„/reihtit, Dil»»,« str Alle " Str. KD. Mittwoch, I«. Mai 18««. V. Jahrgang. Die ^Marburger Zeitung" erscheint jedtn Son»>tag. Mittwoch und Kreitu^,. Preise — für Marburg: ganzjälirig 0 st., halbjähug 3 fl., vierteljährig 1 fi. 50 kr. für Zustellung in» Hauß monatlich l0 kr. — mit Postdersenduug : ganzjälirig 8 fl., halbjährig 4 st., vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 1V, bei zweimaliger mit 1K. bei dreimaliger mit 20 kr. berechnet, wozu für jedesmalige Einschaltnng Z0 kr. Inseraten Skempelgrbühr fommen. Zur .g, schichte des Tages. Nachrichten au» allen Ländern Ve st erreich» bestiitigen. daß überall die zur Ablvellr gej^en den doppelten Feind nothwendigcn Vorkehrungen getroffen »Verden, daß die EinrüctnnA der Urlauber und Reservisten pünktlich erfoljst und daß die verschiedenen Völker in der Hoff-nung, der unvermeidliche Krieg »verde und müsse trotz den schweren. Land und Leute treffenden Opfern besftrc Tage als die bssherigm zur Folge haben, den drol)enden Gesahrrn ruhiger und muthiger, als erwartet wer-l)en konnte, entgegensehen. WaS die verschiedenen Truppenbc»vei,ungen anbelangt, ist die Mittheilung derselben angesichts der Feinde nicht ratli-sam. und es genügt, die Thatsl,che anznfilhren, daß in dtesetl Tatzen bereits die bedrohten Grenzen des ReiäieS hinreichend grdcckt sind. Das Weitere hängt von der Zahl deS Feindes, der Führung des ilrtegeS. der Tlipscr-keit dtS Heeres und Tüchtigkeit der VefehlSljal»er und. lvenn man will, vom KriegSglücke ab. Die österreichische Brigade in Holstein ist in Fol^^e der bundestreuen Haltung Hannovers ui^d Vrauntchwcigs j^esichnt. Mit diejtr Hilfe und mit Unterstützung der SchlrSwig Holsteiner. die beim ersten Aus-ruf Mann für Mann zu den Waffen etle». ist Gablenz fttirk genug, sich zu vertheidigen. Preußische Blätter bekennen ganz offen. eS gebe nur einen Ausweg — den Krieg. Preußen müsse jedoch seine Feinde nicht erivar« ten, sondern ihnen zuvorkommen, daS heißt mit anderen Worten: so schnell als möglich in Sachsen und Oesterreich einfallen. Die preußische Borhut befindet sich bei WeißenfrlS an der preußisch sächsischen Grenje. Man ist in Sachsen auf den Einmarsch der Preußen stündlich gefapt. Der sächfische Gesandte. Graf Hobenthal. soll Berlin zu verlassen im Be-^iffe stehen. Man glaubt, daß die Oesterreicher unmittelbar nach den Preußen von Bodenbach her in Sachsen einrücken werden, »vo dann ein Zusammenstoß zwischen Oesterreichern und Preußen rasch erfolgen lvürde. Prinz Friedrich Karl von Preußen soll alS OberbefehlShalier der schlesi-scheu Armee zum eigentlichen Angriff bestimmt sein. Ihm »vurde die Aufgabe zugetheilt, nach iKröffnung deS Kriege» auf der kürzesten Linie durch Mäh^n gegen Wien vorzudringen. Schon Friedrich der Große hatte 1758 den gleichen Versuch gemacht, der aber klaglich mißlang. Die Versammlung badischer nnd würtembergi scher Volksvertreter in Stuttgart verurtheilte einstimmig daS Sonder-streben und die GergrößerungSsucht Preußens und erklärte es für unmög- lich, im bevorstehenden Kriege theilnahmSloS bleiben zu können. Aber auch darüber »var man vollständig einig, daß ein Kampf Preußens und Oesterreichs nur um ihr Uebergewicht .in Deutschland der Opfer an Geld und Mannschaft von Seit'N des »übrigen Deutschland nicht iverth sei, daß diese Opfer nur für höhere nationale Zwecke gebracht werden sollen, und daß als der erste und nächste die Konstituirung der Herzogthümer SchleS-wig Holstein auf Grund ihres Selbstbestimmungsrechtes zu betrachten sei. ohne deffen Anerkennung von Seiten Oesterreichs und der Regierungen von ständischen Bewilligungen für Kriegszwecke nicht die Rede sein könne. Die wohl beinahe einstimmige Ansicht der Anwesenden ging aber lveiter auch dahin, daß. obgleich es sich um die Abivehr des preußischen Angriffes auf das übrige Deutschland, also u»n Selbstvertlieidigung handle und ein Zusammengehen mit Oesterreich geboten erscheinen möge, doch die be-kannte P^ltik Oesterreichs seine Bnndesgenoffenschast für die kleineren deutschen Staaten, namentlich so lange ein Bündniß derselben unter fich nicht bestehe, in hohein Grade bedenklich erscheinen lasse, und daß eS ge« rechtfertigt sei, sich nicht unliedingt und blindlings Oesterreich im Kampfe mit Preußen anzuschließen, sondern zunächst eine mehe abwartende Hal-tung zu beobachten und sich die mitglichstc Sichertieit dafür zu schaffen, daß durch den Eintritt Südivest'Deutschlands in den Krieg mit Preußen aus Sellen Oesterreichs nicht die speeistsche Politik dieses Großstaates »md blos dynastische 3»»teresstn. sondern ivirkliche nationale Interessen und die Reugestaltung Deutschlands aus freiheitlicher und »tationaler Grundlage l,efördert werden. In Betreff der Frage, in welcher Weise diese Sicher-heit von Seiten der Katnmein verschafft werden solle, konnte der Natur der Sache nach etwas Bestimmtes noch nicht festgestellt werden; voraus-sichtlich lvird auch der (Äang der Ereignisse eine derartige Feststellung später überflüssig erscheinen l.issen. Darüber »var mail indeß einig, daß zum mindesten die bündigsten Zusagen von den Regierungen gefordert »Verden Mttffen. Insbesondere »vurde die sofortige Einführung der BolkS-»Vehr als ein wichtiges Mittel, die Wehrkraft der kleineren Einzelstaaten zu heben, und als eine Probe dcr Aufrichtigkeit u»»d