KR Al N und seine offentliche Gesundheit mit besonderer Berucksichtigung des Jahres 1881. Herausgegeben k. k. Landes-Sanitatsrathe fiir Krain. Yerfasst von Dr. Friedrich Keesbacher, k. k. Sanitatsrath, k. k. arztl. Regierungs-Concipist, emeritierter Primararzt der Landes-WoliltliatigkeitsanstaIten in Laibach, corresp. Mitglied der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien, Mitglied des Vereins der Aerzte in Krain. Mit einer Sanitatskarte y on Krain, Ueberslchtskarten und Curventabellen. Laibach. Druck und Verla g von Ig. v. Kleinmayr & Fe d. Bamberg. 1883 . KR Al N und seme offentliche G-esundheit mit besonderer Beriicksichtigung des Jahres 1881. Herausgegeben vom k. k. Landes-Sanitatsrathe fiir Krain. Verfasst von Dr. Friedrich Keesbacher, k. k. Sanitatsrath, k. arztl. Regierungs - Concipist, emeritierter Primararzt der Landes-AVolilthatigkeitsanstalten in Laibaeli, corresp. Mitglied der k. k. G-esellschaft der Aerzte in Wien, Mitglied des Vereins der Aerzte in Krain. Mit einer Sanitatskarte von Krain, Uebersichtskarten und Curventadellen. Laibach.. Druck und Verlag von Ig. v. Kleinmayr & Fe d. Bamberg. 1888 . 0300^230 Vorwor t. Jline der wichtigsten Folgen des Sanitatsgesetzes vom 30. April 1870 ist die Gewinnung eines durch ganz Oesterreich gleichartig gesammelten sanitatsstatistischen Materiales. Mag auch da und dort eine Verbesserung der Sammel - Methode, eine wissenschaftlichere Eintheilung des gesammelten Materials wiinschenswert erscheinen (und in der That wurden seit Einfuhrung der amtlichen Sanitats-Jahresberichte von entscheidender Stelle selbstandig wichtige Verbesserungen eingefiihrt, z. B. die Auf- nahme der Blinden, der Waisenhauser und Arbeitsanstalten in die Sanitatsberichte, die Schaffung einer eigenen Rubrik fiir Diphtheritis in den Rubriken der Todesarten u. s. w.), so ist doch wenigstens so viel gewonnen, dass in der Sammlung der sani¬ taren Baten nach einer gemeinschaftlichen Methode, nach gemeinsamer Eintheilung des Materials vorgegangen wird. Aber nicht bloss um die Gewinnung des statistischen Materials handelt es sich, sonderri auch um eine praktische Verwertung des Gewonnenen. Dem ersteren Zwecke entspricht die von der k. k. statistischen Centralcom- mission seit 1873 herausgegebene Statistik des Sanitatswesens der im Reichsrathe vertretenen Konigreiche und Bander bereits in mustergiltiger Weise. Aber als Reichsstatistik nur von grossen Gesichtspunkten ausgehend, bringt dieselbe meist. nur die sanitaren Verhaltnisse der Lander in ihrer Gesammtheit; in so grossen Ziffern verwischen sich die besonderen Verhaltnisse kleiner Landerstriche. Um das statistische Materiale auch einer praktischen Verwertung zuzufiihren, miissen detaillierte Statistiken der einzelnen, selbst der kleinsten Lander folgen, mit Riicksichtnahme auf die Verhaltnisse der einzelnen Bezirke, ja stellenweise sogar der einzelnen Gemeinden. Diese Erkenntnis hat auch bereits angefangen, sich Bahn zu brechen. So erschien im Jahre 1880 eine Sanitatsstatistik mit Sanitatskarte fiir die Bukowina, im Jahre 1881 eine Sanitatskarte von Bohmen, dann im Jahre 1882 der Sanitats- bericht des Landes-Sanitatsrathes von Mahren. Diese Arbeiten haben in mir den Gedanken zur Reife gebracht, auch eine ahnliche Statistik fiir Krain zu verfassen, und daher gehort das vorliegende Werk in diese Reihe sanitatsstatistischer Arbeiten. Leider konnte ich dem Werke eine ein- heitliche Methode nicht durchwegs zugrunde legen; ich wiirdigte zwar zunachst die IV Vorwort, Verhaltnisse des Jahres 1881 der eingehendsten Berilcksichtigung, aber fur einzelne Verhaltnisse des Landes (im ersten Tlieile abgehandelt) fehlten mir die Nachweisun- gen des Jahres 1881, weil die Jahrbiicher der statistischen Centralcommission nicht durchwegs fiir das Jahr 1881 erschienen waren, ausserdem war ich im Vergleiche der sanitaren Verhaltnisse in den anderen Landern Oesterreichs auf das Jahr 1878 angewiesen, da die Sanitatsstatistik der statistischen Centralcommission erst his zu diesem Jahre reichte. Ich habe ausser den Verhaltnissen des Jahres 1881, wo es nur thunlich schien, auch einen Riickblick auf die letzten fiinf Jahre geworfen. Ich zog es vor, einen funfjahrigen statt einen zehnjahrigen Zeitraum, der ebenso gut zur Verfiigung ge- standen ware, zu wahlen, da die Jahresberichte der ersten Jahre unvollstandig und, wie es wohl in der Natur der Sache lag, wohl auch unverlasslicher waren als die spateren, in welchen die Sanitatsberichterstatter in die Sache mehr . eingeschossen waren, und schliesslich sind die Verhaltnisse in Krain im ganzen und grossen so stabiler Natur, dass ein funfjahriger Durchschnitt bereits eine beachtenswerte Basis fur die Beurtheilung der sanitaren Verhaltnisse des Landes bietet. Allein das einfache Hinstellen der nackten Ziffern schien mir zur Beurtheilung des Wertes derselben nicht geniigend, nur wenn man in der Lage ist, die Ziffern mit solchen in andern Landern zu vergleichen, nur wenn man einen Masstab gewinnt, an dem man sich selbst messen kann, orientiert man sich iiber den Wert und die Bedeutung der hin- gestellten Ziffern. Ich habe also, wo es nur thunlich war, den Vergleich der sanitaren Verhalt¬ nisse mit jenen in den iibrigen osterreichischen Landern, insbesondere den Alpen- landern, ersichtlich gemacht, womit allerdings leider eine nicht unbedeutende und von vornherein nicht beabsichtigte Vergrosserung und Vertheuerung des Werkes un- abweislich verbunden ist. Der Vergleich ist durchwegs mit der Statistik des Jahres 1878 gezogen, da die Statistik dieses Jahres eben die letzterschienene der Sanitats- statistiken der k. k. Centralcommission war. Jeder Arzt, jeder Lehrer, ja jeder Mann, der in der Leitung und Administration des Landes, Bezirkes oder der Gemeinde mitrathet, ja iiberhaupt jeder Vaterlands- freund kann daher den Masstab anlegen an sein Land, seinen Bezirk, seine Gemeinde und kann sich Ueberzeugung verschaffen, wo es zu bessern gilt, denn die vorliegende Statistik bietet ihm ein Culturbild von Krain, gemessen an einem Culturbilde Oester¬ reichs. rvcodi oeavrbv, «erkenne dich selbst» ist die erste Bedingung zur Besserung, und ein solches rvfidi oeavtov allen Vaterlandsfreunden in Krain zu bieten, ist der Zweck des vorliegenden Werkes, daher auch im ersten Tlieile des Buches Details aufgenommen sind, die zur Schopfung eines Culturbildes unerlasslich schienen, wenngleich fur selhe die Berechtigung, in einer Gesundheitsstatistik zu stehen, zum mindesten bestritten werden konnte. Der besseren Anschaulichkeit wegen habe ich das Werk mit von mir entworfenen graphischen und kartographischen Darstellungen sowie mit einer Sanitatskarte von Krain ausgestattet. Es eriibrigt mir nocli, jenen Herren, die mich in der schwierigen und miih- samen Arbeit unterstiitzten, an dieser Stelle den Dank auszusprechen; es sind dies Vorwort. V die Herren: Landesausschuss und Musealcustos Karl Deschmann, welchem ich die Abhandlung liber das Klima von Krain, k. k. Landesschulinspector Baimund Pirker, welchem ich die Statistik der Volksschulen, speciell die Statistik der Augen, Haut- und Haarfarbe der Schulkinder, und Dr. Johann Baaz, k. k. erster Werksarzt in Idria, welchem ich die Details liber den gewerblichen Mercurialismus in Idria verdanke. Ich weiss, dass ich nichts Vollkommenes biete noch bieten kann, aber ich hoffe und wiinsche, dass dieser erste Versuch einer kritischen Sondierung unserer Sanitatszustande mit Wohlwollen und Nachsicht aufgenommen werden wird, und wenn aus dem Durchlesen dieses Werkes da und dort eine wenngleich nur locale Besserung unserer sanitaren Verhaltnisse resultieren solite, so war die Arbeit keine vergebliche. Laibaeh, im November 1882. Der Verfasser. Inhaltsverzeiclinis L T h e i 1. Das Land Krain and seine Bewohner. I. Das Land Krain. Geographische Lage. Grenzen. Politische Eintheilung. Natiirliche Eintheilung. Hohenlage . Gewasser. Bodenverhaltnisse. A. Alluvium. B. Diluvial-Formation. C. Tertiar-Formation. D. Kreide-Formation. E. Jura-Formation und F. Lias-Formation G. Rhatische Formation. H. Trias-Formation. I. Dyas-Formation. K. Steinkohlen-Formation. Seite s 3 3 4 5 7' 8 8 9 9 10 11 11 11 12 12 Seite Porphyre.13 Allgemeine Bemerkungen liber d en petro- graphischen Charakter.13 Verbreitung der Formationen in den ein- zelnen Gebietstheilen mit Beriicksich- tigung der Boden-, klimatischen, sani¬ taren und Wirtschafts-Verhaltnisse . 14 Das Klima in Krain.17 Die Witterungsverhaltnisse Laibachs . . 18 Bodencultur.25 Die Ackerflaehe.25 Der Waldbestand.28 Die Thierzucht und animalische Producte 28 Bergbau und Huttenproduetion ..... 32 Verkehrswege und Anstalten.35 II. Die Bevvohner. Zahl und Dichtigkeit.37 Volksentwickelung.40 Religion.41 Nationalitat.41 Alter.42 Stand.42 Bildungsgrad.42 Abwesende.43 Beruf, Erwerb und Beschaftigung .... 45 Volksbewegung.46 Trauungen.46 Geburten.47 Kindersterblichkeit.50 Trauungen, Geburten und Todesfalle . . 55 Die geistige Entwickelung der Bewohner . 58 Besucli der Hochschulen..58 Besuch der technischen Hochschulen . 59 Bischofliche Lehranstalt.60 Inhaltšverzeichnis. VII Seite . Besuch der Mittelschulen. 60 Special- und Privatschulen. 62 Volksschulen. 62 Die Zeitungen. 66 Das Vereinswesen. 66 Seite Arbeiterverhaltnise der Bergwerksindustrie 67 Berufskrankheiten der Arbeiter in Idria 70 Industrie- und Arbeiterverhaltnisse . . 71 Die Hausindustrie. 73 Die physisehe Entwickelung des Volkes . 74 II. Theil. Die Verhaltnisse der ofFentlichen Gesundheit. I. Die Sterblichkeit. Die Sterblichkeit im alllgemeinen . ... 81 Die Sterblichkeit nach dem Alter ... 83 Die Sterblichkeit nach den Bezirken . . 85 Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todes- arten. 86 Todtgeborene. 86 Angeborene Lehensschwache .... 87 Blattern. 89 Masern. 90 Scharlach . . . .. 92 Typhus. 93 Ruhr. 95 Cholera. 96 Keuchhusten. 96 Halsbraune (Diphtheritis und Croup) . 98 Entziindliche Krankheilen der Athmungs- organe.100 Lungenschwindsucht . 101 Darmkatarrh. 103 Apoplexie (Schlagfluss). 105 Ivrebsige Entartungen.106 Wuthkrankheit. 107 Al tersschwache. 108 Sonstige Krankheiten.109 Krankheiten iiberhaupt.110 Gewaltsame Todesarten.112 II. Die Epidemien. Blatternepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881.121 Blatternepidemien im Jahre 1881 . . 123 Scharlacbepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881.124 Scharlachepidemien des Jahres 1881 . 125 Masernepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. 127 Diphtheritisepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. 72 8 Diphtheritisepidemien des Jahres 1881 130 Typhusepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. 132 Ruhrepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. 135 Ruhrepidemien des Jahres 1881 . . . 136 Keuchhusten des Zeitraumes 1877 bis 1881.136 Mumpsepidemie (Parotitis contagiosa) . . 137 Varicellenepidemie.137 Miliaria-Epidemien des Zeitraumes 1863 bis 1881.137 Epidemien im allgemeinen.139 Uebersicht iiber die Zahl und Sterblich¬ keit der einzelnen Epidemien. . . 140 III. Humanitatsanstaiten. Krankenanstalten.146 Irrenanstalt.149 Gebaranstalt.153 Findelanstalt.154 Findlinge, welche bei Pflegeparteien untergebracht sind.155 Taubstummeninstitut.156 Blindeninstitut. Impfinstitut. Impfungen auf Impfsammelplatzen . . Curorte. Uebersicht liber die Curorte und ihre Frequenz . 156 157 157 161 163 VIII Inhaltsverzeichnis. Irrsinnige. . Cretinen . . Taubstumme IV. Bresthafte ausserhalb der Anstalten. Seite 164 168 171 Blinde. Die Bresthaften uberhaupt V. Sanitatspersonale. (Seite 181.) VI. Sanitatsdienst. (Seite 189.) VII. Kinder- und Armenversorgungs-Anstalten. Kinderbewahranstalten und Kindergarten 193 Versorgungsanstalten . . Waisenhauser.193 Armeninstitute . . . . Schlusswort. (Seite 199.) Seite 175 179 194 196 Tabellen. Krankenanstalten im Jahre 1881.... 204 Uebersicht der haufigsten und wichtigsten Krankheitsformen der aus der Behand- lung in Abgang gekommenen Indivi- duen im Jahre 1881 . 206 Anzahl und Vertheilung der Irren nach Krankheitsformen.208 Vertheilung in Abfall gekommener Irren nach der Verpflegsdauer.208 Vertheilung der Irren nach dem Stande. 208 Vertheilung der behandelten Irren nach dem Alter.209 Vertheilung der behandelten Irren nach der Beschaftigung.209 Findlinge, welche mit Ende des Jahres 1881 bei Pflegeparteien untergebracht waren 210 Ergebnis der allgemeinen Impfung im Jahre 1881.211 Anzahl der am Schlusse des Jahres 1881 in keiner Anstalt untergebrachten Irr- sinnigen.212 Alter der am Schlusse des Jahres 1881 in keiner Anstalt untergebrachten Irr- sinnigen.213 Cretinen am Schlusse des Jahres 1881 . 214 Taubstumme, die am Schlusse des Jahres 1881 in keinem Institute untergebracht waren.215 Blinde, die am Schlusse des Jahres 1881 in keinem Blindeninstitute unterge¬ bracht waren.216 Todesarten der im funfjahrigen Durch- schnitte 1877 bis 1881 Verstorbenen (berechnet. auf je 100 000 Einwohner) 217 Todesarten der im Jahre 1881 Verstorbenen 218 Todesarten der im Jahre 1881 Verstorbenen (berechnet auf je 100000 Einwohner) 219 Todesarten der im Jahre 1880 Verstorbenen (berechnet auf je 100000 Einwohner) 220 Todesarten der im Jahre 1878 Verstorbenen (berechnet auf je 100 000 Einwohner) 221 Todesarten der im Jahre 1881 eines ge- waltsamen Todes Verstorbenen . . . 222 Todesarten der im Jahre 1881 eines ge- waltsamen Todes Verstorbenen (be¬ rechnet auf je 100 000 Einwohner) . 223 Versorgungsanstalten im Jahre 1881 . . 224 Armeninstitute im Jahre 1881 . 225 I. Thei I. Das Band Krain nnd seine Bewolmer. i I. Das Land Krain Geographische Lage. Das Herzogthum Krain, zwischen 46° 24' und 46° 30' nordlicher Breite und zwischen 31° 13' und 33° 23' ostlicher Lange von Ferro gelegen, hat einen Flachen- raum von 9988,3 Quadrat-Kilometer (181 2 / 5 Quadratmeilen). Grenzen. Es grenzt gegen Norden an Karnten und Steiermark, von welch ersterem es durch den Kalk-Alpenzug der Karawanken, von letzterem im oberen Theile durch die Steiner oder Sannthaler. Alpen getrennt ist, wahrend von Trifail an die Grenze gegen Steiermark die siidostlich fliessende Save bildet. Im Siiden grenzt es an Kroatien, gegen \velches das Uskoken-Gebirge, dann die Kulpa, Tschubranka und die Auslaufer des Innerkrainer Schneeberges eine naturliche Abgrenzung bilden. Mit dem Kustenlande ist es durch den theilweise im Siiden und Siidwesten in das Land hereinreichenden Karst verbunden. Im Nordwesten trennt der Alpenzug der Julischen Alpen das Land vom Gorzer Gebiete. Zahlreiche Passe und Uebergange vermitteln den Verkehr mit den angrenzenden Alpenlandern, so mit Karnten der Weissenfelser, Wurzener, Loibl- und Seelander Pass, und die beiden Thalubergange in das Isonzothal durch das Idriza- und Wippachthal. Politische Eintheilung. Das Land Krain ist in politisch-administrativer Hinsicht in elf politische Bezirke oder Bezirks-Iiauptmannschaften eingetheilt, denen sich als zwolfter die autonome Landeshauptstadt Laibacb anschliesst, deren politischer Chef im ubertragenen Wir- kungskreise der jeweilige Biirgermeister der Landeshauptstadt ist. Diese Bezirke sind, und zwar: Im Gebiete der Hochalpen: Die Bezirke von Radmannsdorf, Krainburg und Stein, dessen siidlicher Theil in das Laibacher Savebecken ubergeht. l* 4 I. Das Land Krain. Im Gebiete des Karstes: Die Bezirke Loitsch, Adelsberg, Gottschee und Tschernembl. Im, Gebiete des Vorlandes der Alpen: Die Bezirke Littai, Gurkfeld und Rudolfswert. Das Laibacher Becken bildet den Bezirk Umgebung Laibach. In justizieller Hinsicht ist das Land in 30 Gerichtsbezirke eingetheilt, und zwar entfallen: auf den politischen Bezirk Adelsberg die Gerichtsbezirke Adelsberg, Feistriz, Seno- setsch und Wippach; » » » » Gottschee die Gerichtsbezirke Gottschee, Grosslaschiz und Reifniz; » » » » Gurkfeld die Gerichtsbezirke Gurkfeld, Landstrass, Nassen- fuss und Ratschach; » » » » Krainburg die Gerichtsbezirke Krainburg, Bischoflack und Neumarktl; » » » » Laibach Umgebung die Gerichtsbezirke Laibach und Oberlaibach; » » » » Littai die Gerichtsbezirke Littai und Sittich; » » » -» Loitsch die Gerichtsbezirke Loitsch, Idria und Laas; » » » » Radmannsdorf die Gerichtsbezirke Radmannsdorf und Kronau; » » » » Rudolfswert die Gerichtsbezirke Rudolfswert, Seisenberg und Treffen; » » » » Stein die Gerichtsbezirke Stein und Egg; » » » » Tschernembl die Gerichtsbezirke Tschernembl und Mottling. In sanitar-administrativer Hinsicht fallen die politischen Bezirke mit den Sanitats- sprengeln zusammen. In militarisch-administrativer Hinsicht haben die Bezirke Loitsch und Adelsberg den Erganzungsbezirk im Kiistenlande (Triest), die librigen in Laibach. Natiirliche Eintheilung. Krain bildet ein Uebergangsland der siidlichen Kalkalpen einerseits im An- schluss an das Karstland, andererseits durch das Mittelgebirge und Hugelland von Unterkrain mit den kroatischen Gebirgen und Niederungen. Die Grenze zwischen deri. Kalkalpen und dem Karste bildet eine Linie, welche durch den Lauf der Idria, die Laibach und die Zuflusse der Laibach in den inner- krainischen Kesselthalern von Planina, Zirkniz und Laas bezeichnet werden kann. Die landesiibliche Eintheilung des Landes in Oberkrain, Unterkrain, Innerkrain und Mittelkrain entspricht also den geographischen Verhaltnissen des Landes tast voll- kommen, indem Oberkrain das Gebiet der Kalkalpen, Unterkrain das Thalland der Save, Inner- und Mittelkrain das Karstland an der Pojk und am Zirknizer See umfasst. Hohenlage. 5 In das Gebiet der Kalkalpen (Oberkrain) gehoren daher an der Nordgrenze gegen Karnten die Karawanken, gegen Steiermark die Steiner oder Sannthaler Alpen, im Siiden der oberen Save erheben sich die Julischen Alpen und speciell die Triglav- gruppe, welche das schone Wocheiner Thal umschliesst. In das Gebiet des Karstes (Innerkrain), dieses merkwiirdigen, an Hohlen und unterirdischen Wassern reichen Gebirges, gehoren der sudostlichsle Theil des Tarnowaner Waldes, der Birnbaumer Wald mit dem Nanos, dem Javornik und dem Krainer Schneeberg. Theihveise im Siiden und im Svidosten erhebt sich als Vorland der Alpen ein ausgedehntes Mittelgebirge mit Plateaubildungen des Krim- berges, der Reifnizer und Gottscheer Berge; die Abhange der letzteren und das Uskoken - Gebirge umschliessen als Gebiete der ehemaligen Windischen Mark den Tschernembler und Mottlinger Boden und das ausgedehnte Gurkthal. In der Mitte dieser drei Gebiete liegt, sozusagen das Centrum des Landes bildend, das grosse Savebecken, elf Quadratmeilen gross, von welchen nahezu vier Quadratmeilen allein auf das Laibacher Moor entfallen, welches nunmehr in dem grossten Theile seiner Flache in Culturboden umgewandelt ist und fur dessen ganzliche Entsumpfung ein- gehende Studien und Vorarbeiten vou der Morastentsumpfungs-Commission veranlasst vverden, welche hoffentlich zum vollstandigen Gelingen dieses Werkes fiihren. Die genannte Ebene ist die grosste im Bande, nach ihr die Ebene von Gurkfeld in Unterkrain; kleinere Seitenthaler, als das Morautscher, Sagorer, Nassen- fusser Thal, zeichnen sich durch besondere Fruchtbarkeit aus. Die ausgebreiteten Hochplateaux sind wegen des rauheren Klimas und wegen ungunstigerer Boden- beschaffenheit weniger fruchtbar. Eigentliche Thalbildung kommt nur den Kalkalpen zu, und zwar langs der Save im Norden und Osten und im Siidosten des Landes, sonst, besonders am Karste, firiden sich meist Thalmulden und Hochplateaux. Am Karste ist ausserdem die Hohlenbildung bemerkenswert. Man zabit nicht weniger als 60 grosse Hohlen, von denen die Adelsberger und die Magdalenen-Grolte, die Hohle bei Planina (Kleinhausler Grotte) und die Kreuzberger Hohle bei Laas die bedeutendsten und bekanntesten sind. Hohenlage. Sehr verschiedenartig ist die Hohenlage der Oberflache des Landes. Im Norden und Nord\vesten des Landes befinden sich die hochsten Erhe- bungen in den Julischen Alpen, der Mangart 2678m, der Priznik 2590m, Razor 2601 m, Konjavec 2570m und die hochste derselben, der Triglav, 2864m; geringere Erhohungen hat die das Wocheiner Thal im Siiden begrenzende Alpenkette, in der die wegen ihres Pflanzenreichthums beriihmte Cerna prst 1845 m hoch ist. Aber auch die das Savethal im Norden begrenzende Karawankenkette weist sehr bedeutende Hohen in einzelnen Erhebungen auf, so z.B. den Mittagskogel 2150 m, Golica 1900m, Stou 2233m, Begunžica 2055 m, Storžič 2134m. Von diesem Gebirgs- zuge durch das Kankerthal getrennt, erheben sich auch die Gipfel der Sannthaler 6 I. Das Land Krain. Alpen zu bedeutender Hohe, wie die Kočna 2442 m, der Grintouc 2559 m, die Oistrica 2350m, die Velka Planjava 2392 m. Zwischen den beiden Gebirgsziigen der Julischen Alpen und der Karawanken liegt das lange Savethal in sehr wechselnder Breite; es erreicht die grosste Hohen- lage in Ratschach, wo die Thalsohle 868 m liber dem Meere liegt. Der nach Westen abfallende Theil dieses Thales heisst das Weissenfelser Thal, welches liber Weissenfels (789 m) nach Tarvis (751 m) hinauszieht. Der von Ratschach nach Osten abfallende Theil ist das Thal der oberen Save, der sogenannten Wurzener Save, oder von hier bis Jauerburg das Wurzen- thal genannt. Die Save entspringt im Planicathale, welches im Siiden die Gehange des Jaluc (2655m) in einer Hohe von 1203m begrenzen, und wendet sich in das von West nach Ost streichende Savethal als sogenannte Wurzener Save mit ziemlich starkem Gefalle. Ihre Seehohen sind bei Kronan 812m, Lengertfeld 703m, Assling 585m; bei Jauerburg tritt sie in die Oberkrainer Hochebene ein (Lees 505m), nimmt vor Radmannsdorf (490m) die Wocheincr Save, welche hinter dem Wocheiner See mit einem beriihmten Wasserfalle (Savicafall) entspringt (837 m), bei Podnart (375 m) die Feistriz, die vom Loiblpasse (1370 m) herunterkommt, bei Krainburg (385 m) die Kanker, bei Zwischenwassern die von Sairach und Bischoflack (350 m) kommende Zeier auf und wendet, in das Laibacher Savebecken gelangt, ihren seit dem Ein- tritte ins Oberkrainer Plateau immer mehr slidostlich gekehrten Lauf im Laibacher Becken nunmehr wieder nach Osten und erreicht die Savebriicke bei Tschernutsch (294 m), vereinigt sich mit der von Stein (380 m) kommenden Feistriz und tritt bei Salloch, durch die von Innerkrain und Laibach (300 m) kommende Laibach ver- starkt, in das unterkrainische Savethal ein, in bestandigem Fallen Littai (230 m), Trifail (217 m), Steinbriick (197 m) erreichend, von wo sie wieder ihren Lauf mehr nach Siidosten kehrt, bei Savenstein die Neuring, bei Tschatesch die Gurk auf- nimmt, und rrachdem sie auch die Stadte Gurkfeld und Rann passiert, in der Gegend von Jesenica das Land verlasst, um durch Kroatien und Slavonien der Donau zuzustromen. Aber auch das Karstgebiet zeigt nicht unbedeutende Erhebungen, so den Nanos 1300 m, den Javornik 1242 m, den Krainer Schneeberg 1796 m. Die einzelnen Thalmulden und Plateaux des Karstes liegen ebenfalls ziemlich hoch, so Rakek 526 m, Prawald 580 m, Zirkniz 576 m, St. Peter 578 m, Babenfeld 756 m, Oberlesetsche 592 m, Idria 581 m. Nach dem Wippacher Thale und nach der Kriste fallt das Gebirge nun rasch und steil ab, so dass Divacca 437m, Sessana nur mehr 369m hoch liegt, und wahrend Zoll noch 610 m hoch liegt, fallt das Gebirge nach dem Wippacher Thale so steil ab, dass St.Veit in demselben nur mehr 175m, Wippach nur mehr 104 m hoch liegt. Auch im Siiden und Siidosten erheben sich einzelne Hohenziige zu bemerkens- werter Hohe, so der Krim zu 1080 m, der Hornbiichel zu 1099m, das Uskoken- Gebirge zu 1184m, welches in seinem ostlichen Ausliiufer, dem Zirniz, ober der Gurkmiindung nur mehr 621 m hoch ist. Gewasser. 7 Die das Laibacher Becken im Suden und Osten umfassenden Hohenziige stehen als die Iiohenreprasentariten des Vorlandes der Alpen den Hohenzugen der eigentlichen Alpen bedeutend nach, so hat der Johannisberg cine Hohe von 793 m, die Tschemscheniker Alpe 1206 m, die heilige Alpe bei Trifail 985 m, der Kumberg 1219 m. Nach Unterkrain, der Gurk und Kulpa zu, fallt das Terrain wieder stark ab, so dass die Gurk z. B. bei Budolfswert in einer Hohe von 289 m, die Kulpa bei Mottling in einer Hohe von 114 m liegt. Gewasser. Aus dem Gesagten ergibt sich, dass das Land Krain von Nordwest nach Siidost abfallt und nur ein verhaltnismassig kleiner Theil eine Abdachung von den Julischen Alpen nach dem Kiistenlande zu zeigt, daher auch die Mehrzahl der Ge- \vasser nach dem Schwarzen und nur der ldeinere Theil nach dem Adriatischen Meere abfliesst. Der Hauptfluss ist die bereits geschilderte Save. Ihr fliessen, wie oben erwahnt, ausser den vielen kleinen Gebirgsbachen die Neumarktler Feistriz, die Kanker, die Steiner Feistriz, die Zeier, die Laibach (welche in ihrem Laufe durch den Karst auch die Namen Pojk und Unz fiihrt), die Neuring, die Gurk mit der Temeniz zu, und ausserhalb des Landes die Kulpa, welche in einer langen Strecke die Grenze gegen Kroatien bildet. Die Idria und die Wippach fliessen nach kurzem Laufe in das Kustenland liber, um sich daselbst mit dem Isonzo zu vereinigen. Den sudwestlichsten Theil des Landes durchfliesst die Reka, welche nach langem unterirdischen Laufe als Timavo bei Duino ins Meer fallt. Wiirde man daher das Land nach seinen Flussgebieten eintheilen Avollen, so Aviirde das Flussgebiet der Save dem Alpenlande von Oberkrain, die Flussgebiete der Idria, Wippach, Pojk und Reka dem Karstlande von Innerkrain, das Flussgebiet der Gurk und Kulpa dem Alpenvorlande von Unterkrain, allerdings theihveise auch dem Karstgebiete angehorend, entsprechen. Krain ist nicht reich an Seen, doch gehoren die wenigen theils durch ihre landschaftliche Schonheit, theils durch ander\veitige besondere Merkwiirdigkeit zu den interessantesten Erscheinungen der Seen in den Alpen. So zahlen der diistere Wocheiner See (526 m), der liebliche Veldeser See (478 m), die zwei romantischen Weissenfelser Seen (982m), die sogenannten sieben Triglav- seen (der tiefste 1455 m), der seichte Wurzener See (849 m) zu den landschaftlich schonen Seen, der Zirknizer See (500 m) sucht Seinesgleichen, indem derselbe zu verschiedenen Jahreszeiten ein grosses Seebecken bildet, in anderen aber durch Saug- locher (sogenannte Seefenster) in unterirdische Bassins abfliesst, so dass der See- boden stellemveise in einem und demselben Jahre zur Fischerei, zur Jagd und zu agricolen Zwecken A r envendet Avird. An Miner alquellen ist Krain arm zu nennen, doch diirften noch manche der- selben unerkannt geblieben sein. 8 I. Das Land Krain. Die bekanntesten sincl die Thermen zu Topliz in Unterkrain (166 m) mit einer Temperatur von 37° G., die Therme zu Veldes (478m) mit einer Temperatur von 21° C., die Therme von Gallenegg bei Sagor (317 m) mit einer Temperatur von 26° C. und das Warmbad Toplice bei Tschatesch im Gurkfelder Bezirke, indifferente Therme mit einer Temperatur von 34 bis 38° C. Inundationsgebiete bilden die Moorebene bei Laibach und die Thaltiefen der Unz und der Pojk in Innerkrain, besonders das Unzthal bei Planina, die Niederungen an dem Gurkflusse im Bezirke Landstrass. Gletscher. Krain hat nur einen Gletscher von massigem Umfange, und zwar den an den Nordabhangen des Triglav befindlichen, dagegen sind deri Sommer regel- massig uberdauernde Firne und Schneefelder auf den hoc.hsten Erhebungen und Schluchten der Julischen Alpen, der Karawanken und der Sannthaler Alpen sowie arn Krainer Schneeberge nicht sellen, und zwar stellenweise von betrachtlicher Aus- dehnung und Machtigkeit. Unter den Eishdhlen ist die bedeutendste die Kuntscheer Eisgrotte im Hornwalde ober Topliz. Bodenverhaltnisse* Die in Krain vorgefundenen Gesteins- und Bodenarten vertheilen sich auf folgende geologische Epacten oder Formationen: Aeltere sedimentare Ahlagerungen sind in Krain nicht hekannt geworden, ebensowenig wie krystallinische Schiefer und Massengesteine, wenn man das wenig verbreitete Auftreten eines Porphyrs ausseracht lasst. Alle obgenannten Gebirgs-Formationen sind durch fossile Thier- oder Pflanzen- reste — Versteinerungen — nachgewiesen. A. Alluvium. Von den genannten Formationen wird das Alluvium durch die jtingsten und noch fortdauernden Ahlagerungen der Gewasser gebildet, und ist dasselbe in der Regel nur an den Ufern und in dem Ueberschwemmungsgebiete der Seen, Fliisse * Markuš Lipokl und Franz Schollmajer, «Bodenkarte von Krain». BodenverhaUnisse. 9 und Bache zu finden. Es besteht in engen Thalern und in der Nahe der Gebirge meist ans Schotter, im flachen Lande dagegen aus einem fruchtbaren Schlamme, dessen Bescbaffenheit, ob er namlich sandig oder lehmig ist, von der Beschaffenheit der Gebirge abhangt, welche das Gewasser bespult. B. Diluvial-Formation. Auch das Diluvium besteht entweder aus Schotter, welcher meist durcb Kalk- sinter zu einem testen Gestein, Conglomerat, verbunden ist, oder aus sandigen Lehmen, gewohnlich von gelber Farbe (Loss). Das Conglomerat, gross- bis feinkornig und in Banken gescbichtet, welche nicht selten durcb losen Sand getrennt sind, gibt einen schottrigen, der Loss (die sogenannte Terra rossa) einen fruchtbaren Ackerboden. C. Tertiar-Formation. Die Tertiar-Formation zerfallt I. in die neogene Tertiar-Formation und II. » » eocene » L Die neogene Tertiar-Formation ist in Krain vertreten: a) durch die Congerienscbichten, b) » » Leithakalke, c) » » marinen Tertiarschichten, d) » » Scbicbten von Sotzka und Eibiswald. a) Die Congerienscbichten — zuerst als Diluviallehme angesehen und als solche bescbrieben * — sind ungeschichtete, eisenschiissige, auch Eisensteine fuhrende sandige Lehme, ahnličh dem Loss, von gelblicher, braunlicher oder roth- licher Farbe und von erdigem lockeren Zusammenhange, selten dicht und plastisch wie die Thone. b) Die Leithakalke sind theils dichte, theils breccienartige Kalksteine von ver- scbiedener lichter Farbung, meist begleitet von ahnlicb gefarbten porosen Kalkcon- glomeraten (Leithakalk-Conglomerat). Die Kalksteine erscheinen grosstentheils in riff- abnlicben Felsgruppen, die Conglomerate auch geschichtet. c) und d) Die marinen Tertiarschichten und die Schichten von Sotzka und Eibiswald — zum Theile Trager von neogen-tertiaren Braunkohlen — bestehen aus dunklen Schieferthonen (Brand-Kohlenschiefern bei vorkommenden Braunkohlen), aus sandigen oder thonigen Tegeln, aus bisweilen scbiefrigen, kalkhaltigen, blaulich oder gelblich grauen Thonmergeln, aus testen Kalkgesteinen und Conglomeraten und aus grau- oder weissgelben Kalksteinen von lockerer, griesartiger oder fester Consistenz. Diese Gesteinsarten treten stets geschichtet auf, und \vechseln sehr haufig Schichten der einen Art mit jenen der anderen ab. Die Tegel — Thone und Mergel — ver- wittern leicht. * Jahrbuch der geolog. Reichsanslalt, IX., 1858, Seite 246. 10 I. Das Land Krain. Tl. Die eocene Tertiar-Formation zerfallt: a) in das obere Eocen (Flysch), b) » » untere » (Numulitenschichten) und c) » die Cosinaschichten. a) Das Ober-Eocen besteht aus Thon- und Kalkmergeln, aus Sandsteinen und aus Conglomeratgesteinen. Die Tbonmergel bilden festere, schiefrige Schichten, werden aber bisweilen sandig und glimmerreich und dann lose und leicht zerfallend. Ihre Farbe ist blau, roth oder gelbgrau. Die Sandsteine bilden festere Banke zwischen den Mergeln, besitzen ahnliche Farbe n wie letztere und enthalten ebenfalls Glimmerschuppchen eingestreut. In beiden sind Algen (Fusoiden) und verkoblte Pflanzenreste haufig zu finden. Die Conglonierate, mil; Mergeln und Sandsteinen wechselnd, meist nur in den tiefsten Schichten des Ober-Eocen verbreitet, bestehen aus abgerollten Kalk- stiicken mit merglig-sandigem Bindemittel und haufigen Numuliten-Versteinerungen. Das Ober-Eocen fuhrt auch Braunkohlenflotze und in deren Begleitung thonige schwarze Brandschiefer. b) Das Unter-Eocen wird von Numuliten-Kalksteinen gebildet, die in allen Farben von weiss bis schwarz vorkommen, zum Theile sebr hart, kieselhaltig, zurn Theile thonig, lockerer und scbicfrig sind. c) Auch die Cosinaschichten bestehen aus Kalksteinen von mehr dunkler, rauchgrauer Farbe und von h ar ter, sproder Beschaffenheit. Zwischen den Kalkstein- schichten liegen dimne Schichten von schwarzgrauem Scbieferthon und hin und wieder auch Braunkohlenflotze. D. Kreide-Formation, Diese Formation wird in Krain tast ausschliesslich von machtig entwickelten Kalksteinen und Dolomiten zusammengesetzt, welcbc in palaontologischer Beziehung in drei Gruppen zerfallen, und zwar a) in die Gruppe der Rudistenkalke, b) » » » > Fischschieferkalke von Cossen und c) » » » » Caprotiner Kalke. a) Die Rudistenkalk-Gruppe besteht aus testen Kalken, Kalkbreccien und Ivalk- schiefern von hellen, weissen, gelben, rosenrothen und grauen Farben — die Breccien schone bunte Marmore bildend, — in den tieferen Schichten und kurzkluftigen, spathigen grauen Kalksteinen, sandigen Dolomiten und Dolomitbreccien oft von stark bituminosem Geruch. h) Die Fiscbschiefer-Gruppe besteht aus Plattenkalken mit Hornsteinausschei- dungen und bituminosen, schwarzbraunen, mergeligen, dunngeschichteten Kalk- schiefern. <) Die Caprolinerkalk - Gruppe umfasst dunkelgelbe und graue, zum Theile breccienartige und spathige oder dolomitische Kalksteine, ofters ebenfalls bituminos. Bodenverhallnisse. 11 E. Jura-Formation und F. Lias-Formation. Auch diese beiden Gebirgs-Formationen sind in Krain nur durch Kalkstein- gebilde vertreten, und zwar: a) durch oberjurastische Kalksteine (Strarnberger Schichten), b) » unterjurastische » (Aptistenschichten) und c) '» liastische Hierlatzschichten. Sammtliche Kalksteine dieser Schichten sind weiss, weisslich-rothlich, volitisch oder conglomeratisch, halbkrystallinisch oder roth und Hornstein fuhrend, und besitzen keine grosse Machtigkeit. G. Rhatische Formation. Die rhatische Formation besteht aus Kalksteinen (Dachsteinkalk) und aus Dolomiten (Hauptdolomit). Die Kalksteine, licht oder dunkelgrau, sind kurzkliiftig, die Dolomite, weiss-, gelb- oder braungrau, sind kornig und bituminos und entwickeln einen bituminosen Geruch beim Zerschlagen. Beide sind in schonen bankartigen, selten durch Kalk oder Mergelschiefer geschiedenen Schichten abgelagert und in sehr grosser Machtigkeit entwickelt. H. Trias-Formation, Die Trias-Formation, in Krain unter allen Gebirgs-Formationen relativ am meisten verbreitet, zeigt auch die grosste Mannigfaltigkeit in ihrer Gliederung und Zusarnmensetzung. Abgesehen von einzelnen minder wesentlichen Gliedern wird die Trias-Formation in Krain reprasentiert: a) Die Raibler Schichten bestehen aus schwarzen, dunngeschichteten Kalk¬ steinen mit Kalkmergel - Zwischenlagen aus grauen, gelben, rothen, gebiindeten, lockeren, leicht zersetzbaren Tuffsandsteinen und Tuffmergeln und aus petrefacten- reichen Kalkconglomeraten; b) die Lunzer Schichten bestehen aus dunkelgrauen, Pflanzenreste filhrenden Thonschiefern, Thonmergeln und glimmerreichen Sandsteinen in vielfacher Wechsel- lagerung; c) die Hallstatter Schichten bestehen entweder aus weiss-lichtgrauen oder licht buntgefarbten, marmorartigen Kalksteinen, meist von volitischer Structur und mit zahlreichen Einschliissen von Hornsteinknollen, oder aus Aveisseri, krystallinischen, zuckerahnlichen, ungeschichteten Dolomiten; endlich 12 I. Das La ud Kram. d) die St. Cassianer Schichten bestehen aus schwarz- oder blaugrauen, bis- \veilen dolomitischen, dunngeschichteten Kalksteinen, welche mit mergeligen Kalk- schiefern vrechseln, aus grauen, braunen, verwittert blaulichten, gelblichten und aus grunen Tuffen und Tuffsandsteinen (Pietra verde), aus verschieden gefarbten Kalk- conglomeraten in Banken zwischen den Tuffen und aus dunkeln, pflanzenfiihrenden Kalkmergeln. e) Die Muschelkalk-Schichten, unmittelbar unter den St. Cassianer Schichten liegend, sind durch iichte, breccienartige, zum Theile dolomitische Kalksteine und Rauhwacken reprasentiert; f) die Guttensteiner Schichten werden von dunkelgrauen, kalkspathigen und kieseligen Kalksteinen, Kalkbreccien und Kalkschiefern gebildet, zwischen welchen in diinnen Lagen sich schwarze schiefrige Mergel befinden und welche ofters in Dolo¬ mite und Dolomitbreccien tibergehen, so dass dic Guttensteiner Schichten durch letztere reprasentiert sind; g) die Werfener Schichten endlich bestehen aus lichtgrauen, griinlichen und rothlichen, im venvitterten Zustande gelblichen, meist sandigen Thon- und Kalk¬ schiefern mit dimu zwischengelagerten grauen Kalksteinen und Kalkmergeln. I. Dyas-Formation. Die Dyas- oder Rothliegend-Formation besteht aus ziegel- oder blutrothen, auch lichtgrauen, verwittert gelblichen oder braunlichen Thonschiefern und Quarz- sandsteinen und aus grauen oder griinlichen Kalkschiefern oder Kalkmergeln, ofters Kupfererz fuhrend. K. Steinkohlen-Formation. Die Steinkohlen-Formation ist in Krain durch die tieferen Glieder derselben, namlich a) durch die sogenannten Gailthaler Schichten und b) » Kohlenkalke vertreten. a) Die Gailthaler Schichten bestehen aus Thonschiefern, Sandsteinen und Conglomeraten. Die Thonschiefer, meist von dunkelgrauer oder schwarzer Farbe, malt oder wenig glanzend, sind in der Regel dunnblattrig und sehr diinnschiefrig, bisweilen schuppig, mitunter fest, sehr diinnplattig und spaltbar, daher zu Dach- schiefern verwendbar. Seltener gehen die Thonschiefer in diinn geschichtete Kiesel- schiefer uber, haufiger werden sie sandig, dickschiefrig und enthalten clann Glimmer- blattchen eingestreut. Durch Verwitterung werden die Thonschiefer lichtgrau, griinlich, am haufigsten schmutzig-braunlich und sodann leicht zerstorbar und zersetzbar. Die Sandsteine und Conglomerate sind ebenfalls dunkelgrau gefarbt, bestehen aus Quarz- kornern mit thonigen oder kalkigen Bindernitteln und fiihren stets weisse Glimmer- blattchen; durch Verwitterung verlieren sie ebenfalls ihre dunkle Farbung, und auch der Glimmer wird in eine kalkige Masse zersetzt. Die Sandsteine und Conglomerate wechsellagern mit den Thonschiefern, doch bilden sie meist selbstandige Ablagerungen dort, wo die Thonschiefer wenig vertreten sind. Die Machtigkeit der Gailthaler Schichten ist sehr bedeutend. Bodenverhaltnisse. 13 b) Die unteren Kohlenkalke sind grau bis schwarz, die oberen Kohlenkalke ebenfalls, doch auch licht gefarbt in verschiedenen Nuancen, geschichtet, mit kleinen Zwischenlagen von schivarzem, diinnblattrigem Thonschiefer, die oberen Kohlenkalke auch kieselig und splitlrig und dolomitisch. Porphyre„ Der in Krain vorkommende Porphyr ist ein Feldsteinporphyr mit einer fel- sitischen Grundmasse, in welcher Feldspath und Quarzkorner, hochst selten Amphibol eingestreut sind. Die Farbe des Porphyrs ist roth, braun, grunlich oder gelbgrau. Bei vorherrschendem Feldspath venvittert derselbe leicht. Allgemeine Bemerkungen liber den petrographischen Charakter, Der mannigfaltige Charakter der die Gebirge Krains zusammensetzenden Gesteinsarten erlaubt einen Schluss auf die Beschaffenheit und die Mannigfaltigkeit der aus denselben gebildeten Bodenarten oder der Ackerkrume. Insbesonders aber ist fiir die grossere oder geringere Machtigkeit der letzteren die leic.htere oder schwierigere Verwitterbarkeit der Gesteine besonders massgebend. Da die Kalksteine, besonders wenn sie kieselig oder dolomitisch sind, viel langsamer und schwieriger, ja auch gar nicht verwittern, wie Sandsteine, Schiefer oder Tuffe, so sind auch solche Kalkgebirge und Kalksteinablagerungen mit keiner oder nur mit einer geringen Ackerkrume bedeckt, wenn sie nicht durch jiingere Ablagerungen, die leichter verwittern, bedeckt werden oder wenn nicht andere Gebirgsarten das Materiale zur Bildung einer machtigeren Ackerkrume liefern. Ein Beispiel von der geringen Verwitterbarkeit der Kalksteingebirge liefert der Innerkrainer Karst, wogegen der Mittelkrainer und der Unterkrainer Karst den Con- gerienschichten ihre grossere Fruchtbarkeit verdanken. Besonders giinstig fiir die Hintanhaltung ausgedehnter kahler oder wenig mit Ackergrund bedeckter Kalksteinablagerungen und fiir die Bildung von mehr oder vveniger machtigen Ackerkrumen ist in Krain die Zusammensetzung der Trias-For- mation, da deren leicht verwitterbare Schiefer — Sandsteine und Tuff-Zwischen- lagerungen — auch den Kalksteinablagerungen derselben einen Ackergrund liefern. Das Ausbeissen oder das Zutagetreten der bezeichneten Zwischenlagerungen in den triastischen Gebirgen gibt sich auch uberall bald zu erkennen, in den Hochalpen durch Alpentrifte und in dem Mittelgebirge durch Bauerngehofte, die ganz naturlich an jenen Stellen ansiedelien, wo cin ausgedehnterer und machtigerer Culturboden vor- handen war. Die aus leicht verwitterbarem Mergel und Schiefergesteinen gebildeten Gebirge, wie jene der Gailthaler Schichten und grosstentlieils auch jene der Tertiar- Formation, weisen deshalb auch die ausgedehntesten und weit zusammenhangenden Terrains mit fruchtbarer und culturfahiger Ackerkrume auf. 14 I. Das [.and Krain. Im allgemeinen bedingt die verschiedenartige geologische Zusammensetzung der Gebirge Krain s auch eine verschiedenartige Bodenbeschaffenheit, und geben die Kalkgebirge einen kalkreichen, die Sandsteingebirge einen sandigen, die Schiefer- gebirge einen tbonigen Boden u. dgl. Allein eben der mehrfache Wechsel der For- rnationen und der Gesteinsarten in einem und detnselben Gebirge bevvirkt es, dass aus der Vervvitterung und Zerstorung derselben gemischte Bodenarten entstehen, die keinen ausgepragt besonderen Charakter an sich tragen. Es ist leicht zu begreifen, dass die Bescbaffenheit der die Gebirge bildenden Gesteinsschichten auch auf die Configuration und Oberflachen-Gestaltung des betref- fenden Gebietes von massgebendem, ja vollig von alleinigem Einlluss ist. Die Gebirge, welcbe von leichler zersetzbaren Mergeln, Schiefern oder Sandsteinen gebildet sind oder in vvelchen diese Gesteine und Tutte vorherrschen, werden namlich abgerundete Kuppen, sanftere Abdachungen und Gehange und breitere Tbalmulden aufweisen, als die Gebirge aus schvver ver \vitterb aren lvalksteinen, in welchen stets spitze Kuppen, schroffe Felswande, steile Abhange und tief eingeschnittene enge Thalschluchten vor- herrschend zu finden sind. Verbreitung der Formationen in den einzelnen Gebietstheilen mit Berticksichtigung der Boden-, klimatischen, sanitaren und Wirtschafts -Verhaltnisse. 1.) Alpengebiet. In diesem Gebiete findet man Porphyre im Kankergraben, sodann in den Gebirgen nordlich von der Save und der oberkrainischen Ebene, Gailtbaler Schiefer mit Kohlenkalk, Werfener und Guttensteiner Schichten, iiber welchen an den Kammen der Kara\vanken noch Hallstadter Schichten und am Košuta- und Kočna-Gebirge die rhatische Formation auftritt. Das Wocheiner tlocligebirge besteht an seinen Aus- laufern gegen die Wurzener Save aus Guttensteiner und Hallstatter Schichten, im iibrigen Theile aus Gliedern der rbatischen Formation. In diesem Gebiete erscheinen von jiingeren Bildungen nur im Feistrizer Tliale nordlich von Stein eine kleine Ablagerung des Ober-Eocen, sodann bei Ratschach und Weissenfels und im Feistrizer Thale siidlich von Lengenfeld kleine Ablagerungen von Congerienschichten, und nachst der Gereuthalpe nordlich von Assling eine Ab- lagerung von marinen Tertiarschichten. 2.) Berggebiet in Ober- und Innerkrain. In diesem Gebiete treten Porphyre westlich und siidlich von Veldes an der \Vocheiner Save auf. Sehr verbreitet sind in diesem Gebiete die Gailthaler Schichten mit Kohlenkalksteinen, die Sandsteine der Dyas-Formation, weiters die Werfener und Guttensteiner Schichten, in geringerer Verbreitung sammtliche Glieder der oberen Trias, im Jelouca- Gebirge die rhatische Formation und auf der Pokluka in der Bodenverhallnisse. 15 Wochein und im Wocheiuer Thale von Veldes bis zum Wocheiner See die Lias- Formation. Am Hochplateau der Ternovaner und Kouker Hochgebirge sudlich von Idria ersclieinen Kalkateine der unteren und oberen Jura-Formation und nachst Idria kleinere Partien der Caprotiner Kreidekalke und der eocenen Numulitenschichten. Nordlich und sudlich von Feistriz in der Wochein findet man unter Congerien- scbichten die tertiaren Scbichtungen von Sotzka und Eibiswald. 