IlIyrtsches Blat t z u m Nutzen und Vergnügen. ' , Nro. ^. Frey tag den i^z. April 1620. Frommer Wunsch zu Ende der Aaste. ^m Mann der gern unschädlich um sich schnurrt?/ Itlid durch dic gar zu langt Fastenzeit ' Der' Zischg «richte Hbcrdrüßig wurde, E'aqt, als u-.au sich zum Ichten E tockfisch rcihü: ^> Todt, scy du schon nahe oder fcr^ej ^cna einst durch dich mcm irdisch Auge bricht, ^ndtrage mich hinauf zu jedem Sreni«, D«r du bcNebt; nur in die Fisch« mchtZ Tonkunst. Wohl dem^dcr, wenn der irdische Vodcn unkreu unter umsein Füssen wankt, mit hcncrcn Sinnen ' «uf lustige Töuc sich retten kann, und nachgebend/ tk't ihnen bald sanft sich wiegt, bald muthig daher tanzt, und mit solchem üedlichcn Spiele, jedes Leiden . ber Zeit verbißt. Tiect. Den 12. 2lpr«l hatten wir das Vergnügen, dcn lur ferneren Bildung auf der Neise nach Italien und Deutschland begriffenen 3H4jä!)ligen Tontünftlerund ^tudic/iU en Sigmund Freoherrn v. Praun, in einer ^ bvn stincm Conccrtm,i^erVeranstalteten musikalischen ^cademie ans der Violine zu hören, und diese Ausstellung scincr Kunst hat ganz den Erwartungen ent» ^ Krochen, die fein vorausgegangener Ruf erregt hatte, HT dem dnlwnttn Qugttttt Vvn Manftder ft«5 H. v'..,l und in dem von dem Concertmeister «omi'cmik^ teu Vaiiatwlleu, denen ein gefälliges und singrechtes Thema zum Grunde liegt, entwikelte Freyh. v.Praun» viele Geschicklichkeit und entfaltete in den Veränderungen dcr Form eine große Mannigfaltigkeit in seines Spiele u.id ciuc für sein Alter wahrhaft dewundernä-wcrth? Gewalt über scm Instrument. Wir l^bergeyen hier der Beschränktheit dcs Ra:^-mc2 wegen die Reinheit, Präcision und besondere Fcr« tigkeit, wclche das Spiel des jungen Künstlers aus-zeichnen, und bewerten nur noch die Reichhaltigkeit seines Bogens, und dic Zarchcit seines VortragS im Adagis. Ein einstimmiger Beyfall lohnte das schöne Stre» ben des jungen Künstlers, und die schönen gerechten Erwartungen dessen, was er im reiferen Alter sür di< Kunst werden könnte, regten jedes Gemüth zur freudigsten Theilnahme auf. Mochte dieser wackere Jüngling ab« auch von einer Seite mißtrauisch gegen die dictirten Manieren des Zeitgeschmackes, und von der andern vorsichtig auf jene Abwege, welche fremde und eigene Täuschung jeden jugendlich frühem Talente, besonders im Gebiethe der Musik so gern bereiten, sich durch sein Fortschrei« ten jene Eigenthümlichkeit, Ruhe und Gediegenheit erwerben, wclche allein den wahren Künstler bezeichnet. Was übrigens den Hrn. Conccrtmeister Vcnesch betrifft, so hat er Proben seines braven Verdienstes sls Tynfetzer Md «ls ftUöfichrendcr Violinist gewahrt. Seine Polonaise ist wirklich grandios, origmel und Voll Leben einer jugendlichen Phantasie. Sein Spiel, ungeachtet er das Zeitmaß mit einer vielleicht etwas zu großen Freyheit besonders im Spohr'schen Concerte behandelte, war, wie seine Composition voll Kraft und Ausdruck, und wirklich hat derselbe viele'und außer-ordentnche Schwierigkeiten, welche man auf diesem Instrumente zu überwinden im Stande ist, durch Kunst-fertMeit a^f die glücklichste und entsprechendste Art Großes Entzücken erregte übrigens bey diesem Concerte auch das liedliche Spiel der Fräulein K", die Variationen auf dem Pianoforte von O^ri-v, mit einer seltenen Kunstfertigkeit, mehr aber noch mit Gefühl, Geist und sprechenden Ausdruck vorgetragen hat, 2 0^v«!