ffli 171 101 f) SONDERABDRUCK AUS: Wörter und Sachen KULTURHISTORISCHE ZEITSCHRIFT FÜR SPRACH- UND SACHFORSCHUNG HERAUSGEGEBEN VON R. MERINGER W. MEYER-LÜBKE J. J. MIKKOLA R. MUCH M. MURKO BAND V. HEFT 1. 1913. BEZUGSPREIS FÜR JÄHRLICH EINEN BAND VON 30 BOGEN 20 MK. VERLAG VON CARL WINTER’S UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG IN HEIDELBERG i0l5 /v/ "L «117171 7 t-* ^fiL^r—r—r~r^*J' Die Schröpfköpfe bei den Slaven. Slav. bana, banka, lat. balnea. Von M. Murko. Auf Meringers Wunsch suchte ich eine befriedigende Erklärung der Bedeutungsübergänge Bad, Badewanne, Gefäß und speziell Schröpfkopf (vgl. Meringer, W. u. S. IV, 196 f.) für slav. bana, dem. hanha und glaube trotz des beschränkten Materials, das mir augenblicklich zur Verfügung stand, einer Lösung dieser prinzipiell nicht unwichtigen Frage nahe gekommen zu sein. I. Nachträge über das Schröpfen und Aderlässen bei den Slaven. Die Bedeutungen von banica, bana. Der Gebrauch des ursprünglichen Instrumentes, des Hornes, ist aus den Wörterbüchern nachweisbar bei den Slovenen (rog, roge staviti, rožU Pleteršnik s. v., das Verbum staviti wiederholt sich meist in den übrigen slavischen Sprachen), Kroaten (rog nur bei I. Belostenec Gazophylacium s. v. und unter cucurbita), Bulgaren [rog Miladinoff, Deutsch-bulg. Wb. unter Schröpfkopf, fehlt aber bei Duveruois und Gerov), und Großrussen (rožoh, rožici pl., Dal’ Slovar 2. Aufl. IV. 100 s. rog und I 46 s. banica), doch scheint bei den letzteren nur noch die Erinnerung daran fortzuleben, denn rožolc wird mit banica (s. S. 4) gleichgestellt und dieses ausdrücklich als gläsernes oder irdenes Gefäß erklärt; auch die Erklärung der suchija banici (= trockenes Schröpfen) mit postanovka Icublcov (kubok, Becher) v prisos spricht dafür. Ebenso wird weißruss. banka als Hörnchen (rožoik) zum Aderlässen erklärt (Nosovič). Mit Rücksicht auf lit. taures statgti bemerke ich, daß ich ein turij rog weder im modernen (Dal’, Nosoviö, Hrinčenko) noch im alten (Sreznevskij) Russisch finde; es ist auch nicht wahrscheinlich, daß man die großen und immerhin seltenen Hörner des Auerochsen (tur) außer zum Trinken bei Festgelagen (Dal’ IV1 2 456, Sreznevskij III. 1038) auch zum Schröpfen gebraucht hätte1, wobei nicht bloß unter den Schweizern des 16. Jahrhunderts einem Menschen soviel Hörnlin2 angesetzt wurden, daß er «wie ein Igel» aussah. Wie es dort oft schien, «als wenn man im Blute badete», so waren fast bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die großen Bassins der Badeorte Krapina-Töplitz und Warasdin in Kroatien3 «rot von Bauernblut», anderswo sorgten aber die Barbiere dafür, die z. B. 1 Ausnahmsweise kann das immerhin vorgekommen sein, denn beim polnischen Volk wird auch vom Gebrauch sehr großer Gläser oder Töpfe zum Schröpfen berichtet (s. S. 4). 2 Alfred Martin, Deutsches Badewesen, Sl. 3 Zbornik za nar. život I (1896), 288. 1 Wörter und Sachen. V in Prigorje1 vor 25 Jahren 6, 8, 9 und auch 12 Hörner (rog) auf den Armen und am Halse ansetzten, «daß alles blutig war». Aus der obigen Nachricht über die kroatischen Kurorte erfahren wir weiter, daß das übermäßige Schröpfen heute verboten sei und daß die Leute sich deshalb nach Ungarn begeben, um dieses Volksheilmittel gebrauchen zu können. In der Tat wurde durch eine Verordnung der kroatischen Landesregierung vom 18. Februar 1894 das Setzen der Schröpfköpfe (rogovi, kupice) in den öffentlichen Bädern bedingungslos verboten, die Veroi’dnung aber am 11. Mai 1902 wieder außer Kraft gesetzt, weil sie nicht zu dem ersehnten Ziele führte, im Gegenteil stellte es sich heraus, daß sich seit ihrer Geltung mit dem Aderlässen und dem Setzen der Schröpfhörner «hiezu unberechtigte Personen ohne ärztliche Verordnung abgaben und so die Gesundheit des unwissenden Bauernvolkes durch übermäßiges und unangebrachtes Aderlässen gefährdeten.» Gleichzeitig wurde bestimmt, daß in Zukunft das Aderlässen in öffentlichen Bädern nach dem § 5 der Verordnung vom 4. April 1876 gegen übermäßiges Aderlässen und den dazu gehörigen Durchführungsbestimmungen (Punkt 17, 18, 19, 23) zu behandeln sei. Darnach wurde das Schröpfen in gemeinsamen Baderäumen aus Sittlichkeits- und Gesundheitsrücksichten verboten, aber in eigenen Kabinen kann jede Person besonders geschröpft werden. Die zum Schröpfen verwendeten Personen müssen dazu die behördliche Bewilligung haben und stehen unter