3.) Savegebiet in Oberkrain. Abgesehen von dem Hiigelgebirge zwischen Mannsburg und St. Martin an der Save und von Grossgallenberg, welche aus Gailtbaler Schicbten, Werfener, Gutten- steiner, Hallstatter und Dachsteinschichten bestehen, trifft man in der Oberkrainer Ebene Ablagerungen der oberen Eocenschichten an der Save und in der Umgebung von Flodnig, bei Bischoflack, nordlich von Naklas und Otok und bei Kerschdorf nachst Kropp, ferner neogene Congerienschichten an der Save von Jama bis Rad- rnannsdorf und im Gorjacher Thale. Den bei weitem grossten Theil der Oberkrainer Ebene nehmen jedocb Diluvialschotter und Conglomerate, Loss und Alluvium ein. 4.) Das Mittelgebirge in Unterkrain. Das Mittelgebirge in Unterkrain besteht an der Save zwischen Laibach und Sava sowie zum Theil langs der ehemaligen Reichsstrasse von Laibach nach Steier- mark und nachst Stein aus Gailtbaler Schicbten in grosser Verbreitung. Ebenso finden sich in demselben die Guttensteiner Schichten stark verbreitet, an der Save grossten- theils von Hallstatter Schicbten und Gliedern der rhatischen Formation iiberlagert. Nordwestlich von Nassenfuss, dann das Mittelgebirge zwischen Nassenfuss, Savenstein und Gurkfeld hingegen besteht aus sammtlichen Gliedern der oberen Trias-Formation. In ziemlicb bedeutender Ausdehnung ersclieinen in diesem Gebiete die marinen Tertiarschichten nachst Stein, im Tucheiner und Mottlinger Thale, sodann nachst Sagor, im Mudišcathale, nordlich und westlich von Watsch, und zwar in dem letzteren Thale mit Leithakalken und Leithaconglomeraten. An der Save zwischen Ratschach und Savenstein findet man aucb Diluvial¬ schotter abgelagert. 5.) Das Laibacher Moorbecken, nur wenig durchbrochen durch Htigel, welche aus triastischen Kalksteinen bestehen, ist bekanntlich mit einer Torfablagerung ausgefullt, 6.) Wippacher und Rekathal - Gebiet und 7.) Pojkfluss - Gebiet. Die beiden erstgenannten Thalgebiete sind von Ober-Eocenschichten ausgefullt, die sich von Prawald aus auch gegen Osteri bis gegen Adelsberg ausdehnen. Unter den marinen Schicbten kommen am Rande der Becken die Numuliten- und die Go si n as chi eliten zutage, welche auch zvvischen Mauthersdorf und St. Peter die Ver- bindung der beiden Eocenmulden vermitteln. 16 Das Land Krain. 8.) Innerkrainer Karstgebiet. Dasselbe besteht aus sammtlichen Gliedern der Kreide-Formation, welche auch die Unterlage der Eocen-Ablagerungen der obbezeichneten Flussgebiete bildet. Am verbreitetsten unter den Kreidekalken sind die Rudistenkalke. 9.) Gurkthal-Gebiet. Die Htigel, welche das Gurkthal-Gebiet im Siiden, Norden und Osten be- grenzen, sind nur zum Theile aus Raibler Schichten, zum grossten Theile aber aus marinen Tertiarschichten und Leithakalken zusammengesetzt. Die grosse Flache zwischen St. Cantian, Landstrass, Čatež und Flaselbach bedecken grosstentheils Diluvialschotter, am Fusse der nordlichen Gebirge Loss und an der Save Alluvien. 10.) Mittelkrainer Karstgebiet. Das Mittelkrainer Karstgebiet oder das sogenannte Diirrenkrain besteht aus Hallstatter Kalken, welchen ari den nordlichen Gebirgen Cassianer Schichten unter- und Raibler Schichten iiberlagern, sowie in der Mitte des Gebietes aus Rudisten- kalken der Kreideformation. Die sehr zahlreichen Vertiefungen, Kessel und Dolinen dieses Karstgebietes werden vielfach durch neogene Congerienschichten ausgefvillt. 11.) Hochhtigelland in Unterkrain. Nur an der Siidgrenze dieses Gebietes, an der Kulpa und deren Nebenflussen kommen Gailthaler Schichten zutage, hingegen bestehen die Gebirge dieses Gebietes aus sammtlichen Gliedern der unteren und oberen Trias-Formation, und ist die untere Trias-Formation an den sudlichen Gebirgen, sodann westlich von Zirkniz sehr stark verbreitet, am verbreitetsten aber sind die Hallstatter Schichten. Das Hochplateau nordlich von Gottschee wird von Caprotiner und Rudisten- kalken der Kreideformation bedeckt. Nachst Zagorica, nachst Gottschee und nachst Nesselthal befinden sich kleine Tertiarmulden der Congerienschichten. 12.) Unterkrainer Karstgebiet. Dieses Gebiet — der Mottlinger und Tschernembler Boden — ist in der Umgebung von Tschernembl von Caprotiner Kalken und in der Umgebung von Mott- ling grosstentheils von Rudistenkalken der Kreideformation zusammengesetzt. Doch, wie in Diirrenkrain, sind auch in diesem Gebiete die unzahligen Kessel und Dolinen, welche die Kreidekalke bilden, sehr haufig ausgefullt von Congerienschichten der Tertiar-Formation, welche auch grossere Flachen dieses Gebietes bedecken. Das Klima in Krain. 17 Das Klima in Krain. Die klirnatischen Verhaltnisse Krains zeigen je nach der Elevation des Bodens und nach dessen vor rauhen Winden geschiitzter oder gegen dieselben offener Lage eine grosse Mannigfaltigkeit; vor allem gibi sicb der Einfluss der mit ihren Hoch- gipfeln in die Schneeregion reichenden Alpen auf den raschen Temperaturwechsel der von ihnen umschlossenen Niederungen und Hochplateaux in unverkennbarer Weise kund. Sieht man von der eigentlichen Wald- und Alpenregion in Krain ab, und zieht man bloss die besiedelten Gegenden, wo noch Ackerbau betrieben wird, in Betracht, so treten bedeutende ldimatische Differenzen bei viel geringeren Hohen- unterschieden auf, als dies weiter im Norden, namentlich im Gebiete der Central- alpen der Fali ist, indem die ober den Thalern meis* steil sich erhebenden Gebirgs- ziige, denen infolge von Walddevastationen eine schiitzende Dečke fehlt, das Klima auf den Hochplateaux viel rauher gestalten, als dies in manchen anderen Alpen- gegenden der Fali ist, wo das allmahlich ansteigende Massengebirge und dessen schiitzende Wald- und Pflanzendecke jene schroffen Gegensatze des Klimas in verti- caler Richtung viel weiter auseinander riicken. Sehr auffallend sind die diesfalligen klirnatischen Unterschiede zwischen dem Wippacher Thale und den unmittelbar ober demselben gelegenen Flochplateaux des Karstes, des Nanosgebirges und des Birn- baumer Waldes. Wabrend dort in der Thalniederung der Fruhling schon Ende Marž und zu Anfang April mit dem reichen Schmucke der Obstbaumbliiten auftritt und im Hochsommer daselbst die Traube und die Feige reift, haben die Ansiedler auf dem Hochplateau des Nanos, das durchschnittlich um 800 m hoher liegt als das Wippacher Tbal, bis zu Beginn des Sommers alles Ungemach eines ausserst rauhen Klimas zu erleiden, und beschrankt sich ihr Ackerbau auf die durftige Fechsung von Gerste und Kartoffeln. Analoge Verhaltnisse zeigen sich in der von den Auslaufern des Uskoken- Gebirges und der Gottscheer Berge umschlossenen Kulpaniederung in den Gerichts- bezirken Mottling und Tschernembl gegentiber den Hochthalern des Gottscheer Bodens. Es liessen sich noch mehrere ahnliche Beispiele anfuhren, welche in ziffermassigen meteorologischen Daten, die uns leider nicht zu Gebote stehen, einen sehr pragnanten Ausdruck fanden und fur deren Charakteristik man sich nach dem Vorgange des Landmannes damit behelfen muss, diese oder jene hoher gelegene Gegend als die Grenze zu bezeichnen, bis wobin der Anbau des Buchweizens als zweite Frucht reicht, oder wo wegen des langen Anhaltens der Schneedecke der Anbau des Winter- getreides nicht mehr moglich ist und man sich mit dem Sommergetreide begnugen muss, namentlich mit der Gerste und dem Buchweizen, welche beide zuweilen in solchen Flohenlagen als Mischfrucht angebaut werden. Mehrjahrige Reihen meteorologischer Beobachtungen in den verschiedenen Landesgegenden werden leider vermisst; ausser der Landeshauptstadt Laibach, wo dieselben seit Decennien taglich dreimal angestellt und in den Mittlreilungen der 3 18 [. I)as Land Krain. Centralanstalt fur Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien sowie auch in der «Laibacher Zeitung» taglich nebst der Jahresiibersicht veroffentlicht werden, durften langere Beobachtungen nur noch von Rudolfswert vorliegen. Uebrigens findet si eh ein Vergleichungsmateriale einzelner Jahre, die kaum eine zehnjahrige Beobachtungs- reihe erreichen durften, von nachfolgenden Stationen vor: Idria, St. Magdalenenberg ober Idria, Adelsberg, Krainburg. In der nachfolgenden generellen Schilderung des Ivlimas von Krain beschranken wir uns auf eine Skizze der meteorologiscben Verhaltnisse Laibachs, und dient uns als Leitfaden hiezu die beigedruckte Tabelle des zehnjahrigen Durchschnittes der Witterungsverhaltnisse daselbst in den Jahren 1872 bis 1881 nach den taglich dreimal, namlich um l h morgens und 2 h und 9 h abends, von Herrn Musealcustos Descbmann angestellten Beobachtungen. Die mitgetheilten Daten sind durchgehends Mittelwerte, in denen sich der durchschnittliche Gang der Wilterung ausdriickt; das Namliche gilt durchaus auch von den in den Rubriken der Maxima und JMinima vorkommenden Žiffern, welche nur als Durchschnittswerte aufzufassen sind, wahrend einzelne abso- lute Extreme in dem nachfolgenden Texte angefiihrt werden sollen. Die Witterungsverhaltnisse Laibachs nach dem zehnjahrigen Durchschnitte der in den Jahren 1872 bis inči. 1881 taglich dreimal angestellten meteorologischen Beobachtungen. Das Klima in Krain. 19 Lufttemperatur. Die mittlere Jahrestemperatur fiir Laibach betragt 8,9° C. Zur Vergleichung mogen die Jahrestemperaturen nachfolgender Stationen dienen: Wien 9,7, Graz 9,2, Innsbruck 8,1, Klagenfurt 7,4, Hochobir in den Karawanken 1,1, Triest 14,3. Nach den einzelnen Jahreszeiten nimmt die Temperatur in Laibach folgenden Gang, wobei die Monate Dezember, Janner, Februar als Winter, Marž, April, Mai als Fruhling, Juni, Juli,. August als Sommer und September, Oktober, November als Der heisseste Monat ist der Juli, der kalteste der Janner. Wahrend der drei Winter- und der drei Sommermonate andert sich die Temperatur nur wenig, so dass jene des kaltesten und des warmstcn Monates der des Winters und des Sommers ziemlich nahe kommt; wahrend jene der Friihlings- und der Herbstmonatc gegentiber dem Mittel der beziiglichen Jahreszeiten viel grossere Unterschiede auf- weist; das Mittel des April und des Oktober steht zwar etwas hoher als das des Friihlings und des Herbstes, jedoch kommen beide der mittleren Jahrestemperatur ziemlich nahe. Die Amplitude der mittleren Temperaturextreme bewegt sich im ganzen Jahre zwischen dem Maximum von 30° im Juli und dem Minimum von —14° im Janner, betragt somit 44° des liunderltheiligen Thermometers. Die hochste in der oben envahnten zehnjahrigen Beobachtungsreihe aufgezeichnete Temperatur war 33,5° am 18. Juli 1880, die niedrigste den 11. Dezember 1879 — 26,4°, sonach betragt die Amplitude der absoluten Temperaturextreme 59,9°. Die grossten monatlichen Temperaturschwankungen finden statt im Marž mit 25,4, dann im Dezember 23,3, Mai 22,8, Februar 21,7, Janner 21, April 20,4. September 20,2, Oktober 20,2, Juni 20,1, November 20,1, August 19,2, Juli 19,1°; fiir den menschlichen Organismus sind am empfindlichsten die bei Schneefallen in den Alpen eintretenden Depressionen im August, Juli und Mai, obschon sie geringer sind als jene der Herbsl- und Wintermonate. Zur Ersichtlichmachung des taglichen Ganges der Warme diirfte eine tabella- rische Zusammenstellung der Durchschnittstemperaturen von fiinf zu ftlnf Tagen, nach sogenannten Pentaden, wie solehe von Dr. Jelinek nach einer 14,9-jahrigen Beobachtungsreihe fiir Laibach und nach einer 9,9-jahrigen fiir Rudolfswert be- rechnet worden ist, am Platze sein. 3 * 20 I. Das Lane! Kram. Hiernach entfallt die kalteste Pentade in Laibach mit —3,25° auf den 22. bis 26. Dezember, die warmste mit 19,9° auf den 15. bis 19. Juli; in Rudolfs- wert die kalteste mit — 2,75° auf den 6. bis 10. Janner, die warmste mit 20,5° auf den 15. bis 19. Juli. Wenn man im allgemeinen die Zeit, in welcher die Temperatur unter 0 0 ist, als Winter, und jene, wo sie iiber 0 0 ist, als Sommer bezeichnet und vom Friihling und vom Herbste absieht, so kanu nacli dem taglichen Temperaturgange von Laibach, wie ihn Dr. Jelinek berechnet bat, die Dauer des Winters vom 8. Dezember bis 24. Februar bezeichnet werden, der durchschnittliche Beginn der Feldarbeiten fallt in der Regel in die erste I kilti e des Marž; es entfallen sohin auf den Winter 77, auf den Sommer im obigen erweiterten Sinne 259 Tage. Im Durchschnitte karm als Epoche Das Klima in Krain. 21 des letzten Spatfrostes der 15. April und des ersten Friihfrostes der 20. Oktober bezeichnet werden. Das mittlere Temperaturminimum von 2,9° fiir den Mai ist eine Folge- der in diesem Monate namentlich wahrend der drei Eismanner am 12. bis 14. ein- tretenden Riickschlage der Kitite. Auf dem Laibacher Moore, wo bei der bedeu- tenden Warmeausstrahlung des Torfbodens die Temperatur in sternhellen Nachten um mehrere Grade tiefer sinkt als auf dem Savefelde, sind Frostreife im Monat Mai etwas ganz Gewohnliches, ja sie treten sogar zu Anfang Juni wahrend der Kornblute nicht selten auf, sogar zu Beginn des Juli stellt sich dann und wann ein schwacher Reif im Moorbecken ein. Viel gefurchteter sind zwar die Septemberfroste wegen ihrer Schadlichkeit fiir den sehr empfmdlichen Buchweizen, dieselben verhalten sich zu den Maifrosten wie 3:5. Im Winter treten bei hohem Luftdrucke und ruhiger Luft in Laibach und Umgebung sehr niedrige Temperaturgrade ein, die ganze Gegend ist von einer dichten Nebelschichte oder vom Iiohendunste iiberlagert, wahrend es auf den umliegenden Bergen sonnig und warm ist. Die von der Hohe herabstromende kalte Luft bildet einen ausgedehnten kalten Luftsee, dessen Durchwarmung langerer Zeit bedarf, haufig streicht die warme Sciroccalstromung schon mehrere Tage ober demselben und macht sich viel eher in dem benachbarten Untersteiermark bemerkbar als in Laibach, wo das Thauwetter erst einige Tage spater sich geltend macht Luftdruck. fiir Laibach betragt 735,6 mm. aus Folgendem zu erseben: Der mittlere nach den einzelnen Winter: Dezember . . . 736,4 Janner .... 738,8 Februar .... 736,0 Mitfel . . . . . 737,0 reducierte Luftdruck Jahreszeiten ist FruJding: Marž . 734,8 April. 732,4 Mai. 734,2 Mit tel. 733,9 Sommer: .luni. 735,4 Juli. 735,9 August .... 735,0 Mil tel. 735,4 Sein Gang Herbst: September . . 736,7 Oktober .... 736,0 November . . 736,1 Mittel. 736,3 Der VVinter bat den bdchsten Barometerstand, im Fruhjahre talit derselbe um 3 mm, steigt dann wieder im Sommer und kommt im Herbste jenem des Winters ziemlich nahe. Die taglichen Schwankungen des Barometers sind in den Wintermonaten bis Marž, wo sie ihr Maximum erreichen, grosser als im Sommer. Die Monatsmittel schwanken am meisten im Dezember, dann im November Februar, Janner, Marž, am wenigsten im August. Der Gang des Luftdruckes bat sein Maximum im Janner, talit von da bis zu seinem Minimum im April, steigt nun vveiter, sich in den Monaten Juni Juli und August in ziemlich gleicher Hohe erhaltend, zu seinem zweiten Maarimum im September und ist von da ab, nur um 0,3 mm sinkend, in' den drei letzten Monaten ziemlich constant. 22 I. Das Land Krain. Uer mittlere jahrliche Gang der hochsten Barometerstande hat nur ein Maximum im Dezember und ein Minimum im April; die monatlichen Minima stehen am hoch- sten-im Juli, von wo sie beiderseits gegen Janner und Dezember fallen und im letzteren Monate den tiefsten Stand erreichen. Die in einem Monate sich zeigenden mittleren Aenderungen sind am grossten im Dezember, wo sie 28,9 mm betragen, und nehmen von da bis August ab, wo die Differenz der beiden Monatsextreme nur mehr 13,2 mm, sonach weniger als die Halfte der Dezember differenz betragt. Von August bis Dezember wird dieselbe fortschreitend grosser. Die mittlere jahrliche Amplitude betragt 28,9 mm. In der 27jahrigen Beobachtungsperiode vom Jahre 1855 bis 1883 war der in Laibach beobachtete hochste reducierte Barometerstand 758,7mm den 16. Janner 1882, der tiefste den 7. Marž 1858, die Amplitude dieser beiden Extreme betragt 49,7 mm. Dunstdruck. Als mittlerer Dunstdruck fur Laibach ergibt sich 7,9mm, sein durchschnitt- liches monatliches Minimum fallt in den Janner mit 3,5 mm, sein Maximum in den Juli mit 12,9mm, sein Steigen und Fallen nach den einzelnen Monaten hali gleichen Schritt mit dem jahrlichen Gange der Temperatur. Feuchtigkeit. Die in der Tabelle angefuhrten Monatsmittel der Feuchtigkeit drucken das Verhaltnis der bei der bestimmten Monatstemperatur vorhandenen Dampfmenge zu der bei der betreffenden Temperatur moglichen Dampfmenge, welche mit 100 aus- gedriickt wird, aus. Die Luft kann eine sehr kleine relative und dennoch eine sehr grosse absolute Feuchtigkeit haben. In den Wintermonaten ist sie in der Regel relativ sehr feucht, dem Sattigungsgrade von 100 Percent sehr nahe, wahrend sie in den Sonunermonaten viel trockener und ihr absoluter Wassergehalt viel grosser ist als im Winter. Mit der zunehmenden Warme steigt ihr absoluter Wassergehalt und nimmt ihre relative Feuchtigkeit ab. Die feuchtesten Monate sind Dezember, Janner und November, die trockensten Juni und Juli, die Fruhlingsmonate sind viel trockener als die Herbstmonate; schon vom August an stellen sich die fur Laibach charakteristischen Morgennebel ein, welche als Zeichen des schonen VVetters gelten und bis gegen Mittag anhalten, in dem rneist triiben November weichen sie zuweilen den ganzen Tag nicht. Das Minimum .der Feuchtigkeit triLt in den Monaten Marž Und April ein. In der ange¬ fuhrten zehnjahrigen Beobachtungsreihe ergab sich als grosste absolute Trockenheit 18 Percent den 1. April 1880. Bew51kung. Man bezeichnet durch Ziffern zwischen 0 und 10, deren erstere fur den ganz heiteren und letztere fur den ganz bewolkten Himmel gilt, den Grad der Wolken- bildung des Himmels, sie vertheilt sich nach den einzelnen Jahreszeiten folgender- massen: Das Klima in Kram. 23 Den geringsten Bewolkungsgrad hat der Sommer, den grossten der Winter, wahrend der Friihling, dem Jahresmittel der Bewolkung gleichkommend, heiterer ist als der Herbst. Vom November, dem triibsten Monate, nimmt die Bewolkung ab und erreicht ihr erstes Minimum im Marž, steigt dann im April und nimmt von hier wieder bis zum zweiten Minimum im Juli ab, von wo sie bis zum November abermals steigt. Was jedoch den Durchsichtigkeitsgrad der Luft betrifft, so ist sie am klarsten in den Monaten Marž und September, welche die reinste Fernsicht gewahren. In den Sommermonaten stellt sich haufig Hohendunst ein, welcher bei sonst heiterem Himmel die Conturen der Alpen kaum erkennen lasst. Verschieden von demselben ist der Moorrauch, hervorgebracht durch starke Moorbrande im Friih- jahre und Herbste; bei herrschendem Sudwestwinde lagert er tagelang iiber dem Moorbecken und dem Weichbilde der Stadt, man riecht ibn noch im Savethale bei Steinbriick. Niederschlage. Die jahrliche Niederschlagsmenge fiir Laibach betragt 1451,9 mm oder 145,2 cm. Zur Vergleichung dienen folgende Orte: Wien 57, Salzburg 110, Klagenfurt 94, Raibl 206, Gorz 164, Venedig 87, Triest 108 cm. Nadi den Jahreszeiten betragen die Niederschlagsmengen fiir Laibach in Milli- metern: Winter: FruMing: Sommer: Herbst: Dezember . . . 109,8 Marž . 74,6 Juni.111,2 September . . 147,5 Janner .... 58,8 April .111,2 Juli.167,8 Oklober . . . . 155.2 Februar .... 78,7 Mai.144,1 August .... 158,3 November . . 134,7 247,3 329,9 437,3 437,4 Es halten sich demnach die Sommer- und Herbstregen das Gleichgewicht. wahrend in den sudlichen Alpenthalern und im Gebiete der Adria die Herbstregen iiber die Sommerregen uberwiegen. Driickt man die Niederschlagssumme der Jahreszeiten in Percenten der jahr- lichen Regenmenge aus, so erhalt man folgende Vertheilung auf die einzelnen Jahres¬ zeiten: Winter 17, Friihling 23, Sommer 30, Herbst 30. Die geringste Niederschlagsmenge hat der Janner, von da an steigt sie mit wenig Riickschlag im Juni, dessen Regenmenge dem April gleicht, bis zum Juli, wo sie das Maximum erreicht, und nimmt von da mit einer kleinen Zunahme im Oktober wieder ab. 24 I. Das Land Krain. Die Anzahl der Regentage betragt im Jahre 136, und es entfallt auf jeden Tag mit Niederschlagen eine durchschnittliche Regenmenge von 10,7 mm. Nach den einzelnen Monaten entfallen auf jeden Regen-, beziehungsweise Schneetag im Janner 6,5, Februar 8,7, Marž 7,5, April 7,9, Mai 9,6, Juni 8,5, Juli 15,2, August 14,4, September 13,4, Oktober 12,9, November 13,5, Dezember 9,9 mm. Es hat somit der Juli die intensivsten Niederschlage, dann folgen August, November, September, Oktober, Dezember, Mai, Juni, April, Marž, Februar, Janner. Die meisten Regentage hat der Mai, jeder zweite Tag ist ein Regentag, dann komrnt April, Juni, Oktober, wahrend in den tibrigen Monaten Juli, August, September, November, Dezember, Janner und Februar erst jede 1 ' dritte Tag ein Regen-, beziehungsweise Schneetag ist. Das Maximum der Niederschlage binnen 24 Stunden entfallt auf den August, das Minimum auf den Janner; vom August ist die Abnahme nach den einzelnen Monaten eine ununterbrochene, vvahrend vom Janner an die Zunahme einen kleinen Riickgang im Marž und im Juni erfahrt. Die grosste absolute Niederschlagsmenge in Laibach binnen 24 Stunden seit 1852 betrug 98,8 mm am 13. Oktober 1858, in der letzten zehnjahrigen Periode 88 mm am 14. August 1881. Diese bedeutenden Niederschlagsmengen werden noch iibertroffen von den Regenmassen, welche in einzelnen siidlichen Alpenthalern binnen 24 Stunden herabstromen, so z. B. erreichte der Regenfall in Raibl am 28. Oktober 1882 die ungewohnliche Robe von 240 mm. Gevvitter. Durchschnittlich entfallen auf das Jahr 25 Gewitter, 3 davon auf den Fruh- ling, 17 auf den Sommer, 5 auf den Herbst; die gewitterreichsten Monate sind Juli und August. Die heftigsten Gewitter komrnen aus WNW., vod wo aus auch die stiirksten Stiirme, zuweilen von verheerenden Hagelschlagen begleitet, hereinbrechen. Winde. Die herrschenden Winde in Laibach sind, entsprechend den niedrigsten Ein- sattelungen in dem das Moorbecken und die Saveebene umschliessenden Gebirgs- kranze, der Siidwest und der Nordost; es stimmt diese Windrichtung mit jener iiberein, die der Verkehr schon in den Romerzeiten genommen, als die romische Fleerstrasse liber den Birnbaumer Wald gegen Oberlaibach (Nauportus) und durch die Thalschlucht hinter Podpetsch liber Trojana (Adrans) nach Cilli (Celeia) fiihrte. Diese Ablenkung der Siid- und Nordwinde wird durch den Gebirgszug des Krim und durch die Steiner Alpen hervorgebracht, nur sebr selten tritt echter Siidwind bei sehr tiefem Barometerstande auf, er ist stossweise sehr heftig und wird von starken Gewit,tern und Platzregen begleitet. Der Nordwind, ebenfalls sehr selten, ist schwach und zeichnet sich durch heiteres Wetter und grosse Klarheit der Luft aus. Der haufigste Wind ist der Siidost, er ist mit Dilnsten sebr geschwangert. bei seinem Eintritte schwitzen die Pflastersteine und belegt sich im Winter das Gemauer mit einer oft die Dicke von zwei Centimeter erreichenden Schichte von Raubfrost. trn Fruhjahre und im Sommer ba.lt zuweilen durch mehrere Tage ein sehr starker, Bodencultui*. 25 die Wege sehr bald austrocknender Sikhvest an, welcher den bliihenden Obstbaumen and dem bliihenden Getreide sehr schadlich ist, er scheint eine Art von Fohn zn sein. Nordost ist immer trocken, in der Umgebung Laibachs tritt die als Bora bekannte nordostliche Luftstromung mit geringerer Heftigkeit auf als auf dem Karste, jedoch kennzeichnet dieselbe der schnelle Wolkenzug von NO. nach SW. bei hohem Barometerstande. Der Nordwest (Gorenz) bringt schones Wetter, jedoch kommen aus dieser Gegend auch die heftigsten Gewitter. Der Stidostwind (Krivic) ist meist von starken Regen- und Schneefallen begleitet. Im Winter verhalten sich die ostlichen zu den westlichen Winden wie 2:1; zu Beginn des Fruhlings halten die ostlichen den westlichen so ziemlich das Gleich- gewicht und sttirmen ab und zu, bald jedoch fangt der Siidwest an vorzuherrschen, und gestaltet sich das Verhaltnis der westlichen Winde zu den ostlichen im ganzen Fruhlinge wie 52 : 38. Im Sommer ist das Verhaltnis der ostlichen Winde zu den westlichen das umgekehrte des Winters, namlich 1:2; im Herbste libenviegen die westlichen Winde vor den ostlichen wie 49 : 41, mithin mehr als im Fruhlinge. Bodencultur. Die Gesammtflache des Landes Krain betragt, wie bereits gesagt, 9 988,33 Quadrat-Kilometer. Hievon entfallen 135 818 Hektare auf bebauten Ackerboden und 409 497,30 Hektare auf den Wa1dbestand, 41837,84 Hektare sind Mittel- oder Niederwald, 68 451,94 Hektare sind Weideflachen mit untergeordneter Holznutzung, 43 990,71 Hektare sind unproductiv, jedocb zur Holzzucht geeignet. Schon aus dieser allgemeinen Uebersicht des Bodenbestandes ergibt sicb, dass das Land Krain vonviegend als Waldland zu bezeichnen ist, dass die Bebauung des Bodens als Ackerland eine sehr beschrankte ist, dass also eine gesunde Forst- wirtschaft eine der wiclitigsten Lebensbedingungen des Landes bildet und fur die Gesundheit und das Wohlergehen der Bevolkerung nicht bloss direct, sondern auch indirect von grosstem Einflusse auf die offentliche Gesundheit des Landes ist; indirect durch den Einfluss des Waldes auf Klima und Niederschlage, direct durch die Existenzbedingung, welche fiir die Be\vohner aus der Forstcultur erwachst. Es folgt nun die detaillierte Nachweisung liber die Bebauung der Ackerflache und der Forstwirtschaft. Die Ackerflache. Was die Bebauung der Bodenflache anbelangt, so betrug die Ackerlandsflache des ganzen Landes, wie bereits erwahnt, im Jahre 1881: 135 818 Hektare. Hievon entfallen als erste mul einzige Frucht: 18 684 Hektare auf Weizen, 14 618 » » Koggen, 14 032 » , Gerste, 1 ( 906 > <, Hafer 15 313 Hektare auf Mais, 10 243 » » Ilirse, 3 032 » » Hulsenfriichte, 798 » » Buchweizen, 4 26 I. Das Land Krain. 3 320 Hektare 1 160 15 17 490 221 1 236 186 » auf' Flaghs, » Hanf, » Cichorie, » Kartoffeln, » Futterruben, » Kraut, » Genrase, 15 388 Hektare auf Kleeheu, 860 » » Mengfutter, 157 336 » » Wiesenheu, 9 645 » » reine Weingarten, 513 » » Weinbauflache, aus- geschieden aus Aeckern und Wiesen. Nachfmchte. 21970 Hektare auf Buchweizen, 11240 » » Futterruben. betrug im Jahre 1881: Ernte und Emtefl&che der wesentlichst.en Marktfriichte im Jahre 1881 ver- glichen mit den betreffenden Durchschnitts-Ergebnissen aus den Jahren 1870 bis 1880 ergibt nach naturlichen Gebieten: Bodencultur. 27 Der Geldwert der Ernte der wichtigsten Komerfruchte belrug im Jahre 1881: Weizen, Roggen, Gerste und Hafer wird besonders in Ober- und Unterkrain gebaut, wahrend diese Culturen auf dem Karste bedeutend zuriickstehen, Mais uber- wiegend in Unterkrain, ebenso Iiirse, obwohl dieselbe auch in Tnnerkrain von Bedeu- tung ist-. Der Buchweizen wird zumeist in Oberkrain, doch nicht unerbeblich auch in Unterkrain gebaut, Flachs und Hanf vorwiegend in Unterkrain, ebenso Kartoffein. Das Kraut wird im Laibacher Becken, in Oberkrain und auf dem Karste cultiviert und bildet sogar einen Exportartikel. Die Heugewinnung ist in Oberkrain am bedeu- tendsten, da daselbst 744135 Meter-Centner, wahrend im Karstlande 686 675 Meter- Centner und im Vorlande der Alpen (Unterkrain) nur 670 790 Meter-Centner gewonnen werden. Im Weinbau uberragt Unterkrain selbstverstandlich die beiden anderen natiir- lichen Gebiete; Unterkrain erzielte im Jahre 1881: 140 800 Hektoliter Wein, Inner¬ krain 28 550 und das Alpengebiet nur 4 310 Hektoliter. Kastanien, vorzugsweise in Wippach cultiviert, ergeben einen Gesammtwert von 4 500 Meter-Centner. Die Obst- cultur von Oberkrain uberragt jene in beiden anderen Landestheilen. Wahrend Oberkrain im Jahre 1881: 22 620 Meter-Centner Obst uberhaupt (15 800 Kernobst, 6 820 Steinobst) erntete, kam das Ertragnis fiir das Obst in Unterkrain nur auf 9 850 Meter-Centner (hievon 2 620 Kernobst und 7 230 Steinobst) und in Innerkrain gar nur auf 8 960 Meter-Centner (hievon 1 940 Kernobst und 7 020 Steinobst). Die mit einem Ertragnisse von 2 800 Meter-Centnern angegebene Cultur der Cichorie verdankt ihren Ursprung hauptsachlich einem in jungster Zeit von aussen her hier eingebiirgertem Industrie-Artikel (Surrogatfabrik Aug, Tschinkels Sobne) und wird vorzugsweise in der Umgebung Laibachs gebaut. Der Gemlisebau reprasentiert eine Anbautlache von 186 Hektaren und wird insbesondere in der Stadt Laibach und deren Umgebung sehr lebhaft betrieben. Kartoffein, von denen im Jahre 1881: 1068 590 Hektoliter gewonnen wurden. bilden die Hauptnahrung der armeren Districte, und entfallen von der genannten Summe 342 910 Hektoliter auf Ober-, 475 870 Hektoliter auf ITnter- und 249 810 Hektoliter auf Innerkrain. 4 * 28 I. Das Land Krain. Der Waldbestand. Eine Flache des Landes im Ausmasse von 409 497,30 Hektaren ist, wie bereits erwabnt, mit Wald bestockt, und zwar sind 13 192,25 Hektare Privat-, 37 470,18 Hektare Gemeindewaldungen und 358 834,87 Hektare Reichsforste. Von diesen Waldern sind 367 659,46 Hektare Hochwald, und zwar 184 720,63 Hektare Laub- und 182 938,83 Nadelholz, 41837,84 Hektare sind Mittel- oder Niederwald, 68 451,94 Hektare sind Weidcflachen mit untergeordneter Iiolznutzung, 43 990,71 Hektare sind unproductiv, jedoch zur Holzzucht geeignet. Nach den Bezirkeh.vertheilt sich. diese Waldflache wie folgt: Der Nadeibolzwald iibenviegt in den Bezirken Loilsch, Radmannsdorf und Krainburg, der Laubholzwald in Unterkrain und im eigentlichen Karst. Ausserdem erzeugt Krain (auf dem Laibacher Moor und im Bezirke Rad¬ mannsdorf) an Torf 30 006 X 1000 Stiick Ziegeln, 170 769 Meter-Centner in luft- trockenem Zustande, \vas einem Brennwerte von 26 960 Festmeter Fichtenholz entspricht. Krain iiberragt sammtliche im Reichsrathe verlretene Bander an Torf- erzeugung, mit Ausnabme von Bohmen, welches eine Jahresausbeute von 57 692 X 1000 Stiick Ziegeln Torf' ausweist. Die Thierzucht und animalische Producte. Was die Pflege und Zucht von Hausthieren anbelangt, so zeigt Krain fol- gendes Verhalten: Es gibt im ganzen Lande 11569 PferdebeSitzer mit einem Besitzstande von 21 975 Pferden, 116 Besitzer von Mauleseln, Maulthieren und Eseln mit einem Besitz¬ stande von 156 Mauleseln und Eseln, 54 055 Besitzer von Rindvieh mit einem Besitzstande von 20 012 Stiick Jungvieli bis zu einem Jahre, 3 262 Stieren, 29185 Kalbinnen, 29 372 Jungochsen, dann von Rindvieh im Gebrauchsalter 1165 Stiere, 86 506 Iviihe, 55642 Ochsen, zusammen 225144 Stiick Rind. Die Thierzucht und animalische Producte. 29 Ferner 8 720 Besitzer von Schafen mit einem Besitzstande von 46 213 Schaf- muttern, 10478 Stuck Jungvieh, Lammern und Hammeln unter zwei Jahren, 10 740 'Widdern und Hammeln liber zwei Jahre, zusammen 67 431; ferner 3 909 Besitzer von Ziegen mit einem Besitzstande von 15 636 Ziegen; 34 455 Besitzer von Schweinen mit einem Besitzstande von 73 130 Schweinen und 4 827 Besitzer von Bienenstocken mit 32 125 Bienenstocken. Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht des Viehstandes im Jahre 1881 nach den einzelnen Bezirken: Die Pferdemcht ist in den einzelnen Bezirken sehr verschieden, so entfallen auf 1 Quadrat-Myriameter: Landeshauptstadt die intensivste Pferdezucht, die niedrigste der Bezirk Tschernembl. 30 I. Das Land Krain. Rindviehaucht. Es entfallen auf 1 Quadrat-Myriameter: Die Viehzucht ist demnach in den Bezirken Laibach Umgebung, Stein, Tschernembl, Littai und Krainburg am bluhendsten. Die Scliafzucht wird iibrigens hauptsachlich auf dem Karste, in den Bezirken Tschernembl und Adelsberg, ausserdem aber auch in Stein betrieben, was aus fol- gendem Vergleiche ersichtlich ist. Es entfallen auf 1 Quadrat-Myriameter: Die Ziegenzucht wird vonviegend in den Bezirken Tschernembl, Stein, Rudolfs- wert und Radmannsdorf, am wenigsten im Bezirke Gurkfeld, die Schweinemeht am meisten in Tschernembl und Rudolfswert, die Bienemucht in den Bezirken Gurkfeld, Littai und Radmannsdorf betrieben. Der Viehstand hat seit der letzten Zahlung vom 30. Dezember 1869 bis zum Jahre 1880 in folgender Weise zu- oder abgenommen: Die Thierzucht und animalische Producte. 31 Der Stand der nutzbaren Hausthiere bat sich also innerhalb der genannten 10 Jahre um 29 331 S lučk, d. i. 7,8 Percent vermehrt, die bedeutendste Vermehrung ist im Rindviehstande zu verzeichnen, sie betragt 35 654 Stiick oder 18,8 Percent Die Schweine haben um 9 772 Stiick, d. i. um 15,4 Percent, die Pferde um 2 620 Stiick, d. i. um 13,5 Percent zugenommen. Im Stande der iibrigen Hausthiere hat eine mebr weniger betrachIliche Ab- nahme stattgefunden. Die bedeutendste Abnahme ist bei den Schafen eingetreten. Sie betragt —17 730 Stiick oder 20,8 Percent. Die Ziegen haben um 919 Stiick, d. i. 5,5 Percent abgenommen. Die Maulthiere und Maulesel haben sich von 24 auf 8 Stiick, d. i. um 16 Stiick oder 66,6 Percent, die Esel von 198 auf 148 Stiick, d. i. um 50 Stiick oder 25,2 Percent vermindert. Wahrend des Jahres 1881 diirfte eine nennenswerte Veranderung im Stande der Hausthiere \vohl nicht eingetreten sein. Dass jedoch auch in diesem Jahre eine geringe Zunahme im Stande der Pferde, Kinder und Schweine und eine kleine Abnahme im Stande der Schafe und Ziegen eingetreten ist, ist gewiss, da die Bevolkerung, welche beziiglich der Pferde- und Rindviehzucht vom Staate bedeutend unterstiitzt wird, wenn auch nur -sehr langsam, doch immer mehr Verstandnis fiir die Zucht besserer Pferde- und Rindviehschlage bekommt und da auch mit der Zunahme der Qualitiit des heimischen Schlages die Nachfrage auswartiger Kaufer sich steigert, was naturgemass eine grossere Production zur Folge hat. Auch tragt die gegenwartige rationellere Bewirtschaftung der Grundstiicke zur Vermehrung des Standes der Pferde, Rinder und Schweine wesentlich bei. Mit der fortschreitenden rationelleren Bewirtschaftung der Walder und der Einschriinkung der Weiden im all- gemeinen geht die Verminderung im Stande der Schafe und Ziegen Hand in Hand, welche das grosste Hindernis der Neuaufforstung von Waldculturen, besonders auf den devastierten Ivarststrecken, bilden. Die Verminderung im Stande der Maulthiere, Maulesel und Esel ist die natiir- liche Folge der Vermehrung im Stande der Pferde. Ausserdem wird in Oberkrain die Alpenwirtschaft und die Kaserei in nicht unbedeutendem Masse, letztere besonders in der jungsten Zeit auch rationeller betrieben. Was die Productionsmengen aus der Thierzucht anbelangt, so erzeugte Krain im Jahre 1879: 771252 Hektoliter Milch von Kiihen, Ziegen und Schafen, 12 085 Meter-Centner Butter, 1115 Meter-Centner Schmalz, zusammen 13 200 Meter-Centner. Ausserdem Kaše, und zwar halbfetter aus siisser Milch 1 778, magerer 1038, aus saurer Milch in Formen gepresst 117, formlos 367, aus Molke (Ziegen-) 16 Meter- Centner, zusammen 3 316 Meter-Centner Ivase. Ferner 1174 Meter-Centner Wolle, 3134 Meter-Centner Honig, 239 Meter-Centner Wachs, zusammen 3 373 Meter- Centner und 1110 Kilogramm Cocons. Es nimmt Krain in der Production aus der Thierzucht gegeniiber den meisten iibrigen Landern iibrigens nur einen untergeordneten Rang ein. Hieher gehort auch noch die Ausbeute von im Jahre 1880 zum Abschusse gelangtem Hochwild. 32 I. Das Land Krain. Es betrug dies im Jahre 1880 an Haanvild: 980 Rebe, 128 Gemsen, 6 003 Hasen; an Fedenvild: 194 Auerwild, 117 Birkwild, 539 Hasehvild, 19 Schneehiihner, 140 Steinhuhner, 554 Feldhiihner, 2 835 Wachteln, 928 Waldschnepfen, 379 Moos- schnepfen, 44 Wildganse, 1504 Wildenten; an Ranbwild: 5 Biiren, 13 Wolfe, 643 Fuchse, 151 Marder, 52 Iltisse, 50 Fischottern, 92 Dachse; an Raub-Federwild: 3 Adler, 581 Habichte, Sperber und Falken, 32 Uhu, 129 Eulen. Bergbau und Hutteriproduction. Ausser der Nutzung des Bodens, der Waldung und der Tluerzucht ist fiir Krain und seine Gesundheit die Nutzung des Bergbaues nicht von nntergeordneter Bedeutung, denn einestheils bildet der Bergbau eine nicht unerhebliche Erwerbsquelle fiir seine Bewohner, aber zugleich auch durch die Sch\vierigkeit der Arbeit und der mit derselben fiir den Arbeiter verbundenen Gesundheitsgefahr (Berufskrankheiten der Arbeiter) einen Anlass zur Erkrankung der mit dem Bergbaue beschaftigten Bewohner. Es wird in Krain hauptsachlich gebaut auf Quecksilber, Eisen, Kohlen, Blei, Zink und Manganerz. Die Gesammtflache der Bergwerksmassen betrug im Jahre 1880: 444,3 Hektare. Neu verliehen wurden zwei Doppelmasse auf Braunkohlen, wogegen ein ein- faches Grubenmass auf Eisenerze und ein Eisenstein-Bergmass mit 11,3 Hektaren in Abfall gekommen sind. Das Montanarar participiert an obiger Gesammtflache mit 99,3 Hektaren (in Tdria), wahrend die ubrige Fliiche von 4343,8 Hektaren sich in den Handen von 41 Privatbesitzern (—1) befindet. Mit Ende des Jabres 1880 bestanden in Krain 642 Freischiirfe, wovon 61 \vie im Vorjahre auf das Montanarar entfielen, die Anzahl der Privat-Freischurfler belief sich auf 47 (—1). Im Laufe des genannten Jahres wurden 401 Freischiirfe geloscht und 186 neu angemeldet. Von den bestandenen Freischiirfen waren auf die Erschiir- fung von Braunkohlen 26 Percent, von Eisenerzen 23 Percent, von Antimonerzen 19 Percent, von Bleierzen 15 Percent, von Manganerzen 6 Percent, von Steinkohlen 4 Percent, von Quecksilbererzen 3 Percent, von Zink- und Kupfererzen je 2 Percent gerichtet. Die Freischiirfe haben mit Jahresscbluss (1880) um 215 zugenommen, d. i. 25 Percent, es ist dies eine ziemlich bedeutende Ziffer gegeniiber den anderen Landern, da die Zunahme nur in Gorz und Gradiška mit 54 Percent, Triest mit 39 Percent und Istrien mit 29,7 Percent bedeutender war, dagegen die Zunahme in allen tibrigen Landern sehr weit zuriickstand, z. B. Karnten mit 10,2 Percent, Salz¬ burg mit 5,2 Percent und Steiermark mit 4,5 Percent. Krain participiert an der gesammten Bergbauproduction in Oesterreich mit 2,16 Percent, an der gesammten Hiittenproduction mit 5,78 Percent. Die wichtigste Bergwerksproduction in Krain ist das Quechsilberers, und zwar in erster Linie in Idria, dem bedeutendsten Quecksilberbergwerke Oesterreichs und Bergbau und Huttenproduction. 33 nach Almaden in Spanien dem bedeutendsten in Europa. Es wurden im Jahre 1880 in den drei auf Quecksilbcrerz bauenden Werken in Krain (Idria, St. Anna und Littai) 453 640 Meter-Centner im Werte von 483 972 tl. gewonnen. Hievon entfallen auf das ararische Werk in Idria 443 478 Meter-Centner, auf das Werk zu St. Anna 9 862 Meter-Centner und auf jenes in Littai 300 Meter- Centner, bei einem Mittelpreise von 1 fl. 6,7 kr. per Meter-Centner. An metallischem Quecksilber wurden in Idria 3 626,1 Meter-Centner und in St. Anna 64,9 Meter- Centner, zusammen 3 691 Meter-Centner im Wer-te von 775 679 fl., bei einem Mittel¬ preise von 210 fl. 15,4 kr. per Meter-Centner gewonnen. Da im Jahre 1880 nur in Krain allein eine Quecksilbererzeugung stattfand, so reprasentiert diese zugleich die Gesammt-Quecksilberproduction von Oesterreich, und es entfallen hievon 98,2 Percent auf das ararische Quecksilberwerk in Idria. Eine zweite wichtige Production betrifft das Eisen. Es bestanden im Jahre 1880 in Krain 17 Unternehmungen auf Eisenerz, von denen 10 im Betriebe waren. Die Ausbeute betrug 88 243 Meter-Centner Eisenerze im Werte von 59 734 fl. (67,7 kr. per Meter-Centner). Von den gewonnenen Eržen, welche sammtlich im Lande ver- schmolzen wurden, waren 68 648 Meter-Centner Spatheisenstein, 13 463 Meter-Centner Thon- und Raseneisenstein, 3 492 Meter-Centner Bohrerze, 2 090 Meter-Centner Rotheisenstein und 550 Meter-Centner Brauneisenstein. Es bestanden 10 Eisenschmelzwerke, von denen 6 im Betriebe standen. Die Hochofen in Sava, Jauerburg, Feistriz, Obereisnern und Oberkropp erzeugten in 117 Betriebswochen 40 960 Meter-Centner Frischroheisen im Werte von 250 868 fl. (Mittelpreis 6 fl. 12,5 kr. per Meter-Centner). Der furstlich Auersperg’sche Hochofen in Hof stand das ganze Jahr in Betrieb und erzeugte 6 099 Meter-Centner Gussroheisen im Werte von 42 813 fl. (bei einem Durchschnittspreise von 7 fl. 0,2 kr. per Meter-Centner). Die Erzeugnisse der Eisenindustrie werden theils in Oesterreich-Ungarn, theils nach Deutschland, England, Russland, Italien und selbst nach Amerika verkauft. Die in Flof erzeugten Gusswaren werden theils in der dortigen Maschinenfabrik ver- wendet, theils im Inlande verkauft. Die Erzeugung von Frischroheisen hat in Krain im Jahre 1880 um 13 480 Meter-Centner, die von Gussroheisen um 1460 Meter-Centner, die Gesammterzeugung dah er um 14940 Meter-Centner oder 46,5 Percent zugenommen. Im ubrigen participiert Krain an der gesammten Roheisenproduction von ganz Oesterreich mit nur 1,43 Percent Frischroheisen, 1,79 Percent an Gussroheisen und 1,47 Percent an beiden zusammen, wahrend beispielsweise Steiermark mit 40,28 Percent, Karnten mit 15,32 Percent, Mahren mit 16,24 Percent und Bohmen mit 14,03 Percent der Gesammterzeugnisse participiert. Auf einen bei der Roheisenerzeugung beschaf- tigten Arbeiter entfallt in Krain eine Productionsquote von 180 Meter-Centnern. JBlei. Von 6 Unternehmungen auf Bleierze waren 5 in Betrieb, bei welchen 79 Manner und 31 Weiber, zusammen 110 Arbeiter beschaftigt waren. Es wurden 5 872 Meter-Centner Bleierze im Geldwerte von 35 853 fl. bei einem Mittelpreise von 6 fl. 10,6 kr. gefordert. 34 I. Das Land Krain. Beinblei wurde bei der Hiitte in Liltai so\vie als Nebenproduct bei der Zink- hiitte in Sagor erzeugt, und zwar bei ersterer 481 Meter-Centner, bei letzterer 142 Meter-Centner, zusammen 623 Meter-Centner im Werte von 11127 11. (17 fl. 86 kr. per Meter-Centner). Das in Littai erzeugte Blei kommt erst nach Einrichtung der Raffination in den Handel, das Blei von Sagor wurde nach Wien, Triest und Ttalien abgesetzt. Krain participiert an der gesammten Bleiproduclion in Oesterreich mit 1,10 Percent (Karnten mit 75,23 Percent). An Zinkerzen wurden bei 5 Unternehmungen 785 Meter-Centner im Geldwerte von 641 11. erzeugt (81,7 kr. per Meter-Centner). Metallisches Zink wurde nur von der Gewerkschaft am Savestrome zu Sagor erzeugt, \vahrend die Zinkhutte zu Johannesthal ausser Betrieb stand. Erstere erzeugte 12 926 Meter-Centner im Werte von 262135 11. (20 fl. 28 kr. per Meter-Centner). Das erzeugte Zink \vurde nach Wien, Triest und ttalien abgesetzt. Krain participiert an der Gesammt-Zinkerzeugung in Oesterreich mit 34,42 Percent. Manganerze. An Braunstein wurden bei 7 Unternehmungen 57 756 Meter- Centner im Werte von 25 672 11. erzeugt (44,5 kr. per Meter-Centner). Ist auch die Braunkohlen-Gewimmng in Krain gegenuber derselben in Bohmen verschwindend (Bohmen participiert an der gesammten Braunkohlenproduction mit 73,47 Percent, Steiermark mit 18,62 Percent, Oberosterreich mit 3,12 Percent, Krain mit 1,29 Percent), so ist doch Krain in der Reihe der Bander in Beziehung seiner Braunkohlenproduction das vierte. Von 27 Unternehmungen waren 13 in Betrieb. Die gesammle Erzeugung betrug 1089 508 Meter-Centner im Werte von 323 626 11. (29,73 kr. per Meter- Centner). Bei sammtlichen Braunkohlemverken des Landes entfiel auf jeden Arbeiter eine Productionscpiote von 1 607 Meter-Centnern im Geldbetrage von 477 11. Die bedeutendste Erzeugung hatte das Werk Sagor mit 97 Percent der Gesammtproduction, diesem folgte der Braunkohlenwerk-Complex Ranzinger, Tratten IV, Va und VI zu Gottschee, wahrend die iibrigen Werke nur geringe Productionen aufweisen. Die Erzeugung bat im Jahre 1880 in Krain um 0,58 Percent der Productions- menge und um 5,82 Percent des Productionswertes zugenommen. Fiir Steinkohlen standen die beiden Unternehmungen des Landes in Fristung, und liess eine von denselbcn die Grubengebaude durch einen Arbeiter instand halten. Aus dem Gesagten ergibt sich, von welcher Bedeutung die Bergwerksproduction tur Krain ist. Die Verhaltnisse der Bergwerksindustrie und speciell die Verbaltnisse der Arbeiter finden an anderer Stelle gebvirende Wiirdigung. Verkehrswege uncl Anstalten. 