-t,nr»n von Mayerbeer und Rossini cröff» neten die beiden Abtheilungen deo Concerts, undwur- . den von dem durch die gefällige Mitwirkung der phil; , harmonischen Gesellschaft verstärkten Orchester mit gro-ßer Präcision durchgeführt. P.i Der Menschenfeind an semen Sohn. Oprich, lüstet dich auf unserm Nunds Nach Gl« ck? O laß die Vagabunde.' Sie nimmt di« in der zweyten Ttunde, Was sie kaum m der ersten I«h. Nach Nang? Zum Flitterputz erkoren. Nach TNeln? Schmauß für Midaäohre«. Nach süßem Lob? Min p?eiZt nur Tbyre,^ Nach Tng end? Böse lästern sie. Nach Freymuth? Consiscirte Waare. Nach Liebe? Flieh' die Wandelbare. Nach Ehe? Hader! Gott bewahre' Nach Weibern? Ach, sie lieben nie. Nach Hochvsr dienst? Es reitzt zum Neide. Nach Wissenschaft? Ihr Lehrgebäude Gönnt Suchern nie des Fundes Freude. Räch Freunden? Oft betrieaen sie. Nach Gold? Der Ruh dich zu entführen. Nach raschem Blut? Zum Duelliren. Nach Phlegma? Dumm zu vegetiren. Nach Wollust? Wie verderbenvoy! Nach Herzlichkeit? N«y schlimmen Netten) Nach Nitz? Um and're zu verspotten. Nach Gleichheit? Küum fü- Hottentotten! Nach Wein? Auch Kluge macht er toll. Nach Wahrheit? Ach, die einzignxchre. In Freu^ u:ld Leio Unw^'d^lbare, Kommt, leider! erst im Silbechaar«, Wo sie zu fpät das Dunkel hellt! Nach Frieden? A^.h er kann zü Fromme« W^ So wenig, als zn Sandern kommen^ ^^^^ Hat sie das Grab nicht aufgenommen. ^^^^^ Drum wünsche Nichts von dieser Welt. , Das Rittergut F li nt en ha use n. Eine Erzählung oder auch ein kleiner Roman, gemülhs lich und komisch, wie ma>» es l>aben will. (Fortsetzung.) ' ^Nu lachst du nicht," sagte ThomaZ; »oder so>^W tch allein lachen? Wenn jemand anderer als ich diese ' Urkunde gefunden hätte, waö wäre da herauägekom« men? Ha! Und du läßt solche» Zeug öffentlich im Ar» chiv liegen, dannt Jeder ngch Hzli.!?en die Nase darein stecken kann'. Ist das nicht ein dnin-ner Streich?" M Wicwohl ich noch kein Wöcttcin davonweiß, wi«W dc>s alles lautet, so kannichdoch auf Ehre versichern, d<; der Oberste von allen ^ ' ' l,l!3 wußte; erbat? te sich nie um die Archiv ^ . , . ,'n bekümmert, 5< lagen in offenen Schranken zwar in einem versperr ten Zimmer, aber d .> man bald be» kommenf denn «s w^ .. .., !.,.,!,' h.'rauögehohlt, wenn in der Hauswirthschaft eines nöthig war, was auch beschrieben <>yn d.'.^ftc. Thomas ,,'! - ' "'imer, der Oberste blieb. ,Schwerenoth,' , .^.ls er allein war, »das hatte übel ausfallen können, und kann erst noch üdel nusfallen. Wenn ich nur wüßte, was ich machen soll?" Wir lassen ihn rnhig denken und bey der Nase zuofc«-wenn es ihm beliebt — wir machen dem Iun^r Hans einen kleinen Besuch auf seinem Imuner, weil Carl mit dem Schloße noch nicht fertig ist. Hans berechnete r lassen ihn schlafen, er wird schon wieder munter werden, wenn die Glocke zum Abendmahle erklingt; wir müssen zu Carln eilen, der ^aZ Schloß glücklich erbrochen hat, und sein Malchen schon in seinen Armen halt. Wer wird ihre Küsse zählen und ihre Thränen» tropftn? VeydcS ginge zu lange her; auch fühken wir 'hr Gespräch nicht wörtlich auf; die Liebenden blaudern Manches in ihrem Taumel, was eigentlich nicht zur Sache gehört; wir nehmen uns aber aus dtm Ganzen nur so viel heraus, als nöthig ist, uck die einzelnen Faden d,cser Geschichte zusammen zn knüpfen. „Folge mir," sagte Carl zu Mälchen, nachdem von feinen Reden schon vieles voransging: >.du bist hier ohn?