BEMERKUNGEN ZUR HALLST ATTISCHEN BEWAFFNUNG IM SÜDOSTALPENRAUM OTTO-HERMAN FREY H a m b u rg Taf. 1—2, S.: 964—965 In der H allstattkultur spielen W affen als Abzeichen des kriegerischen Mannes eine wichtige Rolle. Sie w urden deshalb immer w ieder zum Aus­ gangspunkt von Untersuchungen gemacht, um in die damaligen K ulturver­ hältnisse tiefer einzudringen. Schon Otto Tischler hatter 1881 auf der X II. allgemeinen Versam m lung der deutschen anthropologischen Gesellschaft, in Regensburg Schw erter und Dolche als Leitformen benutzt, um die ältere und jüngere H allstattphase zu umschreiben.1 Und für das Südostalpengebiet, wo diese Typen fehlen, konnte Stane Gabrovec vor wenigen Jahren mit Hilfe anderer Waffen eine Einteilung der Funde in vier Zeitstufen herausarbeiten.2 Doch konzentrierten sich diese und andere Studien vornehmlich auf Fragen der Chronologie oder der Gruppenbildung. Was für eine Bedeutung inner­ halb des G rabbrauches die Waffen hatten, ob durch sie bestim m te Sozial­ strukturen erkennbar sind, was sie ü b er die damalige Kriegstechnik aussagen, wurde meist n u r am Rande erörtert. Relativ ausführlich hat sich jedoch in den letzten Jahren Georg Kossack mit solchen Problem en beschäftigt..3 In seinem Buch: Südbayem während der H allstattzeit zeigte er, daß in einem jüngeren Abschnitt der Stufe Hall­ statt C, d. h. im späten 7. Jahrhundert, das große Hiebschwert, das man sich nur als Waffe eines Einzelkämpfers vorstellen kann, als Grabbeigabe von Stoß- und W urflanzen abgelöst wurde. E r nahm an, daß diesem Befund ein Umschwung in der Kampftechnik zu Grunde läge. Der Krieger, der sich im Einzelgefecht mißt, w ürde von den in geschlossenen Haufen angreifenden Lanzenkäm pfern abgelöst. Um diese Neuerung anschaulich zu machen, ver­ wies er auf die Situlenbilder Oberitaliens und Sloweniens, wo Krieger in Ver­ bänden aufmarschieren. Er deutete an, daß auf Einflüsse aus diesem Raum 1 O. Tischler, Correspondent - Bl. d. Dt. Ges f. A nthr., Ethn. u XJrgesch. 12 (1881) 121 ff. 2 S. Gabrovec, Situla 1 (1960) 27 ff. Ders., Arh. ve stn ik 13-14 (1962-63) 293 ff. 3 G. Kossack, Südbayern während der H allstattzeit, Röm -Germ . Forsch. 24 (1959) 93 ff. Ders. in: Vor- und frühge­ schichtliche Archäologie in Bayern, Red. O. Kunkel (1972) 85 ff. H errn Kossack m öchte ich sehr fü r Gespräch danken, in dem er m ir seine Gedankengänge ausführlicher erläuterte und m it m ir einige der im folgenden vorgetragenen Thesen diskutierte. möglicherweise der Wandel in der Kampftechnik zurückginge, der letztlich durch Veränderungen im m editerranen Gebiet angestoßen sei, wo sich zur gleichen Zeit in Griechenland und Etrurien die Phalanx herausgebildet hatte. Im folgenden soll auf die Verhältnisse im Gebiet zwischen Etsch und Save, dem Verbreitungsraum der figuralverzierten Situlen,4 näher eingegan­ gen werden. Nach dem Dargelegten sollten hier Erkenntnisse erzielbar sein, die die Ausbreitung m editerraner Kriegstechniken nach Norden in die Rand­ zonen um die Antike Welt beispielhaft erhellen. Allerdings werden nur einige Beobachtungen vorgetragen, die die begonnene Diskussion vertiefen mögen. Genauere Aussagen müssen einer umfassenderen Studie Vorbehalten bleiben. Für die Untersuchung scheint die allgemeine Quellenlage in Oberitalien im venetischen Gebiet wenig günstig.5 Denn es war hier im 7. und frühen 6. Jahrhundert nicht üblich, dem Verstorbenen Waffen in das Grab zu legen. Erst etwa von der Mitte des 6. Jahrhunderts an kommen einzelne Dolche oder Beile vor. Ungleich besser w irkt die Fundsituation in Slowenien südlich von Ljubljana.6 Denn dort gibt es neben einfachen Bestattungen mit Angriffs­ waffen auch eine Reihe reicher Kriegergräber, in denen dem Toten eine ganze Kollektion nicht nur von Angriff- sondern auch von Verteidigungswaffen mitgegeben worden ist. Zu diesen Grabbeigaben kommen die figürlichen Dar­ stellungen als Quelle ersten Ranges. Es handelt sich dabei um die Werke der Situlen- und der Estekunst.7 Anzuschließen sind auch einige Kleinplastiken. Bei ihnen sind auch Details der Rüstung zu erkennen, wie die Büsche der Helme oder die Wurfschlingen der Lanzen, die bei den Bodenfunden selbst vergangen sind. Von höchstem Interesse ist ferner, daß die Krieger nicht isoliert, sondern in Szenen erscheinen, die sie in einem funktionellen Zusam­ menhang wiedergeben. Allerdings sind alle Situlenbilder relativ jung und gehören erst in die späten A bschnitte der Hallstattzeit. Lediglich in der Este­ kunst, in der die Darstellung der Menschen aber eine geringere Rolle spielt, kommen schon etwa von 600 v. Chr. an einige K riegerbilder vor. Zum Ausgangspunkt der Betrachtung soll ein Fund genommen werden, den in den letzten Jahren Tone Knez bei seinen wichtigen Ausgrabungen in Novo