prLnumeraliong-prtisc: Für Laibach: Ganzjährig . . . 8 fl. 10 Tr. Halbjährig . . . 4 „ 20 „ Bierleljährig. . . 2 „ 10 „ Monatlich , . . — „ 70 „ M i t der Post: Ganzjährig . . . li fl. — >r. Halbjährig . . . fi „ 50 „ Bierleljährig. . . 2 „ 75 „ ftür Zustellung ins Haus vierlel-- jährig 25 tr., monatlich 9 fr. Sinzelne Nummern 6 kr. © Auonime Mittheilungen werden nicht berücksichtigt; Manuskripte nicht zurückgesendet. 11 r 6 ii Itl i o n Scb'.’.hcfijaflc Nr. i::s. Lrpcdilion und 3itfcvnlcn- (Slimvi : ffongretzplay Vir. Hl (Buchhandluntz von I. v.>rleinmavrLF. Bamberg). Änscrlionspreisc: Für die einspaltige Petitzetle r$ kr. bei zweimaliger Einschaltung ü. 5» kr. dreimal ft 7 fr. Insertionost cm pcl jedesmal :$o fr. Lei größeren Inseraten v.nb öfterer Linschaltnng entsprechender Rabatt. Nr. ir>8. Donnerstag, 13. Juli 1871. — Morgen: Bonaventura. 4. Zahrgang. Bildung bet Geistlichkeit. Die von uns schon öfters angcbeutctc Wahlverwandtschaft zwischen dcr schwarzen und rothcn Kornmnuc hat durch die jüngsten Vorgänge in der benachbarten Steiermark eine leider nur zu ausfallende Bestätigung gefunden. Es zeigt sich uns da ein entscheidender Fortschritt ans dem Wege, den die Katholisch-Politischen unleugbar eingeschlagen, um ihrem Borbilde uachzueiferu und immer ähnlicher zu werden. Während sie früher bloö schüchterne Versuche gemacht und sich damit begnügten, Bauern und Weiber gegen die Schule nnd die Liberalen zu Hetzen, sich selber aber wohlweislich im sicheren Hintergründe hielten, appelliren sie nun offen an die Gewalt; handfeste fanatische Dorfkapläue leiten an der Spitze von Baucrnhaufcn bereits Massenangriffe auf friedliche Volksversammlungen und suchen mit dem Knüttel in der Faust und mit Steinen bewehrt die Meetings der Vcrsassnngssrennde zu hindern nnd ihre Wanderversammlnngen zu sprengen. Wahrlich nicht ihnen ist es zu danken, wenn dabei nicht „Blut in Strömen wie Bier" geflossen ist, wenn nicht Todte und Verwundete vorn Schauplätze getragen worden sind. Was sie schon bei de» letzten Wahle» in Obcrösterreich versucht, führten sie jüngst in Steiermark bei den Wanderversamm-lnngen zu Feistritz und im Mnrzthalc wirklich aus und trachteten, behördlich anstandslos erlaubte Meetings entweder von vornherein zu hindern oder geradezu durch eine blutige Keilerei zu sprengen. Dein grimmigsten Verächter der Kirche muß das Herz im Leibe lachen, wenn er die angeblichen Wächter der Ordnung und Verkünder der .Religion der Liebe und des Friedens in so brutaler Weise ihre eigenen Worte Lügen strafen nnd zu ungesetz- licher Gewaltthat schreiten sicht; wenn er sieht, wie diejenigen, welche vorgeben, daß sic das Volk zur Gesittung leiten, dessen viehische Rauflust großziehen, dem Bauer mit dem Knüttel den Weg weisen und ihn mit dem Dreschflegel über Recht und Gesetz hin« wegeilen lehren. Ahnen aber die hochwürdigen Herren so gar nicht, daß diese sistematifch anerzogcue Verwilderung sich gar bald gegen die Lehrmeister selbst kehren könne? Haben sie gar nichts in der Geschichte gelesen und gelernt von den Jacgucrics in Frankreich, von Wat Thlcrs Bauernaufstand in England, vom Bundschnh und den Bauernkriegen in Deutschland, in Oesterreich und Ungarn? Glauben sie beim wirklich, die gehetzten nnd aufgestachelten Gesctzcsvcrachter werden vor Widdum und Altar stehen blcibcu? Es ist vom niedrigen Bildnngs-standc und der fanatischen Verblendung unserer Geistlichkeit freilich nicht zu erwarten, daß sie auch nur eine Ahnung davon habe, welche furchtbar doppclschneidigc Waffe sie da dem Volke in die Hand drückt. Ist es da ein Wunder, wenn die religiöse Bewegung immer weitere Kreise zieht, wen» immer größere Massen sich vo» einer solchen Priefterherr-schaft abwenden, und weil ihre Lehrmeister es versäumt oder nicht verstanden, das religiöse Gefühl und Bedürfniß in ihnen zu wecken, vielmehr mit äußerem Formelkram sich begnügten, größtentheils dem Unglauben und Jndifferentismus verfallen? Ergreifenden Ausdruck gab dieser Empfindung unlängst ein würdiger Priester, der Abt G! n z c l, anläßlich der Erörterung über die Verbesserung der materiellen Lage der niederen Geistlichkeit in unserem Reichs-rathe. „Die große Masse in beit gebildeten Ständen," so lauteten seine Worte, „ist vielfach mit bem Glauben ber Kirche zerfallen, und ich mag den Gnind dieser betrübenden Erscheinung weniger in der sittlichen Verfassung der meisten suchen, als vielmehr in dem Verlangen derselben nach gründlicher Kenntnis; in den religiösen Dingen, die eben nicht genügend von Seite des kirchlichen Lehramtes dem Publikum entgegengebracht werden." Diese Worte ans dem Munde eines bejahrten ehrwürdigen Priesters beweisen, baß bcr Klerus in seinen cblcrn Elementen sein Verhältnis? zn dem Geiste der Zeit wohl begreift und sich nicht blindlings den Bannflüchen unterwirft, die von Rom aus gegen die moderne Bildung und Gesittung geschlendert werden; sie geben uns die tröstliche Zuversicht, daß es noch Priester gibt, die ihren Beruf nicht in der Bekämpfung aller Errnngenfchaften deö Geistes, und nicht im politischen Parteigctricbc, in ber Verhetzung ber Völker, sondern in der Versöhnung derselben erblicken; die Worte Ginzeks legen aber mich die Wurzel