WihlftiÄ, ?W>>i str ZUl«." Freitag, RS. JSimer tSVV. V. AahrgaNg. Die »Marburger Zeitung" erscheint jeden Sonntag, Mittwoch und Freitag. Preise — siir Marburg: gauji^ährig 6 fl.. halbjährig 8 fl., vierteljährig 1 fl. S0 kr; fitr Auftkllu«g in» Laus monatlich 10 kr. — mit Postversendung: ganzjährig S fl., halbjährig 4 fl., vierteljährig 2 fl. Die ein Mal gespaltene Garmondzeile wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zweimaliger mit 1b, bei dreimaliger mit SV kr. berechnet, wozu sür jedesmalige Einschaltung S0 kr. Inseraten S empelgebühr kommen. Zur Geschichte des Tages. Ueber die Reg^ierungspolitit und die Parteien in Ungarn macht ein Pester Korrespondent der „R. gr. Presse" Mitthei-lnngen, die volle Beachtung verdienen. Man hat die Ueberzeuaung ge-Wonnen, da» die Regierung trop der unbeftrittene« Geneigtheit. Ungarns Wünsche i» befriedigen, doch nicht Willens oder vielleicht auch nicht ein. mal im Stande ist. irgend eine Forderung »u gewähren, oline daftr eine gewichtige Gegenleistung in der Hand zu hobt«. Au» dieser, den Par-teien erst in der jüngsten Zeit völlig znm Buvnßtsein gelangten Haltung der Regierung ist nun einerseits die gegenwärtige ruhig ernste Stimmung; im Abgeordnetenhause und im Lande zu erklären, nnd andererseits den Parteien gleichzeitig ihr Plan vorgezeichnet. Während mau früher durch Entschiedenheit, durch das Beharren auf allen Forderungen und unter allen Umstünden zu imponiren gedachte, wird man nunmehr, den Wer hältniffen Rechnung tragend, alle zu weit gehenden poiltiven Forderungen wrülkdrüngen nnd mit der größten Borficht operiren. Mm wird also, fest und konsequent auf dem Rechtsboden fusrad. doch mit geringen that-stchlichen Koneesfionen sich begnügen, immer ohne Präjudiz für die Zu-kunft und späteren gliiSlichen Umständen die Revision des zunächst Erlang ten vorbehaltend. Dieser nach langwieriaen Keratl»ungen vereinbarte St<»nl>puntt wird zunächst ln der Antwort-Adresse auf die Thronrede zum Ausdruck gelangen, in welcher die grundsäßliche Änerkeitnung der Recht»' forderungen Ungarns dankbar angenommen, im Uebrigen aber die qröiite Aurückhaltung beobachtet wcrden wird. Somit dürfte denn der Politik der „freien Hand" seitens der Regierung eine eben solche seitens des Rtichstagcs entgegentreten und die Regelung der staatsrechtlichen Fragen mehr in der Form vorstchtiger diplomatischer Transaktionen, als entschei« dender. parlamentaiischer Schlachten versucht werden. In irgend einem grundsätzlichen Punkte wird daS Abgeordnetenhaus unter keinen Umstän« den nachgeben. Die Leibzeitung des Ministers Bismarck, die „Rordd. Allg.Zlg" empfängt die zum Landtag eintreffenden Abgeordneten mit folgender Söf-lichkeit: „Seit einigen Tagen b'gegnet man in den Kaffeehäusern Berlins g'wiffen ernst blickenden Herren, die, gewöhnlich isolirt im Billardzimmer sitzend, mit offenbarer Zerstreutheit aus daS Spiel der Bälle blicken nnd ihre Zigarre mit einem eigenthümlichen Ausdruck rauchen, der zn der Bermuthung berechtigt, daß fie an Zahnschmerzen litten, was bei der rheumatischen