-. hin nur Magd und kein Fraulein, mcin Vatcr wird bich ehren, und ich werde dich ewig lieben; dein Oheim wird dich nicht suchen, denn er kommt nie in die Küche, und vorAdclhcid darfst du dich nicht fürchten,sie wnd froh seyn, daß du fort bist; du warst ihr ja immer ein Dorn im Auge. Nur darf sie nicht erfahren, daß du bcy uns dlst." ^ Dieser Plan war nicht scblccht, er harmonirte mit Mädchens geheimen Herzenswünschen; sie willigte aber nur unter dcr Bedingung ein, daß der l'«t«i-!oci nach dicscr Entführung nicht vergessen werden w?lle, Da^ wit man sagen könne, fte heiße Anialia Tannenbaum, Und nicht mehr Amalia von Flintenhauscn. «Wie, du hcigt Flintcnhauscn .<"' fuln> Carl höchst erstaunt auf. „Ja, ich helße^ so,"sagte Amauc, »Nie-wand weiß cs hipr, nicht einmahl mein Oheim; er lMt NUchsür Amalien vvn Kronenstein." „Da sind Fanul^n-Geheimnisse vorhanden, ich höre/' saglc Carl; ^daZ wird uns doch in unserem ^ Glücke nicht hnidcrn; ich liebe dich und du wirst mein> wärest du ein Hirtenmädchen oder eine Prinzessinn." So ra,sonniren dil)sung«n Leute wenn sie verliebt sind; ein klaftcrlanger Stammdaum zerrüttetihrePlane nicht und muß sich oft gefallen lassen, in einem finstern Winkel zu hangen, oder wohl gar in einer schmutzige» Schublade zu liegen. »Wir haben feine Zeit zu verlieren," sehte Carl weiter fort, >,e5 naht das AbendunM heran, wir kom-men ganz unbemerkt aus dem Schlosse, die Gangla-tecnen sind auch noch nicht angezündet, fürs Übrige laß nur mich sorgen.* „Aber mein bischen Eigenthum muß ich doch zu«, fammen lesen." „Laß es hier," sagte Carl. »IH habe Familienschristen." »Die können auch hier bleiben ,>, fuhr er fort; »deine Familie hört auf, wi.'nn du mein Weib bist; es scheint ohnehin ein großer Wirrwar darin zu seyn." „Ader das Portrait meincr Mutter?" — Malche» suchte cü ängstlich in ihrem Schrank, und fand es nicht. — „Gütiger Himmel, ich find' es nicht!« seufzte sie, fand es nun und steckte es eilends in ihr Busentuch. Darauf gings fort über Gängr und Stiegen durch den Burghof ins Freye, und immer weiter bis in den dmn-len Forst, Wenn wir nur Zeit hätttn, den Fliehenden auf dem Fuße zu folgen; cö gadc in dem Haufe des Försters ciue schöne Familien - Gruppe zu beschauen. Wir können aber nicht überall zugleich scyn, und müssen uns dorthinverfügen, wo es amlnmtestcu zugc>,c. Es wäre leicht möglich f daß wir ein großevFestvcrsaumten, das näckstcns im Schlossegcfeyert wird, und bey dem viel« leicht unsere Geschichte iyr gewünschtes Vnd<^rreicht. Meister Thomas war ein Mann von vortrefflichem Appetitt; er zahlte oon einer Schloßfcycrlichkcit zur an^ d'rn die leeren Zwischentage, an denen die leckeren Gerichte auf dcs Odersten Tafel nicht so hausig wie bcy ß , einem solchen Freuden-Vankett aufgestellt waren. In zwey T^gsn fiel des Obersten, C'-d^ctötag, auf die« sen freute sich Thomas auch von er^em