eine Garantie der Erfüllung der zu erwartenden Zusagen bezeichnet und anerkannt. Die Kriegsmacht der süddeutschen Mittel st aaten befindet sich auf einer Höhe, welche uns von dieser Bundesgenoffenschast ausgiebige Unterstützung erlvarten läßt. Die bairische Armee bestellt auf dem Kriegsfüße mit Ausschluß der Landwehr, die nur wm Dienste im Innern des Landes bestimmt ist, aus 110—120.000 Mann. Badens und Würtembergs Kriegsmacht darf man immerhin mindestens gerechnet auf 40—50.000 Mann anschlagen, und würden diese drei Staaten mit- Das gebrochene Herz. Bon H. SetA Wie manche andere Deutsche hatte auch ein UniverfitätSfreund von mir in England eine Haus^ehrerstelle bekommen. Er fühlte sich glücklich in seiutM neuen Wirkungskreise und schilderte mir seine „Jungen" als so luftige, übermüthige Burschen und die Aeltern als so bruv und bieder, daß ich endlich seinen Einladungen, ihn zu besuchen, folgte. Die rasend schnelle Eisenbahn brachte mich binnen wenigen Stunden von London nach Norwich, von wo mich der ehemalige Berltner Referendar und jetzige englische „tulor" in einer Privat Equipage nach seiner neuen Heimath abholte. Ein Paar derbe Jungen mit schwarzen Jacken, wunöcrschö»»en. glänzenden Augen, feinen, blülienden Gesichtern und ernsten Kastorliüten betvieskn mir gleich auf dem Wege viele Achtung und Freundschaft. bloS weil ich einen „Schnurrbart" trug. LaNj,c und alle Tage hätten sie ihren „tutor" aufgefordert, Barbiermesser und Oberlippen einander zu entfrem-den. aber vergebens; nun sollten aber doch die Leute zu Hause an mir sehen, daß fie wirklich einen „ausländischen" Hauslehrer hätten. Er selber, und bat sei jammerschade, spreche so gut Englisch, vaß man ihnen immer nicht glauben »volle, wenn sie versicherten, er sei vom Kontinent; mein schlechtes Englisch «»d «ein Schnurrbart solle sie nun aber endlich cineS Besseren belehre». Nachdem Bill, der ältere, mich versichert hatte, er Verde «nd «olle »je etwaS Ordentliches lernen, denn erstens störe eS die Heiterkeit »nd zweitens gäbe es in Anftralien Gold genug, das mau desto besser graben könne, je dümmer ma» sei, fuhren w»r dnrch das breite, eiserne Gitterthor des prächtigen Landsitzes, als dessen Schulmeister mein ^e»»d hier blühte und bereits ziemlich frtt »nd seist geworden »var. Wie fett »»d schwer ruhte ringS»« Epben ans den Mauern, welche Fülle nnd Reinheit rj»gSnm. welche üpptge tz^rkanssichten über das herrliche Rasen-, grü» hi»! Doch »vas ist alle Herrlichkeit der Natur gegen eine edle, würdige Menschei»gestalt? Wahre Ehrfurcht ergriff mich vor dem Adel und der sinnigen, ehrlichen Milde, »oomit mir d« Herrin des Hauses entgegenkam. Freilich ließ man mir keine Zeit, mich vorstellen zu lassen. Dick riß mich nach der einen und Bill nach der andern Seite: ich sollte die Kaninchen des ersteren und den „Pony" des letzteren in Augenschein nelimen. »väh-rend mich eine sehr in s Rothe spielende Blondine von sechszehn Jahren, aber mit zehnjähriger Kindlichkeit bat. ihren Tauben den ^^^orzug zu geben. Welche Heiterkeit und Lebenssülle, tvelche spi^ndelnde Naivetät in dies n blühenden Jugendgestalten! Da steht die Zurnanstalt, weiter htn blinkt ein großer See mit Kähnen und Gondeln, wo sie sich alle Tage baden und um die Wette rudern. Und dort die Kühe und jungen O^^sen, lvie rund und rein und klug! Jeder hört auf seinen Namen und kommt »velt her. blos um sich ein Bischen streicheln zu laffen. Die Hi»i)ner und Hähne, darunter stolze, riesige Asiaten aus Kalkutta, welche Eier legen sie znm Frühstück! Immer Beivegung Leben. Keaftütiung. t?errllchst< Natur, kräftigstes Rllmsteak. deriies Bier, feurigen Wein. Eier. ^reck. Schinken. Haschen und Hänseln. Betten und Wagen — o »velche Lust, dort Schul-Meister zu sein! Nach zivei Stunden aber l>atte daS Alles seinen Reiz verloren. Ich »var der Dame des Hauses vorgestellt ivorden. nn^'^ fortan beschäftigte mich ihr edleS Gesicht, ihr ruhiges, trauriges Auge so ausschließlich, daß ich Alles um mich lfer )iergaß. WaS ist der Zaul?cr in diesem klassischen, blassen Antlitz? Sie ist eine hohe Blerziaerin. und Alles, was man mit Liebe zu einem weiblichen Wesen in B?sbindung bringen könnte, war von meinem mir selbst unerklärlichen Interesse für diese Augen ausgeschlossen. Gäste kamen und gingen, und sie war eine Wirthin und Herrin »n ihrer prächtigen Behausung, wie ich nie etwaS AehnlicheS gesehen: sie machte die Honneurs mit einer Würde und Grazie, mit einer Milde. Herzlichkeit und Vornehmheit zugleich und immer mit so geheimnisvoll traurigen nnd I treuen Angen, daß dnrch ihr Lächeln mit ten ,fröhlichen. it»r Lachen mit übermüthigen Kindern, ihr Scherzen mit den Gästen stets ein innerer. hin zusammen löl)—170.000 Mann in» Feld stellen können. Die Halste hievon wird genügen, um die preußischen Truppen in der Rheinprovinz ju beschäftigen und in Schach zu halten, die zweite Hälfte, 70—80.000 Mann, könnte einer österreichischen, von Böhmen aus nach Sachsen debvuchirenden Armee über HofLeipzig die Hand reichen und dieselbe durch eine erfolgreiche Flankenbewegung gegen die in Sachsen einbrechenden preußischen KorpS unterstüßen. Oesterreich und die mit ihm gehenden Bundesstaaten find somit den gegen die sächsische und schleflsche Grenze vorgeschobenen preußischen Truppentlieilen in numerischer Beziehung entschieden