LaAther Tagblatt. Redaction und Expedition: Bahnhofgasse Nr. 16 Stänumcrotionepteifc: Ins ert ion SP rci se: ffiin* Nr. 144. KLMKKM Donnerstag, 26. Juni 1879. — Morgen: Ladislaus K. 12. zeigen bis 6 Zeilen 20 kr. tit tut Post: S-n,jähr. fl. 12._____ Ein Reichsrathsrnandat wegen fünf Dukaten. Wie wir schon gemeldet haben, befanden sich unsere national-klerikalen Gegner mit der Aufstellung eines Kandidaten für Laibach in peinlicher Verlegenheit. Alle Vorgeschlagenen wurden theils sogleich als undurchbringbar wieder verworfen, theils lehnten es dieselben selbst ab, sich, und noch dazu erfolglos, als Aushängeschild für verfassungsfeindliche Wühlereien herzugeben. Nun ist es aber doch endlich gelungen, jemanden zu finden, der sich angeblich dazu verstehen will, als national-klerikaler Kandidat für die Landeshauptstadt durchzufallen. Er heißt, wie die gestrige „Novice" verkünden: Herr Joses Schneid Ritter von Treuenfeld. Herr v. Schneid? Wer ist denn dieser Unbekannte? So werden sich bei der Meldung der „Novice" ziemlich alle elfhundert und so viel Wähler der Landeshauptstadt gefragt haben. Aehnlich frugen auch wir. Und wir nahmen zu dem einzigen Auskunftsmittel in solchen Nöthen unsere Zuflucht, mittelst dessen es möglich ist, wie die leuchtenden Sterne am Staatshimmel, so auch die winzigsten Trabanten zu entdecken, zum neuesten Jahrgange des k. k. Hof- und Staatshandbuchs, und da fanden wir nach mühsamem Suchen wirklich Herrn v. Schneid aus Seite 38 als Hofsekretär in der kaiserlichen Kabinetskanzlei, T. k. Truchseß und Besitzer ausländischer Orden. Außerdem kam uns ein freundlicher Leser aus dem Großgrundbesitze mit der Mittheilung zu Hilfe, daß Herr v. Schneid in der That vor kurzem ein kleines Gut in Krain in der Nähe von Stein käuflich an sich gebracht. Damit haben also die Laibacher Wähler die volle Auskunft über den neugebackenen Kandidaten, und die bezüglichen Angaben der „Novice" sind nach den verläßlichsten Quellen controlliert. Nur nebenbei sei hier noch bemerkt, daß „Novice" es nicht verabsäumen, die ganz spezielle Qualität ihres Günstlings als Beamten der kaiserlichen Kabinetskanzlei für naive Leser mit gesperrter Schrift hervorzuheben. Eine solche plumpe Taktlosigkeit darf freilich bei einer Partei nicht wunder-nehmen, der es im kecken Uebermuth auch nicht darauf ankäme, den erhabenen Begriff der Majestät noch unverfrorner ins Wahlgetriebe zu ziehen, wenn sie damit einen Vorteil herausschlagen zu können meint. Für diese Leute heiligt der Zweck die Mittel ja überall. Wir wollen uns vorläufig nicht weiter mit der Person des Herrn v. Schneid befassen, auch nicht feine, gelinde gesagt, höchst fragliche Eignung und Fähigkeit für ein Reichsrathsmandat näher untersuchen, noch für diesmal auf andere naheliegende Fragen eingehen, z. B. wie es komme, daß unter einer Regierung, die vorgeblich die Beamten der ganzen Wahlbewegung am liebsten völlig entrücken möchte, die vor jeder Kandidatur eines solchen ein förmliches Grauen überfällt, nun plötzlich sogar die Beamten ans der kaiserlichen Kabinetskanzlei selbst — unter allen Arten von Beamten, wenn irgend eine für die Kandidatur perhorresciert wäre, doch gewiß die allerperhorre-feiertefte — am Kampfplätze der Parteien erscheinen, und zwar proponiert und getragen von den entschiedensten Gegnern der Verfassung und freiheitlicher Zustände überhaupt. Aber das Eine möchten wir dafür heute nur hervorheben, daß vonseite der führenden Patrone der National - Klerikalen doch ein ungeheures Maß von Verblendung ober von Uebermuth darin liegt, der Wählerschaft von Laibach eine Kandidatur wie die des Herrn von Schneid auch nur vorzuschlagen. Denn diese Kandidatur hat nicht einmal in der noch vorhandenen kleinen Schar national-klerikaler Wähler ihren Ursprung,' diese hatten davon ebenfalls nicht die geringste Ahnung, sondern sie entstammt ausschließlich einem über Nacht zwischen Herrn von Schneid und der hiesigen verfassungsfeindlichen Coterie geschlossenen Pacte. Im Gefühle der äußersten Bedenklichkeit eines solchen Vorgangs wagten die „Novice" auch den Versuch mit einem unsagbar originellen Verdienst ihres vom Himmel geschneiten Kandidaten für ein Mandat im Abgeordnetenhaus hervor» zutreten und unterfangen sich, denselben der hiesigen Wählerschaft deshalb anzuempfehlen — weil Herr von Schneid einmal der krainifchen Landwirth« schastsgesellschast fünf Dukaten als eine Preisgabe zur Verfügung gestellt habe. Es klingt unglaublich, ist aber doch wahr! Um dieser fünf Dukaten willen — irgend einen ändern Grund vermögen „Novice" selbst nicht aufzufinden — soll eilt bisher völlig Unbekannter der geeignete Kandidat für Laibach sein. Wir wären versucht zu glauben, wenn Herr von Schneid diese seine höchst sonderbare Anempfehlung hört, wird er selbst sehr wenig davon erbaut sein. Er widmete diese fünf Dukaten bona fide landwirtschaftlichem Zwecke, dachte ohne allen Zweifel bei diesem löblichen Vorhaben an nichts weiter, und nun kommen seine neuesten Freunde daher und stellen das der Laibacher Wählerschaft als fein einziges Verdienst, als seine Qualifikation für das Reichsrathsmandat der Landeshauptstadt Laibach hin. Herr von Schneid kann wahrlich seinen neu gewonnenen Beschützern wenig Dank wissen, daß sie ihn blos um seiner von ihm harmlos