Sassen-, Slrahen- unb p!ätze-6uch ber Stobt Marburg. und Glatze-Buch der Stabt Marburg a. b. Drau. Dr. Artur 21Iallv. Marburg *906. Druck und Verlag von £. Rralik, Marburg. /Idooo (O/ v* * X)em um die Entwicklung der Stadt Marburg namentlich in baulicher Einsicht hochverdienten Alt= bürgermeister Ingenieur Alexander Nagy Ritter des Franz Josef-Ordens, Ehrenbürger Marburgs u. f. w. gewidmet vom Verfasser. Vorwort. Während meiner Tätigkeit im Gemeinderate wurde mir, wenn cs sich darum handelte, neu entstandene Plätze, Gassen und Straßen zu benennen, stets die ehrenvolle Aufgabe zuteil, die Namen dafür vorzuschlagen. Ich ging dabei von dem Grundsätze aus, in erster Reihe örtliche Verhältnisse zu berücksichtigen, dann Namen von Männern, die sich um Marburg, und sei es auch schon vor Jahrhunderten, verdient gemacht haben, und welchen ans diese Weise ein bleibendes Andenken geschaffen werden sollte, endlich Namen von deutschen Männern vorzuschlagen, die, ohne in engerer Beziehung zu unserer Stadt zu stehen, einen hervorragenden Platz in unserem Volke einnehmen. Nur zu wohl ist es mir aber bekannt, daß meist schon in kurzer Zeit daraus vergessen wird, warum gerade dieser oder jener Gassenname gewühlt wurde. Es ist dies nicht nur bei uns der Fall, wo man die Geschichte der Stadt so wenig kennt, sondern auch in anderen Städten. Man hat deshalb verschiedene Vorschläge gemacht, z. B. in Paris: an den Straßenecken eine Tafel anzubringen, welche besagt, warum die Straße den Namen führt. Dies scheint mir aber nicht zweckmäßig, denn wer bleibt auf der belebten Straße stehen, um die Tafeln zu lesen, die übrigens auch bald durch Staub u. s. w. unleserlich werden. Ich beschloß daher anders vorzugehen und ein Verzeichnis aller Gassen, Straßen und Plätze Marburgs anzulegen mit einer ganz kurzen Begründung, warum sie ihren Namen führen. Allein schon bei der ersten Gasse, die ich in Angriff nahm, bei der Allcr-heiligengasse, kam ich unwillkürlich auf das Geschichtliche. Ich änderte daher meinen Plan und beschloß, bei jeder Gasse u. s. w. auch alles mir bekannte Geschichtliche zu erwähnen, was mit ihr in Verbindung gebracht werden kann. Ich mußte dabei, da ich keine Quellenstudien vornehmen konnte, die mir zu Gebote stehenden Arbeiten von Dr. Puff, Janisch, Dr. Josef Pajek u. s. w. benützen, wobei ich bemüht war, das mir nicht richtig Erscheinende zu verbessern. Auch alles Erwähnenswerte, was sich an die Gassen und ihre Gebäude in der jüngsten Zeit knüpfte und was namentlich für jetzige und zukünftige Räte der Stadt wissenswert ist, suchte ich zu berücksichtigen. Allen Herren, die mir dabei behilflich waren, sage ich meinen besten Dank, namentlich aber dem Stadtbuchhalter Herrn Kamillo Kraigher, der mir Einblick in die verschiedenen Urkunden gewährte. Da ich nur in den Sommermonaten, in welchen mir meine ärztliche Beschäftigung mehr freie Zeit ließ, an dem Buche arbeiten konnte, sich seine Fertigstellung daher auf einige Jahre erstreckte, ist cs nicht einheitlich ausgefallen, manche Teile sind ausführlicher, andere unverhältnismäßig kürzer behandelt. Ich bitte den freundlichen Leser, dies zu entschuldigen und zu berücksichtigen, daß ich kein Berufsschriftstcller bin und daß die Arbeit nur ans Liebe zu meiner Vaterstadt unternommen wurde. Möge diese Liebe auch einen Widerhall in den Herzen der Leser Hervorrufen, dann bin ich für meine Mühe reichlich belohnt. Marburg a. d. Drau, im Juni 1906. Dr. Nrkur Mally. Allerheiligen-Gaste. Benannt nach der in ihr befindlichen ehemaligen Allerheiligen-Kirche. Diese war ursprünglich eine jüdische Synagoge und die Gasse das Ghetto von Marburg. Nach Vertreibung der Juden aus Steiermark (1496) wurde die Synagoge im Jahre 1501 vom Bürger Beruandin Drukher und seiner Frau Barbara in die Allerheiligen-Kirche umgestaltet. Auch stifteten sie ein Benefizium und erbauten ein Benefiziaten- und Mesnerhaus. Nach dein Ableben der Stifter wurde das Patronatsrecht und alle diese Kirche und Stiftung betreffenden Urkunden dem Magistrate übergeben, der aber später mehrere Stiftsgüter entfremdete und die Urkunden vernichtete. Das Benefizium blieb unbesetzt, die Kirche wurde als Magazin verwendet. Im Jahre 1621 wurde der Besitzstand des Benefiziums ausgenommen und folgendermaßen geschützt: Der Weingarten in Thonhof 200 fl., der Weingarten in Melling 100 fl., der Rabenkropf 70 fl., die Äcker zu Melling 170 fl., der Acker jenseits der Drau 70 fl. und der Garten bei der Kapelle 50 ft. Erst am 15. September 1659 wurde die Kaplanei wieder besetzt u. zw. mit dem Kurmeister Georg Venkowitsch. Er ließ die Kirche wieder Herrichten, erbaute zu ihr einen Turm, stellte eine auständigc Benefiziatcn-Wohnung her und verschaffte sich beim Gurker Ordinariate Abschriften der Stiftungsurkunden. Von den Stiftungsgütern waren damals bereits entfremdet: die Badstube, das Haus und die Hofstatt samt 2 Gärten, der Weingarten in Thonhof, die Güter zu Pruu, Klitsch, Gatschnig, Ottendorf, Unter-St. Kunigund und Pobcrsch. Als Benefiziaten kommen vor: Georg Venkowitsch seit 1659, | 1668, Georg Roglewitsch f 1701, Tobias Schmutz 1703, Sebastian Straßgietl f 1765, Franz Fasching f 1793-Unter ihm wurde die Kirche aus unbekannten Gründen geschlossen. Am 12. Jänner 1785 berichtet der Stadtpfarrer Josef Otitsch, er habe die Kirche exekriert und ihre Schlüssel dem Kreishauptmanne Grafen Gleispach übergeben. Die Kirche wurde dann verkauft und zu einem Magazin und Keller umgestaltet. Später war darin eine Wattefabrik, dann eine Bürstenfabrik. Die obere Abteilung wurde vielfach umgestaltet, zuletzt 1877. Damals fand man im Schutte des Dachbodens ein Stück einer ziemlich großen Glocke, welche zur Fabriksglocke umgegossen wurde. Gegenwärtig ist die ursprüngliche Bestimmung des Gebäudes nur mehr an seiner Südseite durch die noch vorhandenen drei Strebepfeiler kenntlich. Ober dem Eingänge zum Keller ist ein Stein mit einer Traube, die Erinnerung an die einstige Winzerbruderschaft, eiugemauert. Zwei ähnliche Steine, der rechte einen Kranz, der linke einen Stern darstellend, befinden sich zu beiden Seiten der in das Obergeschoß führenden Tür. Von der ehemaligen Kirche durch einen Garten an der südlichen Stadtmauer getrennt, ist ein, nun der Gemeinde gehöriger, einstiger Befestigungsturm. In Wischers Schlösserbnche gleicht er ganz dem noch an der nördlichen Stadtmauer befindlichen (Tscheligischen) Turm. Leider hat er nun aber ein viel weniger steiles Dach. Der erwähnte Garten dürfte der Inden-Friedhof gewesen sein, denn bei Grabungen stößt man noch auf menschliche Gebeine, auch fand sich in den Siebziger-Jahren noch ein jüdischer Grabstein in der einstigen Kirche vor. Am Stadtpark. Durch die Aufteilung des Blockes zwischen Stadtpark und Tegetthoff-Platz in einzelne Baustellen entstand die Notwendigkeit, den südlich vom alten Stadtpark zwischen der Bürger- und Bismarckstraße gelegenen Straßenteil zu benennen. Er erhielt in der Gcineinderatssitzung vom 12. April 1905 den Namen „Am Stadtpark". Anzengruker-Ga Ise. Ein Hausbau an einem bisher noch nicht benannten Strnßen-zuge in der Kärntnervorstadt machte es notwendig, für diesen einen Namen zn wählen. Dies geschah in der Gemeinderatssitzung vom 2. November 1904, in der man sich für die Benennung „Anzengruber-Gasse" entschied. — Ludwig Anzengruber wurde am 29. November 1839 in Wien geboren und starb daselbst am 10. De- zember 1889. Seine Volksstücke: Der Pfarrer von Kirchseld, Der Meineidbauer, Die Kreuzelschreiber, Der G'wissenswurm, Das vierte Gebot, Der Fleck auf der Ehr' machten ihn allgemein bekannt und berühmt. Der Umstand, daß er unter dem Namen Gruber am Marburger Theater als Schauspieler in der Spielzeit 1863—1864 wirkte und damals auch hier eines seiner Erstlingswerke zur Auf-fführung kam, bringt ihn mit unserer Stadt in nähere Beziehung. Apotheker-Gasse. So benannt wegen der bei ihrem Eingänge am Hauptplatze befindlichen Stadtapotheke „zum k. k. Adler". Besitzer dieser Apotheke waren im vorigen Jahrhunderte: Baumbach, Karl Koch, Franz Stampfl, Johann Noß, 1864 dessen Sohn Josef Noß, 1890 Johann Richter, 1895 Alois Hokinek, seit 1904 Friedrich Prull. In alten Zeiten hieß diese Gasse auch Kleine Kirchgasse. Bis 1871 bestanden nur die beiden Apotheken am Hauptplatze („zum k. k. Adler" und „zum Mohren"); in dem genannten Jahre wurde die Apotheke „zur Mariahilf" in der Grazervorstadt und 1896 „zur heil. Magdalena" in der Magdalenenvorstadt errichtet. Asyl-Oasse. Benannt nach dem 1870 von der Südbahn - Gesellschaft erbauten Kinder-Asyle, in welchem die im Alter von 2 bis 6 Jahren stehenden Kinder der Arbeiter-Kolonien tagsüber beanfsich-tiget und beschäftiget werden. Die mit einem großen Spielplätze und Garten umgebene Anstalt wurde am 1. November 1871 eröffnet und wird von 4 Schwestern aus dem Institute der Schulschwestern vom dritten Orden des heil. Franziskus von Assisi zu Marburg geleitet. In ihr sind gegenwärtig 138 Kinder tagsüber untergebracht. Die von der Südbahn-Gcscllschast getragenen Kosten belaufen sich auf beiläufig 1968 Kronen im Jahre. A«G«sse. Im Jahre 1876 wurde jener Weg, der von der Badgasse ober der Badl'schen Lederfabrik zur Drau und an dieser, unter der Eisenbahnbrücke durch, bis in die Mellinger-Au führte und früher Untere Uferstraße hieß, Angasse benannt. Später wurde der Weg zwischen der Bad- und Fabriksgasse aufgelassen und endlich auch der in der Vorstadt Melting gelegene Teil der Gasse „Überfuhr-Straße" genannt. — An der Augasse befanden sich im Flusse ehemals mehrere Schiffsmühlen, deren letzte 1901 entfernt wurde. Kad-Gasse. An Stelle dieser Gasse befand sich noch bis in die Fünfziger-Jahre des vorigen Jahrhundertes der tiefe östliche Stadtgraben, dessen Böschung mit Akazien-Gesträuchen bewachsen war und an der ein schmaler Fußsteig zur Drau hinabführte. Die Sohle des Grabens war jedoch nicht in der Mitte der jetzigen Gasse, sondern etwas mehr stadtwärts, weshalb auch der den Abfluß der Teiche ausnehmende Hauptkanal unter der Scherbaum'schen Dampfmühle und unter dem Girstmayr'schen Hause verläuft. Allmählich wurde der Stadtgraben verschüttet und die dadurch entstandene Gasse nannte man Stadtgrabengasse. Bei der Einführung des Winkler'scheu Systems der Gassenbezeichnung und Häuserbenummerung im Jahre 1876 wurde die Gasse „Bad-Gasse" benannt. Diese Bezeichnung erfolgte aber nicht wegen des nun in der Gasse befindlichen Badhauses, da dieses ja viel später gebaut wurde, sondern wegen des damals an der Ecke dieser Gasse (Nr. 23) und der Lederergasse (Nr. 34) in Betrieb gestandenen alten Badhauses und des kalten Bades in der Drau, das östlich vom alten Befestigungsturme auf zwei Schiffen im Flusse sich befand. Gegen Ende der Siebziger-Jahre ging das Flußbad ein und das Wannenbad kam wegen Verkauf des Hauses außer Betrieb. Da nun auch das Kartin'sche Wannen- und Dampfbad in der Schmiderergasse zu bestehen aufgehört hatte und in Marburg kein öffentliches Warmbad mehr bestand, beschloß der Gemeinderat, durch Gewährung eines unverzinslichen Darlehens die Erbauung eines Badhauses zu fördern. — Am 30. November 1892 wurde vom Gemeinderat der Antrag der Gebrüder Denzel zur Erbauung eines Dampf-, Dusch- und Wannenbades nach den neuesten, bewährtesten Systemen angenommen und am 1. Dezember 1892 der Vertrag zwischen der Stadtgemeindc und ben Brüdern Johann und Richard Denzel abgeschlossen. Nach diesem gibt die Gemeinde den Brüdern Denzel eilt Darlehen von 25.000 Gulden und zwar in 5 Raten zu 5000 Gulden, die letzte nach Vollendung des Baues und der Installation. Dieses Darlehen ist durch zehn Jahre, d. i. bis 1. Jänner 1904 unverzinslich undunkündbar, ausgenommen, wenn der Betrieb des Bades eingestellt werden sollte oder die Besitzer ihren Verpflichtungen nicht Nachkommen würden. Nach dem 1. Jänner 1904 ist das Darlehen derart zurückzuzahlen, daß die Badbesitzer von der Marburger Gemeindesparknssc ein Darlehen von 25.000 Gulden auf das Badhaus aufnehmen, die Gemeinde das Geld behebt und falls das von der Sparkasse bewilligte Geld weniger als 25.000 Gulden betragen würde, das Fehlende von den Badhausbesitzern daraufgezahlt werde. Die Gebrüder Denzel verpflichten sich, das Bad bis 1. November 1893 in Betrieb zu setzen. Endlich wird noch ein Höchsttarif für die einzelnen Arten der Bäder festgesetzt und die Tage und Stunden bestimmt, wann die Benützung der Bäder zugänglich sein muß. Da die Sparkasse das Darlchens-gcsuch nicht bewilligt hat, zahlt Herr Denzel an die Stadtgemeinde jährlich 4y2% Zinsen und 1% Tilgung. Kahrchof-Gasse. Obwohl die in dieser Gasse stehenden Häuser schon am Ende der Fünfziger- und Anfang der Sechziger-Jahre gebaut worden waren, wurde sic erst 1887 dadurch eröffnet, daß die sie von der Tegetthoffstraßc abschließende Mauer und der sie vom Tappeiner-(damals Wieland-) Platz abschließende Zaun entfernt wurde. Da sie gegen den Mittelbau des Hauptbahnhofes hinführt, nannte mau sic Bahuhof-Straße. Im Jahre 1899 wurde diese Bezeichnung in Bahnhof-Gasse umgewandelt. Der Bahnhof, der 19 Meter über dem Drauspiegel liegt, wurde im Jahre 1846 vollendet. Der Bau der Eisenbahn von Graz bis Cilli begann 1843, die feierliche Eröffnung der Strecke erfolgte am 2. Juni 1846, die erste Lokomotive, welche Marburg sah, war am 27. April der „Ocean". Der Bahnhof erlitt infolge des -sich stets steigernden Verkehres mehrfache Umftaltungen, besonders 1863, als die Kärntnerbahn eröffnet wurde. Damals wurde die Personenhalle, die 68 Meter lang und 14 Meter breit war und drei Geleise überdeckte, als den Verkehr hemmend entfernt. In den Neunziger-Jahren wurde der Bahnsteig (Perron) in der Richtung nach Süden und Norden verlängert, der Bahnhof gegen Norden durch einen bedeutenden Zubau vergrößert, aber noch immer genügt er nicht den gegenwärtigen Verkehrsverhältuissen. Kanralari-Gasse. Um das Andenken des Bürgermeisters Josef Bancalari zu ehren, benannte der Gemeinderat im Jahre 1871 eine Gasse in der Magdalenen-Borstadt nach ibm. In der Nähe dieser Gasse (Josefstraße Nr. 23) hatte Bancalari einen von ihm wohlgepflegtcn Garten besessen. Josef Bancalari wurde am 22. August 1824 in Marburg geboren. Sein Großvater Dominik kam 1796 als Zuckerbäcker und Kaffeesieder aus Chiavari bei Genua nach Marburg, kaufte das Freihaus in der Viktringhofgasse (Nr. 20), das nunmehr dem Stifte St. Paul gehört, ließ es schön Herstellen mit einem Tanzsaale für das damalige Kasino. 1823 kaufte er seinem Sohne Josef die Apotheke zum Mohren am Hauptplatze. Diese übernahm nach seines Vaters Tode der nachherige Bürgermeister, der 1861 in den Gemeindernt, in den Sparkasse-Ausschuß und 1866 zum Bürgermeister-Stellvertreter gewählt wurde. Nachdem A. Tappeiner Ende 1867 die Bürgermeister-Würde zurückgelegt hatte, fiel die Wahl auf Bancalari, der dieses Ehrenamt bis Ende 1870 bekleidete, wo er krankheitshalber zurücktrat. Er starb am 11. Feber 1871. Während seiner Amtstätigkeit wurde der erste Gasvertrag abgeschlossen, die Wielandgasse eröffnet und die Einhebung der Zinskreuzer beschlossen. Seine Leutseligkeit im Amte, sein Gerechtigkeitssinn, sein stetes Bestreben, die Interessen seiner Mitbürger zu fördern, haben ihm ein dauerndes Andenken erworben. Krrg-Gajse. Diese am Berge gelegene Gasse erhielt im Jahre 1873 die Bezeichnung Berg-Straße. In anderen Städten heißen zumeist Bergstraßen jene Straßen, die auf einen Berg hinaufführeik. Am 6. Dezember 1899 wurde die Bezeichnung „Straße" in „Gasse" umgewandelt. Das schönste und größte Gebäude der Berg-Gasse war bis zur Erbauung der beiden Häuser des Mg. Verbrauchs-und Sparvereines das sogenannte Karner'sche Stöckl, welches ehemals den Jesuiten gehörte, daher auch Jesniten-Stöckl genannt wurde, nun Eigentum der Marburger Eskompte-Bank (Nr. 8). Hier führten am 7. Juni 1809 die österreichischen Truppen, die bei Schleinitz und Kölsch eine Abteilung Franzosen angegriffen und bis zur Draubrücke verfolgt hatten, Kanonen auf, beschossen aber nicht die Stadt, in der sie am 9. einrückten und sie vorübergehend besetzten. Erst am 10. Jänner 1810 räumten die Franzosen endgiltig Marburg. Kisrrmrck-Ktraße. Am 6. Dezember 1899 wurde vom Gemeinderate jener Teil der Bürger-Straße, der sich im II. Bezirke (Grazer-Vorstadt) befindet zum ehrenden Angedenken an den großen deutschen Reichskanzler, den Begründer des Deutschen Reiches, Bismarck-Straße benannt. (Otto Fürst Bismarck-Schönhausen, geboren am 1. April 1815 auf Schönhausen, gestorben am 30. Juli 1898 zn Friedrichsruh, seit 1865 Graf, seit 1871 Fürst und seit 1890 Herzog von Lauenburg.) Klumen-Oasse. Sie gehört zu den ältesten Gassen der Grazer-Vorstadt und auch ihr Name, der in den vielen Gürten mit Blumen, die sich in ihr befinden, seinen Grund hat, ist schon sehr alt. Die Regelung dieser sich windenden Gasse ist eine sehr schwierige, da dabei mehrere Häuser zu Falle kommen müßten. Die günstige Gelegenheit, eines von diesen an sich zu bringen, ergriff der Gemeinderat und kaufte im Jahre 1901 die Huber'sche Liegenschaft (Haus samt Garten) um 9500 Kronen von Herrn Johann Winkler, der sic kurz zuvor erworben hatte. Ferner kaufte der Gemeinderat am 1. Juli 1903 die Brandstätte des Herrn Franz Kantner (Nr. 1), die Geviertklafter um 80 Kronen. Krandis-Gasse. Im Jahre 1871 verkaufte der Besitzer der Burg Ferdinand Graf Brandis dein Herrn Johann Girstmayr das zur Burg gehörige Haus in der Burggasse (Nr. 2), welches Georg Graf Khiesl 1651 erworben hatte und auf welches 1843 ein zweites Stockwerk aufgesetzt worden war. In diesem Hause war viele Jahre lang die k. k. Cameral-Bezirks-Verwaltung (Finanz-Bezirks-Direktion) untergebracht. Das Burgtor zwischen dem verkauften Hause und der Loretto-Kapelle, das ein steinerner Löwe krönte, der nun über dem Eingänge in den inneren Burghof aufgestellt ist, wurde entfernt und die nördliche Hofmauer mit dem Burgpförtlein und der darüber befindlichen Ganghalle östlich vom Svnnenuhrturme, der gleichfalls mitverkauft wurde, niedergerissen. Dadurch entstand eine vom Burgplatze zur Realschule führende Gasse, die der gräflichen Familie Brandis zu Ehren Brandis-Gasse genannt wurde. Zur Abgrenzung des bei der Burg noch verbleibenden nördlichen Teiles derselben baute Graf Brandis einen viereckigen Turm. Die Grafen Brandis stammen in ältester Linie aus Graubünden. Die Tiroler-Linie begann mit Heinrich I. von Lena aus Leonburg 1179, dem Erbauer der Burg Brandis im Etschtale. Johann Brandis von Leonburg wurde 1573 Freiherr. 1654 wurden die Brandis in den Grafenstand erhoben. Adam Wilhelm Graf Brandis war mit Maria Anna Gräfin Khiesl von Obermarburg vermählt. Heinrich Franz Adam schloß 1790 zu Marburg die ältere Tiroler-Linie. Die jüngere kam mit Graf Johann auf Obermarburg, der vom letzten Sprossen der älteren Linie, Heinrich Franz Adam an Kindesstatt angenommen wurde. Sein ältester Sohn Graf Heinrich Adam, geboren 1787, wurde Herr der Burg und auf Obcrmarburg. Nach ihm folgte im Besitze sein Sohn Ferdinand, der 1878 nach Graz übersiedelte und dort am 6. Dezember 1904 starb. Krirrm-Gasse. Eine schon sehr alte Benennung dieser kleinen Gasse nach dem öffentlichen Brunnen, der vor dem Bestehen der Wasserleitung die meisten Häuser in der oberen Herrengasse mit Wasser versehen mußte. Krurmdorfer-Straße. So wurde im Jahre 1900 eine Straße, die, nur mit einem kleinen Anteile int Stadtgebiete gelegen, in der Gemeinde Brunn-darf weiter verläuft, benannt. Krrrg-Gasse. Diesen Namen hat die Gasse schon seit langer Zeit, da sie zum Bnrgplatz und zur Burg Marburg führt. Jener Teil der Gasse aber, der von der Herrengasse nach Westen gelegen ist, hieß bis zum 23. November 1876 Windisch-Gasse, welcher Name schon im 15. Jahrhundert vorkommt. Bis gegen das Ende der Achtziger Jahre war die Gasse gegen die Schmiderergasse zu abgeschlossen, erst als die Gemeinde das sogenannte Schatz'sche Hans (Nr. 37) erworben und ein vor diesem gelegenes ebenerdiges Hänschen gekauft und niedergerissen hatte, wurde die Verbindung mit der Schmiderergasse hergestellt. 1902 wurde das letzte hölzerne Hans der inneren Stadt, das in dieser Gasse hinter dem Theater sich befand, von Herrn Tscheligi der Stadt übergeben, niedergerissen und dadurch an dieser Stelle die Bnrggasse verbreitert. Das Hänschen gehörte ehemals der alten Marbnrger Adelsfamilie der Ritter von Fries. Therese von Fries machte eine Stiftung für arme Schulkinder, deren jährliches Erträgnis von 75 K 60 h an zwölf arme Schulkinder verteilt wird. Das Dnchatsch'scheHans (Nr. 4) kommt 1598 als Stainzerhof vor. Im Hause Nr. 12 wurde Admiral Wilhelm Freiherr von Tegetthoff am 23. Dezember 1827 geboren. Sein Vater Karl von Tegetthoff war damals Hauptmann im 47. Jnfanterie-Regimente und trat 1840 als Oberstleutnant in den Ruhestand. Über dem Tore des Hauses ist eine Gedenktafel angebracht mit der Inschrift: „W. v. Tegetthoff's Geburtshaus". Das in dieser Gasse gelegene neue städtische Versorgungshaus wurde Mitte Oktober 1891 eröffnet. Es dient als Ersatz des ehemaligen Bürgerspitals, das sich in der Domgasse befand und dem Baue des k. k. Postgebäudes weichen mußte. Es enthält in 3 Geschossen 28 Zimmer, 6 Küchen u. s. w. Der dermalige Stand der darin Untergebrachten beträgt 63, u. zw. 28 Männer nnd 35 Weiber. Das Bürgerspital wurde 1348 vom Marburger Stadtschreiber Benedikt Mother nnd seiner Frau Elisabeth gestiftet. — Eine am 19. Feber 1731 an „Eine Hochlöbl. In Land-Sicherheits-Sachen und zu Versorgung deren Armen Allergnädigst angcordnete Kaiser!. Hoff-Commission rc." gemachte „Relation" berichtet „über die Visitation und Übernehmung des Marburger Spitals nnd den ganzen Vermögensstand, Einrichtung und Unterhalt des Spitals in Marburg". Diesem Berichte zufolge wurden bald nach der Gründung des Spitals diesem von verschiedenen Wohltätern Weingärten, Huben, Äcker, Gärten u. s. w. gestiftet. Von diesen vielen Stiftungen sei nur jene des Georg Stür, Bürgers zu Marburg, hervorgehoben, nach welcher die Spitäler alle 14 Tage ein Bad und nach diesem eine Halbe Wein haben sollen, weil sie uns zeigt, wie in jeder Hinsicht für das körperliche Wohl der Pfründner gesorgt wurde. Dem Seelen-Wohle dienten mehrere Messe-Stiftungen. Allein viele dieser Stiftungen waren zur Zeit des Berichtes nicht mehr vorhanden und der Stadtrichter und Magistrat von Marburg konnten über ihr Verschwinden keine andere Auskunft geben, als daß durch die ungarischen Kriege und das Luthertum diese abhanden gekommen sein diirften. Trotzdem gehörte das Marburger Spital noch zu den „fürnehmsten" Spitälern in Steiermark, und es erhielt jeder der 9 bürgerlichen Pfründner nebst der Wohnung die volle Verpflegung samt einer Halben Wein und die notwendige Kleidung. Der oberwähnte Kommissär machte verschiedene Vorschläge zur Besserung der Zustände, darunter jenen, das Spital durch einen Zubau zu vergrößern, die Huben, Äcker, Gürten u. s. w. zu veräußern, die Weingärten aber zu behalten, da sie ein jährliches Erträgnis von 12 von Hundert abwarfc». Bald darauf erfolgten auch verschiedene Verkäufe, „wegen der sub dato 22. April 1757 allergnüdigst emanierten Resolution, daß alle ad pias Causas gehörige unbewegliche Corpora verkauft werden sollen", betrafen diese auch die Weingärten. Mit dem Vermögen des Bürgerspitals scheint aber auch fernerhin nicht gut gewirtschaftet worden zu sein, denn 1847 erhielt jeder der 20 Pfründner nebst einer Klafter Brennholz im Jahre nur mehr täglich 4 Kreuzer C. M. und weder Verpflegung noch Kleidung. Der Vermögensstand der Stiftung betrug damals 56.225 fl. 141/2 kr. und an jährlichen Zinsen 606 fl. 18 kr. C. M. Gegenwärtig betrügt das Vermögen der Bürgerspitals-Stiftutig 151.162 K 22 h, davon an Wertpapieren und Kapitalien 115.142 K 22 h und der Anteil am Versorgungshause und seiner Einrichtung mit 36.000 K. Die jährlichen Zinsen der Stiftung betragen 4.035 K 30 h, der Zuschuß der Stadtgemeinde 2.002 K 86 h. Die Zahl der Pfründner ist auf 24 festgesetzt. Sie haben Anspruch auf eine freie Wohnung im Versorgungshanse, auf 1 Klafter Brennholz und erhalten täglich 60 h. Bedingung zur Erlangung einer Pfründe ist der Besitz des Bürgerrechtes oder wenigstens die Abstammung von einem Bürger. Das Bürgerrecht verleiht der Gemeinderat, worauf die Angelobung und die Eintragung in das Bürgerbuch erfolgt. Die erste Eintragung erfolgte ins gegenwärtige Bürgerbuch im Jahre 1762. Kurg-Ulah. So benannt nach der Burg Marburg, einst der Sitz berühmter Adelsgeschlechter, seit sie jedoch nach Ferdinand Grafen von Brandis in den Besitz des Freiherrn von Twickel kam, nur mehr ein Zinshaus. Von den Grafen von Marchburg ist in Urkunden erwähnt Konrad 1120, Otto 1141, Konrad II. 1171, Richard I. 1188, Richard II. 1202, Ulrich 1270. Konrad von Marburg verkaufte 1297 dem Gotteshause zu Gruebel zwei Huben, dem in der Burg zu Marburg ausgefertigten Vertrage wurde auch das Siegel der Stadt Marburg wie ausdrücklich erwähnt, beigefügt. Daraus können wir schließen, daß zu dieser Zeit Marburg schon eine Stadt war, leider fehlen alle Urkunden, welche die Zeit angeben, wann Marburg Stadtrechte erhielt. Da jedoch 1243 Ulrich als erster Stadtrichter erwähnt ist, dürfte Marburg in diesem Jahre zur Stadt erhoben worden sein. Ebenso wurde einem Kaufbriefe des Eberhard von Marburg 1298 das Siegel der Stadt beigcfügt. 1491 erhielt der gewesene Stadtrichter Benedikt Satl, der 1480 und 1481 Marburg erfolgreich gegen die Ungarn unter König Matthias verteidigt hatte und deshalb 1482 von Kaiser Friedrich belobt worden war, die Burg Marburg und die landesfürstlichen Weingärten auf drei Jahre um jährliche 900 Pfund Bestandgeld. Erst 1509 finden wir wieder Besitzer der Burg erwähnt u. zw, Georg und Gregor von Glojach, 1514 Hans Khisl zu Kaltenbrunn. 1663 stürzte bei einem Ungewitter ein großer Teil der Stadtmauern nächst der Burg ein, worüber Marie Gräfin von Khisl Beschwerde führte, infolge welcher der Magistrat zur Sicherstellung dieser Mauern verhalten werden sollte. Da dieser lange zögerte, baute Hans Graf Khisl 1688 auf seine Kosten die Mauern, zog sie zur Burg und erhob, als der Stadtrichter die Arbeiter vertreiben wollte, Klage darüber. Nach dem Grafen von Khisl war 1730 Georg Rudolf Graf von Thurn, 1735 Rudolf August Freiherr von Kram, 1749 dessen Tochter Friederike Gräfin von Gaißruck, 1750 Heinrich Graf von Brandis Eigentümer der Burg. 1878 verließ der letzte Besitzer aus der Grafenfamilie Brandis Marburg. Die Burg war einst ein sehr stattliches Gebäude mit vier Ecktürmen, von denen der südwestliche noch erhalten ist. An der Stelle des 1744 im italienischen Stile erbauten schönen Treppenhauses, welches zwei mit Statuen geschmückte Aufgänge enthält, befand sich früher die Schloßkirche. Der 25 Schritte lange und 18 Schritte breite Burgsaal hat zu Deckengemälden die Darstellung einer türkischen Schlacht, zwei kleinere Gefechtsvorgänge und die vier Jahreszeiten. ,?tn der gegen Osten gelegenen großen Galerie findet sich die Jahreszahl 1733. Ans die nordöstliche mächtige, einst mit Kanonen besetzte Bastei mit bombensicheren Gewölben wurden Wohngemächer aufgebaut. Die neben der Burg befindliche Loretto-Kapelle würde 1655 von Georg Barthlmä Khisl, Grafen von Gottschee u. s. w. erbaut und am 10. August 1661 von Franz Max. Baccanus, Bischöfe zu Piber und Propste in Laibach, eingeweiht. Die Burg hatte bis 1871 zwei Höfe, in den ersten gelangte man vom Bnrgplatze durch das mit einem steinernen Löwen gekrönte Tor, und es befand sich in ihm die Reitschule. Neben dem 1699 mit einer Sonnenuhr versehenen Turm kam man durch ein kleines Pförtchen in den Baumgang, welcher die Burg mit dem Maierhofe am Fuße des Pyramidenberges, der einst die Burg Ober-Marburg trug, verband und von dein ein Teil noch die Mittclallee des alten Stadtparkes bildet. Der zweite Hof ist noch vorhanden. Die Burg beherbergte viele hohe Gäste, so Kaiser Karl VI., den es, der Sage nach von banger Ahnung beklommen, fort nach Graz trieb; kaum war er abgereist, so stürzte die Decke seines Gemaches ein. Papst Pius VI. und der russische Großfürst-Thronfolger Paul Petrowitsch weilten 1782 in ihr, am 3. Juli 1797 Erzherzogin Clementine, die Braut des Prinzen Januarius von Neapel. In den französischen Kriegen wohnten die meisten der die durchziehenden französischen Truppen befehlenden Generäle in der Burg. Am 10. Jänner 1810 räumten die letzten Franzosen Marburg. Als Gast des Grafen Ferdinand Brandis weilte auch Erzherzog Karl Ludwig, der Bruder des Kaisers Franz Josef I. in der Burg. Zwischen der Burg und knt Pachner'schen Hause war das Grazer- oder Ulrichstor, benannt nach der vor ihm in der Grazer-Vorstadt gelegenen Ulrichskirche. Rings um die Wohnung des Torwächters waren türkische Kugeln eingemauert. Der vor dem Tore gewesene Stadtgraben, über den eine Zugbrücke führte, war schon längst verschüttet, als es 1797 zur Bequemlichkeit des Wnren-durchzuges niedergerisscn wurde. Vor dem 1765 hergestellten öffentlichen Brunnen am Burgplatze befand sich die 1680 anläßlich der Pest errichtete Florians-süule, die in den Sechziger-Jahren aus Verkehrsrücksichten abgetragen wurde. Die Figur des hl. Florian steht nun im Pucher'schen Garten in der Fabriksgasse. Der Burgplatz hieß dieser Säule wegen früher auch Florianplatz. Mrger-Straße. Sic wurde unter Bürgermeister Dr. Al. Reiser angelegt und hat ihren Namen dem Umstande zu verdanken, daß sic der Lage und der Zeit nach auf die Kaiserstraße folgte, denn da man eine Kaiserstraßc hatte, wollte man auch eine Bürgerstraße haben. Ursprünglich führte diesen Namen der ganze -Straßenzug vom Tappeiner- (damals Wieland-)Platze bis zur Einmündung in die Urbani-Gasse. Später erhielt der im 4. Bezirke gelegene Teil den Namen Volksgarten-Straße und endlich 1899 jener int 2. Bezirke den Namen Bismarck-Straße. Im Hause Nr. 2 ist die k. k. Lehrerbildungsanstalt unter-gebrncht. Sie ging aus der im Jahre 1782 anläßlich des Besuches Kaiser Josefs II. errichteten k. 1 Hauptschule hervor. Der älteste Präparanden-Katalog ist vom Jahre 1802. Damals war der Präparanden-Kurs ein dreimonatlicher. Als Direktoren wirkten Bartholomäus Lusinger, Minoritenpriester (um 1793), Amler (1801), Nikolaus Schön bis 1809, Anton Klima bis 1829, Michael Gruber bis 1831, Kaspar Widerhofer bis 1864. Im Jahre 1850 wurde der Präparandenkurs einjährig und die slowenische Sprache als Unterrichtsgegenstand eingeführt. Im Schuljahre 1860/61 wurde der Präparandenkurs in eine Lehrerbildungsanstalt von zwei Jahrgängen umgestaltet. Das Gesetz vom 14. Mai 1869 brachte die Ausgestaltung der Lehrer-Bildungsanstalten. 1869 war I. Kramer Direktor. 1870 wurde die Anstalt eine dreijährige und Dr. Anton Elschnig ihr Direktor. Sie wurde im ehemaligen Kreisamte untergebracht. 1871 wurde die Übungsschule eröffnet und es siedelte die Anstalt in die Gambrinushalle über. Seit 1874 besteht die Anstalt aus vier Jahrgängen, einem Vorbereitungs-knrse und der Übungsschule. 1879 bezog sie ihr gegenwärtiges Heim. Direktor wurde Georg Kaas und 1891 Heinrich Schreiner. — 1871 wurde für die Lehrer-Bildungsanstalt ein Bauplatz in der Bürgerstraße gekauft, dessen eine Hälfte als Schulgarten diente, während ans der anderen das k. k. Gymnasium erbaut würde. 1906 wurde mit dem Baue der Lehrer-Bildungsanstalt auf dem gewesenen Schulgartengrunde begonnen. Das Gymnasium wurde am 7. Juli 1758 als Privat- und Hauslehranstalt der Jesuiten im Gebäude neben der Aloisikirche (jetzt Kärntnerstraße Nr. 1) eröffnet und nach Aufhebung des Ordens 1773 geschlossen. Aber schon am 3. November 1775 wurde es als öffentliche fünfklassige Lehranstalt wieder eröffnet. Als Lehrer wirkten zuerst gewesene Jesuiten, dann Piaristen und von 1790 an auch weltliche Lehrer.- Direktor war zuerst der jeweilige Stadtpfarrer und seit 19. Dezember 1794 der jeweilige Kreishauptmann. Am 20. Juni 1784 besuchte Kaiser Josef II., 1810 Kaiser Franz die Anstalt, welche damals den Benediktinern von St. Paul hätte übergeben werden sollen, die aber dann das Klagenfurter Gymnasium übernahmen. 1820 wurde die Anstalt zu einer sechsklassigen erweitert. Präfekten waren : Franz Wango, Johann Ringauf (gest. 1806), Josef Grim bis 1812, sämtlich gewesene Jesuiten, Leo Essenko bis 1829, Johann Kerpan bis 1837, Ulrich Speckmoser (gest. 1845), Friedrich Riegler. 1850 wurde bei der Neuordnung der Gymnasien das Marbnrgcr zu einem achtklassigen Obergymnasium und dessen erster Direktor-Friedrich Riegler. Das Hauptverdienst, daß Marburg ein Obcr-und nicht ein Untergymnasium erhielt, halte nächst dem Bürgermeister Othmar Reiser, der durch den Ausbau eines zweiten Stockwerkes mtf dem Seitenflügel in der Flößergasse die nötigen Räumlichkeiten schuf, der frühere Kreishauptmann Ritter von Marquet und der Wiener Bürgermeister Kaspar Freiherr von Sailler, ein geborener Marburger und einstiger Schüler der Anstalt. Nach einer einstweiligen Leitung durch Professor Georg Mally erhielt Johann Kurz die Direktion und nach einer abermaligen einstweiligen Leitung durch Professor Mally wurde 1854 Emanuel Herbeck Direktor. 