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' 1 7 7 9- «A» H, G MO F* ,WWWWWWWWW H- LWWWWLLLLÄrZLLM^ -?-L ir sind schuldig Rechenschaft zu geben, warum wir einen zweifachen, das ist, den alten und ein neuen Titel diefem Bande Vorsitzen: die Urfache ist, weil die ersten drey Bände, welche die Gesell¬ schaft an das Licht gab, vergriffen sind, und man solche schwer, oder gar nicht mehr haben kann, folglich derjenige, der sich diesen Band anschaffen wollte, und die ersten nicht im Besitz hätte, kein verstümeltes Werk bekäme; und man also nach Belieben den alten oder neuen Titel vor das Werk sitzen kann. Kur- Kurzer Inhalt dieses Bandes. Beobachtung und Heilungsmethode einzelner Hornviehkrank- heiten, welche durch Gifte aus den drey Naturreichen verursachet werden. Vom Professor Hacquet. x. i 2) Beantwortungsschrist über die Frage: welche die besten Nebenarbeiten sind, für die Landleut. Vom profesi for Beckmann.- 8Z z) Beantwortungsschrist über eben die Frage. Vom Secre- tair von Zallheim. 109 4) Abhandlung, von den eigentlichen Ursachen der Viehseuchen, dann einige Präservativ- und Kurativmitteln dagegen. Vom Friedrich Edlen von Entnersfeld. 127 5) Von dem Verhältniße der Menge des Geldes in einem Staat, gegen die Menge der Menschen und Maaren. Vom Johann Friedrich Reyger. 157 6) Erste Beobachtung über einen todtlichen LurclM bcy den Pferden, zu Ende des 1778 Jahrs. Vom Professor Haequet. 175 7) Zweyte Beobachtung über eine endemisch gewordene Krank¬ heit der Pferde, welche zu Anfang dieses Jahrs geherr¬ scht , und unter dem Namen Kehlsucht bekannt ist. Von Ebendemselben. 18z Beo- 8 Beobachtungen, und Heilungsmethoden einzelner HyMyiektstvkheiLev, welche durch Gifte aus den drey Naturreichen verursachet werden. von Balthasar Hacquet, der Weltweisheit Doktor, kais. köniql. öffentlich- und ordentli¬ cher Lehrer der Zergliederung - Wundarzney und Entbindungskunst, bey der Akademie zu Lanbach, beständiger Sekretair, der kaiserl. königl. Ge¬ sellschaft des Ackerbaues und nüzlichen Künste im Herzogthume Krain ; Mitglieds der römisch, kaiserl. Akademie der Naturforscher, wie auch der Berliner naturforschender Freunde, und der Lhurmainzischen Akademie der nützlichen Wissenschaften; Korrespondent der königl Savoischen öko¬ nomischen Gesellschaft zu Lliamder^, und anderer. L I-IXZX i Jenner 1772. hatte ich die Ehre der hochansehnlichen Gesellschaft meine ersten Beobachtungen, und Heilungsme¬ thoden einzelner Hornviehkrankheiten zu überreichen; nämlich die gemeinste im Lande; Als Lungen, und Halsentzündungen. La man nun diese geringen Beobachtungen miLBeyfall ausgenommen, so bin ich also verpflicht meinem Versprechen nachzukommen, und will hier die Gifte, aus den drey Reichen der Natur, wel¬ che hier zu Lande dem Hornviehe schädlich sind, zugleich auch die Mittel, wie demselben zu helfen ist, anzeigen. Ich werde also den Anfang mit jenem Reiche machen, welches unfern Horn¬ viehe am wenigsten entbehrlich, zugleich aber auch am meisten schädlich ist, das ist, mit dem Pflanzenreiche. Es haben schon viele Gelehrte die Kräuter angezeiget, welche dem Menschen a 2 schädlich 4 schädlich sind, und sie unter den Namen der giftigen beschrieben, allein in Betreff der oben angeführten Hornviehkrankheiten weis ich keine besonderen Schriften / als jene/ welche auch zugleich von anderenKrankheiten und Gegenständen handlen, oder jene, in welchen die Rede von giftigen Krautern ist, wider welche die Menschen ge- warnet werden , in diesen hat man auch hin, und wieder der unvernünftigen Thiere Meldung gethan, weil ihnen , öfters auch der Tod derselben dadurch ebenfalls einen grossen Schaden zufügte. Unter allen, die am deutlichsten für ein Land in diesem Fache ge¬ schrieben haben, ist der Herr Professor Gmelin. Er gab erstens einen Versuch davon in lateinischer Sprache in den Gedenkschrif¬ ten der römisch-kaiserlichen Akadenue der Naturforscher im 6ten Bande, nachgehends lieferte er uns selben ungleich vermehrt und vervollkommnet in deutscher Sprache. Ich wünschte von Her¬ zen, daß eben ein Gmelin uns auch alle giftigen Kräuter sammr deren Gegengifte bekannt machte/ welche uns in Europa oft so vielen Schaden unter dem Hornviehe anrichten, und sie ebenfalls mit dieser Deutlichkeit, und Sicherheit vertrüge, als in cr- wehnten Buche geschehen ist; wie viel Vortheil würde es nicht verschaffen, wenn obiges Buch allgemeiner würde, indem auch derjenige, der kein Arzt ist, leicht, und sicher die schädlichen Pflanzen kennen lernen, und sich dawider zu bewahren wissen würde. Deßwegen habe ich für nöthig erachtet den ganzen Titel anzufüh¬ ren, O) I. F- Gmelin re. Abhandlung von den giftigen Gewachsen, welche in Deutschland, und vornehmlich in Schwaden wild wachsen. Ulm 177^- ren, damit nämlich, wenn einer es besitzen wollte, er es zu be¬ schreiben weis, und der es immer besitzet, wird cs gewiß mit grossem Vortheile nutzen. Die Gifte, die ich hier anzuführen ge¬ denke, will ich nur solche verstehen, welche chne alle menschliche Kunst blos durch die Natur hervorgebracht werden, und dem Vieh entweder durch Speise, und Trank, oder durch Anbringung giftiger Berlczungcn in Lebensgefahr setzen. Man sollte nicht vcrmuthen, daß die giftigen Pflanzen bey dem Hornviehc so viel Schaden verursachen könnten, als wir es in unserem Lande mit unserm Nachtheile sehenallein die Menge des Hornviehs, welches von demLandmanne gehalten wird, übersteigt alles Gleich¬ gewicht des von der Natur hervorgebrachtcn, und durch die Kunst vermehrten Futters, solcher gestalten, daß mancher Bauer sechs Kühe, und eben so viel ausgehungerte Ochsen in seinem Stalle hat, und das Futter, so er besitzt, kaum für die Hälfte genug wäre, wenn sie gut gefüttert seyn sollten; allein er hat seine Vorurtheile, und diese nimmt er für unfehlbare Sätze an. Erstens wendet er ein, je mehr Vieh ich habe, desto mehr Dung bekomme ich, und dergleichen Unsinn mehr._ Zweytens der¬ jenige, der an der Landstrasse wohnt, spricht anders. Je mehr, sagt dieser, ich Ochsen halte, wenn sie auch zumUmfallen sind, desto mehr spanne ich den Komercienfuhren vor, folglich empfange ich auch desto mehr Geld. Aber leider! diese sind auch unsere liederlich¬ sten, und ärmesten Baurn vom ganzen Lande. Denn an Be¬ stellung seiner Felder, und an den Verlust des Dunges denkt ein solcher armer Tropf wenig. Nun bey einer solchen Verfassung ' a z ist 6 ist leicht zu erachten, daß der Landmann gezwungen sey / sein ausgehungertes Vieh das ganze Jahr, wenn ihm nicht der Schnee hindert, sie auf der Hutweide zu lassen, folglich was immer ver¬ kommt , wird aus Hunger verzehrt, obgleich das Vieh die gifti¬ gen Krauter besser, als der Mensch kennt, und in diesem Stü¬ cke eine eben so grosse, und wahre Kenntniß durch ihren Ge¬ ruch, Gestalt , und Farbe schöpft, als unser grosse, und un¬ sterbliche schweizerische Physionmist das Herz des Menschen aus der Gestalt, und Gesichtszügen. Mann kennt allemal aus einem traurigen Grün, die giftigen Pflanzen, und wenn sie auch dies nicht ganz haben, so sind sie doch meistens mit dunklen, oder gelben, und schmutzig rothen Flecken besetzt. Selten haben sie eine angenehme Farbe, oder Blüthe, noch viel weniger einen solchen Geruch, der den Menschen, und Viehe nicht allzeit wider¬ wärtig wäre. Jemanden, der uns ein genaues Verzeichniß sammt einer guten Abbildung mit Farben der für Menschen, und vier¬ füssigen Thiere giftigen Pflanzen liefern wollte, würde gewiß kei¬ nen geringen Verdienst um das menschliche Geschlecht haben, be¬ sonders wenn er sich angelegen seyn ließ die Schwamme aufs ge¬ naueste uns bekannt zu machen. Dann obgleich der unermüdete Hofrath Scheffer uns durch gute Abbildung solcher Gewächsen sich sehr dadurch um uns verdient gemacht hat; so ist das doch noch lange nicht genug um wider alle schädliche gewarnet zu seyn. Sollte es vielleicht zu viel seyn, wenn man alle Schwäm¬ me aus unseren Küchen verbannte? Ich bin der Meynung die Menschen würden gewiß mehr dabey gewinnen, als verlieren, denn 7 -M denn wenn ihr Geschmack uns noch so angenehm scheint, so ist doch nicht wahrscheinlich, daß sie unfern Saften sehr zuträglich seyn sollten. Erstens ihre Entstehung, welche nur durch eine Gährung, oder Fäulung geschieht, und also nicht als eine orga¬ nische, sondern als eine physische Pflanze zu betrachten ist, sollte in uns schon billig einen Verdacht erwecken. Zweytens ihre Substanz bestehet meistens aus einer zache gewordenen Sulz, welche oft noch ihre giftige Milch in sich hat. Denn wie groß ist der Gestank nicht eines solchen Gewächses? Beweise besten finden wie an einer Art Mörchel, Sterkmörchel, auch Hirsch¬ brunst über der Erde genannt, welche der zweyte des Linneus ist, nämlich kkalus imxuäicus. Dieser Schwamm verbreutet um sich einen so häßlichen Geruch, daß wenn man ihm unverse¬ hens in die Nähe kömmt, man gewiß glauben sollte, es sey ein Aaß zugegen. Drittens ist die Farbe, wie gesagt, ebenfalls selten angenehm, sondern bestehet meistens aus einer schwarz¬ grauen, blauen, und schmutzigen Farbe, die mit dem Vergnügen unsers Auges selten übereinstimmt. Gewiß ist es, daß die jenige Sache, die in unsere Sinne fällt, und mit ihnen nicht harmoniert, ja gar einen Eckel in uns erweckt, uns meistens nachtheilig sey, wenn wir sie durch verdorbenen Antrieb zu Leibe bringen. Ob¬ gleich wir nicht allemal den Schaden gleich bemerken, so ist doch nicht zu zweifeln, daß dadurch unsere Säfte zum Theil verdor¬ ben werden. Das Ansehen (Habitus) einer giftigen Pflanze hat oft eben das uns in die Augen fallende widerwärtige, was ein giftiges Thier oder ein Bösewicht in seinem ruchlosen Gesichte hat. 8 hat. Indessen haben doch dre giftigen Pflanzen öeynahe eine Verhältniß für die vierfüssigen Thiere wie die Menschen gegen einander, nämlich, daß sie nach ihren Tod nicht mehr so, oder auch gar nicht mehr schädlich sind. Der gelehrte Professor Gmelin urtheilet ebenfalls als ein guter Physionvmist , wenn er sagt: " Dey Mehrern Pflanzen „ scheint uns die Natur durch Merkmale warnen zu wollen, „ (und diese Kenntniß, wie gesagt, besitzen die Thiere in höhe- „ rem Grade, als wir;) die zu stark auf unsere Sinne wirken, „ als daß wir sie, wann wir nur mit einiger Achtsamkeit die „ Körper, die um uns sind, betrachten, nicht beobachten soll- „ ten: sollte uns ein Gewächs, dessen ganzes äußerliche Anse- „ Heu widrig, und unangenehm ist, oder ein Gewächs, dessen „ Llumc eine traurige schwarzblaue, schlechte gelbe, oder un- „ angenehme blaulichte schwarz geaderte Farbe hat; cm Ge- „ wachs, das den ganzen Luftkreis, in welchem er ist, mit einem „ schweren, unangenehmen betäubenden Geruch erfüllet, keinen „ Argwohn erregen.,, Diese Wahrheiten, die uns in die Augen leichten, sind in dem Pflanzenreiche sehr merklich, jedoch auch nicht ohne Ausnahme, allein mit dem Thierreiche und zumal mit dem Steinreiche verhält es sich ganz anders. Bey dem Thierreiche kann das Thier sich nicht so leicht oor einer Vergiftung dieweil ihm ein Haupttheil der Erkenntniß fehlt, nämlich der Geruch, und auch oft das Gesicht. Wie kann ein Rind wohl leicht einer giftigen Viper ausweichen, wenn sie unter Steine in im Grase versteckt liegt, und das Rind, welches sein Futter sucht, das Unglück hat, auf den Stein worunter das Thier liegt, oder gar auf das Thier fettsten zu tretten? mit was für einer Geschwindigkeit wirft sich nicht eine solche Schlange auf die Theile des Rindes, die es erhaschen kann, um sie zu vergif¬ ten , oder um besser zu sagen, sich zu wehren. Dann obgleich diese Schleichthiere in unserm mittägigen Theile sehr gemein, und für Menschen und Vieh sehr gefährlich sind ; so ist man doch so lange von ihnen verschont, als man sie nicht beleidiget. Roch schwerer ist für das Rindvieh sich von dem mineralischen Gifte zu bewahren ; indem solche ohne Geruch , und merklichen Geschmack oft in dem Wasser vermischet sind. Allein in einem solchen Falle können die Menschen die Thier dafür in Sicherheit setzen. Nicht alle mineralische Körper, welche dem Rindviehe einigen Schaden verursachen, sind im eigentlichen Ver¬ stände Gifte, eben so ist es auch von den Pflanzen zu verstehen, zum Beyspiele: der häufige, ja oft auch sehr geringe Genuß des Mauseöhrlein postoriš tödtet unsere Schaafe, eben auch so die blosse Schlammerde, wenn sie häufig genossen wird, macht bey dem Hornviehe abzehren, und umstehen. Robertson versichert, das Gras, das der Überschwemmung ausgesetzt war, verursache den Pferden, wenn sie es fressen, den Rotz; indem solcher aus einer üblen Materie bestände, die in ganzem Körper ausgestreuet ist. Der Genuß häufiger Würmer, und Insekten hat gar oft wie ein Gift unter dem Hornvlehe Niederlagen angerichtet, D Ich Jch will also den Anfang, wie ich gesagt habe, mit den Wanzen machen, und zwar mit jenen, die den meisten Schaden unserm Hornvieh zufügen, zugleich auch die Mittel anweisen, wo es seyH kann, wie dieselbe aus den Wiesen können auögerottet werden. Pflanzenreich. - - Zeitlose, Herbstzeitlose, Lichtblume, wilde Safranblume, Wiesensafran, nackte Hure, Hundöhoden rc. in unserer Mut¬ tersprache : Uslüur, oder Ooslje wie auch Oosler. In vielen Ortschaften nennt der Landmann diese Pflanze uncigentlich auch koälesk, oder wilden Safran, dieweil sie eine Aehnlichke i t mit jenen hat, in anbetracht der Dlüthe. Man sehe die erste Figur, wo bey Ä.die Müthe sammt der alt, und neuen Bollen, oder Zwi- fel nach der Natur vorgestellt ist, so wie auch bey b. die Blatter mit dem Saamengehauße, und den darinn enthaltenen zeitigen Saamen. Lolcdäcum autumnals I-ämie ; naturss eäit. 12. I'om. i r. PLZ- 226. Oolckicum 5oIÜ3 planis lanceolatls ereüis s^eciss xlant. eäit. III. lom. I. pa§. 485. (üolcfticum auwmnale Lcoxoli klora carmolica eäit. Läa lom. I. 265.^00.448. Lol- 6oIcIucuNi Haller. Hiüor. üirp. mäiZ. Hel vet. eält, 2äa loin. lk. pa». 124. l>sro. I2ZZ. Lieft Pflanze ist bey uns auf den Wiesen, welche einen etwas seichten Grund haben sehr gemein, so, daß sie zu Zei¬ ten die Halbscheide des Grafts ausmachet. Obgleich ich die ge¬ meinste, und deutlichste Namen allzeit vorausfttze, so will ich doch auch von einer jeden Pflanze eine kurze, und genaue Be¬ schreibung geben, so wie auch von den nothwendigsten eine Ab¬ bildung. Lie Schriftsteller, die ich anführe, sind allzeit die bewehrtesten, die von solchen Pflanzen gehandlet. Ich werde auch trachten, wo es ftyn kann, allemal ein solches Werk anzu¬ zeigen, daß uns die beste Abbildung davon giebt, und am leichte¬ sten zu haben ist. Wo ich die Figur nicht fttbsten gieb, denn oft haben mir schon Landwirthe den Einwurf gemacht, warum man die Abbildung der nutzbaren Pflanzen so kostbar mache, daß sie dadurch nur für grosse Herren, und Bibliothecken erschaffen warey, wo sie doch selten so viel genützet werden, als wenn sie den Dekonomen auf dem Lande in die Hände kommen. Ein Einwurf, der jn einigen Stücken seine Richtigkeit hat. Lee gelehrte, und unermüdete Adanson hat oft darüber geklagt, daß man die Kenntniße der Naturhistorie durch den hohen Preis der Bücher einschränke. Indessen müssen doch auch die Abbildungen durch ihren wohlfeilen Preis nichts an der Richtigkeit leiden, sonst ist das Uebel noch grösser, dann es ist besser nichts wissen, als etwas falsch wissen, und aus dieser Ursache habe ich meine Meisten Abbildungen aus dem sehr schönen, und vollkommenen b 2 Werke KL Werke meines wertesten Freundes Herrn Bergrath von Jacquin, nämlich aus der k'lora ^uüriaca geborgt/ wo ich auch allemal die Anweisung auf die gemalte Pflanze gieb. Die Wurzel, oder Zwifel befinden sich 6. bis 8. Zolle tief unter der Erde, Im Frühjahre ist sie so wie alle Zwifel- Gewachse, saftiger als sonsten, ihre Gestalt ist kögelförmig/ un¬ ten breit, woraus weisse, zaserichte Wurzeln entspringen; aus dein fpitzigern, oder obern Theile, welcher gewunden ist, ent¬ springen Blumen und Blatter. Sie ist, wenn sie alt ist, mit einer schwarzblauen Haut umwickelt, welche aber m der Jugend nur gelbblau ist; sie ist inwendig weiß, auf der einen Seite ge¬ wölbt, und auf der andern glat, und etwas eingekerbt. An diesem Kerbe sitzt i bis 2 Zoll lange Scheid, aus welcher im Herbste die Blume hervorkömmt, welche oft aus ei¬ ner i2 Zoll langen schmalen Röhre bestehet. Das Ende der Röhre macht die rothe, auch weis rothe Blume aus , welche sich in 6 ovale oder eyförmige Abschnitte zertheilt/ wovon immer einer um den andern kleiner ist. In dieser Blume finden sich 6 Staubfaden, und z sehr lange Geisel. Diese Blume erscheint im Herbste, wenn schon die Wiesen von allen übrigen Pflanzen entkleidet sind. Sie verwelken bald, nachdem sie ihre Frucht dicht an der Wurzel unter, oder in der Erde gebildet haben, wel¬ che durch 8 , und mehr junge Blatter den ganzen Winter ver¬ wahrt bleiben. Die Blatter kommen bey uns im Gebürge im Aprili, 'Z April, und May zum Vorschein, sie sind eyrund, von 8 bis iZ Zoll lang, i bis 2 Zoll breit, sehr glat, und haben zu An¬ fang eine gerade Stellung; anstatt eines Stiels endigen sie sich in eine lange Scheide, wovon immer die eine in die andere einge- wikelt ist. Die Farbe der Matter ist dunkelgrün, und haben ein elendes aussehen. Mit den Blättern kömmt im Sommer die Frucht hervor , welche beynahe eyrund, und über i Zoll lang, und wenn sie reif wird, so wird sie ganz braun, und theilet sich in drey Theile, welche Theile dann Schiefförmig aus¬ sehen, worum eine Menge braunschwarzer Saamen enthalten ist, der länglichrund, und wie Sammet glänzt. Ich glaube nicht, daß in einem Lande diese Pflanze gemeiner ist, als in unserem Herzogthume, wo den ganzen Sommer durch die Kinder mit dessen Früchten spielen, ohne das man oft ein Unglück von dessen Genuß gewahr wird. Die Ursache liegt aber darinn, obgleich die Kinder den Saamen sehr oft geniessen wollen, so hindert sie der scharfe, widrige und beisende Geschmack davon, eine solche Menge zu sich zu nehmen , daß es ihnen Schaden zufügen könnte. Wenn aber das Unglück trift, daß die Kinder anstatt der Wurzel des frühejahrigcn Safran, Oocus Vernus, und der Früh, und Sommer Levcosin (I^eucomm Vernum 6c XÜivum,) wel¬ chen sie zu Zeiten nachgehen, und eine solche dafür erwischen; so ist cs bald um ihr Leben geschehen. Aber auch der Fall ereuz- net sich sehr selten, wie oben gesagt, indeme so bald man in die Wurzel beißt, so wird man schon durch den brennenden Geschmack davon abgehalten. Allein es hat die Erfahrung gezeigt, daß b z sic 14 sie im Herbste nicht so schädlich sind, ein Beweis davon ist das Beyspiel, welches der kaiserl. Leibarzt Freyherr von Stork an¬ führet. Nämlich, daß er sie in unserem Lande ohne Nachtheil habe geniessen sehen. Doch erst vor ein paar Jahren aus dem Dorf lvIatLke jn DberkraiN/ sind zwey Kinder bald nach dem Genuß des Saamens gestorben. Im übrigen ist diese ganze Pflanze, wenn sie von unserem Hornviehe im Frühjahre genossen wird, ein tödtliches Gift, weniger aber schadet sie im Spätjahre, und noch weniger , oder fast gar nichts, wenn die Blatter ge¬ trocknet sind, obgleich das Vieh sie gemeiniglich aus den Heu heraus sucht, und unter die Füsse streut. Folglich wenn ein Rind davon etwas gefressen hat, so ist es gewiß nicht ohne gros¬ sen Hunger geschehen. Die ersten Kennzeichen, wenn ein Rind, viel von dieser Pflanze im Leibe bekommen hat, sind, daß es bald anfängt in den Weichen zu schwöllen, nämlich wenn der Magen-.anfängt entzündt zu werden. Das Wiederkäuen hört alsogleich auf, ein grosser Durst stellet sich bald ein, der Appetit ist ganz verlohren, nach und nach schwellt das Thier immer mehr auf, die Augen werden feurig, und wässrig. Der Schleim fleüßt oft aus Maul und Nase heraus, hat zuletzt einen sehr üblen Geruch, und wird gelb, es fängt an an den Füssen zu zittern, legt sich bald nie¬ der, und wenn es dieses thut, so ist es auch schon mit einem symptomatischen Fieber behaftet, wenn man nun nicht bald Rath schäft, so ist um das Thier geschehen. Das Os rx Das Schwellen, welches das erste Kennzeichen ist, daß ein Rind von diesen Kraut gefressen habe, zeigt sich folgender massen, so wie ich es mehrmalen beobachtet habe. Zu Anfang scheint es, als wenn sich das Rind übel befände ohne allen Appe¬ tit, und Wiederkäuen, und fängt gleich an, an der Magengegend, oder unter den Rippen aufzulauf-n, die Blutadern, die sich in dieser Gegend befinden, lauffen sehr an, so, daß sie recht merk¬ lich sind. Die Schlagadern, welche man am Kopf, und ander¬ wärts fühlen kann, schlagen sehr hart und geschwind. Ein wahres, und gewisses Zeichen , daß schon etwas von einer Ent¬ zündung zugegen ist. Der ganze Bauch schwüllt immer mehr auf, und wird ungemein fest. Hier muß man wohl acht haben, daß man dieses Anschwellen nicht mit jenen verwechsle, welches von einem überhäuften Fressen des Klees, besonders des Stein¬ klees Irilolium melilotus, 1/mne, entstehet. Dieses letztere nimmt gar oft den ganzen Leib ein, und wenn die Geschwulst daher kömmt, so ist sie weicher anzugreifen, als bey oben er¬ wähnter. Zweytens ist bey letzteren Anschwellen die Heilungsart auch ganz anders. Das Rindvieh bekömmt auch oft eine Ge¬ schwulst vorne auf der Brust, welches Herr v. Garsault in seinem neuen, und vollkommenen Schmitte das Vorherz nennt, diese Geschwulst muß allzeit in Eiterung übergehen, und hat eine ganz andere Ursache zum Grund. Sobald das Entzündungsfieber sich eingestellet hat, so hört das Wiederkäuen auf, und fleußt oft aus Maul, und Nase, wie 16 wie gesagt, cin Schleim heraus. Lic Augen werden roth und feurig, und die Thranen rollen die Backen herunter. Das Vieh kann kein Futter mehr geniessen, indem der ganze Appetit verlohren ist. Indessen stellt sich ein desto heftigerer Durst ein. Zu An¬ fang fleußt der Harn stark, nach und nach hört er ganz auf, so auch der Auswurf des Koths, und das Vieh bleibt ganz ver¬ stopft. Auf alles da§ folget, daß das Vieh hinfallt. Oft habe ich bey solchem kranken Viehe bemerkt, daß der Rachen entzündet war, nach dem Tode habe ich eben auch das bemerkt, was der Herr Bergrath Seopoli in der ersten Ausgabe seiner Flora beym Artikel äs LolcUico sagt, daß die Magen hart, und aufgelauf- fen sind; Besonders der Psalter, die Blutgefäße mit einem dicht geronnenen Blute angefüllt. Gemeiniglich fände ich den ersten, und zweyten Magen brandich, oft waren auch die Ge¬ därme, und die innere, oder zottichte Haut faul, und gaben ei¬ nen überhaupt aaßhaften Geruch. Zweymal fände ich bey Oef- nung der Burst die beyden Lungenflügel entzündt, ein einzigesmal habe ich bey einer jungen Kuhe den Bauchfluß beobachtet. Hat man alle die oben erwehnten Kennzeichen beobachtet, so ist auch nicht zu vergessen , daß man Nachfrage, wie und auf was Art dem Viehe dies Unglück zugestossen? Wie lange? und wo es das letztemal auf der Weide war? Diese Ausfragen sind um so viel nöthiger, als man dadurch gar oft am sichersten zur Erkenntniß des Ursprungs der Krankheit kommen kann; z. B. mit Besichti¬ gung der Wiesen, wo es gefressen hat, re. __ Ist man einmal ver- versichert, daß das Vieh von dieser giftigen Pflanze im Leibe habe, so muß man alsobald die bewerthesten Mittel Vorkehren. WaS ich bis diese Stunde noch am kräftigsten befunden habe, ist gleich zu Anfang, wenn die Entzündung noch nicht überhand genommen hat, folgenden Trank. Man kocht eine gute Hand voll stark zusamm geschnittenen Taback in i, und Pfund Wasser. (Ich verstehe allzeit Wienergewicht, und Maße.) Wenn dieses etwas eingekocht hat, so seigt man es durch, und gießt zu diesem Absude z Pfund Eßig, und L Pfund Honig. Ist nun einmal alles zusammen gemischt, und abgekühlt, so gießt man die ganze Mirtur mit einem Horn dem Vieh auf einmal ein, die gewöhnliche Art ein Einguß beyzu- bringen, geschieht durch ein Horn, oder durch einen Trichter. Man hebt dem Thier den Kopf vorne in die Höhe, jedoch nicht zu hoch/weil das Thier sonst nicht gut schlicken kann, und bringt ihm einen Knöbel von Holz in das Maul, um dasselbe offen zu halten, und lasse alsdann den Trank durch das Horn, oder dm Trichter langsam hinein laufen. Wenn das Thier dabey zu hu¬ sten anfängt, muß man warten, bis es damit aufhört, damit es nicht erstücke, und deßwegen wäre es gut, wenn das Horn unten mit einer Klappe versehen wäre, die man nach belieben öffnen, und zuschließen könne. Dann muß man beständig einen Kleyentrank ebenfalls mit etwas Eßig gesäuert dem Viehe vor¬ stellen, daß es nach belieben trinken kann, so viel es will, denn der Durst ist oft nicht gering. So bald Man mit diesem L fertig fertig wird, so muß man auch eine Kliestier bereiten. Man nehme zwey auch drey Hand voll Tabackblatter, koche sie in ein Maaß Wasser , thue eine gute Hand voll Kuchensalz hinein, sauge das abgekochte durch ein Tuch, und setze ein halb Pfund Honig darzu. Ist es gehörig abgekühlt, so muß man cs suchen mit einem geschickten Werkzeige, als eins Spritze re. in den Aster hinein zu bringen. Die Mixtur sowohl, als die Kliestier müssen mehrmals« wiederholt werden, bis das Rind häufig purgirt, und der Bauch zusammen fallt. Eräuget es sich aber, daß man zu Anfänge dem kranken Viehe nicht hat beystehen können, und man vermachet, daß die Entzündung schon sehr überhand genommen habe, so muß man mit der Mxrur , oder Einguß eine Aenderung trefen, und anstatt des Tabackwassers, i bis 2 Loch gereinigten Salpeter in Kleienwasser aufgelößt, und den Eßig und Hönig zu mischen, und laulicht eingeben. Warum man hier das Tabackwasser bey Seiten lassen muß, ist wegen seiner Nutzbarkeit, indem es die Entzündung noch mehr vermehren möchte. Ebenfalls muß man auch eine Aenderung bey der Kliestier trefen, nämlich man muß wenig, oder gar keinen Taback dazu nehmen, anstatt des Tabacks aber kann man ein par Loch Saliter hinzuthun. Liese Art zu hei¬ len hat mir noch meistens geglückt, wenn ich nicht gar zu spät dazu gekommen bin. Wie viel aber an manchen Orten das Landvolk Aberglauben hat, um das Vieh mit Bossereyen zu heylen, welche es von, in ihren Augen ansehnlichen Mannern erhält, ist nicht K ,9 nicht ohne Widerwillen darauf zu denken. Alle Krankheiten, die der arme Landmann nicht einsieht, sind ihm übernatürlich, folglich muß auch die Kur darnach gerichtet seyn. Indessen dergleichen zu Zeiten- fromme Betrüge machen, daß mancher um sein Vieh kömmt, welches er doch so leicht hatte erhalten können- Wie oft habe ich in manchen Krankheitsfällen mit Rath, und That ohne alle Entgeltung, wie ich jederzeit zu thun pflege, an die Hand gehen wollen ? aber gar oft war alle Beredsamkeit um¬ sonst , ausgenommen der Geistliche des Orts stimmte mit mir überein; oder ich nahm das Vieh wenn es stürbe, auf meine Rechnung. Hier muß ich noch erinnern, daß, wenn das Vieh nach den gebrauchten Mitteln wieder seine Gesundheit erhalt, so muß man ja aufderHut seyn, daß man durch dreyWochen dem Viehe mäßig Futter darreiche, und zwar ein solches, das keineDlahung verursacht; besonders muß man den Klee meiden. Obgleich oben erwähnte giftige Pflanze oft unserm Hornviehe unter das Futter kömmt, so hat die Natur auch die mehreste unserer Weidwie¬ sen mit einem treflichen Gegengift versehen, w'elche meistens die ganze Giftkraft der Zeitlose vereitlt. Dessen Gegengift ist der Sauerrampfen, R-Uwex LLLtola des Wenn ein Horn¬ vieh viel von diesen Gewächse mit der schädlichen Pflanze genießt, so fügt die letztere gar keinen Schaden zu. Man sollte überhaupt bedacht seyn auf Morästen, oder sumpfichten Wiesen den Sauerramp¬ fen zu vermehren, indem er dem Viehe ungemein heilsam c 2 ist. 20 ist. Besonders zur Zeit, wann die Pest unter dem Hornviehe herrscht. Ich habe aus mehr, als einer Erfahrung gesehen, wie nützlich es sey demViehe von dieser Pflanze unter dasFutter zu ge¬ ben, in wahrender Zeit als es krank läge von dem Genüße der Zeit¬ lose, des Tollkrauts, re. Die Erfahrung hat mich auf dieses folgendermassen geleitet. Man hat mich an vielen Orten des Landes überzeugen wollen, daß das Tollkraut, die Zeitlose re, dem Hornvieh ganz unschädlich sey, obgleich man wohl gewünscht hätte, ein leichtes Mittel ausfindig zu machen, die Wiesen von diesem schlechten Kraute zu befreuen. Mich setzen selbsten öfters diese Wiedersprüche in Verwunderung, warum doch einem Orte diese Pflanze schädlich sey, und in dem andern nicht. Ich dachte der Sache nach, an was, und wo die Ursache davon verborgen liegen mag. Ich dachte zu Anfang, daß die Ursache der Unschädlich¬ keit dieses Gewächses in den Eigenschaften des Wassers, oder in der Beschaffenheit des Magensafts liege, allein die Untersuchung des ersten bewies nur oft das Gegentheil, wie auch die überall vorgefundene Gleichförmmigkeit nach den gewaltigen Tod, da§ zweyte. Endlich untersuchte ich auch das Futter am Orte, und Stelle, und dann trocken in der Schäune, wo ich dann rin wenig Licht dieser Widersprüche halber bekam. Ich fände, das an jenen Orten, wo die Zeitlose re. sich unschädlich zeigte, daß Futter des Viehs mit einer Menge Sauerrampfen versehen war, wo zu Zeiten bis auf ein Drittel dasFutter da¬ von von bestand. Indessen obgleich nur die Heilsamkeit dieses Ge¬ wächses die Schulde der Unschädlichkeit lehrte, so war ich doch nicht ehender damit zufrieden, bis ich nicht auch durch Versuche gänzlich versichert war. Ich nahm im Frühjahre einen Theit frischer Blätter der Zeitlose, vermischte dreymal so viel von den