Mesto bergen konnte, näm lich das Kriegergrab Nr. 3 in Tumulus IV. Es handelt sich um eine B estattung vom Ende der Hallstattzeit. Neben Bronze- und Tongefäßen, Glasperlen und der Trense eines Reitpferdes lagen in dem G rab m ehrere Angriffswaffen: drei Lanzen und ein Beil und als be­ sondere Schutzwaffe ein Helm der sog. Negauer Form.8 Dieser Helm ist durch m ehrere Schläge eingebeult, die eindeutig von einem Streitbeil herrühren. E rst der fünfte Schlag durchdrang die Kappe. Man m öchte annehmen, daß der Reiter in einem Kampf regelrecht vom Pferde herabgehauen wurde. Wie eine direkte Illustrierung dieses Befundes wirken die B ilder auf einem Gür­ telblech aus Vače (Taf. I).9 Sicherlich handelt es sich dabei um eine lokale 4 W. Lucke u. O. - H. Frey, Die S i­ tula in Providence (Rhode Island), Röm.- Germ. Forsch. 26 (1962). Vgl. auch Frey, Germania 44 (1966) 48 ff. 5 Vgl. F. v. Duhn u. F. M esser­ schmidt, Italische Gräberkunde 2 (1939). Frey, Die Entstehung der Situlenkunst, Röm .-Germ. Forsch. 31 (1969). 6 Zusam m enfassend Gabrovec, Arh. vestnik 15-16 (1964-65) 21 ff. Ders., Ger­ mania 44 (1966) 1 ff. 7 Vgl. Anm. 4-5. 8 T. Knez, Prazgodovina novega m e­ sta. Razstavni katalog (1971) Abb. 63-64. Arbeit, was schon die rechteckige Form des Gürtels und die Flechtbandzier des Rahmens deutlich machen.9 1 0 Auf dem Blech ist ein Zweikampf von Rittern wiedergegeben. Von ihnen trägt der rechte, der seine Lanzen bereits auf sei­ nen Gegner geschleudert hat und nun das Streitbeil schwingt, ebenfalls einen klar gezeichneten Negauer Helm. Die hervorgehobene Stellung der Reiter zeigt sich an den K nappen1 1 — oder deuten die beiden Fußkrieger größere Heer­ haufen an ? —, die sie flankieren. Diese »Knappen« sind ebenfalls m it Streit­ beil und Lanzen bew affnet und tragen außer Helmen, die m it großen Büschen geziert sind, Ovalschilde. Sowohl der genannte reiche G rabfund wie diese Darstellung lassen vermuten, daß es im slowenischen Gebiet eine hervorge­ hobene H errenschicht m it ritterlichein Gepflogenheiten gegeben hat. Allerdings bildet diese Kampfszene innerhalb der Situlenkunst eine Aus­ nahme,1 2 denn voll gerüstete Krieger kom m en sonst nur in Aufmärschen vor. Auf der Situla in Providence, die aus Bologna stammen soll, die Wolfgang Lucke aiber einer W erkstatt im EtschtaJ zuischrielb, findet sich z. B. ein solcher Kriegerzug (Taf. 2).1 3 Ein Mann w irkt wie der andere. Nur durch unterschied­ liche Helme sind zwei Abteilungen angedeutet. Allerdings ist hier zweifel­ haft, ob wirklich Scharen einheitlich gew affneter Krieger gem eint sind oder ob die beschränkten Fähigkeiten des K ünstlers die einförmige Wiederholung der Bilder bedingen. Sehr viel interessanter w irkt der Kriegerfries der A rnoaldi-Situla von Bologna (Abb. 1: 2; 2: l).1 4 Fraglich ist, ob jedes Detail der relativ flüchtigen Darstellung ausgew ertet werden darf, etw a ob die W iedergabe eines Helm­ busches allein bei dem ersten Fußkäm pfer hinter dem Reiter eine bewrußte Hervorhebung dieses Mannes bedeuten soll oder nicht. Deutlich wird aber, daß es sich um eine disziplinierte Truppe handelt. Denn n u r das kann man aus dem Sigmun schließen, das hinter dem Reiter aufgerichtet ist.1 5 Entspre­ chend w ird m an den Mann an der Spitze des Zuges als Signalbläser deuten dürfen. Man kann hier also nicht m it einem einheitlichen Kriegeraufgebot rechnen, sondern n u r mit kleineren beweglichen Abteilungen, deren Zusam­ m enwirken durch Feldzeichen gelenkt wird. Ein ähnliches Bild bietet der Heereszug auf der Certosa-Situla von Bo­ logna (Abb. 1: l).1 6 An seiner Spitze reiten zwei Offiziere — oder ist die ab­ gekürzte W iedergabe einer Reitereinheit gemeint ? —• dahinter folgen vier Regimenter unterschiedlich bewaffneiter Fußsoldaten. Es handelt sich also wiederum nicht um einen einzigen größeren Kampfverband, sondern um ver­ schiedene, sich in ihrer Ausrüstung ergänzende Truppenkörper. 9 Vgl. Lucke u. Frey, Situla in Pro­ vidence, Nr. 35. 10 Vgl. z. B. F. Stare, Vače, Arh. kat. Slovenije 1 (1955) Taf. 44: 2. 1 1 Vgl. kossack, Südbayern, 97 f. 12 Eine w eitere Kam pfszene findet sich n u r noch auf einer neugefundenen Situla aus Novo mesto, deren P ublika­ tion von T. K nez vorbereitet wird. Die Situla Benvenuti aus Este, auf der eben­ falls K riegsbilder erscheinen, gehört ei­ nem anderen K unstkreis an, vgl. Frey, Entstehung der Situlenkunst, Nr. 4. 1 3 Lucke u. Frey, Stiula in Provi­ dence, Nr. 1. 1 4 Lucke u. Frey, Situla in Provi­ dence, Nr. 3. 1 5 Vgl. L. Pauli, G ermania 51 (1973) 97 ff. Allgemeinen zum Signum sie­ he A. v. Domaszewski, Die Fahnen im römischen Heere, A bhandl. d. Arch.- Epigr. Sem. d. Univ. W ien 5 (1885). Abb. 1. 