MARBDRGERZEITÜNG AMTLICHES ORGAN DES STEIRISCHEN HEIMATBUNDES fflriHSriiSrsH «Ji*' »"r Hr ^6^ Iv r rs;,.."?. 5;v oSäs Geschärtistellen In Cllli, Marktulatz Nr. 12. Feinruf Nr. ^ «nd In pS Vtriifuf Nr m *M 2.- Altreich durch Post monatlich RM 2,10 (ein chl. 19.8 Rpf PoitreltunEsgebOhr) und 38 Rpr Zmtetl. ____» I^r. ^ una in fcnau. ung«norM»«e Wr. 2. Fernruf Nr. 89. ^ gebühr. Emzelnummern werden nur Kcten Voreinsend ms in Einzelpreiie» und der Portoauslaxen zasetendet. Marbnrg-Drau, Donnerstag, 14. September 1944__Einzelpreis 10 Rpf Im Vorfeld der inneren Linie Härtester Kampf von der belgisch-holländischen Grenze bis zur Burgundischen Pforte — Schwerste Angriffe der Sowjets abgewiesen rd Berlin, 13. September Die Westfront — man kann mit der Zunahme des deutschen Widerstandes im Vorfeld der inneren Linie bereits von einer Frontbildunq «prechen, — erstreckt sich nunmehr in einem leicht qeschwun-qeqen Boqen von der Scheide-Mündung über da« belqisch-hoiländische Kanalsy* stem an der französischen Grenze ent-lanq und quer durch Luxemburq bis zur Burqundischen Pforte. Selbetverständiich wird nicht an allen Teilen der Frontlinie qekämpft, son-dern nur an den Brennpunkten, wo die Anqlo-Amerikaner ihre nach wie vor heftiqen Luftangriffe und mit starker Panzerun-terstützunq beqleiteten Durchbruchsver-«uche unternehmen. Einmal soll nördlich Hasselt der Durchbruch auf holländi-fiches Gebiet erfolqen, nachdem der am Dienstaq qemeldete Vorstoß des Feindes in Richtunq Eindhoven kurz vor der holländischen Grenze abqewehrt werden konnte. Der zweite Brennpunkt lieqt dm Raum von Verviers, urrd die Feind-anqriffe richten sich qeqen die deutsche Grenze bei Aachen. Der dritte Brennpunkt lieqt an der oberen Mosel, wo die amerikanischen Verbände versuchen auf Lunevolle vorzudringen. Schließlich drücken die von Süden her vormarschierten feindlichen Verbände auf die südliche Absperrung der Burqundifictien Pforte, um in den Rücken der auf dem Plateau von Lanqres stehenden deutschen Truppen zu qelanqen Dort macht also die Frontlinie eine sackartiqe Ausbuchtung nach Westen. Die Tatsache der westlichen Frontbil-dun6t dann noch fortgesetzt wird, wenn die Waffen durch die Luftangriffe bereits zerschlagen sind, ist ein Teil jener großen tragenden Idee, die auf dem unb^ingten Selbstbehauptungswillen Deutschlands beruht. Le Havre muß leider als verloren tvetrachtet werden, aber nichts findet «ich in dieser Stadt, was dem Feind noch irgendwie dienlich sein kann. Calais und Diinkirchen werden zu Stätten furchtbarer feindlicher Verluste und in Brest kämpft die tapfere Be^^-zung noch immer im Hauptvorfeld. Damit wird den angreifenden Feinden in gefährlichster Form der Beweis erbracht, daß das deutsche Volk den Begriff der Selbstaufgabe nicht kennt. Die Italienische Front behauptet sich in hervorragender Weise gegen die viel stärkeren Angreifer, und die deutschen Nachfruppen, die die Absetzbewegungen auf die befestigten Linien nördlich de« Arno zu decken halten, haben sich mit ganz besonderem Schneid bewährt. Auch die Ostfront i«t sta-bil obwohl die Sowjet« mit stärksten, ihnen zur Zeit zur Verfügung stehenden Kräften und Materi'oimengen angreifen. Gewiß, CS war " für die BoIschewi«ten leichter, Angriffe zu führen. a«1s sich Kämpfe noch weiter ö«tlich von den deutschen Grenzen entfernt ntospielten, und die Schwierigkeiten des Nachschub« durch ein voim Kriege zweimal verheerte« Gebiet mögen nicht gering «ein. doch in der Hauptsache ist auch hier die deutsche Widerstandökraft an der Notwendigkeit gewachsen, die deutsche Grenze zu schützen. Die Aufgabe von Lomacha bedeutet nur eine Verlegung der Front an den nördlich der Stadt fließenden Narew. Die Stadt selbst war bereit« im Polenfeldzug durch die Kampfhandlungen nahezu völlig zerstört. Die Sicherung der südlichen Grenze Ostpreußens i«t durch die Zurücknahme an dieser Stelle keineswegs gefährdet. Daß es in Finnland wiederum zu Kämpfen gekommen ist, beruht auf dem Versuch der Sowjets, hinter den sich zurückziehenden deoitschen Truppen nachzustoßen. Wohl oder übel mußten «ich die deutschen Nächhutverbände umwenden, und es ist verständlich, daß «ie den vorschnellen Bolsohewisten eine blutige Anfuhr erteilten. Wichtig erschein auch die Mitteilung des Wehrmachtberichtes, daß nunmehr Gegenmaßnahmen gegen die in Rumänien und Bulgarien vormarscfhierenden Sowjets eingeleitet sind. Die Vorgänge in diesem militärisch sowohl als auch politisch hochinteressanten Raum dürften in den kommenden Monaten von besonderer Bedeutung sein. Unter UmsUnden könnten sich im Balkangebiet Entwicklungen anbahnen, die im Lager der Feindmächte unliebsam vermerkt werden müßten. menschen an Jer Gren Zeitgemäße Erinnerungen und Betrachtungen Von Paul Drömert Hohe AuszeichnuiKten Ittr die Kämpfer von Brest Führerhauptquartier, 13. September Der Führer verlieh am'12. September 1944 das Eichenlaub mit Schwertern zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Oberst Hans Kroh, Führer dej 2. Fall-schirmjägerdivision, als 96. Soldaten der deutschen Wehrmacht und das Ritterkreuz an Major Gerstner, Hauptmann Herzbach, Oberleutnant Jacob, die sich in der Festung Brest, wo sie sich noch befinden, außerordentlich ausgezeichnet und aufs höchste bewährt haben. Eichenlaub nach dem Heldentod Führerhauptquartier, 13. September Der Führer verlieh am 5. September das Eichenlaub zum Ritterkj'euz des Eisernen Kreuzes an Major Walter Nelt-zel, Bataillonskommandeur in einem pommersch-mecklenburgischen Grenadierregiment, als 576, Soldaten der deutschen Wehrmacht. Major Neitzel hat sich bei den schweren Kämpfen im nördlichen Abschnitt der Ostfront während der zweiten Augusthälfte wiederholt besonders ausgezeichnet. Bei diesen Kämpfen wurde er schwer verwundet imd ist kurz darauf seinen Verwundungen erlegen. Die Schäden durch V 1 dnb Genf, 13 September 60 000 Arbeiter sind in bnqland laut Londoner Pres-semeldungen zur Beseitigung von V 1-Schäden eingesetzt Sie arbeiten 12 bis 14 Stunden am Taq, Alle Teile der britischen Streitkräfte sind an diesen Arbeiten durch Scndermannschaf-ten beteiligt, um noch vor dem Winter damit fertig zu werden. Vor allem macht sich ein großer Mangel an nelernten Arbeitern bemerkbar. In Croydon z. B., dem am schwersten betroffenen Gebiet, sind 54 000 Häueer betroffen. Schweizer Protest dnb Bern, 13 September Der Bundesrat hat das eidgenössische politische Departement beauftragt, bei der britischen und amerikanischen Regierung gegen die verschiedenen Grenzverletzungen Einspruch zu erheben und insbesondere in Washington mit Nachdruck zu verlangen, daß die nöt^cT'n Maßnahmen ergriffen werden, um die Wiederholung derartiger Vorfälle zu verhindern, Deserteur Lindemann ^efaflt dnb Berlin. 13. September Der im Zusammenhang mit den Ereignissen des 20. Juli 1944 gesuchte Deserteur Lindemann wurde in Berlin festgenommen. Lindemann hatte m der Wohnung eines Halb luden Unterschlupf gefunden. Ein Zivilinqenipur hatte durch Zufall von dem Aufenthalt des Lindemann Kenntnis erhalten und sofort Anzeige bei der Polizei erstattet Er erhält die für die Ergreifung de« Lindemann^ au«qesctzte Bclohnunq von 500 000 Mark Zu unbekanntem Preisverkauf Rumänien unterschreibt, erfährt aber nicht was dnb Stockholm, 13. September Wie der Moskauer Rundfunk meldet, ist zwischen den Alliierten und Rumänien der Waffenstillstand abqeschlossen worden. Die Moskauer Meldung verzeichnet dann nur noch die Namen der Verhandlungspartner und der Unterzeichner des Moskauei WaffenGtill-standsdiktat« und schließt mit dem nüchternen S^tz: »Der Wortlaut des Waffenstillstandsabkommens wird später veröffentlicht werden«. Diese Nachricht kennzeichnet die Atmosphäre, in der die Verhandlungen mit den Rumänen und Moskau stattgefunden haben. Erst hat man die Delegation taqe- ' lanq warten lassen, ehe man sie emp- j fing, und jetzt durfte «ie das Diktat un- ; terschreiben, ohne dem rumänischen ' Volk die Bedingungen bekanntgeben zu i können. So hat also die Delegation einen ' Blankoscheck unterschreiben müssen und das rumänische Volk verkauft, ohne den Preis zu kennen. Inzwischen nimmt der bolschewistische Terror in Rumänien immer schärfere Formen an. So beetätigt eine Meldung au« Moskau, daß in aiesen Tagen 1,5 Millionen Rumä.nen zur Zwangsarbeit ■nach der Sowjetunion deponiert worden sind. Außerdem sind von den 13 katholischen Bischöfen Rumäniens bereits acht verschleppt worden, ohne das irgend etwas von rumänischer Seite geschieht bzw. geschehen kann, nachdem man sich freiwillig jeglicher Machtmittel begeben hat. Die Finnen warten noch dnb Stockholm, 13. September Die finnische Abordnung zur Entgegennahme der Waffenstillstandsbedin-gungen hält sich nun schon eine Woche in Moskau auf, ohne bisher von den Vertretern des Kreml vorgelassen zu sein. In Helsinki ist man über diese Behandlung der Waflenstilistandsabord-nung sehr niedergeschlagen und empfindet sie als Demütigung, die Moskau dadurch dem finnischen Volk zuteil werden läßt, »Dagens Nyheter« weiß zu den finnisch-sowjetischen Verhandlungen nur soviel festzu'stellen, daß sie in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt seien, Autfallend sei lediglich daß die Berichte der Blätter aus Helsinki bisher nur kurz seien und sich nur mit gleichgültigen Themen beschäftigen. Daß die finnischen Blätter nichts andere« au« Moskau zu berichten wissen, wird durch die eingangs festgestellten Tatsachen zur Genüqe erklärt. Marburg 13. September Es war in den ersten Tagen de.s vorigen Weltkrieges in einer Großstadt an der deutschen Ostgrenze, die überdies eine wichtige Festung war. Die Nähe der Front und auch der ganze Volkscharakter brachten es mit sich, daß die Menschen dort j dem Kriege anders ins Gesicht schau-I ten als die im Inneren des Reiches. I Aber der irrt, der meinen mochte, I sie wären weniger zuversichtlich gewesen, weil sie stiller waren. Der Verschlossenheit nach außen stnnd eine umso größere innere Entschlossenheit gegenüber. Das sollte sich schon in den ersten Kriegstagen erweisen. Damals war in dieser Grenzfestung die Überlegung notwendig geworden, ob es nicht besser sei, die Familien fortzuschicken und die Stadt nur den arbeitenden Männern und dem Militär zu überlassen. Es war eine rein militärische Überlegung und von den Einzelnen nicht zu entscheiden, doch blieb es nicht aus, daß in den Familien und zwischen den Nachbarn darüber gesprochen wurde. Ich entsinne mich genau dieser Gespräche, denn aus ihnen entwickelte sich die Grundhaltung, die den Grenzdeutschen durch alle kritischen Lagen als etwas Selbstverständliches begleitet. Er kann sich niemals als Einzelner fühlen, oder als Einzelner handeln, weil er weiß, daß sein Schicksal verbunden ist mit dem des Nachbarn, des engeren Heimatlandes find letztlich mit dem .Gesamtschicksal der Gemeinschaft. Das hat ^ zur Folge, daß Pflichtbewußtsein I und Disziplinhalten für ihn ebenso ein Gebot der Ehre wie der Klugheit ist. Gewiß gab es auch Schwankende, aber sie konnten die Gesamtheit nicht beirren. Für die Gesamtheit galt nur eines: Vertrauen zu den deutschen Waffen und zu sich .selber. Wohl wußten die Menschen dort, daß sie eines Tages dazu aufgerufen werden konnten, einen vorübergehenden Abschied von der Heimat zu nehmen, aber sie wnßten genau so, daß die Festsetzung des Zeitpunktes einzig nur von den Stellen zu bestimmen war, die allein imstande waren, ein entscheidendes Urteil abzugeben. Im übrigen galt es. Hand anzulegen und die Tagesarbeit zu verrichten auf dem Feld, in der Werkstatt, im Büro. PK-Krit!