gespendeten fünf Dukaten willen als Abgeordneten der Landeshauptstadt proklamieren und von ihm nichts anderes und nichts besseres zu sagen vermögen. Seinerzeit galt es als eine stark despektierliche Behandlung einer Wählerschaft, daß den verblüfften Wahlmännern in den Oberkrainer Iemlleton. Zigenner-Marlene. Novelle von Albert Höfer. (Fortsetzung.) Wie schön wars gewesen, als sie noch dort unten im frischen grünen Walde, in Mutter Mignons kleiner Hütte war. Damals hatte sie noch keine Ahnung von der Welt und ihrem trügerischen Glanz. Sie lebte unbesorgt und unbekümmert um alles, was um sie her vorging. Ihre einzige Beschäftigung war, Blumen und Beeren zu pflücken oder Kränze zu binden am Rande des silberklaren Wassers. Und dann warf sie dieselben hinein, und wie fühlte sie sich so glücklich, wenn die murmelden Wellen die buntem Blumen davontrugen. O, es kamen freilich für Marlene auch düstere Augenblicke, das war, wenn die Burschen oder Mädchen des Dorfes sie die „Zigeuner-Marlene" schalten und vor ihr wie vor einem bösen Geiste davonliefen. Aber die trüben Augenblicke hielten nicht lange vor, Mutter Mignon verstand es, das arme Kind zu trösten, wenn es weinend in die Hütte trat. „Laß sie, Marlene, laß sie", pflegte die Alte dann zu sagen. „Du darfst dich um derlei Dinge nicht kümmern. Ich sage dir, es kommt noch ein Tag, wo alle diese, welche dich jetzt verlachen, sich denuithig vor dir beugen werden, daun bist du für deine kindischen Schmerzen mehr als gerächt." Mehr als je zuvor fühlte Marlene jetzt, welchen herben Verlust sie an Mutter Mignon gehabt. Welch’ ein Trost wäre es für sie gewesen, dieselbe noch lebend und sie nahe zn wissen. Dann durfte niemand die atme Marlene so behandeln, wie Philipp von Wahlburg es gethait. Wenn sie nur frei wäre! Ach, wie viele male stand Marlene an dem Fenster der Burg und maß die Höhe, welche sie von der Erde trennte; das war ein weiter, schwindelnder Raum, und wenn sie unten im Schloßhofe stand, so erhob sich wiederum düster und grau die alte Schloßmauer. Ach, wie einsam wars jetzt, nun die Herbststürme so schaurig um das alte Schloß sausten. Fröstelnd hüllte sich Marlene in die kostbaren Gewänder, die ihr Philipp geschenkt, aber sie sehnte sich doch dabei nach dem dünnen, fadenscheinigen Rädchen, womit sie an der Kirchenecke gesessen hatte und ihre Blumen verkaufte. Die schimmernde Seide brennte wie Feuer, und wenn es in ihrer Macht gewesen wäre, sie würde nichts anderes getragen haben, als die Reste ihrer einstigen glücklichen Armuth. Heute, zum ersten male seit ihrem Hiersein, hatte Marlene den Diener Philipps das Schloß verlassen sehen, und darauf baute sie nun Luftschlösser. Wenn Philipp kam, so wollte sie mit aller ihr zugebote stehenden Beharrlichkeit ihre Freiheit von ihm fordern, sie wollte ihm sagen, daß jede Spur von Liebe aus ihrem Herzen gewichen sei, daß sie ihn hasse. Ach, und doch haßte Marlene ihn nicht. Mit blutendem Herzen dachte sie daran, sich von ihm zu trennen, sie liebte ihn zu treu, zu innig, und wenn sie sich auch sagte, daß sie einen solchen Mann nicht lieben könne, so wiederholte sie sich im nächsten Augenblicke, daß es für sie ohne Philipp kein Glück mehr in der Welt gäbe. Still und traurig saß Marlene auf dem kleinen niederen Sopha und dachte an die Zukunft, welche so dunkel, so unklar vor ihr lag. Auf dem Tische brannte eine kleine Lampe und verbreitete in dem ziemlich kleinen Raume ein trauliches, wohlthueudes Licht. Das Feuer im Kamine war dem Erlöschen nahe, nur bisweilen flackerte es noch einen Moment hoch auf, um Landbezirken eines schönen Morgens Plötzlich und unvermuthet Graf Hohenwart als Kandidat anbefohlen wurde. Aber das waren die armen, irregeführten Oberkrainer Bauern, und der Aus-octroyierte war doch immer Graf Hohenwart! Diesmal aber wagt es die national - klerikale Clique in wahrhaft höhnender Geringschätzung, der Witheilsreifen, Politisch selbständigen, gesinnungstüchtigen Wählerschaft der Landeshauptstadt einen Mann ohne politische Vergangenheit, ohne Programm, ohne jede Gewähr der Tauglichkeit — total unbekannt, als Kandidaten aufdringen zu wollen. Die Antwort auf eine Zumuthung von solcher Unverschämtheit wird nicht ausbleiben. Sie wird in würdigster Weise am nächsten Montag durch die Wählerschaft Laibachs selbst erfolgen, die — wir sind dessen vollkommen sicher — am kommenden Wahltag mit unwandelbarer Ueberzeugungs-ireite, mit derselben musterhaften Disciplin wie immer für den in Stadt und Land gleich bekannten und verehrten Kandidaten der Verfassung^ Partei eintreten und nur diesem seit so vielen Jahren erprobten und verdienten Kämpfer für die Sache der Verfassung in Krain das Mandat der Landeshauptstadt anvertrauen wird. Politische Tagesgeschichte. Aus Böhmen liegen Nachrichten vor, welche den vollständigen Sieg der Compromißpartei im Großgrundbesitze dieses Kronlandes melden. Der Gedanke, zwischen dem verfassungstreuen und dem verfassungsfeindlichen Großgrundbesitze Böhmens eine Verständigung anzubahnen, ist nicht neu. Man darf eben nicht vergessen, daß die politischen Gegensätze zwischen den beiden Parteien sich in ihren Folgen auch auf die Familienverhältnisse erstreckten, was bei den mannigfachen Wechselbeziehungen zwischen den großen Adelsfamilien Böhmens hie und da sehr