver- neinung und Nichtsein, sowie neben der Bedeutung des Wortes Natur = Individuelles und Materie der sinn- lichen Anschauung, — bei Hegel die Natur auch als Wirklichkeit aufgefaBt, als das Zvrnite des Geistes, to erepov Kali’ o.uto, das andere in sich. In der Tat, wenn dem nicht so ware, hatte Hegel nie daran denken konnen, eine Philosophie des Nega¬ tiven zu geben, des Nicht-Seins, dessen, was eine reine Abstraktion ist; und er hingegen verfaBt eben gerade eine Natur-Philosophie, deren Objekt deshalb wie etwas Positives aufgefaBt ist. Endlich hat man versucht, die Hegelsche Drei- teilung von Idee, Natur und Geist so auszulegen, als ob Natur und Geist nur der konkrete Geist selbst seien, — lediglich empirisch in zwei Teile geteilt; und die Idee hatte die wahre Wirklichkeit zu bedeuten, die in beiden ist, ihre Identitat in der scheinbaren. Trennung; wobei die Idee eben der Geist in seiner All- gemeinheit ist, und nicht wie sie nur in der _Welt 1 Principii di etica, S. 53—54. 160 Der nieht tibervvundene Dualismus. erscheint, die man sozial und human nemil, wenn man sie von dem Ubrigen empirisch loslost. Jedoch, es wurde unmdglich sem, den tiefen Unterschied aus- zuwischen, den Hegel zwischen Natur und Geist setzt, und der durch die Unterscheidung zwischen einer unbewufiten und einer bewuBten Logizitat bekraftigt wird. Der Panpsychismus lag weitab von den Ab- sichten Hegels: das Denken gehorte tur ihn eigehs zum Menschen und war dem Tiere vollig fremd. In der Natur gibt es keinen Gedanken, sondern nur Bestimmungen des Gedankens, was zweierlei ist: es gibt wohl eine Intelligenz, aber wie Schel¬ ling sagte (und Hegel folgte ihm darin nach), eine versteinerte. Deshalb bestand Hegel auch darauf, daB in der Natur die Formen des Geistes keineswegs, wie im bevvufiten Geist, eine in der anderen aufge- hoben seien, sondern die Stellung von getrennten Existenzen haben. Die Materie und die Bevvegung. z. B. bestehen als Tatsachen im Sonnensystem; die Bestimmungen der Sinne bestehen als Qualitaten der Korper, und auch mehr gesondert, als Elemente ust. (Enzykl., § 380). Die dialektische Natur des Begriffs. erscheint als natiirliche Tatsache in den positiven und negativen Polen des Magneten. Aus der Natur und aus dem Geist eine einzige Reihe zu machen, die- nur im groBen Ganzen in zwei zu unterscheiden sei, so wie man deh. gebildeten Menschen vom Wilden unterscheidet, das konnte ein richtiger Gedanke sein, war aber tatsachlich der Absicht Hegels terne. Seine- Unterscheidung von Natur und Geist ist, was man auch immer Gegenteiliges behauptet hat, qualitativ ; wenn der Unterschied zwischen vernunftlosen und verniinftigen Wesen, zwischen Dingen und denkenden- ,Wesen ein cpialitativer ist. Im urspriinglichen Gedanken Hegels, wie man ihn Der nicht uberwundene Dualismus. 161 aus seiner Natur-Philosophie gewinnt, sind also Geist und Natur zwei Wirklichkeiten: die eine gegeniiber der anderen, oder die eine Grundlage der anderen, aber auf jeden Fali eine unterschieden von der an¬ deren. Deshalb griff er zn einem dritten Ausdruck, der Idee. Die Forderung, den Dualismus zn uberwinden, trieb ihn zum Versuche, ihn mit der dreiheitlichen Form zu iibervvinden, die ihm so ausgezeichnete Dienste bei Uberwindung des Dualismus der Gegensatze ge- leistet hatte. Aber da Natur und Geist in seinem Gedanken nicht Gegensatze, nicht zwei Abstraktionen sind, sondem zwei konkrete Wirklichkeiten, so war die dreiheitliche Form unanwendbar. Und nicht ein- mal die kritische Form war anwendbar, die er, eben- falls mit bewundernswerten Erfolgen, fiir die Begriffe der Reflexion in der Lehre vom Wesen angewendet hatte; denn fiir ihn waren Natur und Geist in der Be- deutung, in der er sie nahm, nicht schlecht unter- schiedene Begriffe der Reflexion, sondern zwei wohl unterschiedene Begriffe mit bestimmtem Charakter. Die Idee, als dritter Ausdruck, ist in seiner Dreiheit der erste, namlich die These; aber wahrehd man vom zweiten Ausdruck, von der Antithese, den Inhalt kennt, der nichts anderes ist als die Vereinigung der mathe- matischen, physikalischen und naturwissenschaftlichen Theorien; und der Inhalt des dritten Ausdruckes, der Synthese, ist einesteils die Psychologie und andern- teils die Philosophie des Rechts, der Kunst, der Reli- gion und des absoluten Geistes; — so hat der erste Ausdruck, die These, die Idee, keinen eigenen Inhalt; und er entlehnt solchen von den beiden anderen Teilen und speziell vom letzten, indem er eine Pole¬ mik gegen die unzulanglichen Philosophien darein. hineinmischt. Es steht so, dah diese Idee, wenn man sie wirklich von der Natur und vom Geiste trennt und Croce, Lebendlges und Totes in Hegels Philosophie. 11 J 63 Der nicht uberwundene Dualismus. ihr ofien ins Antlitz schaut, als nichts anderes sich enthiillt, denn der dunkle Untergrund der alten Meta- physik: Gott, in dem sich. die zwei Substanzen des Cartesius vereinigten; die substantia sive Deus, welche die zwei Attribute Spinozas, Gedanken und Ausdeh- nung, trug; und sie ist ferner das Absolute Schellings, die Indifierenz der Natur und des Geistes; oder der blinde (aber nicht allzu blinde) Wille Schopenhauers, aus dem die Natur und das Bewufitsein hervorgehen; oder das Unbewufite Eduard von Hartmanns, das eben- falls mit vieler Logizitat auf das BewuBte hinaus- lault. Hegel hatte Schelling vorgeworfen, daB dieser das Absolute als Substanz, aber nicht als Subjekt auf- fasse. Aber seine Idee ist schlieBlich ein Subjekt, das man nicht als Subjekt, oder besser, iiberhaupt nicht denken kann. Sie ist, wie Hegel selbst sagt, „Gott in seinem ewigen Wesen vor der Schbpfung der Natur und des endlichen Geistes"; und wir konnen uns wohl Gott in der Natur und im endlichen Geist denken, Deus in nobis et nos, nicht aber Gott auBer- halb oder der Natur und dem Menschen vorausgehend. Der dreiheitliche Ausweg und der Ausdruck Idee, zu dem Hegel seine Zuflucht nahm, zeigt klar, daB er immer im Dualismus befangen ist, dah er mit aller Kraftanstrengung dagegen ankampft, sich aber nicht daraus befreien kann. In diesem unubervvundenen Dualismus, in den sich Hegels absoluter Idealismus durch den began- genen schweren logischen Fehler verstrickt hat, ist der Grund der Trennung der Hegelschen Schule in eine rechte und eine linke, deren letztere sogar bis zu einer extremen Linken gedrangt wurde. Der rechte Fliigel legte Hegel theistisch aus: das Subjekt, die Idee Hegels, war der persbnliche Gott; und die Be- ziehung der Hegelschen Philosophie zum Christen- Der nicht uberwundene Dualismus. 163 tum bestand nicht nur in der Anerkennung des groBen, in der christlichen Theologie enthaltenen philosophi- schen Elements, sondern in einer viel wesentlicheren Ubereinstimmung. Der linke Fliigel widersetzte sich jeglicher Transzendenz und jeglichem Begriff eines personlichen Gottes, und indem er den immanenten Charakter des Systems hervorhob, gelangte er schlieB- lich dazu, mit dem philosophischen Materialismus zu sympathisieren, insofern auch dieser auf seine Art immanenten und nicht transzendenten Charakter hat. Es wiirde unmoglich sein, zu entscheiden, welche der beiden Auslegungen dem Gedanken Hegels am meisten entsprache; denn beide fuBten auf Hegelschen Lehren und waren eine der anderen feindlich, und zwar eben weil diese Lehren selbst sich widersprachen. n* XI. Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. Mit der Auslegung, die ich in dieser Schrift von der Philosophie Hegels gab, babe ich zugleich gesagt, welche Aufgabe meiner Ansicht nach den Kritikern und Fortsetzern derselben zufallen milil te. Man mulite den lebendigen Teil zu erhalten suchen, das heiBt, den neuen Begriff des Begriffes, das konkrete Universale, mit der Dialektik der Gegensatze und der Theorie der Abstufungen der Wirklichkeit. Indem man sich an diesen neuen Begrifi anlehnte und ihn ent- wickelte, mulite man jeden Panlogismus und jede spekulative Konstruktion des Individuellen und des Empirischen der Geschichte und der Natur zuriick- weisen, die Selbstandigkeit der verschiedenen For- men des Geistes anerkennen, auch in ihrer notwen- digen Verkniipfung und Einheit; und schlieBlich die ganze Philosophie in eine reine Geistesphilosophie (oder metaphysische Logik, wenn man sie so be- nennen wollte) auflosen. Man mulite den Hegelschen Gedanken „aus der Hiille seines Kbrpers hervorziehen“, das heiBt seiner kunstlichen Glieder, die ihm schlecht angesetzt waren; und zulassen, dah er sich eigene Glieder bilde, die der Natur des urspriinglichen Kei- mes entsprachen. Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. 165 Die Schule Hegels versagte vollkommen an dieser Aufgabe. Wie erwahnt, in Linke und Rechte getrennt und in Nebenparteien weitergeteilt, war sie bei der Frage, ob man die Absichten einer Transzendenz oder Immanenz im System hervorheben solle, doch vbllig einig, die dialektische Intrige, die Verwirrung zwi- schen Dialektik der Gegensatze und Dialektik der Abstufung, Dialektik des Absoluten und Dialektik des Empirischen zu erhalten und zu steigern. Michelet zum Beispiel, der Herausgeber der Naturphilosophie, verbohrte sich darauf, einige Kleinigkeiten darin dia- lektisch zu verbessern; so den Platz, der dem fiinften Erdteil in der bereits erwahnten Dialektik der Geo- graphie gebuhrt, da er dafiir hielt, daB die Inseln von' Ozeanien die letzte Zukunft des Menschengeschlech- tes bilden, die extreme Entwicklung der demokrati- schen „Selbstverwaltung“. Und denjenigen, die in' den dialektischen Beurteilungsarten nicht klar sahen, antwortete Michelet, daB die dialektische Methode, wie eine kiinstlerische Schopfung, nicht auf allgemeines Verstandnis gerichtet sei, sondern ein „spezifisches Talent des Lieblings der G6tter“ bleiben musse. Dies hieB nicht eigentlich, dem Meister Ehre erweisen, der mit so groBer Beharrlichkeit und tiefem mensch- lichen Sinn behauptet hatte, daB die Philosophie nicht esoterisch (einzelnen vorbehalten), sondern exoterisch (allen zuganglich) sein musse. Rosenkranz — ein wei- terer hauptsachlicher Vertreter der Rechten —, nach- dem er in seiner Asthetik des Hafilichen alle Worte der grobsten und vulgarsten Psychologie in einer Art zusammengestellt hatte, die ich mich be- gniigen will, bizarr zu nennen, — schlug ebenfalls Neuordnungen und Verbesserungen fiir die Naturphilo¬ sophie vor: z. B. hinsichtlich der Bedeutung der Fixsterne, die Hegel zugunsten der Planeten und der 166 Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. Erde geschmalert hatte; hinsichtlich der Trennung der Physik von der Aštronomie, welch beide Hegel zu Unrecht vermischt hatte; hinsichtlich der Ver- setzung des Vorganges der Kristallisation aus der Physik in das Organische, und Ahnliches. Aber er gab andererseits niemals die Hegelsche Voraussetzung einer Naturphilosophie auf; im Gegenteil, wo Hegel einen Funken des Wahren aufgenommen, indem er eine dialektische Konstruktion der Mathematik fiir unmog- lich erklart hatte, war Rosenkranz sofort bereit, ihm ins Wort zu fallen, indem er ausrief: „Das kann man nicht zugeben. Denn wenn die dialektische die uni- versale Methode ist, solite die Mathematik davon aus- geschlossen bleiben?" Vera — der italienische Vor- kampfer derartiger Orthodoxer — setzte die Hetze- reien gegen Newton tort; er beharrte darauf, daB die Naturwissenschaft in drei Methoden geschieht, der experimentalen, der mathematischen und der speku¬ lativen, welche deren Krone bildet; und unter an- derem schrieb er: „Nous disons qu’il y a un air, une lumiere, et meme un temps et un espace ap- parents et qui sont sentis, et un air, une lumiere, etc., qui n’apparaissent point et qui sont simple- ment penses". Wenn man von der extremen Rechten zur ex- tremen Linken ubergeht und bei einem Schriftsteller anhalt, der in der letzten Zeit viel verbreitet und auch in Italien viel besprochen worden ist, bei Friedrich Engels — dem Freund und Mitarbeiter des Karl Marx —, so kann man sehen, wie er die Philosophie liqui- diert, indem er sie in die positiven Wissenschaften wieder auflost und nur „die Lehre vom Denken und seiner Gesetze; die formate Logik (1) und die Dia- lektik“ rettet. Und von dieser Dialektik, die „nichts anderes war, als die Wissenschaft von den allgemeinen. Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. 167 Gesetzen der Bewegung und der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft und des Gedankens“, gab Engels Beispiele, wie die folgenden: Ein in die Erde ge- stecktes Hirsekom keimt, und indem es Pflanze wird, wird es verneint; aber aus der Pflanze kommen wieder Komer hervor: Verneinung der Verneinung. — Das Ei ist verneint, sowie der Schmetterling daraus her- vorkommt; aber der Schmetterling legt wieder Eier: Verneinung der Verneinung. —■ In der Arithmetik wird a durch — a (minus) verneint, aber die Ver¬ neinung verneinend bekommt man: — a x •— a = a 2 ; das heifit das erste a zur Potenz erhoben. — In der Geschichte beginnt die Kultur mit dem gemeinsamen Besitz des Bodens; der Privatbesitz verneint den pri¬ mitiven Kommunismus: der Sozialismus wird die Ver¬ neinung der Verneinung bewerkstelligen, indem er den primitiven Kommunismus 'vvieder hervorbringt, je- doch zu hoherer Potenz erhoben. — In der Geschichte der Philosophie ist das erste Moment der urspriing- liche Materialismus; dieser wird durch den Idealis- mus verneint: aber der Idealismus hat seine Ver¬ neinung der Verneinung im dialektischen Materialis¬ mus. — Man werfe nicht ein, — fiigte Engels hin- zu, — daB man ein Hirsekorn verneinen kann, indem man es ifit, ein Insekt, indem man es zertritt, die positive GroBe a, indem man sie streicht; denn die Verneinung muB derart sein, daB sie eine Verneinung der Verneinung ermoglicht; andernfalls — sagt er ganz naiv — ware man nicht dialektisch vorge- gangen 1 1 1 Antidiihring, Einleitung, S. 9 — 11, und iiber die Verneinung der Verneinung, S. 137 — 146. Dieser Ab- schnitt findet sich auch auf Italienisch im Buche Labriolas : ..Discorrendo di soeialismo e di filosofia“ (Roma 1897), S. 168—178. 168 Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. AVer komite durch AViedergabe kostlicher Einzel- heiten alle die beklagenswerten Geschicke der dia- lektischen Methode bei den Schiilern Hegels erzahlen? Einer dialektisierte den Geist als mannliches Prinzip, die Natur als iveibliches Prinzip, die Geschichte als eheliche Verbindung. Ein anderer fand in der orien- talischen AVelt die Kategorien des Seins, in der klassischen die des AA r esens und in der modernen AVelt die des Begriffes. Fiir wieder einen andern war das Altertum das Reich der Kunst; die mo¬ derne AVelt das der Philosophie, die Zukunft aber wiirde das der Sittlichkeit sein; und im Altertum wurde Athen der dynamischen Elektrizitat gleich- gestellt, Sparta der statischen Elektrizitat, Mazedo- nien der Elektromagnetik, Persien dem Licht, Rom der expansiven und absorbierenden AVarme. 1 Diese Blodigkeiten findet man oft verbreitet, ebensowohl in Buchern illustrium, als in solchen obscurorum virorum; es ist nicht einmal gesagt, dah die Blodig- keiten der obskuren Manner die weniger bedeutungs- vollen seien. Die Besten der Schule waren diejenigen, die, indem sie sich entweder nicht in der Lage fiihlten, Hegel zu ubertreffen, oder die Zeiten dazu nicht tur reif ansahen, sich damit begniigten, die Lehren, die tiefen Grundziige der AVahrheit des Meisters, fast wie ein heiliges A^ermachtnis zu bewahren, wah- rend sie gewissermaBen aus Instinkt der AVahrheit vermieden, auf den schliipfrigen Teilen (Philosophie der Natur, Philosophie der Geschichte) zu bestehen, 1 Diese Beispiele sind entnommen aus : C. Knapp, A. v. Ciezcovvski usw., aus P. Barth, Geschichtsphilo- sophie Hegels und der Hegelianer, S. 29, 62. Betreffs weiterer charakteristischer Beispiele sehe man den histo- rischen Teil meiner Estetica, Kap. XIII. Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. 169 wenngleich ohne dieselben ausdriicklich zuriickzu- weisen. Und diese bewiesen ihren vorsichtigen und kritischeii Geist auch darin, dafi sie Hegel in gewisser Art auf seine Kantschen Grundlagen zuruckfiihrten, indem sie fortwahrend die Notrvendigkeit des Uber- ganges von Kant zu Hegel zum Gegenstand ihrer Er- orterung machten. Derartige waren: Kuno Fischer in Deutschland, dem man eine glanzende Umschrei- bung der Hegelschen Logik verdankt 1 ; Bertrando Spaventa in Italien; Stirling in GroBbritannien 2 ; und einige Schiller, welche diese drei sich in den ge- nannten drei Landern heranbildeten. Spaventa hat Hegel weder iiberschritten noch umgeformt, aber er hatte das klare Vorgefiihl, daB dies notig war und stattfinden muBte. „Bei den Philosophen“ — so zielt er auf diesen Punkt hin —, „bei den wahren Philo- sophen, steckt immer etwas dahinter, das mehr ist als sie selbst, und dessen sie sich nicht bewuBt werden; und das ist der Keim zu einem neuen Leberi. Die Philosophen mechanisch wiederholen, heiBt diesen Keim ersticken, heiBt verhindern, daB er sich ent- wickele und ein neues und vollkommenes System werde. 3 “ Was die Gegner Hegels anbelangt, so kamen selbst 1 Man lese seine Logik und Metaphysik (1852), besonders in der zweiten Ausgabe von 1865. 2 J. H. Stirling, The secret of Hegel (London 1865): ,,That secret mag be indicated at shortest thus: as Aristotle — with considerable assistance from Plato — made explicit the abstraet universal, that was implicit in Socrates, so Hegel, with lest considerable assistance from Ficki, e and Schelling — made eaplicit the concrete uni¬ versal, that was implicit in Kant“ (I, S. 11; vergleiche S. 317). 3 Vorwort und Einleitung, a. a. O., S. 182 bis 183. 170 Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. diese ihrer Pflicht nicht nach; denn wenn sie dies getan hatten, dann waren sie keine Gegner von ihm gewesen, sondern Schiller und Fortfiihrer seines Ge- dankens. Wie alle Ubereifrigen seines Gefolges die gesamte Dialektik, auch in ihren Verwirrungen und falschen Anwendungen ferner beibehielten, so lehnten seine Gegner sie ganzlich ab und verfielen in einen entgegengesetzten und doch ahnlichen Fehler. Lassen wir den bizarren Schopenhauer beiseite, der direkt Beleidigungen gegen Hegel ausspie, aber nur vom Hbrensagen dariiber sprach, ohne Genaues zu wissen x ; und tatsachlich kommt er in seinen Ausbriichen nie liber das Allgemeine oder Anekdotische hinaus. Her- bart wenigstens, der bedeutend besser sein Gleich- gewicht bewahrte, erkannte in Hegel „einen der sel* tenen fiir die Spekulation geborenen Manner“, und urteilte, dati die Hegelsche Philosophie wegen der groben Hervorhebung, die sie den Widerspriichen gab, mit denen iiberladen sich die Wirklichkeit dem Geiste vorstellt, die beste Vorbereitung fiir die Metaphysik bildete! 1 2 Wer aber die Widerlegungen der Hegel- schen Dialektik von Trendelenburg in Deutschland, von Rosmini in Italien und von Janet in Frankreich liest (um nur die wichtigsten zu nennen), der kann sich eines Gefiihles von MiBtrauen nicht erwehren, wie wenn man sich bewuBt wird, daB ein Kritiker sich seine Aufgabe zu leicht macht; da man aus dessen eigenen Worten der Verurteilung und Ver- achtung herausliest, daB in der Sache etwas viel 1 Dies ist auch die Meinung des Antihegelianers R. Haym, in seiner Abhandlung iiber Schopenhauer (ab- gedruckt in „GesammeIte Aufsatze", Berlin, 1903; vgl. S. 330—331). 2 Man lese seine Beurteilung der Enzyklopadie, in IVerke, Ausgabe Hartenstein, XII, 670, 685. Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. 171 tieferes ist, das der Kritiker nicht herauszubekommen verstand. Zweifelsohne zogen diese scharfsinnigen Widerleger Schwierigkeiten und mitunter auch Irr- tumer ans Licht; sie zeigten dann aber die Irrtiimer nicht in ihrer wahren Entstehung, namlich als Folge der Ubertreibung einer neuen und groben Wahrheit. »Das Widerlegen einer Philosophie“ — hatte gerade Hegel gesagt — »hat also nur den Sinn, daB deren Schranken iiberschritten, und daB das bestimmte Prin- zip derselben zu einem ideellen Moment herabgesetzt wird.“ 1 Bald jedoch folgten den philosophischen Gegnern Hegels wahrhaft barbarische Widersacher, in den nach 1848 herangereiften Generationen, die in Hegel nichts anderes als die Philosophie selbst arigrilfen. welche er freilich in ihrer ganzen grandiosen Herbheit dar- stellte: die Philosophie, die ohne Herz und Mitleid tur die geistig Schwachen und die Tragen ist; die Philosophie, die sich nicht mit den Lockspeisen des Gefiihls oder der Phantasie, noch mit der leichten Nahrung der halben Wissenschaft kodern laBt. Fiir diese Lente war Hegel der am menschlichen Geiste noch ungerachte Schatten des spekulativen Bediirf- nisses; ein Schatten, der geneigt schien, jeden Augen- blick selbst das eigene Ptacheramt auszuiiben. Daher stammt der wilde HaB gegen Hegel; ein mit Gewis- sensbissen und Furcht gemischter HaB, der sicher nicht durch das Erkennen der Irrtiimer des Systems begriindet ist. Hegel hatte bemerkt, daB die Philo¬ sophie nach Fichte sich zu sehr verfeinert hatte und nicht mehr Sache der schongeistigen Welt und des gebildeten Publikums sein konnte, wie dies im XVIII. Jahrhundert vor Kant der Fali gewesen war. a 1 Enzyklopadie, § 86, Zusatz. 2 Geschichte der Philosophie 2 , III, 577—578. 172 Die Kritik und die Foitsetzung von Hegels Gedanken. Der positivistische Riickschritt brachte aber die Geister derart herunter, daB sie nicht mehr zwischen Sensation und Bcgriff, zwischen Empirik und Spekulation untersCheiden konnten. Wie konnte es — bei diesem Verschwinden der elementarsten .Unterschiede — noch moglich sein, iiber Hegel zu sprechen, der die Kenntnis und die Losungen der elementaren philosophischen Probleme voraussetzt und sich mit seinen Gedanken in den letzten und heikelsten Fragen bewegt, auf den hochsten Gipfeln atmet und lebt ? In derartigen Bedingungen zu Hegel aufschauen, war dasselbe, als in sich das schmerzliche BewuBt- sein der Unfahigkeit wachrufen, mit seinen Unruhen und Aufregungen und mit seinen wilden Verurteilungen der Freuden, die einem nicht vergonnt sind, zu ge- nieBen. Zum Gliick hat sich in unseren Tagen die Seelen- verfassung wieder zum Besseren gewendet: der Philo- sophie im allgemeinen, und auch Hegel selbst, viel giinstiger. Wir fangen jetzt ari, eine Philosophie der Kunst und der Sprache zu bekommen, eine Theorie der Geschichte, eine Erkenntnistheorie der mathematischen und naturwissenschaftlichen Diszipli- nen, welche das Wiederauftauchen jener Irrtumer un- moglich machen, in die sich Hegel verstrickte. Ins- besondere befindet sich der alte Begrifi der Natur, der von der Wissenschaft und Philosophie des XVIII. Jahrhunderts ererbt war, in Umwalzung: jedeh Tag wird es klarer, daB die Natur ihrem Begriff nach ein praktisches Erzeugnis (Hilfsmittel) des Menschen ist; und nur wenn er vergifit, auf welche Art er dazu kam, und sie wie etwas Fremdes sich gegenuber sieht, erschrickt er vor ihrem Anblick undurchdringbaren Ge- heimnisses. Andererseits erhebt sich allerorten ein gewisser philosophischer Romantizismus, der eine Be- Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. 173 dingung (wenngleich nichts weiter als Bedingung) ist, Hegel und alle die Philosophen seiner Periode zu ver- stehen, und man fangt schon wieder an, nach dem Mystizismus und dem unmittelbaren Wissen in der Art Jacobis zu seufzen; und man stellt von neuem das alte Schellingsche Ideal einer asthetischen Betrach- tung auf, welche dem nach Wahrheit und Konkretem diirstenden Geist das bietet, was die Wissenschaft (be- sonders die Naturwissenschaft) nicht geben kann. So vertritt einer der Schriftsteller, die an dieser Be- wegung teilnehmen, Bergson, als Metaphysiker des Absoluten ein intuitives Wissen, „qui s’installe dans le mouvement et adopte la vie meme des choses". 1 Und war nicht das gerade die Forderung und der Ausgangspunkt Hegels: eine geistige Form zu finden, die beweglich sei wie die Bewegung, die am Leben der Dinge teilnehme, die den „Puls der Wirklich- keit“ fiihle und geistig den Rhythmus der Bewegung vviedergebe, ohne ihn zu zerstoren, ihn abzulenken; oder ihn zu verfalschen? Aber fiir Hegel war dieser Gešichtspunkt nur Aus¬ gangspunkt, keineswegs ein SchluBsatz, wie fiir den ebeii erwahnten Schriftsteller und fiir die anderen seiner Richtung. Den Verzicht auf den Gedanken wiirde man von ihm vergeblich verlangt haben. Und gezeigt zu haben, dah die Forderung des konkreten ,Wissens sich mit der Form des Gedankens begniigt, ist sein hohes Verdienst, seine unsterbliche Ent- deckung. Hierin beruht die Notwendigkeit, Hegel kritisch zu studieren, indem man die lebenskraftigen und lebenbringenden Elemente von den abgestorbenen absondert. Das moderne BewuBtsein kann Hegel 1 Introduotion d la malaphysique. in der Revne de mitaph. et de morale, XXI, S. 29. 174 Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. weder ganz anerkennen noch ganz vervrerfen, wie man es vor fiinfzig Jahren zu tun pflegte. Unser Be- wuBtsein befindet sich gegen ihn in der Lage des romischen Dichters gegen sein Weib: nec tecum vivere possum, nec sine te. Es scheint nicht, daB diese kritische Durchsicht der Hegelschen Philosophie zur Zeit von Deutschland aus kommen konne: so sehr ver- gifit es seinen groBen Sohn, daB es nicht einmal seine Werke abgedruckt bat, und talit mitunter iiber ihn Urteile, die uns in unserem abliegenden Winkel Ita- liens erstaunen machen, die wir es nie fertig gebracht haben, ihn ganz zu vergessen, und ihn in gewisser Art zu dem Unsrigen gemacht haben, indem wir ihm seinen Platz als Bruder neben dem Nolaner Bruno und dem parthenopeischen Vico eingeraumt haben. Viel be- deutender als die deutschen Studien sind iiber den Hegelianismus diejenigen, die man seit iiber dreiBig Jahren in England vernimmt, wo das Werk Stirlings recht fruchtbar gewesen ist, und wo Hegel mit Klar- heit dargestellt, mit Wahrheit ausgelegt, mit Ehrerbie- tung und geistiger Freiheit kritisiert ist. Zum Lohne dafiir hat der machtige Geist Georg Hegels zum ersten Male den Geist der Englander zu spekulativem Leben wachgerufen, die seit Jahrhunderten die Welt- lieferanten in empirischer Philosophie gewesen sind und die noch im XIX. Jahrhundert keine anderen be- deutenderen Philosophen schienen stellen zu konnen, als Leute wie Stuart Mili und Spencer. Wenn mich jetzt jemand fragen wiirde, ob man Hegelianer sein soli oder nicht, und ob ich Hegelianer bin, kbnnte ich nach ali dem Gesagten mich der Ant- wort enthalten. Dennoch will ich als Zusatz die ge- wiinschte Antwort geben, gewissermaBen als Drein- gabe. Ich bin Hegelianer und glaube, daB man es sein mufi; aber im gleichen Sinne, wie in unseren Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedankeii, 175 Tagen ein jeder, der philosophischen Geist und philo- sophische Bildung hat, es ist und sich alles zusammen- fuhlt als eleatisch, heraklitisch, sokratisch, platonisch, aristotelisch, stoisch, skeptisch, neuplatonisch, christ- lich, buddhistisch, cartesianisch, spinozistisch, leibni- zianisch, vichianisch (Vico), kantisch, und so fort. Im Sinne also, daB kein Denker und keine geschichtliche Bewegung des Gedankens voriibergegangen sein kann, ohne eine Frucht getragen zu haben, ohne ein Element der Wahrheit niederzulegen, das bewuBt oder unbe- wuBt am lebendigen und modernen Denken teilhat. Ein Hegelianer in der Bedeutung des Bedientengefolges, das sich zur Norm macht, jedem Wort des Meisters beizupflichten, oder eines religiosen Sektenmitgliedes, welches es als Siinde betrachtet, nicht beizustimmen, wird niemand sein wollen, und ich auch nicht. Alles in allem hat auch Hegel sein Teil Wahrheit entdeckt, und diesen Teil heifit es anerkennen und zur Geltung bringen; das ist alles. Wenn das jetzt nicht geschieht, — macht nichts; „die Idee hat keine Hast“, wie Hegel zu wiederholen pflegte. Zu dieser hegelschen Wahrheit wird man doch einmal gelangen mussen, auf anderen Wegen vielleicht; und ohne sich der direkten Hilfe Hegels bedient zu haben, wird man dann, in- dem man die G-eschichte des Gedankens zuriickver- folgt, ihn mit vielen Gebarden der Verwunderung einen Vorlaufer nennen mussen. Aber die erste Bedingung, um sich dazu ent- schlieBen zu konnen, die von Hegel aufgestellten Leh- ren anzunehmen oder zuriickzuweisen, ist — nur zu sehr bin ich gezwungen, an etwas zu erinnern, das selbstverstandlich sein solite, — seine Biicher zu lesen; damit das Schauspiel auf hort, das zwi- schen dem Komischen und dem Geschmacklosen liegt, einen Philosophen anzuklagen und zu schmaheri, den 176 Die Kritik und die Fortsetzung von Hegels Gedanken. man nicht kennt; einen torichten Kampf gegen ein lacherliches Trugbild zn fuhren, das nur von der eigenen Einbildung vorgespiegelt wird, aus dem nichts weniger als edlen Impuls geistiger Tragheit. Abrifl einer * Die umfassendsten Bibliographien, die man bis jetzt von Hegel hat, sind enthalten im Grundri& von Uberweg- Heinze, IV, S. 49—51; und im Dictionary of philosophg and phychology, herausgegeben von Baldwm (Bd. III, Teil I: Biblio- graphie der Philosophie, usw., zusammengestellt von B. Band, New-York 1905), S. 243—249. Croce, Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie. 12 Hegelschen Bibliographie.* Erster Teil. Werke von Hegel. i. Vom Verfasser veroffentlieht. A. Hauptwerke. 1. System der Wissenschaft. Erster Teil, die Pha- nomenologie des Geistes (Bamberg und Wiirzburg, bey Joseph Anton Goebhardt, 1807). 2. Wissenschaft der Logik. Erster Teil : die objek¬ tive Logik. Erste Abteilung : die Lehre vom Sein. Zweite Abteilung: die Lehre vom Wesen (Niirnberg, 1812). Zvveiter Teil: die subjektive Logik oder die Lehre vom Begriff (ebendaselbst, 1816). 3. Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse. Zum Gebrauch seiner Vorlesungen (Hei¬ delberg, OBwald, 1817). Die zweite Auflage wurde ebendaselbst herausge- geben, 1827, und kann vollig durchgesehen und reichlich erweitert genannt werden : so sehr, daB, wo die erste XVI, 228 S. zahlte, die zweite XLII, 534 hat. Die dritte Auflage, ebenfalls erweitert, wurde wie die vorher- gehenden in Heidelberg veroffentlieht, 0Bwald (Winter), 1830 (LVIII, 600 S.). 4. Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturphilosophie und Staatswissenschaft im Grundrisse (Berlin, 1821). B. Kleine Schriften. 5. Differenz des Eichtesehen und Schellingschen Sy- stems der Philosophie in Beziehung auf Reinholds Bei- Werke von Hegel. 179 trdge zur leiohteren Vbersicht des Zustandes der Philo- šophie bei dem Anfange des neunzehnten Jahrhunderts, erstes Heft (Jena, in der akademischen Buchhandlung bei Seidler, 1801). Die Vorrede ist datiert vom Juli 1801. 6. Dissertatio philosophica de Orbitis planet ar um. Pro venia legendi (Jenae, 1801). Die Habilitation fand statt am 27. August 1801. C. Artikel und Rezensionen. 7. Ta b er das Wesen der philosophisehen Kritik iiber- haupt und ihr Verhaltnis zum gegenivdrtigen Zustand der Philosophie insbesondere (eingereiht in Kritisches Journal der Philosophie, herausgegeben von Fr. Wilh. Jos. Schelling und G. Wilh. Fr. Hegel, Tiibingen, in der J. G. Cottaschen Buchhandlung, 1802—1803; Bd. I, Heft I). 