(;iberic1ilcr Zwiilini; ISth) Bandenkampf In den albanischen Bergen ff-Gebirgsjäger, unterstützt von albanischen Freiwilligen, auf dem Vormarsch durch das Gpbirgsland\ an der bosnisch-albanischen Grenze. Feindliche Tiefflieger sind gemeldet, können aber in den unübersichtlichen Gelände die Marschkolonne nicht entdecken Der Stadt, von der hier die Rede ist, blieb das Schicksal, Frontgebiet zu werden, erspart, Hindenburg zertrümmerte die ^russische Dampfwalze«; die unmittelbare Bedrohung entfiel. Erst als das deutsche Volk sich von jener Haltung abkehrte, die es allein unüberwindlich machen konnte, ging den Menschen an der Grenze die Heimat wirklich verloren. Ein anderes Erinnern an Zeiten in bedrohtem Gebiet. Es liegt nicht so weit zurück und Millionen haben sie durchlebt und müssen sie noch durchleben. Ganz Deutschland durchlebt ja die Nöte eines Grenzgebietes durch den Terror der feindlichen Luftflotten, die die unmenschlichste Form des Krieges in das Land hineingetragen haben. Als der Feind seine Absichten unverhüllt zu erkennen gab, die auf eine Vernichtung deutscher Städte, auf die Zerstörung deutschen Lebens überhaupt, hinzielen, wurden die Maßnahmen angeordnet, die zuerst und vor allem das Leben der Mütter und Kinder schützen sollten. Wenn von der Disziplin als dem obersten Gebot der Grenzlandbewohner gesprochen wurde, dann gilt dieses Gebot schlechthin' und überall. Wieder überlegten jetzt 'die bedrohten Menschen in ernsten Gesprächen, wie .sie sich dieser anderen Gefahr gegenüt>er verhalten sollten. Wieder stellte sich heraus, daß sie dann richtig handelten, wenn sie sich an die Weisungen hielten, die ihnen auch in diesem Fall die Führung gab. Es ist ein ai^deres, auf kriegswichtigem Platz seine Pflicht zu tun, auch wenn dieser Platz luftbedroht ist, tmd ein anderes. Frau und Kind aus falscher Sorglosigkeit dort zu lassen oder wieder zurückzuholen. Es ist kein Zeichen von Ängstlichkeit und falscher Sorge, wenn der Einzelne Dinge, die er zum Leben unbedingt braucht, aus gefährdetem an einen ihm sicherer dünkenden Platz bringt. Freilich, die Maßstäbe dafür, was lebensnotwendig ist, sind verschieden. Wer Menschen nahe.steht, die bei Terrorangriffen alles verloren haben, der gewinnt eher den richtigen Blick dafür, wa.s wichtig und unwichtig ist. Er wird dem Schick.=ial dankbai sein für das, was er noch besitzen darf, aber er wird sein Herz nicht daran hängen. Er weiß, daß die äußeren Güter des Lebens schön und angenehm sind, daß es aber heute nicht auf das Schöne und Angenehme, sondern auf das Rirlitige ankommt. Was aber in dieser Stunde das Richtige ist, darüber kann bei Niemandem mehr ein Zweifel bestehen. Wenn von den Menschen an der Grenze gesagt werden darf, daß sie sich niemals als Einzelne fühlen dürfen, weil sie mit dem Ganzen stehen oder fallen, so gilt das heute für das ganze Volk, Wer seine Kraft verschwendet im Grübeln darüber, was er für sich im Falle einer Gefahr erhalten kann, der macht sich selber imtauglich für die Aufgaben, vor die ihn das Schicksal gestellt hat. Noch immer gilt das Wort, wonach der, der sein Leben erhalten will, es verlieren wird. * Zu den Bildern aus Vergangenheit und Gegenwart sei noch eines angefügt, das unmittelbar in unsere Stunde führt. Wieder wie vor dreißig: Jahren und wie zu Beginn dieses Krieges steht der Feind vor den deutschen Grenzen. Die Menschen, die in i West und Ost nicht nur die Bombengeschwader über ihre Städte und Dörfer fliegen, die auch das Donnern der Geschütze hören, haben verlernt, nach dem äußeren Besitz zu fragen. Für sie ist eine neue Stunde der Bewährung gekommen und sie bestehan die Probe, vor die sie gestellt sind. Wir haben in den letzten Wochen von : dem Bau der deutschon Schutzstellungen in Ostpreußen und an sonstigen gefährdeten Orenzen gelesen. Dort schaffen Zehntausende ohne . Unterschied des Alters und des Stan-; des. Sie alle wissen ,worum es geht. In jener Stadt, von der eingangs die , Rede war, fiel vor einigen Wochen das Wort von den Menschen, die man nicht brauchen könne: von den Menschen, die plötzlich entdeckten, daß . ihnen die Grenzluft doch nicht bekomme und die nach dem Reisekof-j fer schielten und den Frachtraum der Bahn überflüssigerweise zu belasten 1 versuchten. Man hat dem einen Rie-j gel vorgeschoben. Wenn Räder rollen, dann für den Sieg. Eine solche Hal-I tung gibt die Bürgschaft dafür, daß ! sich niemals die grauen Tage wiederholen, in denen der Feind deutsches Land nicht mit den Waffen, sondern von innen her eroberte. Wir haben aus dem Vergangenen gelernt und sind deswegen der Zukunft gewiß. Wir bejahen unsere Aufgabe an der Grenze, ob es sich um den Westen, Osten, Süden oder Norden handelt. Wie diese Aufgabe auch lauten möge und wozu wir immer auch aufgerufen werden! Grenzluft ist eine herbe Luft. Wer von der Grenze stammt, weiß es von jeher. Wer an die Grenze gerufen und hier sein Arbeitsfeld hat, der untersteht ganz genau so dem Gesetz der Grenze, Die Zerstörungen in Ravenna Mailand 13. Sont^mber Nach italienischen Zeilungsmeldungen sind durrh die anglo-amerikaniscnen Bombardierungen Ravennas sämti>ch® historische Bauten dieser berühmten Stadt an der adriatischen Küste vernichtet worden. Linter den zerstörten Baudenkmälern befinden sich auch die in der Welt einmalig dastehenden Mosaiken des Mausoleums der römischen Kaiserin Galla Pldcidia, Kosaken schießen ein Flugzeug herunter. Dieser Tage schössen Angehörrge einer Kosakendivision über Kroatien ein anglo-amerlkanisches Flugzeug mit Infanteriewaffen ab. Im Bereiche der gleichen Division kam noch ein weiteres feindliches Flugzeug zum At>«turz. Seite 2 ♦ Nr. 253 ♦ Donnerstag, 14. September 1944 MARBURGER ZEITUNG Eni^Iands hoffnungslose Heimfahrt Britische Bürger und Soldaten wurden über ihre Nachkriegshoffnungen befn^gt Ein Buch mit sensationeller Wirkung Von unierem Korre«pondent(»n Dr. HRlmut Lindemann Stockholm, im September Ein Jahrrehnt narh dem Ersten Weltkrieg wurde in London das Schauspiel „Journey's End" (Das Ende der Reise) aufgeführt, das unter dem Titel „Die andere Seite" auch in Deutschland einen Brfolg errang. Das Schauspiel zeigte die verichiedenen Temperamente einiger engli»cher Frontoffiziere, die alle über-•chattet wurden von der in Enttäuschung und Schamlosigkeit endenden Laufbahn des Kompdnieführers. Dieser Tage nun ist in London ein Buch mit dem Titel „The Journey ilorae" {Die Heimfahrt) erschienen. Es drangt sich der Vergleich mit dem Bühnenstück der zwanriger Jahre auf. \Vie dort das Fronterlebnis mit brutaler Offenheit geschiWert wurde, so enthält das neue Buch die Darstellung des Kriegserlebnisst's in der Heimat, nicht des äußeren Geschehens, sondern der seelischen Entwicklung, die auch in diesem Buche von Begeisterung zu Enttäuschung und zu einer wurzellosen höhnischen Lebenseinstellung führt. Die Methoden des neuen Buches unterscheiden sich allerdings von denen des Dramatikers Sherriff vollständig. Dort sprach der Dichter aus eigenem Fronterleben, hier handelt es sich um das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts für Massenbeobnchtung. Seit der Amerikaner Gallup auf den Gedanken kam, durch Befragung einer großen Anzahl Menschen die durchschnittliche Einstellung einer ganzen Nation zu einem Problem zu erforschen, hat diese Methode In vielen Ländern Schule gemacht. Es scheint eine Methode zu sein, die den Angelsachsen besonders liegt. Jedenfalls ist sie in England aufgegriffen und von verschiedenen Gruppen weiter entwik-kelt worden, unter denen „Mass Obser-Vitlon", zu dputsch etwa; Massenbeobachtung, als die ernsthafteste gilt. Das Buch ,,The Journey Home" stellt das Ergebnis jahrelanger Beobachtungen dar und wird in England als eine durchaus ernstzunehmende Veröffentlichung betrachtet. Als Motto könnte über dem Buch die Aussage eines einfachen Engländers stehen, der erklärte; „Man richtet sich nicht auf die Welt ein, die man wünscht, sondern auf diejenige, die man erwartet." Das ist die Auffassung derselben Engländer, die in den Jahren 1940 und 1941 von. nichts anderem sprachen, schrieben und träumten als von der besseren Welt. Die meisten sind heute hoffnungslos geworden. Sie glauben, es werde nach diesem Kriege ähnlich gehen wie nach dem letzten. Die Entwicklung, die die Engländer nach dem Kriege erwarten, kann mit den Worten Hochkonjimkt\ir, Wirtschaftskrise, Unsicherheit, Kriegsvorbereitungen und Krieg umschrieben werden. Um die Jahreswende 1943/44 stellten die Beobachter die Frage: „Glauben Sie, daß es nach diesem Kriege einen neuen Krieg geben wird?" 46 Prozent antwortete mit Ja, 19 Prozent hielten einen neuen Krieg für möglich, nur 16 Prozent hielten ihn für unmöglich. Von denen, die mit einem neuen Krieg rechnen, erwartete fast die Hälfte ihn in den närhsten 2fi Jahren. Auch dieser Auffassung liegt die Überzeugung von dem beinahe automatischen Kreislauf zugrunde, der von einem Krieg über Hoffnung und Enttäuschung zum nächsten führe. Die Folge dieser Hoffnungslosigkeit ist eine neue Neigung zur Auswanderung. Amerika und die Dominien locken als Länder mit neuen Möglichkeiten, während der Glaube an die Wiedergeburt der Heimat verschwunden ist. Soweit eine Hoffnung überhaupt noch vorhanden ist, stützt sie sich auf die Heimkehr der Soldaten nach dem Kriege Von ihnen erhoffen sich viele Zivilisten die letzte Rettung Englands. Aber die Soldaten selbst haben keine Illusionen mehr. Das Gespenst der Arbeitslosigkeit überschattet ihre Zukunft. Im Herbst 1943 wurde eine Umfrage gestellt: »Glauben Si«, daR es nach dem Ki'lege viele oder wenige Arbeitslose geben wird?