Wolf-Abend. LJUBLJANA Wortlaut der Liedervorträge. 1. Zur Ruh’, zur Ruh’! Zur Ruh’, zur Ruh’, ihr müden Glieder! Schließt fest euch zu, ihr Augenlider! Ich bin allein, fort ist die Erde; Nacht muß es sein, daß Licht mirwerde. O führt mich ganz, ihr innern Mächte, Hin zu dem Glanz der tiefsten Nächte. Fort aus dem Raum der Erdenschmerzen Durch Nacht und Traum zum Mutterherzen. 2. Mausfallen-Sprüchlein. Kleine Gäste, kleines Haus, Liebe Mäusin oder Maus, Stelle dich nur kecklich ein Heute Nacht bei Mondenschein. Mach’ aber die Tür fein hinter dir zu! Hörst du? Hörst du? Dabei hüte dein Schwänzchen, hörst du, dein Schwänzchen! Nach Tische singen wir, Nach Tische springen wir Und machen ein Tänzchen, ein Tänzchen. Witt, witt! Witt, witt! Meine alte Katze tanzt wahrscheinlich Hörst du? Hörst du? [mit. 3. Der Genesene an die Hoffnung. Tödlich graute mir der Morgen, Doch schon lag mein Haupt, wie süß, Hoffnung, dir im Schoß verborgen, Bis der Sieg gewonnen hieß. Opfer bracht’ ich allen Göttern, Doch vergessen wärest du. Seitwärts von den ew’gen Rettern Sähest du dem Feste zu. O, vergieb, du Vielgetreue, Tritt aus deinem Dämmerlicht, Daß ich dir ins ewig neue Mondenhelle Angesicht Einmal schaue, recht von Herzen, Wie ein Kind und sonder Harm. Ach, nur einmal, ohne Schmerzen, Schließe mich in deinen Arm. 4. Der Knabe und das Immlein. Im Weinberg auf der Höhe ein Häuschen steht so windebang, Hat weder Tür noch Fenster, die Weile wird ihm lang. Und ist der Tag so schwüle, sind all verstummt die Vögelein, Summt an der Sonnenblume ein Immlein ganz allein. »Mein Schätzchen hat einen Garten, da steht ein hübsches Immenhaus, Kommst du daher geflogen? Schickt sie dich nach mir aus?“ „O nein, du feiner Knabe, es hieß mich niemand Boten gehn; Das Kind weiß nichts vom Lieben, hat dich noch kaum gesehn! Was wüßten auch die Mädchen, wenn sie kaum aus der Schule sind, Dein herzallerliebstes Schätzchen ist noch ein Mutterkind. Ich bring’ ihm Wachs und Honig; ade! ich hab’ ein ganzes Pfund. Wie wird das Schätzchen lachen, ihm wässert schon der Mund.“ „Ach, wolltest du ihr sagen, ich wüßte, was viel süßer ist. Nichts Lieblichers auf Erden, als wenn man herzt und küßt! Nichts Lieblichers auf Erden, als wenn man herzt und küßt.“ F*i~eis 550 Heller. Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, Dort gehet schon der Tag herfür An meinem Kammerfenster. Es wühlet mein verstörter Sinn Noch zwischen Zweifeln her und hin Und schaffet Nachtgespenster. Ängste, quäle Dich nicht länger, meine Seele, Freu’ dich, schon sind da und dorten Morgenglocken wach geworden. 6. Elfenlied. Bei Nacht im Dorf der Wächter rief: „Elfe!“ Ein ganz kleines Elfchen im Walde Wohl um die Elfe! [schlief, Und es meint, es rief ihm aus dem Tal Bei seinem Namen die Nachtigall, Oder Silpelit hätt’ ihm gerufen. Reibt sich der Elf die Augen aus, Begibt sich vor sein Schneckenhaus Und ist als wie ein trunken Mann, Sein Schläfchen war nicht voll getan. Und humpelt also: tippe, tapp, Durchs Haselholz ins Tal hinab, Schlupft an der Mauer hin so dicht, Da sitzt der Glühwurm, Licht an Licht. „Was sind das helle Fensterlein? Da drin wird eine Hochzeit sein, Die Kleinen sitzen beim Mahle Und treiben’s in dem Saale, Da guck ich wohl ein wenig ’nein!