Witternng dieses Winters allerdings viel Wahrscheinlichkeit hat. Auch auf den Straßen sind wir diesen Herren begeMt. wo fte dann nicht einzeln, sondern in kleinen Gruppen, gewöhnlich zu Dreien, in ern« stem Ttspräche wandeln, das fie indessen gewöhnlich an jeder Straßenecke unterbrechen, um sich untereinander darauf aufmerksam zu machen, daß ein Rinnstein kommt. Wohlunterrichtete Personen haben uns gesagt, daß dies Volksvertreter find, und daß die Frage, ob Detailberathung des Budgets oder nicht, ihre Ausmerksamkeit in so hohem Grade in Anspruch nimmt. — Der Gedanke, daß es doch möglich wäre, nach dreijäh'ige« Träumen der Unsterblichkeit und der haaren Bezablung der Stellvettre« tungs Kosten in die Rumpelkammer des poliiischen Rüstzeuges gewiesen z» werden, wo so Viele schon in diesen fünfzehn Jahren des parlamentari« sch n Kampfes verrostet sind, hat allerdings etwas Beunruhigendes, beson-Vers bei denjenigen, denen es beschieden war. ihre parlamentarische Thä-tmk.it nur bei dem „Bravo" und dem „Murren" zu entwickeln." Wir können nur bedauern daß es paffend gefunden wird, einem von der Ltaatskaffe unterstützten Blaite. für das also die Regierung eine offen-bare Mitverantwortlichkeit trägt, einen solchen Ton zu erlauben. Die Swrrer Sinn, starres Heseh. »on z. Imme. (Fortsetzung.) Er hatte mit Bitterkeit angehoben ^n sprechen. Schnell war sein Ton herzlich geworden; man sah ihm d»e Bravheit und die Liebe des Mannes an. Er nahm die Hand seiner grau und führte fie zum Sopha. Sie ging bebend an seiner Seite. Sie vermochte dem Zittern ihrer Hand, die er hielt, zu gebieten. Er ließ fie neben sich auf das Sopha setzen. Dann sagte er. herzlich, liebend, wie er eben gesprochen hatte: Emilie, liebst du mich noch? — Aber fieh mich an. wenn du mir antwortest. Sie mußte die Augen niederschlagen. Du kannst Mich nicht ansehen? Die Frau nicht mehr ihren Gatten? Wozu jene Frage. Hugo? preßte sie hervor. Wozu? Haft du sie nicht an mich gerichtet? Bei gerinfügigen Ber» anlassungen? Halb aus Scherz gar? Du sprichst fie so ernst aus. so sonderbar erregt. Ich habe Beranlaffung dazu. — Ja. Euulie, ich will ^inz aufrichtig gegen dich sein. Ich bin es dir. ich bin es mir schuldig. Ich hcibe Äer-anlaffung zu der Frage. Ich glaubte, im Borüdergehen am G.,rt.n eine Uniform darin zu sehen. Deine und meine Ehre litt keine Nachforschunt,. Ich konnte mich auch getäuscht haben. Aber da fand ich dich hier in Aufreanng, in Verwirrung. Tie hatte die Augen zu ihm emporgehoben. Sie mußte fie wieder niederschlageu. Um eine Antwort kämpfte fie mit sich. Der Gatte blieb ruhig, er wurde gar milder. War er da, Emilie? Eine Antwort! Aber ich bitte dich, die Wahr- heit. Er war da! antwortete fie. Sie bedeckte ihr Gesicht mit ihren Händen. Sie weinte. Er wollte doch heftig anfspringen. Er mäßigte, er faßte sich. Mit deinem Wissen und Willen. Rein. Es ist die Wahrheit. Emilie? Bei Gott, es ist die Wahrheit. Sie nahm ihre Hände vom Gesichte. Sie sah ihn an. offen, ehrlich. Anch ganz offen nnd ehrlich? Auch treu? An der Wahrheit der Antwott