« Von sieben Antworten waren vier schwarzaeherlsche. Das Bezeichnende aber war, daß die meisten glaubten, die Arbeitslosigkeit könne vermieden werden, daß aber niemand «r* wartete, die Regierung werde etwas dagegen unternehmen." überhaupt ist das allgemeine Mißtrauen In die Reglerenden eines der bemerkenswertesten Ergebnisse der Untersuchung Kaum jemand beschuldigt einen einzelnen Politiker oder eine besondere Partei, aber »sie«, die herrschende Schicht, spielt eine besondere Rolle in den Vorstellungen der Massen »Sie« stellen die geheimnisvollen und mächtigen Interessen dar, die nach Meinung vieler einfacher Engländer in den letzten Jahrzehnten das Land int Unglück gestürzt haben. Die Folg« dieser Erkenntnis ist aber nicht Auflehnung, sondern das hoffnungslose Sichfügen Trotzdem ist »Mass Obersvation« der Meinung, daß die Ursacheii für diese Geistesverfassung noch tiefer liegen müssen. So l«t es wahrhaftig eine hoffnungslos« Heimfahrt, die dem englischen Voik aus diesem Kriege in Aussicht steht. Das neue Buch wird In England, vor allem aber in ausländischen Kreisen Londons, als Sensation betrachtet. Sensationell können diese Erkenntnisse aber nur demjenigen sein, der England anders sehen wollte, als es war und ist. Die Hoffnnng elruger europäischer Neutralen, die sich die Wiedergeburt der Demokratie versprachen, hält den englischen Selbsterkenntnissen in »The Journey Home« nicht stand. So mag es angebracht sein, diesen Bericht mit der Beurteilung det Londoner Korrespondenten der »Göteborg Handel«- und Schiffahrtsnachrichten« als englandfreundlichen Blattls In Schweden abzuschließen. Er echreibt: »The Journey Home« gibt dem Leser viele Erschütterungen! Aber man hat eigentlich keine Veranlassung, das Zeugnis des Buches zu bezweifeint Es gibt wirklich ein gut Teil Zynismus und apathischen Fatalismus in der Betrachtung der Zukunft durch den einfachen Mann. Teils kann das damit erklärt werden, daß die Männer und Frauen der Weltkriegsgeneration die Gespenster der Zwischenjahre niemals losgeworden sind. Die Schatten der Vergangenheit tauchen ständig in ihren Zukunftsbildern auf. Als es noch keine gewaltige Kriegsmaschine gab, vermeinte der Einzelne, eine viel größere Rolle zu spielen. Jetzt ist er ein Rad. Seibat Gestalten, die in den harten Jahren als Führer der Wiederaufbau-arbeit erschienen, sind zu Rädern oe-worden. Jetzt geht die lange Reise Ihrem Ende zu, und eine unbekannte Küste steigt am Horizont empor.« Wieder 139 Terrorflugzeuge vernichtet 142 FeindDanzer nördlich Luxemburg abgeschossen — Der Feind in Le Havre eingedrungen Heftige Kämpfe südöstlich V'arschau — Durchbruchsversuch bei Ostrolenka vereitelt , • Der OKW-'Bericht dnb Führerhauptquartier, 13. September Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt; An der Westfront dauern die harten Abwehrkämpfe an den bisherigen Brennpunkten an. Zäher Widerstand unserer Truppen vereitelte feindliche Durchbruchsversuche nördlich Hasselt und aus dem Raum von Verviers in Richtung auf Aachen. In den Kämpfen der letzten Tage nördlich Luxemburg wurden 142 feindliche Panzer und Panzerspähwagen abgeschossen, 40 Panzerabwehrkanonen erbeutet oder vernichtet, über die obere Mosel sind amerikanische Verbände Im Vorgehen auf Lunevllle. Auch um Neuf-chateau sind schwere Kämpfe im Gange. Der Druck des Feindes auf unsere Sicherungen zwischen Vesoul und der Schweizer Grenze hält an. Gegen die befestigten Häfen im Westen haben sich die feindlichen Angriffe verstärkt. Der Feind griff Calais und Dünkirchen bis zu siebenmal vergeblich an. In Le Havre sind nach schwerstem Beschuß und rollenden Luftangriffen feindliche Panzer eingedrungen. Die Besatzung leistete bis zum letzten tapferen Widerstand. Auch im Hauptkampffeld von Brest wird gegen fortgesetzte feindliche Angriffe von Truppen aller Wehrmachtteile erbittert gekämpft. Eigene Gegenangriffe warfen vor Lorient den Feind an mehreren Stellen zuräck und fügten ihm erhebliche Schäden zu. Die örtlichen Kämpfe an den Alpenpässen der französisch - Italienischen Grenze dauern an. Mehrere feindliche Vorstöße wurden abgewiesen. In Italien sind im Feuer unserer überlegenen kämpfenden Nachtruppen zahlreiche feindliche Angriffe nördlich des Arno blutig zusammengebrochen. An der adrla-tischen Küste errangen unsere Divisionen von neuem einen vollen Abwehrerfolg gegen den zwischen Plan dl Castello und Riccione vergeblich angreifenden Gegner. Deutsche und ungarische Truppen schlugen im südlichen Siebenbürgen starke feindliche Angriffe zurück und schössen dabei eine Anzahl von Panzern ab. Bei Sanok und Krosno halten die heftigen Angriffe der Sowjets an. Südöstlich Warschau entbrannten heftige Kämpfe, In deren Verlauf die Sowjets, von zahlreichen Schlachtfliegern und Panzern unterstützt, einen Einbruch erzielen konnten. Weiter nördlich brachen die feindlichen Angriffe unter Verlust von 19 Panzern zusammen. Nordöstlich Ostrolenka verhinderten unsere Truppen in schweren Kämpfen unter Aufgabe von Lomscha einen auf breiter Front angestrebten Durchbruch der Sowjets. Aus dem Raum von Raseinen, Schagarren und Bauske wird lebhaftere örtliche Kampftätigkeit gemeldet. In Mittelfinnland versuchten die Sowjets immer wieder in unsere Absetzbewegungen hineinzustoßen. Sie mußten blutig abgewiesen werden. Auf dem Balkan sind die Gegenmaßnahmen gegen den an die Westgrenzen Rumäniens und Bulgariens vorgehenden Feind im Gange. Bei Tagesangriffen anglo-amerlkani-scher Bomberverbände auf mehrere Orte im Reichsgebiet am 12. September entstanden vor allem in Münster und München größere Schäden im Wohngebieten. Am 11. September wurde auch die Stadt Fulda betroffen. In der vergangenen Nacht richt«ten sich Terrorangriffe des Feindes gegen Frankfurt am Main, Mainz und Stuttgart. Außerdem wurden Bomben auf Wiesbaden und Berlin geworfen. In Luftkämpfen und durch Flakartillerie der Luftwaffe und der Kriegsmarine wurden 139 feindliche Flugzeuge, darunter 107 viermotorige Bomber, vernichtet. * in der Abwehrschlacht am unteren Narew haben sich die bayerische 7. Infanteriedivision unter Führung von Generalleutnant von Ravpard und die Sturmgeschützbrigade 904 unter Führung von Major Türcke durch vorbildlichen Kampfgeist hervorragend bewährt. Im Panzerabwehrkampf hat sich Hauptmann Adamowltsch besonders hervorgetan. Leutnant Voges, Kompanieführer Im Grenadierregiment 11, und Stabsfeldwebel Golla, Pionierzugführer im gleichen Grenadierregiment, zeichneten sich durch besondere Tapferkeit aus. Zutreiberdienste für Moskau London tut alles, um seine früheren Schützlinge auszuliefern dnb Stockholm, 13. September Eine Londoner Meldung erklärt jetzt von neuem, daß die Aufstände in Warschau mit Wissen Moskaus begonnen seien. Danach hat das {polnische Emigrantenkomitee bereits am 10. August dem Kreml eine Liste der Plätze zukommen lassen, wo Waffen für die Warschauer Aufständischen abgeworfen wer-, den könnten. Am 3. August, so heißt es weiter, habe Mikolajczyk Stalin persönlich von dem Ausbruch des Aufstandes in Warschau in Kenntnis gesetzt und ihn um Unterstützung gebeten. Stalin habe auch die Entsendung sowjetrussischer Verbindungsoffiziere nach Warschau zugesagt. Am 5. August sei dann der sowjetische Hauptmann Kalugin in Warschau eingetroffen und habe Stalin durch das polnische Oberkommando ein Telegramm zugehen lassen, das am 8. August durch die Briten nach Moskau weitergeleitet worden sei. Am nächsten Tage hätten dann /lle Briten ein Tele- gramm der polnischen Aufständischen an Rokossowski geschickt. Dieses Telegramm habe eine Koordinierung der Aktion vorgeschlagen und um Hilfe gebeten. Nach seiner Rückkehr aus Moskau habe, so schließt die Londoner Meldung, Mikolajczyk noch einmal Stalin telegraphisch um Beschleunigung der Hilfe für die Warschauer Aufständischen gebeten. Der Fall Sosnokowskl, der den Sowjets aus seiner Kenntnis der Dinge, vorgeworfen hatte, sie seien am Scheitern des Aufstandes schuld, zieht im Lager der Londoner Exilpilpolen immer weitere Kreise. Es zeigt sich wiederum die Taktik des Kreml, das Exllkomltee hinzuhalten, In der Erwartung, daß die Uneinigkeit im Lager Mikolajczyk die Verhandlungen nur erleichtern kann. Einer Meldung aus Stockholm zufolge hat sich das sogenannte polnische Sicherheitskorps von dem Exilkomitee losgesagt und den polnischen Sowjets zur Verfügung gestellt. Das Sicherheitskorps wurde 1940 auf Befehl von Sikorskl aus den Resten der aufgeriebenen polnischen Truppen gebildet und gehörte vor den Ereignissen in Warschau zu der sogenannten polnischen „Heimatarmee", die aus Anhängern der polnischen Emigrantenclique bestand. In einer Unterredung mit Pressevertretern machte sich Oberst Tarnawa, der Che'f des Korpsstabes, der sich nun den Sowjetpolen unterstellte, die Argumente des Kreml zu eigen, indem er erklärte, das polnische Emigrantenkomitee habe, als es sich auf das Unternehmen Warschau einließ, rein politische Ziele gehabt und damit gerechnet, daß es den Aufständischen in Warschau gelingen werde, die Stadt zu erobern. Dadurch habe Mikolajczyk seine Stellung bei den Verhandlungen in Moskau stärken wollen. Tarnawa erklärte weiter, er sei ein Gegner des Warschauer Aufstandsplanes. Nach Tarnawas Aöffassung Ist der Bruch des Slcherheltskorps mit den Aufständischen ein neuer Beweis für das Mißlingen der volksfeindlichen Politik der polnischen Emigrantenclique. Der Londoner Regierung ist der Verfall im polnischen Exillager durchaus Der Feind Nr. ^ Spaaliche Batrachtungen Ober IVankratch dnb Madrid, 13. September Die Entwicklung in Frankrei^ wird in dem benachbarten Spanien mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Die Zeitung »Ya« stellt dazu folgendes fest; Da« Bel-ipiel Frankreichs zeigt klar und deutlich, wo der Feind Nr. 1 für die Ordnung Europas zu suchen ist. Dieser Feind heißt; kommunistischer Terror. Wir Spanier sind an der Herstellung normaler Verhältnisse in Frankreich stärkstens inteiessiert. Europa kann nur mit einem Frankreich leben, das s.iwoh; nach innen wie nach außen einen Ordnungsstaat darstellt. England und die USA dfirften sich hierüber Im klaren sein. Für die anderen Länder, die ihre »Freiheit« wieder erlangt haben, gilt dasselbe.