Polizeiaufsicht. Zuwiderhandelnde werden bestraft; Winkelbäder, die dem unwissenden Volk besonders gefährlich seien, sollen besonders verfolgt werden.1 2 Mit Rücksicht auf diese Tatsachen wundern wir uns, daß wir in einem so umfangreichen Wörterbuch, wie es Jambrešić’s Lexikon ist, nichts davon unter cornu, cucurbita und ventosus finden. Wie mangelhaft uns über solche Dinge auch die übrigen serbokroatischen Wörterbücher unterrichten, beweist der Umstand, daß rog als Schröpfwerkzeug der Barbiere auch für Bosnien aus Visoko3 nachgewiesen ist. Verbreiteter als Hörner sind als chirurgisches Instrument auch bei den Südslaven becherförmige Glasgefäße «ohne Fuß»4, wofür das seine romanische Herkunft deutlich verratende kupica (dem. von hupa) bei den Slovenen (schon 1592 in Megisers Wb. nachgewiesen, Pleteršnik s. v.), Kroaten und Serben (seit dem 17. Jahrhundert) in allen Wörterbüchern belegt ist; außerdem ventüza (= ventosa) nicht bloß aus Ragusa, sondern auch aus dem übrigen Dalmatien, denn das Zitat aus Dellabella’s Dizionario und Stulli’s Rjeöoslozje stammt aus Hektorovic s Ribanje5 (schon im Jahre 1568 gedruckt), also von der Insel Lesina. 1 O. c. XII. 129. 2 Vladimir Katiöic, Zbirka zakona i naredaba tičučih se zdravstva i zdravstvene službe, Zagreb 1905, S. 655—660. Die Verordnungen sind natürlich auch in den betreffenden Jahrgängen des Zbornik zakona i naredaba, valjanih za kraljevinu Hrvatsku i Slavoniju zu finden. 3 Zbornik za narodni život VIII, 102. 4 Rječnik hrv. ili srpskog jez. V, 795. 3 Gemeint sind die Verse 411 ff. In den Stari pisci hrv. VI, S. 14 und in der Ausgabe von S. Ljubid u Zadru 1846), S. 39, lautet das Wort bantuze, woraus das Agramer akademische Wöiterbuch (I, 176) ein neues Wort gemacht hat und es von mlat. pandox ableitet. Es wird der übliche Vorgang des Blutausziehens mittels Glasgefäßen (sude caklene) beschrieben, wobei «ein wenig gehechelter Lein» angezündet wird: Da ako li lana užgavši staviš tuj Malo razčešljana. Aus unserer Zeit ist das Aderlässen aus Poljica, südlich von Spalato, in zweierlei Art bezeugt1: na venu und na vintuze, was gewöhnlich «Dorfärzte» (seoski Ulcari) besorgen. Itn ersten Fall wird der Oberarm abgebunden und von zwei in der Mitte des Ellbogens bei ausgestreckter Hand hervortretende Äderchen (vene) wird eine nach Wahl mit einer Lanzette durchschnitten. Die kleine Wunde wird mit einem Stück Feuerschwamm (trüd) belegt und gut verbunden. Na vintuze schröpft man in folgender Weise: an der kranken Stelle wird etwas Werg angezündet, diese gleich mit einem Becher (žmul1 2, in der Klammer čaša) bedeckt, das Fleisch emporgehoben, der Arzt macht darauf zwei oder drei Einschnitte, zündet wieder Werg an und setzt den Becher (čaša) darauf, der in das Fleisch eiudringt und das Blut herauszieht. Das wird drei- oder viermal gemacht, dann die kleine Wunde ausgewaschen und verbunden, worauf sie schnell heilt. Den Aderlaß nimmt man vor, wenn starke stechende Schmerzen auftreten3 (Kada su velike punte, punta aus it. punto), das Blut in die Brust und in den Kopf dringt. Wenn jemand irrsinnig wird, läßt man ihm die Ader oben am Kopf, hinten am Hals oder unter der Zunge. — Ausgesogen wird das Blut meist durch Blutegel (pijavice). . . Bei Cechen, Polen und Russen heißen Schröpfköpfe barika, pl. banici. Im Alt-čechischen sind banki pušččdlne schon unter den echten Glossen der Mater Verborum4 belegt. Die zahlreichen lexikalischen Belege bei Jungmann, Kott und Gebauer klären uns jedocb über das Material5 *, die Gestalt und Größe der Schröpfitöpfe nicht auf. Nur im Inventar eines Prager Magisters aus dem Jahre 1603 finde ich eherne (banky medöne) erwähnt.0 Jedenfalls war das Aderlässen (pouštčni žilou) und Schröpfen (säzeni banök) sehr verbreitet, denn als dazu gehörige Werkzeuge werden außer banka aufgezählt7: obinadlo (Binde, aus ob und viti), pušt’adlo (Laßeisen, Schnäpper, Lanzette), geUzko (wörtlich: kleines Eisen), selcäcek (Hackmesser, vierkantig mit 12 bis 16 Klingen) lampa (Lampe8 aus Glas oder Messing nach Kott I. 876), pyar/« (Blutegel, hier gebraucht für Heurloups Instrument). Das Schröpfen (auch bankoväni genannt) war ein Geschäft 1 Zbornik za nar. život IX, 40. 2 v.mul, žmuo und žmul', nur «den westlichen Gegenden» des serbokroat. Sprachgebietes bekannt (Katadžič, Broz -Iveković) ist natürlich ein Masculinum, daher im pl. zmuli. Hovorka und Kronfeld, Vergl. Volksmedizin II, 387, bieten anstatt dessen den Akk. žmule für Schröpfköpfe in Dalmatien. Bezüglich der Etymologie vgl. W. u. S. IV, 190. 