8. Wie der gemeine Menschenverstand die Philosophie nehme, dargestellt an den \Verken des Herrn Krugs (eben- da, Bd. I, Heft I). 9. 'Verhaltnis des Skeptizismus zur Philosophie, Bar- stellung seiner verschiedenen Modifikationen imd Ver- gleieh des neuesten mit dem alten (ebenda, Bd. I, Heft II). 9. * tber das Verhaltnis der Naturphilosophie zur Philosophie uberhaupt (ebenda, Bd. I, Heft III). Man hat gestritten, ob diese Schrift von Schelling oder von Hegel sei. Mah sebe u. a. : C. L. Michelet, Schelling und Hegel oder Beweis der Pehtheit der Ab- handlung, usw. (Berlin, 1839); A. Schmid, 'Entwicklungs- gesehichte der hegelschen Logik, S. 29—30; R. Haym, Hegel, S. 395; und zusammenfassend Kuno Fischer, Hegels Leben und VVerke, S. 202/203. Aber es scheint wirklich, dah sie ein Werk aus der Feder Schellings sei. 10. Glauben und VVissen: die Reflexionsphilosophie der Subjektiviteti in der Vollstdndigkeit ihrer Formen als kantische, jacobische und fiehtesehe Philosophie (eben¬ da, Bd. II, Heft I). 11. Vber die ivissenschaftlichen Behandlungsarten des Naturrechts, seine Stelle in der praktischen Philosophie und sein Verhaltnis zu den positiven Rechtsivissenschaften (ebenda, Bd. II, Heft II und III). 12* 180 Werke von Hegel. 12. liber Fr. Jacobis Werke, dritter Band, Leipzig, Fleischer, 1816 (Rezension in den Heidelberg er Jahr- buchern der Literatur, 1817). 13. Beurteilung der im Druek erschienenen Verhand- lungen in der Versammlung der Landstdnde des Konig- reichs Wwrttemberg in den Jahren 1815 und 1816. Ab- teilung 1—XXXIII (ebenda, 1817, n. 66—68, 73—77). Hegel hatte (1807—1808) die Bamberger Zeitung ge- leitet; aber in dieser Zeitung findet man keine Schrift von ihm, die originalen Charakter hatte oder irgendwie bemerkenswert ware; vergl. Haym, a. a. O., S. 270 ff., 505 ; und K. Fischer, a. a. O., S. 74. 14. Rezension von : Wilh. Humboldt, liber die unter dem Namen Bhagavad-Gita bekannte Episode des Ma- habarata, Berlin, 1826 (in den Jahrbiiehern fur wissen- schaftliche Kritik, 1827). 15. Rezension von: Soiger, Nachgelassene Sehriften und Briefweehsel, herausgegeben von L. Tieck und Fr. v. Raumer (ebenda, 1828). 16. Rezension von: Hamann, Sehriften, herausge¬ geben von F. Roth, Berlin, 1821—-1825 (ebenda, 1828). 17. Rezension von: K. F. G. . . . 1 [Goschel], Apho- rismen iiber Nichtuiissen und absolutes Wissen im Ver- hdltnis zur ehristlichen Glaubenserkenntnis (ebenda, 1829). 18. Rezension des Buches : Vber die Hegelsehe Lehre oder absolutes Wissen und moderner Pantheismus, Leip¬ zig, 1829 (ebenda, 1829). 19. Rezension von : K. C. Schubarth und L. Car- ganico, liber Philosophie uberhaupt und Hegels Enzyklo- padie des philosophischen Wissens insbesondere, Ein Bei- trag zur Beurteilung der letzteren, Berlin, 1829 (ebenda, 1829). 20. Rezension von : A. L. J. Ohlert, Der Idealrealis- mus, erster Teil (ebenda, 1831). 21. Rezension von: J. Gorres, liber die Gruridlage, GHederung und Zeitenfolge der Weltgeschichte, drei Vor- trage (ebenda, 1831). 22. liber die englische Reformbill (in Allgemeine preuflische Staatszeitung, 1831). Werke von Hegel. 181 D. V erschiedenes. 23. Vorrede zu dem Buche von Hinrichs, Die lie- ligion im inneren Verhdltnis zur Wissenschaft (Heidel¬ berg, 1822). II. Vollstandige Ausgabe der Werke und teilweiser Wiederdruek derselben. Diese Ausgabe, die immer noch die einzige Samm- lung ist, die wir von samtlichen Werken Hegels besitzen, enthalt zwei Titelblatter, deren eines den Haupttitel ent¬ halt: Georg ,WilheIm Friedrich Hegels Werke. Vollstandige Ausgabe durch einen Verein von Freunden des Ver- ewigten : D. Ph. Marheinecke, D. J. Schulze, D. Ed. Gans, D. Lp. v. Henning, D. H. Hotho, D. K. Michelet, D. F. Forster; und die fortlaufende Zalil des Bandes. Mit dem Zusatz der Propddeutik, herausgegeben von Rosenkranz, und des Briefwechsels, herausgegeben von K. Hegel; die Sammlung umfafit 19 Biicher, getrennt in 23 Bande. Sie erschien in Berlin, bei Duncker und Humblot, von 1832—1845 in erster Ausgabe; auBer der voll- standigen Sammlung des Briefwechsels, die vom Jahre 1887 stammt. Der erste Band enthalt das Privileg und das Verzeichnis der Subskribenten (S. I—XXX). Februar 1840 wurde die Anzeige des Wiederab- drucks einiger bereits vergriffener Bande veroffentlicht. I. Philosophisohe Abhandlungen, herausgegeben von K. L. Michelet (1832). UmfaBt die Schriften, die von uns unter Nr. 5, 9*, 10, 11 bezeichnet wurden. — Der Vorbericht von M. hat das Datum des 3. September 1832. Die zvreite Auflage ist von 1845. II. Die Phanomenologie des Geistes, herausgegeben von J. Schulze (1832). Hegel hatte das Werk fiir den Abdruck durchgesehen bis zu S. XXXVII der* alten Ausgabe (S. 25 der neuen). Die Vorbemerkung des Herausgebers ist datiert vom 29. November 1832. Die zweite Ausgabe dieses Abdruckes ist von 1841. 182 Werke von Hegel. Es gibt jetzt zwei neue Ausgaben : eine kritische von Georg Lasson, Leipzig, Diirr, 1907, in der Philosophischen Bibliothek, und eine reichlich mit Anmerkungen ver- sehene von G. J. P. J. Bolland, Leyden, Adriani, 1907 ; vgl. die Ubersicht in der Critica, VI (1908), S. 296 — 300. III—V. Wissenschaft der Logik, herausgegeben von L. von Henning (1834). Auch dieses Werk ist vom Verfasser teihveise durch- gesehen worden fiir den Neudruck, d. h. der ganze erste Band ; auch ein neues Vorwort war dazu geschrieben mit dem Datum 7. November 1831. ■— Voh dem Abdruck des von Henning gibt es eine zweite unveranderte Auflage vom Jahre 1841. VI—VII, 1—2. Enzgklopadie der philosophischen Wissensehaften im Grundrisse. Erster Teil. Die Logik, herausgegeben und nach Anleitung der vom Verfasser gehaltenen Vorlesungen mit Erklarungen und Zusatzen versehen von Dr. Leopold von Henning (1840). — Zweiter Teil. V orlesungen uber die Naturphilo- sophie, herausgegeben von D. Karl Ludwig Michelet (1842). — Dritter Teil. Die Philosophie des Geistes, heraus¬ gegeben von D. Ludwig Boumann (1845). Dieser Neudruck der Enzyklopadie — der aufler den Anmerkungen, vqn Hegel selbst in den letzten Ausgaben von 1827 und 1830 angebracht, eine lange Reihe von Zu¬ satzen hat, welche aus den Heften Hegels und den Kollegheften seiner Schiller genommen sind —, wird ge- wohnlich die grope Enzyklopddie genannt; weil in der Tat das Werk Hegels so fast auf das Dreifache seiner Aus- dehnung gebracht worden ist, die es in der Ausgabe von 1830 hatte. Mit der Logik ist auch die Antrittsvorlesung vereinigt, die Hegel in der Universitat Berlin 1818 ge- halten hat. Von der groPen Enzgklopadie wurden wiederabge- druckt die Logik 1843 und die Naturphilosophie 1847 in einer zweiten verbesserten Auflage. Die ubermafiige Ausdehnung, welche die Enzyklo- padie in dieser Form angenommen hatte, liefi den Wunsch entstehen, sie wieder in der letzteren Form zu besitzen, Werke von Hegel. 183 in der sie der Verfasser hinterlassen hatte. Dieser ,Wunsch wurde erfiillt von Rosenkranz, der die Ausgabe von 1830 abdruckte in einer vierten (ohne diejenige der gropen Enzyklopddie mitzurechnen) unveranderten Auflage mit einem Vorwort (Berlin, Duncker und Humblot, 1845). Derselbe Rosenkranz wiederholte diese Ausgabe in der Philosophischen Bibliothek, herausgegeben von J. H. v. Kirchmann, Bd. XXXIII, mit Einleitung und Erlaute- rungen (Berlin, Heimann, 1870); die Erliiuterungen folgen in einem besonderen Bandchen (Bd. XXXIV), 152 S. — Von dieser Ausgabe gibt es einen Wiederabdruck mit Titelblatt, 1878. In der neuen Ausgabe endlich, die man in der Philosophischen Bibliothek macht, im Bd. XXXIII, ist die Enzgklopiidie wieder erschienen : „in zweiter (so 1) Auflage neu herausgegeben von Georg Lasson, Pastor an S. Bartholomaus, Berlin (Leipzig, Verlag von der Diirr- schen Buchhandlung, 1905, 8°, LXXVI. 522 S.)“. Diese Ausgabe — welche auch die Gegeniiberstellung des Textes von 1830 mit dem von 1827 bietet — ist jetzt die beste von allen. Hinzugefiigt ist, wie in der gr o pen Enzyklo- padie, die Vorlesung von 1818. Man vermifit immer noch einen Wiederabdruck der Enzgklopiidie in der gedrangten, originalen Fassung, welche sie in der nun seltenen von 1817 bat. Die Logik der gropen Enzgklopiidie, mit dem Zusatz des 1. Kapitels der Naturphilosophie, ist wiederabgedruckt worden von G. J. P. J. Bolland, Professor der Philosophie an der Universitat Leyden (Leyden, A. H. Adriani, 1899), und die ganze grobe Enzgklopiidie, auch von demselben und mit den Zusatzen aus den Kollegien und einigen An- merkungen zur Erlauterung, Verteidigung und Berichtigung fiir den akademischen Gebrauch, ebenda, 1906, LXXVI, 1072 S. VIII. Grundlinien der Philosophie des P.echls oder Naturrecht und Staatsivissenschaft im Grundrisse, heraus¬ gegeben von E. Gans (1833). Enthalt etwa 200 Zusatze, gegeniiber der Ausgabe von 1821. Der Neudruck erfuhr eine zweite Auflage 1840. Wir besitzen jetzt eine Ausgabe, besorgt von Bolland, Leyden, Adriani, 1902, CG, 336 S., mit einer langen Ein- fiihrung des Herausgebers. 184 Werke von Hegel. IX. Vorlesungen liber die Philosophie der Geschiehte, herausgegeben von E. Gans (1837). Dieses und die folgenden Bucher der Vorlesungen wurden nach Heften Hegels und seiner Schiller abge- gefaBt. — Die zweite Ausgabe der Philosophie der Ge¬ schiehte, mit vielen Abanderungen, erfolgte 1840 und wurde besorgt von Karl Hegel; sie erfuhr auch eine dritte Auflage 1848. * Es gibt jetzt eine sehr gute kritische Ausgabe von Fritz Brunstad, Leipzig, Reclam, 1907, mit einer Ein- leitung des Herausgebers. X. 1—3. Vorlesungen iiber die Asthetik, heraus¬ gegeben von D. H. G. Hotho (1835—1838). .Wiedergedruckt 1842/43. XI—XII. Vorlesungen iiber die Philosophie der Re- ligion nebst eine Schrift iiber die Beiveise vom Daseyn Gottes, herausgegeben von D. Ph. Marheinecke (1832). Die zweite „verbesserte“ Auflage 1840. Neuerdings ist davon ein Abdruck erschienen, mit einem Kommentar, herausgegeben von Bolland (Leiden 1901); und ein Hand- buch : Hegels Religionsphilosophie in gekiirzter Form, mit Einfiihrung, Anmerkungen und Erlauterungen, herausge¬ geben von A. Drews (Jena 1905). XIII—XV. Vorlesungen iiber die Geschiehte 'der Phi¬ losophie, herausgegeben von C. L. Michelet (1833—1836). Sie erfuhren eine zweite verbesserte Auflage, 1840/44. Jetzt ein Neudruck „als Vorschule zur Enzyklopadie mit einigen Anfiihrungen und Anmerkungen zur Erlaute- rung, Verteidigung oder Berichtigung", herausgegeben von Bolland (Leiden und Amsterdam, 1908, S. XXVIII—1087). XVI—XVII. V ermischte Schriften, herausgegeben von D. Fr. Forster und D. Ludw. Boumann (1834—1835). Der erste Band enthalt die Schriften, die von uns unter Nr. 6—9, 13—15 aufgezahlt wurden; dann fiinf Ggmnasialreden, gehalten zu Niirnberg (1809/1815). Man bemerke, daB in diesem Bande eine Rezension enthalten ist: liber Fr. Jacobis Werke, erster Band, ver- offentlicht in den Heidelberger Jahrbiichern der Literatur, die nicht von Hegel, sondern von E. v. Meyer stammt; vgl. K. Fischer, a. a. O., S. 1169. Werke von Hegel. 185 Der zweite Band enthalt 1. die von uns unter Nr. 12, 16—23 aufgezahlten Schriften; 2. drei lateinische Vor- lesungen, gehalten an der Universitat Berlin; 3. einige Schriften offiziellen Charakters ; 4. Aufsatze vermischten Inhalts; und 5. eine Reihe von Briefen (S. 471—634). Die Schriften, die zu offiziellen Gelegenheiten abge- fafit sind, umfassen 1. Uber den Vortrag der philoso- phischen Vorbereitungswissenschaften auf Ggmnasien; 2. liber den Vortrag der Philosophie auf Universitdten; 3. liber den Unterricht in der Philosophie auf Ggm¬ nasien; 4. 'liber die Errichtung einer kritischen Zeit- schrift. Die Aufsatze umfassen 1. Maximen des Journals der deutschen Literatur (1806); 3. Wer denkt ab str akt? ; 3. Uber Lessinge Briefwechsel mit seiner Frau; 4. Uber Wallenstein; 5. liber die Bekehrten und 6. die von uns unter Nr. 22 bezeichnete Schrift: liber die englische Reform-Bill, die hier vollstandig veroffentlicht wird, auch mit dem vorher nicht herausgegebenen Teil. Mit den bereits unter Nr. 18—19 genannten Rezen- sionen sind vereinigt die unveroffentlichten Rezensionen von drei anderen Werken, iiber welche man vveiter unten sehe, Teil II, 1, B. Nr. 3—5. XVIII. Philosophische Propadeutik, herausgegeben von K. Rosenkranz (1840). Vgl. liber diese Propadeutik, von Hegel fiir das Gym- nasium Niirnberg geschrieben, K. Fischer, a. a. O., S. 82. XIX. 1—2. Briefe von und an Hegel, herausgegeben von Karl Hegel (Leipzig, Duncker und Humblot, 1887). Die Briefe sind in drei Abteilungen getrennt: 1. Stuttgart, Bern, Frankfurt a. M., Jena (1785 bis Marž 1807); 2. Bamberg, Niirnberg (April 1807 bis Oktober 1816) ; 3. Heidelberg, Berlin (1817—1831). — Im An- hang zum zvveiten Band, S. 377—383, Uber Hegels Tod und die Herausgabe seiner Werke aus Briefen seiner Witwe; S. 383—390, Cousin, Schelling und Hegel. Darin sind inbegriffen die Briefe, die bereits im Bd. XVII herausgegeben sind. — Von andern Briefen aber, die selten veroffentlicht sind, wird in dieser Sammlung blofl die relative Stelle innerhalb der chronologischen Reihenfolge angegeben, und der Biicher, in welche sie eingereiht sind. 186 Werke von Hegel. Eine neue Sammlung der Werke Hegels ist von dem Verlag Fritz Eckhardt, Leipzig, angekiindigt. III. Einzeln veroffentliehte Sehriften. 1. Im Anhang zu Hegels Leben von Rosenkranz (siehe weiter unten), S. 431 — 566, sind verschiedene Sehriften Hegels veroffentlicht. AuBer einigen Arbeiten aus der Gymnasialzeit findet man daselbst: 1. Fragment zur Kritik der Theologie, und Thesen der theologischen Dissertation; 2. Tagebuch der Reise in die Berner Ober- alpen, 1796; 3. Fragmente theologiseher Studien; 4. Frag¬ mente historiseher Studien; 5. Begriff der Positivitdt der Religion, 1800; 6. Aphorismen aus der Jenenser und Berliner Periode. Im Text der Lebensbeschreibung fiigt Rosenkranz Stticke von anderen Sehriften ein, und be- sonders vom System der Sittlichkeit (1802), dem ersten Entwurf von Hegels System. 2. Unveroffentlichtes von Hegel findet man auch in Haym, Hegel und seine Zeit, eingereiht in den Anmer- kungen am Ende des Buches (S. 471 — 512). 3. Kritik der Verfassung Deutschlands, herausge- geben von Dr. Georg Mollat (Kassel, Verlag von Th. G. Fischer u. Ko., 1893, VII—143). 4. Sgstem der Sittlichkeit, aus dem handschriftlichen Nachlasse des Verfassers, herausgegeben von Dr. Georg Mollat (Osterwieck-Harz, A. W. Zieckfeldt, 1893). Enthalt Stiicke des Systems, die von Rosenkranz nicht veroffentlicht sind. 5. Wegen des Briefwechsels zwischen Hegel und Cousin sehe man J. Barthelemy-Saint Hilaire, M. V. Cousin, sa vie et sa correspondanee (Pariš, Hachette und Alcan, 1895, 3 Bde.). Die Handschriften Hegels befinden sich in der Konig- lichen Bibliothek in Berlin und sind noch nicht vollstandig und methodisch erforscht. Von ihnen sind neuerdings ausgezogen worden : 6. Bas Leben Jesu. Harmonie der Evangelien nach eigener Hbersetzung, nach der ungedruckten Handschrift in ungekiirzter Form, herausgegeben von P. Roques (Jena, Diederichs, 1906). Werke von Hegel. 187 7. Hegels theologische Jugendschriflen nach den Handschriften der Konigl. Bibliothek in Berlin, heraus- gegeben von Dr. Hermann Nohl (Tiibingen, Mohr, 1907). IV. Auslesen. 1. C. Frantz und A. Hillert, Hegels Philosophie in wortlichen Ausziigen. Fiir Gebildete aus dessen Werken zusammengestellt und mit einer Einleitung herausgegeben (Berlin, Duncker und Humblot, 1843). 