frischen Blättern des Sauerrampfen, und gab sie dem Viehe zu fressen, welches sie im besten Wohl seyn verdaute. — Die Versuche ohne der letzteren Pflanze zeiget mir sehr deutlich die Schädlichkeit des erstem, brachte ich aber alsogleich eine Menge der letzteren in Leibe hinein, so war ich auch vermögend mein Thier ohne andere Mittel in Sicherheit zu setzen. Diese Be¬ weise von der Nützlichkeit des Saucrrampfes macht, daß ich ihn nachgehends sehr häufig brauchen ließ, in diesen, und anderen verdächtigen Krankheiten des Hornviehs, welche von dergleichen schädlichen Pflanzen entstehen könnten. Vielleicht ist das auch die Ursache, warum die Zeitlose in Georgien nicht schädlich ist? Nun nachdem ich der Mittel gedacht habe, wie man das Hornvieh dem Tode, welcher durch diese giftigen Pflanze verursachet wird, entreissen kann, welches zu Zeitenden zwoten Tag sich schon einstellt, so will ich auch das leichteste, und be- wertheste vorkehrungs Mittel anzeigen, wie man seine Wiesen ohne grosse Unkosten von dieser schädlichen Pflanze reinigen kann. Die beste Zeit dies ins Werk zu stellen ist im Spätjahre, wenn die Felder schon ganz kahl sind, das ist im Monat Sep- c z tember, tember, und Oktober, wo dann ganz allein die Blüthe der Zeit¬ lose nackend da stehet. Wo sich diese Pflanze am häufigsten vorfind, ist allzeit an den niedrigsten Gegenden unsers Landes, nämlich an dem Fuße unsers Erst - oder Vorgebürge. Zu diesem Endzweck hab ich ein Werkzeug erfinden müssen, welches folgende Eigenschaften hat haben sollen. Erstens nicht kostbar, zweytens daß ein Mensch, der auch noch schwach ist, leicht davon Gebrauch machen kann. Drittens daß es die gewünschte Wirkung macht ohne dem, daß es die Wiesen verderbe? Man versprach mir, wenn mein Instrument diese drey Eigenschaften haben würde, so sollte es vcn jedermann? gebraucht werden. Ich ließ also eine 2 bis z Finger breite Schaufel ma¬ chen, wie beystehendes Kupfer zeigt, und dies Werkzeug thut vollkommen das, was man verlangt. Die ganze Länge der Schaufel ohne Stil, oder das blosse Eisen ist von ». bis d. i<5. Zoll lang. Bey ist es etwas über 2. Zoll breiter, welche Breite allmöglich abnimmt, bis bey o., wo sie denn nur mehr ein Zoll beträgt: Die Länge zwischen und 6., oder die ei¬ gentliche Schaufel hat z und? Zoll, und ist vorwärts ein wenig ge¬ bogen. Die Dicke aber in diesem Zwischenraum, oder Schau¬ fel, ein, und ein halb Linie von 0. bis V., welches ein Stück des Stils der Schaufel ausmacht, beträgt an Länge 6 r Zoll. Dieser Theil des Stils hat ein Zoll an Dicke, vorwärts ist er schneidig, um besser, und leichter die Erde zu theilen; rückwärts aber halb rund , daß sie bey ausheben, oder umbiegen besser wider- »z widerhalte. Bey v. geht auf einer jeden Seite ein Arm heraus, der z Zoll an Lange hat. Ein solcher Arm ist 3. Linien dick, und 10. breit, wo aber im Stiche die Dicke zu stark angegeben ist; in der Licke sind ein paar Löcher angebracht, daß, wenn der Boden sehr weich ist, wo man von dem Instrument Gebrauch machen will, daß man ein etwas breites Stück Holz daran be¬ festige , um daß bey umbiegen der Schaufel das Kreuz, oder die Arme nicht in die Erde hinein sinken können. Von v. bis 8. ist eigentlich die Mutter des hölzernen Stils, welche ein Rohr bildt, und hat an Länge 5 Zoll, die Licke ist verhältnißmässig mit den übrigen, jedoch rückwärts stärker als vorwärts. Dec hölzerne Stil, der dazu gebraucht wird, muß von festem Holze seyn, und seine gehörige Dicke haben, indem er als ein Höbet zu betrachten. L. und k?. stellt die Figur des Eisen dar, wel¬ ches sich von L. zu v. besindt. Wenn man nun von der Schaufel Gebrauch machen will, so ist es, wie gesagte viel schicklicher im Herbste, als zu einer an¬ dern Zeit. Erstens verderbt man kein Gras mit den Tritt dec Füsicn. Zweytcns ist es leichter zu den Boden zu kommen. Wenn man nun eine Zwifel ausheben will, so muß man gerade neben der Blüthe senkrecht die Schussel bis zum Kreuz, oder Tritt in die Erde stossen. Dies Einstossen geschieht dann sehr leicht, wenn man mit den linken oder rechten Fuß auf die Quer¬ arme auftritt. Dies ist der erste Nutzen des Kreuzes, der zwey- te ist, wenn man einmal 8 bis io Zoll das Eisen in der Erde hat, 24 hat, so biegt man um, um die Zwifel auszuheben, und bey die¬ ser zweyten Bewegung hindert das Kreuz, daß der Stil nicht jn die Erde dringen kann. Bey dieser Art des Ausheben thut sich die Erde nur spalten, allein wo die Zwifel in die höhe gehoben wird, kommt etwas Erde hervor, welches aber sehr un- deträglich ist. Sobald man seine Zwifel von der Schaufel rveggenommen, oder geworfen hat, so darf man nur mit dem Fuß auf den Ort der Aushebung tretten, so ist alsogleich alles unkenntlich, und ohne Schaden. Jedoch ist es allezeit besser bey trocknen Wetter, als wenn es sehr nasse ist. Nach den Versuchen, die ich selbst mit meinen Instrumente gemacht, habe ich in einer Stunde mit aller Gelegenheit 240., ja auch bis zov. Zwifel aus der Erde gestochen. Also kann ein Hirtenjung, der ohne¬ dem müßig sein Vieh hättet, mit aller Gelegenheit wenigstens in einem Herbsttage 2000. solche Bollen ausheben. Wollte er es nun nur thun um einen besondern Verdienst, so wird es hin¬ länglich seyn, ihm für eine solche Arbeit z, oder höchstens 4 kr. des Tages zu geben. Die herausgenommenen Zwifeln müssen dann auf ein Haufen gebracht werden, wo sie der freyen Luft ausgesetzet sind, um in Faulung zu gerathen. Am besten ist es aber an einen steinichten Ort, wo der Zwifel nicht Wurzel schla¬ gen kann. Mit eben diesem Werkzeuge kann man auch viel andere schädliche Pflanzen aus den Wiesen räumen, welche ich in der Folge erwähnen werde. Das »5 Das ganze Werkzeug hat an Gewicht z. Pfund, folglich nicht schwerer, als eine gemeine Schaufel, oder ein anders dergleichen Instrument, welches allemal von einem jeden Hirten- jung, oder Mädchen leicht behandelt werden kann, wenn nur eins 12. Jahr erreichet hat, indem, wie bewußt, unser Land- oder Berg-Volk bey Zeiten viel Kräfte besitzen. Indem Nuovo Qiornals V'italia IZ. 1777» lom. k. PSA. 27Z. findet sich eine Beobachtung von der Zeit¬ lose von Herrn Hell, die angeführt zu werden verdient, indem sie mit meinen Erfahrungen zum Theil übereinstimmet. Der Verfasser betrachtet diese Wanze ebenfalls als sehr schädlich, aber doch aus einen andern Gesichtspunkte. Er sagt, daß das Hornvieh niemals aus innerlichen Trieben der Natur diese schädlichen Pflanze anrühre; nur daß sie in den Wiesen in Elsas ein Dritelplatz einnehmen, und man sie sammt den Zwi- fel ausheben solle, jedoch auf eine solche geschickte Art, daß man die Wiesen mit der Ausrottung nicht verderbe; nach einen solchen Verfahren, sagt der Professor, könnte man einen doppelten Nu¬ tzen daraus schöpfen. Erstens, bekömme man mehr gutes Futter für schlechtes; zweytens, könnte man die Bollen für Störk eben so gut, als Waitzen brauchen. Um letzteres zu bewerkstelligen, soll man von Kindern die Bollen, oder Zwifel schelen lassen, dann sie mit Wasser in einem Mörser zu einen Brey stossen lassen, und hernach den zerquetschten Mark mit vielem Wasser auflösen, D Md 26 und das von diesem Drey geschwängerte Wasser langsam von dem groben Theile abziehen, und eine Zeit stehen lassen, bis sich das feine Mehl gesetzt, wo man dann das klare Wasser ablanfen laßt, und das Mehl der Zeitlose nicht allein schön und tauglich zur Störk erhalt, sondern es ist auch sogar nach dieser Auslau¬ gung den Thiercn ganz unschädlich, wenn sie solches geniessen. Nach den gemachten Erfahrungen des Herrn Professors scheinet mir, daß in einem solchen Zustande sie auch dem Menschen nicht schädlich seyn mögen. Es verdient die Sache fer¬ nere Untersuchungen, zu was man noch ohne Nachtheil die Zwifel der Pstanze brauchen könnte. Nun zu einer andern Pflanze, welche auf eben die Art schädlich ist, das ist der Wilde Safran mit weisser Dlüthe, Safran mit doppel¬ tem Zwifel, Frühlingssafran. Krainerisch kpkounra, oder koälesk. Man sehe die zwote Tafel/ wo die Pflanze bey a. ganz vorgesteüt, stimmt Dlüthe, Blätter, und Wurzel. Dey b. aber die L lüthe allein im Durchschnitte mit z. Staubfaden, und mit einem Staubwege sammt dem nackten Zwifel, c. die Kapsel aus drey Fachern bestehend, ä. der Durch¬ schnitt davon, e. ein runder Saamen daraus. Oocus 8!Iveür1s I^obeli HiÜoris. Ltirxmm c. kol. I^ouäiai 1570. Oc> tzN— L7 Orocus veruus kluue, 8M. uaturss eält. 12. lom. II. ?3Z. 75. Orocus kpatlia umvalvl raälallz corollss tubo lonZlk- iimo, spec. plant, lom. I. paZ. Zo. (ürocus Lativus klora carnlollca, eält. 2lo. I2Z7. Nichts gemeiner auf unfern niederen Alpen, besonders aber im Dorgebürge, als diese Pflanze, die gar oft im Frühjah¬ re ein Drittel der Weide ausmacht, llnne giebt nur einen einzigen Safran als wahre Art, und zwo Abarten im Systeme an, jedoch hat Lobel aus der gegenwärtigen eine gemacht, so wie auch andere. Die Wurzel, oder Dollen steckt vier bis fünf Zoll in der Erde, und ist zweyfach, nämlich eine Licke, worauf die Vlüthe, und Blatter sitzen, welche weiß, und unten flach eingebogen ist, unter dieser kömmt eine zwote, welche die ältere zu seyn scheint, und mit den Jahren vergehet, wenn die obere eine neue angesetzt hat. Das Fleisch von ersterer ist weiß, wo hingegen der letzteren ihres braun, und wie abgewelkt aus¬ sieht , jedoch von dieser letzteren allein kommen die Wurzeln, oder Zässcrn, welche lang und tief in die Erde treiben. Die Scheide, welche aus der Wurzel entspringt, ist ein, zwey, auch d 2 manch- Ls manchmal dreyfächig, dün, und umgiebt die ganze Blumenröhre an ihren untern Theil, so wie auch die Blätter, welche unten Scheideförmig / und oben Lanzenförmig vier Linien breit, und in der mitte rinnförmig weiße Rippen haben, welche aber aus¬ wendig grün, und viereckigt sind. Die Blatter sind gemeiniglich nach ihren vollkommenen Wuchs 6. bis 8. Zoll lang, zwey, drey bis vier an der Zahl. Die Blüthe ist röhrig, manchmal zwey bis drey Zoll lang, weiß, oft aber auch am untern Theil der Krone etwas gelbblau. Die Kron, oder der Eingang der Blumenröhre ist in sechs ovale, oder spatelförmige Lappen getheilt, wo aufdrey- en bey Engwerdung der Blumenröhre drey Staubfaden, welche Mit gelben lanzenförmigen Staubeutels versehen sind. Der Staubweg, welcher allein sehr lang ist, und mit seinem un¬ tern Ende auf dem Eyerstock sitzet, hat eine weißgclbe Far¬ be. Der Geisel ist zwey, bis dreylappig gezahnt, und Pome¬ ranzengelb. Die Kapsel, welche aus die Blüthe erfolgt, ist schön weiß, mit rosenfarbigen kleinen Streifen versehen. Sie ist länglicht, dreyekicht, und in drey Fächer getheilt, mit eyrun- den Saamen angefüllt, welcher zu Anfang rosenfarbig ist. r Der Geschmack dieser Pflanze ist süßlicht, aber doch Nicht sonderlich widerwärtig, die Pflanze findet sich sehr häufig bey uns im Vor- und Mittelgebürge, wie gesagt, und kömmt in voller Blüthe 2, DlüLhe im Monate Märzen zum Vorschein, wo sie dann aus Mangel noch anders vorfündigen Futters von dem Hornviehe sehr begie¬ rig gefressen wird, obgleich wohl auch die Schweine häufig diese Wurzel fressen, so fügt es ihnen doch nicht den geringsten Schaden zu. Diese Wanze blüht nicht lange, und so bald sievorbey ist, fängt erst das Laub an recht zu wachsen, so, daß die ganze Pflanze von der Wurzel an gerechnet bis zu dem Endspitze der Blätter über ein Schuhlänge hat. Wenn ein Stück Horn¬ vieh viel davon gefressen, so fängt es bald an sehr zu schwöllen, ist niedergeschlagen, die Augen feurig und trocken, kann weder den Harn, noch Koth von sich geben, und oft aus grosser Angst, und Beklemmung fängt es an sich auf der Erde herum zu welzen. Ein natürliches Mittel, welches das Vieh anwendet; das ihm ost sehr viel zur Erhaltung seines Lebens beyträgt; dann nach dieser gewaltigen Erschütterung des Körpers gehen ost die Winde häufig weg, welche zuletzt mit einem starken Lmren be¬ gleitet werden, worauf es dann vollkommen genest; geschieht aber diese glückliche Auslehrung nicht, so stirbt das kranke Thier, welches von dieser Pflanze gefressen hat, binnen io. höchstens 14. Stunden. Oefnct man ein solches nach dem Tode, so findt man nicht allein viel verdünte brennende Luft, oder aerem ilillamadilsm, unter der Haut in dem Zellenfächer, sondern auch in der Bauch- höle befindet sich eine Menge stinkender Luft eingeschlossen, welche mit Eewalt herausfährt, und sich oft mit einem brennenden Lichte dz ent- zs entzünde , wie jene in der Zellhaut, alle Eingeweide sind immer sehr entzünde, die Gedärme selbst mit fauler Luft angefüllt, wie auch oft mit einem schwarzlichten Schleim; und die Mägen, nicht weniger der erste, und zweyte meistens leer, der dritte, und vierte, oder das Buch, in unserer Sprache aber kredoi-our, zwischen den Schichten, oder Blättern der Zottenhaut findet man in Kugeln die fest zusammen gedorrte Pflanze des wilden Safran, welcher oft so trocken ist, daß man sie zu Staube zer¬ reiben kann. Mein gewesner Schüler Willomitzer, der dermalen in der Bochein als Bergwerkswundarzt angestellt ist, hat durch seinen Fleiß beobachtet, daß an jenen Orten, wo diese Kugeln an den Magenhäuten anliegen, sie das meistemal diese Theile in kalten Brand übergehen machen; ich sowohl, als er haben immer die übrigen Eingeweide brandlich gefunden. Oie grosse Schlagader, welche von Herzen kömmt, und auf den Rücken der Wirblbeine abwärts läuft, völlig durch die grosse Ausdehnung des Magens zusammengedrückt, solcher gestalten, daß der ganze Kreislauf ge¬ hindert wird, und wo dann die Gefäße der Lunge, und des Ge¬ hirns sehr ausgedehnt sind, so, daß ich zuletzt oft aus Maul und Nase habe Blut heraus laufen gesehen, indem die Gefäße in der Lunge zersprungen sind. Aus den oben angeführten Kennzeichen,'als aufhören des Widerkäuens, aufschwöllen, Herumwalzen, und so weiter, kann man Zr man bald urtheilen,daß das Viel) eine giftige, und wo nicht giftig doch höchst schädliche Pflanze mag genossen haben. Man muß alsogleich die Weide untersuchen, ob sie nicht vorfindig ist; be¬ sonders wächst sie an jenen Orten am liebsten, wo ein fetter Grund vorhanden ist, als im Gebürge, wo das Vieh viel ge¬ mistet hat; hat man einmal die Ursache ausgeforscht, so muß man dem kranken Viehe alsogleich einen starken Einguß von der gekochten schwarzen Neißwurzel IKolaLk, in der Muttersprache genannt, eingeben. Man macht den Einguß folgendermassen: Man nemme zwey Hand voll von der frischen, schwarzen Nieswurze, oder dessen Wurzelzäsern, koche sie in drey Pfund Wasser, feige es durch, und thue zwey bis vier Loth Salitter dazu , und etwas Hönig, und gebe es ein. Sollte es in einer Stunde keinen Durchlauf erwecken, so kann man die Hälfte, oder zwey Drittel des Eingusses wiederholen, unter dieser Zeit kann man dem kranken Viehe an einen bequemen Ort eine Ader¬ laß von 4. bis 5» Pfund machen, eine Klistier setzen, wie im vorigen Articel bey der Zeitlose erwähnet worden; auch ist hier eben¬ falls die Vorschrift zu beobachten, eben die Diät zu gebrauchen. Ich habe oft das Umfallen des Hornviehs im Bannalgut kl^äria, und Grafschaft lolmem bemerkt, und wenn man meine Vor¬ schrift gebraucht hat, so hat man selten, oder gar nicht sein Vieh vcrlohren. Es hat sich auch ost zugetragen, daß ich die Aderlässe in geringer Menge habe wiederholten lassen, und damit die Genesung hergestellt. Und so hat man schon oft in der Bo- Hein Hein erfahren, wo das Vieh am meisten durch diese Pflanze im Frühjahre getödtet wird, das der Landmann oft erhält, durch den Gebrauch eine Ader an dem Schwanz des Thiers zu öf- nen, nämlich an der Gegend des dritten Gelenkes, von oben herunter gezählt; hilft aber dieses nicht, so laßt aus Unwissen¬ heit eines besseren, der Boheiner sein Vieh dem Schicksale über. Ob nun diese Pflanze als eine giftige Pflanze für das Hornvieh kann betrachtet werden, scheint mir, daß man es nicht in Zweifel ziehen kann, indem es davon stirbt; allein das mag doch auch wahr seyn, daß seine tödtende Kraft mehr mechanisch, als auf eine andere Art wirken mag, indem die Entwicklung der Luft den Magen so gewaltsam ausdehnt, daß das Geblüthe nicht mehr zu dem untern Theiie des Leibes kommen kann, also entsteht durch die gewaltsame Stockung einer Entzündung, und der Brand , wenn der Magen, und die Blutgefässe nicht außgeleert werden. Was einen klaren Beweis zu dieser Ver¬ mutung gibt, ist, daß, wenn man dem Viehe von der trocknen Pflanze noch so viel beybringt, es ihm doch nicht leicht ein Uebelseyn, verursache, so überhaupt ist diese Pflanze auch dem Menschen nicht merklich schädlich. Was nun dessen Ausrottung betrift, so muß solches auf diese Art mit eben den Werkzeugen geschehen, wie bey der Zeitlo¬ se, nur in Ansehung der Zeit ist ein Unterschied, indem man erstere nur jm Spätjahre, wohingegen letztere im Frühjahre, nämlich nämlich im Monate Marz muß ausgehoben werden, wo es auch ohne Schaden der Wiese geschehen kann, indem zu solcher Zeit sie noch von übrigen Pflanzen kahl sind, und die Dlüthe des Wildensafran meistens mit der Schnceblume oder Schneeglöcklein Oalamlius nivalm. Une, allein hervorn ist. Verkennen kann man erstere unschädliche Pflanze mit letzterer nicht, indem ersterer ihreBlüthe gerade in die höhe steht, und mit sehr kleinen spitzigen Blattern versehen sind, wo hinge¬ gen letztere die Blatter schon hat; die Blüthe ist klein, vollkom¬ men weiß, und am Ende des Stils hangt sie herunter. In den Gegenden von Innerkram ist folgende Pflanze sehr gemein, und hat dem Hornviehs oft grossen Schaden verur¬ sachet, ja auch oft den Tod. Diese ist der Sturmhut, blaues Eisenhütlein, blaue Wolfswurzel, Teufelswurze, Kappenblume, Narrnkappe. Krainerisch krolsseäna, man sehe die Zte Tafel wo die Wurzl den Pflanze bey a. vorgestellt ist, d. der Stamm mit Blatter, c. abee das Saftblatlein. ^comtuM napellus. ltün. 8^ll. nat. n. p. Z^r. Aconitum koliorum laeinüs linearibns tuperns, la- üoriduZ llnes exaratis. I^rn. tpec. plant. I. I. psA. 7Z1. Aconitum napelleus flac^uia klvra uuürlaca, l'om- 4. lab. 8 a. E rfla- Z4 I^axellus Ltverclr. I^ib. äe Ltrani. ^otci. §c na^ello §rc» c.t. 8vo. auch deutsch Aconitum NÄ^ellus Leoxoll. 1^. c. 1?. I. xaZ. 2Zo. iio. 6Z4- ^.conitum Haller. 1^. c. I'om. n. pa§. 90.^0.1197. Auf unfern Alpenwiesen ist der Sturmhut gar nicht selt¬ sam; die einfache Wurzl ist holzigt, uneben, auswendig braun, inwendig etwas weißgelb. Die Gestalt ist wie ein Steckrübe, knollicht, oder Spindelförmig mit Fasern versehen, aus der Wurzl kommen runde etwas eckicht gebogene Stengel, welche mit einer weichen Wolle häufig gegen die Höhe zu bekleidet sind , an der Höhe haben sie 2 bisz Schuhe, die häufig glatten und glänzendenBlät- ter, welche daraus entspringen, und auf der obern Flache schwarz¬ grün, auf der untern aber blasser sind, stehen auf langen Stilen, welche durch das ganze Blatt gehen wechselweise, und zertheilen sich bis an den Stil in z oder Z Stücke; die äußere von den Stücken zertheilen sich wieder sehr tief in zweenTheile,das aber, welches in der Mitte ist, in drey, und jeder dieser drey kleinen Theile zer¬ spaltet sich wieder in so viel spitzige und ungleiche Abschnitte. Die blauen Blumen sitzen mit kleinen drey, und mehr oder wenig lappichten Blattern auf einen kurzen Stengl, an dem Gipfel des Stengls, oder im Winkel der Blatter, bilden sie eine Aehre. Eine einzelne Blüthe stellet nicht unähnlich ei¬ nen Helm vor, darum hat sie den Namen Sturmhut. Die ganze ganze Blüthe bestehet aus 5 ungleichen Blattern, wovon das oberste das größte ist, und eigentlich den Helm ausmacht, die bepden Seitenblätter sind am Rande wie gekräuselt, die 2 untersten sind die kleinsten, in diesen sind über zo Staubfaden, und z bis 4 Staubwege, dann zwo hohle krumme Röhre oder Hönigbe- hältniße, welche vom Eyerstocke entspringen, und ein Horn aus¬ machen , welches sich in ein dreyspaltiges Blatt endiget. Eine jede solche Blume hinterläßt z Saamengehäuße, welche die Ge¬ stalt eines Ey haben, worinn viel schwarze viereekichte Saamen liegen. Man findet sie im Dorgebürge, und auf den Alpen, blü¬ het im August, und der Saamen wird im September reif. Der gemeine Mann im Deutschlands nennt oft diese Pflanze den grossen oder wilden Rittersporn, dieweil sie ihm in betreff der Blüthe, dem äußerlichen Ansehen nach ähnlich sieht. Die Farbe der Blüthe ist ziemlich Dunkelblau, der Geruch der Pflanze ist stark, und würkt auf die Geruchstheile, der Saft ist ungemein scharf und fressend. Wenn unglücklicher Weise ein Bieh von dieser Pflanze gefressen hat, besonders aus Hunger, so stellen sich bald folgende Zufälle ein. Das Thier fängt an gleich sehr unruhig zu werden, das Wiederkäuen hört auf, ein grosser Durst stellt sich nach und nach ein, bald darauf folgt eine Geschwulst, jedoch nicht so, wie bey dem Genüße der Zeitlose, die Augen werden roth, der Puls schlägt heftig, manchmal folgt ein Durchlauf mit einem e 2 sehr z6 sehr stacken Ge stänke, wobey sich auch manchmal Blut einsindet, oft geht auch der Harn mit etwas Blut gefärbt weg. Aus erwähnten Zufällen hat der Landmann dem Kraut den Namen krsodjeäM, gegeben, welches so viel heißen soll, als überftessen, dann xreod heißt über, und jeä essen; dann an vielen Orten glaubte der Bauer vor Zeiten, daß nicht sein Vieh von dieser Pflanze sey vergiftet worden, sondern es habe sich nur überftessen , und ob er schon nach der Zeit diesen seinen Jrthum eingesehen hat, so ließ er ihr doch diesen unschicklichen Namen. Wird hier mm nicht bald Mittel angewendet, so stehet man alle¬ mal in Gefahr sein Vieh zu verlieren. Ich habe nach den Tode jederzeit die Eingeweide entzündet gefunden, und das Geblüt sehr aufgelöst; zweymal fand ich auch die Leber zum Theile in Eyter gegangen, es ist aber auch möglich, daß schon vorher die Leber schadhaft gewesen seyn mag. Die Pflanze ist eben auch- und noch mehr giftig für Menschen und Vieh, als die vorige, und erfodert auch eine andere Heilungsart. Hier wurde man mit sauren, und abführenden Mitteln nichts richten, sondern es müssen zu Anfang lauter umhüllende seyn. Indessen, wie man leicht erachten kann, so sind hier die ^wissen Kennzeichen sehr hart um zu wissen, ob das Thier von dieser, und von keiner andern Pflanze gefressen habe, jedoch die Weide, wo das Vieh zum leztenmale war, ist das sicherste Mittel, es ausfindig zu ma¬ chen. Zst man einmal dessen versichert, so muß man gleich fol¬ gende Mtln brauchen, welche ich sehr bewerth befunden habe. ' Man Na» nimmt kine Maaß Mehl von gemahlenen Wicken, oder Lohnen , kocht solches in vier bis sechs Maaß Wasser, wenn es gekocht ist, so Lhut man ein paar Pfund Butter hinein, und giebt es dem Viehe zu saufen, welches es aber selten annimmt, sondern man ist oft gezwungen zu mehrmalen es mit einem Horn einzugiesien. Liesen Einguß muß man des Tages zwey, bis dreymal wiederholen; dann muß man auch eben so oft folgende Klystier bepbrigm. Man nehme ein paar Hand voll von den Blättern der gemeinen Papeln, und Wolkraut, (klalva, L Vsrdatcum Icknne',) eine Hand voll von den Blattern der Nießwurzel, oder (Hellel>oru8 m^er. ltt.) koche sie in zwey Maaß Was¬ ser, und sage es durch ein Tuch, und setze dazu ein halb Pfund Hönig, und eben so viel Leinöl, dann auch ein paar Loth Bitter¬ salz. Ist alles gut abgekühlt, so giebt man es durch ein ge¬ höriges Instrumente ein, ist man schon versichert, daß eine Ent¬ zündung da sey, so muß man sowohl in der Klystier, also auch in dem Einguß allemal ein paar Loth Salpeter thnn. Auf diese Mittl bewirkt man bald einen starken Durchlauf, welcher sehr heilsam ist. Man muß ebenfalls das Hornvieh in wahrender Krankheit bcy leichtem Futter lMen, jedoch sind ihm in diesem Falle die frische Pstanzen viel dienlicher, als die trocknen, beson¬ ders aber ist hier frischer Salat als das beste Nahrungs- und zu¬ gleich Hcilungsmittl zu betrachten. e z Von 38 Von eben diesem Geschlechte der Pflanze haben wir noch Zwo Arten im Lande, welche mir aber bis dato noch nicht die Erfahrung gezeigt hat, daß sie dem Hornviehe merklich schädlich seyn, ob sie gleich den Menschen eben nicht weniger nachtheilig sind; da ich aber nur für vierfüssige, und nicht für zweyfüssige schreibe, so will ich weiter keine Meldung machen, als sie den Namen nach nennen. Die erste, welche überall bey uns zu Hause ist, ist in der Gestalt der Blüthe nach eben so, wie die vorige, nur daß sie gelb ist, sie heißt: Gelber Sturmhut , Wolfswurzl, gelbes Wolfsgift, auch gelbes Eisenhütlein, in unserer Sprache la ermea kreolsseä. ^.conitum I^coÄolUiin, Idinas 5M. nat. 1. II. p, SN- Aconitum I?oliis palmatis niultl - 6äig vlllolis. lau. Lpec. plant. 1.1. paZ. 7Z0. Aconitum l^coLtoaum ssac^. llor. aull. lom. IV. lad. Z80. Aconitum l^coÄonum tcoxod l. O. lom. I. paZ. AZv. l>lo. 65z. Aconitum Haller, l e. 1. I. ^0.1198- Diese Pflanze wird bey uns sehr hoch, so, daß ich sie schon Mannshoch gefunden habe. Die Tlrtter sind haarigt, breit, und bis an die Hälfte in drey Ähnle getheilet, welche Theile sich wider in so viel Theile theilen. Die andere Art ist: Gift- Gifttheil, Sturmhut, einzelner Sturmhut, heilsame Wolfswurze: In unserer Muttersprache führt sie eben den Na¬ men, wie die vorigen. Aconitum amliora l^iu. 8^f. nat. 1. II. Z71. Aconitum üoribus ^entaZims, lollorum lacillüs I^i- riearibuL. Ilions tpec. plant. 1.1. paA. 751. Aconitum antliora flac^. k'lor. ^uü. Ioni. IV. lab. 382. Aconitum antliora lcopoli I. c. 1?. I. pa§. z go. ^lo. 655- Aconitum Haller 1^. c. 1. II. paZ. 94. ^lo. 1199. Liese Pflanze ist gemein auf den Vochciner Alpen. Lie Blüthe ist klein, und gelb auf dem Gipfel, beysammen, und hat fünf Staubwcge, wo die vorgehende nur drey haben. Aus diesen fünf SLaubwegen entstehen eben so viel Scheiden, oder Kapselfacher, die Blätter haben gleich breite Lappen, ihre ganze Höhe ist nicht über i r Schuh. Als ich vor ii. Jahren auf unfern boheiner Gebürge herum irrte, versicherte mich ein Hirt, daß diese Wanze den Schaafen schädlich sey, und daß man mit Eingebung des gekoch¬ ten isländischen Moose (I^rcdsn lslauäicum. Uns ) welcher dorten zu Hause ist, sie davon heilen könnte. So wenig als er¬ wähnte zwo Pflanzen unserem Hornvieche schädlich sind, um so viel mehr ist folgende. Weisse 4O Weisse Nießwurze, weisse Blume, Hemerwurz, Vrech- wurz re. Zu unserer Sprache: la bella 2bmerika, oder lsbemrilra, so wie sie V0N unfern alten Illyrern, als Tartarrn, Kirgisen, und Kalmücken genannt wird. Man sehe die vierte Tafel: bey a. sichet man die Llüthen an dem Stengel sitzen, b.der wittere Theil des Stamms samt Wurzeln, und ein Blatt, c. das Saamengehäuße^ ä. ein Saamen allein. Veratrum album. Imme. uat. l. II. paZ. 668- Veratrum racemo tupra ltsLOmpoluo corolls ereÄls l^mn. Ipet. plant. 1. II. pa§. 1479. Veratrum albumssac^uiu.l^lor. ^.ull. lom. 4. lab ZZ. Veratrum album lbopolüD.. c. l. II. paZ. 272. l>lo. I2ZZ. Veratrum Haller Ib. c. lom. II. p. 96.^0.1204- Dieses Gewächs ist bey uns überall zu Hause. Die Wurzel ist etwas knollicht, Finger dick, und mit runden weissen Zasern versehen; der daraus entspringende Sten¬ gel hat einen geraden Wuchs, 4 bis 5 Schuh, hoch, unten glat? oben etwas haarigt. Die Blatter sind ganz ohne Einschnitte, den Still um¬ fassend, eyrund, manchmal einen Schuh lang, und einen halben breit, auf der Oberfläche mit vielen Nerven versehen, und kom¬ men den Blattern unsers gelben Enzians viel gleich; auf dem Nucken 4» Rücken etwas haarigt, der Stengel endiget sich mit einer zusam¬ mengesetzten Rispen. Die Blumen bilden dichte Aehren; diese stehen in grösse¬ ren Aehren, und diese letztere wieder in Büscheln bcpsammen, wo zwischen sich kleine Blatter finden; an den rauchen Stengeln sitzet die Decke, oder Krone der Blüthe, welche aus 6. Blattern besteht, nämlich z äußern, und Z. innern. Die untersten Blumen sind männlich, und haben 6 Staubfäden, und Staubbeutel, hin¬ terlassen aber niemals eine Frucht; die oberen Blumen haben auch Staubfäden, keine Staubbeuteln, wohl aber drey vollkom¬ mene Staubwege Die Blumenblätter sind weiß, am Ende rauch gezahnt, auf den Rücken grünllch. Diese letztere Blumen hin¬ terlassen z. Saamengehäuße, welche Schottenartig sind, etwas krum, und mit länglichten weißen Saamen angefüllt. Diese Wanze wächst allenthalben auf Wiesen der Vorgebürge, blühet im Monate Julius, der Saamen wird im September zeitig. Hier will ich auch zugleich die zwoteArt der Nießewurzen beschreiben, da sie eben bey uns zu Hause ist, und so schädlich, als die oberen. Weiße Nießwurz mit schwarzrothen Blumen, schwarze Rießwurz, rothe Hemerwurz, Lhampagnerwurz, in unserer Sprache: 2a rsserna Amerika, oder la LräelcllAmerika. Veratrum m^rum lmn. Lzck. rmt. low. II. 66§. F , Vera° 42 Veratrum racemo com^oüto, caro1i't8 patsatMinis. Qmn. ftiee. xlaat^ Dom. II. PLZ. 1479. Veratrum MArum gac^. Dior. ^uü. lom. 4. lak. 36. Verstrum m^rum loojzoli I«. c. l. II. xa§. 