I^)ce zum «ndcru. Noch wurde hierzu keine Vorbsreitungsanstaltge« macht, und ich fürchte, sie wird auch schlecht auöfaUcn, Kcn Molchen fehlt, und der Schulmeister ist gah krank geworden, wer sollte die Tafel und wer die Musik zum gewöhnlichen Einzug besorgen. Thsmaö wußte noch nichts von Malchens Flucht, Hder vas ^ mit del Musik hinken werde, daö besorgte er, «nd deßhalb wollte ei daHFrauleinAdelheid bereden, mit ihrem Klingkasten, in wclchem auch ein Ianitscharen«Get tose angebracht ist, g/Migst aus der Noth zu helfen. Er klopfte ganz mamerlich an ihrc Thüre, und trat Uach emem wohlvernommenen: Herein', mit einem ehr-furchtsvollen Knicks in das Ztmmcr. "^ Das freche Wörtlein Du sprach er nach alter Ma-nier der Lustigmacher zu Jedermann ; adec das Fräulein wollte Hwter scinc Jedermann nicht gehören, nndga^> »hm für das erste Du, da5 cr sich gegen sie erkühnte, «einenso kraftigenRippenstoß,, daß er vald gar kein Wort mehr gesprochen hätte. „Euer Gnaden werden es einem Ihrer gehorsam-Ken Knechte gnadigst erlauben, unvorgreiflichft anzu-> lündlgcNs daß kommenden Sonntag abermahl ein Jahr ist, daß Dero gnädiger Herr Vater das Lebenslicht er» blictt hat, und daß wir heute schon im Donnerstag le-. hcn."- So> sprach Thomas immer mit gebngtem Leibe, AlZ wenn ercin? Stecknadel aufdem Erdboden suchte. ^WaZ geht das mich an, ich werde schon gratuli-mn, wenn der Sonntag da ist; abez w^s neUer'i" sagte Adelheid. ^Wir haben keine Musik." ,Wa^ . .,!cht?" 5' Bister liegt kranf dam's'eder, und d,e »>r aus Respect vor ihm nicht blasen, nicht . I' siedeln. Wenn Suer Gnaden mit ,'.il,harmoni,> sich yorans ttagen^ließen, das ^ H" ^.^ -^'nzugciu^ tzcrlichcn UntM." Aocl!?^0 wa? mit dicftr ^de?ganz zufrieden, un> ü^rgabThoai^ die V^'lma ht, d^ tr? ^port^dli? Or« chcsler zu bestellen, es müßte aber der Notcnwender und der Tifchl.er darauf Platz haben, phne dicfcr Umgebung könn« sie nicht spielen. TI)l?!nas entfernte sich und wir werden sehcn, daß " er all>,ö genau angeordnet hat. Das Küchcngesinde wunderte sich nicht wenig W Matchen zu vermissen, als die Stunde zur Besorgung > der Abcndtafcl hereinbrach; man schickte auf idr Zimmer und schickte überall hin, und fand sie nirgrndä: man dachte sich, sie werde an einem Krankenbette sich verweilen, und die Oberköchinn kochte ohne Malchcn wacker darauf los. ^ Die Abendtafel ging vorüber, man fing an, darauf zu gähnen und sich schlafen zu legen. Nicht allcs, was sich schlafen legt, schläft aber auch. Unter die Lchtern gehörte Adelheid. Man sagt, Zorn , Haß und Liebe ließen wenig schlafen. Sie ärgerte sich, daß sie vor chrer Ruhestunde sich nicht um Mal« chen und um den Kettenhund umgesehen habe; sic sprang aus dem Bette, daß der Fußboden krachte. Die Lampen in den Schloßgnngen brannten nicht mehr, Adelheid mußte im Finstern forttappen, denn eZ war eine finstere Nacht ohne Mond und ohne Sternenlicht; der Wächter Sultan war derOrtzciger allein, auf den sie sich verließ. > " Sie war schon an Malchens Zimmerthür und noch entstand kein Hundgebelle; sie stieß mit dem Fuße hil» und her, daß esfingerdickcFurchenin der Mauer gab, und es wollte lcm Sultan bellen. Ein Druck auf diK Thürlinl'e, und die Thüre sprang angelweitauf. (D