1 C ertosa-Situla von Bologna, Abrollung des obersten Figuren-frieses; 2 A rnoaldi-Situla von Bologna, A brollung des m ittleren Figurenfrieses, A usschnitt Sl. 1. 1 certoška situla iz Bologne, zgornji figuralni friz; 2 situla A rnoaldi iz Bologne, detajl srednjega figuralnega friza Abb. 2. 1 A rnoaldi-Situla von Bologna, A brollung des m ittleren Figurenfrieses, A usschnitt; 2 H elm fragm ent von der M agdalenska gora, A usschnitt des K riegerfrieses Sl. 2. 1 situla A m oaldi iz Bologne, detajl srednjega figuralnega friza; 2 fragm ent čelade z Magdalensike gore, detajl Die C ertosa-Situla gehört nach ihrem Grabzusammenhang der Zeit um 500 v. Chr. an.1 7 Die Bestattung m it d er Arnoal-Situla w ar gestört. Trotz­ dem läßt sich eine Datierung um 400 wahrscheinlich manchen.1 8 Beide Werke gehören also in die Blütezeit des etruskischen Bologna, die am beerten durch das Certosagräberfeld repräsentiert w ird.1 9 Man hat die Situlen deshalb manchmal auch als unm ittelbare Zeugen der etruskischen K ultur angespro­ chen. Sicherlich läßt sich diese Ansicht aber nicht aufrecht erhalten; denn wie die etruskische Oberschicht in dieser Stadt ausgerüstet war, wie sie kämpfte, davon verm itteln die zahlreichen Gräbstelen eine lebendige Vorstel­ lung.2 0 Die Bilder auf den Situlen können sich nur auf andere Bevölkerungs­ teile Oberitaliens beziehen. Die zuletzt betrachteten W erke zeigen also nicht ritterliche Einzel'kämp- fer mit ihrer Gefolgschaft, sondern taktische Einheiten. Man bekommt den Eindruck eines entwickelten M ilitärwesens. Will m an von den m arschieren­ den Truppen auf ihre Kampfordnung schließen, kann man allerdings nicht an eine phalanxartige Aufstellung denken. Vielmehr muß es sich um weniger starre Heeresformationen handeln, wobei manche Züge an das erinnern, was aus der späteren M ilitärgeschichte Italiens überliefert wird. Bei dieser Interpretation überrascht allerdings die andersartige Szene auf dem Gürtelblech von Vače, wo eigentlich das Gegenteil zu erkennen ist. Läßt sich das vielleicht dadurch erklären, daß zwischen Slowenien und Oberitalien, also auf relativ kleinem Raum, der durch gemeinsame Kunstäußerungen ver­ bunden war, m it wesentlichen Unterschieden im Kriegswesen zu rechnen ist ? Oder könnten sich die widersprechenden Bilder auf verschiedene Zeitschich­ ten beziehen ? 16 Lucke u. Frey, Situla in Provi­ dence, Nr. 4. 11 Lucke u. Frey, Situla in Providen­ ce, 59, Nr. 4. Frey, Entstehung d. Situ- lenkunst, 8 8 ff. 18 Lucke u. Frey, Situla in Providen­ ce, 59, Nr. 3. 19 Vgl. z. B. P. Ducati, Storia di Bologna 1. I tem pi antichi (1928). 20 Ducati, Mon. A nt. 20 (1912) 655 ff. 40 A rh e o lo ški v e stn ik 625 Bei der inhaltlichen Deutung der Situlenbilder sind noch immer viele Fragen offen.2 1 K lar ist nur, daß keine durchgestalteten Sagen erzählt werden m it einzelnen unverwechselbaren Heroen, wie sie etw a von gleichaltrigen griechischen und etruskischen W erken bekannt sind. Es handelt sich aber auch nicht um einfache Lebensbilder, so sehr sich die K ünstler um die deut­ liche W iedergabe dessen bemühten, was sie um sich sahen. Vielmehr spiegeln die Trink- und Musikszenen, die Wettkämpfe, die Jagden usw. ein überhöhtes Herrenleben. Die begrenzte Auswahl der Bildthemen setzt Vorstellungen vor­ aus von einer Welt, die im mer wieder gegenwärtig gem acht wurde. Daß es sich um Szenen handelt, die über die Gegenwart hinausreichen, in denen also auch Vergangenes beschworen werden kann, macht z. B. ein Detail der Rüstung des ersten Regiments von Fußsoldaten auf der Certosa- Situla wahrscheinlich (Abb. 1: 1 a). Die Krieger tragen sog. Schüsselhelme, die auch aus einer ganzen Reihe von Grabfunden bekannt sind.2 2 Alle diese Grabfunde gehören aber in die ältere Hallstattphase. Später, zur Herstellungs­ zeit der Certosa-Situla, w ar diese Helmform durch andere ersetzt. Neben der Certosa-Situla bildet den einzigen jüngeren Beleg eine Kriegerstatuette aus Vače (Abb. 3: l).2 3 Nach ihrem Gesichtsschnitt kann sie nicht vor die M itte des 6. Jahrhunderts datiert werden. Auch dieser Mann h at zweifelsohne einen Schüsselhelm auf dem Kopf. Soll die altertüm liche W affe ausdrücken, daß es sich um einen entrückten, heroisierten Krieger handelt ?2 4 ' Es gibt weitere Anzeichen in der Kunst des Südostalpenraum es dafür, daß die typischen Feste und Aufzüge nicht nur als Spiegel der Gegenwart verstanden wurden. Man muß deshalb durchaus mit der Möglichkeit rechnen, daß eine Kampfszene wie auf dem Gürtelbleche von Vače nicht unmittelbar realistisch zu deuten ist, sondern daß hier eine heroische Auseinandersetzung geschildert w ird und daß die Form des Kampfes einer Idealvorstellung der damaligen Herrenschicht entspricht. Die vorgetragenen Überlegungen zum Inhalt der Situlenkunst sollen deutlich machen, daß bei einer genaueren Interpretation