*: Im »Arriba« schildert Juan Pedro Luna den erbitterten Kampf, den die Elemente des Alglerkomitees geqen die Organisationen der Maquis führen. Einer mache dem anderen die Macht in Frankreich streitig. In dem Chaos, das dadurch entstehe, schöpften die Kommunisten mit Leichtigkeit den Rahm ab. Wenn die Regierung der Lage nicht Herr werde, dann würde bei der nächsten Regierungskrise nicht nur ein halbes Dutzend Minister, sondern die ganze Regierung bis auf den letzten Mann verschwinden, um die Durchführung der Pläne Moskaus zu erleichtern. nicht unwillkommen, well er London das Abrücken von den Polen erleichtert. So schreibt die „Yorkshire-Post", in den letzten Wochen seien die Schritte Sosn-kowskis von einer Unglückseligkelt gewesen, die einzig dastehe. Seine Unver-söhnllchkelt werde von dem polnischen Exilkomitee als Hinderungsgrund für eine Versöhnung mit Sowjetrußland gehalten. Wenn Raczklewicz sich weiter weigern sollte, Sosnkowskl zu entlassen, so werde das Mikolajczyk-Komltee vielleicht gezwungen sein zurückzutreten. Das würde aber alle Chancen gefährden, die noch für eine baldige Verständigung mit Sowjetrußtand bleiben. Die Ausführungen des englischen Blattes, aus denen der englische Außenminister Eden persönlich spricht, geben den Sowjets erneut zu verstehen, daß London weiterhin alles, was in seiner Macht liegt, zu tun bereit ist, um die Polen Moskau In die Arme zu treiben. Siubcrungaaktionen in Kroatien dnb Berlin, 13. September Nach zweiwöchigen Kämpfen gingen in den vergangenen Tagen Säuberungsaktionen durch Kosaken und kroatische Verbände gegen kommunistische Banden in Nordkroatien zu Ende. Im Verlaufe der Unternehmungen, die sich über das waldreiche Gebiet des Cacuk-Gebirges, der Moslaviner Berge und die Höhen der Bilagora erstreckten, büßten die Banditen rund 800 Tote ein. Besonders hoch war auch die Zahl ihrer Verwundeten. Der 'Banditenstützpunkt Casma, westlich der Moslaviner Berge, wurde erobert. An allen Stellen gab es beträchtliche Beute. Die eigenen Verluste waren gering. Italien Iflrchtet den Winter dnb Stockholm, 13 .September In Italien wächst die Furcht vor dem Winter, in dem es an Brennstoff, Licht und Lebensmitteln fehlen wird, schreibt der römische Korrespondent von »Goete-borqs Handels- und Schiffahrtszeitung« und fährt fort, daß die Alliierten jetzt auch andere Länder noch versorgen müßten. Großer Mangel herrsche an Lebensmitteln. Malaria und Tuberkulose nähmen ständig zu. Schlimmer noch sei dio weitere soziale und moralische Auflösung wegen des Mangels an Arbeit und als Folge der Inflation. Druck 0 Vailag Mitbürger Verlagt- a Druckerei* Get. IB. b H — Verisgslettung Egon BaumgartDer, Hauptsclirlftleitung Autos Geracback, beide ta Marburg e. d. Drau, Bndgasie 0. E«r Zsit roi AnMlaeu dt* Prelallate Nr. 9 qOlUo. Fürst der Naturwissenschaften Zu Alexander v. Humboldts 175, Geburtstag »Ko6mo6'< heißt das bekannteste Werk Alexander von Humboldts, und wahrhaft kosmisch war auch das gesamte Wirken dieees großen deut-fichen Gelehrten, — wenn man das griechische Wort als »geordnete Allumiaeeen-hoit« deutet. Von den beiden Humboldte war der um zwei Jahre Scherl.nildcrdicn.i jHere Wilhelm der schöngeistigere, daher auch «eine Leistung wesentlich auf den Gebieten der Sprachforschung und der Kunstlehre lag, während die Alexanders im Wirklich-kelt^reich der Natur wurzelt. Beidon gemeinsam waren der Hochgeist und seelische Adel, mit dem sie alles Ein-zelstreiben erfüllten und die politische Begabung, die sowohl Wilhelm wie Alexander zu hohen Staatsämtern und mehrfach zu wichtigsten Aufträgen der Staatslenkung führten. Höchst merkwürdig ist das Zusammentreffen, daß im deutschen Geistesleben, ungefähr Im gleichen Zeitraum, der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, drei hochbegabte Brüderpaare fast zugleich auftraten: die Grimms, die Schlegels und die Humboldts. Alexander von Humboldts Genie faßte noch einmal das gesamte Wessen von der Natur In einem überragenden, schöpferischen Intellekt zusammen. Zum letzten Mal, denn gerade er war es. der die Naturwissenschaft in die induktive Bahn der »exakten« Forschung« wie« — zu der Methode, nicht vom Allgemein-Gedanklichen zum Besonderen, sondern umgekehrt von der Summe genauester Einzelbeobachtungen zur Ge«amtdeutung der Natur und de« Naturgeschehens fortzuschreiten, der Methode, die seitdem zu der unübersehbaren Aufteilung in die hundert Gefclete der Spe7.ialwis-senschafte>n geführt hat. Vor hund,ert Jahren aiber und noch lange darüber hinaus war Alexander von Humboldt die nalurwiseenschaftUche Autorität schlechthin — für Europa, ja für die Welt. Er beherrschte, forschend und deutend, Geologie und Bolanik, Geographie und Astronomie, Zoologie und Mineralogie, Geophysik und Klimatolo-gie .Ethnologie, Sprachgeschichte und Kulturgeschichte. Auch an der Schaffung der Grundlagen der Statistik als Wie-senschalt ist er wesentlich beteiligt. Die Voraussetzung für so ungeheures Wissen schuf er sich mit seiner berühmten sechsjährigen Reise durch die Länder Süd- und Mittelamerik^is (1797 bis 1803). und durch eine weitere wissenschaftliche Expedition nach Asien. Die Ergebnisse seiner Forschungen legte er in drei Hauptwerken illeder: in einem riesigen, dreißigbändigen Reisewerk, in den ».Ansichten der Natur« und in dem vierbdndigen »Kosmos, Entwurf einer physischen Weltbeschre'bung«. Die ganze Welt der Erscheinung, von den Sternen bis zu den Moosen, wird In diesen Büchern dargestellt, alles aber auch In einen großen Zusammenhang gerückt und unter die Gesetze durchgehender »Innerer Kräfte« gestellt. Der Einfluß, dea A. v. Huiuboldte universale Be- trachtung der Natur auf die europäische Gesamtkultur ausgeübt hat, ist ungeheuer .In diesem allgemeinen Bildungswert seiner Werke liegt auch seine höchste kulturgeschichtliche Bedeutung, nicht, wie etwa bei Kepler oder Koper-nikus, in unsterblichen Einzelentdek-kungen, obgleich, natürlich, auch die wissenschaftliche Sonderleistung bei ihm nicht fehlt. Goethescher Geist schwebte über der Lebensarbeit Alexander von Humboldts, wie auch über der seines Bruders. Einen Fürsten der Wissenschaft nannte ihn seine Zeit. Flüsse, Meeresbuchten, Gebirge, Minerale wurden nach ihm benannt. Und hätte der deutsche Geist nur diesen einen Namen: Alexander von Humboldt In die Tafeln der WeltkuHur-geschichte gegraben, es wäre ein Beitrag, der Unsterblichkeit gewiß. K. E. K. Die versäumte Gelegenheit Gelegenhelten gibt ei . . .1 Mehr noch als die Milchstraße Sterne hat. Ja, vielleicht wandeln wir überhaupt eigentlich auf der Milchstraße des Glücks; Jeder dritte Pflasterstein ein Meteor der Erfüllung. Aber was tun wir? Wir treten Immer danebenI Immer versäumen wir die Gelegenheit, die große des Lebens, die kleine des Alltags, wir, die Dilettanten, die Stümper und kleinen Hascher, Der Umstand, daß es Glücksritter gibt, die mit nachtwandlerischer Sicherheit jede Gelegenheit beim Schöpfe zu packen imstande sind, kann unser Mitleid mit un« selbst nur vergrößern. Keiner unter uns, der nicht eine ganze Anf-henlnitle voll versäumter Gelwjen-heiten auf dem Rücken trüge, voll mit den Brandüberresten von Erfüllungen, die sich schon dargeboten hatten und die — weil wir nicht Zugriffen mit beiden Händen — im nächsten Augenblick Mn Feuer und Rauch aufgingen Dabei geht es weiß Gott nicht immer um verhinderte Königserfüllungen, oft sind es nur kleine Dinge, die vorbeigelangen. Etwa ein zünftiges Kraftwort, das man einem bösen Kerl nicht ins Gesicht schleuderte, samt der dazugehörigen Ohrfeige. Oder eine »Hirschleder- ne«, die einmal zu einem Spottpreis zu haben war und nun einen weit Unwürdl--geren ziert. Daß »Mädchen im besten Alter« jedem Kuß nachtrauern, den sie abwehrten, gehört« zu den Stammpassiven versäumter Gelegenheiten Auch Reisen, die man nicht unternahm, rechnen dazu. Und machte man sie, so bedauert man immer wieder, »sich damals nicht täglich' angesäuselt zu haben, wo dort der Wein doch so billig warl« — Es gibt ältere Leute, die es sich nicht verzeihen können, den Caruso nicht gehört, die Duse nicht erlebt zu haben immerhin ein posthumer Wunsch von Niveau. Ein Schwerennöter erzählte mir dreimal die Geschichte seiner großen Liebe Zu einem Goldschmiedstöchterlein von köstlichen Reizen. Aber nicht die vorbeigelungene Heirat bedauert er, sondern nur den Umstand, daß er sich vom Vater Goldschmied keinen Siegelring schenken ließ. Leute, die gern in den Bergen wandern, sind besonders unbescheiden. Nach schönen Touren sind sie nicht beglückt, sondern im Gegenteil voller Selbstvorwürfe — etwa, well sie angesichts des »Schiachen Huat« diesen Gipfel nicht bestiegen haben. Und waren sie später wirklich oben, verzeihen sie es sich nicht, bei dieser Gelegenheit nicht auch auf die »Glatte Zenzi« gestiegen zu .sein. Ist aber auch dieser Wunsch in Erfüllung gegangen, jammern sie wieder darüber, daß sie nicht gleich den »Sakrischen Tschulk« mitgenommen haben, sie sind imstande, die ganze Erdkarte auszubreiten, um auf alle Gipfel der Welt hinzudeuten, zum Beweise für Ihre versäumten Gelegenheiten. Und so wie diesen zügellosen