“ Pfui, stößt den Kopf an harten Stein. Elfe, gelt, du hast genug? Guck, Guck, gu—guck! 7. Frage und Antwort. Fragst du mich, woher die bange Liebe mir zum Herzen kam, Und warum ich ihr nicht lange schon den bittern Stachel nahm? Sprich, warum mit Geistesschnelle wohl der Wind die Flügel rührt, Und woher die süße Quelle die verborgnen Wasser führt? Banne du auf seiner Fährte mir den Wind im vollen Lauf! Halte mit der Zaubergerte du die süßen Quellen auf! Frühling läßt sein blaues Band Flattern durch die Lüfte, Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen. Horch, von fern ein leiser Harfenton, Frühling, ja, du bist’s, Dich hab’ ich vernommen, Ja, du bist’s! 9. Alle gingen, Herz, zur Ruh’! Alle gingen, Herz, zur Ruh’, Alle schlafen, nur nicht du! Denn der hoffnungslose Kummer Scheucht von deinem Bett den Schlummer, Und dein Sinnen schweift in stummer Sorge seiner Liebe zu. 10. ln dem Schatten meiner Locken. In dem Schatten meiner Locken schlief mir mein Geliebter ein. Weck’ ich ihn nun auf? Ach nein! Sorglich strählt’ ich meine Locken in der Frühe, Doch umsonst ist meine Mühe, Weil die Winde sie zersausen. Lockenschatten, Windessausen Schläferten den Liebsten ein. Weck’ ich ihn nun auf? Ach nein! Hören muß ich, wie ihn gräme, Daß er schmachtet schon so lange, Daß ihm Leben geb’ und nehme Diese meine braune Wange. Und er nennt mich seine Schlange. Und doch schlief er bei mir ein! Weck’ ich ihn nun auf? Ach nein! 11. Geh, Geliebter, geh jetzt! Geh, Geliebter, geh jetzt! Sieh, der Morgen dämmert. Leute gehn schon durch die Gasse Und der Markt wird so belebt, Daß der Morgen wohl, der blasse, Schon die weißen Flügel hebt. Und vor unsern Nachbarn bin ich Daß du Anstoß gibst, [bange, Denn sie wissen nicht, wie innig ich Und du mich liebst. [dich lieb’ Drum, Geliebter, geh jetzt, Sieh, der Morgen dämmert. — Wenn die Sonn’ am Himmel scheinend scheucht die Perlen klar, Muß auch ich die Perle weinend lassen, die mein Reichtum war. Was alsTag den ändern funkelt, meinen Augen dünkt es Nacht, Da die Trennung bang mir dunkelt, wenn das Morgenrot erwacht. Geh, Geliebter, geh jetzt, Sieh, der Morgen dämmert. Fliehe denn aus meinen Armen; Denn, versäumest du die Zeit, Möchten für ein kurz Erwärmen Wir ertauschen langes Leid. Ist in Fegefeuersqualen Doch ein Tag schon auszustehn, Wenn die Hoffnung fern in Strahlen Läßt des Himmels Glorie sehn. Drum, Geliebter, geh jetzt, Sieh, der Morgen dämmert. 12. Tretet ein, hoher Krieger. Tretet ein, hoher Krieger, der sein Herz mir ergab! Legt den purpurnen Mantel und die Goldsporen ab. Spannt das Roß in den Pflug, meinem Vater zum Gruß, Die Schabrack’ mit dem Wappen gibt ’nen Teppich meinem Fuß. Euer Schwertgriff muß lassen für mich Gold und Stein Und die blitzende Klinge wird ein Schüreisen sein, Und die schneeweiße Feder auf dem blutroten Hut Ist zu ’nem kühlenden Wedel in der Sommerszeit gut. Und der Marschalk muß lernen, wie man Weizenbrot backt, Wie man Wurst und Geflügel um die Weihnachtszeit hackt. Nun befehlt eure Seele dem heiligen Christ, Euer Leib ist verkauft, wo kein Erlösen mehr ist. 13. Heimweh. Wer in die Fremde will wandern, Der muß mit der Liebsten gehn. Es jubeln und lassen die ändern Den Fremden alleine stehn. Was wisset ihr, dunkle Wipfel, Von der alten, schönen Zeit? Ach, die Heimat hinter den Gipfeln, Wie liegt sie von hier so weit! Am liebsten betracht’ ich die Sterne, Die schienen, wie ich ging zu ihr; Die Nachtigall hör’ ich so gerne, Sie sang vor der Liebsten Tür. Der Morgen, das ist meine Freude, Da steig’ ich in stiller Stund’ Auf den höchsten Berg in die Weite, Grüß dich, Deutschland, aus Herzensgrund. 