„Mihtit, W»hlß«»d, str M " «r 4» Sonntag, 8. Apvtt RS««. V Jahrgang Die ^Marburger Zeitung- erscheint jeden Sonntag. Mittwoch und Freitag. Preise — siir Marburg: ganzjährig 6 fl.. halbjähug 8 fl., vierteljährig 1 si. 50 kr. sür Zustellung ins Hau» monatlich 10 tr. — mit Poswersendung: ganzjährig 8 fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wirv bei einmaliger Einschaltung mit IS, bei zweimaliger mit 15, bei dreimaliger mit 20 kr. birechntt, wozu für jedesmalige Einschaltung 80 kr. Inseraten-Stempelgebühr kommen. Zur Geschichte des Tages. Der fortwährenden Beunruhigung gegenüber ivird von der Berliner „Rational Zeitung" hervorgehoben, daß weder die Truppen-Ml in Bödmen, wie man sie auch veranschlagen mag. zu einem Ein-bruche in Schlesien hinreicht, noch der bisherit^e Umfang der preußischen Rüstungen einen plötzlichen Acldzug nach Sachsen oder Böhmen ermög-licht. Bon beiden Seiten sucht man durch diese Aühlcr auszuforschen, welchen Grad von Ernst und Entschlossenheit der Gegner heranbringt, und welche Freunde oder Feinde der allgemeine Allarm heranführen mag. Bon diesen Anfängen bis zu einem wirtlichen Bruche würde» noch zahl« reiche Stadien zu durchlaufen sein, und das schwierigste von alten wäre das letzte, in wechem der eine Theil die Rolle deS Angreifers aus sich zu nehmen hätte. Bon wie geringer militärischer Bedeutung tauch die Sisti' rung der Formation der MunitionS Kolonnen sein mag. so zeigt sie doch, welche Hemmungen jeder kecken AktionSlust in Preußen gegenüberstehen Andererseits theilen wir zwar durchaus nicht die gute Meinung, welche manche deutsche Blätter von der ausnehmenden Harmlofigkeit der leitenden Personen in Wien hegen; wir glauben aber, daß die Zustände deS KaiserstaateS doch ivilltürlichen Einfüllen eine gewisse unüberschreitbare Grenze vorzeichnen. Bismarck hat an die Führer deS deutschen RationalvereinS die Aufforderung ergehen lassen, ihre Thätigkeit »vieder fortzusetzen: die preu-ßische Regierung werde denselben künftighin mehr Aufmerksamkeit zuwenden. Auch ein deutsches Parlament will Bismarck einberufen. Der Kö-nig. heißt eS. sei diesem Projekte nicht abgeneigt und Preußen werde dann verlangen, daß der Beschluß der deutschen Nationalversammlung vom Jahre 184V ausgeführt und der Preußenkönig zum Kaiser von Deutschland erklärt werde. Die BerfassungSpartei deS deuschen Bundes verdiente aber in s Tollhaus geschickt zu werden, wenn sie einen Augenblick daran dächte, von Bismarcks fluchbeladener Hand eine Oabe anzunehmen. Der „R. grantf. Ztg." wird aus Berlin geschrieben: „Gras Bis-marck fährt fort, den König mit allen möglichen Mitteln zu einer kriege- Im rothen Zk r u g. Von z. Te«me. (Fortsetzung.) Die Passagiere deS PrahmS hatten fich von ihrem Schrecken erholt. Die Frau Steinauer. um sehr zornig zu werden. Ihr Mann hatte sie wieder auf^hoben. „Wie konntest Du mich hinfallen lassen?" fuhr sie ihn an. „Mein Gott, ich war ja nicht bei Dir. mein Kind." „Warum warft Du nicht bei mir?" „Ich wollte gerade den jungen Menschen iu dem Rachen — Weißt Du. wer er war. mein Kind?" Er wußte doch »vohl seine grau zu behandeln. Er hatte ihren Zorn von fich abgelenkt. „Ein Unverschämter, ein Alegel. ein Grobian war er." „Ich weiß noch mehr von ihm. mein Kind." „Und waS weißt Du von ihm?" „Er ist der Ludwig beim Seltner." „Wie der Herr, so der Knecht." „Uud ich kann Dir jetzt auch noch mehr sagen, mein Kind." „Und waS wäre das?" „Jenes Frauenzimmer. daS wir nicht kannten, das?u aber doch schon gesehen zu haben meintest, e» ist die Tochter drS reichen Seil-ner." „Dle Landläuferin?' fragte die gelbe Tochter Charlotte. „Hm. hm. sie ist keine Landläuferin. unl> e» ist mir da ein Gedanke gekommen—" „Bater, daß Ihr sie nur nicht mitnehmt. Ach fahre nicht mit der koketten Person. Wie sah sie wieder den jungen Menschen in dem Rachen, den Ludwig an! Sie hatte nicht einmal mit dem Andern genug." Der Herr Steinauer hatte den Finger an die Rase gelegt. „Sei ruhig, mein Kind; sie wird nicht mit uns fahren. Dos steht nicht in meiner Rechnung. Wir dürfen sie nicht einmal kennen. Versteht Ihr?" „WaS rechnest Du schon wieder?" fragte ihn seine Frau. „Rachher. nachher, wenn duS Faeit fertig ist.- Er wurde nicht weiter gefragt, und er konnte ruhig weiter rechnen. „Fräulein", saate der Baron vom Stromberg zu der Mamsell Caroline Sellner. „ich yabe Ihren M«th bewundert." DaS Mädchen errö-thete wieder und antwortete so gntmüthig, so natürlich. „Meinen Muth? Ach, ich hatte wahrhaftig Angst genng. konnte mich ja kaum halten." Aber sie dankte auch ihm, doch mit einem freundlichen und glücklichen Blick. G Der Prahm erreichte daS andere Ufer. Die Passagiere stiegen auS. Die Extrapost deS BaronS von Stromberg und die Kutsche des Herrn tischen Lösung zu drängen. Daß dies nur dadurch möglich ist. daß dem Könige von seiner Umgebung, jenen Militärs, die ihre Feldzüge auf den Parquet» der königlichen Schlösser gemacht haben, uud die man daher zum llnterschied von Feldgeneralen die „Hofgenerale" nennt, die Lage der Dinge stets im falschen Lichte gezeigt wird, und daß Graf Bismarck von den diplomatischen Mittheilungen. die er dem Könige vorzutragen hat. dasjenige unterdrückt. waS dem Frieden förderlich sein könnte, und dage-gegen Alles in verstärktem Maße hervorhebt. waS den König zu reizen und sein salsch.'s militärisches Ehrgefühl aufzustacheln vermaa, liegt auf der Hand. Uebrigcns ist es eine bekannte Thatsache. daß Graf V. d. Goltz in Paris bereits seit Jahr und Tag Klage darüber führt, daß seine De-peschen nicht vollständig zur Kenntniß dcS Königs gelangen. Wenn etwas im Stande wäre, die