DIE 160ÍKJ/ÍHRIQE WBILftMS bES nÂTTRtirrûûCJ e>es HL fllCTORlfWS * - - BIS^HOFES ¥QN PETO¥I0 * - * IN DER PROPSTE!- UND 5TÆDTPFHRR- - KIRCHE zun ni. qeörq in pettæu. - A FESTSCHRIFT A ¥QN * FRIEDRICH HORYdT - STdDTPFdRR~VIK/iR IN FETT/HI. VERLAG DER PROPSTEI IN PETTAU. ^ '^XtTW'v *! f Stadtpfarrkirche zum h. Georg in Peffau. 1600 jährige lubiläums=feier dej n-)ärtyrertode5 dej HL Viktorinus, gijchjofej uor) petouio, in der Prcpstei- und Stadtpfarrkirche zum hl. Oeorß in Pettau. FESTSCHRIFT Friedrich Eorvat, Stadtpfarr-Vikar in Pettau. Imprimatur K.-B. Liavanter-Ordinariat zu IBarbur am 15. Dezember 1904. rT)icl*)ad, Fürstbischof. 5r. 'prär5tbi5cböflicl^(2n (Boeder? tirjd €^3<2ller)3 dem Rochwürdi|sten Roch|eborenen Rerrn Rerrn niendEL IWOTNIK, Fürst-Bisehof von Liavant, ^«2iQ<2r Fjeiligl^eit de$ 5eplg-Ordep5; ^0ot;lor der ülgeologie etc. etc. etc. in C^rfurc^t; <0ar)l^barl^cit tipd biebc gewidmet. gog «f "D i lJorn>ort. 2. November 1903 feierte die Stadt Pettau i Steiermark das 1600malige Wiedersehen jenes Tages, an dem ihr verdienstvoller Bischof Viktorinus eines glorreichen Märtyrertodes gestorben ist. Solche Tage sind denkwürdig und müssen durch Marksteine den folgenden Geschlechtern kenntlich gemacht werden. Und dies geschah in Pettau, indem vom 2. November 1903 bis 3. November 1904 das 1600jährige Viktorinusjubiläum für die Stadt und Umgebung festlich begangen wurde Es ist wahr, Viktorinus von Petovio hat nicht durch neue Erfindungen die Welt erleuchtet und in Staunen versetzt. Er kann nicht als ein lorbeergekrönter Feldherr, der in unzähligen Schlachtet! siegte, gefeiert werden. Auch der Ruhm eines großen Regenten, der durch umsichtige Verwaltung und weise Gesetzgebung seine Völker beglückt, muß ihm versagt werden. Man würde aber sehr irren, wenn man glaubte, für all dieses hätten ihm die Anlagen und Fähigkeiten gefehlt. Aber Viktorinus war zu groß, als daß er alles dieses würdig erachtet hätte, danach zu streben. Ihn zog nur das an, was in den Augen Gottes groß erscheint, was daher wie Gott selbst in Ewigkeit groß sein wird. Ihm war die Erkenntnis Gottes und seines heiligsten Willens die Wissenschaft aller Wissenschaften, ihm galt der Sieg über sich selbst als der schönste Sieg, ihm war der Dienst Gottes allein Herrschaft, wahre Herrschaft. Von diesen Gedanken getragen erwählte der edle Sohn Pannoniens mitten in einer von Christenverfolgungen überschwellenden Zeit das Werk seiner Selbstheiligung, das Werk eines Priesters und Bischofes Jesu Christi, das Werk eines christlichen Schriftstellers und glorreichen Märtyrers. Es dürfte sich also wohl schicken, daß an der Wende seines 1600jährigen Jubiläums ihm zu Ehren ein Denkmal errichtet werde. Es ist allerdings kein Denkmal von Stein und Erz, sondern ein Denkmal in Form einer Festschrift, in welcher mit Zuhilfenahme des im Jahre 1888 von Dr. Michael Napotnik, k. u. k. Hofkaplan und Studiendirektor im Augustinäum in Wien, herausgegebenen Buches : „Sveti Viktorin, škof Ptujski, cerkveni pisatelj in mučenec“, sowie Dr. Bardenhewers „Geschichte der altkirchlichen Literatur, II. Band“, die Herkunft, das Leben und Wirken Viktorins und Pettaus 1600jährige Viktorinusjubiläums-Feier dargestellt wird. St. Lorenzen ob Marburg, am Feste des hl. Vik-torinus, am 3. November 1904. Der Verfasser. j Erster Seil: VIKT0RIN5 F)e.rkur)ft, beber), lAJirkeo, hierher) t Uere^rung, F}eirr)éitlëir)d, ^içcbofçtadt, t^öcl^uUelt. i 