35 Verkehrswege und Anstalten. Ausser der Boden- und Waldnutzung, der Thierproduction und der Bergwerks- production sind die Verkehrswege und Anstalten von eminenter Wichtigkeit, weil nur diese die Verwertung der Nutzung vermitteln konnen; es kann daher der Zustand derselben nicht unbeachtet bleiben. Die Verkehrswege in Krain sind, was Strassen anbelangt, zahlreich und — \vie es in Gebirgslandern fast immer der Fali ist — meist in gutem, die ararischen in vorzuglichem Zustande. Die Lange der Aerarialstrassen betrug im Jabre 1879: 496 070 Kilometer am Anfange und am Schlusse des genannten Jahres, es entfielen daher auf 1 Quadrat- Kilometer 0,0496 Aerarialstrassen-Kilometer. Von den Strassen entfielen auf be- schotterte Strassen und Briicken 493100 Kilometer, auf gepflasterte Strassen und Brucken 0,929 Kilometer, auf Brucken weder gepflastert noch beschottert 2,041 Kilo¬ meter. Die Geldgebarung der Aerarialstrassen wies eine Einnahme von 225 fl., eine Ausgabe von 121 877 fl., also einen Reinaufwand von 121552 tl. nach. Im Mittel aller osterreichischen Bander entfielen auf 1 Quadrat - Kilometer 0,0522 Kilometer Aerarialstrassen, es steht also Krain zwar etwas unter dem Mittel, nimmt aber unter den Alpenlandern einen ziemlich vortheilhaften Bang ein, indem seine Strassenliinge jene von Steiermark, Karaten und Tirol tiberragt, dagegen sich unter jener von Salzburg, Vorarlberg und Triest-Gorz-Istrien befindet. Die Bezirks- und Gemeindestrassen zusammen hatten im Jabre 1879 eine Lange von 4 904 059 Kilometer, und zwar die Bezirksstrassen von 2 303 344 Kilo¬ meter, die Gemeindestrassen von 2 611 205 Kilometer. Es entfielen daher auf 1 Quadrat-Kilometer Flacheninhalt 0,2311 Kilometer Bezirksstrassen und 0,2616 Kilo¬ meter Gemeindestrassen. Das Reichsmittel der Landesstrassen betrug 0,0249 Kilometer (Krain lmtte im Jahre 1879 keine Landesstrassen), das Mittel der Bezirksstrassen 0,1213 Kilo¬ meter (Krain steht also liber diesem), das (iibrigens aus unvollstandigen Daten zusammengestellte) Mittel der Gemeindestrassen 0,1100 Kilometer (wird von Krain ebenfalls nicht unbedeutend uberschritten). Die Wasserstrassen in Krain (vor der Eroffnung der Siidbahn ein nicht un- \vichtiger, in allen und lil testen Zeiten wohl der wichtigste Verkehrsweg fiir den Transitohandel nach den sudlichen Donaulandern) vertritt der Savefluss von Salloch aus, welcher von Trifail ab zugleich die Grenze zwischen Steiermark und Krain bildet. Die Lange des schiffbaren Stromes innerhalb des Landes betragt 57 046 Kilo¬ meter. Die Einnahmen der Aerariahvasserbauten im Jahre 1879 betrugen 58 fl., die Ausgaben 42 776 11., der Reinaufwand 42 718 fl. Wie gesagt, seit die Siidbahn den Verkehr durch das Savethal vermittelt, ist die Schiffahrt auf dem Savestrome bedeutungslos geworden. Schiffbar fiir Kiihne, Platten u. s. w. sind wohl auch noch andere Fliisse (Kulpa, Gurk, die Laibach) sowie die Seen Krains, der Zirknizer, der Wocheiner und der Veldeser See. 5 * 36 I. Das Lancl Krain. Die acht Haupt- Aerarialstrassenziige vermitteln den Verkehr nach Kam ten (Wurzener Strasse und die Kankerstrasse), nach Steiermark (Wiener Strasse), nach Kroatien (Karlstadter Strasse), nach Triest (Triester Strasse). Drei Eisenbahnen durchziehen das Land in der Gesammtlange von 264 Kilo¬ meter: die Sudbahn von Sagor bis Divacca in der Lange von 153 Kilometer, die Balin von St. Peter nach Dornegg in der Lange von 16 Kilometer und ferner die Rudolfsbahn von Ratschacb bis Laibach in der Lange von 95 Kilometer, hier in die Sudbahn einmundend. Eine Verbindung des Eisenbahnnetzes mit Kroatien durch Unterkrain entsprache zwar dem Bediirfnisse des Landes sowie den commerciellen und strategischen Riicksichten, durfte aber vielleicht auf lange noch ein frommer Wunsch bleiben. Eine Vicinalbahn von Laibach nach Stein scheint ihrer Verwirk- lichung naher zu stehen. Ausgebreitet und zahlreich sind die Verkehrsanstalten in Krain: 2 ararische Postamter und 1 ararische Ambulanz, 106 nichtararische Postamter und Post- expeditionen, 11 Postamter mit Poststation, zusammen 120 Postanstalten sorgen flir den Verkehr, so dass 83,23 Quadrat-Kilometer und 4 010 Eimvohner auf ein Postamt entfallen. 15 Postamter versehen gleichzeitig den Telegraphendienst. 206 Postcurse in einer Gesammtlange von 2 788 Kilometer vermittelten im Jahre 1880 in Krain und Ktistenland den Postverkehr und legten einen Weg von 995 345 Kilometer zuriick. Ausserdem verkehrten taglich zur Postbeforderung 24 Eisenbahnzuge, welche einen Weg von 249 800 Kilometer durchliefen. 8 000 000 Briefe, Drucksorten und Warenproben, 865100 Zeitungen wurden befordert. An dem gesammten Zeitungs- verkehr in Oesterreich mit 75 282 900 Stiick nimmt Krain mit 0,7 Percent Antheil, und entfallt auf jeden Bewohner 1,1 Stiick hievon. II. Die Bewohner. Zahl und Dichtigkeii / Die Eimvohnerzahl des Herzogthums Krain betragt auf einem Flacheninhalt von 9 988,83 Quadrat-Kilometer (nach der Volkszahlung vom 31. Dezember 1880) 481 176 Einwohner. Von sammtlichen Bewohnern Krains sind 229 816 mannlichen und 251427 weiblichen Geschlechts, letzteres liberwiegt also um 21611 oder um 5 Percent. Es entfallen daher auf 1 Quadrat-Kilometer 48 Einwobner. Im Vergleiche mit denselben Verhaltnissen in den anderen Kronlandern ergibt sich der Hohe der Ziffer nach geordnet Folgendes: Es entfallen auf 1 Quadrat-Kilometer in: In der Gesammtheit aller im Reichsrathe vertretenen Lander entfallen 74 Ein- wohner auf 1 Quadrat-Kilometer, es steht also Krain tief unter diesem Mittel der Bevolkerungsdichtigkeit und rangiert z\vischen Vorarlberg und Steiermark als das zwolfte der im Reichsrathe vertretenen Lander. Nur Vorarlberg, Dalmatien, Karnten, Tirol und Salzburg stehen ihm nach. Im Volkszahlungsjahre 1869 betrug die Bevolkerungszahl 466,334 Einwohner, es bat also die Bevolkerung seit jener Zeit um 14 909 Einwohner oder 3,2 Percent zugenommen. Diese Zunabme vertheilt sich auf die einzelnen Bezirke und Gerichtsbezirke in folgender Weise: 38 II. I)ie Bewohner. Zahl und Dichtigkeit. 39 40 II. Die Bervohner. Die VolksentwickeIung \var demnach seit dem letzten Volkszahlungsjahre 1869 sehr ungleichartig; die Bevolkerung bat abgenommen in den Gerichtsbezirken Seno- setscb (1,4 Percent), Wippach (3,5 Percent), Ratschach (5,3 Percent), Bischoflack (1,8 Percent), Krainburg (4,6 Percent), Kronau (1,6 Percent) und Radmannsdorf (2,5 Percent), in allen iibrigen dagegen zugenommen, am meisten im Gerichts- bezirke Gottschee und Loitsch um je 10,3 Percent, Reifniz um 9,8 Percent, Gross- laschiz um 8,2 Percent, Laibacb. Umgebung um 8,1 Percent und Littai um 8 Percent, die Stadt Laibach hat um 16,3 Percent zugenommen. Im ganzen und grossen muss die Zunahme der Bevolkerung um 3,2 Percent als ein ungiinstiges Ergebnis tur die Beurtheilung der Volksentwickelung angesehen werden, besonders \venn der Vergleich mit der Zunahme der Bevolkerung in den iibrigen der im Reichsrathe vertretenen Lander gezogen wird. So betragt die Zunahme in: Tn der diesseitigen Reicbsbalfte in ihrer Gesammtbeit betragt die Zunahme 8,6 Percent. Krain rangiert also bezuglich der Bevolkerungszunahme unter den im Reichsrathe vertretenen Landern als das vierzehnte und hat nur Oberosterreich, Tirol, Gorz und Gradiška hinter sich. Diese oben angegebene Bevolkerung bildet 345 Gemeinden mit 3 263 Ort- schaften, darunter 14 Stadte und 23 Markte, in welchen sich 75 852 bewohnte und 3 351 unbewohnte, zusammen 79 203 Hauser befinden. In diesen Hausern sirrd 98 693 Wohnparteien untergebracht, es entfallen daher auf ein bervohntes Haus 6, auf eine Wohnpartei 4,8 Personen im Durchschnitte. Krain hat unter den 345 Gemeinden nur fiinf mit mehr als 5 000 Ein- rvohnern, und zwar: Im iibrigen entfallen im Durchschnitte 1390 Einwohner auf eine Orts- und 517 auf eine Catastralgemeinde. Religion. — Nationalitat. 41 Nach den Bezirken vertheilen sich die Gemeinden und die Bewohnerzahl in folgender Weise: Diese Vertheilung der Bevolkerung auf so viele kleine Gemeinden muss inso- fern als ein ungunstiges Moment bezeichnet werden, da die Zersplitterung der Bevolkerung in so viele kleine Verwaltungskorper die Administration in denselben und ganz besonderš in sanitarer Richtung sehr erschvvert, ja fast annulliert, da in so kleinen Verwaltungskorpern meist nicht die nothige finanzielle und oft nicht die erwiinschte intellectuelle Kraft disponibel ist. Der Religion nach sind von den 481 176 Einwohnern 480 079 ronftsch- katholisch, 201 griechisch- katholisch, 1 armenisch, 3 altkatholisch, 319 griechisch- orientalisch, 24 armenisch-orientalisch (nicht unierte), 509 evangelisch, und zwar 381 Augsburger und 128 helvelischer Confession, 3 Anglicaner, 1 Unitarier, 96 Tsrae- liten, 7 Confessionslose. Der Nationalitat nach (und zwar bei der Volkszahlung im Jahre 1880 unter der Rubrik «Umgangssprache» erhoben) sind 447 366 Slovenen, 29 392 Deutsche. 317 italienisch-ladinisch, 266 serbisch-kroatisch, 244 bohmisch-mahrisch-slovakisch. 21 polnisch und 1 rumanisch. Die slovenische Nationalitat nimmt daher 93,66 Percent die deutsche 6,15 Percent in Anspruch. Rein deutsch sind die meisten Gemeinden des Bezirkes Gottschee und die Gemeinde Weissenfels in Oberkrain, im iibrigen sind die Deutschen in den Stadten und Industrieorten am meisten vertreten. 6 42 II. Die Bewohner. Nadi dem Alter waren: vom mdnnlichen Gescldechte: 1 1 I I 1 ' i i I 32 013 24-822 22 727 215641 20453 | 17914 17 620 16 847 15689 ] 13217 j 17410 11587 9 890 ! 7 045 1 4620 2103 715 32435; 25111 23158 ! 20 781 17 751 14760 14757 14763 13165 11369 9822 9 746 8427|6623 4172 i 2108 708 vom tceiblichen G escldechte: Nadi dem Stande. Anwesen.de einheimische und fremde Bevolkemng: Es waren also von der Gesammtbevolkerung 63,04 Percent ledig, 31,01 Percent verheiratet, 5,94 Percent verwitwet und 0,01 Percent getrennt; oder von der mann- lichen Bevolkemng 64,04 Percent ledig, 31,59 Percent verheiratet, 3,95 Percent verwitwet und 0,01 Percent getrennt, von der weiblichen Bevolkemng 61,73 Percent ledig, 30,44 Percent verheiratet, 7,80 Percent verwitwet und 0,01 Percent getrennt. Nadi dem Bildungsgrade, Es konnen daher 28,43 Percent der Gesammtbevolkerung schreiben und lesen, 17,45 Percent nur lesen allein und 54,12 Percent sind des Lesens und Schreibens unkundig. Ziebt man von dieser Ziffer die Kinder bis zum sechsten Lebensjahre, die ja natiirliche Analphabeten sind, ab, so stellt sich der Percentsatz der des Lesens und Schreibens Unkundigen dem entsprechend giinstiger, bleibt jedoch noch immer von bedauerlicher Hohe und zeigt, dass fur die geistige Entwickelung des Volkes noch vieles zu bessern ubrig bleibt. Abwesende. 43 Das Verhaltnis der Analphabeten in den librigen Landern ist in folgender Tabelle ersichtlich gemacht: Das Mittel aller Lander betragt fiir jene, die lesen und schreiben konnen, 49,36 Percent; Kram (28,43 Percent) steht also tief unter dem Mittel der Lander. Am gunstigsten stehen die deutschen Provinzen und Bohmen, am tiefsten Bukowina und Dalmatien (9,17 und 9,86 Percent). Ebenfalls nngiinstig fiir Krain ist das Verhaltnis derjenigen, die des Lesens und Schreibens unkundig sind. Das Mittel der Lander betragt namlich 44,56 Percent, das Mittel von Krain dagegen 54,12 Percent. Ungiinstiger als Krain stellen sich noch Gorz und Gradiška mit 60,33 Percent, Istrien mit 77,82 Percent, Galizien mit 81,14 Percent, Bukowina mit 89,69 Percent und Dalmatien mit 89,27 Percent. Abwesende. Von den Einwohnern Krains sind ausserhalb des Landes ab- wesend, und zwar: also zusammen . . . 53 013 oder 11,00 Perc. der Bevolk. oder 100,00 Perc. der Abwesenden. 44 II. Die Bewohner. lebten: vvaren Von den in den osterreichischen Landern abwesenden Einwohnern Krains Suinine ... 43 699 oder 100.00 Peroent. Von den in den Landern der ungarischen Krone sicli aufhaltenden Krainern Von den im ubrigen Auslande lebenden Krainern hielten sicli auf: Summe ... 1 356 oder 100,00 Percent. Beruf, Erwerb und Beschaftigung. 45 Diese Darstellung illustriert am besten die Ar mul. des Landes, indem 11 Percent der Bevolkerung den Erwerb ausserhalb des Landes suchen miissen. Und zwar lehrt diese Statistik, dass die iiberwiegende Mehrzahl der ausserhalb des Landes befind- lichen Krainer in den osterreichischen Provinzen sich befindet, namlich 9 Percent aller Einwobner oder 82,44 Percent der Abwesenden, und zwar am meisten in Steiermark, Triest und Niederosterreich; nur 1,37 Percent der Bevolkerung oder 12,52 Percent der Abwesenden betinden sich in den ungarischen Landern, und unter diesen die meisten in Kroatien und Slavonien. Von den im eigentlichen Aus- lande befmdlichen Krainern sind die meisten in Baiern und in Amerika, dann in Wurttemberg und in den iibrigen deutschen Staaten. Unter den Eimvohnern Krains befmden sich dagegen nur 13 456 anwesende Fremde oder 2,79 Percent der Bevolkerung, und zwar waren anwesend: aus den osterr. Landern . . 9 820 oder 2,04 Perc. der Bevolk. oder 73,00 Perc. der anwes. Fremden, zusammen . . . 13 456 oder 2,79 Perc. der Bevolk. oder 100,00 Perc. der anwes. Fremden. Nach Beruf, Erwerb und Beschaftigung, gruppiert in der bel der Zahlung vom 31. Bezember 1880 eingehaltenen Gliederung: Die hochste Percentziffer bildet die Rubrik der Personen ohne bestimmten Erwerb mit 46,90 Percent, dann die Land- und Forshvirte, Jager und Fischer mit 38,24 Percent, Industrie und Gewerbe mit 8,33 Percent, dann die Diener fur per- sonliche Leistungen mit 2,86 Percent; dann folgen die Haus- und Realitatenbesitzer mit 0,86 Percent, der Mandel mit der verhaltnismassig kleinen Ziffer von 0,61 Percent, das Berg- und Huttemvesen mit 0,53 Percent, das active Militar mit 0,47 Percent, die Beamten mit 0,44 Percent, Transport - Unternehmungen mit 0,30 Percent, die Geistlichen mit 0,21 Percent, die Lehrer mit 0,13 Percent, das Sanitatspersonale mit 46 II. I)ie Bevvohner. 0,07 Percent, die Ktinstler mit 0,05 Percent, die Advocaten und Notare mit 0,04 Percent, die Geld- und Gredit-Institute mit 0,008 Percent und die Schriftsteller mit der minimalen Ziffer von 0,002 Percent der Gesammtbevolkerung. Krain ist also vermoge des Berufes und Erwerbes seiner Bewobner ein vor- wiegend agricoles Band, Handel und Industrie nehmen einen nur untergeordneten Bang ein. Die die eigentliche Intelligenz reprasentierenden Berufsarlen (Geistliche, Aerzte, Kunstler, Lehrer, Schriftsteller, Advocaten und Notare) nehmen in ihrer Gesammtheit nur den Percentsatz von 0,942 Percent der Gesammtbevolkerung in Anspruch. Die Zahl der Geistlichen ist im statistischen Jahrbuche der k. k. statistischen Centralcommission vom Jahre 1881, I. Heft, nach den Nachweisungen der Volks- zahlung vom 31. Dezember 1880 mit 1021 angegeben, wahrend im statistischen Jahrbuche der k. k. statistischen Centralcommission vom Jahre 1881, V. Heft, diese Zahl mit 742 angegeben erscheint. Volksbewegung. Trauungen. Es wurden im Jahre 1881 in Krain 3 370 Ehen (gegen 3 259 im Jahre 1880) geschlossen, und zwar 2 725 zwischen beiderseits Ledigen (2 575 im Jahre 1880), 59 zwischen beiderseits Verwitweten (68 im Jahre 1880), 400 Witwer mit Ledigen (414 im Jahre 1880) und 186 Witwen mit Ledigen (202 im Jahre 1880). Es ent- fallt daher auf je 143 Eimvohner (147 im Jahre 1880) eine Trauung. Es bat sich demnach das Verhaltnis der Trauungen zur Eimvolmerzahl gegen das Vorjahr gebessert. Dasselbe Verhaltnis stellt sich fur die beiden Jahre 1881 und 1880 in den einzelnen osterreichischen Landern wie folgt dar. Es entfiel: Volksbevvegung. 47 Im Mittel aller Lander in Oesterreich entfiel im Jahre 1881 eine Ehe- schliessung auf 125, im Jahre 1880 auf je 132 Einwohner. Krain zeigt also im ganzen in dem Verhaltnisse der Trauungen zu seiner Einwohnerzahl ein ungunstiges Verhaltnis und ist das zwolfte im Range der Lander, wenngleich sich das Verhaltnis gegen das Vorjahr gebessert hat. Es ist iibrigens eine auffallende Erscheinung, dass die Zalil der Eheschliessungen in den Alpenlandern viel niederer steht als in den Flachlandern, was wohl in den Armutsverhaltnissen dieser, die kargliche Nahrung dem sproden Boden nur im ter Anstrengung aller Krafte ahtrotzenden Alpenbevolkemng den Grund finden diirfte, ein Grund, der fur Krain mit seinen wusten Karststrecken gariz besonders zutreffend ist, wenngleich Krain trotzdem gegenuber den anderen Alpenlandern noch immer ein gunstigeres Verhaltnis aufweist. Mit dieser niedrigen Ziffer der Trauungen hangt wohl auch das spater zu erorternde lJeberwiegen der unehelichen Geburten in den Alpenlandern zusammen. Am auffallendsten zeigt sicb dieser Zusammenbang in Ivarnten, wo erst auf 201 Einwohner eine Ehescbliessung entfallt, ivahrend auf je 100 Geburten 46,30 uneheliche entfallen. Geburten. Es wu.rden geboren: Es bat also die Zalil der Geburten gegen das Vorjahr abgenommen um 542 Geburten. Es entfiel im Jahre 1881 eine Geburt auf je 28 Eimvohner, \vahrend im Jahre 1880 bereits auf je 27 Einwohner eine Geburt bel, daber sicb das Verhaltnis der Geburten im Jahre 1881 verschlechtert hat. Das Verhaltnis der Geburten uberhaupt zur Eimvolmerzahl verhalt sicb in den iibrigen osterreichischen Landern in folgender Weise. Es entfiel: 48 II. Die Bevvohner. in Karnten . . . . »' Oberosterreich. » Steiermark . . » Salzburg . . . » Vorarlberg . . » Tirol. Aus dieser Zusammensteliung erhellt, dass das Verhaltnis der Geburten z ur Einwohnerzahl in Krain kein gunstiges ist, da im Mittel aller Lander bereits auf 24 (26 im Jahre 1880) Einwohner eine Geburt entfallt, wahrend in Krain dies erst auf 28 (27 im Jahre 1880) Eimvohner der Fali ist. Audi hier fallt das ungiinstige Verhaltnis der Alpenlander gegenuber den Flachlandern auf, vvenngleich Krain unter den ersteren das giinstigste Verhaltnis zeigt, inshesondere Tirol gegenuber. Was die Mehrlingsgeburten anbelangt, so kamen unter den 17 285 Geburten des Jahres 1881 (17 827 des Jahres 1880) 446 Zwillingsgeburten vor (gegen 404 im Jahre 1880) oder 2,58 Percent aller Geburten (gegen 2,26 Percent im Jahre 1880). Von diesen Zwillingsgeburten waren Lebendgeborene 431 (385 im Jahre 1880) und Todtgeborene 15 (19 im Jahre 1880). Von ersteren, und zwar den ehelichen Lebendgeborenen waren 103mal je z\vei Knaben (lOlmal im Jahre 1880), 155mal je ein Madchen und eiri Knabe (146mal im Jahre 1880), 136mal je zwei Madchen (108mal im Jahre 1880). Von den unehelichen Lebendgeborenen waren 17mal je zwei Knaben (zebnmal im Jahre 1880), 18mal je ein Knabe und ein Madchen (zwolfmal im Jahre 1880) und zweimal je zwei Madchen (achtmal im Jahre 1880). Von den ehelichen Todtgeborenen waren dreimal je zwei Knaben (funfmal im Jahre 1880), dreimal je ein Knabe und ein Madchen (sechsmal im Jahre 1880), achtmal je zwei Madchen (sechsmal im Jahre 1880). Von den unehelichen Todtgeborenen waren einmal je zwei Knaben (zweimal im Jahre 1880). In den osterreichischen Landern betragt im Mittel die Zahl der Z\villings- geburten 2,30 Percent (2,33 Percent im Jahre 1880), es iibersteigt daher Krain etwas das Reichsmittel des Jahres 1881. Drillingsgeburten kamen im Jahre 1881 sechs vor, und zwar von den ehe¬ lichen Lebendgeborenen dreimal zwei Knaben und ein Madchen und dreimal ein Knabe und z\vei Madchen (Drillingsgeburten kamen im Jahre 1880 nicht vor). Andere Mehrlingsgeburten kamen weder im Jahre 1881 noch im Jahre 1880 vor. Was das Verhaltnis der ehelichen Geburten zu den unehelichen betrifft, so waren von' den 17 285 Geburten des Jahres 1881, und zwar von den Lebendgeborenen 89,83 Percent ehelich und 8,50 Percent unehelich, von den Todtgeborenen 1,45 Percent ehelich und 0,22 Percent unehelich. Inclusivc der Todtgeborenen \varen von sammtlichen Geburten des Jahres 1881 91,57 Percent eheliche und 8,43 Percent uneheliche Geburten. Von den 17 827 Ge¬ burten des Jahres 1880 waren 90,15 Percent der Lebendgeborenen eheliche und Volksbewegung. 49 7,41 Percent der Lebendgeborenen uneheliche Geburten, und inclusive der Todt- geborenen waren 91,73 Percent aller Geburten eheliche und 8,27 Percent aller Ge¬ burten uneheliche, so dass dieses \erhaltnis tur beide Jalne nur ein unwesentlich verschiedenes ist. Vergleicht man dieses Verhaltnis der ehelichen zu den unehelichen Geburten mit jenem in den anderen im Reichsrathe vertretenen Landern, so langieien diese letzteren nach der Hohe der Ziffer in tolgender \Veise. Es entfallen inclusive der Todtgeburten in: Dieses Verhaltnis stellt sich nach obiger Zusammenstellung fur Krain sehr gunstig. In der Reihe der Lander nimmt es im Jahre 1881 die siebente, im Jahre 1880 die sechste Stelle ein und befmdet sich tief unter dem Mittel der oster- reichischen Lander; namentlich gegen die iibrigen Alpenlander (Tirol und Vorarlberg ausgenommen) stellt sich das Percentverhaltnis von Krain ganz unverhaltnismassig giinstiger. Bemerkenswert ist auch die Stabilitat dieses Verhaltnisses in den Jahren 1881 und 1880 nicht bloss fiir Krain, sondern fur alle iibrigen Lander einzeln und in ihrer Gesammtheit. 7 50 II. Die Bevvohner. Nachdcm der Zuvvachs der Bevolkerung in Krain seit der Volkszahlung im Jahre 1869, also in 11 Jahren, nur 14 909 betrug, dagegen der Zmvachs an Geburten in einem Jahre allein 17 285 betrug, so musste die Bevolkerungszunahme im ganzen eine weit bedeutendere sein, als sie es in der Wirklichkeit ist. Der Grand hiefiir liegt, wie in der Mortalitatsstatistik des naheren erortert vverden wird, in der grossen Sterblichkeit im allgemeinen, in der grossen Zahl und Intensitat der Epide- mien, die jahrein jahraus die Bevolkerung decimieren, und wohl auch in der Grosse der Sterblichkeit der Kinder vom ersten bis zum fiinften Lebensjahre. Ausser den genannten Factoren kommt wohl noch die zunehmende Armut und vielleicht auch der nicht zu unterschatzende nachtheilige Einfluss der Zunahme des Alkoholmiss- brauches in Betracht. Kindersterblichkeit. Obwohl die Sterblichkeit im allgemeinen erst im zweiten Theile dieses Buches zu eingehender Erorterimg gelangt, so kann doch die Kindersterblichkeit als ein so wichtiger Factor der Volksbevvegung auch an dieser Stelle nicht iibergangen werden. Es starben im Jahre 1881 in Krain (ohne die Todtgeborenen) von der Geburt bis mit einem Jahre, und zwar: - 752 Summe aller im ersten Lebensjahre Gestorbenen. 2 959 Es starben daher im Jahre 1881 von den im ersten Lebensjahre verstorbenen Kindern: 38,90 Percent von der Geburt bis mit 1 Monat, 39,10 » » 1 Monat » » 6 Monaten, 22,00 » »6 Monaten » » 12 » Und von allen im Jahre 1881 geborenen Kindern (exclusive der Todtgeborenen), zusammen 16 995, starben daher 18 Percent im ersten Lebensjahre. Volksbewegung. 51 Im Jahre 1880 slarben cinem Jahre, und zwar: von der Geburt bis mit 1 Monat von 1 Monat. bis mit 6 Monaten von 6 Monaten bis mit 12 Monaten Summe aller im ersten Lebensjahre Gestorbenen. 3 092 Es starben daher von den im ersten Lebensjahre Verstorbenen im Jahre 1880: 38.90 Percent von der Geburt bis mit 1 Monat, 35.90 » »1 Monat » » 6 Monaten, 25,20 » » 6 Monaten » » 12 » Und von allen im Jahre 1880 geborenen Kindern (mit Ausschlnss der Todt- geborenen) zusarnmen starben 18 Percent im ersten Lebensjahre. Das Verhaltnis der Sterblichkeit innerhalb des ersten Lebensjahres blieb sich also in beiden Jahren annahernd gleich, die grosste Sterblichkeit fallt in den ersten Monat nach der Geburt, nimmt im Zeitraume von einem bis mit sechs Monaten wieder ab und sinkt in der zweiten Jahreshalfte noch tiefer. Die Kindersterblichkeit im ersten Lebensjahre verhalt sich in den ubrigen im Reichsrathe vertretenen Landern in den beiden Vergleichsjahren 1881 und 1880 in folgender Weise. Es starben von sammtlichen Geborenen der Jahre 1881 und 1880 im ersten Lebensjahre: 1881: 1880: (ohne die Todtgeborenen) von der Geburt bis zu 52 II. Die Bevvohner. Die Kindersterblichkeit der ersten 1'iinf Lebensjahre verhalt sich folgender- massen: Es starben im Jahre 1881 in Krain (mit Ausschluss der Todtgeborenen): vonderGeburtbis mit 1 Jahre 2 959 oder 56 Percent aller in den ersten fiinf Jahren gestorb. Kinder, zusammen ... 5 296 oder 100 Percent (2 805 mannl., 2 491 weibl. Geschlechts). Im Jahre 1880 starben in Krain (mit Ausschluss der Todtgeborenen): vonderGeburtbis mit 1 Jahre 3 092 oder 56 Percent aller in den ersten fiinf Jahren gestorb.Kinder, » 1 Jahr » » 2 Jahren 1062 » 19 » » » » » » » » » » 2 Jahren » » 3 » 592 » 11 » » » » » » » » » »3 » » » 4 » 444 » 8 »■»»». » » » » » »4 » » » 5 » 360 » 6 » »»»»»» » » zusammen ... 5 550 oder 100 Percent (3 057 mannl., 2 493 weibl. Geschlechts). Das Verhaltnis der Sterblicbkeit der einzelnen ersten funf Lebensjahre blieb in beiden Vergleichsjahren mit geringer Schwankung dasselbe; das grosste Contingent der Sterblicbkeit stellt das erste Lebensjahr, und dieselbe nimmt sodami mit jedem Jahre bedeutend ab, die geringste Differenz zeigt das Alter von 3 bis 4 und von 4 bis 5 Jahren. Es wiirde zu weit fiihren, das Sterblichkeitsverhaltnis der ersten fiinf Lebens¬ jahre mit demselben Verhaltnisse in den einzelnen Landern Oesterreichs in Vergleich zu ziehen, doch ist zur Beurtheilung des Ziffernwertes der Vergleich mit dem Mittel aller Lander Oesterreichs ersichtlich gemacht. Volksbewegung. 53 Es starben im Jahre 1881 in sammtlichen Landern Oesterreichs zusammen: von der Geburt bis mit 1 Jahre 208 357 oder 65 Percent aller Verstorbenen, 1 Jahr 2 Jahren 3 > 4 » 2 Jahren 52 625 » 16 3 » 27 640 » 9 4 * 18 267 » 6 5 » 14476 » 4 zusammen 321 365 oder 100 Percent. Auch diesem Verhaltnisse gegeniiber zeigt sich ein sehr ahnliches Verhalten, nur ist die Sterblichkeit des ersten Lebensjahres in Krain, wie bereits an anderer Stelle erortert, giinstiger, als dies nach dem Mittel aller Lander in diesen ist, dagegen ist die Sterblichkeit der ubrigen vier Jahre in Krain ungiinstiger, als dies im Mittel der Lander der Fali ist. Ungiinstiger stellt sich die Sterblichkeit der ersten fiinf Lebensjahre gegen- uber der Sterblichkeit des ersten Lebensjahres. Es starben namlich von sammtlichen Verstorbenen des Jahres 1881 — im ganzen 13186 Menschen — in den ersten fiinf Lebensjahren bereits \vieder 5 296 oder 40,16 Percent aller Verstorbenen. Zwar steht Krain unter dem Mittel der osterreichischen Lander, indem von sammtlichen in den osterreichischen Landern im Jahre 1881 verstorbenen 676 515 Menschen deren 321365 in den ersten fiinf Lebensjahren stehcnde starben, oder 47,50 Percent, doch nimmt Krain im Vergleich mit den ubrigen Landern gegeniiber der Sterblichkeit des ersten Lebensjahres einen ungunstigeren Rang ein. Es starben namlich von den im Jahre 1881 Gestorbenen in den ersten fiinf Lebensjahren Stehende, und zwar: in Gesammt-Oesterreich 47,50 Percent. 54 II. Die Bewohner. Krain ist also in Ansehung seiner Kindersterblichkeit in den ersten fiinf Jahren das achte der Lander Oesterreichs und wird namenilich in den librigen Alpenlandern durch giinstigere Verhaltnisse iibertroffen, arn auffallendsten durch das benachbarte Gorz. In folgender Tabelle ist ersichtlich gemacht, in welchem Percentverhaltnisse die einzelnen Lebensjahre von der Geburt bis liber 100 Jahre an der Gesammt- sterblichkeit participieren, wobei bemerkt werden muss, dass in dem statistischen Jahrbuch fiir das Jahr 1881 (I. Iieft, II. Abtheilung) die Summe der im Jahre 1881 in Krain Gestorbenen mit 13186 angegeben erscheint, wahrend in den amtlichen Ausweisen des Jahres-Sanitatsberichtes liber die Todesarten die Summe der in dem genannten Jahre Gestorbenen (ohne Todtgeborene) mit 13169 angegeben ist, daher eine nicht aufgeklarte Differenz von 17 obwaltet. In zehnjahrige Perioden getheilt ergibt sich die Sterblichkeit nach dem Alter fiir das Jahr 1881 in folgender Weise. Es starben in Krain im Jahre 1881: in ihrer Gesammtheit. Es starben: von der Geburt bis 10 Jahren 188 553 miinnl., 163476 weibl, zus. 352 029 Personen oder 52,06 Percent, Volksbewegung. 55 Trauungen, Geburten (Lebendgeborene) und Todesfalle. Im Jahre 1881. In Folgendem ist das Verhaltnis der Trauungen, Lebendgeborenen und der Gestorbenen im Jahre 1881 nach den Bezirken ersichtlich gemacht. Im Jahre 1880. 56 II. Die Bewohner. Das Verhaltnis der Trauungen zur Eimvohnerzahl stellt sich demnach in den einzelnen Bezirken wie folgt. Es entfallt: Uie Summe der Lebendgeborenen im Jahre 1881 mit 16 995 (17 494 im Jahre 1880) iiberragt die Summe der Gestorbenen mit 13186 um 3 809 (4 213 im Jahre 1880). Es entfallt in Krain im Jahre 1881 bereits eine Geburt auf 28 Einwohner (auf 27 im Jahre 1880), wahrend erst auf je 36 (36 im Vorjahre) Einwohner ein Sterbefall entfallt. Das ungiinstigste Verhaltnis der Lebendgeborenen zu den Gestorbenen zeigt die Stadt Laibach, indem die Summe der Gestorbenen jene der Lebendgeborenen um 212 iiberragt (um 225 im Jahre 1880). Dann folgt Tschernembl, wo im Jahre 1881 106 mehr gestorben sind, als geboren wurden, wahrend im Jahre 1880 daselbst um 267 mehr geboren \vurden, als gestorben sind. Das schlechte Verhaltnis Tschernembls im Jahre 1881 resultiert aus einer grossen Blatternepidemie, welche den Bezirk verheerend durchzog und an anderer Stelle zu eingehender Erorterung gelangt. Fiir die Stadt Laibach karm die Erklarung des misslichen Verhaltnisses nur in der grossen Sterblichkeit uberhaupt gesucht werden, welche wohl grossentheils eine Folge der Ausserachtlassung der hauptsachlichsten hygienischen Massregeln (Impragnierung des Bodens mit verwesenden animalischen Substanzen infolge des Mangels einer rationellen Mehrungsabfuhr, dadurch bedingtes schlechtes Trink- wasser, Verunreinigung des Luftkreises mit ungesunden Gašen und Staub u. s. w.) sein mag. Das ungiinstigste Verhaltnis der Geburtenzahl zur Eimvohnerzahl zeigt die Stadt Laibach, wo erst auf 35 Einwohner (36 im Vorjahre) eine Geburt entfallt, wahrend dies in Littai bereits auf 20, in Laibach Umgebung auf 26, in Gottschee, Tschernembl und Loitsch auf je 27, in Rudolfswert auf 28, in Adelsberg, Krainburg und Stein auf je 29, in Gurkfeld und Radmannsdorf auf je 30 und im Mittel von ganz Krain auf 28 Einwohner der Fali ist. Volksbewegung. o l Auch in Ansehung der Todesfalle zeigen besonders Tschernembl und Laibach ein sehr unglinstiges Verhalten, indem selbe mit je einem Todesfall auf 24 und 27 Einwohner tief unter dem Landesmittel stehen, in welchem erst auf 36 Ein- wohner ein Todesfall entfallt. Das giinstigste Verhaltnis zeigen Rudolfswert, Gurkfeld und Adelsberg, wo ein Todesfall erst auf 65, 50 und 45 Eimvohner entfallt. Nachfolgende zwei Tabellen zeigen dasselbe Verhaltnis in den iibrigen Landern in Oesterreich, und zwar: Im Jahre 1880. Im Mittel aller Lander entfiel eine Trauung auf 132, eine Geburt auf 26, ein Todesfall auf 34 Einwohner. Im Jahre 1881. 8 58 H. Die Bewohner. Krain zeigt daher im Vergleiche mit den librigen Landern in Ansehung des Verhaltnisses der Zahl der Trauungen zur Einwohnerzahl ein ungunstiges Verhaltnis, indem in den osterreichischen Landern in ihrer Gesammtbeit schon auf 125 Ein- wohner eine Trauung entfallt, wahrend dies in Krain erst auf 143 (147 im Jahre 1880) der Fali ist. Doch stelit sich das Verhaltnis im Vergleiche mit den eigentlicheii Alpen¬ landern sehr zum Vortheile Krains, da in Steiermark, Tirol, Vorarlberg, Salzburg und ganz besonders in Karnten noch ungunstigere Verhaltnisse obwalten. Ein ahnliches Verhalten zeigt Krain in Ansehung des Verhaltnisses der Lebend- geborenen; es steht zwar unter dem Mittel Gesammt-Oesterreichs, indem in den oster¬ reichischen Landern zusammen bereits auf 25 Eimvolmer eine Geburt entfallt, wah- rend dies in Krain erst auf 28 (27 im Jahre 1880) Einwohner der Fali ist, dagegen ubertrifft es die Alpenlander durch ein gtinstigeres Verhaltnis. In Ansehung der Todesfalle steht es jedoch giinstiger zum Mittel der oster¬ reichischen Lander. Wahrend in diesen bereits auf 33 Kimvolmer ein Todesfall ent¬ fallt, ist dies in Krain erst auf 36 (36 im Jahre 1880) der Fali, dagegen steht es gegeniiber den Alpenlandern vvieder ungiinstiger, besonders Tirol gegenuber, in welchem Lande erst auf 40 Einvvohner ein Todesfall entfallt. Die geistige Entwickelung der Bewohner. Die Bewohner von Krain sind im ganzen ein zu geistiger Entwickelung sehr befahigter Volksstamm, bedeutende Gelehrte (Vega u. a.), Dichter (Anastasius Griin, Prešerin, Vodnik u. s. w.), Geschichtsforscher (Valvasor, Dimitz) sind geborene Krainer. Weniger zur Bedeutung gelangten die Kunste; mit Ausnahme von Gallus Handel als Musiker bat sich weder in der Musik noch in den bildenden Kimsten ein Krainer je einen hervorragenden Namen gemacht. Ist auch das plastische Talent ein nicht so ausgesprocbenes w:ie in anderen Alpenlandern (z. B. Tirol, Oberbaiern), so ist der Krainer vermoge seiner Veranlagung doch zu intellectueller Entwickelung in hohem Grade befahigt, Die geistige Veranlagung und Entwickelung kann aus Folgendem erkannt werden. Besuch der Hochschulen. Was den Besuch der Hochschulen anbelangt, so besuchten im Jahre 1881 74 Krainer die Hochschule in Wien, 39 die Hochschule in Graz, 2 die in Innsbruck, 1 die in Prag, also im ganzen 116; es entfallt daher ein Universitatshorer auf 4148 Eimvohner. Der Vergleich dieses Verhaltnisses mit dem der iibrigen Lander fallt jedoch leider nicht zu Gunsten Krains aus. Es entfallt je ein Universitatshorer: in Tirol.auf 1 901 Eimvohner, » Niederosterreich . » 2 001 » » Bohmen.» 2 073 » » Vorarlberg ...» 2 147 » in Triest.auf 2 155 Einwohner, » Mahren. » 2 439 » » der Bukowina 2 508 » » (lalizien. » 2 748 » Die geistige Entwickelung der Bewohner. 59 Im Mittel aller Lander in Oesterreich entfallt ein Universitatshorer auf 2 652 Einwohner. Es steht also Krain diesem Mittel gegeniiber sehr ungiinstig und wird iiber- haupt mir von Oberosterreich und Gorz durch ein noch ungiinstigeres Verhaltnis iibertroffen. Von den oben angefiibrten 116 Universitatshorern waren 2 der theologischen, 81 der juridischen, 3 der medicinischen und 30 der philosophischen Facultat angehorig. Theologen besuchen nur ausnabmsweise die Universitat, da sie im fiirst- bischoflichen Seminar in Laibach ausgebildet werden, doch talit der geringe Besuch der medicinischen Facultat auf, und ist diese Erscheinung nur ein Relief tur die wenig gunstigen Aussichten, die sich dem praktiscben Arzte in Krain eroffnen. Das Verhaltnis des U n i versi tatsbesu cb e s im Sommersemester desselben Jahres war fiir Krain fast dasselbe, indem um fiinf Horer weniger inscribiert waren, darunter ein Mediciner. Besuch der technischen Hochschulen. Ausserdem besuchten im Wintersemester 1880/81 25 Krainer die technischen Hochschulen, und zwar 11 in Wien und 14 in Graz, es entfallt somit auf 19 247 Einwohner ein Horer der technischen Hochschulen. Aus folgender Zusammenstellung kann der Vergleich mit den iibrigen Landern gezogen werden. Es entfiel im Wintersemester 1880/81 je ein Horer der technischen Hoch¬ schulen : in Mahren . . . » Bohra en . . . » Niederosterreich » Triest .... » Steiermark . . » Sehlesien. . . » Karaten . . . » Dalmatien . . » Gorz .... auf 5 039 Einwohner, » 5 278 » » 6 557 » » 8 024 » 10103 » 10 286 » » 13 410 » » 14004 » 14 016 in Galizien . . . » Oberosterreich » Krain .... * der Bukovvina. » Tirol .... » Vorarlberg . . » Istrien .... i Salzburg . . . auf 16 214 Einwohner, » 18 558 » » 19 247 » 21096 » 26 817 * 26 841 » 26 929 » 32 713 Im Mittel aller Lander entfallt ein Horer der technischen Hochschulen aul 8 463 Einwohner. Krain steht also auch diesem Mittel gegeniiber ungiinstig und wird nur von Salzburg, Istrien, Tirol, Vorarlberg und der Bukowina mit noch ungiinstigeren Ver- haltnissen iibertrotfen, ein Vergleich mit den Industrielandern ■/.<<.% ego/fr Mahren, Bohmen und Niederosterreich ist kaum zulassig, wie iiberhaupt die Alpenlander in der Pflege der Technik gegeniiber den anderen Landern weit zuriickstehen. 8 * 60 II. Die Bewohner. Im Sommersemester desselben Jahres stanci Ivrain mit 21 Horern um vier gegen das Vorsemester zurlick. Ausserdem besuchten 15 Krainer die Hochschule jur Bodencultur im Winter- semester 1880/81 (gegen 14 im Sommersemester), 4 die Fachschule far Bergivesen an der k. k. Bergakademie in Leoben, 4 die Handelsalcademie in Graz, 4 die h. h. AJcademie der bildenden Kunste in Wien. Die bischofliche Lehranstalt (vollstandiges theologisches Studium mit vier Jahrgangen) besuchten 44 Studierende. Besuch der Mittelschulen. Giinstiger stellt sich im selben Jahre der Besuch der Mittelschulen, deren es in Krain 5 gibt, und zwar 4 k. k. Gymnasien (Laibach [deutsche uncl slovenische Abtheilung], Gottschee [deutsch], Krainburg [deutsch], Rudolfswert [deutsch]) und die k. k. Oberrealschule in Laibach [deutsch]. Es besuchten die genannten vier Gymnasien 877 Schiller (185 Deutsche, 678 Slovenen, 4 Czecho-Slaven, 3 Serbo-Ivroaten, 6 Italiener, Ladiner und Friauler, 1 nicht angegebener Nationalitat), darunter 174 Stipendisten. Der Besuch der einzelnen Gymnasien ist in folgender Tabelle ersichtlich gemacht: Die k. k. Oberrealschule in Laibach (7 Classen, 20 Lehrer) wurde im genannten Jahre von 221 Schulern hesucht, von denen einer Privatist war. Der Muttersprache nach waren 101 Deutsche, 2 Czecho-Slaven, 91 Slovenen, 3 Serbo-Kroaten, 23 Italiener, Ladiner und Friauler, 1 nicht angegebener Nationalitat; dem Religions- bekenntnisse nach waren 217 katholisch, 1 griechisch - orientalisch, 2 evangelisch, 1 israelitisch. Es waren 18 Stipendisten; das Schulgeld betrug 3126 II., der Stipendienbetrag 1 973 II. Es besuchten also zusammen 1 098 Schiller die krainischen Mittelschulen. Die geistige Entwickelung der Bewohner. 61 Die folgende Zusammenstellung zeigt das Verhaltnis, in welchem Krain in Ansehung seines Gymnasialbesuches steht. Es entfiel im Jahre 1880/81 je ein Gvmnasialschuler: Vorarlberg bat nur ein Realgymnasium mit. 120 Schiilern. Das Mittel aller Lander betragt einen Schiller auf 551 Eimvohner, Krain steht daher dem Mittel sehr nahe, iiberragt insbesondere die anrainenden Nachbar- lander Karnten, Steiermark, Gorz und ist iiberhaupt das neunte Land Oesterreichs hinsichtlich seines Gymnasialbesuches. Es kann- ubrigens die Erscheinung eines so starken Gymnasialbesuches gegeniiber dem verhaltnismassig geringen Besuche der Hochschulen nicht als ein Gliick fiir Krain bezeichnet werden, weil eben verhaltnis¬ massig \venige Gymnasialschuler in die Hochschulen aufsteigen, daher viele Schiller es zu einem gewissen Grade des Halhvvissens bringen, der sie, ohne ihnen den Vortheil ausreicliender Bildung zu bieten, dem Gewerbe und natiirlichem Enverbe gleichwohl entfremdet. Allerdings stellt sich dieses Verhaltnis doch etwas anders, wenn man bedenkt, dass sich in Niederosterreich, Steiermark, Vorarlberg, Bohmen, Mahren und Galizien auch noch Realgymnasien mit 9 364 Schiilern (259 Schiller in Oberreal- classen) befmden, wahrend in den iibrigen Landern derartige Unterrichtsanstalten nicht existieren, wodurch sich daher der Besuch der Mittelschulen in den oben angefiihrten Landern dem entsprechend giinstiger gestaltet. Was den Besuch der Realschulen anbelangt, so ist dieses Verhaltnis in fol- gender Zusammenstellung ersichtlich. Es entfiel je ein Schiller: Das Mittel der Lander betragt einen Schiller auf 1337 Eimvohner, es steht daher Krain tief unter dem Mittel und ist iiberhaupt erst das zehnte in der Reihe der Lander in Ansehung seines Besuches der Realschulen. 62 II. Die Bewohner. Special- und Privatschulen. Krain besitzt ausserdem: eine deutsch-slovenische Lehrer- und Lehrerinnen- Bildungsanstalt mit 12 Lehrern und 142 Schulern (33 Deutsche und 106 Slovenen), darunter 76 Stipendisten; eine Gremial - Handelsschule mit 85 Schulern und die Privat-Handels-Lehr- und Erziehungsanstalt (des Herrn F. Mahi) mit 90 Schulern; eine vom hohen k. k. Unterrichtsministerium subventionierte gewerbliche Zeichen- schule in Gottschee mit 25 eingeschriebenen und 18 arn Schlusse des Schuljahres verbliebenen Schulern; eine vom hohen k. k. Handelsministerium subventionierte Spitzenkloppelschule in Idria mit 55 eingeschriebenen und 43 am Schlusse des Schuljahres verbliebenen Schulern; zwei gewerbliche Vorbereitungsschulen in Laibach mit 235 Schulern; eine vom Staate subventionierte gewerbliche Fortbildungsschule mit 152 Schulern; eine vom Staate subventionierte gerverbliche Fortbildungsschule in Rudolfswert mit 66 Schulern; eine vom Staate, Land, Gerneinde und der Laibacher Sparcasse subventionierte Musikschule (der philharm. Gesellschaft) mit 125 Schulern; eine Hufbeschlags - Lehranstalt mit thierarztlichem Unterrichte der Landwirtschafts- Gesellschaft mit 3 Lehrern und 16 Schulern; eine Hebammen-Lehranstalt in Laibach mit deutschem Sommer- und slovenischem Wintercurs und 17 Schulerinnen; eine vom Lande erhaltene Wein- und Obstbauschule nebst einem sonntaglichen Fachcurs in Slap mit 3 Lehrern und 15 Schulern. Von sonstigen Specialinstituten sind noch anzufuhren: Fiir das mannliche Geschlecht: Die Waisenhausschule in Laibach mit 3 Lehrern und 33 Schulern; das Collegium Aloysianum (furstbischofliches Knabenseminar), zu- gleich Privatgymnasium, mit 3 Lehrern und 59 Schulern; die Lehr- und Erziehungs¬ anstalt des Alois Waldherr mit 5 Lehrern und 31 Schulern, zusammen 11 Lehrer und 123 Schiller. Fiir das weibliclie Geschlecht: Die Lehr- und Erziehungsanstalt der [Jrsuliner- innen in Laibach mit 14 Lehrerinnen und 96 Schulerinnen; die Lichtenthurn’sche Waisenmadchenschule mit 1 Lehrerin und 65 Schulerinnen; 2 Lehr- und Erziehungs- anstalten (Rehn und Huth) mit 19 Lehrern und 45 Schulerinnen; die Lehr- und Erziehungsanstalt im Ursulinerinnen-Convent in Bischoflack mit 15 Lehrerinnen und 144 Schulerinnen, zusammen 49 Lehrer und 350 Schiller. Fiir beide Geschlechter zusammen 60 Lehrer und 473 Schiller. Volksschulen. Krain hatte im Schuljahre 1880/81: 260 Volksschulen (ausserdem 17 Ex- posituren), 4 Excurrendostationen und 7 Fabriksschulen). Iti Folgendem ist das Verhaltnis des Landes zu den Schulverhiiltnissen der iibrigen Liinder ausgewiesen. Es entfiel im Schuljahre 1880/81 je eine Schule: in Tirol. » Vorarlberg . . . . » Kiirnten. auf 529 Einwohner, » 559 » * 1 025 in Salzburg . . . » Miihren . . . . » Sehlesien . . . . auf 1 055 Eimvohner, . » 1077 . » 1209 Die geislige Ent.wickelung der Bewohner. 63 in Dalmatien .... auf 1 852 Einwohner, Im Mittel der osterreicbischen Lander entfiel eine Schule auf 1 430 Einwohner. Kram befmdet sich daher unter diesem Mittel, und iibertrifft. sein Schulverhaltnis nur jenes von Triest, Istrien, Galizien, der Bukowina und Dalmatien, ist also das zwolfte in der Reihe der Lander. Von diesen 260 Schulen sind: 1 achtclassige Biirgerschule, 179 ein-, 39 zwei-, 12 drei-, 25 vier-, 3 fiinf- und 1 acbtclassige Schule; davon sind 11 Privatschulen, darunter 7 mit und 4 ohne Oeffentlichkeitsrecht. Der Sprache nach sind 18 deutsch, 219 slovenisch und 23 gemischt (slovenisch-deutsch). An diesen Schulen lehrten 760 Lehrer und Lehrerinnen. Turnunterricht wurde an 227 Schulen ertheilt und weibliche Handarbeiten an 103 Schulen gelehrt. Schul- garten gab es 129, Schulerbibliotheken 211, die vorgescbriebenen Lehrmittel waren an 168 Schulen vorbanden und 13 Bezirks-Lehrerbibliotheken wurden gezahit. In hygienischer Beziehung ist hervorzuheben, dass 200 Schulgebaude in entsprechendem, 54 in nicht entsprechendem Zustande, die Einrichtungsstiicke in allen 260 Schulen in entsprechendem Zustande waren. Die Gesammtzahl der schulpflichtigen Kinder betrug 51972; von diesen besuchten 41623 die Offentlichen Volksschulen, 494 die Privatschulen, 2114 die Mittelschulen oder erhielten Hausunterricht, also zusammen 44 231 oder 85,29 Percent der Schulpflichtigen oder 9,19 Percent der Bevolkerung. Es entfallen 160 Schiller auf cine Schule, was bei den meist geringen Dimen- sionen der Volksschulen auf dem Lande eine Ueberfullung der Schulen und damit eine grosse Gefahr fiir die Gesundheit der Kinder als vvahrscheinlich annehmen lasst. Beziiglich des Schulbesuches der schulpflichtigen Schiller gibt folgender Ver- gleich mit den iibrigen Landern Aufscliluss. Es besuchten von den Schulpflichtigen die Schule: Im Mittel besuchten in den genannten Landern zusammen 87 Percent der Schulpflichtigen die Schule; es steht also Krain unter dem Mittel und ist das elfte der Lander in Beziehung des Schulbesuches. Giinstiger stellt sich dieses Verhaltnis 64 II. Die Bewohner. im Vergleiche mit dem unmittelbaren Vorjahre 1879/80, in welchem nur 78 Percent der Schulpflichtigen die Schule besuchten; es nimmt also der Schulbesuch einen erfreulichen Anfschwung. Um den Schulbesuch nach den einzelnen Bezirken ersichtlich zu machen, fehlen mir leider die Detailnachweise ftir das Jahr 1880/81, ich nehme jedoch das, wie vorhin hemerkt, ungiinstige Jahr 1879/80, da mir liber dieses die Nachweise vorliegen. Es zeigten im Jahre 1879/80 daher Radmannsdorf, Stein und Adelsberg die gunstigsten, Rudolfswert, Gurkfeld und Stadt Laibach die ungiinstigsten Verhaltnisse, und befanden sich sechs Bezirke liber und sechs Bezirke unter dem Mittel von 78 Percent. Aus demselben Jahre liegt eine Detailnachvveisung liber die Farbe der Augen, Haare und der Haut der die offentlichen Volksschulen besuchenden Kinder vor, eine Nachweisung, welche selir interessante Schltisse liber die Rassenabstammung der Eimvohner gestattet und welche ich der Freundlichkeit des Herrn k. k. Landes- Schulinspectors Raimund Pirker verdanke, der mir dieselbe zur Veroffentlichung liberliess. Leider werden in unseren Schulen keine Nach\veisungen liber die Kurz- sichtigkeit der Kinder gefiihrt, was jedenfalls als eine Lučke in unserer hygienischen Schulstatistik betrachtet werden muss, daher nur liber Augen, Haare und Hautfarbe eine statistische Nachweisung in Folgendem gegeben werden kann. Die geistige Entwickelung der Bewohner. 