14. Wir haben beide lange Zeit geschwiegen. Wir haben beide lange Zeit geschwiegen, Auf einmal kam uns nun die Sprache wieder. Die Engel, die herab vom Himmel fliegen, Sie brachten nach dem Krieg den Frieden wieder. Die Engel Gottes sind herabgeflogen, Mit ihnen ist der Frieden eingezogen. Die Liebesengel kamen über Nacht Und haben Frieden meiner Brust gebracht. 15. Ihr jungen Leute. Ihr jungen Leute, die ihr zieht ins Feld, Auf meinen Liebsten sollt ihr Achtung geben. Sorgt, daß er tapfer sich im Feuer hält, Er war noch nie im Kriege all sein Leben. — — Laßt nie ihn unter freiem Himmel schlafen, Er ist so zart, es möchte sich bestrafen. Laßt mir ihn ja nicht schlafen unterm Mond, Er ginge drauf, er ist’s ja nicht gewohnt. Wenn du, mein Liebster, steigst zum Himmel auf, Trag’ ich mein Herz dir in der Hand entgegen. So liebevoll umarmst du mich darauf, Dann woll’n wir uns dem Herrn zu Füßen legen. Und sieht der Herrgott unsre Liebes-schmerzen, Dann macht er ein Herz aus zwei verliebten Herzen. Zu einem Herzen fügt er zwei zusammen, Im Paradies, umglänzt von Himmelsflammen. 17. Mignon. Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn? Wo im dunklen Laub die Goldorangen glühn? Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer Kennst du es wohl? [steht. Dahin, dahin Möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, Kennst du das Haus? [ziehn! Auf Säulen ruht sein Dach, Es glänzt der Saal, Es schimmert das Gemach; Und Marmorbilder stehn und sehn mich an. Was hat man dir, du armes Kind, Kennst du es wohl? [getan? Dahin, dahin Möcht’ ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn! Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg. In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut, Es stürzt der Fels und über ihn die Kennst du ihn wohl? [Flut. — Dahin, dahin Geht unser Weg, o Vater, laß uns ziehn! 18. Anakreons Grab. Wo die Rose hier blüht, Wo Reben um Lorbeer sich schlingen, Wo das Turtelchen lockt, Wo sich das Grillchen ergötzt, Welch ein Grab ist hier? Das alle Götter mit Leben schön bepflanzt und geziert? Es ist Anakreons Ruh’! Frühling, Sommer, Herbst genoß der glückliche Dichter, Vor dem Winter hat ihn endlich der Hügel geschützt! 19. Hochbeglückt in deiner Liebe. Hochbeglückt in deiner Liebe Scheit ich nicht Gelegenheit, Ward sie gleich an mir zum Diebe, Wie mich solch ein Raub erfreut. Und wozu denn auch berauben? Gib dich mir aus freier Wahl, Gar zu gerne möcht’ ich glauben, Ja, ich bin’s, die dich bestahl. Was so willig du gegeben, Bringt dir herrlichen Gewinn. Meine Ruh’, mein reiches Leben Geb’ ich freudig, nimm es hin! Scherze nicht, Nichts von Verarmen. Macht uns nicht die Liebe reich? Halt ich dich in meinen Armen, Jedes Glück ist meines gleich. *>d» ti*ifio