LllibllchtlOMtlmg. Nr. 8tt. Prä«» m^rationllprcis : I»! Lomvtoir g>'nzj. fl. l>, hallj. f>. 5>.5>i,. isiir die ^ustrüung ins Hnus lialbj. 5.0 lr, Mit d« Post ssauzj- s>- »^ ha>bj. f>. ^.5<). SlMlst,!«, «. 'April Instr fi.; lonst pr. Z-ilc lm.filr., iim. «lr., :!>!>, is» lr. n. s. >r. Iüscrtioüsstciüpel j^tcsill. !«>s>. l«7«. Amtlicher Theil. Kundmachung dls /»»«nümmftcsium« »nni Womit ein letzter ZinseutcKlnu für eil'ilir zur Couvelli rung bestinnnte Gattungen der allgsmciucn Staatsschuld festgesetzt wird. Kraft der mit dem Gesetze vom 24. Mä,z 1870 (R. G. Bl. Nr. 37) etthcilten Eiinächligung wird für »achfolgendc Glütuugcn dcr Staatsschuld als lctzlcr Ziu< sentermin, an welchem noch ans G,u»d der bisl'crigen zur ConvcrtilUi'g bestimmten alten Schuldtitcl eine Zinse»' zahlung geleistet wird. festgesetzt: 1. Filr das Silbcranlcheu vom 11. Mai 1864 der 1. November 1870; 2. für das Silberanlehfu vom 23. November 1865 dcr l. December 1870; Z. fü> das ConvcrtirungSanlchcn uom 1. Juli 1849 für cavitclisirle Zinsen und Staatslotto-Anlchens' l>cwiunstc, für da« Anlchcn vom 30. September 1851, Serie v, fiir das in England ncgociirte Anlehcu vom Itcn Juli 1852, für das Silberanlcheu vom l. Juli 1854 in Frank» fürt nnd Amsterdam nud für das in England negociirte Anlehcn vom Jahre 1859: der 1. Jänner 1871; ! 4. für die mit 1 pCt. verzinslichen C.»M Anlehen» Obligationen dcr 1. Jänner, beziehungsweise der 1. Februar 1871; 5. für die mit 2^ vCt. verzinslichen C.'M.An-^henSobligationen der 1. November 1870, bczic» liunqs weife dcr 1. Jänner, 1. Februar, 1. März nnd 1, April 1871; 0. für die mit 3 pCt. verzinslich,!, C. M.-Anle. hensoblissationcn der I. December 1870; 7. für die mit 4 pCl. verzinslichen C.olnu!c» Uüd wird die wcilcrc Verzinsung nur auf Grund dcr ncucn (Convcllilungs ) Schuldtitcl gleistet werdcn. Der lrtztc Zinscntcrm,!, für die allen Schuld-litcl der in oolslchc>,l,er Kundmachung » i ch l bczcich ncteu Galtniia.cn dcr Staott'i^uld wird späte, festgesetzt lvcidcn, Wien, am 2. 'April 1870. Brestcl m. p. Sc. l. und k Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Enlschlicßnüss vom 20. Mälz d. I. übn Antrag des Ncichl'lanzlcr?!, Ministers dcS leserlichen Hauses und des Acußc,n, die Erhebung der bikherigen t. und l. Coi'sulaia^clUie i» Suez zn einem als wirt-l'cher Slaatsdienstposlcn systemisitten Lolisulat^ aller' anüdigsl zu gcnlhmi^n »nd den dcrmali^en Honorar. Viccconslll in Adrinnopcl, Wilhelm v, C n m l r l o h e r, znm Consul auf den, ycdachlen Posten hnldlcichst zli ernennen a/ruht. Se. l. und l. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Eotschließung vom 19. Mälz d. I. drn Docenten dcr Fuiidamcnlallholnqit an der theologisch!»!' Facnltät der Wicncr Uüiveisilä! Dr. Martin Vancr ^um wiltlichcn. besoldeten mihcrprdcl'tuchm Piofcsso, der gsna»ngnädigst zn ernennen ssrinlit Strcmayr m. p. Der Justizminislcr Hal den Gczirlsrichter in Tscher« nlMbl Iohaliu 3 oa. er zum ^andlSgerlchtSrathe l>ei den« Kreiegerichle Nudolfsmerth cinannt. Dcr Iustizminister hat den Auscultanten Dionis P0 lau Ski in Lemberg z»m VczillSgciichtsudjuncten für Sanok ernannt. Der Illstizmmistcl- hat der« Hilfsümterdirector des Kreisgerichles ^col'cn Oswnld S l r a ß n i a a zum Hilfe» ämterdircclor bei dcm Lant'cclqclichtc zil'igciiflir! cll!t,,ml. Der Iustizininistcr hat dc» Hilfsamlcrdireclor Johann Parizck zu Olmütz zum HilfSümleldirector bci dem Laudcögcrichte Troppou ernannt. Nichtamtlicher Theil. Vom Concil. Der authentische Wortlaut dcr Einleitung zum Man-bcnsschcma lautet nach dcr ,,A.« A.- Ztg." in deutscher Ucbcrschuua, : Pius Äischof, Knecht der Knechte GolteS, unter Zustimmung des hcil. Concils zu cwigcm Andcnleu. Dcr Sohn Gottes und des Menschengeschlechts E^ löscr, Unser Herr Jesus Christus, hat. im Begriff z»m himmlischen Batcr zurückzutehren, verheißen, daß er mit seiner auf Erden strellcndcn Kirche alle Tage sein werdü bis ans Ende dcr Welt. Darum hat er seiner geliebten Grant nähr ;u sein, der lehrenden beizn stehen, dic wir» lcndc zn segne», der gefährdeten ,u helfen niemals auf^ gehört. Dicsc seine hcilbrii'ftcndc Fü,sorge aber hat sich lhcils durch unzählige sonstige Wohlthaten erwiesen, theils am deutlichsten geoffcubarl durch die Früchte, so der chrislüchcn Wclt auo den ökumenischen Concilien, und sonderlich aus dem obwohl in „ngnnstigen Znllaufen abgehaltenen Tridcntiniscben in Fülle erwachsen sind. Denn durch dieses wurden die heiligen Dogmen der Religion fester bestimmt und reichlicher erläutert, die Ir,lhilmcr verdammt und gebändigt, die lirckliche Zucht wiederher» gestellt und silicrer gefestigt, wurde der Eifer für Fiöm» migkcit und Wisscxschaft im älerus gefürdert, wurden den zum heilige!, Dienst zu erziehenden Jünglingen Collegirn verschafft, wurden endlich die Sitten des Christenvoltcs theils durch eifrigere Güdnng der Gläubigen, theils durch vermehrten Ocbrauch dcr Sacrament« erneuert. Durch dasselbe lam außerdem eine engere Oemein-ickaft der Glic^cr mit dcm siljlbarcn Haupte, und wurde dem gesammllN mystischen i^eibe Edristi derflilllte Kr^st zu Theil; wurden dir religiilsi-n Verbindunqen und andere Institute der christlichen Fiömmigleil vermehrt; von dort« her auch jener anhaltende und bis zur Hingabe des Gluts andauernde Eifer in dcr Äusbrellung dc« Reiches Christi über die weite Well. Jedoch, indem wir dicsc und viele andere Vor« theile, welche die göttliche Güte besonder« vermittelst dcr letzten ökumenischen Synode der K,rche gespendet hat, wie billig mit danttiarem Herzen anerkennen, vcrn,vaen wir nicht ui'slin bittern Schmerz zurückschalten über die schweren Uebel, welche besonders daraus entsprungen