1858 folgte ihm Adolf Lang, der bis 1869 in dieser Stellung blieb. Nach ihm war Direktor Johann Gutscher bis 1883, dann Dr. Artur Steinwender, unter dem im Juli 1891 die feierliche Grundsteinlegung des neuen Gebäudes in der Bürgerstraße (Nr. 9) stattfand. Am 15. September 1892 unter dem Direktor Dr. Peter Storni! erfolgte die Übersiedlung des Gymnasiums in den Neubau. Seit 1899 ist Julius Glowacki Direktor. — Den Grund zur Gymnasialbücherei legte der steiermärkische Geschichtsforscher Josef Wartinger, der von 1802—1805 am Gymnasium wirkte. Präfekt Ringauf vermachte seine große Bücherei der Anstalt. — 1902 wurde neben dem Gymnasium eine Turnhalle für die Schüler dieser Anstalt und der k. k. Lehrer-Bildungsanstalt gebaut. Das Haus Nr. 12 der Straße ist das fürstbischöfliche Knabeu-seminar Maximilianum-Victorinum, welches durch das Vermächtnis des 1889 verstorbenen Fürstbischofes Dr. Jakob Maximilian Stepischnegg bedeutend erweitert wurde, so daß in ihm 76 Gymnasialschüler untergebracht sind. An der gegen Westen schanendcn inneren Seite der östlichen Hofmauer zwischen dem Hostore und dem östlichen Seitenflügel, ist das Bruchstück eines römischen Grabsteines aus Marmor eingemauert, das 75 Zentimeter breit und 140 Zentimeter hoch ist. Bon der aus vier Zeilen bestehenden Inschrift ist nur in der untersten Zeile das Wort AVSSGV zu lesen. Vom Relief des untersten Feldes sind nur ztvei nach unten und einwärts schauende Delphine erhalten. Carneri-Straße. In der Gemcinderatssitzung vom 16. März 1898 wurde eine neue Straße so benannt. Bartholomäus Ritter von Carneri, Ehren-Doktor der Philosophie der Wiener Universität, Ehrenbürger von Marburg, bekannt als Abgeordneter und Schriftsteller, einem alten tirolischen Geschlechte entstammend, wurde am 3. November 1821 zu Trient geboren und kam in frühester Jugend nach Wien, wo er sich philosophischen Studien widmete. Seiner sehr schwankenden Gesundheit wegen brachte er mehrere Jahre im Süden zu und übernahm 1857 das Gut Wildhaus, das er bis zum Jahre 1883 verwaltete. 1861 wurde Carneri in den steiermärkischen Landtag, 1870 in den Reichsrat gewählt, welchen Körperschaften er durch viele Jahre angehörte. Seit 1885 lebt er zurückgezogen in Marburg in dem ihm gehörigen Hause Kasinogasse 4. Er veröffentlichte mehrere politische Druckhefte, zwei Bünde lyrischer Gedichte und eine Anzahl höchstbedeutender philosophischer Werke, von welchen „Der moderne Mensch" acht Auflagen erlebte. Sein letztes Werk war die Übersetzung von Dantes göttlicher Komödie. Dom-Oaße. Sie hieß bis 1859, in welchem Jahre durch die Übertragung des Bischvfsitzes von St. Andrä nach Marburg die Stadtpfarrkirche zur Domkirche wurde, Kirch-Gasse. Die Häuser Nr. 4 und 6 zeigen hofseitig im ersten Stocke ähnliche auf Ruudsäulen ruhende Gewölbe, wie wir sie im Rathause finden, dürften also im gleichen Zeitabschnitte wie dieses gebaut worden sein. Das Haus Nr. 6 hat ober dem Haustore ein Wappen (einen goldenen Löwen mit zwei Sternen und den Buchstaben A H), es ist dies das Wappen der alten Marbnrger Familie Haller. An der Domkirche befindet sich ein Grabstein des Hans Haller, Rathburgers zu Marchburg, der 1564 gestorben ist, und seiner Frau Barbara. Georg Haller war 1680 Stadrichter. An Stelle des Postgebäudes befand sich in dieser Gasse das alte Bürgerspital, gestiftet 1348 vom Stadtschreiber Benedikt Mother und dessen Frau Elisabeth, der seinen in Gams gelegenen Weingarten und das in der Stadt befindliche Preßhaus samt Keller zu deni Zwecke widmete, daß aus elfterem ein Siechenhaus, aus letzterem eine Kapelle gebaut werde. Das unfreundliche Gebäude mit einer Gassenseite von zwölf kleinen Fenstern wurde in den Siebziger-Jahren den neueren Anforderungen entsprechend gründlich umgestaltet, 1891 aber abgebrochen. Die ehemalige Kapelle war dann die Spitalskirche zum heiligen Geist. Sie befand sich an der Ecke der Gasse mit der Langseite am Platze und hatte ein eigenes Benesizium; in ihr waren zwei Altäre (zum hl. Geist und zur hl. Maria). Unter Kaiser Josef II. dürfte sic ausgelassen worden sein. Der Glockenturm wurde abgetragen und die Kirche 1806 in ein Theater umgewandelt, in welchem bis zu der 1852 erfolgten Eröffnung des neuen Theaters im Winter gespielt wurde. Unter Bürgermeister Othmar Reiser wurde das alte Theater zur Mädchenschule umgebaut, 1891 aber auch diese abgebrochen. Ein steinerner Weihbrunnkessel und ein steinernes Herz, welche Gegenstände dabei gefunden wurden, erinnerten an die ehemalige Bestimmung des Gebäudes. Dom-Matz. Er hieß bis zur Übertragung des Bischofsitzes von St. Andrä in Kärnten nach Marburg und der Erhebung der Stadtpfarrkirche St. Johannes zur Domkirche (1859) Kirch-Platz. — Bis zum Jahre 1783 war an der nördlichen, südlichen und östliche» Seite der Kirche die von einer Mauer umgebene Begräbnisstätte, der Friedhof Marburgs, und man findet deshalb bei allen Grabungen auf diesen Teilen des Platzes menschliche Gebeine. Seine jetzige Größe erhielt der Domplatz im Jahre 1890, als es den Bemühungen des damaligen Bürgermeisters Alexander Nagy gelungen war, de» Stadtpfarrhof in das k. u. k. Verpflegsmagazin zu verlegen und das alte Pfarrhofgebäude, welches nur beiläufig 6 Meter westlich vom Haupteingauge der Kirche stand, abzureißen. Früher schon hatte die Stadt das Mauuichschc Häuschen, in welchem die alte Schulmeisterei und dann bis 1812 die Normal-Hauptschule sich befand, und welches der nordöstlichen Ecke des Pfarrhofgartens vorgebaut war, so daß es am Eingänge zur Kasinogasse stand, gekauft und abgetragen. Die Kasinogasse begann somit noch vor der Mitte des jetzigen Domherrenhauses. Die Gartenanlagen des Platzes, welche die Stelle des Hofes, der Wirtschaftsgebäude und des Gartens des alten Pfarrhofes cinnahmen, wurden 1891 als Kaiser Franz Josef-Anlagen hergestellt. In ihrer Mitte stand das 1894 von Julius Pfrimer, dem damaligen Obmanne der Direktion der Sparkasse, gespendete Wetterhäuschen, das 1904 an die südöstliche Ecke der Anlagen übertragen wurde, um dem Denkmale des Bürgermeisters Andreas Tappeiner, des Gründers der Gemeinde-Sparkasse und Erbauers des Kasinos, Platz zu machen. Für dieses Denkmal, ein Werk des Bildhauers Josef Kassin, das am 21. September 1904 enthüllt wurde, spendete die Sparkasse anläßlich der fünfzigjährigen Regierungs-Jubelfeier des Kaisers Franz Joses I. im Jahre 1898 den Betrag von 20.000 Kronen. Die Domkirche St. Johannes des Täufers dürfte um das Jahr 1150 unter Ottokar, dem Traungauer, der am 20. Oktober 1164 in Obermarburg weilte, als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika erbaut worden sein. Urkundlich wird die Pfarre Marburg zuerst 1175 erwähnt, in welchem Jahre Johann, Prior der Karthause Seiz und Erzpriester des Sanngaues, als Pfarrer von Marburg genannt wird. Im Jahre 1229 wird der Johanneskirche ausdrücklich Erwähnung getan und es wurde in ihr am 4. Dezember 1254 offenes Landgericht gehalten. Im Jahre 1445 hat wahrscheinlich Hans Niesenberger das südliche Seitenschiff der Kirche mit einem gotischen Gewölbe versehen, da man diese Jahreszahl an den Gewölbrippen liest. Das nördliche Seitenschiff dürfte um die gleiche Zeit mit dem noch erhaltenen Sterngewölbe versehen worden sein. Im Jahre 1492 wurde das Mittelschiff durch die halbrunden Dienste, aus welchen die Zierrippen des fünf Joche zählenden Tonnengewölbes hervorgehen, gotisch stilisiert und um beiläusig 5 Meter erhöht. Beschäftigt war dabei der städtische Baumeister Hoywehr. Ein Denkstein ober der Kanzel hat die Inschrift: „Linhart Holzmann diezeit Zechmeister 1520." An einer Lisene des Priesterchores ist ein Schildchen mit dem Zeichen: „1521 M. T.", woraus man schließen kann, daß um diese Zeit der gotische Chor mit den schönen steinernen Sedilien der ursprünglich romanischen Kirche vorgebaut worden ist. Eine Inschrift am Strebepfeiler der Sakristei lautet: „Anno Domini MCCCCC und im XXIII iar Hans Weiß." In diesem Jahre dürfte also der Zu- und Umbau vollendet worden sein. Die Kirche ist nun 50 Meter lang, ihr Mittelschiff 12 Meter breit und 16-5 Meter hoch. Die Breite des Mittelschiffes und der Seitenschiffe zusammen betrügt 22 Meter. Von der Reformations-Bewegung wurde die Stadt nicht viel betroffen. Am ersten Adventsonntage des Jahres 1576 sang der Organist mit seinen Schülern nach Schluß der Predigt in der Kirche vor den Stufen des Chores gegen das Volk gewendet Luthers Lied: „Aus tiefer Not schrei ich zu dir", fand jedoch keinen Anklang. Der Stadtpfarrer Georg Sicher! wurde mit Schreiben des päpstlichen Nuntius vom 21. Jänner 1583 nach Graz berufen, weil er sich um die Wahrung der katholischen Interessen zu wenig kümmere, doch verwendete sich der Magistrat für ihn und schilderte ihn als eifrigen Seelsorger. Schon mit Verpflichtschein vom 14. Jänner 1580 hatte sich der Stadtpfarrer zum Festhalten an den katholischen Grundsätzen und zu einer Leistung an das Gurker Alumnat verpflichten müssen. Im Jahre 1587 erteilte Erzherzog Karl an Richter und Rat der Stadt einen Verweis wegen Auflehnung wider seine Befehle in Religionssachen. 1586 wurde die Orgel der Kirche vom Orgelmacher Ulrich umgebaut. Daß auch die noch erhaltene barocke Kanzel in diesem Jahre umgebaut worden sei, ist wohl zu bezweifeln, da ja am 6. Mai 1601 und am 30. April 1648 bei den großen Stadtbränden auch die Kirche abbrannte. Bei ersterem Brande stürzten auch die westlichen Gewölbjoche des Mittelschiffes ein. 1634 wurde der Taufstein gesetzt. Am 12. Juni 1637 verfügte der Bürger Matthias Haas in seiner letztwilligen Anordnung, daß die Pfarrkirche seinen in Poßruck liegenden Weingarten, seine Drau-Schiff-mühle samt Garten und 500 Gulden bares Geld zu erhalten habe zur Aufstellung eines hohen Hauptaltares und zur Ausbesserung des Kirchengewölbes. Dieser hohe barocke Hauptaltar, der bis an das Deckengewölbc reichte, wurde 1885 entfernt, als der Priesterchor, der also wahrscheinlich schon wenige Jahrzehnte nach seiner im gotischen Stile erfolgten Erbauung barock umgestaltet worden war, wieder seine ursprüngliche Gestalt erhielt. Das bei dem Brande vernichtete Kirchendach wurde 1650 durch den städtischen Zimmermeister Peter Wolf um 200 Gulden, 1 Startin Wein und 4 Silberkronen neu hergestellt, leider nicht mehr dem früheren gotischen Stile entsprecheud steil, sondern einem gewöhnlichen Hausdache gleichend. 1715 wurde die -LaveruKapelle im Barockstile und beiläufig um die gleiche Zeit die Kreuzkapelle erbaut, deren Gewölbe 1775 durch den kaiserlichen Hofmaler Josef Adam Ritter von Mölk ausgemalt wurde. Die Schnitzerei an der Tabernakeltür des Altars, das Opfer Melchisedechs und das Mannasammeln in der Wüste ist ein Werk des Marburger Bürgers Josef Holzinger. Von diesem Meister, der noch 1771 lebte, sind auch die Reliefdarstellungen des Lebens des heil. Johannes des Täufers im Priesterchore. Das Kreuz am Altäre der Kreuzkapelle stand bis 1776 am Kirchhofe. Auf der Brust des Gekreuzigten sieht man unter Glas eine weiße Kugel, der Sage nach ein Schnee-ball, den ein Frevler geworfen hatte und der nicht mehr wegschmolz. Andere Denkwürdigkeiten aus alter Zeit sind die drei Bronzeluster im Mittelschiffe nahe dem Triumphbogen, die von der Maurer-, Fleischer- und Bäckerinnung gespendet wurden u. z. der mittlere von den Fleischern, der nach unten mit einem Ochsenkopfe abschließt, an dessen Halsschnitt zu lesen ist: „Andreas Pernit, Mathias Wüte, Primus Kakl, Michael Herbs, T. Berger, Gregor Krabath, Georg Krabath, Christof Wutt 1686". Der linke endet nach unten mit einem Winkelmaß, der rechte mit einer Bretze. Bis zur Übertragung des Bischofsitzes nach Marburg kamen seit der barocken Umstaltung keine wesentlichen Veränderungen an und in der Kirche vor. 1858 sollte sie aber ihrer neuen Bestimmung als Domkirche gemäß umgestaltet werden. Die Sakristei wurde vergrößert was die Aufschrift auf dem östlichen Strebepfeiler: „Erweitert 1858" besagt. Um Oratorien zu schaffen, wurden die südlichen Strebepfeiler durchbrochen, ihr Zwischenraum soweit die Oratorien reichten, vermauert u. s. w. Es läßt sich schwer beschreiben, in welch' sinnloser, greulicher Weise das Äußere der Kirche verunstaltet wurde. Auch im Innern wurde ohne jedes Kunstverständnis gehandelt. Infolge dieser Schädigungen der Strebepfeiler und des großen Agramer Erdbebens, das auch in Marburg sich sehr fühlbar machte, drohte im Jahre 1884 das Gewölbe des Priesterchores einzustürzen und es wurde erwogen, ob man nicht die ganze Kirche abtragen und eine neue aufbauen soll. Man entschied sich aber für die Wiederherstellung der alten, die der Grazer Baumeister Guido Wolf in der Zeit vom 1. Mai 1885 bis 17. Juli 1886 um den Betrag von 30.926 Gulden vollführte. Namentlich dem Einflüße des kunstsinnigen Domherrn Ignaz Orožen (gestorben als infulierter Dompropst 1900) ist es gelungen, die Domkirche von allen unschönen Zubauten aus dem Jahre 1858 und aus der früheren Zeit zu befreien, die durch Rundbogen verbauten gotischen Fenster des Priesterchores wieder in ihrer ursprünglichen Form herzustellen und mit Maßwerken zu versehen. Auch int Innern wurden die Rundbögen zwischen Hauptschiff und den Seitenschiffen spitzbogig hergestellt. Die Sakristei und die Krcuz-kapelle wurden außen gotisch stilisiert. Die Grabsteine wurden bis auf drei aus dem Fußboden und den inneren Wänden an die Außenseite versetzt und mit zwischen den Strebepfeilern aufgestellten eisernen Gittern geschützt. Die früher bestandenen 13 Altäre (vor 1858 waren es 14) wurden auf 7 verringert. Der neue gotische Hochaltar wurde 1890 eingeweiht. Sein steinerner Unterbau ist von Grein in Graz, sein Aufbau vom Kunsttischler Benedikt Mößmcr, die Bildhauerarbeiten von Peter Neuböck in Graz. Die 3 Tapetcn-fenster an der Südseite des Chores, deren jedes 450 Gulden kostete, sind von Karl Schirmer in Graz, die gemalten Fenster an den beiden schrägen Seiten des Chorabschlusses kosteten jedes 1350 Gulden, jenes an der Epistelseite stiftete die Stadtgemeinde, jenes auf der Evangelienseite die Frauen und Jungfrauen. Das Mittelfenster, welches Fürstbischof Dr. Jakob Maximilian Stepischnegg gestiftet hatte, kostete 1846 Gulden. Alle drei Fenster wurden in der Neuhauser'schen Anstalt in Innsbruck unter der Leitung des Professors Dr. A. Jele hergestellt. Die beiden gentalten Fenster in der Kreuzkapelle, der heil. Josef und der heil. Alfons v. Signori, spendete im Jahre 1901 der Domherr Dr. Josef Pajek. 1891 wurde der nach der Zeichnung des Architekten Robert Mikowicz von Benedikt Mößmcr gearbeitete bischöfliche Thron aufgestellt. 1892 wurden die Apostel-Standbilder, von Jakob Gschiel in Graz angefertigt, auf ihren Standort gebracht. Zehn der Baldachine über ihnen fertigte der Marburger Bildhauer Matthäus Rath zu den zwei schon früher im Chorabschlnsse vorhandenen. Von dem gleichen Bildhauer sind auch die zwei gotischen Sanktns-Lenchter und der Pontisikal-Armleuchter (1893). Zn erwähnen ist noch das aus der Epistelseite aufgestclltc lebensgroße Standbild des Fürstbischofs Anton Martin Slomschek von Bildhauer Zajec. — 1898 wurde der im gotischen Stile ausgeführte Herz-Jesn- und der Herz-Marien-Altar an Stelle barocker Altäre aufgestellt, ersteren spendete Fürstbischof Dr. Michael Napotnik, letzteren die Geistlichkeit und Bewohner Marburgs. 1904 wurde auch der barocke St. Nikolaus-Altar, den 1692 die Müller-Innung hatte aufstellen lassen, durch den gotischen Rosenkranz-Altar ersetzt. Die alten Grabsteine an und in der Domkirche sind folgende: 1. Gebrüder Creatsch samt Frauen und Kindern 1555 und 1559. — 2. Wolfgang von Hochenwart, gest. 1562 zu Obermarburg. — 3. Hans Haller, gest. 1564. — 4. Ritter Andrä von Graben, der letzte seines Namens gest. 1556. — 5. Maria Katharina geborne Diernbergcrin, gest. 1789 und ihre zwei Ehemänner Johann Michael Pitreich und Franz Anton Salgari, Handelsherren. — 6. Frau Barbara Haasin, gest. 1628. - 7. Christof von Rehchen-bnrg, gest. 1528. — 8. Maria Anna Freiin von Ruessenstein, gest. 1743. — 9. Markwart Freiherr zu Egg und Hungerspach (diese eiserne Tafel befand sich früher im alten Pfarrhofe). — l0. Sigmund von Holenburg, gest. 1557. — 11. Benedikt Klemen-tschitsch, gest. 1601. — 12. G. F. 1641. — 13. Frau Maria Portincin geb. Krainerju, gest. 1637. — 14. Hans Gonän, gest. 1600. — 15. Gertrud Sichel, Mutter des Stadtpfarrers Georg Sichel, gest. 1580 im 106. Lebensjahr. — 16. Frau Helena Maria Martschinkin, Gattin des Verwalters auf Obermarburg Georg Martschinckho, gest. ,1664. — 17. Veit Heinegger, gest. 1581. — 18. Dietrichstein. — 19. Hans Messer, gest. 1563 und Ursula Messerin geb. Jllctzingerin. — 20. Alois Graf von Porcia und dessen Gemahlin Helena geb. Laurin. — 21. Ein Doppelwappen ohne Namen. — 22. An der östlichen Innenwand der Xaverikapelle befindet sich der Grabstein des Pfarrers Johann Paul Strasseg, gest. 1731. (Näheres in Dr. Josef Pajek's „Aus dem Garten der Lavanter Diözese.") Am 2. April 1903 wurde das vom Steinmetzmeister Josef Peycr kunstvoll verfertigte Marmordenkmal des k. k. Dragoner-Korporals Wenzel Karlik unter großer militärischer Feier enthüllt. Früher befand sich ein Sandsteindenkmal mit einer Tafel, die folgende Inschrift trug, an der Knaben-Volksschule II am Domplatze : „Wenzel Karlik, ein Böhme, 39 Jahre alt, Korporal des löbl. k. k. Dragoner-Regimentes Hohenlohe, starb am 5. Juni 1809 hier auf diesem Kirchplatze den Heldentod für's Vaterland. Unter Anführung des tapferen Majors von Veigel alarmierte er am obigen Tage die ganze feindliche Besatzung von Marburg und wurde, nachdem er sich von der Draubrücke bis zuin Kirchplatze mutig durchgeschlagen, erst durch einen Schuß ins Knie verwundet und dann, als das angeschossene Pferd unter ihm stürzte und er sich den Feinden ergab, von 3 französischen Infanteristen durch Flintenschüsse und Bajonnetstiche wehrlos ermordet." — Statt des schon sehr schadhaften Denkmales wurde das neue verfertigt, und, um es vor Beschädigungen zu bewahren, zwischen zwei Strebepfeilern der Domkirche aufgestellt. Die im k. u. k. Reichskriegsministerium verfaßte Inschrift lautet: „Wenzel Karlik aus Böhmen, 39 Jahre alt, Korporal des k. k. Fürst Hohenlohe Dragoner-Regimentes Nr. 2, starb am 5. Juni 1809 auf diesem Platze den Heldentod fürs Vaterland. — Ein Detacheinent unter Führung des Majors von Veigel überraschte an diesem Tage die feindliche Besatzung von Marburg und fügte ihr namhafte Verluste bei. — Korporal Karlik, von Übermacht abgedrängt, schlug sich von der Draubrücke bis auf den Kirchplatz durch, wo er nach tapferer Gegenwehr als einziger österreichischer Soldat fiel." Bei der Abtragung der Gartenmauer des alten Pfarrhofes fand man 4 hohle, zylindrische Steine und einen, der das Bild eines gotischen Baldachins darbot. Da man in diesen Steinen die Überreste der in der Kirchenvisitation vom 17. November 1521 erwähnten, am Kirchhofe gestandenen Lichtsäule erkannte, wurde beschlossen, diese wieder Herstellen zu lassen. Nach dem Entwürfe des Architekten Robert Mikowics wurde die Arbeit vom Bildhauer Math. Rath im Jahre 1892 vollführt, und die Lichtsäule, die in einem Schildchen die Jahreszahl 1517 zeigt, an der Südseite des Domes aufgestellt. Über die erste Erbauung des Turmes ist nichts bekannt. 1593 wurde er durch Ludwig Himmelsteiner um 377 Gulden völlig erneuert, er mußte aber bei dem Brande vom Jahre 1601 sehr gelitten haben, denn vom 11. November 1623 bis 11. November 1624 erbaute Paul Porta den jetzigen Turm. Er erhielt vom Magistrate 4 Thaler Leihkauf und die Arbeiter für den Steinbruch, dann täglich 3 Viertel Wein aus dem Spitalskeller, für jede Klafter Quaderstück 8 Gulden, für jedes Eckstück 24 Gulden und für jedes Fenster 14 Gulden. Im Jahre 1792 beschädigte ein Blitzstrahl den Turm derart, daß er um 19 Meter abgetragen werden mußte. Seine jetzige Höhe beträgt 57 Meter. Der in dem Aufgange zum Turme eingemauerte steinerne Löwe soll ein römisches Denkmal und im Draubette bei St. Johann gefunden worden sein. Er stand früher frei, denn noch in den Sechziger-Jahren des vorigen Jahrhundertes erzählten alte Männer, daß sie als Knaben auf ihm geritten seien. Die große Glocke wurde 1710 von Konrad Schneider in Cilli gegossen, Pfarrer war damals, wie die Umschrift sagt, Paul von Strassegg, Stadtrichter Andreas Schloßgo. Das Material stammte zum größten Teile aus der alten Stadtglocke, zu derem Gusse Marburgs Frauen und Jungfrauen ihre silbernen Gürtel und Schnallen geopfert haben sollen, als die Glockenspeise nicht in Fluß kommen wollte, und von diesem Silber soll die Glocke ihren herrlichen Klang haben. Die zweite (St. Barbara-) und die dritte (St. Johannes-) Glocke wurden 1650 von Georg Findenkle in Graz gegossen, die vierte (St. Georgi-) Glocke, eine Spende des verstorbenen Dompropstes Georg Matiasiö, goß 1888 I. Denzel in Marburg. Im Kuppelraum des Turmes hängen noch zwei Glocken, die eine von ihnen hieß das Lumpenglöcklein, denn mit diesem wurde bis in die Sechziger-Jahre des vorigen Jahrhundertes um 11 Uhr nachts geläutet zum Zeichen, daß nun auch die Lumpen nach Hause gehen sollen. Von der Gallerie des Turmes wurde bis in die Dreißiger-Jahre des voriges Jahrhundertes in der Nacht nach drei Seiten mit einer Posaune vom Türmer das Zeichen gegeben, daß er wache, nur gegen den Friedhof zu blies er nicht, um die Toten nicht in ihrer Ruhe zu stören, als er dies einmal getan habe, hätte er von unsichtbarer Hand eine Ohrfeige erhalten. Im Jahre 1899 wurde für den Domturm laut Gemeinderatsbeschlusses vom 15. Dezember 1898 eine neue Uhr angeschafft, die Emil Schauer in Wien um 1500 Gulden lieferte. Das Haus Nr. 1 am Domplatze beherbergt die Knaben-Bolksschule II (siehe Schul-Gasse). Jenes Nr. 5 soll der älteste Pfarrhof gewesen sein, es war mit dem Hause, welches an Stelle des jetzigen Hauses Nr. 6 stand und das in alten Zeiten die Kaplanei gewesen sein soll, durch einen Bogengang, der sich über den Zugang zum Rathaus-Platze spannte, verbunden. — Nr. 7 ist das Mesnerhäuschen und insoferne merkwürdig, als es vor achteinhalbhundert Jahren ein Jägerhaus der Markgrafen in einem dichten Walde gewesen sein soll. Nr. 10 ist das k. f. Post- und Telegraphen - Amtsgebüude. Es wurde 1894 vollendet. Seine Stelle nahm früher in der Domgasse das Bürgerspital, an der Ecke der Domgasse und des Domplatzes und auf diesem die Hl. Geist-Spitalskirche und ein Teil des alten Krankenhauses ein. Die Kirche wurde 1784 exekriert und 1805 zum Theater umgewandelt, welchem Zwecke sie bis zur Eröffnung des jetzigen Theaters im Jahre 1852 diente. Dann wurde das Gebäude umgebaut und in ihm die städtische Mädchenschule, die damals nur aus 2 Klassen bestand, untergebracht. Daran schloß sich das alte Krankenhaus an. Nachdem das Krankenhaus 1855 in die Triester-Straße übersiedelt war, hatte das alte Haus die verschiedenste Verwendung (auch ein Teil der Mädchenschule war zeitweilig im ersten Stocke), bis es niedergerissen und sein Platz teils zum Baue des Postgebäudes, teils zum Baue des Hauses Nr. 11 verwendet wurde. — Im Hause Nr. 13 wurde der Dichter Ottokar Kernstock (siehe Kernstock-Gasse) geboren. — Das stattliche Gebäude Nr. 15 gehört zur Hälfte der Sparkasse (siehe Pfarrhof-Gasse) - zur Hälfte der Stadtgemeinde für die Mädchen-Bürgerschule und Mädchen-Volksschule I (siehe Kasino-Gasse). — Nr. 17 ist das Kasino, Nr. 18, das Haus der Domherren, wurde in den Nennziger Jahren des vorigen Jahrhundertes durch den Umbau zweier kleiner Häuser und durch das Aufsetzen eines zweiten Stockwerkes nahezu ganz neu hergestellt. Nr. 19, der fürstbischöfliche Palast, war früher ein einstöckiges, den Grafen Jugny, die seine Erbauer waren, gehöriges Haus. Als der Bischofsitz von St. Andrü in Kärnten nach Marburg kam (1859), wurde ein zweites Stockwerk aufgesetzt und der Hofflügel gebaut. Das Bistum Lavant gründete der Salzburger Erzbischof Eberhard II. im Jahre 1228, wobei er bestimmte, daß das 1212 gebildete Kollegiat-Kapitel zu St. Andrä nie sich das Recht aneignen dürfe, die Bischofswahl vorzunehmen, welche immer dem Salzburger Erzbischof Vorbehalten bleibe. Das Bistum umfaßte einige Pfarreien in Kärnten und Steiermark. 1786 wurden seine Grenzen derart geregelt, daß es den ehemaligen Völkermarkter Kreis in Kärnten und den ehemaligen Cillier Kreis in Steiermark erhielt. Der 10. Bischof von Lavant Dietrich Wolfsauer (1318) war der erste Fürstbischof, seit dem 22. Bischöfe Theobald Schweinbeck (1446) führt jeder Lavanter Bischof den Fürstentitel. Schon anläßlich der Anwesenheit des Kaisers Franz I. in Marburg am 22. September 1807 bat die Bürgerschaft um Übertragung des Bischofsitzes von St. Andrä nach Marburg, welche Stadt samt dem Dekanate zur Diözese Seckau gehörte. Im Jahre 1857 mit allerhöchster Entschließung vom 26. Oktober erteilte der Kaiser Franz Josef I. dem Anträge des Fürsterzbischofes von Salzburg, die Übertragung des Bischofsitzes nach Marburg betreffend, die Genehmigung und am 26. November des gleichen Jahres erfolgte die päpstliche Gutheißung. Die Diözese Gurk umfaßt nun ganz Kärnten, jene von Seckau Mittel- und Obersteier, jene von Lavant ganz Untersteiermark. Die Stadtgemeinde Marburg spendete zu den Kosten der Übertragung des Bischoffitzes 20.000 Gulden, einzelne Bürger der Stadt 11.000 Gulden, die Geistlichkeit 14.000 Gulden und Fürstbischof Anton Martin Slomschek 20.000 Gulden für die Herstellung des Priesterhauses. Am 4. September 1859 hielt der genannte Bischof seinen Einzug in Marburg. Der Pfarrhof wurde 1890 aus dem k. u. k. Militär-Ber-pslegsmagazine durch Umbau und Aufbau eines ersten Stockwerkes auf den an die Schulgasse angrenzenden ebenerdigen Teil hergestellt. Bon den Matrikenbüchern der Dom- und Stadtpfarre reicht das Taufbuch bis 19. Oktober 1650, das Traubuch bis 4. Juni 1646 und das Sterbebuch bis 2. Jänner 1664 zurück. Drau-Gafte. Sie soll im 15. Jahrhundert Neu- oder Renngasse geheißen haben und hat ihren jetzigen Namen dem Umstande zu verdanken, daß sie vom Haupt-Platze hinab zur Drau führt. Wann das in dieser Gasse gewesene Brückentor abgetragen worden ist, läßt sich nicht erforschen, jedenfalls dürfte dies schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundertes geschehen sein. Der Stand des Tores war aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen den Häusern Nr. 13 und 8, denn beim Graben des Gassenkanales kam man neben ersterem Hause auf alte feste Mauern, auch soll man daselbst auf Torkegeln gestoßen sein. Das Hans Nr. 7 ist eines der ältesten Häuser der Stadt, vor dem der Sage nach Friedrich IV. in Gefahr kam, von seinem Wagen erdrückt zu werden. Die Gassenseite dieses Hauses sowie jene des anschließenden Nr. 5 und die Gartenmauer neben dem Albensbergischen Hause deuten noch jetzt auf ehemalige Befestigungsmauern hin. Hier scheint die Westgrenze der ursprünglichen Stadtanlage gewesen zu sein zu der Zeit, als noch die Minoritenkirche am jetzigen Kasern-Platze weit außer der Stadt lag und mit ihr durch einen Baumgang verbunden war. An Stelle des Hauses Nr. 4 war vor dem 1888 erfolgten Umbaue noch der einstige Befestiguugsturm zu erkennen. Die Gasse war eng und steil, bis der Kreisingenieur von Tiefenthal diesem Übelstande abhalf. Die Draubrücke hat zwei gemauerte Brückenköpfe und 10 hölzerne Joche. Die 11 Brückenfelder haben zwischen 9°5 bis 11-4 Meter. Die Brücke ist 116-4 Meter lang und steigt vom linken bis zum rechten Ufer um 1-5 Meter. Die Fahrbahn ist 5-7, der Gehweg 1-2 Meter breit. In Wischers Abbildung der „Statt Marchburg" ist das mittlere Brückenfeld als Zugbrücke eingerichtet und endet die Brücke am rechten Ufer in den Tabor, einer mit Mauer und Graben umgebenen Befestigung. Duchatsch-Gasie. Zum Andenken an den Bürgermeister Dr. Ferdinand Duchatsch wurde in der Gemeinderatssitznng vom 16. März 1898 eine neu eröffnete Gasse im IV. Bezirke (Kärntnervorstadt) nach ihm benannt. — Ferdinand Duchatsch wurde am 1. Feber 1835 zu 3 Marburg als Sohn des Rechtsanwaltes Dr. Franz Duchatsch geboren, studierte am Gymnasium seiner Vaterstadt und an der Hochschule in Graz, wo er 1860 zum Doktor beider Rechte promoviert wurde. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er dessen Kanzlei. 1869 in den Gemeinderat gewählt, gehörte er diesem bis zu seinem Tode an, war in den Jahren 1874 bis 1876 Bürgermeister-Stellvertreter und vom 2. Jänner 1883 bis Ende 1885 Bürgermeister. In diese Zeit füllt der Besuch des Kaisers Franz Josef I. in Marburg (Juli 1883) und die in dessen Gegenwart erfolgte Enthüllung des Tegetthoff-Denkmales, der Bau des Sparkasse-Gebäudes, die Herstellung des Drau-Steges u. s. tu. Dr. Ferdinand Duchatsch, der auch durch einige Jahre den Wahlbezirk Marburg-Pettau im Reichsrate vertrat, starb zu Feld-hvf am 13. Dezember 1887. Gisen-Straße. Sic wurde unter Bürgermeister Tappeiner eröffnet und erhielt voni Gemeinderate am 23. November 1876 ihren Namen, der deshalb gewählt wurde, weil sie neben dem eisernen Schienen-strange der Kürntncrbahn verläuft. — An dieser Straße liegt der am 30. April 1880 geschlossene Friedhof der Pfarre St. Magdalena. Mit dem raschen Emporwachsen der Magdalenen-Vorstndt wurde der alte Friedhof zu klein und mußte zweimal vergrößert werden, zuletzt 1875 um 300 Geviertklaster. Aus gesundheitlichen Rücksichten wurde er geschlossen und in der Gemeinde Pobersch ein neuer städtischer Friedhof eröffnet. Die am alten Friedhofe gewesene Kapelle, in deren Gruft sich die Leichen des Grafen Klemens Brändis und der Gräfin Adriane Brandis, geborenen Gräfin Dessenfaß d'Avernas befanden, wurde abgebrochen und das in ihr gewesene vortreffliche Altarbild Kuppelwiesers (Madonna mit dem Kinde, zu ihren Füßen die Heiligen Klemens und Adrian) in die mit kirchlichen Friedhofe in Pobersch erbaute Kapelle übertragen. In dem westlichen Teile des gewesenen Friedhofes, der mit Erlaß des Lavanter Ordinariates vom 29. Oktober 1903 als exekriert erklärt worden war, wurde im Frühlings 1906 ein öffentlicher Park angelegt. In der Eisenstraße befindet sich seit 1889 das k. u. k. Militär-Berpflegs-Etablissement (siehe Getreide-Gasse). Glrsal»eth-Straße. Sie wurde unter Bürgermeister Dr. Reiser eröffnet und erhielt ihren Namen am 23. November 1876 nach der Kaiserin Elisabeth, gebaren als Herzogin in Bayern am 24. Dezember 1837, vermählt mit Kaiser Franz Josef I. am 24. April 1854, ermordet von dem Anarchisten Luigi Luccheni in Gens am 10. Sept. 1898. In ihrer ersten Anlage reichte die Straße nur bis zur Reifcr-Gasse uud erst später wurde sie bis zum Tappeiner-Platze fortgesetzt. In dieser Straße befindet sich seit Scptenchcr 1902 dieHnus-haltungs- und Fortbildungsschule für Mädchen. Diese wurde am 1. Oktober 1884 gegründet und hatte verschiedene Unterkünfte, bis sie ihr jetziges Heim bezog. Zur Feier des fünfzigjährigen Gedenktages der Regierung des Kaisers Franz Josef I. stiftete die Gemeindesparkasse Marburg aus ihrem Reservefonde 25.000 Gulden zur Erbauung eines eigenen Hauses für die Haushaltungs- und Fortbildungsschule für Mädchen in Marburg. Da dieses Geld, wie es im Stiftsbriefe heißt, nicht ausgereicht hätte, ein entsprechendes Haus zu bauen, hat die Stadtgemeinde Marburg sich entschlossen, auf der mit Vertrag vom 23. Juli 1897 vom k. k. Justizärar erworbenen Gartenparzelle Nr. 7 in der Katastralgemeinde Burg-meicrhof ein Haus zu erbauen, welches der Haushaltungs- und Fortbildungsschule für Mädchen die erforderlichen Räumlichkeiten bieten soll. Dieses Haus (an der Ecke der Elisabethstraße und Reisergasse) wurde 1897 hergestellt und kostete 45.726 Gulden. Es wurde jedoch bis zur Vollendung des k. k. Kreisgerichts- gebüudes vertragsgemäß zur Unterbringung des am 1. Jänner 1898 ins Leben getretenen k. k. Kreisgerichtes und der Staatsanwaltschaft bestimmt. Im Stiftsbriefe ist ferner die Bedingung festgestellt, das; die Unterrichtssprache der Haushaltungs- uud Fortbildungsschule für Mädchen die deutsche sein muß. — Gegenwärtig sind in diesem Gebäude auch zwei Parallelklassen der Volksschulen und das Museum untergebracht. Dieses wurde am 6. Dezember 1903 eröffnet und es hat sich der Vorstand des 3* Museum-Vereines Dr. Amand Rak um die Einrichtung und Bereicherung des Museums die größten Verdienste erworben. In der Elisabeth-Straße befindet sich auch der im ehemaligen Jsolierhause des bestandenen k. u. f. Militär-Truppen-Spitales untergebrachte 4. städtische Kindergarten, der am 15. September 1903 eröffnet wurde. Gngerth-Gajse. Über Vorschlag der Südbahn wurde in der Gemeinderats-sitzung vom 6. Dezember 1899 eine Gasse in ihrer Arbeiter-Kolonie nach dem österreichischen Techniker Wilhelm Freiherrn von Engerth, dem Erfinder der Tender-Lastzugs-Lokomotive für die Semmeringbahn und des Schwimmtores, das den Douaukanal gegen das Eindringen der Essmassen schützt, benannt. Engerth wurde am 26. Mai 1814 zu Pleß in Schlesien geboren, war 1844 Professor der Mechanik und Maschinenlehre am Joanneum in Graz, 1850 technischer Rat bei der General-Direktion für Eisenbahnen, 1855 Generaldirektor-Stellvertreter der Staatseisenbahn-Gesellschaft u. s. w. und starb am 4. September 1884 zu Baden bei Wien. Die sogenannte Neue Kolonie besteht aus 28 gleichgebauteu einstöckigen Wohnhäusern, einer Schule, einem Kinder-Asyle und einem Lebensmittel-Magazine. Mit ihrem Baue wurde im Jahre 1868 begonnen, die Mittel hiezu gab der Pensions-Fond der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft. Das zuletzt hergestellte Gebäude ist das Lebensmittel-Magazin, welches am 1. August 1874 eröffnet wurde. Es beziehen aus ihm die Bediensteten und Arbeiter der Südbahn Lebensmittel und Schnittwaren zum Beschaffungspreise. Der jährliche Umsatz betrügt beiläufig 700.000 Kronen. GH-1-Gajft. Auf Wunsch der Südbahn-Gesellschaft erhielt int Jahre 1900 eine Gasse ihrer Arbeiter-Kolonie den Namen nach Karl von Etzel, geboren am 6. Jänner 1812 zu Heilbronn, gestorben am 2. Mai 1865 in Kemmelbach bei Linz. Dieser bedeutende Baukünstler und Eisenbahningenieur wurde nach einer erfolgreichen Tätigkeit in Frankreich, der Schweiz und Deutschland 1859 Baudirektor der Südbahn und arbeitete die Pläne zum Bau der Brennerbahn aus. In Österreich-Ungarn baute er 1500 Kilometer Eisenbahnen. Grerzier-Ulah. Früher das einzige Übnngsfeld der in Marburg liegenden Truppen. Seitdem diese aber infolge der neuen Heereseinrichtungen bedeutend vermehrt wurden und seitdem auch Reiter-Truppen hier eine