WNMMM ^« ^^> ,«z. ijsenschalt und geselliges Leben. Nedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. 222» ÄQT225<2H>5?<2» ^ ^Ä. Freitag am A. Februar I.84Ä. W^^ ' Von dieser Zeilscoriil erscheinen wöchemüch zwei Nummern, jedes Mal ein halber Noaen. Vergreis des Blattes ili in Laiboch aanzjährio ü, ^>^"^ balb>äbr,a 5 ft. Durel! d,e l. l. Posl „nier (!uuve>>i m,l voeiosreier Zuienduna ganzjäbria u, balbiäbria , ,1. L.M., und wird balbjäorlg «orau»' bejablt. Alle l. t. ^»stämier neinien OränumeraKon n»n bco» Verleger «in staan, Nr. ,yu, >>n ersten Olocte. Gr schied! che des gefangenen Vaters aber wenig helfen würde. „Es ist erwiesen, daß die drei Gefangenen verbotenen Verkehr mit den Oesterreichern hatten, und folglich sind sie rettunglos verloren, wenn du dich spröde zeigst", sprach er weiter, und glaubte nun, seinem Ziele sehr nahe zu sein. Er tändelte linkisch mit der Degenkuppel, klirrte mit den Sporen, und besah sich mit läopischer Selbstsucht im Spiegel, während Thekla seine Worte wohl überlegte. „Ich bin nicht gewohnt«, sprach endlich schlau das Mäd­chen, „ohne Bewilligung meines Vaters einen Schritt von Wichtigkeit zu thun. Ihr werdet daher einsehen, daß ich mit ihm hierüber sprechen muß." „„Thut Das««, entgeg. nete der Eitle, und fuhr kämmend mit den krallenarcigen Fingern durch das röthliche Haar um es in Locken zu dre­hen. „„Das Leben ist auch dem Greise lieb«", sprach er weiter, und fuhr fort, sich zu bespiegeln. „„Verdammter Bursche!«« rief er plötzlich; er hatte sich nämlich aus Un­vorsichtigkeit den Verband von der Kopfwunde gerissen, und wurde daher unliebsam an seinen Nebenbuhler, den stinken, netten Ignaz, erinnert. „„Der wird mir gewiß nicht entgehen«", murrte der Herzlose, nahm den Kerker­schlüssel aus der Tasche, und schritt mit ihr nach dem Ge­fängnisse. Dort saß der greise Vogt, mit schweren Ketten an die Wand gefesselt. Er schlummerte sanft, die gefalteten Hände lagen regunglos im Schooße. „Erwachet!" brüllte Valentin , und rüttelte den Alten unsanft. Erschrocken fuhr dieser empor und erblickte mit Unmuth seine Tochter an der Seite seines Feindes. „Wie", sprach er zweifelnd, „bist du wirklich so tief gesunken?" —„„Sei d nur ruhig, Pater,"» entgegnete die sanfte Tochter; „„ich will bei euch bleiben — keine Macht soll mich von der Brust meines Vaters reißen"", und schlang liebevoll den Arm um den Nacken des Greises. Valenti n sah nun ein, daß er getauscht sei. Schon erhob er frevelnd die Hand, um den wehrlosen Gefan­genen zu mißhandeln, da vernahm man ein gedietheri­sches „Halt!" — Ignaz trat herein, und wies dem wü­thenden Valenti n ein Befehlschreiben des franzosischen Commandanten. Knirschend entfernte sich Valentin , wäh­rend Igna z die Fesseln des Greises loste. Auch Meister Christoph und Simon wurden befreit. Man begab sich in des Vogtes Wohnung, und vergaß bald die Stun­den des Unglückes. Ignaz nahm das Wort: „Ich ging mit der Ueberzeugung zum Commandanten nach Tscher­nembl, daß auch in der Brust des Feindes zuweilen ein edles Herz schlägt. Meine Worte fanden bald Eingang und Glauben beim Commandanten. Ich erhielt, was ich wünschte: eure Befreiung. Der Gedanke, daß es ja das Leben meiner guten Väcer und ihres bewährcen Freundes betreffe, gab mir Much und Stärke. Zwar war der Fremd­ling erst barsch und rauh, und verwies mir strengstens meine Verbindung mit den Oesterreichern. Als ich aber freimüthig sagte, daß die Anhänglichkeit und Liebe für den angebornen Fürsten doch kein Verbrechen sein tonne, be­sann er sich, gewährte meine Bitte, fuhr jedoch dann fort: «Aber was würdet ihr thun, wenn ich euere Bitte zu ge­währen nicht geneigt gewesen wäre?