Pläne unserer KriegSpartei zu vereiteln, so wäre es die weitere Ausbreituna der Agitation in der Bevölkerung für Erhaltung des Friedens. Die ersten Ansänge derselben haben hier an der betreffen-den Äelle sehr unangenehm berührt." Pariset Nachrichten zufolge denkt Napoleon an die llmgeftaltung seiner inneren Politik. Der alte Tyrann will Ruhe und Stille und Ordnung und Wohlstand in solcher Hülle und Fülle um sich verbreiten, daß für die Freiheit gar kein Platz mehr bleibt, und er hat seine frühere Ma-xtme. den Thatsachen voranzugehen, bereits so gründlich vergessen, daß er sich selber einredet, wenn er stehen bleibe, könne und wolle sich nichts mehr aus der ganzen Welt vorwärts bewegen. Kein Wunder! denn da er ja nun einmal daS auserkorene Werkzeug der Vorsehung ist. so muß jede Zuwiderhandlung gegen den kaiserlichen Willen eine Majestäts-Belcidigung im Himmel wie auf Erden sein. Wahrlich die alte patriarchalische Got-teSgnadeN'Theorie verhält sich zu dem von der Vorsehung berufenen Kaiserthum Napoleons lvie Zuckerwasser zu Rattengifts Der Kaiser hätte nun in seinen untrsorschlichen Rathschlüssen sich vorgenommen, dem verheerenden Beginnen derer, welche oljne seine Erlaubniß einer größeren Freiheit bedürftig find, einen festen, unüberfteiglicheu Damm entgegenzusetzen. So behaupten die wohlunterrichteten Leute. ES soll sich nicht allein darum handeln, jede weitere Reform aus dem konstitutionellen Gebiete rundweg abzuschlagen, sondern sogar, um daS Uebel mit der Wurzel auszurotten, Steinauer wurden an daS Land gebracht. Am Lande maßten die Reisenden fich trennen. Zweien von ihnen schien eS schwer w tverden. Nicht dem Herrn Steinauer. Er war der erste, der in seinen Wagen einsteigen wollte. Aber seine Frau wollte cS noch nicht. „Der Schreck ist mir in die Glieder gefahren", sagte sie. Da mub ich mich erst mit einer Tasse Kaffee stärken." Ihre Tochter schien derselben Meinung zu sein. Mutter und Tochter gingen zu einem Fährhause. daS auch auf dieser Seite war. ohne um den Mann und Bater sich weitir zu betümmeru. Der Herr Steiuauer mußte sich aber um sie bekümmern und er folgte ihnen. DaS Fährhaus war zugleich ein großer Krua. wie daS PosthauS drüben zugleich ein geräumige» WirthShauS lvar. Der Baron mit seiner Gesellschaft mußte weiter fahren; seine Extrapost stand schon bereit. Er mußte sich von dew schönen Mädchen trennen, daS er vor kaum einer Stunde erst kennen gelernt hatte. Ihm schien cS recht schwer zu werden. Und auch Caroline Scllner stand so sonderbar unschlüssig da. Auf dem Hofe des Fährkruges stand eine hübsche, blanke, wie nagelneue Bergchaise mit einem wohlgebauten, großen Braunen bespannt. Neben der Chaise stand ein Kutscher in einem naj'telneuen blauen Rock, der beinahe wie ein ^«ivreerock aussah. Als der Kutscher deS jungen Mädchens ansichtig wurde, übergab er die Zügel seines PserdeS einem Knechte und ging auf sie zu. „Mamsell, der Bater schickt mich mit der Chaise." Er hatte seinen Hut abs^nommen und stand ehrerbietig vor ihr; aber er mußte sie doch verwundert ansehen und s^ine Berivunderuug war eine freudige. „Mamsell Caroline, wie find Sie groß und schön geworden!" Und sie mußte wieder erröthen, und diesmal war ihr Erröthen wieder ein anderes als sMer. aber eS war das schönste. „WaS machen Vater und Mutter?" fragte sie. „Sie sind gesund und lassen vielmals grüßen." „Und der Bruder Friedrich?" „Er ist auch gesund. Sie werden AlleS iviederfinden, M«m-sell. tvie Sie eS Verlaffen haben." „DaS freut mich. Können wir gleich fahren?" „Auf der'Stelle." „Dann komm ", und sie gab ihm freund-lich die Hand. Sie halte sich vorher nach ihren Angehörigen erkundigen müssen. Sie that daS AlleS mit der reinsten, einfachste«, natürli^en Herzlichkeit. Dann wandte sie sich zu dem Baron, um von ihm Abschied zu nehmen. Er halte jede ihrer Bewegungen. jedeS ihrer Worte ver-schlungen. Er stand gleich einem Berzückten da. „Fräulein Caroline", sagte er. „darf ich auch diese Hand nehmen?" Sie reichte ihm freundlich ihre Hand hin. „Vir müssen ja Abschied von einander nehmen", sagte sie. „Aber nicht für immer. Fräulein Caroline. Ich fühle es. Wir sehe» die Aonzeffio»en de« NovemberDekrets von 1860 zurückzunehmen und die alten Zustände, wie sie fich so gedeihlich und erfreulich au« dem Staat«-streiche ent»vickelt hatten, in ihrer ursprünglichen Reinheit wieder herzu-stellen Es soll also der ungestüme Andrang der Verfassung« Neuerer nicht allein einfach abgewehrt, sondern cS jollen diesen die stumpfen Waffen, welche man ihnen 1860 geschenkt, wieder abgenommen und der Boden selbst, auf dem sie sich seitdem beivegten. unter den Füßen wieder weage-zoaen werden. Napoleon meint, daß e« zweckmüßig sei. durch eine allge-meine Volksabstimmung seine „Vollmacht" erneuern zu lassen. Die Sache soll bald schon m Angriff genommen werden und sie könnte am Ende noch glücken. Der ganze Wiß besteht nur darin. >vie man die Frage stellt E« wird nicht heißen- „Seid ihr für jetzt und immer mit dem mfrieden. wa« ihr habt, oder glaubt ihr. daß euä» etwa« mehr Freiheit nicht schaden kann?" sondern: „Wollt ihr da« Kaiserreich, oder die Anar-chie da« Äao«. den Weltuntergang?" Zur Rechte»! wird man da« Kai-serreich in seiner strahlendsten Entfaltung, da« große Reich det Wcltruhm« und de« materiellen Genussr« erblicken. Zur Linken zu einem «nSuel ge-ballt alle Schrecken«gtstalten der Reaktion und de« Republikanismu« mit weißen Kokarden und rothen Mützen. Auf diese Weise arrangirt und mit den bekannten Hilf«mittrln in « Wcrk gesetzt, läßt sich vielleicht noch einmal eine Bolt«abstimmung fälschen. Ein Mth»i «»d sei« Ailge«. Marburg. 