ständige Garnison haben, genügte der alte Exerzierplatz nicht mehr und es wurde auf der Thesen zwischen der Reichsstraße und der Eisenbahn vom fürstbischkflichen Gute Wiudenau ein großes Exerzierfeld erworben. Trotzdem diente aber der alte Exerzierplatz noch seiner ursprünglichen Bestimmung für kleinere Truppenabteilungen. In der Gemeinderatssitzung vom 31. Jänner 1906 wurde jedoch beschlossen, die neu zu errichtende 4. Knabenvolksschule auf dem südlichen Teile des Exerzierplatzes zu erbauen und gleichzeitig bestiinmt, daß der südlich vom Volksgarten noch verbleibende freie Platz für Jugendspiele erhalten werde. Schon tut Jahre 1904 hatte eine Regelung des Platzes stattgefunden, indem am 23. November der südlich der verlängerten Klostergasse gelegene Teil an die anstoßenden Besitzer verkauft wurde u. zw. 2 Ar 99 Gcvicrt-metcr an Marie Gollob um 1106 K, 9 Ar 79 Gevicrtmcter an Simon und Josefa Jesosnik um 3916 K und 4 Ar 31 Geviert-meter an Elise Koß um 1724 K. Fabriks-Gasse. Sie erhielt ihren Namen im Jahre 1873 n. ztv. deshalb, weil sie gegen die Badl'sche Lederfabrik führt. Ober dieser, dort wo sich jetzt der Pucher'sche Garten (Nr. 20) befindet, war der Pestfriedhof. Als 1864 das Kasino gebaut und an dieser Stelle der zum Baue nötige Sand gewonnen wurde, fand man dort kleine metallene Kreuze, Medaillen u. s. w., wie solche den Gestorbenen mit in das Grab gegeben werden. Die Pest trat in Marburg zuerst am 8. Juli 1680, als Georg Haller Stadtrichter war, auf und dauerte bis in das nächste Jahr fort. Viele Häuser starben ganz aus, denn die Zahl der daran Gestorbenen betrug 483. Von Pestpricstern starben die Kapuziner P. Marian von Traburg, P. Arggo aus Graz (1681) und Frater Isidor aus Klagenfurt (12. September 1680). Pestarzt war Dr. Christof Patermann. Nach dem Erlöschen der Senchc wurde 1681 die Mariensäule am Hauptplatze errichtet und die Barbara-Kirche am Kalvarienberge erbaut, zu der mit 11. Mai 1681 der Seckauer Fürstbischof Graf von Thun den Grundstein legte. Die Bewohner Marburgs trugen mit eigenen Händen die Baustoffe auf den Berg und verrichteten Handlangerdienste, mit ihre Dankbarkeit für die Errettung von der Pest zu bezeigen. Färber-Gasse. Diese alte Bezeichnung hat die Gasse deshalb, weil auf dem Hause Nr. 5 durch viele Jahre die Färberei betrieben wurde. Schon 1774 erscheint Jakob Högenwart auf diesem Hanse als Färber. In seiner Familie wurde das Gewerbe sortbetrieben bis zum Jahre 1882. Feld-Gasse. Diese kleine, hinter der Reiterkaserne gelegene Gasse erhielt ihre Benennung in der Gemeinderatssitzung Dom 23. November 1876 n. zw. wahrscheinlich deshalb, weil hinter ihr und neben ihr noch Felder waren. Ferdinand-Ktraße. Die zwischen dein alten und neuen Stadtparkc gelegene Straße wurde vom Gemeindernte mit 23. November 1876 Ferdinand-Straße genannt zu Ehren des Ferdinand Grafen Brandis (gestorben zu Graz mit 6. Dezember 1904), des letzten Besitzers der Burg aus dem Grafengeschlechte der Brandts, welcher in zuvorkommendster Weise der Stadt am 19. Juli 1871 die für den alten Stadtpark nötigen Gründe verkaufte. Fischer-Gasse. Obwohl die Drau ein fischarmer Fluß ist, die Fischerei daher in Marburg weder gewerbsmäßig, noch von vielen Liebbabern ausgeübt wird, wurde doch im Jahre 1876 das zum Fluße führende Gäßchcn Fischer-Gasse benannt. Seine frühere Bezeichnung war „Felber-Gasse". Fleischer-Gasse. Diese Gasse hieß in alten Zeiten „Untere Leud-Gasse" und wurde in der Gemeinderatssitzung vom 23. November 1876 mit dem jetzigen Namen belegt, als die frühere Fleischer-Gasse, die nun einen Teil der Kascrngasse bildet, in „Schlachthaus-Gasse" nm-getanft wurde. Der Name „Fleischer-Gasse" wurde gewählt, da sie den kürzesten Zugang zu den ehemaligen Fleischbänken vom Haupt-platze aus gewährte. Flößer-Gasse. Da vor der Eröffnung der Kärntnerbahn (1863) die Schifffahrt auf der Drau eine sehr rege war, indem die meisten Waren ans Kärnten auf Plätten und Flößen flußabwärts befördert wurden, war auch die Anzahl der in Marburg landenden Flößer eine große. Es ist daher nicht zu wundern, daß diese in der Nähe des Flußes befindliche Gasse nach den Flößern benannt wurde. Forstner-Gasse. Als 1890 die Stadtgemeinde zur Erbauung der Knabcn-Volksschnle III tin der Josef-Straße ein Grundstück von den Anton Forstner'schen Erben kaufte, sprachen diese den Wunsch ans, es möge die westlich der Schule zu eröffnende Gasse „Forstncr-Gasse" genannt werden, welchem Wunsche auch entsprochen wurde. Ein Mitglied der Familie Forstner: Franz, gestorben 1838, tuiii) in der Geschichte Marburgs erwähnt. Am 24. Mai 1809 um 11 Uhr Vormittag rückten die französischen Vorposten durch das Kärntnertor in die Stadt ein. Am nächsten Tage wurden die Schulen geschlossen. Der Stadtrichter Georg Ferlinz und der Bürger Forstner wurden als Geiseln mit dem Erschießen bedroht, bis die Bürgerschaft eine Kriegsstener von 20.000 Gulden erlegte. Vom 27. bis 29. Mai lagen nicht weniger als 15.000 Mann Franzosen von der italienischen Armee in Marburg; fast alles Schlacht- und Zugvieh wurde den Bürgern weggenommen. Franz Josef-Straße. Die frühere Kärntnerbahn-Straße erhielt in der Gemeinderatssitzung vorn 23. November 1876 den Namen Franz Josef-Straße n. zw. deshalb, weil die Kndetten-Schnle, zu der sie führte, damals Franz Josef-Kaserne hieß. Das herrliche Gebäude, in dem sich jetzt die k. u. k. Jnfanterie-Kadetten-Schule befindet, wurde in den Jahren 1852 und 1853 für ein k. k. Kadetten-Jnstitut gebaut. Die Gemeinde leistete hiebei zum Ankäufe des Grundes einen namhaften Beitrag. Die bestandenen vier Kadetten-Jnstitnte hatten die Aufgabe, die Zöglinge in vier Jahrgängen für die Militär-Akademie vorzubereiten. 1869 wurden sie aufgehoben und das hiesige Gebäude diente als Infanterie-Kaserne mit der Bezeichnung Kaiser Franz Josef-Kaserne. Während des bosnischen Feldzuges 1878 war darin ein Reserve-Spital untergebracht. Bürgermeister Dr. Duchatsch bat im Jahre 1883 in einer Audienz den Kaiser, das Gebäude wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen, was aber erst im Jahre 1894, nachdem die Stadtgemcinde die neue Infanterie-Kaserne in der Triester-Straße gebaut hatte, geschah, indem es für eine k. u. k. Jnfanterie-Kadetten-Schule mit vier Jahrgängen bestimmt wurde. Vor dem Haupteingange der Schule wurde am 10. Mai 1899 das Kaiserdenkmal enthüllt, welches über Anregung des damaligen Schulkommandanten, des Oberstleutnants Heinrich Polaczek zur Feier der fünfzigjährigen Regierung des Kaisers Franz Josef I. errichtet worden war. Die Gemeinde-Sparkasse ermöglichte durch einen größeren Beitrag das Zustandekommen des Denkmales. Sein Schöpfer ist der Bildhauer Edmund Hofmann von Aspernburg. Der Bronzeguß ist von der Wiener Firma Hans Frömmel. Das Standbild des Kaisers ist 2-35 Meter hoch und steht auf einem 2-8 Meter hohen Sockel aus Mauthauser Granit. Die Verkehrsstörungen, die das Verschieben der Wagen auf der die Franz Josef-Straße querenden Kärntnerbahn verursachte, veranlaßten schon 1875 den Gemeinderat, eine Unterfahrt unter den Bahngeleisen anzustreben. Aber erst int Jahre 1900 unter dem Bürgermeister A. Nagy kam diese zur Ausführung. Am 20. September 1899 wurde mit der Südbahn ein Vertrag geschlossen, nach- bent am 12. Oktober 1898 das Eisenbahn-Ministerium den Entwurf der Unterfahrt genehmigt hatte. Die Kosten waren auf 46.000 Gulden veranschlagt. Die von der Gemeinde ausgeführten Arbeiten der Unterfahrt, der Anschüttung und Planierung der Eisen-Straße beliefen sich auf 40.672 K 24 h. Die freiwillig dazu gezeichneten Beiträge machten 10.141 K 76 h aus. Franz Keil-Gasse. Ein vorläufig nur erst im Stadtplane verzeichneter Straßenzug im IV. Bezirke (Kärntner-Vorstadt) wurde am 10. Juni 1903 vom Gemeinderate nach dein ausgezeichneten Geoplastiker Franz Keil benannt. Geboren am 22. Juni 1822 zu Graslitz in Böhmen, kam Keil 1833 auf das Gymnasium zu Eger und nach seines Vaters Tode 1836 als Apotheker-Lehrling nach Königsberg, später nach Falkenau. Nach vollendetem Studium der Pharmazie tvurde er 1846 Assistent beim Lehrfache der Botanik in Prag, wirkte dann als Apotheker in Graz, Gastein und Lienz und beschäftigte sich nebenbei mit geognostischen und meteorologischen Studien. Auf dem Großglockner kam er 1855 auf die Idee geoplastischer Darstellungen. Nachdem sein erster Versuch eines Reliefs der Krenzkogelgruppe gelungen war, beschäftigte er sich, von der k. k. Akademie der Wissenschaften unterstützt, eingehend mit geo-plastischen Studien, unternahm eine Darstellung der Tauernkette, die aus weit über 300 eigenen Höhenmessungen beruht. Später bearbeitete er noch die Gegend von Berchtesgaden, den Schneeberg und den Untersberg. Keil fehlte es auch nicht an äußeren Anerkennungen : 1856 wurde er Korrespondent der k. k. geologischen Reichsanstalt in Wien, 1859 Ehrenmitglied des Ferdinandeums in Innsbruck und korrespondierendes Mitglied des Vereines für Geographie in Frankfurt a. M., 1864 Ehrenmitglied und Meister des freien deutschen Hochstiftes im Goethehause zu Frankfurt, 1866 korrespondierendes Mitglied des Vereines für Salzburger Landeskunde, 1862 erhielt er die Ehrenmedaille bei der Londoner Ausstellung und 1866 vom Kaiser die große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. — Seine anstrengenden Arbeiten jedoch zogen ihm ein Rückenmarksleiden zu, dent er am 10. März 1876 in Marburg, wohin er sich als Kranker zurückgezogen hatte, erlag. Er wurde am Stadtfriedhofe beerdigt und sein Grab tvird von der Sektion Marburg des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines erhalten. Seine reichen Sammlungen vermachte er der Realschule in Marburg. Frauen-Gasse. Sie soll angeblich schon seit dem 15. Jahrhunderte diesen Namen führen, wahrscheinlicher jedoch ist es, daß das Frauen-klostcr der Cölestinerinnen die Veranlassung war, diese Gasse so zu benennen. Sie reichte früher nur von der Kärntnerstraße bis zur Psarrhofgasse. Am 23. November 1876 wurde ihre Fortsetzung bis zur Burggasse in sie cinbezogen. Diese Fortsetzung hieß früher Deutsch-Gasse im Gegensätze zur Windisch-Gasse (jetzt Burggasse von der Frauen- bis zur Herren-Gasse). Das Eckhaus Nr. 26 der Kärntner-Straße, dessen östliche Seite den Eingang zur Frauen-Gasse bildet, wurde von der Priorin der Cölestinerinnen in Steyr Maria Karolina von Manzador im Jahre 1760 gekauft und zum Kloster umgestaltet. Die Bewilligung zur Errichtung des Klosters gab die Kaiserin Maria Theresia am 10. März 1759. Der Priorin standen 20.000 Gulden zur Verfügung. Als besondere Wohltäterin des Klosters wird die Prinzessin Emanuela von Savoyen genannt. 1766 wurde int Klostergarten eine Kirche erbaut, aber schon am 2. April 1782 hob Kaiser Josef II. durch den Gubernial-rat Josef Grafen Gaisruck das Kloster auf, welches damals eine Priorin und zehn Chorfranen und Laieuschwestern hatte, aber so arm war, daß nicht einmal genug Geld zur Bezahlung des gelieferten Brvdes vorgefunden wurde. Die Nonnen hatten ihr Ableben im St. Magdalenen-Stifthause, an dessen Stelle 1812 die Normal-Hauptschule, jetzt Knaben-Volksschule II am Domplatze, gebaut wurde. Das Klostergebäude war zuerst zur Unterbringung einer k. k. Montur-Ökonomie-Kommission, dann zu einer Militär-Kaserne bestimmt, wurde aber am 20. Juni 1814 um 7260 Gulden von den Gemeinden des Marburger Kreises gekauft und das k. k. Kreisamt darin untergebracht. Während der Amtszeit des Stadrichters Leopold Pilgram fällt die Errichtung des Kreisamtes mit dem ersten Kreis-hauptmanne Max von Pendel 1752. Es gab damals in Steier- mark fünf Kreise, den Grazer, Marburger, Cillier, Bracker und Judenbnrger Kreis. Der Marburger Kreis umfaßte die jetzigen Bezirkshauptmannschaften Marburg (mit Ausnahme des Gerichtsbezirkes Windisch-Feistritz), Leibnitz, Deutsch-Landsberg und Pettau. 1850 wurde Steiermark in drei Kreise eingeteilt, in den Grazer, Brücker und Marburger Kreis, zu dem ganz Untersteiermark gehörte. 1860, als Vinzenz Ritschl Ritter van Egerström hier Kreispräsident war, wurden di? Kreisämter aufgelöst und das Kreisamtsgebäude später, nachdem es verschiedenen Bestimmnngen gedient hatte, an Hermann Freiherrn von Gödel-Lanuoy verkauft. Einen Teil des zweiten Stockes hat die Bezirksvertretung gemietet. Die Klosterkirche wurde 1784 vom Stadtpfarrer Joses Otitsch exekriert und 1814 verkauft. Vom 21. Mai 1865 bis 18. Juli 1869 diente sie der evangelischen Gemeinde als Kirche. Freiherr von Gödel, der sie kaufte, (mute sie mit, so daß im Innern ihre ehemalige Bestimmung nicht mehr kenntlich ist. Freihaus-Gajse. Sie hat ihren Namen von dem Freihanse, einem großen zweistöckigen Gebäude, welches mit der Hauptstiruseitc in dieser Gasse, mit den beiden anderen in der Viktringhof- und Allerheiligengasse stand. Dieses Freihaus war einst Eigentum des Grafen Erasmus von Tattenbach, der mit den Grafen Peter Zriuh, Franz Nadasdy uni) Franz Christof Frangipauy sich in eine Verschwörung gegen Kaiser Leopold I. einließ, und am 1. Dezember 1671 in Graz vor dem Rathause enthauptet wurde. Da Tattenbach auch Besitzer des Schlosses Kranichsfeld war, in dessen Saale sub rosa, einer Rose an der Decke, die Verschwörer verhandelten, erhielt sich die durch nichts begründete Sage, daß das Freihaus in Marburg mit dem Schlosse Kranichsfeld durch einen unterirdischen Gang in Verbindung gestanden sei. Der Dragoner-Oberstleutnant Sahier van der Windmühlen, der Tattenbach in Graz verhaftet hatte, nahm im Marburger Freihause 41 Zentner geschlagenes Eisen, viel Wein, Met u. s. w. in Beschlag. 1758 war das Freihaus im Besitze des Generals Grafen Lanthieri, der 1773 starb und als der letzte in der Gruft der Miuoriten-Kirche begraben wurde. 1800 besaß es Anton Wels, der es um 5000 Gulden an Rottcnsteiucr verkaufte. 1880 kaufte cs das Militär-Ärar um 10.000 Gulden vom Perpflegsverwalter Starkbauer, worauf es bis 1904 Kaserne (Freihaus-Kaserne) war. Ihrer Baufälligkcit wegen wurde sie gesperrt und am 15. Mürz der Stadtgemeinde zum Abbruche übergeben u. zw. um den Preis von 12.740 Kronen. Da die Freihausgasse, durch welche der Lastenverkehr zwischen der Grazer-Vorstadt und dem Haupt-Platze stattfindet, für diesen viel zu enge ist, kaufte zufolge Gemeinderatsbeschlusses vom 2. September 1903 die Stadt das der Marburger Eskomptebank gehörige Haus (Ecke des Haupt-Platzes und der Freihaus-Gasse) um 116.000 Kronen, um es seinerzeit niederreißen zu lassen. Dieses Haus wurde 1764 vom Lederer Franz Lerch erbaut, dessen Urgroßvater schon 1680 hier die Lederci betrieben hatte. Der letzte Lederer auf dem Hause war Josef Gutmanu. Am 2. April 1906 begann der Abbruch dieses Hauses. Frobel-Gasse. Über Vorschlag der Südbnhn wurde diese au der Rückseite der Kolonie-Schule vorbeiführende Gasse nach dem bekannten deutschen Schulmanne, dem Begründer der Kindergärten, Friedrich Fröbcl, geboren zu Oberweißbach in Schwarzburg-Rudvlstadt am 21. April 1782, gestorben in Marienthal am 21. Juli 1852, in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 benannt. Ganrser-Ktraße. So benannt in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899, da die Richtung dieser Straße unmittelbar auf die Gamser Kirche zu geht. Erst im Jahre 1901 wurde mit der Herstellung des östlichen Teiles der Gamser Straße begonnen und dieser 1906 mit Bäumen bepflanzt. Garten-Gasse. Benannt in der Gemeinderatssitzung vom 23. November 1876. Der Name wurde gewählt wegen des in ihr gelegenen Klcin-schuster'schen Gartens. /7? ' ' /r Gasmerk-Straße, vi' >!U^ Am 23. November 1876 wurde der im Osten des Bahndammes sich hinziehende Weg „Damm-Gasse" benannt. Da aber in der mundartlichen Aussprache oftmals Verwechslungen zwischen Dammgasse und Domgasse vorkamen, wurde in der Gemeiuderats-sitzung vom 6. Dezember 1899 die neue Bezeichnung „Gaswerk-Straße" angenommen nach der daselbst befindlichen Gasanstalt. Am 6. Jänner 1901 beschloß der Gemeinderat infolge Entgegenkommens des Herrn Küster die Verbreiterung dieser Straße, welche int Laufe des Jahres der ganzen Länge nach durch Grundeinlösungen vollendet wurde. 1906 wurde sie mit einer Reihe Bäume bepflanzt. Im Jahre 1862 führte man in Marburg die Petroleum-Beleuchtung als Stadtbeleuchtung ein an Stelle der Ol-Laternen, die angezündet wurden, sobald das Laternanzünder-Glöckchen ertönte d. h. nur bei trübem, wolkigen Himmel, wenn der Mond die Stadt mit seiner Beleuchtung im Stiche ließ. In Puffs Marburg heißt es: „Die innere Stadtbeleuchtung (laut Gub.-Vervrd. vom 1. Oktober 1823) wird durch 4 große, 17 mittlere und 62 kleinere schöne und helle Laternen, seit 1842 sorgfältiger geleistet; die Freihäuser haben ihre eigene Beleuchtung". Am 18. Mürz 1869 wurde unter dem Bürgermeister Josef Bancalari mit dem Gasbeleuchtungs-Unternehmer Georg Graff aus Germersheim in Bayern ein Vertrag zur Beleuchtung der Stadt mit Gaslicht abgeschlossen, dessen wichtigste Bestimmungen sind: das ausschließliche Recht des Unternehmers in den Stadtbodcn Gasröhren einzulegen und es wird demselben die Zusicherung gegeben, daß während der Dauer des Vertrages keine andere Person oder Gesellschaft die Befugnis erhalten soll oder darf, die öffentlichen Gassen, Straßen oder Plätze von Marburg zur Anlage von Gasbeleuchtungsröhren zu benützen oder die öffentliche Beleuchtung ganz oder teilweise zu besorgen. Dabei erhält der Unternehmer 120 Flammen zugesichert und von der Gemeinde zur Errichtung der nötigen Gebäude und Werksvorrichtungen einen Grund vou 2400 Quadratklaftern unentgeltlich. Die Dauerzeit des Vertrages ist auf 30 Jahre festgesetzt, falls sie aber auf 50 Jahre d. i. bis Ende 1920 ausgedehnt wird, so fällt dann das ganze Gas-Etablissement samt allem wie immer Namen habenden zum ungestörten Betriebe nötigen Zugehör u. zw. ohne intabulierte Schulden in das freie Eigentum ohne alle Entschädigung der Gemeinde anheim. Nach Ablauf der ersten 10 Betriebsjahre hat die Gemeinde das Recht, die Gasbeleuchtungsanstalt käuflich an sich zu bringen. Die Gasbeleuchtung begann 1871. Viele Streitigkeiten mit G. Graff und daraus entsprungene Klagen machten schon am 30. August 1872 einen Ausgleichs-Vertrag nötig, der namens der Stadt vom Bürgermeister Dr. M. Reiser unterfertigt wurde. Nach diesem wird die Anzahl der öffentlichen Flammen bis letzten Juli 1873 auf 202 erhöht und überdies sind noch 25 Flammen außerhalb des früher festgesetzten Beleuchtungs-Rayons herzustellen. Ferner ist bis letzten November 1874 eine zweite Gasglocke in Betrieb zu setzen. Die Gemeinde verpflichtet sich, sogleich zu veranlassen, daß die den Zufahrtweg zur Gasanstalt verengenden Bäume und Gehege beseitiget werden, insoferne sie einen Einfluß darauf nehmen kann. Nachdem G. Graff Ende Februar 1888 gestorben war, wurde mit dem Vertreter seiner Erben, bent köuigl. bayrischen General-Direktionsrate Jakob Graff in München, ein vom Bürgermeister Alexander Nagy namens der Gemeinde gefertigter Anhangs-Vertrag tint 17. Juni 1888 abgeschlossen, nach welchem die im Ausgleichs-Vertrag geforderte 2. Gasglocke endlich zur Ausführung zu kommen hat und das Rohrnetz in einer. Gesamtlänge von 2600 Meter erweitert werden soll u. zw. durch Legung in der Kaiserstraße, Bürgerstraße, Wielandgasse, Wielandplatz, Bahnhofstraße, Tegetthoffflraße bis zum Mauthause, Badgasse sowie in allen öffentlichen Pissoirs. Der Gaspreis wurde für die öffentliche Beleuchtung von 1-70 kr. auf 1-65 kr. für die Brennstunde, für den Privatverbrauch von 15-2 kr. auf 15 kr. für den Kubikmeter herabgesetzt. Von 1900 an findet abermals eine Ermäßigung statt u. zw. für die Brennstunde der öffentlichen Beleuchtung auf 1-50 kr. und des Kubikmeters Gases für Private auf 13-7 kr., endlich soll noch von Ende 1910 an die Brennstunde für öffentliche Laternen mit 1-35 kr., berechnet werden. — Vom Ende des Jahres 1895 ist die Gemeinde berechtigt, die Marbnrger Gasfabrik nach vorausgegangener zwölfmonatlicher Kündigung käuflich an sich zu bringen und es wird der Kaufwert so bestimmt, daß der durchschnittliche Reinertrag der letzten fünf Jahre mit nachfolgenden Zahlen multipliziert die Ankaufssnmme gibt: mit 22 in den Jahren 1896—1900, mit 20 in den Jahren 1900—1905, mit 15 in den Jahren 1905—1910, mit 10 in den Jahren 1910—1915, mit 5 in den Jahren 1915—1920. Im Jahre 1888 ging die Gasanstalt an die Aktiengesellschaft „Vereinigte Gaswerke in Augsburg" über. In der Gemeinderatssitzung vom 28. Juni 1898 wurde beschlossen, in der Tegetthoffstraße, Burg-, Herren-, Drau-, Post-, Schul- und Domgasse, Haupt-, Burg- und Domplatze, endlich in der Kärntnerstraße das Auer-Gasglühlicht einzuführen, was auch 1899 geschah. In der Gemeinderatssitzung vom 30. Mai 1900 beschloß man, sämtliche Gaslaternen mit Auer-Licht zu versehen. Am 8. Mai 1901 erfolgte das Anbot der Gasanstalt, die Magdalenen-Vorstadt unter gewissen Bedingungen mit Gas zu beleuchten. Der am 10. Juli 1901 diesbezüglich geschlossene Vertrag, nach welchem die Gesellschaft „Vereinigte Gaswerke in Augsburg" die ganze Stadtbeleuchtung, auch jene mit Petroleum-Laternen, übernimmt, wurde am 21. August angenommen und am 11. September genehmigt. Am 1. Jänner 1902 erfolgte die Beleuchtung der Magdalenen-Vorstadt mit Gas. Am 1. Juli 1902 bestand die Stadtbeleuchtung aus 281 halbnächtigen, 177 ganz-nächtigen Gasflammen und aus 29 halbnächtigen und 6 ganz-nächtigen Petroleumslammen. Gerichtshof-Gasse. Um von der Tegetthoff-Straße aus einen Zugang zu dem zu erbauenden Gerichtshofgebüude zu schaffen, kaufte am 27. Juli 1897 die Gemeinde das den Dr. Dom. Bancalari's Erben gehörende Haus in der genannten Straße um 15.000 Gulden und ließ es im November abtragen. Die nun dadurch eröffnete Gasse wurde in der Gemeinderatssitzung vom 16. März 1898 „Gerichtshof-Gasse" benannt. Am 20. März 1902 beschloß der Gemeinderat in dieser Gasse längs des Dr. Schmidcrer'schen Gebäudes Bäume setzen zu lassen. Schon im Jahre 1873 fanden Verhandlungen wegen Errichtung eines Gerichtshofes in Marburg statt und es beschloß damals der Gemeinderat, zu diesem Zwecke einen Beitrag von 20.000 Gulden zu geben. Damals bestand die Absicht, ein schon vorhandenes Haus (es war das Dr. Reiser'sche oder Dr. Schmiderer'schc iit der Tegetthoffstraße in Aussicht genommen) zu einem Gerichtshofgebäude umzugestalten. Die Verhandlungen zerschlugen sich aber. Im Juni 1876 beschloß eine Volksversammlung die Gründung eines Vereines zur Errichtung eines Gerichtshofes. Dieser Verein löste sich im Juli 1885 auf und schenkte das angesammelte Geld (307 Gulden) dem Stadtverschönerungs-Vereine. — Aber erst als die neue Zivilprozeßordnung ins Leben trat, konnten neuerdings Unterhandlungen wegen der Errichtung eines Gerichtshofes in Marburg eingeleitet werden, deren Ergebnis der Vertrag vom 23. Juli 1897 war, nach welchem die Gemeinde die Gartenparzelle Nr. 7 der Katastralgemeinde Burgmeierhof im Flächenmaße von 68377 Geviertklafter um 8205 Gulden 24 kr. kaust, daselbst ein Gebäude zur vorläufigen Unterbringung des Gerichtshofes und der Staatsanwaltschaft bis 1. Jänner 1898 zu errichten und 1000 Gulden zur inneren Einrichtung zu geben sich verpflichtet, sowie der in der Gemeinderatsfitzung vom 16. November 1898 genehmigte Vertrag mit dem Justizärar, abgeschlossen zu Graz am 16. Oktober 1898. Nach letzterem kaufte die Stadtgcmeinde das in der Tegetthoff-Straße befindliche k. k. Bezirksgerichtsgebäude sowie das in der Reisergasse befindliche gerichtliche Gefängnis um 56.998 fl. 76 kr. uud verpflichtete sich, den Restbetrag der für die Errichtung eines Gerichtshofes gewidmeten Summe von 100.000 fl., von der ein Betrag von 25.000 sl. schon entrichtet war, in drei Jahresraten zu 25.000 sl. von 1899 an im Jänner zu erlegen. Der Besitz der oberwähnten Gebäude geht au die Geiueiude über, bis das neue Justizgebäude fertiggestellt ist, spätestens bis 1. Jänner 1902. Die Stadtgemeinde übergibt ferner der Justizverwaltung den Bauplatz für das neu zu errichtende Justizgebäude samt Ge-sangenhaus und verpflichtet sich, die Zufahrtsstraßen und Kanäle auf eigene Kosten zu erbauen. Die Schaffung des Bauplatzes und der Zufahrtsstraßen war eine sehr schwierige, denn es mußten Gründe von Dr. Ra uea lari's Erben, von Amalie Baltzer, von Marie Blecha, von Manhart's Erben, von Josef Oberlerchner, von Franz Ohm, von Franz und Ottilie Pichler, von Franz Reischeg, von Flora Jüttner, von Dr. Josef Schmiderer, von Friedrich Wolf, von Regina Miklosich, von Theodor Steinmann und von Johanna Kämmerer erworben worden. Der Bauplatz kam auf 26.514 K 24 h, die Gründe für die anzulegenden Straßen auf 68.759 K 66 h zu stehen. Die Straßenanlagen kosteten 7.297 K 37 h, die Kanäle 23.547 K 21 h. Der Gerichtshof (k. k. Kreisgericht Marburg) wurde am 1. Jänner 1898 in dem von der Gemeinde an der Ecke der Elisabeth-Straße und Reiser-Gasfe erbauten Gebäude eröffnet. — Am 24. März 1900 begann der Bau des Gerichtshvfgebüudes auf dem Bauplatze zwischen der Marien-, Gerichtshof-, Wildenrainer- und Kaiserfeld-Gasse. Die Kosten des Baues samt der Einrichtung dürften sich auf 1,240.000 K belaufen. — Am 31. Juli 1902 übersiedelte das Kreisgericht und da» Bezirksgericht in das neue Gebäude. Getreide-Gasse. Da sich diese Gasse an der Ostseite des Haferdepots des k. und k. Militür-Verpflegs-Etablissements hinzieht, erhielt sie in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 den Namen „Getreide-Gasse". Das k. u. k. Militür-Verpflegs-Etablissement bestand früher aus dem am Domplatze gelegenen Verpflegsmagazinc (nun Stadtpfarrhof) und dem in der Heugasse befindlichen Heu-und Holzmagazine. Die großen Übelstände, welche der vor dem Sparkasse-Gebäude gelegene alte Pfarrhof mit seinen Wirtschaftsgebäuden, Stallungen, offenen Düngerstütten u. s. w. darbot, hatte schon längst den Wunsch rege gemacht, ihn an eine andere Stelle zu verlegen. Vergebens hatte sich der Bürgermeister Dr. M. Reiser bemüht, dies durchzusetzen. Erst dem Bürgermeister Alexander Nagy gelang es, durch klug geführte Verhandlungen mit dem damaligen Fürstbischöfe Dr. Jakob Maximilian Stepischnegg und mit dem k. u. k. Reichs-Kriegsministerium die Verlegung des Pfarrhofes in das Militär-Verpflegsmagazin durchzuführen. Der Vertrag, der infolge der Allerhöchsten Ermächtigung Sr- k. u. k. apost. Majestät des Kaisers vom 30. Juli 1887 4 zwischen der k. k. Genie-Direktion in Graz namens des Ärars und dem Stadtrate Marburg wegen Überlassung des auf dem Domplatze befindlichen ärarischen Militär-Verpflegs-Etablissements sowie des dazugehörigen in der Heugasse gelegenen Holzmagazines und Hofraumes geschlossen wurde, bestimmte, daß die Stadtgemeinde für die genannten Objekte einen Kaufschilling von 44.303 Gulden zahle, den Grund für das neue Militär-Verpflegs-Etablissement dem Ärar zur Verfügung stelle und einen unverzinslichen Bauvorschuß von 24.697 Gulden, rückzahlbar in Jahresraten von 3800 Gulden zusichere. Hingegen verpflichtete sich das Militär-Ärar um die veranschlagten Kosten von 79.000 Gulden zu erbauen das ein Stock hohe Administrations- und Wohngebäude samt Bäckereitrakt, das zwei Stock hohe Haferdepot samt angebautem ebenerdigen Holzschuppen und Feuerlöschrequisiten-Depot, das ein Stock hohe Betten-Magazinsgebäude samt angebautem ebenerdigen Requisitendepot, den Pumpbrunnen, die Einfriedungsmauer und die Geleisanlage, endlich die alten Objekte bis längstens 1. Juli 1889 an die Stadtgemeinde zu übergeben. Der nötige Baugrund an der Eisen-Straße wurde von der Gemeinde von Herrn Tscheligi um 1706 und von Herrn Perko um 4150 Gulden erworben. Ghega-Gasse. Benannt in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 nach dem Ingenieur Karl Ritter von Ghega, geboren zu Venedig am 13. Juni 1808, gestorben zu Wien am 14. Mürz 1860, der den Bau der Südbahn bis Laibach leitete und die Pläne der Semmeringbahn ausarbeitete. Am 7. April 1846 wurden in seiner Gegenwart die Stützen der über die Drau führenden Eisenbahnbrücke (hölzerne Gitterbrücke nach amerikanischem Systeme) weggenommen. Auch die Pläne dieser Brücke, die 1864 durch eine eiserne ersetzt wurde, sind von Ghega. Goethe-Gaste. Zu Ehren des in Frankfurt a. Main am 28. August 1749 geborenen, zu Weimar am 22. Mürz 1832 gestorbenen größten Dichters des deutschen Volkes Johann Wolfgang von Goethe benannte der Gemeinderat am 23. November 1876 nach ihm eine Gasse. Diese entsprach aber damals nicht der Größe des Dichters, denn schon kurz nach ihrem Anfänge, beim k. u. k. Truppenspitalc sperrte sie das Kellergebäude der Benediktiner von St. Paul ab und nur ein schmaler Weg führte an dessen Seite und dann zwischen dem Bretterzäune der Brauerei und der Gartenmauer des Militärspitales bis in die Elisabeth-Straße. Bürgermeister Nagy's Bemühungen gelang es endlich, die Verlegung des Truppenspitales von der Goethe-Gasse in die Triester-Straße durchzusetzen. Ein Erlaß des Reichskriegsministeriums vom 14. April 1898 nimmt das Anbot der Stadt an, für das alte Truppenspital 55.000 Gulden zu zahlen und einen Platz für das neue im Ausmaße von 12.000 Geviertmeter unentgeltlich zu geben. In der Gemeinderatssitzung vom 18. Mai des gleichen Jahres wurde beschlossen, den Stiger-schen Grund an der Triester-Straße (2 Joch 1474 Geviertklafter) um 12.152 Gulden für das Truppen-Spital zu kaufen. Am 6. Feber 1901 und 15. Jänner 1902 erfolgten dann die Verträge mit dem k. u. k. Reichskriegsministerium und am 1. Mai 1903 wurde endlich das Truppenspital der Stadt übergeben. Es war ursprünglich das Amts- und Herrenhaus der ehemaligen Herrschaft Viktringhof, die zu dem 1787 aufgehobenen Zisterzienserstifte Viktring bei Klagenfurt gehörte und wurde 1654 erbaut und seit der Aufhebung des Stiftes als Militärspital verwendet. Deshalb kam es auch nicht an das Stift St. Paul, welches die Staatsherrschaft Viktringhof vereint mit dem Gute Lembach am 11. November 1816 erhielt. Bei der Pfarr-Regulierung unter Kaiser Josef II. hätte nach dem am 20. Jänner 1783 erstatteten Berichte der Kommission die Ulrichskirche, die dem Viktringhofer Amtsgebäude gegenüber lag, Pfarrkirche und letzteres Pfarrhof werden sollen. Es kam aber nicht dazu; Pfarrkirche blieb die den Minoriten übergebene ehemalige Kapuzinerkirche. Die Ulrichskirche wurde ärarisches Holzmagazin. Am 1. Oktober 1810 wurde sie verkauft und 1841 niedergerissen. Der zu ihr gehörige Friedhof, dessen Stelle die Häuser Nr. 9 und 11 der Tegetthofsstraße einnehmen, wurde 1809 aufgelassen. Das Truppenspital kaufte 1824 das k. k. Militärärar und vergrößerte es 1840 durch einen Anbau und das Aufsetzen eines zweiten Stockwerkes. — Am 18. Mürz 1903 widmete der Gemeinderat das alte Truppenspital für das deutsche Studentenheim. Schon am 19. Juni 1896 hatte die Gemeindesparkasse anläßlich der 1898 zu begehenden fünfzigjährigen Regierungs-Jubelfeier Sr. Majestät des Kaisers einen Betrag von 50.000 Kronen zur Gründung eines deutschen Studentenheimes in Marburg gespendet. Am 27. Dezember 1899 genehmigte die Statthalterei die Satzungen des Vereines „Deutsches Studentenheim in Marburg", welcher das alte Truppenspital übernahm, einer gründlichen Ausbesserung und Umgestaltung unterzog und mit 15. September 1904 das deutsche Studentenheim daselbst eröffnete. Um die Goethegasse in ihrer ganzen Breite aufmachen zu können, war aber auch der Ankauf des dem Benediktinerstifte St. Paul gehörigen Kellergebäudes notwendig. Dieses und das an das Haus Nr. 1 der Goethegasse anstoßende Magazinsgebäude wurden zufolge Gemeinderatsbeschlusses vom 3. Juni 1903 um 20.000 Kronen angekauft und am 1. Juli des genannten Jahres mit Herrn Anton Götz ein Grundtausch vereinbart, demzufolge er seinen in die Goethegasse fallenden Grund der Gemeinde abtritt, von ihr das Magazinsgebäude und den nicht in die Gasse fallenden .Teil des Kellers übernimmt und 4000 Kronen daraufzahlt. Im Jahre 1904 wurde durch Abgrabung und Abtragung die Goethegasse in ihrer ganzen Breite hergestellt. Eine Parzelle des Grundes vom alten Truppenspitale im Ausmaße von 8 Ar 25 Geviertmeter wurde zufolge Gemeinderatsbeschlusses vom 19. Feber 1904 um 9194 K an Herrn Josef Martinz verkauft. 