« — „Herr," sprach ich nach kurzem Bedenken, „ich habe wohl gehofft, in euch ei­ nen edlen Mann zu finden, doch wenn ich fruchtlos gebe­ten hätte, so wären mir fünfzig wackere Bursche zum Bei­stände gewesen. Wir würden die Schuldlosen mit Gewalt und um jeden Preis befreit haben. Der Commandant schwieg. Eins ist mir unbegreiflich. Es schien mir, als sollte ich den guten Major schon längst kennen; doch ver­gebens zermarterte ich mein Gedächtnis;.« — „„Wie heißt er?"" forschte der Vogt. „D' I"«", entgegnete Ignaz. „„Nun, im ganzen Krainerlande führt wahrlich Niemand diesen Namen."" — „Als ich aber zum Major sagte", fuhr Igna z in seiner Erzählung weiter, „daß ich des Gärbers Sohn sei, da nahm er mich plötzlich bei der Hand, und drückte sie mir mit solchem Feuer, als wären wir Jugend­freunde. — Doch bald besann er sich, und hieß mich dann gehen, ohne meinen Dankesworten die geringste Aufmerk­samkeit zu schenken." — Es war bereits ziemlich spät und man ging zur Ruhe. Am andern Morgen zogen die feindlichen Truppen weiter, nur Valenti n blieb zurück. Auf dem Schloße saß der greise Vogt mit seinen Freunden beim Morgenim­biß. Thekla trat eben mir einer Schüssel Erbsen und gerostetem Fleische herein, Igna z half die Gäste bedie­nen, als ein Reiter vor d,em Thöre hielt. Neugierig blickte der Bräutigam hinunter, rief dann lebhaft: „der Major kommt!" und schon stand dieser am Tische. Er war ein fester, hochgewachsener Mann von mehr als dreißig Jahre», mit freundlichem, aber stark gebräuntem Gesichte und hell­funlelnden Augen. „Ich habe gehört, Herr Vogt, daß man in dieser Burg so manche Sehenswürdigkeit aus den Tagen der Vorzeit aufbewahre. Da bin ich denn gekom­men, um sie zu besehen«, sprach er mit vieler Freundlich­keit. Der Vogt hatte die Pelzmütze gerückt, die Gäste machten Platz, und Thekla bewunderte den herrlichen Fremdling, welcher flink und fehlerfrei sich in krainischer Sprache ausdrückte, während der Schmid, sein hölzernes Bein zurecht setzend, herbeihumpelte und begann: „Nehmt unseren wärmsten Dank!« „„Laßt das"", entgegnete barsch der Major. Doch, als wäre dies nicht der rechte Ton, mit dem greisen Meister Simon zu sprechen, fuhr er dann mit sanfter Stimme fort: „Es freut mich, daß ich euch dienen konnte." Und plötzlich war es, als ob den fremden Krieger eine heimliche Rührung überraschte, denn er wendete sich schnell gegen die Thüre und verdeckte mit der Hand das Augenpaar. „Ih r liebet eure Heimath wohl recht sehr", forschte der freundliche Krieger dann. „,,O ja!