unangenehm werden konnte. Daß es bis jetzt zu keinem Com-promiffe kam, hat seinen Grund darin, daß der verfassungstreue böhmische Großgrundbesitz bisher noch keine Veranlassung hatte, sich über die herrschende politische Partei zu beklagen. Erst die Ueberschwäng-lichkeiten gewisser Wahlprogramme, welche den Großgrundbesitz im Genüsse seiner bisherigen Wahlvorrechte verkürzen wollten, haben die Compromißidee in greifbarere Formen gebracht, indem sie letztere gewissermaßen als das beste Mittel zur Wahrung der Standesinteressen erscheinen ließen. Heute ist der Com-promiß selbst eine vollendete Thatsache. Der verfassungstreue böhmische Großgrundbesitz hat unter dann nach und nach ganz in ein Häuflein Asche zu versinken. Marlene fühlte eine eigentümliche Angst und Unruhe. Es war ihr ununterbrochen, als stehe ihr irgend ein Ereignis bevor, was entscheidend auf ihre fernere Existenz wirken müsse, und dennoch hatte sie keine Ahnung, woher dasselbe kommen solle. Viel hatte sie im Laufe des Tages an Herbert gedacht, und gleichzeitig machte sie aus ihren Streifereien durch das Schloß die Entdeckung, daß man noch auf andere Weise, als durch den Haupteingang, die alte SBurg verlassen könne. Noch wußte sie freilich nicht wie, sie hatte nur von dem einen Thurmzimmer aus eine kleine Seitenthür in der äußeren Schloßmauer entdeckt, welche direkt ins Freie führte. Später erinnerte sie sich auch, in der ersten Zeit ihres Hierseins , vom Ahnensaale der Wahlburg aus einen Gang gesehen zu haben, der nothwendig mit der erwähnten Thür in Verbindung stehen mußte. Der einbrechende Abend hatte sie von weiteren Untersuchungen zurückgehalten, aber sie fühlte sich schon durch den Gedanken beruhigt, daß eine Möglichkeit vorhanden sei, sie aus ihrer Gefangenschaft zu befreien, und das war schon immerhin ein Trost in ihrer Lage. Marlene befand sich durch die gemachte Entdeckung in einem solchen Zustande der Bedingung der Reichsrathsbeschickang dem feudalen Großgrundbesitze zehn Mandate zugestanden. Im nächsten Parlamente wird also jeder aus den Ausbau des Verfassungswerkes hinzielende Antrag zehn neue Gegner finden, ein Rückschritt, welchen wir nur den vorerwähnten Programmfanatikern verdanken. Als interessanter Beleg, wie die klerikale Partei die Nationalen behandelt, wenn diese sich vermessen, ein klein wenig liberal sein zn wollen, liegt uns eine Aeußeruug des „(lech" vor, welcher erklärt, daß sich die klerikale Partei diesmal die Kandidatur von sechs liberalen Juugezechen nur ausnahmsweise gefallen ließ, daß aber die Zeit nahe sei, wo die klerikalen Elemente den conservativcu Heerbann aus-bieten werden gegen die Jungczechen, und wären diese auch vom staatsrechtlichen Klub kandidiert. — Nun, bei uns zu Lande hat man derartige Drohungen nicht mehr nothwendig. Hie Bennigsen — hie Forckenbeck. Der deutsche Reichstag geht einer durchwegs neuen Parteibildung entgegen. Die „Germania", das Organ des klerikalen Centrums, bespricht den parlamentarischen Stand der Zollsrage in einem lehrenden Artikel, wie wir ihn sonst nur bei „wohlunterrichteten" Offiziösen anzutreffen pflegen, und behandelt gleichzeitig Herrn von Bennigsen, den Führer des unbedingt regierungsfreundlichen rechten Flügels der National-Liberalen, in einem so wohlwollend zurechtweisenden Tone, wie man ihn nur einem früheren Widersacher gegenüber anzuschlagen pflegt, den man durch das Gewicht der vorgebrachten Gründe zur besseren Einsicht zn bringen hofft. Es ist auch nach den vorhandenen Anzeichen kein Zweifel, daß schließlich Gneist und Bennigsen den Herren Windhorst und Genossen noch die Hand zur Versöhnung reichen werden, um wenigstens in der Zollsrage durch ein Kompromiß, wenn auch nicht den Details, so doch dem Kern der Bismarck'schen Gesetzvorlage zum Siege zu verhelfen. In demselben Grade aber, als sich der rechte Flügel der National-Liberalen von jenen Parteigenossen lostrennte, welche in gar zu einseitigem Streben nach Reichseinheit selbst die unerläßlichsten constitutionetlen Garantien ihrem politischen Götzen Bismarck aufopfern möchten — in demselben Grade erfolgt die Lostrennung des sogenannten linken Flügels der National-Liberalen von ihren regiernugsfrommeu Genossen. Versuchen wir, bevor wir noch die in Sicht befindliche neue Parteibildung eingehender besprechen, zunächst den Boden zu sondieren, auf welchem die von Aufregung und innerer Unruhe, daß ihre Phantasie dadurch zu den weitgehendsten Betrachtungen verleitet wurde. Zitternd vor Augst fürchtete sie jetzt nichts weiter als die Rückkehr des Dieners, dessen Argusaugen sie vielleicht hindern würden, ihre Entdeckungsreisen fortzusetzen. Angstvoll lauschte sie auf jedes Signal von draußen, welches vielleicht seine Rückkehr meldete, und je weiter der Abend vorschritt, desto mehr fühlte sie auch ihre Besorgnisse inbetreff feiner schwinden. Endlich dachte Marlene daran, sich zur Ruhe zu begeben, vielleicht, daß ein erbarmnngsvoller Schlaf ihrem Zustande ein Ende machte, und doch zögerte sie noch mit der Ausführung ihres Vorhabens. Es war ihr gewesen, als wenn sie ein ungewöhnliches Geräusch, wie das Knarren einer Thür, in ihrer unmittelbaren Nähe gehört hätte. Nachher blieb freilich alles still, und es konnte nur zu leicht eine Täuschung ihrer aufgeregten Phantasie gewesen sein, aber