1. iJiktorio? ^crl*tioft, L)eber), Wirken tiod 5od. Xn der christlichen Literaturgeschichte begegnen uns fünf christliche Schriftsteller namens Viktorinus, und zwar: Viktorinus, welchen Tertullian einen Anhänger und Verteidiger der Irrlehre des Praxeas nennt. Viktorinus Afer, aus Afrika gebürtig, ein berühmter römischer Advokat, welcher zum Christentum übertrat und zwischen 370 und 382 n. Chr. starb. Viktorinus von Marseille, we'cher um das Jahr 430 bis 434 n. Chr. das erste Buch der hl. Schrift, die Genesis, von der Erschaffung der \Velt bis zum Tode Abrahams, in Form eines Kommentars erklärte. Viktorinus Lampadius, welcher in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts auf den griechischen Kaiser Zeno berühmte Lobreden hielt. Endlich jener hl. Viktorinus, welcher Bischof und Märtyrer von Petovio, dem heutigen Pettau in Steiermark war. Über den Geburtsort und die Abstammung dieses berühmtesten aller Viktorine haben sich die Gelehrten noch nicht geeinigt. Einige nennen ihn einen geborenen Griechen, andere einen geborenen Römer. In neuester Zeit verdienen die Angaben der „Acta Sanctorum“ (Heiligen-Akte) der gelehrten Bollandisten die größte Glaubwürdigkeit. Nach ihren Auseinandersetzungen ist Viktorin ein Römer und stammt aus dem vornehmen Geschlechte der Viktorine, die besonders im ehemaligen Pannonien zu hohen Würden und Ehrenstellen gelangten. Als Beweis dafür zählt der berühmte Altertumsforscher Theodor Mommsen in seiner „Sammlung lateinischer Inschriften“ nicht weniger als 10 römische Denkmäler auf, welche die Inschrift „gens Victorina“ d. h. das Geschlecht der Viktorine oder bloß „Victorinus“ tragen und an verschiedenen Stellen des ehemaligen Pannonien gefunden worden sind, z. B. in Waitzen, Alt-Ofen, Preßburg, Sissek, Cilli, besonders aber auf dem Pettauerfelde, auf den Trümmern der oberpannonischen Hauptstadt Petovio. Demnach dürfte Viktorin in Pannonien, ja in Petovio selbst geboren worden sein, und zwar in der ersten Hälfte des 3. Jabrhundertes. Ob seine Eltern schon Christen oder noch Heiden waren, läßt sich mit Sicherheit nicht feststellen. Er genoß in der Jugend eine sorgfältige Erziehung und wurde sowohl in der lateinischen als auch in der griechischen Sprache unterrichtet, wie es ja bei den vornehmen Römern in den Städten noch im dritten Jahrhunderte gang und gäbe war. Doch scheint Viktorin im Griechischen einen besseren Grammatiker zum Lehrer gehabt zu haben als im Lateinischen, weil sein bester Biograph, der strenge Hieronymus bemerkt, daß sein griechischer Ausdruck korrekter gewesen sei als der lateinische. Herangewachsen, studierte er nicht so sehr die weltliche Wissenschaft der lateinischen Klassiker, als vielmehr die göttliche Wissenschaft, die er im Buche der Bücher, in der Hl. Schrift des Alten und Neuen Testamentes vorfand. Um diese zu verstehen, betrachtete er in ihr Tag und Nacht. Auch suchte er nach christlichen Schrifterklärern. Am meisten sagten ihm zu die geistreichen Alexandriner, der große Klemens (f 215 n. Chr.) und der noch größere Origenes (j 255 n. Chr.) Besonders des letzteren in griechischer Sprache verfaßten Exegesen der Bibel zogen ihn mächtig an und bildeten seine Lieblingslektüre; doch war er nicht ein blinder Nachahmer, sondern ein selbständiger Denker, der aus Origenes’ Schriften nur das Gute und mit der Lehre der Kirche Übereinstimmende behielt, das ihr Widersprechende aber sorgfältig mied und so manchen Irrtümern