272. I^o, I2Z4 Die Wurzel ist lang, wie abgebissen, Finger dick, welche viel Zäßern von sich giebt, die sich sehr ausbreiten, ziem¬ lichdick, und von einer weißgelben Farbe sind. Der Saamen wird oft höcher, als bey vorigen Pflanzen, sein Wuchs ist jährlich gerade, Finger dick, und etwas eckizt, an dem Grunde ist er haarigt, und ganz rauch umgeben. Die untern, oder die Wurzelblätter umfassen den Stiel mit einer Scheide, welche ihm ^verdicken, sie sind Spatelfvr- mig, oder lang eyrund, am Rande glatt, unterhalb etwas gelb¬ grün, durchaus mit grossen Rippen versehen, zuletzt werden sic ganz leinförmig, wo aus dessen Winkeln die Blüthen kommen. Die ganze Pflanze endigt sich in grad aufrecht stehende Blumen- stengel, welcher rund, und rauch ist. Die Blumen haben einen üblen Geruch, wie verdorbe¬ ner Wein, oder Eßig, sagt Herr Bergrath Iacguin in seiner Flora. Die sechs Blumenblätter sind schwarzroth, eyförmig glasend, und am raufte glat; die dreh innern sind schmäller, als die äußern. Die Staubfäden sind eben so gefärbt, aber kürzer, die Staubbeutel sind gelb, die. Staubwege sind kurz¬ rund. Der Käpseln stehen 3 beysammen, grad in die Höhe abge¬ stumpft Ms 4? stumpft / und m der Länge wie abgeschnitten, überhaupt so, wie bey der vorigen Pflanze, so auch in Vetref des Saamens. Die Blüthe kömmt frühzeitiger, als die Blüthe der ersteren, und die Pflanze wird auch gemeiniglich höher; oft eräuget sich, daß sie durch ihre Farbe eine Abart macht, nämlich die Blüthe wird ganz grün, wie ich sie in den schattigteu Oertern um Hydria ge¬ funden habe. Diese sowohl, als die erste besonders verderben oft unsere Alpcnwiesen, indem sie nicht selten von unfern Hornviehe gefres¬ sen werden, welches davon getödt wird, und ich weis nach Aus¬ sage vieler Landleute, daß ihnen diese Pflanze noch viel nachthei- liger, als die Zeitlose ist. Die Zufälle auf den Genuß dieser giftigen Pflanze sind folgende. Kaum hat ein Rind ein Portion von diesem Gewäch¬ se im Leibe, so fängt es alsogleich an heftig zu purgieren. Die Wcigen fallen ihm sehr zusammen, der Appetit, und Wieder¬ kauen bleibt aus, und der Durst stellt sich sehr heftig ein; die Augen, und Nase werden sehr trocken, zuletzt fangen an die Glieder schwach zu werden, die Ohren hangen. Verschafft man nicht bey Zeiten Hülf, so purgirt sich das Dich zu todt, und gehet nach einer Zeit gemeiniglich Blut mit demKotheweg. Wenn das Vieh nicht bald darauf geht, so wird es nachgehends ver¬ stopft, fällt in eine Entzündung, und stirbt em Brand, wie ich ost nach dem Tode bey Eröfnung gefunden habe. Zst ein solches f 2 Stück Stück Meh noch so glücklich die Entzündung zu überstehn, so geht doch gemeiniglich an vielen Orten die zotichte Haut in Ey- terung, wodurch das Vieh abzchrt, und umsteht. Hat man einmal nach genauer Untersuchung erfahren/ daß em Rind von dieser Giftpflanze gefressen hat/ so muß man gleich anfangs zu folgenden Mitteln schreiten. Man'nehme 3 bis 4 Hand voll gemeines Pappelkrauh koche es in zwo Maaß frische Milch / wenn es einwenig gekocht hat/ so muß man es durch ein grobes Sieb durchseigen/ dann setzt man noch dazu ein Pfund Leinöl, in Abgang dessen eben so viel frischen Butter. Ist nun dieses bereit, und gehörig abge¬ kühlt , so muß man es durch ein Horn eingeben. Mit diesen Einguß muß man ein paar Tage anhalten, und ihm zu 3 bis 4 mal des Tags eingeben. Man muß auch hier die Klystieren nicht außer Acht lassen, welche aus bloser Papelmilch bestehen können. Eine Hauptregel will ich hier erinnern, so oft man eine Klystier gegeben hat, muß man erstens suchen das Thier so viel in der Ruhe zu erhalten, als möglich, sonsten ist man gewärti¬ get, daß das Thier alsogleich ohne Nutzen die Klystier von sich giebt. Zweytens muß man wenigstens zwo Stunden vorher ohne Fressen, gelassen haben. Drittens muß das Thier mit dem Hintern Theil hoh stehen. Viertens bedient man sich einer Spel¬ ze, die Oefnung muß daumenweit seyn, sollte man sich aber eines Horns bedienen, so muß man dke Zunge des kranken Thier im wahrenden Klystier geben ein wenig in Bewegung setzen, und mit der Hand kleine Schläge an die linken Lenden gegeben werden. Liese erwähnte einfache Verfahrungsart ist zu Anfang hinlänglich genug ein Hornvieh vor fernerer Gefahr zu retten, ist es aber schon eine Zeit lang damit angestanden, so ist die Ge¬ fahrgrösser, und die Heilung auch schwerer zu bewerkstelligen, dann wenn man nicht die ersten Tage mit entgegenstehenden Mit¬ teln geholfen hat, so stellt sich bald eine Entzündung ein, hier muß man nun die Mittel ganz verändern. Man nimmt gutke z Hand voll Pappelblatter, und eben so viel frische Eibischwurzel oKcinalis koche sic in ein paar Maaß Wasser, man lasse e6 so lang kochen, bis eine halbe Maaß eingekocht ist. Dann muß man es ebenfalls durch ein Sieb feigen , und man setze dazu i bis 2 Loth Salpe¬ ter, 4 bis 6 Loth geläuterten Hönig, und gebe es auf em- oder zweymal ein. Schlägt der Puls sehr heftig, so muß man auch eine Aderläße vorkehren, jedoch ist selten norhwendig solche zu wiederholen. Die Klystier muß ebenfalls von dem nämlichen Einguß gebraucht werden, und der Hönig kann hier ausble'ben, man nehme dann auch weniger Salpeter. Len Trank, den man in währender Krankheit einem solchen Thicre darreichet, muß stätS laulicht, und mit etwas Waitzenmehl angemacht seyn, daß Fut¬ ter muß wenig, und frisch dargereichet werden. Sollte man aber durch den Koth des Thiers gewahr werden, daß sich die Entzündung in eine Eyterung verwandlet hat, so muß man zu f 3 dem 46 M; dem Einguß etwas frischen venetianischen Terpentin setzen , üngk- fahr 2 bis z Loth, und den Salpeter auslaffen. Eben dieß muß auch bey der Klystier beobachtet werden. Wenn ich hier die Fälle auführen sollte, die ich in mei¬ ner Ausübung gehabt habe; so würde ich gestehen müßen, daß ich zu Anfang aus Unwissenheit viele Stücke verlohren habe, bis ich endlich meine Zuflucht zu dieser einfachen Methode nahm. Man muß es nur sagen, es geht eben so bey Anfang der ausüben¬ den Vieharzney-Wissenschaft, wie es mit der Arzney giengzudes Aesculapius Zeit. Ein jeder bringt und rath ein Mittl, man schreibts auf, oder übertragt es von einen zum andern, es mag von ungefähr, oder gewiß gewürkt haben. Wird nun ein Thier krank, so hat man auf einmal eine Menge bewahrte Mittl, aber oft ist leider keine vernünftige Seele da, die die Krankheit erkennt, was sie für eine sey. Was nutzen nun alle Mittl der Welt, wenn man nicht weis, wie, und in welchem Falle man sie anwenden solle. Und so geht es noch leider M dem meisten Theil der Arzneykunst. Wie oft hat der Arzt seine Kranken ge¬ nesen gesehen, oder umgebracht, ohne oft die Krankheit gekannt zu haben; und wie ist cs leicht möglich, daß der Arzt Licht be¬ kommen soll, wenn so viel Vorurtheile da sind, die die Oefung der Leichen verbiethen. Ist die Besichtigung nach dem Tode nicht die wahre Probe für den Arzt über seinen Schluß, den er ge¬ macht hat? gewiß ebenso, als ein Arithmetiker, um ihm zu be¬ weisen, weisen/ ob er falsch, oder recht zusammen gezogen hat; sagt der große Morgagni. Sooft ein Arzt die Leiche öffnen will, ohne Unko¬ sten so soll e§ ihm allemal erlaubt seyn, und wenn man so thöricht wäre sich dagegen zu sehen, so sollte hier die Polizey befehlen, dann alles, was zum guten des Unterthan ist, muß auch zu seinem Dortheil behauptet, werden, denn der Pöbel ist immer ein unmindiges Kind, er mag geadelt seyn, oder nicht. Nachdem ich erwähnet habe,wie schädlich dieNießwurzsey, so ist auch hier keine Regel ohne Ausnahme, und man kann die Wurzel oft als eine Arzney brauchen, besonders für das Borst- vieh , wie auch für .die Pferde, und das Hornvieh. Wenn man einen Absud mit der Wurzel macht, und wascht das Horn¬ vieh damit, welches mit den Grind behaftet ist, so kann man ihm solchen bald damit vertreiben, jedoch muß ich auch gestehen, daß mir oft der Versuch mißlungen ist; allein es wird allemal ein sehr behutsamer Gebrauch davon erfordert, wenn es innerlich seyn soll. Die Ausrottung dieser Pflanze aus den Wiesen kann eben so leicht geschehen"mit dem Werkzeuge, welches ich zur Ver¬ tilgung der Zeitlose anrathe. Zum Schluß will ich noch einige Giftpflanzen anführen, die ebenfalls unsermHornviehe schädlich sind, und alle auf gleiche Art 48 . Art geheilet werden, indem ihre Giftkraft beyläuftig die nämliche ist. Wie dann auch sie ihrer Verwandtschaft wegen bey Linne rn einer Klasse stehen. Erstens Giftiger Wüterich, giftiger Wasserschierling, Barzenkraut, Wasserwüterich, u. s. w. in unserer Sprache: LmeräliuL, auch 1-emelcli, man sehe die zte Tafel, ». ein Blatt, d. ein Stück der Wurzel im Durchschnitt, c. die Llüthe, ä. der Saamen in natürlicher Größe, e. vergrößert, k. der obere Theil der ganzen Pflanze. Licuta vlrola I^inn. nat. lom. II.P3A. ZIZ. Llcuta umdeUIs axxositikolÜL marg'maUs odtusiis, txec. xlant. lom. I. 3^6. LicMa a^uatlca, Oedev, klora äanica, lab. 2oZ. Liuin Haller 1^. c. lom. I.x. 346. No. 781« Diese Pflanze, welche ja nicht mit dem gepflöckten Schir- ling Oonium luaculatum, 1^. verwechselt werden muß, ist dem Viche sehr nachtheilig. Eben kömmt mir ein Werk unter die Hand, welches von den Krankheiten des Rindviehes handelt, und vom Wundarzte Willburg in Lisotischen Thon geschrieben worden. kaZ. 158. wird die Heilungsart bey Verhärtung der Leber angezeigt, daß man zu Anfang der Krankheit mit der ve- uetianischcn Seife, mit dem laraxacum, und den stinkenden Schierling Qcuta L^uatica, fast allemal eine glückliche Heilung bewirkt; u. st st Da haben wir abermal einen Mann, der uns ein cin falsches Mittl hinschreibt, oder auch für ein anders gebraucht hat, welches er nicht kennt, und doch viel davon gehört hat. Hat¬ te er nur ^Väügöta resa oder lUora. Isxomea des grossen Linne gelesen, so würde er gewiß dies nicht gesagt haben. Richt wenig wundert es mich, daß der Verfasser seines beynahe allgemeinen Heil¬ mittels, welches den Titel Purpur-oder Kees-Liquor führt, nicht auch beym Viehe gedenket, da es eine so große auflösende Kraft besitzen soll, so war nicht uneben in diesem Falle Versuche zu machen, wenn er nicht vielleicht besonders, oder alleinig für Zweyfüf- sige erschaffen ist; allein ich zweifle sehr an seiner auflösenden Kraft, indeme die Einwohner mit so grossen Kröpfen begabt sind, und er sie ihnen doch nicht damit auflöst. — Indessen ist er nicht der einzige dem cs so ergangen ist, auchKreuterkündige haben diesen Fehler schon begangen, und haben die (Rcuta a^uatica für das 6omum maculatum angeführt, — Und das haben wir immer dem oft unnöthigen Neuerungsgeiste von Worten zu danken, wo¬ mit die ganze Kreuterkunde, von Tag zu Tag immer mehr da¬ mit verwüstet wird. Diese Pflanze findet sich häufig bey der Kartaus Mrs, oder Freudenthal bey dem stehenden Wasser, dann an vielen an¬ dern Orten des Landes, wo stille Wasser sind, darum hat er auch den Namen erhalten Wasserschierling, wohingegen der ge¬ fleckte nur auf trocknen Oertern wachst. Die Kennzeichen des Wasserschierling sind folgende. G Dir xc> Die Wurzel ist beständig ein, und mehr Zoll dick, in¬ wendig ist sie hin, und wieder hohl in ordentliche Zellen gethei- let. Aus den Stamm dieser Wurzel entstehen viele Zäsern, wel¬ che in einander verflochten sind. Der Geruch ist der Pastinak- wurzel ähnlich, aber etwas eckelhafter, das Fleisch der Wurzel ist weiß, manchmal ins gelbe fallend. Aus der Wurzel ent¬ springen mehrer Stengel, die bis Z Schuh Höhe ost erlangen; und unten weiß, und roth gestreift sind; übrigens aber grün, mit einem klebenden Saft angefüllt; sie zertheilen sich durch Knotten in mehrere Gelenke, welche zu Schuhe lang sind, aus eben diesen Knotten kommen Aeste hervor, welche ausgestreckt sind, und sich ferner zertheilen. Die Blatter sind glatt, und sitzen den Blumendolden auf kurz geraden Stielen gegenüber , sie bestehen aus vielen klei¬ nen Vlättlein, zertheilen sich in noch kleinere, welche Eyrund, und am Rande, wie eine Säge, gezähnt, und in mehr Abschnitte zerspalten sind. Die allgemeine Dolde steht denen Blattern gerade gegen über, und bey der Entstehung sind oft eins, und mehrer kleine grüne Blättlein. Diese Dolde zertheilet sich m 12 bis 18 kleine Dolden, wo um den Stiel 2 bis 5 Blätter sitzen, welche sich bey Verwelkung der Blüthe zurück biegen. Eine Dolde besteht aus mehrern Blumen, welche aus fünf weißen herzförmigen Blumenblättern bestehen, dann 5 Staubfaden, und 2 Staubwe¬ ge : die Frucht, die daraus entstehn, ist mit kleinen grünen Dlät- lein bekränzt, und gestreift, etwas haaricht, und gefurcht, und bildet 5l bildet zween eyrunde Saamen, welche einen weißen Saum ha¬ ben, und dem Saamen de6 Petersils ziemlich gleich kommen. Wasserpferd Saamen, Roßfenchel, Wasserfenchel, Pferd- saamen, Pferdsaat, u. s.f. krainerisch: Loma Lumeua, auch morolr, welches aber unsere Nachbarn die Illyrer glattweg morok nennen. kbeUanärium SHuaticum, l. 8^5. nat. 1. II. PSA. 2IZ. I'bellanärlum lolliorum ramIlicatloliibuZ äivaricatis spec, plant, low. I. pa^. z66. kbellan^rlum rlvini, lab. 6^. !?bel!anärlum a^uaclcum scopoli, l. c.lom. I. paA. 216. l^o. z62. DbellauärluM Haller, l. c. l. I. p»A. zzs. l^lo. 7Z7. Diese Pssanze findet sich häufig in den stehenden Was¬ sern, besonders in der lulrlanrs, oder Laubachflusse. Die Wurzel ist ziemlich dick, auswendig bräunlich, inn- wendig weiß, sie ist ebenfalls mit vielen Zäsern beseht, und zwey, und mehr jährig. Der Stängel ist oft i Zoll dick, und hat bey seiner Entstehung eine Menge trocknen Faser, wie ein alter Bast, auch bey einem jeden Gelenke sind solche. Die Blät¬ ter sind sehr ausgebreit, und dreyfach fein gefüttert, wieder Garten Fenchel. Die allgemeine Dolde hat keine Umwicklung, die kleinern, oder besondern haben von z bis 7. Blätter ; die g s Bünne 52 Blumen in der Dolde, welche in der Mitte sind , sind kleiner als die andern Ramfte, fünf Dlättlein machen wie den Kelch aus, zwey sind groß, und drey klein, welche an der Frucht bleiben; dann folgen fünf weiße Blumenblätter, wovon das äus¬ sere Blatt das größte ist, welches so viel Staubfaden, und 2 Staubwege hat, welche sich in den Grifel endigen, und auf der Frucht sitzen bleiben. Die Frucht ist eyrund, und glatte wie die Blumendecke, und der Grifel bleibt auf solcher sitzen, und ist mit einer Narbe bekränzt. Woolfskirsche, Dollkraut, tödtlicher Nachtschatten, Schlafkraut, Bollwurz, Felsbeer, u. s. f. krainerisch: VoukMs, oder Labes, man sehe die sechste Tafel bey a. ist die Pflanze sammt den Blüthen, und Blättern vorge¬ stellt, d. die Beere sammt den 5 fpaltigen Kelch , dann darneben ein einzelner Saamenkern, c. Atropa Lellaänna. H. nat. D. II. pa§. 171. Atropa caule bierbaceo, lolns ovatls iuteZris. D, spec. plant. 1.1. pa§. 16. Atropa BeUaäoaa /ac^. lblor. Aull. lom. 4. lab. -71. Lellaäona Drleliotoma tcopvl! 1^. c. D. I. paZ. 160. r§0.2Z5. Lsllaäona Haller. Ib. 0. Id I. pa^. 2ZI. dlo. Z79. Diese Pflanze ist bey uns überall zu Hause, und beson¬ ders in schattichten Gegenden am liebsten. Die DK Wurzel ist fortwährend, oft 2 und mehr Zoll dich fleischicht, in Schenkeln getheilt, inwendig weißgelb, greift i und mehr Schuh Lief in die Erde; aus ihr entstehet oft mehr, -als ein Stamm, welcher oft eines Manns Höhe erreichet. DK Blätter sind etwas haarigt, ungleich, und groß , stehen meistens paarweis auf kurzen Stielen, und sind eyförmig, am Rande glatt, und werden gegen den Herbst purpurroth. Die Blumen stehen einzeln in dem Winkel der Blätter, die äußere Bedeckung ist kurz, fünsspaltig, und grün. Die Ltüthe ist Glockenförmig ohne Geruch, schmutzig, purpurroth, und in fünf dreyeckigte Zähne getheilet, worinn fünf Staubfä¬ den , und ein Staubweg sich besindt. Die daraus entstehenden Beere sind Kugelrund, kohl¬ schwarz, und glänzend, und einer Kirsche ähnlich, mit kleinen Düpfeln versehen, in der Mitte ist sie in zwey Theile getheilet, worinn sich viel niernförmig getüpfelter Saamen besindt; blühet im Monate Zuny, die Frucht ist aber im September zeitig, der Geschmack ist süsse, und matt. Hier muß ich ebenfalls die Scopolische Wanze ZeoxoUz. odl. oder Hiv5c!amus lcopoüa des I^NNL anführen, die bey Hydria häufig wächst, ihre Wirkung aufs Hornvieh ist ganz die nämliche. Wenn hier der Ort wäre etwas von dieser Pflanze zu sagen, so wäre es vielleicht möglich zu zei¬ gen, daß sie eine Bastardpflanze von dem Toback-und der Wolfs- g Z kirsche 54 kirsche sey. Das Ansehen (Haditu8) dieser Pflanze ist ganz das nämliche, wie der vorigen, nur wächst sie niemals so hoch, und ihre Llüthe ist länger als bey voriger, und im Durchschnit¬ te enger, nach der Llüthe folget anstatt einer schwarzen Deere, eine solche gestaltetes Kapsel mit Saamen angefüllt, wie beym Pilsenkraut, welche aber sehr dünn ist. Die Blätter dieser Pflanze sind eben so gestalltet, wie bey dem Dollkraut, doch habe ich auch eine Abart davon bey Hydria gefunden, wovon die Blätter am Rande zerschlissen warm. (Himatum lolluw.) Pilsenkraut, schwarzes Pilsenkraut, Schlafkraut, Teu¬ felsaugen, u. s. f. krainerisch: Lobnik, oder LobniZb.' HiosciaMUS niger. I^inn. L^f. nat. 1. II. p. 170. Hiokiamug kolüs amplexicaulidus iinuatis üoridus LeMibus. 1^. txec. plant. 1. I. paZ. 257. Hiotsiamus Ltörk, läb. äs biotc. c. icon. Hiotciamus nigsr tcopoli I-,. c. 1. I. 1Z4, l^o- LZ2. Hiotciamus Haller. 1^. c. I'. I. P3^. 2Z4>l^0. Zoo. Diese bey uns so bekannte Pflanze ist überall bey den Dörfern zu hauße. Die Wurzel ist zweyjährig, und Spindl- förmig. Der Stengel ist zwey Schuh hoch, dick, mit Blättern besetzt, wo aus dem Winkel die Aeßte entspringen. Die Blat- .. ter Ler sind bald groß, bald klein, weich, voll weißer Haare, wie die ganze Pflanze, und auch schmierig. Sie umfassen den Sten¬ gel genau, und sind dreyekigt, gezähnt. Die Blumen stehen auf ganz kurzen Stielen mehr beysammen, und machen, wie or¬ dentliche Aehern. Die Bedeckung, oder Kelch ist Glockenförmig, mit fünf dreyeckigten Zahnen versehen. Die Blüthe ist gelblicht geadert, und haarigt, und endiget sich ebenfalls in 5 Zähne, darinn befinden sich 5 Staubfäden, und 1 Staubweg. Da§ Saamengehäuße ist cyrund, länglicht, mit einer Furche bezeich¬ net, und hat einen Deckel, wie eine halbe Kugel; in den zwey Fächern des Saamengehaußes sindt sich eine Menge grauer Saa- men. Die Beschreibung dieser letzten Pflanze habe ich etwas verkürzt, dieweil sie einem jeden von uns im Lande sehr bekannt ist. Die Würkung aber der letzten, sammt des Schierlings, Tollkraut, und Wasserfenchel stellet sich gleich bey dem Rindvie¬ hs ein, sobald es was davon genossen hat. Auch der gefleckte Schierling Oomum maculatum des Linne , ist dem Hornviehe viel nachtheilig, allein der Gestank verhindert es viel davon zu fressen, den ich habe bis die Stunde noch nicht erfahren, daß man beobachtet hätte, daß ein Stück von dessen häufigen Ge¬ nüße gestorben seye, folglich habe ich es auch nicht für notwendig erachtet, eine Beschreibung, noch viel weniger eine Abbildung davon zu geben, obgleich man in andern Ländern die Erfahrung Macht haben will, daß auch diese Pflanze das Vieh umbringe, die Zukunft soll mich belehren. Die Zufälle die die angeführte Pflanzen verursachen, sind folgende: Das Das Thier verliert den Lust zum essen, wird feurig, und lauft herum; ist es in dem Stalle, so stößt cs mit dem Kopfe an die Krippen, oder an die Wand. Junge Kalber wer¬ den davon schwindlich, und können sich nicht auf den Füssen er¬ halten , hat das Vieh viel davan bekommen, so bekömmt es eine große innerliche Hitze, nach welcher sich ein schleimigter mit ei¬ nem üblen Geruch vermengter Auswurf einstellt, und dann zu¬ letzt mit einem Schweis überfallen wird, jedoch ist es selten, daß eins durch den Genuß dieser Wanze umkämme, ausgenom¬ men es hat eine große Menge mit dem angemachten Futter bekom¬ men, und das geschieht meistens von dem Gesinde, welches die Wanzen nicht kennt, und so mit dem übrigen nach Hause bringt, klein untereinander zerhackt, und oft mit einem Kleienwasser an- macht, so, daß das Thier sie nicht herauswerfen kann. Zur Zeit der Stallfütterung geschieht es öfters, als sonst, indem die Thiere, wie gesagt, in diesem Falle eine bessere Kenntniß haben, als ihre Wächter, und selten dergleichen Pflanzen auf der Weide anrühren. Sollte dergleichen Unvorsichtigkeit nicht auch zum Thei! die Ursache seyn, daß sich so viele Landwirthe oft über die Ungesundheit ihres Viehes beklagen, seit dem es im Stalle gefüt¬ tert wird ! Mir scheint, man wäre wohl daran, daß ein jeder Landwirth sich ein Kenntniß von giftigen Kräutern beybrächte, und so oft er einen fremden Viehwärter, oder Wärterinn auf- » nimmt, sie prüfe, ob sie davon einige Kenntniß haben, oder nicht. Allein 57 Allein man wird mir einwenden, wer soll sie dem Land- wirthe kenntlich machen? Ich antworte; der Dorfgeistliche, oder der Schulmeister einer Trivialschule, der nach Vorschrift die Naturkenntniß haben soll. Ich glaubte, es wäre auch nicht zu viel gefodert, wenn es jene wissen sollten, die die Landpollicey administriren, wenn unser Land so glücklich seyn soll, eine nach Schreber und Liedmars Anleitung zu bekommen, dann die Vieh¬ zucht kann eben so wenig, als die übrigen Theile der Landwirt¬ schaft außer Acht gelassen werden. Ein redlicher Anonymus sagt in seinem Werke: Was für Mißbrauche sind nicht in Unterhalt- und Benutzung der verschiedenen Vieharten, in dessen Winter- und Sommerfütterung, in Vermehrung des Dungs abzustellen, und wie vielen Krankheiten ist nicht durch vernünftige Mittel vor¬ zubeugen? Er sagt weiter, solange das Landvolk sich selbsten überlassen bleibt, so lange nicht gute, und deutliche Vorschrif¬ ten gegeben werden, auf deren Befolgung gehalten, und dem Bauer der Nutzen durch Beyspiele recht begreiflich, und überzeu¬ gend gemacht wird, so lange sind alle ökonomischen Bücher ver¬ gebens geschrieben, so lange müssen wir auf eine allgemeine, oder nur etwas ins ganze gehende Aeckerverbesserung Verzicht thun. Niemand anders, als die auf dem Lande wohnende, und selbst Vieh unterhaltende Policey wird durch gute Anweisung, und vor Augen gelegte Beyspiele diesen heilsamen Entzweck er¬ reichen. Unser Landmann ist aufgeweckt, gelehrig, und laßt noch das ganze illyrische Feuer blicken, ob er gleich zum Theil H mit mit schlechter Erziehung, und einer etwas unwitzigen Nation meistens umgeben, und auch schon viel mit Mischung fremder et¬ was macht geworden ist. Würden wir so wohlhabend seyn, als andere, würden wir eben so viel Gelegenheit haben zu lernen, und nach Fähigkeit gebraucht werden, so würden wir bald sehen, ob wir - in unsecm kleinen Lande nicht mehr schöpferische Genie zeigen würden, als in manchen, welches viel grösser ist? Allein wir sind oft durch ungereimten Nationenstolz veracht, und unter¬ drückt, und dieß macht, daß man dann oft allen Muth ver¬ liert. — Doch genug davon, um wieder auf unfern Artikl zu kommen. Zu Anfang des Uebels nach Genuß einer dieser giftigen Wanzen, ist das beste Gegengift der ausgepreßte Saft derSchle-- en; sollte aber nicht solcher zu haben seyn, so muß man eine kleine Hand voll von der Wurzel der schwarzen Nießwurze, (He- Isdorus lüZer, nehmen , und in ein Maaß Wasser kochen, durchsetzen, und mit ebenso viel Eßig vermischen, und eingeben. Larirt das Thier darauf, so ist selten nothwcndig das Mittel zu wiederholen. Der Schleensaft hat mir allemal sehr gute Dienste gethan , und ist viel wirksamer, als der erwähn¬ te Einguß; ist es aber mit dem Uebel weiter gekommen, so, daß die Hitze groß ist, so muß man in einer Maaß Kleynwasser 2 Loth Schwefelgeist eingeben, und bey fortdauernder Krankheit wie¬ derholen. Der Der Einguß, welcher oben beschrieben ist, bleibt aus, und dem Thier wird beständig Kleynwasser zum Trank darge- rcicht, worinn gestossene sauere Aepfel seyn müssen. Auf eine solche leichte Art kann man bald seinem Viehe die Genesung wie¬ der verschaffen. Sobald ich Schwefelgeist anrathe, kann man auch aus Noch in Abgang dessen sich des Schwefels bedienen, in doppelter Portion, allein er macht lange nicht diese Wirkung, die der Geist hervorbringt. Es ist auch leicht zu erachten, indem sich erst die Säure im Leibe entwickle» muß, und wie unvollkom¬ men geschieht dieses nicht? Da ich aber noch nicht Erfahrung genug habe, so will ich für dermalen mit Diesem den Schluß machen, worüber ich mehr als eine Beobachtung gemacht habe, um der Heilungsme¬ thode gewiß zu seyn; es sind zwar noch viele andere Pflanzen im Lande, die dem Borst-, und Wollviehe .schädlich sind. Allem künftige Jahre werden mich ohne Zweifel mehr belehren, und ich will auch nicht ermanglen, mich dem gemeinen Wesen, und dem Vaterlande mit Nutzen zu verwenden, um so viel mehr wird es mir angenehm seyn, wenn mich Landwirthe mit ihren Erfahrungen beehren wollten, sollten solche die Probe des achten halten, so verheiße ich sie bekannt zu machen, und jederzeit den Erfinder anzuführen. Indessen hätte ich doch noch billig von den scharfen Pflanzen, welche Milch geben, erwähnung machen sollen, allein, ob sie zwar dem Viehe ebenfalls nachtheilig sind, so habe ich doch noch nicht hinlang-- h 2 liehe 60 liche Beyspiele, daß sie das Thier, welches sie genossen, um das Leben gebracht hatte; Denn kaum frißt em Vieh von der Esels¬ milch , LuxKordlL, 1^. etwas, so verhindert sie alsogleich der beissende Geschmack, das mehrere zu fressen. Wenn ein Thier von dergleichen Pflanzen viel gefressen hat, so entstehet Geschwü¬ re in dem Munde, wie dann auch Geschwülste der Kinbacken, Drüsen, welche aber durch warme, und erweichende Behungen bald verzehrt werden. Man versicherte mich, wenn Kühe viel von einer solchen Pflanze bekommen, daß ihre Milch bluttig werde, um sie aber von solchen zu heilen, geben sie ihnen Del ein. Aber man sicht, daß das Del nur zu Anfang eine gute Wirkung haben kann, so lange das Gift im ersten Wege ist; mir scheint, hauflg gelinde Getränke von Kleyenwaffer mit et¬ was frischen Butter, müßte viel besser wirken. Die Pflanzen, die noch in unserm Lande hauflg, und giftig sind, und worüber Beobachtungen angestellt werden soll¬ ten, ist die Wasserumbelle, Oensntke s^ustica, Q. sumpfichtcs Lausekraut, keäicularls palulkris, I.. Sonnentau, vroler» rotunäisolia 1^. welche letzte Pflanze so hauflg unsere Morast- Wiesen verdirbt, dann der Myrrthen - blatterichte Summach, k-kus Oor'iaris, der in Istrien gemein ist. Ich wende mich also zu dem Gift aus dem Thier- ^ifte aus dem Thierreiche, welche unserm Hornviehe schädlich sind, oder dasselbe gar tödten können, gehören unter die schlei¬ chenden Thiere, Inseckten, und Vierfüssigen. Die Gattung der giftigen Thiere, welche am öftesten Schaden anrichten/ist die Natter, oder Viper, des Linne. Dieses Schleichthier ist zwar bey uns ein ziemlich bekanntes Thier, jedoch will ich es um Gewißheit halber vollkommen nach dem lineischen Systeme beschreiben. Europäische Natter, Viper, Atter, Natterschlange, Heckennatter, auf krainerisch: Karlis, tme>, Jllyrisch Tmzn Almuts, mit einem dieser Wörter werden alle Schlangen betitelt, aber die eigentliche Viper heißt in unserer Sprache 6saä. Loluber derus, 8^5. oat. 1.1. p. 577.