^^^ OMA ^843^ ^ 3Q. c^>^H<^c°>^-^i^^H.^ An ihrem Namensfeste. ^?er Tag brach an, der deinen Namen trägt, Dir galt mein erster Blick; Er sprach, wie treu mein liebend Herz dir schlägt, Und daß mein Wunsch, dein Gluck. Und du verstand'st, was meine Seele sprach. Gabst jeden Laut zurück. Die seligsten Gefühle waren wach. Wir priesen das Geschick. — Der Tag brach an, der deinen Namen trägt. Mein Aug' ist thränenschwer. Und meine Seele seufzet tief bewegt: Sie ist, sie ist nicht mehr l H. C.'/, Der G r n n r o ok (Schluß.) c^5om Thurm der deutsche,, Ritter- Ordens - Kirche hörte man desselben Nachmittags eben sechs Uhr schlagen, als die Wirthin, mir unserer Bittstellerin am Hausthore stehend, zu dieser sagte: »Macht euch gefaßt — sehc ,— dorr unten kommt er, wie gerufen. Die Straße ist fast leer, nehmt euch frisch ein Herz jetzt gilr's.« — Stumm, an allen Gliedern zitternd vor Angst, ordnete die arme Bauersfrau an ihrem Anzüge und sah den Mann immer näher herankommen, i„ dessen Händen ihr Geschick lag. Der fremde Herr war von großer, stattlicher, untersetzter Figur und ovalem, fettem Gesicht, dem ein zierlicher blonder Backenbart ungcmcin wohl stand. Sein Anzug bestand in einem langen, stahlgrünen Kapmrock, der hoch hinauf geknöpft war, daß die schwarze Sammtweste nur wenig hervorsah, einem feinen, schwarzen, französischen Ka-storhut, schwarzem Beinkleid und Stiefeln mit silbernen Sporen. Seine linke Hand steckte in der Seitentasche des Rockes, in der rechten hielt er eine zierliche, glän- zende Reitgerte. Fein und nach damaliger französischer Mode gekleidet, verrieth doch sein Anzug kein äußeres Abzeichen einer Würde. In ziemlich raschein Schritt war er jetzt an das Wirthshaus gekommen. Sein offenes Antliz, umspielt von kleinen, blonden Krausloken, war leicht geröchct und heiter; mir den tiefblauen Augen freundlich herumsehend, wollte er eben das Haus vorüberwandeln, als die Banel-sfran bebend an ihn herantrat, sich auf die Kniee warf, eine Bittschrift empor hielt und stehenden Tones in der Landessprache: „Erbarmen, gna-diger Herr, für das arme, hilflose Weib eines alten blinden Mannes, um Gotteöwillen!" ihm entgegcnrief. — Der Herr blieb stehen, sah die Kniende mit ernstem, doch nicht strengem Blicke an, nahm ihr die Schrift aus der Hand und winkte ihr, aufzustehen, dann las er, mit der linken Hand in ftinen Haaren spielend, die Supplik und das pfarrämtliche Zeugniß aufmerksam durch. Nachdem er gelesen und mit einem eigenthüin-lichcn Ausdruck von Wohlwollen auf das vor ihm stehende zitternde Weib geblickt hatte, fuhr er zuerst in die beiden Seicentaschen, dann in die Brnsttasche seines Rockes, verzog, wie im leichten Unwillen seinen zierlichen kleinen Mund, sah sich ringsum, und schritt nach einer kleinen Pause gerade auf das Thor des Wirthshauses zu, mit der Hand der Bittstellerin win-^>,id. — Die Wirthin, welche der Scene durch das offene Fenster zugesehen hatte, trat dem Fremden ehrerbietig an der Stubcnthüre entgegen. »Dnjw licngp-jo, lwnnrjo!