65 9 66 II. Die Bewohner. Recapituliert man sammtliche Lehranstalten in Krain, so bestanden im Jahre 1880/81: 1 theologische Lehranstalt mit 8 Lehrern und 43 Schulern, 7 offentliche Mittelschulen mit 95 Lehrern und 1312 Schulern, 19 specielle offentliche und private Lehr- und Erziehungsanstalten mit 111 Lehrern und 1253 Schulern, 260 offentliche Volks- und Burgerschulen mit 760 Lehrern und 41623 Schulern, also im ganzen 287 Schulinstitute mit 974 Lehrern* und 44 231 Schulbesuchenden. Die Zeitungen. Als ein fur die geistige Entwickelung eines Volkes nicht zu unterschatzender Factor muss auch die periodische Presse envahnt werden. Es erschienen im Jahre 1880 in Krain 9 politische Blatter, 1 landwirtschaftliches, 2 Kirchenzeitungen, 3 pada- gogische und Jugendzeitschriften, 1 Blatt fur Kunst, 1 Witzblatt, zusammen 14, und zwar erschienen hievon 4 in deutscher, 9 in slovenischer, 1 in lateinisch-deutsch- slovenischer Sprache. 3 davon erschienen taglich, 1 wochentlich dreimal, 3 wochent- lich zweimal, 5 monatlich zweimal, 2 monatlich einmal. Die Zahl der Zeitschriften blieb sich in den letzten Jahren ziemlich gleich, es erschienen im Jahre 1879: 13, 1878 ebenfalls 13, 1877 nur 12 und im Jahre 1876: 14 Zeitschriften. Der Vergleich mit den anderen Landern stellt sich wie folgt. Es entfiel im Jahre 1880 je eine Zeitschrift: In Gesammt - Oesterreich entfiel eine Zeitschrift auf 19 750 Einwohner. Es befindet sich daher Krain tief unter dem Mittel der Ausbreitung dieses Culturfactors; doch hat dieses Ziffernverhaltnis keine absolute Bedeutung, da ja nicht bloss die im Bande erscheinenden Zeitschriften, sondern vielleicht gerade in iibenviegender Melir- heit ausiviirts erscheinende gelesen werden. Das Vereinswesen. Um das Culturbild des Landes zu vervollstandigen, sei hier noch in kurzem des Vereinslebens gedacht, welches ja auch einen Masstab uber den Fortschritt der Cultur und die geistige Entwickelung eines Landes abgibt. * Uiese dem Jahrbuche der k. k. statistischen Centraleoinmission vom Jahre 1881, V. Heft, entnommene Ziffer steht im Widerspruche mit der Nachweisung im Jahrbuche vom Jahre 1881, k Heft, \vo die Zahl des Lehrpersonales nach den Ausweisen der Volkszahlung vom 31. Dezember 1880 mit 595 angegeben ist. Arbeiterverhaltnisse der Bergwerksindustrie. 67 Es waren im Jahre 1875 in Krain (entnommen dem Randelskammer-Berichte des genannten Jahres): 5 Actiengesellschaften, 3 Bildungsvereine, 3 gewerbliche Fachvereine, 5 Feuerwehrvereine, 2 Gesangsvereine, 1 Geselligkeitsverein, 16 Kranken- unterstiitzungs- und Leichenbestattungsvereine, 5 landwirtschaftliche Vereine mit 20 Filialen der Landwirtschaftsgesellscliaft in Laibach, 4 Lehrervereine, 28 Lesevereine (darunter 7 sogenannte Casino), 3 Musikvereine, 3 Pensions- und Altersversorgungs- vereine, 8 politische Vereine, 7 Schiitzenvereine, 2 Sparcassen, 2 Spar- und Los- ankaufsvereine, 4 Turnvereine, 1 Verschonerungsverein, 1 Vorschusscasseverein, 6 wissenschaftliche Vereine (darunter ein Verein der Aerzte), 10 Wohlthatigkeits- vereine, 1 sonstiger Verein; zusammen 127 Vereine, wovon 56 auf die Landes- hauptstadt entfallen, 16 auf den Bezirk Adelsberg, je 5 auf Gottschee und Gurkfeld, 10 auf Krainburg, 6 auf Laibach Umgebung, je 4 auf Littai, Loitsch, Radmannsdorf und Rudolfswert, 6 auf Stein, 7 auf Tschernembl. In diese Zalil nicht mit inbegriffen, weil im Jahre 1875 in der jetzigen Form nicht bestehend, ist der Landeshilfsverein zum rothen Kreuz, welcher, aus einem Frauen- und Iierrenvereine bestehend, eine segensreiche Thatigkeit und ein in humanitarer wie patriotischer Beziehung gleich tief eingreifendes Wirken entfaltet. Arbeiterverhaltnisse der Bergwerksindustrie. Die Industrieverhaltnisse in Krain sind nicht annaherungsweise von der Be- deutung derjenigen in den nordlichen Provinzen, z. B. in Bohmen und Mahren. Und doch ist die Grossindustrie so weit vorgeschritten, dass selbe als Culturelement der offentlichen Wohlfahrt sowie als Factor der offentlichen Gesundheit nicht ausseracht gelassen werden darf, einerseits als wichtiger Erwerbszweig fiir die Bevolkerung, andererseits aber auch als Anlass zu Erkrankungen der Arbeiter an Berufskrankheiten sowie als Anlass zur Bildung einer auf oft sehr kargen Arbeitslohn beschrankten, daher social sehr tief gestellten Arbeiterbevolkerung. Die Zureise der Bewohner industriearmer Orte nach den Sitzen einer solchen erzeugt ausserdem periodisch eine starke Bewegung unter der Bevolkerung, wodurch Infectionskrankheiten sehr leicht iibertragen werden konnen. Uebrigens gilt diese Bemerkung bei uns noch mehr fiir die Verhaltnisse der Landwirtschaft, da die Arbeiter zur Zeit der Heumahd und des Getreideschnittes und zur Zeit der Weinlese nach Arbeit ausziehen. Auch ist in dieser Richtung der Durchzug fremder Arbeiter, z. B. der Friauler nach Ivroatien und den Donaulandern, als Gefahr fiir die Propagierung von Infections- stoffen nicht zu iibersehen. Die bedeutendste Industrie in Krain ist die Bergwerksindustrie, iiber welche an anderer Stelle bereits eingehend gesprochen wurde. Hier soli nur von der Anzahl der Arbeiter, von ihrer materiellen Lage und von den Einrichtungen zum Schutze derselben gegen die Berufskrankheiten, insoweit mir selbe zur Verfugung standen, die Rede sein. 9 * G8 II. Die Bewohner. Es bestanden im Jahre 1880 in Krain 67 Bergbau - Unternehmungen und 18 Hutten-Unternehmungen, und waren von den ersteren 43, von den letz teren 11 im Betriebe. Bei dem Bergbaubetriebe waren 1735 Arbeiter, beirn Hiittenbetriebe 562 Arbeiter, zusammen 2 297 Arbeiter beschaftigt. Beim ararischen Quecksilberbergwerke in Idria standen 517 Bergarbeiter und 191 Hiittenarbeiter, zusammen 708 Arbeiter in Verwendung. Von der Gesammtzahl der Bergarbeiter entfielen auf den Bau von Queck- silbererz 32,68 Percent, von Eisenstein 17,92 Percent, von Bleierz 6,34 Percent, von Zinkerz 0,46 Percent, von Braunstein 3,46 Percent, von Braunkohlen 39,08 Percent und auf den Steinkohlenbergbau 0,06 Percent. Von der Gesammtzahl der Hiittenarbeiter entfielen auf den Quecksi]berhutten- betrieb 34,70 Percent, auf den Eisenhuttenbetrieb 46,62 Percent, auf den Bleilnitten- betrieb 1,24 Percent und auf den Zinkhiittenbetrieb 17,44 Percent. Von dem Werte der Production entfiel auf je einen Arbeiter beim Bergbaue die Quote von 535,7 fl. und beim Hiittenbetriebe die Quote von 2 389 11. In Bezug auf die Entlohnung der Arbeiter und die Einriclitungen zur Ver- besserung ihrer materiellen Lage ist fiir das Jahr 1880 Folgendes zu bemerken: Die Lohne der Hauer bei den Bergbauen der krainischen Industriegesellschaft sind erhoht vorden. Auch beim ararischen Quecksilberverke in Idria bat eine Erhohung der Lobnungen sovohl der Berg- als auch der Hiittenarbeiter statt- gefunden. Bei der Idrianer Hiitte wurden zu den Normallohnen noch Pramien tur gute Leistungen ausbezahlt. Am wesentlichsten ist die Aufbesserung der Bergarbeiter- lOhnungen bei der Gewerkschaft Sagor durcbgefiibrt worden. Bemerkenswert ist, dass in Idria standig nur 4 Mann der Quecksilberhiitte und 7 Mann der Zinnoberfabrik zugewiesen waren, vahrend der iibrige Bedarf an Hiittenarbeitern (die Gesammtzahl betrug 191 Mann) zeitweilig aus dem Bergarbeiterstande gedeckt wurde, eine Eih- richtung, die sich in sanilarer Hinsicht sehr empfiehlt. Nach der Quecksilberproduction ist die Eisenindustrie in Krain die bedeutendste. Es bestanden im Jahre 1880: 17 Unternebmungen auf Eisenerz, von denen 10 in Betrieb varen. Der Arbeiterstand betrug 294 Manner und 17 Weiber, zusammen 311. Die Productionsmenge betrug 88 243 Meter - Centner Eisenerz im Geldwerte von 59 734 fl. Ferner bestanden 10 Unternehmungen auf Hoheisen, von denen 6 in Betrieb varen, mit einem Arbeiterstande von 262 Arbeitern; 6 in Betrieb stehende Hochofen mit 169 Betriebsvocben und einer Productionsmenge von 47 059 Meter - Centner Frisch- und Gussroheisen und einem Productionsverte von 293 681 fl. Bei den 5 in Betrieb befindlichen Bleiunternehmungen varen 79 Manner und 31 Weiber, zusammen 110 Arbeiter beschaftigt. Bei der Hiitte in Littai varen 7 Mann in Arbeit. Der Arbeiterstand der Zinkunternehmungen betrug 6 Manner und 2 Weiber, zusammen 8 Arbeiter; bei den 5 Erzunternehmungen 84 Manner und 14 Weiber, zusammen 98 Arbeiter bei der Zinkhutte (in Sagor). Arbeiterverhaltnisse der Bergwerksindustrie. 69 Bei den 7 Braunstein-Unternehmungen waren 60 Arbeiter beschaftigt. Bei den 13 in Betrieb stehenden Braunkohlen-Unternehmungen waren 678 Arbeiter beschaftigt. Bei den 2 (nicht in Betrieb stehenden) Steinkohlen - Unternehmungen ist 1 Arbeiter beschaftigt. Von den im Jahre 1880 beim Bergbau und bei den Hiitten beschaftigten 2 297 Arbeitern ist 1 Arbeiter tOdtlich verungliickt, es entfielen daher auf 100 Arbeiter 0,06 todtliche Verungluckungen, wahrend in Gesammt-Oesterreich 0,18 todtliche Ver¬ ungluckungen auf je 100 Arbeiter entfielen; dagegen kamen 6 schwere Verungluckungen oder 0,37 auf je 100 Arbeiter vor, wahrend in Gesammt-Oesterreich 0,26 auf je 100 Arbeiter entfielen. Es bestanden im Jahre 1880 in Krain 9 Bruderladen (in diesem Jahre wurden 2 neue errichtet, und zwar eine in Liltai und die andere in St. Anna bei Neumarktl), welche zusammen ein Vermogen von 170 553 tl. 98 kr. besassen. Bei diesen waren mit Jahresschluss 2604 Beitragsleistende, und zwar 2152 Mitglieder und 452 zahlende Theilnehmer, dann 1087 Provisionisten (298 Manner, 461 Witwen und 328 Waisen) betheiligt. Die Einnahmen betrugen 79160,7 11., worunter die Beitrtige der Mitglieder und Theilnehmer mit 22 908,7 tl., jene der Werksbesitzer mit 39 650,7 fl. und die Zinsen von Wertpapieren, Darlehen und Realitatcn mit 7 532,5 fl. Die Beitrage der Werksbesitzer, unter denen jene des k. k. Aerars zu den Ausgaben der Bruderlade des Quecksilberwerkes zu Idria in der Sunnne von 38 492,6 11. mitbegriffen sind, betrugen 173,08 Percent der Arbeiterbeitrage. Die reellen Ausgaben betrugen 74 384 fl. 50,5 kr., worunter die Provisionen mit 38 994 fl. 94 kr., die zeitlichen Unterstiitzungen, Krankengelder und Begrabnis- kosten mit 9 406 fl. 71 kr. und die Kosten fiir arztliche Pflege und Medicamente mit 11204 fl. 69 kr. einbegriffen sind. Die durchschnittlichen Provisionen betrugen jahrlich fiir ein Mitglied 76 fl. 4 kr., fiir eine Witwe 28 fl. und fiir eine Waise 10 fl. Im Laufe des Jahres sind unter den Bruderlademitgliedern und zahlenden Theilnehmern 1712 Krankheitsfalle mit 24 575 Krankentagen vorgekommen, woraus sich die Dauer eines Krankenfalles durchschnittlich mit 14 Tagen ergibt. Invalid geworden sind 5 Mitglieder, gestorben sind 28 Beantheilte, darunter einer infolge von Verungliickung. Ich glaube an dieser Stelle eine Besprechung des gewerblichen Mercurialismus in Idria, welche ich dem k. k. ersten Werksarzte in Idria, Herrn Dr. J. Baaz ver- danke, einfiigen zu sollen. Leider stehen mir keinerlei Nachweisungen liber Berufskrankheiten der Arbeiter aus den iibrigen Productionszweigen zur Verfiigung, z. B. der Blei- und Zinkproduction, doch ist die Quecksilberproduction unter allen Umstanden die der Gesundheit der Arbeiter allerschadlichste Production. 70 II. Die Bewohner. Berufskrankheiten der Arbeiter in Idria. (Gewerblieher Mereurialismus.) Es standen mir leider wenige Daten liber die Berufskrankheiten der Arbeiter zu Gebote. Wichtig schien mir jedoch, diese Verhaltnisse des Quecksilberwerks in Idria zu erheben, einestheils wegen der bekannten Gefahrlichkeit des Quecksilbers fiir jene, welche mit demselben manipulieren, als auch um der industriellen Bedeutung dies nachst Almaden in Spanien fast einzig in Europa stehenderi Werkes. Die bergmannische Gewinnung des Quecksilbers aus seinen Eržen ist eine fiir die Gesundheit der damit beschaftigten Arbeiter hocbst schadliche und gefahrliche Manipulation, und es gibt in Idria unter den nahezu 800 stabilen in der Grube und in der Hutte beschaftigten Bergleuten wohl. nur wenige, die nicht infotge dieses schadlichen Berufes leichter oder schwerer am Mereurialismus erkrankt gewesen waren. Wie bekannt, wird das Quec.ksilber sowohl von der Haut als auch, wenn es in Dampf- oder Staubform in der Luft enthalten ist, durch die Schleimhaute des Respirations- und Verdauungstractes resorbiert und ruft nach kurzerer oder langerer Zeit, je nach der individuellen Disposition, im Organismus eigenthumliche Krankheits- erscheinungen hervor, die man als Mereurialismus oder Hydrargyrosis bezeichnet. Die unter diesem Collectivnamen vereinigten Krankheitsformen sind folgende (es sind nur die bei den in der Hiitte beschaftigten Arbeitern am haufigsten beob- achteten hier aufgenommen): 1. ) Stomatitis und Salivatio mercurialis, 2. ) Ulcera mercurialia oris — Angina mercurialis, 3. ) Gastricismus oder Gasteropathia mercurialis, 4. ) Erethismus mercurialis (Angemia oder Chlorosis mercurialis), 5. ) Tremores mercuriales. Dies sind die Formen des gewerblichen Mereurialismus, wie sie bei den Arbeitern in Idria am hauligsten beobachtet werden konnen, und zwar in der Reihen- folge von den leichtesten, mehr local verlaufenden, bis zu den schwersten, den ganzen Organismus in schwere Mitleidenschaft ziehenden Hydrargyrosen. Arbeiter, die ofters an gewerblichem Mereurialismus erkrankt waren, machen in der Regel alle diese Erkrankungsformen der Reihe nach oder bald mit Ueber- springung der einen oder der anderen Symptomengruppe durch; doch kommt es in allerdings seltenen Fallen vor, dass bei einem Arbeiter, der einer intensiven Queck- silbervergiftung ausgesetzt oder der mehr disponiert fiir die Erkrankung war, alle diese hier aufgezahlten Formen oder deren Uebergange zu beobachten sind. Mit sehr geringen Ausnahmen sind alle diese Erkrankungen der Heilung zuganglich, und \verden die Kranken je nach der Intensitiit der Krankheitsformen binnen kurzerer oder langerer Zeit wieder arbeitsfahig (die Krankheitsdauer schwankt zwischen acht Tagen und drei Monaten). Todesfalle infolge acuter Mercurialvergiftung wurden vom Werksphysiker in den letzten funf Jahren nicht beobachtet. Arbeiterverhaltnisse der Bergwerksindustrie. 71 Der Mercurialismus hinterlasst jedoch haufig bei Arbeitern, die ofters von demselben ergriffen waren, allerlei krankhafte Zustande und Fehler, die auch, wenn die Arbeiter die Beschaftigung mit Quecksilber bereits aufgegeben haben, jahrelang oder zeitlebens andauern. Ferner macht er gewiss den Korper flir das Entstehen von Tuberculose und Scrophulose disponiert. Was die Haufigkeit der Erkrankungen betrifft, so ist ein bedeutender Schritt zum Besseren gemacht worden infolge vieler Verbesserungen im Betriebe, in der Construction der Oefen und namentlich in der Condensation der aus denselben ent- weichenden Quecksilberdampfe, sowie auch infolge der sanitaren Massregeln und der beobachteten Vorsicht im Umgange mit dem so gesundheitsgefahrlichen Metalle. Die in der Grube hergestellte Ventilation und das Aufgeben des Abbaues des Silberschiefers (eine das Quecksilber in gediegenem Zustande fuhrende Gesteinsart) baben es bewirkt, dass in der Grube und im Scheidhause heute keine Erkrankungen an Mercurialismus mehr vorkommen, wahrend noch vor 15 bis 20 Jahren, wo diese Einrichtungen noch nicht bestanden, gerade die in der Grube und bei der Aufbrei- tung der Elze beschaftigten Arbeiter ein bedeutendes Contingent zu den Mercurial- erkrankungen lieferten. Die Grube ist dermalen sozusagen frei von mercuriellen Schadlichkeiten, und wird das Arbeiten in der Grube von den eine Zeit in der Hiilte beschaftigt gewesenen Arbeitern als eine Erholung betrachtet. Die Arbeiten in der Hiitte, insbesonders bei den Oefen und bei der sogenannten Stuppresse, sind jedoch noch immer sehr gefahrlich und werden es wohl noch so lange bleiben, bis ein derartiger Verhiittungsprocess erfunden ist, der das Entweichen der Gase aus den Oefen in die umgebende Luft unmoglich macht, und eine Con- densationsmethode existieren wird, die sammtliches in Dampfform aus den Oefen fortziehende Quecksilber in den Condensations-Vorrichtungen niederschlagt. Obwohl nun die Mercurialerkrankungen nur bei der Hiitte vorkommen, so muss docb die Anzabl der Erkrankungen auf die Gesammtzahl der Arbeiter bezogen werden, da in Idria eine bestandige Huttenmannschaft nicht existiert, sondern dieselbe eben aus Gesundheitsriicksichten alle drei Monate gewechselt wird. Es kamen im Jahre 1881 bei einem Stande von 702 stabilen Arbeitern 96 Erkrankungen an Hydrargyrosis oder 13,67 Percent vor. Im Jahre 1880 erkrankten von 724 Arbeitern 91 oder 12,55 Percent und im Jahre 1879 von 634 Arbeitern 149 oder 23,50 Percent. Es ist daber der Percentsatz der Mercurialerkrankungen bei der hocbgradigen Gefahrlichkeit dieser Arbeiten kein ausserordentlich bedeutender. Industrie- und Arbeiterverhaltnisse. Was Zahl und Verhaltnisse der Arbeiter der iibrigen Industriezweige anbelangt, so stand mir nur der Bericht der krainischen Handels- und Gevverbekammer in Laibach vom Jahre 1875 zur Verfugung. Die industriellen Verhaltnisse in Krain sind jedoch im ganzen und grossen so stabiler Natur, dass auch die Resultate dieses 72 II. Die Bewohner. Berichtes ein annaherungsweise richtiges Bild der Industrieverhaltnisse in Krain geben durften. Ausser den bereits genannten Bergbau- und Huttenunternehmungen gab es im Jahre 1875 in Krain 10 Eisenschmelzhdtten (in Ober- und Untereisnern, Sava, Jauerburg, VVocheiner-Feistriz, Ober- und Unterkropp, Steinbuchel und Gradaz), 5 Eisenraffinierwerke (in Laibach, Eisnern, Wocheiner-Feistriz, Hof und Gradaz), 18 Eisenhammer (in Ober- und Untereisnern, Kanker, Neumarktl, Moistrana, AVeissen- fels, Althammer, Oberkropp, Posableno, Rottrvvein, Steinbuchel, Untergorjach, Unter¬ kropp und Wocheiner-Feistriz), 2 Gusstahlhutten (in Weissenfels), 8 Štabi-, Puddlings- und Stahlhammenverke (in Neumarktl, Sava, Jauerburg, Moistrana, IVeissenfels, Moste und Rbthwein), 30 Nagelfabriken in Ober- und Unterkropp, Ober- und Unter¬ eisnern, Steinbuchel und Wocheiner-Feistriz, welche 1603 Arbeitern (943 Manner, 440 Weiber und 220 Kinder) einen sehr kargen Erwerb bieten, 1 Kettenfabrik (in Kropp), 2 Drahtstiftenfabriken (in Laibach und Lipenca bei Kropp), 2 Feilen- fabriken (in Neumarktl und IVeissenfels), 18 Sensen- und Hacken-Hammerwerke (in Bischoflack, Neumarktl und IVeissenfels). Von den iibrigen Metali vvaren-Erzeugungen sind noch zu nennen: 4 Maschinenbestandtheile-Fabriken (in Laibach, AVocheiner- Feistriz, Hof und Gradaz), 1 Feuerlosch- und Metalhvarenfabrik (in Laibach), 4 AVoll- kammfabriken (in Maria - Laufen), 4 Decimahvagen- und Thurmuhren - Erzeugungen (in Neumarktl, Kropp, Maria-Laufen und Podnart), 1 Glockengiesserei (in Laibach), 1 Bauschlosserei (in Laibach mit 13 Arbeitern), 2 Eisenbahnreparaturs-AVerkstatten (in Laibach) und 1 Bautischlerei (in Laibach mit 23 Arbeitern). Von Erzeugnissen aus nicht metallischen Mineralien gehoren hieher: 14 Ziegelbrennereien, 2 Thonwarenfabriken, 2 Thonschlemmen, 4 Cementfabriken, 2 Glasfabriken (in Hutterhauser bei Gottschee und in Topliz bei Sagor); von chemischer Production: 1 Oelfabrik, 1 Gasfabrik, 1' Ziindwarenfabrik, 1 Putzpulverfabrik (in Stein), 1 Zinnoberfabrik (in Idria) und 1 Farbholzfabrik (in Kaltenbrunn bei Laibach). Die Schaf- und Baumivollindustrie ist reprasentiert durch 21 Schafwollspinnereien (darunter 1 mit Dampf hetrieben in Laibach), 1 Baumwollspinnerei (mit Dampf be- trieben in Laibach), 1 Baumwollweberei (mit Dampf betrieben in Laibach). Ausserdem gibt es noch 10 Rosshaarsiebboden- und Krollhaar-Erzeugungen, welche in Krain- burg, Feistriz und Strasische 1059 Arbeiter (434 Manner, 240Weiber und 385 Kinder) beschaftigen, 1 Wattafabrik (in Birndorf), 16 Lederfabriken, 53 Schuhwarenfabriken, welche, zumeist in Oberkrain, hauptsachlich in Neumarktl betrieben, 480 Arbeiter (430 Manner und 50 Weiber) beschaftigen, 2 Llolzschleifereien (in Zwischenwassern), 5 Papierfabriken mit 7 Dampfmotoren in Nivic, Gortschach, Josefsthal, Salloch und Kaltenbrunn, welche 674 Arbeiter (216 Manner und 458 Weiber) beschaftigen, 1 Pappendeckelfabrik. Einen nicht unbedeutenden Tndustriezweig bildet die in einigen Gegenden von Krain als Hausindustrie betriebene Strohflechterei. Die 11 Strohhutfabriken (in Laibach, Domschale, Mannsburg, Mitterjarsche, Stob und Stein) beschaftigen 290 Arbeiter (90 Manner und 200 Weiber), wobei zu bemerken ist, dass diese Arbeiter eigentlich nur halbe Beschaftigung haben, und selbst in dieser Zeit ist nicht fortwahrend die gleiche Anzahl beschaftigt. Arbeiterverhaltnisse der Bergwerksindust.rie. 78 Die Holzindustrie ist, abgesehen von dem Holzhandel, in Krain sehr \vichtig und ausgebreitet. Es gibt 10 Dampf- und 597 Wassersagen, die, von 204 Eigen- thiimern oder Pachtern betrieben, 591 Arbeiter beschaftigen. 28 Mobelfabriken beschaftigen 200 Arbeiter, 10 Parquettenfabriken (darunter 2 mit Dampf betrieben) in Laibach, Petrouberd, Bischoflack, Soteska, Oberlaibach, Verd und Seebach be¬ schaftigen 230 Arbeiter (224 Manner und 6 Kinder), 1 Holzdrahtfabrik (in Suchen) und eine mit Dampf betriebene Holzstiftenfabrik (in Schischka bei Laibach). Die Erzeugung von Nahrungsmitteln wird namentlich durch die schwunghaft betriebene Getreidevermahlung von Bedeutung. 4 Dampf- und 1566 Wassermiihlen mit 4 677 Mahlgangen werden von 839 Eigenthtimern und Pachtern mit 878 Mtihlknechten, Taglohnern und Hilfsarbeitern betrieben und erzeugen aus 53 724 932 Kilogramm Bohstoff 44 683 675 Kilogramm Mehi. 11 Bierbrauereien (3 mit Dampf betrieben) erzeugen aus 22 349 Kilogramm Hopfen und 25 616 Kilogramm Malz 40 689 Hektoliter Bier. Der Bierconsum ist zum Schaden der Gesundheit der Bevolkerung, welche bei Abgang guten und billigen Bieres noch mehr dem Brantweingenusse zusteuert, in Krain nicht bedeutend, hat doch Mahren z. B. 237 Bierbrauereien. Dagegen gibt es 4 294 bauerliche Brantweinbrennereien. Ausserdem gibt es 1 Surrogat- und 1 Canditenfabrik (beide in Laibach), 7 Essigfabriken (ausserdem \verden in den Weingegenden Inner- und Unterkrains ungefahr 1000 Hektoliter Weinessig erzeugt), 2 Salamifabriken (in Selo und IVaitsch bei Laibach). Ein bedeutendes Fabriksetablissement ist die k. k. Tabak-Hauptfabrik (mit Dampfbetrieb), welche 1110 Arbeiter (126 Manner, 864 Weiber und 20 Kinder) beschaftigt und fiir die arme, insbesondere weibliche Bevolkerung von Laibach und Umgebung eine woh!thatige Erwerbsquelle bildet. Die Hausindustrie. Eine fiir die Erwerbsthatigkeit der Bevolkerung, namentlich armer Districte, wichtige Rolle spielt in Krain die Hausindustrie, und zwar: die Rosshaarsieb- und Krollhaar-Erzeugung in Krainburg und den umliegenden Dorfern, die Spitzenfabrication in Idria, die Strohflechtereien in Domschale und Umgebung, die Holzwaren-Erzeugung in Reifniz, Gottschee, Grosslaschiz, Laas, dann im Wocheiner Thal und in der Veldeser Gegend sowie auch in einigen anderen Ortschaften. Dass diese Hausindustrie fiir den Erwerb des Volkes nicht ohne Bedeutung ist, mag wohl daraus erhellen, dass zum Beispiel im Bezirke Gottschee allein 195710 Stiick diverse Bindergeschirre von 138 Personen im Werte von 37470 fl. jahrlich erzeugt werden. Ebenso ist die Korbflechterei ein bedeutender Artikel der Hausindustrie. Hieher gehoren auch die Lodentuche von Idria, die Kotzen von St. Georgen, der Oberkrainer Flanell (Umgebung von Veldes), die Leinwand fiir den Hausgebrauch, die fast im ganzen Lande erzeugt wird, ja Segelleinwand ist selbst Exportartikel. Dann die gestickten Kopf- und Taschentucher (in den Bezirken Radmannsdorf, Sittich. Stein und Umgebung Laibach), die handgestrickten Hauben und Jacken aus 10 74 II. Die Bewohner. Baumwolle (Steiner Bezirk), die Schafwoll- und Zwirnstrumpfe von Idria und Ober- krain, die Leinenfatschen von Flodnig, Gamling und Mannsburg, die geflochtenen Tuchschuhe von Naklas, die Kopfringe von Stein (aus verschiedenfarbigen Tuchstreifen geflochtene Unterlagen am Kopfe der IVassertragerinnen) und endlich die Biirsten-, Pinsel- und Hornloffel-Erzeugung im ganzen Lande. Steht daher Krain in Ansehung seiner Grossindustrie gegen die eigentlichen Industrielander gleichwohl erheblich zuriick, so ist das Volk doch ein sehr erwerb- sames, fleissiges und zu jeder Art Industrie die nothige Begabung und Geschicldichkeit besitzendes, welches nur der Anregung von geeigneter Seite und des nothigen Betriebs- capitales bediirfte, um sofort auch in die Reihe der Industriebezirke eintreten zu konnen, zu welcher Stelle Krain auch durch seine geographische Lage als Hinterland des Meeres ganz besonders geeignet ware. Aus dem Gesagten diirfte sich beilaufig ein Arbeiterstand von 12 000 Arbeitern fiir ganz Krain ergeben (eine genaue Ziffer ist bei der Unvollstandigkeit der Daten in allen Industriezweigen, mit Ausnahme der genaue Nachweisungen fiihrenden Bergbau- und Huttenindustrie, ganz unmoglich). Es entfielen daher bei obiger, annaherungsweise richtigen Annahme 249 Arbeiter auf je 10 000 Einwohner, eine Zahl, welche gegentiber den Verhaltnissen industrie- reicher Lander allerdings verschwindend klein ist, wenn man beispielsweise die Verhaltnisse Mahrens gegenuberstellt, wo in den Stadten Briinn und Iglau sammt Umgebung 2 000 Fabriksarbeiter auf je 10 000 Eimvohner entfallen. Die physische Entwickelung des Volkes. Was die physische Entwickelung des Volkes anbelangt, so ist der Krainer im allgemeinen ein kraftiger, insbesondere durch Widerstandsfahigkeit ausgezeichneter Menschenschlag; personlicher Muth, Kiihnheit und Energie sind Hauptzuge im Cha- rakter des Volkes, gute Eigenschaften, die jedoch leicht zum Ueberschaumen, zu Gewaltthatigkeiten fuhren. Die grosse Anzahl von Todtschlagen, die jedes Jahr vor- kommen und die an anderer Stelle ziffermassig ausgewiesen erscheinen, sind eben nur Folgen der geschilderten Charaktereigenthumlichkeit, besonders wenn die im Gegen- satze hiezu nicht zu verkennende Gutmuthigkeit des Volkes nicht durch Bildung des Geistes und insbesondere des Herzens die nothige Erziehungspflege erhalt. Der Krainer zeigt meist hohen Wuchs, ebenmassigen Ivorperbau und regel- massige Gesichtsbildung. Am kraftigsten ist der Oberkrainer, der Aelpler, gross, gesund, bis auf die Arbeiter in den Gewerken und Fabriken, welche schlecht genahrt, oft kleiner und haufig verkrtippelt sind. Der Innerkrainer ist zah und mittelkraftig, mit Ausnahme der Idrianer Berg- arbeiter, die oft kranklich aussehen. Ebenso ist in Unterkrain der Gottscheer und Tschernembler — meist arm, oft schlecht genahrt — schwachlich, der Bewohner des Rudolfswerter Bezirkes ist mittelkraftig und ausdauernd. Die physische Entwickelung des Volkes. 75 Die Nahrung des Volkes im allgemeinen ist meist vegelabilisch und in den armeren Districten oft ungenugend, in Oberkrain ist die Nahrung haufig mit Rauch- fleisch gemischt; die Verhaltnisse in den Stadten sind meist giinstiger. Um sich ein Urtheil liber die physische Entwickelung des Volkes verschaffen zu konnen, erscheint als nattirlichster Behelf die Beriicksichtigung der Ergebnisse der Militar - Assentierungen in Beziehung des Tauglichkeitspercentes der Stellungs- pflichtigen. Folgende Tabelle gibt das Verhaltnis dieses Tauglichkeitspercentes nach den einzelnen Bezirken. Es waren in den ersten drei Altersclassen: In Krain ivaren daher bei der Stellung des Jahres 1881: 15,41 Percent der zur Stellung Gelangten tauglich, nach dem ffinfjahrigen Durchschnitte 16,02 Percent. 10 * 76 II. Die Bewohner. Die giinstigste Ziffer weisen aus die Bezirke des Alpengebietes mit zusammen 17,61 Percent, dann folgen die Bezirke des Unterkrainer Alpenvorlandes mit 13,96 Percent; die ungiinstigste die Bezirke des Karstes, welche zusammen 13,06 Percent der Tauglichen aufweisen. In der That entspricht auch dieses Tauglichkeitsverhaltnis der Stellung der oben geschilderten physischen Entwickelung des Voikes in den genannten Strichen der natiirlichen Eintheilung des Landes. Bemerkenswert erscheint die grosse Schwankung des Tauglichkeitsverhaltnisses in den einzelnen Jahren von 1877 bis 1881, die mebr als 4 Percent betragt. Im Vergleiche mit demselben Verhiiltnisse in den iibrigen osterreichischen Landern stellt sich das Tauglichkeitspercent viel weniger giinstig, als man nach dem im allgemeinen kraftigen Volksschlage vermuthen solile. Die einzelnen Lander rangieren nach ihrem Tauglichkeitspercente in folgender \Veise. Das Tauglichkeitspercent aller im Reichsrathe vertretenen Lander betragt: im Jahre 1877 . 16 Percent, » » 1878 16 » » » 1879 15 » » » 1880 14 » » 1881.15 im funfjahrigen Durchschnitte.15 Percent, und stellt sich der letztere in den einzelnen Landern im Jahre 1881 nach folgender Ordnung: Oberosterreich. Salzburg. Triest, Gorz, Gradiška und Istrien Tirol und Vorarlberg. Dalmatien. Niederosterreich. Steierrnark. Krain .. Bohmen. Schlesien. 22,25 Percent, 21,16 19,89 19,64 18.66 17,80 » 16,76 16,06 15,74 » 15,28 Mahren . Karaten Bukowina Galizien 14,48 14,06 13,91 13,14 Es steht also Krain iiber dem Mittel der Lander, ist aber erst das achte der osterreichischen Lander (wobei Triest, Gorz, Gradiška und Istrien, ebenso Tirol und Vorarlberg als je ein Land angenommen sind). Das Tauglichkeitsverhaltnis in den osterreichischen Landern in den einzelnen Jahren des Quinquenniums 1877 bis 1881, sowie insbesondere die Schwankungen des Tauglichkeitspercentes in den einzelnen Jahren und Landern sind in folgender Zusammenstellung ersichtlich gemacht: Die physische Entwickelung des Volkes. 77 II. Theil. Die Verhaltnisse der offentlichen G-esundheit. I. Die Sterblichkeit unter besonderer Beriicksichtigung des Jahres 1881 und des Vergleiches mit dem Durchschnitte des Novenniums 1873 bis 1881. Die Sterblichkeit im allgemeinen. Von den 478 976 Eimvohnem des Landes (Civilbevolkerung nach der Zahlung vom 30. Dezember 1880) starben im Jahre 1881 (inclusive der 298 Todtgeborenen dieses Jahres) 13 467 Menschen, und zwar 6 724 mannlichen und 6 743 \veiblichen Geschlechts. Es starben daher von je 1000 Eimvohnern 28,11. Der Vergleich mit den Vorjahren ist aus Folgendem zu entnehmen. Es starben mit Einschluss der Todtgeborenen (Volkszahlung vom 30. Dezember 1869) in Krain: zusammen 65443 mannh, 63 397weibl., (2 669 todtgeb.), zus. 128 840 Menschen. Es starben daher im neunjahrigen Durchschnitte per Jahr 7 271 mannliche und 7 044 \veibliche (296 Todtgeborene), zusammen 14 315 Personen oder von je 1000 Einwohnern 29,88. Das Jahr 1881 steht also beziiglich seiner Sterblichkeit unter dem Mittel des neunjahrigen Durchschnitts und war von den letzten neun Jahren tiberhaupt das zweitgiinstigste, inaem nur das Jahr 1876 mit 27,44 per Mille sich noch giin- stiger stellte. li 82 I. Die Sterblichkeit. Zieht man ubrigens von den Gestorbenen des Jabres 1881 die 298 Todt- geborenen und die 265 Falle gewaltsamer Todesarten ab, so betragt die Zahl der eines naturlichen Todes Verstorbenen im Jahre 1881: 12 904 oder 26,93 von je 1000 Eimvohnern. Das Verhaltnis der eines naturlichen Todes Verstorbenen stellt sich in den letzten neun Jahren wie folgt dar. Es starben: Es starben daher im neunjahrigen Durchschnitte eines naturlichen Todes per Jahr 13746 Einwohner oder von je 1000 Eimvohnern 28,69; im funfjahrigen Durchschnitte 13 458 Eimvohner oder von je 1000 Eimvohnern 28,09. Der Vergleich der Sterblichkeit von Krain mit jener in den tibrigen Landern ist fur das Jahr 1881 nicht moglich, da die von der k. k. statistischen Central- commission in Wien herausgegebene Statistik des Sanitatswesens erst bis zum Jahre 1878 reicht, daher der Vergleich mit der Sterblichkeit jenes Jahres gemacht werden muss. Es starben im Jahre 1878 von je 100 000 Eimvohnern: in Niederosterreich. 3 674 » Oberosterreich.3 174 » Salzburg. 3 034 » Steiermark.3125 » Karaten. 3 078 » Krain. 3 228 » Triest..4015 » Gorz und Gradiška. 3 244 » Istrien. 3 227 in Tirol. 2 494 » Vorarlberg. 2420 » Bohmen. 3 304 » Mahren. 3 462 » Schlesien. 3 678 » Galizien.3715 » der Bukowina.■ • ■ 5 614 » Dalmatien. 3 468 Es starben im Mittel in Gesammt-Oesterreich vonje 100 000 Eimvohnern 3 451. Krain stand also auch 1878 unter dem Mittel der osterreichischen Lander, und wurde seine Sterblichkeit des Jahres 1881 mit 2 811 sowie auch die des neunjahrigen Durch- schnitts von 28,69 und die des funfjahrigen Durchschnitts von 28,09 bedeutend unter dem Mittel sich befinden. Die Sterblichkeit nach dem Alter im Jahre 1881. 83 Die Sterblichkeit nach dem Alter im Jahre 1881. Insgesammt starben 13 186 Personen. 11* 84 I. Die Sterblichkeit. Die Anzahl der im Jahre 1881 und 1880 Verstorbenen nach den einzelnen Bezirken und Todesarten ist in den Tabellen XVI, XVII, XVIII und XIX ersichtlich gemacht, wobei bemerkt wird, dass bezuglich der Eintheilung der Todesarten das im officiellen Jahresberichte vorgeschriebene Schema zugrunde gelegt ist, welches, wenn- gleich nicht strenge wissenschaftlich das Materiale sichtend, doch als willkommene Basis eines Vergleiches mit denselben Verhaltnissen anderer Bander gelten muss. Auch beruht die Eintheilung der Verstorbenen in die einzelnen Rubriken gewiss nicht auf voller Wahrheit, da die meisten der auf dem Lande in Krain Ver¬ storbenen gar nie in arztlicher Behandlung standen und die Todesart daher meist erst von den Todtenbeschauern bestimmt wird, welche in der Mehrzahl der Falle Laien, Schullehrer, Messner sind, die ohne die mindeste medicinische Vorbildung ihres Amtes walten und daher ganz willkurlich vorgehen. An der Gesammtsterblichkeit participierten die einzelnen Ivrankheitsformen in den Jahren 1881 und 1880 wie in folgender Tabelle ersichtlich gemacht ist: Misst man die Sterblichkeitsverhaltnisse von Krain an dem Masstabe der tibrigen Lander (und zwar im Jahre 1878), so ergibt sich, dass Krain in der Gesammt¬ sterblichkeit sich unter dem Mittel Oesterreichs befand, nur die Sterblichkeit an der Ruhr, der Diphtheritis, der Lungenschwindsucht, an Altersschvvache und an gewalt- samen Todesarten iibertraf das Mittel; Scharlach, Cholera und Schlagfluss erreichten es, alle tibrigen Krankheiten blieben, und stellenweise sogar bedeutend unter demselben. Das Nahere ist aus der Tabelle XIX zu ersehen. Die Sterblichkeit nach den Bezirken. 85 Die Sterblichkeit nach den Bezirken im Jahre 1881 ist eine sehr verschiedene. Am auffallendsten ist die Sterblichkeit der Landeshauptstadt Laibach mit 41,28 per Mille, trotzdem die Stadt in diesem Jahre epidemiefrei geblieben ist. Die Ursache liegt wohl in der Ausserachtlassung der dringenden Anforderungen der Reinlichkeit und der hygienischen Massregeln, unter letzteren besonders der Mangel eines rationellen Abfuhrsystems der Mehrung, zu welcher dringenden Massregel sich die GemeindeVertretung trotz ernstester Mahnung von fachmannischer Seite nicht entschliessen konnte, obwohl ihr von Seite des Ver- fassers vorliegenden Buches ein eingehendes Operat zur Verfugung gestellt wurde. Die Durchschnittssterblichkeit von 28,11 per Mille wurde iibertroffen von der Stadt Laibach (41,28), Krainburg (80,29), Loitsch (29,17), Stein (29,40), Tschernembl (41,35). Unter den Durchschnittsziffern bewegten sich Adelsberg (22,64), Gottschee (26.42) , Gurkfeld (21,59), Laibach Umgebung (27,86), Littai (26,23), Radmannsdorf (26.43) , Rudolfswert (19,44). Die grosste Sterblichkeit hatte demnach die Stadt Laibach mit 41,28 und die geringste Rudolfswert mit 19,44 per Mille. Die Sterblichkeit von Laibach, die im Jahre 1881 41,28 per Mille betrug, stellt sich imVergleiche mit anderen Stadten in den Jahrenl878, 1877 und 1876 wie folgt dar: Es war demnach Laibach im Jahre 1876 die neunte, im Jahre 1877 die siebente, im Jahre 1878 die fiinfte unter den genannten Stadten in Ansehung ihrer Sterblichkeit. * Wird die Bevolkerung, \velehe sich liach der am 17. April 1875 vorgenommenen sum- marischen Erhebung im Gemeindegebiete von Wien mit 673 865 Einwohnern ergab, als Grundlage der Berechnung angenommen, so stellt sich das Sterblichkeitspercent fur Wien weit gunstiger, indem es sich fur 1878 mit 35,38, im Jahre 1877 mit 32,38 und fur 1876 mit 33,43 per Mille berechnet. 86 I. Die Sterblichkeit. Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. Todtgeborene. Es kamen im Jahre 1881 298 Falle von Todtgeborenen vor, von welchen 172 auf das mannliche und 126 auf das weibliche Geschlecht entfielen. Das Verhaltnis der Todtgeborenen stellt sich in den letzten funf Jahren und nach den Bezirken wie folgt dar: Es entfielen daher im funfjahrigen Durchschnitte Todtgeborene: zusammen . . . 309 oder auf 100 000 Eimvohner 64 Im Jahre 1881 betrug dieses Mittel nur 62 auf je 100000 Einwohner. Ueber diesem Mittel von 62 standen im Jahre 1881 die Stadt Laibach (162), Gottschee (69), Littai (82), Rudolfswert (66), Tschernembl (63). Das Mittel selbst erreichte Adelsberg (62). Unter dem Mittel befanden sich Gurkfeld (60), Krainburg (40), Laibach Um- gebung (35), Loitsch (42), Radmannsdorf (57), Stein (49). Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarfen. 87 Anders jedoch verhalten sich die einzelnen Bezirke in Ansehung der Zahl der Todtgeborenen im funfjahrigen Durchschnitte von 64 Todtgeborenen von je 100 000 Einwohnern. Zwar steht die Stadt Laibach mit 137 \vieder obenan, doch dann folgt Tschemembl mit 104, Gottschee mit 94, Littai mit 85, Gurkfeld mit 67. Unter dem Mittel stehen Stein mit 60, Radmannsdorf mit 56, Adelsberg mit 55, Rudolfswert mit 53, Laibach Umgebung mit 51, Krainburg und Loitsch mk je 42. Die Zahl der Todtgeborenen im funfjahrigen Durchschnitte betragt 2,79 Percent. von der Gesammtsterblichkeit des Quinquenniums 1877 bis 1881 von 70167 oder 0,32 Percent der Gesammtbevolkerung Krains. Nachdem das Mittel der Todtgeborenen ftir alle im Reichsrathe vertretenen Lander Oesterreichs (im Jahre 1878) 111 auf je 100 000 Einwohner betrug, so steht Krain sowohl mit seinem Mittel des Jahres 1878 (70 auf je 100 000 Ehrvvohner) als auch mit dem Mittel des Jahres 1881 (62 auf je 100000 Eimvohner) und mit dem Mittel des funfjahrigen Durchschnittes (64 auf je 100 000 Einwohner) sehr giinstig und wird uberhaupt nur im Jahre 1878 von Tirol (59), Vorarlberg (38) und Dalmatien (41) durch noch gimstigere Verhaltnisse iibertroffen. Auffallend ungiinstig steht die Stadt Laibach, welche mit dem Mittel von 162 (1881) und 137 (fiinfjahriger Durchschnitt) das Gesammtmittel Oesterreichs mit 111 so sehr uberschreitet. Im Boden und klimatischen Verhaltnissen kann der Grund hiefiir nicht gesucht werden, da der umgebende Bezirk nur ein funfjabriges Durch- schnittsmittel von 51 ausweist. Angeborene Lebensschwache. (Kinder unter einem Jahre.) Im Jahre 1881 starben 1244 Kinder unter einem Jahre an angeborener Lehens- schwache, und zwar 667 mannlichen und 577 \veiblichen Geschlechts. Dieses Verhaltnis stellte sich in den letzten fiinf Jahren nach den einzelnen Bezirken wie folgt dar: 88 I. Die Sterblichkeit. Es entfielen daher im funfjahrigen Durchschnitte Todesfalle von angeborener Lebensschwache (Kinder unter einem Jahre): Es starben im Jahre 1881 von je 100 000 Eimvohnern in Krain 259 Kinder unter einem Jahre an angeborener Lebensschwache. Ueber diesem Mittel des Jahres 1881 slanden Tschernembl (414), Laibach Umgebung (337), Radmannsdorf (320), Gottschee und Littai (mit je 288) und Krain- burg (260). Unter diesem Mittel bewegten sich die Bezirke Stein (253), Gurkfeld (250), Adelsberg (207), Loitsch (164), Rudolfswert (152) und die Stadt Laibach (99). Ueber dem Mittel des funfjahrigen Durchschnittes mit 266 bewegten sich Tschernembl (367), Loitsch (327), Gottschee (325), Radmannsdorf (313), Adelsberg (308), Laibach Umgebung (292), Littai (281), Ivrainburg (275). Unter diesem Mittel Stein (248), Gurkfeld (233), Radmannsdorf (215) und die Stadt Laibach (88). Die Zalil der an angeborener Lebensschwache gestorbenen Kinder unter einem Jahre betragt 9,08 Percent der im Quinquennium 1877 bis 1881 Gesammtverstorbenen und 1,33 Percent der Gesammtbevolkerung. Es ist hier zu bemerken, dass in dieser Rubrik bei dem an anderer Stelle bereits geschilderten Zustande unseres Todtenbeschauwesens sehr viele Falle zweifellos eingestellt wurden, welche nicht angeborene Lebensschwache, sondern irgend eine andere Krankheit waren. Daher dtirfte sich auch die auffallend niedere Ziffer der Stadt Laibach erklaren, da in Laibach die Todtenbeschau von einem Fachmanne (Doctor der Medicin) ausgeiibt wird, die Kinder durchwegs in arztlicher Beobachtung standen, daher auch fur Laibach eine wissenschaftliche Eintheilung der Krankheiten in die verschiedenen Rubriken angenommen werden kanu. Das Verhaltnis der an angeborener Lebensschwache Gestorbenen ist tibrigens in Krain auch im Vergleiche zu den iibrigen Landern in Oesterreich ein gunstiges zu nennen, indem so\vohl das Mittel des Jahres 1878 mit 257, des Jahres 1881 Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 89 mit 259 und des fiinfjahrigen Durchschnittes mit 266 sich tief unter dem Mittel der Lander Oesterreichs im Jahre 1878 bewegt, welches 416 betragt. Krain ist in dieser Beziehung iiberhaupt das zweitgtinstigst gestellte aller osterreichischen Lander, da es nur von Vorarlberg iibertroffen wird, welches fiir das Jahr 1878 ein Mittel von nur 194 ausweist. Blattern. Seit dem Jahre 1871, in welchem die Blattern nach dem deutsch-franzosischen Kriege als mitteleuropaische Seuche auftraten und auch in Krain mit grosser Inten- sitat und Extension sich ausbreiteten, haben dieselben in mehr oder weniger heftigen und ausgebreiteten Epidemien nach und nach das ganze Land verseucht und sind mit Ausnahme des Jahres 1876, in welchem Jahre keine Blatternepidemie auftrat, eine standige Volkskrankheit geworden und haben insbesondere im Jahre 1881 im Bezirke Tschernembl eine ganz exorbitante Intensitat und Extension angenommen. Nachdem jedoch liber die Epidemien besonders gesprochen wird, so wird an dieser Stelle nur die Blatternsterblichkeit im allgemeinen zur Sprache gebracht. Es starben im Jahre 1881 an Blattern 441 (217 Manner und 224 Weiber) oder von je 100 000 Menschen 92. Nach Bezirken geordnet stellt sich die Sterblichkeit fiir das Quinquennium 1877 bis 1881 folgendermassen dar. Es starben: 12 90 I. Die Sterblichkeit. Es entfallen daher im funfjahrigen Durchschnitte Todesfalle an Blattern: in Lnibach Stadt . . . . » Adelsberg. » Gottschee. » Gurkfeld. » Krainburg. » Laibach Umgebung . . » Liltai.. » Loitseh. » Radmannsdorf . . . . » Rudolfswert. » Stein. » Tschernembl. 4 oder auf je 100 000 Einwohner 17 4 8 5 8 9 20 99 14 15 7 » » » 2 » » » 4 » » » 8 » » » 18 » » » 69 » * * 20 5 14 17 47 233 zusammen . . . 145 oder auf je 100 000 Eimvohner 30 Das Mittel der im Jahre 1881 von je 100 000 Einwohnern Verstorbenen betragt 92, und iiberschritten dieses Mittel die Bezirke Tschernembl (936) und Stein (199). Unter dem Mittel blieben Gottschee (48), Umgebung Laibach (44), Gurkfeld (31), Stadt Laibach (20), Loitseh (18), Budolfswert (12), Radmannsdorf (3), Littai (2), Krainburg (1); Adelsberg blieb frei. Ueber dem Mittel des funfjahrigen Durchschnittes mit 30 bewegen sich Tscher¬ nembl (233), Gurkfeld (99), Stein (47). Unter dem Mittel blieben Gottschee und Littai (mit je 20), Stadt Laibach und Rudolfswert (mit je 17), Umgebung Laibach (15), Krainburg und Radmannsdorf (mit je 14), Adelsberg (9), Loitseh (5). Die Zahl der im Quinquennium 1877 bis 1881 an Blattern Verstorbenen betragt 1,03 Percent aller in diesem Zeitraume Verstorbenen und 0,15 Percent der Gesammtbevolkerung. Bezuglich der Sterblichkeit an Blattern steht Krain im Vergleiche mit den iibrigen Landern in Oesterreich sehr ungiinstig, indem in Krain im Jahre 1881 von je 100 000 Einwohnern 92 an Blattern starben, wahrend in den iibrigen Landern von der gleichen Zahl der Eimvohner im Jahre 1878 nur 65 starben. Dagegen bewegt sich das Mittel des funfjahrigen Durchschnittes mit 30 und das des Jahres 1878 mit 11 bedeutend unter dem oberwahnten Gesammtmittel. Es war also das Jahr 1881 bezuglich der Blatternsterblichkeit ein sehr un- gunstiges, was auf der grossen, extensiv und intensiv bedeutenden Blatternepidemie im Bezirke Tschernembl beruht. Masern. Es starben im Jahre 1881 an Masern 141 (77 mannlichen und 64 weiblichen Geschlechts) oder von je 100 000 Eimvohnern 29 (21 im Jahre 1880). Nach Bezirken geordnet stellt sich die Sterblichkeit im Quinquennium 1877 bis 1881 folgendermassen dar. Die Sterblichkeit nach den einzeloen Todesarten. 