nichtsdestoweniger lauschte sie noch ab und zu angestrengt, und das war für die erwartete Ruhe gewiß nicht von Vortheil. Endlich jedoch waren chre Lebensgeister so erschöpft, daß sie das Bedürfnis der Ruhe fühlte, bleischwer senkte sich schon der Schlummer auf ihre Augen. Annäherung des konservativen Centrums und der Getreuen Bennigsens erfolgen soll. Es ist nach unseren früheren Erörterungen über die Zollsrage im deutschen Parlamente und die Verführungsmanöver Bismarks als bekannt Vvrauszusetzen, daß letztere beim konservativen Centrnm des Reichstages nicht verfangen wollten. Durch eine seltene Zähigkeit haben Mallinckrodt und Wiudhorst aus einem Häuflein Klerikaler eine große Partei gebildet, welche trotz ihres bekannten Hasses gegen den modernen Liberalismus dennoch die konstitutionellen Rechte und Formen als die besten Waffen zur Verteidigung ihres konservativen Standpunktes ansieht. Einen solchen Erfolg wollte man nicht opfern, uni Bismarck eine Gefälligkeit zu erweisen und dafür einen freundlichen Händedruck des Allgewaltigen zn ernten. Und so gab denn das Centrum die Erklärung ab, daß es zwar ans Grund seiner konservativen Anschauungen die Schutzzollpolitik Bismarcks billige, dafür aber mit der Art und Weise der Verwendung des Zoll-ergebnisses zugunsten der Centralgewalt und der Regierungsunabhängigkeit nicht einverstanden sein könne. Es forderte daher die Beibehaltung der Matricularbeiträge und die Bewilligung der Zölle auf unbestimmte Zeit als konstitutionelle Garantien. Bismarck war nicht gewillt, solche Garantien zu gewähren. Sein ganzes Streben läuft ja darauf hinaus, dem Reichstage dadurch das Budgetrecht zu beschneiden, daß er an Stelle der alljährlich zu bewilligenden Matricularbeiträge die Zolleinkünfte setzen will. Er zögerte daher auch nicht tauge, die Verhandlungen mit dem Ceutrum fallen zu lassen unv zu seiner alten Garde im Lager der National-Liberalen zurückzukehren. Die Herren Bennigsen, Gneist und Gesinnungsgenossen empfingen den Herrn und Meister mit tiefen Bücklingen, und wenn sie sich auch scheuten, den Bismarck'schen Reformplänen ohne jede Garantieforderung folgezugeben, so ließen sie es doch nur bei einem sehr, sehr kleinen Feigenblatte bewenden, welches sie als sogenannte konstitutionelle Garantie ihrer gouvernementalen Blöße umhingen. Sie glauben nämlich ihrem konstitutionellen Gewissen genug gethan zu haben, wenn sie die Einhebung der Kaffee- und Salzzölle an die alljährliche Bewilligung des Parlamentes knüpfen Mit Recht wendet die „Germania" ein, daß diese Steuern in ihrer Höhe ganz und gar nicht an die Summe der Matricularbeiträge hinanreichen, und daß auch für den Fall einer Verweigerung dieser Steuern eine sonst an kein weiteres Budgetbewilligungsrecht des Reichstags gebundene Regierung Mittel und Wege finden würde, den durch die Verweigerung bewirkten Ausfall zu ersetzen. Heute sind nun Verhandlungen zwischen der Partei Bennigsen und dem Gerade aber, als Marlene sich von dem kleinen Sopha erhob, um sich in das anstoßende Schlafzimmer, dessen Größe sie von Anfang an erschreckt hatte, zu begeben, hörte sie ganz dasselbe Geräusch, nur dünkte es ihr noch näher als zuvor. Erschreckt lauschte sie. Unmöglich — sie konnte sich nicht irren. Im Nebenzimmer vernahm sie einen leisen Schritt, kaum hörbar, aber für ihr weitreichendes Ohr deutlich genug. Marlene war im allgemeinen nicht furchtsam, aber in ihrer jetzigen Lage, ohne Freund, ohne irgend ein verwandtes menschliches Herz, allein in dem öden, einsamen Schlosse, da konnte sie wol erbleichen und zusammenschauern. Der Schritt kam näher und näher, jetzt sah Marlene, wie der Drücker des altertümlichen Schlosses von außen berührt wurde, es war ihr, als müsse sie ausschreien, aber sie brachte keinen Laut hervor. Aber jetzt schrie sie auf, aber nicht in qualvoller Seelenangst, sondern jubelnd vor Freude und Entzücken: „Herbert, Herbert!" Das war der Name, der von ihren blutlosen Lippen kam, und einen Augenblick später lag sie halb ohnmächtig in seinen Armen. (Fortsetzung folgt.) Centrum im Zuge. Erstere handelt im Interesse ihrer engherzigen Parteipolitik, letztere gewissermaßen, wenn auch nicht im Aufträge, so doch im Sinne Bismarcks. Der Reichskanzler mag sich darüber freuen, daß er es nicht mehr nothwendig hat, sich mit den Männern des Centrums persönlich zu befassen. Die wirklich constitutionellen Elemente der national-liberalen Partei aber, welche über dem Streben nach Einigung des Reiches doch noch nicht alles Verständnis für die Notwendigkeit einer parlamentarischen Regierung für den Einheitsstaat verloren haben, sehen nun, wohin die blinde Vergötterung der äußeren Erfolge die Fraction Bennigsen führte. Sie können, sie dürfen mit ihr keine Gemeinschaft mehr halten, und scharen sich nun immer enger um das Banner, das der ehemalige Präsident des deutschen Reichstages, Max v. Forckenbeck, auf dem Bankette des deutschen Städtetages als parlamentarisches Palladium der Zukunft bezeichnet?. Schon im Jahre 1867, als die Majorität der National-Liberalen dem damaligen Grafen Bismarck die Indemnität für seine inconstitutionellen Regierungsacte der letzten Zeit gewährte, hatte sich ein Theil derselben unter Virchows Führung von der Partei losgesagt, um sich als Fortschrittspartei neu zu