war nicht zn zweifeln. Aber war sie in Anderem eben so schuld-los? I« Hintergrunde ihres Anges snchte sich etwas zn verbergen, daS wie Schnld^wnßtsein aussah. Der Arzt war scharfsichtig. Menschenkenner. Er sah bis in den Hin« tergruud der Augen, rr s.ch darin die Tiefe des Herzens. Ich glaube dir, Emilie. Du sprachst die Wahrheit. Aber ich muß die ganze Wahrheit von dir wissen. Wann sahst dn ihn zum letzte» Male? Sie hatte wieder ihr Gesicht verhüllt. Sie kämpfte wieder mit sich um eine Antwort. Du kannst mir nicht antworten. Emilie? Sie hatte einen Entschluß gefaßt. Sie richtete sich auf, stolz, mit Würde. War es der Entschluß eines stolzen, edle» Herzens? Hugo, du lässejt mich hier eine Rolle spielen, die deiner Gattin nicht würdig ist. Du behandelst mich, wie ein Richter eine Berbrecherin. Ich habe gefehlt; ich habe jenen Mann gesehen, ohne daß du es wußtett, ober nur in leichtfinniger Eitelkeit. Ich habe es dir verhehlt, ich habe es dir gar a^eleuHnet, als du mich danach fragtest, aber nur aus Scham über meine Eitelkeit, und aus Furcht, aus Besorgniß für dich, weil ich dein empfindliches Gefühl für Ehre und deinen entschlossenen iiharakter kenne. Aber nie bin ich dir untreu geworden; nie. nie ist nnr die Abnung eincS verbrecherischen. eineS sündhaften Gedankens in meiner Seele aufg taucht. Jetzt weißt du Alles. Ich habe gefehlt. Ich habe schwer gefehlt. Ich habe mich gegen dich vergangen, gegen den bravsten, den edelsten Mann. Aber ein Verbrechen, eine That, die uns trennen müßte, lastet nicht auf mir. Du darfst mir verzeihen, Hugo. Kannst du es? Der Gatte war aufgesprungen. Er durchmaß mit starken, heftigen Schritten das Zimmer. Er kämpfte mit sich. ES war ein Kampf an« d.rer Gefühle, als die vorhin in der Brust der Krau miteinander gestrit-ten halten. E» war der Kampf der Liebe und der Ehre, der beide» mächtigsten Gefühle, die eines Mannes Brust bewegen können. Er tonnte keinen Entschluß fassen. Er trat vor seine Frau. Ich habe die volle Wahrheit gehött? Kannst du noch zweif le? sagte fie vorwurfsvoll. Und du liebst mich noch? Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich habe dich immer, immer geli'bt. Sie war ebenfalls' aufgesprungeu. Ihre Augen hatte» fich wieder mit Thrä»en gefüllt. Durch die Thränen sah fie ihn mit Liebe a». Sie breitete die Arme aus. Sie wollte fich an seine Brnst werfe». Sie wagte es nicht. Er kämpfte noch immer mit fich. Er stand paster nnd in fich ge-kehrt da. Ihre Thränen flössen heftiger. Habe ich dir je etwas Anderes als Liebe gezeigt? rief fie. Hast du je an ihr zweifel» können? ^ Er hatte einen Entschlnß gefaßt. Er glanbte ihr. Dann Lage ist an ?P MtrfikuW' g«^; mmr 'sollte nicht zulassen, daß sie muthwilliger Weise noch ärger gemacht werde. Der Landtag wird in de? Hauptsache fruchtlos bleiben, aber die Debatten sollten nur um lo mclir in den strengftm Grenzen deS pariamentarischen Anstandes gehalten werden. 