Vereinigte
Latbachcr Zeitung
n   72.                   ^K.
Gedruckt bei Ignaz Aloys Edlen v. Kleinmayr.
Dienstag den 3. September,818.
Innl a n d.
Oesterreich. W i e n.
^" ^" am 1. Septtnidkr b. 3., in Fol, ße slllcrhochpcn Potentes am 2,. März ,818, vorgenommenen zweiten Verlosung der ältern Staatsschuld, ift ti< Cerie Nr. 296 acw-Lcn worden, enthaltend -                 ^    uü
nc?Nens7 ^ " ^''"" ""^omme. Zu ^ Proccnt: Nr. 1 nM (wem -Fünftel
K.^ ,^''^<?"""' ^r. , -.mit einem Sechsiel der Kapttalssmume;
^ ^ ^^""^' ^"' ^ "lt zwei Achteln derKapltalssumme;
zu 5 Ptoce-nt Nr. ^'bis 'einschlicßw 9^1, ,m Äs.pnalsbetrage von l,o?8,8Lss Gnlde«, und nu Z'nscnbetrage nach dcm beradaese^ <cn^lch? von 25,M7 Gnldcn 36 ^^ Kremer
4.ie zwischen den Nummern /.! bis q3i vegnffenen einzelnen Kap'ttalsnummern n^er«
aeüi^!'""' besondern Verzeichnisse bekanm Lemacht lverden.                           ^N. Z >
Au s l a »l d-
»ung «n.is Manuls für eine Bevölkerung v,n
inoSeelen festgesetzt, so daß die Bundesarmee, die Volksmenge des ganzen Bundesgebiethes zu 30 Millionen berechnet, eine Streitmacht vo» 300,030 Mann darbiethet. Die Militar-commission wendet sich nun zur Veratkung über die E lnichtung und Errichtung der Bun« dessestungen.                                    (Wdr.)
Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich werden am 22. September zu Maynz eintref« sen, und am 2Z. Ihre Reise auf dein Rhein fortsetzen,
Se. Durchl. d<!r Fürst von Metternich ward am 29. August zu F»aukfurt erwartet. Auf Befehl Se° königl.'Hoheit. des Chur« fürstsn von Hessen wird das Wilhelmsbad bei Hanau in de:, Stand gesetzt, die Souve« rans bel ihrer alllälligen Durchreise aufnehmen zu.föunen.                               (Oestr. V.)
Der Correspondcnt v. u. f. Deutschlan meldet Folguldcs aus Göttingen vom 19. 'Xugust :,,Die Studenten ballen Wort in dem, worin sie üdcreinaekommen. Nach der Be: kanntlnachung dcc yannöverschc,iVcrordnung, wodurch den Inläl.dern die Rückkehr zur Uni-versitat unter angedrohter Strafe des lünf' tigen Ausschlusses von allen Stellen und Aemtern im Staate zur Pflicht gemach« worden ist, ward.in der allgemeinen Versammlung und Berathung im churhessischen Städtchen Witzenbausen beschlossen , daß den Eingebor» ncn nachgegeben werden solle, wieder nach Gsttingen zurückzukehren, dagegen die Uni-
tttrsuät fue alle Auslänbsr, bei denen ketn Zwang zur Befuchung dieser und keiner an» dern Academie  obwalte, in Verruf erklart würde.   Als dessen ungeachtet mehrere Aus, lanDer wieder nach Göttingen ka nen und die Hörsäle der Professoren betraten, erhuben sich alle Einländec gegen dieselben, und es ging so weit, daß sie dieselben nicht nur heraus« forderten,   sondern  auch  öffentlich  zu  be« schimpfen drohten, wenn sie sich noch ferner in denCollegien blicken ließen. Mehrere ausländische Studenten wagten sich aus Furcht vor den Beleidigungen der inländischen kaum mehr ohne Bedeckung auf den Straßen. Zwar erschien sogleich elne banöver'sch: Verordnung «odurch die Inlander mit Hestungsarrest be, droht  wurden, im Fall sie sich beikommen ließen, ferner dieAuSländer auf der Unioer, fitat zu beleidigen; aber diele fanden es un« ter solchen Umstanden für rathsam, Göttw« gen so bald als möglich wieder zu verlassen, so daß dermal ttu«, säm ntllche ausländische Musen söhne abgezogen sind.   Die Hahl der Studenten, die jetzt bloß   aus  Hannoveranern, Braunschweigern und  Nassauern be^ stehen, deren Landesunioersität Göttingen ist, ist dadurch gegenwärtig auf ^00herabgesunken» So gering  ist die AnzM der  Studirenden seit der Stiftung der Georgia Au^ufta nie gewesen.                                (Oestr. Beob.)