organisieren. In erster Linie die Interessen der Freiheit, dann erst jene der Einheit — so lautete der Wahlspruch der Fortschrittler, die bei ihrer mehr ideellen Politik den gegebenen Verhältnissen zu wenig Rechnung trugen, um angesichts der äußeren Erfolge Bismarcks einen großen Anhang zu gewinnen. Heute hat es Bismarck dahin gebracht, daß der rechte Flügel der National-Liberalen nicht mehr die Einheit vor die Freiheit, sondern geradezu Bismarck als den Schöpfer dieser Einheit über die Interessen des Parlamentarismus setzt. Und dieser politische Götzendienst ist es, welcher die zweite Spaltung im Lager der National-Liberalen hervor-rief. Wie telegrafisch gemeldet wird, hat sich das Centrum und die Partei Bennigsen über die Zvll-frage durch ein Kompromiß geeinigt, während die constitutionellen Elemente der National-Liberalen ihre eigenen Wege gehen. Bismarck dürfte durch diese Allianz seine nächsten Ziele wenigstens znm Theile erreichen — die Folgen der Aufraffnng des freien Bürgerthums und seiner Vertreter werden sich ihm bald genug fühlbar machen zum Heile Deutschlands und seiner parlamentarischen Entwicklung. Russische Vormünder. Fürst Alexander von Bulgarien wird von seinem Petersburger Tauspathen nicht nur mit Geschenken, sondern auch mit anderweitigen Beweisen seiner „väterlichen Fürsorge" bedacht, welche das neue Fürstenthum vollständig zu dem Range einer russischen Provinz erniedrigen. Dahin gehört insbesondere die Bestellung zweier russischer Agenten, welche dem jungen Fürsten vom Kaiser Alexander so nachdrücklich empfohlen wurden, daß an eine Zurückweisung derselben selbst dann nicht zu denken wäre, wenn anstatt eines leitungsbedürftigen ehemaligen Secondelieutenants ein energischerer Mann durch die russische Protection an die Spitze des neuen Staates auf der Balkan-Halbinsel gestellt worden wäre. Einer dieser beiden „Rathgeber" ist der früher im russischen diplomatischen Dienste gestandene Herr Knmany, welchem die Aufgabe zufallen soll, für die erste Zeit die diplomatische Kanzlei des Fürsten zu leiten, und der andere ist General Par-zow, der in die Militärkanzlei des Fürsten als Vorstand tritt. Beide erhalten wol keine Minister-Portefeuilles, werden aber auch ohne dieselben auf die Regierung Bulgariens gewiß einen größeren Einfluß ausüben, als jene Männer, welche Fürst Alexander mit Genehmigung seines Petersburger Taufpatheu zu Ministern machen darf. Vermischtes. — Hochverrathsprozeß gegen unreife Burschen. In Ergänzung uuserer gestrigen, unter gleichem Schlagworte mitgetheilten Notiz haben wir zu berichten, daß sämnitliche Angeklagte infolge des Verdictes der Grazer Geschwornen von den ihnen durch die Anklage zur Last gelegten Verbrechen des Hochverraths, der Störung der öffentlichen Ruhe und der Beleidigung von Mitgliedern des Kaiserhauses sreigesprocheu wurden. — Ein elfjähriger Mörder. Der bei einem Fleischhauer in Hadres bei Kornenberg be-dienstete 11jährige Michel Mantelburger gerieth am 9. d. mit der 19jährigen Dienstmagd Magdalena Deschek in Streit, in dessen Verlauf er eine Ohrfeige erhielt. Darüber erbittert, warf der Knabe sein Fleischermesser nach der Magd. Das Messer drang so unglücklich in die linke Brustseite des Mädchens ein, daß dieses am 23. l. M. den Folgen der erhaltenen Wunde erlag. — Der Verein der Oesterreichisch-Schlesier i n W i e n hat in der Plenarsitzung am 5. d. M. den Beschluß gefaßt, seinem verstorbenen Mitbegründer und ordentlichen Mitglieds Dr. Eduard Schön (E. S. Eugelsberg) durch Errichtung einer Gedenktafel auf seinem Geburtshause zu Engelsberg in Österreichisch-Schlesien und durch Gründung voii „Engelsberg-Stipendien am Wiener Conservatorium" ein bleibendes ehrendes Denkmal zu setzen und die erforderlichen Geldmittel sowol durch freiwillige Beträge seiner Mitglieder als auch unter Mitwirkung sowol der Wiener als auch der ändern deutsch-österreichische» Gesangvereine aufzubringen. — Russischer Billigkeitissiun. Die „Pol. Korr." veröffentlicht einen ans Sophia vom 15. d. datierten Bericht, dessen Inhalt einen recht interessanten Beleg für die Art und Weise gibt, wie sich Fürst Dondukoff die friedliche Auseinandersetzung zwischen den Bulgaren und der türkischen Einwohnerschaft vorstellt. Fürst Dondukoff ließ nämlich alle gut gelegenen türkischen Häuser und Gründe hier amtlich abschätzen und im Versteigerungswege unter sehr milden Zahlungsbedingungen an Bulgaren veräußern. Die türkischen Eigeuthümer sollten nur die Schätzungssumme erhalten. Wie niedrig letztere war, bewies die Licitation, bei welcher, wiewol alle Fremden davon ausgeschlossen worden, dennoch durchgehends die Schätzung 10-bis 25fach übersteigende Anbote erzielt wurden. Der hiedurch erzielte Mehrbetrag sollte zn Verschönerungszwecken der Stadt verwendet werden. Die Klagen der beschädigten türkischen Eigentümer machten aber dem Fürsten einen Strich durch die Rechnung. Es wnrde ihm von höherer russischer Stelle bedeutet, daß den Türken die Verkaufssumme vollständig gebühre und auszuzahlen sei. Lokal-undprovinzial-^ngelegenheiten. — (Die verfassungstreuen Reichs-rathskandidaten.) Die Wuthartikel des „Slo-veuski Narod" über die Ausstellung der Herren Deschmann, Vesteneck und Kromer als Kandidaten der Verfassungspartei ist der beste Beweis, daß das Central-Wahlcomite die