lN-^ Degotardische ^^ l^ H^ LatbacherZettung, M ^ ^ Mittwochs den 19. Febr. 1800. ^ ^ Abreise des Fürst Suwarow; Feyerlichkeiten inOfen; "-Naturerscheinung; Nachricht von Herzog von Kurland. — Nelsons Rückkehr. — Neue fran-zösis. Depeschen, nebst Antwort von Seite Englands. Inländische Begebenheiten. Wien. Se. K. K. Maj. haben d«m Grafen Ignaz v. Atthembs, die wirkl. K. K.'Kämlucrcrswärde aller-Lnädigst zu verleihen geruhet. Am 3. d. M. Abends um 9 Uhr kam der R. K. Generalissimus und K. K. Feldmarschatl, Fürst Italis-ky, Reichsgraf Suwarow Rimnis-ky mit einem Theile seines Gcneral-stabcs in Vrnnn an, und setzte seine Reise den folgenden Tag früh um 6 Uhr weiter fort. Ungarn. Den 2. d. M. wurden in Ofen sämmtliche Dikastcrien, die Deputazionen der Komitatcn, und beide Stadt-Magistrate mit dem Offizierkorps der Vürgermilizcn, Ihrer Kqis. Hoheit des Erzherzogs Pa-tinus Gemahlinn vorgestellt. Zu Mittag war in dem K. K. Schloß grosse Tafel für 152 Gedecke, wozu dic ersteren des Reicks, mehrere von dcm Pcstcr Komitate, viele von den anwesenden Dcputazionen , und anch die beyden Stadtr,chter von Ofen und Pest geladen waren. Abends wurden die Damen Ihrer Kais. Hoh. vorgestellt, und sodann war in beiden städtischen Theatern Frey-Komödie. Am g.Febr. war zum Empfang Ihrer K.K. Hoheiten in dcm Theater eine besondere Feyerlichkeit veranstaltet. Von aussen waren die Fenster desselben mit Sinnbildern transparent beleuchtet. In dem obersten Fenster war ein doppelter Adler fliegend angebracht, der in seinen Klauen das Chronographicon: hielt. Von innen war das Theater mlf das herrlichste beleuchtet, ober dem Portal war der verzogene Nahme Ihrer K. K. Hoheiten, auch transparent beleuchtet, und überhaupt alles sehr geschmackvoll ausgeziert. Nach 6 Uhr erschienen Ihre K. K. Hoheiten, und wurden durch ein allgemeines Vivatrufen mtt Händeklatschen begleitet, unter dreymahligem Trompeten-und Pauckcnschall empfangen. Ihre K. K. Hoheiten dankten für diese freudige Aeusserung dcr Ergebenheit mit Verbeugung, und sonach begnan die Vorstellung, Den Anfang derselben machte ein Vorspiel: Luassan, Fürst v. Parisene, vou Iffland? in einem Aufzuge. Am Ende desselben verwandelte sich das Theater in eine ganz neue Dekorazion, welche zwei Säle vorstellte, und aüf das geschmackvollste beleuchtet war. Im Fond derselben erschien eine Wolke, worin der Nahme Ihrer K. K. Hoheiten im feurigen Schein dar-g, stellt wurde. Unter dieser stand auf 2 Stufen ein Picdcstall von ovaler Einfassling, woraufdasCbro-nograpbicon; (!c>rou3t amnle Qni« cl)l(ie8, sichtbar^war. Auf den entgegengesetzten Seiten standen zwH korinthische Säulen, in deren Mitte auf eiucr das Kais. Rußisck»e, auf der andern aber das Ungarische Wappen prangten; und nebenher noch mehrere mit Girlanden umwundene kollosalischePiramiden angebracht waren; oberhalb den Säulen aber das, Opferfeucr loderte. Nach erfolgtet Veränderung, erschienen Zh als Schäferinnen geschmackvoll gekleidete Mädchen, und mehrere Schauspieler, stellten sich in zwei Reihen und sangen einen, vom Professor der Aesthetik an der Königl.Universität zu Pest, Hrn. Lud. v. Schediuö, mlfdicse Fcyerlichkeit verfaßten Frcudenchor. Währenddem Chor wurde ein Ballet gegeben, und nach dessen Beendigung das Lustspiel; Gleiches mit Gleichen, vorgestellt, und die ganze durch die Theater-Dlrekzion veranstaltete Feierlichkeit/ mit voller Zufriedenheit Ihrer K. K. Hoheiten, und dee Menge von Zuschauern, beschlossen. Nach geendigtem Schauspiel beehrten die höchsten Herrschaften den Herrn Tavernikus Franz v. Szent-Iva-nyi mit Höckstihrcr Gegenwart, «nd wohnten der von ihm gegebnen Gesellschaftsball bei. Auch dieAltofner Iudengemelnde, immer bereit, ihre ergebene Gesinnungen rocht lebhaft an den Tag zn legen, hat bey dem am ,. Febr. erfolgten Einzug Ihrer K. K. Hoheiten, alles veranstaltet , was nur ihre Ergebenheit, ihre Ehrfurcht und ihr hoh s Freudongefühl auszudrücken Vermögend war. V c n ed ig , den 29. Jan. We< gen dem mm b.rciss seit 4c,. Tagen ^ fast uuazfbörlichen Regen, der viele ^ Gegenden unter Wasser