7. April. Die Franzosen räumen Mexiko! Die Adler weichen ohne Krieg mit Nordamerika, ohne Sieg über die Republikaner de« Lande«, dessen Erobe-rung und Beglückung mit einer neuen Staat«form zu den LieblingSge- danken Napoleon« gehörte. . ^ ^ ^ . Der stolze Kaiser de« ruhmstolzesten Volke« muß vor dem ehmaltgen Schneidermeister beschämt zurücktreten, der Berräther der französischen Republik überläßt seinen politischen Gegnern da« Feld. Und wa« b'ben seine Schmeichler und Soldknechte von diesem Felde geträumt und ge-faselt! Wer an dem Walten der ewigen Gerechtigkeit im BSlkerleben ver-zweifeln möchte, fühlt seinen wankenden Glauben wider befestigt, da jetzt die zahlenden Tage kommen. ^ Nach dem Urtheile der Geschichte ist die Schmach de« Napoleom,chen Rückzüge« au« Amerika unvertilglich. Doch Er. der nicht allein Ge-schichte schreibt, sondern auch wähnt, Geschichte machen zu können. E r wird von seinem Berhängniß getrieben, durch Großthaten den alten Glanz in den Augen Frankreich« wieder herzustellen suchen. Die jetzige lSage Mitteleuropa« bietet eine sehr-gunstige Gelegenheit. Leichtgläubige und gutmüthige Politiker — wenn man diesen Au«-druck gebrauchen darf — lpolitiker, die immer und überall von Vertrauen überfließen, haben auch dem Kaiser Napoleon vertraut — haben gemeint, er werde in den Krieg, der zwischen Oesterreich und Preußrn au«zubre. chen droht, keinen Spieß tragen. Diese Politiker dürften bald mit Schre-cken gewahren, daß Deutschland au«ersehrn ist, den welkenden Lorbeerkranz Napoleon« »oieder aufzufrischen. . .. Damit ja kein Zweifel sei über die Gelüste, die Frankreich« Gebie-ter hegt — so erklärt ein Pariser Regierungsblatt den Willen dc«ielben — dumit ja kein Zweifel sei. daß Frankreich in dieser Frage mit seinem Herrscher gehe, bläst Girardin « unabhängige „Liberte" in da« nämliche Horn und e« ist der längst bekannte unli von allen Parteien jenseit« de« Rheine« geliebte Ton. wenn dieser Schriftsteller sagt: „Gleich beim Au«, bruche de« Kampfe« muß Frankreich fich Mit Italien auf die Seite Preu- S. Ei« e»ge« Thal, oder wen» »a» will, eine weite Schlucht war a«f ßen« stellen, damit wir mit Italien und Preußen die Früchte de« Siege« einheimsen." (Schluß folgt.) Marburger Berichte. (Sitzttng de« Gemei»deau«sch usse« vom ö. April. Schluß.) Herr Aloi« Frohm und Krau 3osepha Renner in der Grazer« Borstadt beschweren fich, daß die SüdbahngeseUschaft den Straßenkanal noch nicht hergestellt: die Gemeindevertretung wird bei der Gesellschaft dahin wirken, daß diese ihrer Verpflichtung nachkomme. — Da« Brunn» gäßchen mit einem Flächenranme von 604 Geviertklaftern soll tanalifirt und mit gehackten Steinen gepflastert werden. Die Kosten belaufen sich 670 fl. und eS haben zur Deckung derselben die Hau«besitzer S70 ft. bei« getragen. — In acht Bauangelegenheiten sollen Kommissionen abgehalten werden. — Der Turnverein erhalt auf sein Ansuchen den üblichen Iah« reSbeitrag (50 fl.) — Der zur Prüfung der Gemeinde-. Spital«- und Armenrechnung gewählte Sonderau«schuß erklärt, er habe die Rechnungen richtig befunden nnd e« wird nach seinem Antrage die Genehmigung der-selben ausgesprochen. — Friedrich Habermana. Bücker au« Uttenreuth in Baiern. wünscht sich mit Josefa Wellner in St. Magdalena zu verehli-chen und seinen Beruf hier auszuüben, au« welchen Gründen er um die Ausnahme in den Gemeindeverband nachsucht: der Au«schuß ertheilt dieselbe jedoch nicht, weil man den Gesuchfteller persönlich nicht kenne und er auch ohne Aufnahme in den Gemeindeverband heiraten und sein Ge-schüft betreiben dürfe. — Der Lande«au«schuß macht bekannt, daß die Lo«trcnnung eine« Theil« der Gemeinden Kärntnerthor und Burg-Maiek' lios von der Großgemeinde Marburg betvilligt worden: die ljebergabe wird unverzüglich vorgenommen und sollen die betreffenden Parteien da-von in Kenntniß gesetzt werden. —Da« Ministerium ist geneigt, am hie« sigen Gymnasium den Zeichnenunterricht eznzuführen, wenn-die Gemeinde die erforderlichen Lehrzimmer und Lehrmittel beschafft Bon der Gymna-sialdirektion wird die Sache mit warmen Worten empfohlen. Der Ge-genstand ist. »vie Herr Mareo bemerkt, sehr interessant, von bedeutender Tragweite und sehr bestechend, eine umfassende Prüfung also nothwendig und e« wird nach seinem Antrag ein Fünfer Au«schuß (die Herren: Marco, von Feyrer. Tappeiner. Stampfl und Dr. Waltner) gewählt, der umfaj-sende Erhebungen pflegen nnd die geeigneten Anträge stellen soll. — Die besondere Gemeindeordnung für Marburg hat die kaiserliche Geneh-inignng erhalten. Da« Bezirk«amt erläßt die Aufforderung, die Neuwah-len. sogleich einzuleiten, iva« nach der Erklärung de« Borsitzenden geschehen wird, sobald die Gemeindeordnung im Gesetzblatt erschienen und in Recht«, kraft erwachsen, also fünf und vierzig Tage nach der öffentlichen Bekannt-machung de« Gesetze«. — Der Herr Bürgermeister theilt der Versammlung mit. daß er au« Gründen der Dringlichkeit den Herren; Franz Pelt-hoser und Joseph Eckart die Ehe bewilligt habe und erhält die nachträg. liche Genehmigung. ^ Die Statthalterei hat den Rekur« der Gemeinde gegen den An«spruch de« Bezirksamt»«, betreffend die Gehalt«aufbesserung des Unterlehrer« Herrn Possavetz verworfen. Die Gemeindevertretung fin-vct jedoch, e« seien die Voraussetzungen der Statthalterei nicht stichhältig und beschließt, fich an da« Ministerium zu wenden. Der Herr Bürger-Meister verlieft den von ihm verfaßten Entwurf de« Rekurse« vor. und der Ausschuß erklärt sich unter Zeichen de« Beifall« damit einverstanden. Aufmerksamkeit erregt folgende« Schriftstück, welche« die Herren Mareo und