richtigen Männer gefunden habe, welchen das Mandat im Reichsrathe mit vollem Vertrauen übertragen werden kann. Die allgemeinen Sympathien, deren sich diese bewährten Gesinnungsgenossen, theils alterprobte, alle aber bewährte Kämpen auf parlamentarischem Gebiete erfreuen, führen die Patrone des „Slov. Narod" zu der Ueberzeugung, daß die Wahl dieser drei Herren gesichert ist, und ist es nun die ohnmächtige Wuth, welche sich in den schmutzigen Spalten des „Narod" in den gröblichsten Ausfällen über diese Kandidaten ergeht. Die Nationalen scheinen überhaupt auf die Städtewahlen keine großen Stücke zu halten, da sie für dieselben Kandidaten octroyieren, mit deren Wahl (vide Graf Margheri und Herr ti. Schneid) es ihnen entweder selbst nicht Ernst ist, oder welche, wie Dr. Poklukar, bekanntlich nichts Sehnlichere» wünschen, als nicht in den Reichsrath gehen zp müssen. — (Die Zulus des „Narod.") Unter der Aufschrift: „Criii kandidat“ bringt „Slovenski Narod" einen Artikel, in welchem der hochverdiente Patriot Carl Deschmann mit bestialischer Wuth an-gefallen und die Leidenschaften des Pöbels gegen denselben wachgerufen werden. Bei Lesung dieser Schmähschrift ist es wol unmöglich, sich des Vergleiches zwischen dieser Kampfesweise und jener der Zulu-Kafferu, deren Assageis jüngst wieder von sich reden machten, zu erwehren. In der That ist die Art und Weise, in welcher die Wilden des „Narod" anläßlich der im Zuge stehenden Reichsrathswahlen ihren „conservativen" Standpunkt geltend machen, ein auf das journalistische Gebiet übertragenes Prototyp jener urwüchsigen Kampfmethode, welche eben jetzt in den Gefilden Afrika's ihre blutigen Spuren zurückläßt uud deren Heimtückigkeit und Roheit Zeugnis gibt von der niedern Bildungsstufe, a«f welcher diese Helden stehen. Wir müssen gestehen, Aehnliches, wie obigen Artikel, selbst im „Slovenski Narod" bisher nicht gelesen zu haben, und daß wir heute in der Lage sind, uns mit diesen Stilproben des nationalen Moniteurs zu unterhalten, danken wir wol nur einet sehr liberalen Handhabung deS neuester Zeit hierzulande so beliebt gewordenen „objektiven Verfahrens", was wir uns für den Fall ad notam nehmen, als Herr Jnrcic es wieder einmal an der Zeit fände, einen Schmerzensschrei über Preßvergewaltigung auszustoßen. Wir selbst glau-ben übrigens, daß einem Blatte, wie es „Narod" ist, gegenüber das Prinzip des „Austobenlassens" das Richtige ist. einerseits weiß man, daß seine papierenen Sieger keinen Schreck verursachen, andererseits lernt man jene Elemente kennen, welche sich eben jetzt mit widerlicher Kriecherei und offenkundiger Abstreifung bisher zur Schau getragener Prinzipien als Stütze des Ministeriums Taaffe offerieren, hiebei jedoch in ihrer Presse einen solchen Ton anschlagen, daß es unseres Erachtens kein Ministerium, keine Regierung gibt, welche sich so tief erniedrigen könnte, derlei Gelichter als seine Stütze anzunehmen. Was den Verfasser des Artikels: „Örni kandidat“ betrifft, welcher seiner ganzen Anlage nach auf der Schulbank geschrieben sein und einen geistig verkümmerten Schulbuben zu seinem Verfasser haben mag, so weiß letzterer dem Kandidaten für die Landeshauptstadt freilich nichts anderes vorzuwerfen, als daß er nicht der nationalen Partei angehört. Eigenthümlich, daß „Narod" diesen Vorwurf in einer Nummer erhebt, an deren Spitze die „Ro-jaki“ aufgefordert werde», einen Albin Graf Margheri als Reichsrathsabgeordneten zu wählen, welcher bekanntlich bis zum Schluffe der abgelaufenen Landtagssession ein eifriges Mitglied der Verfassungspartei des Landtages war (namentlich die Mitglieder des Jmmuuitätsausschusses dürften sich seiner lebhaft erinnern) und nunmehr das nationale Programm vollkommen annahm. Wir gratulieren zu der gegenseitigen Eroberung. — (Vereitelte Nationalisterungs-gelüste.) Um einem „nationalen Bedürfnisse" nachzukommen, hat sich die stark in politischer Agitation machende krainische Landwirthschaftsgesellschaft an die Regierung mit der Bitte gewendet, eine ihren Wünschen entsprechende landwirtschaftliche Lehranstalt für Krain ins Leben zu rufen und auch die trefflich geleitete Laibacher Lehrerbildungsanstalt angeblich nur mit Rücksicht auf den landwirtschaftlichen Unterricht, zu reorganisieren. Im Ministerium scheint mau aber keine Lust gehabt zu haben, den Nationalisierungsgelüsten der Pädagogen der Landwirthschaftsgesellschaft nachzukommen, und hat deshalb die erwähnte Petition abschlägig beschicken. — (Plumpe Agitation.) Welcher Mijtel sich die nationale Agitation bedient, um die Wähler anläßlich der bevorstehenden Reichsrathswahl irre zu führen, mag auch aus folgendem Vorfälle ent- nommen werden: Ein Apostel klerikaler Unfehlbarkeit harangnierte jüngst einen Wähler inbetreff der Wahl in der Landeshauptstadt Laibach. Als er letzteren nicht geneigt fand, seiner Zumnthung, im klerikalen Sinne zu wählen, zu entsprechen, bemerkte er ihm in geheimnisvoller Weise, der Wahlerfolg der Nationalen in der Landeshauptstadt stehe außer allem Zweifel, es habe ja auch der Chef einer der verzweigtesten Behörden den Beamten „befohlen", dem nationalen Kandidaten ihre Stimme zu geben. Es liegt auf der Hand, daß letztere Anführung eine Lüge ist, wir reproducieren diesen Vorfall jedoch aus dem Grunde, um zu zeigen, daß kein