kaibacher Wochenblatt znm ^ Nußen und Vergnügen. Freitag den 3. Oktober lö »7. Auszug aus einer Chronik, die Joseph von Furtenbach, Rathsherr und Architekt, in der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts in Ulm schrieb. (Beschluß.) x^onsten war es Kriegs halber sehr still, denn man desselben ganz und gar vergessen hatte; aber jedermann sagte von Sterbend. Zu der Zeit war Essen und Trinken znr Genüge in der Stadt , und ging uns fast wilden Kindern Israel in der Wüste, da die Fülle d«r Wachteln kam da sie alls satt wurden, da nahm die Pestilenz den mehren Theil Menschen hinweg. (So geht Sterben und Elend fort bis zum 3«. August, so daß wöchentlich 600— 700 Bürger starben, dann fährt Hr. v. Furtenbach fort.) Den Zi. August kontinuirte das Oter-ben5 noch , «her nicht mehr so gar heftig, es nahm aber hinweg so wohl die Herrn Pktrm s Geschlechter, Nathsyenn, Dok-tores, Apotheker, Krämer nndguleWerk- 5 meister, aber am meisten gemeine VurM und war also ein allgemeines starkes Ster« bend , dadurch die ganze Stadr also inft-zirt (aber die meiste Ursachen war diese, daß so gar keine rechte scharfe Ordnung gemacht wurde). Die Regenten ließen es gehen wie. es gehen wollte, gedachten nicht, daß es chnen auch gelten mochte. Daß man wohl glauben könnte, daß allwege unter drei Häusern zwei davon infizirt gewesen, denn alles Volk gesund und ungesund liefen durch einander, ohne einiges Abscheuen. Man zechete in den Wirthshäusern , und war das Gesäuf unter dem gemeinen Pöbel größer denn je. Die gee sunde Burger, Bürgerinnen und derselben Kinder, die liefen aus eignen freien Willen in das neue äußere Brechhaus hinaus, (darinn anjetzo bei 400 insizirten Menschen lagyn) i" ihren kranken Freunden, brachten ihnen Essen, Trinken und Bettgewandt, kamen dennoch wieder in die Stadt herein in ihre Häuser, und infizirten also eins das Andere, ja die ganze Stadt wurde solcher Gestalt verunreiniget. Da war niemand der mit Ernst «bzuwchren ihu angelegen ,eyn ließ, dieses große Unheil ab- zufchaffen. Vergleiche« große Gefahren sind nicht bald erhört worden, und war das Volk so^frech, plump und bestialisch, daß sie nichts darnach fragten sie leben oder sterben, keine Vuß noch Bereuung der Sünden (obschon die Geistlichen Herrn Prediger das ihre mehr wie wohl dabei thaten , vuf den Kanzeln j>ar redeten, daß man gute Ordnung machen sollte) aber Niemand konnte die Negenten aufwecken , lvar umsonst, denn die Verstocku.ig zu groß. Gott aber that große Wunder an denen, die es gut und recht memten , denn obwo-len alle Herrn Prediger zu allen und jeden Kranken gegangen, ist doch nicht einer gestorben. Das thäte Gott zu großen Wunder , war nit bei den Leuten , und obschon die Regenten vermeint gehabt, sie hatten die Bauern in der Stadt salvirr, so starben sie doch jetzo in den Dörftrn einweg wie die andere dahin , also daß es fast ein Wildprett ist, wenn man einen Bauern sieht u.s. w. Von Krieg aber war es so stiil, daß Niemand nichts davon hörte noch wußte, sondern ein jeder sagte von Sterbend, und sah man den ganzen Tag über die Todten-bahren durch die Gassen tragen, und andre ganze Karren voll todler Bettlsr hinausgehen. Also war der Jammer noch groß, aber niemand nahm es zu Herzen. Die gemeinen Leute erbten