-« sprachen alle. Der Major aber entgegnete, gleich­sam mit sich allein sprechend: „Auch ich liebce mein Va­terland", — dann nahm er Platz am Tische. — Der Huf­schmid aber verlor kein Wort, welches aus dem Munde des Fremdlings kam. Nach dem Frühstücke bat der Major den Vogt, ihm die Merkwürdigkeiten der Burg zu zeigen. „So möget ihr wissen, mein Herr, daß das Land Krain aller Ehren werth ist," begann mir Begeisterung der Vogt. „Auf dieser Veste hausten die ritterlichen Purg ­stalle, welche mir den heimischen und Crcaciens Edlen verbunden, oft gegen die Türken zogen und rühmlich für das Vaterland kämpften. Auch Franz und Heinrich Plaß­mann , das ritterliche Brüderpaar, verband sich mit den Herren von Pur g stall für die gute Sache. Das diese tapferen Bündner manchen harten Strauß bestanden ha­ben, und dem Feinde großen Schaden zufügten, möget ihr aus den Kriegsgeräthen dieser Rüstkammer absehen, Be­seht nur hier die Säbel, Fahnen, Heerpaucken und Roß­schweife! — Und hier ist die Rüstung Erasmus II. von Purgstall , welcher wegen seiner riesenhaften Leibesbe­schaffenheit allgemein bekannt war. Und doch ist er nicht der stärkste Mann seines Hauses gewesen: Graf Sieg­mund von Pur g st al l übertraf ihn weit. Er zerbrach neu geschmiedete Hufeisen, ließ sich sieben Männer auf die Schulter laden, und trug aus Unterhaltung ein Feld­stück von sechs Centnern aus der Rüstkammer hinauf in den Prunksaal. Hier seht ihr die Bildniße der Purg­stalle, welche dem Vaterlande stets eine creue Stütze ge­wesen sind." Doch der Major versank in tiefes Nachden­ken, gab auf des Vogtes Reden wenig Acht, verließ dann plötzlich den Saal, und ritt fort, um nie wieder zu kehren. 333 »Bei Gott, ich glaube fast", sprach derSchmid, »daß der Herr Major Niemand anderer sei, als Meister Gär­bers entlaufenes Söhnlein. Habt ihr denn nicht bemerkt, mit welchen zärtlichen Blicken er den Gärber und seinen Sohn besah? Ja, ja, das ist euer Fritz, glaubt es mir!" Tags darauf erhielt der Gärber einen Brief vom Ma­jor. Ein unerklärbarer Trieb in die Ferne, hieß es darin, habe ihn bestimmt, die Heimat zu verlassen und die Fremde zu durchwandern. Des großen Corsen Glückstern sei auch der seinige. Er hoffe, bald reich an Ehren heimzukehren, und den Nest seiner Tage in seinem Geburtsorte zu ver­leben. — Das geschah jedoch nicht. Als die fränkischen Zwing­herrn auf den Feldern von Leipzig geschlagen wurden, fiel auch der tapfere Oberst d'I^'*, der entlaufene Fritz, während Igna z glücklich an Thekla's Seite seine Tage verlebte. Seckau in Obersteicr. Ioh. Vinz. Sonntag. ^österreichische Gnomen. Von Doctor und Nibliothecai Richter. (Foitsctzung.) 56. Ganz so ist es mir dem österreichischen Alterthu­me. Die Berge, Flüsse, Seen, Thäler und Ebenen re­den celcisch, windisch, deutsch, griechisch, lateinisch und magyarisch; die Sprachen, Sitten und Gewohnheiten der österreichischen Völker gleichen den Hieroglyphen an den Pyramiden Acgyptens, darin noch viele Wahrheiten ver­borgen liegen, welche zu entdecken den Enkeln und Uren­keln vorbehalten bleibt, damit sie auch die Leiden und Freu­den des Forschens und Findens verkosten und im Gebrauche ihrer Kräfte sich ihres Daseins freuen. Denn der Welt Ende ist gekommen, wenn Alles bekannt und Nichts mehr zu entdecken, Nichts mehr zu vergessen sein wird. — So hat ein erleuchteter Magyar erst neulich die Hypothese aufgestellt, daß die Magyaren, von den Byzantinern Tür­ken genannt, eigentlich ihre Sprache von den alten Sar­maten erlernt haben. Z?