Schwindel, keine Verdrehung gewissen Leuten als Wahlmanöver zu schlecht ist. — (Die Reichsrathswahlen der Landgemeinden in Krain) hatten nach den uns zugekommenen Nachrichten überall einen sehr einförmigen Typus, denn nirgends fand ein ernstlicher Wahlkampf statt. Die Schwarzen beherrschten vollständig das Terrain. Schon bei den Urwahlen manifestierte sich die bei der Landbevölkerung gegenüber den öffentlichen Angelegenheiten herrschende Apathie. Die Betheiligung an denselben war eine minime. In einzelnen Landgemeinden mit mehr als hundert Wahlberechtigten waren kaum fünf bis sieben Wähler erschienen, unter denen der Pfarrer und Kaplan nebst den Kirchenpröbsten fast nie fehlten. Es entfielen daher die Stimmen auf lauter solche Persönlichkeiten, die ganz im Dienste der Klerisei stehen. Die größte Betheiligung mochte noch im Markte Ratschach in Unterkrain stattgefunden haben, dessen dermalige Gemeinderepräsentanz verfassungstreu ist. Die dortige Geistlichkeit wühlte schon seit einiger Zeit unter der Bevölkerung mit Erfolg gegen die Liberalen, indem sie die bedeutenden Gemeinde-Auslagen für die neu adaptierte vierklassige Volksschule in Ratschach als ein Werk des teuflischen modernen Liberalismus hinstellte und vergessen zu haben schien, daß die Volksschulgesetze für Krain unter der nationalen Herrschaft im Landtage zu stande gekommen sind. Auch ein dortiger Fabriksbesitzer agitierte sehr eifrig für Grafen Barbo, wahrscheinlich in der Meinung, in ihm einen eifrigen Vertreter der heimischen Industrie entdeckt zu haben, während es doch allbekannt ist, daß der fromme Graf in jeder Maschine ein Werk der Freimaurerei wittert. Am Johannistage, als dem Wahltage, wimmelte es in den Wahllokalen von Schwarzen, so daß man eher geglaubt hätte, es handle sich uni die Wahl in ein Provinzial-Concil, als in den Reichsrath. Namentlich Oberkrain erwies sich auch diesmal als eine der festesten Burgen des Klerikalismus in Oesterreich. In den Eitalnicas auf dem Lande sowie auch in jener in Laibach wurde dieser Tag als ein glänzender Siegestag, ans den die Augen von ganz Europa gerichtet sind, unter wildem Gejohle gefeiert. Die Erwählten der Klerisei wurden als diejenigen beglückwünscht, denen die flovenifche Nation ihre heiligsten Güter mit voller Einstimmigkeit und Parteidisciplin anvertraut hat. Für die Statistik der Volksstimmen in Slovenien wäre es von großem Werthe, aus den Wählerlisten zu erfahren, wie viele Wähler sich bei den Urwahlen in Krain betheiligt und in welchem Perzentsatze die Geistlichkeit an der Zahl der Wahlmänner parti-cipiert hat. — (Die neue städtische Bade-Anstalt) „Kolesiamühle" naht ihrer Vollendung. Während die Kabinenbäder in ihrer primitiven ursprünglichen Ausstattung sich schon bisher eines lebhaften, die Notwendigkeit einer Bade-Anstalt manifestierenden Zuspruches erfreuten, wurde eifrig daran gearbeitet, die Benützung des Schwimmbassins, das in seiner bedeutenden Vergrößerung fast als eine Neuanlage erscheint, schon in nächster Zeit zu ermöglichen. Zwar sind die Umplankungen und die An- und Auskleidekabinen des auch eine Abtheilung für Kinder und Nichtschwimmer enthaltenden Bassins noch lange nicht fertig, auch läßt die Planierung des Terrains, Einrichtung und sonstige Ausstattung noch beinahe alles zu wünschen übrig. Aber doch gestattet die bisherige Anlage den Schluß, daß die neue städtische Bade-Anstalt sämmtlichen Bedürfnissen entsprechen wird und nach ihrer Vollendung nicht «ur von Badelustigen, sondern ihrer reizenden Situation und wirklich hübscher Anlage wegen auch von sonstigen Spaziergängern häufig ausgesucht werden wird. Schon seit einigen Tagen wird das Bassin, das gestern eine Wassertemperatur von 16 0 R. zeigte, trotz des dort herrschenden, durch die fortgesetzten Vollendungsarbeiten bedingten Chaos viel benützt. — (Astron o mische s.) Freunden der Astronomie bietet der gestirnte Himmel dermalen in den frühesten Morgenstunden ein sehr interessantes Phänomen dar. Es sind nämlich die drei Planeten Jupiter, Mars und Saturn noch im ersten Morgen^ grauen, nachdem schon das Licht der Sterne erloschen, bis zum Erscheinen der Tageshelle am östlichen Himmel sichtbar. Den südlichsten Stand nimmt Jupiter ein, er übertrifft die beiden anderen durch seinen hellen Glanz, ähnlich jenem des Abendsternes. Weiter nördlich von ihm steht Mars, an seinem röthlichen Lichte leicht erkennbar, in seiner nächsten Nähe leuchtet Saturn in blaßgelbem schwachen Lichte. Nunmehr sind Mars und Saturn kaum um zwei Mouddurchmesser von einander entfernt. Mars rückt an Satnrn von Tag zu Tag in deutlich erkennbarer Bewegung näher heran, er kommt am 30. Juni morgens mit ihm in Conjuuetion und wird ober ihm nur eine Bogenminute nördlich entfernt stehen, so daß für ein nicht ganz scharfes Auge beide Planeten zusammen zu verschwimmen scheinen. Besonders prachtvoll ist der Anblick dieser Constella-tion durch ein gutes Fernrohr, Satnrn mit seinen Ringen und Mars mit den Schneeflocken am Pole scheinen in Gesichtsfelde des Fernrohres sich nahezu zu berühren, der Durchmesser ihrer Scheiben beträgt bei Saturuen 16, bei Mars 10 Bogensekunden. In den Zeiten der Sterndeuterei wurde den Conjunctioneu der Planeten eine wichtige Bedeutung für die Geschicke der Menschheit beigelegt, man findet sie in