1905 wurde der zwischen Tegetthoff- und Elisabethstraße befindliche Teil der Goethegasse, 1906 der noch übrige Teil bis zur Kokoschineggstraße mit rotblühenden Kastanienbäumen bepflanzt. Gottschalk-Straße. Benannt seit 1873 nach dem Gründer der Kolonie-Schule Alexander Gottschalk, einem geborenen Dänen, Maschinen-Direktor der Südbahn, seit 1877 in den Ruhestand getreten und in Paris, wo er dann lebte, am 21. Feber 1898 gestorben. Gottschalk widmete zur Errichtung der Kolonie-Schule, welche im Jahre 1871 on der noch ihm benannten Straße erbaut wurde, 13.000 Gulden in Südbahn-Prioritäten. Die Schule wurde int Jahre 1872 als eine dreiklassige eröffnet, besitzt seit 1873 das Öffentlichkeitsrecht, wurde int Jahre 1874 zu einer vierklassigen und 1901 zu einer füufklassigen erweitert. Sie ist mit einer reichlichen Lehrmittel-Sammlung ausgestattet und wird von 247 Kindern besucht. Die Auslagen für sie betragen jährlich 14.000 bis 15.000 Kronen. Graben-Gajfe. Sie erhielt int Jahre 1873 ihren Namen, der deshalb gewählt wurde, weil sie zum ehemaligen Stadtgraben führt (siehe Badgasse). Grrrrz-Gasse. Beranlassung dazu, daß in der Gemeinderatssitzung vom 26. März 1898 eine neue Gasse in der Magdalenen-Borstadt so benannt wurde, gab der Umstand, daß sie an der Gemeindegrenze zwischen Marburg und Pobersch gelegen ist. Hamerling-Gajse. In der Gemeinderatssitzung vom 13. Juni 1894 wurde eilte nette Gaffe nach dem berühmten deutschösterreichischen Dichter Robert Hamerling, geboren aut 24. März 1830 zu Kirchberg am Walde in Niederösterreich, gestorben am 13. Juli 1889 int Stifting-tate bei Graz, benannt. Hamerling studierte an der Wiener Hochschule, war von 1855 bis 1866 Professor am Gymnasium in Triest, welche Stelle er wegen zunehmender Kränklichkeit aufgab, und siedelte dann »ach Graz über, wo er nur seiner dichterischen Tätigkeit lebte. Die neue Gasse entstand, als die Gemeinde das Ferlinz'sche Haus in der Tegetthoffstraße Nr. 27 kaufte, um durch dessen Hof den Kanal vom Tappeiner- (damals Wieland-) Platze in den Hauptkanal der Mühlgasse führen zu können. Der ftühere Hof zwischen dem Ferliuz'schen und Priol'schen Hause bildete mehrere Jahre den engen Eingang in die Gasse. Am 17.. Jänner 1900 kaufte die Gemeinde das Priol'sche Haus um 24.000 Kronen, ließ es niederreißen, und verbreiterte so die Gasse. Am 2. Mai 1900 wurden die in ihre Westseite hineinragenden Stallungen der Frau Wiesthaler (Besitzerin des Gasthoses „zur Stadt Wien") um 5400 Kronen gekauft und abgetragen. Am 15. Jänner 1902 verkaufte die Stadt das Ferlinz'sche Haus um 14.000 Kronen an Herrn Rudolf Kiffmann unter der Bedingung, daß er es abtragc und an seiner Stelle einen Neubau aufführe. Zur Regelung der Gasse wurde zufolge Gemeinderatsbeschlusses vom 25. Feber 1903 von Isidor und Anna Göring 68 Ar 85 Geviertmeter Grund um 400 Kronen gekauft und mit Johann und Maria Sauer ein kleiner Grundaustausch am 25. April 1906 vereinbart, schließlich wurde am 16. Mai 1906 ein überflüssiger Grundstreifen von 11 Geviertmeter um 100 Kronen an Adolf Fritz verkauft. Haupt-Platz. Bis zur Erweiterung des Dom-Platzes der größte Platz Marburgs und auch jetzt noch jener, auf dem der Haupt-Markt-verkehr ftattfindet, trügt er somit mit Berechtigung seinen Namen. Die von acht Heiligeu-Statuen umgebene Marien-Säule soll 1681 von den Bürgern aus Dankbarkeit für das Erlöschen der Pest errichtet worden sein. Am Sockel der Säule befindet sich jedoch ein Chronogramm, das auf 1743 hindeutet und lautet: „In honorem sine labe conceptae Virginis ex voto a piis civitatis incolis haec statua execta fit.“ Der Marien-Säule gegenüber ist das Rathaus (siehe Rathaus-Platz). Im altertümlichen Hause Nr. 1 sollen vor der Ausweisung der Juden im Jahre 1496 die reichen jüdischen Handelsleute ihre Zusammenkünfte gehabt haben. Darauf bezügliche Denksteine wurden bei einem Umbaue des Hauses vermauert. Auf einer Kamineinfassung im 1. Stocke ist der Name Haller eingemeißelt, es dürfte also auch dieses Haus dieser angesehenen Marburger Familie gehört haben. Im Hanse Nr. 9 befindet sich seit 1859 die sürstbischöfliche theologische Diözesan-Lehranstalt. 1758 errichteten die Jesuiten in Marburg ein Kollegium und ein Gymnasium. Die Mittel hiezu erhielten sie von Johanna Herrin von Stubenberg, geb. Gräfin Khünburg, und von Albert Grafen von Purgstall. Die zwischen dem Gymnasium und dem Kollegium befindliche Kirche, zu der am 11. März 1767 der Grundstein gelegt worden war, erbaute der Jesuiten-Rektor Peter Haloy. 1769 wurde sie eröffnet. Aber schon am 5. Oktober 1773 wurde der Orden aufgehoben und 1784 die Kirche vom Stadtpfnrrer Otitsch exekriert und nun als Militür-Ökonomie-Depot benützt. Ihr zierlicher Turm wurde abgetragen. Das Kollegienhaus diente als Militär-Erziehungshaus mit durchschnittlich 60 Zöglingen bis 1858. Ein Jahr später wurde es zum Lavanter Priestcrhause und zur theologischen Lehranstalt. — Die im italienischen Kuppelstile erbaute Aloisikirche ist 36-80 Meter lang, 18-20 Meter breit und 15-50 Meter hoch. 1831 wurde sie als Gymnasialkirche wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben. Sie hatte nur einen freistehenden Altar mit einem Kreuze zwischen betenden Engeln. Den Hintergrund bildete ein Freskogemälde vom Marburger Maler Reiter: die Himmelfahrt des hl. Aloisiue-. Der Boden war mit Brettern gedielt. Jetzt ist er mit Zementplatten gepflastert. Nebst einem hohen Hauptaltare hat die Kirche nun noch vier Seitenaltüre. Heizhaus-Straße. Sie hat ihren Namen seit 1873 u. zw. deshalb, weil sie zu den Heizhäusern der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft führt. Das alte Heizhaus wurde 1863, das neue 1872 erbaut. Hermaun-Gaße. In der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 wurde die von der Josef-Straße zum sogenannten Herrenhause (Wohnhausc der Ingenieure der Südbahnwerkstätte und des Heizhauses) führende Straße „Hermann-Gasse" genannt. Gedacht wurde dabei wohl an Hermann den Cherusker, den Befreier Deutschlands vom römischen Joche. Auf der Katastralmappe findet sich in dieser Gegend der Flurname „beim Kreuzberger Mayerhof". Die übrigen Flurnamen in der Magdalenen-Vorstadt sind: Unter-Rothweinerfeld, Ober-Rothweinerfeld, Unteres Stadtfeld, Oberes Stadtfeld. Herren-Gasse. In den meisten deutschösterreichischen Städten wurde die vornehmste Gasse „Herren-Gasse" benannt. So auch in Marburg. In der Geschichte der Stadt finden wir aber nur ein Haus der Gasse erwähnt, den Salzburger Hof, jetzt Nr. 33. Die Herren-Gasse reichte früher nur bis zu diesem Hause, dann ging ein Gäßchen steil bergan bis zum Alleetore, neben dem sich einst ein starker Befestigungsturm befunden haben soll. Die Ausmündung des Güßchens in die Maulbeerallee (jetzige Schiller-Straße) nannte man allgemein noch „Alleetürl", obwohl das Tor schon längst nicht mehr bestand; die Zeit seiner Entfernung ist nicht bekannt. Auch beim „Zinngießer" hieß das Ende des Güßchens, da im Hause Nr. 37 das Zinngießergewerbe 200 Jahre lang betrieben wurde. Als man die Schiller-Straße anlegte, mußte das Gäßchen, das dann in die Herren-Gasse cinbezogen wurde, zweimal abgegraben werden, bis erstere Straße ihre richtige Höhenlage erhielt. Die 11 Stufen neben dem Hause Nr. 37 zeigen uns noch, wie tief die Abgrabung erfolgte. Als dann neben dem alten Häuschen Nr. 38 der Gasthausgarten „zur Ludwigshöhe" entstand, nannte man den Teil der Herrengasse vor der Schiller-Straße die Ludwigshöhe. Mit der Anlage des neuen Stadtteiles nördlich der alten Stadtmauer verlängerte man die Herren-Gasse, so daß sie nun bis zum neuen Stadtparke reicht. Zur Verbreiterung des engsten Teiles der Gasse vor der Schiller-Straße kaufte der Gemeinderat am 24. Oktober 1900 das Warto'sche Haus (Nr. 38) samt Garten um 35.000 Kronen und verkaufte an I. Winkler am 2. November 1901 den Garten um 6000 Kronen und am 15. Oktober 1902 das Haus um 9500 Kronen unter der Bedingung, in der im Stadtregelungsplane festgesetzten Bauflucht je ein zweistöckiges Haus zu erbauen. Hen-Gasse. Da sich zur Zeit, als die Gasse ihren Namen bekam (1873), in ihr noch das k. k. Militär-Holz- und Heu-Magazin befand, wurde sie Heu-Gasse benannt. Das Magazin wurde 1842 auf jenem Teile des sogenannten Judenackers erbaut, den das Stift St. Paul dem Militärärar dafür abtrat, daß dieses ihm die als Magazin dienende ehemalige Ulrichskirche in der Grazer-Vorstadt überließ. Die Annahme, daß der sogenannte Judenacker die Begräbnisstätte der Marburger Israeliten gewesen sein soll, erscheint nicht glaubwürdig, denn sicher ist es, daß der Judenfricdhof sich neben der Synagoge, der nachmaljgen Allerheiligen-Kirche befand. 1887 kam das Magazin in das Eigentum der Stadtgemcinde. Das Haus Nr. 11 wurde 1905 von Karmeliterinnen gekauft und zu einem Kloster hergerichtet. Durch die Heugasse gelangt man zum eisernen, auf zwei hölzernen Jochen ruhenden Draufteg, der 1885 von der Gemeinde mit einem Kostenbeträge von 24.509 Gulden gebaut wurde, nachdem die schon unter Bürgermeister Tappciner und dann 1868 mit der Südbahn wegen Erbauung eines die beiden Drauufer verbindenden eisernen Steges gepflogenen Verhandlungen gescheitert waren, da die Bahn zwar einen Beitrag zum Baue geben, aber nicht die immerwährende Instandhaltung übernehmen wollte, was der Gemeinderat unbilligerweise verlangte. 1901 wurde der Steg verstärkt, da über ihn auch ein Rohrstrang der Wasserleitung geht. Am 15. September 1903 erfolgte infolge eines Hochwassers durch das Anprallen von Bestandteilen der Mahrenberger Brücke die Zerstörung des Drausteges, wobei zwei städtische Sicherhcitswach-leute den Tod durch Ertrinken fanden. In der Gemeiuderatssitzung vom 28. September des genannten Jahres wurde dann beschlossen, einen neuen Steg auf Steinpfeilern zu erbauen. Die Eisenkonstruktion des neuen Drausteges wurde der Firma Gridl in Wien um den Kostenpreis von 26.269 Kronen überlassen, die beiden Steinpfeiler baute E. Gärtner in Wien um 47.200 Kronen, die Holzbestandteile stellte Karl Kiffmann um 2853 Kronen her. 1904 wurde der neue Steg vollendet. Jedes der 3 Brückenfeldcr hat eine Länge von 41-82 Meter. Die veranschlagten Baukosten erhöhten sich wegen tieferer Fundierung des einen Pfeilers auf 84.396 Kronen. Marius-Gasse. Dem Ferdinand Freiherrn von Rast zu Ehren, der sich als Dichter „Hilarius" nannte, wurde einer neuen Gasse im 2. Bezirke (Grazer-Vorstadt) vom Gemeinderate der Name „Hilarius-Gasse" gegeben. — Ferdinand Freiherr von Rast wurde am 12. August 1808 zu Wien geboren. In seinem 7. Jahre kam er in die Schweiz in ein von Fellenberg und Pestalozzi geleitetes Erziehungs-Institut (Schloß Buchsee). Mit 12 Jahren wieder nach Wien zurückgekehrt war er Zögling des Institutes Klinkowström, in dem er sich mit Anastasius Grün befreundete. Hierauf kam er in die k. u. k. Militär-Akademie zu Wiener-Neustadt, aus der er im Jahre 1827 als Fähnrich zum 47. Jnfanterie-Regimente ausgemustert wurde. Auf Wunsch seines Vaters mußte er als Leutnant die militärische Laufbahn verlassen und auf dem erzherzoglichen Gute Seelowitz in Mähren als Volontär praktizieren, um sich in der Landwirtschaft auszubilden. Hierauf verwaltete er seines Vaters Herrschaft Faal bei Marburg und kaufte sich dann ein Gut in Galizien, um selbständig wirken zu können. Bald jedoch zog es ihn wieder in die grüne Steiermark, er verkaufte sein Gut und nahm seinen bleibenden Aufenthalt in Marburg, wo er sich dem öffentlichen Leben widmete. Als 1848 die National-Garde errichtet wurde, wählte man Rast als ehemaligen Offizier zum Major und Kommandanten des Bataillons, das aus 6 Kompagnien bestand, mit den Hauptleuten: Apotheker Stampfl, Kirchner, Dr. Puff (Studenten-Kompagnie), Rösler, Meditsch und Lehrer. Das Bataillon zählte 3 Ärzte, 8 Ober- und 48 Unteranführer, 7 Trommler, 2 Zimmerleute und 309 Garden. Die Bekleidung bestand aus einem dunkelblauen Waffenrocke, grauen Beinkleidern, Tschako mit Roßhaarbusche. 1851 erfolgte die allgemeine Auslösung der National-Garde. Freiherr von Rast war auch der erste Vorstand des Theater-Vereines. 1866 wurde er in den Gemeinderat gewählt, dem er mit kurzer Unterbrechung bis 1880 angehörte. 1869 erfolgte seine Wahl in den Ausschuß der Gemeinde-Sparkasse. In diesem wirkte er durch 11 Jahre und 8 Monate, davon 2 Jahre und 4 Monate in der Direktion bis zum 10. Mürz 1886. Am 11. Februar 1889 schloß er sein dem gemeinnützigen Wohle gewidmetes Leben. Kugo Wolf-Gasse. Der berühmte Tondichter Hugo Wolf wurde in Windischgroz geboren. Er besuchte das Untergymnasium in St. Paul und das Obergynmasium in Marburg. Anfangs der Achtziger Jahre kam er an das Konservatorium in Wien, das er jedoch bald wieder verließ, um seine eigenen Wege in der musikalischen Ausbildung zu gehen. Unendlich fruchtbar war er als Liedertondichter, schuf aber auch hervorragende Chorwerke mit Orchester und die komische Oper „Der Corregidor". Leider wurde seiner Tätigkeit bald ein Ende gemacht, da er 1897 als geisteskrank in die Wiener Irrenanstalt kam, in der er am 22. Feber 1903 im Alter von 43 Jahren starb. — Ihm zu Ehren benannte der Gemeinderat am 24. August 1904 eine neue Gasse in der Kärntner-Vorstadt „Hugo Wolf-Gasse". Humboldt-Gasse. Der nördlich von der Mellinger-Straße gelegene Teil der Landwehr-Gasse wurde in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 nach dem berühmten deutschen Naturforscher, dem vielseitigsten der Neuzeit, Friedrich Heinrich Alexander Freiherrn von Humboldt, geboren zu Berlin am 14. September 1769, gestorben daselbst am 6. Mai 1859, benannt. — In dieser Gasse befindet sich der 1892 eröffnete städtische Kindergarten II, der in einem von Karl Kiffmann d. Ä. zu diesem Zwecke erbauten Hause in Miete ist. Die in der Gasse gelegene Brücke über den Potschgauer-bach wurde im Jahre 1901 gebaut. Iahn-Gasse. Da diese Gasse zum Turnplätze der Kolonie-Schule führt, wurde sie in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 nach dem Turnvater Friedrich Ludwig Jahn, geboren am 11 August 1778 zu Lanz, gestorben am 15. Oktober 1852 zu Freiburg, benannt. Iosef-Straße. Die am rechten Drauufer zu der in der Gemeinde Brunndorf gelegenen Kirche St. Josef führende Straße hieß seit vielen Jahren Josefi-Straße. 1876 wurde diese Bezeichnung in Josef-Gasse, 1899 i» Josef-Straße umgeändert. — An dieser Straße liegt die 1892 unter Bürgermeister A. Nagy erbaute Knaben-Volksschule III, die auch eine eigene Turnhalle und einen schönen Schulgarten besitzt. Die Baukosten betrugen 46.794 Gulden. Diese fünfklassige Schule hatte, da sie seit 1902 Nebenklassen besitzt, im Schulgebäude nicht mehr Platz, weshalb 1905 auf dieses noch ein Stockwerk aufgesetzt wurde. Die Kosten dafür beliefen sich samt der Einrichtung auf 32.718 Kronen. Die Kirche St. Josef wurde als Kapelle 1684 erbaut, 1728 durch Johann Severin von Ekard, Herrn auf Rothwein, Stadtrichter von Marburg, kaiserlichen und päpstlichen Notar, in ihren jetzigen Bestand unigestaltet. Sie ist 30 Meter lang, 8*5 Nieter breit, 12 Meter hoch und war früher eine Filialkirche von Lembach. Die Mittel zur Nmstaltung gab ein 1698 gemachtes Vermächtnis des Wolfgang von Synersberg, dessen Grabstein sich in der Kirche befindet. Er errichtete auch ein Bene,fizium, das bis 1788 bestand. Papst Innozenz XI. (1676—1689) erteilte allen, welche die St. Josefkirche an der Drau bei Marburg in der Diözese Aquileja andächtig besuchen und beichten, am Josefstage vollkommenen Ablaß. 1897 übernahmen die Missionspriester des hl. Vinzenz von Paul die Kirche und das Bcnefiziatenhaus. Wegen der Zerstörung des Drausteges durch das Hochwasser am 15. September 1903 errichtete die Stadt eine Seilüberfuhr von St. Josef nach der Kärntner-Vorstadt, die sie nach Wiederherstellung des eisernen Steges im September 1904 verkaufte. Kaiser-Straße. Sie wurde unter Bürgermeister Tappeiner als die zweite der neuen Straßen angelegt. Ihre Breite und die damals sehr-stattliche Länge (von der Wiesen- bis zur Reisergasse) berechtigte zur Wahl des Namens, der 1876 auf den im 1. Bezirke verlaufenden Teil eingeschränkt wurde. — In dieser Straße befindet sich der Eingang in die Knaben-Volksschulc I und in die mit ihr verbundene Knaben-Bürgerschule, die in dem 1873 vollendeten Prachtbaue gemeinsam mit der Realschule nntergebracht sind Die Kosten dieses Gebäudes beliefen sich auf 181.039 Gulden. Die Knaben-Volksschule I ist, obwohl nicht mehr an der alten Stelle, doch die eigentliche Nachfolgerin der ältesten Schule Marburgs. 1452 wird in den Urkunden Ruprecht als der erste Schulmeister Marburgs genannt. Bemerkenswert ist, daß Schulmeister Jakob Prunhueber 1715 als städtischer Schönschreibmeister starb, welches Amt jedoch später nicht mehr erwähnt wird. Die Schulmeister wirkten in der Schulmeisterei am Kirchplatze. In das Jahr 1782 fällt die Errichtung der k. k. Hauptschule, von der jedoch nur zwei Klassen in der Schulmeisterei Platz hatten, die anderen waren im Gymnasium untergebracht. 1812 bezog die k. k. Hauptschule das für sie neu erbaute Haus am Kirchplatze, das nun die Knaben-Volksschule II innehat. 1869 mit dem Jnslebentreten des neuen Reichsvolksschulgesetzes wurde die Hauptschule an die Lehrerbildungsanstalt angegliedert, bis sie 1873 ihr neues Heim bezog und ganz selbständig wurde. Dies blieb sie aber nur bis zur Errichtung der Bürgerschule im September 1891, seit welcher Zeit sie mit dieser unter der gleichen Leitung steht. Am 15. September 1886 wurde die Knabenschule, da sie nebst den fünf Stammklassen ebensovielc Nebenklassen hatte, geteilt. Aber nur für kurze Zeit wurde sie dadurch entlastet, denn bald waren ihre Klassen wieder überfüllt. Es kam eine sechste Klasse hinzu, endlich wieder Nebenklassen, von welchen zwei im ehemaligen Kreisgerichtsgebäude in der Elisabeth-Straße untergebracht sind. Auch an der im September 1891 errichteten Knaben-Bürgerschule mußte die erste Klasse geteilt werden. Unter der Leitung der Knaben-Bürgerschule steht auch die 1876 au Stelle der früheren Sonntagsschule errichtete gewerbliche Fortbildungsschule, die 1883 neu organisiert wurde und an der 514 Schüler im Jahre 1904 eingeschrieben waren. Anschließend an das Gebäude der Knaben-Bolks- und Bürgerschule ist die städtische Turnhalle, die von den Schülern der genannten Anstalten, von jenen der Realschule und von dem 1862 gegründeten Turnvereine benützt wird. Am 19. Juli 1887 wurde zu ihr der Grundstein gelegt, am 1. Juli 1888 wurde sie eröffnet. Ihr Bau kostete 30.352 Gulden. Sie stand ursprünglich ganz frei. Der Raummangel im Schulgebäude bewog am 23. Mai 1900 den Gemeinderat, den freien Platz zwischen ihr und dem Schulgebäude mit einem Zeichensaale zu verbauen. Dieser Zubau kostete 10.000 K. Kaiserfeld-Oasse. In der Gemeinderatssitzung Vvm 16. März 1898 wurde von den das Gerichtshofgebäude umgebenden Gassen die östliche nach dem österreichischen Staatsmanne Moritz Edlen von Kaiserfeld, geboren zu Pettau am 11. Jänner 1811, gestorben zu Birkfeld am 14. Feber 1885, benannt. Kaiserfeld studierte an der Grazer Hochschule die Rechte und machte sich zuerst 1848 als Mitglied des provisorischen steiermärkischen Landtages und 1849 als solches der deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt a. M. bemerkbar. 1861 wurde er vom steieemärkischen Landtage in den Reichsrat entsendet, wo er bald eine hervorragende Rolle spielte. 1867 war er Obmann des Ausschusses für den Ausgleich mit Ungarn und am 30. Dezember dieses Jahres Präsident des Abgeordnetenhauses. 1872 ernannte ihn der Kaiser zum lebenslänglichen Mitgliede des Herrenhauses. Von 1870 bis 1884 war Moritz Edler von Kaiserfeld Landeshauptmann von Steiermark. Kaiser Iosef-Ktraße. Benannt nach dem Kaiser Josef II., geboren am 13. Mürz 1741, gestorben am 20. Feber 1790, dessen Bestrebungen und Neuerungen nicht von seinen Zeitgenossen, wohl aber von dem jetzigen Geschlechte gewürdigt wurden. Sein Hauptverdienst ist unstreitig die gänzliche Aufhebung der Leibeigenschaft. In den Achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in vielen Städten Deutsch-Österreichs dem edlen Kaiser Denkmäler gesetzt. Auch Marburg erhielt ein solches von Herrn Dr. Othmar Reiser, Rechtsanwälte in Wien, einem geborenen Marburger, gespendet, das im Sommer 1882 im Stadtparke enthüllt wurde und Veranlassung gab, einer in nächster Nähe des Denkmals in die Ferdinand-Straße einmündenden Straße den Namen zu geben. Kärntner-Straße. Sie hat ihre Benennung dem Umstande zu verdanken, daß sie der Beginn der nach Kärnten führenden Reichsstraße (Drau-waldstraße) ist. Seit Menschengedenken hieß jener Teil der Straße, der zwischen dem Haupt-Platze und der Schmiderer-Gasse liegt, Kärntner-Gasse, während man die westliche Fortsetzung einfach als Kärntner-Vorstadt bezeichnet^ 1876 benannte man aber den ganzen Straßenzug vom Haupt-Platze bis zur Gemeindegrenze „Kärntner-Straße". Seit 1899 trennt zwar der Schmid-Platz die beiden Teile der Kärntner-Straße, aber trotzdem wollte der Gemeinderat keine Änderung in der Bezeichnung des einen dieser Teile eintreten lassen. Das Haus Nr. 1 der Straße beherbergte vom 7. Juli 1758 bis 15. September 1892 das Gymnasium. Im Jahre 1850 baute die Stadtgemeinde auf den Seitenflügel in der Flößergasse ein zweites Stockwerk, um die 7. und 8. Klasse, das physikalische Kabinett und das chemische Laboratorium unterzubringen, da sonst das sechsklassige Gymnasium nicht in ein achtklassiges Obergymnasium, sondern in ein vierklassiges Untergymnasium umgewandelt worden wäre. Jetzt ist in diesem Gebäude das fürstbischöfliche Alumnat und das Diözesan-Museum untergebracht. — Im Hause Nr. 3 wohnte im Jahre 1814 Čemi Juri (Karageorg), der Großvater des Serbenkönigs Peter I., bei seinem ehemaligen Regimentskameraden Niklas Straschill. — Das Haus Nr. 6 war früher Transportsammelhaus und wurde 1811 von den Bürgern aus einer alten Kaserne mittelst eines ständischen Vorschusses von 10.000 Gulden umgebaut. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderten verkaufte es die Stadt. — Das Haus Nr. 12, welches 1552 der Stadtrichter Christof Wildenrainer, der Verteidiger Marburgs gegen die Türken, besessen hatte, wurde im Mai 1892 von der Gemeinde um 19.850 Gulden zur Unterbringung der Sicherheitswache und der freiwilligen Feuerwehr angekauft und zu diesem Zwecke umgestaltet. Die Sicherheitswache besteht unter dem Befehle des Inspektors aus 36 Wachleuten, von welchen 4 Wachführer und 8 Wachmänner 1. Klasse sind. Die freiwillige Feuerwehr wurde 1871 gegründet. An der Ecke des Hauses Nr. 26 ist eine steinerne Tafel eingemauert: ober einem zwischen auswärts gewendeten Löwen befindlichen Paphometskopfe ist ein einfacher Adler mit der Kette des goldenen Vließes und der Jahreszahl 1552. — Das gegenüberliegende Haus Nr. 21 trägt einen Stein vom gleichen Jahre mit dem Stadtwappen. Hier befand sich bis 1829 das finstere Frauen- oder Kärntnertor. Das Häuschen Nr. 165 ist an den 1888 von der Stadt erworbenen Feldern gelegen, auf welche der Friedhof hätte verlegt werden sollen. Es wurde von der Stadt zur Unterbringung des ürarischen Mautgeld-Einnehmers gebaut. Am 1. Jänner 1902 wurden aber die kaiserlichen Wegmauten ausgehoben. In der Katastralmappe führt diese Gegend die Bezeichnung „Galgenfeld" u. zw. deshalb, weil sich hier der Galgen befand. Der beim Kreuze sanft ansteigende Hügel, welcher sich dann steil nach abwärts zur Stadtgrenze im Gamsergraben senkt, heißt im Volksmunde Monte bello. Bon den großen Bränden, welche Marburg schwer heimsuchten (1512, 1601, 1645, 1648, 1650,1700 und 1797) entstanden drei in der Kärntnergasse. Am 6. Mai 1601 unter dem Stadtrichter Andreas Storch schoß ein Knecht im Himmelsteiner'schen Hause aus einer Schlüsselbüchse, es loderten im benachbarten Schuppen die Flammen auf und die ganze Stadt samt der Stadtpfarrkirche mit Ausnahme der Strecke von der Burg bis zum Salzburger Hofe brannte ab. — Am 21. August 1700 schoß ein Graf Rosenberg'scher Diener nächst dem Kürntnertore auf eine Schwalbe, der Pfropf fiel auf ein Strohdach und vom Westwinde getrieben, brannte bis Mitternacht die Stadt mit Ausnahme der Pfarr- und Minoritenkirche und fünf anderer Gebäude ab. — Eine große Feuersbrunst brach im Jahre 1797 im Straschill'schen Hause (Nr. 3) aus. Sie breitete sich durch die Flößergasse hinab aus, ergriff die Fleischbänke und Ledererwerkstätten, zog sich von der Allerheiligengasse nach der Viktringhofgasse längs der hölzernen Sturmgänge der Stadtmauer und vernichtete diesen Stadtteil bis zum Nasko'schen Hause. Bei allen diesen Bränden blieb in der Kärntnergasse das Haus Nr. 24 (erbaut 1533) verschont, in welches auch nicht die Pest ihren Einzug hielt. Die damalige Besitzerin, die Bäckerin Murmann, soll das Gebäck auf eisernen Schaufeln aus dem Fenster gegeben und dafür das Geld in einem mit Essig gefüllten eisernen Löffel in Empfang genommen haben. Kasern-Gasse. Sie erhielt ihren Namen deshalb, weil sie zum Kasern-Platz und zu der an ihm gelegenen Draukascrne führt. Ursprünglich hieß nur der bergauf führende Teil der Gaffe von den Häusern Nr. 10 und 19 an Kasern-Gasse, während der ebene Teil von der Drau-Gasse bis zu den genannten Häusern einen anderen Namen hatte. In diesem befanden sich die 7 städtischen Fleischbänke. Nur der Fleischer Burghart in der Grazer-Vorstadt durfte neben seinem Hause (jetzt Tegetthoff-Straße Nr. 8) eine Fleischbank haben, die übrigen 7 Fleischer Marburgs hatten ihre Fleischbänke in dieser Gasse, die deshalb auch Fleischer-Gasse hieß. Als mit dem Aufheben der Zünfte und Innungen die Fleischbänke in die verschiedensten Gassen der Stadt kamen, wurde in mehreren der ehemaligen Fleischbänke noch das Rindvieh geschlagen, weshalb die Gasse 1876 den Namen Schlachthaus-Gasse erhielt, erst 1900 wurde sie in die Kasern-Gasse einbezogen. — Eigenartig in seiner Bauart und in seinem Innern ist das Haus Nr. 12, das ehemals eine Rosoglio-Fabrik war. Kasern-Matz. So benannt nach der k. u. k. Drau-Kaserne, welche die südliche Seite des Platzes bildet. Die Kaserne besteht aus zwei Gebäuden u. zw. aus der Minoriten- und aus der Seizerhof-Kaserne. An erstere schließt sich die ehemalige Minoriten-Kirche an. Das Minoriten-kloster wurde 1284 gegründet. Es lag damals noch außerhalb der Stadt, mit der es durch einen Baumgang verbunden war. Die Kirche hatte auf der Abbildung Marburgs in Vischers Schlvsser-buche einen ganz stattlichen Turm. In dieser Gestalt sieht man sic auch auf dem Freskogemälde an der Decke des Presbyteriums, das 1771 von Josef M. Göbler gemalt worden war. Ein steinernes Doppelwappen ober einem schon früher entfernten Grabsteine wurde 1904 in das Museum übertragen. 1784 wurde unter Kaiser Josef II. das Minoritenkloster aufgehoben, die Stiftsgüter samt der Minoritengült zum Religionsfonde einbezogen und letztere 1818 mit allem Grundbesitze an den Fürstabt Berthold für das Benediktinerstift St. Paul um 11.307 Gulden C.-M. verkauft. Die Minoriten übernahmen die Kapuzinerkirche in der Grazer-Vorstadt, ihr früheres Kloster wurde zur Kaserne und die Kirche von der Militür-Ökonomie-Kommission, die von Judenburg nach Marburg übersiedelte, in Besitz genommen. Später diente sie als Waffen- und Monturs-Depot für das 47. Infanterie-Regiment. Im Jahre 1904 wurden die Kriegsvorräte des Regimentes in das in der Röcken-zann-Gasse von der Stadt um 81.086 Kronen neu erbaute Augmentations-Magazin übersiedelt. In der Kaserne, die dem Religionsfonde gegen die Mitte des vorigen Jahrhundertes um 6000 Gulden vom Militärärar abgekauft wurde, find die Kanzleien des Ergänzungsbezirkes und der Kadre des 47. Infanterie-Regimentes untergebracht. In der Seizerhof-Kaserne, dem ehemaligen Besitze des Karthäuserklosters Seiz, das in dem Keller des Hofes seinen Wein ausschenkte, befindet sich das k. u. k. Garnisonsgericht mit den Arresten. Aalmo-Galse. Bis zur Erbauung des Kasinos im Jahre 1864 hieß diese Gasse „Reben-Gasse". Sie reichte östlich bis etwas über das Tor des Domherrenhauses und wurde 1890 infolge der Vergrößerung des Domplatzes verkürzt. Am 19. Mai 1823 gründete man mit kaiserlicher Genehmigung in Marburg einen Kasino-Verein, um die erlaubten Zeitschriften zu halten und Spiele und Gesellschaften mit und ohne Musik zu geben. Er mietete die Räumlichkeiten im Girstmayr'schen Hause (Viktringhof-Gasse Nr. 16) und gedieh, so lange die Musikkapelle des 47. Infanterie-Regimentes in Marburg weilte, sehr gut. Dann aber schrumpfte er zu einem Leseverein zusammen, der zuletzt in der jetzigen Kanzlei des Handels-Gremiums im Hause Nr. 3 des Domplatzes sich befand und Ende der Fünfziger-Jahre einging. Neu entstand der Leseverein mit Neujahr 1862 in einem Zimmer des Götz'schen Kaffeehauses im ersten Stocke des Hauses Nr. 20 am Hauptplatze. Als die Mitgliederzahl größer geworden war, mietete man Räumlichkeiten im ersten Stocke des Th. Götz'schen Brauhauses in der TegetthofffStraße. Unter der tatkräftigen Leitung des Bürgermeisters Andreas Tappeiner wurde am 22. September 1863 beschlossen, ein eigenes Kasino-Gebäude anschließend an das Theater zu bauen, welches den freien Raum vor dem Theater und die Stelle des Theater-Kaffeehauses einnehmen sollte. Baumeister Skala und Architekt Johann Schöbl führten den Bau aus, der 1864 vollendet wurde und 95.000 Gulden gekostet hatte. Das Bild des Bürgermeisters Tappeiner und des langjährigen Vorstandes des Theater- und Kasino-Vereines Roman Pachner zieren ein Zimmer des Kasinos. In der Kasino-Gasse befindet sich auch der Eingang in die Mädchen-Volksschule I und Mädchen-Bürgerschule. Im Jahre 1815 erscheint diese Schule, die bisher mit der Knabenschule vereint war, als selbständige k. k. Mädchenschule mit zwei Klassen (in der sogenannten Elementarklasse blieb noch der Unterricht für Knaben und Mädchen gemeinschaftlich). Die Leitung führte der Direktor der Knaben-Hauptschule. Die Mädchenschule war zuerst in der alten Schulmeisteret am Kirchplatze, dann in einem Hause der Pfarrhof-Gasse untergebracht und kam nach dem Umbaue des alten Theaters (der ehemaligen Heil. Geist-Kirche) in das dadurch entstandene Haus. 1859 erhielt die Schule eine dritte Klasse, zu der 1866 eine vierte kam. Die Bewilligung zur Errichtung einer vierklassigen städtischen Mädchen-Hauptschule erteilte die k. k. Statthalterei am 3. Juli 1866. Im Jahre 1869 wurde die Schule eine fünfklassige, 1871 eine sechsklassige, 1873 übcrsiedelten die oberen Klassen, die teilweise auch im alten Krankenhause untergebracht waren, in das Gebäude der Knabenschule am Domplatze, welches durch die Erbauung des Schulgebäudes am Tegetthoff-Platze und in der Kaiser-Straße frei geworden war. 1874 wurde die siebente Klasse eröffnet, zu der im nächsten Jahre die achte kam. 1876 wurden die oberen drei Klassen als Bürgerschule von der Volksschule abgetrennt. Beide Anstalten übersiedelten am 17. Mai 1886 in ihr neues gleichzeitig mit der Sparkasse erbautes Heim, das 147.230 Gulden gekostet hatte. Aber auch dieses reicht kaum mehr aus, da die Volksschule nun eine sechsklassige ist und alle drei Klassen der Bürgerschule Nebenklassen besitzen. Kernstock-Gajfe. Dem steirischen Dichter Ottokar Kernstock zu Ehren benannte der Gemeinderat am 9. Dezember 1893 eine neue Gasse im 3. Bezirke (Melling) „Kernstock-Gasse". Der Dichter wurde am 25. Juli 1848 in Marburg im damals Krobath'schen Hause in der Pfarrhof-Gasse (nun Domplatz Nr. 13) geboren und erhielt in der Taufe den Namen Otto. Sein Vater war Beamter bei der Finanz-Bezirks-Direktion (damals Cameral-Verwaltung genannt), seine Mutter, eine geborene Bind-lechner, stammte aus einer alten Marburger Familie. Schon in frühester Jugend kam Kernstock mit den Eltern nach Graz, wo er die Volksschule und das Gymnasium besuchte. Nachdem er ein Jahr lang an der Hochschule die Rechte studiert hatte, trat er 1867 in das Chorherrenstift Voran. Hier erhielt er den Kloster-namett Ottokar. Im Jahre 1871 zum Priester geweiht, wurde er Archivar im Stifte, kam 1873 als Kaplan nach Waldbach und dann krankheitshalber wieder in das Stift zurück. 1877 wurde Kernstock Kaplan in St. Lorenzen am Wechsel und 1883 in Dechantskirchen. 1887 erhielt er eine Missionsstelle in Reinberg und kam 1889 als Pfarrer auf die Festenburg nördlich von Borau. Kernstock veröffentlichte zahlreiche geschichtliche und kunstgeschichtliche Aufsätze. Als er in St. Lorenzen lebte, erschienen seine ersten Gedichte in den Münchener „Fliegenden Blättern". In Festenburg entstanden die meisten seiner Gedichte, die in dem Buche „Aus dem Zwingergärtlein" gesammelt sind, dem 1905 ein neues „Unter der Linde" folgte. Khisl-Gasse. In der Gemeinderatssitzung vom 16. Mürz 1898 wurde eine neue Gasse im 3. Bezirke (Melling) Khisl-Gasse benannt. Die Grafen von Khisl waren im 17. Jahrhunderte die Besitzer der Herrschaften Burg Marburg und Obermarburg, außerdem besaßen sie noch Ebensfeld, Windenau, Grünberg, Hainfeld, Schrottenberg, Weier, Freudenau, Burg Feistritz u. s. w. In Marburg hielten sie einen völlig geordneten kleinen Hofstaat mit einem Kapellmeister, Kantor, Hofmaler, Baumeister, Hofzimmermeister u. s. w. Gras Jakob von Khisl gründete 1613 das Kapuziner-Kloster, welches 1784 von den Minoriten übernommen und 1892 wegen des Neubaues des Franziskaner-Klosters und der Marienkirche abgetragen wurde. Er starb 1637 und wurde in der Gruft der damaligen Kapuzincrkirche begraben. — Georg Barthlmä Khisl, Graf zu Gottschee, Freiherr zu Kaltenbrunn und Garawiz, Herr der Burg und Herrschaften Obermarburg, Hainfeld, Farragraben, Obristerbland-Jägermeister in Krain und der windischen Mark, Erbtruchseß der fürstlichen Grafschaft Görz, erbaute 1655 die Loretto-Kapelle neben der Burg. Seine Witwe heiratete den Grafen Adam Wilhelm Brandis, durch welche Heirat letztere Familie in den Besitz der Herrschaft Obermarburg gelaugte. 1905 wurde in der Khisl-Gasse eine Brücke über den Potschgaucr-Bach gebaut. Kloster-Gasse. Sie erhielt am 23. November 1876 ihren Namen, dessen Wahl dadurch veranlaßt wurde, daß das Kloster der Schulschwestcrn die Ecke dieser Gasse und der Schmidcrer-Gasse bildet und in ihr die 1886 erbaute Klosterkirche sich befindet. Der katholische Fraueu-f er ein berief 1864 Schulschwestern aus dem Mutterhause zu Algersdorf bei Graz zur Leitung seines Waisen-Jnstitutes. 