91 Es starben: Es entfallen daher im fiinfjahrigen Durchschnitte Todesfalle an Masern: zusammen . . .118 oder auf je 100000 Einwohner 24 Das Mittel des Jahres 1881 mit 29 wurde uberschritten von den Bezirken Tschernembl (197), Laibach Umgebung (35) und Gurkfeld (31). Unter dem Mittel blieben Krainburg und Radmannsdorf (je 22), Gottschee (18), Rudolfswert (17), Stein (12), Littai (11), Loitsch (7); ohne Sterbefall blieben die Stadt Laibach und der Bezirk Adelsberg. Das Mittel des fiinfjahrigen Durchschnittes mit 24 uberschritten Tschernembl (67), Rudolfswert (35), Stein (28), Gottschee (26), Laibach Umgebung (25). Unter dem Mittel stehen Gurkfeld (23), Krainburg und Loitsch (je 22), Stadt Laibach (17), Littai und Radmannsdorf (je 15), Adelsberg (7). Es starben in den letzten fiinf Jahren von allen in dem genannten Zeitraume Verstorbenen 0,74 Percent oder 0,12 Percent aller Einwohner. 12 * 92 I. Die Sterblichkeit. Kram steht mit seinem Mittel des funfjahrigen Durchschnittes mit 24, dem des Jahres 1881 mit 21 und dem des Jahres 1878 mit 30 unter dem Mittel aller Lander im letztgenannten Jahre, welch.es 44 betrug; im Jahre 1878 war es in Ansehung der Hohe seiner Sterblichkeit an Masern das zwolfte der im Reichsrathe vertretenen Lander. Scharlach. Es starben im Jahre 1881: 308 Menschen (158 mannlichen und 150 weib- lichen Geschlechts) an Scharlach. Nach Bezirken geordnet stellt sich die Sterblichkeit fur das Quinquennium 1877 bis 1881 folgendermassen dar. Es starben: Es entfallen daher im funfjahrigen Durchschnitte Todesfalle an Scharlach: zusammen . . . 239 oder auf je 100000 Einwohner 49 Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 93 Es starben im Jahre 1881 von je 100 000 Eiirvvohnem in Krain 64 an Scharlach. Ueber diesem Mittel stehen Littai (188), Gottschee (161), Laibach Stadt (113), Krainburg (91), Stein (67). Unter dem Mittel blieben Laibach Umgebung (48), Gurkfeld (25), Tschernembl (20), Loitsch (15), Adelsberg und Rudolfswert (je 12), Radmannsdorf (3). Nach dem funfjahrigen Durchschnitte starben von je 100000 Eimvohnern 49 an Scharlach. Ueber diesem Mittel bewegen sich Adelsberg (150), Littai (82), Loitsch (79), Gottschee (55), Laibach Stadt (53). Im Mittel selbst steht Stein (49). Unter dem Mittel: Laibach Umgebung (33), Tschernembl (30), Krainburg (29), Gurkfeld (27), Rudolfswert (24), Radmannsdorf (11). Es starben in den Jahren 1877 bis 1881 an Scharlach 1,70 Percent aller in diesem Zeitraume Verstorbenen oder 0,25 Percent der Gesammtbevolkerung. Das Mittel des Jahres 1881 (64) und des funfjahrigen Durchschnittes (49) stehen bedeutend unter dem Mittel der osterreichischen Lander aus dem Jahre 1878, in welchem Jahre selbes 78 betrug. Im Jahre 1878 fiel das Mittel von Krain aus demselben Jahre mit dem Gesammtmittel zusammen. Typhus. Es starben im Jahre 1881: 230 Individuen an Typhus (97 mannlichen und 133 weiblichen Geschlechts). In den fiinf letzten Jahren vertheilt sich die Sterblichkeit an Typhus auf die einzelnen Bezirke in folgender Weise. Es starben: 94 I. Die Sterblichkeit. Im funfjahrigen Durchschnitte entfallen Todesfalle an Typhus: Es starben im Jahre 1881 von je 100 000 Einwohnern 48 an Typhus. Dieses Mittel iiberragten die Bezirke Adelsberg (60), Gottschee, Loitsch und Rudolfs\vert (je 58), Tschernembl (50), Gurkfeld (47), Littai (45), Radmannsdorf (42), Stein (41). Unter dem Mittel befanden sich Laibach Stadt (40), Laibach Umgebung (38) und Krainburg (28). Das Mittel des funfjahrigen Durchschnittes mit 61 wird iibertroffen von Gott¬ schee (86), Loitsch (79), Tschernembl (77), Gurkfeld (75), Adelsberg (67), Laibach Umgebung (65), Rudolfswert (62). Unter dem Mittel befinden sich Radmannsdorf (55), Krainburg (50), Littai (49), Laibach Stadt (44), Stein (36). Die Todesfalle an Typhus in den Jahren 1877 bis 1881 betragen 2,08 Percent aller in dem gedachten Zeitraume Verstorbenen oder 0,39 Percent der Gesammt- bevolkerung. Bemerkenswert erscheint, dass nicht durchwegs diejenigen Bezirke, \velche die grosste Sterblichkeit zeigen, zugleich jene sind, welche von Epidemien heim- gesucht wurden, da der Typhus in den letzten fiinf Jahren nie extensiv bedeutend, sondern stets nur local beschrankt epidemisch auftrat, daher der sporadische Typhus entscheidender auf die Ziffer der Sterblichkeit eimvirkt, als der epidemische, der meist nur kleine Ortschaften befiel, auf die er auch beschrankt blieb. Ferner ist es bemerkenswert, dass die Karstgegenden und das mehr wasser- arme tiefere Alpenvorland mehr Typhus aufweisen, als das eigentliche Hochalpen- land, am wenigsten der auch in vielen anderen Krankheiten durch besonders gtinstige Verhaltnisse hervorragende Bezirk Stein. Das Mittel des Jabres 1881 mit 48, das des funfjahrigen Durchschnittes mit 61 und das des Jahres 1878 mit 69 stehen alle unter dem Mittel aller Lander, welches im letztgenannten Jahre 75 betrug, so dass das Auftreten des Typhus in Ivrain im grossen und ganzen nicht als excessiv bezeichnet werden kann. Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 95 Ruhr. Es starben im Jahre 1881 an Ruhr 307 Individuen (167 mannlichen und 140 weiblichen Geschlechts). Nach Bezirken geordnet stellt sich die Sterblichkeit fiir das Quinquennium 1877 bis 1881 folgendermassen dar. Es starben: Im funfjahrigen Durchschnitte entfallen Todesfalle an Ruhr: Es starben im Jahre 1881 von je 100 000 Eimvohnern 64 an Ruhr. Ueber diesem Mittel waren Tschernembl (357), Gottschee (131) und Adelsberg (96). Unter demselben: Rudolfswert (45), Laibach Umgebung (42), Stein (41), Loitsch (26), Littai (25), Krainburg (21), Gurkfeld (13). Oh n e Sterbefall blieben die Stadt Laibach und der Bezirk Radmannsdorf. 96 I. Die Sterblichkeit. Es starben im funfjahrigen Durchschnitte von je lOOOOO Eimvohnern 81. Ueber diesem Mittel sincl Tschernembl (291), Adelsberg (118), Rudolfswert (120), Gottschee (98), Laibach Umgebung (94). Unter demselben: Stein (64), Loitsch (53), Krainburg und Littai (mit je 40), Gurkfeld (33), Laibach Stadt (8), Radmannsdorf (7). Auch bezuglich der Ruhr zeigt der Karst und das tiefere Vorland der Alpen die grosste Sterblichkeit, gtinstiger stellt sich dieselbe in d en Alpenbezirken, am gunstigsten im Hochalpengebiete Radmannsdorf. Die Sterbefalle an Ruhr in den Jahren 1877 bis 1881 betragen 2,79 Percent der Gesammtsterblichkeit dieser Jahre und 0,41 Percent der Gesammtbevolkerung. Das Mittel der Sterblichkeit der Ruhr fur das Jahr 1881 mit 64 und des funfjahrigen Durchschnittes mit 81, sowie das Mittel des Jahres 1878 mit 94 iiber- ragen bedeutend das Mittel der Lander im letztgenannten Jahre, in welchem es nur 38 betrug. Die Ruhr gehort daher zu den haufigsten und gefahrlichsten Volkskrank- heiten in Krain, und mogen auch kosmisch - tellurische Verhaltnisse begiinstigend auf das Auftreten der Ruhr einwirken (wie es wohl aus dem vorzugsweisen Auf- treten in bestimmten Landesstrecken ersichtlich ist), so wiirde derselben, namentlich auch ihrer Ausbreitung und Bosartigkeit, durch Aufbesserung der socialen Verhalt¬ nisse und durch Anwendung hygienischer und prophvlaktischer Massregeln wirksam entgegen getreten werden konnen. Cholera. Im Jahre 1881 kam kein Fali von Cholera vor. In den letzten fiinf Jahren kamen im Jahre 1880 2 Falle in der Stadt Laibach vor, 3 im Rezirke Umgebung Laibach, 1 im Rezirke Radmannsdorf; im Jahre 1879 2 im Bezirke Umgebung Laibach und 4 im Bezirke Stein; im Jahre 1878 6 im Bezirke Umgebung Laibach, 2 im Bezirke Tschernembl; im Jahre 1877 1 in Gottschee, 6 in Umgebung Laibach und 4 in Littai, in Summe 31 Falle, \velche jedoch nicht die Form der asiatischen, sondern der sogenannten Nostras waren, da seit dem Jahre 1866 keine asiatische Cholera mehr in Krain weder sporadisch noch epidemisch auftrat. Es entllel im Zeitraume 1877 bis 1881 in ganz Krain je 1 Fali von Cholera nostras auf je 100 000 Einwohner; im Bezirke Umgebung Laibach 7, Littai 3 und Stein 3. Die Zahl der im Zeitraume 1877 bis 1881 an Cholera Verstorbenen betragt 0,04 Percent aller in jenem Zeitraume Verstorbenen oder 0,006 Percent der Gesammt¬ bevolkerung. Im Jahre 1878 entfielen in den osterreichischen Landern sowohl als auch in Krain 2 Todesfalle an Cholera auf je 100 000 Eimvohner. Keuchhusten. Im Jahre 1881 starben 119 Individuen (60 mannlichen und 59 weiblichen Geschlechts) an Keuchhusten. In den letzten fiinf Jahren stellte sich das Verhaltnis der Todesfalle an Keuch¬ husten nach den einzelnen Bezirken wie folgt. Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 97 Es starben: Es starben im Jahre 1881 von je 100 000 Einwohnern 24 an Keuchhusten. Ueber diesem Mittel standen in dem genannten Jahre: Laibach LTmgebung (46), Tschernembl (43), Krainburg (36), Gottschee (29), Rudolfswert (27). Unter dem Mittel: Gurkfeld und Littai (je 17), Stein (15), Laibach Stadt und Adelsberg (je 12), Loitsch (10) und Radmannsdorf (7). Viel ungiinstiger stellt sich das Verhaltnis der Todesfalle an Keuchhusten nach dem funfjahrigen Durchschnitte, nach welchem in Krain von je 100 000 Ein- wohnern 55 starben. Ueber diesem Mittel stehen Tschernembl (90), Gottschee (79), Laibach Urn- gebung (66), Adelsberg (62), Stein (56). 98 I. Die Sterblichkeit. ' Unter demselben: Littai (51), Gurkfeld (47), Krainburg (46), Rudolfsivert (45), Loitsch (39), Laibach Stadt (28) und Radmannsdorf (22). Die Differenz zwischen dem Verhaltnisse des Jahres 1881 und des fiinf- jahrigen Durchschnittes beruht auf dem Umstande, dass der Keuchhusten in den Jahren 1880 und 1879 in epidemischer Form auftrat, im Jahre 1881 jedoch nicht. Uebrigens dtirfte die Todesursache dieser vielen Falle von Keuchhusten wohl in der grossen Mehrheit in iibersehenen oder gar nicht zur Beobachtung, umso- weniger zur Behandlung gelangten Fallen von Pneumonien zu suchen sein. Trotzdem stellt sich Krain mit seinem Mittel des Jalires 1878 mit 57 gegen- iiber dem Mittel dieses Jahres in den osterreichischen Landern sehr gunstig, da es im genannten Jahre in diesen 129 betrug, doch standen mit Ausnahme von Tirol (66) und Oberosterreich (71) alle tibrigen Alpenlander giinstiger als Krain. Die Zahl der in den Jahren 1877 bis 1881 an Keuchhusten Verstorbenen betragt 1,87 Percent aller in diesem Zeitraume Verstorbenen und 0,27 Percent aller Einwohner. Halsbraune (Diphtheritis und Croup). Die Diphtheritis ist wohl mit Recht die gefiirclitetste aller Volkskrankheiten, die innerhalb des letzten Decenniums das Land Krain und insbesondere seine Kinder- welt verheerend uberfielen. Doch zeigt die Beobachtung gliicklichervveise in den letzten Jahren eine Abnahme der Ausbreitung, wenngleich die Heftigkeit einzelner Falle gegen die der Vorjahre nicht nachsteht. Doch ist die Nachweisung der Diphtheritis nur fur die letzten vier Jahre moglich, da erst far das Jahr 1878 die amtliche Nachweisung derselben vom hohen Ministerium eingefiihrt wurde. Es starben im Jahre 1881: 767 Individuen (369 mannlichen und 398 weib- lichen Geschlechts) an Diphtheritis. Das Verhaltnis der Todesfalle an Diphtheritis in den letzten vier Jahren nach den Bezirken ist in Folgendem ersichtlich gemacht. Es starben: Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 99 Im vierjahrigen Durchschnitte entfallen Todesfalle an Diphtheritis: Es starben von je 100 000 Eimvohnern an Diphtheritis: im Jahre 1881.161 » 1880 .. 221 » 1879 342 » » 1878 372 im vierjahrigen Durchschnitte.266 Man ersieht daher die stetige Abnahme der Diphtheritis seit dem Jahre 1878. Bemerkenswert ist, dass auf die grosse Sterblichkeit an Diphtheritis nicht die Epi- demien entscheidend einwirken, sondern die grosse Zahl der sporadischen Falle, indem beispielsweise im Jahre 1881 6 Epidemien auftraten, welche nur 56 Kinder Avegrafften. \vahrend im ganzen Lande 767 Kinder an Diphtheritis starben. Ueber dem Mittel des Jahres 1881 (mit 161) bewegten sich die Bezirke Loitsch (368 mit 2 Epidemien), Stein (268), Littai (246), Gottschee (205), Krain- burg (182). Unter demselben: Gurkfeld (160), Radmannsdorf (145), Adelsberg (108 mit 3 Epidemien), Laibach Stadt (69), Rudolfsvvert (60), Laibach Umgebung (42 mit 1 Epidemie), Tschernembl (36). Ueber dem Mittel des vierjahrigen Durchschnittes befinden sich die Bezirke: Gurkfeld (599), Littai (420), Laibach Umgebung (338), Loitsch (270). Unter demselben: Radmannsdorf (240), Stein (235), Gottschee (196), Krainburg (189), Tschernembl (147), Rudolfs\vert (142), Laibach Stadt (133) und Adelsberg (110). Es starben daher von den im Zeitraume 1877 bis 1881 uberhaupt Verstor- benen 7,26 Percent an Diphtheritis oder 1,06 der Gesammtbevolkerung Ivrains. Auch gegentiber den anderen Landern zeigt Krain in Ansehung seiner Todes¬ falle an Diphtheritis ein hochst ungiinstiges Verhaltnis, da es im Jahre 1878 mit seinem Mittel von 372 zwar unter dem Gesammtmittel der Lander mit 280 stand, aber trotzdem das zweitungiinstigst situierte Land war, indem es nur von der Bukowina von noch ungiinstigeren Verhaltnissen tiberboten war, wo auf je 100 000 Eimvohner gar 2 162 Todesfalle an Diphtheritis kommen. Namentlich aber iibertrifft die Sterblichkeit an Diphtheritis in Krain alle Alpenlander um ein sehr bedeutendes. 13 * 100 I. Die Sterblichkeit. Entziindliche Krankheiten der Athmungsorgane. Im Jahre 1881 zahlte diese Krankheitsgruppe 937 Todesfalle (hievon 495 beim mannlichen und 442 beim weiblichen Geschlechte). Die Todesfalle an entzundlichen Krankheiten der Athmnngsorgane vertheilen sich im Zeitraume von 1877 bis 1881 auf die einzelnen Bezirke in folgender Weise. Es starben: Es entfielen daher im fiinfjahrigen Durchschnitte Todesfalle an entzundlichen Krankheiten der Athmungsorgane: Es starben im Jahre 1881 an entzundlichen Krankheiten der Athmungsorgane von je 100 000 Eimvohnern 195. Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 101 Dieses Mittel uberschritten im genannten Jahre die Bezirke: Laibacb Um- gebung (390), Loitsch (326), Gottschee (209), Tschernembl (200). Unter demselben blieben die Bezirke: Laibach Stadt (190), Radmannsdorf (164), Gurkfeld (162), Littai (160), Krainburg (151), Rudolfswert (148), Adelsberg (108) und Stein (54). Das Mittel des fiinfjahrigen Durchschnittes mit 212 uberschritten die Bezirke: Loitsch (273), Rudolfswert (264), Laibach Stadt (243), Laibach Umgebung (235), Gurkfeld (229). Unter demselben blieben: Gottschee (207), Littai (203), Krainburg (199), Stein (175), Tschernembl (167), Radmannsdorf (145), Adelsberg (134). Bemerkens- wert ist es, dass die Hochalpenbezirke Krainburg, Stein und Radmannsdorf unter die bestsituierten Landstrecken in Ansehung der Sterblichkeit an entziindlichen Krank- heiten der Athmungsorgane stehen, sowie das Karstland (Adelsberg) nach dem fiinf- jahrigen Durchschnitte sogar die geringste Sterblichkeit ausweist, vvahrend Loitsch (ebenfalls Karstland) die hochste verzeichnet. Auch im Vergleiche mit den iibrigen Landern hebt sich Krain in Ansehung seiner Sterblichkeit an entziindlichen Krankheiten der Athmungsorgane sehr vortheil- haft ah, indem es mit seinem Mittel des Jahres 1881 (195), mit dem Mittel des fiinfjahrigen Durchschnittes (212) und insbesondere jenem des Jahres 1878 (182) tief unter dem Gesammtmittel der Lander aus dem Jahre 1878 mit 277 steht, ja im Jahre 1878 war Krain das erste atter Lander Oesterreichs. Auch zu den iibrigen Alpenlandern stand Krain in jenem Jahre zu seinem Vortheile da, indem in Krain von 100 000 Einwohnern nur 182 starben, wahrend in Karnten 249, in Gorz 250, in Vorarlberg 255, in Tirol 260, in Salzburg 310, in Steiermark 418 und im Triester Gebiete gar 616 von je 100 000 Eimvohnern an entziindlichen Krankheiten der Athmungsorgane starben. Es starben im Quinquennium 1877 bis 1881 von allen im selben Zeitraume Verstorbenen 7,02 Percent oder 1,06 Percent der Gesammtbevolkerung an entziind¬ lichen Krankheiten der Athmungsorgane. Lungenschwindsucht. Die Lungenschwindsucht ist jene Krankheitsform, die unter allen Krankheiten die meisten Opfer fordert. Wahrend von der Gesammtsterblichkeit in Krain im Jahre 1881 z. B. auf alle epidemische Krankheiten zusammen nur 17,17 Percent entfielen, participiert die Lungenscfnvindsucht fiir sich allein an der Gesammtsterblich¬ keit mit 14,56 Percent. Es starben an der Lungensucht: im Jahre 1881 . 1962 Einwohner oder von je 100000 Eimvohnern 409 » » 1880 . 1989 » » » •» » » 429 » » 1879 . 2 103 » » » »' » » 432 » * 1878 . 2 209 » » » » » » 477 » » 1877 . 1 871 » » » » _404 im fiinfjahrigen Durchschnitte . . 2 027 Eimvohner oder von je 100 000 Einwohnern 423 102 I. Die Sterblichkeit. Von den im Jahre 1881 verstorbenen 1 962 Personen entfielen 944 auf das mannliche und 1018 auf das weibliche Geschlecht, daher letzteres ein grosseres Contingent der Sterblichkeit an Lungensclrvvindsucht stellt. Die Todesfalle an Lungenschwindsucht vertheilen sich in den letzten fiinf Jahren nach den einzelnen Bezirken in folgender Weise. Es starben: Im funfjahrigen Durchschnitte entfallen Todesfalle an Lungenschwindsucht: Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 103 Das Mittel des Jahres 1881 mit 409 uberschritten: Laibach Stadt (812), Tschernembl (478), Adelsberg und Loitsch (je 472) und Gottschee (458). Unter dem Mittel blieben: Gurkfeld und Radmannsdorf (je 374), Krainburg (369), Laibach Umgebung (366), Littai (311), Stein (289) und Rudolfswert (249). Das Mittel des funfjahrigen Durchschnittes mit 423 ubertrafen: Laibach Stadt (788), Loitsch (557), Adelsberg (520), Tschernembl (461). Unter dem Mittel blieben: Gottschee (420), Gurkfeld (392), Krainburg (383), Radmannsdorf (382), Laibach Umgebung (340),- Stein (338), Littai (326), Rudolfs- wert (299). Am auffallendsten ist die hohe Ziffer der Stadt Laibach (812 im Jahre 1881 und 788 im funfjahrigen Durchschnitte). Klimatische Verhaltnisse allein konnen hiefur die Erklarung nicht geben, da ja dieselben Verhaltnisse auch im Bezirke Laibach Umgebung obwalten, und doch steht dieser mit 366 und 340 tief unter der Stadt Laibach, ja unter dem Gesammtmittel des Landes. Es sind also sociale Verhaltnisse als die Ursache einer so befremdenden Erscheinung anzunehmen: Armut, schlechte Ernahrung und Wohnung, Unreinlichkeit der Stadt und kunstliche Verunreinigung des Luftkreises. Die gunstigsten Verhaltnisse treffen sich im siidlichen Hiigel- und Weinlande von Unterkrain sowie in den Hochgehirgsbezirken; die ungiinstigsten ausser der Stadt Laibach im Karstgebiete, wo vegetationslose Erdoberflache, unvermittelte Tem- peraturspriinge und Nordsttirme wohl hinlanglichen Grand zu Erkrankungen der Lunge bieten. So giinstig Krain auch in Ansehung der entziindlichen Krankheiten der Athmungsorgane gegenuber den ubrigen Landern sich stellt, in Ansehung der Lungen- schwindsucht steht es bedeutend ungiinstiger. Das Mittel der osterreichischen Lander betrug im Jahre 1878: 419, das Mittel des Jahres 1881 (409) steht zwar unter diesem Mittel, dagegen steht das Mittel des funfjahrigen Durchschnittes (423) und das des Jahres 1878 (477) iiber dem Reichsmittel. Auch weisen die ubrigen Alpenlander gunstigere Verhaltnisse auf. So starben im Jahre 1878 von je 100 000 Eimvohnern in Vorarlberg 431, in Gorz und Gradiška 411, in Steiermark 368, in Karaten 336, in Salzburg 302, in Tirol 247 Einwohner an Lungenschwindsucht. Von allen im Quinquennium 1877 bis 1881 Gestorbenen starben an Lungen- schwindsucht 14,44 Percent oder 2,11 Percent der Gesammtbevolkerung. Darmkatarrh. Es starben im Jahre 1881 an Darmkatarrh 256 Individuen (143 mannlichen und 113 weiblichen Geschlechts). In den Jahren 1877 bis 1881 vertheilten sich die Todesfalle an Darmkatarrh in folgender Weise auf Jahr und Bezirke. 104 I. Die Sterblichkeif. Es starben: Es starben im Jahre 1881 von je 100 000 Eimvohnern 53 an Darmkatarrh. Dieses Mittel wird iiberboten von der Stadt Laibach (238), den Bezirken Loitsch (108), Gottschee (75), Krainburg (74), Adelsberg (55). An dasselbe reichen nicht hinan: Rudolfs\vert (49), Stein (25), Laibach Um- gebung (18), Littai (17), Radmannsdorf (11), Gurkfeld (9), Tschernembl (3). Das Mittel des fiinfjahrigen Durchschnittes mit 52 iiberschreiten die Stadt Laibach (174), die Bezirke Loitsch (92), Adelsberg (91), Krainburg (55), Gottschee (54). Unter demselben blieben: Tschernembl (40), Stein (38), Rudolfswert (36), Laibach Umgebung (27), Littai (25), Radmannsdorf (22). \ on allen im Zeitraume 1877 bis 1881 Gestorbenen starben an Darmkatarrh 1,79 Percent oder 0,26 Percent der Gesammtbevolkerung. Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 105 Nachdem im Jahre 1878 das Mittel aller Lander in Oesterreich 114 betrng, so steht Krain also mit allen genannten Mitteln tief darunter, ja war sogar mit seinem Mittel des Jahres 1878, welches 49 betrug, das giinstigst gestellte Land Oesterreicbs. Apoplexie (Schlagfluss). Es starben im Jahre 1881 an Schlagfluss 334 Menschen (187 mannlichen und 147 weiblichen Geschlechts). Die Todesfalle an Schlagfluss in den letzten funf Jahren vertheilen sich auf' die einzelnen Bezirke wie folgt. Es starben: Es entfallen daher im funfjahrigen Durchschnitte Todesfalle an Schlagfluss: zusammen 329 oder auf je 100 000 Einwohner 68 * In der Sanitatsstatistik der k. k. statistischen Centralcommission ist diese Ziffer irrthiimlich mit 352 angefijhrt. 14 106 I. Die Sterblichkeit. Es entfielen im Jahre 1881 an Schlagfluss 69 Todesfalle auf' je 100 000 Ein- wohner. Dieses Mittel uberschritten die Stadt Laibach (134), Radmannsdorf' (103), Krainburg (97), Laibach Umgebung (90), Stein (87). Darunter blieben: Gurkfeld (64), Gottschee (62), Adelsberg (58), Rudolfswert (55), Tschernembl (43), Littai (28) und Loitsch (10). Im Mittel des funfjahrigen Durchschnittes entfallen auf je 100 000 Eimvohner 68 Todesfalle an Apoplexie. Ueber diesem Mittel rangieren die Rezirke: Laibach Stadt (117), Radmanns¬ dorf (95), Krainburg (93), Laibach Umgebung (85), Gurkfeld (72). Unter demselben: Stein (62), Adelsberg (60), Gottschee (58), Rudolfswert (55), Tschernembl (40), Littai (37), Loitsch (31). Es starben von den Gestorbenen des Zeitraumes 1877 bis 1881 an Schlagfluss 2,33 Percent oder 0,34 Percent der Gesammtbevolkerung Krains. Das Mittel der Todesfalle an Schlagfluss (in Krain) mit 76 auf je 100 000 Ein- wohner fiel im Jahre 1878 mit dem Mittel aller im Reichsrathe vertretenen Lander zusammen. Krebsige Entartungen. Es starben im Jahre 1881 an krebsigen Entartungen 140 Individuen (72 mann- lichen und 68 weiblichen Geschlechts). Die Todesfalle an krebsigen Entartungen vertheilen sich in den Jahren 1877 bis 1881 auf die einzelnen Rezirke in folgender Weise. Es starben: Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 107 Es entfallen daher im funfjahrigen Durchschnitte Todesfalle an Krebs: Es starben im Jahre 1881 von je 100 000 Eimvohnern 29 an Krebs. Die lingiinstigsten Ziffern diesem. Mittel gegeniiber zeigen die Stadt Laibach (130), Adels- berg (40), Gurkfeld (31). Die giinstigsten: Loitsch und Radmannsdorf (je 26), Stein (25), Laibach Um- gebung (24), Littai und Tschernembl (je 20), Rudolfswert (19), Krainburg (15), Gottschee (10). Dem Mittel des funfjahrigen Durchschnittes mit 28 gegeniiber stehen am ungiinstigsten wiederum die Stadt Laibach (126), Loitsch (34). Im Mittel selbst stehen Krainburg und Stein (mit je 28), Adelsberg (26), Littai (25), Radmannsdorf (22), Rudolfswert (21), Laibach Umgebung (20), Gurkfeld (17), Gottschee (14), Tschernembl (10). Die auffallig hohe Ziffer der Stadt Laibach erklart sich \vohl durch den Umstand, dass gerade Krebskranke mit Vorliebe operative Hilfe im allgemeinen Krankenhause zu Laibach suchen, so dass viele Sterbefalle an Krebs auf Rechnung der Stadt Laibach kommen, welche vom Lande zugereist sind. Von allen in den Jahren 1877 bis 1881 Gestorbenen starben 0,97 Pereent an krebsigen Entartungen oder 0,14 Pereent der Gesammtbevolkerung. Im ganzen und grossen und namentlich im Vergleiche mit den iibrigen Landern stellt sich Krain den krebsigen Entartungen gegeniiber gunstig, denn sein Mittel des Jahres 1878 mit 26 stand tief unter dem Reichsmittel desselben Jahres, welches 41 betrug. Krain wurde im selben Jahre nur von drei Landern durch giin- stigere Verhaltnisse iibertroffen (Istrien 24, Schlesien 21, Galizien 16). Dagegen ver- zeichnete Salzburg ein Mittel von 104 und Vorarlberg ein solehes von 105. Wuthkrankheit. Die Wuthkrankheit gelangte im Jahre 1881 gar nicht und von den letzten fiinf Jahren nur in zwei Jahren (1879 und 1878) in acht Fallen zum Ausbrache. Es starben von den innerhalb der genannten fiinf Jahre Gesammtverstorbenen 14 * 108 I. Die Sterblichkeit. 0,01 Percent an Wuth oder 0,001 Percent der Gesammtbevolkerung, daher im funf- jahrigen Durchschnitte 2 Todesfalle auf je 100 000 Einwohner entfallen. Im Jahre 1878 entfielen in Krain 1, in Gesammt-Oesterreich 0 auf je 100 000 Eimvohner. Altersschwache. Im Jahre 1881 starben an Altersschwache 1675 Menschen (749 mannlichen und 926 weiblichen Geschlechts). Nach Bezirken geordnet stellt sich die Sterblichkeit ftir das Quinquennium 1877 his 1881 folgendermassen dar. Es starben: Im funfjahrigen Durchschnitte entfallen Todesfalle an Altersschwache: zusammen . . . 1727 oder auf je 100 000 Eimvohner 360 Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 109 Im Jahre 1881 starben von je 100 000 Einwohnern 349, im funfjahrigen Durchschnitte 360. Das Mittel des Jahres 1881 (349) uberschritten Krainburg (450), Littai (446), Adelsberg (426), Tschernembl (411), Gottschee (395), Loitsch (371) und Radmanns- dorf (359). Unter demselben blieben: Laibach Stadt (287), Gurkfeld (276), Stein (266), Rudolfswert (262), Laibach Umgebung (235). Das Mittel des funfjahrigen Durchschnittes mit 360 uberschritten: Adelsberg (472), Loitsch (466), Littai (374), Krainburg (373). Unter demselben blieben: Tschernembl (357), Rudolfswert (348), Radmanns- dorf (346), Gottschee (338), Stein (328), Gurkfeld (327), Laibach Stadt (312), Laibach Umgebung (270). Es starben von den im Zeitraume 1877 bis 1881 Gestorbenen 12,30 Percent an Altersschwache oder 1,83 Percent der Gesammtbevolkerung. Im Jahre 1878 betrug das Mittel von Krain 392, das Mittel aller Lander im selben Jahre 285; es stand also Krain tiber demselben. Sonstige (hier nicht angefuhrte) Krankheiten. Die Zusammensetzung so vieler verschiedener Krankheiten und Krankheits- gruppen in eine einzige Rubrik rnacht eine wissenschaftliche Venvertung der hiebei resultierenden Ziffern unmoglich, doch folge ich dem amtlichen Schema der Ivrank- heitsgruppierung. An allen hier nicht besonders angefiihrten Krankheiten starben im Jahre 1881 4043 Individuen (1955 mannlichen und 2088 weiblichen Geschlechts). Die Todesfalle dieser Krankheitsgruppe vertheilen sich in den Jahren 1877 bis 1881 auf die einzelnen Rezirke in folgender Weise. Es starben: 110 I. Die Sterblichkeit. Im fiinfjahrigen Durchschnitte entfallen Todesfalle an sonstigen Krankheiten: zusammen . . . 4 221 oder auf je 100000 Eimvohner 881 Es starben daher im Jahre 1881 von je 100 000 Eimvohnern 844, im fiinf- jahrigen Durchschnitte 881. Ueber dem Mittel des Jahres 1881 (844) bewegten sich: die Stadt Laibach (1 763), Stein (1199), Krainburg (1119), Laibach Umgebung (931), Radmanns- dorf (901). Unter demselben: Loitsch (840), Tschernembl (836), Littai (695), Rudolfswert (622), Gottschee (573), Gurkfeld (491), Adelsberg (479). Ueber dem Mittel des fiinfjahrigen Durchschnittes bewegten sich: die Stadt Laibach (1792), Krainburg (1036), Stein (1026), Laibach Umgebung (1007), Rad- mannsdorf (938), Tschernembl (893). Unter demselben: Gurkfeld (819), Rudolfswert (772), Littai (703), Gottschee (642), Loitsch (578), Adelsberg (487). Es starben an dieser Krankheitsgruppe im Zeitraume der letzten ftinf Jahre von allen Gestorbenen 30,07 Percent oder 4,40 Percent der Gesammtbevolkerung. Im Jahre 1878 betrug in Krain das Mittel 924, das Mittel aller Lander 950; es bewegte sich also Krain unter diesem Mittel. Die hochste Ziffer der osterreichischen Lander weisen Schlesien und Triest samrnt Gebiet mit je 1147, die mindeste die Bukowina mit 695 Todesfallen an genannter Krankheitsgruppe auf je 100 000 Einwohner aus. Krankheiten iiberhaupt. An Krankheiten tiberhaupt starben im Jahre 1881: 12 904 Menschen (6 357 mannlichen und 6 547 weiblichen Geschlechts). Die Todesfalle an Krankheiten iiberhaupt (natiirliche Todesarten) vertheilen sich in den Jahren 1877 bis 1881 auf die einzelnen Bezirke in folgender Weise. Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 111 Es starben: Es entfallen daher im funfjahrigen Durchschnitte Todesfalle an Krankheiten iiberhaupt: Im Jahre 1881 starben von je 100 000 Eimvohnern 2 756, im funfjahrigen Durchschnitte 2 809. Ueber dem Mittel des Jahres 1881 mit 2756 bewegten sich: Tschernembl (4108), Laibach Stadt (4 064), Krainburg (2 964), Stein (2 897) und Gottschee (2 816). * In der Sanitatsstatistik der statistischen Centralcommission vom Jahre 1878 ist die Sumine mit 14 352 angegeben, wahrend selbe mit 14 361 richtig zu stellen ware. 112 J. Die Sterblichkeit. Unter demselben: Laibach Umgebung (2 709), Loitsch (2 604), Littai (2 589), Radmannsdorf (2 547), Adelsberg (2 226), Gurkfeld (2 034), Rudolfswert (1861). Das Mittel des fiinfjahrigen Durchschnittes mit 2 809 iiberschreiten daher: die Stadt Laibach (8 897), Tschernembl (8 235), Laibach Umgebung (2 905), Loitsch (2 827), Krainburg (2 812). Unter demselben bleiben: Gurkfeld (2 741), Stein (2 695), Radmannsdorf (2 604), Adelsberg (2590), Littai (2 543), Gottschee (2485), Rudolfswert (2419). Es starben von den im Zeitraume 1877 bis 1881 Verstorbenen daher 96,92 Percent an Krankheiten iiberhaupt oder 14,00 Percent der Gesammtbevolkerung. Im Jahre 1878 war das Mittel von Krain 3097, \var also bedeutend hoher als das Mittel des Jahres 1881 und das des fiinfjahrigen Durchschnittes, und doch stand es unter dem Mittel der Lander in jenem Jahre, in welchem dieses 3 289 betrug. Krain rangierte im genannten Jahre in Ansehung seiner Sterblichkeit an Krankheiten iiberhaupt als siebentes in der Reihe der im Reichsrathe vertretenen Lander Oesterreichs. Gewaltsame Todesarten. Im Jahre 1881 starben an ge\valtsamen Todesarten 265 Individuen (195 mann- lichen und 70 weiblichen Geschlechts). Die Todesfalle an gewaltsamen Todesarten in den Jahren 1877 bis 1881 vertheilen sich in folgender Weise nach den einzelnen Bezirken. Es starben: Die SI.erblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 113 Im fiinfjahrigen Durchschnitte entfallen Todesfalle an gewaltsamen Todesarten: Es entfallen im Jahre 1881 auf je 100 000 Einwohner 55 Todesfalle an gewaltsamen Todesarten und dasselbe Verhaltnis waltet auch im fiinfjahrigen Durch¬ schnitte ob. Ueber dem Mittel bewegten sich im Jahre 1881: Radmannsdorf (99), Rudolfs- wert (81), Laibach Stadt und Krainburg (je 65), Gurkfeld (64), Laibach Umgebung (59). Unter dem Durchschnitte bewegten sich: Loitsch (45), Stein (41), Adelsberg (38), Gottschee (35), Littai (34) und Tschernembl (26). Im fiinfjahrigen Durchschnitte rangieren die einzelnen Bezirke, und zwar iiber dem Mittel: Laibach Stadt (89), Krainburg und Radmannsdorf (je 68), Gurkfeld (66). Im Mittel blieb Laibach Umgebung (55). Unter dem Mittel: Adelsberg und Rudolfswert (je 53), Loitsch (52), Littai (51), Tschernembl (40), Stein (38), Gottschee (29). Von den im Zeitraume 1877 bis 1881 Gestorbenen starben 1,89 Percent an gewaltsamen Todesarten oder 0,29 Percent der Bevolkerung. Im Jahre 1878 war das Mittel in Krairu.61, das Mittel aller Lander 51. Krain uberschritt daher das letztere, ein Verhaltnis, das nicht zu Gunsten unseres Landes spricht, indem Krain erst den zehnten Rang unter den Landern Oesterreichs ein- nimmt; die giinstigst gestellten Lander waren Istrien und Galizien mit je 39, das ungiinstigste Dalmatien mit 79 Fallen gewaltsamer Todesart auf je 100 000 Einwohner. Von diesen gewaltsamen Todesarten entfielen im Jahre 1881: auf zufallige Beschadigung.129 mannl., 50 weibl., zus. 179 odel’ auf je 100 000 Einw. 37 » Selbstmord.23 » 6 » » 29 » » » » » 6 » Mord und Todtschlag .23 » 1 » » 24 » » » » » 5 » unbestimmte (gewaltsame) Todesveranlassung ■ . 20 » 13 » »33 » » » » »7 Summe . . . 195 mannl., 70 weibl., zus. 265 oder auf je 100 000 Einw. 55 Ueber dem Mittel der zufalligen Beschadigungen mit 37 steht obenan Rad- mannsdorf [industrielles Hochalpenland (76)], dann die Stadt Laibach (52), Gurkfeld (48), Krainburg (44), Laibach Umgebung (38). 15 114 I. Die Sterblichkeit. Uas Mittel selbst zeigt Loitsch, darunter befinden sich: Adelsberg (26), Gott- schee (33), Littai (25), Rudolfswert (23), Stein (28), Tschernembl (16). Ueber dem Mittel des Selbstmordes mit 6 stehen: Rudolfs\vert (15), Radmanns- dorf (11), Laibach Umgebung (9), Laibach Stadt (8), Stein (8), im Mittel selbst Krainburg und Littai (je 6). Unter demselben: Adelsberg (4), Loitsch und Tschernembl (je 3); ohne Selbst- mord blieben die Rezirke Gurkfeld und Gottschee. Ueber dem Mittel des Mordes und Todtschlages mit 5'stehen: Laibach Um¬ gebung (9), Krainburg (8), Radmannsdorf (7); Gurkfeld, Loitsch und Stein (je 5) stehen im Mittel selbst. Darunter stehen: Adelsberg (4), Littai und Tschernembl (je 3), Gottschee und Rudolfswert (je 2); die Stadt Laibach weist keinen Fali von Mord oder Todtschlag aus. Das Mittel der ge\valtsamen Todesfalle aus unermittelten Todesursachen mit 7 wird iiberschritten von Rudolfswert (40), Gurkfeld (9), Krainburg (8). Unter demselben blieben: Laibach Stadt und Radmannsdorf (je 4), Tscher¬ nembl (3), Adelsberg und Laibach Umgebung (je 2); die Rezirke Gurkfeld, Littai, Loitsch und Stein blieben ohne solchen Todesfall. Remerkenswert erscheint, dass das weibliche Geschlecht mit einer verhaltnis- massig viel niedrigeren Ziffer an der Zahl der gewaltsamen Todesarten participiert, und zwar sowohl an den zufalligen Rescbiidigungen als auch am Selbstmorde. Von 100 000 Einwohnern entfielen 37 zufallige Reschadigungen auf das mann- liche und nur 10 auf das weibliche Geschlecht; Selbstmorde entfielen 4 auf das mannliche und nur 1 auf das weibliche CTeschlecht; von Mord und Todtschlag ent¬ fielen 5 auf das mannliche und 0 auf das weibliche Geschlecht; unermittelte Todes¬ ursachen 4 auf das mannliche und 3 auf das vveibliche Geschlecht; gevvaltsame Todesarten iiberhaupt 40 auf das mannliche und 15 auf das weibliche Geschlecht. Eeziiglich der Art des Selbstmordes tibenviegt das Ertranken (14 Falle, und zwar 10 auf das mannliche und 4 auf das weibliche Geschlecht oder 2 auf 100 000 Einwohner) die iibrigen Selbstmordformen; dann folgt das Erhangen (7 Falle, und zwar 6 auf das mannliche und 1 auf das vveibliche Geschlecht oder 1 auf 100 000 Eimvohner), das Erschiessen (6 Falle, und zwar nur auf das mannliche Geschlecht oder 1 auf 100 000 Eimvohner), sonstige Art von Selbstmord (2 Falle, und zwar 1 auf das mannliche und 1 auf das weibliche Geschlecht oder 0 auf 100 000 Ein- wohner). Giftselbstmord ist im Jahre 1881 nicht vorgekommen. Mord und Todtschlag (24 Falle, und zwar 23 auf das mannliche und 1 auf das weibliche Geschlecht) zeigt die grosste Ziffer in der Rubrik der Erschlagenen (17 Falle, und zwar 16 auf das mannliche und 1 auf das weibliche Geschlecht oder 3 auf 100 000 Eimvohner); dann folgt Gift und Erschiessen (je 3 Falle auf das mannliche Geschlecht oder 0 auf 100 000 Eimvohner) und sonstige Art von Mord (1 Fali auf das mannliche Geschlecht oder 0 auf 100 000 Eimvohner). Dasselbe Verhaltnis nach dem fiinfjahrigen Durchschnitte ist in folgenden Tabellen ersichtlich gemacht, und zwar nach der Vertheilung auf die einzelnen Jahre und Rezirke sowie auf 100 000 Eimvohner berechnet. Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 115 15 * 116 I. Die Sterblichkeit. Im funfjahrigen Durchschnitte entfallen Todesfalle an gewaltsamen Todesarten, und zwar: Es steht also das Jahr 1881 mit seiner Ziffer des Mordes und Todtschlages mit 24 gegen dieselbe Ziffer des funfjahrigen Durchschnittes um 12 zuriick. Die Zahl der Erschlagenen zahlt nach dem funfjahrigen Durchschnitte 27 jahrlich, es steht also das Jahr 1881 gegen diese Ziffer um 10 zuriick. Die zufalligen Beschadigungen erkliiren sich in ihrer nennenswerten Haufigkeit hauptsachlich durch die Gefahren, welchen die Bewohner besonders der Alpendistricte naturlicherweise ausgesetzt sind, wohl auch in den industriereicheren Bezirken durch die Gefahren, denen die Arbeiter bei ihrem schweren Berufe begegnen mtissen, eine Erscheinung, die sich im Vergleiche mit den iibrigen Landern Oesterreichs, wie in der nachstfolgenden Tabelle zu ersehen ist, im ganzen und grossen wiederholt. Die Sterblichkeit. nach den einzelnen Todesarten. 117 Die Todesfalle aus zufalliger Beschadigung im Vergleiche mit den anderen Landern Oesterreichs sind in folgender Tabelle und zwar fur die Jahre 1878, 1877, 1876 ersichtlich gemacht: Die hochsten Ziffern der Todesfalle aus zufalliger Beschadigung zeigen vor- zugsweise die Alpenlander, die niedrigsten die Flachlander, welche zugleich industrie- arm sind; im Jahre 1878 zeigen die hochsten Ziffern die Alpenlander Karnten, Krain, Salzburg, Steiermark, die niederste Galizien; im Jahre 1877 zeigen die hochsten Ziffern Steiermark, Karnten, Salzburg, die niederste Istrien (Krain steht in diesem Jahre ausnahmsweise gunstig); im Jahre 1876 stehen wieder die Alpenlander am ungtinstigsten, besonders Karnten und Vorarlberg, am giinstigsten wieder Galizien und Istrien. 118 I. Die Sterblichkeit. Der Vergleich mit den ubrigen Landern beziiglich der Haufigkeit der Selbst- morde ist aus folgender Tabelle zu ersehen: Krain zeigt also eine ziemlich giinstige Selbstmordziffer und war dasseibe im Jahre 1878 das dritte, im Jahre 1877 das dritte und im Jahre 1876 mit Vor¬ arlberg zusammen das erste aller Lander. Die constant grosste Selbstmordziffer zeigt Niederosterreicb, in welchem Lande sich die Grosstadt \Vien von entscheidender Bedeutung enveist, ebenso diirften Triest und Prag die hohen Ziffern vom Triester Gebiet und Bohmen verursachen, denn der Selbstmord ist eine leidige Prarogative der Grosstadte; die Alpenliinder kennen den Selbstmord viel weniger, die knorrigen Naturen, die an den harten Kampf ums Dasein mehr gewohnt sind, beugen sich vor dem Ungemach nicht so leicht, so schwer es auch auf sie hereinbrechen mag. Die Sterblichkeit nach den einzelnen Todesarten. 119 Die Stadt Laibach verhalt sich beziiglich seiner Selbstmordziffern zu den iibrigen Landeshauptstadten wie folgt: Laibach steht also tief unter dem Mittel und war im Jahre 1878 (mit Krakau zusammen) die fiinfte, im Jahre 1877 die fiinfte, im Jahre 1876 die giinstigst aus- gewiesene der osterreichischen Landeshauptstadte in Ansehung seiner Selbstmord- ziffer. Es zeigt also im ganzen ein giinstiges Verhaltnis seiner Selbstmordstatistik und bewegt sich in allen drei Vergleichsjahren unter dem allgemeinen Mittel der oben angefiihrten Stadte zusammen. Merkwiirdigerweise ist es jedoch nicht Wien, welches in den Jahren 1877 und 1878 die ungunstigsten Ziffern ausweist, sondern Graz, welches im Jahre 1877 das Mittel von 33 sogar um 20 iibersteigt. Der Ver- gleich mit Triest ist eigentlich nicht zulassig, da in der Reihe der Landeshauptstadte Triest sammt seinem Territorium eingestellt erscheint und mir die Ziffer der Stadt fur sich allein nicht zu Gebote stand. 120 I. Die Sterblichkeit, Bezliglich Mord und Todtschlag ist das Verhaltnis Krains zu den iibrigen Landern folgendes: Krain ubersteigt also das Jahresmittel einmal um das doppelte und zweimal um mehr als das doppelte und zeigte im Jahre 1876 die dritte, im Jahre 1877 die zweite und im Jahre 1878 (mit Triest und Istrien in gleicher Hohe stehend) die drittungunstigste Ziffer des Todtschlages und wird iiberhaupt nur von Dalmatien und der Bukowina iibertroffen, in der That ein sehr beklagenswertes Verhaltnis eines in den iibrigen Culturfactoren nicht besonders ungiinstig gestellten Landes. Es starben im Zeitraume 1877 bis 1881 an zufalliger Beschadigung . 853 oder 1,24 Perc. d. Gesammtverstorb. oder 0,19 Perc. d. Gesammtbevolkg., Selbstmord.185 » 0,25 » » » » 0,04 » » » Mord und Todtschlag . . 182 » 0,25 » » » » 0,04 » » » unbestimmter Todesursache 110 » 0,15 » » » » 0,02 » » » II. Die Epidemien. Blatternepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. Die Blattern traten nach dem deutsch-franzosischen Kriege im Jahre 1870/71 als mitteleuropaische Epidemie auf und durchseuchten auf diesem Zuge anch das Land Krain; der gtinstige Boden jedoch, welchen sie daselbst bei dem Mangel fast ailer sanitaren und hygienischen prophvlaktischen Massregeln und bei dem passiven Wider- stande der Bevolkerung gegen sanitatspolizeiliche Massregeln iiberhaupt fanden, diirfte es mit sich gebracht haben, dass sie seit damals sicli formlich im Lande einbiir- gerten und nun alljahrlich in grosseren und kleineren Epidemien (nur im Jahre 1876 erhoben sie sich nicht bis zur Hohe einer Epidemie) oder endemisch auftraten. Das Auftreten der Blattern in den Jahren 1877 bis 1881 in den einzelnen Bezirken ist in folgender Tabelle ersichtlich gemacht: 16 122 II. Die Epidemien. Folgende Tabelle enthalt das Auftreten der Blattern in den einzelnen Jahren des Zeitraumes von 1877 bis 1881: Es haben also die Blattern seit dem Jahre 1876, in welchem das Land ohne Blatternepidemie war, im Laufe der letzten fiinf Jahre mit Ausnahme der Stadt Laibach und des Bezirkes Gurkfeld das ganze Land in mehr oder weniger zahl- reichen und heftigen Epidemien durchzogen, im Jahre 1877 in geringer Extension und mit nicht bedeutender Intensitat, im Jahre 1878 jedoch nahmen sie hereits bosartigen Charakter an, fielen jedoch im Jahre 1879 wieder merldich ab, um im Jahre 1880 und noch mehr im Jahre 1881 sich zu grosser Aushreitung und bos- artigem Auftreten zu entvvickeln. Am heftigsten traten sie im Bezirke Tschernembl auf, so\vohl extensiv als intensiv (mit einer Mortalitat von 32,77 Percent), nicht sehr ausgebreitet aber eben- falls bosartig im Bezirke Rudolfswert, am extensiv bedeutendsten im Bezirke Adels- berg, doch mit geringer Sterblichkeit, indem daselbst 9 Epidemien in 31 Ortschaften auftraten, doch nur mit einer Mortalitat von 14,10 Percent. Der Zug der Blattern durch das Land gieng im Jahre 1877 von Adelsberg aus, wohin dieselben wahrscheinlich aus Triest eingeschleppt wurden, von dort iiber- giengen sie noch im selben Jahre in die beiden Nachbarbezirke Loitsch und Gottschee, im Jahre 1878 wiitheten sie im Adelsberger Bezirke fort (an der Pojk mit einer Sterblichkeit von 38,33 Percent) und ubergriffen zu Ende des Jalires 1878, nachdem sie in den Bezirken Loitsch und Gottschee wieder erloschen waren, auch nach dem Bezirke Tschernembl. Im Jahre 1879 erloschen sie im Adelsberger Bezirke, wo nur mehr in der Pfarre Slavina in zwei Ortschaften eine ganz unbedeutende Epidemie ohne Sterbefall auftrat, und zeigten sich im Bezirke Krainburg, auch hier nicht bedeutend, nur in zwei Gemeinden und nur mit Mortalitatsziffern von 5,0 und 13,77 Percent. Ohne nachweisbare Verschleppung (herumziehende Bettler und Zigeuner werden gewohnlich dieser beschuldigt, ob mit Recht, muss dahingestellt werden, doch spricht die Wahrscheinlichkeit nicht dagegen) traten sie im Jahre 1880 abermals im Bezirke Adelsberg, doch nicht bedeutend, aber sehr extensiv in den Bezirken Littai (Sagorer Thal) mit einer Mortalitat von 24,24 Percent, im Bezirke Radmannsdorf (Wocheiner BI a tternepid emien des Zeiiraumes 1877 bis 1881. 