Friye  Städte. Frankfurt, den 2). Aug.
Der kaiserl. österreichische Präsidialgesand« te Graf von ^5uol Schauenstein, ist gestern von seiner Reise nah Maynz wieder ^ieher zu« rück gekehrt. Man sagt, daß dieselbe auf die dort zu treffenden Elntichiungen zum Empfang des Kaisers Franz Bezug gehabt habe.^ S e. Majestät wird, ohne Frankfurt zu berühren, «m 22. Sept. zu Maynz eintreffen, und am ^ folgenden 3ag die Reise zu Wasser fortsetzen.— Nach den neuesten Briefen aus BerNn,soll. der Kaiser Aleranderam 4. Sept. in Berlin, und den 7. desselben Monats bei seiner durchl. Schwester in Weimar eintreffen. — Der Kur« fürst von Hesse« ist zwar n»ch nicht in^ Ha« «au angekommen, wird ab«r daselbst täglich erwartet.                              (Allgsb.Z.)
Fra nkrei ch^
Die Anzahl der Marschalle, die aus aus« "gezeichneten GeneraNleutenants gewählt wer< den, welche als Chefs im Felde Corps 00« mehreren Divisionen command'lrt haben , <oll kunftlg aus zwölf besteben, und soll keine Ec-lennung in diesem Grade geschehen, so lange diese Anzahl vollständig ist. Wenn die Prinzen vou Geblüt vei der Armee dienen , so soll iknen das Vreoet als Marechal de Camp in dem ersten Feldzuge, und das Brevet als Ge^erallieutenant in dem zweiten Felozuge ertheilt werden. Hernach rangiren sie unter den Generallieutenants.
Dcr General Canuel ist am l3. und 19. Aug. verdört und hlerauf aus seinem engen Gewahrsam entlassen wordeu. Auch die Her« ren de Songij und Focmnis wurden neuerdings oerbört, Ul>d eben so, wie die Her« ren Canuel, Chapedelaine und Nomilly ih> res OewÄ')csa nes entnoden; vor diesem letzten Verhöre ourften dieselben nur ihr»Hraue en, Kinder uno 3l!lwälde sprechen.
Picards Frau, die in die, damals von Manchen bezweifelte Verschwörung der sogenannten Patrioten vo^ 1^16 verwickelt und zur Deportation verurthellt worden war, ist vollkommen begnadigt worde«. Auch Monnier, Philippe, Hebeaune und Ponas-sier  haben  Begnadigungsbrlefe erhulten.
Am 26. ')lugl»st, öem St. Ludwigstage, werden das Stadthaus, die Mairie!,, der Iu« siizpaUast, die Hallen und Märkte, und an« dere öffentliche Gebäude und Denkmähler de» Stadt Pacls erleuchtet. Die Lebensmittel, welche an diesem Tage in den elisaischen Feldern ausgetheilt werden, bestehen in 1800 gebratenen Hünern, i?ao Pasteten, 7200 Hirinvursten, 600c» Broden und 72 Piecen Wem. Abends werden auf dem Dauphins» platz, vor dem Pont-neuf, 11 Piecen Wein ausgetheilt.                                    (Wdr.)
Am 17. August wurde die Bildsäule Hein» richs lV. endlich mit Hülfe von 7^ Pfer« den auf den Pontneuf, u„d bis zu dem Fuß. gestell gebracht, auf welchem sie aufgestellt werden soll. Der König hat der dürftige,» Witwe des Buchhändlers Ceriour, welcher «m ecsten Tage des Transports im Gedränge
erstickt wurde, aus  seiner Privascasse em    i
Iahrgehalt von 60a Fr. bewilligt.;           ^        <
Nach   den neuesten  Briefen aus  Süd«    l
Frankreich ist zu Nismes und  im Gard»   l
Departement aNes ruhig geblieben; Lyoner    <
Briefe behaupten, daß  die Truppenabthei«    l lung^'n, die sich dorthin begeben haben, nach
einiger  Zeit  wieder in ibre   gewöhnlichen   l
Garnisonen zurückkehren werden, mit Aus«   t
nähme  des Scnweitzer Regiments  Vleulcr,   ,
das den Winter über zu Nismes bleiben soll.   <
Diese Märsche sind, nach emem andern Brie»   <
se, nur eine Vorsichtsmacchregel gewesen.       !