smd, daß bei schr vielen entweder die Autorität eben jener hochheiligen Synode verachtet oder ihre weisesten Beschlüsse mißachtet worden sind. Jedermann ja weiß. daß die Ketzereien, welche die Tridcntinischcn Bälcr verdammt haben, indem man die göttliche Unterweisung der Kirche verwarf und die religiösen Dinge dem Urtheil jedes Einzelnen preisgab, allmälich in vielfache Tecten sich ausgelöst haben, durch deren gcgcnscitigc Widersprüche und Zanlereicn endlich jcdcr Glaube an Christum dei Vielen erschüttert worden ist. Daher wird dic heilige Vibcl selbst, welche vor» dcm als dcr christlichen ^ch:e geliebte Quelle und Rich» lerin galt, schon nicht mehr snr göttlich geachtet, ja sie wird den mylhischcn Märchen beigezählt. So erwuchs und verbreitete sich weit über die Well hin jcnc i?chre diS Rationalismus oder Nalura« 'Il'llilll'lml. Pcr Kaffee. Die ursprüngliche Heimat des Kaffecsttauchs und der Ursitz des KaffcctrinlcnS foll Abcssyuicn sci»; hier soll der Strauch in dcu Gebirgen von Enarc^ und Kaffa noch heutzutage stellenweise a» steinigen Abhängen, ähnlich wie Wcideligebüsch, wild vorkommen; er soll sich aber auch durch ganz Millclnfrika bis nach Guinea und Scuegambien zerstreut vorfinden. ?ln dcr Wcsttüstc lommt er angebaut und verwildert in mehreren Formen vor. Freilich kann man aus dein Vorhandensein wilder Kaffeestränchcr durchaus nicht mit Nichcrheil auf dic ^svniiiglichc Zugehörigkeit dcö Gewächses schließen. I» Südasieu und auf dcn Sunda-Iuscln wcis; man z. Ä., daß zahlreiche Kaffeesträuchcr in den Waldnngcu von cmcm der Zibcthkatzc ähnlichen Thiere, der 'Vivorril, 'm^»^a, dadurch angesät werden, daß selbiges die reisen Kaffccbccn'n in dcn Plantagen verzehrt nnd die von"sich'^'l)t ^""""l""c derselben lcimiräflig wieder c^i^i,d war weder me (^n s och c,. V«cchu. damit betraut, die Mcn- scheu ans d cs G »chent dcr Natur anf.m'ls.m zn machen. wohl abcr schrc.bt cme arabische Gage dies Verdienst Z.cgen z». die von den Bohnen und Glättern geschmaust uiw dann während d.r Nach«, stall zu schlafen, ihrc Zicgcn' und Gockssplüngc gemacht hätten.! Abcssynischc Christen bezeichnen dcu Prior cineS Maro- , nitcnllostcrs als Denjenigen, der zuerst den Kasfectrauk! seinen Mönchen reichte, um sie bei den nächtlichen Gc«! beten munter zu erhallen; die Muhamcdaner dagegen^ nehmen diese Ehre für ciuen ihrer Nechlglänbigen. den l Mullah Chadclly. in Anspruch, der seine Derwische da» mit delcctirtc, Vo:i Abcssy„icu aus scheint das Kaffcclrmlcu zuerst nach Persicn gclommcu zu sein. Es sind Nachrichten vorhanden, wclchc dcSscll'cu schon ums Jahr 875 in Pcrsicn erwähnen. Der gelchllc Araber Scheha-bcddin-Gcn berichtet, ein Mufti von Ad.-». Gcmaleddin mit Nan'cn. habe den Gcbrmlch des schwarze,, Trankes bci dcu Per» scru gesehen und denselben i„ Aden eingeführt, van wo aus dicsc Gewohnheit rasch durch Arabic,, nnd Egyptcn sich verbreitet hlidc. Lcinc Einführimg i» Arabici, soll nach Scheit Abo Alkades Cbn Mohauieds Bchauplung ^1500) gegen dcn Anfang des 15>. Jahrhunderts stall gefunden l>bcn. schon 15H war das Kasfcctrinkei, in Mclla gemein und lialtc dort auch zuerst sein Märlyrerthum ! zu bestehen. Einem neu ciuqrsctztcn Statthalter. Chair Beg, dünkte dic neue Hilte bedenklich; der Kaffee erschien ihm als aufregendes Getränk gegen die Satmugen des Koran und er setzte deshalb ciucn feierlichen Gerichtshof ciu, dcr über die Zuläsfigkeit sciues Genusses ciUssl!eik>cu sollte. An dcr Spi^c dcssclbcu präsidirteu zwei grlüi^clehrtc arabische Aerzte, die Gebrüder H.ilim.mi. und diese erklärten, wie um» sagt. nach daiualigcrKuxslsPiachr, deu Kuffec füi-..lalt uud trockcu," deshalb vcr>ue>slich, Dcr Kaffee wird förmlich j in den Bann gethan und pi^ph^cit: „dic Gesichter allcv Kafft^liinler würdcu eiust au, Tagc des Gerichts noch schwärzer erscheinen, als dcr Kaffcctopf. auS dem sic das Gift getrunken." Die Kaffeegesellschaften dcr betenden Derwische und nichtbetenden sonstigen Muselmänner wurden aufgelbst, die Kaffeehäuser verriegelt, die Verrathe der Kaufleute dcn Flammen übergeben und Jeder, der des heimlichen Kaffctrinlcns überführt werd.n wurde, mit Gastonadc nnd einem Nill durch die Stadt verkehrt aus dcm Esel bedroht. Das scharfe Gesetz ward zur Sans< tionirung nach Cairo an deu 3.,ltal, sscmsu Algusi ge« scudet; dieser abcr vcrweige, tc dic Grstäli 4 crrichtclen zwci Männer auS Aleppo und Da-'maslus unter Zulta» ^oliüiai, daselbst die ersten öffent» 'üchcii KaffcclMifer (Nhawa. Khanchs^ mit allem mög-! lichen oricolalifcheu Comsort. Dieselben erhielten bald im Mnnde des Volles den Namen ..Schulen der Erkenntniß." winden aber. da mau iu ihnen zu stark po-'lilisirlc, unter Sultan Murad II. eine Zeit laug geschlossen. Im Ial?lv 157"» traf der Angsburger Arzt peon' !)Aianan, Gouverneur von Cayenne, in letzterem Lande die ersten Kaffee» baumchcn, die er sich noch auf verstohlene Weise ver« schaffen mußte. 