^0. igr. Loluder berus smoen. acaä. I. p. n z. diso. 1. Europäische Natter, lynneischeS Natursystem, vom Mül¬ ler zter l.x. löi.Tal). VI.kix.L. Dieses Schleichchier, oder Schlange ist bey uns in dem mittägigen Theile des Lands mehr, als zu gemein. Die Natter ist h z bey s» bey uns nicht allein in alten Mauren, sondern überall auf dem Lande unter Stauden, und Hecken, in den losen Steinen ver¬ borgen. Die Alpenwiesen in Jnnerkrain, welche aus starken Gewächsen bestehen, worunter lauter Trümmer von Kalcksteinern liegen, find der liebste Aufenthalt dieser Thiere. Ich habe keine Gegend so häufig damit angefüllt gefunden, als die Mischen Al¬ pen, besonders der Berg Javornik bey kottoinL, oder Adels¬ berg. An den kroatischen Granzen gegen Zhuber ist sie ebenfalls sehr häufig, womit Handel bis nach Holland getrieben wird. Unsere Nachbaren die Italiener kommen zu uns, und lassen die Vipern durch unsere Hirtenjunge fangen, bringen sie nach Venedig, und andere Orte, und verkaufen sie unter den Namen paduanische Vipern; indem solche vermög eines Vorur- theils besser, als unsere gehalten werden. Eine solche Menge, als jährlich in der Gegend gefangen wird, so merkt man doch bis jetzo wenig Abgang. Wie eine Schlange gestaltet sey, ist einem jeden bekannt, wie man aber eine Gattung, Art, u. s. w. von der andern unter¬ scheiden soll, ist lange nicht so einleuchtend, und bewußt. Unsere Natter hat ein hundert sechs und vierzig Bauchschilde, und 39 Schwanzspitzen. Ihre Länge 2 bis z Schuhe, sehr geschmeidig, die Farbe ist braungrau, mit einem schwarzen Striche über den Rücken; der Kopf ist vorne, und zwischen den Augen glatt, hinter denselben aber gewölbt, am Himmheile steht der Käfer zur zur Seiten aus. Las Maul ist stumpf, und kurz, die Nasen¬ löcher sind am Rande des Munds in die Quere, ober diesen befin¬ den sich die Augen; das Maul ist voll räucher Zähne, rückwärts im obern Käfer sind 2, bis z lange krumme Hundszähne, wo sich gewisse bläßgen befinden, worum oft für Thier, und Men¬ schen ein tätliches Gift sich befindet. Lie erwähnten Zähne sind auf einer jeden Seite 2, oder z, und inwendig holl; wenn die Bläßgen durch die Wurzel der Zähne gedrückt werden, so fleußt das Gift in selbige hinein, und theilet sich durch die auf¬ gebissene Wunden mit; wenn nun diese Bläßgen keinen Vorrath vom Gifte haben, so ist der Biß unschädlich, und wenig bedeu¬ tend, sonst aber tödtlich: und dieß ist die Hauptursache, warum oft unwirksame Mittl für wixksam sind angesehen worden. Noch eines untrüglichen Kennzeichens muß ich hier erwähnen: wenn man sie beym Schwänze an faßt, und sie mit dem Kopfe hangen läßt, so kann sie sich nicht zurücke schlagen, und umwenden, wie andere Schlangenarten zu thun pflegen. Las Thier lebt von Eidexen, Skorpionen, Krothen, Mäusen, undInsekten, wozu ihre lange Zunge, die schmalrund gedoppelt, und mit sehr scharfen, und feinen Spitzen nach Art der Spachte, versehen ist; vorzüglich dient letztere damit zu fangen, sie leben einige Monate ohne alle Nahrung, und haben ein zaheS Leben, der Hals ist vollkommen rund; der mittere Theil de§ Körpers viel dicker, und fast viereckige; der Schwanz rund, und dünne. Nach genauer Untersuchung hat man gefunden, daß das §4 »V—— RK-ü-ü-SWi das Gift der Viper ein Salz in sich enthalte. So viel, als ich aus der Erfahrung schliessen kann, so ist das Gift der Natter das stärkste, und flüchtigste Alkali, das wir vielleicht haben , indem es so geschwind die Safte der Thiere, und Menschen, in die Auf¬ lösung, und Fäulung bringt, welches sich aber mit PrüngelS Versuche freylich nicht reimt. Unser Hornvieh wird oft durch diese Thiere beschädiget; wird demselben bey dem Ließ viel Gift beygebracht, so bekömmt solches nicht allein faule, und brandige Geschwüre, sondern es steht auch zu Zeiten, jedoch selten um. Die Zeichen desBies- ses sind, der Ort, wo derDieß angebracht worden, geschwüllt, und wenn die Haare abgeschoren, so sieht man den Ließ, bald darauf hört das Thier auf zu wiederkauen, welches ein Zeichen ist, daß das Gift schon ins Geblüt hinüber getreuen ist. Die Heilungsmethode, die ich beym Hornviehe anwende, ist die näm¬ liche, wie ich sie bey Menschen gebrauche. Man muß den Theil gleich unterbinden, nämlich gegen dem Leibe zu, dann mit einem Dorne, oder mit einem ge¬ ltenden Eisen, welches letztere zwar kein Blüten, wohl aber eine stärkere Eyterung verursachtet, oder, was noch besser ist, mit einer großen Nadel, die die Wunde mehr reitzt, um daß sie mehr blutet; dann nimmt man lebendiges Flügelwerk, Hühner, und dergleichen, man zerreißt sie in zwo Theile, und legt sie warmer, wie sie sind, auf den beschädigten Theil hinauf. Dieß kann man mehr¬ mals malen micderhollen, im übrigen muß man dem Thiere beständig i unter den Trank Eßig mischen, und eine Zeit nicht viel zu essen geben. Sollte sich aus Verwahrlosung ein Geschwür eräugen, so muß man solches täglich, bis es ausgeeytert hat, mit folgen¬ der Salbe verbinden. Man nehme 4 Lolh Terpentin, ein Loch Hönig, und ein halb Quintel gebrannten Alaun, und ein halb Loth Qnecksilberniederschlag, man mische alles wohl durch ein¬ ander, und verbinde damit die Munde, bis sie rein wird, dann brauche man eben die Salbe ohne Alaun, und krseeixltät, bis zur vollkommener Heilung. Dieses einfache Mittel habe ich eben vor Thiere so be¬ währt gefunden, als ich es für Menschen fand, dann alle übri¬ gen Mittel, welche man als bewährt da für ausgiebt, sindAlfan- sereyen ; das beste Mittel ist, so balde als es möglich ist, das Gift wieder aus der Wunde zu verschaffen. Man sehe meine Beobachtung über den Ließ giftiger Schlangen, in den Sammlungen nützlicher, und angenehmer Gegenstände aus allen Theilech der Naturgeschichte, Arzneywissen- schaft, und Haushaltungskunst, herausgegeben vom Masserberg, erster Theil, Wien 1775. 8vo. Eine misrathene Geburt einer periodischen Schrift, die niemals weiter gekommen, indem die Stücke nicht zum besten gewählt worden sind, und die Namen verfälscht, als : anstatt Oolulrer berus, Ooluber vipers, ei¬ ne Sache, die bey uns nicht selten ist. Man wird in dieser L Schrift «Otz— —M- L6 Schrift meine angeführten Gründe finden, wie wenig die übrigen Mittel helfen, und wie oft sie fehl schlagen, und wieunbewährt sie sind; zu diesen unnützen gehört auch das Quecksilber mit sei¬ nem arabischen Schlafrock. Ich weis wahrhaftig nicht, ob der Erfinder von diesen verlarvtcn Mittel gewacht, oder geträumet hat, da er in sei¬ nen chirurgischen Lehrsätzen, Seite 28 sagte: „Im Biß der „ wälschen Vipern (der Verfasser giebt der Natter allgemein den Beynamen im Lande, wo sie sich befindt, als Sälsch, Fran¬ zösisch, Jllyrisch, re. daß er auf eine solche Art, allein aus ei¬ ner Art, mehr Arten in Europa heraus brächte, als Linneus in seinem ganzen Systäme hat,) nutzet nichts, als das gemischte „ Quecksilber mit dem Entzian, innerlich genommen." Und das will auch Herr Professor Wintcrl behaupten. Es ist hier nicht der Ort es dem Herrn Professor zu wiederlegen, sonst wollte ich ihm aus guten Grunde zeigen, daß das Quecksilber mehr scha¬ den , als nutzen würde. Zum Glücke steht nur das Mittel in seinem Buche, und ist, so viel ich in Italien, und bey uns in Erfahrung gebracht habe, niemals jemanden eingefallen, in der¬ gleichen Fällen Gebrauch davon zu machen; und um so viel mehr, da man niemals was davon gehört hat, ob es gleich in dem er¬ wähnten Buche, und seinen Erfahrungen zweyter Auflage, so hetheurt wird, als wenn man bey uns, und bey unfern Nach¬ bahren gar nichts anders brauchte. Warum will man die Leute ss so täuschen ? Und zwar in einem Werke, welches doch im übri¬ gen dem Verfasser Ehre macht. Seit der Zeit, als ich daS einfache Mittel bekannt mach¬ te, wie Menschen sich selbsten wider das wüthende Nattergift wehren können, so habe ich nachgehends mit den nämlichen gu¬ ten Erfolge, wenn es die Gelegenheit zugelassen hat, anstatt des Auflegen des Federviehs auf die Wunde, mich des warmen Was¬ sers bedient, nämlich das beschädigte Glied durch einige Stunden hinein zu halten. Nach der Zeit habe ich erfahren, das in dem persischen Arzneybuche von VtcliLUaus UMm etwas ähnliches darinn stehet, und von den Persianern gebraucht wird. Erwähn¬ ter Hakim sagt: für den Schlangenbieß ein Mauß aufgerissen, und auf den Bieß gelegt, zieht allen Gift aus. — Wer von ei¬ ner Schlange ist gebissen worden, so wasche man den Ließ mit heißen Wasser aus, und lege Knoblauch mit Salz darauf. — Auch ist heilsam die Galle eines Bocks, gekocht gegessen, u.s.w. Er giebt noch einige Mittel an, welche aber mehr auf Aberglauben, als auf Wahrheit gehen. Wir haben hier zu Lande noch mehr Schlangenarten, daß ist die Ringelnatter, Ooluder natrix, Q. Welche sich an feuchten Orten, in den Thälern, wie auch bey den Häusern in Stallen aufhält, aber sie ist für Vieh, und Men¬ schen unschädlich. — Der Name, Ringelnatter, kömmt daher, dieweil sie auf dexden Seiten des Halses einen weißen Flecken hat, auf denRü- j s ckm 6z cken ist sie schwarz, und am Bauche weiß, und hat 172 Bauch¬ schilde, und 60 Schwanzschuppen, und ist viel grösser als die europäische Natter. Nach dieser folgt noch eine unschädliche, welche allenthalben auf dem Lande zu finden ist , und Blindschlei¬ che genannt werden. Sie ist aber eigentlich die Bruchschlange, ^.NZUIS krÄZilis, des Ritter Linne ; welche wir auf krainerisch Lieber, nennen. Ihr Kopf ist klein, vorne schmal, und stumpf, oben umgespitzt, und auf den Seiten glatt, mitten auf dem Kopfe ist eine Schuppe, welche herzförmig ist, die Augen sind sehr klein, die Nasenlöcher sind ganz ferne, der obere Künba- cken geht über den untern. Der Körper ist rund, beym After dicker, nachgehends wird der Schwanz dünner, Die Farbe ist Aschengrau, ist selten eine Elle lang, und ganz unschädlich. Diese sind die einzigen Schlangenarten, welche mir im Lande bekannt geworden sind, jedoch ich zwciste nicht, daß es noch mehrere giebt, allein ich habe bis jetzo noch nicht mehrer aus Mangel der Gelegenheit in Erfahrung bringen können. Ich will Mich also zu einem andern, ebenfalls schädlichen Thiere wenden. Scorpion, oder europäischer Scorpion, in unsere? Lan¬ dessprache : Lkarjüan, auf Illyrisch ?NOLL. . Lcorxio Lurogsous, 1^. nat. Dom. I. logg. Der Europäer, nach dem Lieneischm Natursystem von Müller 5 Theil, 2Bgride; xaZ. 1092.^0.z. Dad.AA.brA.z, Obgleich / ---N— 6gi Obgleich dieses giftige Jnseckt bey uns sehr bekannt, und fast in einem jeden Hause gesehen wird, so will ich doch die Lyuneische Kennzeichen hersetzen. Dieses Thier hat 8 Füsse, und an der Stirne ein paar Scheere, wie die Krebse. Acht Augen, zwey auf den Rücken, und z auf jeder Seite der Brust, dann zwey schcerenförmige Fülcr. Der Schwanz ist verlängert, gegliedert, und ist mit einer gekrümmten Spitze geendiget. Unten am Leibe zwischen dem Bruststücke, und dem Hintern Leibe, befinden sich zwey Kämme, welche io Strahlen bilden, und nicht 18 ,wieLinneuS anmerkt. Das Gift, welches sie Thieren, und Menschen bey-- bringen, geschieht durch den Stich, den sie mit den Stachel ma¬ chen, den sie am Schwänze haben, wo sich zwey Oeffnungen be¬ finden, wodurch das Gift in die Wunde ausgeleerct wird. Wie geschwind die Scorpionen nach der Geburt groß werden, habe ich einmal auf eine besondere Art erfahren. Ich fieng einstens einen grossen dicken Scorpion in einem faulen Baum im Walde, ich spißte ihn an eine große Nadel. Als ich nach Hause kämm, war er vollkommen ohne Leben mehr, ich that ihn erst den andern Tag in einen meiner Insekten Kaste; nach einigen Tagen gerietst ich wieder von ungefähr über das nämliche Behaltniß, wo mein Scorpion aufgehoben war, und da sähe ich, daß sich hin, und wieder bey meinem Scorpion was bewegte, als ich nun genauer i 3 zusahe, 7v zusah, so gerieth ich sehr in die Verwunderung, daß dieses Junge würden, die erst nach dem Tod ihrer Mutter herausge- krochen sind. Dieses machte mich für küuftighin behutsamer bey Sammlung der Scorpionen. Das größte Uebel, was dieses Inseckt bey uuserm Zugviehe anrichten kann, ist der Stich an Maul, und Nase, nahe bey den Augen, besonders in den Ohren. Wenn ein Stich an einem solchen empfindsamen Theile geschehen ist, so schwillt er auf, jemehr Gift ist hinein gelassen worden, desto größer ist die Geschwulst. Bey Kalbern habe ich gesehen, daß solche Geschwülste in Eyterung übergegangen sind. Hat man ein Kenntniß, daß es ein Scorpionstich ist, welches man aus der so zu sagen äusserlichen Verletzung urtheilen kann, so ist das beste Heilsmittel öfters warme Kuheflätte auf zu le¬ gen; noch besser ist, und leichter das Skorpionöl aufzustreichen. Selten ist ein Dorf in dem mittägigen Theile unsers Landes, wo nicht ein Bauer wäre, der nicht dieses Oel in Vorrathe hätte, NM so viel mehr, da man auch mit diesen nach Holland Händler. Eräugen sich aber Geschwüre, so muß solches mit einer Salbe, die aus 2 Theilen frischen Terpentin, einen Theil Hönig bestehet, verbunden werden. Manchmal sind diese Geschwüre sehr fressend, besonders bey Menschen , daß, wenn es im Gesichte ist, es Mei¬ ßens die fette Haut aufzehrt, und ein sehr häßliches Ansehen macht. Ein Glück für die Menschen bey uns, daß die Bey- bringung des Giftes selten, oder gar nicht den Tod verursache. Unser Unser Vieh im Lande ist auch sehr oft von andern Jnseck- ten geplgt, als z. B.von der Brüte des Oessrus, einer Flie¬ ge, welche ihre Eyer durch den Stich in die Fetthaut bringt, und einen Wurm bildt: wenn man ein solches Geschwür, oder Geschwulst gewahr wird, so nimmt man ein There, und Ter¬ pentin zusammen gemischt, und schmirt damit den gestochenen Theil, so geht die Heilung bald zu Ende, und der Wurm zu¬ grunde. Obgleich solche Fliegen das Vieh umbringen können, so rechne ich es doch nicht unter die giftigen. Auch die Dlindstiegen lodanus dovirmZ, kippodolca dovina l,. sind dem Diehe ebenfalls nachtheilig, jedoch ohne es zu tödten. Die Blutigel sind doch vielmehr schädlicher, wenn sie mit dem Wasser in Leib kommen, allein auch diese üble Gäste kann man bald aus dem Wege raumen, wenn man es errathen kann, daß sie damit be¬ haftet sind; mit Eingebung einer Salzlauge. Nun bleibt noch das stärkste Gift des ThierrekchS zu er¬ wähnen übrig, das in unserm Lande vorkömmt; nämlich, das Gift toller Hunde und Katzen. Was em Hund sey, ist nicht nothwendig zu bestimmen, indem dieses gesellschaftliche Thier ei¬ nem jeden genug bekannt ist, ich will also nur in kurzen die Kenn¬ zeichen ihrer Tollheit erwähnen. Hund, und Katzen, wenn sie wüthend sind, gehen trau¬ rig herum, lassen den Schweif und Kopf hangen, haben starre, und feurige Augen, beissen ein, wa§ ihnen umerkömmt, scheuhen zuletzt 7» zuletz das Wasser sehr, und der Geifer, oder Schleim läuft ih¬ nen beym Maul heraus. Wenn ein Rind davon gebissen wird, so weiß mann dieß bald aus der Gegenwart des tollen Thieres, welches sich im Hause, oder in der Gegend befindt. Der ge¬ bissene Theil schwüllt zu Anfänge wenig auf, aber bald darauf wird die Geschwullst etwas merklicher; das Thier wird unruhig, und schafft man nicht bald Rath, .so steht man in der Gefahr es zu verlieren. Das beste Mittel ist alsogleich den verletzten Theil mit einem glüenden Eisen zu brennen, dann macht man einen Merschlag, der aus folgenden bestehen muß. Man nehme ein Pfund Sauerteig, und mache ihn mit warmen Wasser weich, darunter mische man g mittelmäßig ge¬ ratene Zwifeln, und em halb Loch spanische Fliegen zu Prüfer gestossen, diesen Umschlag muß man öfters erneuern, und so lange Gebrauch davon machen, bis sich eine starke Eyterung einge¬ stellt hat, und der Schorf ganz abgefallen ist, dann kann man die nämliche Salbe, die ich beym Scorpwnstiech erwähnt habe, bis znr vollkommenen Heilung brauchen. Innerlich ist nichts nothwendig, als ein sehr mäßiges Futter, und genugsam zu trin¬ ken. Das Katzen ebenfalls dem Wüthen ausgesetzt sind, ist eine bekannte Sache; jedoch geschieht dieß selten. Vor einigen Jah¬ ren war eine in dem Dorf unter Loitsch, i^Zatr, sehr rasend, und hat mehr als ein Stück Hornvieh beschädiget, jedoch mit zeitlicher Hülfe hat man es erhalten. Man hat noch kein Bey- spiel bep uns gehabt. Laß das Hornvieh auch von dem Ließe ra- ' ftnder sender Hunde, oder Katzen wüthend würde, oder die Wasser¬ scheue bekomme, als wie der Mensch. Bevor ich zum Steinreiche übergehe, will ich noch der fremden Heuschrecken Erwähnung thun, welche oft ganze Län¬ der verheeren, und unter dem Hornviehe die Pest verursachen. Unser berühmter Landsmann Marcus Gerbetz, bestellter Arzt in Kram, der zu Anfang unsers Jahrhunderts lebte, und als ein berühmter, und gut denkender Arzt, und Schriftsteller bekannt war; dessen Schriften ein hol) genug schätzte, um sie seinem unsterblichen Werke einzuverleiben, sagt in seinem Jahr¬ gange, welcher unter dem Titel OllroliOloZia b^eäica, heraus gekommen sind. Daß die Heuschrecken aus dem benachbarten Illyrien die Seuche unter dem Hornviehe hervorgebracht haben, da in Ungarn 1700. zu Ende des Sommers eine Menge Heuschre¬ cken sich da eingefunden haben, und allda krepirt, welche dann das ganze Futter auf dem Felde vergift hatten, solcherGestaltcn, das die Obrigkeit in Kram alle Einfuhr von Schweinen aus dor¬ tigen Lindern verbothe, welche in den dortigen Gegenden ge¬ mästet waren. Es ist nicht zu zweiflen, daß das Gift der Jn- secktcn sehr viel zu den Seuchen beytrage; Allein von dm Heuschrecken habe ich noch bis die Stunde keine Erfahrung ma¬ chen können, indem es sich noch nicht durch die 11 Jahre, als ich in unserer Gegend wohne, eräuget hat, daß solche mit dieser Plage heimgesvcht worden wäre: sollte uns aber doch einmal ein solches Unglück treffen, und mir die Hülfleistung nicht einge- K ' schrm- 74 schrenket werde, die ich dem armen Landmanne unentgeltlich all¬ zeit anbiethe, wie sich dieses, und voriges Jahr bey einem ende¬ mischen Umfalle in unserer Gegend in der That bezeiget hat, so sollte mein erstes seyn, die abführenden Pstanzen mit Zinober versetzt zu gebrauchen. Nun zum Mineralreiche. Meistens ist? hier das Wasser in Betrachtung zu ziehen, welches sehr oft durch seine beygemisch- ten, fremden, und schädlichen, wie auch zu Zeiten giftigen Thei- len, dem Hornviehe oft sehr nachtheilig an der Gesundheit ist. Unter den schädlichen Wässern sind folgende. Mineralreiche. - Erstens ist das Pfützenwasser worin« Gras wachst, welches im Frühjahre mit einer Dorfthoncrde überzogen ist, und von dem Hornviehe aus Hunger gefressen wird, und das Wasser zum Trank dienen muß. Die Erfahrniß hat mir mehr als einmal gezeiget, daß durch den Genuß solcher schlechten Wasser groß, und kleines Hornvieh durch das innerliche Einschlucken der kleinen Leberigel kaLiolLkexatica-I^lllls; meistens krank werden, und abstehen, nachdem mehr, oder weniger solcher Wasserthiere in die Leber kom¬ men. In der Abhandlung von Schaafkrankheiten werde ich der abendtheuerlichen Gedanken erwähnen, die man hier zu Land hegt, 75 hegt, in Betreff der Entstehung dieser Lebevwürme. Eß scheint mir auch ganz wahrscheinlich zu seyn, daß eine gewisse sehr ge¬ schwinde, und tödtliche Krankheit, welche sich öfters an unfern Morastgegenden bcynahe alle Jahre in den angränzenden Dörfern einstellt, bloß von dem Genüße des schlechten Pfützenwassers, welches häufig von allerley Gewürme, Käfern und von Jnseck- ten angefüllt ist, und dem Hornviehe zum Trank dienen muß, herkomme. Sobald man dieser Krankheiten beym Viehe ge¬ wahr wird, so ist es schon beynahe zu spät Mittel darwieder an¬ zuwenden , indem es einige Stunde darauf stirbt. Die Krank¬ heit ist eine wahre Pest, und wird in unserer Sprache genannt. Die Menschen können sie ebenfalls vom Viehe erben, und plötzlich daran sterben. Die erste Krankheit, die ich wieder vom Hornviehe behandlen werde, soll diese seyn. Diese üble und ungesunde Wässer sind häufig auf unfern Moraste bey der Hauptstadt anzutreffen. Der Dauer aus unge¬ reimter Wirtschaft, und Noth, wie oben erwähnt worden, ist gezwungen,^sobald das Wasser aufgedaut ist, sein Vieh zur Weide zu treiben. Da nun viele Quellen hin und wieder das ganze Jahr eine gleiche Wärme behalten, so hat das Gras seinen beständigen Wuchs, und das Vleh geht diesem Wasser mehr au§ Hunger, als Durste nach. Es ist nun leicht zu erachten, daß solche Wässer sehr schädlich seyn müssen, und um so viel mehr, wenn das oft darinn gefaulte Graß gefressen wird. Ein Vieh, welches eine lange Zeit ein solches unreines Wasser geneußt, be¬ it 2 kömmt 7» kömmt einen Durchlauf, und Abzehren. Der Landmann, der sich nicht einbildet,daß die Krankheit von daher kömmt, läßt öfters sein Vieh ohne alle Hülfe umstehen: keine Ortschaften sind mehr diesem Unheil unterworfen, als jene, die an dem Moraste, und an der Strasse bis Oberlaybach liegen, Wenn man gleich von Anfang der Krankheit dazu thut, so kann man noch oft sein Vieh retten, laßt man es aber später anstchn, so ist es ganz ge¬ wiß verlohren. Das erste, was man zu machen hat, ist dem Viehe, welches krank ist, einen abführenden Einguß beyzubringen, welchen man auf folgende Art bereiten kann. Man nehme eine halbe Hand voll von Wurzeln der schwarzen Nießwurzel^Ql^K, koche sie in einem Topfe mit einer halben Maaß Wasser; nach Abko¬ chen muß man es durchseigen, und man Lhue 4 Loth Bittersalz dazu, und gebe es dem Viehe durch ein Horn auf einmal ein. Dieses abführende Mittel muß man einigemal wiederholen, dann muß man das kranke Thier im Stalle erhalten, es mit leichten Futter ernähren, und nichts als reines, und lauteres Wasser zu trinken geben. Das wirksamste Mittel, was ich in diesem Falle fand, war unter das Futter eine gute Portion Seifenkraut 8a- xonaris, O. zu mischen , dann täglich eine Hand voll Blätter des Tollkrautes Atropa Lelaäona, oder von der scopolischen Wanze des Jacquin mit ein, oder zwey Loth rohes SpiesglaS zu feinen Pulver gestossen, eingeben. Wie ich auf ein solches Mittel gerathm bin, haben mich die Oeffnungen des an dieser Krank- Krankheit gestorbenen Viehes verleitet, indem ich grosse Ver¬ härtungen in dem Gekröße fand, welche natürlicher Weise ver¬ hinderten/ daß kein Nahrungssaft durch die Milchgefäffe dringen konnte. Zweytens diejenigen Wasser, welche über sehr auflöß- bahre Steiner laufen, als der Tufstein, oder Topfstein lokus teu concretum elemsnt! a^uLi, Qinas 5^5. nat. Zter Theil, ist ebenfalls dem Viehe schädlich, wenn sich dessen sehr viel ein- findet. Es ist zwar kein Wasser, wenn es auch noch so klar scheint, daß nicht mit ein wenig damit versehen war. Hat man nun ein solches Wasser in seiner Gegend, das mit diesen Stein an¬ gefüllt ist, so muß man es meiden, und das Vieh anderwärts hintreiben. Ich habe bemerkt, wo dergleichen Wasser zum tag-» lichen Trank des Hornviehs dienen müssen, daß das Vieh allzeit schwach, und kraftloß war. Wenn man aber kein anders haben kann, so ist leicht solches zu verbessern, wo Holz genug ist; man darf nur dasselbe überkochen, so fallt alle Erde zu Boden. Da das Vieh eben in die oben beschriebene Zufälle fällt, so sind auch die nämlichen Mittel zu gebrauchen, jedoch bin ich nicht Bürge dafür, daß sie allzeit wirksam seyn würden, wenn das Uebel alt ist. Ich habe in diesem Falle noch nie eine Gelegenheit gehabt Versuche zu machen. . Drittens, noch schädlicher sind die Wasser, welche über Metallklüfte laufen, und ost eine beträchtliche Menge mit sich k z führen, 78 führen, besonders wenn sie über arsenikalische Erzte laufen, z.B. Eley, ja auch oft Kupfer, und Eisen; ebenfalls wenn sie über Steinkohlen Fletz laufen; jedoch lange nicht so, als über erstere. Dergleichen Wasser sind bald kennbahr, denn das Vieh trinkt hier nur aus Noth, und nie so viel, als anderwärts: wenn man aber das Wasser selbsten kostet, so wird man seinen wiederwärti- gen Geschmack gleich gewahr. Es ist ebenfalls sehr schädlich fürs Hornvieh, wenn es aus einem Wasser, wo Halden vom Erzte, und dessen ausge¬ brannten Steine hinein geworfen werden, getränkt wird. Einen klaren Beweis davon hat man an den ausgebrannten Quecksilber- Erzte zu Hydria gehabt, Mcht allein, daß es dem Hornviehe schadete, sondern es tödtete sogar die Fische, die sich in dem klei¬ nen Fluß läerLL befanden, daß man bemüßiget war, künftig hin die Halden der ausgebrannten Steine aufs fruchtbare Land zu werfen, von welchen man dorten doch wenig hat. Das Wasser, was von Wasch-und Puchhäusern kommt, ist ebenfalls sehr nach¬ theilig. Alle diese unreine und metallische Wässer, machen dem Viehe abzehrende Krankheiten, und Verderbung der Lunge. Nicht minder ist in Betrachtung zu ziehen, daß diejenige Futterkräuter, welche nahebei) Röst-Brenn-und Schmelzhütten stehen, ebenfalls gar oft durch den Arsenik vergiftet werden können; denn er ist sehr flüchtig, flieht mit dem Rauche sehr leicht davon, und läßt sich auf dem Loden nieder. Von solchen schädlichen Ley- spielen hat man mir zu va>vs m Hungarn erzählt, wo sich die Röst- Rösthütten von Herrngrund u. s. f. befinden, jedoch keine Seuche entstehet niemals davon, welches man sich gut zu erinnern weis: diese Begebenheit hat man schon oft beobachtet, da zur Zeit der Brennung, oder lebendig machen des Quecksilbers zu Hydria solche im Frühjahre geschehen; daß das Hornvieh von dem niedergelassenen Schwefel, und Quecksilber auf die Kräuter, oft tödtlich krank wurde. Es bekam zittern, verlohr die Zahne, und den Appetit, und zehrte ab. Darum ist nachgehends vom allerhöchsten Hofe das ausbrenncn des Quecksilbers im Sommer verbotten worden, so lange noch das Vieh auf der Weide ist, und geschieht derma¬ len dies nur im Monate December, Januar, und Hornung. Drey Monate, wo ohnedem alles in einer so kalten Gegend mit Schnee bedeckt ist, und das Vieh zu Hause bleiben muß. Um nichts zu übergehen, sollte ich auch des MehlthaueS gedenken, den unser Herr Landsmann Sagar Arzt des Jglauer Kreises bloß von Arsenik entstehn laßt. Ihm gab LauvaZes NololoZie Anlaß dazu, dieß zu glauben, er führt in seinem Büch- elchen von Mehltau (c) Seite 24 eine ganze Stelle daraus an, um es uns guten Layen glauben zu machen. Aber wir wollen dem Herrn Landsmanne ins Ohr sagen; daß die ganze Berg- werkskunde noch nicht der Franzosen Sache sey, und der ganze AuS- (c) I. B. M. Sagar rc. Abhandlung von dem Mehltau als der grösten Ursache der Hornviehseuche, und derselben Kurart dem Landwirrhen ein sehr nützliches Werk (zu wünschen wars) Wien, -77s- Lvs. r? Auszug nichts, als grobe Unwissenheit verrath, und alle 16 Versuche, die mit dem Mehlthau angestellt worden, gar nicht hinlänglich sind dieß zu beweisen, um so viel mehr sind die Ver¬ suche sehr unchemisch, und unsicher gemacht. Wenn das Horn¬ vieh bey uns zu Lande das Horn der Klauen verliert, so schrei¬ ben wir dieses einer ganz andern Ursache zu. — Wahrhaf¬ tig, der Herr Verfasser hatte mich nicht in ein geringes Schrecken versetzt, wenn ich nur ein Spur in seinem Büchelchm von Naturkennmiß gefunden hatte; allein da ich die vollkommene Unkenntniß darinn erblicke, so machte bey mir die Sache keinen Eindruck: denn wer sollte nicht erschrecken, wenn Herr Sagar sagt: „die oft wiederholten Erdbeben befördern die arsenikalische Ausdünstungen, und durch vermehrte unterirdische Warme einige Jahre her mehr als sonsten „ — und dergleichen Unsinn mehr? Nun auf diese Prophetische Aussage würden unsere Fiumaner nicht wenig zu bedauren seyn, da der Herr Landsmann wohl weis, wie gemein die Erdbeben da sind; und daß es das ganze Jahr gewiß wenigstens um 5 bis 6 Grad warmer ist, als in dem Jglauerkreise, und dennoch weis man wenig, oder gar nichts, daß der Mehlthau die Viehseuche, oder auch geringere Krank¬ heit zugefügt haben soll: und wie würde es mit der Gegend des Ve- suvius, oder Aetna stehen ? wie in Panama und ganz Pau mit dem armen Hornviehe? wo man immer die erschrecklichsten Erd¬ beben aushaltcn muß , wo oft der Erdboden sich auf eine ungeheu¬ re Art spaltet; wieviel Millionen Pfund Arsenik wurde nicht La heraus kvMtn! und dcm ohnMcht weis man weniger ren der der Viehseuche allda, als in Hollande, wo weder Klüfte, noch Gange von Arsenik sich besinden. — Noch eines wollen wir wohlmeynend dem Herrn Landsmanne anrathen, sich nicht gar so stark, und so ost in einem so kleinen Werke zu widersprechen. Zum Beyspicle wollen wir folgende kleine Anecktode anführcn; Seite 18 heißt es: "ich habe aus Mangel der Sprachkunde das „ Lehramt der Vieharzneykunst von dem grossen van Liieren „ nicht annehmen können,, und Seite Zz wird gesagt: " Ein „ Professor bloß von dieser noch dunklen Wissenschaft (ohne „ Zweifel auf unsere Länder war das gemünzt, dann für'Frankreich „ u.sif.hat dieses nicht gelten können) als die Vieharzney Lehre „ ist, wird wenig Früchte bringen, den ein Professor wird zwar „ etwas aus der Theorie vorlesen, was hernach in der Praktik „ nicht thunlich seyn wird. Dieses war auch meine Ursache, „ warum ich die mir angetragene Stelle eines Lehrers der Vieh- „ arzneykunst nicht angenommen habe. „ Indessen danken wir doch dem Herrn Landsmanne für seine zukünftige Beobachtungen, die er uns versprochen hat; gewinnen werden wir allemal dabey, da wir in der Hoffnung stehen, daß vvN Tag zu Tag auch in unfern Ländern durch fleißige Beobachter, und unintereßirte Pa¬ trioten, wie Herr Sagar ist, mehr Licht verbreitet werden wird» L Beank- BtttWyMUsschtift welcher dm 4ten Junius 1776. der Preys von z6 Dukaten in Gold, zuerkanrtt worden. Von Johann Beckmann, ordentlichen Professor der Oekonomie, Mitglicde der göttingischcn königlichen Gesellschaft der Wissenschaften, der kaiserlichen Akademie der Naturforscher,-der hiesigen kaiserl. kömgl. Ökonomisch-, der königlichen norwegischen, und vielen andern.., über die von der hiessgen Gesellschaft gegebene Preisfrage: Welche sind die besten Nebenarbeiten für die Landleute? Nuäus Lra, 5ere uuäuL, UiML IZV2V2 colvüQ. t^^aß die Landwirthe , Landleute, oder Bauern, auch außer denen Arbeiten, welche ihr eigenthumliches Gewerb, die Gewinnung der Naturalien, verlangt, noch andere, ihnen und dem Staate vortheilhafte Nebenarbeiten vornehmen können, da§ ist eine Wahrheit, welche die hochlöbliche ökonomische Gesellschaft in Ream, bey der Aufgabe dieser Frage , als erwiesen voraus gesezt hat. Gleichwohl ist sie von einigen in Zweifel gezogen worden, aber schwerlich von solchen, welche die Landwirthschaft genau kennen. Man gehe alle Arbeiten durch, welche bey dem Pflanzenbau (ein Wort, worunter ich Getreidebau, Garten¬ bau, und den Bau der Futterkrauter verstehe) vorkommen, so wird man finden, daß sie eigentlich sich nur über 8 oder 7 Mo¬ nate des Jahrs verbreiten, und 4 bis 5 Monate ohne Arbeit übrig lassen. Dieses rührt nicht daher, weil eine Bauerfamilie Zu wenig Land hat, und also die landwirthschaftlichen Höfe zu l 3 klem 86 klein sind; auch nicht daher, weil die Landwirthe mehr Bedien¬ te halten, als sie beschäftigen können; sondern der Pflanzenbau verlangt, zu einer bestirnten Zeit, und nur zu dieser Zeit, auf einmal, viele Arbeit, die man nicht unter mehrere Monate ver- theilen kann. Also gebe man dem Bauer so viel Land, als man will; gleich wohl wird er müßige Monate übrig behalten; und ohnehin hat Deutschland den entgegen gesetzten Fehler. Es hat zu große landwirthschaftliche Höfe, auf deren Verkleinerung man da, wo man eine wahre Polizey der Landwirchschaft hat, bereits bedacht ist. Diese Verkleinerung wird heilsame Folgen haben, aber sie wird dem Bauer, die müßige Zeit des Jahrs, weder sonderlich verlängern, noch verkürzen. In dieser Zeit verjähret der Arme das wenige, was er -en Sommer über errungen hat, sehr bald, und leidet hernach Noch, die ihn, auf mehr als eine Art, für die nächstfolgende arbeitsvolle Zeit entkräftet. In eben dieser Zeit verjährt auch der Reiche das erworbene oft gänzlich; er zährt, wie seine Bie¬ nen, schneller im Winter, als im Sommer, und ist oft, eben so wie diese, am Ende desselben, auch am Ende seines Vermö¬ gens. — Menschenfreunde, unter denen viele fürs gemeine Beste seufzen, ohne sich die Mühe genommen zu haben, Kent- niße zu lernen, die