des Uebels bloß und geben dafür zugleich das Heilmittel an die Hand. Es heißt: mehr Bildung für unsere geistlichen Volksbildner! Warum müssen wir beständig unsere erhabensten Güter, die Schätze der Bildung, die freie Forschung, die Errungenschaften auf dem Gebiete der Wissenschaften gegen die Angriffe fanatischer Priester vertheidigen? Warum verdammt ein großer Theil derselben den Zeitgeist, alle menschlichen Fortschritte, alle unsere reinsten und edelste» Bestrebungen ? Warum verwünschen sie fort und fort die Träger der Bildung nnd des Fortschrittes in deu unterste» Höllenpfuhl? Einfach weil sie mit der Entwicklung der Menschheit nicht gleichen Schritt gehalten, weil sie mit ihren Anschauungen »och im finstersten Mittelalter stecke» und somit allen Zusammenhang mit den Bestrcbuugeu der Neuzeit verloren haben. Wie soll nun ein Man», der in Scholastik Feuilleton. Ein Franzose über Frankreich. (Schlich.) „Die höchste» Militärs geben in dieser Beziehung das schlechteste Beispiel. Der Kaiser selbst gehörte zu benjenigen, welche sich burch die skandalöseste Unwissenheit in der Geografie auszeichneten. Ein Beispiel, für das ich einstehen kann: einige rl bcm Beginne des Krieges in Mexiko ließ sich vouts Buonapai'tc auf der Karte zeigen, wo -beta-Lntz und Pueblo liege! Unter den Generalen gab es nur zu viele, welche die Wissenschaft förmlich verachteten. Als General Frossard in seiner Eigen-Ichast als Präsident des GeneralratheS die Archive der Haute-Marne besuchte, sprach er in meiner Gegenwart die denkwürdigen Worte: „Warnm ver- brennt man nicht die Hälfte dieser alte» Papiere?“ 4. ic Archive von Chaumont enthalten aber gerade die reichsten Materialien für die Geschichte nnd Geografie von Frankreich. Und General Frossard gehör zu den Genre-Offizieren und wurde später der Erzieher Lulu's! Jene Worte, die ich selbst gehört (ich war Archivar des Departements), er- innern mich an die Aeufjcruug eines ändern Generals, welcher Inspektor der Militärschulen war: „Es ist sehr hübsch von euch, daß ihr arbeitet, meine Kinder; ich für meinen Theil bin ohne das fo weit gekommen." Die Regimeiittiichulcii existi-ren fast nur ans dem Papiere. Auf die Offiziere, welche arbeiteten, zeigte man mit Fingern und behandelte sie als Sonderlinge. „Der Krieg von 1870 hat diesen Generalen eine furchtbare Lektion ertheilt, welche freilich eben so tapfer wie unwissend waren, aber darum doch geschlagen worden sind. Es stand uns ein Volk gegenüber, welches den Krieg wissenschaftlich führt. Der Preuße schlägt sich in derselben Weise, wie er einen Text kritisirt, mit derselben Präzision mid Methode. „Bah, haben wir gesagt, wir haben unsere Mitraillensen nnd unsere Znaven und wir werden am 15. August iii Berlin sein." Das Uebrige weiß man. „Am 4. August starb der unglückliche General Donay den Heldentod bei Weißenburg; erst am Tage vorher hatte er sich dazu verstanden, eine Karte cmzusehen. Kurze Zeit vor Sedan spazierte einer unserer Generale mit einem meiner Freunde, der mir die Sache erzählt hat, am Ufer eines große» Flnffes und fragte: „Wie heißt dieses Wasser?" Es war die Maas. Er wußte nichts davon. Ein Anderer fragte um dieselbe Zeit, wie weit Metz von der Grenze entfernt fei; ein anderer, ob Thionvitte am Rhein liege. Ein anderer fragte bei Reimille feine «Soldaten nach dem Namen eines Ortes, wo er den ganzen Tag dem Feinde einen heldenmüthi-gen Widerstand geleistet hatte. „In der Nähe von Paris herrschte dieselbe Unwissenheit. Ein Generalftabs Offizier (freilich von der Nationalgarde) führte ein Marsch-Bataillon, ohne eö zu wissen, mitten in die Preuße» hinein. Eben zur rechten Zeit machte ihn noch jemand darauf aufmerksam, der zum Glück eine Generalstabskarte bei sich hatte. Sofort kehrte man um; aber in dcr Verwirrung hätte man beinahe die Avantgarde vergessen, welche einige Minuten später ohne Zweifel in Gefangenschaft gerathen wäre. „Die Preußen dagegen kennen die Geografie. Sic haben die Karten nicht nur in der Tasche, sonder» im Kopse. Einer meiner Freunde erzählte mir Folgendes: Die Preußen rücken eines Tages in dcr Nähe von Amiens in ein ganz kleines Dorf ein, welches mir eine Straße hat. Sie suchen überall herum. Endlich sagt ihr Anführer zu einem der Einwohner: „ES muß hier einen Querpfad geben, der uns einen Umweg ersparen würde. Ihr Hab ui,d jesuitischer Kasuistik großgezogen, die Fälschnn-gen der Geschichte auf Treu und Glauben hinnimmt, die Ergebnisse der Forschung, die Anssprüche der Vernunft als Ausgeburten der Hölle auszuschrcieu und öffentlich zu verfluchen gewöhnt ist, noch Einfluß üben auf die Herzen gebildeter Zuhörer? Nicht Unglaube, nicht Mangel au religiösem Gefühl, nicht Entsittlichung ist cs zunächst, waS Taufende der streitenden Kirche der Gegenwart den Rücken kehren heißt, nein, die klerikale Rohheit, der Mangel an tüchtiger Bildung, Schulung und Ge sittung, der Widerspruch zwischen dein heiligen Berus und dessen Bethätigung im öffentlichen Leben ist es, was diese bedauerliche Kluft zuwege bringt und immer mehr erweitert. Hat man aber das Hebet einmal an seiner Wurzel erkannt, so ist auch schon der Weg zu seiner Abhilfe gckeunzcichnet. Der Staat, dem die religiöse Bildung seiner Angehörigen