1869 richteten sich diese als selbständiges Mutterhaus ein (Institut der Schulschwestern vom dritten Orden des hl. Franziskus von Assisi zu Marburg), das nun 12 Zweiginstitute besitzt und in Marburg durch allmählige Um- und Zubauten sich derart vergrößerte, daß es ein Mädchen-Pensionat, eine Privat-Lehrerinncnbildungs-Anstalt, eine sechsklassige Müdchen-Übungsschule und zwei Kindergärten erhält, überdies auch mit dem Waisen-Jnstitute des katholischen Frauenvereines und mit der Leitung des Dienstmädchen-Asyls „Marianum" betraut ist. Wo die Gasse jetzt beginnt, war früher ein mit Akazien bestandener Hügel, der den kleinen Kindern als Spielplatz diente, „Otto-Hügel" genannt nach dem Kreishauptmanne Otto, der die Schmiderer-Allee angelegt hat. Die anfangs nicht in ihrer vollkommenen Breite eröffnete Gasse erhielt diese dadurch, daß die Gemeinde am 16. Jänner 1901 einen dem Kloster gegenüber liegenden Grundteil von den Schulschwestern kaufte, am 17. April des gleichen Jahres einen Grnndstreifen von den Eheleuten Zwillak erwarb und endlich am 29. Juli 1903 mit dem genannten Ehepaare einen Tausch einging, indem dieses 215 Geviertmeter ihres in die Gasse hineinragenden Besitzes gegen 183 Geviertmeter städtischen Grundes am Exerzier-Platze abtrat. Kokoschinegg-Straße. An Stelle der sogenannten Schneider-Allee wurde im Jahre 1886 vom Stadtverschönerungs-Vereine eine mit Bäumen bepflanzte Straße angelegt. Der dazu nötige Grund wurde am 12. März von Herrn Ignaz Badl gekauft und mit Zustimmung der Spender hiezu das Geld verwendet, welches opferwillige Marbnrger in den Jahren 1876 bis 1883 zu dem Zwecke gewidmet hatten, im Sommer die Tegetthoff-Straße bespritzen zu lassen und welches sich samt Zinsen auf 1271 Gulden 68 kr. belief. Da die Gemeinde im Jahre 1884 selbst die Straßen-Bespritzungen übernahm, konnte dieses Geld einer anderen Bestimmung zugeführt werden. Am 2. April wurde mit der Anlegung der Straße begonnen und diese am 10. November dem Verkehre übergeben. In dankbarer Anerkennung der Verdienste, welche sich Kaufmann Josef Kokoschinegg, geboren zu Marburg am 19. Juli 1844, um die Anlage dieser Straße sowie um die Verschönerung der Stadt als Kassier und Obmann des Stadtverschönerungs-Vereines erworben hatte, wurde sie vom Gemeinderate Kokoschinegg-Straße benannt. Josef Kokoschinegg war auch Mitglied des Gemeinderates in den Jahren 1879 und 1880, dann von 1889 bis 1891 und von 1895 bis 1900. Im Ausschüsse der Gemeinde-Sparkasse wirkte er von 1888 bis 1892 und seit 1896 bis zu seinem am 5. Jänner 1905 erfolgten Tode. Behufs Durchführung der Kanalisierung der Kokoschinegg-Straße erwarb die Gemeinde am 20. Juli 1898 einen Grundstreifen von den Eheleuten Rakonig. Im Spätherbste 1905 wurde die an ihrer Ausmündung in die Tegetthoff-Straße noch schmale Straße in ihrer vollen Breite hergestellt. Korner-Gasse. Am 19. Juli 1905 beschloß der Gemeiuderat, eine neu entstandene Gaffe im 5. Bezirke (Magdalcnen-Vorstadt) nach dem Helden und Sänger des deutschen Befreiungskampfes, dem in Dresden am 23. September 1791 geborenen und als Adjutant der Lützow'schen Freischar am 26. August 18 l 3 bei Gadebusch gefallenen Karl Theodor Körner „Körner-Gasse" zu benennen. Kriehuber-Gasse. / f Z Benannt am 23. November 1876 nach Alois Edlen von Kriehuber, der das Haus am Eingänge in die Gasse (Mellinger-Straße Nr. 9), sowie die Styria-Dampfmühle in ihr erbaute und Besitzer der Herrschaft Melling war, an der die Gasse endet. Außerdem besaß er noch das ehemalige Freihaus in der Viktriughof-Gasse (Nr. 30), das ehemalige Postgebäude in der Post-Gasse (Nr. 8) und Viktringhof-Gasse (Nr. 19) und erbaute das große Haus am Beginne der Tegetthoff-Straße, das auch die Ostseite des Sofien-Platzes bildet, bis auf den Tegetthoff-Platz reicht und nun in zwei Häuser geteilt ist. A. v. Kriehuber wurde in den Jahren 1861, 1864, 1866, 1869 und 1872 in den Gemeinderat Marburgs gewählt und war auch 19 Jahre im Ausschüsse der Gemeinde-Sparkasse, davon 7 Jahre in der Direktion. Die Familie Kriehuber gehörte zu den angesehensten Marburger Familien und begann hier mit Dr. Leopold von Kriehuber, der 1788 starb und am St. Ulrichs-Friedhofe beerdigt wurde. Sein Sohn Alois kaufte 1798 die Herrschaft Melling, wurde 1801 Postmeister und starb 1835. —-In der Kriehuber-Gasse befinden sich auch die Lagerhäuser der Steiermärkischen Eskompte-Bank in Graz. Karrdruehr-Gasse. Nach dein unglücklichen Kriege gegen Preußen wurde int Jahre 1867 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt und 1868 die Landwehr errichtet. Der in Marburg aufgestellte Kadre des 19. Laudes-schützen-Bataillons erhielt zur Kaserne die 1863 vorn Bürgermeister Tappeiner für Militär-Bequartierung gekaufte ehemalige Dampfmühle in Melling. Diese, von Kircher erbaut, hatte nur kurze Zeit ihrer eigentlichen Bestimmung gedient. Die Gasse, die an dieser ersten Landwehr-Kaserne vorbeiführt, erhielt die Bezeichnung Landwehr-Gasse. Die allmähliche Ausgestaltung der Landwehr erforderte mehrmals Zu- und Ilmbauten, deren erste schon 1879 (Zubau au der nördlichen Seite der Kaserne) erfolgte. 1884 wurde an der Südseite der Kaserne hinzugebaut und es wurden auch mehrere kleine Baulichkeiten aufgcsührt; die Kosten beliefen sich auf 15.292 Gulden. Als die Landwehrbataillone in Regimentsverbände traten, wurde das Marburger Bataillon, das bald nach seiner Aufstellung statt der Nummer 19 die Nummer 21 erhalten hatte, ein Bestandteil des Landwehr-Jnfanterie-Regimentes Nr. 3 in Graz. Am 21. Mürz 1894 beschloß der Gemeinderat einen neuen Ban aufzusühren. Es wurde von Herrn Scherbaum ein Grund um 11.000 Gulden gekauft und 1895 das große Mannschaftsgebäude in der Mellinger-Straßc nnd das Offiziersgebäude an der Ecke der Mellinger-Straße und der Landwehrgasse um 72.255 Gulden gebaut. Die abermalige Vermehrung der Landwehr und die Aufstellung eines Regimentes mit 2 Bataillonen in Marburg und einem in Silit sowie die Aufstellung von Kadres für die Landsturmbataillone erforderte abermals Grundankauf und Bauten. Erstere erfolgten 1899 um 33.205 Kronen. Am 2. September 1900 übersendete das Landwehr-Truppen-Divisions-Kommando in Graz die Ausarbeitung über die Erweiterung der Landwehr-Kaserne. Am 17. März 1901 wurde der Bau des Kanzleigebüudes und Wagenschuppens beschlossen und am 19. Juni wurden die übrigen Bauten vergeben. Im November 1901 wurde das 26. Landwehr-Jnfanterie-Regintcnt Marburg aufgestellt und die Mannschaft, die in der Kaserne keine Unterkunft fand, einstweilen anderweitig untergebracht, bis alle Baulichkeiten, deren Kosten 476.693 Kronen betrugen, vollendet waren. Diese Baulichkeiten sind: Gebäude V Arrestgebäude, VI Känzleigebäude, IX Stall-gebäudc, X Menagcgebäude, XI Küchengebüude, XII Manuschafts-gebäude, XIII Marodengebüude, XIV Fuhrwerks-Remisen, XV Leichenhaus. — Seit 1867 beliefen sich die Ausgaben für die Grundankäufe und Bauten der Landwehrkaserne auf 735.993 Kronen. Kanger-Gafle. Sie erhielt diesen Namen deshalb, weil sie westlich des Volksgartens verläuft, den Josef Langer, früher Glasfabriksbesitzer in Josefstal am Bachern, nachheriger Erbauer des Hauses Nr. 10 in der Kärntner-Straße, geboren am 9. August 1787, gestorben am 1. März 1851, im Jahre 1843 angelegt hatte. Eine Ackerparzelle, welche im Ausmaße von 130 Geviertklafter in jenen Teil der Gasse hineinreichte, der zwischen der Volksgarten-Straße und der Weinbau-Gasse verläuft, wurde in der Gemeinderats-Sitzung vom 10. Juni 1903 von den Eheleuten Merzhun um 1040 Kronen gekauft. Lederer-Gaste. Sie hatte diesen Namen schon im 15. Jahrhundert u. zw. von den Lederer-Werkstätten, die sich in ihr befinden. Puff nennt diese Gasse die schmutzigste Marburgs und sie ist es auch heute. Als die Stadt noch befestiget war, lag die Lederer-Gasse außerhalb der Stadtmauern, war deshalb gleichsam eine Vorstadt. Das Haus am östlichen Ende der Gasse (Nr. 23) war lange Zeit das Badhaus Marburgs. An ihr zeigten Steininschriften die Höhe der Drau bei den Hochwässern (15. April 1823, 9. Juni 1827, November 1851). Beim Umbaue des Hauses wurden sie entfernt. Der Torbogen, der die Gasse zwischen dem Hause Nr. 21 und dem fünfeckigen, aus gewaltigen Steinquadern erbauten Turme überspannt, war das Wassertor. Es ist der letzte Überrest der ehemaligen Stadttore. Der nun zu einem Lederspeicher dienende Befestigungsturm, der Wasserturm genannt wurde, war mit dem oberhalb am Ende der Allerheiligengasse gelegenen, noch bestehenden Turm durch die östliche Stadtmauer mit ihren hölzernen Sturmgängen verbunden. Kenau-Gaste. In der Gemeinderats-Sitzung vom 28. Mai 1902 wurde eine in der Magdalenen-Vvrstadt neu eröffnete Gasse nach dem Dichter Lenau (Nikolaus Niembsch von Strehleuau, geboren am 15. August 1802 zu Czatad in Ungarn, gestorben am 22. August 1850 in Oberdöbling) benannt. Veranlassung hiezu gab namentlich der Umstand, daß sich der Geburtstag des rühmlichst bekannten österreichischen Lyrikers und Epikers damals in wenigen Wochen zum Hundertstenmale führte. Kenb-Gaste. Da die Gasse zur Lend führt, erhielt sie diesen Namen. Vor der Schaffung des Schmid-Platzes (1900) durch Abtragung des Kaup'schen Hauses, welches die Nummer Kärutnerstraße 23 und Lend-Gasse 1 hatte, und durch Verschüttung des Stadtgrabens, reichte die Lend-Gasse bis zur Kärntner-Straße. Hend-Matz. Er ist der Anlandeplatz der Flöße und Plätten, die noch zum großen Teile den Verkehr mit Holz, Brettern u. s. w. aus den stromaufwärts gelegenen Gegenden vermitteln und sollte eigentlich Länd-Platz geschrieben werden. Das Landhaus (einst Wirtshaus „zum Zwirn" genannt) ist ein sehr altes, schon auf Wischers Abbildung der „Statt Marchburg" zu sehendes Gebäude und springt in den Fluß hinein vor, der es bei höherem Wasserstande an drei Seiten umspült. Daran schließen sich zwei Speicher und an der engen Stelle zwischen diesen und dem runden Reckturme war eines der Stadttore. Der Reckturm (nun Tscheligischer Turm genannt) hat auf der erwähnten Abbildung Marburgs kein Dach und gleicht so ganz den Albrecht Dürrer-Türmen in Nürnberg. Gegen Nordost ist er an der Stelle, die innerhalb der Stadtmauer war, abgeschrügt. Da an seiner Außenseite ein Römerstein, zwei Köpfe von einem römischen Grabsteine herrührend, eingemauert sind, meinte man, der Turm stamme aus der Römerzeit, was ganz unrichtig ist. Ein anderer Stein zeigt unter einem gotischen Fenstergiebel einen männlichen Kopf mit einem langen Barte. In Puffs Marburg heißt es, daß dieser Kopf sich zwischen zwei Löwen befindet, die unter den Pranken Widderköpfe halten, doch ist von letzteren und den Löwen jetzt nichts mehr zu sehen. Vor Eröffnung der Kärntuerbahn war die Schiffahrt auf der Drau eine sehr rege. Gegen die Mitte des vorigen Jahr-hundertes landeten jährlich durchschnittlich 700—800 Plätten und 1100—1200 Flöße in Marburg an. — In alten Zeiten wurde aus der Drau Gold gewaschen. 1706 kamen unter dem Stadtrichter Melchior Renkl die letzten ämtlichen Belege über die hier betriebene Goldwäscherei vor. — Die Drau scheint früher auch viel fischreicher gewesen zu sein. Auf einem alten Bilde sieht man die Kaiserin Maria Theresia in der Dran mit der Angel fischen, wobei allerdings der Besitzer des Hirschengasthofes Felber Fische aus seinem Fischbehälter ober der Angelstelle ausließ. Kesfrng-Straße. Benannt in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 nach dem berühmten deutschen Dichter und Kritiker, dem um die Entwicklung der deutschen Sprache so hochverdienten Gotthold Ephraim Lessing, geboren zu Kamenz am 22. Jänner 1729, gestorben z.u Braunschweig am 15. Feber 1781. Knden-Gasse. Diese erst nur aus zwei Häusern bestehende Gasse wurde in der Gemeinderntssitzung vom 14. Dezember 1898 nach der großen, alten Linde benannt, die in ihrer Nähe an der Kreuzung zweier Feldwege stand und leider anfangs der Achtziger-Jahre gefällt wurde. Magdalenen-Gaste. In der Gemeinderatssitzung vom 14. Dezember 1898 nach der Vorstadt, in der sich diese Gasse befindet, benannt. Magdalenen-Platz. Der Platz, auf dem die St. Magdalenen-Kirche steht, wurde 1876 vom Gemeinderate Magdalena-Platz benannt, welcher Name 1899 in Magdalenen-Platz umgeändert wurde. Die Kirche wurde 1288 erbaut, in welchem Jahre die Pfarre in einer Seizer Urkunde genannt wird. Sie gehörte damals zum Aglayer-(Aquileja-)Patriarchate u. zw. zum Archidiakonate des Sanntales und Draufeldes. Anfangs des 15. Jahrhunderte» war sie dem Benediktinerstifte Oberbnrg einverleibt und reichte bis zum Lobnitzbache. Sie ist die Mutterpfarrc von Maria-Rast und Lembach. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts brannte die alte Kirche ab und es kam die Pfarre nach Lembach, deren Filiale die wieder aufgebaute Kirche, die jetzt 22 Meter lang, 8 Meter breit und 7 Meter hoch ist, wurde. Den Pfarrhof, das jetzige Gasthaus „zum Elefanten", verkaufte man. 1788 wurde in St. Magdalena eine Lokalie errichtet, der 1860 ein Kaplan zugeteilt werden mußte. Gleichzeitig wurde die Lokalie vom Dekanate Kötsch abgetrennt und dem Dekanate Marburg zugeteilt. 1863 wurde sie Borstadtpfarre, später Sitz des Dekanates Marburg am rechten Drauufer. Tauf-, Trauungs- und Sterbebuch sind seit 1788. Der Kirchturm hatte bis in die Siebziger-Jahre des vorigen Jahrhundertes keine Uhr und eilt sehr klägliches Geläute. Der ebenerdige unansehnliche Pfarrhof wurde gleichfalls in den Siebziger-Jahren zum jetzigen hübschen, stockhohen Gebäude umgestaltet. Wie die Pfarre St. Magdalena nebst der Magdalenen-Vorstadt auch die Gemeinden Brunndorf, Rothwein und Pobersch umfaßt, diente auch das 1844 erbaute Schulhaus dem Unterrichte der Kinder der genannten Gemeinden. Schon 1793 wurde in der Vorstadt eine einklassige Trivialschule mit einem besoldeten Lehrer in einem kleinen ebenerdigen Häuschen eröffnet. 1844 mit der Erbauung eines einstöckigen Schulhauses an Stelle dieses Häuschens wurde die Schule zweiklassig. 1872 wurde die zweiklassige gemischte Volksschule in eine dreiklassige umgewandelt und auf das Schulhaus ein 2. Stockwerk aufgesetzt, was 9256 Gulden kostete. 1873 wurde die vierte Klasse errichtet. 1875 kam eine Klasse für die Mädchen der Oberstufe hinzu, die im nächsten Jahre wieder ausgelassen wurde, weil die Mädchen der höheren Stufe der Mädchen-schule in der inneren Stadt zugewiesen wurden. Trotzdem Rothwein bis auf die Häuser in der Thesen 1873 ausgeschult worden war und 1875 die Ausschnlung von Brunudorf erfolgte, mußte 1876 eine fünfte Klasse für Knaben errichtet werden. Selbstverständlich hatten alle Klassen in dem Schulhause keinen Platz, so daß zeitweilig Zimmer in Privathäuseru zu Schulzwecken gemietet werden mußten. 1885 kam noch eine Nebenklasse hinzu. Am 15. September 1891 erfolgte nach Erbauung der Knaben-Bolksschule III endlich die vollständige Trennung der Schule nach Geschlechter und die Mädchen blieben im alten Schulgebäude als vierklassige Mädchenvolksschule II. Mit Erlaß des Landesschulrates vom 9. Juli 1897 wurde die Schule zu einer fünfklassigen erhoben. 1899 erfolgte die Ausschulung der Gemeinde Pobersch. Trotzdem jetzt nur noch die Mädchen der Magdalenen-Vorstadt mit Ausnahme der Südbahn-Arbeiter-Kolonie und jene des Thesenanteiles der Gemeinde Rothwein in diese Schule eingeschult sind, ist sie doch schon wieder überfüllt. Malteser-Gasse. Zur Erinnerung an den Malteser-Orden, der in Melling eine Kommende besaß, wurde eine neue Gasse im 3. Bezirke (Melling) in der Gemeinderats-Sitzung vom 16. März 1898 Malteser-Gasse benannt. Schon am Anfänge des 13. Jahrhundertes finden wir das erste Erscheinen der Malteser in Melling erwähnt. Wo sich jetzt der Mellinger-Hof befindet (Kriehuber-Gasse 19 und 21), hatten sie ein 7 Klafter langes und ebenso breites Schloß, dessen Hauptsaal 7 Fenster erhellten. Am Tore war das Wappen der Malteser. Unter dem Komtur Michael Ferdinand Grafen von Althan zu Goldburg und Murstätten wurde das Schloß im Jahre 1743 um ein Stockwerk erhöht. Zur Rechten befand sich die Katharina-Kirche mit einem viereckigen, 7 Klafter hohen, an jeder Seite 1 Klafter breiten Turme, in dem die große Glocke hing. Unter der Kirche war ein tiefer Kerker, in dem der Sage nach der Ordensbruder Walter wegen seiner Liebe zu einer schönen Winzerin lebendig eingemauert worden sein soll. Eine Ringmauer umfing den kleinen Friedhof, eine zweite die drei Meiergebüude. Alle Freitag war Messe, welche im Jahre 1413 vom Malteser Niklas von Kölbl nebst der Bedingung gestiftet wurde, daß am Jahrestage 7 Arme gespeist und jedem ein Pfennig auf die Hand und um ein Pfennig Wein gegeben werde. An> Katharinentage war windische Predigt, am Ostersonntage Prozession aus der Stadtpfarrkirche hieher. Das Schloß hatte seinen Burgfried und sein Asyl bis unter die Dachtraufen seiner Gebäude. Um die Auslieferung der dahin Geflüchteten mußte eigens angesucht werden, worauf sie beim Minoritcnkreuze an die Landgerichte Marburg oder Hausambacher ausgeliefert wurden. — 1434, als Hans von Auersberg Komtur zu Melling war, schenkte der Rat und die Gemeinde Marburg dem Gotteshause zu Melling eine Mühle, die auf dem Ordensgrunde, genannt der Purchenstein, zwischen der Spitalmühle und dem Judenfriedhose (ehern. ärarisches Holzmagazin in der Heugasse) lag. — Am tätigsten für die Kommende waren die Komture Heinrich Freiherr von Logau (1607), Wilhelm Graf von Tatten-bach, Niklas Graf von Göschin (1634), Johann Graf von Herberstein (1684), Leopold Freiherr von Herberstein (1713), Gundacker Peppo Graf von Dictrichstein (1737). Am 12. Feber 1800 kam das ganze Besitztum um 28.000 Gulden an Alois von Kriehuber. 1844 wurde das alte baufällige Schloß samt der Kirche abgetragen, die dreißig Brustbilder der Malteser in alle Welt zerstreut. Statt dem Schloße war nur mehr ein Meierhof, der am 8. August 1873 abbrante. Der wieder hergestellte Meierhof wurde von Karl Hauser 1896 gefällig umgebaut. An der Westseite des Mellingerhofes, nahe dem Einfahrtstore befindet sich ein römisches Denkmal aus Bacherer Marmor. Es ist 60 Zentimeter hoch und 75 Zentimeter breit und bildet nur die obere Hälfte eines römischen Grabsteines. Der von Puss noch erwähnte Teil der Inschrift: „Firrnus (Sabini, F.) V. F. Sini et“ ist nicht mehr zu lesen. An den Seiten der Spitze sind zwei Delphine. Dann bemerkt man die Füße eines Genius, rechts und links einen nach außen schauenden Löwen, der einen nach einwärts schauenden Widderkops in seinen Pranken hält. Unter dem Gesimse, auf dem die Löwen ruhen, befindet sich ein slacher Giebel, der einen von Strahlen umflossenen Kopf darstellt, gegen den sich rechts und links ein Vogel neigt. Ein Gesimse schließt diese Gruppe ab. Unter ihr befindet sich in der Mitte eine Aschenurne, die rechts und links von einem Greifen bewacht wird. An beiden Enden findet sich die Urne noch einmal in verkleinertem Maßstabe dargestellt und zu ihren beiden Seiten ein Singvogel (nach Dr. J. Pajek). Marien-Gaste. Am 16. Mürz 189)3 benannte der Gemeindcrat eine neuentstandene Gasse auf Wunsch des Guardians des Klosters der Franziskaner, die einen Teil ihres Gartens zur Verbreiterung der Gasse abgetreten hatten, nach der Kloster- und Vorstadtpsarrkirchc zur heil. Maria, Mutter der Barmherzigkeit „Marien-Gasse". Im Jahre 1613 gründete Johann Jakob von Khisl, Gras zu Gottschee, Herr der Burg Marburg, ein Kapuzinerkloster, dessen Grundstein am l. Mai der Laibacher Bischof Thomas Krön legte. Die Kirche wurde am 28. Oktober 1620 von Jakob, Fürstbischof von Seckau, eingeweiht. Der Klostergarten entstand durch Zusammenlegung mehrerer Liegenschaften, die nach und nach Graf Khisl gekauft hatte. Die Kapuziner wirkten besonders zur Zeit der Pest sehr eifrig und mehrere Grabsteine bekunden den Tod an der Pest, den die Ordensmitglieder in Ausübung ihres Berufes starben (1680 und 1681). Am 1. April 1784 wurde das Kapuzinerkloster aufgehoben und die Kirche den Minoriten übergeben, die ihr Kloster am gegenwärtigen Kasernplatze der Militär-Okonomie-Kommission einräumen mußten. 1786 wurde die windische Pfarre errichtet und die Seelsorge den Minoriten übergeben. Im Jahre 1787 brachten diese das Gnadenbild „Mutter der Barmherzigkeit" aus ihrer früheren Kirche in ihre nunmehrige Pfarrkirche. Dieses Gnadenbild, welches in der Sakristei der Kirche zu Gonobitz sich befunden hatte, erhielt Gräfin Johanna Felizitas geb. Reichsgräfin von Khünburg, verwitwete Herrin von Stubenberg, am 23. Mai 1746 vom Hauptpfarrer Dr. Balthasar von Renzenberg auf ihre Bitte, brachte es zuerst nach Graz, dann auf ihr Gut Freibichl bei Leibnitz und gab es dann den Minoriten, die es am 25. Jänner 1747 in ihrer Klosterkirche anfstellten. Der erste Pfarrer der neugegründeten windischen Pfarre war der Minorit Josef Frauenberger. — Am 7. Oktober 1818 wurde das Minoritenkloster wegen Mangel an „Individuen" aufgehoben und die Pfarre am 23. Jänner 1819 den Weltgeistlichen übergeben, deren erster Pfarrer Karl Rotter war. Am 22. April 1833 wurde Pfarre und Kloster von den Redemptoristen in Besitz genommen unter dem Pater Johann Dornigg. Sie stellten das Klostergebüude von 1834 an auf den Trümmern des einstigen Kapuzinerklosters neu her und beabsichtigten eine neue mit zwei Türmen geschmückte Kirche nach den Plänen Haslingers und Twrdys zu bauen, wurden aber 1849 aus Marburg vertrieben. Die Pfarre kam nun wieder unter Josef Kostanjovec an die Weltgeistlichkeit, bis sie am 1. Mai 1864 dem Franziskaner-Orden übergeben wurde, deren erster Pfarrverweser P. Bruno Jesich war. Die kleine Kirche, die nur 2P8 Meter lang und 8-85 Meter-breit war, entsprach durchaus nicht der Seelenzahl der Pfarrge-meinde, zu der die Grazer-Vorstadt, Melling und die Gemeinden Leitersberg und Kartschovin, früher auch die Kärntner-Vorstadt, gehören. Die Glocken waren noch in den Zwanziger-Jahren des vorigen Jahrhundertes zum Teil auf einem freien Gerüste vordem Ulrichs-(Grazer-)Tore aufgehängt. Der aus unangestrichenen Brettern in der Mitte des Kirchendaches aufsitzende Turm wurde im Jahre 1864 entfernt und ein nettes Türmchen über dem Haupteingange in der Badgasse erbaut. Innen wurde die Kirche, so gut es ging, ausgestaltet, 1877 von Jakob Prollo al fresco ausgemalt und vom Fürstbischof Dr. Jakob Maximilian Stepischnegg neu eingeweiht. — Da faßte der Guardian P. Kallistus Heric den kühnen Entschluß, eine neue Kirche und ein neues Kloster zu bauen. Die Mittel dazu (die Kosten beliefen sich auf beiläufig eine Million Kronen) schaffte er sich hauptsächlich durch den Verein zur Erbauung der Vorstadtkirche zur heil. Maria, der Mutter der Barmherzigkeit, der 60.550 Mitglieder zählte. Außerdem steuerte der steiermärkische Religionsfond als Patron 50.000 Kronen bei, 2000 Kronen gab Se. Majestät der Kaiser, 2600 Kronen waren noch vom Jahre 1849 vorhanden, die Marburger Bürger damals zur Erbauung einer neuen Kirche gespendet hatten. Viele andere Wohltäter gaben teils Geld, teils Baustoffe und wie im Jahre 1680 die Frauen Marburgs Ziegel und Steine auf den Kalvarienberg zum Baue der Barbara-Kirche getragen hatten, so trugen auch fromme Frauen Ziegel zum Baue der Marien-Kirche. Die Stadtgemeinde kaufte aber am 16. März 1898 das unmittelbar vor der Kirche in der Tegetthoff-Straße gestandene Rottmann'sche (stüher Gilg'sche) Haus samt Garten um 28.000 Kronen, ließ es abbrechen und schaffte so einen freien Platz vor der Kirche und den geraden Zugang in die Fabriks-Gasse. Die Pläne zur Kirche, die im romanischen Stile gebaut ist, sind vom k. k. Baurate Richard Jordan, den Bau führte aus der k. u. k. Hofbaunieister Josef Schmalzhofer, die Steinmetzarbeiten - 8L lieferte der k. k. Hofsteinmetzmcister Eduard Hauser, die Ausmalung der Kirche besorgte um ‘20.000 Kronen der k. f. Hofdekorationsmaler Josef Kott, die gemalten Fenster sind von Karl Geylings Erben in Wien, die Orgel vom Marburger Orgelbauer Josef Brandl, die Kirchenstühle sind vom Grazer Kunsttischler Johann Roßmann, die Turmuhr von Emil Schauer in Wien. Die Kirche ist außen 57-5 Meter lang, 24 Meter breit, innen 50-5 Meter lang, 22 Meter breit. Das Hochschiff ist 17'3, das Presbyterium 13 5 Meter hoch. Die Höhe der beiden Seitenschiffe beträgt 9 Meter. Die beiden Türme sind bis zur Krcuz-spitze 58 Meter hoch. — Zuerst begann man mit dem Baue des Klosters u. zw. am 4. Juli 1892. Am 10. August 1893 wurde der Grundstein zur Kirche gelegt. Am 16. Juli 1895 wurden die beiden Turmkreuze und das Firstkreuz, om 13. Oktober 1897 die fünf neuen von den Gebrüdern Franz und Georg Gößer in Wien gegossenen Glocken geweiht. Die Einweihung der Kirche erfolgte am 11. August 1900 durch den Fürstbischof Dr. Michael Napotnik, jene des Hochaltares am 7. Dezember 1904. Meümger-Straße. Als Melting noch ein Dorf war und nicht zu Marburg gehörte, nahm der Mellinger Weg, wie man die Straße damals nannte, seinen Anfang in der heutigen Sackgasse. Erst als die Südbahn gebaut wurde (1846), verlegte man ihn unter die steinerne Brücke, während der Bahndamm den ehemaligen Mellingerweg zu einer Sackgasse machte. Die sogenannte steinerne Brücke wurde zur Zeit der Eröffnung der Kärntnerbahn (1863) verbreitert, da der Bahndamm um ein Geleise mehr erhielt. Mit der Aufhebung der Patrimonialgerichte und Bezirksobrigkeiten im Jahre 1850 kam das Dorf Melling zu Marburg und mit der Einteilung der Stadt in Bezirke (1876) wurden die östlich der Südbahn gelegenen Teile der Grazer-Vorstadt mit Melling zu einem Bezirke vereint. Unter dem Mellingerhofe reichte ein Streifen der Gemeinde Leitersberg (Katastralgemeinde Mellingberg) bis in die Mellinger-Straße hinein. Als auf ihn das Haus Nr. 45 Mellingberg erbaut wurde und die Stadtgemeinde den in diesem Hause wohnenden 6 Kindern den Besuch der Marburger Schulen verweigerte, erfolgten Verhandlungen wegen Einverleibung dieses Streifens in das Stadtgebiet, die 1902 zum Abschlüsse führten, worauf das Haus die Nummer Mellingerstraße 69 erhielt. Minoriten-Gasse. Dieses schmale Gäßchen führt von der Kärntner-Straße auf den Kasern-Platz mit dem ehemaligen Minoritenkloster (nun ein Teil der k. u. k. Draukaserne) und hat daher seinen Namen. Mother-Oasse. Am 16. Mürz 1898 wurde in der Gemeinderatssitzung eine neue Gasse in der Mellinger-Vorstadt nach dem Stadtschreiber Mother, der im Vereine mit seiner Gattin Elisabeth im Jahre 1348 das Marburger Bürgerspital gründete, benannt. Mozart-Ktraße. Diese größtenteils nur erst auf dem Papiere, d. h. auf dem Stadterweiterungsplane bestehende Straße, deren erstes Haus 1898 gebaut wurde, benannte der Gemeinderat am 6. Dezember 1899 nach dem berühmten österreichischen Tondichter Wolfgang Amadeus Mozart, geboren zu Salzburg am 27. Jänner 1756, gestorben zu Wien am 5. Dezember 1791. Mhl-Oasse. Sie hat ihren Namen noch von der Zeit her, als sie zu den vier unteren Schiffmühlen führte. Die Schiffmühlen in der Drau werden schon im 14. Jahrhunderte in einer Seitzer Urkunde u. zw. als sehr einträglich erwähnt. Die Mühlgasse ist die älteste Ansiedlung in der Grazer-Borstadt, sie wird schon int 13. Jahrhunderte erwähnt und hieß damals Lausgasse, da daselbst meist Bettelvolk wohnte. Uagy-Ktraße. Diese 1886 ervffnete Straße wurde benannt nach dem um die Entwicklung und moderne Umgestaltung Marburgs so hochverdienten Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt, Alexander Nagy. Geboren am 9. Feber 1834 zu Pettau, kam er schon in der Kindheit nach Marburg, wo er das Gymnasium besuchte und sodann in Graz und Wien Technik studierte. Als Ingenieur entwickelte er eine vielseitige ersprießliche Tätigkeit namentlich bei Bahnbauten in Kärnten, Tirol, Ungarn und in der Türkei. 1881 nahm Nagy seinen ständigen Aufenthalt in Marburg, wo sein Vater Andreas, ein um die. Pflege der Musik hochverdienter Mann, als Gerichtsassessor i. R. 1878 gestorben war. Schon 1882 wurde er in den Gemeinderat, 1883 in den Stadtrat gewühlt. 1886 berief ihn das Vertrauen seiner Mitbürger an die Spitze des Gemeindewesens, dem er Vorstand, bis er am 20. März 1902 von seinem schon öfters geäußerten Wunsche, das Amt eines Bürgermeisters niederzulegen, sich nicht mehr abbringen ließ. — Wo immer man in Marburg hinblickt, sieht man Zeichen der Tätigkeit Nagys. Er erbaute die Turnhalle, die Knabenschule in der Josef-Straße, die Mädchenschule am Tappeiner-Platze; durch ihn wurden die städtischen Kindergärten ins Leben gerufen. Die Infanterie- und Landwehrkaserue, das Gebäude in der Elisabeth-Straße, das zur vorläufigen Unterbringung des Kreisgerichtes diente, das neue städtische Versorgungshaus, der Schlachthof, die Wasserleitung (eröffnet am 1. Jänner 1902) entstanden nicht nur während seiner Bürgermeisterschaft, sondern hauptsächlich auch nach seinen Plänen. Die Betonkanäle, die Asphalt-Bürgersteige, die Unterfahrt in der Franz Josef-Straße, viele Straßenverbreiternngen, zahlreiche Neueröffnungen von Gaffen und Straßen, Bepflanzungen mit Bäumen sind sein Werk. Neu-Gajse. Ein nichtssagender Name, denn jede Gasse ist einmal neu. In dieser Gasse erbaute die Gemeinde mit einem Kostenaufwand«: von 10.221 Gulden 73 Kreuzer den Kindergarten III, der im Jahre 1895 eröffnet wurde. Der zwischen dem Kindergarten und der Gasse gelegene Grund ist für eine nene Mädchen-Schule bestimmt. 6* Merrothwerner-Straße. Führt von der Mngdnlcnen-Vorstadt nach Oberrothwein, daher auch der Name der Straße, die in der Gemeinderats-Sitzung vom 23. November 1876, also zu einer Zeit, als es noch keine Unterrothweiner-Straße gab, einfach „Rothweiner-Straße benannt worden war. Park-Straße. Sie bildet die östliche Begrenzung des alten Stadtparkes und erhielt deshalb vom Gemeinderate am 23. November 1876 diesen Namen. — Am 19. Juli 1871 kaufte die Stadtgemeinde unter ihrem damaligen Bürgermeister Dr. Matthäus Reiser vom Grafen Ferdinand Brandis den größten Teil des Grundes, auf dem sich der alte Stadtpark befindet, der 1872 angelegt wurde. Es mußten große Erdbewegungen vorgenommen werden, denn östlich der damals schon bestehenden Mittelallee war ein Graben mit der Straße zum Bnrgmeierhofe und ein Bach, der das Überwasser der drei Teiche zum östlichen Stadtgraben führte. Dort also fanden Anschüttungen statt, während der Stadtparkteich ansgehoben werden mußte. — Am 22. April 1877 genehmigte die Statthalterei die Satzungen des über Anregung des Rechtsanwaltes Dr. I. Kotz-mnth gegründeten Stadtverschönerungs- Vereines, der von der Gemeinde die Oberaufsicht über den Stadtpark und Volksgarten übernahm. Am 9. Mai 1882 kaufte die Stadtgemeinde von Herrn Anton Badl eine Wiese mit einem Teiche, der verschüttet wurde, nördlich der durch die Hanptallee führenden Brücke, welche die ursprüngliche Begrenzung des Stadtparkes gegen Norden bildete, bis zur Gemeindegrenze. Nach dem Plane des Grazer Stadtgärtners Maranscheg wurde dieser Grund vom Verschönerungs-Vereine in einen Park nmgewandelt. Im Sommer des genannten Jahres wurde das von Dr. Othmar Reiser in Wien seiner Vaterstadt gespendete Kaiser Josef-Denkmal enthüllt und am 10. Juni 1883 das von dem gleichen Spender gegebene Erzherzog Johann-Denkmal. Am 30. Juni 1883 kaufte der Stadtverschönernngs-Verein von Freiherrn von Twickel um 250 Gulden das Dreieck hinter dem Erherzog Johann-Denkmal und das jetzt als Kinderspielplatz dienende Viereck östlich von der Hanptallee. Herr Josef Kokoschinegg, der durch 25 Jahre die Seele des Stadtverschönerungs-Vereines war, kaufte am 1. Juli 1888 die große Wiese, die nun den neuen Stadtpark bildet, im Ausmaße von 11 Joch 177 Geviertklafter um 20.000 Gulden von Franz und Rosalia Bernert in Wien vorläufig auf eigene Rechnung, bis am 20. Juli die Gemeindesparkasse den Beschluß faßte, anläßlich der vierzigjährigen Regierungs-Jubelfeier des Kaisers 20.000 Gulden zu diesem Zwecke zu widmen, worauf Herr Kokoschinegg am 14. März 1889 um den gleichen Preis den Grund zur Anlage des neuen Stadtparkes der Gemeinde verkaufte. Die Pläne zu diesem Parke verfaßte der Rechtsanwalt Dr. Julius Feldbacher, der beim Wettbewerbe den ersten Preis erhielt. 1890 wurde der Musikpavillon im alten Stadtparke erbaut. 1896 wurde der neue Stadtpark vollendet und am 20. März 1900 die Widmungssäule aufgestellt, ein Werk des Steinmetzmeisters I. Peyer. Die von der Gemeindcspar-kasse am 16. August 1901 anläßlich ihrer vierzigjährigen Gründungsfeier dem Stadtverschönerungs-Vereine zur Erbauung einer Erfrischungshalle im neuen Stadtparke gewidmeten 20.000 Kronen mußten, da int Stadtparke sehr viele Ausbesserungen notig waren, teilweise zu diesem Zwecke verwendet werden. Merko-Straße. Benannt seit 1873 nach Franz Perko, der diese Straße auf den meist ihm gehörigen Gründen eröffnete und die ersten Häuser in ihr baute. Franz Perko wurde am 1. Feber 1827 in Montpreis geboren und war durch längere Zeit Verwalter der Herrschaft Burg Marburg und Obermarburg. Von 1864 bis 1877 war er Gemeinderat der Stadtgemeinde und gehörte auch durch sieben Jahre (von 1865 bis 1873) dem Sparkasse-Ausschüsse, davon sechs Jahre der Direktion, an. Im Jahre 1875 wurde durch seine Bemühungen der neue Schießstand des Marburger Schützenvereines int Burgwalde erbaut. Er starb in Marburg am 14. Nov. 1894. Pfarrhof-Gasse. Sie reichte vor der Vergrößerung des Domplätzes int Jahre 1890 viel weiter nach Osten und wurde in früheren Zeiten auch Spital-Gasse genannt, da sich in ihr das Krankenhaus befand. Seit dessen 1855 erfolgter Verlegung in die Triester-Straße heißt sie nur mehr Pfarrhof-Gasse, welchen Namen sie deshalb führt, weil die zum alten Pfarrhofe gehörigen Wirtschaftsgebäude an ihr gelegen waren. Der alte Pfarrhof war ein zweistöckiges Gebäude, nur einige Meter von der Westseite der Kirche entfernt, an das sich zu beiden Seiten die Hof- und Gartenmauer anschloß. An der Pfarrhof-Gasse lagen die ausgedehnten Stallungen und Wirtschaftsgebäude, an der Kasino-Gasse der große Garten. 1890 gelang es den Bemühungen des Bürgermeisters A. Nagy, die Übertragung be* Pfarrhofes in das ehemalige k. f. Verpflegsmagazin zu bewirken, worauf der alte Pfarrhof samt allen Nebengebäuden abgerissen wurde. Den Platz, den er samt allem, was zu ihm gehörte, einnahm, zieren nun die Anlagen des Dom-Platzes. In der Pfarrhof-Gasse Nr. 2 befindet sich der Aufgang zur Gemeinde-Sparkasse. Über Anregung des damaligen Bürgermeisters Othmar Reiser und auf Andrängen der k. k. Statthalterei, in Marburg eine Sparkasse zu errichten, wurde in der Gemeinderatssitzung vom 17. Dezember 1858 einstimmig die Errichtung einer Sparkasse der Stadtgemeinde Marburg unter ihrer Haftung beschlossen und die der Gemeinde gehörigen 20.000 Gulden Grundentlastungs-Obligationen als Garantiefond insolange bestimmt, bis durch den Verwaltnngsgewinn ein Reservefond von gleicher Höhe sich gebildet haben werde. Der nachmalige Bürgermeister Andreas Tappeiner verfaßte den Entwurf der „Statuten der Sparkasse in Marburg", nach welchem der Garantiefond mit 10.000 Gulden festgesetzt wurde. Im Jahre 1859 wurden die Satzungen der Statthalterei behufs Genehmigung vorgelegt, aber erst nach viermaliger Änderung erfolgte diese durch Erlaß des Staatsministeriums vom 26. September 1861 und wurde Bürgermeister A. Tappeiner als 1. Vorsitzender am 14. November 1861 gewühlt. Die Amtsräume befanden sich damals im Rathause. Der 1. Amtstag war am 4. Jänner 1862. Der 1. Beamte wurde 1865 angestellt. 