3n Paris wurde dieser Tage auläblich der spanischen Ereignisse, deren Ernst trotz aller Vertuschung nicht mehr geleugnet werden kann, ein Ministerrath unter dem Vorsitze des Kaisers geyalten. Ein Minister wies in demselben Depeschen vor, auS welchen zu entnehmen war. daß die Vtehr-zahl der spanischen Generäle der Königin Äsabella treu bleil»en; dennoch wurde beAloffen, dem französischen Gesandten in Madrid. Herrn Mercy nene Instruktionen zu ettheilen, l)ie selbst gewisse Eventualitäten in den Kreis der Betrachtungen ziehen. Es wird versichert, .daß Kaiser Napoleon Billens sei. ein französisches Beobachtungskorps am Fuße der Pyrenäen aufzustellen, sofern der Aufstand in Spanien eine größere Ausdehnung annehmen sollte. Nach Briefen aus Madrid gährt eS unter der dortigen Gar-«iso« in bedenNlcher Weise. Bereits soll in einer der bedeutendste»» Kasernen eine Meuterei ausgebrochen sein, die jedoch im ersten Augenblick wieder glücklich unterdrückt wurde. Man kann jetzt in Madrid das sel-teue Schauspiel der umgestürzten militärischen Ordnung genießen. Die Soldaten find nämlich in den Kasernen konsignirt und schauen gähnend «ad gelaugweilt zu den Fenstern heraus. Auf der Straße aber, vor dem geschlosseneu Thor, spaziert ein General oder irgend ein dem Ministerium ergebener höherer Offizier als Schildivache auf uud nieder, um zu verhiu-der«, daß die Insassen der Kaserne sich mit der Außenwelt in unerlaubte Berbiuduna setze«. Die ye«ierbew egu«a in den Bereinigten Staaten dauert noch sott und zwar drohen sich die Fenier in zwei Lager zu s»'al' teu. Am Broadway in New Lork ist für 12.000 Dollars ein Gebäude gemiethet. in dem der Präsident der „irischen Republik" mit seinen Mi-«istern einquartirt ist. Der „Senat" hat ihn abgesetzt, und nun ist der Streit im besten Gange. Der alte Präsident O'Mahoney und der neue, Roberts, habe« beide ihre Anhänger, unli an beide stießen Beiträge. Ueber S Millionen Dollars sind schon im Schatz. Dr. Mitchell, irischer Verschwörer von 1S48. ist mit 75.000 Doll. nach Paris gcschickt worden. Da« Mtsttra«« der WSHl«r. Marburg. 18. Jänner. I. Das Vertrauen, welches im BerfassungSstaate Wähler und Gewählte verbiudet, ist der sicherste Beweis, daß die Abgeordneten im Sinne des Volkes handeln, daß die Gesetze im Geiste desselben gegeben werden. Ist das Vertrauen geschwunden, so sind die Wähler im eigenen Interesse^ wie in jenem der Gesammtheit berechtigt, ja verpflichtet, dieses zu erklären. Nach der Verschiedenheit des VerfassungslebenS ist auch die Weise ver-schieden, wie den VolkSvettretern daS Mißtrauen der Wähler bezeugt wird ««d von welchen Fol^.en ein solcher Schritt begleitet ist. Die Art, wie die Adresse gegen die Herren von Keyrer uud Mathias Löschni^g zu Stande gekommen, nölhigt uns. grundsätzlich die Frage zu erörtern: was die Liebe bald mit der Ehre fert^ werden. Ueberdies, was vermögen nicht die Thränen einer schöne« Frau? Ich glaube dir, Emilie. Uud du verzeihest mir? Ich verzeihe dir. Und du liebst mich noch? Ich liebe dich über Alles, wie mein Leben. Alles, Alles, nur nicht «leine Ehre kann ich dir opfer«. Die Gattin konnte stch an seine Brust werfen. Er konnte sie an sei« Herz drücken. Sie hielten sich