nicht gleichgiltig sein kann, wird dafür zu sorgen haben, daß der zum katholischen Priestcramte Berufene nicht in mittelalterlichen Pflauzschulen vcrdnmpsc und versumpfe und zu einem blinden Werkzeug einer finstern Partei gedrillt werde; nein, mitten drin im vollen frischen Leben, unter den Besten und Edelsten seines BolkeS soll er sich bilden, für feinen erhabenen Beruf vorbereiten und lernen, den Forderungen der Zeit nicht mehr fremd sich gegeniiberstellen. Der künftige Seelsorger soll auch in Oesterreich seine Bildung nicht mehr in klösterlichen Heimstätten der Dunkelmänner, sondern wie in Deutschland a» jenen Ställen suchen, welche die Wissenschaft alö solche pflegen, und zwar die Wissenschaft in göttliche» und menschlichen Dingen, die nicht irgend einem finsteru Zwecke, sondern der Veredlung, der Menschheit zu dienen bestimmt ist. Und damit nicht bloS Individuen untergeordneten geistigen Ranges, ja, wie cs in manchen Ländern Oesterreichs der Fall ist, gerade nur solche junge Leute, die vor der Matura zurückschrecken, sich dem Berufe des Seelsorgers widmen, muß der niedere Klerus sofort der materiellen Roth und der unwürdigen Stellung entrissen werden, in die ihn Habsucht und Lieblosigkeit seiner kirchlichen Obern mit den oft kolossalen Einkünften gebannt halten. Es ist tief zn bedauern, daß der Reichsrath die hochwichtige Frage einer Regelung der rechtliche» und ökonomischen Verhältnisse des niedern Kleruö noch nicht ernsthaft in die Haud genommen. Mau denke sich den diesbezüglichen Antrag des Domherrn Ginzel vor drei Jahren eingebracht und angenommen, mau denke sich das schreiende Mißverhältniß zwischen dem Reichthum und der Pracht des hohen Klerus und den Hungerpfründen der Landpfarrer und der kümmerlichen Lage der eigentlichen Arbeiter im Weinberge des Herrn, der Kapläne, ausgeglichen, allen Anfeindungen und Hetzereien gegen die Verfassung und die Staatsgrundgesetze wäre längst der Boden entzogen. ______________________________ Politische Rundschau. Laibach, 13. Juli. ihn unkenntlich gemacht; wir müsse» ihn wissen." Er hatte ganz Recht: der Pfad war da, die Bauern hatten den Eingang desselben imkeuutlich gemacht. Während der großen Kämpfe des Generals Faidherbe gegen die preußische Armee zeichneten die in Amiens zurückgebliebenen deutschen Offiziere mit merkwürdigem Geschmack alle Positionen, welche ihre Truppen und welche die Franzosen inne hatten. Kein Hügel, keine Unebenheit des Bodens, kein Bach entging ihnen. Sie wußten alles, und sie sagten den ganzen Verlauf der Schlacht vorher, die am folgenden Tage geliefert werden sollte, und alles traf zu. Wird man nun noch behaupten, die Geo grafie und die Karten dienten zu nichts? „Ich weiß nicht, wie es zu Brüssel bei den FriedenSverhandlungen gegangen ist, aber ich zittere, wenn ich an die Demarkation der Grenze denke Ich bin überzeugt, die Preußen haben sich in den Vogesen die Bergspitzeu und Hochebenen ausgesucht, welche die besten militärischen Positionen bilden, und unsere skandalöse Unwissenheit wird ihren Prätentionen zu Hilse kommen. Diese Leute kennen du Vogesen, als hätten sie ihnen seit tausend Jahren gehört, und sie haben längst ihren Blick auf die natürlichen Festungen geworfen, die sie für die uneinnehmbarsten halten. Caveant consules!“ Inland. Auf dem parlamentarischen Schauplatz befinden sich gegenwärtig nur noch die Delegationen. Gestern begann die österreichische Delegation mit der Berathimg des Kriegöbndgets. Sie hofft mit diesem schweren Stück Arbeit noch im Verlaufe dieser Woche fertig zu werden. Nach dem Konimissionsberichte beantragt der Budget-AuSschnß am Ordinariuiu des KriegsbudgetS von 87 Millionen einen Abstrich von 7 Millionen; einen ungefähr gleichen am außerordentlichen Erforderniß, in runder Summe also einen Abstrich von 14,800.000 fl. Eine andere Frage ist es freilich, ob diese Anträge des Bndgetauöschusses der Delegation im Plenum durchgchcu, und vollends zweifelhaft ist es, ob dieselben bei einer gemeinsamen Abstimmung die Majorität erhalten werden. Der Kriegsminister soll alles mögliche aufbieten, um sich in der österreichischen Delegation eine Majorität zn schaffen, es werden sogar die Ziffern genannt, welche er als „äußerste Grenze" der Abstriche bezeichnet. Nachdem der „Pokrok" eine Woche lang sich Mühe gegeben, den Deutschen in Böhmen das „weiße Blatt" anzubiete», aus welchem der Friede zwischen den beiden Nationalitäten Böhmens unterzeichnet werde» soll, hat er i» feiner jüngsten Sonntagsiiumuier gleich bat ersten Beweis geliefert, wie er sich diesen „inneren Frieden" geartet denkt. Als nächsten Schritt zn demselben und gleichsam als Bürgschaft für ihn bezeichnet der „Pokrok" die Ent-ernung aller Beamten, welche dem „gefallenen Si-teme" anhingen, welche „im Sinne und in der Tendenz Giskra's" wirkten. Aehnlichcö war neulich schon auch in der „Politik" zu lesen gewesen und auch der „Pokrok" selbst gab demselben Gedanken chon am Samstag in einer „Stimme vom Lande" Raum. Dazu bemerkt die „ B o h e m in": „Ge-allenes System!" Was versteht man darunter? Die Dezember-Verfassung, auf welche füinmtliche Staatsbeamte den Eid geleistet haben, besteht bis zur Stunde in voller Gesetzeskraft, der