überlegen. WaS nun speziell die Kriegstüchtigkeit und Schlagfer. tigkeit der bairischen Armee anbelangt, so ist sie über ollen Zweifel erhaben. Die Infanterie ist vorzüglich, die Kavtillerie steht z:var hinter der aleichen Waffengattung der österreichischen Armee zurück, dürfte sich in-dessen mit der preußischen Reiterei vollkommen messen könncn. Die schwächste Waffengattung scheint die Artillerie zu sein; sie soll übrigens große Manövrirfähigkeit besitzen — eine Eigenschaft, die im Gefechte bekanntlich von nicht zu unterschätzendem Wertlze ist. Ein italienischer Berichterstatter der„Allg.AugSb.Ztg." schreibt: „Der vorzüglichste Konzentrationspunkt d r italienischen Truppen wird Bologna und in zweiter Reihe Modeiia sein, da man den „Angriff" der Oesterreicher vorzüglich auf der Po-Linie erwartet; man ist überzeugt, daß Oesterreich sich auf der Mineio-Linie nur auf die Defensive beschrän-ftn und den Frieden von Billafranea respektiren werde. Auf welche Ver-träge Italien seine Ansprüche gründet, ist weniger zu ermitteln, man macht es sich leichter, indem man nach der Parole Napoleon s in Auxerre geaen die Verträge von 181 ö kriegt. Indessen scheint man in Italien die Bedeutung des Festungsvierecks und die furchtbare Defenstve Oesterreichs nicht ganz zu erkennen, obwohl Italien gerade diese vielleicht mehr zu fürchten hat. als den sehr unwahrscheinlichen Angriff der Kaiserlichen. Im Jahre 1859 find die Unternehmungen der vereinigten sranzöstschen und italienischen Armee am gestungsviereck stillgestanden, unv ein großer Theil von Europa glaubte damals, daß dies zum Heil beider gewesen. Heute steht Italien, wenigstens vorläufig, allein gegenüber der Thatsache. daß Verona seit 18ö9 bedeutend verstärkt ist. und anerkanntermaßen nur durch vollständige Einschließung einnehmbar ist. wozu eine große Armee noth-wendig wäre, indem die Festung auf ein Jahr gut verproviantirt und mit Munition versehen ist. Das Nämliche gilt von Mantua. welches durch sein Bewässerungs-System noch stärker ist als Verona. Mantua hat drei Bewäsierungszonen aus dem oberen, mittleren und unteren See. von denen die beiden ersteren bereits vollzogen sind. Ungesäiir vier Kilometer von Verona befindet fich das ungeheuer starke Fort S. Lucia mit 18 Kanonen nach drei Seiten, während die vierte, nach Verona gerichtete Front von 40 parallelen Gräben von vier Metern Breite und drei Me-tern Tiefe geschützt wird, deren Grund mit den gefährlichsten Fallen und Täuschungs'Apparaten belegt ist. Durch die Befestigung von Cremona stellen die Italiener diesem Viereck allerdings ein Dreieck. Ferrara-Bol0j^na-Eremona, gegenüber, welches in seiner Bedeutung nicht zu unterschoben ist, aber jedenfalls dem österreichischen Viereck beiweitem nachsteht. Auf beiden Seiten bestrebt man fich. diese wichtigen Punkte auf das beste zu versorgen, um fie auch für eine Belagerung vorzubereiten." Das italienische Geschwader unter dem Kontre-Admiral Vacea hat — wie auS Triest gemeldet wird — am 11. d. M die Bucht von Tarent Verlaffen und im adriatischen Meere eine Aufstellung zwischen Ankona und der dalmatinischen Insel Grossa eingenommen, wo-durch fie den ganzen Meerbusen von Triest abgesperrt, und gleichzeitig Venedig. Triest, Pola. sowie Fiume bedroht. Die Insel Groffa. gegenüber der dalmatinischen Hauptstadt Zara gelegen, hat gute Hasen, und es dürfte von den Italienern bald AlleS versucht werden, um in ihren Lefitz Melangen und so auch an der Ostküste deS adriatischen Meeres einen Waffenplatz und einen Stützpunkt zu erhalten, der fie zu den Her« ren de? Adria machen würde. Hinter diesem ersten Treffen der italieni- tiefer Schmerz hindurch zu tönen schien. Sie war gesund, schön, reich, gebildet, glücklich als Mutter und Gattin und in letzterer Beziehung in einem beneidenswerthen Grade. Ihr Gatte behandelte sie stets noch wie der glücklichste, jugendliche Anbeter in den ersten Flitterwochen, und etwas Fröhlicheres. Gesunderes. Witzigeres, als ihre Kinder, konnte man kaum ^hen. Ich konnte keine andere Erklärung für diesen melancholischen Reiz ihrer Augen finden, als eine alte, tiefe Herzenswunde. welche die gütige Hand der Zeit gründlich zu heilen nicht im Stande gewesen war. Ein ttagischer Aufall ließ mich bald tirfer in dieses edle, leidende Herz blicken. Ich war schon beinahe vierzehn Tage Gast des Hauses gewesen und fühlte mich so glücklich, wie in einer neu gewonnenen Heimath. Der Schulmeister gab den wilden Jungen eines Abends den üslichen Unterricht, und ich ließ mich während der Zeit nachlässig auf dem See herum-treiben, wobei mir Niemand zusah, als ein Paar riesige Schiväne. die manchmal mit ihren langen Hälsen ganz tief in den Kahn hineinblickten, ob nicht einige Brocken von dem Weißbrode. das ich ihnen gereicht, übrig geblieben seien. Sonst Alles still und einsam um mich herum. Der feurige Westen blickte glühend durch große, fette Bäume und spiegelte sich in unzähligen Farbenlinien im See, dazwischen auch meine Vergangenheit in unzähligen, schmerzlichen Bildern, denn auch die heitern und glücklichen blickten traurig aus der Tiefe des Waffers zu mir herauf i sie waren ja begraben ohne Hoffnung einer Auferstehung. Der Kahn rauschte im Schilfe und schob sich von selbst am Ufer sest. In demselben Augenblicke, alt mich diese unwillkürliche Landung aus meinen Träume« erweckte, bekam der Kahn einen plötzlichen Stoß und eine weiße Gestalt mit langen, braunen Locken stürzte fich in meine Arme. „O. wie lange hast Du mich warten lassen!" rief sie schmerzlich. „Sieh, es ist Alles bereit. Die Gäste warten schon so lange, lange, und ich aoch viel länger. Und o. «ein Gott, »vie dist Du alt geworden seit gester»! Komm laß uns eilen; o die Zeit ist grausam «nd hält nie Ruhe. Kom«. Mary soll mir Deine Perlen anlegen und den Scbleier und dun« treten wir gleich vor den Altar. Und dann?