man haben muß, um das gemeine Beste zu kennen, solche Menschenfreunde haben zum Theil, die müßige Zeit des Landmanns, als die Zeit der Erholung geschildert, die -er Herr gemacht,, der den siebenden Tag zu ftpern befahl, und " - huoä. ^uoä caret alterna re^uie, äuradils non eld, so haben sie wider die Abkürzung dieser Zeit geredet, nicht anders, als ob man den Bauer bey der Arbeit zu Tode jagen wollte. Aber die Ruhe muß mit der Arbeit, nach den Gesehen der Natur und der Offenbahrung, oder, welches einerley ist, nach den Gesehen des Schöpfers, schneller als halbjährig abwechskln. Nur em Thor könte die Summe der erstem in die eine Hälfte des Jahrs, und die Summe der leztern in die andere Hälfte verschie¬ ben wollen. Gegenden, wo der Bauer Nebenarbeiten würklich hat, und nie Wochen, vielweniger Monate, ruhet, und doch lebt, und beßer lebt, als in Gegenden, wo er sich, am Körper und Vermögen, durch eine lange Dauer arbeitloser Zeit, ent¬ kräftet, solche Gegenden hat Deutschland, und sie sind schon so oft zu Beyspielen angeführet worden, daß ich sie nicht wenigstens hier noch nicht, anführen mag. Auch hört man, wenigstens in Ländern, wo keine Leibeigenschaft alle Industrie zurück hält, nicht selten den Wunsch des Landmannes, daß er gern im Winter, statt zu verjähren, auch erwerben mögte; und nicht selten sieht man kluge Bauern im Winter, auf den benachbarten großen Höfen, die gemeiniglich nicht ganz ohne Nebenarbeiten zu seyn pflegen, Verdienst suchen. In Schweden habe ich den Dal- kerl, im Winter, nach Stockholm herunter laufen sehen, um da etwasj zu verdienen; er eilte wieder nach Hause, wenn ihm die Landwirtschaft wieder Arbeit darboth. In H-llrnd habe ich einen großen Theil der Bauern aus dem Stifte Osnabrück, äusser ihrem Vaterlande, arbeiten sehen, wenn sie mit ihrer Land- z z «A! Landwirthschast fertig waren. Ich meyne die so genannten Grasmäher. Sie haben eine Nebenarbeit gesucht, auch ge¬ funden, wie wohl nicht die vorteilhafteste. Also der Landmann kann, will und solle Nebenarbeiten haben, nur fragt sich, welche schicken sich für ihn, welche kann er, zu seinem und des Staats Vortheile, wählen, und weil er in einigen Landern keine sucht, oder keine, oder nicht die besten, findet, welche soll man ihm anweiscn? So verstehe ich die Preisfrage, und ich hoffe nicht darin zu irren. Ich habe jährlich eine Veranlassung über diesen Gegenstand nachzudenken, Beobachtungen, die dahin gehören zu samlcn und zu vergleichen, und eben dieses macht mich so dreist, folgende Betrachtungen der hochlöblichen ökonomischen Ge¬ sellschaft zur Deurtheilung zu übersenden. Ich vermuthe nicht, daß ihre Absicht sey, ein Verzeichniß einzelner Geschäfte, die hier oder da Landwirthen zu Nebenarbeiten dienen, oder dienen tön¬ ten, zu erhalten; sondern vielmehr meyne ich, daß es darauf ankomme, allgemeine und besondere Regeln auszumachen, wor- mch man für einzelne Fälle die Auswahl bestimmen könne. «9 I. Das Nebengewerb der Landleute darf nicht die Land¬ wirtschaft stöhren. E/zttre ist und bleibt auf immer bas vornehmste Gewerb der meisten Staaten, und wird es noch immer mehr werdens). Eine Ehre, ein Glück für unser Jahrhundert, daß man endlich dieses ohne weitern Beweist, ohne Widerspruch, behaupten kann. Ganz Deutschland, ganz Europa würde den verlachen, der Mit¬ tel lehren wollte, alle Bauern zu Bürgern, oder welches einer¬ lei) ist, all? Gewinner zu Verarbeitern und Kaufleuten zu ma¬ chen. Auch für den Lauer selbst ist und bleibt sie das Hauptge¬ schäft , dem alle andere Arten des Verdienstes nachstehen müssen. Ich vergleiche hier nicht den Zustand eines Landwirths mit dem Zustande eines Bauern, der in den Bürgerstand übcrgegangen ist; (') Der insulariscke Grundsatz, daß jedes Land sich, so viel als möglich, alle Bedürfniße selbst verschaffen, so wenig als möglich von Fremden kauffen müsse, wird, ohne Mrersuchung, ob er dereinst, wenn er allgemein befolgt seyn wird, das menschliche Geschlecht glücklicher, oder nichts glücklicher, oder gar unglücklicher machen wird, immer allgemeiner. Nachdem sich einige Lander, durch Hülfe der Handwerke, Fabriken, Manufackturen, und der Handlung, mit ausländischen Gelde bereichert harren, so entstand der eben so natürliche, als grau» zenlose Eifer der Nachahmung, der endlich einmal der Reichrhum der Länder auf die Menge und Güte der einheimischen Produkte, wieder zurück bringen wrrd. , M ist; ich will nicht den Gewinn der Landwirthschaft mit dem Gewinn derStadtwirchschaft (die in Verarbeitung und Ver¬ handlung der Naturalien besteht) vergleichen; sondern ich rede von dem, der nicht von Renten, nicht von Bedienungen, son¬ dern von der Landwirthschaft lebt, und fernerhin selbige treiben will. Lieser greift nach einem Schatten, wenn er ein anderes Gewerb ergreift, welches er neben jener treiben will, und als dann dadurch jene zurück sezt, das ist, wenn er der Landwirth¬ schaft einen Theil seiner Zeit, Sorgfalt und Anstrengung, die sie fordert, und die er ihr bisher zugestanden hat, entzieht, und sie dem Nebengewerbe giebt, in der Hoffnung, durch diese Thei- lung seines Fleißes, mehr zu gewinnen. Einfältige mögen noch so verächtlich von den Beschäftigungen des Landmannes denken, so ist cs doch wahr, daß sie so mannigfaltig sind, daß sie eine so strenge Ordnung, so unabläßige Aufsicht, und so viele Sorgfalt verlangen, daß man sie ganz füglich mit einer Manufacktur oder Fabrike vergleichen kann. Wer wird denn zwo ganz verschiedene Manufackturen von gleicher Ausdehnung selbst gleich gut treiben können! Wie wird es dem Ackerbau gehn, wenn der Bauer als¬ dann , wann der botanische Kalender oder der Naturkalender zu säen befiehlet, in der Werkstelle als Handwerker, arbeitet! Dieser erste Satz ist fruchtbar an Wahrheiten und Re¬ geln. i. Man muß dem Bauer kein Nebengewerb zuweisen, welches ihn ganz von der Landwirthschaft abziehen, oder ihn be- wegen wegen könte , -rese gegen jenes gänzlich aufzugeben, und sich je¬ nem allein zu widmen. Lieser Erfolg könte eintreten, wann das Nebengewerb viel bequemer und zugleich einträchtlicher wäre., oder auch nur einträglicher zu seyn schiene. Ueber die Bequem¬ lichkeit und Annehmlichkeit eines Gewerbes, läßt sich zwar so wenig urthcilen, als über den Geschmack einer Speise. Ich fragte einen Bergmann, der in der Grube beym Bohren ächzte, ob er nicht lieber'den Pflug, als den Bohrer treiben würde, und er antwortete mir Nein l Aber die Erfahrung lehret doch, daß die Stadtwirthschaft, Handwerke, Fabriken und Manufacktu- ren wohl der Landwirthschaft Leute entziehen, daß aber der ent-, gegen gesetzte Fall nicht vorkömt. Lie Klage der Handwerker, wir können keine Gesellen erhalten, weil jeder den Bauren dienen will, ist, so viel ich weis, unerhört. Merken würde es der Landmann zum theil, daß er bequemer weben, als pflügen und mähen könte, doch würde ihn die bloße Bequemlichkeit wohl nicht weit auf Abwege führen. Aber wenn das bequemere Nebenge¬ werb auch zugleich das einträglichere und sichere wäre, dann würde er wohl klug genug sevn, lezteres dem ersten vorzuziehen, oder wenn es auch nur einträglicher zu seyn schiene, dann würde er vielleicht einfältig genug seyn, eben diese Wahl zu treffen. Lieftr Anschein könte z. B. erfolgen, wenn der Bauer gleich sei¬ ne Maaren zu Gelde machen könte. Bares Geld hat einen Schein, der den blendet, der ihn nicht gewohnt ist, und der also den Bauer fast immer blendet. Man zeige dem Dauer, der sel¬ ten handelt, was man ihm bietet, in vorgezähltcm Gelde, und m Ä TüWü!—-'M SL er wird sich zuweilen zum wohlfeilem Verkaufe verführen lassesi. Dieses ist der Grund vieler Handlungen und Unternehmungen des einfältigem Landmannes. Da bindet er heute Abend L esen, und lauft damit Morgen Meilen weit in die Stadt, verjährt das gclösete, kömt mit dem leeren Deutel, mit dem er ausging, er¬ müdet, und mit Verlust der Zeit und Arbeit, zurück. Oder er nimt, mit gleichem Erfolge, ein Huhn, und trägt es durch die Stadt feil. Oder er ladet ein Fuder Holz auf, und löset dafür soviel, als er für die Fuhr, ohne Holz, wenn sie bestellet wäre, würde verlangt haben. Die baren Gülden der Holländer rufen die Asnabrückkischen Dauren, und ihre Einnahme ist vielen so reihend, daß sie den Ausländern, mühsam den besten Theil ihres Lebens, mit Verlassung ihrer eigenen Landwirthschaft, dienen, und nicht eher, als abgenutzt, nach Hause zurück kehren, wo sie, zur Landwirthschaft verdorben, in beschleunigten Alter, darben. Man macht um die schwedische Bergstadt Fahlun Gebackwerk, Kuchen und dergleichen, die sehr wohlschmeckend sind, und Lieb¬ haber durchs ganze Reich finden. Die jenigen Dauern verfielen darauf, in müßigen Tagen, mit diesen Kuchen durchs Land zu streifen. Sie löseten Geld so bequem und so reichlich, daß sie sich zulezt der Landwirthschaft entzogen, sich der Arbeit entwöhn¬ ten , bis endlich die Obrigkeit diesen Handel dm Bauerkerln un¬ tersagte , und nur den Bauerweibern erlaubte. Zu diesen L lend- werken rechne ich auch mit Ueberzeugung die Fcachtfuhren. Ich kenne die Nothwendigkeit, die Wichtigkeit dieses Gewerbes; ich weis, daß ganze Dörfer davon mit ihren Frauen und Kindern le- bm; sr ben; gleichwohl solle es nur in solchen Gegenden em allgemeines NahrungSgeschafte der Bauern werden, wo die Natur keinen starken Akerbau erlaubt, in andern aber sotten die Fuhren, nicht ohne Unterschied und Untersuchung, einem jeden, der Ackerbau treiben könte, verstauet werden. Folgendes Beyspiel wird mei¬ ne Meinung erklären und bestätigen. Die Landleute, welche am unfruchtbarem Deisten (einem Gebürgt im Lhurfürstenthum Hannover, wo ein dürrer, stcinigter Boden ist,) wohnen, nähren sich von Frachtfuhren, und ohne dieses Verdienst, müste diese Gegend eine weit geringere Dolkmenge haben. Am frucht¬ baren Ufer der Elbe aber liegt ein Dorf, im Herzogthume Lauenburg, das wohlhabende Landwirthe hatte, die aber nun, da sie nach und nach aus Frachtfuhren ein Gewerb gemacht ha¬ ben, meistens verarmt, entkräftet, ausgearbeitet und üngesund geworden sind. Eben diese Würkungen dieses Gewerbes habe ich auf meinen Reisen, in Mehrern Ländern, zu machen Gelegenheit gehabt. — Also das Nebengewerb sey nicht zu bequem, und nicht ergiebiger, als das Hauptgcwerb oder die Landwirthschaft. 2. Das Nebengewerb muß von solcher Art seyn, daß es ohne Nachtheil ausgesezt, oder zurück gelegt werden könne, so bald 'das Hauptgcwerb den Landmann ruft; es muß ohne Wcitläuftigkeit wieder vorgenommen werden können, so bald das Hauptgcwerb Zeit übrig läßt, und da der Winter die meiste Muße hat, so muß jenes auch so gut bey Tage, als AbandS bey Licht, oder der Oehllampe, getrieben werden können. Vor- m z züglich 94 züglich finden sich diese Eigenschaften beym Weben und Spinnen. Dagegen würde sich keine Arbeit hieher schicken, die Vorrich¬ tungen verlangte, denen die weitere lange Bearbeitung sogleich, zur bestickten Zeit, nothwendig und unausgesetzt folgen müßte. Eben so wenig würde man Handwerke vorschlagen dürfen, wel¬ che auf Gedinge arbeiten solten. Ich meyne der eine Bauer darf nicht ein Schmied, nicht der andere em Schuster, nicht der dritte ein Schneider seyn u. s. w. Würde beym Schuster ein paar Schuh bestellet, von dem, der sie nothwendig braucht, zu einer Zeit, da der Schuster säen muste, so sieht man leicht, was für schädliche Unordnung, entweder in der Haushaltung des Be¬ stellers , oder des Schusters, dadurch entstehen würde. Die Un¬ möglichkeit einer solchen Einrichtung fließet ohnehin aus mehrern Gründen, hier aber leite ich sie aus meinem ersten Satze. 3. Das Ncbengewerb muß leicht, ohne daß der künf¬ tige Bauer einige Jahre in der Lehre verschleudern darf, zu er¬ lernen seyn. Gründe und Erfahrungen bestätigen, daß der, welcher eine gründliche und vollständige Theorie der Landwirth- schaft erlernet hat, in kurzer Zeit sich dasjenige erwirbt, was man Routine nennt. Aber einer solchen Theorie, einer solchen wissenschaftlichen Vorbereitung, ist der künftige Dauer nicht fä¬ hig, und Jahre muß er alle Kleinigkeiten durch Uebung erlernen, und diese, die er durch keine Nebenkentnißen ergänzen kann, ver¬ langt seine ganze Jugend. Inzwischen wird er immer einige Zeit, nur nur nicht ganze ununterbrochene Jahre, auf Erlernung einiger Nebensachen, verwenden können, II. Die Nebengewerbe der LandleuLe dürfen nicht die Stadtwirthschaft, oder die Gewerbe der Einwohner in den Städten, stöhren. E^an mag über die Gränzen der Land-und Stadtwirthschaft, und über die Würkungen der Zünfte, oder Innungen urtheilen, wie man will, so wird man doch, wenn man nicht Vorschläge für eine andere Welt machen will, zugestehen müssen, daß die Dörfer, keine den Städten zugewiesene Nahrungsgewerbe, von denen diese ihre grössere Abgaben entrichten müssen, rauben oder schmälern dürfen. Die jetzige Verfassung unserer Staaten, die man doch wohl nicht geschwind Umstürzen will, macht, daß der Bürger, er sey nun Handwerker, oder Kaufmann, nothwendig den Absatz seiner Waaren, zum theil, und in einigen Gegenden grösten theils, von den Bewohnern der Flecken und Dörfer er¬ warten muß. Unmöglich wäre cs gar nicht, es dahin zu brin¬ gen, daß diese der Städte entbehren könten, aber wer davon die traurigen Folgen sehen will, der reise durch Schweden, FLn- land und Rußland, wo die Seltenheit der Städte ein Boll¬ werk wieder die Aufnahme aller Gewerbe ist, das der vereinte Eifer der Nation nicht einzureißen vermag. Hieraus folgt denn, daß man dcn Muern keine Rebengewerbe jugestehen dürfe, wel- che städtische Zünfte oder Innungen unterhalten sollen. Inzwi¬ schen giebt es einige Einschränkungen. 1. Man stöhre den Bauer nicht, wenn er sich, so viel als möglich, alle Bedürfniße, die zur Führung der Landwirth- schaft nörhig sind, selbst macht. Es ist gut, wenn er sich Pffug, Egge und andere Geräthschafttn selbst verfertigt; es ist gut wenn er sein eigener Schneider ist, und bleibt; es ist gut wenn er sein eigener Schuster ist, ich meyne, wenn er sich hölzerne Schuhe, die man in Niedersachsen Holfthen nennet, schneidet. Je weni¬ ger seine Bedürfniße kosten, desto wohlfeiler sind seine Produkte; eine Wahrheit, die der wohl einsah, der unmenschlich genug war, den Sklavenhandel einzuführen. — Aber ist cs nicht ein Wider¬ spruch , wenn man will, daß der Bauer vom Bürger kaufen, und doch so viel möglich, seine Bedürfniße selbst machen soll? — Mir deucht dieser Wiederspruch sage eigentlich nur so viel, daß keines von beyden ganz allein geschehen müße, und ich würde die Verhaltniße so zu bestimmen suchen: Gegenstände des Luxus hole der Bauer, wenn er sie haben will und soll, aus der Stadt; Gegenstände der Nothwendigkeit bereite er sich selbst; er wird aber immer weniger sich bereiten zu können glauben, jemehr sich der Luxus aus den Städten ins Land verbreitet. Betrachtungen, die sich hier darbieten, gehören nicht zu meinem Zweck. 2. Es ist noch ein Fall, wo man den Bauren zunft- maßige Arbeiten zu Nebenarbeiten erlauben kann, nämlich wenn die r>7 die Einrichtung möglich ist, diese Produkte oder Maaren dem einheimischen Verbrauche zu entziehen, und, durch Verhandlung an die Ausländer, zu Gelde zu machen. Der Staat wird als¬ dann den VortheiL haben, diese Maaren wohlfeiler zu liefern, und sicherer abzusetzen, als wenn sie von vornehmen Bürgern, in Lheuren Werkstädten gemacht wären. Hieher rechne ich, ver¬ schiedene grobe Arbeiten der Tischler, Drechsler, Rademacher, Posementirer, Bandmacher u. d. g. m. Nur grobe Arbeiten darf man von dem Bauer ver- muthen. Ehrlich wäre es, wenn die Bauermagd in diesem Monate mähen oder dreschen, und im nächsten für eine Kammertuch-oder Batist -Manufactur spinnen solle. Lächerlich wäre es, — doch die Sache ist für sich klar genug. Inzwischen muß man den Lauren auch nicht zu wenig zutrauen. Es giebt Gegenden, z. L. um Nürnberg, in Schlesien, wo sie so feine Maaren darstellcn, daß Ausländer sie bewundern. Freylich bey der er¬ sten Einführung solcher Gewerbe, wird das nicht statt finden, aber es ist eine Eigenschaft der Künste, (ich verstehe unter die¬ sem Namen nicht blos schöne, sondern auch nützliche Künste, auch Handwerke), daß sie sich mit der Zeit verfeinern, sie mö¬ gen von Bürgern, Bauern oder Züchtlingen getrieben werden, wenn sie nur mit Industrie getrieben werden, und der Industrie N. ist 9? ist auch der Landmann fähig, denn Melon und Foutbonnois Haden sich in der Bestimmung dieses Begriffes geirrct. Nur die Gewinnung, nicht die Verarbeitung der Naturalien, macht die Landwirthschaft aus. Es giebt aber vcrschiedcne Produkte, die schon von den Gewinnern die erste oder gröbste Verarbeitung zu erhalten pflegen, z. B. Hanf, Lein, Wolle, auch das Holz zum Schifbau, zu Tonnen u. s. w. Man überlege, ob nicht so wohl inländische als ausländische Produkte vom Landmanne, für die benachbarten städtischen Handwerker und Künstler, aus dem Groben vorgearbeitet werden können Es giebt Städte, wohin sich Handwerke einer Art in Menge gezo¬ gen haben, die ihre Maaren weit und breit absetzen; diese kön¬ nen am leichtesten die benachbarte Bauerschaft in Verdienst setzen, wenn sie ihnen gewiße Verarbeitungen oder Verrichtungen über¬ lassen. So verbreiten die Manufakturen von Manchester, Norwisch, Rendal, Schwechet weit um sich arbeit. So holen die Landleute in westmornland rohe Seide aus Lon¬ don, und bringen sie gezwirnt dahin zurück. IV. Die Nebengewerbe müssen auch die Bauerkinder, wenigstens von 8 bis 12 Jahr, beschäftigen können. gesundeste, stärkste Race des menschlichen Geschlechts (man erlaube diesen Ausdruck wenigstens einen Naturalisten oder Natur- Naturforscher) ist die, welche sich außer den Städten fortpflan¬ zet, Wer noch davon zweifelt, der messe einmal einen Bauer¬ jungen gegen einen Junker, der-von der Französin verzärtelt, bey der Toilette entkräftet, und in der Schule der grossen Welt aus¬ gemergelt worden. Aber noch vorzüglicher würde die erste Art ausfallen, wenn sie nicht in der Jugend, durch den entgegenge¬ setzten Fehler, verdorben würde. Zu früh wird gemeiniglich die Bauerjugend, theils zu den schwersten landwirthschaftlichen-, theils zu andern Arbeiten gezwungen, welche dem jungen Körper nicht angemeßen sind. Ich kenne zwey Dörfer, das eine in Deutschland, das andere außer Deutschland, die ehemals baum¬ starke Kerle hatten. Seit zwoen Zeugungen haben sie die Fracht¬ fuhren zu ihrem herschenden Gewerbe gemacht, und seit dem ver¬ kleinert sich diese Race sichtbarlich, von Zeugung zu Zeugung. Das macht der Drantewein, den der Junge, der mit auf Reisen muß , viel zu früh mit dem Vater trinkt, indem er zu früh mit ihm das unftatte, unordentliche, wüste Gewerb theilet. Wenn dieses Gewerb sich fernerhin vererbet, so werden endlich Lilipu¬ taner diese Dörfer bewohnen. Ich kenne ein Dorf an einem grossen reißenden Strohme, wo die häufige Ueberfarth der Rei¬ senden Verdienst giebt, und wo das Land der Vauren und ihre Wohnungen, nicht an einem Ufer liegen. Da muß der Bauer¬ junge, wenn etwa Vater und Knecht auf dem Felde, oder ermü¬ det auf dem Lager sind, ehe sein Körper ausgewachsen ist, ru¬ dern, und in diesem Dorfe haben alle Einwohner männlichen Geschlechts einen Bruch (Kermam,) gy hem sie alle, zu Hause .>/ n 2 (denn (denn der Officier kan sie nicht gebrauchen) frühzeitig absterben. So wichtig ists, die Arbeit für die Vauerjugend mit Überle¬ gung zu bestimmen! Arbeiten kann sie schon, ehe sie zu vollstän¬ digen Menschen erwachsen ist; also sey auch das Nebengewerb der Aeltcrn so beschaffen, daß auch die Kinder dabey helfen und ver¬ dienen können, ohne ungesund zu werden. Hier muß man die Verarbeitungen der Wolle von neuem loben. — Aber der land- wirthschaftlichen Arbeiten sind zu viel, und der Hande in armen Bauerfamilien zu wenig; Der Bauer will und muß sich Knechte erzeugen, die er nicht zu lohnen braucht; so bald der Junge bär¬ tig ist, wird er Soldat, oder verläßt doch das vätterliche Haus.— Mittel giebt es wieder dieses Ucbel, aber es ist nicht meine Sa¬ che, sie hier vorzuschlagen. Ich sage also nur, wenn es nicht anders seyn kann, als daß der Bauerjung unter der Arbeit ver- buttelt werden mus, (ein Wort, was in hiesigen Gegenden von Bäumen gebraucht wird, die in Wachsthum gestört sind), so laße man ihn doch wenigstens, allenfalls als Handlanger, bey den Nebenarbeiten natürlich vegetiren. Vielleicht wird auch mancher Vater seinen Knaben bey der Nebenarbeit laßen, und zu dem kleinen Verdienst desselben noch etwas zulegen können, um einen ganzen Knecht zu halten. V. Die Nebenarbeiten dürfen nicht viele, große und kostbare Gerathschaftm und Werkzeuge verlangen. ^/mn erstlich wurde der Ankauf zu kostbar werden. Rath- sam wäre es auch nicht, dem Landmanne ohne Unterschied alle Geräkhschaften zu schenken ; wenigstens dürfte wohl das nicht eher allgemein gescheht!, als bis der Bauer, bereits durch die Erfahrung, eine Neigung zu dem Nebengcwerb erhalten hätte. Widrigenfalls würden vielleicht die meisten alle Gerätschaften eher versezt, verkauft, verschleudert haben , ehe sie einmal eini- g n Gebrauch davon gemacht hätten. Zweytens würde ein großer Apparatus mehr Raum fordern, als wohl die meisten Woh¬ nungen, zu allen Zeiten, übrig haben möchten, und neue Hau¬ ser sind leichter gewünscht, als gebauet. VI. Kannesseyn, so wähle man Nebenarbeiten, wozu der Landmann selbst die rohen Materialien gewin¬ nen kann. Mann es ftyn, sage ich ; das heißt, wenn der erste und zweyte Satz es erlauben; denn diesen ist der fünfte untergeord¬ net. Der Landmann ftägt: habe ich Vortheil bey eigener Verarbeitung meiner Produkte? der Politiker frägt: kann Ge¬ winnen und Verarbeiten, mit Vortheile, wenigstens ohne Nach¬ theil des Staats, von einerley Leuten geschehen? Wenn jener n z durch durch Nachdenken Ja, und dieser Nein findet, so muß lezteres entscheidend seyn, wenn wir nicht anders die Bequemlichkeiten des Staats aufgeben wollen. Es Zieht Materialien, die sich grob und fein verarbeiten Laßen; und diese beschäftigen im leztcrn Falle mehr Menschen eine längere Zeit, und werfen mehr Gewinn ab. Kann man die feinere Verarbeitung haben, (dazu müssen sich viele Umstände vereinigen) so leide man nicht, daß der Bauer das Material verhudcle. Er soll nicht alle gute Wolle zu groben Strümpfen und Tüchern, nicht alles gute Holz zu schlechten Maaren ma¬ chen. Er verarbeite nur, was der städtliche Einwohner nicht braucht, und nicht noch bester im Preis setzen kann. Sonst aber wird der Landmann durch die Verarbeitung zur Gewinnung, und durch diese zu jener aufgemuntert werden, weil sein Vortheil sich verdoppelt. Wer nun gar in einer Gegend die Verarbeitung ei¬ nes Materials, was nebenher gewonnen wird, und nicht roh verkaufbar ist, in Gang bringt, dessen Namenstag, sollen noch die Nachkommen feyren. VH. Nür solche Nebenarbeiten suche man einzuf-lhren zu deren Produtten man gleich sichere Abnehmer weis. sausend Vorschläge, welche die ersten Untersuchungen ausge¬ halten haben , werden an dieser Bedingung scheitern. Ein kleiner Fürst Fürst im Mittlern Deutschlande las eine Berechnung vom Vor- theile des Krapbaues (der Farberröthe, kubiae,). Bauet Krap ! der Bauer bauete ihn. Da lag er nun und verfaulte.— Der Bauer kann kein Waarenlager halten, kann und soll nicht mit noch mehr Maaren herum lausten. Schlim genug, daß er mit Besen, Hühnern und Eyern lauft! — Es ist doch wahr, die Hamburger mägen sagen, was sie wollen, daß der Kauf¬ mann kein wahrer Freund inländischer Manufacturwaaren ist. Schwefelhölzchen verschriebe er uns gern, wenn wir die Pariser lieber hatten, als die, welche die Industrie unserer Armen macht. Das nehme ich ihm nicht übel, so wenig ich es übel ausgelegt haben will, daß ich vom Verleger ein Honorarium nehme. Aber wegen dieser Denkungsart wird man nicht viel Hülfe zum Absätze der Maaren, von denen wir reden, von Kaufmanne erwarten können. Ich wollte wohl einen Vorschlag wagen, aber ich be¬ sorge, daß er nur menschenfreundlich, das ist, gut in der Vorstellung, aber unmöglich in der Ausführung seyn möchte. Die Landstände, oder die Patrioten seyn wollen^ sotten in eine Gesellschaft tretten, den Bauren die Maaren abkaufen, und denn damit auf Gewinn und Verlust handlen, bis die Kaufleute, wenn sie sehen, daß der Handel auch ohne sie fortdauren würde, endlich sich erböthen, ihn selbst zu führen, um denn doch so viel möglich, davon zu ziehen. So zwang man vor einigen Jahren in Wien die Fleischer zum wohlfeilen Handel. Welches Welches sind die schicklichsten Nebengewerbe für ReaLn? ^)ätte die Preisfrage so gelautet, so würde mir der ohnehin dreiste Gedanke, diese Togen der hochlöblichen Gesellschaft vor¬ zulegen, gleich bey der Entstehung vergangen seyn. Ich würde geglaubt haben, daß kein Ausländer, und kaum ein Inländer, sie beantworten könne. Einem Herzogthum, von solcher Aus¬ dehnung, von solcher Verschiedenheit des Bodens, des Klima, der Produkte, der Gränzen , der Einwohner, die Nebengewerbe bestimmen, das will viel sagen. Dazu wird gewiß die allerge¬ naueste Kentniß des Landes verlangt, die sich selbst der einge- bohrne, nur mit der größten Mühe und langsam erwerben wird. Ich aber habe noch nicht einmal das Vergnügen gehabt, Aram zu durchreisen. Inzwischen so fragte auch die hochlöbliche Ge¬ sellschaft nicht, und wenn sie so hatte fragen wollen, so würde sie wohl den Ausländern, die doch nicht hätten antworten können, gewiß nicht die Frage bekannt gemacht haben. Man wird nicht einem ganzen Herzogtum ein einziges Gewerb anweisen können, sondern man wird für verschiedene Distrikte verschiedene wählen müssen. Mn wird die Lebensart der Landleute, den Grund ihrer Industrie, die Größe und die Beschaffenheit ihres Ackerbaues und ihrer Viehzucht, dieProduc- te, welche die Natur darbiethet,und die Kunst erzwingen kann, die Nachbarschaft grosser Städte, schifbahrer Ströme und des Mee- reS, die Bedürfnißen der Nachbaren und der entfernten Völker, zu denen man durch die Schiffart kommen kann, genau in Über¬ legung ziehen müssen. Wo Hol; und die Möglichkeit der wohl- feillen Ausfuhr vorhanden ist, da kann der Bauer viele hölzerne Waaren für holzlose Länder machen. Wo sich Lein und Hanf vorzüglich bauen lassen, wo starke Schaafzucht ist, da wird man wieder auf ganz andere Vorschläge geleitet. Vertheil man als- denn verschiedene Gewerbe im Lande, so hat man die Vortheile zu hoffen, daß jedes Bewerb in seiner Gegend herfchend wird, daß einer dem andern in die Hand arbeitet, daß einer dem andern belehrt, und daß, durch die Mannigfaltigkeit der Waaren, und die Menge derselben, an einem bestimmten Orte, ihr Absatz er¬ leichtert wird; Vortheile, welche die Holländer, bey Vmhei- lung ihrer städtischen Gewerbe vor Augen gehabt, und erreicht haben. Eine gründliche Vorbereitung zur Auswahl und Bestim¬ mung der schicklichsten Nebengewerbe, sind genaue und vollstän¬ dige Topographien, deren Nutzen jedoch noch weit ausgedehnter ist. Dennoch denkt man nur noch in Schweden an ihre Ausar¬ beitung, und wir Deutsche legen der Ausbreitung der dazu nöti¬ gen Kentnißcn noch Hinderungen in den Weg. Da es so unmöglich ist, die Nebengewerbe für einen Staat allgemein zu bestimmen, so will ich statt dessen das Mittel anzeigen, welches mir würksam scheint, ein ausgewähltes Ge- werb irgendwo einzuführen. Das ist, lwyne ich, keine Sache für wenige Jahre. Man kann es einer Privatperson nicht verar- O gen, ro6 gen, wenn sie es nicht wagen will, einen Wald anzulegen, des¬ sen Nutzung sie nicht erleben kann; aber so darf der unsterbliche Staat nicht denken; nicht der, welcher dafür mit Geld und Ehre, oder mit Ehre allein, bezahlt wird, für den Staat zu sorgen. Also muß sich ein vernünftiger Mann nicht scheuen, lang¬ same Vorschläge zu thun, und mit ihrer Ausführung den Anfang zu machen, wenn keine schnelle möglich sind. Das geht nicht leicht; das geht nicht bald; — Das sind elende Entschul¬ digungen kurzsichtiger, kleindenkender Manner, die nur Pfanne¬ kuchen backen sotten. Es wird schwer seyn, dem Landmanne die Handgriffe zu einer ihm neuen Arbeit beyzubringen. Ich verzweifle, dieses bey der jetzigen Generation auszurichten; aber bey der nächstfolgen¬ den , die jezt aufwächst, ist etwas zu hoffen. Man setze einen Mann ins Dorf, der Meister in der Arbeit ist, und lasse diesen zu arbeiten anfangen. Man halte die Bauerkinder an, einige Stunden die Woche, unter seinen Augen zu arbeiten, und be¬ zahle den Kindern ihre Produkte, sobald sie erträglich ausfallen. Man leihe ihnen Werkzeuge, verschaffe ihnen Materialien, und verspreche ihnen Geld, für das, was sie zu Hause verfertigen werden, wenn es von dem Meister gebilligt wird. Man leite sie auf den Gedanken, durch dergleichen Arbeiten dereinst etwas nebenher zu verdienen. Dieser ausgeführte Unterricht wird zwar in vielen Hausern gar nicht aufgehn, oder doch bald erstickt wer¬ den; aber das meyneich doch, daß er wenigstens in einigen Wur¬ zeln zeln schlagen und Früchte tragen wird, und denn ist schon sehr viel gewonnen. Wenn nur erst einige Beyspiele in jedem Dorfe, vorhanden sind, und man nicht nachläßt für den schnellen Absatz zu sorgen, so werden mit der Zeit mehrere folgen. — Wohl dem Lande, was solche vernünftige und redliche Manner, als Bram hat! Wohl den Staaten , die so gerechte, weise, und gültige Regenten haben! Wohl dir, Deutschland, dem Gott Joseph II. zum Kaiser gab! Gott erhalte Ihn unfern Kindern ! Einige Nebenarbeiten die sich vielleicht für einige Gegen¬ den schicken werden. E^ielerley gröbere Verarbeitungen und Verarbeitungen des HolzeS, die zum Theil Duhamel in seinem Buche: vsl'ex- xloitation äes dois; oder von Fällung der Wälder und gehöriger Anwendung des gefällten Holzes. Nürnberg 1766., 1767. beschrieben hat. Dahin gehören: das Reißen oder Spalten des Holzes, Siebränder zu machen; hölzerne Teller, Stühle, Backträge, Schachtel und solche zu bemahlen, Schaufeln, Harken oder Re¬ chen, Dachspindeln, Spinräder, kleine Schiebläden, Holschen oder hölzerne Schuhe, hölzerne Absätze zu Schuhen, hölzerne Eimer, u. s. w. Aller- v 2 Allerley Korbarbeiten, Körbe, Wiegen, Stühle, Wa¬ renkörbe, Stühle von Stroharbeit, Strohteller, stroherne Ma¬ tratzen, stroherne Fußdecken; allerley geflochtene Arbeit vönBost. Verarbeitung des Horns zu allerley Kämmen, Dosen. Verarbeitungen der Knochen, dergleichen die Züchtlinge in einigen Zucht-und Werkhausern, bald und gut machen lernen. Das Stricken allerley Netze. Grosse Fischernetze sind in Holland, Frankreich, England, auch in vielen Gegenden von Deutschland, in so sehr hohem Preise, daß man den Absatz ziem¬ lich gewiß hoffen könnte. Das Korkschneiden, Bereitung der Pfropfe oder Stöp¬ sel von Kork. Das Raspeln verschiedener Färbehölzer. Bereitung dec Briefoblaten. ' Verarbeitungen der Haare zu Sieben, Dürsten. Das Schließen oder Schleißen der Federn zu Betten. Das Stricken der Strümpfe, Mützen u. s. w. Das Spinnen der Wolle, des Leinen u. f. w. Das Weben. Das Kämmen dec Wolle. Spielzeug, Puppenwerk, so genannte Nkenbenget Maare, bercht-lsZadenep Maaren. Beant- BtMWyrtttgsschtifL welche den 4ten Junius 1776. mit dem Acceßit beehret worden. Don Karl von Zallhetm, beständigen Sekretair bey der kaiserl. königl. ökonomischen Gesell¬ schaft in Wien, Mitglieds der hiesigen kaiserl. königl. ökonomischen Gesellschaft, der ungenannten zu Florenz, der Wissenschaften zu Rovoredo, und anderer. über die von der hiesigen Gesellschaft gegebene Preisfrage: Welche sind die besten Nebenarbeiten für die Landleute? Lle vos, Noa vod!s. - k- / v 4^ //r L: 'LO i' L h' ? -' 7 ?? ? < ^^ie Bestimmung des Landvolkes ist allerorten dieselbe. Ueberall sieht man den Bauer seine Heerde weyden, seine Aecker bestellen, seiner Reben oder Fruchtbaume warten um, wann die Sonne hinter die Berge sich verliert, Vieh und Gerathe für die Arbeit des folgenden Tages wieder richten und denn — auS- ruhen. 