Monarch und seine gegenwärtigen Minister, welche ebenfalls den Eid auf dieselbe Verfassung geschworen haben, versicherten in jüngster Zeit wiederholt, daß der Ver-affuugöboden nicht verlassen werden solle, daß er gewahrt bleiben müsse, was auch nur in der Ordnung ist, denn das Verlassen des Verfasfungöbodens wäre der Umsturz des Gesetzes, wäre der Staatsstreich. Die Beamten, welche sich nach der Versas ung richten, in dem Sinne und in der Tendenz derselben ihres Amtes walten, sind somit keine Anhäii ger eines „gefallenen Systems," sondern gewissenhafte Beobachter des bestehende» Gesetzes, wie ihr Eid es heischt, und wenn sie dies nicht wären, dann wären sie eidbrüchig und dann würden sic eben verdienen, daß mit ihnen nach dem Rathe des „Pokrok" verfahren würde. — „Gefallenes Sisteiu!" — Die „Verfassung" ist dies nicht, wenigstens noch nicht — was und wen meinen also die ejechischen Proskriptionssüchtigen ? Der „Pokrok" deutet dies a» indem er sagt: „Kennen wir etwa nicht Beamte in Böhmen, welche im Geiste mehr auf das Prager-deutsche Kasino hören und in Mähren, welchen eher darum zu thun ist, die Weisungen des Brüntter deutschen Fortschrittsvereins zu erfüllen, als im versöhnlichen Sinne der Regierung selbst zn handeln ?" Diese Beamten hätte, nach der Ansicht des „Pokrok," Graf Hohenwart schon längst fortschicken sollen; Zeit, meint das Palacky-Rieger'sche Organ, habe derselbe genug dazu gehabt, aber es dennoch nicht gethan. Mit „bloßem Vertuschen, mit Halbheiten, mit unzeitiger Empfindsamkeit und Lässigkeit" werde der „krampfhafte Kampf, der Schmerz nur verlängert ;" darum kurzweg fort mit den deutschen Beamten, wenn auch, wie der „Pokrok" selbst zugesteht, „möglicherweise der Regierung es nicht möglich sein werde, ihnen eine offenbare Schuld, einen offenen Widerstand zu beweisen." Nun, einen lustigeren Beleg dafür, wie man auf czechischcr Seite den „inneren Frieden," die Aussöhnung zwischen beit Nationalitäten inö Werk zu setzen beabsichtigt, konnte man wohl nicht liefern, dabei beschränkt sich die vom „Pokrok" gewünschte Aechtung der Beamten, welche dein „deutschen Kasino" i» Prag aithängcn, nicht etwa auf solche Beamte, welche in czechischen Gegenden fitngimt und dort das Vertrauen des Volkes vielleicht nicht genießen, nein, sic bezieht sich auch aus die Beamten in den deutschen Kreisen, und zwar, wie der „Pokrok" ausdrücklich bemerkt, vorzugsweise auf diese." Was soll matt erst sagen zum Artikel der „Politik," die, in ihren früheren Ton zurück-fallend, über die Reife des Kronprinzen schreibt: „Was soll denn nun gegen alle jene Thatsachen und wirklichen Attentate auf die Unantastbarkeit der Krone die Reife eines jungen Prinzen, der bat Kinderjahren nicht entrieth, bedeute» ? Noch sahat wir feinen politischen Akt an die Reise des Prinzen knüpfen, und wenn die Prager Stadtvertretnng ganz unabhängig von der politischen Partei, der die Mehrzahl ihrer Mitglieder angehört, eine» Empfang veranstaltete, der mit der Haltung der staatsrechtlichen Opposition nichts zu schaffen hat, so beweist dieser Umstand nur, daß das Volk gern alle Unbilden vergißt, die matt ihm angethan, daß es sogar gern vergißt, wie selbst der Taus-Akt dieses liebenswürdigen jungen Prinzen eine Sot -i | e gegen die Geschichte unseres Volkes war, erdacht und ersonnen von bat politischen Kollegen der Wiener Verfassungösrennde. Wenn der Prinz ein-tens auch diesen Mißbrauch des „monarchischen Staates" gesühnt haben wird, an dem er ganz un-huldig ist, dann erst kamt von einer politischen Anerkennung unsererseits gesprochen werden, heute möge die Stadtvertrctung und die Schuljugend ihre Pflicht gegen den erlauchten Gast thun." Ausland. Die U l tra m o it t a iten in Deutschland sind urplötzlich ungeheuer kleinlaut geworden; sie beginnen endlich den vollen Ernst der Situation zu begreifen und speziell die Tragweite der von der Berliner Regierung wider sie getljaneit ersten Schritte vollkommen cinzuschcn. Ihr Hanpt-orgatt, die „Germania," die noch vor einigen Tagen alles rosenfarbig sah, ist jetzt ganz nmgewandelt; trübe Ahnungen beschleichen sie. Nach der (von der Regierung Lspirirten) „Korrespondenz Stern" bereiten sich auch in der That im deutschen Reiche große Dinge vor. Die Regierung erwäge bereits die Frage, ob die katholische Kirche mit einem unfehlbaren Papste noch dieselbe Kirche ist, zu Gunsten bereit die bisherigen Bestimmungen in der preußischen Verfassung und in bat preußischen Gesetzen gegeben worden find. Vor diese Frage werde sich vermuthlich die katholische Kirche noch vor Ablauf dieses Jahres gestellt sehen, wenn sie die bisherigen Wege noch weiter verfolgen sollte. Diese Frage beschäftigt, sagt das genannte Organ weiter, nicht blos diejenigen Männer in Deutschland, welche die Autorität und Würde des Staates als solchen zu wahren haben, sondern sie nimmt Dimensionen ein, so breit wie tief, und könnte, nachdem die Unklugheit , die Verblendung der Römlinge einmal zum Schisma geführt haben wird, die Friedensstörer tut den Rand eines Abgrundes führen, der noch mehr verschlingen könnte, als die weltliche Macht des Papstes. Das Manifest des Grasen Chambord hat iit der Presse den schlimmsten Eindruck hervorgebracht. Es