2. Gust. Thaulovv, Hegels Ansichten iiber Erziehung und Unterricht, aus Hegels samtlichen Schriften ge- sammelt und systematisch geordnet (Kiel, 1853—1854). 3 Biicher, in 4 Bde. 3. Hegels Gotteslehre und Gottesfurcht (Leipzig, 1846). 4. M. Schasler, Hegel: Populare Gedariken aus seinen Werken (Berlin, 1870, 2. Auflage 1873). 5. Georg, Lasson, Hegel: ein Uberblick iiber seine Gedankenivelt in Ausziigen aus seinen Werken, zusammen¬ gestellt und mit einer Einleitung versehen (Stuttgart, Leitz, 1906). V. Obersetzungen. A. Italienische. 1. Pilosofia della storia del mondo antieo, trad. da G. B. Passerini (Capolago, 1841). 2. Pilosofia del dritto, tradotta dall’originale tedesco da Antonio Turchiarulo (Napoli, Fibreno, 1848). 3. La fenomenologia dello spirito, ordinata da Gio- vanni Schulze, tradotta da A. Novelli (Napoli, Rossi Romano, 1863). Cber den Ubersetzer dieses sowie der anderen zehn Bande, deren Angabe folgt, finde ich nur eine Bemerkung in der vermischten Sammlung eines gewissen V. Pagano, Galluppi e la filosofia italiana (Napoli, Regina, 1897), S. 115/116; wo gesagt wird, daB der tlbersetzer Hegels 188 Werke von Hegel. sich Alessandro Novelli nannte, Priester war, gebiirtig aus Molise, und eine Encielopedia filosofica schrieb. Dieser ubersetzte in wenig Jahren soviel Werke Hegels ins Italienische, als wie in irgendeine andere Sprache iibersetzt worden sind. Die Phdnomenologie des Geistes z. B. ist nie iibersetzt worden, weder ins Fran- zosische noch ins Englische. Und es gibt nur diese eine Ubersetzung des Novelli, welche erbarmlich ist. Eine Ubersetzung der Phdnomenologie des Geistes ins Italienische wurde auch von B. Spaventa begonnen, als er noch im Gefangnis von S. Stefano war, vielleicht um 1857. Ein Teil des Manuskriptes von Spaventa wird in der Bibliothek der Societi Storica Napoletano aufbe- vvahrt. 4. La logiea, con illustrazioni di L. di Henning, tradotta da A. Novelli (ebenda, 1863), Ubersetzung der Logik der Enzyklopadie. — Ein Auszug der groben ~Wissensehaft der Logik, in Synoptischen Tafeln, von Francesco de Sanctis, 1851, als er im Gefangnis von Castel deirOvo war, ist handschriftlich bei mir. 5. La filosofia detla natura, con illustrazioni di Carlo Ludovico Michelet, tradotta dalForiginale per A. Novelli (ebenda, 1864). 2 Bde. 6. La filosofia delto spirito, illustrata da Ludovico Boumann, traduzione dalForiginale per A. Novelli (eben¬ da, 1863). 7. Filosofia del diritto, ossia il diritto di natura e la seienza detla politica, con illustraz. ni di Eduardo Gans, traduzione dalForiginale per A. Novelli (ebenda, 1863). 8. Filosofia delta storia, ordinata da Eduardo Gans, 3 edizione fatta per cura di C. Hegel, traduzione dalFori¬ ginale per A. Novelli (ebenda, 1864). 9. Estetica, ordinata da H. G. Hotho, traduzione dalForiginale per A. Novelli (ebenda, 1864). 4 Bde. 10. Encielopedia detle scienze filosofiche in compen- dio, tradotta da B. Croce (Bari, Laterza, 1907). Es ist der Band der Classici delta filosofia moderna, Sammlung von Texten und italienischen Ubersetzungen, veranstaltet von B. Croce und G. Gentile. — Die Enci¬ elopedia folgt der Ausgabe Lassons ; es ist daselbst eine Einleitung (S. V—XXVI) des Ubersetzers vorausgeschickt Werke von Hegel. 189 liber die auBere Geschichte des Werkes. In derselben Sammlung ist die Ubersetzung der Phdnomenologie des Geistes angezeigt, ferner die 'Rechtsphilosophie und zvrei Bande verschiedener Schriften und ausgewahlter Stiicke von Hegel. Man bemerke, daB man unter dem Titel „Spernere omnia! dal tedesco di G. G. F. Hegel“ nur eine angeb- liche Ubersetzung in Versen vor sich bat, die von V. Im- briani stammt, im Epomeo, Gelegenheitssammlung, Napoli, 1883; es ist die eigene Poesie des tlbersetzers, seltsamer- weise von ihm dem Hegel zugeschoben. B. Franzosische. 1. Gours d’ esthetigue, analise et traduit par Char¬ les Benard (Pariš e Nancy, Verleger Joubert, Hachette e Aime Andre, 1840—1852). 5 Bde. Es gibt davon einen Wiederabdruck : die Esthetigue (Pariš, Germer Bailliere, 1875 ; 2 Bde.); und auch teil- weise La poetigue, mit Auszugen aus Schiller, Goethe, Jean Paul usw. (Pariš, Ladrange, 1855; 2 Bde.). 2. La logigue subjeotive de Hegel, traduite par H. Sloman et J, Wallon, suivie de quelques remarques par H. Sloman (Pariš, Ladrange, 1854). 3. Logigue de Hegel, traduite pour la premiere fois et accompagnee d’une introduction et d’un commentaire perpetuel par A. Vera, docteur es lettres de la Faculte de Pariš, ancien professeur de philosophie de Funiversite de France (Pariš, Ladrange, 1859). 2 Bde. Aufier dem Vonvort und der Einleitung des Uber- setzers (I—VII, S. 1—159) enthalt es die Antrittsvorlesung von 1818 und das Vorwort zur zweiten Auflage der Enzy- klopadie. Vera machte eine zvveite Auflage seiner Ubersetzung bedeutend besser als die erste, mit allen Zusatzen der Ausgabe von Hennings: „deuxieme edition, revue et corrigee“ (Pariš, Germer Bailliere, 1874; 2 Bde.). 4. Philosophie de la nature de Hegel, traduite pour la premiere fois et accompagnee d’une introduction et d’un commentaire perpetuel par A. Vera, docteur es lettres usw., professeur de philosophie a Funiversite de Naples (Pariš, Ladrange, 1863—1866). 3 Bde. 190 Werke von Hegel. 5. Philosophie de Vesprit de Hegel, traduite pour la premiere fois et accompagnee de deux introductions et d’un commeiitaire perpetuel par A. Vera usw. (Pariš, Germer Bailliere, 1867—1869). 2 Bde. 6. Philosophie de la religion de Hegel, traduite par A. Vera, usw. (ebenda, 1876 — 1878, nicht vollstandig). 2 Bde. Siehe liber diese Obersetzung R. Mariano A. Vera (in Vomini e idee, Firenze, Barbera, 1905), S. 300. liber den sehr mittelmaBigen Wert der iibersetzungen des Vera vgl. Croee, Einleitung zur italienischen IJber- setzung der Enzgklopadie. C. Englische. 1. The subjective logic (London, Chapman, 1855). Es ist die englische Ausgabe des unter B, 2, ver- zeichneten Werkes. 2. Philosophy of the right: a summarij, transi. by T. C. Sanders (London, 1855). 3. Lectures on the philosophg of history, transi. by J. Sibree, 1857, 2. Aufl., London, 1881). 4. tibersetzung eines Teiles der VVissenschaft der Logik und eines Teiles der Enzgklopadie in J. H. Stir¬ ling, The secret of Hegel (siehe weiter unten) : Bd. I, 320 — 465, First section, Quality; II, 1—234, Erklarung ; der Ubergang von der Qualitat zur Quantitat, iibersetzt aus der Enzgklopadie, II, 235 — 261 ; Inhaltsangabe, Cber- setzung und Auslegung des zweiten Abschnittes der VVissenschaft der Logik iiber Quantity, II, 262—397. 5. The logic of Hegel, translated from the Encyck>- paedia of the philosophical Sciences by William ,Wallace (Oxford, 1874). Es gibt davon eine “second edition, revised and augmented” (Oxford, at the Clarendon Press, 1892). Vorausgeht eine : Bibliographical notice on the three edi- tions and three prefaces of the Encyelopaedia. Die Einfiihrung zur ersten Ausgabe ist in dieser zweiten Auflage zu einem besonderen Band geworden als Prolegomena to the studg of Hegels philosophg and espe- ciallg of his logic (ebenda, 1894). Werke von Hegel. 191 6. Introduction to Hegels philosophg of fine ari, transi. by Bernard Bosanquet (London, 1886). 7. The philosophy of art, an introduction to the scientific study of aesthetics, translated from the ger- man, by _W. Hastie (Edinburgh, 1886). Beigefiigt ist die Kunstphilosophie von C. L. Michelet. — Eine tlbersetzung des zweiten Teiles der Vorlesungen iiber Asthetik erfolgte durch Bryant und erschien in New- York Appleton u. Co. : siehe auch weiter unten unter Nr. 12. 8. Lectures on the history of philosophy, transi. by E. G. Haldane (London, 1892—1896). 9. The philosophy of mind, with five introductory essays, by W. Wallace (Oxford, 1894). 10. Philosophg of right, transi. by S. W. Dvde (London, 1896). 11. Lectures on the philosophy of religion, transi. by E. B. Spiers and J. B. Sanderson (London, 1895). 3 Bde. 12. Im Journal of speculative philosophg, gegriindet zu St. Louis von W. T. Harris (1867 — 1879, dann von 1880 an zu New-York) sind sehr viele Stiicke aus Werken Hegels iibersetzt. Von der Asthetik, I—III, iibersetzt nach der Auslegung von Benard, besorgt von J. A. Marling; V—VII, Philosophg of art-chivalry, by S. A. Longwell; XI—XII, Sgmbolical art, by ,W. M. Briant ; XII, Classi- cal art und Itomanlic art, von demselben; XVI, Sym- bolism of the sublime, transi. by J. H. Stirling. Aus der Phanomenologie, II, Stiicke, iibersetzt von W. T. Harris. Aus der Logik, verschiedene Stiicke, II ; die ersten An- fange, III. Aus der Propddeutik, IV. Aus der Philosophie der Geschiehte, Stiicke iiber Plato, IV, iiber Aristoteles, V, iiber J. Bohme, XII, iiber Bruno, XX. Aus der liell,- gionsphilosophie, verschiedene Stiicke, XV—XXI. Aus der Jieehtsphilosophie, Stiicke, XVI. — AuBer den bereits envahnten sind unter den Ubersetzern auch Soldan and Mead. 13. Im Druck befindet sich die englische Obersetzung der Phanomenologie, besorgt von J. B. Baillie, Professor an der Universitat Aberdeen. 192 Werke von Hegel. D. Spanische. 1. Logica, traducida con una introduccion y notas por D. Antonio M. Fabič, Madrid, Duran, 1872. 1 Bd. Es ist die Logik der groben Enzyklopadie. 2. Filosofia del espiritu, version castellana con notas y un prologo original de E. Barriobero y Herran, Madrid, Carrion, 1907, 2 Bde. 3. Estetica, traducida por Giner de los Rios, Madrid, Suarez, 1908, 2 Bde. Zweiter Teil. Literatur liber Hegel. i. Deutsche Literatur. A. Biographie. 1. Karl Rosenkranz, G. W. F. Hegels Leben, be- schrieben (durch K. R.) als Supplement zu Hegels Werken (Berlin, Duncker und Humblot, 1844). Man sebe auch Rosenkranz, Aus Hegels Leben (im Literarisch-historischen Taschenbueh, von Prutz, Jahr- gang 1844 und getrennt, Leipzig, 1845); Lochner, Hegel in Nurnberg seit 1808, Sendschreiben an Prof. Rosen¬ kranz (im Nurnberger Kurier, Feuilleton, Jahrgang 1844, Nr. 216—218); Stahr, Hegel als Politilcer, Bericht iiber Hegels Leben von Rosenkranz, in den Jahrbuchern der Gegenwart, herausgegeben von Schwegler, Jahrgang 1844, S. 945—971). 2. Kuno Fischer, Hegels Leben, Werke und Lehre (Heidelberg, Winter, 1901). Es ist ein Band in zvvei Teilen mit 1192 Seiten und bildet den Bd. VIII der Geschiehte der neueren Philo¬ sophie von Kuno Fischer, Jubilaums-Ausgabe. 3. J. Klaiber, Hblderlin, Hegel und Schelling in ihren schwabischen Jugendjahren (Stuttgart, 1877). 4. Akten, den hundertjahrigen Geburtstag Hegels be- treffend, herausgegeben von Dr. G. Thaulow, ord. Prof, der Philosophie an der Universitat zu Kiel (Kiel, Uni- versitatsbuchhandlung, 1870—1872). 5. Vbergabe des Hegel-Penkmals an die Sladi Berlin (in den Philosophischen ALonatsheften, Bd. VII, 1871 bis 1872, S. 132—144). Croce, Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie. 13 194 Literatur liber Hegel. Es enthalt Vortrage liber Hegel von den Professoren Matzner, Kostlin, Vatke usw. Erinnerungen an Hegel finden sich bei Hotho, Vor- studien fur Leben und Kunst (Tiibingen, 1835); A. Ruge, Aus friiherer Zeit (Berlin, 1863 — -1867); Alex. Jung, Vor- lesungen iiber die moderne Literatur der Deutschen (Danzig, 1842); H. Laube, Reisenovellen (Mannheim, 1834—1837, 2. Aufl., 1846—1847). B. Allgemeine Abhandlungen. Von dieser Auswahl sind ausgeschlossen: 1. die Vorreden und Einleitungen der Herausgeber und Uber- setzer derjenigen Werke, deren Ausgaben im ersten Teil ervvahnt wurden; 2. die Darlegungen des Hegelschen Systems, die man in den allgemeinen Geschichts- schreibungen der Philosophie lesen kann (wie Tennemann, .Wendt, Rixner, Reinhold, Dberweg, Erdmann, Schvregler, Eucken usw.), oder in denen der neueren Philosophie (Erdmann, Windelband us\v.), oder in denen der neueren deutschen Philosophie (Michelet, Chalibaus, Zeller, Bieder- mann, Fichte, Ulrici usw.); einige dieser Darlegungen sind iibrigens sehr bemerkenswert, wie z. B. die von Erd¬ mann, Versuch einer wissenschdftlichen Darstellung der neueren deutschen Philosophie, 1853, Bd. III, Abt. II, S. 686—849 ; von Michelet, Geschiehte der letzten Systeme der Philosophie von Kant bis Hegel, 1838, II, 599—801; von Zeller, Geschiehte der deutschen Philosophie seit Leibniz 2 , 1875, S. 623—672, usw.; 3. die Wiedergaben und Erorterungen von Hegels Ideen in den systematischen Werken der Philosophie, wie bei Baader, Schelling, Schopenhauer, Lotze usw.; 4. die theoretischen Abhand¬ lungen der Hegelschen Schule, deren Verzeichnis man sehe bei Uberweg, GrundrifiF, IV, 143—170, und daselbst auch beziiglich der Gegner Hegels, 171—185. —■ Wir ver- zeichnen auch hier von den verschiedenen Zeitschriften der Schule die hauptsachlichste : Der Gedarike, Organ der Philosophischen Gesellschaft in Berlin, herausgegeben von C. L. Michelet (1861—1873). 1. Uber die hegelsche Lehre oder absolutes Wissen Literatur tiber Hegel. 195 ■und moderner Pantheismus (Leipzig, 1829, bei Chr. E. Kollmann, 236 S.). 2. K. E. Schubart und Dr. L. A. Carganico, liber Philosophie iiberhaupt und Ptegels Enzgklopadie insbe- sondere, ein Beitrag zur Beurteilung der letzteren (Berlin, 1829, in der Euslinschen Buchhandlung, 222 S.). 3. tiber Seyn, Nichts und Werden. Einige Zweifel an der Lehre des Herrn Prof. H. (Berlin, Posen und Bromberg, bei E. S. Mittler, 1829, 24 S.). 4. E. A. Weifie (Prof, an der Universitat zu Leipzig), tiber den gegenwdrtigen Standpunkt der philosophischen Wissensehaften in besonderer Beziehung auf das System Hegels (Leipzig, 1829, Verlag von J. A. Barth, 228 S.). 5. Briefe gegen die Eegelsche Enzyklopadie der phi¬ losophischen Wissenschaften, erstes Heft, vom Standpunkt e der Enzyklopddie und der Philosophie (Berlin, 1829, bei ■Job. Chr. Fr. Euslin, 94 S.). Uber diese fiinf Veroffentlichungen gab Hegel selbst die Rezension, die eingereiht ist in seine Werke, XVII : siehe oben Teil I, 1, C, 18—19 ; 2, 17. 6. [O. F. Gruppe], Pie Winde oder ganz absolute Konstruktion der neueren Weltgeschichte dur eh Oberons Eorn, gedichtet von Absolutus von Hegelingen (Leipzig, Haack, 1831). Uber diese satirische Kombdie gegen Hegel vergleiche man Rosenkranz, Leben, S. 383. — Man sieht, der eng- lische Professor F. C. S. Schiller —• der, um die eng- lischen Hegelianer zu verspotten, ein fingiertes Heft der Zeitschrift Mind schrieb — betitelt: Mind! a unique review of aneient and modem philosophy edited by a Troglodgte, with the oooperation of The Absolute and others —, hat 80 Jahre vorher einen Vorlaufer fiir seine Geistreichigkeiten gehabt. 7. Herbart, Rezension der Enzgklopddie, Auflage von 1827, in der Halleschen Literatur z eitung, 1831, Nr. 1—4 (\viederabgedruckt in den Werken, Ausgabe Hartenstein, XII, 1852, S. 664—686). 8. K. F. Gbschel, Segel und seine Zeit. Mit Riick- sicht auf Goethe. Zum Unterrichte in der gegenwartigen Philosophie nach ihren Verhaltnissen zur Zeit und nach 13* 196 Literatur flber Hegel. ihren wesentlichen Grundziigen (Berlin, Duncker und Humblot, 18321. 9. Fortlage, Die Liicken des hegelschen Systems (Heidelberg, 1832). 10. C. L. Michelet, Hinleitung in Hegels Philoso- phische Abhandlungen (Berlin, Duncker und Humblot, 1832). Eine Einfiihrung, die fur den Bd. I der Werke vor- bereitet war, aber nicht darin aufgenommen wurde. 11. C. Fr. Bachmann, Vber Hegels System und die Nbtwendigkeit einer nochmaligen TJmgestaltung der Phi¬ losophie (Leipzig, 1833). Gegen B. schrieben Rosenkranz und Hinrichs. — B. antwortete mit dem Antihegel, Antwort an R. und H. (Jena, 1835). 12. C. J. Hoffmann, Hegel in seiner Wahrheit vom Standpunkt der strengsten Unbefangenheit (Berlin, 1833). 