123 Thal) mit einer Mortalitat von 28,57 Percent und im Bezirke Rudolfswert (am rechten Gurkufer) mit einer Mortalitat von 27,84 Percent auf; doch schon zu Ende dieses Jahres entwickelte sich im Bezirke Tschernembl eine Blatternepidemie, die an Aus- breitung und Bosartigkeit alle bisherigen Epidemien weit hinter sich liess und ausser Tschernembl noch die Bezirke Gottschee, Laibach Umgebung, Rudolfswert und Stein iiberfiel, so dass also die Blattern fast im halben Lande verbreitet waren. Blatternepidemien im Jahre 1881. Im Jahre 1881 traten 10 Blatternepidemien auf. Zwei davon, die in Gottschee und Tschernembl, begannen schon im Jahre 1880, die in Stein traten gleich im Beginne des Jahres 1881 auf, und dauerten die Epidemien in diesem Bezirke das ganze Jahr tiber, ebenso begannen im Bezirke Umgebung Laibach die Blattern bereits im Fruhjahr (Marž) und waren am Jahresschlusse noch nicht erloschen. Eine Epidemie in einem Zigeunerlager in Rudolfswert, wo unter den 20 Zigeunern 8 erkrankten, aber keiner starb, kann kaum in Betracht gezogen werden. Die beiden Epidemien im Bezirke Gottschee erloschen bereits im Sommer (Juli), die grosse Epidemie in Tschernembl jedoch erst Mitte August. Folgende Tabelle gibt ein Biki der Blatternepidemien im Lande aus dem Jahre 1881: 16 * 124 II. Die Epidemien. Die wichtigste und bedeutendste Blatternepidemie des Jahres 1881 war die in Tschernembl, welche in 280 Tagen fast den ganzen Bezirk (76 Ortschaften mit 12418 Einwohnern durchseuchte und 295 Opfer forderte, Ueber die Entstehung lasst sich nur die Vermuthung aufstellen, dass sie aus Kroatien eingeschleppt wurde. Begunstigt wurde ihre Weiterverbreitung durch den bereits mehrmals envahnten Mangel an prophylaktischen Massregeln, der Indolenz der Bevolkerung gegen solche und durch die mangelhafte Durchfuhrung der Impfung. Die wichtigsten sanitatspolizeilichen Massregeln waren die Nothimpfung, Be- schrankung des Verkehrs in den verseuchten Hausern, in Schulen und Kirchen, Isolierung der Kranken, Verbot der Leichenaufbahrung und Desinfection der Wohn- stuben. Der Bezirksarzt von Tschernembl verlangt auf Grundlage seiner Wahr- nehmungen die Einfuhrung eines eigenen Epidemiegesetzes, analog dem Rinderpest- gesetze. Scharlachepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. Auch der Scharlach zahlt zu den gefahrlichsten und haufigsten Epidemien, welche das Land iiberhaupt und insbesondere in den letzten funf Jahren durch- seuchten. Das Auftreten derselben in den Jahren 1877 bis 1881 in den einzelnen Bezirken ist in folgender Tabelle ersichtlich gemacht: Scharlachepidemien des Zeifraumes 1877 bis 1881. 125 Folgende Tabelle veranschaulicht das Auftreten des Schaiiachs in den ein- zelnen Jahren des Zeitraumes von 1877 bis 1881: Der Scharlach iibertrifft daher sowohl in der Zabl der Epidemien als auch in seiner Verbreitung im Lande noch die Blatternepidemien, doch blieben drei Bezirke (Laibach Stadt und Gurkfeld, die auch von den Blatternepidemien verschont blieben, und Rudolfswert) ganz frei. Am extensiv bedeutendsten befiel der Scharlach den Bezirk Adelsberg mit 9 Epidemien in 47 Ortschaften und Krainburg mit 5 Epidemien in 44 Ortschaften, docb nicht so intensiv (17,05 und 10,22 Percent Mortalitat) wie in den Bezirken Littai, Tschernembl und Loitsch, wo bei miissiger Extension Mortalitatspercente von 28,17, 25,60 und 21,10 sich ergaben, die geringste Intensitat zeigten die 4 Epi¬ demien in Gottschee mit 8,69 Percent Mortalitat. Dagegen zog er im Jahre 1880 ins Laibacber Becken (Franzdorf) und an den Fuss der Steiner Alpen (Laniše, Mannsburg, Commenda und Vodice) und trat in 25 Ortschaften mit 5 339 Einwohnern in 5 Epidemien stellenvveise sehr heftig auf; so batte die Epidemie in Franzdorf 36,36, die in Mannsburg 29,16 Percent Mortalitat. Scharlachepidemien des Jahres 1881 . Im Jahre 1881 trat der Scharlach in 9 Epidemien in'61 Ortschaften mit 17 199 Eiirvvohnern auf, von denen 840 erkrankten oder 4,88 Percent, und von den Erkrankten starben 135 oder 16,07 Percent. Die Scharlachepidemie von Back im Bezirke Krainburg ragte noch vorn Vor- jahre ins Jalir 1881 heriiber und erlosch daselbst erst am 9. Februar, doch schon am 18. Jarmer tauchte er im Bezirke Laibach Umgebung auf (Presser), um nach 24tagiger Dauer zu erloschen. Am 27. Februar trat er im Bezirke Krainburg (Zirklach), wo er schon friiher war, wieder auf und herrschte daselbst 99 Tage epidemisch. Im Mai zeigte er sich im Bezirke. Gottschee (in 3 Epidemien), im August wieder im Bezirke Laibach Umgebung (St. Veit) und abermals in Gottschee. Am bedeutendsten jedoch war die Epidemie im Bezirke Littai (je 1 Epidemie im Gurker und im Sagorer Thal), welcb letztere 120 Tage dauerte, und 27,96 Percent im Gurker Thale und 32,60 Percent aller Erkrankten im Sagorer Thale als Opfer forderte. Gegen Schluss des Jahres zeigte sich eine 29tagige, nicht sehr intensive Scharlachepidemie in Kerndorf, Bezirk Gottschee. 126 II. Die Epidemien. Was den Gang des Scharlachs im gedachten fiinfjahrigen Zeitraume anbelangt, so trat er im Jahre 1877 in 7 Epidemien auf und war in den Bezirken Adelsberg (unter dem Nanosgebirge und im Wippacher Thale) und Krainburg (Gemeinde Ossliz), bereits vom Vorjahre her iiberkommen, trat dann in Loitsch (Gemeinde Schivarzen- berg), Radmannsdorf (Steinbuchel) und Tschernembl (in den Ortschaften im Norden der Stadt und in Jerneisdorf) mehr oder weniger heftig in 38 Ortschaften auf, am heftigsten in Jerneisdorf, \vo die Halfte der Erkrankten starben. Bemerkenswert ist, dass in diesem Jahre der Scharlach haulig mit Diphtheritis compliciert auftrat. Vom Wippacher Thale zog der Scharlach nun im Adelsberger Bezirke im Jahre 1878 verheerend weiter und bildete selbstiindige Epidemien in Ratežovo brdo (mit 37,50 Percent Mortalitat), Kaltenfeld, Senosetsch, trat abermals im Wippacher Thale, zweimal im Košaner Thale und in Grafenbrunn auf. Auch trat er in den Bezirken Gottschee (Kolenzdorf), Krainburg (Zarz), Littai (Posendorf), Loitsch (im Planinaer und abermals im Schwarzenberger Thale) auf und dauerte in Steinbuchel, jedoch an Intensitat abnehmend, im Anfange des Jahres 1878 fort, in \velchem 52 Ortschaften im ganzen mit 14 627 Einwohnern ergriffen wurden, von welchen 212 starben. In dem genannten Jahre hatte der Scharlach den Hohepunkt erreicht, denn im Jahre 1879 trat er nur mehr im Bezirke Krainburg (Gerichtsbezirk Lack) und da nur in geringer Ausbreitung und Intensitat auf. Folgende Tabelle veranscliaulicht das Auftreten der Scharlachepidemien im Jahre 1881 nach den einzelnen Bezirken: Masernepidemien des Zeitraumes 18,77 bis 1881. 127 Bemerkenswert erscheint, dass die Epidemie in Neubacher mit Diphtheritis, die in Zirklach-Eisnern mit Masern compliciert angegeben wird. Ob der Scharlach im Jahre 1881 autochthon auftrat oder verschleppt wurde, muss dahingestellt bleiben; doch \vird letzteres angegeben, indem die Ivrankheit aus dem Bezirke Stein (Vodice) nach Zirklach iibertragen worden sei, sowie von Franzdorf nach Presser. Die sanitatspolizeilichen Massregeln bestanden in lsolierung der Kranken, Beinlichkeit, Liiftung, Desinfection der Wohnraume, Verbot der Leichenaufbahrung und Sperrung der Schulen in den verseuchten Orten. Masernepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. Die Masern, als endemische Krankheitsform im ganzen Lande sehr haufig auftretend, haben sich nur im Jahre 1878 zur Epidemie entwickelt, und zwar traten dieselben im genannten Jahre in 4 Epidemien in 19 Ortschaften mit 32148 Ein- wohnern auf, jedoch nur mit einer Mortalitat von 2,00 Percent. Seit dem Jahre 1878 entwickelten sie sie jedoch nicht mehr zur Epidemie, wenngleich in endemischer Form sehr zahlreich auftretend. Folgende Tabelle veranschaulicht das Auftreten der Masern im Zeitraume von 1877 bis 1881, beziehungsweise im Jahre 1878, dem einzigen Jahre dieses Zeitraumes, in welchem die Masern epidemische Form annahmen. 128 II. Die Epidernien. Diphtheritisepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. Eine der fiirchterlichsten Volkskrankheiten des letzten Decenniums bildet die Uiphtheritis. Wahrend vor dem Jahre 1871 die Diphtheritis nur in sehr seltenen sporadisch auftretenden Fallen sich zeigte, fieng sie Anfangs der 70 er Jahre sich immer haufiger an zu zeigen, nahm endlich an einzelnen Punkten epidemische Form an und trat dort, wo sie sich epidemisch zeigte, auch sofort mit grosster Bos- artigkeit auf und bildet nun bis zur Stunde eine standige und zugleich eine der fiirchterlichsten Landplagen, gegen ivelche bei der so oft schon erwahnten Indolenz der Bewohner gegen jede Art behordlichen Einschreitens fast aussichtslos an- gekampft wird. So forderte die epidemische Form (von den zahlreichen sporadischen, ebenfalls lethal endenden Fallen abgesehen) im Jahre 1876 bereits 131 Opfer und in den nachsten fiinf Jahren weitere 671, so dass auf das Jahr 134 Todesfalle an epidemisch auftretender Diphtheritis entfallen. Im Laufe des Quinquenniums 1877 bis 1881 trat sie in 36 Epidernien auf, iiberfiel 156 Ortschaften mit 60 205 Eimvohnern und mit einer Mortalitat von 33,43 Percent als Mittel. Das Auftreten der Diphtheritis in dem genannten Quinquennium ist in fol- gender Tabelle nach den einzelnen Bezirken ersichtlich gemacht: Diphtheritisepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. 129 Folgende Tabelle zeigt das Auftreten der Diphtheritis in den einzelnen Jahren des Quinquenniums 1877 bis 1881: Schon ein Blick auf obige Tabelle zeigt, dass die Diphtheritis ihren Hohepunkt beziiglich der Extension in den Jahren 1877 und 1878 erreichte, dass ihre Intensi- vitiit jedoch im Jahre 1879 am grossten war, im Jahre 1880 wieder abnahm, um im Jahre 1881 wieder an Heftigkeit zuzunehmen. Der Gang der Diphtheritis im Zeitraume 1877 bis 1881 war folgender: Nach- dem sie, wie bereits erwahnt, schon in den Vorjahren mit ziemlicher Heftigkeit auf- getreten war, zelgte sie sich im Jahre 1877 in einer Gemeinde des Bezirkes Laibach Umgebung (Dobra\va mit der Mortalitat von 46,15 Percent), schon vom Vorjahre her- tiberreichend, ebenso in Littai in 20 Ortschaften, ebenfalls noch vom Vorjahre her- rtihrend, ferner setzte sie sich vom Vorjahre her noch fort in zwei Ortschaften des Bezirkes Gurkfeld und drei Ortschaften des Bezirkes Gottschee und dauerte in den genannten Bezirken das ganze Jahr hindurch, um sich gegen Schluss des Jahres 1877 im Wocheiner Thale mit der exorbitanten Sterblichkeit von 56,00 Percent zu etablieren. Doch verlor sie im Jahre 1878 ihren heftigen Charakter im Wocheiner Thale, wo sie im April endlich erlosch, dagegen dauerte sie im Littaier Bezirke ebenfalls bis zum April mit ziemlicher Heftigkeit (37,5 Percent Mortalitat) fort. Den Sommer liber war sie als epidemische Form im ganzen Bande erloschen. Im Sep¬ tember des Jahres 1878 aber trat sie im Bezirke Laibach Umgebung auf (Ober- laibach und St. Marein, in letzterem Orte mit 46,66 Percent Mortalitat) und zog Ende September auch die Landeshauptstadt in den Kreis ihrer Verheerung, wo sie 43,39 Percent der erkrankten Kinder wegraffte. Auch in Gurkfeld (Zusammenfluss der Gurk und Save) zeigte sie sich im September mit einer Sterblichkeit von 44,44 Percent, Ende Oktober aber erreichte sie in der Ortschaft Marnol der Bezirks- Hauptmannschaft Littai gar den Mortalitatspercentsatz von 64,28, wo von 14 er¬ krankten Kindern 9 starben. Zu Beginn des Jahres 1879 war sie nur mehr in der Umgebung Laibachs herrschend, bis sie endlich im Fruhjahre erlosch. Doch zeigte sie sich im Fruhjahr und Sommer wieder mit erneuter Heftigkeit im Bezirke Gurkfeld (Smečič und Arch, in letzterem Orte mit 62,06 Percent Sterblichkeit), im Fruhjahr auch in Littai (Morautsch, 47,82 Percent Mortalitat). Mit Ausnahme des Bezirkes 17 130 II. Die Epidemien. Gurkfeld \var sie den Sommer liber wieder im ganzen Lande erloschen, als sie in Rudolfswert (Ortsgemeinde Wrussniz) mit 32.43 Percent Mortalitat wieder aufflackerte, um daselbst im November zu erloschen, so dass das ganze Land vom 13. November an epidemiefrei war. Doch dauerte diese Rube nicht lange, denn schon im Monate Februar ergriff sie z\vei Ortschaften des Rezirkes Adelsberg (Sinadole und Zagorje mit 69,23 und 66,66 Percent Mortalitat). Im April hatte sie in die Zirknizer Gegend ubergegriffen, \vo sie sich von April bis zum Jahresschlusse festsetzte, in 9 Ort¬ schaften mit 2 773 Eimvohnern deren 394 ergriff, von denen 99 starben. Rei dieser Epidemie vvar es, dass ein Vater mit sieben Kindern binnen wenigen Tagen kinderlos wurde. Im Juni zeigte sie sich ausserdem auch in Tschernembl (Svibnik, 57,14 Percent Mortalitat). Im September trat sie unter dem Gorjanzberge in Rudolfs- \vert auf (43,47 Percent Mortalitat) und gegen Ende des Jahres 1880 abermals im Rezirke Laibach (Billichgraz), und zwar auch mit ziemlich bedeutender Intensivitat (43,47 Percent). Diplitheritisepidemien des Jahres 1881. Das Auftreten der Diplitheritisepidemien im Jahre 1881 ist in folgender Tabelle ersichtlich gemacht: Im Jahre 1881 erlosch die aus dem Jahre 1880 heriiberragende Diphtheritis- epidemie im Billichgrazer Thale, und zwar schon im Anfange des erstgenannten Jahres. Nun schien sie endlich im Lande erloschen, als sie am 13. Juli in Unter- loitsch plotzlich wieder mit erneuter Intensivitat (56,25 Percent Mortalitat) auftauchte, Diphtheritisepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. 131 im August wieder erlosch, um im August und September wieder in Adelsberg (St. Veit im Wippacher Thale und Ustja, in letzterem Orte 50,00 Percent Mor- talitat) sich zu zeigen. Am 21. Oktober warf sie sich abermals auf das im Vorjahre schon durchseuchte Zirknizer Becken mit 40,36 Percent Mortalitat, und im Dezember ebenfalls auf das bereits im August verseuchte St. Veit im Wippacher Thale; wahrend aber die Augustepidemie von 100 Erkrankten daselbst nur 16,66 Todesfalle forderte, steigerte sich diese Ziffer im Dezember auf 43,75 Percent. Im Jahre 1881 waren daher 6 Epidemien aufgetreten, welche 21 Ortschaften mit 7 589 Einwohnern betielen, von denen 133 erkrankten und 56 starben. Es zeigte sich also eine Morbilitat von 1,75 Percent und eine Gesammtmortalitat von 42,10 Percent, mithin eine Sterblichkeit, welche die mittlere Sterblichkeit des Quin- quenniums 1877 bis 1881 mit 33,43 Percent um ein bedeutendes iiberschritt. Die Beobachtung des Ganges der Diphtheritisepidemien in den letzten fiinf Jahren zeigt die auffallende Erscheinung, dass die Diphtheritis sich sprunghaft durch das Land bewegte. Wahrend die Blattern meist von einem Centrum aus nach der Peripherie fortschritten, zeigte sich die Diphtheritis in den verschiedensten Punkten des Landes; wahrend bei den Blattern die Verschleppung, wenn auch nicht immer streng nachweisbar, doch meist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen war, ist ein Zusammenhang der verschiedenen Diphtheritisepidemien durchaus nicht aufzufinden, es miisste denn die Annahme, dass das sporadische Auftreten der Diphtheritis im ganzen Bande den Connex zivischen den einzelnen Epidemien herstellte, die Erkla- rung hiefiir abgeben; wahrend die Blattern in einer einmal durchseuchten Gegend fiir langere Zeit nicht wieder epidemisch auftraten, zeigte hingegen die Diphtheritis die Tendenz, in derselben Gegend wiederholt und nicht selten das ziveitemal mit grosserer Vehemenz aufzutreten; wahrend die Blattern in der Regel das ganze Jahr hindurch auftraten, wahlte die Diphtheritis mit Vorzug die Winterszeit. Nachdem unsere Landleute Winters iiber meist in einem Wohnraum zusammengedrangt leben, \velcher fast gar nie geliiftet wird, so erhellt schon aus diesem Umstande allein, welch grossen Einfluss der Luftwechsel, tiberhaupt die Zufuhr frischer Luft auf Gang und Charakter dieser Krankheit iiben. Sei nun die Ursache des Auftretens welche immer, so viel ist gewiss, dass Unreinlichkeit und Vernachlassigung aller sanitaren Massregeln derselben iiberall dort, wo solche herrschten, einen besonders geeigneten Boden schufen. Die sanitatspolizeilichen Massregeln bestanden in der Absperrung der ver- seuchten Hauser, mit der man so weit gieng, Wachen vor die verseuchten Hauser zu stellen — und in einem Falle von Renitenz sogar auf Kosten des Renitenten — ein Vorgang, der allein Erfolg zeigte; ferner Desinfection und Liiftung der Wohnraume, Aufbahrungsverbot der Leichen und Sperrung der Schulen in den verseuchten Ort¬ schaften u. s.w. 17 * 132 lf. Die Epidemien. Typhusepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. Auch der Tvphus zahit zu den alljahrlich wiederkehrenden Volkskrankheiten. doch war es nie die Form des Flecktyphus, welche in den letzten Jahren und auch in den diesen vorhergehenden Jahren sich zur Epidemie steigerte. Wahrend die bisher genannten Epidemien mit grosster Wahrscheinlichkeit von aussen eingeschleppt wurden und nur deswegen im Lande sich so verbreiteten und bosartige Formen annahmen, weil sie hiezu einen so gunstigen Boden vorbereitet fanden, ist es der Typhus, welcher fast in allen Fallen autochthon sich entwickelte und fast durch- wegs in seiner Entstehungsursache auf locale Zustande: verdorbenes Trinkwasser, Verwesung animalischer Substanzen u. s. w., zuruckgefuhrt werden konnte. Der Herd der Typbusepidemien war fast durchwegs auf kleinere Ortschaften beschrankt, sich selten daruber binaus verbreitend und sich uberhaupt nie zu besonderer Bosartigkeit steigernd. So viel ist sicher, dass keiner Krankheitsform gegeniiber die Beobachtung sanitarer Vorsichten sichtbareren Erfolg erzielen wurde, als gerade dem Tvplius gegen- uber, indern die Installierung von Wasserleitungen, Abschaffung der im Lande noch gebrauchlichen Unsitte, Dunger vor den Wohnungen anzusammeln, die Begelung der Mehrungsabfuhr s.elbst in kleineren und kleinsten Ortschaften ganz greifbare Wirkung auf den Gesundheitszustand des Volkes ausiiben wiirden. Die Vernachlassigung solcher Fragen ist viel schadlicher, als stagnierendes Grumhvasser, denn gerade im Bezirke Laibach Umgebung, trotz des vier Quadratmeilen umfassenden Laibacher Moors, kam in funf Jahren der Tvphus gar nie zur epidemischen Form. Das Auftreten des Typhus in den Jahren 1877 bis 1881 in den einzelnen Bezirken ist in folgender Tabelle ersichtlich gemacht: Typhusepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. 133 Folgende Tabelle enthalt das Auftreten des Typhus in den einzelnen Jahren des Zeitraumes von 1877 bis 1881: Der Typhus trat im Jahre 1877 in 5 Ortschaften und 5 Epidemien auf, durch- wegs in einzelnen Ortschaften, und zwar mit Ausnahme des Marktes Eisnern im Bezirke Krainburg von unbedeutender Ausdehnung und Bosartigkeit. Im Markte Eisnern war er schon itn November des Jahres 1876 ausgebrochen, erreichte die ziemlich bedeutende Mortalitat von 16,66 Percent und erlosch Anfangs Februar 1877 daselbst. Nun blieb bis Ende Juni das Land ohne Typhusepidemie, als er im envahnten Zeitpunkte in der Ortschaft Brundel, Bezirk Gurkfeld, ausbrach und nach zweimonatlicher Dauer und der nicht bedeutenden Sterblichkeit von 5,66 Percent wieder erlosch. Zu gleicher Zeit zeigte er sich in der Gemeinde Altlack, Bezirk Krainburg, wo er in der Form des Abdominalis eine Sterblichkeit von 14,28 Percent erreichte und Ende September erlosch. Ende September iiberfiel er Altlag im Bezirke Gottschee, erreichte eine Sterblichkeit von 11,76 Percent und erlosch nach zweirnonatlicher Dauer. Mitte Oktober endlich trat er in Grossnussdorf, Bezirk Rudolfswert, auf und endete nach sechswochentlicher Dauer mit einer Mortalitat von 13,33 Percent. Sammtliche genannte Epidemien waren reine, selbstandig sich entwickelnde Localepidemien. Im Jahre 1878 trat er in 3 Epidemien auf, zuerst (April) in Babenfeld, Bezirk Loitsch, mit einer Mortalitat von 20,00 Percent, im Juni in Stockendorf, Bezirk Littai, ganz unbedeutend, ohne Todesfall, und von September bis Dezember im Wocheiner Thal, Bezirk Radmannsdorf, wo er sich bis zu einer Mortalitat von 12,50 Percent erhob. Ganz unbedeutend war das Auftreten des Typhus im Jahre 1879, wo er nur in 2 Epidemien sich zeigte (in 5 Ortschaften der Gerichtsbezirke Back und Krainburg), mit 13,79 Percent Sterblichkeit und in Blutsberg, Bezirk Tschernembl, welche Epidemie ohne Sterbefall verlief. Das Jahr 1880 weist dagegen 12 Epidemien aus, und zwar durchzog der Typhus von Mitte Juli bis Ende Dezember den Bezirk Adelsberg, wo er sich in 5 Ortschaften etablierte und nur in Planina ob Wippach eine Sterblichkeit von 13,33 Percent er¬ reichte; doch erkrankten von 1847 Einwohnern 120 Personen oder 6 Percent. 134 II. Die Epidemien. Im Juli trat er in 4 Ortschaften des Bezirkes Loitsch in 2 Epidemien, doch in gutartigster Weise auf. Eine der genannten Epidemien (Jelitschemverch) war eine Hausepidemie, wo von 9 Einwohnern 8 erkrankten, doch keiner starb. Bosartig jedoch trat er in Kronau, Bezirk Radmannsdorf, auf, wo er zwar nur drei Wochen dauerte, aber die ganz exorbitante Sterblichkeit von 50 Percent erreichte. Ebenfalls im Herbste zeigte er sich abermals in Blutsberg, Bezirk Tschernembl, wo er das Jahr vorher so milde Form zeigte, diesmal aber sich zu einer Sterblichkeit von 30,76 Percent steigerte. Im Jahre 1881 sank er wieder auf 4 Epidemien herab, die ebenfalls durch- wegs nur localen Charakter trugen. Folgende Tabelle veranschaulicht das Auftreten der Typhusepidemien im Jahre 1881: Die Epidemien des Jahres 1881 iiberschreiten mit ihrer Durchschnittsmortalitat von 12,98 Percent zwar die Durchschnittsmortalitat des Quinquenniums 1877 bis 1881, welche 10,48 betragt, doch waren sammtliche Epidemien rein localer Natur und nur die von Senuše von bedeutender Intensitat. Die Befiirchtung, dass die heimkehrenden Soldaten, welche aus der bosnischen Occupation in ihre Heimat entlassen wurden, schwere Typhusformen einschleppen werden, hat sich gliicklicherweise nicht bewahrheitet, denn nur bei der Typhus- epidemie in Eisnern im Jahre 1878 wurde der Verdacht dieser Art Provenienz von fachmannischer Seite ausgesprochen. Ruhrepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. 135 Ruhrepidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881. Ein ebenfalls fast jedes Jahr mit wenig Unterbrechungen auftretender unheim- licher Gast ist die Ruhrepidemie. Das Auftreten derselben im Zeitraume 1877 bis 1881 ist in folgender Tabelle ersichtlich gemacht: Folgende Tabelle veranschaulicht das Auftreten der Ruhr in den einzelnen Jahren des Zeitraumes von 1877 bis 1881: Das Jahr 1877 war epidemiefrei geblieben, dagegen trat die Dysenterie im Jahre 1878 in 4 Bezirken auf, und zwar von Mitte Juli bis Mitte August in Nieder- dorf, Bezirk Gottschee (5,40 Percent Mortalitat), von Mitte Jani bis Mitte Juli im 136 ]I. Die Epidemien. Bezirke Rudolfswert (Birnbaum, 19,35 Percent Mortalitat), zur selben Zeit auch im Bezirke Tschernembl (Sclrvveinberg, fehlt clie Angabe der Mortalitat, da die officiose Bebandlung eingestellt wurde, doch diirfte dieselbe mit 28,36 Percent annaherungs- weise richtig sein), Anfangs September endlich im Bezirk Krainburg (Selzach, 21,21 Percent Mortalitat). Im Jahre 1879 blieb das Land wiederum von der epidemischen Ruhr ver- schont, dagegen trat sie im Jahre 1880 in 2 Bezirken mit grosser Vehemenz auf, Ende Juli bis Ende September im Rezirke Loitsch (Oblaker Gegend, 27,27 Percent Mortalitat) und zur selben Zeit bis Mitte Oktober im Bezirke Rudolfswert, wo selbe in Honigstein, Haidoviz, Dobernik 19 Ortschaften mit 1850 Einwohnern ergriff und 31,38 von je 100 Erkrankten todtete, ebenso in Neudegg, \vo die Mortalitat 30,43 Percent betrug. Die Ruhrepidemien des Jahres 1881 beschrankten sich wiederum auf einen einzelnen Bezirk, und zwar den Bezirk Tscher¬ nembl, in welchem in IVeiniz, Oberch und Tanzberg 7 Ortschaften mit 2480 Ein- wohnern in der Zeit vom 27. Juni bis 15. September ergriffen wurden. Es erkrankten 55 Eimvohner, von welchen 14 starben, es betrug daher die Morbilitat 2,21 Percent, die Mortalitat 25,45 Percent. Es blieben daher im Jahre 1881 bis auf einen alle Bezirke, im Zeitraume der letzten funt Jahre die Halfte aller Bezirke von Ruhrepidemien verschont, doch iiberragt die mittlere Sterblichkeit des Jahres 1881 jene des funfjahrigen Durch- schnittes mit 19,48 bedeutend. Am extensiv und intensiv bedeutendsten \varen die Epidemien des Jahres 1880. Bemerkenswert ist, dass sammtliche Epidemien in die Zeit von Ende Juni bis Ende Oktober fallen. Ob diese Erscheinung mit den kosmischen Verhaltnissen des Herbstes zusammenhangt, ob die Bodenverhaltnisse einen Einfluss und \velchen sie ausiiben, muss wohl eine offene Frage bleiben; doch zweifellos ist es, dass die unzweckmassige Nahrung (Genuss von unreifen Erd- und Baumfruchten) zum min- desten begiinstigend auf das Erscheinen der Ruhr und noch mehr auf die Steigerung ihrer Vehemenz Einfluss nimmt. Keuchhusten des Zeitraumes 1877 bis 1881. Eine in epidemischer Form haufige Krankheit ist in Krain der Keuchhusten. Da derselbe aber meist gutartig verlauft, so gelangt er verhaltnismassig selten zur officiosen Behandlung und daher auch nicht zur amtlichen Kenntnis. Er gelangte in den fiinf letzten Jahren nur dreimal zum officiosen Epidemieverfahren, und zwar im Jahre 1879 im Bezirke Loitsch (am Slivnizberge), wo in 6 Ortschaften mit 197 Ein- \vohnern von April bis Mai 32 derselben erkrankten, von denen 3 starben; die Morbilitat betrug daher 16,24, die Mortalitat 9,37 Percent. Im Jahre 1880 gelangte er im Bezirke Stein (Lustthal und Vodiz) zur epide¬ mischen Behandlung; es erkrankten in 13 Ortschaften mit 2 448 Einwohnern vom Mumpsepidemie. — Varicellenepidemie. — Miliaria-Epidemien. 137 20. April bis 15. Juni 87 Kinder, von denen 11 starben; Morbilitat 3,55, Mortalitat 12,64 Percent. Es wurden demnach in den letzten fiinf Jahren 19 Ortschaften mit 2 645 Ein- wohnern von 3 Epidemien betroffen. Es erkrankten 119 Kinder oder 4,49 Percent der Eimvohnerzahl; es starben 14 oder 11,76 Percent aller Erkrankten. Durchschnittlich entfallen daher per Jahr 24 Erkrankungen und 3 Todesfalle, was einer durchschnittlichen Morbilitat von 0,05 und einer Mortalitat von 12,49 Per¬ cent gleichkommt. Mumpsepidemie (Parotitis contagiosa). Im Jahre 1879 trat in Vigaun, Bezirk Loitsch, in 4 Ortschaften mit 686 Ein- \vohnern im Monate Marž der Mumps epidemisch auf — jedoch nur mit einer Mor¬ bilitat von 2,91 Percent und ohne Todesfall. Es erkrankten 20 Personen; im fiinfjahrigen Durchschnitte entfallen daher 4 Falle per Jahr. Varicellenepidemie. Im Jahre 1878 trat im Bezirke Loitsch (Mauniz und Rakek) im Monate Juli eine Varicellenepidemie auf; es erkrankten von 1 029 Eimvohnern 28, von denen aber keiner starb. Es betrug daher die Morbilitat 2,72, die Mortalitat 0,00 Percent. Es entfallen daher im fiinfjahrigen Durchschnitte 5 Falle und eine Morbilitats- ziffer von 0,01 auf das Jahr. Miliaria-Epidemien des Zeitraumes 1863 bis 1881. Eine ganz eigenthumliche Krankheit, vvelche mitunter mit ganz bedeutender Bosartigkeit epidemische Form annimmt, ist die Miliaria * Im Jahre 1863 beobachtete Dr. M. Razpet eine solche Epidemie in Narein. Damals erkrankten 27 Personen, und z\var alles verheiratete Frauen im Alter von 20 bis 45 Jahren. Im Jahre 1872 beschreibt Dr. Rojc in der Zeitschrift «Soča» das Auftreten der epidemischen Miliaria in Reichenberg bei Gorz. Im Jahre 1873 trat dieselbe im Juni und Juli im Bezirke Adelsberg in 45 Ortschaften mit 14134 Eimvohnern auf, von denen 672 erkrankten und 36 starben, \vahrend 16 noch in Behandlung verblieben; es erkrankten demnach von 100 Eimvohnern 4,8 und von je 100 Erkrankten starben 5,3. Bild und Verlauf dieser Krankheit (ich hatte Gelegenheit, die Epidemie des Jahres 1873 selbst zu beobachten) war folgender: Die Kranken fuhlten sich meist 1 bis 2 Tage umvohl, abgeschlagen, so dass sie dieser auffallenden Schivache wegen * Wer sich uber diese ebenso seltene als interessante Krankheitsform des naheren infor- mieren will, verweise ich auf meinen Aufsatz: «Ueber den sogenannten epidemischen Friesel (Morbus miliaris)», abgedruckt in der Fachzeitschrift «Memorabilien», 1882, III. Heft. D.Verf. 18 138 II. Die Epidemien. das Bett aufsuchten. Sodann trat ein Frost ein, dem eine ungewohnliche Hitze folgte. Die Kranken fiihlen ein Brennen in der Magengrube, ein heftiges Palpitieren des Herzens und verspiiren hiebei eine innere Unruhe und Angst. Sodann tritt in der Haut ein Prickeln und Brennen ein, es beginnt ein profuser, sehr sauer riecbender Sclrvveiss, so dass die Kranken formlich wie gebadet sind, Leib- und Bettwasche vollig durchtrankt erscheinen. Der Geruch des Schweisses ist penetrant, und der ihn einmal beobachtet, erkennt ihn beim Eintreten in die Krankenstube sofort wieder. Im Gefolge dieses Schweissausbruches erscheint am Korper ein Blaschen- Ausschlag auf rothem Hautgrunde, die Blaschen mit wassriger, nicbt vereiternder Flussigkeit gefiillt. Der Ausschlag, welcher das Bild der M. rubra und nur in den seltensten Fallen das der crystallica zeigt, kommt auf der Brust, dem Riicken, bis- weilen an der Štirne, auch an den Extremitaten, und z\var zumeist den oberen vor. An den Lippen zeigte sich dann und wann ein Herpes labialis. Nach dem Aufhoren des Sch\veisses, meist nach 4 bis 5 Tagen, verschvvindet der Ausschlag mit bedeutender Abschilferung der Haut. Der Ham ist sparlich, doch meist nicht dunkel gefarbt, der Stuhl durchwegs verhalten. Bei jenen Fallen, welche dem todtlichen Ende entgegengehen, tritt ein schlaf- ahnlicher Zustand ein, ein Sopor, aus dem der Kranke wieder zuriickgerufen werden kann, doch gibt er nur langsam Antwort und mit apathischem, eigenthumlichem Gesichtsausdrucke. Endlich fangt der Puls an zu retardieren, er wird weich und schwach und nach einem Zeitraume von 10 bis 28 Stunden tritt der Tod meist unter Convulsionen ein. In den Fallen, welche der Genesung zuschreiten, dauert das Schwitzen noch fort, und nach 3, 4 bis 7 Tagen erfolgt die Genesung, doch fiihlen sich die Kranken sehr entkraftet und sehen auffallend anamisch aus. Es erscheint bemerkenswert, dass die Krankheit meist Menschen vom 20. bis 40. Lebensjahre ergriff, Kinder fast ganz verschonte; ferner, dass mehr Weiber als Manner ergriffen wurden. Es erkrankten 174 Manner und 495 Weiber und starben 10 Manner und 25 Weiber, d. h. die Sterblichkeit war unter den Mannern grosser, es starben namlich von den erkrankten Mannern 5,7, von den erkrankten Weibern dagegen nur 4,8 Percent. Es ist ferner zu bemerken die eigenthumliche Verbreitung der Epidemie. Es erkrankten die Leute in den einzelnen Ortschaften fast gleichzeitig, und zwar die meisten am 25. Juni, ohne dass ein Verkehr zwischen den einzelnen Kranken eruiert werden konnte. Auch erkrankten in den meisten Hausern nur 1, selten 2 Menschen, ohne dass die Warter und Pfleger der Kranken erkrankt waren. Eine weitere Eigen- schaft der Erkrankung war die Neigung zur Recidive. Die Entstehungsursache dieser selten beobachteten Krankheit ist zweifellos in den Grundwasserverhaltnissen zu suchen. Wenn namlich in Flussniederungen hochstehendes Grundwasser (nach ausgiebigen Niederschlagen) unter starker Boden- insolation stagniert oder zu fallen beginnt, das heisst also, wenn das Gedeihen nie- derer Organismen in demselben besonders gunstig ist, dann tritt diese Krankheit auf, Epidemien im allgemeinen. 139 wobei auch die Bodenbeschaffenheit ebenfalls eine einflussnehmende Rolle spielt. Es erkranken meist die Leu te, welche auf freiem Felde arbeiten (daher in der Adels- berger Gegend mehr Weiber als Manner, da die Weiber zumeist die Feldarbeit besorgen), wahrend Kinder und Greise verschont bleiben. Die Krankheit ist nicht ansteckend, sondern nur miasmatisch sicb ent\vickelnd, ein endemisches Auftreten ist zum mindesten zweifelhaft. Es ist diese Krankheit zweifellos eine Blutkrankheit und kommt der Ausdruck der franzosischen Aerzte, \velche sie Hautcholera nennen, dem Wesen und der Bedeutung dieser Krankheit am nachsten. Ich glaubte, diese Details vorausschicken zu sollen, da diese Krankheit sehr selten vorkommt und noch seltener, oder besser gesagt, nie vollkommen beschrieben wurde. Im Zeitraume 1877 bis 1881 kam die Miliaria-Epidemie (nach dem Gesagten ist dieser Name sehr ungliicklich gewahlt und fuhrt leicht zur Verwirrung der Begriffe) im Jahre 1878 in Adelsberg (Podraga) und Gurkfeld (St. Margaretha) vor. Bei diesen, besonders bei letztgenannter Epidemie wurden dieseiben Beob- achtungen gemacht wie bei der Adelsberger Epidemie im Jahre 1875; auch hier erkrankten und starben mehr Weiber als Manner, und zwar nur Leute vom 15. bis 47. Jahre. Es erkrankten in den genannten beiden Epidemien des Jahres 1878 in 3 Ortschaften mit 744 Eimvohnern 27 Menschen, von denen 6 starben, d. h. die Morbilitat betrug 3,63, die Mortalitat 22,22 Percent. Es entfallen daher im fiinfjahrigen Durchschnitte 5 Erkrankungen und 1 Todes- fall auf das Jahr oder 20,00 Percent Mortalitat. Epidemien im allgemeinen. Es durchzogen im Zeitraume von 1877 bis 1881 zahlreiche Volkskrankheiten das Band, dasselbe in mehr oder weniger zahlreichen und heftigen Epidemien verheerend, und zwar sind es vorzugsweise die Blattern, die Diphtheritis und der Scharlach, aber noch ausserdem Masern, Tvphus, Ruhr und Miliaria, welche sich zu bedeutenderen Epidemien entwickelten; von geringerer Bedeutung waren Keuchbusten, Mumps und Varicellen. Von den genannten sieben epidemischen Krankheitsformen sind im Verlaufe der letzten fiinf Jahre (1877 bis 1881) in 143 einzelnen Epidemien 659 Ortschaften mit 205 498 Eimvohnern ergriffen worden, von \velch letzteren 8 788 oder 4,27 Percent erkrankten. Von den Erkrankten starben 1730 oder 19,68 Percent. Es traten durchschnittlich per Jahr 28 Epidemien auf, \velche 132 Ortschaften mit 41099 Eimvohnern ergriffen und von den 1757 Erkrankten (oder 4,27 Percent der Einvrohner der ergriffenen Ortschaften) 346 Opfer forderten oder 19,68 Percent der Erkrankten. Die Zahl der ergriffenen Ortschaften betragt demnach 71 Percent aller Ortschaften, die Eimvohnerzahl derselben 43 Percent aller Bewohner Krains. Folgende Tabelle veranschaulicht das Auftreten der verschiedenen Epidemien des Zeitraumes 1877 bis 1881 in den einzelnen Bezirken: 18 * 140 II. Die Epidernien. Uebersicht iiber die Zahl und Sterb- im fiinfjahrigen Durchschnitte vom Anmerkung. Die Percente der Erkrankten und Gestorbenen sind im Jahresdurchschnitte von der durch- Diese iibersichtliche Zusammenstellung der Bedeutung der einzelnen Epidernien nach den Bezirken im Zeit- ernste Mahnung an dasselbe, dieser so \vichtigen Frage mehr Verstandnis und mehr guten Willen entgegenzubringen, Epidemien im allgemeinen. 141 lichkeit der einzelnen Epidemien Jahre 1877 bis zum Jahre 1881, schnittlichen Einwohnerzahl 41 099 berechnet. raume von fiinf Jahren gibt ein Bild triiber Farbung von der offentlichen Gesundheit unseres Volkes und enthalt eine als dies, leider muss es gesagt werden, bisher im ganzen und grossen der Fali ist. 142 II. Die Epidemien. Folgende Tabelle veranschaulicht den Gang der Epidemien nach den ver- schiedenen epidemischen Krankheitsformen des Zeitraumes 1877 bis 1881: Der Antheil der einzelnen Jahre an dem Gange der epidemischen Krankheits¬ formen im allgemeinen ist in folgender Tabelle ersichtlich gemacht: Was nun das Verhaltnis der Epidemien im allgemeinen im Jahre 1881 betrifft, so iibertrifft dasselbe an Extension derselben alle vier Vorjahre, wenngleich die Ein- wohnerzahl der befallenen Ortschaften im Jahre 1878 grOssere Ziffern ausweist (was sich dadurch erklart, dass im Jahre 1878 auch die Stadt Laibach mit 2 Epidemien einbezogen erscheint, wahrend selbe in allen anderen Jahren epidemiefrei \var). Aber auch in Bezug auf die Intensitat uberwiegt das Jahr 1881, da es seine Gesammt- sterblichkeit von 24,79 Percent gegen jene aller vorhergegangenen vier Jahre iibertrifft. Epidemien im allgemeinen. 143 Beifolgende Tabelle macht das Verhalten der Epidemien im allgemeinen in den einzelnen Bezirken im funfjahrigen Zeitraume von 1877 bis 1881 ersichtlich: Die voranstehenden Tabellen ergeben Folgendes: Von den Bezirken weist die meisten epidemischen Krankheitsformen Loitsch auf, und zwar 8 (Blattern, Scbarlach, Diphtheritis, Typhus, Ruhr, Keuchhusten, Mumps und Varicellen); dann folgen Adelsberg, Gottschee, Krainburg, Rudolfswert und Tschernembl mit je 5, Littai und Radmannsdorf mit je 4, Gurkfeld, Laibach Umgebung und Stein mit je 3 und die Stadt Laibach mit 2 epidemischen Krank¬ heitsformen. Von Blattern- und Scharlachepidemien ganz frei blieben nur die Stadt Laibach und Gurkfeld; von Masern Gottschee, Krainburg, Laibach Umgebung, Littai, Loitsch, Radmannsdorf, Stein und Tschernembl. Von Diphtheritis nur Stein allein; von Typhus die Stadt Laibach, Laibach Umgebung und Stein; von Ruhr die Stadt Laibach, Adelsberg, Gurkfeld, Laibach Umgebung, Littai, Radmannsdorf und Stein. Keuchhusten kam nur in Loitsch und Stein, Mumps und Varicellen nur in Loitsch und Miliaria in Adelsberg und Gurkfeld vor. Der Zahl der Epidemien nach wurde Adelsberg von 30, Gottschee von 16, Loitsch von 14, Laibach Umgebung und Krainburg von je 12, Littai und Gurkfeld von je 11, Rudolfswert, Stein und Tschernembl von je 9, Radmannsdorf von 7 und die Stadt Laibach von 3 Epidemien befallen. Es entfallen daher im funfjahrigen Durchschnitte 28 von den 143 Epidemien auf das Jahr, also etwas liber 2 Epidemien auf Jahr und Bezirk. 144 II. Die Epidemien. Die grosste raumliche Extension der Epidemien nach der Zahl der Ortschaften hat Tschernembl mit 117 befallenen Ortschaften; dann folgt Adelsberg mit 95, Krain- burg mit 87, Littai mit 56, Loitsch mit 55, Gottschee mit 48, Laibach Umgebung mit 45, Gurkfeld mit 43, Stein mit 41, Rudolfswert mit 37,' Radmannsdorf mit 31 und die Stadt Laibach mit 4 befallenen Ortschaften. Die mittlere Sterblichkeit des Landes im Quinquennium 1877 bis 1881 betragt 19.68 Percent. Ueber diesem Mittel stehen Gnrkfeld mit 23,22, Laibach Umgebung mit 26,09, Littai mit 23,13, Loitsch mit 21,25, Radmannsdorf mit 29,56 und endlich Tscher¬ nembl mit der hochsten Ziffer von 29,72 Percent. Unter dem Mittel stehen die Stadt Laibach mit 9,29, Adelsberg mit 16,37, Gottschee mit 13,13, Krainburg mit 13,75, Rudolfswert mit 17,77 und Stein mit 13.68 Percent. Es geht also die Extension mit der Intensitat nicht Hand in Hand, nur Tschernembl weist mit der grossten Extension auch die grosste Intensitat aus. Was die einzelnen Krankheitsformen anbelangt, so erreichte die grosste raum¬ liche Ausbreitung der Scharlach, welcher 188 Ortschaften ergriff; dann folgen die Blattern, welche 187, die Diphtheritis, welche 156, die Ruhr, welche 47, der Typhus, welcher 34 und die Masern, welche 19 Ortschaften ergriffen; nur uberfiel die Diph¬ theritis mehr bevolkerte Ortschaften als der Scharlach und die Blattern. Der Intensitat nach steht am hochsten die Diphtheritis mit 33,43 Percent Mortalitat; dann folgen die Blattern mit 24,94, die Miliaria mit 22,22, die Ruhr mit 19,48, der Scharlach mit 14,89, der Keuchhusten mit 11,76 und der Typhus mit 10,48 Percent. Rangierung der Krankheitsformen nach der rdumlichen Ausdehnung, und zwar nach: Den einzelnen Jahren nach zeigt die meisten Epidemien das Jahr 1878 (42), 1880 (33), 1881 (30), 1877 (24), 1879 (14); der rdumlichen Ausbreitung der Epidemien nach der Zahl der befallenen Ortschaften: 1881 mit 189, 1878 mit 165, 1880 mit 121, 1877 mit 118 und 1879 mit 66. Epidemien im allgemeinen. 145 Beziiglich der Intensitdt der Epidemien hatte die grosste Sterblichkeit das Jahr 1881 mit 24,79, 1880 mit 21,95, 1877 mit 20,99, 1879 mit 15,46 und 1878 mit 15,42 Percent. Rangierung der fiinf Jahre nach der raumlichen Ausdehnung: Das Jahr 1881 \var daher in Ansehung seiner Epidemien sowohl in ihrer Ausdehnung als auch in der Intensitat derselben im mehrgenannten Quinquennium jenes, ivelches die ungiinstigsten Ziffern ausweist. Der Percentsatz der Morbilitat wurde zwar, wie er aus den amtlichen Berichten ziffermassig resultiert, angefuhrt, doch keiner weitern Beachtung ge\viirdigt, weil diese Ziffer naturgemass eine sehr unverlassliche ist, da es unmoglich ist, liber die Zahl der Erkrankten eine genaue Evidenz zu halten, weil die Epidemien gewohnlich erst dami zur amtlichen Anzeige gelangen, wenn sie bereits bedeutende Dimensionen angenommen haben; es ist wohl moglich, dann hinterher die vorgekommenen Todes- falle zu erheben, unmoglich aber, alle vorausgegangenen Krankheiten hinterher zu constatieren, ja man gelangt oft sehr schwer zur Kenntnis der im Momente der Erhebung Erkrankten, da selbe aus Furcht vor den sanitatspolizeilichen Massregeln (Absperrung des Hauses, Verbot, Kinder verseuchter Hauser in die Schule zu schicken u. s. w.) verheimlicht \verden. 19 III. Humanitatsanstalten. Krankenanstalten. Mit den Krankenanstalten ist es in Krain sehr klaglich bestellt. Es gibt im ganzen Lande nur ein allgemeines offentliches Krankenhaus (die landschaftliche Wohl- thatigkeitsanstalt in Laibach) und zehn private Krankenanstalten, von welchen jedoch nur das St. Josefs-Siechenhaus in Laibach sowie das Ivaiserin-Elisabeth-Spital eben- daselbst und allenfalls nocli das Werks-Bruderladespital in Sagor diesen Namen ver- dienen; die librigen sind richtiger als Siechen-Detentions- und nicht einmal als Siechen- Versorgungsanstalten zu betracbten. Das allgemeine Krankenhaus in Laibach befindet sich in den Raumen der ehemaligen Kirche und des Ivlosters der Barfiisser (Discalceaten), nachmaligem Kloster der barmherzigen Bruder, in welches die Krankenanstalt nach Aufhebung des erst- genannten Ivlosters iibertragen \vurde aus dem ehemaligen Burgerspitale, welches im Jahre 1335 von Elisabeth, zweiter Gemahlin Carl Ruperts V., Konigs von Ungarn, gestiftet, dann als Amtsgebaude der Kreisbehorde verwendet wurde. Das Krankenhaus enthalt eine medicinische, eine chirurgische, eine gvnako- logische Abtheilung, eine Abtheilung fur Svphilis und Hautkrankheiten, ein Gebarhaus und theihveise auch die Irrenanstalt, da sich seit der Eroffnung der neuen Landes- Irrenanstalt in Studenz nur mehr eine Abtheilung letzterer im Ivrankenhause befindet. Die Anstalt hat 311 Betten, und wurden im Jahre 1881 daselbst 3685 Kranke behandelt. Das St. Josefs-Spital in Laibach ist ein Siechenhaus im Besitze der barm¬ herzigen Schwestern (Tochter der christlichen Liebe von St. Vincenz de Paula), nimmt meist nur unheilbare Kranke und Sieche auf und enthalt ausserdem das Spital des Handels-Krankenvereines, vvelches darinnen miehveise untergebracht ist. Das St. Josefs-Spital hat 80 Betten, und vvurden im Jahre 1881 10 Kranke behandelt. Das unter dem Protectorate Ihrer Majestat der Ivaiserin stehende Ivaiserin- Elisabeth-Kinderspital, durch Dr. Kowatsch im Wege von Sammlungen bei Wohlthatern gegrundet, enthalt 20 Betten mit 88 behandelten Ivranken. Die ubrigen Spitaler sind das Gemeindespital in Adelsberg (mit 12 Betten und 7 behandelten Ivranken), das Bezirksspital in Gottschee (mit 13 Betten und 4 Kranken), das stadtische Spital in Ivrainburg (mit 14 Betten und 9 Ivranken), Krankenanstalten. 