1730 wurde die erste Plantage auf Guadeloupe und durch Nicholas Lewes desgleichen auf Jamaika angelegt. In Costa-Nica ward die Cultur des Kaffeestrauches sogar erst 1832 durch den deutschen Kaufmann Ednard Wallerstein eingeführt. dritte feierliche und öffentliche Sitzung abhalten wird. Es sollen in derselben die ersten Decrete und Bannflüche als fortan zu Recht bestehend promulgirt werden. Das Fest des heiligen Leo, fügt das Jesuiten-blatt hinzu, wird zwei Dinge in Erinnerung bringen: Erstens wie alt der Glaube an die Unfehlbarkeit des Papstes ist, indem ein Concil von dem heiligen Leo, dem Papste Leo dem Ersten, sagte: „?6t,run psr I.60U0U1 I0cutu8 63t (Petrus hat durch den Mund Leo's gesprochen)," und zweitens wie gesetzmäßig und den Traditionen conform dic für das gegenwärtige Con^ cil vorgeschriebene Geschäftsordnung fei. Graf Daru hat seine Antwort auf Cardinal Antonelli's, die Zulassung eines französischen Ge-sandlen zum Concil betreffende Note, noch nicht abgesendet. Der Minister hat sich vorläufig an die katholischen Mächte um Unterstützung seines Vorgehens gewendet, und dieselben sollen bereit sein, das französische Cabinet im Vorgehen gegen die päpstlichen Prülensionen zu unterstützen. Das „Journal Officiel" veröffentlicht ein langcS Rundschreiben dlS Unten ichtsmimslcrs Herrn S c » gris an die Präfccten, welches sich mit dem Volks-unterricht beschäftigt. Der Minister constatiit, d.'sl noch 300.000 Kinder au diesem Unlercicht gar nicht und 150.000 Kinder nur in unzulänglicher Weise theilnchmen. Der Minister läßt die Frage der absoluten Uncntgelt» lichteil offen und ordnet nur an, daß alle Zöglings, welche ihre nothdinftiac Lage geltend machen, gratis zugelassen werden sollen. Er verspricht ferner bedeutende Staalssllbuentlonen an die Gemeinden zur Ver« mchnma. der Schulhauser und Wendel sich aufmunternd an die Initiative der Privaten und dcn Eifer der Schnl-oorslehcr, welchen letzteren noch einmal eingeschärft wird, daß cs mit ihrer Rolle von politischen Wahlagcnten cm« für allemal vorüber ist. Die Fenier scheinen sich wieder zu rühreu und den beiden am 2. d.M. aus Irland gemeldeten Beschlagnahmen von Waffen ist eine dritte in Schottland auf dem Fuße gefolgt. Aus Glasgow wird nämlich berichtet, daß die Polizei in dem Hause eines gewissen John Macnamara, der im Verdachte steht, ein Anhänger des Fenicrthums zu sein. ein Faß mit 30 neuen sechsläufigcn Revolvern nebst 14 Packeten zugehöriger Patronen in Beschlag nahm. Macnamara und seine Frau machten die verdächtige Aussage, ein Unbekannter habe das Faß in ihrem Hause zurückgelassen. Abermals ist ein italienischer Polizeibeamter meuchlings ermordet worden. Der Delegat für öffentliche Sicherheit, Namens Campanolli. der zum Ersatz für Cattaneo. den Mörder des Generals Escofsier, nach Ravenna geschickt worden war, ist in Lugo auf öffent« licher Straße in der Mittagszeit ermordet worden. Die „Opinionc," dcr wir diese Meldung entnehmen, fügt hinzu, daß er einer der besten Polizeibeamtcn war und daß nicht bekannt fei, ob man des Mörders habhaft geworden. In Palermo wurde eine mazzinistischc Verschwö« rung entdeckt und ein großer Vorrath von Waffen und Munition conflscirt. In Parma haben neuerdings Demonstrationen stattgefunden. Eine merkwürdige Nachricht kommt heute auS Warschau. In dortigen clcricalcn Kreisen soll man sich erzählen, daß der Papst allen Ernstes mit der Absicht umgehe, die katholische Kirche in Polen und Litlaucn in Missionszustand zu erklären: d. h in der« selben Weise zu behandeln, wie die unter dem Drucke schwerer Verfolgung lebenden katholischen Kirchen in China und Japan, dic von außerordentlichen Missionären verwaltet werden. Die Diöcesen würden dann conse< quenterweise auch als in partiduu itiftdulium gelegen betrachtet werden. Von den neuerdings wieder aufgenommenen Unterhandlungen zwischen der russischen Regierung und dem päpstlichen Stuhle erwartet man, wie der Ostsee.Zeitung geschrieben wird, in Warschau nicht den mindesten Erfolg. Sitzung >es Herrenhauses. Wien. 6. April. Vor Beginn der Sitzung bilden sich im Saale einige recht interessante Gruppen. Die eine besteht aus Graf A. Auersperg. Fürst Carlos Auers-perg, Graf Wrbna und Graf Rechberg, die andere aus Graf Wickenburg, Minister Stremayr und Professor Unger; Freiherr von Lichtenfels spsicht sehr eifrig mit Freiherrn von Schmerling, während Fürst Auersperg auf den eben eintretenden Minister Gislra zueilt, um mit diesem eine lungere Conversation zu entriren. Der Präsident Fürst Carlos Auersperg eröffnet die Sitzung weniac Minuten vor 12 Uhr. Auf der Ministerbanl: Hafner, Gislra. Bre-stel, Plener, Stremayr. Auf Antrag des Hofrathes RokitanSly wird das Gesetz über das Medizinalwesen als dringlich behandelt werden. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist das Gesetz betreffend die Regelung der polizeilichen Abschaffung und des Schubwesens. Berichterstatter Graf Hartig verliest den Bericht. In der Generaldebatte ergreift v. Hye das Wort. 569 Im Hcrrenhause wurde heute nach einer eingehenden Aufklärung des Ministers Gislra iiber die Entwicklung dcö Gesetzes, betreffend die polizeiliche Abschaffung und das Schubwesen, dcr Entwurf in zweiter und dritte»,' Lesung angenommen. Die hierauf vorgenommene Wahl von ncun Mitgliedern in die Civilproceßordnuligscommission ergab folgendes Resultat: Dr. Felder wurde mit s>8, Ritter v Hcin, Freiherr v. Pratobevera, Freiherr von Simonowicz, Freiherr v. Haerdtl mit je 67, Ritter v. Schmerling und Hofrath Unger mit je «6, Ritter v. Hye mit 49, Freiherr o. Resti. Ferrari mit 38 Stimmen gewühlt. Die Commission wählte darauf den Ritter von Schmerling zum Obmanne und Ritter v. he in zu dessen Stellvertreter. Graf Kufstein begründet seinen Antrag: „Der Ministcr der Justiz sei zu ermächtigen, für künftige Fälle im PerordnunaSwcge die angcsuchte Ausdehnung und Arrondirung eines Fideicommisses bis zu einem Complete von 30 Joch zu genehmigen." Derselbe wird der Commission für die Angelegenheit des Czernin'schen Fideicommisses zugewiesen. Der Gesetzentwurf, betreffend die Steuerbefreiung neuer Eisenbahnlinien, sowie die Stipulationen. betreffend die Schiffahrt am Pruth und das Gesetz über die Gehalte der Professoren werden ohne Debatte angenommen. Berichterstatter v. Millosic erklärt im Namen der Budgetkommission, im Hause die Beschlußfassung Über folgende Resolutionen zu beantragen: I. Die Regierung wird aufgefordert, die Gehalle der Professoren aller theologischen Facultäten in einer, dem vorliegenden Gesetze entsprechenden, die thunlichste Gleichstellung anstrebenden Weise zu erhöhen. 