Genossen an den Borfitzenden gerichtet: „In der Marburger Zeitung vom 9. März d. I. wurde in einem Berichte über die Sitzuna der land-zvirthschastlichen Filiale Nachstehende« zur Sprache gebracht" : „Der Schrift- allen Seiten von hohen, ivaldbedeckten Bergcn eingefaßt. Eine Landstraße durchzog sie. In der Mitte lag ein große«, lange« Hau« mit Nebengebäuden. E« tvar da« einzige Hau« in der ganzen Schlucht. E« war noch ziemlich neu. wohlgebaut, wohlerhalten, mit seinen Schenern. Remisen und Stallu^en zu ländlichee Wirthschaft eingerichtet. E« diente aber auch zum Wirth«hause. „3m rothen Krug" war in großen Buchstaben auf einem Schilde über der Hau«thür zu lesen. Große Holzlager umher gaben zu erkennen, daß der Besitzer zngleich einen bedenkenden Holzhandel treibe ; mitten ztvischen den ivaldigen Bergen leicht erklärlich. Htiu« und Nebengebäude lagen mit der Front nach der Landstraße; ein offener Hos. etwa vierzig Schritte breit, trennte sie von dieser. An da« Hau« lehnt» sich ein großer Garten, nach der Landstraße hin von einer hohen Mauer, aus den anderen Seiten von einer nicht minder hohen, dichten Hecke umschloffen Wenn man durch die Hau«thür iu da« Hau« trat, so gelangte mail zuerst in einen geräumigen Flur, in tvelchem. nahe am Eingana» zwei Thüren einander gegenüber lagen. Die eine recht« führte in da« für die einkehrenden fremden Herrschaften bestimmte gemeinschaftliche Fremden-zimmer, die andere link« in die für die Aufnahme von Gästen geringeren Range« bestimmte sogenannte ^hrma«n«stube. Fuhrleute waren die meisten Gäste dieser Klasse. In der gnhrmann«linbe^befaadek,jch ein Paar alte Lente, denen man e« ansah, daß fie al« Knecht nnd Magd vielleicht tchon seit langer Zeit zum Hanse gehörten. Sie unterhielten fich mit einander. „Er ist ein Narr. Ka«par". sagte d»e Magd. „Sie wird es sehen. Kathrine." „Mit dem braven, guten Kinde sollte da« Unglück in da« Ha»« kommen?" „Mit dem braven, guten Kindel" „Die keinem Mensche» ein böse« «ort sage« kann?" Leute nxd, sage ich Ihr!" ..Und Er ist ei» Narr, sage ich Ihm. Mit der Caroline werden Glück und Friede in da« Han« einkehre». Endlich einmal! Noth th»t e«!" „Ja. Noth thäte e«. Aber eben darn» komme» ^e nicht mehr hierher." „Er ist immer ein U»gl»ck«bote. Wa« hat Er nur davon?" „Wa« hat man davon, wen» man «ehr weiß, al« andere Lente. we»» man von solchen Geschichtche» weiß?" Der »lte Mann hatte finster, geheimnißvoll gesprochen. Die alte Magd wnrde ärgerlich. „Er weiß gar nicht«, »»d Er sollte sich schämen, so etwa« von Seiner Herrschaft zn sprechen." „Ich sage e« ja nnr Ihr", entschnldigte er sich. ^Und ich habe e« Ihr schon vor so vielen Jahren ges^t. ^ es ist i»«er »»r z»isch«» »»s Btide» geblitt«» »»d Ri»»« » der ««» »»» »»« wtedn." Ek sah ihr mit sn««m ga»,«« HerjtU ia hie schSoe» Au«»«. Er mußte ihr dabei v.e Hand sehr, sehr herzlich drücken. Sie war ul,er und über roth geworden; sie war fast verwirrt. Aber daß sie auch glücklich. daß sie recht innerlich glücklich war. da« sah man den glanzenden Augeu au. Doch plötzlich erblaßte fie. Sie riß ihre Hand a»t« der de« Baron«. Sie fuhr ii»ie in heftigem Schreck, zurück. Ihr Blick ivar zur Seite geglitten, nnd wa« fie da sah. hatte sie in der That krlchreckt. Neben dem Fährkruge stand ein breiter, dichter, noch blühender Hol-lunderstrauck. und zwischen den Blüthen und Blattern war plötzlich ein schwarzer, krauser Lockenkopf zum Borschein gekommen. Mit einem feinen Gesichte, da« noch von Anstrengnng und von Gluck glühte, und mtt Augen, die wunderbar glänzten und blitzten. Und auf einmal war da« Gesicht schneeweiß geworden, und au« den Augen fuhr ein wilder, ^rniger Blitz, und Mamsell Caroline Sellner riß ihre Hand au« der des Baron« von Stromberg und wollte nach dem Hollunderbaum h»Burzen und hatte aus dea erbleichenden Lippen den Namen Ludwig! Aber sie rief ihn uicht. „Wir sehen uu« doch wieder!" sagte der Baron von Stromberg, glücklich und tröstend. Und so ging er zu seinem Wagen. Den zungen Mann hinter dem Hollnnderstrauche hatte er nicht gesehen, und da hatte er da« Andere mit den trunkenen Augen wohi fasch gesehen. Der Neme. dicke Herr hatte mit nüchternen Augen wohl mehr und richtiger ^ehen. Er lächelte vergnügt vor sich hin. indem er dem Baron zn dem Wagen folgte. Der Baron stieg dann mtt feinen drei Begleitern in de» Waaen und dieser fuhr mit ihnen davon. Wie Mamsell Caroline Sell»^ nicht den Namen Lndwig gerufen hatte, so tvar fie auch nicht zn dem Hollnn-derbanm gegangen. Al« fie wieder nach ihm hinblickte. sah fie iinr noch die iveißen Bluthe» und die grünen Blätter; die krausen Locken, da« blasse Geficht, die zornblitzenden Angen. da« Alle« verfchwnnden. Nnr der Knts^r Wilhelm hielt mit der Chaise vor ihr. „Fahren ivir. Mamsell?" sragte der Kntscher. „Ja", antwortete sie hastig und stieg i» d,e Chaise. ... I» da« a» deff«» g»tt di« «eis«»dt» fich tt> ,w«i »«i«. d«r »>»« »» «>«> h-h'« !V»rg her»», d» i>ad«r« Berg steil hi»-«f. Zn,«» hatte die «itrap»« ge»»««e>; diese» schl»g die «ergchaise der Ma»se0 karoli», Sellner ei». fthrer pellte eine Frage an den Obmann, was denn au« der Borstellung der Filiale an die Stadtgemeinde Marburg, betreffend die Wochenmarkt-ordnung geworden? An» dem Berichte des „Marburger Korrespondent" über die SiKnng deS Gemeindeaussä»usses vom L. August 1865 sei zu entnehmeu. daß die Mehrheit den Anschauungen der Filiale gehuldigt: welches Schicksal aber jener Beschluß gehabt, sei unbekannt, auch sei die Filiale amtlich von demselben gar nicht verstandigt worden. Auf die vom Herrn Obmann ertheilte Aufklärung einigte sich die Filiale dahin, die Sache