lange «mschlunge«. Und nun vergesse» und vergebe«, Hugo? küßte sie ihn. Bergeben und veraessen Emilie. Aber Eine Bitte, fügte er hiniu. Ich sehe ihn nie, nie wieder, Hugo! rief sie. Ich meinte das «icht. D« warft i« der letzten Zeit so ungleich — U war die Last, die mich drückte. Nicht blos gegen mich, besonders gegen das arme Kind. Es war dieselbe llnruhe in meinem Innern. Ich fühle mich jetzt leicht, frei. Ihr sollt nie wieder über mich klagen, nie, nie wieder. Sie riß sich aus seinen ArMn los. Sie flog zu dem Kinde, das auf die Seene nicht aufmerksam geworden war und ruhig weiter gespielt hatte. Sie umfaßte, sie küßte, sie herzte es. Sie trug es zu ihm; sie «ahme« es in ihre Mitte, sie küßten und herzten es Beide, und alle drei wäre« sie alücklich. Der Diener deS Doktors trat ein. Er überreichte seinem Herr« einen Brief. Ei« Bote hat ihn soeben gebracht. Er ist eilig. Der Doktor erbrach nnd las das Schreiben. Es ruft mich zu einem Kranken, drei Meilen weit. Doch erst zu morgen? Ich muß gleich fort. In der Nacht? Es ist die höchste Gefahr da. Armer Hngo, d« hast dich de« ganzen Tag geqnält! Der Beruf des Arztes bnngt das !o mit sich. Er ettheilte dem Diener, der zugleich sei» Kntscher war, de« Befehl, sofort a«znspan«eu. Die Gattin ließ schnell das Abendbrot herbeischaffen. Sie genossen es zvsanmu«. Die Wiederverrinigung in nener Liebe würzte es ihne«. Der Kntscher meldete, daß angespannt sei. Der Doktor »nßte aufbreche». Er küßte ^ättlich das Kl»d. So besonders zättlich. Er mnßte es zwei-, dreimal knsse«. Gute Nacht, liebe Natalie. Das Ki«d küßte ihn so herzlich wieder. zu geschehen hcibe. wenn die Wähler behaupten, der Abgeordnete sei mit ihrer politischen Ueberzcugung so sehr im Widerspruch, daß er sie nicht mehr vertreten könne. Die Wahl jur BoltSvertretung wird in offener Versammlung vorgenommen: in offener Versammlung, wie eS geschenkt worden, muß daS Vertrauen wieder entzogen, muß daS Mißtrauen erklärt werden, welches den Abgeordneten bewegen soll, seine Stelle auszugeben. Die Bewegung der Parteien braucht freie Bahn, der Kampf muß eia offener, ehrlicher sein, soll er zum Gedeihen des Staates beitragen. Der Abgeordnete darf von seinen Wühlern keine Weisung annehmen: nichts desto weniger ist er moralisch und politisch verpflichtet, das Ber-trauen ftiner Wähler nicht zu täuschen und die Grundsätze, für welche er durch vie Annahme der Wahl einzustehen verspricht, beharrlich zu verfechten oder abzutreten, wenn er dieselben nicht mehr vettheidigen kann- oder will. Die Wähler haben nach unserer Verfassung kein gwa«gsrecht, vor Abla«f der Amtsdauer ihren Vertreter abzuberufen, um ihn durch einen An« deren zu ersetzen. Das einzige Mittel, welches ihnen zu Gebote steht, ist die MißtrauenSadresse, deren Unterschriften nur gesanimelt werden dürfen, und es hängt vom Willen des Vettreters ab. die Forderung seiner Wäh. ler zn erfüllen: thnt er's nicht, so müssen sie bis znm Ablauf der AmtS-dauer warten. VolkSvettretnngen sind nur dann eine Wahrheit und haben nur dann einen Wetth. wenn das Volk zu