13. O. A. J. J. Ruehle von Libenstern, Uber Sein, Werden und Niehts (Berlin, 1833). 14. H. Heine, Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland, Buch IV : von Kant bis Hegel (1834). Wurde zum erstenmal franzosisch veroffentlicht in der Revue des deux mondes; und man findet sie noch in allen Ausgaben der Werke Heines (z. B. in der von Hamburg, Hoffmann und Čampe, 1885, Bd. VII). 15. F. Schelling, Vorrede zu Becker s Vbersetzung einer Schrift Victor Cousins (1834). Ins Franzosische iibersetzt: Jugement de M. Schelling sur la philosophie de M. Cousin, trad. .Willm (Strasbourg- Paris, 1835). 16. J. F. I. Tafel, Geschichte und Kritik des Skep- tizismus . . . mit besonderer Riicksicht auf Hegel (Tti- bingen, 1834). 17. W. T. Krug, Schelling und Hegel oder die neueste Philosophie im Vernichtungskriege mit sich selbst be- griffen (Leipzig, 1835). 18. F. C. Biedermann, De genetica philosopandi ra- tione . . . praesertim Kichtii . . . Hegelii (Lipsiae, 1835). 19. Schaller, Die Philosophie unserer Zeti, Zur Apologie und Erlauterung des Hegelschen Systems (Leip¬ zig, 1837). Literatur iiber Hegel. 197 Vgl. Zeitschrift fur Philosophie und sp ek. Theologie, 1, 1837, S. 66—114, 161—201. 20. C. W. E. Mayer, Brief an eine Dame iiber die hegelsche Philosophie (Berlin, 1837). 21. K. Taubner, Kritische Untersuchungen iiber die hegelsche Philosophie (Budapest, 1838). 22. — Die Idee der Seele nach Hegel (Budapest, 1839). 23. Job. A. Wendel, Beurteilung der hegelschen Philosophie nach ihren neueren Erkldrungen (Leipzig, 1839). 24. Alexis Schmidt, Beleuchtung der neuen schel- lingsehen Bohre . . . nebst . . . einer Apologie der Me- taphi/sik, insbesondere der hegelschen, gegen Schelling und Trendelenburg (Berlin, 1839). 25. J. G. H. Fichte, Die Voraussetzungen des hegel¬ schen Systems (in der Zeitschrift fur Philosophie und spek. Theologie, VI, 1839, S. 291 — 306). 26. K. Rosenkranz, Kritische Erlauterungen des hegel¬ schen Sgstems (Konigsberg, 1840). Rosenkranz fiigte einige Erlauterungen auch der Aus- gabe der Enzgklopadie von 1870 bei : siehe oben, Teil I, 2, Nr. 6—7. 27. C. Hinkel, Die spekulative Analysis des Begriffs „Geist“ mit Darlegung des Differentialpunkts ztvischen dem hegelschen und neu-schellingschen Standpunkte (Rin- teln, 1840). 28. H. Ulrici, liber Prinzip und Methode der hegel¬ schen Philosophie (Halle, 1841). 29. C. Steinhart, Hegel und sein Werk (Naumburg, 1841). 30. C. L. Michelet, Entwicklungsgeschichte der neuesten deutschen Philosophie, mit besonderer Riicksicht auf den gegenwartigen Kampf Schellinga mit der hegel¬ schen Schule, dargestellt in Vorlesungen in der Friedrich Wilhelms-Universitat (Berlin, 1842). 31. F. v. Sommer, Hegels Philosophie widerlegt (Ber¬ lin, 1842). 32. K. J. Thrandorff, Schelling und Hegel oder das System Hegels als letztes Hesultat des Grundirrtums in allen bisherigen Philosophien (Berlin, 1842). 33. J. Salat, Schelling und Hegel oder Huckblicke auf 198 Literatur iiber Hegel. die hbhere Geistesbildung im deutschen Siiden und Norden (Heidelberg, 1842). 34. Leop. George, Prinzip und Methode der Phi¬ losophie mit besonderer Rucksicht auf Hegel und Schleier- macher dargestellt (Berlin, 1842). 35. Anon., Differenz der schellingsehen und hegel- schen Philosophie (Leipzig, 1842). 36. G. A. Gabler, Die hegelsche Philosophie, Beitrage zu ihrer richtigen Beurteilung und Wiirdigung. Erstes Heft: D as Absolute und die Losung der Grundfragen aller Philosophie bei Hegel im Unterschiede von der Fassung anderer Philosophen (Berlin, 1843). Vgl. Zeitschrift fur Philosophie und spek. Theologie, X, 1843, S. 291—318; XI, 1843, S. 43—128. 37. K. Vogel, Schelling oder Hegel? (Leipzig, 1843). 38. Konrad v. Orelli, Spinozas Leben und Lehre nebst einem Abrifl der . . . hegelschen Philosophie (Aarau, 1843, 2. Aufl., 1850). 39. Fr. Ant. Staudenmaier, Darstellung und Kritik des hegelschen Sgstems aus dem Standpunkte der christ- lichen Philosophie (Mainz, 1844). 40. K. P. Fischer, Spekulative Charakteristik und Kritik des hegelschen Sgstems (Erlangen, 1845). Vgl. Zeitschrift fur Philosophie und spek. Theologie, XVI, 1846, S. 103—134, XVII, 1847, S. 289—300. 41. Reinh. Schmitt, Der philosophische Absolutismus des hegelschen Sgstems (Berlin, 1845). 42. H. Brockhaus, Spekulative Erorterung der in Hegels Eirileitung zu seiner Enzgklopadie der philoso- phischen IVissenschaften enthaltenen Prinzipien (Konigs- berg, 1846). 43. Anon., Grundlehren der neu-schellingsehen und hegelschen Philosophie (Reutlingen, 1847). 44. J. K. Muglich, Die Hegel-Weisheit und ihre Fruchte (Regensburg, 1849). 45. K. Rosenkranz, Heine Reform der hegelschen Philosophie, Sendschreiben an J. U. Wirth (Konigsberg, 1852). 46. Theod. Born, Quaestiones ex Hegelii philosophia oriundas seripsit . . . (Halae, 1852). 47. Theod. ,W. Danzel, Der verderbliche Einflufi der hegelschen Philosophie (Leipzig, 1852). Literatur iiber Hegel. 199 48. F. Dorguth, Das Licht der ivahrhaften kosmischen dem Irrlichte der hegelschen Dialektik gegenuber (Magde¬ burg, 1854). 49. R. Haym, Hegel und seine Zeit, Vorlesungen iiber Entstehung und Entvricklung, Wesen und Wert der hegelschen Philosophie (Berlin, R. Gaertner, 1857). An. : Hegel und sein neuester Beurteiler, in Deutsches Museum, 1858, Nr. 23, S. 30 — 33. 50. K. Rosenkranz, Apologie Hegels gegen Dr. R. Haym (Berlin, 1858). Wiederabgedruckt in den Neuen Studien von Rosen¬ kranz, 4 Bde., und zwar in Bd. III: Essay uber Hegel. 51. J. Hulsmann, Was wirklich ist, das ist ver- niinftig, usw., Vortrag, gehalten im wissenschaftlichen Verein zu Duisburg am 29. Juli 1858 (in den Philosophi¬ schen Monatsheften, VI, 1870/1871, S. 306 — 318). 52. H. Czolbe, Die Grenzen und der Vrsprung der mensehlichen Erkenntnis im Gegensatze zu Kant und Hegel (Jena und Leipzig, 1865). 53. K. Rosenkranz, Hegel als deutscher National- philosoph (Leipzig, Duncker und Humblot, 1870). Es existiert eine Rezension von E. Matzner, in den Philosophischen Monatsheften, 1870/1871, Bd. VI, S. 171 176. — Wurde ins Englische iibersetzt von G. S. Hall (St. Louis, 1874). 54. C. L. Michelet, Hegel, der untviderlegte Welt- philosoph, eine Jubelschrift (Leipzig, Duncker und Hum¬ blot, 1870). 55. K. Kostlin, Hegel in phitosophischer, politischer und nationaler Beziehung, fiir das deutsche Volk darge- stellt (Tiibingen, Laupp, 1870). Rezension von J. B. (Julius Bergmann), in den Phi¬ losophischen Monatsheften, VI, 176—183. 56. Friedr. Harms, Zur Erinnerung an G. W. F. H., Vortrag, gehalten in der Konigl. Friedrich Wilhelms-Uni- versitat zu Berlin am 3. Juni 1871 (in den Philosophischen Monatsheften, 1871/1872, S. 145—161). 57. G. Riimelin, Uber Hegel, 6. Nov. 1870 (in Reden und Aufsdtze, Freiburg i. B. und Tiibingen, Mohr, 1875, Reihe I, S. 32—62). 58. E. Feuerlein, liber die kultur g eschichtliche Be- 200 Literatur fiber Hegel, deutung Hegels (in der Historischen Zeitschrift, 1870, Bd. XXIV, S. 314—368). 59. Ed. v. Hartmanu., liber die notzvendige Umbil- dung der hegelschen Philosophie aus ihrem Grundprinzip heraus (in den Philosophischen Monatsheften, 1870, Bd. V, S. 387—416). Von demselben: Schellings positive Philosophie als Einheit von Hegel und Schopenhauer, 1869 ; Hegels Pan- logismus, 1870 (wiederabgedruckt in Gesammelte Studien und Aufsatze, 1876). Vgl. Geschichte der Metaph/gsik (Leipzig, 1899—1900, II, 207—255). 60. F. Chlebik, Pie Philosophie des BeivuPten und die Wahrheit des Ijnbeuupten nach Hegel und C. L. Mi- chelet (Berlin, 1870). 61. F. Chlebik, Kraft und Stoff oder der Dgnamis- mus der Atome aus hegelschen Prdmissen abgeleitet (Berlin 1873). 62. C. L. Michelet, Hegel und der Empirismus, zur Beurteilung einer Rede Eduard Zellers (Berlin, 1873). 63. K. Rosenkranz, Zur Geschichte der neueren deutschen Philosophie, besonders Hegels (in Neue Studien, Schwedt, 1878). 64. Erdmann, Hegel (in der Allgemeinen deutschen Biographie, Bd. XI, 1880, S. 254—274). 65. [R. Zimmermann?] Hegel (in Hegers Konver- sations-Lexikon, Bd. VIII, 1880). 66. H. v. Treitschke, Deutsche Geschichte im neun- zehnten Jdhrhundert, Bd. III (Leipzig, Hirzel, 1885, 5. Aufl., 1903, besonders S. 714—722 ; vgl. auch Bd. IV, iiber die hegelsche Schule). 67. G. PIechanow, Zu Hegels sechzigstem Todestag (in der Neuen Zeit, X, Stuttgart, 1901/1902, Bd. I, S. 198—203, 236—243, 273—282). 68. Samuel Eck, G. W. F. Hegel und der Entwick- lungsgedanke, Vortrag (Tiibingen und Leipzig, 1901). 69. Kuno Fischer, Hegels Leben und ~Werke: siehe oben Teil II, 1, A, Nr. 2. 70. ,W. Dilthey, Die Jugendgeschichte Hegels, Berlin, Reimer, 1906 (in den Abhandlungen der preupischen Akademie der Wissenschaften). liber dieses Werk vgl. Lasson, in der Philosophischen Wochenschrift, III, 1906. Nr. 9—10. Literatur fiber Hegel. 201 71. A. Thomson, Aus Hegels Jugendzeit, in den Kantstudien, XII, Oktober 1907. 72. L. Ziegler, Der deutsohe Idealismus und die hegelsche Philosophie, im Jahrbuch der modernen Men- schen, Osterwicz-Harz, Zickfeldt, Bd. II, 1907, S. 31—43. 73. H. Renner, Eine Anregung fiir die Porschung nach der historischen Abhangigkeit Hegels, in der Phi- losophischen W ochenschrift, VI, 1907, Nr. 8—9. 74. H. Dreyer, Der Begriff „Geist“ in der deutschen Philosophie von Kant bis Hegel, in den Kantstudien, 1908, Nr. 7. C. Uber die Logik. 1. Ad. Trendelenburg, Logisehe Untersuchungen (Ber¬ lin, 1840; 2. Aufl., 1862; 3. Aufl., 1870). 2. K. Werder, Logik als Kommentar und Erganzung zu Hegels Wissenschaft der Logik (Berlin, 1841). 3. Ad. Trendelenburg, Die logisehe Prage in Hegels System (Leipzig, 1843). Es sind zwei Schriften, die zuerst erschienen in der Neuen jendischen allgemeinen Literaturzeitung, April 1842, Nr. 97ff. und Februar 1843, Nr. 45ff. — Zur Ver- teidigung Trendelenburgs schrieb dann Kym in der Zeit- schrift fiir Philosophie, LIV, Heft II, und in den Phi- losophischen Monatslieften, IV, 6. 4. [L. . .], Konstruktion und Kritik der hegelsehen Logik (Wiesbaden, 1844), 5. Karl L. W. Heyder, Kritische Darstellung der ari- stotelischen und hegelsehen Dialektik (Erlangen, 1845). 6. H. Ulrici, Die falsche imd die wahre Dialektik (in der Zeitsehrift fiir Philosophie und philosophische Kritik. 1848, S. 238 ff.). 7. K. Fischer, Logik und Metaphgsik, Lehrbuch fiir akademische Vorlesungen (Stuttgart, Scheiblin, 1852). Sehr angewachsen und mit betrachtlichen Verande- rungen in der 2. Auflage : Sgstem der Logik und Meta- physik oder Wissenschaftslehre, zweite vollig umge- arbeitete Auflage (Heidelberg, Bassermann, 1865). 8. E. v. Meysenburg, Zur Vollendung der Erkenntnis- lehre mit besonderer Riicksicht auf Hegel (Berlin, 1855). 202 Literatur uber Hegel. 9. Aloys Schmid, Entwicklungsgesehiehte der hegel- schen Logik, Ein Hilfsbuch zu einem geschichtlichen Stu- dium derselben mit Beriicksichtigung der neuesten Schriften von R. Haym und K. Rosenkranz (Regensburg, Mainz, 1858). 10. Ferd. Lasalle, Die hegelsehe und rosenkranzsche Logik und die Grundzuge der hegelschen Geschichtsphilo- sophie im hegelschen Sgsteme (in der Zeitschrift Der Ge- danke, II, 1861, 123—150). 11. Ed. Zeller, Uber Bedeutung und Aufgabe der Er- kenntnistheorie (Heidelberg, 1862). Es ist die beriihmte Abhandlung, in der, gegen die Dialektik Hegels, eine Riickkehr zu Kant gepredigt wird. 12. Friedr. Reiff, Uber die hegelsehe Dialektik (Tii- bingen, 1866, 2. Aufl., 1867). 13. Ed. v. Hartmann, Uber die dialektische Methode, historisch-kritische Untersuchungen (Berlin, 1868). 14. Th. Weber, De Hegelii notionibus finiti in- finitigue, Diss., Breslau, 1868. 15. G. Biedermann, Kants Kritik der reinen Ver- nunft und die hegelsehe Logik in ihrer Bedeutung fur die Begriffswissenschaft (Prag, 1869). 16. F. Chlebik, Dialektische Briefe (Berlin, 1869). 17. M. Sohr, Trendelenburg und die dialektische Me- thode Hegels, Dissertation, Halle, 1874. 18. C. Stommel, Die Differenz Kants und Hegels in Beziehung auf die Erkldrung der Antinomien, Inaugural- Dissertation (Halle, 1876). 19. C. Hermann, Hegel und die logische Erage der Philosophie in der Gegenwart (Leipzig, Schafer, 1878). 20. Friedr. Engels, Herrn Eugen Diihrings Umwal- zung der Wissenschaft (1. Aufl., 1878 ; 3. durchgesehene und vermehrte Aufl., Stuttgart, Dietz, 1894). 21. A. Bullinger, Hegels Lehre vom Widerspruch Mifiverstandnissen gegenuber verteidigt, Programm (Dil- lingen, Kolb ; und Miinchen, Ackermann, 1884). 22. Eug. Heinr. Schmitt, Das Geheimnis der hegel¬ schen Dialektik, beleuchtet vom konkret-sinnlichen Stand- punkte (Halle a. S., Pfeffer, 1888). 23. C. L. Michelet und G. H. Haring, Historisch- kritische Darstellung der dialektischen Methode Hegels (Leipzig, 1888). Literatur liber Hegel. 203 24. Eug. Heinr. Schmitt, Michelet und das Geheimnis der hegelschen Dialektik (Frankfurt, 1889). Vgl. Arohiv fiir Gesohichte der Philosophie, III, 147 bis 154. 25. Max Rackwitz, Hegels Ansicht uber die Aprio- ritdt von Zeit und Raum und die kanti,soben Kategorien, Eine philosophische Kritik nach Hegels Phanomenologie des Geistes (Halle, 1891). 26. G. Kent, Die Lehre Hegels vom Wesen der Er- fahrung und ihrer Bedeutung fiirs Erkennen (Christiania, 1891). 27. A. Bullinger, Hegelsche Logik und gegenwdrtig herrschender Unverstand, mit einem Vorvvort liber den gegenvvartigen Zustand der Philosophie und die modernste (Strafiburger) Evangelien-Kritik (Miinchen, Ackermann, 1900). 28. W. Purpus, Die Dialektik der sinnlichen Ge- wi/3heit bei Hegel dargestellt in ihrem Zusammenhang mit der Logik und der antiken Dialektik (Niirnberg, Schrag, 1905). 29. M. Rubinstein, Die logischen Grundlagen des hegelschen Systems und das Ende der Gesohichte (in den Kantstudien, XI, I, 1906). 30. O’. Sullivan, Vergleich der ALethode Kants und Hegels auf Grund ihrer Behandlung der Kategorie der Quantitdt, Berlin, Reutner und Richard, 1908. D. Uber die Asthetik. 1. Theod. IV. Danzel, liber die Asthetik der hegel¬ schen Philosophie (Hamburg, 1844). Derselbe Verfasser schrieb liber die Asthetik Hegels in der Abhandlung : liber den gegenuidrtigen Zustand der Philosophie der Kunst und ihre ndchste Aufgabe (in der Zeitschrift fur Philosophie, von Fichte, 1844—1845, dann wiederabgedruckt in den Gesammelten Aufsdtzen, heraus- gegeben von Jahn, Leipzig, 1855, S. 1—84). 2. Rob. Zimmermann, Gesohichte der Asthetik als philosophische Wissenschaft (Wien, Braumiiller, 1858) ; man sehe Buch IV, Kap. II. 3. H. Lotze, Gesohichte der Asthetik in Deutschland (Miinchen, 1868); man sehe besonders Buch I, Kap. VIL 204 Literatur flber Hegel. 4. M. Schasler, Kriti sohe Geschichte der Asthetik (Berlin, 1872); man sebe S. 774—799. 5. Ed. v. Hartmanu, Die deutsche Asthetik seit Kant (Berlin, 1886); man sehe besonders S. 107—129. 6. J. Cohn, Hegels Asthetik (in der Zeitschrift fiir Philosophie, Leipzig, 1902, Heft II, S. 160—186). E. Uber die Ethik und Rechtsphilosophie. Wegen der Bibliographie der hegelschen Rechts¬ philosophie sehe man den Anhang zum System der Sitt- liehkeit, von Mollat (vgl. oben Teil, I, 3, Nr. 4), S. 69 bis 71, wo auch die allgemeinen Werke verzeichnet sind (Ahrens, Bluntschli, Stahl, Thilo usw.), in denen liber die juristische Philosophie Hegels gehandelt wird. 1. Hugo, Hegels Grundlinien der Philosophie des Reehts (in den Gottingischen gelehrten Anzeigen, 1821, S. 601—607). 2. Herbart, Rezension der Philosophie des Reehts, von Hegel, in der Leipziger Literaturzeitung, 1822, Nr. 45 bis 47 (wiederabgedruckt in den Werken, Ausgabe Harten- stein, XII, 419—435). 3. Anonymus, Rezension des genannten Werkes (in der Allgemeinen Literaturzeitung von Schutz und Ersch, I, 1822, S. 305—317). 