- Sie ««klammerte mich »jeder, legte ihre» Kopf a» meine Brust »nd lachte »nd weinte krampf- schen Flotte will dann daS GroS derselben unter dem Admiral Persano ganz Dalmatien bedrohen. Das Hauptquartier des italienischen Land-heercö wurde nach Piaeenza verlegt und tiinnen wenigen Tagen dürften die Feindseligkeiten aus dem südlichen KriegSschauplaUe beginnen. Das Hosblatt Napoleons: „La France" Versichert auf Grund von Mittheilungen, welche ihr zugekommen seien, daß Oesterreich in den auerbestimmtesten Ausdrücken jeden Gedanken an einen Berkauf Venetiens an Italien zurückgewiesen liabe. Hingegen betrachte eS den Austausch BenetienS gegen Schlesien als eine Frage, welche einer Erwägung unterzogen melden könne. Die Ausführung dieses Planes sei aber, bemerkt La France. Bedingungen unterworfen, welche dasselbe äußerst schwierig machen würden; diese Bedingungen bezögen sich auf Italien und auf die Erweiterung der weltlichen Herrschaft deS Papstes. Die Berufung au'S Volk. Marburg. 1ö. Mai. Die Hinlveisung der Versaffungspartei auf die Nothwendigkeit, den Reichsrath einzuberufen, bringt sogar die „Oesterreichische Zeitung" zu dem Geständniß: „Könnte in diesem Augenblicke eine Reichsvertretung der Regierung zur Seite stehen, wir würden den Gewinn nicht ge« ring anschlagen." Weffen Schuld eS ist, daß die Reichsvertretung nicht tagt, wollen wir heute nicht untersuchen: wir wollen nur die Irrthümer austecken. in welchen das genannte Blatt befangen ist. tvenn es s^t: „Da jetzt der Appell an die Volksvertretung unmöglich, so appellire die Regierung an die Quelle dieser Vertretung, an das Volk selbst." Das Gesetz über die Reichsvertretung ist nicht aufgehoben: es besteht, nur wird es gegenlvärtig nicht vollzogen. Die Verfassung kennt den Be« griff: „Volt" nichts weiß nichtS von einer Gesammtheit gleichberechtigter, freier Staatsbürger. DieVerfaffung kennt nur Interessen und Interessen-Vertretung. Völker gibt es in Oesterreich, aber ein „Volk" in unserem Sinne nicht. Ein solches Volk und eine wirkliche Volksvertretung hätten wahrlich in Preußen, Frankreich. Italien und Rußland nicht einmal den Gedanken aufdämmern lassen. Oesterreich bekriegen, zerreißen. Vertheilen zn wollen. Bestände jetzt die Verfassung in voller Krafk, so hätte die Regierung doch nur in einem einzigen Falle das Recht, fich an die Wähler zu berufen — nur dann, wenn fie glaubt, die Gewählten vertreten das Interesse der Wähler nicht. Diese Berufung könnte sie nur durch Auflösung der Landtage und des ReichSrathes und durch Ausschreibung neuer Bahlen einlegen. So lange die Vertreter jedoch versammelt sind, ist ihre Stimme die Stimme der Wähler: die Boll macht ist eine so allumfassende, so unbedingte, daß mit den Vollmachtgebern über die Bollmachträger hinweg gar nicht unterhandelt werden kann, daß die Beschlüsse der Vertreter einer Bestätigung von Seite der Wahler nicht bedürfen. Regierungsblätter in Oesterreich können — strenge genommen — jetzt nicht rufeu: „Die Freiheit und das Recht Aller find in Gefahr! Volk! erhebe dich!" sie können nur sagen: „Die Interessen find ge-führdet, Ihr Bedrohten! vertheidigt sie!" Will die Regierung diese Interessen verfassungsgemäß schützen, so berufe sie die auf Grund derselben gewählte Vertretung. Genügt diese nicht, ist fie der der großen Aufgabe nicht gewachsen — so ändere, verbessere man die Verfassung, schaffe ein Volk und erweitere die Vertretung der Interessen zur Volksvertretung. Lasset in Oesterreich daS Volk wählen und die Volksvertretung tagen, dann mögen sie kommen von Norden und Südeu, von Besten und Osten: der treue Alliirte von der Spree, der König-Ehrenmann, der Retter der Gesellschaft von der Seine, der weiße Ezar aus dem heiligen Rußland. Dann kämpft nicht allein ein tapferes Heer von acht-Malhunderttausend geschulten Kriegern gegen unsere Feinde — dann steht Haft. Die dünnen, geisterhaften Arme, der beinahe durchfichtige Hals und Nacken, die wirren Locken, Reden und Blicke ließen mir keinen Ztveifel, daß ich ein unglückliches, wahnsinniges Wesen >n meinen Armen hielt. Meine Verlegenheit wurde mit jedem Augenblicke peinlicher. Ich hatte sogleich beschlossen, ihren wirren Vorstellungen und Kragen zunächst meine Vernunft nicht entgegen zu setzen und auf ihren Wahnsinn einzugehen; aber ich konnte nicht immer zu ihrer Befriedigung antworten, so daß ich durch Ausweichungen und Vertröstungen auf eine andere Zeit davon zu kommen suchte. „Nein jetzt, jetzt oder nie!" rief sie plötzlich und sah mich scharf und durchdringend an. „Liebst Du wirklich die Mary mehr wie mich? Es ist noch Zeit, ich liebe Dich und Mary mehr wie mich; also erlöse mich von diesen Banden, erlöse mich!" — In meiner Bor-eiligkeit und wähnend, eine bejahende Antwort werde sie trösten, erlöse», gab ich eine