ihnen hält, wenn Wähler und Gewählte übereinstimmen. Um diesen Zweck erreichen zu können, muß bei der Aeu-dernna unserer Verfassung beantragt werden, daß die Wähler berechtigt sein sollen, zu jeder Zeit durch Vkehrheitsbeschluß in allaemeiner. offener Versammlung die Abberufung ihres Vertreters uud die Vornahme einer neuen Wahl zu verlangen. Hätten wir jetzt schon eine solche Bestimmung in unserer Bersassnng, die Adresse der Zweihundertundvierzig wäre vielleicht nie geschrieben, ge-wiß aber nie unterzeichntt worden. Die Gegner der Verfassungspartei hätten uuter strenger Beachtung der gesetzlichen Formen — der Stimm« berechtignng. Redefreiheit und Beschlußfassung, die Wahlmänner versam-meln und befragen müssen, ob die Ageordneten von Feyrer und Lösch-niM das Berttauen des Wahlkreises dadurch verwirkt, daß sie für die Rechtsbeständigkeit der Verfassung sich ausgesprochen — ob ste in Folae dessen abberufen und Neuwahlen ausgeschrieben werden sollen. Dieser Ab-stimmung wär' eine lebhafte Verhandlung für und wider die Adresse vorausgegangen. Dann hättm - auch wir, die Verfassungstreuen, von dem Rechte der freien Rede in freier Versammlung Gebrauch gemacht — dan« hätten wir. Mann für Mann, nnd Wort für Wott den Gegnem bew ie-sen. daß ihre ganze Adresse auf irrthümlichen Voraussetzungen beruht. (Schluß folgt.) Marburger Berichte. (Aushilfskasse.) Am 1. Juli 1864 wurde hier, vorläufig nur für den Umfang der Stadtgemeinde, ein Aushilfskasse Verein gerundet zu dem Zwecke gegenseitiger Unterstützung der Mitglieder durch Gelddar- Verwahre mir daS Kind. Emilie l Wie kommst du darauf? Ich weiß eS felbst nicht. Laß ihm kein Unglück zustoßen. Er umarmtt seine Fran. Bis morgen l Gehabt Ench »vohl. Bis morgen, mein bester, mein einzigster Hugo! Sie weinte noch einmal an dem Herzen des Mannes, der ste so sehr lieble, der sie Hatte sie ihn betrogen? Er m«ßte fon. Sie trennten sich. Sie gi^ heftig in de«; Zimmer umher, bis sie de« Wagen fottfah -ren hörte. Dann ivarf ste stch in das Sopha. Er ist so brav! Er liebt mich so sehr l Nie, nie wieder! So faßte sie von neuem einen Entschluß, uud sie rief ihn sich zu und schwvr ihn sich zn. Was sind die festesten Entschlüsse eineS Weibes, dem einmal, wie der Dichter sagt. ei«e Lust im Busen lireunt? Sie schwur sich AlleS zu. ehrlich, treu, aber mit der Ehrlichkeit und Treue der leidenschaftlichen Aufreauug. Dann wurde ste ruhiger. Ate träumte. Dann aber kam doch wieder die Unruhe über sie. Sie sprang vom Sopha auf. Sie durchschritt wieder hastig und heftig das Zimmer. Das Kiud war auf seinem Bänkchen bei seinen Puppen eingeschlafen. Sein blonder Lockenkopf ruhete zwischen ihnen in dem Sesscl. Sie blieb vor ihm stehen. Sie mußte das schöne, freundliche, so süß schlummernde Gesichtchen betrachten. Es war eia lieblicher bezaudernder Anblick. Aber Ruhe konnte er in ihr Herz nicht senken. Sic mnßte sich abwenden. Sie mußte seufzen. Ihr Busen wogte. Drückte noch immer sie etwaS? Drückte etwas Neues sie? Eiue Ahuung? Gar eine Gewißheit? Sie warf »»veifelhafte, ängstliche Blicke