« (Gebt mir Geld, Geld!) sprach der Herr, sich mühsam in der Landessprache ausdrückend, gegen die Hausfrau, die ihn gleich verstanden hatte und sich bceilre, den fast vollen Sack ihrer Schürze mit seinem klingenden Inhalte auf den ersten besten Tisch auszuleeren. Man sah hier allerlei Gcldsorten, wie sie eben eine Wirthin einnimmt, Thaler, Zwanziger, Siebenzchncr, Zehner, Fünfer, Groschen und Kreuzer bunt durcheinander, doch meist war es große- 182 res Silbergeld. Der Fremde überblickte den Haufen und rief: .»l)i^jlo lke« — (Gebt noch!) Die Wirthin, schnell bedacht, das; dieses Geld einer wahrhaft dürftigen Person zu Gutem kommen soll, machte ohne Bedenken den Glaskasten auf, zog eine Lade hervor, nahm eine runde, hölzerne Geldschüssel heraus, deren Inhalt meist in Zwanzigern bestand, und leerte sie auf den frühern Haufen aus. — »Nokrn!" (gut) äußerte der Herr, indem er der Wirthin freundlich auf die Achsel klopfte; dann winkte er schnell die hintcnstehenoe alte Bäuerin herbei, hieß sie durch eine komische Pantomime die Schürze an den Tisch halten und strich ihr eigenhändig den ganzen Geldhaufen in ihren Schooß. Kaum war dieß geschehen, als die Alte sprachlos vor Dank auf die Kniee sinken wollte, allein mit Blitzesschnelle ergriff der vornehme Fremde Hut und Reitgerte, die er abgelegt hatte, und war mit einem freundlichen Bli-cke aufdie Wirthin im Nu aus der Wirthsstube verschwunden. War die glückliche Bittstellerin für den Augenblick vor übermäßiger Freude starr und stumm, so war es die Wirthin nicht minder vor Ueberraschung und einer unbestimmten Art Schreck, denn wer war der Fremde, dem sie ungezählt so viel Geld gegeben, und der sich so schnell und ohne ein Wort entfernte? — Wo sollte sie ihn suchen unter den vielen tausend Herren, von denen die Stadt damals wimmelte? Er ging wohl schon öfter vorbei, abe^-wenn er nun etwa ausbliebe? Derlei peinliche, argwöhnische Gedanken blitzten mit andern, vertrauenerweckenden durch ihren wirren Kopf, und indem sie nicht wußte, ob sie dem sonderbaren Herrn nachsehen und nachrufen, oder sich ruhig verhalten solle, blieb sie an einer Stelle wie eingewurzelt stehen. Diebeiden Frauenzimmer bildeten in der That eine Gruppe, würdig eines Meister-pinsels. Endlich ließ ihre beiderseitige Lethargie nach; sie gewannen wieder Leben. Die Reichbeschenkte errieth die Besorgnis; der Wirthin. «Sorget nicht,« sprach sie mit Zuversicht, „ein Herr mit einem so edlen Gesichte, der einer Armen so reichlich schenkt, kann nur ein Fürst, ein Minister oder sonst einer der mächtigsten der Her-rdn seyn, die jetzt in Laibach leben — ihr werdet euer Geld sicher und mit Zinsen zurückerhalten." — «Thörin , die ich war, daß ich nur einen Augenblick daran zweifeln konnte,' tröstete sich die Wirthin, »möge euch mein Geld Glück bringen, alte Mutter,« sagte sie, innerlich beruhigt, und bemüht, jeden Gedanken des weitern Argwohns aus ihrem trefflichen Herzen zu verbannen. — Froh und glücklich zog des andern Frühmorgens die alte Bauersfrau, nachdem sie ihrer Wohlthäterin tausendfach gedankt und sie gesegnet hatte, mit reicher Gabe, die etwas über siebenzig Gulden Metallmünze betrug, in ihre Heimath. Die Wirthin konnte die sonderbare Begebenheit nicht aus dem Kopfe bringen; der kräftige, männlich schöne Fremde mir den milden, himmelblauen Augen und dem blonden, krausen Kopfe stand beständig vor ihr. .Und wenn ich all das Geld auch niemals zurück-bekäme," dachte die brave Frau, die letzten mißtrauischen Gedanken ertödtend, „so soll's mir doch nicht leid thun, ein armes altes Ehepaar damit beglückt zu haben; denn ich bin ja Witwe und kinderlos und habe was ich brauche. Gott wird anderswo mich segnen." Dem sogenannten deutschen Grunde gegenüber, am Gradaschza - Bache, steht eine hübsche Mühle. Die Müllerin war eine Freundin unserer Wirthöfrau und kam Tags darauf herüber zum Besuch. Als die Wirthin ihr den abenteuerlichen Vorfall nach aller Länge erzählte, unterbrach