147 das Werks-Bruderladespital in Sagor, Bezirk Littai (mit 12 Betten und 77 Kranken), das Werksspital in Idria (mit 14 Betten und 2 Kranken), das Dr. Lovro Tomansche Krankenhaus in Steinbiichel (mit 6 Betten und 2 Kranken), das Ctemeinde-Kranken- haus in Kropp (mit 5 Betten und ohne Kranken) und endlich das stadtische Noth- spital in Rudolfswert (mit 7 Betten und 11 Kranken). Im ganzen daher 1 offentliche und 10 private Krankenanstalten mit 494 Betten und 3994 behandelten Kranken. Eine Vermehrung der Anstalten hat seit dem Vorjahre nicht stattgefunden. Es entfallt daher ein Kranker auf 120 und ein Bett auf 975 Eimvohner. Die ZahI der im Jahre 1881 in Abgang gekommenen Individuen betragt 3 644, und zwar entfallen von diesen auf: Das Verhaltnis der Ivrankenzahl sowie der Bewegungspercente in Ivrain zu jenen in den iibrigen Landern im Jabre 1878 ist in folgender Tabelle zu ersehen: 19 * 148 III. Humanitatsanstalten. Das Verhaltnis der Bettenzahl zur Einwohnerzah], \velches im Jahre 1881 fur Krain ein Bett auf 975 Eimvohner betrug, stellt sich im Vergleiche zu den iibrigen Landern im Jahre 1878 wie folgt dar. Es entfallt: in Triest sammt Gebiet. . . . ein Krankenbett auf 101, ein behandelter Kranker auf 17 Eimvohner, Aus den vorhergehenden tabellarischen Vergleichen geht also hervor, dass im Verhaltnisse zur Einwohnerzahl in' Krain wenige davon arztliche Hilfe in Spitalern aufsuchen, und dass uberhaupt wenig Krankenbetten vorhanden sind. Bringt man jedoch mit diesem Resultate die Thatsache in Verbindung, dass es im Bande Spitaler gibt, in welchen weniger Kranke in Behandlung standen, als Betten vorhanden sind (so z. B. das Bezirksspital in Gottschee mit 12 Betten und nur 4 Kranken, das Gemeinde-Krankenhaus in Kropp mit 6 Betten und keinem Kranken), so kann man liber den Zustand dieser Spitaler sich ein wenig erfreuliches Bild verschaffen. Daber drangt alles nach dem Landesspitale in Laibach, \velches stets iiberfullt ist, wahrend die anderen Privatspitaler geradezu gemieden iverden. Es \vird also eine dringende Pflicht und Aufgabe des Landes sein, ein z\veites Landesspital in einem anderen Theile von Krain (der krainische k. k. Landes-Sanitatsrath, der in dieser Frage bereits die Initiative ergriff, schlagt hiefiir Rudolfswert vor) zu errichten, und Sache der Gemeinden, ihre primitiven Anstalten menschemviirdiger zu gestalten. Die Verpflegsdauer in sammtlichen Spitalern betrug 124 681 Tage oder 31,2 Tage auf je einen Kranken. Im Jahre 1880 \var das Verhaltnis 37,3 Tage auf einen Kranken, im Jahre 1879: 37,8, im Jahre 1878: 38,5 und im Jahre 1877: 38,6. Es ist also die Verpflegsdauer im Jahre 1881 eine kiirzere und seit fiinf Jahren in stetiger Abnahme begriffen gewesen. Irrenanstalt. 149 Die Verpflegskosten, welche sich iibrigens auf das Laibacher allgemeine Kranken- haus allein beziehen, betrugen im Jahre 1881: 59 000 fl. 35V 2 kr. oder 63,62 kr. per Kopf und Tag. Im Jahre 1880 betrug diese Summe 69 253 fl. 58 kr. oder 63,39 kr., im Jahre 1879: 69483 fl. 22 kr. oder 64,4 kr., im Jahre 1878: 63441 fl. 87‘/a kr. oder 62,4 kr. per Kopf und Tag. Krankenbewegung, Verpflegsdauer und Verpflegskosten sind in der Tabelle nach den einzelnen Bezirken ersichtlich gemacht. Die Krankheitsformen der aus der Behandlung in Abgang gekommenen (ent- lassenen und gestorbenen) Individuen sowie der Percentsatz derselben sind in den Tabellen ausgewiesen. Das Percentverhaltnis der Tuberculose hat sich gegen dasselbe im Jahre 1878 gebessert, indem es von 9,01 auf 5,29 gesunken ist, dagegen ist die Syphilis von 8,72 auf 12,29 gestiegen. Im Jahre 1878 war das Mittel der Tuberculose in den osterreichischen Landern 6,83 Percent, Krain stand also mit 9,01 Percent bedeutend dariiber und war nach Niederosterreich (mit Wien) das die ungiinsligste Ziffer zeigende Land; das Mittel der Syphilis war 9,54 Percent, Krain stand daher mit 8,72 Percent darunter, wurde aber mit dem Mittel des Jahres 1881 bedeutend dariiber stehen. Irrenanstalt. Es gibt im Lande Krain nur eine offentliche Irrenanstalt, und zwar die Landes- Irrenanstalt in Laibach mit der im Jahre 1879/80 neu erbauten und am 28. Dezember 1880 eroffneten Filiale in Studenz, welche von dem Mutterhause in Laibach aus ad mini str iert wird. Die Anstalt zahlt 150 Betten, und wurden 265 Irre behandelt. Es betrug im Jahre 1876 die Anzahl der behandelten Irren 224, der Betten 125 » » 1877 » » » » » 224, » » 125 » » 1878 » » » » » 226, » » 132 * » 1879 » » 263, * * 132 » » 1880 » » » » > 310, » » 150 »»1881» » » » » 265, » » 150 Demnach hat also die Zahl der Betten seit 1876 um 25 zugenommen. Die Zalil der behandelten Irren ist im Jahre 1880 bis auf 310 gestiegen, um im Jahre 1881 wieder auf 265 herabzusteigen. Es gelangen im sechsjahrigen Durchschnitte daher 252 Kranke zur Behandlung, und stehen die letzten drei Jahre iiber diesem Durchschnitte. Die Krankenbewegung im Jahre 1881 war folgende: vom Vorjahre verblieben.136 Individuen oder 51 Percent, im Jahre 1881 zugewachsen . . . 129 » » 49 zusammen . . . 265 Individuen oder 100 Percent. 150 III. Humanitatsanstalten. Es wurden daher von allen in Abgang gekommenen Irren geheilt (gebessert) entlassen.34 Percent, uogeheilt entlassen (transferiert).36 » gestorben sind.30 » Summe . . . 100 Percent. Es entfielen im Jahre 1881 in Krain auf je 100 000 Einwohner 55 behandelte Irre. Im Jahre 1878 entfielen auf dieselbe Zahl Eimvohner 51 Irre und in allen osterreichischen Landern in demselben Jahre 42, im Jahre 1877: 41 und im Jahre 1876: 40. Krain befindet sich also bedeutend liber dem Mittel, und der Irrsinn hat seit dem Jahre 1876 zugenommen. Es entfielen im Jahre 1878 auf je 100 000 Einwohner behandelte Irre: in Niederosterreich.89 » Oberosterreich.62 » Salzburg.60 » Steiermark.45 » Karnten.70 » Krain.51 im Kiistenlande .32 in Tirol und Vorarlberg.53 » Bohmen.49 » Mahren.39 » Schlesien.24 » Galizien.21 » der Bukowina. 4 » Dalmatien. ..11 Von den im Jahre 1881 behandelten Irren gehorten an: dem mannlichen Geschleehte 152 Individuen oder 57 Percent, » weiblichen » 113 » »43 » Von den nach dem Civilstande nachgewiesenen Individuen ivaren: Irrenanstalt. 151 Die Vertheilung des Civilstandes nach den einzelnen Krankheitsformen ergibt sich in Folgendem: 152 III. Humanitatsanstalten. Die Vergleichung der behandelten Irren nach der Verpflegsdauer: Nach den einzelnen Krankheitsformen entfallen: Die Verpflegsdauer der in Abgang gekommenen Individuen ergibt sich ans folgender Tabelle: Die percentuale Vergleichung der Irrsinnigen nach dem Alter ist in folgender Tabelle ersichtlich: Gebaranstalt. 153 Nacb der Beschaftigung der behandelten Irren entfallen auf: Als bekannt gewordene Krankheitsursachen werden aufgefiihrt: Bei den Mannern: Hareditat lOmal, deprimierende Affecte 1, Spirituosa 15, Trauma 7, Excesse in baccho und venere 5, Meningitis 2, Herzfehler 1, Epilepsie 3, Scrophulose 2, Apoplexie 2, Hyperamia cerebri 1, Febris intermittens 1, Rheuma- tismus 1, geistige Anstrengung 1, Typhus 2, Masturbation 3. Bei den Weibern: Hareditat 16, deprimierende Affecte 5, Epilepsie 5, Scrophu¬ lose 6, Anamie 2, Spirituosa 1, Hyperamia cerebri 1, Idiotismus 1, Trauma 1, Puer- perium 6, Hysterie 6, Typhus 2, Schwangerschaft 1, Febris intermittens 1. Die Summe der Verpflegstage betrug 51072, es entfallt daher auf den Kranken eine durchschnittliche Verpflegsdauer von 6 Monaten 12 Tagen (im Vorjahre 5 Monate 11 Tage). Die Kosten der Verpflegung betrugen 24989 tl. 88 kr. (im Vorjahre 36 213 fl. 91 ‘ o kr.), daher per Kopf und Tag 84,175 kr. (im Jahre 1880: 72,83 kr.) Die Verpflegstaxen betragen fur die I. Classe 3 fl., fur die II. Classe 2 tl. und fur die III. Classe 80 kr. taglich. Gebaranstalt. Es gibt nur eine offentliche Gebaranstalt, und zwar die der Landes-Wohl- thiitigkeitsanstalt in Laibach mit 20 Betten. Stand und Bewegung im Jahre 1881 verhielten sich wie folgt: 20 154 III. Humanitatsanstalten. Durchschnittlicher Stanci der Miitter an einem Tage: Zahl der Geburten im Hause.168 » » Gassengeburten. 9 » » Zwillingsgeburten. 3 » » Drillingsgeburten. O Hochste Zahl der Geburten an einem Tage. 3 mindeste » » » » » » . 0 durchsehnitIliche Zahl der Geburten an einem Tage . 0,472 Verpflegsdauer der Miitter: Summe aller Verpflegstage 3 095; durchschnittliche Verpflegsdauer einer Mutter 15 Tage. — Verpflegstaxen: I. Classe 2 fl. 50 kr., II. Classe 1 fl. 60 kr., III. Classe 1 fl. — Summe der Ausgaben: 4795 fl. 15V« kr.; durch¬ schnittliche Kosten per Kopf (Mutter) und Tag 1 fl. 54,93 kr. Das percentuale Verhaltnis der Sterblichkeit der Mutter und Kinder und der verschiedenen Arten der Geburten (einfache, Zwillings- und Drillingsgeburten) ist aus folgender Zusammenstellung ersichtlich: Findelanstalt. Seit der Aufhebung der landschaftlichen Findelanstalt in Laibach im Jahre 1871 existiert keine derartige Anslalt mebr im Lande, doch werden Findlinge in entgeltliche Landespflege ausser dem Hause gegeben. Stand und Bewegung: Von 1880 verblieben in entgeltlicher Pllege ausser dem Hause 16 Knaben, 25 Madchen, zusammen 41 im Jahre 1881 zugewaehsen.1 * 3 » » 4 zusammen ... 17 Knaben, 28 Madchen, zusammen 45 In Abgang gekommen sind: Entlassen aus der unenlgeltlichen Pflege ausser dem Hause 9 Knaben, 21 Madchen, zusammen 30 gestorben in der entgeltlichen Pflege ausser dem Hause .0*0» » 0 zusammen ... 9 Knaben, 21 Madchen, zusammen 30 Ende 1881 verblieben in entgeltlicher Pflege ausser dem Hause 8 » 7 » » 15 Summe aller Ausgaben 812 fl. Aufwand fur den Verpflegstag der Findlinge iiberhaupt 6 kr. Findelanstalt. 155 Findlinge, welche bei Pflegeparteien untergebracht sind. Mit Ende des Jahres 1881 waren 83 Findlinge bei Pflegeparteien unter¬ gebracht. Die Zahl der Findlinge nimmt seit der Aufhebung der Landes-Findelanstalt mit jedem Jahre ab. Es gab: Es steht das Jahr 1881 gegen das Mittel eines funfjahrigen Durchschnittes mit 153 um 70 zuriick. Dem entsprechend ist auch die Abnahme der Findlinge in den ersten Lebensjahren eine grossere als in den spateren, wahrend bei der Fort- dauer der Anstalt das Verhaltnis ein umgekehrtes ware. Das percentuale Verhaltnis nach dem Alter und in Rucksicht auf die Bevol- kerungszahl gibt folgende Zusammenstellung: Es entflel: im Jahre 1877 ein Findling auf 1 742 Eimvohner, > 1878 » > 1879 » » 1880 » » 1881 > » 2 464 » 3 764 » 5 090 » 5 771 Der Vergleich dieses Verhaltnisses mit dem in den anderen Landern ist fiir das Jahr 1878 in Folgendem ersiehtlich. Es entflel: in Oesterreich unter der Enns .... ein Findling auf 171 Eimvohner, » Oesterreich ob der Enns.» » » 24 386 » » Salzburg.» » » 7 969 » » Steiermark.» » » 431 > » Karnten.» » » 0* » » Krain.» ». » 2 464 » * In Karnten befanden sich gar keine Findlinge in entgeltlicher Pflege. 20 * 156 III. Humanitiitsanstalten. in Triest mit Gebiet » G or z und Gradiška » Istrien. » Tirol. » Vorarlberg . . . » Bohmen .... » Miihren .... » Schlesien .... » Galizien .... » der Bukowina. . » Dalmalien . . . ein Findling auf 5 352 Einwohner, » » » 13 605 * » » » 509 » » » » 458 » » » » 34 208 » » » » 735 » » » » 967 » » » » 18 944 » » » » 6 359 » » » » 7 999 » » » » 431 » Das Mittel aller Lander betrug im Jahre 1878: 735, 1877: 781, 1876: 830. Taubstummeninstitut. Es gibt in Krain kein Taubstummeninstitut, wohl aber Taubstummenstiftungen, und zwar: die Franz Holdheinrsche Taubstummenstiftung (mit Tnbegriff der Benjamin von Jellouscbek’schen, der Josef Žužek’schen und der Franz Daffne’schen Zustiftung) mit einem Gesammtstiftungscapitale von 15 394 fl. (in Obligationen und Sparcasse¬ bucheln) mit Ende 1881 und 6 Stiftungsplatzen im Taubstummeninstitute von Linz, welche alle besetzt sind; ferner die Francisca Grafiti Stubenberg’sche Stiftung mit dem Capitale von 7 000 fl. (in Obligationen) und 2 Stiftungsplatzen in Linz, die beide besetzt sind; ferner Legatscapitalien, bestimmt zur Errichtung eines Taubstummen- institutes in Krain, und zwar 1.) Dechant Franz Holzapfel mit 157300 fl. in Obli¬ gationen und 7 650 fl. in Privatforderungen, zusammen 164 950 fl., und 2.) Bischof Anton Alois Wolf mit 28 355 fl. 50 kr. in Obligationen und Sparcassebucheln. Blindeninstitut. Es gibt in Krain auch kein Blindeninstitut, doch mehrere Stiftungen, und zwar: 1.) die Carl Freiherr von Flodnig’sche Blindenstiftung (mit Inbegriff der Benjamin von Jellouschek’schen und der Leopold von Nathan’schen Zustiftung) mit einem Stiftungscapitale von 64 607 fl. 50 kr. (in Obligationen und Sparcassebucheln) zu Ende 1881 und dermalen 6 Stiftungsplatzen, und zwar 5 in Linz und 1 in Wien, die jedoch nicht alle besetzt sind; 2.) die illyrische Blindenstiftung (nach der Tren- nung von Karnten als «illyrische Blindenstiftung fur Krain») mit einem Capitale von 3950 fl. (in Obligationen) und 819 fl. Barschaft. Ende des Jahres 1881 war letztere unbenutzt. Impfinstitut. 157 Impfinstitut. Es gibt in Krain kein Impfinstitut, obwohl die Errichtung eines solchen, unter behordlicher Aufsicht stehenden, einem dringenden Bedurfnisse abhelfen wiirde und oline bedeutende Kosten in einer grosseren Landwirtschaft sehr leicht moglich ware. Die von Seite der Regierung in dieser Frage ergriffene Initiative blieb beim Landes- ausschusse, in dessen Wirkungskreis die Losung der Frage gelegen ware, bisher wirkungslos. Impfungen auf Impfsammelplatzen. Wenn irgendwo das Ergebnis der statistischen Zahlen einem berechtigten Miss- trauen begegnen darf, so ist dies gegenuber dem Impfergebnisse der Fali; namentlich insolange dem Impfarzte die Zureise zur Revision der Geimpften nicht vom Landes- fonde vergutet wird, ist er bemussigt, die Rubriken «mit» und «ohne Erfolg», die er in den amtlichen Ausweisen auszuftillen bat, mit willkurlichen Ziffern auszufullen, und wer nur balbwegs selbst geimpft hat, wird sein Staunen nicht unterdrucken konnen, wenn er liest, dass von 14057 Geimpften 13184 oder 93,72 Percent mit gutem Erfolge geimpft worden seien. Da aber fast dasselbe Verhaltnis, wie spater ersichtlich gemacbt werden wird, sich a peu preš auch in den iibrigen Landern Oesterreichs wiederholt, so sind entweder die Ziffern der krainischen Impfarzte gliicklich erfunden oder es besteht derselbe Uebelstand ungeniigender oder gar mangelnder Revision auch in den iibrigen Landern. Es wurde in Krain geimpft: itn Jahre 1881.auf 386 Impfsammelplatzen, » > 1880 -395 * » 1879 . >392 » » 1878 . » 374 » » » 1877 . . . . . . > 396 _»_ im fiinfjahrigen Durchschnitte auf 389 Impfsammelplatzen, Die Zahl der Impfpflichtigen betrug: im Jahre 1881 . 17 907 Personen oder 3.74 Percent, » > 1880 . 18 167 » » 4,82 » » 1879 . 17 890 > » 3,86 » * 1878 ....... 16388 > > 3,54 > » 1877 . 17 611 > » 3,82 im fiinfjahrigen Durchschnitte . . 17 693 Personen oder 3,69 Percent. Von diesen Impfpflichtigen wurden geimpft: im Jahre 1881 14057 Personen oder 78,50 Percent, » » 1880 . 14 409 » > 79,03 » 1879 . 13 569 > * 75.85 > > 1878 . 12 622 > » 77,02 > » 1877 . 14145 » » 80.32 » im fiinfjahrigen Durchschnitte . . 13 760 Personen oder 77,77 Percent. 158 III. Humanitatsanstalten. Hievon wurden mit gutem Erfolge geimpft: Die nachstehende Tabelle gibt eine Uebersicht der Impfergebnisse in den ein- zelnen Bezirken: Impfinstitut. 159 Das ungunstigste Verhaltnis bezuglich der ungeimpft verbliebenen Personen zeigt die Stadt Laibach, in welcher 84,63 Percent ungeimpft verblieben, Littai mit 30,40, Krainburg mit 30,03, Tschernembl mit 28,81, Radmannsdorf mit 25,83 Percent. Das gimstigste zeigt Adelsberg mit 1,64, Laibach Umgebung mit 3,49, Gottschee mit 4,37 und Loitsch mit 5,08 Percent. In Ansehung des Erfolges der Impfung zeigt Gurkfeld sogar 100 Percent und liber dem Mittel von 93,78 Percent bewegen sich Stadt Laibach, Adelsberg, Gottschee, Krainburg, Loitsch, Radmannsdorf und Rudolfswert; unter dem Mittel Laibach Umgebung, Littai, Stein und Tschernembl. Die nachstehende Tabelle gibt zum Vergleiche die Impfergebnisse in den ein- zelnen Landern: Die Zahl der Impfpflichtigen in Krain mit 3,54 Percent befindet sich daher anniihernd im Mittel der osterreichischen Lander (3,82), in Ansehung des guten Erfolges der Impfung befindet sich Krain gerade im Mittel der osterreichischen Lander (1878); in Ansehung der ungeimpft verbliebenen Personen steht zwar * Mit Aussehluss der Revaccinationen. 160 ]1I. Humanitatsanstalten. Krain mit 22.8 Percent iiber dem osterreichischen Landermittel mit 17,6, doch sehr im Vortheile gegen die Alpenlander; es ware also nach der Statistik das Impfgeschaft in Krain im ganzen als ein sehr gunstiges zu bezeichnen, doch widerspricht dieses Ziffernergebnis den thatsachlichen Verhaltnissen, und plaidieren die landesfiirstlichen Aerzte gerade in Ansehung der mangelhaft durchgefiihrten Impfung fast durchwegs ftir die Einfuhrung der Nothimpfung, und insbesondere bei der heftigen Blattern- epidemie des Jahres 1881 im Bezirke Tschernembl hat sich die mangelhafte Durch- fiihrung der Impfung sehr empfindlich bemerkbar gemacht. Im ganzen wurden mit flussigem Stoffe geimpft: in den ubrigen Landern zusammen der Percentsatz der mit flussigem Stoffe Geimpften im Jahre 1878 nur 73,5, im Jahre 1877: 75,2 und im Jahre 1876: 74,9 Percent betrug. Der trockene Impfstoff wird am meisten in Galizien und in der Bukowina angervendet, gar nicht zur Anwendung gelangte er in Salzburg. Unter der Zahl der im Jahre 1881 ungeimpft Verbliebenen befanden sich 65 Impf- renitenten. Das Verhaltnis derselben gestaltet sich in den letzten fiinf Jahren wie folgt: im Jahre 1881 . 65 Impfrenitenten oder 0,36 Percent der Impfpflichtigen, » * 1880 50 » » 0,28 » » 1879 46 » » 0,25 » » » » » 1878 3 » '» 0,01 » .» » » » 1877 . 8 » 0,04 »» » im fiinfjahrigen Durchschnitte . . 34 Impfrenitenten oder 0,19 Percent der Impfpflichtigen. Es haben also die Impfrenitenten zugenommen und tibersteigt die Ziffer des Jahres 1881 das funfjahrige Mittel fast um die Halfte. Das Verhaltnis bleibt trotzdem fur Krain ein ausserordentlich gunstiges, indem beispielsrveise Galizien im Jahre 1878: 39,7, Salzburg 39,4, Dalmatien 31,9, Istrien 23,4, Mahren 19,3 und Oester- reich ob der Enns 11,7 Percent Impfrenitenten nachwiesen. Unter dem Mittel von Krain standen Triest sarmnt Gebiet und die Bukowina, wo gar keine Impfrenitenten ausgewiesen \vurden. Curorte. 161 Die Gesammtsumme der aus dem Impffonde bestrittenen Auslagen belief sich: im Jahre 1881.ant' 4 716 fl. 83 kr. oder durchschnittlich per Impfung 33.5 kr. » » 1880 » 4 736 » 89 » » » » » 32,9 » * 1879 .» 4 327 » 72 » » » » » 31,9 » » » 1878 » 4 374 » 61 » » » » » 34,6 * » » 1877 ^ 3 353 » 90 » » » » > 23.7 » im funfjahrigen Durchschnitte . . auf 4 301 fl. 99 kr. oder durchschnittlich per Impfung 31,3 kr. Es stellen sich die Kosten der einzelnen Impfung in Krain sehr hoch, sie betragen im Mittel der letzten fiinf Jahre 31,3 kr., \vahrend dieselben im Lander- mittel Oesterreichs im Jahre 1878 nur 27 kr., im Jahre 1877 26 kr. und im Jahre 1876 gar nur 25 kr. betrugen. Am billigsten steli ten sich die Impfkosten im Jahre 1878 fur Niederosterreich mit 14 kr., in der Bukowina mit 18 kr., in Triest sammt Gebiet mit 19 kr.; am hochsten in Steiermark mit 55 kr., in Karnten mit 52 kr.; in den ubrigen Landern schwankten dieselben zwischen 22 bis 46 kr. Curorte. An Curorten ist Krain arm, und zahlt es von solchen, liber welche eine officielle Berichterstattung erfolgt, nur drei. Dieselben sind Veldes als Luftcurort und Therme im Louisenbad, die Kaltwasser-Heilanstalt «Mallnerbrunn» in Veldes und Topliz in Unterkrain. Der Curort Veldes, an dem reizend gelegenen See gleichen Namens, zahlt durch seine prachtvolle landschaftliche Lage, sein mildes Klima, seine Hochalpenluft, seine Hohenlage (478 Meter) mit hervorragender Berechtigung zu den Luftcurorten, abgesehen von seiner Therme im Louisenbad, welche, ein natronhaltiger Eisensauer- ling von constanter Temperatur (23° Celsius), mit Erfolg bei chronischen Katarrhen, Gicht, Blutarmut und Nervenkrankheiten gebraucht wird. Der Besuch von Veldes war im Jahre 1881 folgender. Es \vurde besucht: von 48 Parteien aus Krain.oder 18,32 Percent, aller Besucher, »182 » » OesteiTeich-Ungam » 69,46 » » » »32 » » dem Auslande . . » 12,22 » » » zusammen von 262 Parteien mit. 1 080 Personen. Von diesen Personen hielten sich 726 unter 7, 354 liber 6 Tage auf. Der Besuch des Jahres 1881 steht jedoch gegen den der frliheren Jahre erheblich zurlick, denn es besuchten Veldes nach dem Durchschnitte der letzten vier Jahre jahrlich 278 Parteien (wobei jedoch zu bemerken ist, dass ein flinfjahriger Durchschnitt nicht genommen \verden konnte, weil fur das Jahr 1877 nur Personen und nicht die Zalil der Parteien ausgewiesen erscheint); das Jahr 1881 steht also gegen das Mittel zurlick. Die grOsste Zahl der Besucher war aus den ostlichen Kronlandern (69,46 Percent), dann aus Krain selbst (18,32 Percent), die geringste aus dem Auslande (12,22 Percent). Dieses Verhaltnis blieb auch in den letzten fiinf Jahren mit einigen Schwankungen zu Gunsten der Besucher aus Krain ziemlich constant. 21 162 III. Humanitatsanslalten. Von kaum nennenswerter Bedeutung ist die Kaltwassei'-Heilanstalt oder, wie sie von dem Leiter derselben, der nicht Arzt ist, genannt wird, Natur-Heilanstalt «Malinerbrunn» in Veldes, mit einem vierjahrigen Durchschnittsbesuche von jahrlich 68 Curgasten, von denen 5,88 Percent dem Lande Krain, 63,24 Percent dem ubrigen lnlande einschliesslich Ungarn und 30,88 Percent dem Auslande angehoren. Ausser den bekannten Indicationen des hvdrotherapeutischen Heilapparates mag wohl auch der specielle Geschmack einzelncr Kranken, sich allen moglichen und unmoglichen Proceduren eines angeblich als Arzt fungierenden Laien zu unter- ziehen, fur das Aufsuchen der Anstalt massgebend sein. Die Quelle in Topli z in Unterkrain (nachst Rudolfswert) ist eine indifferente Therme von 28° Reaumur, welche bei chronischen Gelenksentzundungen, Neuralgien, Reber- und Nervenleiden, Fussgeschwuren, Menstruations-Anomalien und Chlorose mit grossem, bei rheumatischen Leiden oft iiberraschendem Erfolge gebraucht wird. Die nicht allen modernen Anforderungen entsprechende Einrichtung der Anstalt, noch mehr aber die Abseitslage von jeder Bahnverbindung hat zur Folge, dass der Besuch viel geringer ist, als es die Heilkraft der Therme verdient. Auch Dat der Besuch seit den letzten Jahren erheblich abgenommen und sank von 805 Curparteien im Jahre 1877 auf 596 im Jahre 1881 herab. Der fiinfjahrige Durchschnitt hetragt per Jahr 711, daher das Jahr 1881 tief unter diesem Durchschnitte steht. Die landschaftliche Provenienz der einzelnen Curparteien ist im Jahre 1881 nicht ausgewiesen \vorden, betrug aber in dem vierjahrigen Durchschnitte 1877 bis 1880: 90,86 Percent Krainer, 8,58 Percent Gaste aus Oesterreich-Ungarn und 0,56 Percent Gaste aus dem Auslande. Ausser diesen Curorten ist noch das Warmbad Tschatesch in Unterkrain zu envahnen, welches jedoch so sehr jeden Comforts entbehrt, dass es von stabilen Curgasten fast gar nicht, sondern tast ausschliesslich nur von der Landbevolkerung zum durchschnittlich ein- bis dreitagigen Curgebrauche besucht wird. Es besuchten im Jahre 1881 das Bad 1929 Personen (421 aus Krain, 1499 aus den ubrigen Landern Oesterreichs, hauptsachlich aus Steiermark und Kroatien, 9 aus Italien), von diesen Besuchern hielten sich 1893 unter 7 und nur 36 iiber 6 Tage auf. Die indifferente Warmquelle variiert je nacli dem AVasserstande der Save zwischen 38° und 42° Celsius und liegt circa 2 Kilometer von der Ortschaft Tscha¬ tesch und 4 Kilometer von der Stadt Rann im Inundationsgebiete der Save am rechten Ufer derselben, und zwar in einem verlassenen, gegenwartig vollstandig auf- gelandetem Bette derselben. Die Quelle musste daher durch Versicherungsbauten intact erhalten werden, und nur in diesem Falle und im Falle einer Einrichtung comfortabler Bade- und Wohnraume konnte dieser, ob ihrer Wirksamkeit bei dem Landvolke bestrenommierten Quelle eine Zukunft vorhergesagt werden. Ausser diesen genannten Curorten, von denen Veldes und, wie bereits erwahnt, auch Topliz mehr Besuch verdienen als ausweisen, gibt es noch zwei Curplatze, iiber welche jedoch bisher keinerlei Ausweise zur officiellen Bericht- erstattung gelangen; es ist dies die mit allem Comfort und mit einer Kaltwasser- Heilanstalt und einer AVarmbadanstalt ausgestattete Luftcuranstalt Stein bei Laibach am Fusse der Steiner Alpcn, mit mildem Klima und vor Nordwinden geschutzter Curorte. 163 Hohenlage (411 Meter), und das Warmbad Gallenegg im Sagorer Thale, mit einer indifferenten Therme von 21° Celsius, einem Grottenbade und mit viel Comfort ein- gerichtet, ebenfalls mit mildem Klima, geschiitzter Lage (317 Meter), in einem lieb- iichen Thale am Fusse der Tschemscheniker Alpe. Beide genannten Curorte verdienen und versprechen eine erfolgreiche Zukunft. Ein Minerahvasser-Versandt kommt in Krain nicht vor, da sammtliche genannte Curorte nitr Bade- und nicht Trinkanstalten enthalten. Veldes hat keinen Badearzt, sondern wird der arztliche Dienst theils von dem Wundarzte in Veldes, theils vom k. k. Bezirksarzte in Radmannsdorf besorgt, Topliz hat zur Badesaison einen dahin commandierten k. k. Militararzt und zwei Privat- Wundarzte, Stein hat inclusive des hvdropathischen drei Aerzte, in Gallenegg besorgt vorkommendenfalls der Bezirkswundarzt von Sagor arztliche Iiilfe. Einen Vergleich iiber den Besuch der genannten Badeorte gibt folgende Uebersicht iiber die Curorte und ihre Frequenz. 21 * IV. Bresthafte ausserhallb der Anstalten. Irrsinnige. Ausser den in der Landes-Irrenanstalt in Laibach-Studenz befindlichen Irren zabite Krain: itn funfjahrigen Durchschnitte. . 493 Irre oder auf 100 000 Einwohner 103 Die Zunahme der Irren ist daher eine von Jahr zu Jahr gesteigerte, und befmdet sich das Jahr 1881 um 84 liber dem fiinfjahrigen Durchschnitte der Irren- zahl und um 17 liber dem Durchschnitte des percentualen Verhaltnisses. Mag auch die von Jahr zu Jahr sich mehr vollziehende Vervollstandigung der Irrenzahlung theil- haben an der Zunahme der Ziffer, so ist dieselbe doch so bedeutend, dass man eine Zunahme des Irrsinns iiberhaupt annehmen und wohl auch andere Griinde hieflir aufsuchen muss. Es \viirde dem Zwecke dieses Buches nicht entsprechen, auf diese Erorterung des weiteren einzugehen, und es sei nur andeutungsweise des Einflusses gedacht, \velchen der Missbrauch des Alkohols, die zunehmende Verarmung und wohl auch die Aufregungen unserer Tage auf das Volk in dieser Richtung ausiiben. Der Krankheitsform nach entfallen: auf Tobsucht.. 12 Manner, 8 Weiber. zusamtnen 20 Individuen. • » Triibsinn.18 » Verriicktheit.75 » Blodsinn.179 » Geistesstorung mit Lahmung . . 18 » » » Fallsucht ... 34 zusamtnen 336 Manner, 240 Weiber, zusamtnen 576 Individuen. Irrsinnige. 165 Dem Alter nach gestalten sich die Percentualverhaltnisse in folgender Weise: Das Percentverhaltnis der einzelnen Altersclassen zu der Gesammtzahl der IiTsinnigen in den einzelnen Landem ist aus der folgenden Tabelle zu ersehen: 166 IV. Bresthafte ausserhalb dei’ Anstalten. Der Vergleich der Anzahl der in keiner Anstalt untergebrachten Irren in allen osterreichischen Landern im Jahre 1878, 1877 und 1876 ist in folgender Zusammen- stellung ersichtlich gemacht. Es entfielen anf je 100 000 Einwohner: Krain \veist daher mit seinen Durchschnittsziffern sowohl des Jahres 1881 mit 120 als auch mit den Ziffern des fimfjahrigen Durchschnittes mit 103 in An- sehung seiner Irrenanzahl ein sehr ungunstiges Verhaltnis anf, und theilt dieses Schicksal in auffalliger VVeise mit deri iibrigen Alpenlandern, welche sich durchwegs liber dem Jahresmittel aller Lander bewegen. Die Vertheilung der Irrsinnigen nach den verschiedenen Krankheitsformen zeigt die nachstehende Tabelle: Irrsinnige. 167 Die haufigste Krankheitsform ist demnach der Blodsinn, welcher mehr als die Halfte aller ubrigen Formen zusammen umfasst, dann folgt die Verriicktheit; die ubrigen Formen betragen nur kleine Bruchtheile der ganzen Summe von Krankheits- formen. Dieses Verhaltnis bleibt auch in den ubrigen dsterreichischen Landern mit selbstverstandlichen Schwankungen fast dasselbe, was aus folgender Tabelle ersicht- licli ist: In Krain iibersteigt daher das Percentverhaltnis des Blodsinns im Jahre 1881 das Mittel der dsterreichischen Bander im Jahre 1878 um 4, das der Tobsucht um 1. Das Mittel der Verriicktheit ist mit dem Mittel der Lander congruent; dagegen steht das Mittel des Trubsinns und der Geistesstorung mit Lahmung und Fallsucht mit 1 unter dem Mittel aller Lander. Ausserdem sind 5 Irrsinnige (1 Mann, 4 Weiber) in der Armenversorgungs- Anstalt zu Laibach untergebracht, und zwar 1 Fali von Triibsinn, 3 von Blodsinn und 1 von Geistesstorung mit Lahmung. 168 IV. Bresthafte ausserhalb der Anstalten. Das Verhaltnis der Irren zur Bevolkerungszahl nach den einzelnen Bezirken gibt folgende Tabelle: Unter dem Durchschnitte von 120 befinden sich die Stadt Laibach (69), Gottschee (113), Gurkfeld (58), Krainburg (98), Laibach Umgebung (111), Radmanns- dorf (76), Rudolfswert (51), Tschernembl (100). Ueber demselben befinden sich Adelsberg (327), Litlai (126), Loitsch (143), Stein (150). Die grosste Anzahl der Irren hat Adelsberg (327), die kleinste Rudolfs- wert (51). Die grosste Zunahme gegen das Vorjahr zeigt Adelsberg, wo die Zahl der Irren um 90 mehr, die grosste Abnahme Gottschee, wo die Zahl der Irren um 30 \veniger betragt. Cretinen. Es wurden in Krain gezahlt: im Jahre 1881 243 Cretinen (147 Manner, 96 Weiber) » » 1880 244 » » 1879 200 » » 1878 210 » » » 1877 214 » im fiinfjahrigen Durchschnitte . . 222 Cretinen. Cretinen. 169 Es entfielen daher auf 100 000 Eimvohner: im Jahre 1881 65 Cretinen, » » 1880 52 » » * 1879 43 » * 1878 45 » » 1877 46 » im funfjahrigen Durchschnitte . . 48 Cretinen. Das Verhaltnis der Cretinen zur Bevolkerungszahl im Jahre 1881 und im Vergleiche desselben zum Vorjahre nach den einzelnen Bezirken ist in folgender Tabelle ausgewiesen: Ueber dem Durchschnitte des Jahres 1881 mit 65 sind die Bezirke Littai (86), Radmannsdorf (84), Rudolfswert (71), Stein (70); im Durchschnitte selbst erscheint Gottschee (65); unter dem Durchschnitte stehen Gurkfeld (51), Krainburg (63), Laibach Umgebung (50), Tschernembl (47). Ohne Cretinen waren die Stadt Laibach und die beiden Karstgebiete Adels- berg und Loitsch. Diese Erscheinung, dass am Kar ste kein Cretinismus vorkommt, ist hochst auffallig. Solite wohl die Karst - Gebirgsformation, welcher der Mangel eigentlicher Thalbildung charakteristisch ist, hierauf Einfluss nehmen, da die Bezirke mit Thal- bildung in der Ziffer hoher stehen, am hochsten das Alpenvorland und die Hoch- alpen, in welch letzteren die Bergfurchen (Thaler) am tiefsten gehen, obgleich im Jahre 1880 gerade der Hochalpenbezirk Radmannsdorf sich unter dem Mittel des genannteri Vorjahres be\vegte? 22 170 IV. Bresthafte ausserhalb der Anstalten. Das Verhaltnis der Cretinenzahl zur Bevolkerungszahl in den iibrigen Landern in den Jahren 1878, 1877 und 1876 ist in folgender Tabelle ersichtlich: Krain ist in Ansehnng seiner Cretinenzahl die zehnte Provinz Oesterreichs und stelit unter den Alpenlandern mit Ausnahme Vorarlbergs am giinstigsten. Die percentuale Vertheilung der Cretinen nach Alter, Geschlecht und Verwend- barkeit zu hauslichen Arbeiten wird in nachstehender Uebersicht veranschaulioht: Taubstumme. 171 Es liberwiegt daher der Cretinismus im mannlichen Geschlechte, die Zalil der zu hauslichen Arbeiten verwendbaren diejenige der nicht venvendbaren und das Alter vom 20. bis zum 50. Jahre stellt das grosste Contingent, 67 Percent aller Cretinen. Dasselbe Verhaltnis im Vergleiche mit den tibrigen Landern ist in folgender Tabelle ersichtlich: Taubstumme. Im Jahre 1881 wurden 208 mannliche und 208 weibliche, zusammen 416 Taubstumme ausgewiesen. Es entfielen: im Jahre 1881 ..416 Taubstumme oder auf je 100 000 Einwohner 87 » » 1880 . 435 » » » » » »93 » » 1879 . 406 » »»••»» » 88 » » 1878 . 405 » »»»'•■» »87 •» » 1877 . 362 » » » » .» » 78 * im funfjahrigen Durchschnitte . . 406 Taubstumme oder auf je 100000 Einwohner 87 22 * 172 IV. Bresthafte ausserhalb der Anstalten. Das Verhaltnis der Zahl der Taubstummen in den tlbrigen Landern ist in Folgendem ersichtlich: Die Zahl der Taubstummen betrug im Jahre 1878: 20 843, 1877: 20181, 1876: 19 509. In Krain hat also die Zahl der Taubstummen in den letzten Jahren etwas zugenommen, docb diirfte diese Zunahme auf die grossere Vollstandigkeit der Daten der letzten Jahre zuruckzufiihren sein. Das percentuale Verhaltnis der Taubstummen zur Bevolkerungszahl. ist in folgender Tabelle fur die Jahre 1881 und 1880 ersichtlich gemacht: Es befinden sich liber Mittel des Jahres 1881 mit 87: Adelsberg (156), Gottschee (105), Littai (109), Loitsch (111); im Mittel selbst: Laibach Umgebung (87); unter dem Mittel: Laibach Stadt (85), Gurkfeld (61), Ivrainburg (59), Radmanns- dorf (77), Rudolfswert (60), Stein (57), Tschernembl (74). Die meisten Taubstummen hat Adelsberg mit 156, die wenigsten Stein mit 57 auf je 100 000 Einwohner. Taubstumme. 173 Die Beobachtung, die bei den Vergleichen der Taubstummen - Statistik der bsterreichischen Bander gemacht vvurde, dass tast dieselben Lander und Bezirke, in welchen der Cretinismus am starksten vertreten ist, aucb die relativ grosste Zahl der Taubstummen nachweisen, findet sich in Ivrain nicht bestatigt, indem gerade jene zwei Bezirke, \velche gar keine Cretinen haben (Adelsberg und Loitsch im Karstgebiet), tast die relativ grosste Zahl von Taubstummen aufweisen, indem in den Jahren 1881 und 1880 in Adelsberg 156 und 147, in Loitsch 111 und 133 und in Laibach, das ebenfalls keine Cretinen hat, 85 und 92 Taubstumme auf je 100 000 Eimvohner entfallen. Der Vergleich des Verhaltens der Zalil der Cretinen und Taubstummen in den einzelnen Bezirken ist nachstehend ersichtlich. Es entfielen im Jahre 1881 auf je 100 000 Eimvohner: im Durchschnitte in Krain.87 Taubstumme, 65 Cretinen. Dasselbe Verhaltnis stellt sich in den iibrigen Banderu wie folgt dar. Es ent¬ fallen im Jahre 1878 auf je 100 000 Eimvohner: in Karnten. 252 Taubstumme, 340 Cretinen, 174 IV. Brest.hafte ausserhalb der Anstalten. Von der Gesammtzahl der Tanbstummen, welche in keiner Anstalt unter- gehracht waren, standen im Alter: Von der Gesammtzahl der Taubstummen, welche in keiner Anstalt unter- gebracht waren, sind 154 mannliche, 162 weibliche, zusammen 316 taubstumm geboren und 44 mannliche, 35 weibliche, zusammen 79 taubstumm geworden, wobei zu bemerken ist, dass tur die Taubstummen von Laibach (10 mannliche, 11 weibliche, zusammen 21) dieses Verhaltnis nicht eruierbar \var. Ausserdem sind 2 Taubstumme in der Versorgungsanstalt in Laibach unter- gebracht, oder 0,5 Percent aller Taubstummen. Die percentuale Vertheilung nach dem Alter und der Entstehungsart des Gebrechens liefert folgende Uebersicht: Es vertheilt sich daher das Gebrechen im Durchschnitte des ganzen Landes auf beide Geschlechter ganz gleich, die Zahl der taubstumm G-eborenen iiberwiegt die der taubstumm Gewordenen wie 80 : 20. * Das Verhaltnis war nicht eruierbar. Blinde. 175 Zum Vergleiche ist im Nachstehenden die percentuale Vertheilung der Taub- stummen nach dem Alter und der Entstehungsart des Gebrechens in den einzelnen Landern angefuhrt: Blinde. Die Nachweisung der Blinden wurde durch das hohe Ministerium des Innern erst fur das Jahr 1878 eingefubrt, daher nur bis zu diesem Zeitpunkte zuriick- gegriffen werden kann. Im Jahre 1881 wurden 180 mannliche und 173 \veibliche, zusammen 353 Blinde nachgewiesen. Der Stand der Vorjahre war folgender: im Jahre 1881 . 353 Blinde, » » 1880 371 » » 1879 308 » » > 1878 303 » 334 Blinde. im vierjahrigen Durchschnitte . 176 IV. Bresthafte ausserhalb der Anstalten. Es entfielen auf je 100 000 Einwohner: im Jahre 1881 73 Blinde, » » 1880 . 80 . » » » 1879 66 > » » 1878 ........ 65 » im vierjahrigen Durehschnitte . . 72 Blinde. Von den Blinden im Jahre 1881 waren 284 durch Krankheit, 23 durch Ver- letzung erblindet und 46 waren blind geboren. Die Vertheilung der Blinden nach den einzelnen Bezirken in den Jahren 1881 und 1880 ist in folgender Tabelle zu ersehen: Es befanden sich daher liber dem Mittel des Jahres 1881 die Bezirke Laibach Stadt (113), Adelsberg (89), Laibach Umgebung (79), Littai (74), Loitsch (87) und Tschernembl (100); unter dem Mittel standen Gottschee (66), Gurkfeld (70), Krain- burg (49), Radmannsdorf (64), Rudolfswert (49) und Stein (56). Die meisten Blinden hat Laibach Stadt (113), die wenigsten Krainburg und Rudolfswert (je 49). Der Vergleich der Blindenzahl zur Einwohnerzahl fiir das Jahr 1878 ist in Folgendem ersichtlich. Es entfielen auf je 100 000 Einwohner: Blinde. 177 Im Mittel aller osterreichischen Lander entfielen auf je 100 000 Eimvohner 58 Blinde. Krain steht mit seinem Mittel des Jahres 1881 (73) und dem Mittel des vier- jahrigen Durchschnittes (72) hoch iiber dem Reichsmittel und \var schon im Jahre 1878 das dreizehnte der Lander in Ansehung der Hohe seiner Blindenzahl. Der Vergleich diirfte iibrigens nicht ganz zutreffend sein, da auch die andern Lander in den spateren Jahren infolge der Vervollstandigung der Daten hbhere Ziffern ausweisen diirften. Die percentuale Vertheilnng der Blinden nach dem Geschlechte, Alter und der Entstehungsursache wird in folgender Tabelle ersichtlich gemacht: Es ist eine ebenso auffallige als auch erschreckende Thatsache, dass der geringen Anzahl von Blindgeborenen (13 Percent) eine so grosse Anzahl durch Erkrankung Erblindeter (80 Percent) gegentibersteht, wahrend die Zahl der durch Verletzung Erblindeten nur 7 Percent aller Blinden betragt. Ebenso auffallend ist die Thatsache, dass die grosste Zahl der Erblindungen (87 Percent) auf das Alter iiber 20 Jahre entfallt, wahrend das Alter unter 5 Jahren sowie jenes von 5 bis 15 Jahren mit nur 3 Percent, das Alter von 15 bis 20 mit 4 Percent an der Gesammtzahl des Blindenpercentes participiert. Ueber die Griinde der Erscheinung, warum die Zahl der durch Krankheit Erblindeten so sehr iibenviegt, wird an anderer Stelle eine Andeutung gegeben, nur sei hier im Voriibergehen bemerkt, dass die grosse Zahl der Erblindungen durch Krankheit mit dem haufigen und intensiven Auftreten der Blatternepidemien zusammenhangen diirfte, da gerade im Gefolge dieser Krankheit Erblindungen nicht zu den Seltenheiten gehoren. 23 178 IV. Bresthafte ausserhalb der Anstalten. Zum Vergleiche mit denselben Verhaltnissen in den ubrigen Liindern ist in Nachstehendem die percentuale Vertheilung der Blinden nach dem Geschlechte, Alter und der Entstehungsursache in denselben veranschaulicht. Es bleibt also das Verhaltnis im ganzen und grossen mit geringen Schwan- kungen dasselbe, das Alter liber 20 Jahre stellt das grosste Contingent, das mann- liche Geschlecht iibenviegt das \veibliche. Beziiglich der Entstehungsursache des Gebrechens iibenviegt um ein Bedeu- tendes das Erblinden infolge von Krankheit die Falle der Blindgeborenen und durch Verletzung Erblindeten. Der Umstand, dass die Zalil der durch Erkrankung Erblindeten (im Jahre 1878: 80,9 Percent, im Jahre 1881: 80 Percent) das Mittel aller Lander in Oesterreich mit 74,7 Percent iibertrifft, diirfte theihveise wohl in dem Umstande die Erklarung finden, dass Augenleidende in Krain sehr selten arztliche Hilfe suchen, dass arztliche Hilfe tiberhaupt in nicht geniigendem Masse vorhanden ist und dass die Curpfuscherei, die sich gerade den Augenleiden gegeniiber im bliihendsten Zu- stande befmdet, durch oft geradezu sinnloses und vernunftwidriges Vorgehen Unheil anrichtet. Die Bresthaften iiberhaupt. 179 Wenn man erwagt, dass durch die Zuganglichmachung von arztlicher Hilfe, iiberhaupt durch rechtzeitig eingreifende Kunsthilfe, welche gerade bei Augenkrank- heiten von massgebendstem Einflusse ist, zweifellos viele Ungluckliche vor dem schrecklichen Lose der Blindheit bewahrt werden konnten, und dass diese Ungluck- lichen den Gemeinden zur Last fallen miissen, wahrend sie sonst zu den Steuer- tragern gezahlt werden wiirden, so erhellt gerade aus diesem Beispiele recht augen- fallig, dass die Vernachlassigung der Beschaffung arztlicher Hilfe nicht hloss das humanitare, sondern auch das national-okonomische Moment im Staatsleben empfind- lich zu schadigen wohl geeignet ist. Ausserdem sind fiinf Blinde (2 Manner, 3 Weiber im Alter liber 20 Jahre) im Versorgungshause in Laibach, also 1,4 Percent aller Blinden, untergebracht. Die Bresthaften iiberhaupt. Aus Nachstehendem ist die Gesammtzahl der in Krain in den Anstalten und in der Privatpflege mit Ende des Jahres 1881 befmdlichen Bresthaften zu ent- nehmen. Krain steht daher in seinem Mittel von 322 (sowohl im Jahre 1878 als auch im Jahre 1881) in Ansehung der Anzahl seiner Bresthaften unter dem Mittel aller Lander, welches 342 betragt, und wird durch giinstigere Verhaltnisse iibertroffen von Triest, Bohmen, Mahren. Galizien, Bukowina und Dalmatien, iibertrifft aber durch ein giinstiges Verhaltnis alle iibrigen Lander, insbesondere alle Alpenlander, unter denen Salzburg, Karnten, Tirol und Vorarlberg die hochsten Ziffern, also auch die ungiinstigsten Verhaltnisse darstellen. Dieses Verhaltnis stellt sich flir das Jahr 1878 in den iibrigen Landern in folgender Tabelle ziffernmassig dar: 23 * 180 IV. Bresthafte ausserhalb der Anstalten. V. Sanitatspersonale. Um die Sanitatszustande eines Landes zu charakterisieren, ist es unbedingt noth- wendig, auch jene Factoren in den Bereich der Betrachtung zu ziehen, denen die offentliche und private Gesundheitspflege anvertraut ist, das ist das Sanitatspersonale. Es gab im Jahre 1881 im Lande Ivrain 46 Doctoren der Medicin. Die Zalil derselben in den letztverflossenen fiinf Jahren war folgenden geringen Schwankungen untenvorfen. Es waren in Krain: im Jahre 1881 . 46 Doctoren der Medicin, » » 1880 . 44 » » » » » 18y9 ..44 * ■ » » » » 1878 . 44 » » » » » 1877 . . . . 43 im funfjahrigen Durchschnittte. . . 44 Doctoren der Medicin. Die Vermehrung des Jahres 1881 bezieht sich auf die Neusystemisierung der Stelle eines k. k. Bezirksarztes in Stein und eines k. k. Sanitatsassistenten in Loitsch. Von diesen 46 Doctoren sind 15 vom Staate zur Sanitatsvenvaltung, 2 im medicinischen Lehrfache (Hebammenschule in Laibach) angestellt. Von der Gemeinde, Bezirk oder Land sind angestellt: 1 zur Sanitatspflege, 7 in einem Spitale, 1 ausserhalb des Spitals, 7 zur Sanitatspflege und als Heilarzte zugleich, 5 von Korperschaften zu einem allgemeinen Zwecke und endlich 8 nicht angestellt. Unter diesen genannten Doctoren sind 42 auch Doctoren der Chirurgie, 8 Augenarzte, 31 Geburtshelfer und 1 Thierarzt. Die Zalil der Wunddrzte betrug: 182 V. Sanitatspersonale. Es nimmt also die Zahl der Wundarzte stetig ab, und steht die Zahl des Jahres 1881 bereits um 6 unter dem siebenjahrigen Durchschnitte und hat seit dem Jahre 1875 um 12 abgenommen. Von diesen \Vundarzten sind 2 Magister der Chirurgie, 45 Patrone der Chirurgie und Geburtshilfe. Vom Staate sind zur Sanitatsvenvaltung angestellt 1, von der Gemeinde, Bezirk oder Land zur Sanitatspflege und als Heilarzte zugleich 83, von Korper- schaften oder Privaten zu einem allgemeinen Zwecke 4; nicht angestellt 9, unter ihnen sind 1 Augenarzt und 2 Zahnarzte. Thierdrzte gibt es 7 (gegen 6 im Vorjahre), von denen 6 vom Staate und 1 von der Stadt Laibach angestellt sind. CurscJmiede sind 2 im ganzen Lande, ausserdem 77 gepriifte und 255 berechtigte Hulbeschlagschmiede. Hebammen waren in Ivrain: im Jahre 1881 . 336 » » 1880 335 » * 1879 331 » » 1878 327 » » 1877 318 » » 1876 326 * » 1875 339 im siebenjahrigen Durchschnitte . . . 330 Es hat also die Zahl der Hebammen im Jahre 1881 gegen den siebenjahrigen Durchschnitt um 6 zu-, aber gegen den Stand des Jahres 1875 um 3 abgenommen. Von diesen Hebammen sind vom Staate angestellt 2, vom Lande, Bezirk oder Gemeinde 223, von Korperschaften oder Privaten 2; nicht angestellt 109 (103 im Jahre 1880, 96 im Jahre 1879). Oeffentliche Apotheken und Vorstande von solchen sind je 20 (wie in den Vor- jahren), darunter 1 mit Real- und 19 mit Personalgewerbe. Apothekerassistenten mit Diplom 3, ohne Diplom 9, Lehrlinge 3, zusammen 15 (14 im Jahre 1880, 13 im Jahre 1879). Hausapotheken wurden gehalten: im Jahre 1881 36 » > 1880 32 » » 1879 37 » » 1878 . . .'.41 » . 1877 41 » » 1876 38 > » 1875 40 im siebenjahrigen Durchschnitte ... 38 Die 36 Hausapotheken des Jahres 1881 wurden gehalten: 2 von geistlichen Corporationen, 5 von Aerzten (Doctoren der Medicin) und 29 von Wundarzten. Vertheilung des Sanitatspersonales. 