nach dem Fenster, zweifelhaftere nach der Thür. Als wen» sie an dem Fenster etwas erwarte und strchte; als wenn sie dnrch die Thür Hilfe herbeirnfen wolle. Sie wandte sich an ihren Flügel. Sie s^te sich vor ihn. Sie griff in die Taften. Sie sprang wieder ans. Tie durchschritt wieder dos Zimmer. Auf einmal fl^ sie zurück, aus der Mitte des Zimmers, bis an die Waud. bis an die Thür. Alles Blut war auS ihrem Gesichte entwiche«. Mit erlosche«e« Auge« starrte sie zu« Fenster hin. Hatte sie dort etwas vernommen? Sie hatte. Eine Gestalt zeigte sich an de« Fenster, in der Dnnkelheit des Abends eine dunkle Gestalt. Die volle ginsterniß des Abends war längst eingetrete». Das Fenster war offe» geblieben. Die Kau stand cntschlnßlos. bewegnngslos. Sie konnte «icht Hilfe leihen und zur Hebung der Sparsamkeit. Jed?» wirtliche und unterftü-Kevde Mitglied ist verpflichtet, bei seiner Aufnahme 2 fl. als „Grund-taxe" zu erlegen uud jeden Monat eine Einlage von wenigst nS 50 tr. m machen. Die Grundtaxe fließt in den Reservefond. Die Betträge bleiben jedoch Eigenthum des Einlegers und werden jetzt mit ö-/o verzinst. Jedes wirtliche Mitglied hat nach Maßgabe deS KaffestandcS und der Höhe seiner Einlagen Anspruch auf ein Darleihen, dessen größter Betrag uach dem Beschlüsse der letzten Hauptversammlung auf 200 fl. festgesetzt worden. Zur Rückzahlung des Darleihens ist als türzcste Frist ein Mo-nat, als längste ein Bierteljahr bestimmt: ist der Schuldner nicht im Stande, sein Wort zu halten, so kann die Frist auf drei Monate verlängert werden. Der Anleiher ist berechtigt, seine Schuld noch vor Ab-lauf der Frist ganz oder theilweise zu bezahlen, in welchem Falle jedoch eine Zinsenveraütuna nicht stattfindet. Die Darleihen werde?» gegen Wech. sei und 7''/^ Verzinsung ausgegeben. Die Zahl der Mitglieder ist bereits auf 159 gesti^en: 146 find wirkliche. 13 unterstützende. Herr Büri^ermei-per Andreas Tappeiner ist Vorsteher. Schriftführer Herr Gemeindebe^M-ter Schalupeck. — Den Ausschuß deS Vereins bilden die Herren: Tho-maS Götz, Ludwig Ludwig, Mareo und Franz Radei; der Ausschuß zur Prufu^ der Rechnung bestrbt auS den Herren: Franz Bindleä»ner. Ri» char1> Matzl und Simon Wolf. 3m verflossenen Jahre »vurden eingenom men: 11,107 fi. ausgegeben: 10.19ö fl.; 912 fl. blieben in der Kassc. Der Vesammtvertehr betrug 24.663 fl. Der Rcservefond beläuft fich auf 717 fl. Die AmtSstunden sind jrden Freitag von 10—12 Uhr. (Parteileden.) Die MißtrauenSadrefie. die eine sehr schwache Minderheit der Wähler auS den Landbezirten Marburg, St. Leonhard und W. Feistritz an die Herren Abgeordneten von Feyrer und Löschniuq gerichtet, rief Seitens der verfassungstreuen Partei eine Vertrauensadresse an den Landtaa für seine Haltu^ in der Berfassunqsfrage hervor. Wir bringen im nächsten Blatte den Wortlaut dieser Adresse. (Theater.) Zum Bortheile des FiäuleinS Medy wurden am 16 Jänner: „Der Zigeuner" von A. Verla und „Die Savoyarden" von Z. Offmbach aufgeführt. Verschaffte unS „Peti, ein Zigennrr" Gelegenheit, die selt.Nt VarstellungSgabe deS Herrn