wird mit Spott und Hohn überschüttet. „Die weiße Fahne," sagt das Journal des Debats, „ist in Frankreich beinahe ebenso gefürchtet, wie die rothe. Nur eines könnte der rothett Fahne eine Aussicht aus Erfolg eröffnen: cs wäre dies der vorübergehende Sieg der weißen Fahne/' Der Sieele nennt das Manifest ein antediluvianisches Blatt, das in ganz Frankreich ein unsterbliches Gelächter hervorrufen werde. Die Opiuion Nationale meint, noch ein solches Manifest werde hinreichen, auch einem Blinden die heillose, unwiderrufliche Niederlage des alten Regiines offenbar zu machen. Nur der armselige Figaro, und das erhöht noch die Schmach der Niederlage Heinrichs V., lobhudelt das Manifest und die weiße Fahne. „Wenn am Tage der Restauration," schreibt der Figaro, „die wahren Royalisten sich um ihren König Heinrich V. schäumt werden, dann sollen die Preußen, welche weiße Fahnen wollen, sie zu holen kommen!" In Italien wünschen aufrichtige Patrioten lebhaft, daß endlich eine Versöhnung zwischen Staat und Kirche angebahnt werde. Allein andererseits tauchen Erscheinungen auf, welche alle Hoffnungen auf eine Aussöhnung mit der klerikalen Partei als eitle Hirngcspinnste erscheinen lassen. So richtet der bekannte Jesuitenpater S e c ch i, Direktor der Sternwarte in Rom, einen Brief an das Pariser Journal „Le Monde", worin er Rom ein ähnliches Schicksal wünscht, wie Paris unter der Kommune erlebte. „Ich sehe, schreibt er, daß Ihr den Kalamitäten, die seit so langer Zeit über Euer Vaterland her-eingebrochen sind, entgangen seid. Ich weiß nicht, welches das Schicksal Roms sein wird, allein wenn zur Wiederherstellung der so arg gestörten Ordnung der Menschheit Rom dasselbe Schicksal über sich ergehen lassen müßte, wie Paris, so möge der Wille Gottes geschehen. In jedem Falle ist ein solches &bei,, wie wir es hier führen, viel peinlicher als drr Tod, und muß auf die eine oder die andere Weise aufhören." Die italienische Regierung hatte losort nach der Okkupation von Rom in Anerkennung der großen Gelehrsamkeit des Pater Secchi demselben eine Professur an der römischen Universität angebotcn, und niemand dachte daran, der italienischen Regierung deshalb einen Vorwurf zu machen, denn cs lag wohl einem jeden auch nur die leiseste Vermuthung fern, daß sich unter der edlen Erscheinung eines so berühmten Gelehrten die gemeine und verworfene Seele eines Petroleurs verbergen kvnue, ein vollkommener Jesuit, jesuitischer selbst, als Muaz Loyola, ein Jesuit in der verwegensten Bedeutung des Wortes. Und um der Welt diese Enthüllung zu machen, hat der würdige Pater gerade den Moment abgemartet, wo die Einheit Italiens vollendet und Rom als Hauptstadt proklamirt ist. In der That, ein boshafteres Hochzeitsgescheuk zur Vermäluug des Königs Ehrenmann mit der Jungfrau Jtalia ließ sich kaum anSdenken als der Wunsch, es mögen auf die Feste der letzte» Wochen die Satur-ualieu der Kommune folgen. Aus K o n st a n t i n o p e l wird gemeldet: Am Jahrestage der Thronbesteigung des Sultans Abdnl Aziz vermaß sich der außerordentliche Legat der römischen Kune, der doch in Konstantinopel nichts weiter iu thun hatte, als mit der Pforte über die orientalischen Kirchen Raths zu pflegen, in seinem Selbstgefühl so sehr, daß er den Anspruch erhob, bei der großen Vorstellung des diplomatischen Korps dem Sultan gegenüber als Sprecher auszntreten, welche Ehre, wie er behauptete, kraft Bestimmung des Aachener Kongresses dem Vertreter des heiligen Stuhles znstehe. Die Pforte gab aber darauf dem Prälaten deutlich zu verstehen, daß sie als mahmne-d^uische Macht mit den Beschlüssen des Aachener Kongresses ganz und gar nichts zu schaffen habe und j- tocun. bati0n überhaupt die Rede fein solle, auch nur der Nuntius des Papstes sich darauf berufen dürfe; Nuntius fei aber MonsiguorFrauchi bekanntlich nicht. Letzterer zog es nun vor, bei der Beglückwünschung des Sultans gar nicht zu er-ichenieii, wohl aber fand er sich am Abende zu dem rrÜmac'n' toe^e6 der Großvezier dem diploma-^Icheu Korps gab, wo er sich mit dem ihm nach der Altersstufe gebührenden Platze, nämlich dem letzten, begnügen mußte. . m?^??s°tzung des B e y von Tunis soll von d^r Pforte beschlossen sein. Die Bestätigung dieser Nachricht muß abgcwartct werden. Zur Tagesgeschichte. — Österreichische Wehrkraft. Als kürzlich im Herrenhause die Vorlage der Regierung, betreffend Kavallerie und Landwehr, verhandelt ward, sagte der LandcSvertheidignngsinlnister: „Es ist im Wehrgesetze eine Landwehr-Kavallerie in der Stärke von mindestens fünfundzwanzig Schwadronen in Aussicht genommen. Bisher ist in dieser Richtung gar nichts geschehen, wir haben nur Landwehrleute in Evidenz, aber es fehlt die Ausrüstung, es fehlen die Waffen, es fehlt die Montur, es fehlen die Pferde, kurz: es fehlt alles. Es sind nun zwei Jahre verflossen und wir haben weder einen Riemen, noch einen Zanrn, noch einen Sattel, mit einem Worte: es ist gar nichts vorhanden." Hinsichtlich der Munition gestand dieser Minister: „Ich muß bemerken, daß wir dermalen gar keine Kriegsinunition haben. Wenn heute ein Krieg ausbräche, wir hätten keine einzige Patrone, die Landwehr würde eigentlich ganz und gar nicht aktions-sähig sein, sie könnte