1871 übersiedelte die Sparkasse in das Girstmayr'sche Haus am Rathausplatze. Am 22. Juli 1874 kaufte die Sparkasse das Röckenzann'sche Haus in der Pfarrhof-Gasse samt Garten um 20.000 Gulden zum Behufe der Erbauung eines eigenen Sparkassengebäudes. 1877 wurden das erstemal die fünf- prozentigen Zinsen des Reservefondes im Betrage von 15.985-16 Gulden der Stadt zu Gemeinde- und anderen wohltätigen und gemeinnützigen Zwecken übermittelt. 1877 wurde zur Vergrößerung des Baugrundes ein Teil des an das Röckenzaun'sche Haus anstoßenden Pfarrhofgrundes angekauft. 1884 wurde endlich der Neubau beschlossen, der restliche Bauplatz der Stadtgemeinde zum Baue eines neuen Schulhauses um 2000 Gulden überlassen und vereinbart, daß der Bau gemeinschaftlich mit der Gemeinde ausgeführt werde. 1886 wurde der Bau vollendet und am 30. Oktober der erste Amtstag in den neuen Räumen abgehalten. Dem 1861 gewühlten Obmanne der Direktion Andreas Tappeiner folgte 1868 Johann Girstmayr d. Ä., 1871 Heinrich Edler von Gasteiger, 1880 Wilhelm Geuppert, 1888 Franz Stampfl, 1889 Julius Psrimer, 1895 Anton Furche und 1896 Josef Bancalari. Die Reservefondszinsen und Anteile vom Reingewinne, die seit 1877 bis Ende 1905 an die Stadtgemeinde, ferner für Notstandsunterstützungen, Stiftungen und Stipendien von der Sparkasse ausgezahlt wurden, betragen 2,781.827 Kronen 32 Heller, u. zw. wurden gegeben am 28. Jänner 1887 anläßlich der Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens der Sparkasse: 32.000 Kronen Stiftungsfond für verarmte Gemeindeangehörige; 20.000 Kronen Stiftung zur Anschaffung von Kleidungsstücken und Lehrmittel für dürftige Schüler der Volks- und Mittelschulen; 40.000 Kronen Stiftung zur Unterstützung des Theaters; 8000 Kronen für den deutschen Schulverein zur Förderung des deutschen Volksschulwesens in der k. k. Bezirkshauptmannschaft Marburg. Am 20. Juli 1888 anläßlich der vierzigjährigen Regierungs-Jubelfeier des Kaisers: 40.000 Kronen zur Unterstützung von verwahrlosten Kindern (Kaiser Franz Josef-Knabenhort); 40.000 Kronen zum Ankäufe der Parkgründe (Kaiser Franz Josef-Anlagen des neuen Stadtparkes); 40.000 Kronen zur Herstellung und Verschönerung des Domplatzes. Am 19. Juni 1896 anläßlich der fünfzigjährigen Regierungs-Jubelfeier des Kaisers im Jahre 1898: 12.000 Kronen für ein im Parke der k. u. k. Kadettenschule zn errichtendes Denkmal des Kaisers Franz Josef 1.; 50.000 Kronen zur Gründung eines deutschen Studentenheimes in Marburg; 50.000 Kronen zur Erbauung eines eigenen Hauses für die Haus-haltungS- und Fortbildungsschule für Mädchen; 8000 Kronen als Baubeitrag für ein für den Kindergarten I zu erbauendes Haus. 1896 wurden dem Bezirksausschüsse 4000 Kronen für die durch Wassernot und Hagelschlag geschädigten Bewohner des Mar-burger Bezirkes übergeben. 1901 wendete die Sparkasse dem steiermärkischen Notstandsfonde einen Betrag von 2000 Kronen zu; ferner beschloß sie am 10. August anläßlich ihres vierzigjährigen Bestandes folgende Widmungen zu machen: 30.000 Kronen zur Errichtung eines Denkmales für den Gründer der Sparkasse Andreas Tappeiner; 40.000 Kronen dem Theater- und Kasinovereine zu Bauherstellungen im Theater; 20.000 Kronen dem Stadtverschönernngs-Vereine zur Erbauung einer Erfrischungshalle im neuen Stadtparke; 10.000 Kronen als Beitrag für das zu gründende Ortsmuseum. Im Jahre 1903 wurden 10.000 Kronen als außerordentliche Spende zur Sanierung des landwirtschaftlichen Vorschußvereines in St. Leonhard i. W.-B. gegeben. Das Haus Nr. 6 der Pfarrhof-Gasse war ehemals ein Freihaus und als schwarze Kaserne einst Stockhaus und Bettelrichter-Wohnung. Über das eigentümlich gebaute Haus Nr. 8 herrschen verschiedene Sagen. Die eine erzählt, daß es die älteste Besitzung der deutschen Herren in Marburg gewesen sei, einer anderen zufolge soll es ein Freihaus gewesen und 1680 durch vollständige Abschließung von der Pest verschont geblieben sein. Wer jedoch die tnrmartige Bauart des Hauses, seine Lage am westlichen Stadtgraben, knapp an der Stadtmauer in Betracht zieht, der muß wohl auf die Vermutung kommen, daß dieses Gebäude einst ein Befestigungsturm der Stadt war, der später erst in ein Wohnhaus umgestaltet wurde. Noch bis zum Beginne der Dreißigerjahre des vorigen Jahrhundertes war die Gasse gegen Westen durch die Stadtmauer abgeschlossen und man konnte nur durch ein Pfbrtcheu über eine schmale, bloß für Fußgänger bestimmte Brücke in die Kärntner-Vorstadt gelangen. Poberscher-Straße. Der Name dieser zur Gemeinde Pobersch führenden und deshalb so benannten Straße wurde 1876 unrichtig in Pobersch-Straße umgeändert und erst 1899 wieder die richtige Bezeichnung eingeführt. An ihr liegt die k. k. Männer-Strafanstalt, deren Bau 1884 unter dem damaligen k. k. Oberingenieur, nunmehrigen Hof-ratc i. R. Franz Maurus nach den von ihm verfaßten Plänen begann und 1889 vollendet wurde. Sie ist für 800 Sträflinge berechnet und ist in Österreich die erste Anstalt mit einer gesonderten Jugendabteilung. Die Anstalt besteht aus einer Zentralhalle, von der aus mein die 4 strap lenförmigen Flügel übersieht, einer Kaserne für die Wachmannschaft, durch die man in den Hof vor der Zentralhalle gelangt, einem Wirtschaftsgebäude und aus 2 an der Poberscher-Straße gelegenen Beamtenhäusern. In der Gemeinde Pobersch liegt der 1879 statt des aufgelassenen St. Magdalena-Friedhofes an der Eisen-Straße ervffnete städtische Friedhof. Der Umstand, daß die katholische Kirche die Einweihung dieses Friedhofes deshalb verweigerte, weil für die Nichtkatholiken kein abgesonderter Teil bestimmt wurde, hatte zur Folge, daß das Pfarramt Magdalena einen eigenen, den sogenannten kirchlichen Friedhof dem städtischen gegenüber errichtete, wodurch letzterer nahezu nur mehr die Leichen der im Allgemeinen Krankcn-hause und in der k. k. Männer-Strafanstalt Verstorbenen in sich aufuimmt. In der Kapelle des kirchlichen Friedhofes befindet sich das früher in der gräflich Brandis'schen Grabkapelle am aufgelassenen St. Magdalena-Friedhofe gewesene Altarbild von Kuppel-wieser: die von der Glorie der Engel umgebene Madonna mit dem Kinde, zu ihren Füßen die Heiligen Klemens und Adrian (gestiftet 1835 von Klemens Grafen Brandis, Besitzer der Herrschaft Windenau, nach dem Tode seiner Frau Adriane, geborenen Gräfin Dessenfaß d'Avernas). Uost-Gasse. Sie hieß ehemals Kleine Herrengasse. Einer der größten Brände, der Marburg betraf, entstand in dieser Gasse. Am 30. April 1648 kam im Wolf Senekowitsch'schen Hause in der Kleinen Herrengasse Feuer aus und es brannte in zwei Stunden die ganze Stadt samt der Kirche und dem Rathause mit Ausnahme weniger Häuser ab. Den Namen Post-Gasse erhielt sie später deshalb, weil im jetzigen Hause Nr. 8, das dem Alois Edlen von Kriehuber, der Postmeister von 1801 bis 1835 war, gehörte, die Post sich befand. Als die Post von Staatsbeamten verwaltet wurde, blieben in diesem Hause noch die Posträume. Später übersiedelte sie in das Haus Nr. 6 der Domgasse, dann in jenes Nr. 21 des Hauptplatzes, bis endlich 1895 der schöne, dem Staate gehörige Neubau am Domplatze bezogen wurde. Als erster Postmeister wird 1672 Johann Pereth genannt. Von 1678 an bekleidete das Amt fast durch ein Jahrhundert die Familie Hitzlberger. 1791 war Prathen-geher Postmeister. 1728 unter dem Stadtrichter Johann Türnberger wird als städtischer Briefträger Andreas Müller genannt. Noch 1847 gab es in Marburg nur einen Briefträger. Das Haus Nr. 5 war vor seinem Umbaue bis zur Mitte des vorigen Jahrhundertes der Gasthof „zum Hirschen", der vornehmste Gasthof Marburgs. Hier weilte am 10. Feber 1763 die marokkanische Gesandschaft, am 27. Juni 1784 Großherzog Leopold von Toskana, am 16. März 1791 Kaiser Leopold, am 5. September 1791 König Leopold von Sizilien, am 1. Mürz 1797 Erzherzog Karl, am 4. Jänner 1821 Kaiser Franz, Kaiserin Karoline und Kaiser Alexander von Rußland, am 31. Dezember 1822 König Ferdinand beider Sizilien. Auch Kaiser Josef II. wohnte 1784 in diesem Gasthofe. Über dem Torbogen des Hauses Nr. 4 ist folgende Inschrift zu lesen: VRBEN MVNNICH BIN ICH GENANNT, IN HOHEN TEVTSCHEN LANDEN WOLBEKANNT, IN DER SCHLE-SIGER MI TT GEBOREN, ZU MARBURK HAB ICH MEIN BEHAVSVNG ERKORN, DASELB ZV BLEIBEN BIS IN MEIN TOT, DAZV HELFE MIR DER EWIGE GOTT. 1609. In diesem Hause befindet sich die Leopold Kralik'sche Buchdruckerci. 1795 errichtete Franz Schütz aus Kärnten in Marburg die erste Buchdruckerci u. zw. im Hause Nr. 1 des Hauptplatzes. Ignaz Dunschegg aus Gonobitz war 1811 Kreisbnchdrucker. Nach dessen Tode erhielt Josef Janschitz die Druckerei und übertrug sie in sein Haus in der Draugasse Nr. 7, von da 1838 in das jetzige Geschäftshaus Nr. 4 der Postgasse. 1860 übernahm das Geschäft dessen Sohn Eduard, der im April 1862 eine Zeitung, den „Korrespondenten für Untersteiermark" ins Leben rief. 1865 änderte die Zeitung den Titel und hieß „Marburger Korrespondent", 1866 „Marburger Zeitung", 1870 „Tagesbote für Untcr-steiermark" und im Dezember des genannten Jahres wieder „Marburger Zeitung". Nach dem Tode Eduard Janschitz' übernahm 1882 dessen Tochter Anna die Buchdruckerei und heiratete 1885 den gegenwärtigen Besitzer Leopold Kralik. V«chelt-G«ffr. Diese Gasse wurde im Jahre 1900 auf Wunsch der Südbahn nach dem ersten Leiter ihrer großen Werkstätte benannt. Oberinspektor Konrad Puchelt wurde 1818 zu Leipzig geboren. Von 1864 bis zu seinem 1882 erfolgten Übertritte in den Ruhestand war er Werkstätten-Chef in Marburg und lebte dann bis zu seinem 1904 erfolgten Tode in seiner zweiten Vaterstadt Heidelberg, in der einst sein Vater als großherzoglich badischer Geheimer Hvfrat und Professor an der Hochschule wirkte. Puff-Gasse. Benannt in der Gemeinderats-Sitzung vom 16. März 1898 nach dem um das vaterländische Schrifttum und insbesondere um die Geschichte der Stadt Marburg verdienten Dr. Rudolf Gustav Puff, geboren in St. Florian am 10. Juli 1808, gestorben als emeritierter Gymnasial-Lehrer und Ehrenbürger von Marburg in dieser Stadt am 20. Juni 1865. tz)uer-Oasse. Diese Berbindnngsgasse der Blumen- und Mühl-Gasse wurde im Jahre 1886 eröffnet. Radetzky-Gasse. Diese an der Ostseite der Landwehr-Kaserne gelegene Gasse wurde in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 nach dein Feldmarschall Radetzky, unter dessen Führung sich das Mar-burger Regiment Nr. 47, damals Kinsky geheißen, in den Schlachten von Sommacampagna (23. Juli 1848), Custozza (25. Juli 1848) und Novara (23. Mürz 1849), sowie in zahlreichen Gefechten Lorbeeren errang. Am Abende nach der Schlacht von Custozza ritt der Korps-Kommandant Feldmarschall-Leutnant Baron d'Aspre an einem Flügel des Regimentes vorüber und ließ dem Obersten Kerpan sagen, er werde von nun an nur mit abgezogenem Hute vor der Front des Regimentes vorüberreiten, denn es hat das Unglaublichste geleistet; worauf er und sein ganzes Gefolge das Haupt entblößte. Für die vorzüglichen Leistungen in der Schlacht von Novara erhielt der Regiments-Kommandant Oberst Friedrich Bianchi Dnca di Casa lanza das Ritterkreuz des Marin Thercsien-Ordens. Johann Josef Wenzel Anton Franz Karl Graf Radetzky wurde am 2. November 1766 zu Trzebnitz in Böhmen geboren und starb am 5. Jänner 1858 in der Villa reale zu Mailand. Als General-Major stand Radetzky mit den Erzherzog Karl-Uhlanen im November 1805 in Marburg. Rattzaus-Matz. Er hieß früher auch Mehl-Platz, da auf ihm die Mehlbler (Mehlverkäufer) ihre Waren feilboten und dort auch meist ihre Vorratsräume hatten. Das Haus Nr. 3 war das Gasthaus „zur Mehlgrube". Grueben nannte man im Mittelalter Keller mit Ausschank. Am 23. November 1876 erhielt der Platz endgültig seinen jetzigen Namen vom Rathause, welches mit seiner Rückseite und dem westlichen Flügel auf diesem Platze steht, während die Vorderseite des Gebäudes auf bent Hauptplatze sich befindet. In den Urkunden ivird Marburg 1209 noch ein Markt (forum), 1257 jedoch bereits eine Stadt (civitas) genannt. Die Verleihung der Stadtrechte dürfte 1243 erfolgt sein, da in diesem Jahre Ulrich als der erste Stadtrichter von Marburg erwähnt wird. Das Rathaus wurde 1515 ausgebaut. Seine Hauptzierde ist der Gerichtsbalkon mit dem Stadtwappen von 1565. Dieses, zwei Mauertürme mit einem silbernen Stadttore im roten Felde nnd einer darauf herabfliegenden Taube, kommt schon 1288 in einer Reiner Urkunde vor, nur ist dort statt der Taube ein Adler. Unter Bürgermeister A. Nagy wurden die zierlichen Steinmetzarbeiten des Balkons, die schon arg verschmutzt und teilweise mit Mörtel ganz verdeckt waren, wieder aufgefrischt und erneuert. Auch ließ dieser Bürgermeister 1887 eine neue Treppe, die er in den Seitenflügel hineinlegte, aufführen. Die sechs ehemals großen und breiten Fenster mit steinerner Einfassung und ausgebauten eisernen Gitter wurden leider gegen die Mitte des vorigen Jahr-hundertes durch ganz gewöhnliche, viel kleinere ersetzt. Sehenswert ist der Rathaussaal mit seinen Karyatiden, welche die mit kunstvollen Stückarbeiten versehene Decke tragen. Die in ihm befindlichen drei alten Ölgemälde stellen zwei habsburgische Kaiser und einen Erzherzog dar. Ferner sind noch die Bildnisse der Bürgermeister Tappeiner, Dr. M. Reiser und Nagy, sowie die Büste des Kaisers Franz Josef I. in diesem Saale. — In der Amtsstube des Bürgermeisters ist ein großes Ölgemälde, das der Stadtrichter Thomas Nieder! 1658 seinen Räten znm Christgeschenke gegeben hatte: König Salomo von seinen Räten umgeben, mit,der Aufschrift: „Es ist ein falsches gericht, Wan man den Herrn nit sowol als den knecht Nicht; — Dero-halben o! Richter Nicht Recht, — auf das nit hat Zuclagen Herr oder Knecht!" — Ferner ist dort das Bildnis des Stadtrichtcrs Franz Josef Wibmer (1777-1800) und jenes des Dr. Jakob Maximilian Stepischnegg, der von 1862—1889 Fürstbischof von Lavant war. Der Gerichtsstab mit der Inschrift: „1641 Hans Kasol, derzeit Stadtrichter", das Gerichtsschwert in einer Scheide von schwarzem Samt und Silber von 1777 (unter dem Stadtrichter Wibmer erneuert), die Stadtfahne von 1791 (grün mit einem weißen Doppeladler), die Studentenfahne von 1848 (schwarz-rot, gelb mit der Inschrift: „Es lebe das vereinigte Deutschland"), die grüne Fahne der Nationalgarde mit den, Stadtwappen und den Fahnenbändern mit der Inschrift: „Die Frauen Marburgs der Nntionalgarde — dem Recht und Vaterlande — Einig, stark und treu", ein Beutel aus grünem Samt mit grüner Seide gefüttert, darauf mit Silber gestickt: „Leopoldus I. 1660 und Caxolus VI. 1728" und darunter das Stadtwappen (wahrscheinlich zur Auf-bewahrung der Stadtschlüssel) sind nebst einigen alten Gemälden nun im Museum. Den Gang gegen Norden und Osten bilden Arkaden auf runden Steinsäulen. Die neue Uhr auf dem Rathausturme, die einzige Uhr mit durchsichtigem, in der Nacht beleuchtetem Zifferblatte, wurde 1900 von Johann Mayer in Kirchbach um 500 Gulden verfertiget. Ihr Räderwerk treibt auch die Uhr in der Amtsstube des Bürgermeisters. Bis 1850 war im Rathause zu ebener Erde die Hauptwache und bis 1856 im ersten Stocke das Bezirksgericht untergebrncht. Als die Gemeindesparknsse gegründet wurde, befand sie sich durch einige Zeit im ersten Stockwerke des Rathauses. Die ebenerdigen Räumlichkeiten waren alle verpachtet. Gegenwärtig reichen die Räume des ganzen ersten Stockes und des linksseitigen Erdgeschosses nicht einmal hin, die Kanzleien des Stadtrates u. s. w. unterzubringen, so daß das Bauamt, die Kanzlei des Stadtarztes, des Stadtschulrates und die Steindruckerei in anderen Gebäuden des Rathaus-Platzes eingemietet sind. Ratzerhofer-Gasse. Die Benummerung eines einzelnstehenden Gehöftes ergab die Notwendigkeit, die diesem nach dem Stadterweiterungsplane zunächst verlaufende Zukunftsgasse zu benennen, was in der Gemcinderats-sitzung vom 6. Dezember 1899 geschah. Da diese Gasse die Richtung gegen das dem Benediktinerstifte Admont gehörige Gut Ratzerhos hat, da ferner ans der Mappe der Katastralgemeinde Kärntnertor diese Gegend mit „Ratzerhof" bezeichnet ist, wurde der Name „Ratzerhofer-Gasse" gewühlt. In der Steuergemeinde Kärntnertor finden wir noch mehrere Flurnamen, so: „Ortsrind", die Felder zwischen der Drauwalder Reichsstraße und der Drau bezeichnend, „Galgenfeld", das Gelände am „Monte belJo“ links von der Reichsstraße, wo ehemals der Galgen, ans dem die Verbrecher aufgehüngt wurden, stand, „Mühlfeld", in der Gegend der heutigen Duchatsch-Gasse. Redtenvacher-Ga lfe. Auf Wunsch der Südbahn-Gesellschaft erhielt eine Gasse in ihrer Arbeiter-Kolonie im Jahre 1900 die Benennung nach dem für die Entwicklung der Maschinenlehre sehr bedeutenden Ingenieur Jakob Ferdinand Redtenbacher, geboren am 25: Juli 1809 zu Steyr, gestorben als Direktor des Polytechnikums in Karlsruhe am 16. April 1863. Reiser-Gasse. Benannt nach weiland Bürgermeister Othmar Reiser, der das Eckhaus am Beginne der Gasse (Reiser-Gasse) baute. Othmar Reiser wurde 1792 zu Kappel bei Villingen im Schwarzwalde geboren. Als die Benediktiner des Stiftes St. Blasien nach St. Paul in Kärnten übersiedelten (1808), nahm der Fürst-Abt seinen nahen Verwandten, den Studenten Reiser mit und ließ ihn in Klagenfnrt weiter studieren. Reiser trat dann in das Stift ein, verließ es aber nach neun Monaten, da er keinen Beruf zum Priester in sich fühlte. Dadurch mit dem Abte zerworfen, studierte er ohne dessen Hilfe in Graz die Rechte, war dann mehrere Jahre Bezirkskommissär, bis der Abt sich mit ihm aussöhnte und ihn 1825 zum Verwalter der Stiftsherrschaft Viktringhof in Marburg machte. Im März 1850 wählte der Bürgerausschuß Reiser einstimmig zum Bürgermeister, worauf er eine für Marburg segensreiche Tätigkeit entfaltete. Durch seine Bemühungen erhielt die Stadt eine Grundentlastungs - Entschädigung von 20.000 Gulden C.-M. — Die Umwandlung des Gymnasiums in ein Obergymnasium, die Erbauung des k. k. Kadetten-Jnstitutes verdankt Marburg seinem damaligen Bürgermeister. Für die Mädchenschule wurde das alte Theater (die ehemalige Hl. Geist-Kirche) umgebaut. Das Krankenhaus wurde aus der Spitalgasse in die Triesterstraße verlegt (1855). Durch Reisers Bemühungen wurde der Sitz des Fürstbischofes von Lavant von St. Andrü in Kärnten nach Mar- burg übertragen (1859). Obwohl er schon 1859 die Bürgermeister-Würde niederlegen wollte, blieb er doch auf Wunsch der Behörden bis 1861 im Amte. Seit 1850 war Reiser k. k. Notar. Für seinen Eifer, mit dem er die Errichtung des Kadetteu-Justitutes förderte, erhielt er das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens und für seine Tätigkeit bei der Verlegung des Bischofsitzes den päpstlichen Gregor-Orden. Er starb am 15. Jänner 1868. Sein Sohn, der Hof- und Gerichtsadvokat Dr. Othmar Reiser in Wien spendete seiner Vaterstadt das Kaiser Josef- und das Erzherzog Johann-Denkmal. Sein Neffe Dr. Matthäus Reiser, geboren 1830 zn Weilersbach im Großherzogtume Baden, den er nach Marburg kommen ließ und der hier seine Erziehung erhielt, wurde, nachdem er schon seit 1861 dem Gemeinderate angehört hatte, im Oktober 1870 zum Bürgermeister gewühlt. Während seiner Amtstätigkeit wurde die Weinbauschule eröffnet, der Sofien-Platz und mehrere neue Straßen geschaffen, der alte Stadtpark angelegt, die Realschule erbaut u. s. w. Für seine Bemühungen um die Errichtung des Tegetthoff-Denkmales erhielt er den Titel eines kaiserlichen Rates, nachdem ihm schon früher für die Erbauung der Realschule das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens verliehen worden war. Durch Kränklichkeit veranlaßt, legte Dr. M. Reiser 1882 die Bürgermeisterwürde, zu der er in vier Wahlperioden berufen worden war, nieder. Seit der Gründung der Sparkasse (1861) war Dr. M. Reiser, welcher nach seines Oheims Tode k. k. Notar geworden war, deren Direktionsmitglied und Rechtskonsulent bis zu seinem am 27. Dezember 1895 erfolgten Tode. Am 21. März 1900 faßte der Gemeinderat den Beschluß, die Reiser-Gaffe vou der Bismarck- bis zur Kokoschiuegg-Straße mit Kugelulmen zu bepflanzen. Das in dieser Gaffe befindliche Gefangenhaus des Bezirksgerichtes ging mit der Eröffnung des neuen Kreisgerichtsgebäudes in das Eigentum der Stadt über. Reiter-Gasse. Sie erhielt ihren Namen von der mit dem Hauptgebäude in ihr befindlichen Reiter-Kaserne, die 1867 vom Grafen Anton Brandis erbaut und 1873 von der Marburger Eskomptebank gekauft wurde. Seit dem Bestehen der Reiter-Kaserne befindet sich der Stab eines Kavallerie-Regimentes und das Kommando der 3. Kavallerie-Brigade in Marburg. — 1900 tauschte die Stadtgemeinde den Vorgarten vor dem Hause Nr. 5 gegen eine Wegparzelle ein und erwarb eine Grundparzelle um 880 Kronen von den Eheleuten Roth, um den Anfang der Gasse, der nicht die gehörige Breite hatte, auf diese zu bringen. Uelsel-O-ssc. Diese Gasse führt durch die sogenannte alte Kolonie, welche aus zwölf kleinen Arbeiterhäusern (2 stockhohen und 10 ebenerdigen) besteht und von der Südbahn im Jahre 1863 erbaut wurde. Den Namen erhielt die Gasse 1900 aus Wunsch der genannten Bahn nach dem Erfinder der Schiffsschraube, dem Techniker Josef Ressel, geboren 1793 zu Chrudim in Böhmen, gestorben am 10. Oktober 1857. Mckenzaun-Gajse. In Anbetracht der großen Verdienste, die sich der Sektionschef des k. u. k. Reichs-Kriegsministeriums Richard Ritter von Röckenzaun um die Stadt Marburg, namentlich anläßlich der Verlegung des Militür-Verpflegsmagazines vom Domplatze in die Eisenstraße, aber auch bei anderen Gelegenheiten erworben hatte, benannte der Gemeinderat am 6. Dezember 1899 eine Gasse nach ihm. R. Ritter von Röckenzaun wurde am 20. März 1836 zu Deutschlandsberg als Sohn des Distriktsphysikers Dr. Josef Röckenzaun geboren. Seine Mutter, eine geborene Vogl, war Hausbesitzerin in der Pfarrhofgassc in Marburg, wohin sich auch die Familie, nachdem der Vater in den Ruhestand getreten war, zog. Der Sohn trat nach vollendeten Gymnasialstudien in die Militür-Verpslegs-Beamten-Branche ein, wurde 1858 in das k. k. Kriegs-Kommissariat übersetzt und gehörte seit dem Jahre 1869 der k. u. k. Militär-Intendantur an. 1890 wurde er Sektionschef int Reichs-Kriegsministerium. Nach dem Besetzungsfeldzuge in Bosnien und der Herzegovina wurde ihm der Orden der Eisernen Krone 3. Klasse verliehen und er in den Ritterstand erhoben, 1892 erhielt er das Komtur-Kreuz mit dem Sterne und 1902 das Groß-Kreuz des Franz Joses-Ordens. Nach Vollendung seines 50. Dienstjahres ernannte ihn der Kaiser zum Geheimen Rat und die Stadt Marburg zum Ehrenbürger. Er starb zu Wien am 2. Mai 1905. Rosegger-Gasse. Eine neuentstandene Gasse im 3. Bezirke (Melling) wurde in der Gemeinderatssitznng vom 6. Dezember 1899 nach bent steirischen Dichter und Schriftsteller Peter Rosegger benannt. Rosegger, geboren am 21. Juli 1843 zu Alpl bei Krieglach, erlernte das Schneiderhandwerk und kam mit 22 Jahren durch die Vermittlung des Schriftleiters der „Tagespost" Dr. A. Swoboda an die Grazer Handelsakademie, an der er, welcher in seiner Kindheit nur einen notdürftigen Schulunterricht genossen hatte, sich ausbilden konnte. Seither entwickelt Rosegger eine fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit. Bekannt ist er auch weit und breit als Vorleser seiner in obersteirischer Mundart geschriebenen Gedichte und Erzählungen und als solchen zu hören, hatte man öfters auch in Marburg Gelegenheit. Sack-Gasse. Seit 1876 so benannt. Vor dem Bau der Bahn war dieses Gäßchen keine Sackgasse, denn es führte durch dieses der Weg nach Melling. Satl-Gasse. In der Gemeinderatssitzung vom 24. August 1904 wurde eine neue Gasse in der Kärntner-Vorstadt „Satl-Gasse" benannt nach dem Stadtrichter Benedikt Satl, der 1481 Marburg gegen die Ungarn unter König Matthias Korvinus erfolgreich verteidigte und deshalb 1482 von Kaiser Friedrich belobt wurde. Dieser erließ auch an alle Bauern der Umgebung den strengen Befehl, tätig zu roboten und die von den Ungarn zerschossenen Stadtmauern wieder in wehrbaren Stand zu setzen. Benedikt Satl erhielt auch 1491 die Burg in der Stadt und die landesfürstlichen Weingärten auf drei Jahre um jährliche 900 Pfund Bestandgeld. Schaffner-Gasse. Um ihren zahlreichen in Marburg befindlichen Kondukteuren (Schaffnern) u. s. w. gesunde und billige Wohnungen zu verschaffen, baute die k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft mit den Mitteln des Pensionssondes im Jahre 1888 vier und im Jahre 1900 zwei zweistockhohe Häuser (insgemein Personalhäuser genannt). Je zwei von diesen stehen in der Mellinger-Straße, in der Landwehr- und Schaffner-Gasse. Letzterer Umstand veranlaßte den Gemeinderat zur Wahl des Gassennamens. Schiller-Straße. Als Marburg noch befestiget war, nahm die Stelle der heutigen Schiller-Straße der nördliche Stadtgraben ein. 1445 befahl Kaiser Friedrich den Pflegern zu Obermarburg Konrad Herlenfelder und Andrü Trauttmannsdorffer, den Bach aus den drei Teichen zur besseren Befestigung der Stadt in den Stadtgraben zu leiten. Noch um die Mitte des vorigen Jahrhundertes war der größte Teil der nördlichen Stadtmauer zu sehen, aus welcher sich drei viereckige Befestigungstürme erhoben, ähnlich jenen, wie man sie noch in Regensburg findet. Zwei von ihnen, jener an der Burg mit der Sonnenuhr und der Tscheligi'sche neben der Gam-brinushalle bestehen noch, in den dritten schlug in den Sechziger-Jahren des vorigen Jahrhundertes der Blitz ein, sein Dach brannte ab und an seiner Stelle wurde das Haus Theatergasse Nr. 10 erbaut. Nach dem Auslassen der Befestigung bestand der Stadtgraben nicht mehr in seiner ganzen Breite, stadtwürts wurde er verschüttet und eine Maulbeer-Allee dort gepflanzt. An ihrem Ende östlich vom Friedhofe befand sich auf einem kleinen Hügel eine Kapelle, die man, als unter Bürgermeister Tappeiner die jetzige Schillcrstrnße als erste der neuen Straßen angelegt wurde, abtrug. Der letzte Überrest des Stadtgrabens verschwand, als 1887 das sogenannte Stiftungshaus (Nr 4) erbaut wurde von dem Gelde der Stiftungen, welche die Gemeindesparkasse anläßlich ihrer fünfundzwanzigjährigen Jubelfeier im Betrage vou 50.000 Gulden für gemeinnützige Zwecke errichtet hatte. 1890 wurde das Stiftungs- 7* Haus samt dem anstoßenden, der Gemeinde gehörigen Hause (Nr. 6) an Herrn Kautny um 67.000 Gulden verkauft und aus dem Erlöse wurden für die Stiftungen Staatspapiere angekauft. I860 kaufte der protestantische Bürger und Hutmachermeister Heinrich Jalas, ein geborener Mecklenburger, vom Grafen Brandis in der Schillerstraße einen Bauplatz, den er ein Jahr später zum Vehufe der Erbauung einer Kirche an die evangelische Filial-gemeinde Marburg wieder verkaufte. Diese gehörte zur Pfarre Graz. Als sich hier 1862 eine selbständige evangelische Gemeinde bildete, wurde anfänglich der Gottesdienst in einem früheren Mehlmagazine in der Schmiderergasse (nun städtischer Kindergarten I) abgehalten. Vom 21. Mai 1865 bis 18. Juli 1869 diente die aufgelassene Klosterkirche der Eölestinerinnen in der Frauengassc den Protestanten als Kirche. 1868 wurde mit dem Baue der jetzigen evangelischen Christuskirche an der Ecke der Schillerstraße und Theatergasse begonnen und diese am 1. August 1869 durch den : Superintendenten Andreas Gunesch eingeweiht. Die Baukosten beliefen sich auf 16.453 Gulden. Die Kirche ist 26 Meter lang, 11'82 Meter breit. Das Portal ist aus grauem Karster Marmor, den Schwarz in Triest spendete. Den Altar, der nebst der Kanzel ein Geschenk Gustav Bergers ist, ziert ein Bild: „Christus am Kreuze", gemalt und gespendet von Eduard Lind, einem Hamburger, der 1904 hier starb. Die kirchlichen Gefäße und Altarleuchter sind ein Geschenk des Gustav Adolf-Frauenvereines in Berlin, der Kronleuchter ein Geschenk des Zichorien-Kaffee-Fabrikanten Gerecke, der 1873 hier starb und der Kirche 6000 Gulden vermachte, die Taufgefüße sind von der Familie Renner, das Taufbecken von der Firma Geburth in Wien. Die fünf Zentner schwere Glocke goß der k. k. Hof-glockengießer Ignaz Hilger in Wiener-Neustadt. Sie trägt die Umschrift: „Glaube bin ich zubenannt — Rufe über Stadt und Land: — Hier tin Heiligthum wird kund — Reiner Lehre ew'ger Grund". — 1903 wurde die Kirche innen und außen ausgebessert, das Dach neu eingedeckt, der Chor vergrößert und eine neue Orgel, ein Kunstwerk des Marburger Orgelbauers Josef Brandt, ausgestellt. Schlachchof-Gaste. In der Gemeinderatssitzung vom 16. März 1898 wurde eine neue, zum Viehmarkte führende Straße „Viehmarkt-Gasse" genannt. Da jedoch der Viehmarkt an die Gaswerk-Straße verlegt werden soll, wurde am 6. Dezember 1899 der Name der Gasse in „Schlachthof-Gasse" umgeändert, weil sie an der Ostseite des Schlachthofes in die Überfuhr-Straße einmündet. Schon lange hatte die Statthalterei ans gesundheitlichen Gründen die Erbauung eines Schlachthauses verlangt, doch fand sie dafür keine Stimmung im Gemeinderate, der in seiner Sitzung vom 18. Juli 1874 beschloß, diesbezüglich nochmals Einwendungen zu erheben. Die Übelstände der vielen in der ganzen Stadt verbreiteten Schlagbrücken kamen aber immer mehr zum Bewußtsein. In alten Zeiten war es viel besser, denn damals wurde nur in der Fleischer- (nachherigen Schlachthaus-, nunmehrigen Kasern-) Gasse an der Drau das Großvieh geschlachtet. Auch das gute Beispiel anderer, selbst viel kleinerer Städte wirkte belehrend ein, so daß der Gegner des Schlachthofbaues immer weniger wurden. — Nachdem der Bericht des Stadttierarztcs A. Kern über die Besichtigung mehrerer auswärtiger Schlachthäuser, zu der ihn der Stadtrat am 12. Jänner 1898 den Auftrag erteilt hatte, dem Gemeinderate vorgelegt worden war, beschloß dieser am 16. März des genannten Jahres einen Ausschuß zu wählen, der sich mit der Frage der Erbauung eines Schlachthofes zu beschäftigen hatte. Am 25. Mai wurde dann der Ankauf der 3 Joch 717 Gevicrt-klafter großen Öhm'schen Gründe um 17.858 Gulden 80 kr. und der sogenannten Lorber-Mühle um 20.000 Gulden beschlossen. Am 26. April 1899 wurden in der Gemeinderatssitzung die Hanpt-bestimmungen der Schlachthof-Ordnung angenommen, der Schlachthauszwang ausgesprochen und beschlossen, daß binnen 3 Monaten die Pläne des Schlachthofes vorzulegen sind. Diesen wurde denn auch in der Sitzung vom 25. Oktober die Zustimmung erteilt, nur für die Kühlhausanlage wurde die Entscheidung, welches Kältemittel anzuwenden sei, noch nicht getroffen. Am 17. Jänner 1900 entschied sich der Gemeinderat endgiltig für das Ammoniak als Kälteerzeugungsmittel. Am 21. Feber bewilligte er die Umstaltungs- bauten der Lorber-Mühle. Am 2. Mai wurden der Firma Heimpel in Wien die Arbeiten zur maschinellen Einrichtung des Kühlhauses übertragen. Am 12. September und 24. Oktober wurden die Arbeiten beim Bane des Schlachthofes den verschiedenen Bewerbern vergeben. Am 20. Feber 1901 wurde die Schlachthof-Ordnung endgiltig festgestellt. Am 26. Feber 1902 wurde die Kostenabrechnung der ganzen Schlachthofanlage dem Gemeinderate vorgelegt. Nach ihr betrugen die Ausgaben für die Rinder-Schlachthalle 71.512 K 33 h, für die Schweinc-Stechhalle 41.649 K 25 h, für das Kühlhaus 171.378 K 81 h, für den Rinder-Stall 24.895 K 42 h, für das Kontumaz-Gebäude 22.292 K 45 h, für die Kuttelei 7293 K 32 h, für das Kauzleigebäude 22.231 K 30 h, für das Wohngebäude 20.897 K 61 h, für den Schupfen und die Aborte 4381 K 46 h, für die Kanäle 13.600 K 58 h, für die Einfriedung 8030 K 96 h, für die Nutz- und Wcirmwasser-leitung 8086 K 39 h, für den Kohlenschupfen 3409 K 42 h, für die Düngergrube 2418 K 44 h, für Erdarbeiten und Planierung 2856 K 85 h, für die Betriebskosten 535 K 71 h, für verschiedene Ausgaben 2582 K 90 h, für die Beleuchtung der Höfe 2821 K 97 h, zusammen 430.875 K 17 h. — Kosten für die Herstellungen in der Lorber-Mühle (Gastwirtschaft) 15.240 K 08 h. — Kosten der Erdbewegung abzüglich der Einnahmen für Schotter, Sand u. s. w 21.055 K 23 h. — Am 27. Feber 1902 fanden Probeschlachtungen statt. Tags darauf erfolgte vormittags die kommissionelle, nachmittags eine allgemeine Besichtigung, abends fand ein Festesfen im Kasino statt, zu dem die Vertretungen der Städte Graz, Klagenfnrt, Cilli, Pettan und Radkersbnrg geladen waren. Am 1. Mürz 1902 wurde die ganze Schlachthof-Anlage dem allgemeinen Betriebe übergeben. Schlosser-Gasse. Da im Hause Nr. 3 dieses Gässchens sich seit vielen Jahren eine Schlosser-Wcrkstätte befindet, hat es davon seine Benennung. Im Jahre 1876 wurde diese ausgelassen und die Gasse, welche die Allerheiligen- mit der Freihaus-Gasse verbindet, als Ende der letzteren angenommen. Da jedoch in der geraden Fortsetzung der Freihaus-Gasse gegen die Nagy-Straße zu zwei neue Häuser gebaut wurden und diese Fortsetzung bis zur Bezirksgrenze „Freihaus-Gasse" heißen mußte, wurde in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 die alte Bezeichnung „Schlosser-Gasse" wieder angenommen. An der Ecke dieses Gäßchens und der Allerheiligen-Gasse befindet sich ein viereckiges altes Gebäude, der Sage nach das erste und älteste von Marburg. Es war früher das städtische Gerichts-(Gefangen-)hnus, dann Gefangeuhaus des k. k. Bezirksgerichtes. Später diente es als Kaserne der städtischen Sicherheitswache, nun sind darin die Polizei-Arreste und die Natural-Verpflegs-station untergebracht. Schmid-Watz. lim den Wagenverkehr zwischen der Magdalene»- und Kärntnervorstadt von der Draugasse und dem Hauptplatze abzulenken, plante Bürgermeister Nagy einen Durchbruch an der Westseite des Kasernplatzes gegen die Lendgasse zu. Aber nur mit Hilfe des umständlichen Enteignungs-Verfahrens gelang dies erst im Jahre 1897. Dabei siel ein Teil der alten Stadtmauer und der daselbst noch vorhandene Stadtgraben wurde au der entsprechenden Stelle verschüttet. — Der von Jahr zu Jahr zunehmende Besuch unserer Wochenmärkte bewirkte, daß die dafür bestimmten Plätze und Straßen nicht mehr ausreichten und es trat deshalb das Bedürfnis ein, einen neuen Platz zu schaffen. Dazu nahm mein den oberen Teil der Lendgasse und den zwischen dieser und der inneren Stadt befindlichen zu verschüttenden Stadtgraben in Aussicht. Die Verhandlungen wegen des Erwerbes des den oberen Eingang der Lendgasse bildenden Kaup'schen Hauses, das dabei unbedingt fallen mußte, zerschlugen sich oft. Erst in der Gemeinderatssitzung vom 17. Mai 1899 wurde aus ein Anbot, dieses Haus um 9500 Gulden zu verkaufen, eingegangen. Am 2. Mai 1900 folgte der Beschluß, dieses Haus abtragen zu lassen. In Puffs Marburg heißt es: „Gerade vor dem Kärntner-tore liegt das Tischlcrhäuschen, in dessen Umgebung mau häufig auf Gerippe — Todeserinnerungen an Marburgs verschiedene Belagerungen — stößt". Dieses Tischlerhäuschen dürfte das nun abgetragene Kaup'sche Haus gewesen sein. Obwohl der neue Platz eigentlich erst 1900 geschaffen wurde, erhielt er doch schon in der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 seinen Namen nach dem verdienstvollen Stadtrate Anton von Schmid, dem durch seine Frau, eine geborene Löschnigg, das Gasthaus „zum Löwen" am erwähnten Platze gehörte. Ingenieur-Anton Edler von Schmid wurde am 20. März 1835 zu Preßburg geboren. Er studierte das Gymnasium und die Technik in Graz und erhielt seine erste Anstellung 1859 bei der Kärntnerbahn-Gesellschaft, von der er zur Südbahn übertrat. Nach Beendigung des Baues der Kürntnerbahn blieb er bei der Bahnerhaltung in Marburg und Graz bis zum Jahre 1809. Hierauf ging er zur königl. ungar. Baudirektion und leitete als Sektionsingenieur den Bau der Strecke Cameral-Moraviee-FuLine der Linie Karlstadt-Fiume, einen der schwierigsten Teile der dortigen Gebirgsbahn. Im Jahre 1875 nach Marburg zurückgekehrt, wurde er Ende 1879 in die Direktion der Gemeinde-Sparkasse und 1880' in den Gemeinderat gewählt und war in diesen beiden Körperschaften bis zu seinem am 23. Oktober 1888 erfolgten Tode tätig. Mit rastlosem Eifer leitete von Schmid als Stadtrat das ganze Bauamt der Gemeinde, die damals noch keinen angestellten Ingenieur hatte. Schrniderer-Gaste. An Stelle dieser Gasse befand sich der westliche Stadtgraben. Nachdem dieser ausgefüllt war, wurde 1830 unter Kreishauptmann Otto, dessen Tochter Wilhelmine 1903 dem philharmonischen Vereine 20.000 Kronen zur Erhaltung seiner Musikschule spendete, eine Kastanien-Allee gepflanzt. 