einander; da waren ^e lustig und jprachen: wir müssen ein Herz trinken , und nahm^das Fressen und Saufen sehr übertzand u. s. w. 7ten September. Also rnmorirte die Pest ooch noch sehr, und wurde jedem eine neue Bahr oder Sarg gemacht, dahero olle Schreiner der ganzen Stadt so viel' nüt Bahren zu schassen gehabt, daß sie unwillig und müde darüber wurden. Es lagen viele hundsrt ^eere Bahren auf Hem Gottesacker, die chate niem ha»fsnweiS verbrennen (die mächten , ein großes Ab? scheuen, und mußte man drei besondere Mann halten , die diesem Verbrennen abwarten musten, davon denn auch zwei danach gestorben sind). Der gemeine Po« bel war noch allweil froh, sie liefen zu< sammen, fraßen und soffen, wollt niemand mehr arbeiten , ein jeder that von seinen Freunden Erb einnehmen, und sprayen: wir wollen noch zur Letzt lustig seyn; wer weiß wie lang wir leben? Dann allS'H die Fälle vorhanden. Man that auf einen Tag 70 dor schönsten und besten Nngcrochsen schlachten, so man mit Augen sehen konnte, und wurde alles aufgekauft. Wein war auch zur Genüge , die Maas 15 — 16 Kreuzer, zu haben; und es war unter den gottlosen und frechen Leuten ein Iubilo u. s. w i>6len Oktober ließ die Pestilenz mn etwas nach, doch starben noch täglich 16 ^ 20 Burger, Weiber und Kindern dahin u s. w. 4ten Nov. hatte die Pcst Gottlob ziemlich nachgelassen, also dann jeyo über 6^ L bis 9 Personen täglich nicht begraben werden , und war die Theuerung in Kor» sehr groß , und um Geld ,nicht zu bekommen. Am i2tcn deno hat die Pest noch mehr nachgelassen, also daß manchen Tag über Z - 4-^5 Menschen mcht gestorben sind ; und waren zu der Zeit nur 400 i«-sizirte Menschen noch im großen Lazare-the, aber das innerts Brech^nscherershaus war noch alle erfüllt u. s. w. ( Nun kommt wieder Kriegselend 5 Kaiserliche, Spanier die plündern und sengen, dann fährt er nach dem I4ten Nov. fort) „der gemeine Pöbel aber ließ sich wenig anfechten, fraß mW trank, nnd gmg allen Wollüsten AKch^kG hielte man Hochzeiten die Flills, daß manchen Tag vierzehn Ehen enigesegnet wsr-den , und war eben em gute, "Mut. Den 2äten detto ließ Gottlob^ d. s Sterbend nach, daß au diesem Tage nur ein Kind auf dem rechten bürgerlichen Gottesacker ist begraben worden. Dem allmächtigen Gott fti dafür Dank gesagt und so weiter. — Sind in ganzen gestorben 4000 Burger, 5100 Bauern und Landvolk, 5280 Bettler und arme Leute. Darunter ein Doktor der Arznei, 40 Todtengräber, etliche Balbisrer. Rm4tsn Iennor 1636 waren 21 Hochs zsiten, und gab, es eben viel neueEhelcu-te, am 1 iten detto wurden die Schulen wiederum eröffnet, und wurde auch detto der Frau H, Hans Abraham Ehinger wiederum die erstc Leichpredigt gehalten. N eue Erf i n d u n g. Die Mainzer Zeittmg enthalt Folgendes aus Mainz vom 12. September: Im Jahrs nach Christi Geburt 1436 erfand, wie die ganze Welt weiß, ein ^' a::,z?r die Buchdvncknkn'.lst; was absr Die Welt noch nicht weiß, sondern durch dl^e Blätter erfahren soll, ist: daß im ^a.)re. 1,817, in der N^cht zwischeu dem 24. und 25 August, cin Mainzer, näm-nch 5)err Heimick Peters , das seit Jahrhunderten vergeblich g:suchte ?ärpel.umn M'»d,!