Bergsteigern geht ^ Im Grunde uns allen. Haben wir den Hügel des Wunsches A endlich bestiegen, sehen wir den Berg des Traumes B. Sind wir auch dort oben angelangt, erspähen wir das Hochland der Sehnsucht C. Und zuguterletzt hat jeder seinen Tsrhim-borasso, den er versäumte, zu erklimmen. Aber hadern wir deshalb nicht mit dem Schicksall Retten wir uns lieber in ein Gleichnis, Auf einer Schnur wollen wir die versäumten Gelegenhelten aufreihen, gleich schimmernden Perlen, die ja auf dem Grunde des Meeres auch unter Schmerzen gezeugt werden. Und mit diesem matten Schimmer verhinderten Glücks wollen wir uns feuchten Auges schmücken. Rudolf Korner Aus dem Kulturleben Der Gauverlag Bayreuth bringt in der Reihe seiner Feldpostausgaben vier Bändchen aus den Werken Gustav Frey-j tags heraus mit Teilstücken aus den ; ,.Bildern aus der deutschen Vergangen-; helt" und dem Roman „Die verlorene Handschrift". Der Dichter Ludwig Tügel wurde 55 Jahre alt. In Hamburg starb 71jährtg der Schriftsteller Hermann R. Härtel. MARBURGER ZEITUNG Donnerstag, 14. September 1944 * Nr, 258 * Seite 3 Gemeindearbeit vereinfacht Neue Anordnungen des Reichsministers des Innern Im Zeichen dee totalen Krieges hatte der Reichfiminister des Innern bereits Anfang August eine Reihe von Vereinfachungen in der Gemeindeverwaltung angeordnet. Jetzt sind weitere Rund-f. T- .' nu n ergangen, um noch mehr Arbeitskräfte in der Gemeindeverwaltung einzusparen. So »oll die Arbeit in den Eigenbetrieben der Gemeinden weitei vereinfacht werden. Grundsälzlich «ollen Gas- und Wasserwerke zum drei- oder mehrmonat-Mchen Ableöezeitrauni übergehen — also nur noch Viertel- oder Halbjahresrechnungen ausschreiben Npch Möglichkeit «oll dabei dieser eog. Hebedienst füV Gas und Elektrizität gegebenenfalls auch noch für Wasser, Kanalisation usw zusammengelegt werden. Die Verpflichtung der Gemeinden über 35 000 Einwohner, den j Müll restlos auszusortieren, um die dabei j anfallenden Alt- und Abfallstoffe zu er- i fassen, wird aufgehoben. Den Gemeinden bleibt es frei gestellt, die Müllauswertung weiterhin 7u betreiben, sownit Kräfte dazu zur Verfügung stehen. Die Fürsorge wird vereinfacht (nicht herabgesetzt!), dadurch daß Barleistungen künftig einen Monat im voraus und zwar ' möglichst durch die Post ausgezahlt werden. Weite'^e Bestimmungen fordi^rn , ■weitgehende Vereinfarhiinqen de^ K.is- ■ sen- und Rechnungswesens der Gemcin- Das wichtige Frühfseetfenster Die ersten Vorzeichen des Herl>Btes machen s'ch wieder bemerkbar, d'e Tage werden kürzer und die Nächte mit dem starken Tau kälter. Sehr empfehlenswert ist es, daß wir jetzt urser Weinsp.Tlier an der Wand durch Voistlzen von Mist bzw. Frühbeltfenstcr i'ie Trauben zur besseren Reife bringen. Hinte#- d'esem Glase wird sich auch nachts die Wärme gut halten können, die sich während des Tages durch die Sonne aufgespeichert hat. Man wird erstaunt sein, was dies Glas zur Reifung der Früchte ausmacht. Auch Tomaten, die an der Wand stehen, sollten unbe.dingt durch Frühbetlfenster rechtzeitig überglast werden. Die Früchte werden hierdurch schneller und besser reif. Selbst Nachtfröste werden hierdurch ferngehalten und man kann also knge bis im Herbst hinein die schönsten Tomaten ernten. Gefahren der Dreschmaschine Findigs Schlepperführer drücken oft die Dreschmaschine mit dem Schlepper auf die Tenne. Sie lassen einen Prügel zwischen Vorderachse des Schleppers und Hinterachse der Dreschmaschine halten. Durch Abgleiten des Prügels und das dadurch verursachte Auflaufen des Schleppers sind schon viele Arbeitskräfte totgeguetscht worden. Das Verschieben darf nur mit einer mindestens 1 50 in langen Kuppelstange vorgenommen werden, die sowohl am Schlepper, als auch an der Maschine befestigt ist. den und Gemeindeverbände, nachdem schon vor einem Monat angeordnet worden war, daß Haushaltspläne für 1945 nicht aufzustellen sind. Die Buchführung der Gemeinden wird »entfei-nert«, die Kassenprüfung in der Regel auf jährlich eine beschränkt. Soweit wie möglich »ollen Kassen zusammengelegt, die Erhebung von Gebühren vereinfacht werden. Bei allen diesen Sparmaßnahmen auf dem Finanzgebiet gilt natürlich aut h für die Gemeindeverwaltungen der Grundsatz des Reichsfinanzministe's in seinem Erlaß vom 25. August 1944, dfifl jeder, der über Haushaltsmittel des Reichs (oder Gemeinden) verfügt, sich bewußt «ein muß, daß er »als Treuhänder des deutschen Volkfvermögens handelt.« Brot fortlaufend backen Für den Reichsgau Salzburg wurde angeordnet, daß bei sämtlichen Bäckereibetrieben die Broterzeuqunq fortlaufend ' zu erfolgen hat. Auf diese Weise entfällt | die Herstellung de« eoqenannten Nachmittags-! und Abendgebäclte«. ^ Auch in den Gebäckformen treten Vereii^fachun-gen ein. Die Herstellung von Feingebäck sowie Weiß- und Milchbrot wird von dieser Anordnung nicht berührt. Prelsausschrelbunq zur Kohlenqewinnunq In dem Bestreben, die Leistunnen des deutschen Bergmanns durch maschinelle Kohlenqewinnunq zu erhöhen, hatte der ' Bergbauverein im Juli 1943 ein Preisausschreiben bekanntqegebeu Das Hauptgewicht wurde darin beim Untertagsbe-trieb auf die Ausbautechnik und die Ge-winnungstechnik der steilen Lagerung qelegt.Bei der Preisverteilung wurde einer Zeche für das von ihr entwickelte neue Ausbauverfahren ein Preis von 40 000 Reichsmark zuerkannt. Knocheitsammiung in Kroatien Auf Grund der günstigen E gebnisso, die bei dei im Vorjahr vorgenommenen Altpapiersammlung duich Ausstellung von Zigarettenbezugscheinen erzielt wurde, ist beschlossen worden, bei der Abgabe von Knochen außer dem Abkauf-preis Anweisungen für eine bestimmte Menge von Zigaretten, Waschseife oder Tischlerleim abzugeben. öj)ort und liirnen Bäume» die von sich reden machen Die Dutzendbuche auf Wilm und das Baumtor von Meuselbach Wohl jeder deutsche Gau hat seine Baumriesen, an die sich oft allerlei Sagen knüpfen. Zahlreiche uralte Eichen, Buchen, Eiben und Tannen stehen in unserem mit Wäldern so reich gesegneten großen Vaterland als lebende Erinnerung an längst vergangene Zeiten, und durch allerlei Seltsamkeiten des Wuchses sind vielfach wahre Baumwunder entstanden. Eine der merkwürdigsten Bäume findet sich auf V^ilm, der kleinen südlichen N«*beninsel Rügens. Es Ist eine Rotbuche mit einem Stammumfang von über sechs Metern, die wohl an die 40 Meter In die Höhe strebt. Das Malerische an diesem Baum ist sein einzigartiger Stamm und seine geheimnisvolle Krone, die schon drei Meter über dem Boden sich auszubreiten beginnt. Der von oben nach unten durch tiefe natürliche Einschnitte gekennzeichnete Stamm sieht so avls, als wäre eine ganze Anzahl von Bäumen zusammengewachsen. Manche behaupten, es hätten dort einst zwölf Elnzelstämme gestanden und sich im Laufe der Jahrhunderte zu diesem eigenartigen ,,Baumwald" vereinigt. Doch treten Botaniker imd Förster dieser Auffassung entgegen. Im Volksmund heißt diese Riesenbuche die „Dutzendbuche". Ihre Krone hat einen Durchmesser von rund 35 Metern. Sage und Phantasie haben sich mit diesem prächtigen Baum viel beschäftigt. In seiner eigentümlichen Verästelung glaubt man ganze Jagdsfücke, z. B. einen Eber, einen Hirsch mit vielzackigem Geweih, einen Fuchskopf, aber auch einen Schlangen- und Drachenkopf mit aufgesperrtem Rachen und deutlich hervortretenden Augen zu erblicken. Eine alte Spezialkarte der Insel Wilm verzeichnet diese schöne Laune der Natur als die „tausendjährige Buche". Botaniker schätzen ihr Alter auf gut 400 Jahre. Im Thüringer Wald, zwischen Waltersdorf und Meuselbach stellt die vielbesuchte „Torbuche" eine besondere Merkwürdigkeit dar. Mitten durch eine andere Buche ist da nämlich eine andere Buche hindurchgewachsen und hat so ein schönes spitzgiebeliges Tor gebildet. Viele ähnliche Fälle dieses Baumwunders, nur im kleineren Ausmaß, gibt es im wundervollen Garten der 1719—1744 erbauten Würzburger Residenz, die das Hauptwerk der deutschen Schloßbaukunst im Zeltalter des Barocks ist. Da sind In den Laubengängen die Hainbuchen, die die Gartenwege überschatten, mit dem eisernen Gitterwerk, daß ihnen Halt geben soll, so zusammengewachsen, und da gehen die Eisenstäbe derart mitten durch das Holz, als hätte man durch die dicken Stämme und Aste Bohrlöcher gemacht, die Stäbe durchgezogen und kunstvoll verkittet. Holz und Eisen bildet da auf weite Strecken eine untrennbare Einheit. Schließlich sei noch eines seltsamen j Naturspiels im Protektorat' gedacht. Uli-weit von Jawornik bei Hoherimauth wächst aus einem alten Weidonbauin eine jetzt bereits 18 Meter hohe Fichte, Vor Jahren mag ein Fichtonsamon in den morsch gewordenen Weidenstamm gefallen sein und dort Wurzeln geschlagen haben, die bekanntlich tief in die kleinen Risse und Spalten selbst harten Felsgesteines einzudringen pflegen. Jetzt haben die Fichlonwurzeln längst durch den hohlen Weidenstamm die Erde erreicht und gehen dem hohen Stamm, der aus der Weide herausgewachsen ist, festen Halt. Die Überraschung für die Frau Eine Überraschung besonderer Art bereitete ein in Magdeburg ansässiger Mann seiner Ehefrau, die im Harz zur Erholung weilte. Er hatte den Plan gefaßt, ohne Wissen der Frau ein neues Schlaf- und Wohnzimmer anzuschaffen. Um die ihm fehlende Restkaufsumme aufzutreiben, wandte er sich dem Spiel zu, wobei er aber nur Mißerfolge hatte und so viel verlor, daß er sogar nach und nach die alte Wohnungseinrichtung verkaufte. Als die Frau zurückkehrte, fand sie keine Möbel mehr vor. Wegen Verschleuderung der Familienhabe mußte der Ehemann vier Monate Ins Gefängnis wandern. i Gebart im D-Zug Nachdem in den letzten Tagen ein kleiner Dänenjunge in einem Taxi das Licht der Welt erblickt hatte, hat jetzt eine junge Erdenbürgerin ihren ersten Schrei ebenfalls in einem modernen Verkehrsmittel getan. Im D-Zug Malmö —Stockholm teilte beim Verlassen der Station Norrköping eine junge Frau dem Zugschaffner mit, er möchte ihr ärzllicho Hilfe besorgen, da sie ein Kind gebären werde. Ein Arzt sowie eine Krankenschwester, die zufällig im Zuge mitfuhren, nahmen sich der Patientin an. Ein Abteil erster Klasse wurde geräumt und zum provisorischen Entbindungsheim