5a) In dieser, nicht durch Gesetze, sondern die Natur eingeführte Ordnung, findet jeder Landwirth seinen Beruf, sein Glück unendlich gewisser, als wo die Politik aus einem Pfluge einen Werkstuhl, und aus Hirten Künstler zu bilden, sich das Projekt geschmiedet hat. Unmöglich, oder doch nicht leicht, wird mir jemand das Land zeigen können, dessen Handel und Gewerbe blühen, Ackerbau und Viehzucht dem inner» Bedürfniß zureichen, und (s) Dieses letztere leidet eine Ausnahme in den Ländern, wo es durch gutes Herkommen eingeführt worden, daß der Bauer die Felder sei« nes Herrn dey Tage, und seine eigene dey der Nacht destellen muß. IIL ' -Ü- Ü^K, und noch zur Ausfuhr Mittel schaffen, und wo der Landwirth auf die Wege geleitet wäre seinen Pflug zu gewissen Zeiten zu verlassen, um an dem Gewinste des Klempners, des Stahl¬ schmiedes oder Färbers thcil zu nehmen. Hingegen wird mirs an Leyspielen weniger fehlen, von Ländern, die beynahe keine Kunstwerke zeugen, derer Ackerleute sogar viel zu stolz sind, um den ersten Stand ihrer Väter für ein neues Handwerk zu ver¬ lassen, die aber, ruhig auf den Besitz solcher Gütter, die kein Lankrot ihnen raubt, die nicht von den Schicksalen des Handels, sondern von der Fruchtbarkeit ihrer Felder und dem Fleiße ihrer Landwirthe abhängen, viel besser sich befinden, als so mancher grosser Staat, dessen Bauern allmählig zu Fabrikanten erhoben, nun in allen Theilen der Welt Industrie und Armuth predigen. Wenn man mit einiger Aufmerksamkeit die Menge und die Be¬ schwerlichkeit der Verrichtungen überdenkt, die einem Landwirth in zwey Dritteln des Jahrs und wohl selbst im Winter obliegen, wo er seine, ohnehin nicht sehr verhältnißmäßigen Feldstücke gut bestellen und an keinem Theile seiner Wirthschaft will gebrechen lassen (b), so hat man in der That Mühe von ihm zu fordern, daß (b) Selbst die sorgfältigsten Regierungen werden es nicht leicht dahin bringen, daß gerade jeder Landwirth eine mit der Anzahl seines Ge» findes so genau abgemessene Menge Ländereyen besitze, daß er nie über zu viel, oder zu wenig sich zu beklagen Ursache habe. Gleichwohl hängt die Frage: Kann der Bauer in diesem oder jenem Land äusser seinem Feldbau noch eine andere Arbeit verrichten, lediglich davon ab, ob er zu wenig, zu viel, oder gerade hinlängliche Grundstücke besitze. Laß er auch die wenigen Stunden, die er von feinem Joche ab¬ gespannt auf einem harten Lager verschläfft, sich abdarben und mit einem Handgewerbe verfröhnen soll, das, indem es dem Feldbau einerseits verkürzt, auf der anderen Seite zu nichts weiter zu taugen scheint, als die Landesherrlichen Steuern, die ein geübter Finanzier nie aus dem Gesichte verlirt, — uner¬ träglicher zu machen.* Wer nun diese Betrachtung mit der Sorgfalt vergleicht, womit die Patrioten in Rrain jede, der Aufnahmeder Nationalwirthschaft im Wege stehendenHinder- niße zu entfernen, und den Zustand des Ackermannes zu ver¬ bessern bemühet sind, der wird ohne alle Mühe sich bescheiden, daß diese erlauchte Gesellschaft nie den Bauer zu einer anderen Art von Industrie zu gewöhnen die Absicht gefaßt hat, als wo¬ durch selber — in seinem Hauptgeschäfte unbehindert — die Leichtigkeit erlangt, Heils, sein Gesinde in müßigen Augenbli- -_ cken besitze. Hat er deren zu wenig, so ist es an sich selbst schon lächer¬ lich, ihn, auf das er leben könne, an ein Handwerk verweisen zu wollen. Hat er zu viel, wie soll er wohl im stände seyn, sich den Schaden durch was immer für eine Industrie zu ersetzen, den er durch Versäumung feines Feldbaues erleidet. Und gesetzt auch, er könnte es, wer ersetzt aber den Schaden dem Staat 2 Also nur in dem Fall, wenn die Feldstücke mit der Anzahl der Arbeiter in rechtem Verhältniße stehen, kann die Regierung sechs versprechen, der Land» wirth werde (wo anderst die Abgaben seinen Muth nicht zu Boden schlagen,) auf Mittel bedacht seyn, die ihm, zwischen den ordentli¬ chen Feldarbeiten übrig bleibende Zeit mit anderen einträglichen Be» schäftigungen zu benutzen. * S. was von der Zndustrialsteuer weiter unten gesagt wird. P H4 cken zu beschäftigen, theils, seine Kinder zu Gewinnung ihres Unterhalts zeitlich zu verhalten, theils endlich sich selbst den An¬ kauf verschiedener Bedürfniße zu ersparen, deren Hervorbringung, entweder nicht eigenen Handgewerben zur Beschäftigung dient, oder, die nur mit so viel Umwegen und Kosten auf dem Markte angeschafft werden können, daß, im ganzen, mehr dabey vcr- lohren geht, wenn der Bauer sich deshalb von Gelde bloßen, oder auch nur andere Bedürfniße entbehren muß, als, wenn der Handwerker es ungefähr zu ertragen genöthigt wird, daß sein Absatz auf vermöglichere Landwirthe oder auch bloß auf Ver¬ braucher in Städten eingeschränkt werde. Nach dieser, mit der wesentlichen Bestimmung des Landwirths und der unveränderten .Ordnung unter den bürgerlichen Standen übereinstimmenden Ab¬ sicht hat der Staatsmann, welchem die Sorge für das Indu¬ strie (c) des Landvolkes übertragen ist, alle Vorschläge, ent¬ weder (e) Ich finde für nöthig, mich über den Verstand, den ich mit diesem Worte verbinde, zu erklären. Ich nenne Industrmle alle diejenige, Arbeiten, womit der Landwirth, nebst seiner Wirlhschaft sich oder die Seinigen beschäftigt, um sich den Unterhalt seiner Familie damit zu erleichtern. Nach dieser Erklärung unterscheide ich Gewerbe, die auf dem Lande getrieben werden, die auch zum Theile auf dem Lande »wthwendig sind , als Schmide , Rademacher, Zimmerleute, Weber, Schreiner, und a. m., wenn gleich dich Werkleute nebst ihrer Kunst einigen Feldbau treiben, von Arbeiten, die nur nebenher und gleichsam nur zufällig von Landwirthe,r getrieben werden. Zur er, sten und vorzüglichsten Gattung von Industrielle zähle ich diejenigen Arbeiten, die zwar nicht zur Landwirtschaft gerechnet werden, die aber -M! H5 weder anzunehmen oder zu verwerfen, welche ihm über diesen Gegenstand vorgelegt werden mögen, und er wird des Zweckes nimmermehr verfehlen, wenn er den zusammengesetzten Begriff, den ich so eben angezekgt habe, zu zergliedern und folgende Grundsätze daraus zu bilden sich angelegen halten wird: Arbeiten, wodurch der Landwirth von seinem eigentlichen Geschäfte, dem Feldbau und der Viehzucht, übgereizet, oder an der Ruhe, deren er bedarf, gehin¬ dert wird, sind ohne Ausnahme verderblich und schäd¬ lich. Dieses gilt ohne Unterschied von seinem Weibe, seinen erwachsenen Kindern und seinem Gesinde. Mütter, denen die Wartung noch ungehendep Binder oder Säuglinge p 2 obliegt, aber dennoch wegen der Landwirthschaft unmittelbar und hauptsäch¬ lich geschehen, worunter ich die Zurichtung, Zusammensetzung oder Ausbesserung der ökonomischen Werkzeuge und Gebäude verstehe. Zur zwcyten Gattung zähle ich die Arbeiten, wodurch der Landwirth in Ansehung seiner häußljchen Bedürfniße im Stand gesetzt wird, frem» der Arbeiten zu entbehren und fich sechsten zuzureichen. Zur dritten und letzten Gattung gehören endlich diejenigen Arbeiten, wodurch der Landwirth entweder Geld, oder andere Werthe für seine vcrfer» tigten Maaren oder für seine Dienste (oper») einzubringen im stand ist. Hiezu werden eine Menge Manufacturerzeugniße, alle gedingten Fuhren, Botengänge, Saumerverdienst u. dergl. m. nmgezähler? r k 6 obliegt, rauben ihrer Pflicht jeden Augenblick, den sie zu einem minder wichtigen Geschäfte verwenden. Rnaben über Zwölf, und Mädchen über zehn Jahr, gehören der Feldwirthschaft an. Unter diesem 2llter, können ihre kleinen Hände weder Pflug noch Sichel führen, wohl aber das Spinnrad, oder die Schitze. Änechte, und Diernen sind nicht immer auf dem Felde oder in der Scheune. Arbeiten, die zu jeder Zeit angefangen, weggelegt, wieder vorgenommen, im Haufe, bep der Heerde, am Feuer oder Gellichte, mit einfachen Werkzeugen, ohne viel Runst und ohne Gefahr getrieben werden können, sind den Vortheilen des Landwirthes am gemäßesten. Setze noch hinzu: Arbeiten, wozu der Stoff von leichtem Werthe, in der Wirthschqft schon vorhanden, in der rohen Gestalt nicht wohl verkäuflich, nach der Umstaltung gemein-brauchbar, mit keiner Abgabe be¬ legt und gleichsam vor der Thür an Werth zu bringen ist, solche Arbeiten erfüllen den Endzweck des Privat¬ mannes und des Staates am allervollkommensten. Wer Wer diese Grundsätze mit Aufmerksamkeit betrachtet, wird sie unzähligemal in der Erfahrung bestättigt, und auf jedes Land, auf jede Verfassung anwendbar finden. Er wird finden, daß der Landwirth, der in der Abficht zu gewinnen, sich einem Kunstgewerbe ergiebt, zu welchem an¬ haltender Fleiß, eigene Geschicklichkeit oder selbst anfänglich eini¬ ger Geldfond nothwendig war, wo er einmal einigen Vortheil aus demselben zu schöpfen, und die geminderte Nutzung seiner Grundstücke damit zu vergleichen angefangen hat, sogleich dm Feldbau als eine Nebensache betrachten, und mit einer Läßigkeit behandlen wird, daß man zu glauben versucht wäre, die Ein¬ künfte der neu angenommenen Gewerbschaft ersetzen mit Wucher die Abfälle, welche bey der Oekonomie verspührt werden; da es gleichwohl leider! durch die Folgen meist empfindbar wird, daß der zwischen dem Feldbau und dem Handgewerbe getheilte Fleiß, anstatt die gehoffte Wirkung zu erzeigen, aus einem guten Bauer nichts weiter als einen elenden Nachkünstler und zuletzt einen Bettler hervorgcbracht hat. — Er wird finden, daß die über¬ spannte Machbarkeit eines Mannes, der nach einer zwölfstündigen Arbeit auf dem Felde und anderen sechs Stunden am Werkstuhle oder an der Schmiede kaum den vierten Theil der Zeit zu Erho¬ lung seiner Kräfte übrig behalten hat, anstatt den Vortheil mit sich zu bringen, daß die Masse der Arbeit dadurch vermehret, und der Fleiß mit Reichtümern belohnt wird, vielmehr den eifrigen und kräftigen Arbeiter entnerven, und zu einer Maschine P z ohne n8 ohne Elastieität, ohne Leben machen wird. — Er wird finden, daß Hausmütter, die ihrer Bestimmung zuwider, ganze Tage hinter einem paar Rinder einhergehen, und etwa den Lohn einer Vorspann zu gewinnen, und den Unterhalt eines Knechtes zu er¬ sparen (ä), ihre Kinder vom Hunger ausgezehrt, vom Unflat und Geziefer angefressen, schwächlich, roh, und wilde heran¬ wachsen sehen, ohne sich vor langer Zeit den mindsten Beystand von denselben versprechen zu dürfen. — Er wird endlich finden, daß Hände, vom Grabscheit abgehärtet, zu jeder feinern Arbeit ungeschickt, höchstens dazu taugen können, grobe, ihren gewöhn¬ lichen Beschäftigungen ähnlich kommende Arbeiten zu untergreifcn. Aber er wird auch finden, daß Kinder — Knaben so¬ wohl als Mädchen — die bey Zeiten von Spielwerken entwöhnt, zur Acmsigkeit und leichten Arbeiten verwendet werden, wohl nachdem fünften, sechsten Jahre anfangen können zu ihrem Un¬ terhalte bcyzutragen. — Er wird finden, daß gewisse, doch den Jahrszeiten eingetheilte Feldarbeiten ohnehin oft aussetzend, und aus ebendieser Ursache schicklich sind, mit anderen, theils weni¬ ger mühsamen, theils nicht lang anhaltenden Arbeiten vereinbart zu werden. — Er wird endlich finden, daß es kein so armes, von Hilfsmitteln entblößtes Volk auf der Welt geben mag, wel¬ ches (ä) Wie man rs nur ru ost in Kram, und in allen gedirgichten Länder» Kehl, vorüber Heerstrassen geführer ßnd. chkS nicht — wenn es feiner Freyheit nur einigermassen genießt, nicht verwildert, noch durch Auflagen zur Verzweiflung gebracht ist — einiges Mittel vor sich sähe, seinen Fleiß auch neben der Feldwirtschaft zu üben, und den Müßiggang mit seinem trauri¬ gen Gefolge, der Armuth und dem Laster, zu verscheuchen. Allemal hängt es von der Lage eines Landes, seinen na¬ türlichen Erzeugnißen und anderen Umständen ab, zu bestimmen, was für eine Art von Nebengewerbe für das Landvolk das zu¬ träglichste sey. In bergichten, mit Holz bewachsenen Landern — wenn nicht die Nachbarschaft eines Havens, einer Fabrik, einer Stadt, oder sonst eines ansehnlicherer Ortes zu theurerer An¬ wendung des Hoizes Gelegenheit verschafft, — wird die Küh¬ lung (e), die erste Zurichtung der Raumer zum Gebrauch der Wagner, der Böttcher u. dergl., die Verfertigung mannigfalti¬ ger Werkzeuge und Gefäße von Holz (k) wichtige Hülftheite zum 0) Sonst zählt man die Kohlung, das Zikgclschlagen, bas Kohlbrenners, wie das Stärkmachen, das Obstdörcen, Oelpressen und andere der« gleichen, zunächst auf die Produktion folgende Umstaltungen, zuv Landrvirrhschaft; aber uneigentlich. Es sind Jndustrialgerverbe, thcils für größere Landrvirthe, theils für Gemeinden, die eigene Waldungen, Brennöfen, oder Keltern haben, und theils für mindere, jedoch ämsige Landrvirthe. (k) Unter dieser Rubrik, werden unzählige Gattungen verstanden. Schau¬ feln, Rechen, Drcyzurken, Schiebtruhen, Spinnräder, Wasserei« mer, Holzteller, Dachschindeln, Weinstöcke, Kochlöftl, Boßelsvirle, Schach« L2S zum Unterhalt des Landvolkes abgeben. Fehlt es an Holz, aber es giebt dafür Ruthen die Menge, oder nachgelegene Mööser schaffen Ueberfluß an Riedgras, Schilf u. gergl., in diesem Fall werden Körbe, Flechten, Rohrdecken * * w. das Gesind mit Nutzen bescheinigen. Vermag der Bauer weiter nichts als Stroh, auch Sroh dient zu manchcrley Gebrauche. Er macht Schaubhüthe, Bienenkörbe, Körbe zum Brodbacken, Sitze, zu Stühlen u.s.w. daraus. Hat er Flachs oder Hanf gebaut, — wo nicht Unter¬ drückung und Roth ihn zum frühzeitigen Verkauft zwingt,— eilt er damit nicht zu Markte. Die feinere Gattung bringt er an Werth, wenn er kann; allen übrigen Vorrath behalt er zu Hause, und seine Familie verspinnt ihn. Hat er größeren Vor¬ rath an Werch, und sonst Gelegenheit Seile daraus zu erzeugen, so ersparet er sich damit nicht allein eine jährliche Auslage, son¬ dern leset selbst manch baaren Pfennig von seinem Nachbar dafür ein. An gewissen Orten kann sogar die Aemsigkeit des Land- wirthcs ihn auf den Kunstgrif leiten, den erst zu Garn gespon¬ nenen Flachs zu zwirnen, und aus dem Zwirne Tressen zu wirken. Bald wird ein ganzes Dorf den leichten Handgrif erlernen, herumirrende Kramer werden allen Vorrath gerne abnehmen, und allmahlig wird, mit dem sich mehrenden Absatz, immer ein feineres Schachteln rc., ohne der häufigen unter den Namen ZZerchtsIdsFade- ner waare bey uns bekannten Gattungen Kinderspielwerke noch zu erwähnen. * Hierlandcs sogenannte Taaken. Diese Arbeiten sind besonders für die etlü chen Wochen schicklich, welche nach den Frühjahrsarbeiten kurz vor der Aernre übrig bleiben, feineres Product die Stelle des gemeineren ersetzen. (Z) Nur m wenig Gegenden fehlt es dem Landvolke an Mitteln sich zu Gewinnung der Milch, Schaafe oder Ziegen zu halten. Die erste Zurichtung der Wolle, wie des Ziegenhaares würde in die¬ sem Falle Gelegenheit zur Arbeit anbieten und wo einmal die Wolle zum Spinnen tauglich gemacht wäre, würde der fleißigen Hauswirthinn der Vortheil nicht entgehen, ihre Kinder und Mägde den langen Winter über mit Gespinnste zu verlegen (K). Und, (8) In Oesterreich auf den gräflich Schallenbergischen Gütern Rosenau, Rottenbach, Schickenhof und Marbach, und in der ganzen Gegend um Zwettl, Gerungs u. s- w. trift man zahlreiche Dörfer an, die dergleichen Tressen, einfache, doppelte, gefärbte, ungefärbte, genirft ne, und sogar überaus fein gewirkte, sogenannte Niederlä'nderban- -eln in so starker Menge verfertigen, daß nicht allein das ganze Land, sondern ein ziemlicher Theil oon Ungarn, Steyermarkt und Obcröster- reich damit versehen wird. Fast jedes Haus unterhält seinen kleinen Stuhl, und es ist ungläublich, um wie viel der Flachsbau und über¬ haupt die Wiethschaft dortiger Unterthanen seit Einführung dieses Industrielle gewonnen hat. Für Kram, besonders für Oberkrain, in und um Vischoflack, wüßte ich kein Jndustriale, welches schicksamer und einer eifrigeren Unterstützung würdiger wäre. (K) Alle Spinnereyen find dem Lan'ovolke anzurathen, selbst die feineren nicht ausgenommen. Wenn aber z. B. Lattunfabriken, durch den höheren Preis, den ste für das Baumwollgarn bezahlen, die gemeine» re Woll-Hanf-und Flachöspinnereyen verdrängen, so schaden sie der Landwirthschaft in anderwegen, durch die Verminderung des Absatzes, den nun der Landwirrh, der fremden Baumwolle halber, an seinem eignen Product erleiden muß. Die Mezzalänfabricken in und um Neu- Und, setzen wir endlich, die Armuth des Landwirthes gestattete ihm von allen diesen Mitteln keines, wäre es wohl möglich, daß es ihm auch an Pferdehaaren, an Schweinborsten, an gemeinem Horn fehlte, woraus er wenigstens Siebenböden (i), Dürsten, Kämme und dergleichen verfertigen könnte (k). War ich bisher so glücklich gewesen die für das Landvolk in Krain und anderwärts, schicklichen Nebengewerbe, nebst den Kennzeichen, woran ihre Gütte geprüft werden muß, angezeigt zu haben, so bleibt mir, nach den, dieser Schrift ausgezeichneten Granzen, nur noch übrig, die Mittel an die Hand zu geben, wodurch es jeder Regierung wahrscheinlich gelingen mag, die, um Neumarktl in Obcrkcain sind aus dieser Ursache dem Lande gewiß mehr nütze, als es die schönste Seide-oder Lattunfabrik nicht seyn könnte. (i) Dorf Zeuchting in Oberkrain erzeugt deren wirklich in Menge. (^K) Wie man sieht, so geschieht von den verschiedenen Jndustrialgewerken, welche mit dem Ackerbau und der Viehzucht sich vertragen, hier nur Beyspielweise Erwähnung. Hatte ich, bis aufs Einzelne, jedes in der Wirtschaft vorfindige Material und jede Gattung Waare welche daraus verfertigt werden kann, genau detailliren wollen, wie hätte ich mit der ungeheuren Liste zu Ende kommen können— Hätte ich vielleicht erinnern sollen, daß der Bauer alles, bis auf das geringste benützen, daß er selbst Gänsefedern zu Schreibkielen machen, ringereS Federwerk, als Flaumen für Bethküssen zurichten, Eyerschallen zum Mahlerweiß, Aschen zur Sode, und Lumpen für Papiermühlen ein» sammle» kann, daß er wohl selbst Leimen fleden, Loheziegel schlagen, sein Wachs an der Sonne bleichen, aus Birken oder Ahornsaft (wie in M Theil schon eiugefühtten, so, wie die erst noch einzuführen- den Zweige der ländlichen Industrie zu erhalten und zu verbrei¬ ten. Wenn man sich erinnert, daß der größte Sporn der Aem- figkeit die Hoffnung des Gewinnstes ist, daß weder Vorschriften noch Gewalt, am allerwenigsten aber gehäufte Abgaben die Wirkung zeugen den niedergeschlagenen Landmann aus seiner Un- thätigkeit zu reissen, daß es sogar nicht an Beyspielen fehlt, daß die sich selbst überlassene Aemsigkeit, (wo nur die Hindernisse ihres Wachsthumes aus dem Wege geräumt worden,) öfters wohl durch eigene Wärme zur Reifung gelangt ist *, so ist es in der That eine missliche Sache, der Geschäftigkeit gewisser Re¬ gierungen das Wort zu sprechen, welche durch eine Menge müh¬ sam erdachter und doch meisst unzulänglicher Regulativen die bei¬ ss 2 - mende in Lappland/) eine Art Zucker sieden, und weiß ich auf was noch für Industrtalzweige gerathen kann , das hieß — viele schöne Sachen sa, gen, ohne deswegen noch alles gesagt zu haben. Aber, was ich an diesem Orte auf keine Weise übergehen kann, ist, daß unter allen zur Bequemlichkeit des Landwirthes beyrragenden Handarbeiten, zumal solchen, welche von Weibspersonen und Kindern verrichtet werden können, keine so allgemein empfohlen zu werden verdient, als die Strickerei), in Betracht, daß selbe nicht allein die nothwendigsten Kleidungsstücke, Mützen, Strümpfe u. dergl. gleichsam umsonst dem Hause verschafft, sondern in Mangel jeder andern Arbeit ein unfehft bares Mittel abgiebt, von der Zeit eine gewisse, nach Vcrhältniß der Mühe und der Kosten, einträgliche Nützung zu ziehen. ' Auf die Weise ungefähr, wie gewisse Pflanzen, die bey günstigem WeL» M, ohne andere Wartung, gut fortkommen. 124 wende Industrie, nicht emporrichten, sondern ersticken, die Quelle des Uebels nicht abseichen, sondern auf die Wurzel leiten, und anstatt das Volk glücklicher zu machen, es bey einer Quer¬ hand nahe, seinem Untergänge zuführen. — Was hilft es denn erlauchte F r e u n d e! was hilft es, daß königliche Gewalt¬ haber dem Landmann Gnad und Schutz ankündigen, daß sie, um ihn vertrauter zu machen, seinen Fleiß, erst durch Lobsprüche erheben, dann, ihn ermuntern, seine Anstrengung zu verdoppeln, endlich wohl gar ihn bewegen, alle Hülfstheile seines Einkom¬ mens vor ihnen aufzudecken, auf daß sie — wie sie sagen, — seinen Fleiß belohnen und ihn nutzbringender machen kön¬ nen; — wenn zugleich, nächst hinter ihnen her, eine Schaar gewaffnter Elntreiber heranrückt, um die, nur kürzlich erdachte und vielleicht bald zu erhöhende IndufteLalsteuer mit verhunger¬ ten Magen einzuplagen? — Nur Freiheit, m e l n e H er- ren ! Nur Freiheit! Und alle die Kunstgriffe, womit Staats¬ männer und Gelehrte, von Lolbert an, bis auf die Schlettwei- ne, die Staatswirthschaft verwickelt haben, seyn auf ewig zu den Schimären verwiesen. Aemsigkeit und Ueberssuß seyn die Kennzeichen des wiederkehrenden Wohlstandes, und jeder Bauer werde es endlich gewahr, daß es auch ihm möglich ist, an dem Glücke des Edelmanns und Burgers theil zu nehmen, ohne für den Fleiß, woran er beyde vielleicht zu übertreffen gewußt hat, durch Zwang und unerschwingliche Entrichtungen abgestraft zu werden. Auf Auf daß man aber nicht etwa mir die Meinung zumuthe, als hielt ich alle Sorgfalt der Regierung bey Handhabung der Jndustrialgewerbe für entbehrlich oder sogar für schädlich, so seh ich es für nothwendig an, mich hiernächst zu erklären, worinne, nach meinem dafürhalten, dir Pflicht eines Mannes bestehen- sollte, den man zum Hütter und Beförderer des ländlichen Flus¬ ses (unabhängig von der Wirthschaft,) bestellet hätte. So ein Mann, von dem ich voraussetze, daß er ein ziemliches Kenntniß des Landes, seiner Produkte und des Genies seiner Einwohner zuvor besitze, von dem ich annehme, daß er die Wichtigkeit der Landwirthschaft und die Beschwerlichkeit ihrer Verrichtungen ein- sehe, daß er Gelehrigkeit genug besitze, sich in Fällen wo es um ein zweifelhaftes Factum zu thun ist, auch von dem geringsten zurecht weisen zu lassen, so ein Mann, würde vor allem übrigen sich angelegen halten, den Fingerzeig der Natur zu entdecken, auf den Anbruch der Industrie zu achten, den Fortgang, den sie hie und da gemacht haben kann, zu bemerken, und besonders, die Hindernde aufzuspüren, welche daran schuld tragen mögen, daß einer oder der andere Zweig entweder zu seinem völligen Wachsthum nicht gelanget, oder wohl gar in seiner ersten Geburt erstickt worden. Er wird zu diesem Ende sich aller nöthigen Hilfsmittel bedienen, er wird Berichte von den Obrigkeiten ab¬ fordern, an Oertern wo er es nöthig findet, selbst Auskunft einholen, widersprechende Nachrichten vergleichen und überhaupt alles thun, wodurch er ein genaues und richtiges Kenntniß des q z wipkli- 126 -)Wl wüeklichen Jndustrialstandes (1) erlangen kann. So wie nun die Hinderniße unendlich verschieden feyn können, so kann, und muß auch nothwendig die Wahl der Mittel, wodurch selben, Heils vorzukommen, und theils abzuhelfen ist, unendlich ver¬ schieden aus allen. Für jedes. Hinderniß wird er übrigens, immer nur das nächste und gelindeste Mittel suchen, sich so viel möglich auf wegräumende * Anstalten beschränken und sorgfältig verhütten, daß nicht dispositive Mittel dem natürlichen Gang der Industrie wider seinen Willen Gewalt zufügen. — Die einzige Art von dispositiven Anstalten, die er beynahe allerorten , ohne Gefahr und selbst mit Nutzen vorkehren wird, sind Lehran¬ stalten, durch welche die Geschicklichkeit gemeiner gemacht, und die Erfindsamkeit auf neue, nutzbringende Gegenstände geleitet werden kann. (1) Don dem wirklichen Jndustrialstande kinrs Staats hängt immer der künftige ohne Vorbehalt ab. Ich halte diesen Satz für so wahr, daß ich rooo gegen i verwetten wollte, ein Regent, der die jetzige Ge> rverbsamkeit seines Staats vernachläßigen und andere Zweige an die Stelle der gegenwärtigen einpflanzen wollte, würhe sich und seine Uw terthanen in kurzem zu Grunde richten. » Alsjvm removes? —> Lormm Lonü. Abhandlung von den eigentlichen Ursachen der B t e h s e li ch e«; dann einiger Präservativ- und Kurativmitteltt dagegen. Verfasset von Ferrrr Fricbi-icß iSötm vstt -Lnllttnsftlö, der kaiftrs. königl. N. Oe. ökonomischen, wie auch des Acker¬ baues , und der nützlichen Künste Gesellschaft km Herzogchume Kram, und anderer Mitglieds, hochfürstlich - passauischen wirklichen Hofrach. 