3 Ich glaube den Sinn mit Hilfe eines dalmatinischen Hörers richtig wiedergegeben zu haben, denn die Wörterbücher bringen kein punta. Wie so häufig, lehrt auch dieser Fall, daß es bedenklich ist, volkskundliche Materialien im betreffenden Dialekt niederzuschreiben, die dann nicht einmal ein Einheimischer verstehen kann, ohne daß damit der Sprachwissenschaft genützt wird. Übrigens bemerke ich mit Vergnügen, daß die südslavische Akademie der Wissenschaften in Agram meine Mahnung (Mitteilungen der Anthropol. Gesellschaft in Wien, Bd. XXXV, 309) beherzigt hat und in ihrem Zbornik za narodni život i običaje, Bd. 16, 1 ff. die Monographie über Samobor bereits in der Schriftsprache mit Beibehaltung und Hervorhebung der charakteristischen Ausdrücke im Text oder in der Klammer bringt. 4 J. Gebauer, Slovm'k staroüesky I, 25; Fr. Kott, Cesko-nömecky slovntk V, 942. 6 Nur Kott I, 46 sagt: aus Glas, Messing, Kautschuk. 0 Z. Winter, O životč na vysokych školach pražskych, 142. Es ist zu bedauern, daß in Z. Winters Kulturni obraz Ceskych möst ein einschlägiges Kapitel fehlt. 7 Kott, Cesko-nömecky slovntk II, 78. 9 Hovorka und Kronfeld (Vergl. Volksmedizin II, 386) berichten: Das Schröpfhörnl wurde über der Unschlitt- oder Butterflamme erwärmt; die «Leuchtbutter» wurde in einem dem antiken Lämpchen nachgebildeten Tongeschirr benutzt, wozu der Bauer in der Regel das sogenannte Schröpfschmalz (Butter als Geschenk für den Bader) mitbrachte. 1* der Bader1, für trockenes und blutiges werden als begrifflich genaue Entsprechungen angeführt: banky suche, — krvave. Im Polnischen wird banka erklärt (Warschauer Stownik jyzyka polskiego I. 95): ein gläsernes Werkzeug der Bader zum Ausziehen des Blutes oder Aussaugen des Giftes aus einer Wunde. Banici können sein suche (trockene), cieic (geschnittene, gehauene, mittels eines baniecznih von 12 bis 20 Messerklingen). Ihre «allgemein bekannte Gestalt» ist der einer «Glocke oder Birne» sehr ähnlich. Das einfache Volk gebraucht jedoch «Gläser und Töpfe von verschiedener Größe, manchmal von sehr bedeutender».1 2 Daß man auch bei den Polen Irrsinn mit Schröpfen heilte, beweist die Redensart: trzebaby mu na glowie postawie baiiki, man müßte ihn auf dem Kopfe schröpfen, welche auch Jungmann und Kott (s. v. baiika) ins Cechische herübernahmen. Im Großrussischen wird banka (Dal’ I2, 46, IV 100) erklärt als Instrument zum Laßen rožečnoj, podrožečnoj (podkožnoj) krovi, d. h. des Horn-, unter dem Horn befindlichen Blutes, was wieder an das ursprüngliche Material der Schröpfköpfe erinnert. Auffällig ist die Verhärtung des n (vergl. auch im Lettischen), was wohl dafür spricht, daß das Wort von Westen3 gekommen ist, zunächst in der Bedeutung des Schröpfkopfes, vielleicht in älterer Zeit durch ungenaue schriftliche Vermittlung oder schlechte Aussprache des Polnischen oder auch des Russischen, da die ersten Bader (cyrjuVnik ■< poln. cyridik -< lat. chirurgus) und Feldscherer (r. fel’dšer!) Fremde waren. Es ist beachtenswert, daß das Weißrussische als Zwischenglied noch lanlca (Nosoviö s. v.) kennt, ebenso das Kleinrussische, aber nur in Galizien (Zelechowski), während es in der Ukraina unbekannt zu sein scheint (wenigstens nach Hrinčenko). Im allgemeinen bedeutet heute nach Dal’ banka ein gläsernes oder irdenes aufrechtes Gefäß mit einem breiten Hals (gorlo). Trockenes und blutiges Schröpfen: suchija, kroyjanyja banki. Für die Herübernahme der vorgeschrittenen Formen der Schröpfköpfe aus dem Westen ist charakteristisch auch der Umstand, daß im Großrussischen banka sonst wenig gebräuchlich ist; Dal’ führt nur an: kleine Teekiste, kleines rundes Gefäß, in welchem Fischer lebende Fische herumtragen; er kennt allerdings auch banka Wasserblase, banki Augen, Kugeln, doch nennt er diese Bedeutungen ausdrücklich südlich und westlich, d. h. klein- und weißrussisch; dem letzteren Sprachgebiet gehört noch an baiika eisener oder messingner Ring zum Befestigen am Pferdegeschirr, am Tor, an der Sense (Nosoviö). Dagegen ist baiika im Kleinrussischen ungemein verbreitet in den Bedeutungen (nach Hrinčenko): Kuppel, Kugel (vom Mond), Glaskugel zum Bügeln, irdenes oder gläsernes Gefäß mit engem Hals (nach Zelechowski: jedes kleine bauchige, gewöhnlich steinerne Gefäß, auch ein Getreidemaß), Wasserblase, das Weiße des Auges, im PI. banky hervorstehende Augen: nach Zelechowski bankatyj, bankač mit glotzenden Augen. Im Polnischen ist banka nach Linde kleines, bauchiges Gefäßchen, Büchse, Fläschchen, kleiner Destillierkolben, Salzblöckchen, Wasser-, Seifenblase; aus dem Warschauer Wb. kommen noch hinzu: Gasblase, hölzerner Behälter für den Schleifstein der Mäher, ein geflochtener Korb in der Gestalt eines bauchigen Gefässes als Taubennest'1; 1 Ottftv Slovnik naußny III, 256. 