beim OemeindeauSschuß neuerdings in Anregung zu bringen." — Da aus der bei der landwirthschaftlichen Filiale gepflogenen Berhand« lnng hervorgeht, daß der in der Gemeindesitzung vom 6. August 1865 gefaßte Beschluß nicht zur Durchführung gebracht wurde, so erlaul>en sich die Gefertigten an den Herrn Bürgermeister die Anfrage zu stellcn: 1. welche Beweggründe die Durchführung des gefaßten Beschlusses verhinder ten, 2. aus welchem Grunde der Gemeinveau^schuß von der Sistirung des Beschlusses nicht in Kenntniß gesetzt wurde? — Der^Herr Bürger-Meister antwottet hierauf: „Die landwirthschaftltche Filiale scheint sich ln einem Zrrthnme zu befinden, indem die Gemeindevorstehnng den fraglichen Beschluß schon am 9. August der Filiale schriftlich bekannt gab, worüber die Empfangsbestätigung vorliegt; es konnte daher von einer Sistirung des Beschlusses keine Rede sein." Der erwälinte Beschluß lautet: „Es sei in eine Abänderung der Sinhebungsart des MauthgefälleS nicht einzu-gebe«, weil die Berechtigung der Stadtgemeinde, das Platzsammlungs-gefälle von den in die Stadt gebrachten Feilschaften auch außerhalb der eigentlichen Berkaufsplätze einzuheben, gemäß A. 26 der Wochenmarktsordnung und früheren behördlichen Verordnungen unzweifelhaft ist — aber es werde das Ansuchen an die landwirthschaftliche Filiale gestellt, eine Aenderung des Tarifes in Borschlag zu bringen, welche derselben ohne Gefährdung des Gemeindeeinkommens zweckmäßig erscheine und die selbstverständlich nach Ablauf der geaenwärti^gen Pachtzeit und vorerst zu erfol. gendem Gemeindebtschluß in Wirksamkeit treten könnte." Die Sitzung wurde um 12'/, Uhr geschloffen. Sämmtliche Mitglieder waren erschie-«en mit Ausnahme des^errn Kartin. der noch immer krank ist. und der Herren: Merio, Dr. Modrinjak. Dr. Reiser und Stichl, die sich giltig entschuldigt hatten. ' (Di e b sta b l.) Bor einigen Tagen machte der hiesige Weinhändler Herr Miklautschitsch die Entdeckung, daß ihm seit der Schnittzeit, unge-fähr sechs Wochen, aus seinem Weingarten in der Gemeinde Burg Maier-Hof in südwestlicher, der Stadt zugekehrter Richtung zweitausend ge. setzte Weingartstecken gestohlen worden. Größer als der unmittelbare Schaden (Ankauf neuer Stecken und wiederholte Arbeit) ist der Rachtheil, wel-che» der Besitzer durch die Beschädigung seiner gutgepfle^en Reben erlit-ten. Wenn in einer so geschürten Lage ein derartiger Diebstahl verübt werden konnte, was hat der Elgenthümer zu befürchten, wenn einmal die Trauben reifen? Werden nicht die. wie der Augenschein lehrt, sehr kecken und ausdauernden Verbrecher zu der Ueberzeugung gelangen, daß wegen des natürlichen ZusammenyangeS der Dinge auch die Früchte der Reben dorthin gehören, wohin die Äützen derselben gewondett sind? lBere ins leben.) Die Zahl der Bolzschützen belief sich beim diesjährigen Endschießen (3., 4., ü. April) auf 66. Die Standscheibe zählte 640 Schüffe, (4 in die Mitte und 64 Bierer) 928 Kreise. Auf der laufenden Scheibe sielen 576 Schüffe (1 Zentrum. 7 Vierer), Zatil der Kreise: 26S. Beste gewannen — auf der Standscheibe die Herren: Simon Wolf. Karl Reuter. Anton Leyrer, Johann Erhart aus der lausenden Scheibe die Herren: Anton Fetz, Franz Perko. Domaingo, man doch sein Herz ausschütten können. — Aber sehe Sie einmal, da kommt Der schon zurück, und wie sieht der Bursche aus!" „Wer kommt mrück?" fragte die Magd Kathriue. „Der Ludwig. Er war seit drei Tagen auf der andern Seite, um Holz zu verkaufen. Und da kommt er zurück, wie das pure Unglück." Der schöne junge Mann mit den schwarzen Locken und dem feinen, fremdartig geschnittenen Gesichte trat in das Zimmer. Er sah wirklich aus, wie das Unglück. „Ist der Herr zu Hause?" fragte er. „Gewiß. Wir bekommen ja heute noch Besuch", antwortete der alte Kasper. „Be» such?" „Die Caroline kommt heute." „Die Caroline ist doch kein Besuch im Hause?" „Und der alte Steinauer mit Frau und Tochter." ^Aiso doch?" „Ja." „Der arme Friedrich!" „Höre. Bursch. waS hast Du denn? Du siehst ja aus. wie eiu Topf voll Mäuse!" „Ich? Ich habe nichts." Er wollte das Zimmer wieder verlassen. „Haft Du die liaroliue nicht unterwegs gesehen. Ludwig?" rief ihm die alte Magd noch nach. „Rein!" antwortete er. Er ging. „Ja, ja. der arme Friedrich!-sagte der alte Knecht. ..Ist das nicht schon Unglück genug?" „Warum mag es nur gerade heute sein?" fragte die Magd. „Frage Sie ihn. den Herrn. Er muß ja Alles, was er thut, wie zum Trotze tbun. — freilich, bis es bricht, und breche» wird es. Kathriue." Er wurde unterbrochen. Man hörte das Nahen eines Wagens. Er sah wieder durch das Fenster. „Die Caroline!" rief er. Die alte Magd sprang von ihrer Arbeit aus, ebenfalls «n das Fenster. „Die Caroline!" rief auch sie, jubelnd und mit lenchtenden Augen. „Und wie sie schön geworden ist. wie eine Mamsell, ein Fräulein. Und brav sieht sie aus. wie immer. Und mit dem Engel sollte das Unglück in das Haus kommen, alter Kasper?" Der Wagen war im Galopp herangefahren. als wenn das Pferd die Sehnsucht des Kindes gekannt hätte, das elterliche Hans wieder zu betreten. Earoline Sellner war aus dem Wngen gestürzt. Sie hatte die beiden alten Dieustboten an dem Fenster gesehen und warf ihnen einen freund lichen Genß zn. Die alte Kathrine litt es nicht »ehr in der Siube, Sie eilte in den Flur, durch den das Kind kommen mußte. Der alte Kasper folgte ihr. D«s Mädchen sprang in das Haus, iu den Flur. ^Gnten Tag, Mamsell l" riefen ihr die beide» »ltcn Diensitbote» entgegen, nnd »uch die Augen de» «lten Uuglücksdoim Kasper strahlten. „Guten Tag. Kasper! Gute» Tag. Kathrine!" rief wie jauchzeud das glückliche