7Nx77T!7— ein Purgativ beybringt , — und weilen das Thier fürs künftige blos im Stalle soll genährt werden, so kann cs nicht undienlich seyn, wenn solches bey schönen heiteren Tagen jeweilen etwas spatzieren, und im Sommer in ein Wasser geführet werde, in¬ dem selbes nicht nur den anklebenden Staub, dann andere Unrei¬ nigkeiten besser weg nihmt, sondern auch abkühlet, die Schwcis- löch r ossen haltet, und die böse überflüssige Feuchtigkeiten am bequemsten ausziehet. Wo aber das Vieh jedannoch auf die Waide getrieben wird, da soll solches niemalen nüchtern, sondern wenigstens mit etwas Heu gespetset, und gut getränket geschehen weilen dasselbe nachhin nicht nur besser vor ungesunder Luft, und dem Hauch eines kranken Stückes gesichert ist, sondern auch nicht mehr so begierig nach den nächsten besten Kräutem, und garstigen Wässern trachten wird, wodurch vieleicht nebst der Ge- nüssung des vielen Ungeziefers die meisten Seuchen entstanden sind. Man muß aber über alles dieses wohl besorgt seyn, daß dem Vieh nicht das geringste von gefcohrnen Ruben, Kohl, Gras w. gereichet, sondern vielmehr alles dasjenige, was ge- frohren war, oder erst nach gefallenen starken Reif, und Ne¬ beln eingcbracht worden, mit einem warmen Haaberwasser, un¬ ter welchem, auch jeweilen einige zerdrückte Kronawethen, oder Wacholder seyn sollten, abgebrühet werde. Die Beobachtung dieser ganz leichten Methode, wird jederzeit von der erwünschte¬ sten Würkung seyn. Das 145 Das vierte Derwahrungsmittel ist, wenn Man wenig¬ stens zur Zeit eines stärker« Viehsterbens unter das Futter, oder Getränk auch ein Seidel gesundes Vieh-oder Menschenwasser darunter mischet, so kann sich jedermann von diesem nichts ko¬ stenden Unternehmen Wunder versprechen. — Ohne natürliche Ursachen anzuführen, thue ich dieses blos aus Erfahrungen er¬ proben. Zu Hochstraß bey Raab in Hungarn wurde dem Vieh von den Meißen der evangelischen Gemeinde bey androhender Ge¬ fahr unter dem Futter, und Getränke etwas Menschenwasser bey- gebracht, es bliebe durchaus gesund, da das andere ganz aufge¬ rieben worden ist. Auf einer gräflich Kufsteinischen Herrschaft Rapyoltcnkirchen hat die geweste Verwalterinn mit Namen Edl- müllnern dem Hornvieh öfters unter das Getränk vom Viehwas¬ ser geben, oder das Futter damit befeuchten lassen, andurch aber diese Thiere bey gefährlichen Viehfällen nicht nur jederzeit gesund erhalten, sondern auch grösten theils durch diese Mittel von verschiedenen anderen Zuständen befreyet. Desgleichen be¬ fände sich in dem gräflich Grundemannischen Schlos Süssenbrunn unweit Grasdorf äusser den Donaubrücken bey Wien ein alter Teich, in welchem sich nicht wenig Menschen-und Viehwassee sammelte; das obrigkeitliche Vieh wurde gleich von Jugend auf gewöhnt von diesem Wasser zu trinken (so aber fremde Stücke nicht thaten,) und solches geschähe jederzeit vor dem Aus- dann nach dem Eintrieb; — Der bis 40 Jahre dafelbs geweste Ver¬ walter Schulz bezeigte , daß bey allen auch sehr oft in dem OE T selb- »46 ftlbsten gewesten Seuchen das herrschaftliche Vieh einzig durch den Gebrauch dieses Mittels allzeit aufrecht erhalten worden. Es würde überflüssig seyn mehrere Zeugniße von der gut- ten Würkung dieses Wassers, wovon mich auch glaubwürdige Per¬ sonen in Oesterreich ob der Ens, Löhe-m, Mähren re. versichert haben, anzufühcen; — Doch scheint mir eine Behutsamkeit sehr nöthig zu seyn, daß man bey würklich grassierenden Lieh Krankheiten viel lieber Menschen-als Viehharn gebrauchen sollte, weilen sich nicht jederzeit gleich wahrnehmen laßt, daß das Thier ungesund, mithin durch den Genuß derley ungesunden Wassers die Krankheit .den munteren Stücken erst beygebracht werden konnte. Das fünfte Präservativ ist, das der jem'ge, welcher ein krankes Stück hat, die gesunden sogleich absöndere, ihnen nach der Aderlaß ein gutes Abführungsmittel beybringe, auch von ganz anderen Personen, als welche mit dem kranken umgehen, gute Wartung angedeyhen, nicht minder Nahrung und Getränke aus solchen, bey dem mit einem Nebel behafteten Vieh nicht ge¬ brauchten Gefässen reichen lasse, den Stall öfters mit Krona- wethen berauchere, und dieses auch in jenem Falle, wenn ftiu Machbar krankes Vieh hat, oder dasselbe stärker als gewöhnlich umzustehen pflegt. Einige zerquetschte Kronawethbeere unter dem Futter beybringen, auch solches mit etwas Salz besprengen, dann im Stalle Einbeerkraut, und gespaltenen Zwiesel aushän¬ gen, '47 gen, solch letztem auch dem Vieh um den Hals binden , selbes nach Maßgebung der Umständen so viel nur möglich äusser dem Hause in fteyer Luft, jedoch an einem von Menschen, und Vieh ganz abgelegenen Ort bringen lassen, wird gewis den besten Er¬ folg gewahren. . . - - .' Für daS sechste Präservativ nehme ich die Jnokulirung deö noch gesunden Viehes, bey einer vorhandenen würklichen Seuche, oder auch in diesem Falle an, wenn jemanden ein Stück erkranket, er aber das gesunde nicht wohl, oder wenigstens nicht hinlänglich entfernen kann, solchem lieber die Krankheit einimpfen zu lassen. Es wird dieselbe, wie es die Erfahrüng schon satt¬ sam erwiesen, ganz leicht überstehen, und dem armen Landwirth- fchafter zum ferneren Nutzen feyn. Böheim könnte uns diesfalls viele Proben an Tag Legen. — Aber was braucht es viel! da wir bey der aller Orten fürnehmenden Inockulirung der Men¬ schen die allerschönsten Würkungen täglich ersehen. Von den Präservativ-zu den Kurativmitteln zu schrei¬ ten, so bekenne ich zum voraus, daß die medizinische Wissenschaft mein eigentlicher Beruf nicht ist; ja, wenn ich auch würklich ein Arzt wäre, so könnte ich zu Heilung eines kranken Viehes noch etwa unerfahren genug seyn ; — Ich ahme aber in diesem Stücke jenen Authoren nach, die in der Arzneywissenschaft vie- lelcht noch weniger Kenntniß als ich hatten, und dennoch sich auf die Erfahrung, auf die Aussage redlicher , verständiger Männer, t 2 und l» und auf bewährte Vieharzneybücher steifend / ihre Werke dem Publikum nützlich machten. Ich habe hier nichts mit solchen Heilungsmitteln zu thun, welche sich nur auf weis nicht was für besondere Falle anwenden lassen , sondern alleinig mit diesen, die in allgemeineren schweren Krankheiten, und Viehseuchen dienlich sind. Es fallt mir auch auch um so leichter, als ich die eigentlichen Ursachen des allgemei¬ nen Vichstrrbens in ganz wenige Punkte eingeschlossen habe, die nach abgestellten Hutwaiden, und angcwendeten Präservativen beynahe gänzlichen aufhören müssen, mithin auch nur weniger Gegenmittel bedarf, um das erwünschte Ziel zu erreichen. — Nur muß ich nochmalen erinnern, und kann diese höchst nöthige Vorsicht nicht genug einprägen, daß man bey verspürender Krank¬ heit des Viehes alle Gemeinschaft mit demselben sowohl, als mit den diesen thierischen Patienten abwartenden Personen genau vermeiden müssewürde dieser Rath jederzeit seyn befolgt wor¬ den, so bin versichert, daß bereits unzählige Viehfälle unterblie¬ ben wären. Fast alle uns bekannte Viehseuchen haben ein hitziges Fie¬ ber, das allenfalls mit einem Durchlauf, oder Verstopfung ver¬ knüpfet wäre, zum Grunde gehabt, wieder welches folgende Mitteln eine überaus gute Würkung uns um so mehr versprechen, als selbe in verschiedenen Umstehen des Viehes den besten Ausgang vor anderen erprobet haben. — Vorzüglich ist der Stall mit ' Krona- »4- Kronawethen, oder (wenn die Behutsamkeit nicht zu klein, und die Gefahr nicht so groß wäre) noch besser mit Schießpulver, Frühe, Mittags und Abends auszurauchen, auch im Stalle zer¬ schnittener Zwiesel, Knoblauch, und Einbeer, sonst Pariskraut genannt, aufzuhängen; nebst ein, oder im Nothfall zweyen Se- tazien, durch welche schwarze Nießwurz, oder eine im Terpen¬ tin eingetauchte Schnur von Roßhaar gezogen wird, gleich An¬ fangs eine gute Aderlaß von etwa 2 Blut vorzunehmen,' daS Biel) mittelmäßig warm zu halten, der Mund mit dem gewöhn¬ lichen » diesfalls schon bekannten Essig, und Salz des Tages öf¬ ters wohl auszuwaschen, und endlich nach Beschaffenheit der Umstande eines, oder des anderen der folgenden Hilfsmitteln sich zu bedienen. Ein Rußischer LeibmedikuS Namens Fischer, hat nach¬ stehendes an Händen gelassen, wodurch fast das gesammte Vieh im Licflandischen bey einem gefährlichen Durchfall erhalten wur¬ de. — Man nihmt Galgant, Wermuth, giebt solche gestossene Kräuter dem Vieh mit Haber, oder gesalzenen Kleyen zu essen, ein laulichtes Getränk mit ein Handvoll Sauertaig vermischt, dann alle Abend mit Mehl, und Korn Drandwein angemachte Kuchen, darinn etwas vom Taback und Senfmehl eingewürket ist; des Morgens muß man ihm ein Loth brauner Seifen, und ein wenig geriebenen Knoblauch beybringen; im heftigen Durch¬ lauf aber wäre die Seife beyseits zu lassen. tr - Sie »r« Die Holländer geben im Durchbruch nichts als kurz ge¬ schnittenes Stroh mit Salzwaffer besprenngt so lang, bis das erkrankte Vieh wiederkauen kann, worauf sie solches mit Gras, oder Grumct füttern; — Sie pflegen auch 2, z Tage jedes¬ mal ein paar Löfel voll laulichtes rothes Rubenöl einzugüssen» Einige nehmen auch ein viertel Seidel Leinöl, und eben so viel Honig samt den Wachshülsen untereinander gekocht, geben sol¬ ches laulicht ein, - so eS aber nicht hilft, nehmen sie ein habt Loth Rhabarbara, kochen selbe durch eine halbe Stunde in einem starken halben Seidel Wasser, giessen es ab, seichen den Satz durch, und werfen den übrig bleibenden groben Grund hinweg. Dieses Getränk geben sie dem kranken Stück täglich zweymal, bis der Durchlauf aufhört; nebst dem bestreichen sie den Rücken dcS Viehes mit warmer Buttermilch mittelst eines Tuches, und halten den Stall immer massig warm; zu einiger Erfrischung reichen sie einige Stücklein Enzian in gesalzenen Waitzenkleyen, und schmieren die Schnauzen mit ein wenig scharfen Weineßig, Brod aber geben sie wegen der härteren Verdauung keines. — Dieses kann man in der That für eines der allerfürtreflichstcn Mitteln halten, weilen wir hievon das Probstück haben, daß andurch nicht nur in Holland, sondern auch in Böheim viele tausend Stü¬ cke Viehes sind erhalten worden. Wenn aber der Durchlauf fast gar nicht zu stillen ist, und man kann Aloe epatica haben, so stosse man solche klein zu Pulver, vermische es in Wein, und gebe dem Vieh 2 Loth drep drey Tage nacheinander. Dieses ist ein unvergleichliches Mittel, sonderbar in diesem Falle, wenn der Durchbruch wegen einge¬ schluckten Jnseckten, Spinnen, oder deren Gewebe, welches durch ihre zusammen ziehende Kraft die Unverdaulichkett, an- durch aber eben das Abweichen verursachet, entstanden ist. Sonst aber pflegen sie in Großbrittanien, wie in den vereinigten Provinzen bey einer hitzigen Viehseuche folgende Eng¬ lische Kur mit erwünschter Würkung zu gebrauchen. Sie lassen dem Vieh ungefehr 2 D Blut; durch die von der Kehle ab- hangcnde Haut ziehen sie mittelst eine Pfriemen eine schwarze Nießwurz, oder geflochtenes Roßhaar mit Terpentin geschmiert, wenn aber dies in ein paar Stunden kein Geschwulst aufzieht, so wiederhollen sie ein gleiches an den Lenden; Zwey Stunden nach diesem Setativ geben sie folgenden Trank, — eine Pinth Lier lassen sie zur Helfre einsieden, mengen eine halbe Handvoll Ruß, zwey Loch zerstossenen Senft, samt zwey Eyern darunter, und giessen es ein, dann werfen sie auch unter das Tränkwasser ein halbes Maßlein klein gemahlenes Malz; Bey dem durchge- zogcnen Haarseile zeiget sich sodann eine Geschwulst, die endlich ausflüsset, und das Vieh geneset gemeiniglich innerhalb drey Tagen. Sollte das Vieh ob den Genuß schädlicher Kräuter im Leibe aufzufchwellen begännen, und ihm der Unflat gestellet wer¬ den/ so ist nichts bessere befunden worden, als in einer Pinth Aschen- Aschenlauge einen Meeting Seife zerlassen dem Vieh eingegossen, und solches hierauf eine gute Weile herum getrieben. Wenn das Thier wegen eingeschluckten vielen Staub, Spinnenweben, Jnseckten rc. krank wird, und Verstopfung lei¬ det, so läßt man zeitlich die Lungenader, mischt dann zwey Loch klein zerschnittenen Teufelskoch in ein Seidel Wein-oder scharfen Liereßig, ein halbes Seidel Lein-oder Baumöl, nebst einigen Federln Safran dem kranken Stück eingegossen; Sollte es in¬ nerhalb 24 Stunden nicht durchbrechen, so wäre dieses zu wie¬ derholten, auch darzu vom Gerstenmehl Getränk zu geben, und mit Gerstenstroh zu füttern. Desgleichen, so ein Vieh vieles Ungeziefer, oder dersel¬ ben fast unmerkbare dem ausfallen nahe geweste Eyer mit dem Grase eingefressen, giest man dem kranken Thier eine halbe Kuh¬ milch ein, worinnen etwa 5 Feigen, und 8 Datteln gesotten worden; mengt man ein wenig Safran, oder Zimmet darunter, so ist es um so besser. In einer Stunde darauf bringt man dem thierischen Patienten eine Klystier bey. — Wie denn auch wieder die Spuhlwürmer ein Eßlöfel voll gepulverter Sauerampfer un¬ ter ein gutes Futter gemischt, sehr dienlich ist. Wenn das Vieh von unreinen faulen Wasser, oder ver¬ gifteter Waidnahrung umfällt, so nimmtman von jeder Gattung gleichviel, als: Angelika, AllaMwurz, Pimpknell, Lorber, Wein- Weinrauten, Kronawethbeer, gefeiltes Hirschhorn, siedet es im Essig mit ein wenig Knoblauch, und gicbt es nach Stärke des Viehes ein. Liese sind also jene, Präservativ, — und Kurativmit¬ teln, welche mir die vürtrcflichsten zu seyn geschulten, weilen sol¬ che bereits vie Erfahrung vor tausend anderen am nützlichsten zu seyn bewahret hat, — und meines Erachtens därffte schwer je¬ mand derzeit im Stande seyn bestere, und zuverlässigere vorzu- fchlagen, als eben diese sind, deren guter Ausgang uns bereits vielfältig überzeiget hat; Leun wenn uns auch die allerkräftkg- sien neuen bisanhero unbekannt, oder unversucht gewesten Arzt- neyen an Händen gegeben würden, so wären wir doch ohne vor¬ her» abgeführten Proben gar nicht versichert, daß selbte bey sich, ergebenden Falle, auch die angehofte Würkung verschaffcten. Dieweilen aber die Seuchen aus vielfältigen Ursachen, wie wir im Eingang ersehen haben, überhaupt auch aus einer jeden ansteckenden Krankheit eines auch nur einzelnen Stückes ent¬ stehen können, wenn nicht alle Gemeinschaft des ungesunden Vie¬ hes, und der demselben wartenden Personen mit allen übrigen Ge¬ schöpfen genauest unterbrochen wird, oder wenn man den mit dem infizierenden Uebel angeschwängerten Unrath aus dem Stalle in die freye Luft bringt, dessen Ausdünstung auch das benachbar¬ te Vieh anstecket; So pflegen diese verschiedenen Ursachen, ge¬ meiniglich verschiedene Würkungen nach sich zu ziehen, es müssen U dahero r 54 dahero die Gegenbchelfe eben nach Art der Krankheit eingerichtet seyn; La es aber ganz natürlich, daß mit diesen desto geschwin¬ der, und richtiger die gewünschte Genesung erzielet wird, je schleiniger, und unpassender die Hilfe ist, als wäre der Meinung, daß bey einer eingreifenden Viehseuche nicht nur der äußerlichen natürlichen Ursache, sondern auch der innerlichen Krankheit selbst so geschwind als nur möglich auf den Grund solle nachgespüret werden , und dahero sehr gut seyn dürfte, wenn ein paar Stücke bald nach dem Anfang ihrer Krankheit, dann in Mitte derselben ein anderes Paar geschlagen, nebst einigen bereits gefallenen zer¬ gliedert, und von dieser Sache verständigen auf daS allergenau- kste untersuchet würden. — Auf diese Weise mußte man ja den Ursprung, und das Uebel samt dessen Fortgang weit gründlicher einschen, als bis anhero geschehen ist, da man höchstens nur das Heimgegangene Vieh untersuchte, wo doch der Gebrauch der Arztneyen, und anderer 5Msmitteln, die Länge der Zeit, dann die Quaalen des Todes in dem inneren des Körpers grosse En- derungen haben verursachen, uns aber eben andurch auf irrige Gedanken bringen können. — Wird man aber zuerst die Ursa¬ chen, und des Viehes Krankheit zuverlaßig taufen können, so mag es sodann an wirksammen Gegenmitteln gewis nicht fehlen. Zum Beschluß muß ich noch eines Wunsches, den ich schon lange hege, und der mir noch immer auf dem Herze liegt, gedenken; — Er bestehet hierinnen : daß auf den kais. königl. Erbländischen Universitäten die Lehrer der medicinischen, und chi- . . rurgi- 15^ rurgischen Wissenschaften durch eine allerhöchste Verordnung möch¬ ten angewiesen werden, ihren Schüllern einen genauen Begrief von der unvernünftigen Thieren Krankheiten, Kennzeichen, Vor- kommungs-und Heilungsmitteln standhaft beyzubrtogen, bey dem gewöhnlichen Examen sie hieraus zu prüfen, und endlich ihnen die freye Uebung ihrer Kunst nicht anderst zu gestatten, als daß sie sich dahin verbindest, bey wirklichen Viehseuchen, den damit beschwerten Gemeinden unentgeldlich, — bey einzelnen Krank¬ heiten aber, wo nicht eben aus Liebe des Nächsten und des Vater¬ landes , gegen einer sehr geringen Erkenntlichkeit zu dienen. — Könnte man aus einer so leichten, für das arme Vieh sowohl, als den Kontribucnden, und dem Staate so ungemein nützlichen Vorkehrung nicht weit etwas ersprießlicheres hoffen , als wenn der betrangte Bauer sein krankes Vieh, seinen einzigen Reichthum einen einfältigen Hirten, gewinnsichtigen Waascnmeistern, oder abergläubischen alten Weib überlassen müß. Vielleicht hat unser Land auch das Glück einmal einen Lehrstuhl von diesem Fache zu erhalten, da die Durchlauchtigste Monarchen im Jahre 1765 die Bergstadt Hydria mit einem Lehrer der Mineralogie und Metallurgie versähe, wie dann auch uns seit 6 Jahren mit einem Ökonomischen beschenkte, bevor eine andere Province des Reichs, sich einer ähnlichen Guttath fchmeichlen konnte: knd wer sieht den Nutzen von solchen heil- u r famm kZ-6 famen Anstalten nicht ein?* gewiß nur der Blödsinnige! Ein Lehrer der Vieharzney müßte jederzeit mit ganzem Fleiße diesem Geschäfte obliegen, damit keine Hauptviehkrankheit einreisse; bis diese Stunde ist solches nur dem an wenigsten Kenntniß davon habenden Menschen aufgetragen worden. Ein solcher Mann, wenn er seine Schuldigkeit mit genügsamer Einsicht erfüllet, muß gewiß dem Lande keinen kleinen Ruhen verschaffen, der die ge¬ ringe Unkosten tausendmal überwiegt; denn wie groß ist nicht Las Kapital was im Rindviehe und Pferden steckt! Wie wichtig ist nicht daß erstere zu des Menschen Unterhalt, und das zweyte im Kriege! — M . * Wenn dec Professor nur seinen Mchtea nachlcvr, und auch nach« leden kann; Die Lähigkeir setze voraus. Do« Von dem Verhaltniße der Menge des Geldes in einem Staat, gegen die Menge der Menschen und Maaren. Don Aoßann Ft'iebi'ich S>yger«, königlich wirklichen Kommerzienrath, und Mitgliede der königl. schwedischen Akademie der Wissenschaften kn Stockholm, und der hies sigen Gesellschaft des Ackerbaues und nützlichen Künste. . . ' -? -' L^s ist beynahe in allen Zeiten als eine ausgemachte Wahr- heit angesehen worden, daß die Glückseligkeit eines Staats auf die Menge des Geldes beruhe; indem dieses der nervus rs- rum ZerenäLrum sey, mit welchem man sich alle Bedürfnis dieses Lebens anschaffen könne. Ob nun gleich dieses letztere, in gewisser Maaße, seine Richtigkeit hat, so wird doch die Fol¬ ge, welche man daraus ziehet, nämlich: daß ein Staat niemals zu reich an Gelde seyn könne, ohne zureichlichem Beweis ange¬ nommen. Denn man darf nur, mit einem aufmerksamen Auge, den Zustand verschiedener Länder, in altern und neuern Zeiten, in Absicht auf ihre Nahrungen, betrachten; so wird man deutlich finden, daß die wahre Glückseligkeit eines Staats, nicht auf die Menge des Geldes, an und für sich selbsten, sondern auf das Gleichgewicht desselben, gegen die Menge der Menschen und Waaren, beruhe. Dieses werde nachhero sowohl mit deutlichen Anmerkungen, als mit Beyspielen, zu erläutern suchen; nachdem ich zuforderst meine» Satz, r6c -M- — >Sd Satz/ auf ein systematische Art, bewiesen habe, welches etwa auf folgende Weise geschehen kann. Alle rohe, oder veredelte Waaren, müssen durch den Fleiß der Menschen hervorgebracht werden: also ist derselbe Staat am reichesten an Waaren, welcher (wenn alles andere gleich iss) am reichsten ist an Menschen. Weil aber das Geld der allgemeine Maaßstab ist, womit Dienste, Arbeit und Waa¬ ren, können abgemessen werden; so müssen Menschen, Waaren und Geld, in einem Staat correlsta seyn; das ist: die An¬ schaffung, oder Verarbeitung einer gewissen Anzahl Waaren, er¬ fordert eine gewisse Anzahl Menschen; und diese widerum eine gewisse Anzahl Geldes; um sie zu beschäftigen, und allen die täglichen Bedürfniße zu verschaffen. Vey dem Tausch der einen Waare, gegen die andere, beruhet das Ebenmaß auf die grössere, oder wenigere Seltenheit der einen Waare, im Verhäleniß gegen die andere Waare. Nun ist das Geld diejenige Waare, gegen welche alle andere Waaren können cingetauschet werden; folglich beruhet der Preiß der letzteren, auf die Vielheit der ersteren Waare, oder des Geldes; und beyde stehen wiederum allezeit in einem gewißen Verhältniß, gegen die Anzahl der Menschen. Es muß dahcro von zween Staaten , derjenige, welcher die meisten Menschen mit gleich vielem Geldc in Arbeit setzet, seine Waaren am wolfeilsten haben; und dagegen derjenige, welcher, mit gleich vicl m Gelde, weniger Menschen beschäftiget, seine Waaren theu- rer bezahlen. Je mehr Waaren verbrauchet werden: desto mehrr- - re r6l re Hände werden erfordert, dieselbe hervor zu bringen: also ist der Verbrauch der Waaren nothwendig, um den Fleiß der Men¬ schen beständig zu beschäftigen. Je mehr Waaren verfertiget, und je höher sie veredelt werden; desto mehr Menschen werden dabey in Arbeit gesetzet, desto besser und öfterer strecket sich der Umlauf des Geldes, zu aller Einwohnern des Staats. ' - - L . . . Aus diesen Grundsätzen können manche Wahrheiten gezo¬ gen werden, welche einen grossen Einfluß in die Staatswirth- schaft haben, und wovon einige wenige hier zum Beyspiel anfüh¬ ren will, als: i) Wenn -er Geldstock eines Staats, durch andere Mittel, als den Wachsthum der Nahrungen, vergrößert wird; so muß der preiß des Arbeitslohns und der Waaren steigen, und solches nach Proportion -es geänderten Gleichgewichts, zwischen Geld, Men¬ schen und Waaren. Und je schleuniger eine solche Be¬ reicherung vor sich gehet, je geschwinder folgt der Ver¬ fall der Nahrungen und Gewerbe. Diese Bereicherung (nämlich durch andere Wege, als den Wachsthum der Nahrungen) geschiehet insonderheit durch Eroberungen, durch Ausbeute der Gold-und Silberbergwerke, und durch papierenes, oderKredit- geld. Don der ersten Gattung haben wir mehr Erempel in alten, als neuen Zeiten; und wird es genug feyn, sich hier auf das Beyspiel der römischen Republique zu beziehen. Im Anfang, L ja r6r ja drey bis vier Secula hindurch, gedachte sie an keine andere Eroberungen, als nur so viel Land zu gewinnen, daß mehr Menschen dabei) ihre Nahrung finden, und dadurch die innerliche Macht des Staats vergrößert werden möchte: weswegen auch das eroberte Land, in gleiche Stücke, nämlich zwey äuZera für jede Familie, getheilet ward. Nachhero ward es einigen Bür¬ gern erlaubt, sieben, und endlich 500 äuZera zu besitzen: Der Müßbrauch nahm dadurch mehr und mehr überhand; bis endlich alle Mansche Reichtümer in einem kleinen Bezirke von Italien zusammen flössen. Da erstickte das überflüßige Gold und Silber den Staatskörper; der Ackerbau und andere Nahrungen schickten sich nicht weiter für freyc römische Bürger, für Uebcrwindcr der Welt, sondern bloß für Sklaven, und etliche wenige eigensinnige Philosophen; Pracht und Weichlichkeit verderben die Sitten; Ehren und Würden wurden dem zu Theil, der am meisten be¬ zahlte ; Die höchste Obrigkeitliche Gewalt selbst fiel dem meist¬ bietendem zu; und darauf folgte der gänzliche Verfall des römi¬ schen Reichs, wozu die Hauptursache insonderheit, in der gänz¬ lichen Zerrüttung oberwähnten Gleichgewichts zu suchen ist. In Ansehung der Gold-und Silberbeegrverke bin ich von den Gedanken, daß, so lange die Ausbeute nicht vielmehr, als die Unkösten und den Arbeitslohn, beträgt; dieselben mit Nutzen können angebauet werden: weil alsdann der Staat zwar einen grösseren Zufluß an der Materie des Geldes erhält, aber dieselbe zu Beschäftigung mehrer Menschen anwendet, welche, wenn sie ihr Auskommen haben, auf die Vermehrung ihres Geschlechts bedacht iS; bedacht sind. Wenn aber im Gegentheil diese Bergwerke so er¬ giebig sind, daß durch wenige Hande große Ausbeute gewonnen wird; so muß solches die schädlichen Folgen haben: daß derPreiß aller Maaren steiget; daß das überflüssige Gold und Silber, eine geringe Anzahl der Einwohner bereichert, und von ihnen zur Ueppigkeit angewcndet wird; daß der gemeine Hausse ent¬ weder, bey derTheurung, inLürfftigkeit gerüth; oder sich auf die faule Seite leget, wenn er etwa Gelegenheit hat, bey gewis¬ ser Arbeit, in einem Tage so viel zu verdienen, als er in zween oder drey Tagen zu seinem Unterhalt gebraucht; und daß schlie߬ lich die nötigsten und nützlichsten Nahrungen in Verfall ge- rathen ; daß die Bevölkerung immer mehr abnimmt, weil viele ihr Leben in ehelosen Standesschliessen, oder sich in fremde Län¬ der begeben; Kurz: der Staat bleibet zwar reich an Gold und Silber, aber arm an Menschen und eigenen Landeswaaren, oder (welches eben dasselbe ist) sein wahre Glückseligkeit wird in eine- scheinbare verwendet. Laß Spanien hier ein deutliches Bey- spiel abgebe; solches kann mit so viel grösserer Gewißheit erwäh¬ nen, weil man diesen Fehler daselbst anjeßo genugsam einsieht, dahero auch die Hoche Regierung sich alle preißwürdige Mühe giebt, die Nahrungen und Gewerbe in besseren Flor zu bringen. Laß der Mißbrauch -es papiernen, oder Rreditgeldes, selbige, ja noch schädlichere Würkung habe; solches dürfte nicht schwer zu erweisen seyn. Liefer Satz zielet, wie bereits erwäh¬ net, einzig auf den Mißbrauch: denn ich bin keinesweges in Ab¬ rede, daß sonsten das Kreditgeld, in einem Staat, nicht allein r 2 vüß- r64 —E i nützlich, sondern auch höchst nöthig sey. Ich habe vorhin bewie¬ sen, daß eine solche Vermehrung des umlauffenden Geldes, wel¬ che einzig zu Erziehung mehrerer Waarcn, und folglich der Be¬ schäftigung einer grossem Anzahl Menschen, angewandt wird, keine Steigerungen der Preise veranlassen könne, sondern vielmehr zur Erweiterung der Nahrungen dienlich sey. Man kann sich bey jetzigen Umstanden, kaum eine Möglichkeit vorsteüen, daß die inn-und ausländische Handlung eines Staats, ohne Kredit¬ geld könne getrieben werden; ja, es ist vielmehr gewiß, daß dieses, bey weitläustigen Gewerben, ein grösseres Kapital, als das baare Geld, ausmachen müsse. Weil aber dieses Kreditgeld würklich Maaren representiret, zu deren Erzielung genußet wird, und, nach kurzer Frist, wieder durch baares Geld eingelöset wird; so folget daraus, daß alles Kreditgeld, welches durch die Handlung hervorgebracht, und durch dieselbe wieder zernichtet wird, keinen Schaden verursache, sondern vielmehr, durch seinen geschwinden Umlauf, die Handlungsgeschäfte erleichtere, und de¬ nen Nahrungen einen unschätzbaren Nutzen zu Wege bringe. Aber eine anderer Beschaffenheit hat es mit solchen Kreditzetteln, wel¬ che sich auf Staatsschulden beziehen, wenn dieselben, gleich an¬ dern: Gelde, in Umlauf gebracht werden. Weil selbige nicht mehrere Maaren als vorhin hervorbringen, welches ohne eine grössere Bevölkerung nicht möglich ist; so können sie auch keine neue Maaren representiren, sondern nur den Preiß der vorigen steigern. Dieser Erfolg ist so viel gewisser, wenn zugleich die Anzahl der Menschen vermindert wird; welcher unausbleiblich in ril Kriegeszciten (da die meisten Staatsschulden gemacht werden) geschehen muß. Ich beruffe mich hier auf die Erfahrung, in und nach dem letzteren bey nahe allgemeinem Kriege in Europa, welcher bekanntermassen grossen Theils mit papierenem Gelde ge¬ bühret wurd. Aber was kostet eö nicht auch anjetzo verschiedenen Staaten für Mühe, dieses lal volatile (um mich dieses Gleich¬ nisses zu bedienen) so zu figiren, daß die Unterthanen nicht da- bey ruiniret werden? Ueberdcm fließet noch ein anderes Uebel aus dem Staatsfehler, von welchem hier die Rede ist: weil der¬ gleichen Zettel, welche auf Rechnung des Staats, im Handel und Wandel umlauffen, ihrer Natur nach, nicht mit dem baaren Gelde in gleichem Kredit stehen können; so wird dieses letztere, nach der Hand, weniger sichtbar werden, weil selbiges von allen gesucht, und theils wie ein Schatz verwahret, theils zum Kauf fremder Maaren genutzet wird, dahero es auch in Menge anderen Reichen zugeführet wird. England giebt uns hier ein deutliches Beyspiel: es wird von den englandischcn Schriftstellern selbst als eine Wahrheit angenommen, daß in diesem Reich nicht mchr baa- res Geld, als 17 bis 18 Millionen Pfund St. zu finden sey; wogegen das papierene Geld allerhand Art, nach einer gewissen Authoren Bericht, auf 400 Mill. Pf. St. sich belauffen soll, (gournal äs Lommercs pour 1s mois äu )anvler 17Z9. 135) Obgleich, um dieses zu beweisen, daselbst sehr scheinba¬ re Gründe angeführet werden; so will ich doch lieber, wie ande¬ re behaupten wollen, nur 200 Millionen setzen. Was hat aber diese ungeheure Menge Kreditgeldes, welche grösten Theils aus r z Staats- l66 HK----- Staatsschulden erwachsen ist, nicht bereits für Schaden angerich¬ tet ? Es ist ja offenbar, daß der Lanbbau, die Manufackturen, die Handlung, daselbst immer mehr in Abnehmen gerathen; daß die Thcurung Zusehens wachse, und viele iooo fleißige Arbeiter aus dem Lande jage; daß auch die grosse Menge und leichte An¬ schaffung dieses papiernen Geldes, zu unglaublichen Korruptionen Anlaß gäbe; und daß mehr Geld, an Zinsen für Staatsschulden, aus dem Lande gehe, als durch auswärtige Handlung gewonnen wird. Ich will mit diesen Betrachtungen nicht weiter gehen; sondern bloß zu bedenken geben, wie cs mit England aussehcn würde, wenn etwa die Streitigkeit mit den Kolonien, oder son¬ sten ein Krieg mit fremden Machten, unglücklich ablauffen sollte.. Hier könnten mehrere Erempel, auch von solchen Reichen, da die Staatsschulden keine so schädliche Würkung haben, angefüh¬ rt werden: aber, um Weitläuftigkeit zu vermeiden, will es bey diesem einzigen bewenden lassen. 