bejahende Antwort. Ein gellender Schrei und die Unglückliche sprang von der Spitze des Kahns weit hin in s Wasser. Bald hatte ich ihr Kleid gefaßt, doch vergebens strengte ich mich an. sie wieder in den Kahn zu bringen. Sie kämpfte mit Rieseukrast dagegen und tauchte sich absichtlich unter. Endlich rief die Herrin des Hauses durchdringend vom Ufer: „Lusy! Lusy! Lusy. komm zu mir!" Kaum hörte sie diese Stimme, so wurde sie sanft, klammerte sich an den Kahn, lachte und bat um Entschuldigung. daß fie fich einen Scherz gemacht habe. Sie ließ fich geduldig au» dem Wasser ziehen und in s Haus tragen. Die Herrin des Hauses führte mich und fie einige Treppen hinauf in ein ringsum gepolstertes Zimmer mit Eisenstäben am Fenster, legte d,e Unglückliche auf ei» Sopha. hielt »nd streichelte ihren Kopf und eutließ mich mit den Borte», daß eine ihr uuerklürliche Nachlässigkeit der Wärterin eine arme Wahnsinnige aus ihrem Zimmer habe entweiche» lassen, worüber fie mir bei einer anderen Gelegenheit Auskunft gebe» wolle, da ich einmal »»willkürlich Ke»»t-niß von diesem Unglück bekomme» habe. Nach drei für mich qualvollen Tagen »ahm die edle Tra»er»de Gelege»heit. mir und meinem Freunde die Geschichte ihrer unglücklichen Schwester und ihre eigene mitzutheilen. Kinder »»d Gaste hatte» eine große Partie weithinein ins Land gemacht, und es war daher so r»hig das Volk auf. und der Sturm, welcher dt,nn losbricht, vernichtet Alle, die sich auf uns stürzen. Ueber die Stellung Bismarck s zur BoUs- vertretung wird der „N. Fr. Presse" von Berlin geschrieben: Man kann sich kuum denken, welches Aufsehen die Verordnung gemacht hat, durch welche die Auflösung der Kammer verkündet wurde. Sie kam im wahren Sinne des Wortes bei allen überraschend, denn noch am Tage vorher war von osfieiöser Seite die Unrichtigkeit aller solchen Gerüchte aus daS bestimmteste versichert worden. DaS beweist diesmal nicht, dnß die Officiösen schlecht unterrichtet waren, sondern daß die Auflösung wirklich erst in letzter Stunde beschlossen wurde. Graf Bismarck und seine Kolleg?» hatten sich stolz vermessen, daß fie die Volksvertretung nicht brauchen, da sie das „Volk" in seiner großen Masse für sich hätten, aber auf die vielen Aufforderungen, dies doch durch die Anordnung von Neuwalilen zu documentireu. t»atten fie stets ausweichend geantwortet, so daß man mit Recht einigen Zweifel in ihr, Worte setzte. Haben sie jetzt Grund, von der Richtigkeit ihrer Behauptung überzeugt zu scin? Wir glauben nicht, sowie wir auch nicht glauben, daß Graf Bismarck eS ernstlich meint, durch die Neuwahlen ein Abgeordnetenhaus zu bekommen, dessen Majorität der Regierung in ihrer inneren oder'auch nur in ihrer äußeren Politik zustimmt. WaS also kann ihn zu diesem Schritte bestimmt haben, welcher ihn zwingt. doS Abgeordnetenhaus, welches er nach dem Wortlaute der Verfassung erst bis zum 1ö. Jänner nächsten IahreS einzuberufen brauchte, jchon binnen drei Monaten zu versammeln? Möglich, daß ihn die bei den großen Ausgaben, welche die Mobilmachung schon jetzt erfordert, immer drohender nahende Seldnoth zu diesem Schritt gezwungen hat, indem er. n^ichdem die Kammer diesem Ministerium die Eröffnung jedes Kredits verweigert hat, hofft, den König dazu zn bewegen, die Beschasfung der nöthigen Geldmittel auf außerordentlichem Wege zu btwirkeu. sei eS durch Verkauf der Kohlengruben im Saarbecken, sei eS durch Verkauf der Ostbahn. Man möchte bezweifeln, daß sich ohne Einwilligung der Kammern in das Ge-flhäst Käufer finden; aber es gibt ja stets Geldleute. welche viel riskiren. wenn fie die Hoffnuug haben, sehr viel zu gewinnen. Welcher Art unter solchen Verhältnissen die Bedingungen eines solchen Verkaufes sein wür den. das läßt sich leicht berechnen. Trotzdem ist eS abzr doch noch sehr prekär, ob ein solches Geschäst überhaupt möglich sein wird, und da man aus der bevorstehenden Zusammenberufung den Wunsch der Regirrung erkennen will, die Genehmigung der Volksvertretung zur Beschaffung be-deutender Geldmittel zu erhalten, so lassen sich wohl die h?utc kursireuden Gerüchte von einer Neubildung des Kabinets mit liberalen Elementen da-durch genügend erklären. Hervorzuheben ist bei diesen Gerüchten, daß man nicht mehr Herrn v. Roon. jondern nur noch den Grasen Bismarck als den Minister bezeichnet, welcher in daS neue Kabinet mit übertreten soll ; trotzdem diese Gerüchte nun mit großer Bestimmtheit austreten, glau-beu wir doch, daß sie nur Kombinationen vt)n Politikern sind, welch? immer etwas ganz besont>eres erhoffen, olinr daß sie viel nach der grö-ßeren oder geringeren Wahrscheinlichkeit ihrer Hoffnungen fragen. Wir glauben, daß man im Augenblick an keinen Ministerwechsel denkt, und find der Ansicht, die Auflösung deS Abgeordnetenhauses und die damit Vtlbundenen, tine Zeit von mindestens sechs Wochen in Anspruch nehmenden Neuwahlen find nicht mehr nnd nicht »veniger als der letzte Ver-such des jetzigen Ministeriums, sich in seiner Stellung zu eriialten. da dasselbe wohl weiß, daß dieselbe bei dem Ausbruche rineS ernstlichen äußeren Conflictes. der zerstörend in alle unsere bürgerlichen Verhältnisse eingreifen muß. gänzlich unhaltbar wird. Indem das Ministerium für die allernächste Zeit eine Einberufung der Kammern durch die Auflösung unmöglich gemacht hat. hat eS für sich eine Spanne