> Daß die menschliche Eitelkeit, Herrsch-und Hab­sucht bei Erforschung der historischen Wahrheit eben so wie in andern Dingen sich bisher zu Irrthümern, Mißgriffen und rechtswidrigen Eingriffen verleiten ließen, darf uns nicht encmuthigen, sondern soll uns vielmehr anspornen; den bequemen und beliebten Pfad des Irrchums, nationa­len Eigendünkels und der Rechthaberei zu verlassen und den holperichten, weitwendigen Weg gründlicher Studien in Demuch und liebevoller wechselseitiger Verständigung einzuschlagen, dann werden sich die Nationellen Differenzen und Mißverständnisse allmählich beschwichtigen und ausgläc­ten lassen. Denn in der Atmosphäre der Humanität, am Fuße des Kreuzes Christi verschwinden die Unebenheiten, und was vorhin krumin war, wird dort immer ebener und gerader, je näher wir der Idee wahrer Humanität, je näher wir überhaupt dem Herrn kommen, vor dem kein Unterschied der Nationen, weil sie alle seine Geschöpfe, seine Kinder sind. — 3 8. Je schwieriger die Nealisirung humaner Idee« und des christlichen Friedens unter nationell verschiedenen und dennoch politisch vereinigten Nachbar-Völkern, desto herzerhcbender sind die schon wirklich sichtbar gewordenen Blüthen und Früchte solcher Bestrebungen: sie sind der Lohn des rastlosen Fleißes und der unermüdeten Sorgfalt für den Gärtner (an der Donau —) , der, tief eindringend in die Nacur der Gewächse, Regen und Sonnenschein, Luft und Wärme, Düngung, Inoculirung und Versetzung also handhabt, daß sich die Stauden und Stämme vere­deln und unter einander vervielfältigen, immer herrlichere Blüchen entfaltend und Früchte treibend, so wie die ange­bornen und eingeimpften Säfte unter den herbeigeführten günstigen Umständen dieß möglich machen. Der schöne Gar­ten ist Hoch-Oesterreich, und die verschiedenen Bäume und Stauden darin sind die nationellen Verschiedenheiten, die sich galten in Liebe und Eintracht. — 3 3. Wie sich veredeltes zum wilden oder Feldobste verhält, also die Früchte der Humanität und christlichen Liebe zu den Werken der Barbarei. Darum sind die hu­manistischen und christlichen Institutionen erprobte Maxi-men der politischen Gärtnerei in aller Welt, insbesondere aber in Hoch-Oesterreich, wo Gewächse des Ostens und Westens, Südens und Nordens, neben und untereinander gemischt, gezogen und veredelt werden sollen. — I n das verlorne Paradies führen nur die zwei Hauptstrasscn der Humanität und des Christenrhums zurück , — und die po­litische Toleranz kann als provisorische Umfriedung dieses zweiten Paradieses gelten. — 60. Mit dem Falle des ersten Menschenpaares war nämlich die Sünde in die Welt gekommen und mit dieser der Tod: das Leben wurde seitdem ein allmähliches phy­sisches und psychisches Sterben. Das moralische Kränkeln der Menschheit erwahrte sich in der allmählichen Entfrem­dung und Entfernung von Gott und steigerte sich bis zur theilweisen oder gänzlichen Vergessenheit desselben und des sogenannten Urtraditionen. Auf die Lostrennung der Mensch­heit vom wahren Gotte folgte die Trennung der Menschen von einander, oder die Verschiedenheit und Geschiedenheit derselben im Glauben, in der Sprache, in den Sitten, d. h. in der öffentlichen und häuslichen Ordnung und Le­bensweise nach Maßgabe der verschiedenen Orts- und cli­matischen Verhältnisse, wie der physiologischen (d. i. gei­stigen und körperlichen) Beschaffenheit der Geschlechter. Verschiedenheit der Ideen und der Gerechtsame waren nothwendige Folgen jener geistigen und körperlichen Be­schaffenheit und Verschiedenheit der sich zu Völkern aus­wachsendcn Stämme und Geschlechter. Diese natürliche sowohl