2 Wielka encyklopedya powszechna V, 903. 3 Als polnisches Kulturvvort im Russischen sieht, es auch A. Brückner an, Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, 45 B, 26. i Vergl. Karlowicz, Stownik gwar polskich I, 47. in der Anatomie ampulla, in der Botanik colocynthis. banki ist die Bezeichnung für einen gemauerten, eiförmigen, oben geöffneten Ofen zum Auskochen des Peches.1 Im Cechischen sind von Jungmanns Bedeutungen sicher: bauchiges Gefäß, kleiner Turmknopf, Taubenkorb, Wasserblase (nicht bloß aus Linde, sondern belegt bei Kott, Slovnik VII. 942); außerdem kommt nach Kott hinzu: Schlag ins Gesicht (man muß an runde, nach einem Schlag rot angelaufene Wangen denken, doch vgl. die Stelle aus Aristophanes, Meringer, W. u. S. IV, 184). Es ist charakteristisch, daß im Altčechi-schen außer Schröpfkopf nur noch belegt sind: nidiollum (Gebauer bemerkt wohl mit Unrecht: vielleicht ein Demin. zu nidus), biblus «irgend eine Pflanze». Im Oberserbischen banica kleiner Krug, Kürbis; niederserbisch Bierkrug, Wasserkrug. Wichtiger sind für uns natürlich die Bedeutungen des Grundwortes bana. Russisch Bad, Badstube (das spezifisch russische Dampfbad, Dal’ betrachtet das Wort als neu, gegenüber den alten und noch heute im Süden und Westen «gebräuchlichen Bezeichnungen» niyl’na, movna, lasna, während baria immer ein rundes gemauertes Gewölbe bedeutet hat), Kuppel, Gewölbe, rundes Dach (obverška), warme Quellen (mit der Einschränkung: manchmal); in der Chemie allerlei Abdampfungsapparate. Für den Westen belegt Dal’ noch bauchiges Glasgefäß, Kürbis, während bei Nosovič baiia fehlt. Kleinrussisch (nach Hrinčenko) ist baiia Kuppel der Kirche, überhaupt eines Gebäudes, Saline, Salzsiederei, Salzwerk (Übersetzungen nach Želechowski, doch stammen auch Hrinčenko’s Belege nur aus Galizien und Ungarn), Mineralheilquelle (bei den Lemken in Galizien); Želechowski bietet noch: warmes Bad; Badestube (wenig Vertrauen erweckend, wohl aus dem Großrussischen wie bei Linde und Jungmann!). Sicher gestellt ist auch bei den Kleinrussen (Ruthenen) die bei den Polen und Slovaken übliche Bedeutung «Bergwerk» durch die von V. Hnatiuk1 2 gesammelten Erzählungen über die von der Sage und dem Lied verherrlichten Räuber in den Karpaten: bam Salz-, Eisen-, Silber-, Goldgrube.3 Das Augmentativum banale gußeiserner Kessel, metallener Topf; hieher sind noch zu rechnen und durch dialektische Eigentümlichkeiten (vergl. u. poln.) zu erklären bal’ura (Dissimilation des n in F), bajura (I’ in j) große, tiefe Grube, Grube im Erdboden (der Stube), am Ofenherd, im Ofen (deteriorativ4). Für das polnische bania abstrahierte Linde die allgemeine Bedeutung: ein bauchiger, hohler, aufgeblasener Körper, und führt dann an: bauchiges Gefäß, bauchige Kanne, eine Blase, Krug, Destillierkolben, Elektrisiermaschine, Glocke an der Luftpumpe, Luftballon, Blumentopf, bodenloses Faß (z. B. des Diogenes), Bienenkorb, Bad und Badestube (als russ. hervorgehoben), Kuppel5, Dach in Form einer Halbkugel, das Geschlecht der Kürbispflanzen, Bauchfisch, Flaschenfisch, Kopf (so dick wie eine Tonne, ein Faß, eine Schachtel, ein Kürbis), Dickbauch. Aus dem Warschauer Wb. sind noch anzuführen: Retorte, Lampenschirm, Glatzkopf, Feld in Gestalt einer Kuppel, bauchiger Behälter für Fische. Das dialektologische Material (Karlowicz) bietet entsprechende Bedeutungen 1 VVielka encyklopedya powszechna V, 902. 2 Etnograf. Zbirnyk der Sevßenko-Gesellschaft in Lemberg, B. 26. 3 0. c. 333. 4 Vergl. A. Beiiß im Arch. f. slav. Phil. XX11I, 195. Miklosich, Vergl. Gr. II, 93. 