umgestaltet. Binnen einer halben Stunde | hielt die Mutter ein gesundes kleines i Mädchen im Arm. Wiedersehen nach sieben Jahren an der Front. Die Brüder August und Alfons Rupprecht aus Baumqnrfen im schlesi-srhen Kreis Frankenstein trafen sich, wie sie ihren Angehörigen mitteilten, zufällig auf einer Zahnstation an der Ostfront. Die Freude über das Wiedersehen war besonders herzlich da sich die beiden Brüder seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hatten. Die ersten ausgereiften Portugieser Trailben an der Ahr. Die Trauben hahnn eich in diesem Jahr an der Ahr \uid im anschließenden Rheingebiet sehr günstig entwickelt. So g'bt es in einem Weinl)erg bei Ahrweiler bereits seit Tagen völlig ausgereifte Porlugieser Trauben. Nach dem Urteil auch der ältesten Winzer ist bisher kaum je eine so frühe Trauben-reife beabachtel worden, Neun- und EUklee. Kinder fanden auf dem Felde in der Nähe des Ortes Kuk-kerneese (Ostpreußen) gewiß selten vorkommenden Neun- und Elfklee. Die Stengel hatten einen is D) erwies sich mit di, m Zielfeniruhigcwehr als vielseitiger Scluitze. Er erziello bei je 15 Schüssen liugend autgelerit und liegend freihändig aus 300 m Üiillernun<( mit lO-Ring-Geiechtsscheiben 240 Ringe bei 300 möglichen. Den zweiten IMalz belegte hier Pw. Danner (Wehrkreis Ifi) mit 235 Ringen vor Fw. Oppermann (Wehrkreis li| mit 229 Ringen. Die Mannschattsmeisterschaft mit Zielfernrohrgewehr fiel auf den Wehrkreis 18 mit 1051 Ringen vor dem Wehl kreis 9 mit 1047 Ringen. Oberleutnant Knüpfer (Wehrkreis l6) orreirjile im .Arinecgc-wehrschießcn ohne Zif-Urrnrolir mit 573 Ringen von 720 mö^liclien den ersten Platz. Wehl kreis 11 sicherte sirii hier den Mannschaftssieg mit 2000 Ringen. * Villacher SV besiegle KAC-Rapid. Im Kärntner Fiißljallspoit w.ir es der alte Rivalenstre't zw;sch-?n Villa.her SV und KAC-Rapid Kla^fenfiirt de" viel Interesse fand. 1500 Ziischfnier ruihm.n in Villach an dem Spiel, das die I:''iiheip"i'sch''ii verdient 2:0 (0:0) gewinnen konnten, regen Anleil. Schwabens Turner traten in Gundflin-gen zu ;hren Meisterschalten in tini Mehrkämpfen an. Im deuts-lien Zwo't-kampt «iente lUil'.le (.'Vuci-.bu'(i) ind ;ni Clerfile-Zehnkiunnf Lfnj (Knitcir.). Storch Furopabester Itji ITamt^''rwu''f. Die leicht.ilhlftischen kvstersrh.il lea des Sporlgaues Manrhen-Olierluivern hatten als horciiisiaijcndir Le.-iiiinn c neu Mammerwurf des dentsrh-n M' is'erf? Storch von 55,48 m M t (lii'sr.- W -.te hat Storch sich an d:e Spitz- der e ;rn-päischen JahresbesU'iil'stf gt>st''7t di-n bislang der Ungcir Nenu-th ni;l .iri.SO ni anführte. lichtspiel-theater □ Für lugendl nicht raqettit. □□ Für Jugenill. unter 14 ]. nicht lugelaistn. ■URO-LICHTSPIELE, Heute 15. 17,.10, 1Ü.45 Uhr. h'urniul 22-19. Der Ufa-Farbnim i,lmrncnsee" (Ein dcutscties Volkslied) mit Krislina Söderbaura, Cari RailJatz, Pniit Klinger und 0er-_mana Paolieri. □□ ESPLAITade-LICHTSPIELE. Donnerstag, den 14. September: SchUise In Kabln« 7. Maria Anderi;az nach Marburg Rastasche mit Monogram TS und Inhalt an sich genommen hat, wird dringend ersucht, dieselbe nach Marburg. Postlach 150, einzusenden. Andernfalls polizeiliche Fahndung, da Anhaltspunkte vorhanden. I verschiedenesH Neua Arkaltan des Malers Pipo Petein in der Kunsthandlung Karbeutz derzeit erhältlich. 6919-14 Tausche gut erhaltenen elelitrischen Doppaikochar, 220 V, gegen gleichen von 120 V. Anträge an die M. Z. Cilll unter Nr. 36.___—14 Harrenfahrrad gegen goldenen Siegelring zu tauschen gesucht Zuschr. unter „Siegelring" an die „M. Z.". 7043-14 Ahnanpal-Ausfartlgung, Dokumtnlanba-ichaffung. Famitienforschungsinsttiut. Graz, 0rleskai_6q^____32a7-M Harmanlum gegen Pianino zu tauschen oder uro 400 RM zu verkaufen. _______________________7050-14 Sportwag*!* xegen Nähmaschine zu tauschen. Dr^uweller, Zwettendorferslraße 154. 7054-1 Tlschhard, gut erhallen, weiß eir Herl, dreizylllndrie, samt ROhten, <-gegen gut erhaltenen reguIierbareD elektr. 2-Platten-Kochcr getauscht. — Verw._____ 7048-14 Daminfahrrad tausche gegen elegunte Damenhandtasche. Wertausgteich. In der ,,M. Z."., CIIH 3645-14 Klndarbatl mft Matratze Oehschule (Kirschholz) und Klnderschulhank zu tauschen gegen intakten Volksempfänger 220 V Adr In der Geschältsstelle ^„M. 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B — Ernst Goll-U l-II, Ruf 20-68 Betrillt; Spalsikartoffalversorgung Bekanntmachung Im Wirtschaftsjahr 1944-45 können die Verbraucher ihren Bedarf an WintirKarloffeln entweder a) durch laufenden Be?ug beim Kleinverteiler, b) durch niniteilerunß vom Verteiler oder c) durch Einkellerunß unmittelbar vom Erzeuger decken. Die Einketlerungsböchstmcnge, die bei Vollelnkellcruna idr neun Zuteihungsperioden (13. November IU44 bis 2' Juli 45) bezogen werden darf, beträfet lur ühi r drei |ahr"e alte Versorguiigsberechtigte 100 kg Spclsckartoiroln je Kopt und lur bis zu drei Jah'e alte VersorgunRsbetech-tigte 50 kg SpelsikartoMoIn Je Kopt. A. Elnkallerung durch unmittelbaren Bezug vom Erzeuger. Beim Erzeuter-Vcrbraucherverkchr muß giundsälzlich die VolleinkellerunB von lOü kg Speisekarlofleln aut einmal vorgtnommen «eroen. HietiU werden van den Karten-stalltn htsnndere Elnkelterungsscheine ausgegeben. Die Ausgabe der Einkellerungsscheine erfolgt aul Grund der viiigelegten grünen Bezugsuusweise lür Speise-kartoffeln, wobei a) bei Voltelnkellerung von 100 kg, für zwei Einkcl-le'ungsscheine zu 50 kg, sämtliche Wochenabschnitte vom Dezugsausweis lür Speisekartoltetn von dei Karlensltlle abgetrennt werden; b) bei TeileinkellerunR von 50 kg. entweder die für die Zeil vom 13, November 194-1 bis 18. März I94.'i oder die für die Zeit vom 19. M^rz 194'" tis 22. luli 1945 (ie nach Wunsch des Verbrauchers) vorgesehenen Wochcn-abschnitte gegen Ausgabe eines Einkelleruni-sschcines abgetrennt werden; c) hei Kleinstkinde-n bis zu drei jähren für die Einkellerung von 50 kg Speisekai toffein sämtliche für neun Zuteilungsperioden vorgesehenen Wochcnubschnltte gegen Ausgabe eines Einkcllertingsscheine« abgetrennt worden. Die Einkellerungsscheine werden fU- die Bewohner der Inneren Stadt in der Bezirksdiesntstplle I, TegelthoffstraDe Nr. 26, und In der Rczirksdienststcllc II, Triesterstraße 44, In nachstehender Rtihenfolee ausgegrben' am Dienstag, den 12, Septembrr 1944, für Eniplangs-berechtigte mit den Anlnngsbuthstabcn A—0; am Mittwoch den 13, Septen-ler 1944, für Empfangs-berechtigte mit den Anfangsbuchstaben II—K; am Donnerstag, den 14. September 1944, für Empfangsberechtigte mit den Anfangiibuchsi.Then L—0; am Freitag, den 15 Septembei 1944, lür Empfangsberechtigte mit den Anfangsbuchslabin P—S; am Samstap, den 16. Septemt^r 1944, für Empfangsberechtigte mit den Anfangsbuchstaben Sch—Z. Die Ausgabe erfolgt in der Ze.l von 8—12 Uhr und von 14—18 Uhr, Samstag Icdoch . ur von 8—12 Uhr. In derselben Reihcnlolpe werden die Einkellerungsscheine auch in allen tlbrige" Bezitksdienststcllen des Stadtkreises Marburg verteil Jene Verbraucher, die in der oben festgesetzten Zeit die Einkellerungsscheine nicht abholen konnten haben diese bis splitestens 1 Oktober *944 zu beheben. Die Oiiltlgkcit der Einkellerungsscheine ist bis lum 10, Dezember 1944 beqrenit. Sofern du Einkellerungsscheine bis dahin vom Erzeuget noch nicht beliefert sind, verfalkn sie. Belm unmittelharen Bezug der Kartollel vom Erzeuger, müssen die ElnkellerimEsstheine difs''m vor LIelerung der Spelsekartofleln übergeben werden. Bei Selbstahhotung der Kartoffeln durch den Verbr.iu-cher, ist von diesem bei der zusiändlcen Kafienstc'Ie eine Bescheinigung darüber anzufordern, welche Menge er auf Grund der ahgeeebenen Einkellerungsscheine iriil7u-führen berechtigt ist Diese Bescheinigung dient dem Verbraucher als Transnoribecle'lsrhf'n. B. Einkellerung durch Bezug vom Vertiller. Jene Verbraucher, die sieb für die Einkellerung von Spelsekartofleln bei irgend eliicm Verteiler entscheiden, müssen demselben den grünen Bezugsausweis für S{)clse-sekartoffeln bli lUngitent 1. Oktober 1?44 vorlenen. Beim Bezüge dei E)nkellcrung5ka''t()(reln vom Verteiler, dürfen auch bei Vollelnkellerung (100 kg) vorläulig nur so kg Kartollaln ausgegeben werden. Die Ausgabe der restlichen 50 kg Kartoffeln daif erst nach Aufruf vorgenommen werden. Bei Tellelnkellerung Ist es dem Verbraucher Irelgestellt, entweder für die Zeit vom 13 November 1944 bis 18. März 1945 odtr für die Zelt vom 19 März 1945 bis 22. Juli 1945 einzukellern. Für die Einkellerung werden vom Veiteiler die entsprechenden Wochenabsthnitte abgmenn' und die Entgegennahme dieser Abschnitte durch Aufdruck des Firmen-stempelt bestätigt, 3039 Im Auftrage: loitf Ticharlicha. I Der OLirbQ,-g> rmi^istor der S-adt M'-^urn .1 «1 D'.-u ' KUNDM.VCHUNG An al:c ?erija?n, dln Ii ^'•srb'jrrj Wohnunn sucfien. Ai' r "i '' • -i lall wti^e Ith mit Nu'.'ii'tuck , darauf hin, d'iH Zu/uu r.ac'.i I nur nach ' 'u'ijr hei mir r I Zu7iigsfciiehmin,'ine er'.i''it I i. \>'cr : ohne itii- e ■/u,'ucsgtnfiiinini"'c: n.'iCli , Ma'hurg komm!, k.v.n tinr W int U'iiti-' nunc erhallen und muß J-i; fcclii'cn, ! Wiedel ii^: -clipben zii fi'ir.o I Zu/u',"^!!! nehniinuriK k'ir.n-'n niii im Ar-bi.-iisein-iül/ liiLi tat'.'ie rers'indi k .m-nun. Ob deren l .imüfn ■■■ V,'. It.ui'.imi ' unlerr.hr,Tth; werfl(.n e't, k.inn nur fMllwtise tsprull unii iiLsc'.i''.iltn werden. Marburg am 14 September !'iM, ' 3fi54 Knaus. I .^UrRlT zur Abholung von Pot;.->r,iturqcq".''sli)n-den und 5ie)ii'n Ct-^nen- iChncldert^Rrkstf'ille Eüssbcih K'j':trr, ■ Martuiq, H.-igv»traD< 17 ■■ i' r Da-tr.ensi-hre.dt vitik ,..r c E iseib Küster in .M.Tb'irg, K -.tr.iH: /u ' Rcparalurzwecko und Ne-janf; . Ii-im-gen übelc^-beticn KleuJ;:-r unil .'.loiie s'nd bis zum lio. S-t" l!"-l rn .M.iiiulakturu'arenccschhfl loh.-nn Trn'n, I Marbu'g Viklrinshoiu.i-^fi l 'i, dh/uhii-, len, N.ich Versiie:then dit'.sr. l'rlst I wird eine l!:i tunc liii Vefbloib I dieser C^ipensiande nicht uhernommen. t Der Beauftreote des Releh*k"n"flisiari j (Ur die Festigunq Oeutf^men Volkstums, I Marburg Drau, Getii;ht;-l:.)i>;-i'. .c 5- 7, i Ilaupiubtcilung Wirlbcl • -t HAUPTSCHULE WINDISCHGP^Z. ri'• i'").. ,irh* be'.;iunt am Montag, den 1B September. Oer Rflktar. spart Seife! Noch jeder Hausarbeit genügt ein wenig ATA — otleiri oder mit etwoi Seite — um selbst die schmutzigsten Hände tadellos zu iduberrs. Heraestelitinden Persil-W<>rle :t RM ie Ki.i-sse Stniitllcho Lo'terla-Einnahme Prokopp, Wim VI., .M, 'a-liillerKiTii'jc ;!