2. Die Regierung wirb aufgefordert, in der nächsten Reichs-lathssession eine Gesctzesvorlagc einzubringen, durch welche die Ingcrcnz dcr Bischöfe auf die Ernennung der Professoren der Theologie an den Facultüten der Uni« versitätm normirt wird. 3. Die Regierung wird aufgefordert, rücksichtlich der entsprechenden Regelung der Gc« ' halte der Professoren der Akademie der bildenden Künste in Wien ehestens eine Vorlage einzubringen. -- Auch diese Resolutionen werden ohne Debatte angenommen. Hofralh Rotitansly erstattet mündlich Bericht liber das Gesetz, betreffend die Organisation des Sanitätsdienstes, und beantragt, daS Gesetz in der vom Abgeordnetenhaus«: beschlossenen Fassung on dioc anzunehmen. (Wird angenommen.) Nächste Sitzung morgen 11 Uhr. Die Adresse des Abgeordnetenhauses lautet: ..Euer l. k. Apostolische Majestät! Die politische ^age, welche durch die Entfernung ganzer Gruppen von Abgeordneten aus dem Reichsrathc und, im Zusammenhange mit dieser Thatsache, durch den NüÄlritt dcS gegenwärtigen parlamentarischen Ministeriums geschaffen wurde, nöthigt das HauS der Abgeordneten. Euer Majestät seine Anschauungen mit ehrfurchtsvollster Osfcn< heit auszusprechen. Ohne auf die Motive einzugehen, welche jene Abgeordneten veranlaßt haken mögen, die Vertretung ihrer Länder im Reichsrathe für einige Zeit ganz oder theil-weise zu beseitigen, muß das Haus der Abgeordneten doch sein tiefes Bedauern üdcr diesen Vorgang aussprc« cheu, weil hicdurch der conslilutioncllc Boden, auf welchem allein nationale oder politische Differenzen zu einer staatsrechtlich giltigen Austragung gelangen lünncu, von jenen Abgeordneten verlassen wurde. Indem wir nun Ereignissen gegenüberstehen, welche möglicherweise line bedenkliche Wendung in dcr inneren Politik zur Folqc haben tonnten, fühlen wir unS verpflichtet, unserem unverbrüchlichen Festhalten an den in uüscrcr ergebensten Adresse vom 28. Jänner d. I. ausgesprochenen Ansichten im Namen der durch unS vertretenen Bevölkerung feierlichst Ausdruck zu gebön. Der österreichische Rcichsgcdankc ist c«, welcher unser politisches Streben immerdar leitete. In dcr par« lamcnlarischcu Einheit der im Reichsrathc vertretenen Königreiche und Länder erkennen wir die einzige verlaß liche Bürgschaft des MachlbcstandcS Oesterreichs, dcr Freiheit seiner Bürger, dcS Schutzes aller seiner Nationalitäten. Die berechtigte Autonomie der Kronläudcr in ihren inneren Angelegenheiten darf in die Machlsphäre der Kaiserkrone, dcr NcichSvcrttelung und dcr Regierung in Rcichsangelcgcnheiten nicht eingreifen. Die freie Bewegung der staatlichen Bestandtheile muß cinc Begrenzung finden in den Bedingungen einer lebenskräftigen Existenz dcS Staatsganzcn, sowie in der Nothwendigkeit emes Schutzes für die Freiheit dcr einzelnen HlaatS-vmger und fur die nationalen Minoritäten, welche Bc< dmgungcn u.,d welchen Schutz nur cinc in ihrem Bestände gesicherte Reichsgesetzgcbuug. sowie eine starke Relchsgewalt gewähren können. Die dnrch den Ausgleich m,t Ungaru geschaffene Zweithcilung dcr Monarchie er-höh noch dle pol.t.sche Nothwendigkeit einer parlamcn-tar.schcn Einigung und einheitlichen Regierung der diesseitigen Rclchshälfte. " Soll Oesterreich ein monarchischer Sladt soll es eine europäische Macht bleiben, dann dürfen seine Bc standtheilt nicht bloS durch das Band einer Confödera-tion lose zusammengehalten sein. In dcr Einheit und Frcihcit liegt Oesterreichs Macht und Größc. im Föderalismus würden Oesterreich und seine Freiheit eine leichte Vcutc ihrer Feinde. Von diesen patriotischen, österreichischen Gesinnungen geleitet, würden wir daher keiner Regierung unsere Unterstützung gewähren können, welche, den RcchtSboden oder den Grundgedanken der gegenwärtigen Verfassung verlassend, das Schwergewicht dcr Gesetzgebung und der Administration in die Landlage verlegen und die Rcichsvertrctung und Rcichsregierung in ihren wesentlichen Attributen schmälern wollte. Wir müssen Bestrebungen entgegentreten, welche mit Gefährdung dcr verfassungsmäßigen Selbständigkeit der gegenwärtig bestehenden Königreiche und Länder die Schaffung neuer staatsrechtlicher Gestaltungen bezwecken. Und da unser Ziel das brüderliche Zusammenwirken gleichberechtigter österreichischer Völker, nicht aber die Hcgcmo» nie cincS Volksstammes, so könnten wir auch niemals verfassungsmäßigen Einrichtungen oder Regicruiiasmaß-regeln unsere Zustimmung ertheilen, durch welche die Cultur-Interessen irgend ciucö Vollsstammcs dcr Vcr-gcwaltigung durch andere Nationalitäten preisgcgcben würden. Die Traditionen und die Interessen dcr a, h. Dy-nasie sind mit dem Principe dcr österreichischen Reichs-cinheit zu innig verwebt, als daß daS Haus der Abgeordnelen nicht vertrauensvoll hoffen dürfte, baß seine dcr wärmsten Vaterlandsliebe, dcr treuesttn Anhänglichkeit an den kaiserlichen Thron entspringenden Worte von Eurer Majestät huldvoll aufgenommen und der allerhöchsten Würdigung werth befunden werden möchten. Gott schütze Oester-reich, Gott segne:c." Tagesneuigkeiten. — (Schul Visitationen.) Während, schreibt der „T. V.", die Nachrichten aus dem Ober-Innlhale über die dortigen Schulhetzen einen wahren Ekel erregen, gehen die Schulvisitationen im Bezirke Kitzbichl vollkommen anstandslos vor sich. indem die dortige Geistlichkeit cmsach an die erzbischöflichen Weisungen sich' hält und von Seite der Gemeinde dem Schulinspector nicht nur eine freundliche Aufnahme, sondern auch alle Unterstützung gewährt