Ki»d. '„Ihr fedt ja wohl ans! Wo find die Eltern?" „Z» derWirths-^be, Mamsell!" Sie sioH an >hne» vorüber. Aber die Hand reichte sie ihnen dach noch Beiden. Und dieser Engel sollte Unglück in das Haus Friedrich Staudinger. Josef Haas, Richard Matz!. Herr Michk,el Wretzl gewann auf der „Gedcnkscheibe" mit einem gentrumschuß. Herrn Karl Reuter fiel auch daS Kreiöbest zu mit 61 Kreisen in drei aufeinander folgenden Schüssen. Mon der Straße.) Vorgestern Abends um V» 6 Uhr hatten zwei Bauern, die wegen 140 fl. mit einander im Pr^eß liegen, in der oberen Herrengasse einen Wortstreit, dem bald handgreisliche Beweise ihres Rechtes folgten. Es war ein Auftrltt. wie er am hellen lichten Tage in der Herrengasse der zweiten Stadt deS Landes gar nicht stattfinden, wenigstens nicht so lange dauern sollte. Herr Schustermeister Wolf schickte seine zwei Lehrjungen aus das Rathhaus, um die Polizei« wache zu holen. Wären die beiden Wachmänner, die endlich kamen, schneller gegangen, sie wären noch zu rechter Zeit auf dem Kriegsschauplatz an-gelangt: so aber hatte mittlerweile schon ein handfester Pferdeknecht auf seine Weise und sehr wirksam Frieden gestiftet und die Polizei hatte das Rachsehen. Der junge Bauer, der zuerst thätlich geworden, war. aus einer tiefen Kopfwunde blutend, durch daS Brunngäßchen in unbekannte Ferne gkrilt — der ältere mit seiner schweren Tracht Prügel aber nordwärts gezogen. Der Stock, mit welchem der Angreifer seinem Prozeßgegner schla« gend bewiesen, daß e r Recht habe, ein zäher, tüchtiger Wurzelstock. ist auf dem harten Schädel zerbrochen und können seine Trümmer im Hauie de» Herrn Wolf besehen werden. (Turnfahrt.) Der hiesige Turnverein unternimmt heute Nach-mittag um halb 2 Uhr eine Fahrt nach Wildhaus (Feldbacher.) vermischte Nachrichten. (Unglück und Verbrechen) In London, welches gegenwär-tig 3 Millionen Einwohner zählt, sind im Jahre 1864 folgende unnatür» liche Todesfälle vorgekommen: 999 Personen starben in Folge von Kno-chenbrüchen und Quetschungen. 25 an Wunden. 328 an Verbrennungen und Verbrühnngcn. 40 an zufälligen Vergiftungen, 329 ertranken, 405 erstickten und 115 Individuen fanden auf eine andere, nicht näher bezeich-nete gewaltsame Weise durch Zufall oder Nachlässigkeit den Too, 132 lvnrden erschlagen und ermordet, 267 endeten durch Selbstmord, darunter 14 mittelst Schußwaffen. 67 durch Schnitt- und Stichwaffen, 50 durch Gift. 36 durch Ertriuken. 78 durch Erhängen. (Die Todesstrafe.) Mittermayer's gründliche Abhandlung über die Todesstrafe ist soeben von N. Leven in'S Französische übersetzt war-den. Die Gegner der Todesstrafe gewinnen auch in Frankreich immer mehr Anhänger. (ArbeiterInvalidenkasse.) Eine allgemeine Arbeiter-Jn-validcnkasse soll vom Arbeiter Berein in Hannover gegründet werden, be-husö Unterstützung 1) der auS Altersschwäche zur Arbeit gan» unfähigen Arbeiter. 2) Derer, die nicht mehr ihren ansreichenden Unterhalt verdie-nen tonnen, 3) Solcher, die durch Unglücksfälle zeitweilig nicht arbeite». Alle dortigen Arbeiter können eintreten; jeder Eintretende hat zu zahlen 1) Eintrittsgeld und 2) einen laufenden Beitrag; der Betrag ist noch nicht endgiltig festgestellt, ersterer wird für Alle gleich, letzterer nach den Altersklassen verschieden sein. (Unglücksfall.) Aus der preußischen Festung Torgau ivird ein großes Unglück gemeldet. Für die dortige Pionnier-Abtheilung wurden seit vierzehn Tagen in der Fabrik deS Herrn Kleebroch Zündschnüre ans amerikanischem weißen Pulver angefettigt. Am 27. März gegen 4 Uhr Rachmittags fand nuu in dieser Fabrik aus bisher unbekannter Ursache bringen? In das HauS ihrer Eltern? In welches HanS kam sie denn? Wer waren denn ihre Eltern? WaS war eS mit ihnen? In der Wohnstube, hinten an der Rückseite deS Hauses, waren die Eltern. Sie kam zu ihnen herein, ihre Eile hatte sich verloren. „Guten Tag. Vater!" sagte sie laugsam, scheu, gedrückt, und wie sie dem Vater die Hand hinhielt, nur die Hand, wußte sie nicht, ob sie es dürfe! Es drückte sie etlvaS schwer; eS war. alS ob es ihr im Herzen eisig kalt geworden sei. Der Druck, die Kälte, sie tonnten nicht auS ihr selbst, sie konnten nur unwiderstehlich und plöj^lich von außen her ihr an das Herz herangekommen sein. Aber sie wichen auch eben so plötzlich wieder. Sie sah die Mutter. daS bleiche, leidende Gesicht. „Mutter, meine Mutter! Meine liebe, liebe Mutter!" Und der Mutter reichte sie nicht blos die Hand hin; ihr warf sie sich an die Brust, an die Lippen, an das Herz. „Mein Kind! Meine liebe, gute Caroline!" »veinte daS Mutterherz. Aber waren das Thränen der Freude, des Glücks? Der Bater stand still und kalt daneben. Er war ein großer, breitschultriger, starkknochiger Mann, mit einem harten Gesichte, mit sinsteren. stechenden Augen, mit herrischem Wesen. „Guten Tag!" hatte er kurz und kalt den Gruß deS Kindes erwidert. „E» ist gut. daß Du wieder hier bist!" Dabei hatte er kaum ihre Hand berührt. Wie hatte sie an daS Herz der Mutter fliegen müssen, die so blaß, so abgezehrt und so ängstlich hintcr dem kalten, harten Manne stand. Sie weinte mit der Mutter. Der Bater sah eS zwei, drei Sekun« den lang an. länger nicht. „Run ist es gut", sagte er vann. Die Mutter ließ mit einem stillen Seufzer ihr Kind auS den Armen. Laut zu seufzen, wagte sie nicht. Der Vater aber fuhr zn der Tochter fort: „Du »virst jetzt Deiner Mutter in der Wirthschaft helfen. Sie ist kränklich; sie kann es allein nicht mehr schaffen." „Ich «verde AlleS für Dich über-nehmen, meine liebe Mutter!" „Alles auch nicht!" sagte der Bater. „Jeder an seinem Platze. Jetzt kannst Du gehen, das kleine