5 Wielka encyklopedya powszechna V, 876, erklärt bania als ältere Bezeichnung für Messingkugel, Knopf verschiedener Grübe, als Abschluß von Kirchen- und SchlolHürmen, manchmal grob vergoldet, zur Aufbewahrung von Pergamentrollen, wie sie heute bei Grundsteinlegungen üblich sind. mit interessanten Belegen, außerdem: Bergwerk, Erzbergwerk1, Salzsiederei, Hornißnest (mit dem Adj. siersonie — szerszenie). Von den Augrnentativen bieten baniak, baniacz entsprechende Bedeutungen (Topf, großer Kessel, Dickbauch), hančak großer Krug1 2 3 (aus Teschen); beachtenswert ist banior (nur diese Form auch dialektisch) tiefe Stelle im Wasser, Fluß, Teich, der Strudel, auch bajor, bajora, bajura. Im Cechischen ist aus alter Zeit bezeugt bäne, bän, aber auch in der nicht umgelauteten Form bana (in den östlichen, hauptsächlich slovakischen Gebieten) Gefäß, Krug, phiola, amphora, aus der Neuzeit (nach Kott I. 45, V. 941) bauchiges Gefäß (aus jeder Art Material), Kanne, Krug, krugförmig aus Stroh geflochtenes Behältnis für Eier, Federn usw., Kolben (auch Stiefelröhre), geflochtenes Taubenhaus, Turmknopf, Kuppel, Kuppelgewölbe, Himmelsgewölbe, Kürbis, Glas, Flurglocke (bei Gas), Dampfdom (bei der Lokomotive), Bergwerk (nicht bloß Schacht), Töpferofen (in der Slovakei, Kott V. 940), Blase (Seifen-, auf dem Wasser), Maulschelle, Waldvertiefung (mit dem Adj.: lesni —)i Wespennest (vosi11). Von besonderer Wichtigkeit sind die Bedeutungen (nach Jungmann) Erzgrube, Schacht, Bergwerk, die jedoch speziell bei den ungarischen Slovaken4 * bezeugt, hier aber so allgemein sind, daß alle denkbaren Zusammensetzungen mit Bergwerk — durch das Adj. bansky wiedergegeben werden, gegen dessen Gebrauch im Cechischen statt horni ein Fachmann Einspruch erhebt8, und daß bänö in mehreren Sprichwörtern gebraucht wird, z. B. zlatö bänö slibovati goldene Bergwerke versprechen, i bänö se pre-berou auch Bergwerke werden erschöpft (= alles hat ein Ende) u. a. Besonders häufig ist aber Bänö als Name für die oberungarischen Bergstädte B. Velikä (Rivulinum, Neustadt), B. Zlatä (Aurimontium, Goldberg), B. Novä (Regiomontum, Königsberg). Ein Dorf Bänö ist auch aus Böhmen bezeugt (Kott V. 941). Alles auf das Slovakische bezügliche gilt auch für magy. banya6 Bergwerk, das in zahlreichen Zusammensetzungen und in Ortsnamen für die Bergstädte gebraucht wird. Oberserb. banja eigentlich alles Bauchige, Krug, Kürbis. Nsb. bana Kürbis, Kürbiskern, Wasserkanne, vosova b. Wespennest. An die (ursprünglichere s. u.) Bedeutung Kuppel erinnert noch bamr Wetterfahne. Für Schröpfköpfe bringt Lindes poln. Wb. konici: os. konki, ns. konki stawati, doch ist dieses Wort Pfuhl ganz unbekannt, Zwahrs ns. Wb. bietet aber nur konk Schlotterfaß der Mäher. Wir haben es offenbar mit einer Ableitung von kon Pferd zu tun, aber nicht mit dem heute üblichen konik, sondern einem ursprünglichen konbki (vgl. russ. konek), das in beiden Lausitzer Sprachen konk7 ergab. «Pferdchen» für Schröpfkopf gehört zu den zahlreichen Auimalisierungen der slavischen Sprachen. 1 Beim Nachprüfen der zahlreichen Belegstellen der Bedeutung kopalnia, ruda želazna für bana ergiebt es sich, daß sie alle aus den westlichen Karpathen stammen. 2 Rozprawy wydz. fil. (Krakauer Akademie) XII, 85. 3 Prof. J. Jakubec in Prag teilt mir mit, daß man in Böhmen auf dem Lande ein Wespennest noch vosl hin nennt, nie vos( hniz'do (Wort für Nest), was nur hei Städtern, aber auch selten zu hören ist. 4 Auch mit verhärtetem n: bana zweimal in Kollär’s Zpievanky, außerdem gesichert durch den Gen. do bany. 6 Ottftv Slovnik naučny 111, 228. n Vergl. S. Simonyi und Jos. Balassa, Deutsches und ungarisches Wörterbuch, M. Ballagi, Neues vollständiges deutsches und ungarisches Wörterbuch s. v. Berg-amf, -hau, -distrikt usw. Bad heißt magy. nur fürdö. 7 Vergl. Miklosich, Vrgl. Gr. II, 254, 204; K. E. Mucke, Laut- und Formenlehre der niederserbischen Sprache, 112, 137. Von den südslavischen Sprachen kennt das Bulgarische bana (fehlt bei Berneker) im PI. bahi „Mineralquelle“ (Duvernois), nach dem ersten Zitat Warmquellen, nach dem zweiten Badeort (edni nömski bani irgend ein deutscher Kurort), haha (nach Gerov) geheiztes Bad, warme Heilquelle. Sehr häufig kommt das Wort in Ortsnamen vor: Bana (Gorna —, Dolna—), Banica, Baništa, Banki, Banani, Banski usw.1 Die Bedeutung „Bergwerk“ muß einmal auch im Bulg. existiert haben und läßt sich jetzt wohl in denjenigen Ortsnamen erkennen, in welchen mit Banja oder Banica auch Orte bezeichnet werden, wo keine Bäder sind, wohl aber Bergwerke.i 2 Im Serbokroatischen bedeutet bäiia (nachweisbar seit dem 14. Jahrh.) nach dem Agramer akadem. Wb. 1. Bad, Badeort; häufig sind Mineralquellen, hauptsächlich warme3 gemeint, so