sie die Erzählung durch kein Wort, am Ende aber nahm sie der Freundin Hand und sagte: »Dein grüner Mann ist mir schon bekannt, das heißt, ich kenne ihn von Person genau und wollte gleich für ihn einstehen, daß du dein Geld bekommst. Es sind noch nicht vierzehn Tage, als er eines heißen Nachmittags zum ersten Mal in meine Mühle crat. Er verlangte in deutscher Sprache sauere Milch mit Nahm und Schwarzbrot. Ich stellte ihm eine saubere Schüssel nebst Brot, einem Messer und hölzernen Löffel hin und verließ die Stube. Nach etwa einer Vier-telstunde kam er heraus, grüßte mich leichthin mit der Hand und ging über den Steg der Stadt zu, ohne ein Wort zu sagen. In die Stube gekommen, fand ich, das; er der Milch wacker zugesprochen habe, aber von irgend einem dafür hinterlassenen Stücke Geld war keine Spur. Mein Fremder kam dann noch durch fünf Tage nach einander, ließ sich die sauere Milch trefflich schmecken, sprach aber außer dem Begehren derselben nie eine Silbe und dachte auch nicht an Bezahlung. Ich — offen gestanden — würde mich geschämt haben, einen so stattlichen, vornehmen Herrn an's Bezahlen zu erinnern und es freute mich, daß er an derMilch so viel Behagen fand. Aber am sechsten und letzten Tage, was fand ich unter dem Boden der Milchschüssel, als er die Mühle verlassen? Sechs blanke, gelbe Ducaten waren es, liebe Freundin, die ich immerfort zum Andenken aufsparen will. Nächstens werde ich sie dir zeigen. Da nun dein Fremder und der mei-nige deiner Beschreibung nach genau eine und dieselbe Person ist, so ist dir auch dein Geld gewiß und dazu mit Zinsen, wie ich gar nicht zweifle." — »Aber wer glaubst du wohl, könnte der räthselhafte Iremde seyn? fragte die Wirthin, die der Erzählung der Müllerin mit größtem Interesse zugehört hatte. — ,Ia, das mag der Himmel wissen, .sprach die Andere achsel- 183 zuckend, „ein kaiserlicher Kammerherr, ein Rath oder etwa gar ein Minister, dacht' ich, wird er seyn, und zwar um desto eher, als du ihn, wie du erzahltest, schon mit 6 Pferden hast vorüberfahren sehen. Nun, wir werden bald darüber im Klaren seyn, denn du wirst ja ohne Zweifel —" — „Mein Gott, sieh doch, sieh doch! wer kömmr denn da zu uns?" unterbrach die Wirthin den Redestrom der Freundin. Bevor diese sich umsehen konnte, trat bereits ein prächtig gekleideter Büchsenspanner in grüner Livrö, strotzend von Goldborten, Epauletts und Schnüren , in die Stube. «Seyd ihr hier die Wirthin und Hausfrau?" fragte er. — »Ja, Herr — aber ich weiß nicht, ich kenne —« — »Braucht mich nicht zu kennen, hier sind 12 Louisd'ors für Euch. Seine Majestät der Kaiser Alexander von Rußland schicken das Geld." — „Mir?" stammelte die Wirthin verlegen nnd errötheud — es wird ein Irrthum seyn — ich habe keine Bitte vorgebracht — es war mir auch nicht noth, ich besitze, was für mich hinreicht, daher — —« — »Nichtsda! Ihr müßt das Geld hier nehmen, brave Frau, es ist nur die Bezahlung einer Schuld. Ihr habt gestern einem unbekannten, fremden Herrn, der hier vorbeikam, Geld gegeben für eine arme, alte Supplikantin? Ist's nicht so?" — „Ja, das that ich.