BisitenZi«. mer zn ordne». Vir ermatten noch heute Besuch. Vorher ziche Dich an." „Heute Besuch?" Sie sprach die Krage nicht zu ihm aus. Sie hatte ihn »ur im.erste» Augenblicke unwillkürlich darauf angesehen. Er antwortete nicht. „Die Steinauers kommen!" sagte die Mntter ihr leise. „Die Steinauers?" Anch das Madchen wiederholte das nnr leise »ad nur fü» sich, aber mit einem A»sdrucke u»d einem Aufblicke, als wen» ihr auf ei»mal ttwa» klar werde. „Gehe jetzt!" sagte ihr ^ter. Sie »erließ das Zimmer. So hatte die Tochter, das weise, siebenzehnjährige Kind, das Elternhaus wiedergefunden, die Ettern wiedergesehen. (Fortsetznng folgt.) eine furchtbare Explosion statt. Dabei verunglückten elf Arbeiterinnen; stebeu von ihnen wurden als verbrannte Leichname gefundtn, die vier anderen wurden wohl noch lebend, aber schre^lich verlebt ins Spital ge-bracht, so daß eine von ihnen bereits seither gestorben und auch sür die übrigen wenig Hoffnung auf Erhaltung deS LebenS vorhanden ist. Das Fabriksgebäude ist gänzlich ausgebrannt. tJahndenkmal.) Zur Herstellung des Jahndenkmals ist von dem Ausschuß (Adresse: ^r. Angerstein in Berlin) einen Aufruf an alle deutschen Künstler ergangen: 1. Das Denkmal wird auf einem großen, mit Baumwuchs theilweise bedeckten, in größeren Absäßen aufsteigenden Platz errichtet. 2. Die drn Malhügel bildenden Steine find so zu ord-nen. daß diejenige Seite, auf welcher sich eine Inschrift befindet, sichtbar wird. 3. Das Staudbild Jahn'S. dessen Höhe auf etwa 12 Fuß zu be. meffen ist, soll auS Erz ausgeführt werden. 4. Man wünscht in derDar-stellung der Gestalt Iahn'S die geschichtliche Treue seiner Erscheinung mög-lichst festgehalten )u sehen. Dem Entwurf ist ein möglichst genauer Ko-stenanslhlag beizufügen. (Zivilprozeßordnung und Stenographie.) Rlcht ohne Interesse dürfte die Nachricht sein, daß die k. sächs. StaatSregierung bei der bevorstehenden Einführung der neuen Zivilprozeßordnung, welche wesentlich auf dem Grundsätze der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit beruht, der Stenographie eine bedeutende Rolle zugedacht hat, indem die Prolo-kolle stenographisch aufgenommen tverden, der Richter sein Urtheil mündlich gibt und dieses ebenfalls stenographisch niedergeschrieben wird: die stenographische Schrift wird dann in gewölinliche Schrift übertragen. Man verspricht sich von dieser Neuerung eine große Erfparniß an Zeit. AaS Freigepäck der Eisenbahnreisenden.) Gegen den Brauch, jedem Eisenbahnreisenden 40—50 Pfd. Freigepäck zuzugtstehen. bringt das „Zentralbl. fürEisenb." einen längeren, sehr sachlich getialtenen Artikel,, worin die Aufhebnng dieser Bewilligung verlaNlU lvird. ES find auch in der That stichhältige Gründe für die bisherige Gepflogenheit nicht anzuführen, indem die Gewährung von Freigepäck daraus hinausläuft, den Reisende«, welcher kein Gepäck hat. zn Gunsten Jener zu belasten. d,e grö ßere Mengen davon mit sich führen und bri der Aufgabe nicht zur Gänze, sondern bloS mit dem daS Freigepäck überschreitenden Gewichtssatz ver-steuern müssen. Die Billigkeit und Gerechtigkeit erheisäie». daß jeder nur für sich und der Reisende ohne Gepäck nicht für das Freigebäck eineS Andern zahle. (Professor Höfler an den Berein „Ber l iner Preise.") Professor Höfler in Prag hat die Adresse, welche von dem Bei ein „Berliner Presse" an ihn gerichtet worden, durch folgende Zuschrift beantmor-tet: „Hochznverehrende Herren! Ähre so ungemein freundliche Anerken. nung dessen. waS mir in jüngsten Tagen für die Wissenschaft und die da. von unzertrennliche deutsche Sache mehr zu leiden als zu thun v rgönnt war. ist mir besonders deßhalb lieb und Werth, weil fie von Männern stammt, die andere Pfade einschlugen, andere Ueberzeugungen folgten, alS ich. und — selbst Namen von so gutem Klange — ein um so unbefan-gereS Urtheil abzugeben vermögen. Indem ich Ihnen, hochverehrte Herren. für den Ausdruck einer mich so ehrenden Theilnahme herzlich danke, füge ich den Wunsch bei. daß — wie Sie nicht die trennenden, sondern die einigenden Momente hervorheben, um Trost und Beruhigung einem Einzelnen zu gewähren ^ so auch in gegenivärtiger trüber Stunde dem deutschen Volke gegenüber dieselbe edle Gefinnnng fich geltend machen möge, auf daß unS Allen ein fröhlicher Ostertag leuchte! Ich zeichne in vollkommenster Hochgchtnng, hochgeehrte Herren. Ihr dankborst ergebenster C. Höfler. Prag. 29. März 1866." EtngeseNdet. Ich habe in meiner Eigenschaft als Gemeindevorsteher, Pfarrinsasse und Mitglied deS Kirchenkonkurreuz AuSschusseS beim löblichen k. k. Be-zirkSamte Marburg unterm 5. März d. 2. Beschwerde geführt, daß die Kirchenweine von Ober St. Kunigund nicht wie vorgeschrieben, öffentlich veräußert, sondern durch den Herrn Pfarrer Magditsch unter der Hand verkauft wurden. Hierüber habe ich. nicht etwa vom l. k. k. Bezirks Amte, oder vom hochwürdigen Konststorium, sondern von dem geklagten Herrn Pfarrer Magditj^ch nachstehende amtliche Erledigung erhalten, welche jedenfalls der Oeffentlichkeit zur Beurtheilung übergeben zu werden verdient. Dieselbe lautet: An den Herrn Josef Heller, Gemeinde-Vorsteher von Ober St. Kunigund.. Ihre Klat^e vom 5. März wegen deS hiefigen Kirchenwein-BerkaufeS hat das k. k. Bezirksamt Marburg sammt melner Aeußerung ddo. 12. März an daS f. b. Konfiftorium zu Marburg abgetrcten. In Folge dessen hat daS Hochivürdigste Konsistorium auf Ihre gegen mich angestrengte Klage in der Erledigung ddo. 21. März anher Nachstehendes bemerkt: „die kirchlichen Weine find in der Regel im LizitationS-tvege zu veräußern; jedoch wird mein diesjähriges Verfahren auS den in meiner Aeußerung angeführten Gründen hiemit ausnahmsweise genehmiget. und bin zugleich angewiesen, Ihnen zu bedeuten, daß Ihre Beschwer-desührungtn vom Hochwürdigsten Konfiftorium sehr mißfällig aufgenommen wurden, da Sie eS doch wissen sollen, daß wider daS Ordina-riat in kirchlichen Anordnungen, wie z. B. daS Gelaute eine solche ist. nicht beim k. k. Bezirksamte Beschwerde geführt werden könne." Stnd Sie daher in Zukunft bescheidener und hüten Sie fich vor pharisäerischer Gerechtigkeit, welche Sie nicht recht rechtfertigen wird. Ober St. Kunigund am 2 April 1866. Seb. Magditsch. Pfarrer. DaS Original »st in meinen Händen. Josef Heller, Realitätenbefitzer und Gemeindevorsteher in Ober St. Kunigund Geschäftsberichte. > Warburg. 