ihre Gewehre höchstens als Stichwaffe, durchaus aber nicht als Schießwaffe gebrauchen." — Bezeichnend ist es für unsere v 0 lksw i r th -fchaftlichen Zustäude, daß Hofrach von Nörd-ling, der als tüchtiger Administrator und Ingenieur bekannt, vor 15 Monaten mit nahezu doppeltem Ministergehalte ins Handelsministerium berufen wurde, an der ihm gewordenen Aufgabe verzweifelnd, bereits fein Verhältnis} gekündigt habe. Ueber feine Beweggründe äußere sich derselbe nach der „Vorst. - Ztg." unumwunden dahin: er sei das fünfte Rad am Wagen, habe oft Tage lang keinerlei Amtsgeschäste zu verrichten, bekomme den Minister wochenlang nicht zu Gesicht; die wichtigsten Geschäfte (als Konzefsivnsver-handlungen) würden ohne seine Mitwirkung, ja sogar ohne sein Bvnvissen abgethan, seine Vorschläge blieben nicht selten unberücksichtigt; seine Amtsgewalt über das technische Regieruugspersonal sei null und letzteres so unvollständig, daß neulich zu den von ihm in Dalmatien und Istrien vorgenommenen Erhebungen Techniker der sogenannten „Staatsbahn" und der Frankobank entlehnt worden seien. Was aber auch im Schöße des Ministeriums vorgegangen sein mag, so viel ist sicher und offenkundig, daß ein paar gelehrte Verordnungen zu Tage gelangt find, im übrigen aber unsere wichtigsten Eisenbahnangelegenheiten nicht vorwärts kommen. Die für die militärischen Interessen des Kaiserreiches so wichtigen Karpathenbahnen Pr;emysl-Lupkow und Leinberg-Stry-MnnkacS sind immer noch im stocken. Auf der die zerhackten Glieder der Rudolfbahn verbindenden Strecke Billach-Tarvis ist noch kein Spatenstich gemacht worden, und was die Linien über den Arlberg, nach dem Kriegshafen Pola u. s. w. anbelangt, so scheinen sie gar auf die lange Bank geschoben zu sein. Daß bei solchen Bewandtnissen Hofrath von Rördliug feinen Kredit nicht länger aufs Spiel setzen mag, wird matt am Ende begreiflich finden; aber ist es denn der Fluch des schönen, von der Natur so reich bedachten Oesterreich, daß überall und immer nur teere Anläufe genommen werden, daß auf dem Gebiete der Gesetzgebung und Verwaltung das mit Mühe gepflanzte Saatkorn nirgends Frucht bringen kann? fragt mit Recht die genannte Zeitung. — Die Nachrichten, welche über den Stand der Ernte sowohl in Oesterreich als den Nachbarländern bekannt werden, sind noch immer ziemlich widersprechend. Im großen Ganzen kann man annehmen, daß in Ungarn, mit Ausnahme einiger durch Ueberschwemmungen mitgenommenen südlichen Gegenden, die Ernte eine gute fein wird. Dagegen lernten die Berichte aus Galizien und der Bukowina nicht allzu rosig; speziell die Bukowina soll eine entschieden schlechte Ernte haben. Die Ernte in Südrußland gilt für gut. Ans Deutschland liegen ausführliche und erschöpfende Berichte noch nicht vor, doch heißt es, daß die Ernte nahezu als eine mittelmäßige betrachtet werden könne. In Frankreich ist der Anbau weit stärker ausgefallen, als erwartet wurde. Die Landwirthe haben fast überall die durch den Krieg verursachten Störungen überwunden, und der Ausfall gegen die gewöhnliche Produktion wird bei weitem nicht so bedeutend erscheinen, als bisher angenommen wurde. Das Resultat der Ernte selber sei an manchen Stellen ein sehr gutes, an anderen jedoch nur ein nahezu mittelmäßiges. Sicher sei, daß ein Export nach Frankreich sich entfalten werde. Ernteberichte aus England fehlen noch. — Dr. Schulte, bekanntlich ein Hauptgegner der Jnfallibilität, erzählt in feiner eben erschienenen Denkschrift an die europäischen Regierungen, daß Se. Eminenz Kardinal Rauscher feine 1870 zu Neapel erschienene Schrift über die Unfehlbarkeit, in welcher er das neue Dogma rücksichtslos verwarf, nunmehr ans dem Buchhandel zurückgezogen hat, so daß sie eine bibliografische Seltenheit werden dürste. — Der preußische General stab wird den Krieg gegen Frankreich zum Gegenstand eines erschv» psenden kriegswissenschastlichen wie historischen Werkes machen. Die Vorarbeiten dazu sind, wie der „Magdeb. Ztg." mitgetheilt wird, bereits im Gange, doch kann nicht eher mit der Abfassung der Darstellung begonnen werden, als bis das dazu erforderliche Material in seiner ganzen Vollständigkeit gesammelt sein wird. Es liefern hierzu fast fäntmlliche Ressorts, namentlich aber das Reichskanzleramt, gewichtige Schriftstücke. Graf Mollke wird die Redaktion des Werkes selbst in die Hand nehmen. — Beim Empfang der hanseatischen Truppen in Hamburg prangte die Stadt von Lichtern und Transparenten. Stets von einer undurchdringlichen Zuschauer« menge umgeben war ein großes Leuchtbild am Hause des Nähmaschinenhändlers C. Regenhardt. Dort sah man in künstlerisch schöner Ausführung Bismarck mit der ernstesten Staatsmiene an einer Nähmaschine sitzen und mit unnachahmlicher Geschicklichkeit die zerrissenen Theile der Landkarte Gerntaniens : Nord- und Süddeutschland, Elsaß und Lothringen, zum neuen Deutschen Reich vereinigen. Darunter stand der Bers: SBäfjifhb Frauen und Jungfrauen nähen und sticken. Muß Bismarck das zerrissene Deutschland flicken. — Ein Gelehrter hat mittelst des Mikroskops entdeckt, daß in dem Augenblicke des Eingießens der Milch in warmen Thee der Eiweißstoff der Milch sich mit der Gärbfäure im Thee verbindet und Leder, oder