« — „Nun also! Seht Ihr wohl, das Geld gehört euch, der Herr war mein allergnädigster Czaar, der Kaiser von Rußland selbst." (Spiegel.) Der letzte Zwieback. (Scene aus dem spanischen Verthcidigungskriege.) „Fünf Tage lang,' erzählt ein französischer Officier, ..hatten unsere Truppen in Spanien Anfangs August !8l0 im Angesichte des Feindes von zwei Pfund Zwieback, einem Pfund Fleisch und einer halben Maß Wein gelebt. Viele halten mit diesen kargen ^ebens-mitteln drei Tage lang hausgehalten, einige Wenige sogar vier Tage; aber der fünfte sah beinahe Alle, vom Niedrigsten bis zum Höchsten, nahrungslos und erschöpft, und alle Gefährten verriethen durch ihre Blässe den Mangel und die Entkräftung der armen Leute, da ihnen obendrein der Feind keinen Augenblick Ruhe ließ und sie Tag und Nacht, wo nicht beständig im Gefechte, doch stets unter den Waffen erhielt. Die Engländer hatten sich in den Besitz eines alten Hauses gesetzt, aus welchem sie uns vielen Schaden zufügten. Aus diesen, mußten sie vertrieben werden; eine Abtheilung unsers halbverhungerten Volkes führte diese kühne That wirklich aus, doch "icht ohne bedeurendcn Verlust. Ungefähr eine Stunde nach der Einnahme dieses Ge- bäudes begab ich mich dahin, um den Wahlplatz zu besehen. Der Officier, welcher die Abtheilung befehligt hatte, gesellte sich auf dem Wege zu mir, um die Wegschaffung der Verwundeten zu beschleunigen. Wir begegneten mehreren derselben, welche ihre Kameraden nach dem Lazarcthe trugen, unter andern Einem, den uns vier Soldaten sehr langsam in einer Decke entgegen brachten. Sobald er seinen Officicr erblickte, rief er hastig, doch mit schwacher Stimme: «Halt! legt mich nieder, laßt mich mit dem Hauptmann sprechen." Man gehorchte und ließ ihn unter dem Schatten eines niedrighängenden Felsens nieder. Er mochte ungefähr vierzig Jahre alt seyn; das Blut quoll in Strömen aus einer breiten Halswunde hervor, und er nahte sich offenbar seinen letzten Augenblicken. Er hielt seinem Hauptmann die Hand entgegen, welche dieser mit freundlicher Rührung drückte, und sprach mit einem Blicke, in welchem sich Liebe und Dankbarkeit malre: »Herr Hauptmann, Sie sind immer mein bester Freund gewesen, seit ich in das Regiment trat. Sie haben mich einmal von unverdienter Strafe gerettet, Gott segne Sie dafür!" Hier traten dem Unglücklichen Thränen in die Augen; der Hauptmann und alle Umstehenden weinten still. »Ich bitte Sie nur um Eins, Herr Hauptmann,« fuhr der Sterbende fort, „lassen Sie sobald als möglich meiner lieben Frau und meinen armen Kindern meinen rückständigen Sold zukommen; ich habe nicht lange mehr zu leben. Ich habe meine Pflicht gethan, nicht wahr, Herr Hauptmann?" „„Das hast du, Henry, wie ein braver Mann,«« versetzte der Hauptmann mit tiefer Rührung. „Gott segne Sie," fuhr der Soldat, immer schwächer werdend , fort, »ich habe nur noch Eins zu sagen. Da ich mich diese letzten Tage nicht ganz wohl befand, so konnte ich meinen Proviant nicht allen aufessen. Ich habe noch einen Zwieback; es ist Alles, was ich habe. Sie leiden Mangel, wie die Uebrigen; nehmen Sie ihn aus Liebe zu einem armen Soldaten; der Herr segne und erhalte Sie!« Mit diesen Worten siel der gute Mensch erschöpft zurück und verschied nach wenigen Minuten. Der Hauptmann weinte wie ein Kind, die ganze Compagnie begleitete den ehrlichen Mann zu Gmbe. Der Hauptmann hielt an demselben eine kurze, eindringliche Lobrede auf den Verstorbenen, zeigte seinen Kriegern den Zwieback und erklärte, daß er ihn zum Angedenken an den braven Soldaten behalten wolle, und sollte er darüber verhungern müssen. An demselben Abend kamen jedoch Lebensmittel an, was den edelmüthigen Officier der Gefahr überhob, vielleicht in der größten Noth seinen, schönen Entschlüsse untreu werden zu müssen. 