4. [Buhi], Hegels Lehre vom Staate und seine Phi¬ losophie der Geschichte (1837). 5. Schubarth, liber die Unvereiribarkeit der hegel¬ schen Staatslehre mit dem obersten Lebens- und Ent- ivicklungsprinzip des preupischen Staates (Breslau, 1839). 6. Scheidler, Hegelsche Philosophie und Schule, ins- besondere Hegels Naturrecht und Staatslehre (im Staats- lexikon, herausgegeben von Rotteck und Welcker, 1. Aufl., Bd. VII, 1839, S. 607—646). 7. C. M. Kable, Darstellung und Kritik der hegel¬ schen Rechtsphilosophie (Berlin, 1845). 8. A. Ruge, Uber das Verhaltnis von Philosophie, Politik und Religion (in Sdmtliche ~Werke, 2. Aufl., 1847, IV, 254—297). 9. Karl Marx, Zur Kritik der hegelschen Rechts¬ philosophie (in den Deutsch-franzosischen Jahrbilchern, von Ruge und Marx, Pariš, 1844, S. 71—85). Literatur' iiber Hegel. 205 Italienische Ubersetzungen in den Schriften von C. Marx, F. Engels, F. Lasalle, veroffentlicht und besorgt von Ciccotti, Verleger Mongini, Rom, 1899. 10. K. Prantl, Hegel und die Hegelianer (in Deut- sches Staats-Wbrterbuch, herausgegeben von Bluntsehli und Brater, V, 1860, S. 45—86). 11. K. Rosenkranz, Hegel uber Reform der Univer- sitaten (J)er Gedanke, 1861, S. 244 ff.). 12. [An.], Hegel, Artikel im Staats- und Gesell- schafts - Lexikon, herausgegeben von ,Wagener, 1862, Bd. IX, S. 222—228. 13. K. Rosenkranz, Hegel und hegelsche Philosophie in bezug auf Recht und Staat (im Staatslexikon, herausge¬ geben von Rotteck und Welcker, 3. Aufl., Bd. VII, 1862, S. 654—667). 14. Franz Chlebik, Die Philosophie des Bewupt- seins und die ~Wahrheit des Vnbeumpten in den dialek- tisehen Grundlinien der Preiheit und Rechtsbegriffs nach Hegel und N.ichelet (Berlin, 1870). 15. G. Sodens, Die Staatslehre K ant s und Hegels, Dissertation (Erlangen, 1893). 16. ,W. Fickler, TJnter welchen philosophischen Vor- aussetzungen hal sich bei Hegel die Wertsehdtzung des Staates entwickelt, und wie ist diese zu beurteilen (in der Zeitschrift fur Philosophie, Bd. 122 und 123, 1903). 17. F. Jodl, Geschichte der Ethik in der neueren Philosophie, 1. Aufl., Stuttgart, 1889 ; II, 104—125, 151 bis 160 iiber die Ethik Hegels. 18. P. Dunlop, Hauptmomente in Hegels Begriff der Personlichkeit, Diss., Jena, 1903. 19. P. Eutner, Hegels Ansichten iiber Erziehung, Progr., Dresden, 1905. F. Uber die Religionsphilosophie. 1. Eschenmayer, Die hegelsche Religionsphilosophie, vergliehen mit dem christlichen Prinzip (Tiibingen, 1834). 2. L. Feuerbach, Philosophie und Christenheit in Beziehung auf die der hegelschen Philosophie gemachten Voruriirfe der Unchristliehkeit (Mannheim, 1839). 3. Reinh. Schmitt, Christliehe Religion und hegelsche Philosophie (Berlin, 1839). 206 Literatur iiber Hegel. 4. C. v. Baader, Revision der Philosopheme der hegelschen Schule, bezilglich auf das Christentum, Stutt¬ gart, 1839. 5. K. F. E. Thrandorff, Wie kann der Supranatura- lismus sein Recht gegen Hegel behaupten? (Berlin, 1840). 6. Mor. Carriere, Die Religion in ihrem Begriff, ihrer iveltgesehichtlichen Entwicklung und Vollendung, ein Bei- trag zum Verstandnis der hegelschen Philosophie (Weil- burg, 1841). 7. [Bruno Bauer], Die Posaune des jungsten Ge- richts tvider Hegel, den Atheisten und Antichristen (Leipzig, 1841). 8. —■ Hegels Lehre von Religion und Kunst (Leipzig, 1842). 9. J. J. Rohowsky, Unvereinbarkeit der hegelschen Wissenschaft mit dem Christentum (Breslau, 1842). 10 Ph. Marheineke, Einleitung uber die Bedeutung der hegelschen Philosophie in der christlichen Theologie (Berlin, 1842). 11. J. Thiirmer, Versueh der Anhanger Hegels und Schellinge durch eine vernunfigemafle Offenbarungslehre zu versbhnen (Berlin, 1843). 12. De Valenti, Hegel-Straufi und der Christenglaube (Basel, 1843). 13. Ed. Zeller, Cber Hegels theologische Entivick- lung (in den Theologischen Jahrbuchern, 1845, Bd. IV, Heft I). 14. Ludw. Noack, Der Religionsbegriff Hegels (Darm¬ stadt, 1845). 15. P. Romang, Meine Opposition gegen die jung- hegelschen Tendenzen und mein Verhaltnis zu der bisher geltenden christlichen Lehre (Bern, 1847). 16. A. E. Biedermann, Vnsere junghegelsche Welt- anschauung oder der sogenannte neueste Pantheismus (Zurich, 1849). 17. M. Ehrenhaufi, Hegels Gottesbegriff in seinen Grundlinien und ndchsten Folgen, aus den Quellen dar- gelegt (Wittenberg, 1880). 18. O. Hering, Vergleichende Darstellung und Be- urteilung der Religionsphilosophie Hegels und Schleier- maehers (Jena, 1882). Literatur liber Hegel. 207 19. Joh. Werner, Regels Offenbarungsbegriff: ein religionsphilosophischer Versuch (Leipzig, 1887). Vgl. Archiv fiir Gesehichte der Philosophie, III, 1889, S. 154—156. 20. E. Vowinkel, D as Verhčiltnis des einheitliehen Wesens der Religim zur historischen ALannigfaltigkeit der Religionen bei Schleiermaeher und Regel, Dissertation (Erlangen, 1896). 21. Hans Richert, Hegels Religionsphilosophie, in ihren Grundzilgen dargestelU und beurteilt, Programm (Bromberg, 1900). 22. L. Weber, Die hegelsche Philosophie und die religiose Entuicklung der Menschheit im Spiegel der Weltliteratur (Giitersloh, 1904). 23. J- Schubert, Regels Religionsphilosophie (in Phi- losophische Aufsatze der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin, 1904). 24. G. W. Irey, Regels Phdnomenologie des Geistes behufs Einfuhrung in die Philosophie und christliche Theologie auf ihren kurzesten und durchaus leicht ver- standlichen Ausdruck reduziert (Miinchen, Ackermann, 1904). 25. E. Ott, Die Religionsphilosophie Regels in ihrer Genesis dargestellt und in ihrer Bedeutung fiir die Gegen- wart geuriirdigt (Berlin, 1904). 26. C. Thilo, Die Religionsphilosophie des absoluten Idealismus: Fichte, Schelling, Regel und Schopenhauer (Langensalza, Beyer, 1905). 27. C. Thilo, Die Religionsphilosophie des absoluten Idealismus: Eichte, Schelling, Regel und Schopenhauer (Langensalza, Beyer, 1905). 28. H. Hadlich, Regels Lehren uber das Verhaltnis von Religion und Philosophie (Halle, Niemeyer, 1906). 29. H. Aschkenasy, Regels Einflup auf die Religions¬ philosophie in Deutschland (Berlin, Ebering, 1907). G. Uber die Psychologie. 1. H. Exner, Die Psychologie der hegelschen Schule (Leipzig, 1843—1844). 2. Weifie, Die hegelsche Psgchologie und die exner- 208 Literatur liber Hegel. sohe Kritik (in der Zeitsohrift fiir Philosophie und spe- kulative Theologie, 1844, XIII, S. 258 f£.). H. liber die Geschichtsphilosophie. 1. Ant. H. Springer, Die hegelsche Geschichtsan- sehauung (Tiibingen, 1848). 2. Jul. Bahnsen, Zur Philosophie der Geschichte, Eine kritische Besprechung des hegel - hartmannschen Evolutionismus aus schopenhauerschen Prinzipien (Ber¬ lin, C. Duncker, 1872). 3. K. Dieterich, Buckle und Hegel (in den Preupi- schen Jahrbuchern. 1873, Bd. 32). 4. P. Barih, Die Gesehichtsphilosophie Hegels und der Hegelianer bis auf 3Iarx und Hartmann, Ein kritischer Versuch (Leipzig, Reisland, 1890). 5. F. Tbnnies, Neuere Philosophie der Geschichte: Hegel, Marx, Comte (in Archiv fiir Geschichte der Phi¬ losophie, herausgegeben von L. Stein, Bd. VII, 1894, S. 486—515). 6. P. Barth, Zw Hegels und Marx' Geschichtsphi¬ losophie (in genanntem Archiv, VIII, 1895, S. 241—255, 315—335). Man sehe auch die Literatur iiber die Geschichte der Geschichtsphilosophie, zitiert bei E. Bernheim, Lehrbuch der historischen Methode und der Geschichtsphilosophie, 3. und 4. Aufl., Leipzig, Duncker und Humblot, 1903). I. Uber die Naturphilosophie. 1. Wilde, Geschichte der Optik (Berlin, 1843). Enthalt in II, S. 153—218, eine Verteidigung der Theorien Newtons gegen Hegel. 2. M. J. Schleiden, Schellings und Hegels Verhaltnis zur Naturivissenschaft (Leipzig, 1844). 3. Herm. Schtvarz, Versuch einer Philosophie der ALathematik, verbunden mit einer Kritik der Ausstellungen Hegels iiber den Zweck und die Natur der hbheren Analgsis (Halle, 1853). 4. K. Rosenkranz, Hegels Naturphilosophie und ihre Bearbeitung durch den italienischen Philosophen A. Vera (Berlin, 1868). Literatur liber Hegel. 209 5. F. Chlebik, Kraft und Stoff oder der Dynamismus der Atome aus hegelsehen Prčimissen abgeleitet (Berlin, 1873). 6. A. Bullinger, Hegels Ndturphilosophie in votlem Recht gegenuber ihren Kritikastern (Miinchen, Ackermann, 1903). K. Uber die Geschichte der Philosophie. 1. A. L. Kym, Hegels Dialektik in ihrer Anivendung auf die Geschichte der Philosophie (Ziirich, 1849). 2. C. Monrad, De vi logicce rationis in describenda philosophice historia (Christiania, 1860). Antvvortet auf die Einvvurfe von Ed. Zeller, in deni Vonvort zu seiner Philosophie der Griechen, die gegen die Methode Hegels erhoben iverden (und bereits in den Jahrbuchern der Gegenwart, 1843, S. 209 ff.). 3. E. Bratuscheck, Wie Hegel Plato auffapt (in Phi- losophische Monatshefte, Bd. VII, 1871—1872, S. 433 bis 463). 4. Gust. Ad. ,Wyneken, Hegels Kritik Kants, zur Ein- leitung in die hegelsche Philosophie (Greifsivald, 1898). 5. ,W. Windelband, 1'ber die Geschichtschreibung der Philosophie im XIX. J ahrhundert (in Die Philoso¬ phie im Heginn des zwanzigsten Jahrlvimderts, Festschrift fiir K. Fischer, Heidelberg, 1904—1905, II, 175—200). L. Verschiedenes. 1. W. von Schiitz, Hegel und Giinther (Leipziga 1842). 2. K. Rosenkranz, liber Schelling und Hegel, Send- schreiben an Pierre Leroux (Kbnigsberg, 1843). 3. J. H. Fichte, Hegels Magister-Dissertation und sein Verhaltnis zu Schelling (in der Zeitschrift fiir Phi¬ losophie und spekulative Theologie, XII, 1844, S. 142 bis 186). 4. F. Rehm, Goethe und. Hegel, eine historische Pa- rallele (Oels, 1849). 5. K. P. Fischer, Zur hundertjlihrigen Geburtsfeier Franz von Baaclers. Versuch einer Charakteristik seiner Croce, Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie. 14 210 Literatur iiber Hegel. Theosophie und ihres Verhattnisses zu den Sgstemen Schelling s und Hegels (Erlangen, 1865). 6. Fr. Hoffmanu, Hegel und Baader (Brief vom 12. Oktober 1865 an Bertrando Spaventa, veroffentlicht in der Critica, Napoli IV, 1906, S. 224—230). 7. — H. Rosenkranz und Baader (in den Philoso- phischen Monatsheften, III, 1869, S. 1—25, 93—110, 185—208). Hoffmann beriihrt oft die Beziehung zwischen Hegel und Baader in seinen Einfiihrungen zu den Gesammelten ~Werken des Baader (Leipzig,, 1851—1860) und in seinen anderen Schriften. 8. — Die hegelsche Philosophie in St. Louis in den Vereinigten Staaten N ordamerikas (in den Philosophisehen Monatsheften, VII, 1871—1872, S. 58—63). 9. F. Engels, Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassisehen deutschen Philosophie (in der Neuen Zeit, 1886, Heft IV—V ; dann in einem Schriftchen, Stutt¬ gart, Dietz, 1886; 2. Aufl. ebenda, 1895). Von der deutschen Literatur iiber den Geschichts- materialismus, in der ofter die Beziehungen zvvischen Hegels Gedanken und denen von Marx beriihrt werden, wollen wir noch anmerken : Th. G. Masaryk, Die philoso- phischen und soziologischen Grundlagen des Marxismus (Wien, 1899) ; Ludw. Woltmann, Der historische Mate- rialismus, Darstellung und Kritik der marxistischen Welt- anschauung (Diisseldorf, 1899); Dav. Koigen, Zur Vor- geschichte des modernen philosophisehen Sozialismus in Deutschland, Zur Geschichte der Philosophie und Sozial- philosophie des Junghegelianismus (Bern, 1901); P. Nerr- lich, iiber das Verhaltnis L. Feuerbachs zu Hegel (in den Preuftischen Jahrbiiehern, Bd. 80, 1895). 10. Th. Flathe, Hegel in seinen Briefen (in der Historischen Zeitschrift, N. S., Bd. XXIV, 1888). 11. Max Runze, Hegel und Franz v. Baader (in den Vortrdgen der philosophisehen Gesellschaft zu Berlin, 1892). 12. Ch. Bonnier, Hegel und Marx (in der Neuen Zeit, IX, Bd. II, 1891, S. 653—661). 13. Rud. Eucken, Hegel to-day, transi. by Thomas J. Mc. Cormack (im Monist, VII, 1897, S. 321—339). Literatur liber Hegel. 211 II. Italienisehe Literatur. Beziiglich der nichtdeutschen Literatur iiber Hegel haben wir es fiir wunschenswert gehalten, auch die be- merkenswertesten Abhandlungen in allgemeinen Biichern zu beachten. Die Einleitungen und Vorworte der Uber- setzer werden hier nicht mehr angefiihrt, da es geniigt, auf Teil I, V, Abteilung A, B, C zu verweisen. Die franzbsischen und englischen Werke des Ita- lieners Vera sind in den Abteilungen III und IV ange- geben. 1. Ottavio Colecchi (1773—1847), Frammenti di Questioni filosofiche sulla logica e sull’estetica di Hegel (in Giambattista Vico, Napoli, 1857, I, 335—392, II, 123 bis 136, III, 68—96). 2. G. B. Passerini, Sullo stalo attuale detla filosofia in Germania (Capolago, 1844). Aus einem Zitat des Gioberti (Prolegomeni, Brussel, 1845, S. 323—324) ergibt sich, daB darin die hegelsche Dialektik kritisiert wird. 3. Antonio Rosmini-Serbati, Saggio storico - critico sulle categorie e la dialettica, 1846—1847. Erschien als „nachgelassenes Werk“ (Torino, stamp. Unione tipogr. editr., 1883). Man sebe L. I, C. VIII : Detla partizione delVente seeondo Hegel; und L. II, das die Kritik von Hegels Dialektik enthalt. 4. Vincenzo de Grazia, Su la logica di Hegel e su la filosofia speculativa (Vorlesungen, Napoli, tip. de’ Ge- melli, 1850). 5. B. Spaventa, Studi sopra la filosofia di Hegel (Auszug aus der Hivista italiana, Nr. 5, Novemberheft, S. 1—30, und Dezemberheft, S. 31—78, 1850, Torino, tip. G. Paravia). 6. B. e S. Spaventa, Lettere varie intorno alla filosofia hegeliana (in dem Buche von B. Croce, S. Spa¬ venta, dal 1848 at 1861, Schriften, Briefe, Urkunden, Napoli, Morano, 1898). 7. B. Spaventa, Rezension der Schrift von H. Stein- thal : La scienza della lingua di G. di Humboldt e la filosofia hegeliana (im Cimento, Torino, Juli 1855, VI, 60—65). 14* 212 Literatur iiber Hegel. 8. — Hegel eonfutato da Rosmini, erster Essay (im Cimento, Mai 1855, V, 881—906), gelegentlich der Kri- tiken, die gegen das System Hegels von A. Rosmini in seiner Logica erhoben wurden (Torino, Pomba, 1854). Wiederabgedruckt bei B. Spaventa, Da Socrate ad Hegel, nuovi saggi, besOrgt von G. Gentile (Bari, Laterza, 1905). Im Cimento, VI, 730—741, folgte iiber diesen An- la£> eine Polemik mit Tommaseo : Sopra alcuni giudizii di N. T. 9. Floriano del Zio, Prolusione al corso di lezioni sulla Enciclopedia delle scienze filosofiche di Hegel (Na- poli, S. Marchese, 1861). 10. B. Spaventa, Prolusione e introduzione alle le¬ zioni di filosofia nella Universitd di Napoli, 23. November bis 23. Dezember 1861 (Napoli, F. Vitale, 1862). Ober Hegel sebe man besonders S. 167—205. 11. A. Labriola, Contro H ritorno a Rant propugnato da E. Zeller (Verteidigung von Hegels Dialektik), 1862 (in Scritti varii di filosofia e politica, herausgegeben von B. Croce, Bari, 1906, S. 1—33). 12. L. Longoni, 11 sistema filosofico di G. G. F. H. (Milano, 1863). 13. G. Allievo, Sulla critica delVhegelismo, lettera a L. Ferri (in der Rivista ital, di sc. lett. ed arti, Torino, 23. Juni 1862; und in Rivista contemporanea, 1864). 14. B. Spaventa, Le prime categorie della logica di Hegel (in Atti della R. Aec. di se. mor. e pol., Bd. I, 1864, S. 123—185 : wiederabgedruckt in Scritti filosofici, herausgegeben von Gentile, Napoli, 1900, S. 165—252). 15. G. Caroli, Hegel in Italia (Anhang zum Buche des Abtes Maigno, Matematica e panteismo, trad., Bo¬ logna, 1864). 16. G. Allievo, Saggi filosofici (Milano, 1866). Enthalt S. 119—143, La logica ordinaria e la logica hegeliana; S. 294—306, Sulla critica deli’ Hegelianismo. 17. B. Spaventa, Principii di filosofia, Bd. I, La conoscenza —- La logica (Napoli, Ghio, 1867). Bricht ab auf S. 248. UmfaBt die Darlegung der Phiinomenologie bis zur Lehre vom SelbstbevvuBtsein und die der Logik bis zum Anfang der Lehre vom Wesen. Wir verzeichnen dieses Buch von Spaventa als die beste italienische Ausarbeitung der Logik Hegels; be- Literatur iiber Hegel. 