scyt, werden hier Vethstunden gehalten. Ohneracktet gegenwärtig alle kais^ Kriegsgefangenen ausgewechselt sind, ! so befinden sich doch noch 30,000. » Franzosen in österreichischerKriegsgc-sangcnschast. Ausländische Begebenheiten. Spanie n. Die Madrider Hofzeitung hat den-3-Januar bekannt gnnackt, daß der i Köuig aus wichtigettl Gründcn be- j schlofft« habe, den Französis. Con- ? ^ls in dcn Spanischen Seehäfen die Iurisdikzion in Prisensachcn nicht ' "ehr z<, gestatten. i In Spaniel, ist bereits der An- . fang gemacht worden, daß Kontribu-zionen auch von den Bedienten, Wagen , Pferden, Theater, und noch mehrern Bequemlichkeiten bezahlt werden müssen. Der K.K. Hofrath und Leibmedikus , Baron v. Quarin, ist unlängst von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Madrid zum Ehren-Mitglied ernannt worden» Deutschland. Aus dem Innviertel, dcn l. Febr. Nunmehr hat auch das kondeische Korps , so wie die qanze russische Ar-l mee, Befehl zum Rückmarsch erhal-! ten. Es wird auch schleunigst aus-i brechen. Di? Beurlaubten Offiziers ^ sind alle einberuftn. — Indessen geschehen ansehnliche Wetten, daß die russischen Kricgsvölker vielleicht schon ^ in Mähren oder Gallilzicn neuen Ve-^ fehl zum Wicdervorrücken erhalte« werden. Ulm, den-2. Febr. Der regie-i rcnde Fürst von Thurn und 3az,'is l hat die in friedlichen Zeiten aufCarnc--l valsballe verwendete Geldsumme die-^ ses Ial,rs zu wohlthätigen Haudlun-! gen bestimmt; hievon wurden den ! Llrmen des Oberamts Untcrdischin-gen 420 fl. zu Theil. — Der verdienstvolle GrafKolloredo, General-adjntant des Erzherzogs Karl, ist ei? ! lends nach Wien abgereist. Es ist nunmehr offiziell gewiß, daß iwf Versendung Sr. Majestät des Bönigs von Preussen, das Em-bargo auf die hamburglschen Schiffe in den französischelt Häven aufgeho- j den worden. Von Kleinmünche bey Birnbaum in Südpreusscn wird geschrieben, daß den i Q. Jan. eine merkwürdige Naturerscheinung sich ergeben habe: Es giengen gegen 8 Uhr Morgens drey Sonnen auf. Es war ein prächtiges Schauspiel der Natur. Um 7. Uhr war der Himmel ganz hell, dann wurde er düster, und nach halb 8 Uhr erhoben sich in Osten z Feuersäulen , deren mittelste beynahe bis iu die Hälfte des Himmels reichte, und von der aufgehenden Sonne gebildet wurde, die beiden andern waren ein Drittkcil klcinrr, die Bildung zweyer Nebensonnen. Alle drey waren hell, wie brennendes Feuer, zur Hälfte dunkler, uud oben zugespitzt. Folgender Vcrs könnte unter das Portrait Sr. königl. Hoheit, des Erzherzogs Karl, des Deutschen, gesetzt werden: bellte lsnEX , ann',8)uvem3, virtutil)U8 Ii6l.'03. Der am verflossenen iZ. Jan. verstorbene Herzog Peter von Curland »rar ein Sohn des wegen seines grossen Glückswcchsels merkwürdigen Herzogs Biron, den die russische Kaiserin Anna zum Herzog von Curland, und nachher zum Regenten von Ruß-laud während der Minderjährigkeit des Kaisers Ivan erhob. Kaum hatte dcr neue Regent seine Würde Z. Wochen genossen, als er von der , Mutter des Kaisers, der Prinzessin Anna gestüryct, und nach Sibirien z verwiesen wurde. Dort lebte er vou 1740. bis 62. wo ihm Kaiser Peter Hl. zurück berief. Während dieser ganzen Zeit leistete der Prinz Peter seinem Vater immcr Gesellschaft. Im Jahr 1795. trat er das Herzog-thum Curland an Rußland ab. Schon Anno 1786. hatte er das unter königl. preußischer Landeshoheit stehende Hcrzogchum Sagan in Schlesien für eine Million Thaler, und nachher die einträgliche Herrschaft Nahod in Böhmen gekauft. Seine hinterlassene älteste Tochter ist nun Herzogin von Sagan, und (wie schon gemeldet worden,) Verlobte des jungen Fürsten Suwarow Die vcrwittibteHcrzogitt vou Curland, eine gebohrne Reichsgräfin v. Medcm hält sich gegenwärtig zu Prag auf, und hat erst kürzlich daselbst das schö-neHaus des Grafen v. Czernin in der Karmelitengasse gekauft. Italien. Liv 0 rn 0, den 22. Jan. Am 19. dieß kam nach einer Reise von 4 Tagen aus Palermo das englische Kriegsschiff dcr Donnerer von 84 Kanonen, unter dem Kommando des Admirals Nelson hier an. Er wird mit demselben nach England zurückkehren , und hat dem