Naumann zn bewundern, so war daS Publikum erfreut, nach so langer Unterbrechung Fräulein Medy wie-der einmal in der Operette zu bören. Fräulein Medy (Suzon) wurdk mit Beifall empfangen und für ihre Leistung mit Beifall belohnt, der bei weniger geziertem Spiele noch lebhafter gewesen wäre. Herr Naumann, dessen Stimme noch einiger Schonung bedarf, wußte als „FrangoiS" durch seinen warmen Bortrag sehr für fich einzunehmen. Die Partie dcS „Piecolo" (Fräulein Frühling) zeigte in Gesang und Spiel dle Entsal-tnng eines so schönen Talentes bei entsprechenden äußeren Mitteln, daß wir der Künstlerin eine bessere Zukunft wünschen. — „Nestroy'S TaliS-Manu" vermochte am 17. Jänner daS HauS nicht zu fülle." Die Herren: Wealchaider, Wirth u. Aleischer. Kotto^. Vucheggee, Gastw., Veitsch. Hofmann, Vuchhdlgßreif., Ried. „Stadt Meran." Die Herreu: Steinmann, Ing., Wien. Witt««««, Ks«., Kassel, welta, «ltbes., Wien. Grüberl, Priv., Wien. — Frl. vlüml, veamtenStochter, Vrävali. Berstorbene in Marburg. Um 1V. Jänner: Zohana Gueß, Magd, SZ I., Schlagfluß. — Lorenz Koß, Militärabschieder, SS 3., Auszehrung. — Am 17.: Thomas Dermatha, Seiler, 44 Z., Auszehrung. — Johann vpeta. vezirfsgerichtsdiener, 4S I., Afthma. Zwei Wagenpferde (Rappen), fehlerftti, mit oder ohne Geschirr, find zu verkaufen. Nähere Auskunft im Eomptoir dieses Blattes. (16 Sir. 1440» Edikt. Freie Versteigerung einer Weingartrealität in Potschgau. Vom k. k. Bezirksgerichte Marburg wird bekannt gegeben, daß die versteigerungsweise Veräußerung der zum Anna Beitlitsch'schen Berlasse gehörigen behausten Weingartrealität Urb. Nr. 675 »6 Straß und Berg Nr. 20 aä Pfarrsgült Maria Rast. sammt mehreren dabei befindlichen Fahrnissen bewilliget und die Tagsatzung hiezu am Orte der Realität zu Potschgau auf den 8. Februar 1866 und zwar bezüglich der Realität von 11 bis 12 Uhr und bezüglich der Fahrnisse von 12 Uhr Mittags angefangen in den dazu erforderlichen Stunden angeordnet wurde Hlebei wird die Realität um den Preis von 1200 fl. uud die Fahrnisse um den bei der Inventur erhobenen Schätzwerth ausgerufen und werden diese Objekte nur um oder über den Ausrufspreis a« de« Meistbietenden hintangeben werden. Jeder Lizitant auf die Realität hat ein Vadium mit 120 fl. zu Händen der Lizitations Kommission zu erlegen uud können die übrigen Bedingnisse. das Schätzungsprotokoll uud der Gruudbuchsstand hier ein-gesehen werden. K. k. Bezirksgericht Marburg am 28. Dezember 1865. Eisenbahn-Fahrordnung fllr Marburg. Aach Wieu: »«4 Trie«: Abfahrt: « Uhr 19 «in. Früh. Abfahrt: 8 Uhr 15 o Uhr 48 Mi«. Abnids. S Uhr Z MW. «l«is. «ach «illach: Abfahrt: » Uhr Früh. Vie gemischte« Siige verkehre« täglich i« der «ichtuug «ach Wie«: »rieft: Abfahrt: 1Z Uhr 44 Mi«. Mtttags. Abfahrt: 1 Uhr Z« Mi«. Mist«Gs. Eilz«g verkehrt von Wie« »ach lriaft Mittwoch ««b Samstag, »o« trieft ««ch Wie« Moutag ««d D«i»erstMg. Nach Wie«: A«ch trieft: Abfahrt: Z Uhr S6 Mi«. Mittags. Abfahrt: 1 Uhe 5Z Mi«. Mittags. Ser««t»or»icher Redakteur: Franz Wiesthaler Druck ««d Verwg »o» Eh««r» Zaifchitz i« Marb»rg.