(} tosvertand aiih im Paldl Seite 4 * Nr. 258 * Donnerstag, 14. September 1944 MARBURGER ZEITUNG HimoUidu itinidstUoii Die Sanntalcr Hopfenpflücke beendet Totenleier in Polstrau In treuer Pflichterfüllunq im Einsatz des Wehrmdnnschdttsslurmes Polstrau qegen Banditen fiel der Wehrmann Peter Miedl. Der Tote wurde in seinen Heimatort überführt und im Saal des Gemeinde-dmte« aufgebahrt Samstag, 9 September, erfolgte die Beerdigung am hiesigen Ortsfriedhof. Kreistuhrer Bauer würdigle in seiner Grabrede die Verdienste des Gefallenen im Kampfe gegen 1 indfremde Banditen und versicherte der Witwe, Mutter von serhs Kindern, daß das Reich die Fürsorge für die Kinder übernehmen werde. In Vertretung des Wehrmann-Bchafts-Standartenfuhrors Fischer ver^ib-schiedete sich Pg. Wagner von dem Toten. Herrliche Ta^e in Kärnten Cllller Mädel vor neuer Arbeit Vicrzjg Jungmadel-, Madel- und M-Werii-Gruppenfuhrerinnen des Biinnes Cilli holten sich im heurigen Spätsommer in der wunderschönen Jugendherberge Dobrollach am Faakersee in Kärnten oei einem gemeinsamen Gruppenführerinnenlager Kraft, Wissen und Freude zur Arbeit der nächsten Monate. Unter der Leitung der MadeUührerin des Bannes Cilli wurde in dem dchttagigen Sommerlager alles d'is durchbesprochen und gelernt, was eine Gruppenlührerin für ä.ch lind ihre Arbeit besonders notwenJig braucht. Besonderes Augenmerk wurde auf Sport und kulturelle Arbeit gelegt. Es wurde auch ein heiterer Elternabend veranstaltet, bei dem der Gebietsführer vou Kärnten und die Bundesjugendmädel-lührerin. Traute Lorinser, anwesend waren. über persönliche Lebcnsgestaltung und die deutsche Frau im Wandel der Geschichte sprach die Mädelwerk-Beuuf-Iragte der fiundesjugendführung, Trude Zeischegg. Aber auch der Erholung in Licht und Sonne wurden Freizeitstimden gewidmet unrl auf da« Baden und Boot-fahren im wunderschönen, von Bergen eingeschlossenem Faakersee nicht vergessen. Ein Tag war sogar einem Aus-ilug, auf die Gerlitzen mit der Kanzelbahn vorbehalten. In diesen acht Tagen gemeinsamen Erlebens wurden die Gruppenführorin-iien des Banne« Cilli zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschweißt, die felsenfest /.usanunenhallen, alle Schwierigkeilen überwinden wird und mit Freude wieder an der Arbeil ist. E. P. * Unsere Glückwünsche, Am 14, September 1944 feiert Franz Fritz, Elektrotechniker der Deutschen Reichsb.ihn, Marburg, Dismarckfetrafle 17 wohnhaft, mit seiner Gattin Mathilde das Fest der silbernen Hochzeil. Der Jubilar, der Obmann des Steirlschen Bundes der alpinen Trachten- und verwandten Ver-«>ine zu Graz ist und auch dem alpinen Gemeinschaftsarbeit bringt kostbare Ernte ein — Josef Bil^,r, Pionier des untersteirischen Hopfenbaues Im unteren Sanntal ist es wieder ruhig und still geworden. Das flöhliche Singen, Jjuchzen und Lachen der Hop-feniclauber, das seit dem 15. Auguöt dtm Beginn der Hopfenpflücke, das un-teie Sanntal erfüllte, ist verstummt. Die vielen hundert Hopfenpflücket aus den Cillier Betrieben ungenüt»er. Da kam ein Zufdll Bitger zu Hilfe. Beginn der Nachfrage Das Jahr lß82 war eine schwere Hop-fen-.Mißernte, vor allem in Bayern und im Sudetenqau rfie damals schon bedeutende Hopfenbaugebiete aufwiesen. Die untei^teirischen Brauereien gerieten in rtrge Bedrängnis, Der Cillier Bierbrauer Paulus, der dort, wo ehemals das bekannte Gasthaus »zur Krone« stand, eint; m gen vorgenommen. Ist der Hopfen pul-vertrocken, so wird er in Säcke gestampft und in besonders trockenen Räumen bis zum Verkauf aufbewaiirt. Reiter der Sanntal-Bauern Um das Jahr 1850 lebte der SinTtaler Bauer noch in sehr ärmlichen Verhältnissen. Er nährte sich vom Ertrag seiner Landwirtschaft, die aber noch nach Urväterbrauch betrieben wuide. Auch der Holzhandel warf nicht viel ab. Alä dann in den folgenden Jahren Amerika die Welt mil Weizen überschwemmte, kamen lür die Sanntaler Landwirte schwere Zeiten. Da die Bauerngrundstücke nur mittlerer Größe waren und der Boden noch sehr primitiv bearbeitet wurde, war auch der Ertrag sehr gering. Es gab wenig Wiesen und fast keine Viehzucht. Der Bauer, aber auch der Schloßherr, gerieten immer tiefer in Schulden. In dieser bäuerlichen Notzeit kam aus Der Erntewagen ist aufgefahren Verein »D'gmüatlichcn Grazer« als Groß- Württemberg der landwirtschaftliche bauer vorsteht, hat sich um die stelri-schrn Bundee-Trachtenvereine in der Gauhauptsfadt besondere Verdienste erworben und aulopferungsvoll mit dazu beigetragen, steirisches Heimat- und Volksbrauchtum in vorbildlicher Pflege zu halten. Betreuung der Wehrmannschaflskame-raden. Die Ortsgruppe Gonobitz führte Adjunkt Josef Bilgcr in das Sanntal. Auf i dem Schlosse Neu-CilU entwickelte er als Gutßverwalter eine segensreiche Tätigkeit Er sann besonders auf Mittel und VVege, um den Bauern zu helfen und brachte in Erfahrung, daß bereits in den Jahren 1855 bis 186ü im unteren Sanntal Versuche mit der Pflanzung des Saazer Hopfens gemacht wurden, die aber fehl am vergangenen Sonntag eine Betreuungi schlugen. Bilger ließ sich nun aus seiner der Kameraden der Wehrmannschnfl unter reger Beteiligung der Bevölkerung durch. Eine Sammlung für das Krief^s-Winterhilfswerk erbrachte (hierbei den bchonen Betrag von über 1400 RM. schwäbischen Heimat Hopfenpflanzen biingen. Diee>ft waren kräftiger und stärker und der Erfolg großartig. Doch konnte der Hopfen nur schwier abgesezt werden, Die Bauern standen daher die- Süssenbergs grosser Tag Kreisführer Bauer überreichte die Orts^ruppenfahne Sonntag, den 10. Septembei beging die Ortsgruppe Süßenberg im Kreis Lutten-berg ihren Orlsgruppentag. Trotz dos Ernstes der Zeit, dem bei der Festlegung des Programms Sorge getiagen wurde, halte der Besucher den Eindruck, daß es sich um einen richtigen Festtag handelte. Leurhend rot flatterten die l^ihnen vom Dorfanger in Wölling, wohl «leni schönsten Fleckchen In den Büheln und verkündeten den ringsum verstreuten Häusern, die ebenfalls beflaggten, 'iaß es sich um einen ganz besonderen Tag handle. Es gibt keine richtigen Dörfer in der Ortsgruppe, nur Streusiedlungen, und die Bewohner sind nicht allzusehr mit irdischen Ciütern gesegnet. Zum größten Teil kleine Besitzer und Fabriks- arbeiter, leben sie ein fleißiges und »ihr-sames Leben. In seiner Liebe zum Unterland und seiner Treue zum Führer gleicht auch hier der Untersteirer den ansaßigsn Deutschen in der Ebene an der Mur. Sie schdflen alle mit, sie arbeiten für den Sieg und ihre Söhne kämpfen an den Fronten. Fernab vom Trubel der großen Welt, fast nur auf sich selbst angewiesen, halten diese Menschen hier die Treue zum Führer und erfüllen die Forderungen der Zeit Es war kein lautes Fest, vielmehr ein Bekenntnis aller Teilnehmer an der Kundgebung, als Kre:s-führer Bauer im Aiiltraci dos Bundesführers dem Ortsgruppeniührer die Fahne übergab mit dei Weisung, weiter /u arbeiten und weiter zu kämpfen. kleine Brauerei betrieb, kam auf der Suche nach Hopfen auch nach Sachsen-feld. Er kaufte und lud 5 Ballen zu je .50 kg auf. Der Hopfeiipreie betrug damals fünf bis sie-ben Gulden für das Kilogramm eine geradezu unerhörte Höhe. Zur Zahlung verwendete Paulus einen Tausendguldenschein. Blitzartig verbreitete sich diese Nachricht im unteren Sanntal, denn so ein Geldschein war hier noch nie gesehen worden. Und noch dazu für einige Ballen Hopfen I Das wirkte. Immer mehr Bauern begannen Hopfen zu pflanzen und in zwölf Jahren gab RS bereits eine Hopfenbaufläche vcm 1000 ha mit einem Ertrag von 12 000 q. Josef Bilger, der tatkräftig« Begründer und unermüdliche Förderer des Hopfen-bane« im unteren Sanntal, konnte sich an den Anfangserfolgen noch erfreuen. Aber schon am 17. März 1894 starb er in Arndorf, 67 Jahre alt. Er ruht auf dem Friedhofe in Sachsenfeld, wo ihm einige dankbare Ho|>fenfc,"iuern einen schönen Grabstein setzten. Sein Grab geriet nicht in Vergessenheit, es wird heute noch gehegt und gepflegt. Zum Weltruf Verbessert wurde der Hopfenbau dann durch den Gutsbesitzer Ritter «von Haupt auf Schloß Straußenegg bei Fraßlau und den Sachsenleider Bürgermeister Hau-senbüchler, di« die Golding-Sorte ins Sanntal brachten, die dann auch den »Südsteirißchen Hopfen« weltbekannt machte. Bereits 1880 wurde die »Südstei-rische Hopfengeseltechaft« mit dem Sitze in Sach«enf«ld gegründet, das nun zum Mittelpunkt des Hopfenbaües in der Untersteiermark .wurde. Angeregt diirch die Erfolge im Sanntal wurde auch in Er-lachste^n. Friedau, Gonobitz, Rann, Ro-hitsch, Tüffer und Windischfeistritz Hopfen gebaut, jedoch entsprachen die klimatischen Verhältnisse nicht dieser empfindlichen Rebenpflanze und wurden die angelegten Kulturen zum größten Teil wieder aufgelassen. Der Hopfenrummel Da der Sanntaler Hopfen, der als »Süd-steirischer Hopfen« in alle Welt verschickt wurde, reißenden Absatz fand und sehr viel Geld einbrachte, verküm-inßrte bald die übrige Landwirtschaft. Die Wohlhabertheit der Hopfervbauern zeigte sich bald in schöneren Wohnbauten, besserer Kleidung und bequemeren Loben, aber auch in größeren Ställen und da es leichter verdient wurde und sie hatten viel mehr Zeit sich mit Politik zu beschäftigen. E« ist d^her nicht von ungefähr, daß gerade im unteren Sanntal und besonders in Sachsenfeld von jenseits der Grenze imporLierte fremde politische Einflüsse guten Nährboden fanden und weiter getragen wurden. In kaum einer Gegend der Ualersteiermark gab e« vor dem ersten Weltkrieg soviel fanatisch« Politiker wie gerade im unteren Sanntal. Der Weltkrieg 1914/18 stoppte diese nicht gerade erfreulich« Entwicklung arb. Die Hopfenanbaufläche verminderte sich auf 700 ha, doch betrug sie im Jahre 1924 wieder 850 ha und drei Jahre später gar 2033 ha. Die »H o p f e n p r i n z e 6 s i n« Tn dieser Zeit der wirtschaftlichen Scheinblüte herrschte im unteren