der Bilder ver­ schiedene Unsicherheitsfaktoren mitberücksichtigt w erden müssen. Trotzdem bleibt ih r Quellenwert für die hier behandelte Frage bestehen; denn einige Kriegerszenen bezeugen zweifelsfrei, daß in der Zone unm ittelbar südlich der Alpen ein hochstehendes M ilitärwesen existiert haben muß. Nur so läßt sich erklären, daß die Situlenkünstler geordnete Heere wiedergeben konnten. Die wenigen Darstellungen bilden aber nur eine schmale Basis für darüber hi­ nausgehende Vermutungen. Die Frage ist, ob sich noch andere Anhaltspunkte finden lassen, um tiefer in das Problem einzudringen. Einige antiquarische Details können im gleichen Sinne ausgewertet wer­ den. Kossack hatte bereits darauf hingewiesen, daß die z. T. mehr als manns- 21 Z uletzt beschäftigte sich m it die­ sem Them a ausführlich Kossaok in: G räberfelder der H allstattzeit an Main und fränkischer Saale, M aterialh. z. Ba­ yer. Vorgesch. 24 (1970) 160 ff. 22 Vgl. Gabrovec, Arh. vestn ik 13-14 (1962-63) 293 ff. F. Stare ebđ. 383 ff. 23 Stare, Arh. vestnik 13-14 (1962-63) 383 ff. Frey, E ntstehung der Situlen­ kunst, 90. 24 Ä hnliches läß t sich z. B. auch bei der W iedergabe von Kamm helm en be­ obachten, vgl. Frey, Entstehung der S i­ tulenkunst, 90. H. Hencken, The Earliest European H elm ets, Bull. Am. School of Prehist. Research 28 (1971) 111 ff. Abb. 3. 1 K riegerstatuette von Vače; 2 K riegerstatuette von Vetulonia, Circolo del T ritone; 3 K rieger von einem Bronzeblech im V atikan Sl. 3. 1 kipec bojevnika iz Vač; 2 kipec bojevnika iz Vetulonie, Oiroolo del Tritone; 3 bojevnik zi bronaste plošče v V atikanu langen Spieße d er Fußtruppen aiuf der Certosa-Situla (Abb. 1: 1) nicht als Waffen von Einzelkämpfern denkbar seien.2 5 Nur bei einer geschlossen an- greifemiden Fo:rmation, wo sich Krieger gegenseitig decken, sind sie sinnvoll. Daß zuweilen bei den schwer gerüsteten Kriegern zwei Lanzen wiedergegeben wenden (vgl. z. B. Abb. 1: 2; 2: 1; 5: 1, 3; 7), von denen nur eine fü r den Stoß, die andere fü r den ausholenden W urf bestim m t war, spricht nicht gegen im Verband operierende Abteilungen. Man vergleiche n u r z. B. die frühe Darstel­ lung einer griechischen Phalanx auf der Chigi-Kanne, wo die Aufstellung der Hopliten noch so locker war, daß sie jeweils Lanzen verwenden konnten.2 6 Die andere übliche Angriffswaffe, das Streitbeil, braucht in diesem Zu­ sammenhang n u r gestreift zu werden. Auch wenn man zum Führen dieser Hiebwaffe viel Raum benötigte, w ar sie doch auch fü r Krieger, die in For­ mationen käm pften, verwendbar. Denn sie diente dann im wesentlichen dazu, den Weichenden Gegner nach Auflösung der Kampfordnung niederzuschlagen oder den unbrauchbar gewordenen Spieß zu ersetzen. Sie nahm also den Platz des Schwertes ein, das der griechische Hoplit als Zweitwaffe nicht ent- 25 Kossack, Südbayern, 96 ff. 26 W. Helbig, Ü ber die E inführung der geschlossenen Phalanx, Sitzungsber. d. K. Bayer. A kad. d. Wiss. Philos.-Phi- lol. u. Hist. Kl. (1911) 12. Abhandl. H. L. Lorimer, Ann. Brit. School at A thens 42 (1947) 81 ff. Dazu richtigstellend A. Snod­ grass, Early Greek A rm our and W ea­ pons '1964) 198 f. behren konnte. Am Streitbeil w ird eine örtliche Tradition im Waffenwesen deutlich, die aber den Bedürfnissen einer fortgeschrittenen Kriegstechnik durchaus angepaßt war. Von den Schutzwaffen sind für die vorliegende Fragestellung die Schilde von besonderem Interesse; denn auch sie hatten eine bestimmte taktische Bedeutung.2 7 Daß man sich in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Schilden bisher so wenig beschäftigt hat, liegt daran, daß nur selten Beste in den Gräbern gefunden wurden.2 8 Das läßt sich nicht allein darauf zurückführen, daß der Schild weitgehend aus vergänglichem M aterial bestand. Sicherlich spielte eine wesentliche Rolle, daß der Tote schon durch eine Aus­ w ahl von Waffen hinreichend als Krieger gekennzeichnet wurde.2 9 Der Schild brauchte nicht notwendig dazuzugehören. Die Situlen, auf denen für den Kampf gerüstete Krieger wiedergegeben sind, bilden deshalb für Unter­ suchungen günstigere Ausgangspunkte. Auf den Bildern sind verschiedene Schildformen erkennbar. Häufig er­ scheint der Ovalschild, der eine typische Waffe des Ostalpenraumes gewesen sein muß, aber auch weiter südlich in Italien durch andere Denkmäler be­ zeugt w ird.3 0 Daß solche Schilde bereits in der älteren Hallstattzeit benutzt wurden, zeigen z. B. die R eiter auf dem Kultwagen von Strettweg.3 1 * Die Schilde w urden wahrscheinlich in der Mitte gefaßt, wie aus dem oft deutlich wiedergegebenen Buckel erschlossen werden kann (vgl. z. B. Taf. 2), unter dem die Schildfessel angebracht war. Auch bei den Schilden auf dem Gürtelblech von Vače möchte man eine M ittelhandhabe verm uten (Taf. 1). A nnähernd rechteckige Schilde mit einer Zier in der Mitte führt das zweite Regiment von Fußsoldaten auf der Certosa-Situla (Abb. 1: 1 b). Schließ­ lich sind m ehrfach Rundschilde überliefert. Zwei Form en können hier un­ terschieden werden. Die eine erscheint z. B. bei den K riegern auf dem Schild­ beschlag in Forli (Abb. 4),8 2 der noch in die erste H allstattphase zu datieren ist. Wie der große M ittelbuckel zeigt, ist wieder nur an einen Griff zu den­ ken. Entsprechende Rundschilde sind in älterer Zeit im gesamten Mittelmeer­ bereich bezeugt;3 3 anzuschließen sind auch die um enfelderzeitlichen Schilde 27 Vgl. Anm. 26. 