Zeit gewonnen, in welcher jlch ja etwas ereignen kann. daS ihm eine neue Stütze schafft. Es ist dvr Strohhalm, nach welchen ein Ertrinkender greift, in der Hoff. im Hause, daß man die Wahnfinnige deutlich aus ihrer Harse spielen hörte. Bei der Erzählung blühte der tragische Reiz in den Augen der edeln Dame in ganzer schmerzlicher Fülle deutlich auf. „Ich brauche Sie »vohl nicht erst zu versichern." begann sie. „daß meine Schtvester Lusy von ungeivöhnlicher Schönheit »var. Sie liabensie gesehen, nachdem der Geist, die innerste Quelle der Schönheit, schon seit acht Iahren aufgehört hat. den schönen Formen Nahrung zu geben, und fie ist noch schön. — lluserc Mutter starb, als ich vierzehn und sie erst sechs Jahre alt war. Obgleich wir vom zärtlichsten Bat?r und einer liebevollen Tante mit der größten Liebe und Zorgsalt erzogen tvurden. die Mutter war nicht zu ersetzen. In meinem siebcnzehnten Jahre hei« rathete die Tante, und ich übernahm »un die Stelle einer Herrin deS Hauses. Bon Schule war für unS Beide nie die Rede gewesen. WaS ich gelernt, verdankte ich dem Vater, der Tante und der verewigten Mutter; aber Lmy haßte alles Lernen, und AlleS. »vaS fie wußte, verdankte fie ihren Spielen und waS ich ihr spielend und scherzend beigeliracht. Der Vater haßte allen Zlvang. DNd ich als Schwester vermochte es noch iveni-er. ihre Freiheit, in der sie so unbeschreiblich leizend und schon war, zu eschränken. Dabei war sie stets so zart und ätherisch, daß ich sie um dieser Schwächlichkeit »Villen nur um so mehr liebte und eine Lünde zu begehen glaubte, fie zum Sitzen und Studiren anzuhalten. So war nur Musik, die fie allein liebte und lernte. Wir behandelten sie immer alle wie ein liebenswürdiges Kind, und es gehört nicht zu dem kleinsten Theile meines ewigen, großen Schmerzes, daß ich ihr nicht melir Mutter. Erzie-derin war. Nur durch Erziehung, durch srülzzeitigks Lernen im Wollen. Wissen. Ertrage» >nd Entsagen lernt der Mensch das Leben und ssine Geschicke ertragen und beherrschen. Vir sahen stets viel Gesellschaft bei unS. Man hielt mich für schön und da ich auch sür reich galt, fehlte es mir nicht an Anbete?n. Zugleich hielt «an mich für eitel, kalt »nd wählerisch. Doch ich hatte bisher noch Niemanden gesehen, der mir ein mehr als oberflächliches Interefic abgewonnen. Sie sprachen alle zu viel von jagen, fischen und Geschäften, soßar »o« Wetter. Anch Herr William W. der seine Abfichten am nung, daß derselbe vielleicht stark genug sei. um ihn über Wasser zu halten. Aber wenn Ende Iilli das neue Abgeordnetenhaus zusammentritt, und wenn dieselben Männer, die seit vier Jahren mannhaft allen Ver« suchen zur Interpretation der Verfassung Trotz geboten haben, dem Mi-nisterium aegenübertreten. und wenn das Volk durch den Mund seiner Vertreter Rechenschast fordert über das vergossene Blut und über die verschleuderten Millionen, wenn die Eltern ihre Söhne, das Weib den Gatten, das Kind den Vater zurückfordert von den Männern, welche auf der Ministerbank sitzen, dann wird sich zeige», wie leck das Schiff ist. auf dem fie fich befinden, dann werden die Wogen des Volksunwillens mächtig über ihren Häuptern zusammenschlagen und kein rettendes Tau wird sich zeigen, an dem sie sich anklammen könnten. Auch der prahle-rische Hinweis auf die gefüllten Kassen und die steigenden Einnahmen wird nicht mehr möglich sein, denn die zerütteten Gewerbsverhättnisse wer-den sich in den Einnahme-AuSfällen nur zu deutlich documentiren. Und tvenn dann die Leitun«; der Staatsgeschäftc Mäunern anvertraut wird, welche das Vertrauen des ganzen Volkes genieben, dann wird sich die Kraft und die Lebensfähigkeit deS preußischen Staates dadurch documentiren. daß man Wege finden wird, die herausführen auS den Drangsalen, in welche das jetzige Ministerium uns unaufhaltsam hineinführt. Marburger Berichte. (Drillinge.) Die grau des SchuftermeisterS Franz Hagen in der ViktrinHof-Gasse gebar am 11. d. M. Drillinge einen Knaben und zwei Mädchen — die sich ganz wohl befinden. Auch der Gesund-heitszustand der Wöchnerin entspricht den Verhältnissen. (Einbruch.) Am vorigen Dienstag NachtS wurde beim Gemeinde-Vorsteher Herrn Dovnik in Kartschovin eingebrochen: nach den Spuren und der Masse des Gestohlenen (ztvei schwere Kübel mit Speck, einige Töpfe mit Rindschmalz, zweihundert Rauchwürste und Schweinfleisch im Gesammtbetrage von 95 fl.) zu schließen, mag die Diebsbande sechs Köpfe stark gelvesen sein. Am Sonnabend wurde ein Urlauber aus der Gemeinde Wintersbach. Pfarre St. Barbara. Einwohner in der Thesen, auf dem Marktplatze hier verhaftet und dem Militärgerichte überliefert, weil Verdachtsgründe ihn als Mitschuldigen dieser That erscheinen ließen. (Kirchen-Diebstahl.) In der Nacht vom 12. ans den 13 d.M. ivurde die Kirche zu St. Joseph aufgesperrt und eine Baarschaft im Betrage von 110 fl. gestohlen. Ein Theil dieses Geldes sollte zum Ankaufe eines Kronleuchters dienen, ein Theil war das Eigenthnm eines Dienstbo-then, welcher sein Ersparniß dem Mehner üliergeben: der Meßner glaubte aber, die Kirche sei der sicherste Ort. Der Thäter ist noch unbekannt. (Aus der G e me i n d e st u b e.) Nach der neuen Gemeindeord-nung sür Marburg, die am 9. d. M. im Gesetzblatte bekannt gemacht worden und sünfundvierzig Tage später in Rechtskraft erwächst, hat die