Admiral Lord Keith das Kommando auf dem mittelländischen Meere abgetreten. Lord Keith trifft alle nöthige Vorbereitungen, umdieOperatlonender Kaiserlichen im künftigen Feldzuge mit Nachdruck von der Sceseite her i« unterstützen. ^ Frankreich. Am 18. Januar ist ein Franzosischer Kurier mit Depesche« von stl-ner Regierung zu Dover angekommen ; sie wurden von dem Allaus-seher nach London gebracht. Obgl^ch die Regierung davon nichts hat bekannt machen lassen, sowechman doch, daß sie nicht von Vuonaparte, sondern von dem Minister der aus-wärtigenAngclcgenhe.ten un erzelchn. waren DicFormcl: Freyhe.t, Gle.ch-heit war ausgelassen, und man hat die «in dergleichen fallen gewohnl.-chcn Formen beobachtet. Nachdem man, festgesetzt hatte, daß die von Lord Grenville übermachte Antwort erfordere, daß die Französis. Regierung sich erkläre, und rechtfertige, so nimmt man als Grundsatz an, dast nicht Frankreich den Krieg mit England angefangen; sondern England im Gegentheil sich den ersten Angriff erlaubt habe. In dieser Rücksicht werden alle in den Manifesten der Republik gewöhnliche Argumente wieder hervorgebracht. Man gesteht jedoch ein , daß einige von denen, welche seit der NevolutionFrank-rcich regiert haben, den auswärtigen Mächten, gerechte Ursachen zu Beunruhigungen und Klagen gegeben haben; allein sie rechtfertigen alle, selbst den Robespierre durch, dcn Widerstand , welchem sie von Seiten bes Französischen Volks begegneten, welches von den fremden Mächten aufgereiht und bezahlt wurde. In Antwort auf das in der Antwort des Lord Grenvllle ausgedrück- te Verlangen, den rschtmassigen Souverain wieder auf dem Throne seiner Vorfahren hergestellt zu sehen, sagt man, daß Frankreich eben so viel Recht hätte , England eine demokratische Regierung, oder einen Souvcrain aus dem Hause Stuart zu geben, als England habe, Frankreichnöthigenzuwollen, eine monarchische Regierung anzunehmen , oder einen Prinzen aus dem Hause Vourbon als König anzuerkennen. Man schließt mit folgende« Worten, daß alle auf England , auf Frankreich, und a:,f das übrige Europa beziehende Umstände kein Hinderniß darin zu seyn scheinen, daß man sogleich die Friedensunterhand-lungcn anfange. Zu den Kons rcn-zen schlägt man Dünkirchen, oder leden audcrn schicklichen Ort vor. Folgendes ist die Antwort des Lord Gcenville auf obengedachte Note: Mein Herr! Die durch den Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Frankreich übermachte offizielle Note, welcke derUnterzeichnete erhalten hat, ist dem Könige vorgelegt worden. ! Se. Majestät können sick nicht enthalten , mit Vedauron zu sehen, daß > die gegenwärtigen Herrscher Frank-, reichs in dieser Note versuchen, die ! ungcreitzten Angriffe Frankreich', ! welche die einzige Ursache und dcr z Ursprung deS Kriegs ge.vesen, systematisch zu recklferttge«, und daß sie zu diesem Behuf eben den fal. Mann wieder auf 2z. bis 5o,IOo Mann gebracht werden. Die Haupturfacke dieser Vermehrung scheinet folgende zn seyn: die zu erwartenden Trupvcn bestehen aus lauter Neukonscribirten, die noch nicht equipirt sind , und diese sollen nutt mit holländischen Tuch montirt, und auSstassirt werden. Schweiß. Aus der Schweif, den 22. Jan-General Le Courbe ist noch immer i<» Zurch. Ein dort gestandenes Auxi-liarbataillon aus der Provence ist gröstentheils desertirt; unter ander» > mackte sich eine ganze Wache vom Sihlthor aus dem Staube, und kehrte in ihr Vaterland zurück. Die Offiziers sehen dieß ruhig an, intxn» ein Theil von ihnen mit dem jeyigen Gang der Dinge unzufrieden sey" soll. Die Transporte von Kindern aus den Geburgsgegcnden , besonders aus Glarus, dauern fort; diese i Art von Emigration ist dort or« ! dentlich epidemisch geworden; diejenigen Kinder, welche zurückbleiben müssen, weinen und jammern, und d»e Ortsobrigkeiten haben Mähe, zu verhindern, daß nicht alles davon laust. In Zürch sind sckon gegen l ao. der durchziehenden Kinder aufgenommen worden. Die kleinern werden in den Häusern behalten , die grössern bei Handwerkern untergebracht. Viele derselben können weder lesen noch schreiben»