28 A us dem A rbeitsgebiet sind n ur zwei längliche Beschläge, die verm utlich von Ovalschilden stammen, zu nennen, und zw ar aus dem Panzergrab von No­ vo Mesto (Gabrovec, Situla 1 [1960] 27 ff. Abb. 7 Taf. 6 : 3) und aus dem F und vom rio Carpena bei Forli (A. Santarelli, Not. Scavi [1887] 8 ff. Taf. 1, 7—9. Mostra dell’arte delle situle dal Po al Danubio [Padova 1961] 81 f., Nr. 10, Taf. 3). 29 F ü r den griechischen Bereich träg t H elbig solche Ü berlegungen vor: Jahresschr. d. österr. Arch. Inst. 12 (1909) 49 ff. 30 Vgl. z. B. Ducati, La situla della Certosa, Mem. della R. Accad. delle Scienze dellTst. di Bologna. CI. di Sci- enze Mor. 2. Ser. 5—7 (1923) 23 ff. . 'rey, Entstehung der Situlenkunst, 89, Anm. 453. 31 W. Schmid, Der K ultw agen von Strettw eg, F ü h re r z. Urgesch. 12 (1934) Taf. 7—9; 16—19. 32 Santarelli, Not. Scavi (1887) 8 ff. Taf. 1: 7, 9; eine vorzügliche Photogra­ phie bei J. K astelic, Situla A rt (1965) Taf. 68—69. 33 F ür das östliche M ittelmeergebiet vgl. z. B. Lorim er, Homer and the Mo­ num ents (1950) 132 ff. Frühe Bronzeschil­ de aus Italien stellte zuletzt zusammen: A. Ä kerström , Der geometrische Stil in Italien, S krifter utg. av S venska Inst, i Roim 9 (1943) 102 ff., 119 f. Ergänzugen bei: G. Camporeale, La Tomba del Duce. Vetulonia 1, Mon. Etruschi 1 (1967) 32 ff. Abb. 4. Schildbuckel in Forli, K riegerpaar Sl. 4. Ščitna grba ie m esta Forli, p ar bojevnikov Mittel- und Nordeuropas.3 4 Um sich im Kampfe ungehinderter zu bewegen, konnte diese W affe am Telamon auf den Rücken geworfen werden. Als ein Beispiel für viele mag die Statuette eines etruskischen Kriegers aus Vetulonia dienen (Abb. 3: 2).3 5 Andere Rundschilde begegnen bei der dritten Kriegerabteilung auf der Certosa-Situla (Abb. 1: 1 b). Bei ihnen ist kein Mittelbuckel angedeutet. Die sorgfältige Detailschilderung, die bei allen Wiedergaben dieser Situla spürbar ist, m acht wahrscheinlich, daß bei diesen Waffen gar kein Buckel und damit auch keine Handhabe in der M itte vorhanden war. Vielmehr m öchte man hier an den griechischen Hoplitenschild denken, der vermittels P orpax und A nti­ labe am Arm getragen wurde. Typisch ist ferner der abgesetzte Rand, der wie bisweilen auch im etruskischen Bereich, verziert sein kann.3 6 34 Vgl. J. M. Coles, Proceedings Pre- hist. Soc. 28 (1962) 156 ff. Z. Bukowski, Archeologia 22 (1971 [1972] 42 ff. 35 Vgl. I. Falchi, Not. Scavi (1900) 481 ff., Abb. 15—17. E. H. Richardson, Mem. Am. Acad, in R om e 27 (1962) 176, Abb. 38—40. Henoken, Helmets, 117, Abb. 8 8 . 36 Siehe z. B. G. Q. Giglioli, L ’arte etrusca (1935) Taf. 125: 3. Verm utlich kann man hier noch Schilde von der Amoaldi-Situla an­ schließen (Abb. 2: 1), obwohl die Zeichnung nicht so klar ist.3 7 Sonst fehlt diese W affe aber auf den Situlen, was möglicherweise ein Indiz dafür ist, daß nur in einem beschränkten Gebiet am Südrand des Situlenkreises eine stär­ kere Anpassung an die antike Rüstung stattgefunden hat. Der Rundschild begegnet aber immer wieder auf den Werken der Este­ kunst (vgl. z. B. Abb. 5).3 8 Auf sie wurde bisher noch nicht eingegangen, da in ihr keine größeren szenischen Darstellungen erscheinen. Nur die Benvenuti- Situla m it dem Gefangenenzug bildet eine Ausnahme. Sonst sind die Krieger gewöhnlich einzeln wiedergegeben oder in einfacher Reihung. Vielfach ergibt sich das aus dem C harakter der Bleche, bei denen es sich um Votive handelt. Die Darstellungen verm itteln aber von der Standardausrüstung der Kämpfer einen guten Eindruck. Auch hier erscheint neben Lanzen das Streitbeil. Die Helme sind meist von einer Lokalform ohne Krempen. Ferner gibt es aus­ schließlich den Rundschild ohne Mittelbuokel. N ur auf jüngeren Werken kommt daneben der gallische Langschild vor.3 9 Daß die Rundschilde in der Tat vor griechischen bzw. etruskischen herzuleiten sind, beweist die Darstellung auf der Dolchscheide Franchini aus Este (Abb. 5: 2). Die Waffe des dort abge­ bildeten Kriegers ist, wie häufig in Griechenland oder E trurien (vgl. z. B. Abb. 3: 3),4 0 m it einem Wirbel geschmückt. Ebenfalls führen die Männer auf der Vase Alfonsi aus Este