1833 begann Josef Schmidcrer westlich des Baumganges mehrere Häuser zu bauen und aus diesem Grunde erhielt die Gasse später ihren Namen. Die beiden Söhne des aus Oberösterreich eingewauderten Josef Schmiderer sind mit dem Geschicke der Stadt innig verknüpft. Der ältere, Dr. Josef Schmiderer, gehörte von 1874 bis 1885 dem Gemeinderate an, war Abgeordneter der Stadt im Reichsrate, Obmann der Bezirksvertretung und viele Jahre Vertreter Marburgs int Landtage. Als er eine Wiederwahl ablehnte, wurde er seiner vielen Verdienste halber vom Gemeinderate zum Ehrenbürger ernannt. Der jüngere, Dr. Johann Schmiderer, gehört seit 1885 dein Gemeindernte der Stadt an, bekleidete vom Jahre 1886 bis zn seiner 1902 erfolgten Wahl zum Bürgermeister die Stelle des Bürgermeister-Stellvertreters. Seit 1886 ist er auch im Ausschüsse der Gemeinde-Sparkasse und wirkt seit seines Bruders Übersiedlung nach Graz als Obmann der Bezirksvertretung. Das Haus Nr. 7 ist das sogenannte Schmiderer'sche Armenhaus, eine Stiftung der Familie Schmiderer zur Unterbringung verarmter Frauen. Nr. 15 und 17 gehören dem Kloster der Schulschwestern (siehe Kloster-Gasse). Im Hause Nr. 26 befindet sich der 1890 eröffnete 1. städtische Kindergarten und der Kaiser Franz Josef-Knabenhort. Anläßlich der vierzigjährigen Jubelfeier der Regierung des Kaisers Franz Josef I. im Jahre 1888 stiftete die Gemeinde-Sparkasse 20.000 Gulden und der Gemeinderat das Haus Nr. 26 der Schmiderer-Gasse zur Errichtung einer Anstalt, die der Verwahrlosung der Jugend Vorbeugen soll. 116er Vorschlag des Stadtschul-Jnspektors Franz Frisch, damals Direktor der Knaben-Bürgerschule, nun der Landes-Lehrerinnen-Bildungsanstalt, einigte man sich, nachdem auch am 18. Juli 1894 dem Gemeinderate ein Ansuchen des Lehrervereines um Errichtung eines Knabenhortes vorgelegt worden war, dahin, einen Kinderhort, u. zw. vorläufig einen Knabenhort zu errichten, in den: Kinder solcher Eltern, die während des Tages der Arbeit wegen außerstande sind, die Erziehung zu leiten, beaufsichtiget, beschäftiget und erzogen werden. Zu Weihnachten 1894 wurde der Kaiser Franz Josef-Knabenhort eröffnet. Die Zahl der Zöglinge betrügt jetzt 42. — Das Haus bildete früher das nord-westliche Bollwerk der Stadtbefestiguug, das man noch an einzelnen Teilen des Gebäudes erkennen kann. An der Schmiderer-Gasse liegt der Stadt-Friedhof, der die Leichen der in der Stadt- und Grazervorstadt-Pfarre Verstorbenen in sich anfnimmt, seit 1783 der Friedhof um die Stadtpfarrkirche und 1809 jener an der St. Ulrichskirche geschlossen wurde. Er besteht aus einem älteren und einem neueren Anteile. In der Mitte des ersteren erhebt sich die im Jahre 1827 aus einem Legate der Bürgerstochter Elisabeth Ledinik und aus anderen Beitrügen vom Dechante Matthias Löschnigg erbaute Kapelle, in deren Gruft die Bischöfe Anton Martin Slomschek und Dr. Jakob Maximilian Stepischnegg beigesetzt sind. Als der Friedhof überfüllt war, wollte man ihn auflassen und weiter hinaus auf die Felder der Kärntner-Vorstadt in die Nähe der ehemaligen großen Linde verlegen. Dieser Plan wurde durch den von privater Seite erfolgten Ankauf des nördlich an den Friedhof angrenzenden Feldes vereitelt, der Friedhof erweitert und seine neue Abteilung am 22. November 1868 eingeweiht. Da jedoch auch der erweiterte Friedhof der stets fortschreitenden Vergrößerung der Stadt nicht mehr entspricht und seine Lage unmittelbar an den Häusern der Stadt eine Ausbreitung der letzteren gegen Westen teilweise behindert, wollte der Gemeinderat Ende der Achtziger-Jahre des vorigen Jahrhundertes einen neuen Friedhof schaffen. Zu diesem Zwecke kaufte die Stadt westlich der gegen Monte bello führenden Reichsstraße Felder im Ausmaße von 10 Joch 223 Geviertklafter. Im Februar 1891 erstattete der Bürgermeister A. Nagh einen Amtsvortrag über die Anlage und Entwicklung des neu zu errichtenden städtischen Friedhofes. Die Verhandlungen mit der Statthalterei wegen der Anlage des Friedhofes zogen sich in die Länge. Da mittlerweile die Stadt Graz mit der Errichtung des Zentrnlfriedhofes üble Erfahrungen gemacht hatte, stand man in Marburg von der Anlage des neuen Friedhofes vorläufig ab. Die Fortsetzung der Schmiderer-Gasse nördlich der Volks-garten-Straße wurde 1906 mit Bäumen bepflanzt. Schul-Gasse. Sie hat ihren Namen von dem Schulgebäude an der Ecke der Gasse und des Dom-Platzes. Hier stand einst das Magdalcna-Stiftshaus, in welchem die letzten Nonnen des aufgehobenen Cölestinerinnen-Klosters bis zu ihrem Tode wohnten. Als Kaiser Franz am 22. September 1807 in Marburg weilte, baten ihn die Bürger tun ein neues Normalschulgebäude statt der alten Schulmeisterei. 1811 wurde mit dem Baue begonnen und dieser im November 1812 vollendet. Die unter Kaiser Josef II. 1782 gegründete k. k. Normalschule bezog dieses Gebäude. Ihr war der Präparandenkurs zur Heranbildung von Bolksschullehrern und die sogenannte 4. Klasse angegliedert, die am 17. Jänner 1850 als 1. Jahrgang einer zweiklassigen Unterrealschnle eingerichtet wurde, zu der im Jahre 1854 der 2. Jahrgang kam. Noch bis 1853 war in der damals Elementarklasse genannten 1. Klasse der Normalschule der Unterricht für Knaben und Mädchen gemeinschastlich. Als am 2. Oktober 1873 der Schulpalast am Tegetthoff-Platze eröffnet wurde, verließ die Knabenschule ihr altes Heim, das nun einige Klassen der Mädchen-Volksschule und der staatliche Kurs für Arbeitslehrerinnen, der nach einigen Jahren wieder ausgelassen wurde, bezog. Nach Vollendung des neuen Baues für die Mädchen-Volks- und Bürgerschule im Jahre 1886 wurde wieder eine fünfklassige Knabenschule in das alte Normalschulgebäude gegeben, welches sie noch als Knaben-Volksschule II innehat. Außerdem benützt die 1876 vom Handelsgremium gegründete kaufmännische Fortbildungsschule, die 110 Schüler besuchen, nach dem Unterrichte der Volksschüler die Räumlichkeiten. Kchwarz-Gasse. Diese alte Bezeichnung der Gasse kann vielleicht deshalb entstanden sein, weil in früheren Zeiten, in denen man nicht viel ans einen freundlichen Anstrich der Häuser gab, das enge Gäßchcn ein sehr düsteres Aussehen gehabt haben dürfte. Keizerhof-Gajfe. Sie führt von der Kärntner-Straße zum Kasern-Platze mit dem jetzt einen Teil der Draukaserne bildenden ehemaligen Seizer-hofe und hat deshalb ihren Namen. Sophien-Matz. Nachdem der östlich der Burg befindliche Stadtgraben verschüttet war, wurde dort ein Garten angelegt, der nahezu die ganze Fläche des heutigen Sophien-Platzes einnahm, indem ihn nur eine Straße von den gegenüber liegenden Häusern (nun Sophicn-Platz Nr. 3 und 4) trennte. Als die Wochenmärkte immer mehr besucht wurden, mußte man daran denken, den Stroh- und Heumarkt vom Dom-Platze weg zu verlegen und einen neuen Platz dafür zu schaffen. Bürgermeister Tappeiner unterhandelte daher in den Sechziger-Jahren mit dem Grafen Ferdinand Brandis wegen Abtretung des Burggartens. Der neu geschaffene Platz erhielt zu Ehren der Gemahlin des Grafen, Gräsin Sophie Brandis, geborenen Gräfin Fünfkirchen (gestorben zu Graz am 30. März 1904), den Namen Sophien-Platz. Stephen son-Ga he. Über Borschlag der Südbahn am 6. Dezember 1899 vom Gemeinderate benannt nach dem Hauptbegründer des Eisenbahnwesens Georg Stephenson, geboren am 9. Juni 1781 in Wylam bei Newcastle, gestorben am 12. August 1848 zu Tapton House bei Chestersteld, der 1814 die erste Lokomotive erbaute. Tappeirrer-Ulatz. An Stelle dieses Platzes befand sich eine große Schottergrube, die erst in den Siebziger-Jahren ausgefüllt wurde. Der dadurch entstandene Platz erhielt im Jahre 1876 den Namen „Wieland-Platz". Unter dem Bürgermeister A. Nagy wurde er reguliert und im Jahre 1888 mit Bäumen und Gartenanlagen bepflanzt. In der Gemeinderatssitzung vom 6. Dezember 1899 wurde er in „Tappeiner-Platz" umgetauft. Der Umstand, das; auf dem bisherigen Tappeiner-Platze das Denkmal Tcgetthoffs steht, er deshalb wohl besser dessen Namen zu tragen habe, veranlaßte die Umtaufung. Bürgermeister Andreas Tappeiner wurde am 30. November 1810 zu Marburg im gegenwärtig Götz'schen Brauhause, das sein 1801 aus Tirol eingewanderter Vater besaß, geboren. Nachdem er die Kreishauptschule seiner Vaterstadt, das Gymnasium in St. Paul und Marburg besucht und letzteres 1826 beendet hatte, ging er in Windischfeistritz zu einem Lebzelter in die Lehre und später als Geselle nach Wien. 1831 wurde er von seinem Vater nach Marburg zurückberufen, um ihm bei seinem Unternehmen als Pächter der Verzehrungssteuer behilflich zu sein. 1834 erwarb Tappeiner die nunmehr Tscheligi'sche Brauerei, verkaufte sie jedoch schon 1841, da er eine Glasfabrik in St. Lorenzen übernommen hatte. Von 1850—1853 war er daselbst Bürgermeister, übersiedelte aber daun nach Marburg und baute sich das Haus Nr. 19 in der Tegetthoff-Straße. 1861 wurde Tappeiner zum Landtagsabgeordneten und am 10. März des genannten Jahres zum Bürgermeister Marburgs gewählt. Noch zweimal zu dieser Vertrauensstelle berufen, bekleidete er das Bürgermeisteramt bis zum 24. Dezember 1867 und schuf soviel des Guten und Nützlichen, daß ihm der Dank auch des jetzigen Geschlechtes gebührt. Schon 1862 begann er mit der Kanalisierung und Neupflasterung der Stadt und führte die Petroleum-Beleuchtung ein. Er schuf den Sophien-Platz, die Kaiser-und Eisen-Straße. Dem Unterrichtswesen wendete er seine besondere Sorgfalt zu, errichtete eine fünfklassige Gemeinde-Mädchenschule, vermehrte die Klassen in den Vorstadt-Schulen und forderte das Turnwesen. Unter seiner Leitung wurde das Kasino erbaut und am 1. Jänner 1865 eröffnet. Das Vermögen des Armen-Jnstitutes und des Bürger-Spitales wurde um je 3000 Gulden vermehrt. Die trostlosen Geldverhültnisse des damals noch städtischen Krankenhauses wurden geordnet, der Friedhof in der Magdalenen-Vorstadt erweitert und das Todtengrüberhaus daselbst erbaut. 1867 wurde die ehemalige Dampfmühle in Melling (nun Laudwehrkaserne) behufs Bequartierung durchziehender Truppen angekauft. Die größten Verdienste um die Stadt, die noch 1857 eine Einwohnerzahl von 7572 Seelen hatte, unter Tappciners Bürgermeisterschaft aber 1867 auf 12.670 Einwohner gestiegen war, erwarb er sich durch die am 2. Jänner 1862 errichtete Gemeinde-Sparkasse und durch die Erwirkung des eigenen Gemeinde-Statutes vom 13. März 1866. Tappeiner, der auch Obmann der Marburger Bezirksvertretung war, starb in seiner Vaterstadt am 29. Feber 1868. Anläßlich der vierzigjährigen Jubelfeier der Gemeinde-Sparkasse wurde ein Betrag von 30.000 Kronen aus dem Rcservefonde zur Errichtung eines Denkmales für den hochverdienten Gründer der Sparkasse Andreas Tappeiner gewidmet, welcher Betrag Ende 1903 zur Auszahlung kam. Das am Domplatze errichtete Denkmal wurde am 21. September 1904 enthüllt. An der Ecke des Tappeiner-Platzes und der Hamerlinggasse steht das zwei Stock hohe Gebäude der Mädchenschule III, deren Erbauung in der Gemeinderatssitzung vom 17. Juli 1893 beschlossen wurde. Der Bau wurde im Jahre 1894 vollendet unter dem Bürgermeister Alexander Nagy nach den von ihm entworfenen Plänen um den Preis von 52.434 Gulden. Eröffnet wurde die Schule am 17. September 1894 als vierklassige mit einer vorläufigen fünften Klasse, 1898 wurde sie eudgiltig eine fünfklassige, im Schuljahre 1901/02 kam noch eine Parallelklasse dazu. Anschließend an die Volksschule wurden zufolge Gemeinderatsbeschlusses vom 20. Mai 1903 in der Hamerling-Gasse und am Tappeiuer-Platze die zur Unterbringung der Landes-Lehrerinnenbildungs-Anstalt erforderlichen Räumlichkeiten um den Betrag von 127.721 Kronen erbaut Im Dezember 1901 richtete der Deutsche Verein für Marburg und Umgebung an den Gemeinderat eine Begehrschrift, die Gründung einer landschaftlichen Lehrerinnenbildnngs-Anstalt in Marburg vom steiermärkischen Landtage zu erbitten. Nachdein der k. k. Landesschulrat die Bedürfnisfrage bejaht und der Marburger Gemeinderat sich zur Beistellung des Anstaltsgebäudes und anderer notwendiger Leistungen bereit erklärt hatte, stellte der damalige Landtagsabgeordnete Marburgs und Laudesausschuß - Beisitzer Dr. Josef Schmiderer im Landtage den Antrag ans Errichtung einer Landes-Lehrerinnenbildungs-Anstalt mit deutscher Unterrichtssprache in Marburg, welchen! Anträge der Landtag in seiner Sitzung vom 24. Juli 1902 zustimmte. Ende September des genannten Jahres wurde der 1. probeweise Jahrgang eröffnet, nachdem in der Gemeinderatssitzung vom 20. August 1902 beschlossen worden war, die geforderten Räumlichkeiten beizustellen und jährlich 1000 Kronen Lehrmittelbeitrag durch 4 Jahre zu zahlen. In der Landtagssitzung vom 18. April 1903 wurde beschlossen, den probewcisen Bestand der Anstalt in einen festen, endgiltigeu zu verwandeln, welchen Beschluß das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht am 27. Juni 1903 genehmigte. Am 3. November 1904 wurde das Organisations-Statut der Landes-Lehreriunen-bildungs-Anstalt in Marburg vom steiermärkischen Landtage genehmigt, nachdem am 2. September 1904 zwischen der Gemeinde- — Ill — Vertretung Marburgs und dem steiermärkischen Landesausschusse in Angelegenheit der Landes-Lehrerinnenbildungs-Anstalt solgendes Übereinkommen getroffen worden war: Der Landesausschuß übernimmt die Besoldung des Direktors und der Hauptlehrer, sowie deren Quinquennalzulagen, deren Pension und die Personalzulagen für die Lehrerinnen der als Übungsschule eingerichteten Mädchen-Volksschule III auf den Landesfond. Die Stadtgemeinde besorgt und bestreitet die Beistellung und Einrichtung der notwendigen Räumlichkeiten, deren Instandhaltung und die erforderlichen Nachschaffungen, die Direktorswohnung, die Beleuchtung, Beheizung und Reinigung der Schulräume, die Anstellung und Besoldung des Schuldieners und bezahlt an den Landcsfond einen jährlichen Lehrmittelbeitrag von 1000 Kronen in 2 Raten. Die beizustellenden Räumlichkeiten sind: 4 Lehrzimmer, 1 Zeichensaal, 1 Saal für den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten, 1 Lehrsaal für Physik, 1 physikalisches Kabinett, 1 naturhistorisches Kabinett, 1 Musikzimmer mit Klavier vder Harmonium, 1 Konferenzzimmer, 1 Bibliothekzimmer, 1 Direktionskanzlei und 1 Turnsaal. Statt der Direktorswohnung kann ein Quartiergeld von 800 Kronen gegeben werden. Die Stadtgemeinde stimmt zu, daß die fünfklassige Mädchen-Volksschule III als Übungs- und Musterschule eingerichtet wird. Die Schülerzahl in deren Klassen darf 60 nicht übersteigen. Dem Stadtschulrate bleibt der Besetzungsvorschlag für die Übnngs-schullehrerinnen gewahrt. Der Stadtgemeinde wird gestattet, Parallelklassen, soweit die Räumlichkeiten des Gebäudes es zu-lasseu, zu errichten. Die Auflassung der Landes-Lehrerinnen-bildungs-Anstalt wegen ungenügendem Besuche kann nur durch einen Beschluß des Landtages erfolgen. Anfangs Oktober 1904 fand die feierliche Eröffnung der neuerbauten Räumlichkeiten der Anstalt statt. Mit Erlaß des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 25. Feber 1906 wurde der Landes-Lehrerinnenbildungs-Anstalt vom Schuljahre 1905/06 angefangen für die Dauer der Erfüllung der gesetzlichen Bedingungen das Öffentlichkeitsrecht verliehen. Tegetchoff-Platz. Ein Raumgang, eine Doppelreihe ehrwürdiger Nuß- und Kastanienbäume, führte nach Dr. Puffs 1846 geschriebener Schilderung von der östlichen Kante der (inneren) Stadt zum Fuße des Hügels, an dessen Vorsprunge die alten Meiergehöfte der Herrschaft Marburg sich in einem von Trauerweiden umsäumten Weiher spiegelten. Zu beiden Seiten blühende Wiesen schloßen hier den Boden von Marburg. Durch das Burgpförtchen gelangte man in diesen Baumgang, der gegenwärtig noch die Mittelallee des alten Stadtparkes bildet, links von ihm war der Eiskeller der Burg, rechts u. zw. einige Meter tiefer führte ein Fahrweg zum Burgmeierhofe und rann ein Büchlein, das das Wasser aus den Teichen in den östlichen Stadtgraben leitete. So sah es noch zu Beginn der Sechziger-Jahre an jener Stelle ans, die jetzt ein großer Platz einnimmt, der zu Ehren des Bürgermeisters Tappeiner nach ihm benannt war. Da jedoch auf ihm durch die eifrigen Bemühungen des Bürgermeisters Dr. Matthäus Reiser das Tegetthoff-Denkmal errichtet worden war, beschloß der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 6. Dezember 1899 diesen Platz „Tegetthoff-Platz" zu benennen und den ftüheren Wieland-Platz in Tappeiner-Platz umzutaufen. Vize-Admiral Wilhelm Freiherr von Tegetthoff wurde am 23. Dezember 1827 zu Marburg in jenem Hause der Burggasse geboren, welches jetzt die Nummer 12 führt. Er studierte am Marburger Gymnasium und dann am Marine-Kollegium in Venedig. 1845 wurde er Kadett, 1851 Fregatten-, 1852 Linienschiffs-Leutnant, 1857 Korvetten-, 1860 Fregatten-, 1861 Linienschiffs-Kapitän. Am 9. Mai 1864 siegte er im Seegefechte gegen die Dänen bei Helgoland und gewann als Kontre-admiral am 20. Juli 1866 trotz der bedeutenden Überlegenheit der italienischen Flotte die Seeschlacht vonLissn. Er wurde zum Vizeadmiral und 1868 zum Kommandanten der Marine, Geheimen Rat und Mit-gliede des Herrenhauses ernannt. Nach kurzer Krankheit starb Tegetthoff zu Wien am 7. April 1871. Das Tegetthoff-Denkmal, ein Werk des Bildhauers Heinrich Fuss in Innsbruck, wurde in Anwesenheit des Kaisers Franz Josef I. am 12. Juli 1883 enthüllt. 1884 erfolgte die Bepflanzung des Platzes nach den Plänen des Grazer Stadtgürtners Marauscheg. — Die ganze Westseite des Platzes nimmt das große Gebäude ein, in welchem die Staats-Oberrealschule, die Knaben-Bürgerschule und die Knaben-Bolks-schule I untergebracht sind. Am 17. November 1870 faßte der Gemeinderat den Beschluß zum Baue dieses Gebäudes, dessen Grundstein am 10. Juni 1871 gelegt wurde und dessen Pläne der k. k. Oberingenieur und Architekt Wilhelm Bücher verfaßt hatte. Am 2. Oktober 1873 fand die feierliche Schlußsteinlegung statt. Die Baukosten beliefen sich auf 180.087 Gulden, die Kosten der Einrichtung der Realschule auf 12.180 Gulden, jene der Lehrmittel auf 15.695 Gulden. Der erste Anfang der Oberrealschule war die 4. Klasse der k. k. Hauptschule, die schon 1806 eröffnet und 1812 in das nen-erbaute Schulgebäude (nun Knaben-Volksschule II am Domplatze) verlegt wurde. Am 17. Jänner 1850 wurde die 4. Klasse der Hauptschule als 1. Jahrgang einer zweiklassigen Unterrealschule eingerichtet und am 25. August 1854 die Errichtung einer Unter realschule mit zwei Jahrgängen bewilliget. Mit allerhöchster Entschließung vom 5. September 1870 wurde die Errichtung einer vollständigen Staats-Oberrealschule in Marburg angeordnet. Die vereinbarten Bedingungen sind: Übernahme der für das Lehr- personale zu bestreitenden Bezüge auf den steierm. Studien- bezw. Religionsfond; die Auslagen für die Schulräume, ihre Erhaltung, Einrichtung, Reinigung, Beheizung, Beleuchtung, Lehrmittel und Dienerschaft trägt die Stadt Marburg, sofern nicht hiezu aus Landesmitteln ein Beitrag geleistet wird. Dagegen erhält die Gemeinde das halbe einfließende Schulgeld. Der steierm. Landesausschuß bewilligte als Beitrag zu den Kosten der ersten Lehrmittelanschaffungen und Einrichtungsgegenstände ein für allemal 12.000 Gulden und für die jährlich wiederkehrenden Nachschaffungen der Gemeinde Marburg jährlich 2000 Gulden. — Am 3. November 1870 wurde die Oberrealschule eröffnet und im ehemaligen Kreisamtsgebäude in der Kärntner-Straße untergebracht, am 2. Oktober 1873 wurde das neue Gebäude bezogen. — Das an der Nordseite des Tegetthoff-Platzes befindliche Franziskanerinnen-Kloster von der immerwährenden Anbetung des Allerheiligsten Altarssakramentes wurde mit Bewilligung des k. k. Statthalterei- 8 Präsidiums vom 13. April 1894 im genannten Jahre errichtet, im Jahre 1901 aber wieder aufgehoben und dessen Gründe teilweise als Baustellen verkauft. Tegetthoff-Straße. Nachdem Wilhelm von Tegetthoff am 20. Juli 1866 den Seesieg bei Lissa erfochten hatte, benannte der Gemeinderat, um den Sieger in seiner Vaterstadt zu ehren, die Hauptstraße der Grazer-Vorstadt nach ihm. Früher hieß sie einfach „Grazer-Vorstadt". Wie alle zu einem Bahnhofe führenden Straßen nach der steigenden Entwicklung des Eisenbahnverkehres sich mächtig zu vergrößern und verschönern pflegen, so war es auch in Marburg der Fall. Die einzelnen Stufen dieser Entwicklung zu schildern, wäre zu ausführlich, erwähnt soll nur werden, daß im Beginne der Fünfziger-Jahre des vorigen Jahrhundertes der jetzige Gasthof „zur Stadt Meran" ein ebenerdiges Wirtshaus „zum grünen Baum" war und zu dessen beiden Seiten sich noch Kornfelder befanden. Die schon im 13. Jahrhunderte erwähnte St. Ulrichs-Kirche stand dem ehemaligen k. u. k. Truppenspitale vorgelagert dort, wo sich jetzt die Häuser Nr. 9 und 11 befinden, umgeben von dem mit einer Mauer eingcfriedeten Vorstadt-Kirchhofe, in dem bis 1809 Beerdigungen stattfanden. In dieser Kirche hielt von 1745 an der slowenische Stadtpfarrkaplan an Sonn und Feiertagen slowenischen Gottesdienst. Am 20. Jänner 1783 beantragte die Pfarren-Re-gulierungs-Kommission hier eine Pfarre zu errichten und den damaligen Viktringhof (später k. u. k. Truppenspital) als Pfarrhof zu verwenden. Es kam aber nicht dazu, sondern die Kirche wurde als solche ausgelassen, als ürarisches Holzmagazin verwendet, am 1. Oktober 1810 verkauft und 1841 abgerissen. Sie bestand aus einem geräumigen Mittelschiffe, der Sakristei und der angebauten Kreuzkapelle mit einer Gruft. Der Turm war schon früher abgetragen worden. — Auch die 1613 von Johann Jakob Grafen von Khisl gegründete Kapuzinerkirche, die 1748 den Minoriten übergeben und 1786 zur wiudischen Pfarrkirche bestimmt worden war, an der von 1818 bis 1833 Weltgeistliche, dann bis 1849 Redemptoristen, bis 1864 wieder Weltgeistliche und endlich Fran- ziskaner wirkten, wurde 1893 abgetragen, um einem schönen und großen Neubaue Platz zu machen, der weiter gegen Süden zu stehen kam, so daß die Tegetthoff-Straße dort um einige Meter verbreitert wurde. Das östlich von der alten Kirche gestandene Rottmann'sche Haus kaufte am 16. März 1898 die Stadtgemeinde um 14.000 Gulden, ließ es abtrageu und schaffte so einen freien Platz vor dem Haupteingange zur neuen Kirche und einen geraden Zugang zur Fabriksgasse. Am 7. Mai 1902 kaufte die Gemeinde von Herrn P. Kämmerer um 800 Kronen einen in der Tegetthoff-Straße selbst vor seinem Hause Nr. 6 gelegenen Grund. An Stelle des Hauses Nr. 7 befand sich die sogenannte Anlage, eine Eschenallee mit einem Platze für die öffentlichen Vorführungen der Regimentsmusik. Sie wurde unter Oberst Neugebauer angelegt und 1838 vervollständigt. Knapp hinter ihr stand eine Dreschtenne. Am 27. Juli 1897 erwarb die Gemeinde das den Dr. Domin Bancalari'schen Erben gehörige Haus in der Tegetthoff-Straße um 15.000 Gulden und ließ es im November abtrageu, um die Gerichtshof-Gasse eröffnen zu können. Am 20. März 1902 verkaufte die Gemeinde das ihr nach dem mit dem Justizärar am 16. November 1898 geschlossenen Kaufverträge gehörige k. k. Bc-zirksgerichtsgebüude (Nr. 11 der Tegetthoff-Straße) an Herrn Johann Grubitsch um 110.000 Kronen. In diesem Gebäude amtete das k. k. Bezirksgericht vom November 1856, als es aus dem Rathause dorthin übersiedelt war, bis zum 31. Juli 1902. Zur Erbreiterung der Hamerling-Gasse kaufte am 17. Jänner 1900 die Gemeinde das Priol'sche Haus neben dem Gasthofe „zur Stadt Wien" um 24.000 Kronen und ließ es abtragen. Am 15. Jänner 1902 verkaufte sie das ihr gehörige ehern. Ferlinz'sche Haus (Nr. 27) um 14.000 Kronen an Herrn Rudolf Kiffmanu unter der Bedingung, daß er es niederreiße und einen Neubau in der vorgeschriebenen Bauflucht aufführe. — 1887 wurde die Bahnhof-Gasse durch die Entfernung der sie von der Tegetthoff-Straße abschließenden Mauer eröffnet. So wurden, nachdem schon Ende der Sechziger-Jahre die Wieland-Gasse eröffnet worden war, alle in die Tegetthoff-Straße cinmündenden Seitengassen geschaffen. Theater-Gasse. Der zwischen dem Domplatze und der Burggasse (damals zwischen Reben- und Windischgasse) gelegene Teil der Theatergasse wurde bis zur Eröffnung des Theaters im Jahre 1852 Neuoder Rauchfangkehrergasse genannt. Die Fortsetzung der Gasse gegen Norden erfolgte in den Sechziger-Jahren des vorigen Jahr-hundertes unter Bürgermeister Tappeiner. Im Jahre 1785 wurde im Freihause in der damaligen Grazergasse, nunmehr Nasko'schem Hause Nr. 34 der Viktringhof-gasse, ein ständiges Theater eingerichtet, das aber 1806 der damalige Besitzer des Hauses, Lederer Hartnagel, in diesem angeblich wegen Feuersgefahr nicht mehr duldete. Es wurde nun die ehemalige Hl. Geist-Kirche an der Ecke der Kirchengasse und des Kirchplatzes (nunmehr Domgasse und Domplatz), die unter Kaiser Josef II. exekriert worden war, zum Theater eingerichtet. Dieses Theater, das etwa 300 Personen faßte, aus einem Parterre mit 104 Sperrsitzen und einer auf hölzernen Säulen vorgebauten Galerie, sowie einer 5 Klafter tiefen, 4 Klafter breiten Bühne und einem 1 Klafter breiten Orchester bestand, entsprach nicht mehr den Anforderungen der seit Eröffnung der Eisenbahn aufstrebenden Zeit. Die Bühne, auf der ein Scholz und Nestroy im Beginne ihrer Künstlerlauf-bahn gewirkt hatten, war so niedrig, daß bei den damals beliebten Ritterstücken die Helmfedern in den Lüften schwebten, die Kulissen mußten bei Verwandlungen der Szene an ihren Platz getragen werden. Begreiflicherweise wollte die Stadt ein neues Theater haben. Es bildete sich ein Theater-Bau-Komitee, welches 1847 das Pichler'sche Haus samt Garten in der damaligen Reben- und Neugasse um 7000 Gulden kaufte, nachdem die von anderer Seite gemachte Anregung, den Gasthof „zum Adler" am Burgplatze als Theater-Bauplatz zu erwerben, fallen gelassen worden war. 1848 wurde mit dem Theaterbau begonnen, wobei sich durch das Verfassen der Pläne u. s. w. der Bahningenieur Adam Wiesinger besonders große Verdienste erwarb. Ende 1851 war das Theater fertiggestellt. Das Pichler'sche Haus (neben dem Hause des Ingenieurs Nagy) wurde als Kaffeehaus mit einer großen Veranda hergerichtet und der übrige unverbaute Platz vor dem Theater mit Kastanienbäumen bepflanzt. Am 18. Jänner 1852 wurde die letzte Vorstellung im alten Theater gegeben und das neue am 20. Jänner mit der Oper „Martha", die die Grazer Operngesellschaft aus-sührte, eröffnet. Die Spielzeit im Theater währt vom Oktober bis Palmsonntag. Der Theater-Ausschuß (seit Erbauung des Kasinos im Jahre 1864 Theater- und Kasino-Ausschuß) vergibt die Leitung des Theaters meist auf 3 Jahre. Allein nicht viele Direktoren blieben 3 Jahre, teils weil die Theaterbesucher mit ihren Leistungen unzufrieden waren, teils weil sie nicht auf ihre Rechnung kamen. Nur die Direktoren Josef Lutz (1852—1859), Johann Edler von Radler (1862—1865 und 1869), Siegfried Rosenfeld (1870—1873), Josef Dietz (1873-1876), Adolf Siege 1885-1887, 1888, 1893-1898), Rudolf Frinke (1889-1892) und Leopold Schmid (1898—1904) behielten die Vertragszeit hindurch und einzelne sogar darüber die Bühnenleitung. An dem schlechten Geschäftsgänge war meist das Verlangen nach Operetten und Ausstattungsstücken schuld. Es mußten daher den Direktoren Zuschüsse vom Theater- und Kasino-Vereine und auch von der Gemeinde gegeben werden. 1884 war dies zum erstenmale der Fall; seit 1888 wurden die Zinsen der aus Anlaß des 25-jährigen Bestandes der Sparkasse gemachten Stiftung von 20.000 Gulden zur Unterstützung des Theaters in Marburg mit Genehmigung der Gemeinde zur Aufbesserung der Bezüge des Theaterdirektors verwendet. In den letzten Jahren betrugen die Zuschüsse des Direktors 9600 Kronen (7200 Kronen vom Vereine und 2400 Kronen von den 4000 Kronen, welche die Gemeinde jährlich für das Theater gibt). 1886 wurde das Theater neu hergerichtet. Die größte Ausbesserung und moderne Umstaltung, namentlich der Bühneneiu-richtung, erfuhr es im Jahre 1902 nach seinem fünfzigjährigen Bestände mit Hilfe der von der Gemeindcsparkasse gewidmeten Summe von 40.000 Kronen. Ein eiserner Vorhang, neue De--korationen und Einrichtungsgegenstünde wurden angeschafft, die Wasserleitung wurde eingeführt, der Zuschauerraum gänzlich neu ausgestattet u. s. w. Das Nachbarhaus des Theaters in der Burggasse wurde um 14.400 Kronen gekauft und in seinem Hofe ein Magazin gebaut. — Auch im neuen Theater wirkten einige später berühmt oder wenigstens sehr bekannt gewordene Schauspieler, so die Komiker Masel und Matras, die Operettensänger Joseffy (in Marburg Jchheiser genannt) und Werk, Jantsch, der k. u. k. Hofschauspieler Kainz (1875—1876), die k. u. k. Hofschanspielerin Lewinsky, die als Fräulein Precheisen hier zum erstenmale die Bühne betrat. Zu erwähnen ist noch, daß der Dichter und Schriftsteller Anzengruber 1863—1864 unter dem Namen Gruber Schauspieler des Marburger Theaters war und damals ein von ihm verfaßtes Stück hier zur Aufführung kam. Im neuen Teile der Theatergasse befindet sich das 1877 mit einem Kostenauswande von 12.706 fl. erbaute evangelische Pfarrhaus. In ihrem letzten Abschnitte von der Weinbaugasse an bildet die Theatergasse die Grenze zwischen der Stadt und der Gemeinde Kartschowin. Bis in die Sechziger-Jahre des vorigen Jahrhundertes gehörte aber der ganze vor den Weinbergen gelegene Teil dieser Gemeinde zu Marburg. An der Grazer Reichsstraße bildete der Potschgauer-Bach die Grenze, dann der Kamm der Weinberge. Hütte diese Änderung nicht stattgefunden, so würden die neuen Häuser an der Reichsstraße, die Villen in der Kokoschinegg-Straße, die Badl'sche Besitzung, die Villen unter dem Kalvarienberge und die Weinbauschule zur Stadtgemeinde gehören. Die Theatergasse endet an dem sogenannten Weißen Wege, der auf den Kalvarienberg führt, dessen Gipfel die St. Barbarakirche krönt, welche von den wenigen nach der Pest im Jahre 1680 übrig gebliebenen Bewohnern Marburgs, die mit eigenen Händen die Baustoffe auf den Berg trugen, erbaut wurde. Den Grundstein zur Kirche legte am 11. Mai 1681 der Sekauer Fürstbischof Graf Thun. Am 20. Oktober 1894 kaufte der Stadtverschönerungsverein von Frau Schilling deren Liegenschaft am oberen und hinteren Teile des Kalvarienberges, ließ den 5 Joch großen Weingarten auf und bepflanzte ihn im nächsten Jahre mit 19.000 Fichten und 5000 Föhren. Den Stein zur Erinnerung an die auf dem Felde der Ehre Gefallenen des 47. Infanterie-Regimentes ließ der k. u. k. Oberst d. R. Alfons Freiherr von Cirheimb setzen und pflanzte um ihn 7 Eichen, da seine Frau Gemahlin eine geborene Edle von Siebeneichcn ist. Weil das Wasserschloß der städtischen Wasserleitung mit dem Haupt-Sammelbehälter in der Liegenschaft des Stadtverschönerungsvereiues sich befand und der Stadt daher tut dieser Besitzung viel gelegen sein mußte, kaufte sie diese im Ausmaße von 9 Joch 757 Geviertklafter am 26. Feber 1902 dem Stadtverschönerungsvereine um 12.000 Kronen ab. Triester-Straße. Während ihres Verlaufes in der Magdalenen-Vorstadt heißt die nach Triest führende Reichsstraße Triestcr-Straße. An ihr liegt das Allgemeine Krankenhaus. Am 1. Dezember 1799 wurde das Krankenhaus als städtisches Krankenhaus in einem dem Bürger-spitale gehörigen Hanse in der Spital-Gasse, die später Pfarrhof-Gasse benannt wurde, eröffnet. An Stelle dieses Hauses befindet sich nun das Haus Nr. 11 des Dom-Platzes. Am 2. Feber 1844 erfolgte die Übergabe der Krankenwartung an drei barmherzige Schwestern, die damals nur 29 Betten übernahmen. 