184 Feuilleton. (Die Taba krau ch er) wird eine neue Entdeckung im hohen Grade interefsiren. Man hat in Frankreich ein Papier erfunden, das nur aus Tabakblättern verfertigt lind bogenweise, wie gewöhnliches Papier, verkauft wird. Man schneidet ein Stück von beliebiger Größe ab, rollt es und hat so die Cigarre ganz nach Gutdünken fertig. Diese Erfindung ist so vracrisch, daß die Regierung, als Tabak - Monopolistin, mit dem Erfinder bereits in Unterhandlung getreten seyn soll. L a ch p i l l o n. Ein Officier, der fast täglich von seinen Glaubigern belästiget wurde, hört«' eines Morgens wieder an seine Thüre klopfen. «Wer klopft draußen?" — »A Gläubiger," war die Antwort. — „Nun, was glauben's denn?' — „Ich glaub' halt, daß ich endlich mein Geld kriege" — „O gehen's! das ist Aberglauben." — »Wo wohnen Sie?" fragte jüngst ein Gens-darme ein pasiloses Individuum. — «„Ich wohne gar nicht!"" — «Und Sie?" — fuhr der Mann des Gesetzes, zu dem Gefährten des Erstern gewendet, fort. — »Ich wohne ihm gegenüber!- Theater in Laiback. Montag am 2N. October: „Der Landjunker zum ersten Male in dcr Residenz," Lustspiel in 5 Akten von A. v. Kotzebu e, Herr Zeiner gab die Titelrolle mit guter Färbung. Matz, Birkens Diener, sahen wir von Herrn Moldt im Berliner Jargon höchst possierlich repräscntirt; also wieder eine neue Seite dieses beliebten Komikers. Herr Schmidt war als Lieutenant sil-berforst drav. die übrigens Beschäftigten, die in diesen, Stücke nicht recht hervortreten können, halfen zur Rundung des Ganzen nach Möglichkeit, ohne rie Theilnahme zum lebhaften Applause potcn-zirt zu haben. — Dinstag am 21. „Ein Herr und eine Dame," einaktiges Lustspiel von C. Blum, und ..der Tritschtratsch/' Posse in einem Akte von Nestroy. Die Träger der Tilelparte, Herr Thom« und Dlle. Spengler, spielten in diesem hier neuen Lustspiele mit Animo und aller Lonsequenz, allein dramatische Kleinigkeiten von zwei oder drei handelnden Personen können selten dem gereckten Vorwürfe einer matten Handlung und der Langweiligkeit entgehen, und wenn es gut, piquanc und drastisch durchgeführte cinatrige Lustspiele mit 2 Personen gibt, so sind es die K o tze b u e'schen. Einen brillanten Erfolg hatte die zweite Piece. Herr Mayer, als Sebastian Tratschmiedl. kann diese Parthie zu seinen gelungensten rechnen und wir möchten behaupten, daß sie nach Nestroy nicht leicht Jemand wirksamer und besser darstellt, als er. Freilich gehört dazu, außer dem komischen Talente, auch eine besondere Volubilität der Zunge» Herr Mayer wurde mehrere Male in der Scene und am Schlüsse stürmisch gerufen. Die Dlles. Et terich. Ah mann und Meyerhofer, als Putzmacherinnen, legten auf die liebenswürdigste Art Proben echter weiblicher Zungenfertigkeit ab. Die Posse hat außerordentlich gefallen. — Mittwoch am 22., zum ersten Male: „Doctor und Apotheker, ober die feindlichen Brüder." Lustspiel in drei Akten von Dr. Raupa ch. Dieses Lustspiel ist eigentlich mehl' Trauerspiel, weil es wahrlich um seine Lustigkeit und um das Amüsement der Zuschauer traurig aussieht. Zum Lesen mag es vielleicht leidlich seyn, bei der Auffuh-tung aber mußten wir nur die redliche Mühe der Darsteller bedauern, welche die schlevpende, eingesumpfte Handlung nicht beleben konnten. DieSceneim dritten Acte des Amtmanns Sturm. (Herr Thomö), Till (Herr Posi nger) und der beiden Brüder (die Herren M o ld t und Kö p p l) sprach noch am meisten an. Das Stück liest kalt, wie es nicht anders seyn konnte. —Donnerstag am 23.: „Die Kinder desNe« giments," Vaudevillc in drei Akten von Vlum. Ein Stück voll Leben, voll