wenigstens Flocken erzeugt, die ganz dieselben Bestand-theile enthalten, wie gegärbtes Leder. Der Gelehrte hat ferner berechnet, daß ein Mensch, welcher täglich drei Taffen Thee mit Milch gemischt trinkt, im Saufe eines Jahres fo viel Leder in sich aufnimmt, daß ganz bequem ein Paar Stiefel daraus gefertigt werden könnten — vorausgesetzt, daß er all den Thee im Leibe behält. — Man erzählt sich in Rom, daß die Wahrsagerin Lnigia Taigi profezeit habe, die Regierung des gegenwärtigen Papstes werde 27 Jahre dauern. Als dies schriftlich PiuS IX. übergeben wurde, brach er in die Worte aus: „Questo ö troppo" (Das ist zu viel!) und machte einen Strich durch die Berechnung. Als er jedoch sein 25jähriges Jubiläum feierte, erinnerte er sich an das Geschehene und ließ den ursprünglichen Text der Schrift wieder Herstellen. — Das bereits erwähnte Schreiben von Thiers an den Papst erregt große Sensation; zumal fühlen sich die klerikalen Kreise von dieser Neuigkeit auf das unangenehmste überrascht. Sie hatten fest geglaubt, daß Frankreich sich beeilen werde, feilte bekannte katholische Mission zu erfüllen und dem Königreiche Italien den Krieg zu erklären. Den „Österreichischen Volksfreund" berührt dieser Thiers'sche Schreibebrief an den heiligen Vater auf das allerunangenehmste; er täuscht sich nicht über die Bedeutung desselben. „Wenn das Schriftstück authentisch ist", sagt der „Volksfreuud", fo sind mit demselben alle Hoffnungen abgeschnitten, welche manche Katholiken bezüglich Wiederherstellung des Patrimoniums Petri auf Frankreich fetzten." — Am 8. Juli ist das letzte und wichtigste Stück der unterirdischen Eisenbahn in London dem allgemeinen Verkehr übergeben worden, dasjenige nämlich, welches bis nahe an das Manston-House (Residenz des LordmayorS) hinfuhrt, somit die stark bevölkerten Quartiere von Weftminfter, Chelsea, Kensington u. s. w. mit dem Herzen der City verbindet. Dadurch ist die unterirdische Gürtelbahn, bis auf eine unbedeutende Liicke, geschlossen und ein Werk zu Stande gebracht, das an Großartigkeit seines Gleichen nicht kennt. Leider waren die Baukosten so ungeheuer, daß die Dividenden der Aktionäre einstweilen noch in schönen Zukunftstränmen bestehen. Doch ist kein Grund vorhanden, an deren Verwirklichung zu zweifeln, wofern die Verwaltung nur eine solide und vernünftige wird. — Bei Gelegenheit der endemischen Feuersbriinste, welche ganz Rußland und insbesondere Moskau verheeren , erzählt der „Golos" folgendes erbauliche StLcklein: Als wieder einmal Feuer in Moskau ausgebrochen war, hatte sich auch der General-Gouverneur Fürst Dolgoruki auf die Brandstätte hinbegeben. Nor seinen Augen stürzten sich 20 Mann von der Brandwache in bas brennende Gebäude, um zu retten, was zu retten möglich war. Das Feuer nahm jedoch überhand ; der General-Gouverneur fürchtete für die kühnen Retter und ließ eine Menge Leitern an das Gebäude anstellen, damit den Brandwachleuten die Rettung einigermaßen gesichert blieb. Darauf entfernte sich der General-Gouverneur, und es kam der Ober-Polizei-Meister (vielleicht Araposf, da der Name nicht genannt wird) zur Stelle. Der Ober-Polizeimeister fand die Leitern zu reglementswidrig ausgestellt und ließ sic kurz und gut fortnehmen. Nach der Entfernung der Leitern kamen die unglücklichen Brandwachleute zum Vorschein und machten verzweifelte Versuche, um sich zu retten. Da aber keine Leitern mehr da waren, mußten sie vor aller Augen elendiglich verbrennen. 5. l. M. Früh brach in BelSko, im Bezirke Adelsberg, auf eine bisher noch nicht ermittelte Weise Feuer aus, bei welchem 8 Häuser nebst Wirthfchaflsgxbäuben eingeäschert wurden. Der Schade wurde auf 7500 ft. geschätzt. Von beit Verunglückten waren blos zwei affe» kurirt, von welchen jedoch der eine mit dein Jahresbeiträge ausständig verblieb. — (Für S ü d s l a v i n n en.) In Moskau besteht seit einigen Jahren ein pauslavistisches Komitee zur Unterstützung slavischer Bestrebungen im Auslande. Die weibliche Äbtheilmig dieses Komitees hat in jüngster Zeit 19 Stipendien für südslavische Mädchen gestiftet, welche sich an einem weiblichen russischen ©im-na sinnt für das Lehrfach auSbübeii und sonach für die apostolische Mission int Sinne des Panslavismus geschickt machen wollen. Lokal- und Provinzial-Angelegenheiten. Lokal-Chronik. — (Ein Erlaß des Justiz mini st ers H a b i e t i n e k) ordnet an, daß jeder Beamte, der sich um eine Richterstelle in Gegenden, welche von Slo-venen bewohnt sind, bewirbt, die vollkommene Kenntniß der slovenifchen Sprache in Wort und Schrift nachweifen müsse. — (Freunde des Kirchengesangs) machen wir aufmerksam, daß Sonntag den 16. d. M., 10 Uhr Vormittags, in der deutschen Ordenskirche unter der Leitung des Herrn N e d v e d von den Zöglingen der Lehrerbildungsanstalt zum ersten male die Messe in A-moll von Oberhoffer, mit Zusätzen von Weiß und Nedved, aufgeführt wird. — (Ser wunverdächtige Hund), von welchem wir neulich berichteten, ist Montag Nachts im Thierfpital verendet. Sein Gedärm war ganz mit Viehhaar, Sägefpänen, Schmier unb dergleichen angefüllt , woraus geschloffen wird, daß das Thier, schon bevor es sich nach Laibach verlies, auf dem Lande über alles ihm in den Wurf