Schilde m it einem entsprechenden Zeichen (Abb. 5: 1). Diese Schilde konnten wegen ihrer Tragweise gewichtiger sein als die älteren Form en m it M ittelhandhabe. Der entwickelte Hoplitenschild w ar sogar ganz m it M etall bedeckt. Die Kämpfer vermochten diese Waffe allerdings schlechter zu manövrieren. Sie konnten z. B. den Schild nicht mehr vom Kör­ per Wegstrecken, um den gegnerischen Speer abzufangen. Beim Zurück­ weichen konnten sie den Schild nicht auf den Rücken werfen. Auch waren sie infolge der schwereren W affen nicht m ehr so schnell. Dagegen entfalteten sie im Stoß in der geschlossenen Formation eine besondere Stärke. Aus diesem Grunde h at m an das Aufkommen der am Arm getragenen Schilde in Grie­ chenland m it dem Verschwinden des Einzelkampfes und dem Einsetzen der Phalanxtechnik in Verbindung gebracht, wovon die Dichtung eine so lebendige Vorstellung verm ittelt.4 1 Das Gleiche kann man fü r Italien vermuten, wo durch die schriftliche Überlieferung die Anwendung der Phalanx bei den E truskern und anfänglich 37 Die O berfläche der Situla ist stel­ lenweise so stark angegriffen, daß nicht zw eifelsfrei ausgem acht w erden kann, ob der vorderste K rieger auf Abb. 2: 1 einen glatten Rundschild oder einen Schild m it angedeutetem M ittelbuckel trägt. 38 N ach Frey, Entstehung der Situ- lenkunst, Nr. 22; 17; 37. Zahlreiche Bei­ spiele auf den Votivblechen aus den venetischen Heiligtüm ern, siehe z. B. G. G hirardini, Not. Scavi (1888) 105 ff., Taf. 9: 2—3, 5—6 . A. Callegari, Not. Scavi (1938) 227 ff., Abb. 1: 4— 9. 39 Vgl. z. B. Ghirardini, Not. Scavi (1888) 115 ff., Taf. 9: 7; 10: 5, 8 ; 11: 2, 16. Auffällig ist, daß der gallische Lang­ schild gewöhnlich bei Reitern und nicht bei F ußkäm pfem erscheint. 40 Nach H. Salskov Roberts, Acta Arch. 34 (1963) 138, 175 f., Abb. 27. 41 Vgl. Anm. 26. Zuletzt diskutierte das Problem P. A. L. Greenhalgh, Early Greek W arfare. Horsemen and Chariots in the Homeric and Archaic Ages (1973) 70 ff. Abb. 5. K riegerbilder aus Este: 1 V ase Alfonsi; 2 Dolchscheide Franchini; 3 Votivblech von Caldevigo Sl. 5. Slike bojevnikov iz m esta Este: 1 vaza Alfonsi, 2 nožnica bodala Franchini, 3 votivna plošča iz Caldeviga auch bei den Röm ern belegt ist.4 2 Die ältesten Schilde in M ittelitalien, die ein­ deutig von griechischen herzuleiten sind und einen Bruch m it der einheimischen Tradition verdeutlichen, stammen aus einem Grab von Fabriano aus dem späten 7. Jahrhundert.4 3 In die gleiche Zeit führen die frühesten Darstellungen (vgl. z. B. Abb. 3: 3).4 4 Auch andere griechische Waffen in G räbern M ittelita­ liens — wie Helm e und Beinschienen — zeigen, daß die griechische Rüstung schon in dieser Epoche bei reichen Etruskern Anklang fand.4 5 Es ist anzu­ nehmen, daß sich m it diesen K ontakten auch die Veränderungen in der Kampf­ technik anbahnten, die wohl im Laufe des 6. Jahrhunderts zur Übernahme der Phalanx führten. Ein genauer Zeitpunkt läßt sich für diesen wesentlichen Schritt in der Kriegstechnik nicht angeben. Wie stark sich aber schon im späten 6. Jahrhundert Etrusker an die griechische W affenausrüstung ange­ paßt hatten, zeigt z. B. ein K riegergrab aus Vulci. Bei dem Toten lagen außer Angriffswaffen ein großer m etallener Rundschild, dazu Beinschienen und ein etruskischer Helm (Abb. 6).4 6 W ahrscheinlich war auch ein Lederpanzer vor­ handen. Es ergibt sich also, daß ein griechischer Helm durch eine funktions- 42 Vgl. zusam m enfassend Ed. Meyer, Kleine Schriften 2 (1924) 274 f. Snod­ grass, Journal of Hell. Stud. 85 (1965) 110 ff. F. G jerstad in: Aufstieg und N ie­ dergang der röm ischen Welt, hrsg. v. H. Tem porini. Festschr. Joseph Vogt 1 (1972) 136 ff. 43 S. Stucchi, R ivista dell’Ist. Naz. di Arch, e Storia dell’A rte 8 (1959) 1 ff. Snodgrass, Journal of Hell. Stud. 85 (1965) 117. 44 Siehe Anm. 40; Snodgrass, Jour­ nal of Hell. Stud. 85 (1965) 1171 45 Snodgrass, Journal of Hell. Stud. 85 (1965) 117, Anm. 33. 46 Nach Leben in Italien, hrsg. von der E. N. I. T., Jah rg . 8 , Nr. 24 (1957), Abb. 'S. 17. Vgl. U. Ferraguti, Studi Etruschi 11 (1937) 116 ff. Abb. 6 . Schutzw affen aus Vulci, Necropoli dell’Osteria, Tom ba del Guerriero SI. 6 . O bram bno orožje iz mesita Vulci, Necropoli dell’Osteria, Tomba del Guerriero gleiche Lokalform ersetzt werden konnte. Sonst w irkt aber der schwer ge­ rüstete K rieger ganz wie ein griechischer Hoplit und w ird kaum anders ge­ käm pft haben. Bei den entsprechend gew affneten Kriegern aus Este (vgl. z. B. Abb. 5: 3) w ird man Ähnliches annehmen können. Wenn auch Darstellungen von Schlach­ ten fehlen, möchte man doch auch hier an geschlossen kämpfende Verbände denken. Denn nur dann ist diese Rüstung sinnvoll. Daß man in Este mit Heeresaufgeboten ungefähr vergleichbar denen der m