Gemeinde einen eigenen politischen Bezirk zu bilden und alle dem Bezirksamte zustellenden Geschäfte in ihrem Bereiche auszuüben. Die Leitung dieser Geschäfte ist einem zum politischen Verwaltungsdienste befähigten Borstande des Gemeindeamtes zu üliertragen. Am 3. Mai wurde ein Sonderausschuß (die Herren: Dominkusch. Marko und v. Feyrer) erwählt, um hinsichtlich dieser Bestellung Vorschläge zu machen. Die außerordent-liche Sitzung des GemeindeausschuffeS vom 13. Mai mar zu dem Zwecke anberaumt worden, utn über den Bericht und die Anträge dieses Sonder« ausschusseS zu verhandeln. Der Obmann desselben. Herr Bürgermeister Tappeiner beantragte nach Erstattung deS Berichtes, der Gemeindeausschuß wolle beschließen; Zur Leitung der sraj^lichen Geschäfte ist ein befähigter Amtsvorstand aufzunehmen und längstens bis 1. August d. I. anzu-stellen — der Gehalt deS AmtSvorltanoeS wird auf 1000 fl. und 200 fl. WohnungSgrld festgesetzt und auS der Gemeindekasse flüssig gemacht — die Anstellung geschieht sür die ersten drei Jahre zur Probe, wird nach Ablauf dieser Frist im zusagenden Falle eine sichere und eS hat der Erwählte von diesem Zeitpunkte unter Anrechnung der Probejahre Anspruch Deutlichsten verrieth. konnte mich trotz deS Zuredens meines Vaters und besonders der Schwester nicht bewegen, ihm entgegen zu kommen. Schwe-ster Lusy verrieth ein so warmeS Interesse an dieser Verbindung, daß ich für sie zu fürchten begann. Sie war fo jung und schwärmerisch, und in ihrer Furcht vor seinem Unglück sah ich die Keime eines GesühlS, das llirem eigenen schönen Frieden tödtlich werden konnte. „Wie kannst Du." sagte sie eineS Tages zu mir. ..so einen schönen, edeln. reichen, gebildeten Mann nicht lieben? Hätte ich einen solchen Anbeter" — sie stockte, erröthete und athmete leidenschaftlich. „Hättest Du solch einen Liebhaber, was dann?" fragte ich. „Ich sthle. daß ich für ihn sterben könnte." antwortete fie ernst. ..Und Dn. die er so leidenschaftlich liebt, willst nichts für sein Glück thun ? O. nimm ihn. liebe Mary ich bitte Dich, sonst ivird er so unglücklich. Ich aber kann ihn nicht unglücklich sehen." „Nein, liebe Lusy." aiitwortete ich. „selbst Dir zu Liebe kann ich ihn nicht lieben, obgleich ich ihn achte und wegen seines edeln Charakters allen andern Männern vorziehe." Lusy schwieg. W. setzte seine Besuche auch nach einer verneinenden Antwort fort, bis er sich endlich überzeugt tiaben mochte, daß sich mein Berhältniß zu ihm nicht ändern laf^se. Er verreiste und blieb lange aus dem Kontinente. Während dieser Zeit lernte ich meinen Mann kennen. Mögen Lic lächeln, aber eS ist doch wahr, dt^ß mein Gefühl für ihn noch ganz dasselbe ist. lvie an dem Tage, an welchem ich ihn zuerst sah. nur inniger, schöner, ausgebildeter. — Ungefähr nach achtzehn Monaten kehrte W. zurück, schöner, männlicher und gebildeter, sogar mit einem schönen Schnurrbarte." setzte fie lächelnd hln^u. ..Ich war mit meinem Manne noch nicht öffentlich verlobt; der Vater hatte daraus bestanden, daß er erst durch Abwesenheit und Arbeit beweisen sollte, ob fich das Verhältniß auch bewähre. So »ahm er denn auch als Tbeilhaber eines kaufmännischen Geschäftes bald Abschied von »ns und bestand die Prüfung. U. ging in unserm Hause wie ein alter Freund auS und ein und schien die alte Leidenschaft ganz unterdrückt zu haben. Er ging und sprach Mlt Mir ganz frei und ungezwungen. (Fortsetzung folgt.) auf Ruhegrhtilt nach dem für StaafSbenmte bestehenden Rechte — die Ausschreibung de» Konkurses ist sofort durch die GemtindevHrstehuNt^ zu veranlassen. — Ueber den Gehalt entspann sich eine längere Berathuug. Herr Löschnii,g beantragte, die 200 fl. WolinungSgcld wegfallen zu lassen da nach stlner Anficht die Geschäfte des AmtSvorstandes nicht so bedeu-tend ftien und die Gemeinde einen ^^eprüften Verivaltunl^sbeamten gar nicht cinftellen würde, wenn ihr die neue Stadtorduung dies nicht auS-drücklich rmschriebe? da Gtnnindct'r.^schns; habe bei der Berathung des Entwurfs nur darum beschlossen, der Forderung der Regierung in dieser Frage nachzugeben, weil sonst daS Gesetz nicht genehmigt worden wäre. Die Herren: Tappeiner. Marko und v. Fcyrer entgegneten: die Bestellung eineS solchen Beamten sei nun einmal unerläßlich; wolle man einen tüchtigen AmtSvorstand. so könne man diesen Anspruch nur dann erheben, wenn der Gehalt nicht zu nieder sei. Dii Antrage deS Sonder-auSschusses wurden angenommen. Die Stelle soll in der „Marburger Zeitung", in der „Grazer Zeitung" und in der „Tagespost" ansgeschrie. ben werden, und haben die Bewerber ihre Gesuche längstens bis 30. Juni der Gemeindevorstehung einzusenden. — Herr Karl Wurnik, Steinmetz« Werkführer in Graz, erhielt die Bewillung zur Ehe. (Der Abfchied des vierten Bataillons) deS heimischen Regimentes Graf Härtung, der gestern Krüh statt fand, war rine ergrei-ftude Feier. Schon am Borabend spielte die Musikkapelle deS 31. Jäger-bataillons im Kastno bis tief in die Nacht: zahlreiche Offieiere und Gäste aus der Bürgerschaft vergnügten sich an der meisterhaften Aufführung. Morgens um ö Uhr verließ daS abmarschirende Battnllon die Kaserne und stellte sich in der Grazcr Vorstadt, vor dcm Bahnhose aus: es waren 1040 Mann. Sechs Zentner Fleisch wurden zu Gullasch verarbeitet: jeder Soldat erhielt eine Portion Brod und zwei Seidel guten WeineS, der von Bürgern der Stadt gespendet worden. Ein Startin wird dem Bataillon nach Kindberg auf der Eisenbahn vorausgeschickt. Eine zahllose Volksmenge war beim Abschiede zu.