daß Serbiens berühmte Bäder heißen: Bana brestovačka, kulinska, ribarska (schwefelhaltig4), vrnačka (warmer Sauerbrunnen5), aleksinaöka (auch Sokobana6 46.2° 0. an der Quelle, im Bad 39° C.), jošanička (bei Kruševac 76—78° C.) und von Vranja (85° C), von denen die beiden letzten die heißesten Thermen in Mitteleuropa sind7; 2. Bad der Taufe, Wiedergeburt. Das demin. banka bedeutet entsprechend 1. balneolum (gemeint ist ein kleines Warmbad bei Zaječar); 2. Badewanne, nach V. Karadžić in Ragusa gebräuchlich, aber auch den Mohammedanern der Ebene von Sarajevo8 bekannt: neben dem Ofen wird im pećriak Wasser für Bäder gewärmt, in der daneben befindlichen banica wärmt man sich und nimmt Abdest, d. h. nimmt rituelle Waschungen vor; das Wasser fließt in einem irdenen Kanal durch die Mauer ins Freie; im obersten Stock eines Cardak bilden den musandar eines schön eingerichteten Zimmers:9 banica, pee (Ofen) und dušek-luk (Bettkasten). Von Ableitungen wäre außer banati se lavari als sicher nur zu erwähnen, banal im Rätsel von der Faust und den Fingern: šanato, bahato, na vrhu granato bedeutet also jedenfalls etwas Abgerundetes. Dafür sind aber ungemein zahlreich: 3. allerlei Ortsnamen JJana mit Belegen aus den Bocche di Gattaro, aus Slano (am Meere) in Dalmatien, Bosnien, namentlich häufig aber aus der Herzegowina, Novibazar, Altserbien, Serbien und dem nordwestlichen Mazedonien; häufig sind es Orte mit einer Kirche oder einem Kloster, so Bann Kloster bei Risan in den Bocche, am Lim Kloster Bana mit der Kirche des hl. Nikolaus (daneben ein Bad)10, Kloster mit der Kirche des hl. Georg in Dabar (Herzegowina). Beachtenswert ist Bana als Name eines aus einem Felsen entspringenden Nebenflusses der Kolubara im Kreise Valjevo in Serbien. Manchmal kommt auch der Loc. Pl. u Banah vor, der aber auch zu der öfters vorkommenden Ableitung Banani gehören kann; daß dieser aus Montenegro, der Herzegowina, Serbien und Altserbien bekannte Name Banani wirklich hierher gehört (nicht etwa zu dem in allen südslav. Ländern stark verbreiteten Subst. bau11 banus, dux, dominus), beweist der Umstand, daß i St. Romansky, Lehnwörter lateinischen Ursprunges im Bulgarischen (SA. aus dem XV. Jahresbericht des Instituts für rumiin. Sprache in Leipzig), 92. Meistens sind es Orte in Mazedonien, vergl. V. Kančov, Makedonija, S. 303. — 2 Ib. 93. 3 Die Belgrader Ausgabe des Rjeönik von Vuk Karadzic stellt zu bana als Synonyma toplica, ilidža (türk.) d. h. Warmbad. 4 Knrić, Srbija, 385. — 5 M. Milidević, Kneževina Srbija 708. 6 Miličevič o. c. 781. Eine Viertelstunde von der Hauptquelle gibt es eine zweite, weniger warme (3G,8° C), aber als sehr heilkräftig geltende Banica (demin.). 7 Karič 1. c. Miličevič o. c. 707. — 8 Srpski Etnografski Zbornik XI, 49. 0 Ib. 51. — 10 Vergl. Ib. IV, S. 258, 298 u. Ö. 11 Davon ist unter anderen Namen abzuleiten Banjaluka (vergl. Rječnik I, 177, 176) in Bosnien, nicht das Kloster Bana am Lim auch Banani heißt und hei diesem nebst einem verlassenen Kloster auch „gute Warmbäder“ erwähnt werden. Banica heißen Dörfer oder auch Felder und Wiesengegenden in Serbien, Banice ein Dorf in Bosnien (bei Ključ). Das häufige Adj. banski kommt auch als selbständiger Name Banska sehr oft vor; besonders beachtenswert ist ein ehemaliges Kloster mit der Kirche des hl. Stefan auf dem Kosovofeld und die Erklärung, daß der Ort so heiße radi tekuštihb topliihb vodi. (wegen fließender Warmquellen, Glasnik 11, 74); von zwei Dörfern in Serbien liegt eines im Bezirk Stu-denica (weist auf eine kalte Quelle bin), das andere im Kreise Toplica (Warmquelle); irgendwo in der Nähe von Štip (im nordw. Mazedonien) nennt man im 14. Jahrh. außer der Mutter Gottes ober Baiiska auch sv. vračeve kom, Bane (Glasnik 24, 254), unter welchen „hl. Ärzten bei Bana“ wohl der hl. Cosmas und Damian1 zu verstehen sind, auf jeden Fall handelt es sich um eine Heilquelle. Banska heißen auch Flüsse in Serbien, aber nur in Verbindung mit dem Subst. riejeka (Fluß), einer) fließt in die Toplica. Von besonderer Bedeutung wäre der ON. Bansko sdo in der kroatischen Militärgrenze (Bezirk Ogulin), der nach der Erklärung des dortigen Pfarrers von bana herrühren soll, „weil dort einmal Erz gegraben wurde“; wir hätten also einen Beleg der Bedeutung Bergwerk auch aus Kroatien. Man wäre versucht zu glauben, daß der Gewährsmann der südslav. Akademie unter dem Einfluß des