körperliche als geistige Verschiedenheit und Geschic­denheit der auf der Erde zerstreuten Menschheit erhielt noch mehr Stütz- und Haltpunkc in der geselligen Ord­nung, oa;u sich die einzelnen Völker im Verlaufe der Zeit freiwillig oder gezwungen bequemt hatten. — Ge­walt oder Humanität waren die einzigen Vermittler bei feindlichen Reibungen und Const,cten der verschiedenen ' Nationen der Erde, mit Ausnahme jenes Voltes, das >ich 324 Gott für die Bewahrung der Urtraditionen in ihrer Rein, heit und Integrität auserwählt und dem er sich eben darum von Zeit zu Zeit übernatürlich offenbarte und Gesetze ver­ schrieb, dadurch der gesellige Zustand desselben geordnet wurde, bis die Zeit voll war, und derjenige erschien, durch den die mannigfaltig getrennte Menschheit wieder zur Einheit verbunden werden sollte; eine gottliche Idee eder vielmehr ein göttlicher Nathschluß, dessen Realisirung seitdem das Thema der Weltgeschichte gewesen, noch ist und sein wird bis an das Ende der Tage. Durch diese theokratische Einigung der irdischen Angelegenheiten wurde die politische Oeschiedenheit und natürliche Verschiedenheit der Menschheit oder der Völker nicht aufgehoben, so fern die Humanität dabei in's Mittel getreten war, denn das Christenthum ist der Humanität höchste Vlüche uud himm­ lische Salbung. (Fortsetzung folgt.) Neues. (Schulen.) I n Verlin befinden sich jetzt 13 nor­malmäßig eingerichtete Communal-Armenschulen, in wel­chen in 77 Classen gegen 5,830 armen Kindern ein gere­gelter Tages-Schulunierricht, und 1175 Nachhülfe-Schul­unrerricht enheilt wird; außerdem werden noch 5,356 Kin­der in den Parochial- und Privat-Schulen der Scadt auf Kosten der Communen unterrichtet. Von jenen 13 Schu­len befinden sich io in eigenen, den Communen oder Stiftungen gehörigen Gebäuden, und nur 3 in gemiethe­ten Localien. Die Gescimmtausgabe für die Armenschulen betrug im I . 1838 — 33,587 Rthlr. — (Der würtem bergische Verein) zur Besserung entlassener Strafgefangener hat in einem gedruckten Berichte nachgewiesen, daß in der Periode von 1837, wo er ge­stiftet wurde, bis 183» ihm 8»» Strafgefangene zur Für­sorge anempfohlen worden sind, von denen 264 zu ge­regelter Beschäftigung eingeführt und mehr als die Hälfte seit 4 Fahren als dauernd versorgt anzusehen sind. Da seine Hauptsorge auf die sittlich-religiöse Besserung der entlassenen Strafgefangenen gerichtet ist, so ist der Erfolg seiner Bemühungen nur nach geraumer Zeit zu erkennen; doch auch jetzt schon hat er sehr erfreuliche Erfahrungen gemacht. — (Die Runkelrübenzucker-Fabrication,) die bisher nur in Böhmen schwunghaft betrieben worden war, ist nun auch in Mähren einheimisch geworden. Es sind daselbst schon 3 größere und mehre kleine Unternehmungen im Gange und das Zuckerquainum ist bereits auf jährliche «0,000 Centner gestiegen. — Aus Prag. Anfang Jänner Iö4>. Fuglich sollte ich Ihnen einen zuckersüßen Neujahrswunsch zuerst schreiben, aber noch immer ist mein Kopf von diesen alljährlichen Plagen, die man empfangen und austheilen muß, Wust, und ich muß mich tüchtig zusammennehmen, »m nicht einen factischen Beweis zu liefern, wie man einen Bericht nicht schreiben soll. Lassen wir also einige Erlebniße »us un­serer Stadt an uns vorbei passiren. Ohne in eine der abgeschmackten Iercmiaden zu verfallen, daß un« serc