7. April. (Vochenmarttsb-richt.) Weizen fl. S.6ü. »ori» fl. z 2.85. «erste fl. Z.S0, Haftr st. 1.80. Kukurutz fl. 2.25. Heiden k. 2.15, Hirkebrein! fi. o.—, «rdSpfet fl. 0.90 pr. Metze«. Rindfleisch 14 kr.. Kalbfletsch 18 kr.. Schwein-! fleisch jung 20 kr. pr. Pfund. Holz 18" fl. 3.04. detto weich fl. t.60 pr. Klafter. Holz, kohlen hart fl. 0.60, detto «eich fl. 0.43 pr. Netzen. Heu fl. 1.50, Stroh, Lager« fl. 1.20, Streu, fl. 0.90pr. Centaer. Pettau, 6. April. (Vochenmaettsbericht.) Weizen fl. » 50. Korn fl.2.80, Gerste fl. 2.—, Hafer si. 1.20. Kukurutz fl. 2.20, Heiden fl. 2.—, Hirsebrei» fl. 4.—, Erdäpfel fl. 0.90 pr. Netzen. Rindfleisch 16, Kalbfleisch ohne Suwage IS. Schweinfletsch iuna 16 kr. pr. Ps. Hol» SS" hart fl. 8.30. detto weich fl. 6.20 pr. Kioster. Holzkohlen hart fl. 0.40, detto »eich fl. 0.80 pr. Netzen. Heu fl. 1.80, Stroh, Lager- fl. 1.20, Streu, fl. 1.1» pr. Zentner. . ^ ^ ^ . Waeasdin, 5. April. (Nochenmarktbericht.) Weizen fl. »60. Korn fl. fl. 2.80, «erste 0.—, Hafer fl. 0.-, Kukurutz fl. 2.10, Erdäpfel fl 1.— pr. Netze«. Salon- und Gartm Eröffnung. Ich habe die Ehre, meine ergebenste Einladung zur Wiedereröffnung meiner Sommerlokalitäten am Tonntag den I. April RSSS zu machen, und statte meinen innigsten Dank für den mir im vergangenen Jahre zu Theil geivordenen Bnuch ab, mit der Vitte. mich auch in der heurigen Saison mit recht zahlreichem Anspruch zu beehren, da ich stetS bemüht sein werde, die Zufriedenheit meine? geehrten Gäste, »vaS Küche, KeUer und Bedienung betrifft, bestens zu erhalten. Hochachtungsvoll Iakok Schneid, 119) Gaflwirth in Henn Th. «ötz' veauhauS. Angekommene in Marburg. »«« Z. bi» «. «pM. „Erzherz. Johann." Die Herren: Schmidt u. Krebs. Kaust.. Wien. Kofler, Kfm., Pettau. VinkelM, Ksm., Hohenmauthen. Sakoschegg, Kleischer, Eilli. — Krau Pouka, Kaufm.'«attin, Petta«. „Stadt Wien." Die Herre»: Dr. Tewe». tt. Noivers. Pros., «raz. Pollok. Südbahn-Ingen.. vedenburg. vattner. tt. Major, Klageufurt. Rupnik, kk. Statthaltcrei. Veamter, «raz. Freiherr v. Stenieck. v. Wien, «uillot. Kfm., Pari«. Mende», Ksm., Wien. Säbel. Ksm.. Mizdors. Psof. Obrrlieut., Mexiko, «artner, Südbahn.Veamter, Trieft. Dr. Puntschart. kk. Proseffor. Wien, «ustin. tt. Poflbeamt.. Möttling. Dr chSler, Handelßreis.. Wien. Vaor, «»chhalter, Wien. — Krl. Peterson. VeamtenStochter. Wolfßberg. ^Schwarz. Adler." Die Herren: Sorko, tt. Steuereinn.. Drachenburg. Haa», Privat, m. «attin. Drachendurg. Ullmann. Ksm.. Berlin. List. Privat, Wien. Hoser. Aleischer, Xetschendorf. ,,Stadt Meran." Die Herren: Bayer. Fabrikant, Brü«n. «itzl. Priv.. Trlest. Weinsteia. Veamter, «ohitsch. «runner, Privat, Laibach. Parbe». «ntßbes.. Waraedin. Näselt, Priv., Vleiburg. Kopal. tt. Hauptmann, Padua. NaszluhSS. Ingen., vedenburg. Mihaly, Advvkat. Pest. «aggi. Privat, «raz. Vöckh. Kfm. Klaaensutt. Kamenitz, Prwat, Gill», ^igl, Privat, Kürsteufeld. — Kra» v. «osen, Privat. Klagensurt. Krl. «aßuer, Kausm..Zochter, Trieft. Ich beehre mich einem hohen Adel und P. T. Publikum ergebenft anzuzeigen, daß ich durch vieljährige praktische Erfahrung und Verwendung in größeren photographischen Ateliers in den Staad gesetzt bin. vollkom' men reine und gelungene Photographien zu erzeugen und lade daher zum Besuche meine» photographischen Ateliers Vlassaloa: Stadt, Herreogaffe llZ, Taochma»» S»»ftha>dlU»t, ergebenst ein. WU^ Niemand wied bemAGigt, nicht entsprechende Ph»tographie« zn behalte», daher eine zweite A»f«ah«e gefelhieht. iZ7> IZ. Ila»«!'» Vdotoir«»d. Rr. 4077. Kundmachmg. Die k. k. Tabaktrafik in der Grazervorstadt. »vomit auch der Stem-pelmarken Kleinverschleiß verbunden, ist durch die freiwillige Zurücklegung von Seite deS HandelSmanneS Schrey in Erledigung gekommen, zn deren Wiederbesetznn.^ hiemit die Konkurrenz Verhandlung mittelst schrist-licher Offerte eingeleitet wird. Die versiegelten Offerte find biS zn« »«. April l. I. Mittag IS Uhr bei dem Borstaade der gefertigten k. k. Finanz Bezirks Direktion zu überreichen. Die näheren Bedingungen nnd der ErträgnißauSiveiS können hier-amtS eingesehen werden. K. k. giaanz Bezirks Direktion Marburg am 3. April 1SSS (lanzi-krSazielieii.) t ijvelleipllilM. Wie beetzreu >ns bi««it anmzeigen, daß stch unsere Niederlage i» Wie«, Gt-dt, A»«^»tlt««4§t»«ße Re. » besiudet und alle eingeheude« Auftrage auf d«» Prompte u»d Villwße effettuirt »«rden. He?»»« Na»d«ttz A«rst ««h K»»«erz-Otre^»» z« Btli« — A»UU Kt B,m»«e>-verfe«»»«ßO-Direkti»« z» ««vis»«» — Br»»»e«-vers^»«»G«-Vtreeti»« z» — Z»h«»« Kreiherr ». Ne«derG'fi»e veeMOlt»«G ^ «kßhKbl — «r»«»e»-I«fPe?ti»» ^ «e»rie»b«O — «eMei»de'VitteiM«Uer»Veew«lt»«G z» VKll»« Haupt-Niedertage in Wien bei Ztiwll «t NIattoni Etadt, >«zi«Ula»Kstraße Rr. 5. (126 DchO Einkrhrgasthaus „zum Adln" I» auf dem besten Posten gelegen, ist zu verpachten und da< Nähere beim gefertigten Eigenthümer zu erfahren. Zos-f Ätstl«.