magyarischen oder slovakischen Ausdruckes, der ihm bekannt sein konnte, stand, doch haben wir auch aus Serbien und Montenegro beweiskräftige Anhaltspunkte. In Serbien gibt es ein Bleibergwerk Banevac.2 In dem Stamme Kuöi in Montenegro wohnt eine nicht zahlreiche (21 Familien) Gruppe Banovići*, die immer Schmiede waren und von der ganzen Bevölkerung so gering geschätzt werden, daß sie untereinander heiraten müssen und nicht einmal ein einstöckiges Haus bauen dürfen; sie unterscheiden sich jedoch weder durch ihre Physiognomie noch durch irgend etwas anderes von ihrer Umgebung und werden ausdrücklich als Serben angesehen, so daß man sie nicht von Zigeunern ableiten kann; sie selbst wollen aus Banjaluka in Bosnien stammen, was aber nach meiner Ansicht nur eine Notfabel ist. Ich erblicke darin vielmehr eine Erinnerung an jene alten Zeiten, in denen die Bergwerksarbeit nicht geachtet, bei den Römern sogar Sklavenarbeit war. In der reichhaltigen anthropogeographischen Literatur der Schule des Belgrader Professors J. Cvijic4 finde ich noch verschiedene Angaben, die uns über die Entstehung der in Rede stehenden Namen aufklären. Als Ausgangspunkt läßt sich in den meisten Fällen eine Quelle, meist heiße und heilkräftige, nachweisen. In der Nähe der berühmten Ovčarska Baiia mit ihrem heißen kristallhellen Wasser gibt es einen Bach Banica.5 6 Der in die Morava fließende Fluß Baiia führt seinen Namen „nach den heißen Quellen, die an einer Stelle seines Engpasses hervorkommen“, in der Nähe gibt es ein zwar nicht geordnetes, aber durch das ganze Jahr von Kranken besuchtes Bad Trep- aber von Baiia, wie es im Slovnik naußny 111, 235 geschieht, obgleich es dort ein stark benütztes Warmbad gibt: Vergl. Ban-Vir, auch Banov Vir genannt, an der Trebišnica in der Herzegowina) Srpski Etn. Zbornik V 1114. Vergl. auch Bananska und Banska Reka, Srpski Etn. Zbornik VI, 418 u. ö., 421. 1 G. JireCek, Arch. fsl. Pb. 21, 504. — * 2 3 Miličeva',, Kneževina Srbija, 523, 524. 3 Srpski Etnografski Zbornik Vili, 135. 4 Unter dem Titel: Naselja srpskih zemalja im Srpski Etnografski Zbornik der serbischen Akademie, Bd. IV, VI, VIII, XI, XII, XV—XVII. 6 O. c. IV, 117, 118. canska Baha.1 Im Mlavagebiet gibt es in Vitovica eine Quelle Baha, welche die Bauern als heilkräftig ansehen, aus ihr fließt ein Bach desselben Namens.2 Im Kreise von Vranja gibt es noch eine zweite Baha im heutigen Jablanica, daneben die Dörfer Ravna Baha und Stara Baha und den Fluß Banska Reka.3 In der Črna Gora um Üsküb finden wir eine Quelle Bana, eigentlich zwei Quellen in der Entfernung von zwei Metern, mit klarem, schnellem, im Sommer und Winter gleich warmem (9°) Wasser, welches das Volk nicht trinkt, weil es bicarbonathaltig ist. Das 15 Minuten entfernte Dorf Banani soll ursprünglich hier gestanden haben, wurde aber dann wegen des untrinkbaren Wassers verlegt.4 Es fehlt auch nicht Bananska Reka. Im Stromgebiet des Ibar heißt Baha oder Bansko8 der Unterlauf der Jošanica mit ihrem berühmten Bad (s. S. 7). Daselbst finden wir noch einen Weiler und eine Quelle Baha, einen Weiler und ein Flüßchen Banska, eine Banska Reka und andre Namen mit demselben Attribut.® In der Umgebung von Belgrad werden Dorfnamen Baha, Banica aufgezählt, die ihren Namen Eigenschaften des Wassers verdanken7 (wie Slanci, Beli Potok, Bela Voda, Vruća Voda), ein Banica liegt an einem Bach.8 Im Gebiete von Gorhe Dragačevo gibt es unter den vielen Quellen der Dörfer Španik und Rti je eine Banica9, ein Dorf Banica10 im Trnavski srez. Im Stamme der Vasojevioi in Montenegro gibt es einen Weiler (mit sieben Häusern) Banevac in dessen Nähe sich „ziemlich viele Quellen“ befinden. In Kačer (Kreis Rudnik) in Serbien wird ein gemeinsamer Gemeindewald Bana11 erwähnt, in Poljanica (Kreis Vraha) ein Han12 desselben Namens, bei Visoko in Bosnien ein Dorf Banor13 (vgl. S. 6 poln. banior). Über zwei besonders interessante Namen bei dem Stamme Piperi in Montenegro berichtet Jovan Erdeljanović14. In den Karstgegenden des Dorfes Petroviči gab es einst gute Quellen, von denen zwei Banica und Ivaniča hießen. Heute sind sie ausgetrocknet, aber da das Volk sie noch im Gedächtnis hat und ihre Namen kennt, so müssen sie erst in den letzten Jahrhunderten verschwunden sein.16 Die Ansiedlung Petroviči ist jüngeren Datums, befindet sich aber auf altem Siedlungsboden, wie Mauerreste unter dem Berge Banestra beweisen. Dieser