213 merken tibrigens, daB vvir, wie fiir die deutsche Literatur, so fiir die italienische und die iibrigen nicht die vielen theoretischen Arbeiten angegeben haben, die von hegel- schen Prinzipien beeinfluBt sind. So die der .Schiller Spaventas (De Meis, Maturi, Jaia, Ragnisco, D’Ercole usw.); der Schiller des Vera (R. Mariano); der Hegelianer anderer Herkunft (M. Florenzi IVaddington).; der Hegeli- sierenden (P. Ceretti) usw. 18. A. Galasso, Del sistema hegeliano e sue pratiche conseguenze (Napoli, Fibreno, 1867). Auszug aus dem Čampo dei filosofi italiani. Es ist eine Schrift, geschrieben zu dem Wettbewerb um den Preis Ravizza 1865 iiber das Thema : ,,Quali conseguenze pratiche derivano dall’idealismo assoluto di Giorgio Hegel nella Morale, nel Dritto, nella Politica e nella Religione“. 19. G. Prisco, Lo hegellianismo eonsiderato nel suo svolgimento storico e nel suo rapporto con la seienza (Napoli, Manfredi, 1868). Wurde zuerst eingereiht in die Zeitschrift: La seienza e la fede. — Der Verfasser ist jetzt Kardinal-Erz- bischof von Neapel. 20. G. Allievo, L’hegellianismo, la seienza e la vita, monografia che riporto il premio al concorso Ravizza, ri- composta e notevolmente ampliata (Milan, Agrelli, 1868). 21. P. Siciliani, Grli hegeliani in Italia (in Rivista bolognese, II, Heft VI, 1868). 22. R. Spaventa, Studi sulTetica di Hegel (in Alti detla R. Aecad. di sc. mor. e polit, di Napoli, IV, 1869 ; vviederabgedruckt unter dem Titel : Principii di etiea, be- sorgt von G. Gentile, Napoli, Pierro, 1904). 23. F. Masci, Le oategorie del finito e deli’infinito di Hegel (in der Rivista bolognese, 1869). 24. — La dialettica del limite nella logica di Hegel (in der Rivista bolognese, 1869). 25. F. Acri, Su la natura delta storia delta filosofia Bologna, 1872). 26. F. Fiorentino, Sul concetto detla storia detla filosofia di Hegel, lettera al prof. F. Acri (im Giornate mapoletano di filos. e lettere, Marž 1872 ; vviederabgedruckt Scritti varii di letteratura, filosofia e eritica, Napoli, 1876, S. 331—347). 214 Literatur tiber Hegel. 27. P. Ragnisco, Storia critica detle categorie dai primordii della filosofia fino ad Hegel (Napoli, 1870). 2 Bde. 28. V. Fornari, Dellarte del dir e (Napoli, Fibreno, 1866—1872, 4. Aufl.). Im 4. Bande ist eine Kritik der Asthetik Hegels. Es ersviderten V. Imbriani, V. Fornari estetico (in Giorn. napol, di filosofia e lettere, 1872); und F. Fiorentino, La filosofia contemporanea in Italia (Napoli, Morano, 1876). 29. L. Miraglia, I principii fondamentali dei diversi sistemi di filosofia del diritto e la dottrina giuridica di Giorgio G. F. H. (Napoli, Giannini, 1873). 30. B. Spaventa, Idealismo o realismo? Nota suita teoria della conoscenza: Kant, Herbart, Hegel (in Ren- diconti della R. Accad. di sc. mor. e polit., April—Juni 1874, S. 87—97 ; \viederabgedruckt in Scritti filosofici, herausgegeben von Gentile, S. 353— 366). 31. P. Sala, I trionfi del papato sulla filosofia hege- liana (Palermo, 1874). 32. P. d’Erco!e, La pena di morte e la sua aboli- zione dichiarata teoricamente e storicamente secondo la dottrina hegeliana (Milano, 1875). Es schrieben damals verschiedentlich liber die Todes- strafe in Beziehung zu Hegels Philosophie : Spaventa, Im¬ briani, Vera und andere ; ihre Meinungen kann man an- gefubrt finden bei D’ErcoIe. 33. L. Miraglia, La filosofia del diritto di Hegel, di Trendelenburg e di Ahrens, e la scienza economica (im Giorn. econom. di Padova, Nr. 2, 1875/76). 34. [Anon.], Hegel e Machiavelli, ossia la Ger- mania e VItalia nella presente lotta religiosa, pensieri di un giovane (Napoli, 1875). 35. F. Fiorentino, Manuale di storia della filosofia (Napoli, Morano, 1881), Bd. III, Kap. XXII und XXVII. 36. B. Spaventa, Esame di un’obiezione del Teich- muller alta dialettica di Hegel (in Atti d. R. Acc. di sc. mor. e pol. di Napoli, vol. XVIII; wiederabgedruckt in Scritti filosofici, S. 253 — 276). Es sind iibrigens beziiglich der hegelschen Lehre alle Schriften des Spaventa nachzusehen; dariiber vgl. die Bibliographie in Scritti filosofici, herausgegeben von Gentile. Literatur liber Hegel. 215 37. P. Ragnisco, 11 principio di contradizione: Hegel (in Eitosofia delte seuole italiane, 1883). 38. G. Levi (Gielle), La dottrina delto Stalo di Hegel e le altre dottrine intorno allo stesso argomento: I — III (Roma, 1884). 39. A. Vera, Dio secondo Platone, Aristotile ed Hegel (in den Atti d. H. Accad. di sc. mor. e pol. di Na¬ poti, 1886, t. XX). 40. L.. Ferri, La dottrina detla conoscenza nellhe- gelianismo (in Rivista italiana di filosofia, IV, Bd. I, 1889 : gelegentlich des nachgelassenen Werkes von B. Spa- venta, Espertenza e metafisica). 41. V. de Lucia, L’H. in Italia (Vasto, 1891). 42. S. Maturi, L’idea di Hegel (Napeli, 1891). Von Maturi sind noch zu ervvahnen : L’ideale del pen- siero umano ossia la esistenza assoluta di Dio (Avellino, 1882); Uno sguardo generale suite forme fondamentali detla vita (Napoli, 1888) ; La filosofia e la metafisica (ebenda, 1894) ; Principii di filosofia (ebenda, 1897/1898). 43. P. d’Ercole, C. L. Jlichelet e Vhegelianismo (in der Riv. ital, di filos., IX, 1894, Bd. I). 44. G. Allievo, Esame delVhegelianismo (Torino, tip. subalpina, 1897). 45. C. Cantoni, Storia compendiata detla filosofia, 4 ediz. corretta ed aumentata (Milano, Hoepli, 1897 : es ist der 3. Bd. des Corso elementare di filosofia: man sebe liber Hegel S. 394—401). 46. A. Labriola, Diseorrendo di socialismo e filo¬ sofia (Roma, Loescher, 1898). Ober die Negation der Negation ; liber die Hegelianer von Neapel. — liber die Beziehungen zivischen Hegel und Marx schrieben in Italien Labriola, Saggi sulla eoncezione materialistica delta storia (2. Aufl., Roma, Loescher, 1903); G. Gentile, La filosofia di Marx (Piša, Spoerri, 1898); und B. Croce, Materna,lismo storico ed economia marxistica (Palermo, Sandron, 1900 ; 2. Aufl. 1907). 47. L. M. Billia, Una fissazione hegeliana (Vorino, 1898). 48. G. Gentile, Delta vita e degli scritti di B. Spa- venta (Napoli, 1900). Diese Monographie dient als Einfiihrung zu den ge- nannten Scritti filosofici des Spaventa ; es ist die umfang- reichste Arbeit liber den italienischen Hegelismus. 216 Literatur flber Hegel. 49. B. Varisco, Razionalismo' ed empirismo, gelegent- lich des genannten Buches Scritti filosofici von Spaventa (in der Rivista di filos. e sc. gffini, Bologna, Marž 1902). 50. G. Gentile, Pilosofia ed empirismo (Enviderung : ebenda, Mai—Juni 1902). 51. B. Varisco, Per la critica (Replik : ebenda, Ok¬ tober 1902). 52. G. Gentile, Polemica hegeliana, letzte Erwide- rung an den Prof. B. Varisco (Napoli, Pierro e Veraldi, 1902). 53. B. Croce, Estetica, teoria e storia (Palermo, Sandron, 1902; 3. Aufl. (Bari, Laterza, 1908; deutsche Cbersetzung, Leipzig, Seemann) : tiber Hegels Asthetik vgl. das Namenverzeichnis. 54. G. Gentile, Dal Genovesi al Galluppi, ricerche storiche (Napoli, Ausgabe der Critica, 1903). Nachrichten liber den Hegelismus in Neapel vor 1848. 56. N. L. Piano, L’hegelismo a Napoli (Potenza, secondo Kant ed Hegel, appunti critici in Alti d. R. Acc. di sc. mor. e pol. di Napoli, 1903). 56. N. L. Piano, L'hegelismo a Napoli (Potenza tipogr. editrice 1903). 57. G. Gentile, Einleitung zum ,Wiederabdruck der Principii di etica, von B. Spaventa; siehe oben Nr. 22. Untervvirft das unter Nr. 55 genannte Schriftchen des Masci einer Kritik. 58. G. Gentile, Rezension des Buches von J. B. Baillie, The origin and significance of Hegels Logic: siehe weiter unten, Abt. III (in der Critica, rivista di letteratura, storia e filosofia, geleitet von B. Croce, II, 1904, S. 29 bis 45). 59. B. Croce, Siamo noi hegeliani? (ebenda, II, 1904, S. 261—264). 60. P. Martinetti, Introduzione alla metafisica (To¬ rino, Clausen, 1904), S. 386—409. 61. B. Spaventa, Da Socrate ad Hegel, nuovi saggi di critica filosofica, a cura di G. Gentile (Bari, Laterza, 1905). 62. G. Papini (Gian Falco), H crepuscolo dei filo- sofi: Kant, Hegel, Schopenhauer usvv. (Milano, Soc. editr. lomb., 1906). Literatur iiber Hegel. 217 liber Hegel S. 45—94. Man sehe die Rezension von B. Croce, in der Critica, IV, 1906, S. 140—144. 63. B. Croce, La preistoria di un paragone (in der Critica, IV, 1906, S. 87—88). Der bekannte Vergleich zvvischen der kantischen Phi- losophie und der franzosischen Revolution, von Hegel ab- geleitet. 64. B. Croce e G. Gentile, Documenti inediti sull’he- gelismo napoletano, aus dem Briefwechsel B. Spaventas (in der Critica, IV, 1906, Nr. 3, 5 und 6). 65. B. Croce, Cio che e vivo e cio che e morto detla filosofia di Hegel, studio critico con un saggio di biblio¬ graf ia hegeliana (Bari, Laterza, 1907). Hieriiber vgl. : G. Papini, Che senso possiamo dare ad Hegel, im Leonardo, Firenze, Oktober — November 1906; G. Prezzolini, Le sorprese di Hegel, ebenda; E. Berth, in der Revue generale de critigue et biblio- graphie, IV, Nr. 41, 25. Dezember 1906; R. Murri, in der Rivista di cultura, 1. Oktober 1906 ; S. Jankelevitch, in der Revue de sgnthese historigue, 1907 ; A. Gargiulo, Un critico di Hegel, in der Nuova Antologia, 1. November 1907 ; A. Casati, im Rinnovamento, Mailand, Marž 1907 ; G. Amendola, in der Zeitschrift Prose, Marzheft 1907 ; C. de Lollis, in der Cultura, Roma, 15. Februar 1907 ; C. Caviglione, in der Rivista rosminiana, 1. April 1907 ; M. Losacco, im Marzocco, 10. Februar 1907 ; I. de Sarlo, in der Cultura filosofica, erster Jahrgang, Nr. 2, 4, 6, 8 (vgl. die Erwiderungen von Croce in der Critica, V, 165—169, 143—147, 330—336, 416) ; Ch. Lalo, im Bulle- tin italien, VII, Nr. 4; J. Kohler, Neuhegelianismus, im Archiv fiir Rechts- und Wirtschaftsphilosophie, Januar 1908, I, Heft 2; H. Nohl, in der Deutschen Literatur- zeitung, XXIX, Nr. 11, 14. Marž 1908. 66. G. Gentile, Nuovi indizii di Hegellosigkeit ita- liana, in der Critica, V, 1907, Heft 3. 67. G. Rensi, Hegel, il cristianesimo e it Vedanta, im Coenobium, Lugano, 1907. 68. D. Oliva, Hegel poeta, im Banfulla detla I)o^ menica, XXIX, Nr. 40, 8. Dezember 1907. 69. R. Mariano, DalVidealismo nuovo a guello di 218 Literatur iiber Hegel. Hegel, motivi, risonanze e variazoni sulla dottrina hege- liana (Firenze, Barbera, 1908). Vgl. dariiber B. Croce, in Critica, VI, S. 204—206. 70. L. Miranda, G. Hegel gabellato per un scolastico, Napoli, Pansini, 1908; von demselben Hegel o Mach?, in der Rivista filosofica, 1908. 71. A. A. Zottoli, H senso della filosofia dl Hegel, in La Cultura, XXVII, Nr. 22, 15. November 1908. 72. B. Spaventa, La filosofia italiana nelle sue relazioni con la filosofia europea, a cura di G. Gentile (Bari, Laterza, 1909). ,Wiederabdruck mit Anmerkungen und Dokumenten von Nr. 10. 73. B. Croce, Filosofia della pratica (Bari, Laterza, 1909); iiber Hegel siehe Namenverzeichnis. III. Franzosisehe Literatur. 1. V. Cousin, Fragmente philosophiques (Pariš, 1826 ; herausgegeben in vier Banden, ebenda, 1843—-1847). Von Cousin sind (auBer der genannten Korrespon- denz, vgl. Teil I, III, Nr. 5) iiber Hegel nachzusehen die Souvenirs d’Allemagne (in der Revue des dem mondes, Bd. XI, 1857, S. 545—560, Bd. LXIV, 1866, S. 594—619 : vgl. auch Fragments et souvenirs, Pariš, 1860). Gegen diese Souvenirs schrieb A. Vera in der Rivista contem- poranea, Juni 1860, einen Artikel (wiederabgedruckt in den Melanges philosophigues, Paris-Naples, 1862, S. 155 bis 172). 2. J. AVillm, Essai sur la philosophie de Hegel (Strassbourg 1836). 3. A. Lebre, Hegel, son ecole: nouveau sgsteme de Schelling (in der Revue des deux mondes, 1. Januar 1843). 4. Ad. Ott, Hegel et la philosophie allemande, ou expose et examen critigue des principaux systemes de la philos. allem. depuis Kant, et spec, de eelui de Hegel (Pariš, 1844). 5. Lictionnaire des Sciences philosophigues (Pariš, Hachette, 1844—1852) : Artikel iiber Hegel. Literatur liber Hegel. 219 6. Prevost: Hegel: esposition de sa doctrine (Tou¬ louse, 1845). 7. C. de Remusat, De la philosophie allemande, avec une introduction sur les doctrines de Kant, Fichte, Schelling et Hegel (Pariš, 1845). 8. A. Vera, Platonis, Aristotelis et Hegelii de medio termine doctrina (Pariš, 1845). 9. £. Saisset, Travaux publies en Vrance sur Kant, Kiehte, Schelling et Hegel (in der Hevue des deux mondes, Februar 1846). 10. Saint-Rene Taillandier, Hegel, de la orise de la philosophie hegelienne (in der Hevue des deux mondes, 15. Juli 1847). 11. J. ,Willm, Histoire de la philosophie allemande (Pariš, 1849): 4 Bde. 12. Chr. Bartholmess, Histoire critigue sur les doc¬ trines religieuses de la philosophie moderne (Pariš, 1855), II, 237—423. 13. Gratry, La logigue (Pariš, 1855), Bd. II. Enthalt eine Widerlegung der hegelschen Dialektik unter dem Titel: Une etude sur la sophistigue contem- poraine. Man sehe die Rezension dariiber von B. Spa- venta (in der Hivista contemporanea, 1856, VIII, 276 bis 288). 14. A. Vera, Introduction d la philosophie de Hegel (Strassbourg, Silbermann, 1855). Es erschien 1864 davon eine : «deuxieme edition re¬ vne et augmentee de notes et d’une nouvelle preface» (Pariš, Ladrange, 1864). Das Vorvvort ist gerichtet gegen das Buch des Foucher de Careil (siehe Nr. 25) und gegen die Log. Unters. von Trendelenburg. 15. £ Saisset, La philosophie moderne depuis Ha- mus jusgu’d Hegel (in der Hevue des deux mondes, Marž 1856). 16. A. Dantier, La philosophie hegelienne et Vecole populaire en Allemagne (in der Hevue contemporaine, Bd. XXVI, 1856). 17. A. Nefftzer, Hegel et la philosophie allemande (in der Hevue germanigue, 1858, Nr. 3—4, Sept.—No¬ vember). 18. J. F. Nourrisson, Tableau des progres de la 220 Literatur uber Hegel. pensee humaine depuis Thales jusqu’d Hegel (Pariš, 1858, 4. Aufl., 1868). 19. A. Laugel, La logigue de Hegel, traduite par M. A. Vera (in der Revue des dem mondes, 15. September 1859) . 20. £ Saisset, Le pantheisme de Hegel (in semen Lssais de philosophie religieuse, Pariš, 1859 und 1862). 21. — Leibniz el Hegel, d’apres de nouveaux do- cuments (in der Revue des dem mondes, 15. Dezember 1860) . 22. P. Janet, Ltudes sur la dialectigue dans Pla¬ ton et dans Hegel (Pariš, Ladrange, 1861). AnlalJIich dieses Buches schrieb A. Franck in dem Journal des debats, 22. Dezember 1860. 23. A. Vera, L'hegelianisme et la philosophie (Pariš, Ladrange, 1861). Enthalt besonders die gedanklichen Beziehungen :zwischen Hegel und Plato, Newton, Leibniz, und ervidert auf Saisset, Janet, Franck usw. — AUe Schriften des Vera handeln von Hegel und unter ihnen sind noch zu nennen (auBer den Einleitungen zu den franzosischen Cber- setzungen) die bereits zitierten Melanges philosophigzies und die Saggi filosofici (Napoli, Morano, 1885). 24. Edm. Scherer, Hegel et Vhegelianisme (in der Revue des dem mondes, 15. Februar 1861, S. 812 — 856 ; vviederabgedruckt in den Melanges d’histoire religieuse, Pariš, 1864, 2. Aufl., 1865). 25. A. Foucher de Careil, Hegel et Schopenhauer (Pariš, 1862). Deutsche Ubersetzung von J. Singer (Wien, 1888). Vgl. Vierteliahrsschrift fur ivissenschaftliche Philosophie, XII, 348—353; Archiv fiir Geschiehte der Philosophie, III, 161—168. 26. E. Caro, L’idee de Dieu et ses nouveaux cri- tigues (Pariš, 1864). 27. E. Vacherot, Metaphgsigue de la Science: Bd. II : La philosophie du XIX siecle. 28. £. Beaussire, Antecedents de Vhegelianisme dans la philosophie frangaise (Pariš, Germer Bailliere, 1865). Vgl. iiber dieses Buch P. Janet, Un precurseur fran- •Cais de Hegel, Dom Desehamps (in der Revue des deux Literatur liber Hegel. 