wird. Auch in Ampezzo fand die Visitation sämmtlicher Knaben- und Mädchenclassen so wie der Gesangs- und Zeichen schule ohne den mindesten Anstand und in der feierlichsten Weise statt. — (Das Budget Ungarns.) In der letzten Sitzung des Unterhauses wurde das Budget Ungarns für 1870 endlich definitiv festgestellt, so daß cS nur mehr der drillen Lesung harrt um an das Oberhaus gesendet zu werden, wo es Übrigens schwerlich eine wesentliche Aenderung erleiden dllrflc. Nach dem Entwürfe beträgt das Erforder-niß im Ordinarium 15)3,904.661 st., im Ertra-Ordma« rium 38,652.677 sl,, zusammen 192,557.338 fl,; — die Bedeckung im Ordinarium 147,791.354 fl,, im Er. tra-Ordinarium 36,541.505 fl.. zusammen 184,332.659 Gulden. Das Deficit beläuft sich sonnt auf 8,224.479 fl. Zur Deckung dieses Ausfalles wird der Finanzministcr ermächtigt, verzinsliche Staatscasscn-Anweisungen zu cmittircn, denen die hypothetarisch sichergestellten Sleucrrllckstände als Grundlage dienen sollen, und welche in dem Maße einzulösen sein werden, als diese Steuerrückstände einstießen. — (Ein medicinisches Phänomen.) Als ein in beiden Hemisphären noch nicht dagewesenes Phänomen der medicinischen Wissenschaft starb in Ginrcheim bei Frankfurt ein hochbejahrter Mann, welchem vor 50 Jahren der durch llihne Operationen seinerzeit weitbekannte Anatom Prof. Bünger zu Marburg, um ihn von cincm Bl'.ltschwamm am Kopfe zu befreien, beide Drossel-Schlagadern nach einander unterbunden hat. Das Waguiß, welches schon bei einer der Adern kaum versucht wird, gelang der Art, daß der Operirtc nur den Verlust eines Auges davontrug, sein übriger Organismus aber bis zu einem Alter von 84 Jahren ungestört aushielt, Bon eminentem Interesse für die Wissenschaft wird es sein, nun festzustellen, auf welchen Umwegen die Natur die für die Ernährung des Gehirns und der edelsten Sinne unentbehrliche Nlutcirculation weitergeführt hat. — (Erdbeben.) Wie die in Verona erscheinende „Arena" unterm 4. d. M. meldet, werden in dem Orte Malcenise seit dem 20. März häufig Erdcrschütlcrungcn verspürt, die lheilweise von donnerarligcm unterirdischen Geräusche begleitet und mitunter so stark siud, daß die Thurmglocken in Bewegung gesetzt werden. — (Ausgewiesen!) Aus Nom melden die Corrc« spondenlen verschiedener Blätter von dcr Ausweisung dreier englischer Damen, die unter den dort anwesenden Engländern allgemeine Entrüstung erregt hnl. Am 24. März scm-den sich bei den genannten Damen drei Gendarmen und ein Polizcibcamler in Civil tlcidcrn ein, die eine gründliche Haussuchung veranstalteten. Zwci Tage später wurde ihnen eine Verfügung zugestellt, in vicrund zwanzig Stunden die Stadt zu verlassen. Der diesseitige diplomatische Vertreter, Odo Russell, sowie der Consul Sevan, thaten ihr Möglichstes, die Sache rückgängig zu machen, und setzten sich mit Cardinal Antonelli in Verbindung. Schließlich appellirlc mcm sogar an den Papst selbst, jedoch alles vergebens. Nach 48 Stunden — man halte eine weitere Gnadenfrist von einem Tage gewährt — verließen zwci der genannten Damen Nom, während die dritte blieb und crtlärlc, nur der Gewalt weiche» zu wollen. Ein Gerücht, als hätten sich die Ausgewiesenen diese Maßregelung durch die Verdrei« tung italienischer Bibeln zugezogen, wird entschieden al« unbegründet in Abrede gestellt, während andererseits die Berichterstatter in dem Punkte übereinstimmen, daß dieselben im höchsten Grade harmlose Persönlichkeiten gewesen seien. Ein Grund für die Ausweisung wurde nicht angegeben, und man glaubte, daß der Befehl von dem Papste persönlich ausgegangen sei. Locales. Aus dem constitutionellen Verein. Sitzung vom 8. April. Dcr Obmann Deschmann eröffnet dte Versammlung mit einem Rückblicke auf die Thätigkeit des Vereine« bei den letzten Gemeinderalhswahle», auf lvelche der Verein wohl mit Befriedigung zurückblicken dürfe; theilt sohin mit, daß der deutsche Verein in Prag die Flugschrift „Versas-sungscalechismns" eingesendet habe, welche allen Freunden der Verfassung warm empfohlen werden könne, und schließlich einen Fall mit, welcher beweist, wie sehr der Eleru» auf dem i'ande gegen den constitutionellen Verein inlriguire, in welcher Beziehung allerdings die beste Abhilfe nur im festen männlichen Auftreten gefunden werden könne. Dr. Rudolf bittet um das Wort und beantragt, daß mit Rücksicht anf das Verhalten dcr beide», dem Reichs, rathe treu gebliebenen Abg. Dr. Kluu und Margheri denselben die Anerkennung seitens des Vereines ausgedrückt werde. Obmann Deschmann bemerkt, daß dieser Nntrag im Zusammenhange mit der Tagesordnung zur Erledigung gelangen werde. Er übergeht sodann zur Tagesordnung, indem er bemerkt, daß der Ausschuß die Frage des Austrittes aus dem Reichsralhe umso mehr ins Auge fassen zu müssen glaubte, als die Gegner bereits dnrch Verhimmlung der slovenischen Declaranlcn den gesunden Sinn des Volkes zu verwirren bemUht seien. Den Austritt dcr Slcwenen müsse jeder eine Fahnenflucht nennen; was die vorgebliche Solidarität mit den anderen Slaven betreffe, so finde sich im Volle davon thatsächlich leine Spur, die Slaven seien zcrstUckelt, sprach» lichc Verhältnisse legen der Verständigung die größten hin< deruisse in den Weg; so wenig wie von einer Solidarität der Deutschen mit Dänen ?c., tonne man von einer Soli' darität der Slaven Oesterreichs sprechen. Dem lramischen GebirgSvolle stehen die deutschen Kärntner und Steiler näher als die Galizier. Wie verfahren diese mit ihren ru-lhenischen Brüdern? Wesentlichen Einfluß hatlen auf den Austritt der slovenischcn Abgeordneten aus dem Reichsrathe die Iialiener, mit denen doch sicher leine Gemeinsamkeit der slavischen Interessen