Literatur, welches doch vieles Gute und einzelnes Großartige bringt (ich will hier nur die Leistungen unseres jugendlichen aber doch sehr ausgezeich­neten Alfred Meißne r erwähnt haben) sehr schlecht bestellt sei, melde ich Ih ­nen blos die Unistaltung der Zeitschrift »Ost und West« in der Art , daß s,e nun laglich erscheint, so zwar, daß zwei Mal in der Woche das Haupt­blatt, sonst aber ein Heiblatt unter de», Titel »Prag« erscheint, dessen Auf­ gabe es ist, das Interessanteste und Neueste der Stadt und des Landes zu besprechen. Wer die Verhältnisse unserer Zeit kennt, (ich will nicht über meine Zeit loszichn, denn sie bringt mir ihrer Waben viele, und undank­ bar soll man doch nicht sein) wer ferner einige Blicke in die Gestaltunoen des Journalismus geworfen hat, wird de»! Ncdactcur, Rudolph Glaser, nicht das schuldige Lob versagen, daß er Alles thut, um sein Blatt nütz­ lich und angenehm zu machen. Der thälige Kunst- und Musikalienhändler Johann H o ff m a n n hat nebe» vielen andern drei Picce» veröffentlicht, welche in der musitali­ schen Welt bedeutendes Aufsehen machen und unstreitig zu den besten Wer­ ten gehören, die wir in der neuesten Zeit erhielten; diese sind: Hußitenli.d Von F. Lißt . Eine wilde stürmische Weise, die »us dem Schleier der nacht« umhüllten Vergangenheit Böhmens in die Gegenwart herüber braust; aber Liß t wußte die Glut noch mehr zu schüre» und die Fantasie strömt, ei» filiumienbewegtes Meer, durch de» Orkan erzitternd, bis zun, dem letzten verhallenden Tone. Liß t hat hier das Möglichste seiner For m erreicht, ei» geistreicher Freund, der Behandlung des Pianos, welche dieser Künstler ein­ führte, abhold, bemerk,: es bleibe jetzt Nichts mehr zu wünschen übrig, als bei de», Spiele einer ähnlichen Piecc ei» paar Panken mit de» Füßen zu bear­ beiten , dann sei Alles erreicht, was der Mensch in dieser Art erreichen kann. Dann ?ro,»!er Kunän militairo r>3r lllej'üeliuli,, ü »uu, »mi ^ Ursache des Folgenden zu sein, und wir sehen nicht ein, warum es ge­rade so und mcht anders sein müsse; die Charaktere, alle aus der Wirklich­keit genommen, sind häufig zu wahr , und Dem allein dürfte der bedeu­tende Erfolg des Stückes zugeschrieben werden, denn die Menschen erkennen sich oft sogar gerne auf der Bühne. Line Masse von Concerten wird abgeholte», uud in den Remwis­cenzcn haust eine Cadenz beethovcnscher Tondichtungen neben einigen Lieder­motiven in unserer Seele; denn Dank allen Jenen, welche diese Idee auf­gebracht haben, erhalten wir statt italienischen Arien Lieder, welche auch mehr Anklang finden. Es sollen hier nur die wichtigsten dieser Concerte ge­nannt sein: Herr Proksch gab in seiner Musikbildunasanstalt ein Concert «pirituel »m Cäcilicntüge, welches uns Composstioncn seit dem tüte» Jahr­hunderte bis auf Beethoven und Thalberg brachte — eine herrliche Idee, die auf das Beste ausgeführt wurde. Der Violinist Mildnc r er­regte die Hoffnung, daß er bald mehr als eine gewöhnliche Erscheinung sein werde, und die Pianistin WaricVo u ßife t u. M ori co u rt bewies, daß auch zarte Damen dem Instrumente gebieten können. Ausgezeichnet sind der Pianist Tedesco und der Guitarrespielcr Pique. Nächstens erhalten Sie eine Apologie des CarneVals, den ich bestens zu genießen wünsche, Arnold Kin » u. Laibach. Druck und Verla«, des Joseph Blasnik.