französischer Heiterkeit, voll gut berechneter Situationen, daher auch von entschiedenem Effect. Schon im vorigen Jahre hat es hier allgemein angesprochen, denn Herr Ziegler war ein ausgezeichneter Preueaur, Dlle. Henschel in der Parthie des Gemeinen Trimm unübertrefflich. Heuer waren diese Rollen in den Handen des Herrn T h o m 6 und der Dlle. Amasbcrger. Herr Thon, 6 stellte den alten 70jährigen Invaliden mit ergreifender Wahrheit und Treue dar. Herr Posina er nahm sich als General e» l^Il«l sehr würdevoll aus. Herr Zeiner, als Lieutenant Louis. Herr Mayer, als Negimentstambour, Dlle. Po sing er, als Nadeje» verdienen lobend erwähnt zu werden, selbst Herrn Mülenau's Capitän Sevelat sprach an. Die übrigen unbedeutenden Rollen waren entsprechend besetzt und die Vorstellung erfreute sich einer sehr günstigen Aufnahme, — Samstag am 25.: „Das Vild," Trauerspiel in fünf Akten von Ernst v. Hou-wald. Ein altes und doch ewig junges Stück, eine dramatische Dichtung, die sich den besten Tragödien an die Seite stellen kann» die wir in Deutschland besitzen. Durch dieses Stück allein schon hat sich Houwald den immerwährenden Ruf eines herrlichen, ge« nialenVühnendichters begründet. Welche Consequenz i» der Anlage und Durchführung, welcher Reichthum der Bilder, welcher Adel der Sprache, kurz — die Akten über dieses meisterhafte Stück sind längst geschlossen, und unsern Theaterfreunden gewährte es einen der genußreichstenTheaterabente. HcrrThom«, als Maler Spinarosa, hat den Charakter des edlen, sich aufopfernden Meisters in seiner tiefsten Tiefe erfaßt und mit aller Ruhe und künstlerischer Besonnenheit treu gezeichnet. Reicher, wohlverdienter Beifall lohnte ihn und Herrn Posingcr, der den hochherzigen Grafen Nord mit einer Warme und Wahrheit zur Anschauung brachte, die nur dem wahren Künstler gelingt, Camilla fand in Dlle. Spengler eine würdige Darstellerin- Dlle. Posinger kann ihre Parthie als Leonhard zu den gelungensten rechnen. Welche Wärme, welche Weichheit im Ausdruck! Ihr Ziel. cine ausgezeichnete tragische Schauspielerin zu werden, ist bei fortgesetztem Eifer ein sicheres und gewisses. Sie wurde verdient gerufen. Mit dcm Marchese de Sorrcn-to, dessen Repräsentant Herr Köppl war. konnten wir nicht zufrieden seyn. Wir vermißten Ausdruck. Leben , deuUiche Ausprägung in dieser an sich dankbare» Parthie. Herr Mülenau, als Castcllan, leistete Genügendes, erhielt in einer Scene Beifall und war sehr passend costumirt. Reicher Beifall krönte das Ende.— Sonntag am 26. zum ersten Male: „Doctor und Friseur, oder die Sucht nach Abenteuern," Posse mit Besang in zwei Akten von F. Kaiser, Musik von 6. ci« L«l'I)!o,'i. Die Posse zeichnet sich weder durch schlagende Witzpointen, noch durch Couplctts aus, hat aber, im zweite» Akte besonders, echt frappante, komische Situationen. Die erheblichste Figur des Ganzen, der Grundpfeiler des Stückes, ist Keck, der Damenfriseur. Herr Mo ldt hat diese Parthie mit allem Aufwande seines komischen Talentes, also vortrefflich aufgefaßt und wurde in der Scene wie am Schlüsse hervorgerufen. Alle Uebrigcn, bis aufHerrn Mülenau, den das Gedächtniß gänzlich im Stick ließ, trugen zum Gelinaen dieser heiteren Sonntagsfarce das Ihrige nach Kräften bei. Das Haus war sehr besucht. Leopold Kordesch. ^I!<3 .jun« , W6lc!>ti iln I^llrellr«« 1845 unll 1846 In '6t'<1l-li6l't, 8iell V6r«lN8 pllil-I>>-u'Ml)Nl8«lwll 6686lltjc!llltt. I^ili»cll am 25. Oo lal)6l- 1845. Verleger: Ignaz Alois Edler v. Kleinmayr.