besteht. Die Polen ihrerseits haben gegen den Antrag Varon Petrino's gestimmt, daher der Aus» lritt dcr Slovene« um su unbegreiflicher. In der slooenischen Declaration finde» wir Erweiterung der Lcmdesaulonomie als Hauptgrund, welcher eine herrschsuchtige deutsche Partei entgegenstehe. Wer hat unsire Abgeordneten beauftragt, eine solche Autonomie zu fordern? In der LandlagSadresse vom Jahre 1867 heißt es wörtlich, daß man sich dagegen verwahren müsse, „daß cine andere Versammlung als der Land« lag zur Erweiterung der Autolwlme sich berechtigt halten könnte." Wie lönnen also die Declaranten behaupten, zur Erweiterung dcr Autonomie durch den Reichsrach, ein Man» dat zu haben? Ebensowenig könne aus dem Landtagsbe« schlusse betreffs der directen Wahlen die Berechligung zum Austritte abgeleitet wcrden, ehevor noch ein Beschluß wegen dcr direclen Wahlen gefaßt worden. Vielleicht werde man sich auch auf die Denkschrift betreffs der Gründung Groß» sloveniens bernfen. Aber was sagt diese? Sie spricht von stcialsrechllichen Gruppen, verlang« das Recht der Justiz«, der Schulgcsctzgebung u. s. w,, übrigens ist diessalls lein Beschluß gefaßt worden und man war darüber selbst auf gegnerischer Scilc befriedigt. Wie sollten auch so wichtige Agenden, wie jene der Justiz, der Schule, einer nationalen Majorität überlassen werden, welche in den ihr anvertrauten Agenden eine so auffallende Sterilität gezeigt und in den Schulsragen berechtigte Interessen des Landes verletzt hat? Und anderseits — sind die Slovene« etwa durch das sanclio-nirte Schulaussichlsgcsetz an die Wand gedrückt worden? Kurz, die Fahnenflucht der Abgeordneten ist um so unwlw diger, als sie im Jahre 1867 an der Schöpfung der Ver« fassung milwirste» und sich damals in den größten ?ob sprüchcn über dieselbe ergingen. Der Berein sei verpflichtet, zur Aufklärung des Volles über den Schritt der Nbgeord-nctcn hinzuwirlcn und den Gefühlen desselben Ausdruck zu geben durch die Resolution: Der constltnttonelle Verem spricht sein Bedauern iiber den jüngsten NuSMtt rlncr großen Anzahl österreichischer Abgeordnete» aus, er mchbll-liqt insbesondere den durch nichls zu rcchlfcrttgenden, d:e Inlercsscn des Reiches u»d i'andes gefährdenden, dle Forlentwicklung der Vcrfassu'.g hemmenden Vorgang der slove. nischen Abgeordnete». (Beifall.) .. « r < .- Dr v Kalten eggcr unterstützt die Resolutton; cö müsse in unserem Verfassungslebcn clwas faul sein, cbcn der ÄuSnilt der Abgeordneten habe den Beweis für die Nothwendigkeit der direclen Wahlen geliefert, dieser wäre bei dircclcn Wahlen gar nicht möglich oder doch ganz nutzlos gewesen. Unsere Abgeordneten betrachten sich lei< der mehr als ^cmdtagöbotcn wie als Abgeordnete des Reiches. Die ausgetretenen Abgeordneten haben eine Ber-lchung ihres Mandates begangen; ein AuSlritt sei nur denkbar, wenn persönliche Gründe deu Abgeordneten ver-hindern, sein Mandat auszuüben oder wenn der Reichs- 570 rath seme Competenz Überschreitet. Oie Czechen haben in ihrer bekannten Declaration ihren Austritt aus dem Landtage und Reichsralhe staatsrechtlich molivirt, ähnlich Gali-zieu, nur hat dieses versucht, seine Wünsche verfassungsmäßig zu realisiren durch den Austritt aber hat auch Ga« lizien sich auf eine Linie mit den Czechen gestellt. Vollends unbegreiflich ist der Austritt der Slovene». Der Reichsrath hat sich bereit erklärt, auch Forderungen nationaler Autonomie in Betracht zu ziehen, warum ist die Erledigung dieser Ansprüche nicht abgewartet worden? Der Redner erklärt sich schließlich gegen das Noth-Wahlgesetz und stimmt im Uedrigen der vom Vorredner beantragten Resolution vollkommen bei. Dr. v. Schrey glaubt, die Bevölkerung Krams habe das Recht, die Abgeordneten zu fragen, wie ihre Thätigkeit im Reichsrathe beschaffen war, denn sie haben kein Programm, wie die Polen, welches sie zum Austritt bewogen hätte. Die Abgeordneten hätten sich au den Arbeiten des Reichsraths nur in sehr untergeordneter Weise betheiligt, dieselben großtentheils den Deutschen überlasscn, auch manche Versprechungen nicht erfüllt, die sie ihren Wählern gegeben, z. V. auf Herabminderuug der Steuern hinzuwirken. Wir erblicken in dem Austritte nicht den Willen der Bevölkerung, sondern ein unwürdiges Parteimanöver, eben deshalb schließe sich aber Redner nicht allein der Resolution, sondern auch dem Antrage Tr. Rudolf's an. Nachdem sich niemand mehr zum Wort meldet, wird die Resolution und der Antrag Tr. Rudolf's angenommen. Zum zweiten Punkte der Tagesordnung spricht Tr. Suppan. Es bestehen zwei Krisen, eine Minister- und eine Parlamentskrife. In Betreff der erster« liege von unserem Parteistandpunlte kein Anlaß vor, sich auszusprechen, es liege auch uoch kein Grund vor, dcr bevorstehenden Labinetsbildung mit Mißtrauen entgegenzublicken. Was aber die Parlamentstrisis betrifft, müsse man sich dagegen verwahren, daß sie nicht zu einer Verfassungs-trisiS werde. Die Krisis sei lange vorbereitet gewesen, durch die Veröffentlichung der Ministermemorandcn sei der Opposition der Weg gezeigt worden, den sie zu wandeln habe. Wie diese Krisis ihre Lösung finden soll, darauf werde die Versammlung eine Autwort nicht erwarten; es wäre fnilich einfach zu fagen: Man beseitige die Gründe des Austrittes, allein wenn dies auch möglich wäre, so stehen wir doch wieder nur einem dunklen Etwas gegenüber, die staatsrechtliche Opposition hat lein Programm, die Ansprüche der Czechen stehen im Widersprüche mit jenen der Polen und Slovene«, man müßte um eine Lösung zu versuchen, ein gemeinsames Programm der Opposition verlangen. Zu wünschen wäre es, daß die Lösung im EinVerständniß mit der Opposition erfolge; wenn