183 Die Vertheilung der Aerzte, Wundarzte und Hebammen auf die einzelnen Bezirke und ihre Einwohnerzahl ist in folgender Tabelle ersichtlicb: Das giinstigste Verhaltnis der Doctoren der Medicin stellt sich, wie es in der Natur der Sachlage liegt, da die Aerzte immer mehr nach den grosseren Stadten gravitieren, fur Laibach heraus, \vo ein Doctor der Medicin bereits auf 1230, ein Wundarzt auf 4 922, ein Arzt uberhaupt auf 984 und eine Hebamme auf 464 Ein- wohner entfallt. Die nachstgiinstigsten Verhaltnisse bezuglicb der graduierten Aerzte zeigt Loitsch und Stein (ersteres \vegen der beiden Werksarzte in Idria, letzteres, da Stein auch einen Stadtarzt und einen landschaftlichen Arzt in Commenda St. Peter hat). Das ungunstigste Verhaltnis zeigt Gottschee, wo auf den ganzen Bezirk mit 41794 Ein\vohnern nur ein graduierter Arzt entfallt. Ueber dem Mittel der Doctoren von 1 auf 10 413 Einwohner (10 886 das funfjahrige Mittel) bewegen sich Adelsberg (13 834), Gottschee (41794), Gurkfeld (25 501), Krainburg (13 047), Laibach Umgebung (27 001), Littai (34 945), Rad- mannsdorf (26178), Rudolfswert (15 486), Tschernembl (29 887); unter dem Mittel Laibach Stadt (1230), Loitsch (9 426) und Stein (9 673). Beziiglich der Wundarzte bewegen sich tiber dem Mittel von 10189 (9 391 das funfjahrige Durchschnittsmittel) Adelsberg (20 751), Gottschee (10 448), Gurkfeld (17 008), Krainburg (13 047), Laibach Umgebung (18 001), Stein (19 346; unter dem Mittel die Stadt Laibach (4 922), Littai (8 736), Loitsch (7 540), Radmannsdorf (4363), Rudolfswert (7 743) und Tschernembl (9 962). 184 V. Sanitatspersonale. Das gunstigste Verhaltnis beziiglich der Wundarzte zeigt Radmannsdorf (4 363), das ungiinstigste Adelsberg (20 751). Radmannsdorf zeigt aus dem Grunde das gunstigste Verhaltnis, weil im Bezirke zwei bei Gewerkschaften angestellte Privat- wundarzte sich befinden. Beziiglich des Verhaltnisses eines Arztes zur Einwohnerzahl stellt sich am gtinstigsten die Stadt Laibach (ein Arzt uberhaupt auf 984 Einwohner), am un- gunstigsten Laibach Umgebung (10 800); liber dem Mittel von 5150 (5 042 das fiinfjahrige Durchschnittsmittel) sind: Adelsberg (8 301), Gottschee (8 358), Gurkfeld (10 205), Krainburg (6 523), Laibach Umgebung (10 800), Littai (6 989), Rudolfswert (5162), Stein (6 448), Tschernembl (7472); unter dem Mittel die Stadt Laibach (984), Loitsch (4189), Radmannsdorf (3 739). Beziiglich der Hebammen ist am gtinstigsten gestellt die Stadt Laibach, wo bereits auf 464 Eimvohner eine Hebamme, am ungiinstigsten Gurkfeld, wo erst auf 2 429 Eimvohner eine Elebamme entfiillt; liber dem Mittel von 1425 (1456 das fiinfjahrige Durchschnittsmittel) befinden sich Adelsberg (1537), Gottschee (1817), Gurkfeld (2429), Littai (1839), Laibach Umgebung (1687), Rudolfswert (1936), Stein (1433), Tschernembl (1868); unter dem Mittel die Stadt Laibach (464), Krainburg (1213), Loitsch (1346), Radmannsdorf (1090). Ein Vergleich des Verhaltnisses der Doctoren der Medicin, der Wundarzte, eines Arztes uberhaupt und der Hebammen zur Eimvohnerzahl in den verschiedenen Landern Oesterreichs im Jahre 1878 ist aus folgender Tabelle zu ziehen: Vertheilung des Sanitatspersonales. 185 Vorstehende Tabelle illustriert mit unverkennbarer Deutlichkeit, wie gross der Mangel an Aerzten in Krain ist. Bezuglich der Doctoren der Medicin ist Krain das schlechtest situierte Land Oesterreichs, indem erst auf 10 529 Einwohner ein Arzt entfallt; selbst Galizien und Bukowina haben mehr Aerzte als Krain, und ist namentlich das Verhaltnis gegen- tiber den iibrigen Alpenlandern ein ganz unvergleichlich schlechtes. Bezuglich der Wundarzte wird Krain von Gorz, Istrien, Bohmen, Galizien, Bukowina und Dalmatien durch ungtinstigere Verhaltnisse ubertroffen; im Verhaltnisse eines Arztes tiberhaupt zur Eurvvohnerzahl aber zeigen nur Galizien und Bukowina noch ungiinstigere Zahlen, dann kommt Krain, welches zu dem Mittel aller oster- reichischen Bander im Jahre 1878 fast um das Doppelte schlechter steht. Bezuglich der Hebammen zeigten nur Steiermark, Galizien, Bukowina und Dalmatien noch ungiinstigere Verhaltnisse als Krain. Noch ungiinstiger stellt sich das Verhaltnis in einzelnen Bezirken Krains, so z. B. wird das Verhaltnis des Bezirkes Gottschee, in welchem ein Doctor der Medicin auf 41794 Einwohner entfallt, in ganz Oesterreich nur in einigen politischen Bezirken in Galizien ubertroffen, z. B. in Przemyslani, wo auf 57 691, in Gradek, wo auf 53 891 und in Birca, wo auf 52 322 Einwohner ein Doctor der Medicin entfallt. Das Verhaltnis der Aerzte zur Einwohnerzahl der Landeshauptstadt Laibach stellt sich im Vergleiche mit demselben in den iibrigen Landeshauptstadten wie folgt dar. Es entfiel im Jahre 1878 ein Arzt: Laibach ist also unter 13 Stadten die achte hinsichtlich ihrer Aerztezahl, und steht ein so relativ giinstiges Verhaltnis in schreiendstem Widerspruche mit der Aerzte¬ zahl am flachen Lande. Die Vertheilung der Aerzte (Doctoren der Medicin und IVundarzte) in den ein¬ zelnen Bezirken im Jahre 1881 nach dem Flachenraume ist aus der nachfolgenden Uebersicht zu entnehmen. Es entfiel ein Arzt: Im Durchschnitte entfallt ein Arzt auf 107,77 Quadrat-Kilometer. 24 186 V. Sanitatspersonale. Audi beziiglich der Vertheiluug der Aerzte nach dem Flachenraume ist Krain das drittvorletzte aller osterreichischen L and er, da nur Dalmatien und Bukowina noch schlechter gestellt sind, wie aus folgender Zusammenstellung iiber dieses Verhaltnis in den osterreichischen banderu aus dem Jahre 1878 entnommen werden kanu. Es entfiel namlich im Jahre 1878 ein Arzt iiberhaupt: Im Mittel aller osterreichischen Lander entfiel im Jahre 1878 ein Arzt auf 39,6 Quadrat - Kilometer, im Jahre 1877 auf 39,6 und im Jahre 1876 auf 39,7 Quadrat-Kilometer. Auch beziiglich der Hebammen ist Krain mit 1382 (Mittel des Jahres 1881) und 1417 (Mittel des Jahres 1878) das drittletzte aller Lander, indem nur in Galizien und Steiermark noch ungiinstigere Verhaltnisse ausgewiesen werden. Die Ursache der geringen Zahl der Hebammen liegt hauptsachlich in der geringen Entlohnung, welche die sogenannten Bezirkshehammen erhalten, die selten den Betrag von 30 fl. per Jahr uberschreitet, in dem geringen Ertrage der Privat- praxis derselben, welcher um so geringer ist, als die gepriiften Hebammen eine ebenso zahlreiche als wirksame Concurrenz in den hierzulande stark vertretenen Afterhebammen finden. Auf die einzelnen Bezirke vertheilen sich die offentlichen Apotheken wie nachstehend ersichtlich: in Laibach Stadt . 5 » Adelsberg .2 » Gottsehee.1 » Gurkfeld. 1 » Krainburg.2 » Laibach Umgebung.0 » Littai. 1 » Loitsch.1 » Radmannsdorf.1 » Rudolfswerl.3 » Slein. 1 » Tschernembl.2 oder auf je 10000 Einwohner 2,03 0,48 0,24 0,19 0,38 0 0,29 0,26 0,38 0,65 0,26 0.67 Summe ... 20 oder auf je 10000 Einwohner 0,42 Vertheilung des Sanitatspersonales. 187 Dasselbe Verhaltnis zeigt sich in den ubrigen Landern im Jahre 1878 wie folgt. Die Zabl der Apotheken betragt: Also auch beziiglicb des Verhaltnisses der Apothekenzahl zur Eimvohnerzahl ist Krain das drittletzte aller osterreichischen Lander, nur Galizien und Bukovina zeigen ein noch schlechteres Verhaltnis. Das Verhaltnis der einzelnen Bezirke ist hiebei allerdings ein sehr verschiedenes, am giinstigsten steilt es sich in der Stadt Laibach, wo auf 10 000 Einwohner 2,03 Apotheken entfallen, am ungunstigsten im Bezirke Laibach Umgebung (der sich eben der Apotheken der Stadt Laibach bedient), und dann Gurkfeld, wo auf 10 000 Ein- \vohner 0,19 Apotheken entfallen. Ueber dem Mittel von 0,42 befmden sich die Stadt Laibach (2,03), Adelsberg (0,48), Rudolfswert (0,65) und Tschernembl (0,67); unter dem Mittel Gottschee (0,24), Gurkfeld (0,19), Krainburg (0,38), Littai (0,29), Loitsch (0,26), Radmannsdorf (0,38), Stein (0,26). Der Bezirk Laibach Umgebung ist ohne Apotheke. Die ebenso traurige als befremdende Erscheinung des Aerztemangels am Lande bat ihren Grund in verschiedenen Ursachen, von denen an dieser Stelle nur die vichtigsten angedeutet werden sollen. Vor allem fehlt das Institut der Gemeindearzte; an Stelle solcher existieren in Krain die von den sogenannten Bezirkscassen subventionierten Bezirkswundarzte- stellen, welche mit einem Bezuge von 300 bis 400 fl. an Wundarzte vergeben wurden. Nachdem aber die Wundarzte nacli Aufhebung der Chirurgenschulen auf den Aussterbe-Etat gesetzt sind und Doctoren der Medicin sich um Stellen mit einer Dotation von 300 bis 400 tl. nicht be\verben, auch nicht bewerben konnen, so wird der Mangel an Aerzten von .Jahr zu Jahr ftihlbarer werden. 24 * 188 V. Sanitatspersonale. Nachdem sich die Wiedereinfuhrung der Chirurgenschulen aus vielen Griinden nicht empfehlen kann, ja ein solcher Ausweg geradezu ein verwerflicher ware, so miissten Stellen geschaffen werden mit einer Dotation, die auch dem Doctor der Medicin die Aussicht auf eine wenngleich bescheidene, doch gesicherte Existenz eroffnen, das heisst, es miissten sich mehrere Gemeinden zu einer Sanitatsgemeindc vereinigen und einen Gemeindearzt bestellen. Da es nicht Zweck und Aufgabe dieses Buches ist, die Frage des Aerzte- mangels und der Mittel zur Abhilfe dagegen des w.eitern zu erorten, so moge diese Andeutung so\vie der Hinweis darauf geniigen, dass die hohe k. k. Landesregierung sowie der k. k. Landes - Sanitatsrath fiir Krain diese Frage bereits in Berathung gezogen hat. Privatarzte werden und konnen sich nur in den seltensten Fallen auf dem Lande etablieren, da das Band eben nicht woh!habend ist, meist aus bauerlicher Bevolkerung besteht, welche arztliche Hilfe nur scliwer entlohnen kann oder noch haufiger aus Indolenz gar nicht aufsucht. Dazu kommt noch die intensiv und extensiv im ganzen Lande ge\verbsmassig betriebene Curpfuscherei, indem die Geist- lichkeit Homoopathie treibt, Bauern und Bauernweiber, Messner und Ahdecker alle moglichen und unmoglichen Curen ausfiihren. Das geradezu ins Unglaubliche sich steigernde Treiben der Curpfuscherei in Krain macht einerseits die Etablierung von Aerzten, die ohnedies sehr schwierig ist, noch sclrvvieriger, ist aber anderseits doch wieder die natiirliche Folge des Aerztemangels. Es muss also gegen diesen Uebelstand auf dem Lande um jeden Preis Ab¬ hilfe geschaffen werden, dadurch wird ein Schritt gethan zum Wohle der offentlichen Gesundheit, und wird ein solcher Schritt zugleich das \virksamste Gegenmittel gegen das Ueberwuchern der Afterarzte bilden. Zur Vertretung der Standesinteressen hat vordem ein Gremium der Wundarzte existiert. Dieselben haben sich jedoch unter Auflosung dieser Institution grosstentheils in den «Verein der Aerzte in Krain» zu Laibach eingeschrieben, so dass also dieser der eigentliche Vertreter der Standesinteressen der Aerzte (Doctoren und Wundarzte) ist. Dieser im Jahre 1860 gegriindete Verein hat 85 Mitglieder; er war der erste in Oesterreich, welcher graduierte und diplomierte Aerzte vereinigte, und verwaltet auch eine durch den Verein gegriindete Stiftung zur Unterstutzung von Witwen und Waisen von Vereinsmitgliedern, die unter dem Namen «Dr. Loschner’sche Stiftung fiir Witwen und Waisen von Vereinsmitgliedern® nunmehr einen Fond von 4000 fl. besitzt und jahrlich 4 bis 5 Witwen und Waisen mit Betragen von 20 bis 50 fl. unterstutzt. Der Verein der Aerzte in Krain ist auch dem osterreichischen Aerztevereins- verbande und der osterreichischen Gesellschaft fiir Hygiene beigetreten. VI. Sanitatsdienst Die Leitung des offentlichen Sanitatsvvesens wird bei der k. k. Landesregierung in Laibach durch einen den Rang eines k. k. Regierungsrathes bekleidenden Sanitats- referenten vertreten, der mit dem arztlichen k. k. Regierungsconcipisten and dem k. k. Landesthierarzte das Sanitatspersonale der Landesregierung bildet. Auf Grand des Gesetzes vom 30. April 1870 steht der k. k. Landesregierung der k. k. Landes-Sanitatsrath zur Seite, welcher ausser dem k. k. Landes-Sanitats- referenten noch vier von der Regierung berufene und zwei vom krainischen Landes- ausschusse entsendete Aerzte mit dem Tite! von k. k. Sanitatsrathen zu ordentlichen Mitgliedern zahlt, jedoch von Fali zu Fali auch durch andere ad hoc einberufene ausserordentlicbe Mitglieder verstarkt werden kann und nach einer eigenen Geschafts- ordnung unter einem fiir die Dauer von drei Jahren selbstge,wahlten Prasidium seine Berathungen pflegt. Der k. k. Landes-Sanitatsrath wird vom hohen Ministerium des Innern immer auf die Dauer von drei Jahren ernannt. Die wich.tigsten Referate des k. k. Landes-Sanitatsrathes seit seiner Errichtung waren ausser dem alljahrlich wiederkehrenden Impfberichte mit dem Vorschlage der mit den Impfpramien zu Pramiierenden und dem alljahrlichen Jahres-Sanitatsberichte fiir Krain, sowie dem Vorschlage bei allen im Lande zur Besetzung gelangenden offentlichen Stellen, das Referat uber die Organisation des Sanitatsdienstes in den Landgemeinden, uber die Schadlichkeit des Hiittenrauches in Idria, des Hanfeinlegens in fliessende Gewasser und viele andere. Die elf politischen Bezirke des Lan de s, Bezirks- Hauptmann schaften, bilden zugleich eben so viele Sanitatssprengel, in welchen zur Leitung des Sanitatsdienstes als Bezirks-Sanitatsreferenten in neun Bezirken k. k. Bezirksarzte (fiinf in der neiinten, vier in der zehnten Rangsclasse), in zwei Bezirlien k. k. Sanitatsassistenten (einer mit, einer ohne Adjutum) functionieren. Von zwei k. k. Sanitatsprakticanten ist einer der k. k. Bezirks-Hauptmannschaft Krainburg und einer der k. k. Bezirks-Hauptmann- schaft Stein zugetheilt. Fiir die k. k. Bezirksarzte sowohl als die k. k. Bezirks -Thierarzte bestehen Dienstesinstructionen, welche ihnen ihre Dienstesobliegenheiten klarstellen. 190 VT. Sanitatsdienst. Die wichtigsten Agenden der k. k. Aerzte sind die amtsarztliche Intervention beim Ausbruche von Epidemien oder Epizootien und die Berichterstattung liber den Gang dieser Krankheiten, gegen welcbe das officiose Verfahren eingeleitet \vurde, welches jedoch der Genehmigung der k. k. Landesregiernng bedarf. Ausserdem die Evidenzhaltung des gesammten den Sanitatsdienst besorgenden Personales (Stand der Aerzte, Thierarzte, Apotheker, Hebamrnen, Curschmiede, Huf- schmiede, Todten- und Fleischbeschauer, Wasenmeister) sowie die Uebenvachung derselben in ihren Functionen, ferner die Uebenvachung des unberechtigten Medica- mentenverkaufs sowie die unfruchtbare Arbeit der Amtshandlung gegen Curpfuscherei, die Ueberwachung des Gifthandels, die Intervention bei Bauten, bei Anlage von Friedhofen, von Todtenkammern, bei Errichtung von Gewerbsanlagen, wenn solche aus sanitarer Bucksicht concessionsbediirflig sind, die Oberaufsicht liber die Hand- habung der Sanitatspolizei in den Gemeinden, die Untersuchung Geistesgestorter zum Zwecke der Uebergabe derselben in die Irrenanstalten, die Untersuchung aller Aspi- ranten auf Staatsdienstposten sowie der Candidaten des Lehrfaches, die Beurtheilung der Diensttauglichkeit der Staatsbediensteten und kirchlichen Functionare im Falle der Pensionsbe\verbung derselben, die Intervention bei Leicheniiberfuhrungen und Exhuma- tionen, die Abgabe sanitarer Gutachten, die Mitwirkung bei Publication der sanitaren Regierungsverordnungen und Einleitung des zu ihrer Durchflihrung und Ueberwachung Erforderlichen, die Berichterstattung liber alle sanitar wichtigen Angelegenheiten, die Erstattung des Jahres-Sanitatsberichtes, des Haupt-Impfberichtes, Intervention bei den Assentierungs-Commissionen, die periodische Sanitatsbereisung und Berichterstattung liber das Ergebnis derselben, Sammlung, Priifung und Vorlage der Geburtstabellen der Hebamrnen. Angesichts dieser in gedrangtester Kurze angedeuteten Agenden muss es als ein grosser Fortschritt der neuesten Zeit bezeichnet werden, dass nunmehr in jedem Bezirke sich ein landesflirstlicher Sanitatsreferent befindet, wenngleich einer derselben noch unbesoldet ist. Die Stadt Laibach als Stadt mit eigenem Statut bat ihre eigenen Sanitats- organe, und zwar den Stadtphysiker, den stadtischen Polizeiarzt (zugleich Todten- beschauer), den stadtischen Armenarzt, 1 stadtischen Thierarzt, 2 stadtische Ileb- ammen (eine fiir die Stadt, eine fiir den Morastgrund), 1 Sanitatsdiener (zugleich Stadtwachmann), 1 Desinfectionsdiener, 1 Wasenmeister (auch befindet sich im Stadt- pomorium eine Wasenmeisterei). Dem Gemeinderathe steht seit 5. Dezember 1879 zur Begutachtung in allen sanitaren Fragen ausserdem, in Analogie des k, k. Landes-Sanitatsrathes, ein stabiler stlidtischer Gesundheitsrath als berathendes und begutachtendes Organ zur Seite, \velcher aus 2 Gemeinderlithen, 2 Gemeindeangehorigen und 2 vom «Verein der Aerzte* in denselben entsendeten Aerzten, den 3 Stadtarzten, dem Stadtingenieur und einem Vertreter des Magistrates unter selbstgewahltem Prasidium besteht. Der Gesundheitsrath tibernimmt in seine Geschaftsagenden die Abgabe von Gutachten liber ihm vorgelegte Fragen aus dem Gebiete der offentlichen Gesundheit, er erstattet im Wege der Initiative ihm wichtig erscheinende Vorschlage an die Commune und Sanitatsdienst in den Gemeinden. 191 versieht die Ueberwachung der Stadt hinsichtlich ihrer sanitaren Gebrechen, doch steht dem Gesundheitsrathe keine Executive zu. Behufs der Handhabung der sanitaren Lebensmittelpolizei bat die Gemeinde einen Centralschlachthof errichtet und lasst den Lebensmittelmarkt durch den Stadt- physiker und seine Hilfsorgane ubenvachen; desgleichen bat die Stadt eine stadtische Badeanstalt errichtet; die Wasserleitungsfrage und die noch brennendere der Ein- fuhrung einer rationellen Ausfuhr der Mehrung liegen jedoch seit langem unerledigt im Schosse des Gemeinderatb.es. Fur die Armen-Krankenpflege sorgt theils das allgemeine Landes-Krankenhaus, theils das Siechenhaus zum heiligen Josef und das Kaiserin-Elisabeth-Kinderspital; fur die Armenversorgung das stadtische Versorgungshaus (falschlich so genannt, da es den Armen nur Wohnung, Holz und Licht, aber keine Verpflegung, sondern nur eine kleine Armenpfrunde bietet). Ausserdem sind zur Behandlung in den grosseren Fabriken (k. k. Tabak- Hauptfabrik, Spinnfabrik u. s. w.) eigene Fabriksarzte bestellt. Desgleichen bestehen fur die Bediensteten der Siid- und Rudolfsbahn zwei Bahnarzte, je ein Arzt fur das k. k. Inquisitions- und fiir das k. k. Strafhaus und ein landschaftlicher Arzt fur das Zwangsarbeitshaus. Den arztlichen Dienst im landschaftlichen Theater besorgen die Stadtarzte. Die Impfung wird vom Polizeiarzt besorgt. Trostlos jedoch ist es mit dem Sanitatsdienst in den ubrigen Gemeinden bestellt. Mit dem Reichsgesetze vom 30. April 1870, R. G. BI. Nr. 68, wurde den Gemeinden ein bedeutender selbstandiger und iibertragener Wirkungskreis eroffuet. Nicht nur die sanitare Ortspolizei, die Fleisch- und Todtenbeschau, die Armen- Krankenpflege, sondern auch die localen Massnahmen zur Verhinderung der Aus- breitung epidemischer Krankheiten, die Sorge fur das Begrabniswesei§ die sanitats- statistische Berichterstattung und andere wichtige Agenden mit Ausnahme der offent- lichen Impfung, fiir welche die Aerzte von der politischen Behorde auf Kosten des Landes nominiert werden, wurde der Gemeinde-Sanitatsverwaltung uberwiesen. Nur bezuglich der vierteljahrigen statistischen Volksbewegungs-Ausweise sowie anderer zu sanitaren Zwecken erforderlicher Nachweisungen werden die betreffenden Daten von den Pfarramtern geliefert. Wie wird nun diese Aufgabe von den Gemeinden gelost? Mit wenigen Aus- nahmen verfugt fast keine Gemeinde iiber einen Arzt zur Durchfiihrung ihrer sanitaren Obliegenheiten. Die Fleischbeschau wird meist gar nicht (nur in seltenen Fallen von den Bezirkswundarzten in jenen 38 Gemeinden, in welchen sich solche befinden), die Todtenbeschau von Messnern und anderen, der fur ihren Dienst nothwendigen Kenntnisse ganz entbehrenden Laien besorgt; ebenso liegt die Armenpflege sehr darnieder, und gegen die Ausbreitung von Epidemien wird meist gar nichts veranlasst, die Anzeigepflicht in vielen Fallen ignoriert (und wird die Anzeige meist nur durch die k. k. Gendarmerie besorgt), ja selbst den beliordlicherseits verfiigten Anordnungen wird nicht selten passiver Widerstand entgegengesetzt. Auch hier kann nur eine 192 VI. Sanitatsdienst. Besserung der Verhaltnisse erzielt werden, wenn die Organisation des Sanitatsdienstes in den Landgemeinden die Form eines Landesgesetzes annimrnt (eine diesbezugliche, dem Landtage zugekommene Regierungsvorlage wurde abgelehnt), wenn das Land in Sanitatssprengel eingetheilt wird, jeder Sanitatssprengel einen unter der Controle des Landes (nicht der Gemeinden) stehenden Gemeindearzt mit menschemviirdiger Ent- lohnung erhalt; denn nur dann wird das Studium der Medicin dem Mediciner die Aussicht bieten, nach vollendeten Studien sich in der Iieimat eine gesicherte Stellung verschaffen zu konnen. Das Errichten von medicinischen Stipendien allein thut es nicht, denn Krain hat mehr solche Stipendien, als Studierende der Medicin, und im Jahre 1881 besuchten nur zwei Krainer die medicinischen Schulen, und trotz aller Reverse giengen die wenigen krainischen Stipendisten ausser Landes, wo ihnen Existenzen geboten \vurden, \velche ihnen die Heimat unter den jetzigen Verhaltnissen nicht bieten konnte und auch heute noch nicht bieten kann. VII. Kinder- und Armenversorgungs-Anstalten Kinderbewahranstalten und Kindergarten. Zur Pflege und Beaufsichtigung der Kinder, welche das schulpflichtige Alter noch nicht erreicht haben und deren Eltern nicht immer in der Lage sind, zu jeder Zeit die ndthige Sorgfalt fur die Uebenvachung der Kinder zu verwenden, besteht auch in Krain, bezuglich in Laibach, eine Kinderbewahranstalt und ein Kindergarten, eine Art Enveiterung des Begriffes «KinderbewahranstaIt». Nach der Zahlung vom 31. Dezember 1869 betrug in Krain die Anzahl der Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren 41 809; von diesen besuchten 300 die Kinder- bevvahranstalt oder den Kindergarten, also 0,7 Percent. Noch ungunstiger ist dieses Verhaltnis in der Bukowina, wo nur 0,2, Galizien, wo nur 0,5 Percent solche An- stalten besuchten; in Dalmatien und Krain ist das Verhaltnis das gleiche, doch ist es in allen iibrigen Landern bedeutend giinstiger. Am giinstigsten steht Triest mit 19,2, dann folgt Niederosterreich mit 9,8, Oberosterreich mit 8,2, Tirol mit 5,8, Salzburg mit 5,4, Vorarlberg mit 4,1, Bohmen mit 2,9, Istrien mit 2,6, Steiermark mit 2,2, Gorz mit 1,3, Karnten und Schlesien mit je 1,2 und Mahren mit 1,1 Percent. Es zeigen also die rein deutschen Provinzen mit Ausnahme des ganz exceptionell dastehenden Triest die giinstigsten Verhaltnisse, Waisenhauser. Bis zum Jahre 1879 gab es kein Waisenhaus in Krain. Erst seit dieser Zeit wurden in Laibach drei Waisenhauser errichtet, und zwar im Jahre 1879 das Lichten- thurn’sche Madchen waisenhaus in Laibach und im Jahre 1880 die provisorische Knabenwaisenanstalt in Laibach und das Knabenwaisenhaus des Vincentius-Vereines. Im Lichtenthurhschen Madchenwaisenhause waren 36 Madchen vom Jahre 1879 verhlieben und 30 im Jahre 1880 aufgenommen, zusammen 66. Von diesen wurden 4 wieder entlassen, so dass am Schlusse des Jahres 1880 noch 62 Madchen ver- blieben. In 15 460 Verpflegstagen wurden 6184 tl., also 40 kr. durchschnittliche Verpflegskosten per Kopt und Tag verausgabt. 25 194 VII. Kinder- und Armenversorgungs-Anstalten. Im Knabemvaisenhause wurden bei seiner Eroffnung 26 und im Laufe des Jahres noch 8 Knaben untergebracht, welche in 1409 Verpflegstagen an Verpflegs- kosten 563 fl. oder 40 kr. per Ivopf und Tag ausweisen. Im Jabre 1881 zeigte das Madchemvaisenhaus folgende Bewegung: Vom Vorjahre verblieben.62 im Jahre 1881 neu aufgenomrnen .... 21 zusammen ... 83 Abgang: Durch Entlassung. 4 verblieben mit Jahresschluss.79 Zalil der Verpflegstage: 31 999. Kosten der Verpflegung: 6 229 fl. 80 kr. oder 20 kr. per Kopf und Tag. Das provisorische Knabemvaisenhaus zeigte im Jahre 1881 folgende Bewegung: Vom Jahre 1880 verblieben.34 im Jahre 1881 zugewachsen.17 zusammen ... 51 die auch am Schlusse des Jahres verblieben. Zalil der Verpflegstage: 13 205. Kosten der Verpflegung: 3 433 fl. 30 kr. Durchschnittliche Kosten per Kopf und Tag: 26 kr. Im Jahre 1881 wurde zum erstenmale auch der Stand des Knabenwaisen- hauses des Vincentius-Vereines nachgewiesen mit einem Stande von 43 Knaben, von denen 6 entlassen wurden, so dass sich am Jahresschlusse noch 37 Knaben in der Anstalt befanden. Die Zalil der Verpflegstage betrug 15 380, die Kosten der Verpflegung 2 510 fl., die durchschnittlichen Kosten per Kopf und Tag 16,3 kr. Versorgungsanstalten. Es gab in Krain Versorgungsanstalten: im Jahre 1881.7 » 1880 .6 » * 1879 5 » 1878 5 » » 1877 5 im funfjahrigen Durchschnitte ... 5,6 Die Zunahme der Anstalten im Jahre 1881 bezieht sich auf die in diesem Jahre erfolgte Einstellung des Glavarschen Siechenhauses in Ivaplavas (Commenda St. Peter) aus der Rubrik «Krankenanstalten», in welcher dasselbe unberechtigter- weise bisher figurierte, in die Rubrik der Versorgungsanstalten. Die librigen Versorgungsanstalten sind das stadtische Versorgungshaus in Laibach, das stadtische Armenhaus in Gottschee, die Graf Anton Auerspergsche Versorgungsanstalten. 195 Spitalpfriinden-Versorgungsanstalt in Gurkfeld, die Armenhauser in Bischoflack und Neumarktl, das Gemeinde- Armenhaus in Idria und das obenvahnte Cdavar’sche Siechenhaus in Commenda St. Peter. Nur im letztgenannten Siechenhause erhalten die Pfleglinge auch eine Verpflegung, in der Pfriindenstiftung in Gurkfeld auch die Kost, in allen iibrigen nur Holz und Wohnung und ein tagliches Almosengeld. In diesen genannten Anstalten waren im Jahre 1881 in Versorgung: 76 Manner, 116 Weiber, zusammen 192 Pfleglinge. Im Jahre 1880: 179, 1879: 190, 1878: 181, 1877: 173. Es entfallt daher: im Jahre 1881.ein Pflegling auf 2 494 Einwohner, Im fiinfjahrigen Durchschnitte waren daher per Jahr 183 Pfleglinge in Ver¬ sorgungsanstalten untergebracht, und es entfiel ein Pflegling auf 2 616 Einwohner. Es entfiel im Jahre 1881 in den Versorgungsanstalten nach den einzelnen Bezirken: im Durchschnitte ... ein Pflegling auf 2494 Einwohner. Es hat also das Verhaltnis der Pfleglinge zur Eimvohnerzahl im Jahre 1881 gegen den fiinfjahrigen Durchschnitt sich etwas gebessert, doch bleibt dieses Verhaltnis im Vergleiche zu demselben in den anderen Landern im Jahre 1878 noch immer ein sehr bedauerliches. Dasselbe stellt sich in den tibrigen Landern folgendermassen dar. Es entfallt: 25 * 196 VIL Kinder- und Armenversorgungs-Anstalten. in Karnten .... » Istrien. » Gorz und Gradiška » Bohmen .... » Mahren. » Dalmatien . . . » Sehlesien .... » Krain. » Galizien .... ein Pflegling auf » » » » » » 433 Eimvohner, 533 » 826 > 935 » 1134 » 1532 » 1847 » » 2 559 * 4 907 In der Bukowina besteht keine derartige Anstalt. Krain steht daher auch mit seiner Ziffer vom Jahre 1881 noch irhmer gleich tief im Range der Lander, und es bleibt dem Lande also tur die Versorgung seiner Siechen noch sehr viel zu thun iibrig. Armeninstitute. Es bestanden in Krain Armeninstitute: im Jahre 1881 . 269 » 1880 259 » » 1879 261 » x 1878 . 248 » » 1877 245 im fiinfjahrigen Durchschnitte . . . 248 In diesen wurden betheilt: Der hochste Jahresbetrag fiir einen Armen war: im Jahre 1881 . 93 fl. » » 1880 . 160 » » » 1879 54 » » » 1878 90 * » » 1877 120 » im fiinfjahrigen Durchschnitte . . . 103 fl. Der geringste Jahresbetrag betrug 8,5 kr. gegen 10 kr. in den Vorjahren; der durchschnittliche betrug im Jahre 1881: 5 fl. 12 kr., 1880: 5 fl. 01 kr., 1879: 5 fl. 07 kr., 1878: 4 fl. 94 kr. und 1877: 5 fl. 36 kr.; im fiinfjahrigen Durchschnitte: 5 fl. 10 kr. Armeninstitute. 197 Der Vergleich mit člen iibrigen Landern fiir das Jahr 1878 ist in Folgendem ersichtlich: 198 VII. Kinder- und Armenversorgungs-Anstalten. Krain befindet sich in Ansehung der Anzahl seiner betheilten Armen zwar unter dem Mittel aller Lander, ist aber erst das sechste der osterreichischen Lander; der durcbschnittliche Jahresbezug eines Armen aber mit 4 fl. 94 kr. ist in Krain so niedrig stehend, dass er durch noch niedrigere Ziffern nur von Istrien, Bukowina und Dalmatien ubertroffen wird, und steht auch sehr tief unter dem betreffenden Mittel der Lander. In Erkenntnis und Wiirdigung dieses immerhin als bedauerlich zu bezeich- nenden Zustandes des Armenwesens in Krain hat der krainische Landesausschuss im Landtage von 1882 einen Gesetzentwurf, betreffend die offentliche Armenpflege in den Gemeinden, vorgelegt, welcher mit einigen Modificationen angenommen wurde und der Allerhochsten Sanction harrt, um zum Gesetze zu werden. Der Gesetz- entwurf gipfelt in der Aufhebung der bestehenden Pfarr-Armeninstitute und in der Uebergabe der Armenversorgung und Armenverpflegung in die Wirksamkeit und Ver- antwortung der Gemeinden, ein Gesetz, welches fur die so sehr im argen liegende Armenversorgung voraussichtlich von tiefgreifendster und wohlthatiger Wirkung sein wird. Schlusswort Das an landschaftlichen Reizen und Naturwundern so uberaus reiche und schone Land Krain tragt vermoge d er klimatisch-meteorologischen Verhaltnisse, seines Wasserreichthums, seiner Bodengestaltung, seiner Hdhenlage, seiner geographischen Lage als Binnenland des adriatischen Meeres alle Eigenschaften in sich, seinen Bewohnern, einem kraftigen, phvsisch liochenhvickelten und psvchisch entwickelungs- fahigen Volksstamme, die Bedingungen einer leidiichen materiellen Wohlfahrt und einer beneidenswerten offentlichen Gesundheit zu bieten. Wenn dem jedoch nicht so ist oder doch nicht durchwegs so ist, so liegt die Ursache dessen hauptsachlich nicht in den naturlichen Bedingungen des Bodens, Klimas u. s. w., sondern einerseits in dem mangelnden Verstandnisse des Volkes fiir die Wichtigkeit der offentlichen Gesundheitspflege, in der Gleichgiltigkeit desselben gegen alle darauf abzielenden Bestrebungen, andererseits in dem Versaumnisse, in dem Kampfe um das Dasein, um die materielle Wohlfahrt des Landes nicht alle Mittel in Thatigkeit gesetzt zu haben. Ich uberlasse es berufeneren Federn, die letztere Frage einer eingehenden Erorterung zu unterziehen, und beschranke mich. auf die Mittel und Wege aufmerksam zu machen, welclie geeignet waren, die offentliche Gesundheit und mit ihr die Wohl- fahrt und Gliickseligkeit des Volkes vor Schaden zu bewahren und moglichst un- getriibt dauernd zu gestalten. Die erste und Grundbedingung jeder Besserung ist die Volkserziehung, die Idebung der allgemeinen Bildung des Geistes und Herzens des Volkes. Erst wenn im Volke die Grundzuge allgemeiner Bildung platzgegriffen haben werden, wird es das Verstandnis jener Fragen gewinnen, an denen es jetzt noch gleichgiltig, ja widerstrebend voriibergeht. Wenn das Volk dieser Bildung theilhaftig sein wird, wird es nicht mehr vorkommen, dass in einem Lande mit 353 Blinden secbs Stiftungsplatze trotz aller offentlichen Bekanntmachung derselben nicht einmal vollzahlig zur Besetzung gelangen, dass Epidemien, die hinterher ganze Familien decimieren, im Beginne verheimlicht werden, aus Furcht vor den behordlicherseits zu gewartigenden Schutzmassregeln, dass der Kranke entweder arztliche Hilfe ganz von sich weist oder lieber dem ungebildeten und auf' die Leichtglaubigkeit des Volkes 200 Schlusswort. speculierenden Curpfuscher sich anvertraut, als dem intelligenten und fachmannisch tiichtig gebildeten Arzte, Verhaltnisse, die leider hierznlande noch in unglaublicher Weise fortdauern. Wird das Volk einmal das Verstandnis fur den Wert der Gesundheit haben, das Verstandnis ftir den Wert der Schntzmittel, fur den Wert hygienischer und sanitarer Einrichtungen, dann werden zwar die Epidemien, die grosse und stiindige Landplage, nicht versch\vinden, aber sie \verden sich nicht mehr zu solcher Ausbreitung und Bosartigkeit entwickeln wie bisher, da ihnen der Boden zu ihrer Entwickelung entzogen ist. Der zweite Schritt zur Besserung wird die Organisation des Sanitatsdienstes auf dem Lande sein, eine Frage, \velche die Regierung bereits einmal im Land- tage zur Entscheidung bringen wollte, ohne jedoch den Widerstand gegen die dies- beziiglichen Reformen brechen zu konnen. Allerdings wird es auch nicht moglich sein, diese Reformen einzufuhren, insolange die Administration der Gemeinde- geschafte in den Handen kleiner, zersplitterter bauerlicher Gemeinden liegt, welchen die Geld- und meist auch die Intelligenzmittel fehlen, um solche Reformen durch- zufhhren, selbst \venn sie von der Wichtigkeit und Dringlichkeit derselben auch iiberzeugt waren. Ist einmal die Bildung von Grossgemeinden und Sanitatssprengeln durch- gefiihrt, dann wird es Sache dieser sein, den dringendsten Uebelstanden im Lande, dem Mangel an Aerzten durcli Anstellung von Gemeindearzten, dem Mangel an Hebammen durch Aufbesserung der Beziige derselben abzuhelfen. Ausserdem wird es Aufgabe der Gemeinden sein, fiir ihre Armen und Siechen in ausgiebigerer Weise als bisher zu sorgen und namentlich letzteren eine menschemvurdige Existenz zu verschaffen. Auch die Vermehrung der Krankenanstalten ist ein dringendes Bediirfnis im Lande, insbesondere aber wird immer dringender die Pflicht an das Land heran- treten, entweder ein zweites Landesspital oder im Vereine mit den betreffenden Gemeinden Bezirksspitaler zu errichten oder doch die bereits bestehenden zu er\veitern und zu verbessern. Im Interesse einer wissenschaftlich verwertbaren Sanitatsstatistik sollen die Gemeindeamter Standregister iiber alle Bresthaften ftihren (Sanitatsgrundbuch). Ausserdem wird an das Land die Aufgabe herantreten, mit Hilfe der bereits bestehenden und nicht unbedeutenden Stiftungsfonde Institute fiir die Bresthaften (Blinden- und Taubstummeninstitut) ins Leben zu rufen; das Volk wird sich leichter entschliessen, Kinder in ein Landesinstitut als in so weite Ferne zu schicken. Desgleichen wird sich das Land friiher oder spater vor die Nothwendigkeit gestellt sehen, ein Impfinstitut zu errichten und das Impfgeschaft durch Bewilligung von Revisionsreisen der Impfarzte erst zu einem meritorisch und nicht bloss illusorisch wirkenden zu machen. Sache der Staatsvenvaltung wird es sein, gegen das Umsichgreifen von Epi¬ demien ein eigenes Epidemiegesetz festzustellen, in welchem prophylaktische und sanitatspolizeiliche Massregeln, den bisherigen Rahmen des Verordnungsiveges ver- lassend, die strenge und sctnverer zu umgehende Form gesetzlicher Bestimmung Schluss\vort. 201 anzunehmen haben, in abnlicher Weise, wie dies gegeniiber den Epizootien bereits ins Leben getreten ist. Die Erlassnng eines Epidemiegesetzes wiirde seine Entstehung nicht bloss den Riicksichten der Humanitat, sondern auch denen der National-Oekonomie verdanken, denn auch das Menschenleben reprasentiert im Staate ein Capital, und es ist daher ein unrichtiger national-dkonomischer Grundsatz, das Leben der Thiere gesetzlich zu schiitzen in Riicksicht auf den Geldwert derselben, dagegen aber das Leben des Menschen eines solchen Schutzes entbehren zu lassen oder doch mit erfahrungs- gernass ungenugendem Schutze zu versehen. In diesem Epidemiegesetze ware ganz besonders die Versaumung der Anzeige einer Epidemie und die Unterlassung zur Durchfiihrung aufgetragener Massregeln strenger Ahndung zu unterwerfen, da sich die disciplinare Ahndung im politischen Wege nicht bewahrt hat. Wer die Anzeige des Ausbruches einer Epidemie unter- lasst oder gar Schritte thut. um eine solche zu verheimlichen, der macht sich offenbar des Vergehens, unter Umstanden selbst des Verbrechens gegen die Sicherheit des Lebens schuldig, und ein solcher Vorgang bedarf einer empfmdlichen, im Gesetze begriindeten Ahndung. Ferner wird Sache des Staates sein: Einfiihrung des Impfzwanges, Controle der Impfung durch die k. k. Bezirksarzte, Vermehrung der Stipendien fur Hebammen, ausschliessliche Verwendung gepriifter Hebammen bei dem Taufacte (eine Massregel, deren Spitze gegen die Afterhebammen gekehrt ist), Verleibung des Todtenbeschau- Amtes nur an gepriifte Todtenbeschauer, daher Einfiihrung obligater Todtenbeschauer- curse fur derartige Bewerber, Erhohung der bisher giltigen, aber ungentigend hoch festgesetzten Todtenbeschautaxe, Ausdehnung der Controle auch auf erlaubte und unerlaubte Hausapotheken (alloopathische und homoopathische), Einschrankung des Geheimmittelschwindels, Beschrankung des Brantweingenusses und der Curpfuscherei auf legislatorischem Wege. Der Curpfuscherei gegeniiber wiirden jedoch legislatorische Massregeln vor- aussichtlich wenig Erfolg versprechen, wenn selbe nicht das Schwergewicht auf Repressivmassregeln legen wiirden, das heisst, das Verbieten der Curpfuscherei hilft nichts, wohl aber die strenge Bestrafung des Curpfuschers, wenn durch denselben jemand zu Schaden gekommen ist, gleichgiltig, ob er die Curpfuscherei gewerbs- massig oder nicht ausiibt, eine Unterscheidung, welche leider unser Strafgesetz nočh immer macht. Eine kraftige Ueberwachung der Schulhygiene (unter gleichzeitiger Erweiterung der schulhygienischen Schulstatistik) wird fiir das physische Gedeihen der Jugend und fiir die Heranziehung eines gesunden und kraftigen Volkes von unberechenbar wohlthatigem Einflusse sein. Dies sind in grossen Ziigen hingeworfene Reformen, welche als die dring- lichsten bezeichnet werden und welche durchzufiihren Staat, Land und Gemeinde gemeinsame Sache machen miissen. Wird die Erreichung dieses Zieles ernstlich angestrebt, dann wird Krain auch in sanitarer Beziehung unter den Provinzen Oesterreichs jenen ehrenvollen Platz 26 202 Schlusswort. einnehmen, den es verdient, und geht mit diesen Reformen Hand in Hand ein gesunder Aufschwung der stellenweise brachliegenden Productionskraft des Landes, dann wird Krain, welches vermoge seiner landschaftlichen Reize mit Recht zu den meistbewunderten Landern Oesterreichs gehort, auch in cultureller Beziehung das sein, was es sein soli und sein kann: einer der glanzendsten Edelsteine in der Krone Habsburgs, mit der es gerade im heurigen Jahre durch sechs Jahr- hunderte vereinigt ist. Moge der Jubel der Festtage dieses denkwiirdigen historischen Momentes zugleich das Signal sein einer neu einbrechenden schoneren Zukunft unter dem glanzvollen Scepter des machtigen habsburgischen Fiirstenhauses! Das walte Gott! T a b e 11 e n. 26 * 204 Krankenanstalten. _ . _ Krankenanstalten Tab. I. * Gegeniiber dem Vorjahre erscheinen im vorliegenden Ausrveise 24 Kranke (13 mannl. und 11 weibl.) Siecheidiaus in Commenda St. Peter im Jahre 1881 unter diese einbezogen wurde. Krankenanstalten. 205 im Jahre 1881. iveniger nacbgewiesen, welclie jedoch bei den Versorgungsanstalten eingestellt erscheinen, weil das Glavar’sche Kosten per Kopf und Tag 206 Krankenanstalten. Uebersicht der haufigsten und vvichtigsten Krankheitsformen der aus der Behandlung in Abgang gekommenen Individuen im Jahre 1881. Tab. II. Krankheitsformen I. Allgemeine und mehr- sitzige Krankheiten, Blutkrankheiten Marasmus senilis. Ghlorosis. Anamia. Rheum. acutus et chronicus . . . Arthritis. Scorbutus.. . . . Cholera epidemica. Typhus entericus et exanthematicus Hydrops universalis. Febris intermittens. Diphtheritis et Croup. sonstige. / Scrophulosis. I Tubereulosis. | Carcinoma. I sonstige. IV. Parasiten.. . V. Verletzungen (mit Ausschluss der durch Selbstmord herbeigefuhrten. VI. Vergiftungen (ausser j-Alkoholismus chronicus. rlon rlnrnV* < II. Scrophulosis und Tubereulosis III. Neubildungen den durch Selbstmord herbeigefuhrten) sonstige VIII. Erkrankungen des Nervensystemes VII. Selbstmordversuche (Krankheiten infolge derselben) . Krankh. d. Gehirns u. seiner Htiute Neuralgiae (ohne Unterscheidung) Paralysis (ohne Unterscheidung) . Geistesstorungen. sonstige. IX. Krankheiten des Auges. X. Krankheiten des Ohres. Caf. laryngis ac. et ehron., Laryngitis Cat. bronch. ac. et chron., Bronchitis Pneumonia. Emphysema pulmonum. Hiimoploe. Pleuritis . :. sonstige. XI. Krankheiten der Athmungsorgane Furtrag Krankenanstalten. 207 208 Irrenanstalt.. Anzahl und Vertheilung der Irren nach Krankheitsformen. Vertheilung in Abfall gekommener Irren nach der Verpflegsdauer. Tab. IV. Vertheilung der Irren nach dem Stande. Irrenanst.alt. 209 Tab vil V er *beilung der behandelten Irren nach der Beschaftigung. Der Religion nach waren sammtliche behandelte Irrsinnige romisch-katholisch, dem Geburtslande nach alle Krainer mit Ausnahme von zweien, von denen der eine aus Niederosterreich, der andere aus Kroatien geburtig ist. 27 Findlinge, welche mit Ende des Jahres 1881 bei Pflegeparteien untergebracht waren. 210 Findlinge ausserhalb der Anstalt, Ergebnis der allgemeinen Impfung im Jahre 1881. Allgemeine Impfung. 211 27* Anzahl der am Schlusse des Jahres 1881 in keiner Anstalt untergebrachten Irrsinnigen. 212 Irrsinnige ausserhalb der Anstalt. X 42 c6 E< O .bp '3 c & O d r S CD bfl 3 c o ci O G c3 v. bc g bc Sh O CD > 3 T3 C! CD g 3 Alter der am Schlusse des Jahres 1881 in keiner Anstalt untergebrachten Irrsinnigen. Irrsinnige ausserhalb der Anstalt. 213 X rQ CS n Cretinen am Schlusse des Jahres 1881. 214 Cretinen Taubstumme, die am Schlusse des Jahres 1881 in keinem Institute untergebracht waren. Taubstumme. 215 Blinde, die am Schlusse des Jahres 1881 in keinem Blindeninstitute untergebracht vvaren. 216 Blinde. Todesarten der im fiinfjahrigen Durchschnitte 1877 bis 1881 Verstorbenen. Bereehnet auf je 10Q OOO Einwohner. Todesarten. 217 > X 42 28 Todesarten der im Jahre 1881 Verstorbenen. 218 Todesarten. Bei einem Todtgeborenen war das Geschlecht nicht bcstimmbar, daher erhoht sich die Summe derselben fur diesen Bezirk eigentlich Todesarten der im Jahre 1881 Verstorbenen. Bereehnet auf je lOO 000 Einwohner. Todesarten. 219 hH I —I > X ■§ Eh 28 * Todesarten der im Jahre 1880 Verstorbenen. Tab XVIII Bereehnet auf je 100 OOO Einwohner. 220 Todesarten. Todesarten der im Jahre 1878 Verstorbenen. Bereehnet auf je lOO OOO Einwohner. Todesarten. 221 X K 4 Eh Todesarten der im Jahre 1881 eines gevvaltsamen Todes Verstorbenen. 222 Todesarten. Todesarten der im Jahre 1881 eines gevvaltsamen Todes Verstorbenen. Bereehnet auf je 100 OOO Einwohner. Todesarten. 223 ti X & o3 Eh Versorgungsanstalten im Jahre 1881. 224 V ersorgungsanstalten, Armeninstitute im Jahre 1881. Armeninstitute. 225 29 I H. m. Bezirkslmuptmannscliaft Adolsberg t Bezirkshaup tnianns chaft Gotts chee Bezirksliauptmaimscliaft Gurkfeld Bezirkshauptmanns chaft Krainburs* Beži rks Ii a n p tm a n n s c h a f't Umgeburig Laihach Bezirksliauptmanns chaft tittai /miqpxpj{ m IS rmjipmpsj TjruamjL juajnmpois muohvs j,L(fpii})/opa>{ mpspnfojj JUffpl&SOtf ammc tntfaUmEimvofoicr. iiber 1500 1500-1100 1100-1300 1300-1100 1100-1000 i rnter 1000 5. Verfheilimg der 6 . 'J,urklild/~'i & Apotheken. Auf i JjLothekc cntfalkn ImmoJaier,- iiber 10.000 10.000-35.000 35.000-30.000 30.000-J5000 25.000-W.000 20.000-15000 I5.000~10.000 10.000-100 'kane Jhttmorftoi vem lirFriedndiT&abadur, (^*) Siadtbczirh Urldanuuj @ Stadt/ • Mark/ • -Moplet Bninfurihi im 7) r Fnahich TSušbadlo ' ' Siadtbezirlc UrTddnmg (•jsta&L Markt w X ****** As. Haisčhatlu \ J Weifsenfels Wnrzen.^ Kronan' \ S X r^i ^ . Mojstrana / Ss S^ HM ^s^ ^LmgerMd/ V-ri-u^, J «>i Vsr- oJbficn/ l^Un^r N. x v v ^Jtaurburg- ^opadv Dobraoa/bk.JsjiT**?. \ r • o '••.Satan & Meridian Visdiebiilz/s mstmoitsch/ MMtuirjačlil [aSresnihz '^oSčlji \oWodesdttz Rdsčhitsčh/o '^r}\eUns S Saviza, $>. X.. \ ^ X ZEICHEN- ERKLARUN G D° v der HaUanule Di/dmarier Ant Hebamme. Thiaunt liarsrhmied' Ajiothclie KrankaumstaU ofTentliche ., privul Vcr.torgunge- (PfnitultuT i-Anstolt IVdisenlumo Jrmumsialt OebaranstaU mit HebanmumsčhnU Beochidstatiaii. VLchabladestaiioii/ 6 n TfcrdcznchlcoimiGssum, & OiroH 9 Studi- ® Marld - jhiterumie Studi ° Ortsckaft — Eismbahnen. mit antadian Gdtise =*e« „ „ dofifidtem / „ - Str a/s en, *1 ■ /l vo rVfem« 1 TcUcudv lan Tschesčhmze. snem Mdtci$iTkmAiirf TaiclisSie «^ 4 jbs^ dut<\^ j \Predajs oXitnih „ . / Vnknvelsmtz ° ‘_ oStJoded Misčhe/ Kraiithursi 1V 4 . 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I^f'™ a PrisUn J/ SguBjo / f^Mihug ; i 1 Rj.U in •••'- Ttmm VPoamer _ _ ^aumn Jtdomkch falfrn**,**** W.„ \ Mottnik X ( J Eqii ohMftetsch/ V Jlv 6crrmamas ftlTnsčhm J,o o OšktzM jUmmfit I olanische J V^-""vo&f Sgmvaramtai oVatam hbflantl ibw /IjOoleineLijDdbramai oPodvlenim' 1 Visokim/ oJMomte /i liarrmoA '^dOsrvdW t ^s^ r,,s ^ ,, i! ° 3 h *"d 5 a A r»fft jJarscIie 'A^emoie Wrp^C° mnr ° --- OhrUanmiUa oJSamiae VnhVamimlu/ ^Vi/Jnterl j^~ °1 Voiška/ JUttcr&mmki \ olsčhehiumk war~r - Oberi® olnifsdma/ Treska/ _ oABoEmm stwla ^ cMbch , o StOsmaki, Schlebe „ Goh&erdii '\ oTo/idl StVeib 'j Udidtz e\ -‘ o Bidituujam mlidngralz J \ Afutauunva. 1 / o Setnik j / kobrama/ ., • * * o oSdmarzmberg ssrtejfcf \S — X «) \ _ fkefilsčeirA | ffili. X oMisdmtaije 7 **. ^ \ 4 J(um 27 / Av / \ /1 X •. 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