Sanntal ein wahrer Hopfenrummel. Alle« machtc in Hopfen. Das Geld floß in Strömen herein, Auch ein Dorfdichter f?nd sich, der die »Hopfenprinzessin«, ein lustiges Theaterstück, schrieb, das über alle Landbüihnen ging und auch in Cilli aufgeführt wurde, Zu dieser Zeit lag d'ds Geld im unteren Sanntal wirklich auf der Strafte Die HopfenbA.uern legten ihr leicht verdientes G«+d in Klavieren an, die d^nn irgendwo in den Harpfen verschimmelten, oder in teuren Möbeln und sonstigem überflüssigem Hausrat. Es wurden nur mehr die besten Weine und Champagner getrunken und überall ge-zprht und Gflaop abgehalten. Es wnr ein tolles Leben damals im untereft Sanntal und die unvermeidlichen Hopfenjuden, die damals den gesamten Hoptenluindel lenkten und zu ihrem Vorteil auswerteten, waren die uivgekrönten Könige. ül>er Nacht aber karm der Katzenjammer. Die Hopfenprelse fielen von 130 auf 40 Dinar. Der Hopfen wurde fast wertlos. Es lohnte sich gar nicht mehr, ihn zu pflücken. Hopfenfelder mit der prächtigen reifen Ernte wurden verschenkt. Der Sanntaler Hopfenbauer kam in arge geldliche Bedrängnis und tiefe Schulden. Gelenkte H o p f e n w i r t s c h a f t In diesr" Notzeit der Sanntaler Hopfenbauern kam als freudig begrüßter Rettungsanker, fast noch in letzter Minute, die Helmkehr der Untersteiermark. Bs war auch eine der ersten Maßnahmen des Cillier Ernährungsamtes, den Hopfenbau im Sanntal auf eine geisunde wlrt' Aufnihmen: Privat Rasche geht die Arbelt vonstatten Hopfenlagerhaus in Sachsenfeld, d4(I /.U gUilll l . liUiÖll villi.,, ,*ei1U- gleieh dieser Hopfen nicht zur Biererzou-ggng verwendet, sondern verbrannt oder sonstwie vernichtet wurde. So sorgt da.s nationalsozialistische Dei't«rh!■'iiH-« '0>- d'«- nn»rif^.tn<-(srh"n Bauern. Die Hopfenpreise wurden seit l.>-li bihecitc;h u.noiti. uie ^..:i'iiiiit! Ernte zum Verkauf zu bringen, wurda heuer wieder eine vierte Qu^alität eingeführt. Der Mittelpunkt der Hopfenbewirtschaftung im unteren Sanntat ist das gegeben werden, wobei die bestehende Beschränkung auf 100 Gramm im Kalen-dervierteljahr auch hier gilt. Weiler können für den Einkauf \on Meterware zu Reparaturzwecken (0.20 m Im Kalen-dervlerteljahr) auch die neuen zehn Punkte verwendet werden. Gesperrt dagegen sind für die neuen Punkte alle Artikel, die auch sonst auf Kleiderkarten für Männer und Frauen nicht bezogen werden dürfen, Das gilt z. B. für Männerhemden orter Männerhemdstorre, für Schlüpfer, Strickwesten t!sw Artikel, die nur gegen Bezugschein .an Verbraucher gegeben werden, sind auf die neuen Punkte ebenfalls nicht zu beziehen. Handelt es sich aber um Ware, für die der Bezugschein unter Abtrennung von Kleiderkartenpunkten ausgestellt wird, dann kann das Wirtschaftnamt auch die neuen Punkte abtrennen-, wenn nicht mehr alte genug vorhanden sind. neuen Harptf^n. Die Menschen des un- ( machern und Gerüchteverbreitern- ent-teren Sanntales wurden leichtlebiger, gegenstellenj Pflichterfüllung bis zum Da.i Geld rollte schnell durch die Finger Äußersten und den unbändigen Willen, Pettaus unwandelbare Gefolgschaftstreue Eine begeisternde Kundgebung • Waren die Kundgebungen des Steiri- alles zum Endsieg beizutragen. Scharfe sehen Heimatbundes schon immer gut Abrechnung hielt dabei der Kreisführer besuch,t besonders wenn eine Rede des mit den Unruhestiftern, die ob aus elge-Kreisführers angesagt war, so war die ner Feigheit oder böswillig die unsinnig-Großkundgebung der beiden Pettauer sten Geschichten verbreiten und denen das Handwerk zu legen, selbstverständliche Pflicht jedes Volksgenoasen ist. Die ungeheuren Leistungen unserer tapferen Soldaten an allen Fronten fanden bei der Besprechung der militärischen Ereignisse beredten Ausdruck und der Hinweis auf die uns in der Heimat daraus erwachsende Verpflichtung zu doppelter Anstrengung aller Kräfte wurde mit begeisterter Zustimmung aufgenommen. Als der Kreisführer seine Rede mit einem Treuebekenntnis zum Führer schloß dankte ihm nicht endenwollender Beifall als eindrucksvolles Gelöbnis unwandelbarer Gefogschaftstreue. Es wird verdunkelt von 20 bis S Uhrl Ortsgruppen am 11. September im großen Saal des Deutschen Hauses schon lange vor Beginn überfüllt. Kreisführer und Landrat Pg. Fritz Bauer hatte Ausführungen zur Lage angekündigt. Klar und offen, ohne Schönfärberei umriß er die Gegebenheiten der Stunde. Mit aller Eindringlichkeit stellte er die Probleme heraus, die die Ereignisse der letzten Wochen der Stadt und dem Kreis Pettau stellen und vor allem die Forderung, die daraus jedem einzelnen erwächst; überlegene Ruhe und ' gläubiges Vertrauen den ewigen Miß- Die Mädchen A 11 21 in der XjlVI ROMAN VON E M MUNGENAST Nactidrucksreclit: Wilhelm Heyne Verlag In Dresden Sie stieß tcierlich mit ihm an ui\d trank ziemlich rafich ein paar kleine Schlucke, »Schmeckffi?t »Wundervoll , meinte (^ie mit glänzenden Lippen und z.eiqte ihre herrlichen Zähne, »Wundervoll. Ollried!' »Dann trink nur tüchtig, aber nicht so schnell.'; »Nein nicht so schnell! Außerdem bist du ja bei mir. Da kann nichts püRsierenl« >Was sollte denn passieren?x »Oh, ich könnte sehr lustig werden und ganz allein umhertanzen! Und dinn brauchte mich jinnaii'Du bist ja ein dulles Dingl — Ach, du schneidest nur aul.« Sie zuckte mit den Schultern, »Ich glaube nlchtl Meinetwegea habe icii mich nie beherrscht. Wahrhaftig! Immer nur der anderen wegen. Ich sehne hiich wie verrückt nach GesellsLhaflern in deren Gegenwarl ich mich gehen lassen kann, Bitte, urteile selbst! W o schön wäre 06, wenn man sich mal richtig gehen la«;sen könnte! Warum tut man es aber so gut wie nie? Nun weil die anderen es nie verstehen würden. Wahrhaftig! Man muß das Beste und Echteste seiner Lebenslust unterdrücken, weil man die anderen nicht verlet^ep oder verwirren möchte.« »Ist es nicht viel mehr das Urteil der anderen ,das man fürchtet?« »Ach du lieber Himmel! Seil wann hat ciäö BC'Ste und Echteste etwas zu fürch-l€-n? Du bist bestimmt ein Spießbürger, trotz Auto, Bar und Champagner!« Er lachte belustigt auf. »Oh lieber Otfried! Regu'siten machen noch lange keinen Mann! Sonst müßten ja alle Kaiser und Kön'ge wirklich Kaiser und Könige gewesen sein. In I Wirklichkeit waren nämlich die meisten nur alte trübselige Mäusel« Er lachte wiederum laut und herzlich auf, *Nip ^»»h ib" "^'t hü»""" nr f'-i-•■■«♦nr- derung an. »Paß mal auf, lieber Vetler, lyiiriiiil Uei uv^iiien tmiiijuii liebuctii'ii hf'st du dich fein beherischt aber jetzt, so scheint mir, läßt du dich gehen, indem dif» plötzlich herummeckerst und henimnörgelst. Stimm ts?' «Da;» stiiiunt keineewogsU versetzte er mit aller Entschiedenheit. »Ich will das Gute, das Richtige, das Ordentliche und Gehörige, Ist das etwa ein Fehler?'( »Keineswegs! Aber man darf nicht kleinlich dabei werden, sonst macht man sich lächerlich!« »Köstliche Biankal« rief er lachend aus, »Prosit! Auf dein Wohl!« Sie tranken. »Wollen wir auch auf deinen Buchhalter einen Schluck trinken, Bianka? Vielleicht werden dann alle Stellen auf Wange, Kinn, Stirn und Nacken rot, auf die er dich gokülit hat!« »Buchhalter? Was für ein Buchhalter?« »I^a, dies schmächtige Bürschchen aus dem Schwarzen Hof! Wie heißt er denn noch?« »Friedrich Wilhelm?« »Ja, erl« Erlaube mal! Ein Bürschchen ist er nicht, sondern ein hochgeschätzter Prokurist beim Ingelfirvger überlandwerkl Da du was von Wirtschaft verstehst, wirst du seine Tüchtigkeil zu würdigen wissen.« »Was wird er schon verdienenlt? »Das ist ganz gleichgültig! Geld allein macht nicht glücklich, und außerdem ist in Ingelfingen noch kein Prokurist verhungert.« »Habt ihr euch schon geküßt?« »Und wenn! Was geht's dich anl« Sie zog den Schal noch dichter über dem Ausschnitt zusammen und lachte Ihm höhnisch in« GeeichL »Vom Kuseeu ver- stehst du bestimmt nichts, weil du erstens darüber redest und zweitens noch nicht verheiratet bist. Die Frauen und Mädchen mögen dich sicher nicht!« »Und warum nicht?« »Ist dir meine Antwort soviel wert?« »Vielleicht.« »Also gut«, sagte sie nach kurzem Zögern. »Du siehst gut aus, bist tadellos gekleidet, hast eine gute Stellung, verkehrst in guten Kreisen und bist noch immer ein Junggeselle. Ergo muß etwas dasein, das dich trotz aller Vorzüge nicht bGgehrenÄWt>rt macht.« Nun wurde er ernst. »Vielleicht bist du zu anspruchsvoll«, fuhr sie eilig fort, »aber auch dies wäre ein großer Nachteil. Wir Mädchen pflegen mehr zu bedenken, als ihr Männer ehnl. So bedenke Ich zum Beispiel die eigentümliche Tatsache, daß du erst heute früh in der Au angekommen bist und daß wir bereits nahezu alle Probleme durchrfist haben, und so bedenke Ich weiterhin, daß aluch morgen ein Tag ist, i'nd frage mich nicht ohne Sorge, was dc'nn alles noch besprochen werden soll. Wäre es nicht netter und amüsanter, die Lust am Vermehren der Probleme zu unterdrücken?« «Ich habe dem Vertrauen entsprochen, das Ihr mir geschenkt habt, und wenn ich ein wenig kritlaleren muß, so wird men gut daran tun, darauf zu hören.« »Du willst, daß wir in Stellungen gehen und se^bet unaer Brot verdienen. — Gleichzeitig aber machst du dich über dje Stellung und über das Einkommen von Friedrich Wilhelm lustig. — Mir scheint, du kannst dich selbst nicht leiden.'( »Haben wir uns heute in der Au nicht ausgezeichnet unterhalten und uns vor Lachen gebogen?« »Freilich«, flüsterte sie und betrachtete ihn au« halbgeöffneten Augen. »Aber du hast mich mit dem Mantel, hast mich wegen Polonius und wegen Friedrich Wilhelm geärgert, der mich übrigens gar nichts angeht. Und Gabriele gegenüber hast du mich ein schwanzloses ,mausrun-des Affchen genannt, das sich mit jungen Burschen herumtreibe und sie zu Keckheiten verführte. Ich bin nicht rund, ich bin genau so schlank und wohlgebaut wie meine Schwestern, und wenn du mich für rund und mausrund und schwanzlos äffchenhaft bezeichnest, so trifft das logischerweise uns alle.« In Morells Gesicht malten sich Erstaunen und Mißtrauen. »Du, Ich glaube, du hältst mich rum Narren.« Sie hatte sich zurückgelehnt, hatte deg Schal vom Ausschnitt und von den Schultern gleiten lassen und dehnte nun die Brust. »Du willst doch wohl nicht im Ern