dies, wie zu befürchten, nicht möglich, so bleibt nur ein Mittel: Einführung der directen Wahlen für den Reichsrath; nur ein Volksparlament kann die Krise beseitigen uuo die Wiederkehr derselben nahezu unmöglich machen. Wir vermögen jedoch, wenn auch nicht die sichere Abhilfe doch die Grenze der Lösung zu bezeichnen, sie muß eine verfassungsmäßige fein, nicht blos die Form der Verfassung wahrend, wie die Minorität beabsichtigte, sondern das Wesen derselben, nicht Beseitigung des Concordales allein oder des Constitutionalismus selbst sei das Ziel, sondern Bewahrung der Staatsgrundgesetze, der bürgerlichen, Mei-nungs- und Gewissensfreiheit und Erhaltung der Machtbefugnisse der Ncichsvertretung. Dies verstehen wir unter verfassungsmäßiger Löfung der Krisis. Er beantragt schließlich eiue Resolution folgenden Inhalts: „Der constituliouelle Verein erklärt, daß die Beilegung der gegenwärtigen Parlamentskrisis nur auf dem durch die Verfassung vorgezcichneten Wege und mit Wahrung der in selber, sowie überhaupt iu den Staatsgrundgesehe« enthaltenen wesentlichen Principien, als der nothwendigen Fundamente der Freiheit, Einheit und des Bestandes des Staates, erfolgen dürfe, und daß jedenfalls gleichzeitig die Wahlreform durch Einführung directer Wahlen für das Abgeordnetenhaus des Reichsrathes mit Ausschluß eines bloßen Nolhwahlgesetzeö durchgeführt werden müsse." In dcr hierüber eröffneten Discussion hebt Hr. H e i< nlann hervor, daß das Burgerministerium redlichen Willen iu seiner schwierigen Aufgabe gezeigt und man demselben doch manche constltutionelle Trrungenschaft zu danken habe. Wenn das Ministerium nicht vollkommen durchgedrungen sci, so liege die Schuld wohl auch am Volte, welches nicht genug politisches Verstäuduiß bethätigte, wie dies iusbcsou-ders in Krain hervortrete. Um diesen Mißstand zu beisei-tigen, wäre es nothwendig, auf das Volk durch die Presse i« der Landessprache einzuwillcil und er glaube, daß dies Aufgabe des Vereiues wäre. Allein auch die Regierung, welcher ja für Preßzwecke Gcld bewilligt werde, haben die Verpflichtung, für Aufklärung des Volles Sorge zu lrageu, eS wäre daher au dieselbe ein Ansuchen zu richten, daß sie diesfalls den Verein mit einem Geldbeitrage uuterstützen möge. Obmann Deschmauu weiß die Bemerkungen des Vorredners vollkommen zu würdigen, weist darauf hin, daß bereits zur Zeit der Landtagswahlm eine slovenische Broschüre, jedoch ohne alle« Erfolg, verbreitet wurde; die Gegner wirken nicht so sehr durch die Presse, als durch ihre Agenten, die Capläne; persönliche Einwirkung thue mchr noth, als alles andere, übrigens breche auch im Land-uolke allmälig die bessere Einsicht sich Aahn, dies könne jedoch naturgemäß nur langsam geschehen; was das beantragte Ansuchen um eine Enbventiou betrifft, so müsse er sich entschiede» dagegen aussprechen, die liberale Partei sei schon in Betreff des von ihr mit große« persönlichen und finanziellen Opfern erhaltene« „Tagblatts" den grundlosesten Verdächtigungen ausgesetzt, um so weniger könne sie daran denkcu, um eine Subvention für slovenische Druckschriften bei der Regierung einzuschreiten. Diese letztere habe übrigens auch ihrerseits durch Herausgabe einer in Tausenden von Exemplare» verbreiteten slovenischen Flugschrift über die Grundrechte den angedeuteten Weg betreten. Er fehe für den Verein nachhaltigen Erfolg nur in person-lich er, werklhätiger Einwirkung auf das Volk, wodurch derselbe immer fester Wurzel fassen werde. Nachdem noch Herr Dimitz darauf hingewiesen, daß die Wirkung des „Tagblatts" doch schon auch auf dem Lande hervortrete, weil soeben in der „Danica" ein Nothschrei aus Inner-krain um eine Iesuitenmission gegen das „Tagblatt" ertönt (Heiterkeit), wird die von Dr. Suppan beantragte Resolution ohne Abänderuug angenommen und die Sitzung um 9'/. Uhr geschlossen. — (Für deu Landesschulrath) wurdeu von dem hiesigen Ordinariate die Domherren Dr. Johann Chr. Pogacar und Georg Savaschnig in Vorschlag gebracht. — (Tagesordnung) der am 12. April Nachmittags 5 Uhr stattfindenden G e me inderathösitzun g: 1. Allfälligc Interpellationen. 2. Vortrag des Magistrates über die eingelangten Reclamalionen gegen die Geschworneu-liste. 3. Vortrag der Personalsection über die Wahloperate der Ergänzungswahle« für dcu Gemeinderath. 4. Anträge der Iinanzseclion: n,. Wegen Anschaffung von Sommer» bloufen für die Polizeimachmannschaft; d. über Vuchdrucker-rechuung des Blaönig pro 1869; c. wegen Veräußerung alter Feuerlöschgerälhe und Verwendung der Depusitorien in der Gradifcha und am Iroschplatze. 5. Anträge der Bau-fection: 2. Wegen Herstclluug eiserner Geländer in der Sternallee; d. wegen Anschaffung eines neuen Straßen» Spritzwagens. 6. Vorträge der Polizeisectio« : u,. Wegen Aenderung der Feuersignale; Ii. wegen Bestätigung der Wahlen der freiwilligen Feuerwehr; c. über die Dienst, ordnuug der freiwilligen Feuerwehr; ä. wegen Ergänzung dcr neuen Feuerlöschrequisiteu. ?. Vortrag der Schulsection wegen allfälliger Aenderung der Schulferieu. — (Programm des morgigen philharmonischen Concertes.) I. Abtheilung. 1. R. Schumann. Requiem für Mignon aus Göthe's: „Wilhelm Meister," für Soli und Chor mit Clavierbegleitung. Die Soli werden von den Fräulein v. Neugebauer, Tumschitz, Allizar und Sever und von Herrn Moravec gesungen. 2. Ch. Beriot. Das sechste Concert für die Violine mit Clavierbegleitung, vorgetragen von Herrrn Nit. Schaumburg. 3. C. Hering. „Das Veilchenterzett," Soli und Chor mit Clavierbegleitung, gesungen von den Fräulein v. Neugebauer, Tomschitz und Zurchalek und dem Damen-chore. 4. W. A. Mozart. „Arie" aus „Titus," gesungen von Fräulein A. Allizar. 