^; zwar nicht in loco Mainz, sondern in Brüssel, ^0 er^sich in diesem Augenblicke aushält, erLunven hat. Gedruckte Al!künd;gtt>,ge'.'l von dicfer wicbtigs sien aller Entdeckungen silld au verschiedene hie> wohnende Freunde und Bokanme dos Erfinders gekommen. Wir haben eine solche yyr z^^ ^^^^ ^ ,^ny evjchren da- dnrch, daß die Don Herrn Peters erßm^ dene Maschine ,,,solvohl siir Kaiser, Könige und Fmstni, als auch den Geringsten des Publikums nutzlich und anwendbar sei; Kaisem, Kömgen und Fürsten können solche im Kriege dienen, Men-Ichenblut zu ersparen, den Sieg erleichtern und besördern. Man kann sie mit S^cln bewaffnen, und dadurch ganze Schwadronen Kavallerie bilden, ohne daß die Eabel von Jemand geleitet werden; s,e hebt solche selbst auf und kann durch ihre Schnelligkeit den Feind leicht überfallen. Ganze Batterien können an diese Maschine angebracht wßrdeu, zvelche ihre Munition mit sich führen, und selbst laden und abfeuern. In Gegenden oder zu engen Wegen, wo das Umkehren schwer oder fast unmöglich ist, so wie auch bel Rückzügen , geht diese Maschine ohne sich zu wenden oder gewendet zu werden AnH ohne Gefahr den gemachttn Weg gerade wieder zur'ick. Für den Handelsstaud lst sie besonders nützlich, ind^lt er die Waaren entfernter Länder wohlfeiler beziehen kann. Da diese Maschine zn Land 100 Stunden in i2 Stunden zurücklegen kann nnd zum Transporte der Waaren bei einer Entfe nung von 1.00 Stunden mitgcwö'hni-lichcm Fuhnveif 14 bis 16 Tage erfordert werden. so k^nn nmn ZnU dieser Mascbms solche in höchstens zwei Tagen an Orte und Stelle bringen. Wenn die-, se Maschine in diM vorigen traurigen Jahre schon erfunden worden wäre, ,würde sie die allgemeine Noch und Vieles haben lindern können. Man würde das Getreide aus den innern russischen Provinzen entweder zu der rechten schiffbaren Zeit in die Häfen der Ostsee haben bäigcn , oder die Transporte in jede. Iahrs;eü zu Lands bewerkstelligen können. Da, wie schon bemerkt, dls Kraft dieser Maschine, nach Maaßqabe ihrer Vergrößerung, kann ver, ' mehrt w:rdsn, so läßt sich solche anch bei der Sckifffahrt anwenoen , und zwar in einem solchen Grade, daß die Schiffe den Stürmen entgegen segeln, ihre Ankunft bestimmt unv die Gefahr vermindert werden kann. Die Uhrmachern wird dadurch ein ganz anders Systcm annehmen. Die vermittelst dieser 'Naschine gehenden Uhren übertreffen selbst durch lhrs Einfachheit die künstlichen und nützlichen anämischen S^uhren; sio werden richtiger als alle andern gehen / indem dabei Gewicht, Federn, Aufziehen, erspart werden- V:r-mittelst dsr Kraft uno Geschwindigkeit der Maschine kann ein Gutsdesüjer, der zur Bebauung seiner F.'ider 3 Wochen brauchte , solche jetzt in einigen Tagen in Drds nung bringen, indem er zugleich Wägen , Säen und Eggen kann. So wie bei der Bebauung und Aussaat, verhält es sich «uch bei d?r Erndts , beides kann geschwind der getzon als g!loöhnlich, und dabei die günstigste Wnttrung gewählt werden:c." <^u2e, <^m!!>l, ^ q^Lnia'. > Nach der Versicherung des Erstnders hat ihm ein Englands bereits üine Million (Gulden ? Franken? Psnad?) für sein Geheimniß gebothen. Allein aus angestamnuem Patriotismus sollen deutsche Fmsten den Vors kauf haben. Schließlich theilen wir, zum Nutz und Frommen aller vaterländischen Freunde der Künste und Wissenschaften, hier die Adresse des Erfinders mit: H, Nr, 465, Zr^5 1e ^r