ittelitalischen Gemeinwe­ sen rechnen darf, m acht auch der stadtartige C harakter dieser Siedlung wahr­ scheinlich.4 7 N ur muß man sich hüten, diese Schlüsse, die aus dem Vorhan­ densein des schweren Hoplitenschildes in Oberitalien gezogen werden können, fü r etwas größere Räume zu verallgemeinern. Denn schon im östlichen Teil des Verbreitungsgebietes der figuralverzierten Situlen sind bei einer genaueren B etrachtung der Bodenfunde andere Verhältnisse erkennbar. Vor diesem Hin­ tergrund w äre auch nochmals die Kampfszene auf dem Gürtelblech von Vače zu überdenken. Sicherlich ist in Slowenien in der H allstattkultur des Save- und Krkagebietes4 8 m it einer anderen Sozialstruktur zu rechnen als in den gleichzeitigen Siedlungen im östlichen Oberitalien. Und schließlich m acht sich 47 V. D uhn u. M esserschmidt, Ital. G räberkunde 2, 32 ff. Z ur K am pfweise eines Bürgeraufgebotes vgl. z. B. F. A. Adcock, T he Greek and M acedonian A rt of War (1957) Iff. 43 Vgl. neben den G rabfunden auch die Siedlingen, deren Erforschung aller­ dings kaum angelaufen ist, siehe z. B. Gabrovec, F rey u. Foltiny, Arh. vestnik 20 (1969) 117 ff. Dies., Germania 48 (1970) 1 2 ff. Abb. 7. B envenuti-S itula aus Este, A bfüllung des unteren Figurenfrieses, A usschnitt Sl. 7. Situla B envenuti iz m esta Este, detajl spodnjega figuralnega friza in Slowenien vom 6. Jahrhundert an ein intensiver Einfluß aus dem skythi- schen Bereich bem erkbar,4 9 der nicht n u r durch eine neue R eiterausrüstung, sondern auch im verstärkten Aufkommen von Pfeil und Bogen als wichtiger Fem w affe einen tiefgreifenden Wandel in der Kriegstechnik bew irkt haben dürfte. Hier könnte eine detailliertere Analyse der G rabfunde wesentlich weiterführen. Doch soll anschließend nur noch kurz die Frage erörtert werden, wann sich in Oberitalien unter griechischen bzw. etruskischen Einflüssen die Verän­ derungen im Kriegswesen anbahnten. Das älteste Zeugnis für den Rundschild mit abgesetztem Rand ohne M ittelbuckel liefert die Situla Benvenuti aus 49 Vgl. die U ntersuchungen von G .-Jersm , Acta Arch. Hung. 20 (1968) Gabrovec (Anm. 6). Siehe ferner z. B. E. 159 ff. M. Pärducz ebd. 25 (1973) 27 ff. Este (Abb. 7),5 0 die um 600 v. Chr. gefertigt worden ist. Allerdings ist die Darstellung nicht ganz eindeutig. Die Gefangenen tragen nämlich ihre Schilde an einem Riemen umgehängt. Ist aus der Angabe des Telamon zu schließen, daß es sich hier — vielleicht in Abweichung von den Schilden der siegreichen Krieger — um nicht fest m it dem Arm verbundene Waffen handelt; wären also Rundschilde mit nur einem Griff gemeint? Oder sollen es ebenfalls Ho- plitenschilde sein, bei denen der Riemen nur zur Erleichterung des Transpor­ tes dient? D afür gibt es bisweilen auch in der griechischen Vasenmalerei des 6. Jahrhunderts Belege.5 1 Oder liegt wieder ein Anachronismus vor? Leider sind die Wiedergaben der Situla Benvenuti so flüchtig, daß Details der Waffen­ konstruktion nicht erkennbar sind.5 2 Auch die Schilde auf dem Helmfragment von der Magdalenska gora (vgl. Abb. 2: 2),5 3 das an die frühen estensischen Werke angeschlossen werden kann, bieten keine genauere Information. Wenn man aber die siegreichen K rieger auf der B envenuti-Situla neben jüngere Darstellungen aus Este stellt, sind die Übereinstimmungen in der gesamten Rüstung so groß, daß man keinen Bruch in der Entwicklung annehmen möchte. Mit der Benvenuti-Situla kommt man in eine Zeit zurück, in der in Mittel­ italien erste Veränderungen im Kriegswesen zu beobachten sind. Es ist wahr­ scheinlich, daß die Impulse, die dort im etruskischen Bereich wirksam w ur­ den, bis an den Südrand der Alpen ausstrahlten. Daß schon im Zeitraum um 600 die griechische Bewaffnung auch außer­ halb M ittelitaliens bei frem den Völkern Anklang fand, dafür gibt es eine ganze Reihe von Zeugnissen. B ekannt sind die reichen G räber m it griechischen Hel­ men und Beinschienen vom Balkan, die sich bis nach Bosnien und Kroatien hin finden.5 4 Ferner kommen Beinschienen auch in den bekannten Krieger­ gräbern von Sesto Calende am Lago Maggiore vor.5 5 Vergesellschaftet sind sie mit Helmen mit zusammengesetzter Kalotte, die Exem plaren aus Slowenien genau entsprechen5 6 und letztlich auf etruskische Helmformen zurückgehen.5 7 Auch die Ornamente dieser Helme zeigen, daß schon vom späten 7. Jahrhun­ dert an neben griechischen etruskische Einflüsse w eit nach Norden reichten, so daß einheimische Waffen durch neue Formen ersetzt werden konnten. Das überlegene griechische und das davon abhängige etruskische Militärwesen muß schon zu dieser Zeit eine ungeheure Faszination auf die benachbarten Barba- 50 Frey, Entstehung der Situlen- kunst, Nr. 4. 51 N achweise bei G reenhalgh, Greek W arfare, 73, Anm. 19. 