221 mondes, 1. Juli 1865) ; und dagegen Rosenkranz, Hegel als deutscher Nationalphilosoph, usw., S. 298—299. 29. Alfred Weber, Introduction historigue d la phi- losophie hegelienne (Strassbourg, 1866). 30. C. L. Michelet, L’hegelianisme en 1867 (in Theol- et Philos., 1867, S. 130—143). 31. M. A. Marrast, La philosophie du droit de Hegel,, essai analytique (Pariš, Maillet, 1869). 32. £. Beaussire, Le eentenaire de Hegel en 1870' (in der Hevue des deux mondes, 1. Januar 1871). 33. P. Bertauld, De la methode. Methode spinosiste et methode hegelienne (2. Aufl., Pariš, 1871). 34. E. Beaussire, La philosophie politigue de Hegel (in den Comptes-rendus de lAcad. des Sciences morale? et politigues, XXV, 1871). 35. G. Valbert (Victor Cherbuliez), La correspon- dance de Hegel (in der Hevue des deux mondes, 1. Juli 1887). Erschien auch spanisch in der Espana moderna, Ok¬ tober 1890. 36. Levy-Bruhl, La theorie de letat dans Hegel (in Seances et travaux de VAoad. des Sciences morales el' politigues, N. S., XXXII, 1889). 37. J. Jaures, De primis socialismi germanici li- neamentis apud Lutherum, Kant, Pichte ed Hegel (Pariš, 1892). 38. V. Delbos, Le probleme moral dans Spinoza et dans Vhistoire du spinozisme (Pariš, 1893); liber Hegel vgl. S. 436—484. 39. G. Plekhanovv, La philosophie de Hegel (in L’ere- nouvelle, Pariš, Oktober—November 1894). 40. H. Michel, L’idee de letat (Pariš, 1896), vgL S. 154—165. 41. G. Noel, La logique de Hegel (Pariš, Alcan, 1897 : zuerst erschienen in der Form von Artikeln in der Hevue de metaphgs. et de morale). 42. Cii. Andler, Les origines du socialisme d'etat en Allemagne (Pariš, Alcan, 1899, passim). 43. V. Delbos, De posteriore Schellingii philosophia- quatenus hegelianae adversatur (Pariš, 1902). 44. Alfred .Weber, Histoire de la philosophie euro- 222 Literatur iiber Hegel. peenne (Pariš, Fischbacher, 1905); vgl. iiber Hegel S. 504 bis 543. 45. L. Herr, Artikel iiber Hegel, in der Grande En- cyclopedie. 46. R. Berthelot, Sur la necessite, la finalite et la liberte chez Hegel (mit Diskussionen von E. Boutroux, Darlu, Delbos, Drouin); im Bulletin de la Soe. frangaise de philosophie, Jahrgang VII, Nr. 4, April 1907 ; wieder- abgedruckt unter dem Titel „Le sens de la philosophie de Hegel, in dem Werke von Berthelot, Evolutionisme et platonisme (Pariš, Alcan, 1908). IV. Englische Literatur. 1. Ch. Hodge, The school of Hegel (in der Princeton Review, Januar 1840). In derselben Zeitschrift: J. W. Alexander, Life of Hegel, XX, 561 ff. 2. J. B. Stališ, General principles of the philosophy of nature . . . embracing the philosophieal systems of . .. Hegel (Boston, 1848). 3. T. C. Sandars, Hegels philosophy of right (in den Oxford Essays, London, 1855, S. 213—250). 4. A. Vera, Inquiry inf o speculative and experi- mental Science with special reference to Hegels doctrine (London, 1856). Beitrage zu Hegel gaben auch Coleridge und Ferrier : vgl. Ubcnveg, 9 IV, 474, 475 und Stirling, The secret of Hegel, I, S. XXIV, 13. Man sehe auch das Werk von Levves, Biographical history of philosophy usw. (London, 1845). 5. James Hutchison Stirling, The secret of Hegel: being the hegelian sgstem in origin, principle, form, and matter (London, Longman, Green, usw., 1865). 2 Bde. Von diesem Hauptvrerke iiber den englischen Hegelis- mus erschien eine “new-edition carefully revised”, in einem einzigen Bande (London-Edinburgh, 1898). Vgl. Zeitschrift fiir Philosophie und philosophische Kritik, LIV, 1869, S. 182—185, und H. James, in der North American Review, Bd. CII, S. 264 ff. 6. W. T. Harris, Paul Janet and Hegel (in dem Journ. of specul. phil., I, 1867, S. 250—256). < O “ « - Literatur iiber Hegel. 223 7. I. Collins Simon, Hegel and his connexion with British thought (in The Contemporary Revietv, Teil I und II, Januar und Februar 1870). 8. J. S. Henderson, Hegel as a politician (in The Fortnightly Review, 1870, Nr. 2). 9. — Mr. G. H. Lewes and Hegel (in The contem- porary revieiv, 20, 1872). 10. J. Hutchison Stirling, Lectures on the philo- sophy of law (London, 1873). 11. .W. R. Smith, Dr. Stirling, Hegel and the mathe- maticism (in der Fortnightly Revieiv, 1873, Nr. 1). 12. W. T. Harris, Hegels philosophic method (im Journ. of speeul. Philos., VIII, 1874, S. 35—48). 13. G. L. Lewes, Lagrange and Hegel: the specula- tive method (in der Contemporary Review, 1874, Bd. 24). 14. R. Flint, The philosophy of history in France and Germang (London, 1874). Franzosische Ubersetzung von L. Carrau (Pariš, Germer-Bailliere, 1878, 2 Bde.). 15. T. M. Lindsay, Rečeni hegelian contribution to english philosophy (im Mind, II, 1877, S. 476—493). 16. R. B. Haldane, Hegelianism and psychology (im Mind, III, 1878, S. 568—571). 17. A. J. Balfour, Transcendentalism (im Mind, III, 1878, S. 480—505). 18. J. S. Hall, Notes on Hegel and his critics (im Journ. of speeul. Philosophg, XII, 1878, S. 93—103). 19. J. Rae, The socialism of K. Marx and the young hegelians (in The Contemporary Revieiv, Nr. 40, 1881). 20. Andrew Seth, The development from Kant to Hegel, with chapters on the philosophy of religion (Lon¬ don, 1882). Rezension von G. Fonsegrive in der Revne philo- sophigue, 1885, XIX, 332—343, und vgl. Mind, VII, 1882, S. 409—413. — Von demselben Seth: Hegel: an exposition and a criticism, im Mind, VI, 1881, S. 513 bis 530. 21. W. James, On some hegelisms (im Mind, 1882, S. 186—208). 22. W. T. Harris, Hegels four paradoxes (im Journ. •of speeul. philosophg, XVI, 1882, S. 113—122). 224 Literatur liber Hegel. 23. Edw. Caird, Hegel (Edinburgh-London, Black- wood, 1882, in der Sammlung Philosophieal Classics; neue Ausgabe, 1903). . Vgl. Rezension von R. Adamson im Mind, Bd. VIII, S. 432—438, und in der Revne philosophigue, XX, 619. 24. W. P. Ker, Philosophg of art (in den Essays in philosophieal criticism, London, 1883). 25. .Walter B. Wines, Hegels idea of the nature and sanction of the law (im Journ. of speeul. philsophg, XVIII, 1884, S. 9—20). 26. ,W. James, Absolutism and empirieism (im Mind, IX, 1884, S. 281—286). 27. John Steinfort Kedney, Hegels Aesthetics, a cri- tical exposition (Chicago, 1885 : in Grigg’s Philosophieal classics). 28. S. AIexander, Hegels conception of nature (im Mind, II, 1886, S. 494—523). 29. F. L. Soldan, Hegels philosophg of religion (im Journ. of speeul. philosophg, XX, 1886, XXI, 1887). 30. A. Seth, Hegelianism and personality (Edinburgh- London, 1887, 2. Aufl., 1893). liber dieses Buch sebe man Philosophisehe Monats- hefte, XXVII, 1891, S. 216—221, und den Mind, XIII, 1888, S. 256—263. 31. G. S. Morris, Hegels philosophy of the state and of historg (Chicago, 1887; London, 1888). 32. A. M. Fairbairn, Hegels philosophg of religion (Chicago, 1888, in Griggs Philos. Classics'). 33. R. B. Haldane, Hegel and his reeent eritios (im Mind, XIII, 1888, S. 585—589). 34. A. Seth, Hegel and his reeent critics (im Mind, XIV, 1889, S. 116—119). 35. — The present position of the philosophieal Sciences (Edinburgh, 1889). 36. Will. T. Harris, Hegels Logic: a book on the genesis of the categories of mind, a critical exposition (Chicago, Griggs, 1890). 37. J. Mc Bride Sterret, Shtdies in Hegels philo- sophy of religion (London und New-York, 1891). 38. B. Bosanquet, History of aesthetics (London, 1892). Literatur iiber Hegel. 225 39. A. Fraser, The psychological basis of hegelism (im American Journal of Psychology, April—Juli 1893, V, 472—493). Vgl. Revue philosophique, 1893, II, 671. 40. J. Mc Bride Sterret, The ethics of Hegel (Boston, 1893). Erschien teilweise bereits im Jntern. Journal of ethics, II, 1891—1892, S. 176—200. — Derselbe Verfasser schrieb : Hegels Aesthetics, in Church Revieiv, XLI, 372, und Hegelianism, ebenda, XLVII, 525. 41. A. J. Balfour, A criticism of current idealistic theories (im Mind, XVIII, 1893, S. 425—440). 42. David G. Ritchie, Darivin and Hegel, with other philosophical studies (London, 1894). 43. J. Watson, The problem of Hegel (in Philosophi¬ cal review, III, 1894, S. 655—671). 44. S. W. Dyde, Hegels conception of freedom (eben¬ da, III, 1894). 45. A. Seth, Hegelianism and its critics (im Mind, N. S., III, Januar 1894). 46. W. Wallace, Prolegomena to the study of Hegels philosophy and especiallg of his Logic, second edition revised and augmented (Oxford, Clarendon Press, 1894). Siehe oben Teil I, V, C, Nr. 5. Vgl. Revue philos., 1894, II, 538—540. 47. R. B. Haldane, Hegel (in Contemporary review, Bd. 67, 1895). 48. J. Mc Taggart Ellis Mc Taggart, Studies in the hegelian dialectic (Cambridge, Univ. Press, 1896). Die Kapitel IV und V erschienen zuerst im Mind, N. S., Nr. 1, 2, 8, 10, und teilvveise in Revue de meta- phys. et de morale, 1893. Sebe dariiber die Rezension ,Wallace im Mind, N. S., V, 1869, S. 539—554. Vgl. M. Glofiner, Hin kritischer Anhanger Hegels in JLngland (in den J ahrbiichern fiir Philosophie und spekulative Theologie; Bd. XII, 1893, S. 383—404). 49. E. Digby, Hegels monism and christianity (im Monist, Oktober 1896). 50. J. A. Leighton, Hegels conception of God (in der Philosophical revieiv, V, November 1896, S. 601—618). Croce, Lehendiges und Totes in Hegels Philosophie. 15 226 Literatur iiber Hegel. 61. J. Aug. Mc Vannel, Hegels doctrine of the will, a contribution to philosophy (New-York, 1896). 52. H. Haldar, Some aspects of Hegels philosophy (in Philosophical Review, N, 1896, S. 263—277). 53. F. L. Luqueer, Hegel edueator (New-York, 1896). 54. E. B. Mc Gilvary, The presupposition guestion in Hegels logic (in Philosophical review, VI, September 1897, S. 497—520). 55. J. E. Mc Taggart, Hegels treatement of the cate- gories of the subjective notion (in Mind, N. S., VI, 1897, S. 164—181, 342—358). 56. — Rezension des Buches von Noel, La logigue de Hegel: siehe oben (in Mind, N. S., VI, 1897, 573 bis 575). 57. E. S. Haldane, Jacob Bohme and his relation to Hegel (in Philosophical review, Marž 1897). 58. B. Bosanquet, Hegels theorg of the political or- ganism (in Mind, N. S., Bd. VII, 1898, S. 1—14). 59. — Hegels theory of punishement (in Philoso¬ phical review, VII, I, 1898). 60. E. B. Mc Gilvary, The dialectiacal method (in Mind, N. S., VII, 1898, S. 55—70, 233—242, 388—403). 61. D. G. Ritchie, Philosophg and the study of philosophers (ebenda, VIII, 1899, S. 1—24). 62. J. E. Mc Taggart, Hegels treatement of the cate- gories of the objective notion (ebenda, VIII, 1899, S. 35 bis 62). 63. — Hegels treatement of the categories of Idea (ebenda, IX, S. 145—183). 64. A. K. Rogers, The absolute of Hegel (im Mind, N. S., Bd. IX, 1900, S. 332—348). 65. — The hegelian conception of thought (in Philo¬ sophical revietv, IX, 1900), S. 152—166, 293—310). 66. J. E. Mc Taggart, Studies in hegelian cosmology (Cambridge, Univ. Press, 1901). Die Kapitel V und VII waren bereits erschienen im International Journal of ethics, Juli 1896 und Juli 1897. Rezension iiber diese Studien in der Philosophical Review, Marž 1903, S. 187—193. 67. Mac Lennan, Trans - subjective realism and hegelianism (in der Philosophical revieiv, Bd. X, 1901, Heft VI). Literatur flber Hegel. 227 68. J. B. Baillie, The origin and significance of Hegels Logic, a general introduction to Hegels system (London, Macmillan, 1901). 69. J. S. Mackenzie, The hegelian point of view (im Mind, Januar 1902). 70. J. Grier Hibben, Hegels Logic, an essay in inter- pretation (New-York, Scribner, 1902). 71. R. Mackintosh, Hegel and hegelianism (Edin- burgh, Clark, 1903 (in der Sammlung The world’s epoch- makers). 72. M. V. Collins, The order of the hegelian argu¬ menta, im Mind, 1903. 73. H. A. Overstreet, The procesa. of “reinterpreta- tiori' in hegelian dialectic (im Journal of philos. psgchol. a. scientific methods, I, 20). Man sebe auch in dem Buche von Mackintosh die Nachrichten iiber die iibrige englische Hegel-Literatur. Einige anonyme Artikel iiber Hegel erschienen in Nation. Quart., XVIII, 108; Contemp. Rev., XX, 529; Journ. of specul. Philos., III, .1869, S. 344—350. Uber den English hegelianism and its religion, in der Church Qtiart. Rev., XVII, 257, und im Living age, CLX, 493. Uber Hegel and pantheism, in der Amer. Church Rev., XXI, 382. — Uber Hegel schrieb auch J. Royce, in Atlantic Mo., LXVII, 45 ff. 74. ,W. James, Hegel and his method, im Hibbert Journal, Oktober 1908 (ins Italienische iibersetzt im Coenobium, Lugano, September—Oktober 1908). V. Andere Literatur en. 1. F. V. Ch. Sibbern, Bemcerkninger og Vnderso- gelser, fornemmeling betraeffende Hegels Philosophie be- tragtet forkoed til vor tid (Kopenhagen, 1838). 2. A. P. Adler, Populceer foredrag over Hegels obiec- tiv Logik (Kopenhagen, 1842). 3. S. Ribbing, Den hegelska Methodens (in Eri- stiska Blad, usw., I, Upsala, 1852). 4. J. Strom, Om hegelska filosophiens fbrhallande till kristendomer, parallelismer, usw. (Upsala, 1854). 15* 228 Literatur (iber Hegel. 5. Ernest Naville, Het stelsel van Hegels (’S Graven- hage, 1867). 6. Th. ,Weber, De Hegelii notionibus finiti infini- tique commentatio (Vratislaviae, 1868). 7. Reinhold Geijer, Hegelianism och Positivism (Lund, 1883 : in Lunds Vniversitets Arsskrift, t. XVIII). 8. M. Rodriguez, Ensago eritico sobre los sistemas filosoficos de Kant, Fichte, Schelling g Hegel (Oviedo, 1885). 9. M. Menendez y Pelayo, Historia de las ideas este- ticas en Espana, Bd. IV, Buch I (Madrid, 1888); man sehe Kap. V, S. 274—319, «La estetica de Hegels. Man sehe uber Hegel auch Historia de la filosofia von C. Gonzales (Madrid, 1879). 10. H. Hoffding, Storia della filosofia moderna (danisch; deutsche Obersetzung von Benedixen, Leipzig, 1895, 2 Bde. ; italienische Obersetzung, Torino, Bocca, 1906). 11. O. Ch\volson, Hegel, Hdclcel, Kossuth und das zivblfte Gebot, Braunschweig, Vieweg, 1906 (aus dem Russischen iibersetzt). 12. B. laddegon, Beschouwingen over der sehoolsche logicd bij Hegel en bij de nieutvere Duitsche logici (in der Tijdschrift voor Wijsbegeerte, September 1907). 13. J. Halthern, Filozofija absolut nego Idealizum Hegla W. Psgchologiezngm zrozumeniu, in der Prezglad Filozoficzmy von IVarschau, XI, 3, 1908. 14. G. A. van den Bergh, Hegel en de Stoa, in der Tijdschrift voor Wijsbegeerte, Juni 1908. C. F. Wintersche BucMruckerei. Carl Winter’s Universitatsbuchhandlung in Heidelberg. Der Wissensbegriff von Julius Baumann, o. Professor an der Universitat Gottingen. (Synthesis, Sammlung historischer Monographien philosophischer Begiiffe. Band L) 8°. Kartoniert.3.— Mk. Kepler und Newton und das Problem der Gravitation in der Kantischen, Schellingschen und Hegel- schen Naturphilosophie von Otto Closs. gr. 8°. Geheftet.3.— Mk. Cber David Friedrich Straub. Gesammelte Aufsalze von Kuno Fischer. Herausgegeben von Hugo Falkenheim. gr. 8° 3.60 Mk. Sokrates und das alte Christentum. Vorlrag von J. Geffcken, o. Professor an der Universitat Rostock —.SO Mk. Die Philosophie des juugen Leibniz. Untersuchungen zur Entvvicklungsgeschichte seines Systems von Dr. Willy Kdbitz, Privatdozenten an der Universitat Breslau. gr. 8°. Geheftet.4.20 Mk. Philosophie und VVirklichkeit von Theodor Lipps. gr. 8°. Geheftet.1.— Mk. Friedrich Heinrich Jacobi. Eine Darstellung seiner Persčnlichkeit und seiner Philosophie als Beitrag zu einer Geschichte des Wertproblems von Dr. Friedrich Alfred Schmid, Privatdozenten an der Universitat Heidelberg, gr. 8°. Geheftet . . . .8.— Mk. Die Tat im Ganzen der Philosophie von Dr. Verweyen, Privatdozenten an derUniversitat Bonn. 8°. Geheftet—.80 Mk. c2