(Oestr. Veob.)         '
Zu Vernaison gab man   vor wenigen   ; Taae<i ein Wetteenneu mit Barken auf dem dornigen Fluß.   Auf beiden Seiten des Flu-ßes  waren Barken mit Zuschauern.   In einer derselben befanden  sich l6 der schönsten und vornehmsten Madchen des Orts im fest» lichen Anzüge. Als dte Musik den Anfang des Schauspiels verkündigte, so stieß dies Fahr« zeug   etwas weiter vom Ufer, um^dem Spiele näher zu seyn. DieFraucnzimmer singen au sich zu fürchten, und die zwel Iüngliilge, welche die Barke leiteten, hatten an dieser Furcht eine Freude  und  vermehrten mit Fleiß das von: Wasser verursachte Schwanken.    Allein plötzlich verlor mai, das Gleichgewicht und die Vark< stürzte um. Das gewaltige Geschrei die, ser Opfer des Muthwillens und der Thorheit erfüllte alle Zuschauer mit Schrecken.   Von diesen  i9 Frauenzimmern zog man 9 noch lebendig und 7 todt aus dem Wasser.
Zu Paris ist der Befehl erneuert worden, daß nie Schanspiele-r herausgerufen werden sotten, da dies so oft zu Kabalen und zuUn« ordnungen Veranlassung giebt.   (B. v. T.)
Großbritannien. Briefe aus Manchester vom 8. d. M. melden , daß nur eine geringe Anzahl von 'Arbeiter,,, die von der Obrigkeit an sie gerich, tete Proclamation   benutzten, und zu idrer Arbeit zurückkehrten.   Alle übri en beharrten m  ibrer   Widersetzlichkeit.   Seit mehr   als fünf Wochen  trieben sich nun 12 bis i5,ooa Menschen müßiq umher, und beraubten sich «iwlillg der Mittel, ihre Familien zu er.
wahren. Mankataus Vorsicht sowohl »'»Manchester als auch in der Umgegend eine beträcht« iche Militär-Macbt versammelt, um die >ssentliche Ruhe zu srchern. Fn Preston soll ich derselbe Gcist der Widerspenstigkeit unter )eu Fabrikarbeiter«: gezeigt haben.
Auf Sanda, einer der Orkney - Inseln ?ei Schottland, hat der Wind neulich den Zand weggeführt, welcher 20 Fuß hoch lag, ,nd man hat unter demsesbeu Gebäude und Vrabmäler von hobem Alterthum entdeckt, velche durch eine Stewmauer von einer balgen englischen Meile im Umfange umgeben waren. Es gibt auch nicht die entfernteste Tradition, welche über diese merkwürdigen Uebecbleibsel des Alterthums Licht verbreite« konnte.                                 (Oestr. Beob.)
Während einige  Londoner Blätter, be» sonders die Times, die englische Regierung zu einem Kriege gegen Nordamerika aufzu-reitzen suchen, bemerkt ibnen  der   Courier, daß  der  Tractat  von Gent,  auf   welchen sie sich berufen, Stipulation enthalte, wel« che England die  Garantie der Besitzungen indianischer   Stämme   auflege.   Allerdings stipulire   gedachter Tractat, daß   den  (auf englische iseite  getretenen)  Indianern alle Landereien und  Nechte, in   deren Besitz sie l8»i   waren,   wieder   zurückgestellt   werden sollten, aber er enthalte keine Garantie für die Zukunft, und die Minister hätten damals im Parliamente ausdrücklich erklart, daß sie aus Grundsatz iu d'iesem Tractat wie in den andern in Europa geschlossenen, es  vermieden hätten, England in die Folgen von Ga» rantien zu verwickeln.
Don  Luis de Onis ist zu Washington am 10. Juli angekommen, und hat, mittelst emer   weitläuftigen  Protestation  gegen die Besitznahme von Florida, die Herausgabe derselben verlangt.   Die meisten amerikani« schen Blätter meinen demungeachtet, daß es nicht ,um Kriege mit Spanten kommen, und daß letzteres froh seyn werde, aller  der An« svrüche, welche Amerika an dasselbe macht, mittelst Abtretung der Florida's los zu wer« den.   Die Boston-Centinel geht so weit zu behaupten, daß Don  Onis von seiner Re» gierung bereits  den Auftrag habe, durch
-inen Vertrag e!--e Sache g'Nich l>eiznl?ge!, , die Spanien mit den Waffca nicht auüfeche ten, und derentwegen es sich !uck>t schmeicheln könne, Europa's Machte zu einem Kreutz» zug gegen Nordamerika zu bewegen.
(Ocstr. Beob.)