^egen: die Soldaten jubelten. sa»igen und tranken auf's Wohl Marburgs. Die Musikkapelle des 31. Jägerbataillons gab den ausziehenden Wl?ffenbrüdein das Ge^ leite bis zur Gemeinde Leitersberg. — Wir dürfen stolz sein auf die prächtit^en Gestalten unserer Heimatsöhne, auf ihren kricgerischen Geist. Wir haben nur den einen Wunsch: laßt diese Männer nicht allein gegen Bismarck fechten, laßt sie für ein freies Baterland kämpfen und die Ge« schichte wird von ihnen zu rühmen hnben. daß für eine gute Sache nie muthigere Krieger sich geschlagen. (Für Netze rS Denkmal.) Der Aufruf zur Sammlung von Beiträgen für daS Netzer-Denkmal hat leider noch wenig Erfolg ge-aehabt: biS jetzt sind erst 9 fl 70 kr. eingegangen. Im Verlag dieses Blattes werden Beiträge angenommen und soll darüber öffentlich Rechnung gelegt werden. Aufruf! Der Vater jener Drillinge, deren wir in den Marburger Berichten des heutigen Blattes erwähnt, befindet stch durch diese unverhoffte Ber-Mehrung seiner Familie auf sieben Häupter in B»rbiiri sein iv<)dl«sg«rtirtv8 (?»r»vtle em dei Ktovic- unä?en^el-IIlirvll .lakre. Gin Gasthaus in St. Loreuzen in der Wüste ist auf 3 Jahre zu verpachten. Nähere Auskunft beim Eigenthümer, HauS Nr. 75 daselbst. (187 Nr. 4lbv. 182 Exekutive Bersteigerung von Realitäten. Vom k. k. Bezirksgerichte Marburg wird hiemit bekannt gemacht: Es sei wegen schuldiger 10000 st. l^roat. slav. Grundentl. Obligation sammt Anhang, die exekutive Bersteigerung der dem Herrn Karl Denike gehörigen Nealitäten. und zwar: ») Dom. Nr. 1 KranichSseld (Mahlmühle in Kranichsfeld) im gerichtl. Schätzungswerth pr...... 1800 fl. d) Urb. Nr. 21 »ä KranichSfeld (Tischlcrhube in KranichSfcld) im gerichtl. Schätzungswerth pr......4814 fl. v) Berg Nr. 21 aä Schleinitz (Weingarten in Radisell) im gerichtl. Schätzungswerth pr. . . . . 4200 fl. «l) Dom. Nr. 1 »ä Studenitz (Ackerrcalität, sogenannte Stuvenitzäcker in der Gemeinde Podova) im gerichtl. Schätzungswerth pr. 678 fl. bewilliget und hiezu drei FeilbietungS Tagsatzungen aus den Biß. Juni, Ick. Juli und »». August 1866 und zwar jedesmal bezüglich der Realitäten »ä » und d Vormittags von 9 bis 10 Uhr. bezüglich der Realität «l o Vormittags von 11 bis 12 Uhr und bezüglich der Realität »6 Nachmittags von 3 bis 4 Ulir, die ersten beiden Tagsatzungen bei Gericht, die dritte an Ort und Stelle der Realitäten mit dem Anhange a«georl)net worden, daß die Pfandrealitäten bei der dritten Feilbietung auch unter dem Schätzwerthe hintangegeben »verde« würden. Jeder Lizitant ha», bevor er ein Anbot macht, ein Vadium von 10"/^ des gerichtl. SchätzungswerthkS in Baarem oder steiermärk. Spar-kassabücheln oder österr. StantSpapieren nach drm jüngsten Tageskurse berechnet, zu Händen der Lizitations Kommission zu rrlegen, die übrigen LizitationS Bedingnisse und daS Schätzungs Protokoll können in der dieß-gerichtlichen Registratur eingesehen werden Dem unbekannt wo befindlichkn Tabulargläuiiiger Mathias Stern wird bekannt gegeben, daß für ihn Herr Dr. Dominkusch. Advokat in Marburg, zum Kurator bestellt worden sei. K. t. Bezirksgericht Marburg am 10. April 1866. Wichtig für Bruchleidende. Wer sich von der überraschenden Wirksamkeit deS berühmten Bruchheilmittels von dem Brucharzt^üft-Altherr in GaiS, Kanton Appen-«ll in der Schweiz, überzeugen will, kann bei der Erpedition diefts Blattes ein Schriftchen mit vielen hundert Aeugutffeu in Em-psang nchmen. (147 Eine Mühle mit zwei Gängen und sortwährendem ungehemmten Wafferzuflnß. nebst einem dazugehörigen Garten ist täglich gegen gute Bedingniffe zu verpachten. Anzufragen beim Kaufmann in Frauheim. (173 Nr. 4448. (177 Exekutive Uahruiffeu Bersteigerung. Vom k. k. Bezirksgerichte Marburg wird bekannt gemacht: ES sei die e^rekutiO Feilbietung der dem Herrn Jakob Bernhaut. Grnndbefitzer zu Willkomm, gehörigen, mit gerichtlichem Pfandrechte belegten und auf 280 fl. geschätzten Fahrnisse. alS: Pserde, Kühe. Schweine und Wageu. bewilliget und hiezu zwei FeilbietungS Tag^tzungen. die erste auf den SO. Mai, die zweite auf den 14. Juui 1866. jedesmal von 10 bis 12 Uhr Bormittags in der Wohnung deS Schuldners zu Willkomm Haus Nr. 35 mit dem Beisätze angeordnet worden, daß die Pfandstücke bei der ersten Feilbietung nur um oder über den Schätzungswerth, bei der zweiten Feilbietung aber auch unter demselben gegen sogleiche Bar-zahlung und Wegschaffung hintangegeben »Verden. Marburg am 8. April 1866. Elsenbahn-Fahrordnung für Marburg. Räch »ieu: Ruch Tetest: Abfahrt: « Uhr 1» «in. Arüh. »dfOhtt: 8 «he 15 «i». ßiKtz. g Uhr 4» «i». «eud«. S Ntze Z «i>. »d»»dD. Ruch Villach: Abfahrt: S Uhr Fnth. llilzuß verkehr« van Vie» »ach Trieß und »a» lrieß »«ch Wieu Dienstag. Daunerstag u«d Samstag. Nach «i->: »«ch lri«ß: »t»fahrt: Uhr S« Miu. Mittag«. RbfOtzet: 1 Uhe SZ Mi» Mittug«. Eiur vmechilende Kellnerin ^autionSfähig) wird sogleich aufgeiwmmen. Auskunft im Eomptoir dieses Blattes. (18S Vera»t»«tl»che? Nedottnir: Kra»z Wießttzale r. 2. tk. Lt. v. Druck »»d Veri»ß »o» GH»«?» 3«»schiß t» M«h»rß. Vera»t»«tl»che? Nedottnir: Kra»z Wießttzale r. 2. tk. Lt. v. Druck »»d Veri»ß »o» GH»«?» 3«»schiß t» M«h»rß.