den damaligen Kalendern sorgfältig vorgezeichnet. Eine so nahe Conjnnction wie des Mars und Saturn hätte Entsetzen in der Bevölkerung verursacht, heutzutage kann man sich an dem herrlichen Schauspiele ergötzen, ohne besorgen zu müssen, daß wegen der Begegnung von Mars und Saturn Pestilenz und anderes Unheil der Menschheit drohe. * * * Aus Krainburg wird uns vom 25. d. geschrieben : In der Nacht vom 23. auf den 24. d. wurde hier in das Gasthaus „zum Hirschen" an der Hauptstraße eingebrochen und aus der Vorrathskammer Fleisch, Speck, Mehl, Wein re. gestohlen. Der Dieb wurde auf frischer That ertappt, als er nach seinem dritten Besuche in der Vorrathskammer einen Mehlsack in Sicherheit bringen wollte. Derselbe ist offenbar ein Dieb von Profession. Wenigstens war er mit einem guten Brecheisen versehen und hatte, um nicht so leicht erkannt zu werden, seine Kleider verkehrt angezogen. Der unternehmende Langfinger, welcher nach St. Martin, Pfarre Zirklach, zuständig, verheiratet und Familienvater ist, wurde dem k. k. Bezirksgerichte zur Amtshandlung übergeben. — Die Reichsrathswahlen in unfern Landgemeinden hatten bei einem ruhigen Verlaufe das beklagenswerthe Resultat, daß von Über 100 Wählern Graf Hohenwart einstimmig gewählt wurde. * * * Domschale, 24. Juni. Immer enger werden die freundschaftlichen Beziehungen der hier ansässigen Tiroler Strohhutfabrikanten mit der hiesigen Landbevölkerung, wovon insbesondere die gestrige, dem Herrn Kurzthaler zu Ehren seines Namensfestes dargebrachte Ovation den besten Beweis gab. Fast sämmtliche Burschen unseres Dorfes versammelten sich gegen 10 Uhr abends, um nach Abbrennung des landesüblichen Johannisfeuers und zahlloser Freudenschüsse Herrn Kurzthaler ein Ständchen in nationaler Weise darznbringen und ihm durch eine Deputation aus ihrer Mitte ihre Glückwünsche ausdrückeu zu lassen. Die hübsche und für den verträglichen Sinn unserer Landbevölkerung ebenso wie für Herrn Kurzthaler ehrende Ovation endete mit lauten, freudigen „Hivios." Möge das schöne Verhältnis, das darin zum Ausdrucke kam, auch ferner fortbeftehen. Witterung. Laibach, 26. Juni. Bewölkt, um 7 Uhr früh kurzer, geringer Regen, schwacher O. Wärme: morgens 7 Uhr + 161°, nachmittags 2 Uhr + 200" C. (1878 + 22 0«; 1877 + 210» C.) Barometer im raschen Steigen, 737 99 Millimeter. Da« gestrige Tagesmittel der Wärme + 22’2°, um 3 4° über dem Normale. Verstorbene. Im Zivilspitalc: Den 22. Inni. Helena Lipovec, Inwohnerin, 67 I., Lungenentzündung. Den 23. Juni. Jakob Pecar, Arbeiter, 20 Jahre, Lungentuberkulose. — Lukas Jakob, Inwohner, 80 Jahre, Altersschwäche. — Mathias Zerovnik, Taglohner, 60 I., chronische Lungentuberkulose. — Maria Dagariu, Inwohnerin, 49 I., Herzfehler, Wassersucht. — 1 —............................. Angekommene Fremde am 25. Juni. Hotel Stadt Wien. Glaß, Kfm., Triest. — Part, Wien. — Jeski, Bauunternehmer, Pola. — Petsche, Hdlsm., Windischdorf. Hotel Elefant. Searpa, Kfm., s. Mutter. — Lann, Be» nezien. — Paulus, Inspektor, und Planck, Privatier, Graz. — Lazzatti, Kauft«., und Müller, Agent, Triest. — Germitsch, Klagensnrt. — Raiter, Handelssran, Fcld-kirchen. Kaiser von Oesterreich. Giller, Monteur bei der Südbahn, Wien. — Doleetti, k. k. Aichkommissär, Triest. Lebensmittel-Preise in Laibach am 25. Juni. Weizen 6 fl. 98 kr., Korn 4 fl. 55 kr., Gerste 4 fl. 23 kr., Haser 2 fl. 93 kr., Buchweizen 5 fl. 4 kr., Hirse 4 fl. 71 kr., Kukurutz 4 fl. 80 fr. per Hektoliter; Erdäpfel 3 fl. 75 kr. per 100 Kilogramm; Fisolen 7 fl. — kr. per Hektoliter; Rindschmalz 92 kr., Schweinsett 70 kr., Speck, frischer 54 kr., geselchter 60 kr., Butter 72 kr. per Kilo- gramm ; Eier 1°/, kr. per Stück; Milch 8 kr. per Liter; Rindfleisch 58 kr., Kalbfleisch 54 kr., Schweinfleisch 60 kr., Schöpsenfleisch 34 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 78 kr., Stroh 1 fl. 42 kr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 7 fl. — kr., weiches Holz 5 fl. — kr. per vier C.-Meter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 st. per 100 Liter. Telegrafischer Kursbericht am 26. Juni. Papier-Rente 6645. — Silber-Rente 67 95. — Gold-Rente 77 65. — 1860ci Staats-Anlehen 126 —. - Bank-aetien 825. — Kreditactien 262 10. — London 116 —. — Silber —. — K. k. Münzdukaten 5'48. — 20-Francs-Stücke 9 23-/,. — 100 Reichsmark 56 95. Wieder Termitrrffrr haben unter ändern Herr Johann Krause in Fran-zenthal bei Rochivitz, Herr S. Neumann in Brandeis a. S, Herr Roman Steinfels in Krakau (vier Terno und sieben Ambo), Herr Karl Stöger in Wien, Herr Roma» Sigenza in Bat»), Herr Lorenz Unfried, Gastwirtü in Wien rc., mittelst meiner Spiel-Instruction, nämlich 1 Terno — 3 Ambo-Solos — 3 Ambos getroffen, was genannte Herren bestätigen werden. Meine Spiel Instructionen sind auch dem Unbemittelten zugänglich, denn ich verlange als Honorar und Gewinnst-Antheil (10 Perz.) und von vornherein als Spefen-Antheil nur 1 fl. pro Instruction. "^8 Rudolf von Orlicc, Professor und Schriftsteller der Mathematik. zM- Anfragen nur an de» Pros, und Schriftsteller gpgT der Mathematik Rudolf v. Orlice in Berlin, §0tT Kurfürsteustraße 127 oder an die Direction der $0" deutschen Verlagsanstalt in Berlin, Kurfürsten-mr straßc 127. (278) Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich: Dr. Hans Kraus.