2) Alle Berechnung eines Staats, welche durch andere Mittel, als Vermehrung der Menschen und Waaren, geschiehet; wird die Ursache einer schädlichen Ueppigkeit. Dieses dürfte wohl keines weitläufigen Beweises bedürffen, wenn man meinem, beym Anfänge dieser Abhandlung, festgestellten Satz für wahr annimmt. Es wird aber die Sache noch deutlicher werden, wenn man zugleich erwäget, daß der¬ gleichen einem Staat schleunig zugeflossene Reichthümer, welche vorhin beschrieben, nur einer geringen Anzahl Einwohner zu Theil rL7 Theil werden können , nämlich solchen, welche bessere Gelegen- heit als andere haben, sich dieselben zu erwerben: dieses sind aber oft am wenigsten solche, welche sich mit Nahrungen und Ge¬ werben beschäftigen. Nun ist der menschlichen Natur gemäß, daß ein jeder sowohl sich ein höheres Ansehen geben, als so viel wahre oder falsche Bequemlichkeiten und Vergnügen, als ihm möglich ist, sich anschaffen will: und diese Begierde wird so viel grösser, je leichter und geschwinder ihm die Erwerbung der dazu dienlichen Mittel geworden ist. Da nun in dem Staat, welcher so schleunig bereichert worden, die Menge der Menschen, und folglich der Waaren, eben dieselbe, ja vielleicht weniger, als vorhin ist; so werden die reichen Einwohner das überflüßigc Geld an aus- und inländische Waaren der Ueppigkeit wenden. Daraus werden, in einer natürlichen Ordnung, folgende schädliche Wür-- > kungen erwachsen: man wird denen Verarbeitern der üppigen Waaren grossere Vortheile verleihen, als denen, welche die nothwendigen hervorbringen: dahero werden die Landleute ihre Arbeit verlassen, und grösseren, wie auch leichteren Gewinn, m den Städten suchen, der Geschmack zum lure wird immer mehr wachsen; die Vornehmen und Reichen werden die Geringe¬ ren damit beflecken; die Bedürfniße eines jeden werden immer größer; darnach richten sich hie Preise des Arbeitslohns und der Waaren, sowohl des Bürgers, als des Landmannes; die Aus¬ fuhr derLandcsproduckten wird immer geringer, und in selbigem Maß mus die Anzahl der Arbeiter abnehmen; es werden weniger Ehen geschlossen; die geschicktesten Arbeiter begeben sich aus dem Lande; i68 Lande ; die untauglichsten bleiben zurück, und legen sich auf die faule Seite, aufs Betteln, oder andere grobe Laster. Weil nun in einem solchen Staat die Menge der nährenden Einwohner immer mehr abnimmt; so muß er- mit der Zeit, gäntzlich ver¬ wüstet, oder einem Eroberer zu.Theil werden. z) Alle Berechnung eines Staats, welche durch Vermehrung der Menschen und Waaren zu Wege ge¬ bracht, so auch wiederum dazu angewandt wird, und dergestalt den Fleiß der Menschen immer mehr be¬ schäftiget ; die kann zwar zue Ueppigkeit Anlaß geben, aber keiner solchen, welche dem Staat schädlich ist. Wenn man das Wort Ueppigkeit im weitlauftigem Verstand an- nimmt; so wird der Ueberfluß im Essen und Trinken ebenfalls darunter begriffen. In Ansehung dessen aber muß hier die allge¬ meine Regel gelten: daß eine jede Ueppigkeit, welche die Sitten verderbet, und Phpstee schädlich ist, niemals politiee nützlich seyn könne. Es kann dahero eine Obrigkeit nie genug Wachsamkeit anwenden, um diesem Uebel vorzubeugen; welches aber allezeit besser durch gute Erziehung, Unterricht in der Religion und Exempcl, als durch strenge Verbote geschehen wird. Dieses habe bloß zum voraus erinnern wollen, um allen Mißverstand zu vermeiden. Doch bin gewiß versichert (wie auch die Historie und Erfahrung beftättigey daß die beständige Arbeit¬ samkeit selbst, welche in dem Staat, hier die Rede ist, mit Recht supponire, das sicherste Gegengift wieder dieses Uebel .6) liebel sey, und daß also solches, so lange in dem Hauptgründe keine Änderung vor sich gehet, bey dem gemeinen Manne nicht leicht einreissen könne. Ich habe demnach hier einzig mit derje¬ nigen Ueppigkeit zu schaffen, welche in Kleidungen, Meublen, Zierrathen, Equipagen, und dergleichen, bestehet; von welcher ich behaupte, daß dieselbe dem Staat niemals schädlich sey, so lange oft erwähntes Gleichgewicht erhalten wird. Hiebey bin keineSweges in Abrede, daß auch diese, zufälliger Weise, Mo- ral'lter schädlich werden könne: weil aber diese Betrachtung zur Sittenlehre gehöret, und solchergestallt außer meinem Zweck ist; so will bloß dabey erinnern: daß diese Anmerkung nicht die Sa¬ che selbst, sondern nur den Mißbrauch betreffe, welche sie mi' allen andern Lingen, die im menschlichem Leben genutzet werden, gemein hat. Es kommt hier alles auf die Gesinnung des Her¬ zens an: und da glaube ich z. G. daß Diogenes, in seinem Wein¬ faß und zerrissenen Lumpen, ein hoffärtigerer Mann war, als Plato in seiner zierlichen Wohnung, und purpurnem Mantel; eben so wie ein Wilder in Amerika, in seinem schlechten Fcder- xutz, sich oft mehr einbilden kann, als ein Europäer in seinem vergoldetem Wagen und prächtige» Kleidung. Loch ich komme näher zur Sache, und will nun meinen angeführten Satz bewei¬ sen; obgleich die Richtigkeit desselben bereits, aus meinen vorhin angeführten Gründen, erhellen dürffte. Je grösser die Verbräm chung allerhand Maaren ist; je mehrer Menschen müssen zu de? ren Verfertigung genutzet werden: Also ist die Derbrauchung der Maaren nöthig, um den Fleiß der Menschen zu unterhalten. r^s Je höher die Maaren veredelt werden; je mehr Hande wurden damit beschäftiget, und so viel besser wird das Geld, zu eines jeden Gebrauch - in Umlauf gebracht. Daraus folget, daß eine solche Lebensart, welche die Verbrauchung der Maaren, nach Proportion der zuwachsenden Anzahl der Menschen, ermuntert, und welche, in Vergleichung gegen andere Zeiten und Staaten, möchte üppig genennet werden; nicht bloß nützlich, sondern auch uöthig sey, um den Staat immer mehr in Flor zu bringen. Ein Staat, dessen umlaufendes Kapital grösser ist, als die An¬ zahl der Menschen und Maaren , in Vergleichung gegen einem andern Staat; der muß seine Maaren theurer bezahlen. Er le¬ bet auch alsdann üppiger, als der andere; obgleich die Verbrau¬ chung seiner Maaren geringer seyn sollte. Daraus folget, daß die Lebensart in dem einem Staat weniger überflüßig und präch¬ tig, als in einem anderen, und dennoch so üppig seyn könne, daß seine Wohlfarth dabey leidet, und gemächlich zu Grunde gehet: wogegen ein anderer Staat, bey einem geringerem Geldstock in Vergleichung gegen die Anzahl seiner Einwohner , weit größeren Pracht und Wohlleben ausüben kann, ohne denen Nahrungen zu schaden, sondern daß diese vielmehr dadurch immer grösseren Wachsthum bekommen. Wenn man also die Ueppigkeit des einen Staats gegen eines andern messen will; so ist allezeit darauf zu sehen, welcher von beyden seine Maaren theurer bezahlet: oder (welches damit in dem genauesten Zusammenhang stehet) in wel¬ chem von beyden der Fleiß der Menschen am grossen, und derge- stallt ihr Zustand am glücklichsten iss. Was Was ich hier angeführet, könnte mit vielen Erempeln be- siättiget werden, wenn es die Kürze, welche mir vorgesetzet, er¬ lauben wollte. Wie hoch die Ueppigkeit könne, ohne Schaden, ja zum Besten eines Staats getrieben werden; solches zeiget Frankreich zur Genüge. Denn die Ueppigkeit ist daselbst die Quelle der Reichthümer geworden; Nahrungen und Gewerbe haben zugenommen; Künste und Wissenschaften sind immer mehr gewachsen, und bey dem allem hat es an Tapferkeit nicht geman¬ gelt. Ich weiß zwar wohl, daß einige neue dasiger Schriftstel¬ ler in den Gedanken stehen, man habe daselbst die Nahrungen der Städte zu hoch getrieben, daher sey der Ackerbau in Verfall gerathen: es ist aber dieses, meines Erachtens, kcineswegeS die wahre Ursache. Vielmehr ist es offenbahr, daß solches von nichts anders herrühre, als von der ungewissen Besitzung der Landereyen, sammt den schweren und ungleichen Aussagen, wel¬ che den gemeinen Mann auf dem Lande am meisten gedruckt: aber insonderheit von dem recht unnatürlichen Zwang des Kornhandels; woraus die Vermehrung des Weinwucher, zum Verderb des Acker¬ baues, entstanden. Es bleibet also, wie ich glaube, dabey: Frankreich wäre weniger reich und mächtig, wenn es nicht die Ueppigkeit so hoch getrieben hätte. Wenn man aber Spanien dagegen hält; so hatte es gewiß, ehe Amerika entdecket ward, weniger Gold und Silber, aber destomehr Menschen, und mehr Ueberfluß an allerhand Waaren. In der eintzr'gen Stadt Sevilla, und k'nem kleinem Bezirk da umher, waren 16000 Weberstühle auf Seide und Molle im Gange; ja alles, was Leben hatte, y 2 war r?2 war mit Arbeit beschäftiget. Dagegen ist Spanien, nach der Eroberung von Amerika, zwar weit reicher an Gold und Silber, aber desto armer an Menschen geworden. Die vorige Arbeitsam¬ keit ist ins Stocken, und der gemeine Mann in schlechte Umstände gerathen; die Ueppigkeit der mehr begüttetten ist aufs höchste ge¬ trieben worden: weil aber dieselbe hat mit fremden Maaren un¬ terhalten werden müssen; so ist der gröste amerikanische Reich- thum anderen Staaten zu Theil worden, und hat ihren fleißigen Einwohnern Arbeit und Unterhalt verschaffet. Ja ich bin versi¬ chert, daß Nahrungen und Gewerbe würden überall in Europa in die gröste Verwirrung gerathen seyn, wenn alles amerikanische Gold und Silber in diesem Welttheile geblieben wäre; dahero der Handel nach Ostindien als eine nützliche Aderlaß angesehen werden kann, welche, ohne der Gesundheit zu schaden, nicht un¬ terlassen werden darf. Schließlich wäre hier noch anzuzeigen, an welchen Merk¬ malen man erkennen könne, daß das Geld in einem Staat über- flüßiger geworden, als denen Nahrungen zuträglich ist, und auf was Art diesem Uebel abzuhelfen sey; wie auch die Einwürffe zu beantworten, welche gegen mein Systeme gemacht werden könnten. Wohl aber dieses, durch weiteres Nachdenken, aus der Abhandlung selbst erörtert werden kann, und ich ohnedem bereits in grössere Weitläuftigkeit, als mir Anfangs vorgesetzet, gerathen bin; so muß es hiebey bewenden lassen. Ich bin zufrie¬ den, wenn ich einigermassen meinen Hauptzweck erhalten habe, näm- nämlich: Theils zu beweisen, daß die wahre Glückseligkeit ei¬ nes Staats, nicht in dem Überfluß des Geldes , sondern in des¬ selben richtigem Verhaltniße gegen die Menge der Menschen und Maaren, zu suchen sey; Heils die Quelle, Ursache und Kenn¬ zeichen, einer nützlichen und schädlichen Ueppigkeit anzuzeigen. Denn wenn man alle ökonomische Autoren ließet, welche davon gehandelt; so wird man finden, daß sie sich bloß bey der Ueppig- keit für sich selbst aufgehalten, der eine dem andern wiederspro- chcn, und alle den Leser in Ungewißheit gelassen haben. Weil aber diese Fehler, meines Erachtens, daher entstanden, daß man nicht den Ursprung, oder die Ursache der Ueppigkeit unter¬ suchet; so darf mir mit der Hoffnung schmeichlen, daß ich diese verwirrte Sache in ein besseres Licht gesetzet, und dadurch Anlaß gegeben habe, sein Urtheil, sowohl bey Untersuchungen, als practischen Verfassungen, auf zuverläßigere Gründe zu bauen. Y 3 Erste E r st e ; e o V gch tV N g über einen beynahe jederzeit tödklich gewordenen Durchfall bey den Pferden zu Ende des Jahrs 1778. vorn rrrrri »»«-c-M ... xxxxxxxxx XX.XX "> r-.«»-«>»» «^Ä>VMML-XXXXXXXXXXXX XX L' §§§8 H,tF 8x- Mittel nehmen, worauf man den anderen Tag die geröste Portion Korn ganz sicher geben kann. Den abführenden Einguß kann man auf folgende Art bereiten: Nämlich: man koche 4 Unzen oder 8 Loth Gottesgnadenkraut, (Lratlola oNcinaUZ, I^inne) oder 4 Loth Zaunrübenwürzel, (Lrioma alba), oder auch z Loth Haßelwurz, (^tsruni euroxeum) in zwei) gute Pfund Wasser, wovon vorher Pflaumen abgekocht worden sind, wel¬ ches hier zu Lande nach schlechter Mundart Zweschpenwasser heißt. Hat man eins der drey Mittel, welches man nach Will- kühr wählen, und haben kann, darinn abgekocht, so muß man es durchseichen, und abkühlen lassen, und es auf einmal eingics- sen. Obgleich ich hier sehr gemeine Mittel vorgeschlagen habe, so kann cs sich doch fügen , daß man zur Winterszeit nicht solche haben kann, dann kann man anstatt dessen acht bis zehen Loth Sennesblatter in eben dem Wasser absieden, aber jedoch mit sol¬ cher Achtsamkeit, daß die Btätter nur ganz wenig abgesotten werden, sonst verliehren sie sehrchiel von ihrer purgirenden Kraft; zu diesem Absude kann man noch 4 Loth Bittersalz thun, um ihm zu verstärken. Die ganze Zeit der Krankheit hindurch, so lange näm¬ lich, als man einem solchen kranken Pferde was braucht, muß es bey leichtem und gutem Futter gehalten werden, besonders muß das Klee und dergleichen Futter, wie bey uns sehr gebräuchlich ist, ganz vermieden werden. Alle iz, Alle jene Landwirche, welche sowohl in der Stadt Lai¬ bach , al6 auch in der Gegend von einigen Meilen, wo diese En¬ demie herrschte, ihre Pferde auf eine solche Art behandelten, haben das Vergnügen gehabt sie zu erhalten, und ihre Gesund¬ heit wieder herzustellen. Nebst diesen war bey dieser Heil¬ methode nothwendig, dem kranken Pferde Ruhe zu verschaffen; dann solches bey der Nacht warm zu erhalten, und niemals sehr kalt trinken zu lassen; die krank gewordene Stärke von den gesunden abzusöndern; den Stand rein zu halten, und öfters mit Essig, oder Wachholderbeeren zu rauchen. Nicht bald habe ich erfahren, daß sich ein so einfaches Mittel so lhätig gezeigt hätte, als dieses, denn manchem ist sein halber Stall ausgeleert worden, ehe noch, als er dieses zu ge¬ brauchen wußte. Die Eröffnung der an dieser Krankheit gestorbenen Pfer¬ de hat jederzeit den Fehler in den ersten Wegen, nämlich in den Gedärmen und Magen gezeigct; sind sie bald an dem Uebel ge¬ storben, so hat man jederzeit diese erwähnte Theile entzündt ge¬ funden; hat aber die Krankheit schon eine Zeit gewährt, so fän¬ de man diese Theile hin und wieder mit vielen Schleim und Eiter überdeckt; ein unfehlbares Zeichen, daß zu Anfang die Theile sich entzünden haben, wo sie, nachgehends in Eiter, oder auch in Drand ubergiengen, wie ich auch solches in Unterkrain bey Ltara- I-okÄ, und in der Gegend von Zirkniz gesehen habe. Zweyte über eine endemisch gewordene Krankheit der Pferde/ welche zu Anfang dieses Jahrs geherrscht, und unter dem Na- men Kehlsucht bekannt ist; von L§enöemfetßeir. v L L v^ -2 (?r^!-2 2^» -»«»»««»»»«»«WM«»»v0W«»»W««WW«»«»W»ai«M>»»» nachtheilig das End des 1778 Jahres für die Pferde war, eben fo war auch für sie -er Anfang -es folgenden. Krankheiten von gefährlicher Art riessen nicht allem bey diesen nutzbaren Thieren, sondern auch bey dem Menschcngeschlechte ein; wer nur einen etwas beträchtlicheren Schaden an einem edlen Theile feines Körpers hatte, verlohr sein Leben: besonders aber jene, die schon Bejahrt waren. Nicht geringer war auch der Sterbfall unter den Kindern. Die Blattern rafften einen gu¬ ten Theil weg, und das Uebel verbreitete sich ungemein: ob es gleich nicht so allgemein bößartig war; dabey wurde auch daS höhere Alter nicht verschont; eben diese Krankheit wühtete sehr stark unter den Pferden, und war eben fo ansteckend, wie bey dem Menschen, nur bey den letzten Geschöpfen führt diese Halbpeft einen andern Namen; nämlich die Kehlsucht, oder Kehldrüße, welche in der Landessprache Leu-KeK, oder, wie ei¬ nige schreiben, Louskek,und in dem Theile vonOberkrain, welche man Lokina nennt, Herrke genannt wird; vielleicht ist das aber ein Mißverstand, und VerstümnlLung von einem deutschen A a Namen, Namen, nämlich Vorherz, welches aber eine ganz andere Krank¬ heit bedeutet. Die Hauptursache dieses eimeissendm SterbfalleS war, die trockene Jahrszeit, welche hier im Lande noch kein Lebender erfahren hatte; denn seit dem letzten Tage des Wintermonats bis zu Ende Aprils, hatten wir nicht mehr , als einen einzigen halben Tag Regen und Schnee, nämlich den ersten Tag im Jahre. Alle unsere Berge waren vom Schnee entblöst, kaum die Spitzen der höchsten Alpen waren damit bedeckt. Nur eine solche ungewöhn¬ liche Trockne machte, daß unsere zeitlichen, wie auch einige sonst beständigen Bache, und kleine Flüße ganz austrockneten, und das Vieh sowohl, als der Mensch nichts als ein schlechtes, und oft sehr ungesundes Wasser zur Nahrung empffeng: Die Luft wurde immer mehr, und mehr verdorben'; indem die Aus¬ dünstungen des Früjahrs mit keinem Regen niedergeschlagen wur¬ den. Alle Geschöpfe empfanden bey uns,was beynahe jährlich der Römer und die morgenländischen Völker empfinden, wenn fie in den heißen Monaten lange ohne Regen bleiben; die Luft ist verdorben, durch welche dann die Safte der lebenden Geschöpfe angcsteckt werden; woraus Fäuluna, und oft um sich greifende Pest entstehet. Denn die Petetschen bey uns sind doch nichts an¬ ders, als ein gelinderer Grad davon. Die Kehlsucht, welche die Franzmänner Oourms nen¬ nen, stellte sich bey den Pferden nicht in allen Gegenden des Lan¬ des -es zu gleicher Zeit em. In Unterkrain fieng sie schon im Win- termonate an, wohingegen in Lberkrain, und Oberkarnthen, welche Gegenden ich zu Anfang Aprils bey der wärmsten Witterung durchreiste, sie erst im Merzmonate ansieng. Die besten Meister, worunter I^ekoils der erste ist, in Heilung der Pferdkrankheiten, theilet diese Krankheit in drey Arten ein, nämlich in Gutartige, Bößartige, und falsche Rehlsucht, und diese gründliche Eintheilung hat bey uns dieses Jahr vollkommen statt gefunden, denn in den Untern- sowohl als Innern Theil von Krain, war sie bald gut, bald falsch, wohin¬ gegen inDberkrain, besonders in der Bohem, und an den Gren¬ zen von Oberkärnthen war sie mehr Vößartig. Es ist hinlänglich bekannt, daß die Kehlsucht meistens nur junge Pferde befallt, die sie noch nicht gehabt haben, so wie -eym Menschengeschlechte, die Blattern der Kinder; und man hat wahrscheinlicherweise grosses Recht eine Krankheit mit der andern zu vegleichen; indem es, wie eS.zu scheinen pssegt, jeder¬ zeit ein angebohrneS Gift ist, so, daß es eine Zeit mit dem Kreis¬ läufe des Geblüts umlauft, bis es auSbricht: wird nun ein Pferd bey solchem Vorfall das erstemal unrecht behandelt, wenn sich die Kehlsucht vollkommen einstellt, so bekommt es sie ge¬ meiniglich mehrmalen wieder, welche im Alter nicht jederzeit sich so leicht, als in der Jugend heylen läßt. Die Krankheit selbst ist genugsam bekannt, aber ich zweifle, ob drey Menschen im Lande aa 2 sind, »88 such, die von dem wahren Unterschiede dieser dreyartigen Krank¬ heit eine hinlängliche Kenntniß Haden: ich glaube also wohl daran zu seyn, für unsre Einwohner die Unterscheidungszeichen herzu- sehcn, und zwar so deutlich und kurz, als es möglich ist; denn ich habe genugsam erfahren, wie wenig das Bücherlesen bey uns in Achtung stehet; und wie wenige im Lande sind, die wissen, daß ein Buch in diesem Fache auf der Welt ist. Ein unvernünf¬ tiger Schmiede , und alter, sehr oft unerfahrner Kutscher hat bey ihnen hierinnfalls schon ein hinlängliches Ansehen. Die ächte, oder gutartige Rehlsucht, oder Rehldrüße stellt sich auf folgende Weise ein. Das Pferd ist niedergeschla¬ gen, oder giebt ein trauriges Ansehen, verliehet die Eßlust, und ist mit etwas Fieber begleitet; wenigstens ist der Puls jeder¬ zeit geschwinder, als sonst; mit der Zeit stellt sich ein Husten ein, welcher aber oft sehr gering ist, dann fangen an die Drüssen an der Kehle oder Ganaschen (welche andre aber in dem deutschen Gegenden Ganasien schreiben) zu schwöllen, und werden entzün¬ det, so, daß man die Geschwulst unter die entzündeten Blutge- schwülste rechnen kann, dann wenn es sehr gut ablauft, das ist, wenn sie sich zertheilen, so kömmt ein schleimichter Auswurf durch die Nase zum Vorschein, der nach Gewalt der Entzündung bald zähe, und wie das Weiße vom Eye, bald noch dicker, und ins gelbe schlagend; zu einer andern Zeit ist er einem wohl ge¬ kochten und dicken Eiter ähnlich. Der Auswurf ist sehr oft durch die Nase, manchmal aber nicht durch selbe, sondern die Drüßen -M' r8- Lrüßen brechen an den Ganaschcn auf, und der ganze Auswurf geschieht hier, oder es geschieht beides zugleich. Lieunächte oder falsche Rehlsucht stellt sich zu Anfang ebenfalls, wie die vorgehende Art, ein, aber sie ist mit keiner vollkommenen Ausleerung des Schleims begleitet, sondern der zu¬ rück gebliebene Theil macht wo in einer andern Gegend des Kör¬ pers einen Absatz, wenn die Natur nicht so viel vermag sich durch den Harn oder einen andern natürlichen Weg auszuleeren. Liedritte ist die Bößartige Rehlsucht, sie fangt eben so wiediezwey vergehenden an, allein mit der Zeit wird der Auswurf ungemein scharf, und häufig, und greift die Kehle, wie auch zu Zeiten die Eingeweide der Brust an: sie ist ferner mit mehr, oder weniger schweren Athem begleitet, nachdem die Entzündung stark ist. Las kranke Pferd hustet mit Beschwcrniße; das Fie¬ ber ist sehr heftig, und das Thier hat wenig Empfindung. La nun die bößartige Kehlsucht die Kehle angrcift, so geschieht es dann oft, daß sie sich bis in die Lunge verbreitet; dieser letzte Schritt auf die Lunge macht, daß das Thier jederzeit stirbt, in¬ dem dieser edle Theil in Brand übergehet; geht aber die Aus¬ breitung des Uebels nicht weiter, als in die Luftröhre, und des¬ sen Zweige, so sind doch diese Theile sehr mit Geschwüren ange¬ füllt und zerfressen; wird der Eyter sehr scharf, und daß er ei¬ ne Zeit in den Höhlen der Nase stecken bleibt, und die Schleim¬ haut dieser Gegend anfrjßt, so entstehet das, was man eigentlich a a z dm den Rotz nennt / welcher hier zu Lande meistens mit der Kehl- und Lungensucht verkennt wird, wo doch der Rotz nur jederzeit bloß allein eine Verschwärung der innern Nasenhaut ist, und sich nicht mit den nämlichen Kennzeichen, wie die Kehlsucht, einsin- det, dann beym Rotz ist das Pferd immer munter, und hustet wenig, oder nichts, weder hat cs die Eßlust verlohren, noch sind andre Theile geschwollen, äusser den Drüßen unter den Kinbacken. Ich denke, diese wenige Unterscheidungszeichen sind hinlänglich, wenn man darauf acht hat, eine Krankheit nicht für die andre zu verkennen. Die sehr verschiedenen Behandlungen der Kehlsucht bey uns zu Lande scheint mir in vielen Stücken merkwürdig genug zu feyn sie allgemeiner bekannt zu machen , da sie von manchen Land- wirthen mit so'so guten Erfolge angewendet wird, andere aber, welche solches nicht wissen, müssen einen großen Schaden leiden, wenn ihnen durch übel gewählte Mittel, und Vernachlässigung die Pferde dahin sterben. Landwirthe, welche durch eine lange Reihe Jahre eine Menge Mittel wieder die Kehlsucht in Versuche gebracht, haben folgende Behandlung bey der dteßjährigen allgemein herrschenden Krankheit in Unterkrain, wo sie mit weniger Entzündung als anderswo verknüpfet war, für die beste befunden. Sobald Sobald sich die Krankheit zu erkennen gab, ließ man die damit behaffteten Pferde durch das jedoch nicht zu starke Rei¬ ten eine Bewegung machen; allein so gut als dieses den mehr- sten zu statten kämm, so war es doch jenen nicht so dienlich, welche mit einer etwas starken Entzündung behasttet waren. Man hielt sie vom gewöhnlichen Futter ab, und gab ihnen zum gewöhnli¬ chen Trank das so genannte weiße Wasser, welches aus reinem gekochten Wasser, mit dem Mehl des Sommerkorn gemischt, be¬ stehet. Es ist nicht alles eins, was man für ein Mehl nimmt, indem eS sich hier bey den erfahrensten Landwirthen erprobet hat, daß niemals das Mehl des Winterkorns, noch Waitzen, das nämliche geleistet hatte. So wie nun dieser Trank in dieser Krankheit sich sehr empfohlen hat, so haben es auch die Mohren, gelbe Rüben, oder Vaucus Ltiva, in der Landessprache aber Korenje, gethan, als man sie, so zu sagen, für die einzige Nahrung den kranken Pferden darreichte. Gewiß ist es, daß dieses Erdgewächse ein der treflichsten Mittel ist, die Schärfe Les Geblüts zu verbessern. Wir haben durch Anleitung des vor- treflichen und erfahrnen Arzte Tissot schon langst die Erfahrungen bestättiget gefunden, daß sie bey dem Menschen das so starke Gift des Krebses dämpfet. Man hat bey uns wenig oder gar keinen Fall aufzuweisen, daß diese einfache Behandlung in der gutar¬ tigen Kehlfucht fehl geschlagen habe, wenn man zeitlich davon Gebrauch gemacht hak, und mit dem gehörigen Entzündungs¬ dämpfenden Mitteln entgegen gekommen ist; als, mit Aderlässen die leidende Theile warm gehalten, u. s. w. ich sage nicht fehl geschlagen; das ry2 das ist, daß eine gutartige Kehlsucht sich in ein Wattige ver¬ wandelt habe; also ist es klar zu schlössen, daß der Gebrauch der Möhren ungemein das Geblüt verfüsse, und zugleich solches auch reinige, indem sie auch auf die Harnwcge wirken; folglich können sie als ein gutes Vorbeugungsmittcl wieder den Rotz sech¬ sten , nicht allein innerlich, sondern auch äußerlich, nämlich mit Einspritzungen des Safts in die Nasenhöhlen, wo die mehresten Geschwüre der Rotzblattern ihren Sitz haben, angewendet werden. Nun nebst dieser oben angeführten Methode die Kehlsucht zu behandlen, pflegen auch viele, um den Auswurf des Schleims durch die Nase zu beförderen, den behafteten Pferden Toback in die Nasenlöcher zu reiben; aber eins der gefährlichsten Zufälle, die sich in dieser Krankheit nebst dem Rotz oft einzustellen pflegt, ist, wenn das Pferd in dem Kreuze einen Schmerzen empfindet, und wie gelahmt wird: geschieht dieß, so hat man jederzeit den Ver¬ lust des Viehes zu gewarten. Um diesen liebel vorzukommen, hat man ebenfalls ein ganz einfaches Mittel dagegen, welches in nichts andern besteht, als daß man die Gegend, in der der Schmerz ist, ein paarmal mit Baumöle einreibe, mo man nach einer jeden Einreibung mit einer gewärmten Pfanne den Theil überfährt, um das Oel besser eindringend zu machen. Wenn mm, wie eS sehr oft geschieht, die' Kehlsucht sich weher durch den Ausfluß des Schleims durch die Nase, noch durch durch entstandene Geschwüre unter den Gancischen sich genügsam ausleeret, und also eine Mächte oder falsche Kehlsucht entsteht, so pflegen die mehrsten Landwirthe etwas stärkere Harntrcibende- Mittel zu geben, als Bereutungen von Wacholderbeeren Oum.- xerus) und Merzwibel (LcillA murlna) worauf sie dann ost sehr geschwind genesen, wenn sich nicht schon wohin ein Absatz gemacht hat, sondern die Materie noch im Kreisläufe des Geblüts steckt. Allein so gut als es dennoch bey dieser Allgemeinheit der Kehlsucht in dieser Gegend des Lands ablief, so verhielt es sich ganz anders in dem obern oder kältern Theile vom unserm Herzogthum. Die Krankheit war eben so häusig, und finge ebenfalls gutartig an; allein später gerieth sie bey vielen Stücken in die bößartige; man brauchte aber auch dafür viel schlechte und wenig gutte Mittel, der Gebrauch der Möhren war hier noch sehr wenig bekannt. Die besten Mitteln, die man angcwendet hat, waren die gewöhn¬ lichsten in diesem Falle; doch vielen der krank gewordenen Pfer¬ den ließ man weder zur Ader, noch gab man ihnen erweichende Mittel, sondern man begnügte sich, wie in der Gegend von Ober- kärnthen, dem Pferde etwas Spießglas mit Schwefel einzugeben und zum gewöhnlichen Trank Kleinwasser, wobey sie denn täglich ausgc- ritten wurden. Andere aber gaben Theriack (a) mit Wein ein, um den (a) Der renetianische Theriack ist bey uns das allgemeine Mittel bald irr allen Krankheiten, indem wir ihn leicht haben können, da die The- riak Fabrikanten unsere nächsten Nachbaren sind, sie erhaschen damit unser Geld, und der üble Gebrauch davon tödtet unsere Einwohner. B b '94 den Ausfluß des Schleims zu befördern. Mm viele Stücke sind eine lange Zeit davon kränklich geblieben, und zuletzt zugrunde gegangen, dieweil dadurch oft die einfache und gutartige Kehl¬ sucht in eine Wattige übergieng, durch Vermehrung der Ent¬ zündung. Bey sehr vielen schwollen die Drüßen an dem Ga- naschen sehr an, indem die Materie sich wenig oder nichts durch die Nasenlöcher ausleeret, und der wenige Schleim, der hervor kämm, war manchmal mit einem etwas üblen Gerüche begleitet, da nun der Landmann einsah, daß diese herschende Kehlsucht et¬ was Wattiges in sich habe, so nahm er seine Zuflucht zu andern Hülfsmitteln, besonders aber der Bocheiner war so glücklich, daß alle seine kranken Pferde damit gerettet wurden. Dieses glückliche Mittel war folgendes. Sobald das Pferd mit der Krankheit befallen wurde, ließ man ihm ein, auch zwcymal an Hals zur Ader, man ließ ihm die tägliche Nahrung nicht mehr nehmen, sondern das weise Wasser mit Kleyen. Da nun jederzeit die Drüßen an den Ga¬ maschen sehr anschwollen, so wurde gleich der leidende Theil zwey bis dreymal mit Steinöl (ketrolmm) beschmirt, worauf sich dann bald die Beulen in Geschwüre verwandelten; welche man da n eine Zeit mit Gebrauch gehöriger Mitteln, als Terpentin mit dem gelben vom Ey gemischt, eytern ließ. Hatten nun die Beulen sich zusammen geschmolzen, so wurde die Heilung bloß allein mit dem Har; der Lerchenbaume, oder zum theil ausge¬ trockneten Terpentin bewerkstelliget. Das Hauptmittel was in¬ nerlich nerlich eingegcben wurde , um dreser bößartigen Krausert Schranken zu sehen, bestände aus folgendem Gemische. Man nahm stinkenden Asand, ein, bis zwey Duintel Schwefelblumen, ein Loth mit zwo bis drey Loth Kammillenöle gemischt, welches aber viele ausließen, und anstatt dessen daS Del von Wacholder- oder Kronawetbeeren nahmen. Dieses Ge¬ misch wurde den Pferden zu mehrmalen gegeben, bis die Bößar- Ligkeit der Krankheit vollkommen verschwunden, und dies geschah gemeiniglich, wenn man das Mittel vier bis sechs mal gebraucht hatte. Ich habe in meiner oben angeführten Reise an den Gren¬ zen von Dberkärnthen mit Krain ebenfalls wahrgenommen, daß Liese Kehlsucht bey vielen Pferden in die Bößartigkeit übergierig, wobey zuletzt bey einigen ein wahrer Rotz entstund; bey den mehl sten aber die Lungenfaulung, welches die Dessnungen der gestorbenen gezeiget haben. Und eben so verhielt es sich mit den Kindern in dieser Gegend: eine Menge die mit den Blattern und Kathar behafftet waren, verst'elen nach einer Zeit in ein tätliches Abzehrcn und Lungensucht, und dicß Jahr starben in manchen Kirchsprengcln mehr Menschen in drey Monaten, als sonsten in einem ganzen Jahre. Die Ursache lag bloß in der Luft, wie oben erwähnt. Der gelehrte Daguin hat sehr recht, wenn er in seiner Abhandlung von denen Faulungsstebern sagt»' Bon allen Hauptursachen, die der menschlichen Gesundheit am nachteiligsten sind, ist eine verdorbene Luft. Sollte I5>6 W-?—- Sollte ich zu seiner Zeit wiederum Gelegenheit haben dergleichen allgemein herrschende Kehlsuchtcn zu beobachten, so scheint es mir vielleicht möglich zu seyn, sie für das erklären zu können; was bey dem Menschen ein ansteckender Kathar ist, denn beyde Krankheiten haben das mehrste mal üble Folgen, sich in die Länge zu verbreiten; und die Erfahrung hat uns schon sattsam bewiesen, daß das Uebcl meistens von der Erkaltung, oder zurück geschlagenen Schweiß seine Entstehung hat; denn e- ne Pferde, welche im verflossenen Herbste nicht einen Durchfall bekammen, wurden mit der Kchlsucht behafftet. Nur sehr wünschte ich, daß die vernünftigen Landwirthe, mehr Genauig¬ keit im beobachten der Viehkrankheiten, als sie bisher gehabt Ha¬ den, hätten; würden sie einmal mehr Fleiß darauf wenden, so würden wir uns bald versichern können, wenig Sterbfälle unter den nützlichen Lastthieren zu haben. - H'