5. I. Rheinberger. „Alt' meine Gedanken," Chor für gemischte Stimmen, ll. Abtheilung. 6. A. Nedved. Osterchor für Männerstimme« und Solo, mit Begleitung des Piano und dcr Physharmonila. Das Solo wird von Herrn Wendlik ge^ sungen. 7. G. Rossiui. „Hm wM« aus Rossini's Messe, für Alt und Sopran mit Begleitung des Pianoforte und Physharmouika, gesungen von den Fräulein Allizar und v. Neugebauer. 8. Dr. C. Löwe. „Auferweckuug des Lazarus," Oratorium nach den Worten der heil. Schrift. Die Soli werden gesungen von den Fräulein Allizar und u. Neugebauer, und den Herren Ander und Wendlik. — (Akademie.) Der Orchesterdirigent des Schau' und Lustspieles, Herr Moriz Wolf, veranstaltet kommen-den Montag, 11. d. M., im Theater eine musikalisch-deklamatorische Akademie, zu welcher die Regnuentscapellc, sowie mehrere Herren uud Damen bereits ihre Mitwirkung zugesagt haben. Da Herr Wolf sich stets als tüchtigen Dirigenten bewährt hat, so hoffen wir, daß diese seine Aenefi^vorstellung, deren Programm recht interessant sei» wird, durch recht zahlreichen Vesuch seineu Wünschen entsprechen werde. — (Vereinsnachricht.) Heute Abend findet im Fischer'schen Salon eiue gemeinschaftliche Kneipe der Tur ner und Feuerwehrmänner statt. — Die Steigcrrotte der freiwilligen Feuerwehr hält am Sonntag Vormittag die zweite Aufnahmsprüfuug und Uetung ab. — (Nordlicht.) Am 5. d. M. um halb 9 Uhr Abends wurde hier ein prächtiges Nordlicht beobachtet, es dauerte bis nach 9 Uhr. Nach den Zeitungsberichten wurde dasselbe auch in Wien, Prag und Krataü gesehen. Nruclle Post. Wie», 8. April. (Tr. Ztg.) Das Herrenhaus uc>hm die Del^alionswahl vor. Dcr Ministcrpläsidcl't theilte die Vertagung dcs Reichsraths mit. Dic Schluß , cdc des Piäsidenten des Hauses hebt die bewährte Vc,fasslMMreuc des HcrrcuhauscS, die Forlschiiltc in-dcr Ordmnig, der Staulofinatizen u»d des Volkswirts schaft hervor und dlückt dcn Wmisch für de» Sieg dcS östcrrcichischcn Vcwußtscllis aus. Im AbgcordnctenlMlse ciklärte dcr MimstcrvräsidM im Auftrage dcs Kaisers dcn Reichsrall) für vertagt. Tcr Präsident Kaiserfcld spielte in einer fulminante» Schlußrede auf dcn eina,c. tretemn Wendepmitt in derPolilil an, elörlcrte die Ur sachc» dcs Falles der dclitschöslerreichischcn Pmtei, welche die Forderung ihres Soi'dcrlcbcns den Gcdma.una.cn dcr Machtslelluna dcs Reichs mitcrortmetc, fordcrle zum ciicraischeil Widerstände gegen die Verfassungsfeinde auf »nd bringt ei„ Hoch alif dic Verfassung, Oesterreich und dt!» Kmscr aus. Hellst'»lphisthe Mtcksrlc^rs»' von, 8, April. 5verc. Metalliques 60 70, — 5perc. Melalliques mit Mai» uud Novemlier-Zlnsrn 6".70 5perc. National-Nnlehm 69.95. — I860cc Btaatstanlshen 97.10, - Vanlactiei, 718. — Lredil, Aciien 259.70 — ?ml>»i>l 183.90. — Vilbcr 120.65. it, l Ducati-n 5» 85. Theater. Heute.- i.'ch ,10 „ Ali. 325,4» 4- 5.« W. schwach sternenhell Reif. Herrlicher Frllhlingslag, Mäßiger Westwind. Abendrot!). Das Tagcemittel der Wärme -s- «1", »m l 0° miter dem Normale. Perantworüicher Redacteur : Ia.na; o. K l e i » m a v r. RnsllMllpsll^! 2Uie„, 7, April, Auch heute wieder concmllirtc sich der Verkehr in Äüglllactim, Man nom'tt i» diesem Papiere A13si(» i<»4f)0 Hli'z^»"'"»«,». 320.50. 515. Ercditactn-n schwaultti, a» der Porborsc zwischen 2<;2.70 und 26!.20, Mittag zwischen 2U2.5'»'lmd 203.20. Lombarden machten zwischen 230 10 nn'd'22!>V,0 e,»cn relativ mäsziü/n Umsatz, «aükuerrinöactien warcn !n« 250 rückgängig. Auderc Effecten hicllcn im Allgemeinen die gestrigen Noliruiigen seN oder machte» doch »ur relatiti unteracordnetc Varia-tioneu. D«nau-Regulnnngs-Obl,gati°ncn wurden bis 10«.i,0 aus dem Marlte genommen, Staalslosc von 18<>0 und l«61 bliebe» ohne weselitlichc Veränderuna. ^um Sckluk »iate Nck stn,k, ssn„s^ lust silr Karl 5.'udwill.-Bahn, Lemberg-Czernowitzer-Bahu. und Llol,d.Acticn, während andere Effecten schließlich etwaS matter notiren. " ^ ' '' ^U. Allaemeine Htaat«sch„ld. Fiir 100 fl. Geld ^aar. Einheitliche Staatsschuld zu 5 pt Silber . . 127.75» 128 — ». «KrundentlastunssH- Obligationen. Fiir 100 fl. ..,,,< Geld Waars "^,""" - - . zuöpTt 94.75 95.25 Niedcr-Oesterreich. . „., " 9/ ' '7 ^" Ober-OeNerreich . . .. 5 '' 95^ '^^ Sielienbllrgen ... „ b „ 75 üo 7^ .^ Glelcrmult ... „ 5 „ 93— <)4.^ Ungarn ...» " b ^ 78.75 79.25 > O. Actien von Bankinstituten. Geld Waare Anglo-üsterr. Bank abgest, . . 318- 319.--Aliglo-ungar. Ban! .... 99.50 100.— Bautvercii,.......249.— 250.— Boden-Ereditanstalt . . . . 380 - 382.— Crcditallstalt f, Handel u. Gew, . 2t»2 60 262.80 Kreditanstalt, allgcm. ungar. . . »9.75 9l>2.'. Escompte-Gesellschaft, n. ö. . . 867.- 870.-Franco-osterr. Banl . . . .116.25 116.75 Gcncralbcml.......91,75 9225 Nationalliaut......722 — 723 — Niederländische Banl .... 98— 99.— VereinSbanl.......12150 122. VerkehrSbanl.......113.— I>4.— Wiener Banl......74— ?5,- ». Actien von TranSportunterneh- munften. Geld Waare Nlföld-Fiumaner Bahn , . . 173. 173 50 B^'hm, Westbahn.....236 75 237.50 Earl-i!lldwig-Valin.....241.— 242.— Douan-Dampfschifff. Gesellsch. . 595.— 596.— Elisabelh-Wesibahu.....189.- 190 — Ferdinaudij-Noidbahii . . . 2230.-2240.— Fünftirchen-Barcser-Bahn . . - .— —.— Franz.Ios«pl,«.«alin .... 187.— 187.50 l Gel»' Waare > >Lcmbtrn-T,ern.-Illfsyer-Nahn . 209.25 209.50 j^oyd, üsterr........370.— 372— > »Dmnibus........1i 5.00Fr. „I.Em. 141 75 142 25 S!!db.G.3'/«i.500Frc. „ . .12050 121.-Slldb.-Bona 6 7.. (1870—74) " 500 Frc«......248.25» 248.75» «. fl. 85llr. ')iapolcon«d'or . . 9 „ 88 „ 9 ,. 88j „ Vercinslhaler... 1 „ 82 « 1 „ 82> ,. Silber , . 120 .. 75 « 121 ,. - ,. ltrlllnische «Iruudculllliluugs-Obligatlulle:». Pl<-UlltnoNrunll: »«— «Veld. 94 Waare