Unsere Stuh'r, schreibt man vvu  London , haben die Mode wieder hervorgesucht, jene ungeheuer dicken Halstücher zu tragen, die wegeu ibrer Fülle einem Federbette   und wegen ihrer Oteingkeit e nem Halseisen ahnlich sehen.    Uebcrdjcß muß  ein wab'rer Elefant den Unterleib durch eine Scbnürbrustzusammen pressen, daß das Männleln die Ge^ sialt eintr S<lndubr, oder eines ^nsektes bekommt.    Die Taille an ibren Ueberröcken ist banm  anderthalb ZoU breit und die Hemd kragen so   weit,.daß 2 bis ' Halse bequem darin Llatz sinden könnten. Wir hofften bald vom fcsien "ande, und besonders aus Deutsch, lv.nd, zu boren , daß diese ne'.;e  Mode  dort ßebührel'den Eingang gefunden habe. (Owa- . rum nicht? Waini  ivaren  unscre Gecken bei einer ausländischen Narrheitzmück geblieben! Schnärbrüsic traben sie ja bereits scbc>n, nach' dem hie Schönen dem vernünftigen Kaiser Io" seph   Gehör gaben, und sie lhrer Schädlich« feit halber verbannten.)                  (S. 3.)
Spanien.
"Den Maaßregeln zufolge, welche genom» men  worden   sind,  um   Spanien von der Hest  zu bewahren, die Afrika verheert, ist jede  Gemeinschaft  mit den   marokkanischen Staaten aufs strengste untersagt.   Gollte es die  Gewinnsucht indessen doch wagcn, mit den  unglücklichen Landern irgend eine  Verbindung  zu unterholten, dann isi geboten', aUe Gegenstände, die von daher eingebracht werden könnten, soqleich zuvcrbrennen, und die, welche sie eingebracht, mit dem Tode zu bestrafen.   Die ganze Küstcnstreck?, von den Ufer n der Guadian bis zu den Ostpyre-„äen  bietet  den Anblick einer militärischen Vertheidissungslinie  dar;   auch  ist  wirklich I^dem der Krieg   klfl^rt, der  es versuchen sollte,   sich, gegen  die   bestehenden Gesetze, uach dem 5?ande zu begeben, in welck»cm die P^ss   fürchterliche   ^"wüstnngcn    aniichtet. <D e Nordamerika;'ischcn Capitane im Mit-telmker haben, da in Algler uoch immer die
«Pest berrsckt, den Naubschisscn dieser Ma^t angezeigt, daß sie sich alles Umganges mit den amerikanischen Schiffen zu enthalten hatten, wenn sie „icht in Grund gesclosse-, wer« dcn wollten.)                            (Ocstr. Veob.'
Rußland.
Mietau, den «8. Juli,   Die berühmte Prophetin, Frau von Krüdencr, welche wir dem Auslande jung und liebenswürdig   zu, gesandt, uns aber alt und übirheillg zurück geichickt worden, hat aus, dier in Mietau Wunder verkündet, obgleich feine gethan. Ein Tl,eil lhrer Begleitung mußte wca.cn  man-celnder richtiger Pafie über die Gränze zurück, wo man  indeß Schwierigselt machte, diese  Rückgabe anzunehmen, und  wie man aus Mahomets Sarg fabelt, d?r von2 gleich starken Magneten angezogen, min?,, in dcr Luft schweben so3, sv schwebte niedrere Tage das (>i5s'l^. l5ololi8 dcr Frau von Krüd'e-ner, und  namentlich Herr Keller, zwischen der russischen !,nd preußischen Gränze; indeß !st neuerlich der Befehl ersch,en?n< diese pro-lestirte Begleitung   nunmebro   als gangbar dur^zulossen. Srau von hrüoencr lebte einig? Wochen in Mielau, prcdigte uud sang, hatte im Ansage viele ,   zuletzt nur sebr wenige Zuhörer, von  eigentlichen Bekehrungen bis zur Nachfolge'ist hlcr kein Beispiel bekannt geworden.   Etnen kranken Poschmtcr hat die nordische Patriarchin, wie sie   die Bethge-ftllschaft dcr Madame Blau aus Riga nennen soU , zwa^ durch ein Wunder heilen wollen, das Wunder ist aber dicßmal von der Pfan» ne gebrannt.   Auf den Ruf: „Stehe auf, und wandle, künftig sollst du Johannes bei« ßen ," ist der Kranke doch liegen geblieben, obgleich einige Begeisterte momentane Besserung verspürt hüben wolle«.   Auch in Riga iü Frau von Krüdcner ein paar Wochen ge: wcsen, und bat auch dort eine Menge neugieriger Zuhörer  gehabt, wirklich aber nur neugieriger; denn im Ganzen ist es hier für den Mystizismi's d?ch zu fält, und es scheint das «»'steckende Miasma im Weben dcr Nord« winde sich zu verlie^-n.             (Augs. Z.)
Wechsel-Cours  in Wie«   ^^
von: 2. Septc,mber 18^8. ' Convnttlonsmlinze Von Hundert 22Z 3s8