1847 hatte das Krankenhaus einen Belagraum von 40 Betten. Die unzureichenden und ungeeigneten Räumlichkeiten veranlaßten den Bürgermeister Othmar Reiser, das Prossinagg'sche Haus in der Triester-Straße zu kaufen und nachdem es teilweise umgebaut worden war, bezogen am 18. August 1855 die Kranken das neue Krankenhaus. Am 27. Jänner 1857 erhielt die Anstalt das Öffentlichkeitsrecht. Wie alle öffentlichen Krankenhäuser Steiermarks kam auch das Marburger in die Verwaltung des Landesausschusses. 1869 wurden zwei Krankensäle dazugebaut und es stieg dadurch der Belagraum auf 110 Betten. 1882 baute die Stadt mit einem Kostenaufwandc von 40.000 Gulden die Hälfte des jetzigen medizinischen Blockes mit 4 Krankensälen, 1 Operationssaale u. s. to., ferner Küche, Wirtschaftsgebäude und Leichenhaus. Am 1. Jänner 1884 ging die ganze Anstaltsliegenschaft auf Gruud eines Kaufvertrages mit der Stadtgcmeiude Marburg um den Kaufschilling von 50.000 fl. und um das Recht, durch 20 Jahre im Falle einer behördlich festgestellten Epidemie 40 Betten zur Verfügung zu haben, in das Eigentum des Krankcnhaussvudes über. 1889 wurde der im Jahre 1882 zur Hälfte gebaute Block ganz ausgebaut. Die Anforderungen an das Krankenhaus stiegen aber immer mehr, so daß es 1899 abermals vergrößert werden mußte. Zu diesem Zwecke wurde ein Teil der angrenzenden Lorber'schen Liegenschaft gekauft und behufs Absonderung der ansteckenden Kranken das Jsolierhaus, ferner ein neues Leichenhaus an der Pobcrscher-Straße, ein Desinsektionshäuschen und ein neues Wäscherei- und Wirtschaftsgebäude gebaut. Am 3. August 1901 kaufte der Krankenhnusfond das an die Anstalt anstoßende Stelzl'sche Haus in der Triester-Straße um 15.000 K, welches abgerissen wurde. 1902 wurde der chirurgische Block und das neue Küchengebäude erbaut und dieses, sowie die beiden Krankenblöcke und das nunmehr als Verwaltungsgebäude dienende alte Krankenhaus durch einen Kreuzgaug verbunden. Dadurch stieg der Belagsraum des Krankenhauses auf 315 Betten. Zu den beiden ordinierenden Ärzten kamen allmählich noch 3 Sekundarärzte. Die Zahl der barmherzigen Schwestern ist auf 23 gestiegen und in demselben Maße vermehrte sich der Stand des Dienstpersonales. Um dem Krankenhause für die Zukunft genügend Raum zur Ausbreitung zu schaffen, wurde im Oktober 1903 der noch übrige Teil der Lorber'schen Liegenschaft um 61.000 Kronen gekauft. Schon lange war es ein Wunsch der Stadt, das ehemalige Kadetten-Jnstitut, welches als Franz Josef-Kaserne ein Bataillon des 47. Infanterie-Regimentes beherbergte, wieder seiner ursprünglichen Bestimmung als Militär-Bildungsanstalt zuzuführen. Zu diesem Zwecke beschloß der Gemeinderat am 14. August 1893, auf den Fritz'schen Gründen cm der Triester-Straße eine Infanterie-Kaserne zu erbauen und kaufte auch dafür ein Herrn Stiger gehöriges Haus. Es wurden im Jahre 1894 eine Baracke um 17.393 Gulden und 1895 ein einstöckiger Offizierspavillon und zwei zweistöckige Mannschaftsgebäude erbaut und das ehem. Stigcr'sche Haus für Unteroffizierswohnungen hergerichtet, zusammen um den Betrag von 147.409 Gulden. — Am 16. Jänner 1901 beschloß der Gemeinderat, auf den Gründen der Infanterie-Kaserne eine Wagenremise und 1903 ein Augmentationsmagazin zu erbauen, erstcres kostete 23.357, letzteres 81.090 Kronen. Im Mai 1903 wurde das neue k. u. k. Truppenspital au der Triester-Straße eröffnet. Es besteht aus einem großen einstöckigen Gebäude, einem kleinen ebenerdigen Jsolierhause und einem Leichenhäuschen. Langwierige Verhandlungen gingen der Verlegung des Militärspitales aus der Goethe-Gasse an seinen jetzigen Standort voraus. Die Stadt mußte das alte Truppenspital um 55.000 Gulden übernehmen und einen Platz für das neue im Ausmaße von 12.000 Geviertmetcr unentgeltlich zur Verfügung stellen. Zu diesem Zwecke wurde laut Gemeinderatsbeschlusses vom 18. Mai 1898 der Stiger'sche Grund (2 Joch 1474 Geviertklafter) um 12.152 Gulden 40 kr. gekauft. An der Triester-Straße, aber nicht mehr im Stadtgebiete, sondern in der Gemeinde Rothwein, liegt das Wasserwerk der Stadt Marburg. Schon viele Jahre beschäftigte sich der Bürgermeister Alexander Nagy mit der Frage der Wasserversorgung der Stadt durch eine Wasserleitung. Die durch den Ingenieur Passim, derzeit Sektionschef in Bosnien, vorgenommenen Messungen der Quellen des Bachern hatten ergeben, daß eine Hochquellenleitung vom Bachern nicht möglich war. Bergingenieur Tschebull wollte dann mittest Stollen am Fuße der Vorberge des Bachern die Stadt mit Wasser versehen und es wurden ihm zu diesen Versuchen von der Gemeinde Mittel zur Verfügung gestellt. Aber auch dieser Plan schlug fehl. Endlich nahm die Unternehmung Rumpel und Waldeck die Sache in die Hand und bohrte mehrere Brunnen in der Ebene zwischen Bachern und Drau, von der Ansicht ausgehend, daß das Niederschlagswasser des Bachern sich in einem unterirdischen Becken sammle, welches, wenn es überfüllt sei, den zeitweilig in der Straschun auftretenden See bilde. Am 20. Juli 1898 teilten Rumpel und Waldeck dem Gemeinderate mit, daß die Wasserprobe aus dem auf der Thesen gegrabenen Brunnen von der k. k. Untersuchungsstation für Lebensmittel in Wien untersucht und für vorzüglich erklärt worden sei. Am 14. Dezember 1898 wurde beschlossen, einen Brunnenschacht auf dem der Stadt gehörigen Grunde in der Thesen ausmauern zu lassen. Am 2. Mai 1900 wurde der von Rumpel und Waldcck vorgelegtc Entwurf, der von Professor Forchheimer in Graz geprüft worden war, von diesem als mit geringen Ergänzungen zur Ausführung geeignet erklärt. Auf dieses Gutachten hin vergab der Gemeinderat am 1. August 1900 den Bau der Wasserleitung an Rumpel und Waldeck. Am 14. August erteilte die k. k. Bezirkshauptmannschaft auf Grund einer Augenscheinsaufnahme die Bewilligung zum Baue der Wasserleitung und es wurde sonach der Vertrag mit Rumpel und Waldeck, sowie jener mit Komarek wegen Beistellung der Dampfmaschine abgeschlossen. Am 26. Feber 1901 wurde das Gesetz erlassen, wirksam für das Gebiet der Stadtgemeinde Marburg, womit grundsätzliche Bestimmungen betreffend die öffentliche Wasserleitung der Stadt Marburg festgesetzt wurden. — Im Dezember 1901 wurde der Bau der Wasserleitung vollendet und es erfolgte die Abgabe des Wassers an die Bewohner. Die Gesamtkosten des Baues beliefen sich auf 1,158.795 Kronen. Hjrerfuhr-Straße. In der Gemeinderatssitzung vom 13. Juni 1894 wurde diese Straße, welche früher zur Augasfe gehörte, Überfuhr-Straße benannt. Dieser Name wurde deshalb gewählt, weil an ihr u. zw. dort, wo die Landwehr-Gasse in sie einmündet, die Seilüberfuhr ans rechte Drauufer nach Pobersch liegt. Nach dreijährigen Vorarbeiten wurde die Überfuhr am 23. Juni 1889 eröffnet. Ihre Kosten samt Erbauung des Überführerhauses und Herstellung des Zufahrtsweges zur Poberscher-Straße beliefen sich auf 9000 Gulden, die größtenteils durch Anteilsscheine aufgebracht wurden. Die Aufhebung der Brückenmaut und ungünstige Wafferstände beeinträchtigten das Unternehmen, weshalb der Verkauf beschlossen wurde, der denn auch am 7. Oktober 1901 zustande kam, an welchem Tage Herr Johann Winkler die Überfuhr kaufte. Ufer-Straße. Am 23. November 1876 änderte der Gemeinderat die Benennung Obere Ufer-Straße in Ufer-Straße um. — An dieser Straße standen in der Drau die vier oberen Schiffmühlen, deren letzte, zum Schlüße als Lohmühle verwendet, dort war, wo sich jetzt die Schwimmschule befindet. Nachdem die Militär-Schwimm-schule auf zwei Schiffen am rechten Drauufer unter der Reichsbrücke zugrunde gegangen war, erbaute die Gemeinde 1857 in der Ufer-Straße mit einem Kostcnaufwaudc von 5386 K 20 h eine Schwimmschule, die sie am 20. Juni 1891 an Josef und Rosalia Käfer um 2000 K verkaufte. Da jedoch die Schwimmschule immer mehr verfiel, das Bedürfnis nach einer solchen immer reger wurde, Pachtete die Stadtgemeinde die 1891 verkaufte Schwimmschnle von den Ehegatten Küfer auf 30 Jahre gegen Zahlung eines jährlichen Pachtschillings von 200 K. Die Stadtgemeinde hat das Recht, innerhalb dieser Zeit über den gepachteten Grund samt Baulichkeiten frei zu verfügen und es ist der Pachtvertrag für die Eheleute Käfer während der 30 Jahre unkündbar, während der Gemeinde das Recht zusteht, den Vertrag halbjährig am 1. Oktober jedes Jahres zu künden. In der Gemeiuderatssitzung vom 25. April 1906 wurde der Vertrag genehmigt. Uhland-Gajse. So benannt am 6. Dezember 1899 in der Gemeinderatssitzung nach dem hervorragenden Dichter und Schrifttumforscher Johann Ludwig Uhland, geboren am 26. April 1787 zu Tübingen, gestorben daselbst am 13. November 1862. Untrrrothweiner-Straße. Wurde im Jahre 1873 so benannt, da sie nach Unterroth-wein führt. In den Neunziger-Jahren wurde der Anfang dieser Straße, der früher knapp vor dem Eingänge zur Kadettenschule von der Franz Josef-Straße abzweigte, neben das Haus Nr. 55 letzterer Straße verlegt und mit Roßkastanien bepflanzt. Urbarn-Gaste. Sie erhielt im Jahre 1873 ihren Namen, bei dessen Wahl die Richtung der Gasse gegen St. Urbani maßgebend war. Im Hause Nr. 33, dem ehemaligen Hausner'schen Meierhofe, den das Land Steiermark im November 1885 um 18.000 Gulden für Zwecke der Weinbauschulc gekauft hatte, befindet sich die landwirtschaftlich-chemische Landes-Versuchsstation. Sie wurde über Antrag des Abgeordneten Julius Pfrimer in der Sitzung des Steiermärkischen Landtages vom 29. April 1893 gegründet und für ihre Einrichtung ein Betrag von 8000 Gulden gewidmet. Zum Direktor wurde der 1. Assistent an der königl. sächsischen pslanzenphhsiologischen Versuchsstation in Tharand, Edmund Schmid, cin geborener Marburger ernannt. Die Anstalt begann anfangs Jänner 1894 ihre Tätigkeit, wurde aber erst am 3. März durch den Landeshauptmann Edmund Grafen Attems feierlich eröffnet. In der Gemeinderatssitzung vom 25. April 1905 wurde beschlossen, von der in dieser Gaffe befindlichen Liegenschaft des Josef und der Marie Kunatsch einen Grundteil von 6 Ar 82 Geviertmeter um 4000 Kronen zu Straßenzwecken zu kaufen. Der 597 Meter hohe Urbaniberg mit der dem hl. Urban geweihten, nach Gams gehörigen Filialkirche, bietet eine prächtige Rundschau. Die im 16. Jahrhunderte erbaute Kirche wurde unter Kaiser Josef II. gesperrt und geriet schnell in Verfall. In den Jahren 1855—1860 wurde aber auf den Grundmauern der alten Kirche eine neue erbaut und am 18. Juni 1861 vom Fürstbischof Slomschek eingeweiht. Kiktringhof-Gasse. Diese Gaffe hatte früher für ihre einzelnen Abteilungen verschiedene Namen; vom Burgplatze bis zur Postgasse hieß sie Grazer-Gasse, von da bis zur Freihausgasse einst Wagner-Gasse, dann Kleine Post-Gasse, schließlich Viktringhof-Gaffe, das Stück zwischen Freihaus- und Allerheiligen-Gasse führte den Namen Hafner-Gasse. Am 23. November 1876 benannte der Gemeinderat den ganzen Gassenzug Viktringhof-Gaffe. Dieser Name stammt von dem Viktringhofe (Nr. 20), einem der schönsten ehemaligen Freihäuser Marburgs. Bis 1785 im Besitze der Familie von Rosenbüchel, wurde das Freihaus 1797 von Dominik Bancalari vornehm erneuert, beherbergte durch einige Zeit das Kasino mit dem Tanzsaale und wurde schließlich Eigentum des Benediktinerstiftes St. Paul in Kärnten, indem es 1826 der Fürstabt Berthold bent Alois von Mandelstein abkaufte und zur Amtskanzlei und Wohnung des Verwalters der Herrschaft Viktringhof bestimmte. Letztere war früher Eigentum des Cistercienserstiftcs Viktring bei Klagenfurt bis zu dessen Aufhebung durch Kaiser Josef II., wurde dann Staatsherrschaft und als solche mit dem Gute Lembach vereint. Am 11. November 1816 wurde sie dem Benediktinerstifte St. Paul übergeben aber ohne dem dazu gehörenden Amtsgebäude, welches als Militärspital verwendet und im September 1824 samt dem Garten vom Militärärar erworben wurde. — Ein Freihaus war auch Nr. 30, einst Amtshaus der Herrschaft Melling, schon 1450 der Wellingerhof genannt. 1684 baute es der Malteserordens-Komtur Johann Josef Graf von Herberstein gänzlich um, 1742 wurde es vom Komtur Michael Ferdinand Grafen Althann erneuert. Es gehörte dann samt der Herrschaft Melling lange Zeit der Familie von Kriehuber und beherbergte von 1850 bis zur Aufhebung des Kreisamtes die f. k. Bezirks-hauptmannschaft Marburg. — Auch Nr. 34 war ein Freihaus. Von 1684 gehörte es dem Cistercienserstifte Viktring, dann bis 1740 dem Grafen Brenner, deren Wappen (ein springendes Pferd) in dem Doppelwappen über dem Tore zu sehen ist, hierauf dem Grafen Rabatta, den Rittern von Frieß und bis 1800 den mit ihnen verschwägerten von Bianchi. Bon 1785 bis 1806 befand sich in diesem Hause Marburgs erstes Theater. Kolksgarten-Ktraße. Bei der ursprünglichen Anlage hieß der ganze Straßenzug, der jetzt Bismark-, Bürger- und Volksgarten-Straße benannt ist, Bürger-Straße, später wurde jener Teil, der sich in der Kärntner-Vorstadt befindet, da er nördlich des Volksgartens verläuft, „ Volksgarten-Straße" benannt. Der Volksgarten hieß früher „Villa Langer" und wurde von Josef Langer 1843 angelegt. Beim Grundgraben für den Villenbau soll man in nicht bedeutender Tiefe überall auf gemauertes Bodenpflaster gestoßen sein. Nach I. Lanzers Tode übernahm die Besitzung dessen Witwe Katharina, geb. von Kriehuber. Als sie am 26. August 1873 gestorben war, kaufte die Stadt von ihren Erben den Park samt dem Landhause am 23. Juli 1874 um 11.000 Gulden. W»U>-Ga»sr. In der Gemeinderatssitzung vom 9. Dezember 1903 wurde eine neue Gasse in der Magdalenen-Vorstadt „Wald-Gasse" benannt. Bei der Wahl dieses Namens war der Umstand maßgebend, daß die Gasse in der Nähe des Windenauer Waldes gelegen ist. Matt-Gasse. Jin Jahre 1900 wurde eine Gasse in der sogenannten Neuen Kolonie auf Wunsch der Südbahn nach dem bedeutendsten Verbesserer der Dampfmaschine und Erfinder des Kondensators, James Watt, geboren am 19. Jänner 1736 zu Grennock in Schottland, gestorben am 25. August 1819 zu Heathfield bei Birmingham, benannt. Melrer-Oasse. In diesem Gäßchen stand bis zum Jahre 1875, in welchem es Herr Josef Martinz uiederreißen ließ, das Weberhäuschen. Schon 1800 finden wir darauf einen Weber aus der Pfalz, Andreas Hönnberger. Weinbau-Gasse. Da an dieser Gasse die Landes-Obst- und Weinbauschule gelegen ist, wurde sie am 23. November 1876 „Weinbau-Gasse" benannt. — Die Weinbauschule wurde vom Steiermärkischen Landtage im Jahre 1871 gegründet und am 1. März 1872 eröffnet. Zur Unterbringung der Schule wurde die sogenannte Pikardie, benannt nach dem ehemaligen Besitzer Pikard, vom Weingroßhändler Pfrimer um 42.000 Gulden angekauft. Die Pikardie war früher ein beliebter Belustigungsort und zugleich die langjährige Schießstätte des Marburger Schützenvereines. Nebst dieser Besitzung wurde 1871 vom Grafen Brandis ein Teil des Burgwaldes um 18.146 Gulden erworben und 1873 ein kleines Weingartstück von der Dom- und Stadtpfarre." Ein wesentliches Verdienst um das Zustandekommen der Anstalt und um die Wahl des Standortes erwarb sich der 1891 gestorbene k. k. Notar kaiserl. Rat Dr. Julius Mullo. Im November 1885 wurde noch der Hausner'sche Meierhof in der Urbani-Gasse um 18.000 Gulden und 1903 westlich vom Anstaltsgarten 2 Joch Weingarten von der Dom- und Stadt-psarre um 2400 Kronen angekauft. — Das Anstaltsgebiet umfaßt derzeit 9 Hektar Versuchs- und Ertragsweingürten, 4-60 Hektar Schnittweingürten und Rebschule, 7-25 Hektar Obstanlagen und Baumschulen, 15 25 Hektar Äcker und Wiesen, 1°25 HektarGemüse-und Ziergärten, 16 Hektar Wald. Das neue, schöne Schulgebäude an der Weinbaugasse wurde 1905 vollendet. WerKstiitten-Ktraße. Sie erhielt, da sie zur Südbahn-Werkstätte führt, am 23. November 1876 diese Benennung. — Der Werkstätte der Südbahn-Gesellschaft in Marburg, die am 9. März 1863 eröffnet wurde, obliegt die Herstellung aller größeren Ausbesserungen an den eigenen Fahrbetriebsmitteln und sonstigen mechanischen Einrichtungen der Südbahn für die Strecken Marburg-Bruck, Bruck-Leoben-Vordcrn-6erg, Kapfenberg-Au-Seewiesen, Marburg-Triest, Graz-Köflach-Lieboch-Wies, Preding-Stainz, Spielfeld-Radkersburg-Luttenberg, Pragerhof-Ungarische Landesgrenze, Pöltschach-Gonobitz, Cilli-Wöllan, Steinbrück-Sissek,. Laibach-Oberlaibach, St. Peter-Fiume, Nabresina-Cormons und Marburg-Villach. Die Werkstütte umfaßt eine Grundfläche von 173.000 m2, wovon sich der eingedeckte Teil mit 35.600 m2 beziffert. Zum Betriebe dienen 4 stabile Dampfmaschinen mit zusammen 220 Pserdckräfteu, zahlreiche Hilss- und Sondermaschinen. Ferner Ijat. die Werkstätte ein Dampfsägewerk und eine Gasanstalt für 1650 Flammen. — Das Personale besteht aus 38 Beamten, 40 Unterbeamten, 6 Dienern und 1146 Arbeitern, zusammen 1230. — Wohlfahrts-Anstalten: Für die Beamten und Diener der Südbahn besieht je ein gesellschaftlicher Pensionsfond, welcher durch Beiträge seitens der Gesellschaft und des Personales erhalten wird. Zur Unterstützung erkrankter Handwerker und Hilfsarbeiter wurde ein Krankenfond ins Leben gerufen, der seinen Mitgliedern außer dem unentgeltlichen Bezüge der Arzneien und der ärztlichen Hilfe noch den Bezug eines Krankengeldes für die Dauer der Erkrankung im Betrage üon 60% des Taglohnes sichert. Arbeiter-Kolonie, Schule und Asyl. Zur Unterbringung eines großen Teiles der Arbeiter und ihrer Familien wurden von der Gesellschaft in der Nähe der Werkstätte 40 .Wohnhäuser mit 304 Wohnungen und Gärten erbaut, überdies noch das sogenannte Styr'sche Gebäude und das an der Triester-Straße gelegene Baron Rast'schc Haus für diesen Zweck erworben, womit in 42 Häusern 335 Wohnungen für Arbeiter vorhanden sind. Die Kolonie besteht aus der sogenannten Alten Kolonie, die 1863 erbaut wurde und 12 Häuser mit 48 Wohnungen umfaßt, und aus der Neuen Kolonie mit 28 Häusern und 254 Wohnungen, mit deren Bau 1868 begonnen wurde. Der Mietzins für eine Arbeiter-Wohnung beträgt für das Jahr 72 bis 168 Kronen, das Gesamtzinserträgnis int Jahre beläuft sich auf 51.476 Kronen; die Kolonie ist beiläufig von 1600 Menschen bewohnt. — Für die geistige Ausbildung der Beamten- und Arbeiter-Kinder wurde auf Kosten der Gesellschaft im Jahre 1872 eine eigene Schule errichtet. Nach vollendeter Schulpflicht werden die Kinder der Arbeiter in der Werkstätte zu Handwerkern herangebildet. — Um den Frauen der Arbeiter Gelegenheit zu geben, sich einen Erwerb zu verschaffen und deren noch nicht schulpflichtigen Kindern untertags Schutz und Pflege angedeihen zu lassen, hat die Gesellschaft ein Kinder-Asyl gegründet. Zu den Wohlfahrts-Einrichtungen gehört auch das von der Gesellschaft 1874 erbaute Approvisionierungs-Magazin. Die Werkstätte ist im Besitze einer 48Ö6 Bücher umfassenden Bücherei belehrenden und unterhaltenden Inhaltes, für deren Benützung die Teilnehmer (Beamte und Arbeiter) 30 Heller int Monate zu zahlen haben. In der Nähe des Beamten-Wohnhauses wurde aus gesellschaftlichen Mitteln eine Badeanstalt für Beamte und Diener und in der Nähe der Gasanstalt eine Badeanstalt für Arbeiter errichtet, welche gegen ein kleines Entgeld benützt werden können. Um den Geselligkeitssinn unter den Bediensteten zu fördern, besteht eine 31 Mann starke Musikkapelle und eine Liedertafel mit 30 ausübenden Mitgliedern. Die Auslagen hiefür werden teils durch sieiwillige Beiträge der Werkstätten-Arbeiter, teils durch Zuschüsse der Gesellschaft gedeckt. An den Wohlfahrts-Einrichtungen nimmt auch das Zugförderungs-Personale teil. An der Werkstätten-Straße befindet sich das Material-Magazin der Südbahn, in welchem seit 1885 auch die Station Kärntner-bahnhof untergebracht war, bis sie im August 1904 in die ebenerdigen Räumlichkeiten des großen Beamtenwohnhauses (sogenannten Herrenhauses) übersiedelte. Letzteres hat 4, das kleine Beamten-Wohnhaus 2 Wohnungen. Wieland-Gasse. Benannt im Jahre 1876 nach dem hervorragenden deutschen Dichter Christof Martin Wieland, geboren am 5. September 1733 zu Oberholzham, gestorben am 20. Jänner 1813 zu Weimar. Mefen-Gasse. Sie erhielt ihren Namen im Jahre 1876 u. zw. deshalb, weil sie zu den, damals noch in ihrer ganzen Ausdehnung vorhandenen Wiesen zwischen der Volksgarten-Straße und der Weinbau-Gasse führt. Mitdenramer-Ga sse. Um das Andenken des Verteidigers Marburgs gegen die Türken zu ehren, benannte der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 16. März 1898 eine neue Gasse Wildenrainer-Gasse. Stadtrichter Christof Wildenrainer, ehemals Hauptmann der Landsknechte unter Georg von Frundsberg, war ein tatkräftiger, geistreicher, unbeugsamer Mann. Das gegenwärtig der Stadt gehörige Haus Nr. 12 in der Kärntner-Straße war sein Eigentum. Als die Türken 1529 vor Wien rückten, bereitete Wildenrainer sofort die Verteidigung Marburgs vor, sorgte nicht nur für Waffen und Schießbedarf, sondern auch für den Vorrat notwendiger Lebensmittel. Die von Wien fliehenden Türken berannten dreimal Marburg, wurden aber von Wildenrainer mit den mutigen Bürgern und den in die Stadt geflüchteten Landleuten zurückgeschlagen. Eine Feuersbrunst, die durch Brandpfeile in der Kärntner-Straße entstanden war, wurde getilgt, der St. Johannes-Friedhof als innerer Tabor und letzte Zufluchtsstätte befestiget, doch kam es nicht so weit, da die Türken, ohne die Stadtmauern eingenommen zu haben, abzogen. Drei Jahre später erschienen die Türken wieder vor Marburg. Sultan Suleiman II., der Prächtige, der vor Güns unerwarteten Widerstand gefunden hatte, überschwemmte auf seinem Rückzuge Steiermark mit seinem großen Heere und belagerte am 16, September 1532 Marburg, das er der Draubrücke halber erobern wollte. Der Vortrab kam schon am 13. oder 14. zu Mittag vor 9 der Stadt an, eine Abteilung lagerte vor ihr und suchte sie in wiederholten Stürmen zu gewinnen, eine andere hatte sich südost-wärts gewandt, um eine Furt über den Fluß aufzufinden, was ihr auch bei Wurmberg gelang und nun sengte und mordete sie im Pettauer Felde. Am 16. kam der Sultan mit dem Hauptheere vor Marburg an, dessen Befestigungen der Stadtrichter Christof Wildenrainer schon int Frühjahre vollkommen in Stand gesetzt und auch für Schießbedarf gesorgt hatte. Drei Stürme der Türken wurden abgeschlagen und Suleiman, der sich nicht lange aufhalteu wollte, mußte auf die Stadtbrücke Verzicht leisten und zwischen Lembach und Wildhaus, wahrscheinlich in der Nähe der jetzigen Tresternitzer Überfuhr, eine Brücke schlagen lassen, wozu die Schiff-mühlen, die mit Sagehölzern beladenen Dranfahrzenge und das zum Bane einer Weinpresse aufgestapelte Holz des Keutschacher dienten. Schon am 16. wurde mit dem Brückenschläge begonnen, am 18. setzten die Pascha von Bosnien, Semendria und Mostar mit ihren Truppen über die Dran, am 19. folgte ihnen der Großvezier Ibrahim Pascha mit seinen Kriegern und am 20. in aller Frühe der Sultan mit der Hauptmacht. Bis in die Nacht dauerte der Zug. Es entstand ein großes Gedränge, da alle Türken gegen die Brücke losstürzten, doch der Großvezier, der persönlich den Übergang leitete, stellte die Ordnung wieder her. Am Morgen des 21. waren alle Muselmänner über den Strom, am Nachmittage wurde die Brücke abgebrochen und der Marsch längs der Dran ostwärts angetreten. So hatte Wildenrainer und seine mutigen Mitbürger das feindliche Herr von über 100.000 Kriegern von der Stadt abgehalten und sie vor dem Schicksale bewahrt, das die umliegenden Dörfer durch Mord und Brand erlitten. Wmderrauer-Ktraße. Sie führt gegen das fürstbischöfliche Schloß Windenan und erhielt deshalb 1877 diesen Namen. Die ersten Besitzer von Windenan waren die Herren von Winden int 14. und 15. Jahrhunderte, die auch Marburg besaßen und mit Wenzel von Winden 1491 ausstarben. Später besaßen die Herbersteiner Windenan. 1587 wurde daselbst für die Bekenner des Angsbnrgischen Bekenntnisses im Dranfelde eine evangelische Seelsorge-Station errichtet. Wolf Wilhelm Freiherr von Herberstein gab den Grund zu einem evangelischen Friedhofe, neben welchem 1589 ein Predigerhaus aufgebaut wurde. Später kam dazu eine hölzerne Kirche und 1591 eine Schule und Mesnerhaus. Die vom 6. bis 15. Jänner 1600 in Marburg weilenden Gegenreformations-Kommissäre ließen die Windenauer Kirche samt Schule, Pfarrhaus und Friedhof mit Pulver zerstören und an deren Stelle ein Hochgericht aufstcllen und als dieses zur Nachtzeit umgehackt worden war, am nächsten Tage einen dreifachen Galgen errichten. Im Eichenhaine vor Windenau fand Dompropst Orožen noch die Grundmauern der zerstörten evangelischen Kirche. Nach den Herbersteinern besaßen die Herrschaft die Grafen von Khisl, 1681 war sie im Eigentum der Maria Eleonora Gräfin von Rosenberg, geb Gräfin Khisl, mit 14. August 1728 kam sie an Franz Jakob Grafen von Brandis, mit 22. April 1746 an Heinrich Grafen Brandis, mit 1. Mai 1786 an dessen Vetter Johann Grafen Brandis, mit 16. Juli 1813 an Clemens Grafen Brandis. Im Jahre 1863 kam Windenau aus dem Eigentume der Grafen Brandis in das der Fürstbischöfe von Lavant. Eine Gedenktafel an der Rückwand der Kapelle auf dem Pyramiden-Berge besagt, daß das jetzige Schloß aus den Steinen und Ziegeln der durch Feuer zerstörten Burg Obermarburg erbaut worden sein soll, das alte Schloß war ein durch vier Ecktürme befestigter Bau, von einem Wassergraben umgeben. Wittenbarrer-Ga Als es galt, eine neue Gasse im 3. Bezirke (Meiling) zu benennen, entschied sich am 24. August 1904 der Gemeinderat für die Bezeichnung „Wittenbauer-Gasse". Ferdinand Wittenbauer wurde am 18. Feber 1857 in Marburg als Sohn eines Regimentsarztes geboren, verlor frühzeitig die Eltern und kam, als er die Schule besuchen mußte, zu seinem Oheime nach Graz, wo er seine Studien an der technischen Hochschule vollendete. Nachdem er mehrere Hochschulen Deutschlands besucht hatte, wurde er bald außerordentlicher und 1891 ordentlicher 9* Professor für theoretische und technische Mechanik an der Grazer technischen Hochschule. Aber nicht den Professor wollte die Stadt durch die Benennung einer Gasse nach ihm ehren, sondern den Dichter, den Neu-Romantiker, der mit warmem deutschen Herzen die Stoffe seines Schaffens aus dem deutschen Mittelalter nimmt, den Verfasser des „Gispele", des „Narren von Nürnberg", der „Filia hospitalis“, der Schelmeulieder „Jung Unnütz", der „Hübscherin und ihr Gärtlein" u. s. w. Alle diese Werke hätten aber Wittenbauer in weitesten Kreisen nicht so bekannt gemacht, wie es sein jüngstes Bühnenstück „Der Privatdozent" tat. sachliches Inhalt-Oerzeichnis. Seite Alleetürl........................56 Allerheiligen-Kirche.......... 7 Aloisi-Kirche....................55 Alte Kolonie.....................97 Anlage..........................115 Apotheken ....................... 9 Augmentations-Magazin ... 66 Badhaus..........................10 Bahnhof, Haupt-..................11 Barbarakirche....................38 Befestigungstürme................99 Bistum Lavant....................32 Brände....................64 u. 90 Briefträger......................90 Brückentor.......................33 Buchdruckerei....................91 Burg.............................18 Bürgerbuch ......................17 Bürgerspital.....................16 Bürgerspital, altes..............23 Burgtor..........................14 Cölestinerinnen-Kloster .... 42 Dampfmühle, ehemalige ... 71 Deutschgasse.....................42 Diözesan-Lehranstalt.............54 Domkirche........................24 Domturm..........................30 Draubrücke.......................33 Draukaserne......................65 Drauschiffahrt...................74 Drausteg.........................57 Eisenbahn (Südbahn-Eröffnung) 11 Evangelische Christuskirche . . 100 Evangelische Pfarre.............100 Evangelische Seelsorge-Station in Windenan................131 Felbergasse......................38 Feuersbrünste.............64 u. 90 Feuerwehr, freiwillige .... 63 Fleischbänke .... .... 65 Flurnamen............ 55, 64 u. 94 Franziskaner-Kloster.............80 Franentor........................63 Freihans-Kaserne.................44 Friedhof, alter St. Magdalena- 34 Friedhof, kirchlicher............89 Seite Friedhof, Stadt-................105 Friedhof, städtischer............89 Fries'sche Stiftung..............15 Gasbeleuchtung...................45 Gasthof zum Hirschen .... 90 Gefangenhaus, ehemaliges . . 96 Gerichtsbalkon...................93 Gerichtshof .....................48 Gerichtsschwert..................93 Gerichtsstab.....................93 Gewerbliche Fortbildungsschule 61 Goldwäscherei ...................74 Gymnasium, k. k..................20 Hauptschule, k. k................61 Haushaltungs- u. Fortbildungsschule für Mädchen ... 35 Heilige Geist-Kirche.............23 Herrenhaus......................128 Hochwässer.......................73 Jnfanteric-Kadettenschnle, k. u. k. 40 Infanterie-Kaserne..............120 Josefkirche, St..................60 Jndenacker.......................57 Judenfriedhof ................... 8 Judenvertreibnng................. 7 Kadetten-Jnstitnt, k. k..........40 Kaiser-Denkmal...................40 Kaiser Franz Josef-Knabenhort 105 Kaiser Josef-Denkmal .... 62 Kalvarienberg ..................118 Kapuziner-Kirche................114 Kapuziner-Kloster................79 Karnersches Stöckl...............13 Karlik-Denkmal...................29 Kärntner-Bahnhof ...............128 Kasino-Berein ...................66 Katharina-Kirche.................77 Kernstocks Geburtshaus ... 31 Kindergarten, städtischer I . . 105 Kindergarten, städtischer II . . 59 Kindergarten, städtischer III . . 83 Kindergarten, städtischer IV . . 36 Knabenseminar....................21 Knabenoolksschule I..............60 Knabenvolksschule II............106 Knabenvolksschnle III .... 60 Seite Knabcnvolksschule IV .... 37 Kolonie, alte..................128 Kolonie, neue...................36 Kolonieschule ..................52 Krankenhaus, Allgemeines . . 119 Kreisamt, k. k..................42 Lagerhäuser der steiermärkischen Eskomptebank...............71 Ländhaus........................74 Lausgasse.......................82 Lebensmittel-Magazin der Südbahn . .'...................36 Lehrerbildungsanstalt, k. k. . . 20 Lehrerinnen - Bildungs - Anstalt, Landes-...................110 Lichtsäule......................29 Lorber-Mühle...................101 Mädchenvolksschule I .... 67 Mädchenvolksschule II .... 76 Mädchenvolksschule III ... . 110 Magdalena-Kirche................75 Magdalena-Stiftshaus .... 106 Malteser-Ordens-Kommende. . 77 Männer-Strafanstalt, k. k. . . 89 Marien-Kirche...................79 Marien-Säule....................54 Material-Magazin der Südbahn 128 Wellingerhof...................125 Mesnerhäuschen..................31 Militär-Berpflegs-Etablissement 49 Museum..........................35 Nationalgarde...................58 Natural-Berpflegsstation . . . 103 Oberrealschule, k. k...........113 Otto-Hügel......................69 Personalh Luser.................99 Pest und Pestfriedhof .... 37 Pfarrhaus, evangelisches . . . 118 Pfarrhof, alter.................86 Pikardie.......................126 Polizei-Arreste................103 Postmeister.....................90 Post- und Telegraphen-Amts- Gebäude....................31 Redemptoristen..................79 Reckturm .......................74 Reformation.....................25 Römerstein......................78 Salzburgerhof...................56 Schiffmühlen, obere............122 Schiffmühlen, untere............82 Schlachthof ...................101 Schmiderersches Armenhaus . . 105 Seite Schneider-Allee..................70 Schulschwestern-Kloster .... 69 Schwarze Kaserne.................88 Schwimmschule...................122 Sicherheitswache.................63 Sparkasse, Gemeinde- .... 86 Spitalgasse......................86 Stadtbeleuchtung.................45 Stadtfahne.......................93 Stadtgraben, nördlicher ... 99 Stadtgraben, östlicher .... 10 Stadtgraben, westlicher . 103 u. 104 Stadtmauer, nördliche .... 99 Stadtpark........................84 Stadtrechte...............17 u. 92 Stadtverschönerungs-Verein . . 84 Stadtwappen......................93 Stainzer Hof.....................15 Steinerne Brücke.................81 Stiftungshaus....................99 St. Magdalena-Stiftungshaus . 42 Studentenfahne...................93 Studentenheim, deutsches ... 52 Tabor............................33 Tappeiner-Denkmal...............112 Tattenbach, Erasmus Graf . . 43 Tegetthoff-Denkmal..............112 Tegetthoffs Geburtshaus ... 15 Theater....................... . 116 Transportsammelhaus .... 63 Truppenspital, k. u. k..........120 Turnhalle, städtische............61 Ulrichsfriedhof..................51 Ulrichskirche..........51 u. 114 Ulrichstor.......................19 Untere Lendgasse.................39 Unterfahrt................ . . 40 Urbaniberg .....................124 Versorgungshaus..................15 Versuchsstation, landwirtschaftl.- chemische...................123 Verteidigung Marburgs gegen die Ungarn...................98 Verteidigung Marburgs gegen die Türken..................129 Wassertor........................73 Wasserturm.......................73 Wasserwerk......................121 Weinbauschule . .'..............126 Wetterhäuschen...................24 Widmungssäule....................85 Windischgasse....................15 Zeitung, Marburger...............91