52 N ach einer kürzlichen R estaurie­ rung der Situla ist am Schild des vor­ dersten G efangenen links von dem K reis das andere Ende des T ragriem ens sicht­ b ar geworden, w as aber auf der Abb. 7 noch nicht wiedergegeben w erden konn­ te. W eitere D etaüs der R üstung kam en nicht zum Vorschein. 53 Frey, Entstehung der Situlen- kunst, Nr. 8 . 54 Vgl. A. Benac u. B. Cović, Glasi- nac II, Eisenzeit, Kat. d. Vorgesch. Slg. d. Landesmus. in Sarajevo 2 (1957) 75, 79, Taf. 30: 6 ; 40: 1. V. Vejvoda u. J. M im ik, V jesnik Arh. muz. u Zagrebu 3. Ser. 5 (1971) 183 ff., Taf. 5: 1—2; 7; 13. 55 B. Biondelli, Di una tomba gallo- italica scoperta a Sesto Calende sui T i­ cino, Mem. del R. 1st. Lombardo. Cl. di Lett, e Scienze Mor. e Polithiche 10 (1867). E. G hislanzoni in: Munera. Rac- colta di scritti in onore di Antonio Giussani (1944) 1 ff. 56 Gabrovec, Situla 1 (1960) 27 ff. Frey, Entstehung der Situlenkunst, 47 ff. 67 Solche Helm e stellt z. B. Campo- reale zusam m en: Tomba del Duce, 48 ff. xen ausgeübt haben, die deshalb versuchten, sich in ihrer R üstung an diese Vorbilder anzupassen. Ob es sich hier aber nur um die äußere Übernahm e der begehrten Waffen handelte, oder ob sich gleichzeitig ein Wandel in der Kriegs­ technik anbahnte, das muß beim Fehlen klarerer Zeugnisse dahingestellt bJeiben. Lediglich für Oberitalien ließ sich durch den schweren, am Arm getragenen Rundschild wahrscheinlich machen, daß eine echte Auseinander­ setzung m it dem antiken Kriegswesen stattgefunden hat.5 8 Pripom be k halštatski oborožitvi v jugovzhodnem alpskem prostoru Orožje, znak bojevnika, ima v h alštatsk i kulturi pomembno vlogo, tako da je vedno znova izhodišče različnih raziskovanj.1 -2 Vendar so ostajali v glavnem ob strani problem i, kot so pomen orožja pri grobnem ritualu ali izpovedna moč orožja o načinu bojevanja in o socialni stru k tu ri. Precej obširno pa je te problem e obrav­ naval G. Kossack.® S to razpravo želimo osvetliti odnose v južnoalpskem prostoru m ed Adižo in Savo, v prostoru, k je r so razprostranjene figuralno ornam entirane situle4 in kam or je še segal m editeranski način bojevanja, tj. na obrobna področja antičnega sveta. Poleg grobnega gradiva, ki v zgornje italijansko - venetskem prostoru5 ni tako izrazito kot v prostoru južno od L jubljane,6 so nam služila pri proučevanju pred­ vsem dela situlske in estenske um etnosti7 te r drobna plastika. Figuralne upodobitve vojaških sprevodov na situlah Providence (T. 2),1 3 A m oaldi (sl. 1: 2; 2: l),1 4 in Certosa (sl. 1: l)1 6 d ajejo vtis, da so prikazane vojaške enote neke razvite vojske, k i jih pa vendar ne m orem o im eti za prikaz falange, am pak za neke m anj stroge vojaške formacije. V nasprotju s tem i upodobitvam i korakajočih čet je scena na pasni sponi iz Vač (T. I),9 -1 2 kjer je prikazan dvoboj dveh konjenikov — • posameznikov s spremstvom ter tej tem i ustrezajoča negovska čelada iz groba IV/3 iz Novega m esta.8 V prašanje, je, ali lahko to razlagam o z določenimi razlikam i v načinu bojevanja na relativno m ajhnem prostoru m ed Slovenijo in zgornjo Italijo, ki ga sicer družijo skupna um et­ nostna izražanja ali pa lahko posam ezne upodobitve pripišem o različnim časovnim horizontom. V sekakor je treba upoštevati tudi možnost, da lahko scena dvoboja predstavlja nek ideal takratnega aristokratskega življenja. V erjetno pa je, da je bila socialna stru k tu ra v halštatskem dolenjskem prostoru4 8 drugačna kot v istočasnih naselbinah vzhodne zgornje Italije. V času 6. stol. je nam reč v Sloveniji opazen močan vpliv s skitskega področja, ki je vplival tudi na sprem em be v načinu boje­ vanja.4 9 P ri vsaki interpretaciji vsebine scen situlske um etnosti je pač treba upoštevati negotova fakta, vendar vrednost teh virov ostaja nesprem enjena; saj posamezne 5 8 Die Um zeichnung der A bbildun­ gen nach den jew eils angegebenen P u ­ blikationen besorgte Frau. R. Volbracht, Ham burg. Die Photographien der beiden Tafeln w erden dem N aturhist. Museum in Wien und dem M useum der Rhode Island School of Design in Providence verdankt. vojaške scene brez dvoma kažejo, da je na področju južno od A lp obstajal razmeroma visoko organiziran vojaški sistem. Za razjasnjevanje teh problem ov je važen elem ent tu d i okrogel ščit, upodobljen na certoški situli (sl. 1: lb ) in spom enikih estenske um etnosti (sl. 5),3 8 ki spominja na grški ščit hoplitov in je narejen po grških oziroma etruščanskih vzorih.4 0 Situla Benvenuti, na kateri je prikazana najstarejša upodobitev okroglega ščita na obrav­ navanem prostoru, označuje isti čas, v katerem so bile v srednji Italiji prve spre­ membe v načinu vojskovanja. Zelo verjetno je, da so te sprem em be v etruščanskem svetu povzročili impulzi, ki so v istem času dosegli tudi robove južnih Alp.