entging. Diese griechische Lektüre dürfte auch mit ein Grund gewesen sein, warum sein griechischer Ausdruck korrekter war als der lateinische. Viktorin wurde Priester. Durch seinen biederen, makellosen und offenen Charakter, ohne List und Trug, wie Hieronymus ihn rühmt, durch seinen unermüdlichen Fleiß, besonders aber durch seine große Gelehrsamkeit in göttlichen Dingen lenkte er die Aufmerksamkeit aller auf sich. So kam es, daß er, als es sich um die Besetzung des Bischofsstuhles von Petovio handelte, als der Würdigste erachtet wurde, auf denselben erhoben zu werden; dies geschah wahrscheinlich um das Jahr 270 n. Chr. Jetzt begann seine wahrhaft apostolische Wirksamkeit, die wohl über 30'Jahre dauerte und darauf gerichtet war, den Christen seiner Diözese, sowie der ganzen katholischen Kirche den allein wahren katholischen Glauben zu vermitteln, zu erhalten und zu befestigen, die Heiden zu bekehren und die eindringenden Irrlehren in Wort und Schrift abzuwehren. Er predigte und schriftstellerte. Als Schriftsteller verfaßte er in lateinischer Sprache Kommentare, d. h. Erklärungen zur Hl. Schrift und zwar zum Buche Genesis, Exodus, Levitikus, Isa'ias, Ezechiel, Habakuk, Eklesiastes, Hohes Lied, Evangelium des hl. Matthäus und Apokalypse des hl. Johannes. Er schrieb auch ein Werk gegen alle Häresien oder Irrlehren seiner Zeit und „vieles andere“, wie Hieronymus bemerkt. Seiner weiteren Tätigkeit machte eine plötzlich ausgebrochene Christenverfolgung ein Ende. Gegen Ende des 3. Jahrhundertes begann nämlich unter Kaiser Diokletian auf Anstiften seines Reichsgehilfen Galerius die 10. und letzte Christenverfolgung, sowohl durch Grausamkeit als auch durch Ausdehnung die härteste, die jemals die Christen im römischen Reiche getroffen. Besonders heftig war sie in Pannonien, wo Galerius selbst herrschte und so grausam mordete, daß er nicht einmal seine Gattin Valeria verschonte. Die Verfolger erreichten auch die blühende Bischofsstadt Petovio und mordeten dort die Herde Christi. Wie ein guter Hirte bei seiner Herde bleibt wenn der blutgierige Wolf herannaht, so blieb auch Viktorin standhaft bei seinen Christen und wich nicht von ihnen, bis er am 2. November 303 für Christus und seine Kirche enthauptet wurde. Viktorin, das heißt Sieger, rechtfertigte also seinen Namen. Als Sieger über Leben und Tod mit der Mär- tyrerkrone geschmückt, gieng er in die ewigen himmlischen Wohnungen ein. Seine irdischen Überreste wurden wahrscheinlich von den am Leben gebliebenen Christen in Petovio selbst begraben, zur Zeit der Völkerwanderung aber, als die Goten die pannonischen Städte beunruhigten, als kostbare Reliquien ausgehoben, in das Kloster St. Florian zwischen Steier und Linz in Oberösterreich übertragen und von da nach Rom gebracht, wo sie noch heutzutage ruhen. Sein Sterbetag fällt auf den 2. November, doch wird er in unserer Diözese mit Rücksicht auf das am 2. November stattfindende Armenseelenfest am 3. November gefeiert. Der hl. Viktormus wird gewöhnlich abgebildet im bischöflichen Ornate, mit dem Schwerte in der Hand und mit dem Palmenzweige und Buche im Schoß. 