kommende herfiel. — (Der „Slov. Narod") kündigt an, daß vom 18. Juli ab die slovenische Nationaldruckerei in Marburg eröffnet wird, sowie daß das Organ der Jungslovenen, der „Narod", von diesem Tage ab in vergrößertem Format in derselben erscheinen werde. Auch wird die Gesellschaft, welche die Druckerei begründet, ein slovenisches belletristisches und humoristU sches Blatt erscheinen lassen, wenn sich die entsprechende Theilnahme dafür unter den slovenifchen Schriftstellern vorfindet. — (Die ©eiben zucht) hat Heuer nach Berichten aus verschiedenen Theilen von Ära in einen geringen Erfolg geliefert, woran theils die ungewöhnlich kalte und regnerische Frühjahrswitieruug, iHeils kranker Samen die Schuld trägt; nur die japanischen Seiden-spinner haben sich gesund erhalten und kräftig eingesponnen. — (© ch a d e nf e u e r.) Am 8. d. M. uni 4 Uhr Nachmittags brach in der Kaische der Maria Mrak in Repnje Haus-Nr. 43, Bezirk Stein, auf bisher unbekannte Weise Feuer aus, welches bie hölzerne Kaische fanunt einem Dreschboben und das sämmlliche Biobiliare einäscherte, da die Besitzerin, vom Hause abwesenb, am Felde arbeitete. Das Gebäude war affekurirt. — Am Äit jene» Frmizosrii. !>rr im bfljnuptvt, !»iß !>ic Dcittschnl rin lubvitlniuvs Volk ohne Geist seien. Die Deutschen haben nicht mir Fällst', Sondern auch im Kopfe Geist, Was ihr Sticheln schon beweist, Wenn der Franze sich erdreift’t lind sie emj’fle Esel heißt, Und dabei gesteht in Klagen, Daß von Eseln er geschlagen, Er, allein der Mann von Geist. A. II Witterung. Laibach, 13. Juli. (Sestern Nachmittags Aufheiterung. Sternenhelle Nacht. Heute 9Jiorgenitebc(. Vormittags dunstig, wechselnde Bewöl turtq, kühler Oflwind. Wärme: Liorgens 6 Uhr ( 9.0", Nachmittags 2 Uhr + 17.2» E. (1870 + 21.6"; 1869 -f- 20.6"). Barometer 326.98'". Das gestrige Tages-mittet der Wärme -)' 12.1“, um 3.1° unter dein Normale Angckomnltne Freindc. Am 12. Juli. Elefant Bellak, Kanfm., Wien. — Dornig, Kaufin., Wien. — Weißkopf, Kanfin,, Wien. — Laßty, Schnee» bevg. — Fischer, Kanfm., Wien. — Ritter u. Besteuegy, Wien. — Swoboda, Wien. — Pibrouc, Fabrikant, Kropp. — Brenner, Kanfm., Wien. — Damjan, Handelsmann, Fiume — Westermeier, Triest. — Terzaght, k. f. Militärbeamte, Graz. — Frau Diütlcr mit Tochter, Klagenfnrt. — Bauer, Wien. Heller, Kaufniauus-Gattin, Triest. — Thomauu, Gewerksbesitzer, Steiublichl. Malesovic, Handeisin., Spalato. Stailt Wien. Maidinger, Kanfm., Wien. — Obermann, Beamte, Planina. — Jsakovit, Tapezierer, Agram. — Horwath, Kaufm, Marburg. — Weber, Kaufmann, Graz — Girardelli, Gutsbesitzer, Triest. — Kohn, Kfm., Triest. Baieriselier Hol’. Eberhart, Bauunternehmer, Siffek. — Calo, Triest. — Caropresi, Reisender, Graz. — Horwath, Seisenberg. — Zvoklj, Wippach. Moliveii. ©aräetif, Holzhändler, Siffek. — Davila, Rechtshörer, Agram. — Bialli, Botaniker, Wien. Gedenktafel über die am 17. Juli 1871 stattfindenden Lizitationen. 1. Feilb., Pangree'sche Real, ail Hopfenbach, BG. Ru-dolfswerth. — 1. Feilb., Hokevar'sche Real, acl Retfniz, BG. Reifniz. — 2. Feilb., Pnsar'sche Real, ad Rudolfswerth, 2. Feilb., Ponikoar'sche Real, Rudofooa, BG. Laas. — 2. Feilb., Appei'sche Real., Laibach, LG^Laibach. — 3. Feilb., Nadrach'sche Real., Weixelbnrg, BG. Sittich. Verlosung. (Braun schweig er Lose.) Ser en-Ziehmig vom 30. Juni. Gezogen wurden: 275, 397,468, 512, 702, 789, 867, 912, 997, 1013, 1052, 1130, 1192,1216, 1219, 1493, 737, 1937, 1966, 2136, 2283, 2301, 2750, 2881, 2954, ouo or. .1 -t7. HS84. 4^14. 4241. Ar-n-ica lü Se-i-fen-s-eist O. W. (315) 7316, 7330, 7545, 7561, 7988, 8283, 8296, 8326, 83/4, 8724, 8972, 9329, 9584, 9621, 9658, 9861. Gewinne: zn 30.000 Thaler Serie 1052 Nr. 10, zit 5000 Thalet Serie •1358 Nr. 7, zu 2000 Thaler Serie 3884 Nr. 10, zu (,00 Thaler Serie 1013 Nr. 27, zn 100 Thaler Serie 792 Nr. 44, Serie 912 Nr. 35, Serie 1216 Nr. 50, Serie 1966 Nr. 35, Serie 2750 Nr. 47, Serie 3643 Nr. 34, Serie 4358 Nr. 21, Serie 5379 Nr. 42, Serie 5654 Nr. 29, Serie 8283 Nr. 30, zu 70 Thaler Serie 912 Nr. 26, 47, Serie 1937 Nr. 3, Serie 2954 Nr. 19, Serie 5379 Nr. 10, Serie 9329 Nr. 13. Alle in obigen Serien enthaltenen, hier nicht ausgefithrten Nummern erhalten den kleinsten Gewinn von 21 Thalern. Bergheers Theater mit (314) Geister- und Gespenstererschkinmigen. Zum ersten male: d’tnc Scll»stcirtha«»ptmlft. Bergheer erscheint ans dein Theater, und nachdem er einige Worte gesprochen, schneidet er sich selbst den Kopf ab, hält denselben oom Körper entfernt und setzt ihn sich selbst wieder aii f. k&t Montag den 17. Juli letzte Vorstellung im II. Zitlus. — Dienstag den 18. Jnli geschlossen wegen Vorbereitung zum neuen Ziklus. - Mittwoch den 19. Juli erste Vorstellung im 111. Ziklns. In Tfchcrmltsch .HauS-dtr. S sind zwei freundliche und angenehme (311 -3} sogleich und billigst zn vergeben. Näheres daselbst. fr Damen-Tegetthoff-Hüte Echte Panama-Hüte von fl. 4 an, Echte Elorent.-Hiite von fl. 1.50 an, Imit. Panama-Hüte von 60 kr. an. Kundschafisplatz 222 Damen-Tegetthoff-Hüte- Wiener Börse vom 12. Juli. täteatsfonds, öperc.Rente, öst.Pap. bto. bto. ök.inSilb. e von 1854 e von 1860, ganze e von 1860, Fünft. Prämiensch. v. 1864 Örimdontl.-Otol. j Steiermark $u5i)'