2. L)il?,iorip?5 \Jof55tcidt ^etoiJio, Zu den ältesten und berühmtesten Städten Steier-marks gehört neben Cilli auch Pettau an der Drau mit etwas über 4000 Einwohnern. Der ursprüngliche Name dieser Stadt ist in den alten Schriften und auf den römischen Denkmälern verschieden geschrieben. Sie heißt Petovio, Petovium, Poetovio, Petavio, Patavio, Patavion, Petaviona, Potabion ; dann gibt es noch entstellte Formen : Pictabio, Pietavio, Pictevio. Ihre Anfänge sind der Geschichte unbekannt. Welcher Nation ihre ursprünglichen Einwohner angehörten, ist noch strittig unter den Gelehrten. Um das Jahr 31, 32 oder 33 v. Chr. kam die Stadt unter die Botmäßigkeit der Römer und wurde Residenzstadt des römischen Statthalters. Dorthin kam die 13. römische Legion in Garnison und bald darauf noch zwei andere, so daß sie über 15.000 Soldaten beherbergte und einen Umfang1 von einer guten Stunde hatte. Zur Zeit der Völkerwanderung wurde sie von verschiedenen Völkern belagert, erobert und von den Hunnen größtenteils zerstört. Seitdem konnte sie sich nicht mehr zur früheren Größe und Bedeutung erheben. Dak alte Petovio war auch der Sitz eines Bischofs. Es fehlt nicht an Historikern, welche meinen, daß daselbst schon in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts eine christliche Gemeinde bestand und einen eigenen Bischof besaß, dessen Name jedoch unbekannt ist. Der erste bekannte Bischof tritt um das Jahr 270 unter dem Namen Viktorin auf. Ob das durch Viktorins Tod (f 303) erledigte Bistum sogleich wieder besetzt wurde oder nicht, läßt sich mit Sicherheit nicht bestimmen. Erst um das Jahr 347 wird Aprian und 377 Markus als Bischof von Petovio genannt. Wer auf Markus folgte, sagt die Geschichte wieder nicht. Es heißt aber, daß um diese Zeit Bischof Cest von Emöna (Laibach) zugleich das Bistum von- Petovio providierte. Als letzter Bischof wird um das Jahr 557 Vigilius genannt, seit dem 7. Jahrhunderte weiß die Geschichte keinen Namen mehr auf dem Bischofsstuhle von Petovio zu nennen. Zur dauernden Erinnerung daran, daß innerhalb der Mauern des alten Petovio wohl 300Jahre lang Bischöfe residierten, hat im vorigen Jahrhundert der apostolische Stuhl gestattet, daß der jeweilige Stadtpfarrer von Pettau zugleich infulierter Propst sei und in seiner Pfarre beim feierlichen Gottesdienste bischöfliche Insignien tragen dürfe. iJiktorirjf dankbare fyadjuJeIt. „Laßt uns feiern große Männer und unsere Vorfahren in ihren Geschlechtern 1“ Diese Mahnung des weisen Siraziden im Alten Bunde, das Andenken großer Männer zu ehren und heilig zu halten, befolgten in unseren Tagen die dankbaren katholischen Bewohner von Pettau durch Abhaltung einer großen Feierlichkeit, genannt „Das 1600jährige Jubiläum des Märtyrertodes des hl. Viktorinus, Bischofes von Petovio.“ Zweiter Seil: Das 1600jährige Jubiläum des SOärtyrertcdes des HL Viktorinus, giscbofej uot) Ort. So ist denn diese so seltene Jubiläumsfeier vorüber. Gewiß, es waren festliche Tage für Pettau! Sie sind leider nur zu schnell dahingeschwunden, aber die Erinnerung an sie darf aus den Herzen der Gläubigen nie entschwinden. Möge darum der Geist des hl. Viktorinus, dieses großen Kirchenfürsten, dieses ruhmreichen Schriftstellers und siegreichen Verteidigers der kirchlichen Lehre, dieses glorreichen Blutzeugen Christi und heldenmütigen Bekenners des hl. Glaubens fortleben in den Herzen seiner Verehrer! Möge sein ruhmgekrönter Hirtenstab, der ihm selbst sowie seinen treuen Schäflein zur Zeit der blutigen Verfolgungen eine mächtige, starke Stütze und ein sicherer Führer zum Siege gewesen, auch seinen Nachkommen im lieblichen Städtchen an der Drau ein rettender Anker in dem sturmbewegten Leben, ein untrüglicher Wegweiser zur Pforte des Friedens und unvergänglichen Glückes sein!