Name ist offenbar romanischen Ursprunges wie der des Dorfes Banišor in Bulgarien (Bezirk Trn), den G. Weigand1® vom rum. banic (baie) „Mine oder Bad“ ableitet und mit dem bulg. (also auch serb.) Banica identifiziert17. Es gibt in der Umgebung noch andere Namen romanischen Ursprunges: Diika, Vitäni, Mrtähi, Mataruge, Lelestva, Ljepurov Do, Kaporov Brijeg, Macur-jama, Trubjela. In der nächsten Nähe lag das römische Doclea oder Dioclea, slav. Duklja (s. u ), das zur Romanisierung der Umgebung viel beigetragen haben muß. Bei den Piperi selbst kommt auch ein Flurname Vlaška Drača vor, in dem der übliche slavische Name solcher Romanen oder romanisierter Illyrier Vlasi fortlebt.18 Es ist beachtenswert, daß auf Grund der Namen diese Vlasi nur in den bequemeren, wärmeren und fruchtbareren Gegenden in der Nähe der Zeta und Morača, nicht aber im Inneren oder auf den Bergen augesiedelt waren, oder zum mindesten sehr selten oder hatten dort nur ihre Katune. Die Quelle Banica lag 1 O. c. V, 7, 9. — 2 Ib. 396. — 2 o. c. VI, 12. 4 1b. 422, 423. — 5 Ib. 527. — 6 II). 669. — ’ O. c. V, 938. — 8 1b. 919. 9 O. c. XI, 393, 394. — 19 Ib. 405. — 11 O. c. VI, 792. — 12 Ib. 212. — 13 O. c. XI, 206. 14 Postanak plemena Pipera, Srpski Etn. Zbornik. XVII, 240—528. 15 O. c. 253. — 16 Rumänen und Aromunen in Bulgarien, 41. — 17 Erdeljanović, O. c. 366—367. 18 Ib. 400—401. Wörter und Sachen. V. 2 unter dem Berge Banestra. Da beide Namen jedenfalls gleichbedeutend sind, so meint Erdeljanovie, daß der ursprüngliche roman. Banestra von den späteren serbischen Ansiedlern „übersetzt“ worden sei.1 An und für sich wäre das nicht notwendig, wie zahlreiche andere Bana, Banica für Quellen beweisen, aber hier liegt der Fall wirklich so und ist wohl auch nicht vereinzelt, daß die Slaven einfach den romanischen Namen übernahmen und mit einem slavischen Suffix versahen. Lautgeschichtlich ist beachtenswert auch der Name einer Bergspitze Banska glavica, der im Munde „einiger“ Bajslca glavica lautet.1 2 Ein solcher Übergang des n in j ist auch sonst bei den Südslaven mehrfach belegt (vgl. S. 5, 6 auch im Poln. und Kleinr.). Es muß hervorgehoben werden, daß bana aus den nordwestlichen Gebieten des Serbokroatischen wenig belegt ist; besonders auffällig ist das Schweigen aller Wörterbücher bis auf J. Belostonec’s Gazophylacium (Zagrabiae 1740), wo im Pridavek bana (banya) erklärt wird: Jabrum, balneatorium, balneum, dolium exsudatorium, lacus, bal-nearium, labellum, silum (?), aber bana erscheint unter keinem dieser Schlagworte in dem lateinischen Teil des Wörterbuches, wo wir immer kapel, kupalisče und mühsame und umschreibende Wiedergaben lateinischer Termini finden wie balnearium, balneum, hypocaustum, balneum exsudatorium, laconicum suha kupci,potna kupci, suho kupalisče, hiša u koje se poti (zu Vitruv!). dolium exsudatorium beden za kupci, labrum beden u kojem se kuplje, laconicum potni beden, kupelna kisa, lacus beden vu kojega spod preše teče. Unter bana wird verwiesen auf die Synonyma kupci und (Dfahnaticej) pastuba d. i. Badestube, vgl. slov. pajštba3 4 usw. Wie man sieht, ist auch diese Quelle wenig verläßlich. Im heutigen Dalmatien scheint altes baha nicht weit über Bagusa (hier aber schon 1520 nachgewiesen) heraufzugehen. Wie mir mein Hörer Topiö versichert, ist noch weiter im Primorje von Makarska, Omiš und auch in Spalato bekannt der Ausdruck einit bähe, was aber dem it. far i bagni entspricht; eine solche neuere Entlehnung aus dem it. bagno ist schon als bah* und baho im 17. Jahrh. belegt. Es darf jedoch nicht die Möglichkeit aus dem Auge gelassen werden, daß diese Formen mit der fortschreitenden Ausbreitung des Italienischen in Dalmatien das ursprüngliche baha, pl. bähe verdrängten (vgl. slov. bana). Im Slov. ist banja (nach Pleteršnik) ein langrundes Gefäß von Büttcherarbeit, die Wanne. Die Demin. banjica, banjka ergeben noch die Bedeutung ein plattes Tragfaß für Flüssigkeiten; ob das zum Zitat aus Jurčič težka banjka, olja polna stimmt, könnte man bezweifeln, denn bei den Cechen, Polen und Kleinrussen kommen gerade bauchige Olkrüge mit den Bezeichnungen bana, banka vor, doch lehren mich Erkundigungen und Abbildungen (s. u.), daß banjka der Slovenen und die der Nordslaven zwei verschiedene Dinge sind. Statt banja Badewanne wird gewöhnlich bana gebraucht, natürlich unter dem Einfluß des d. Wanne, wozu nicht blos die in den südlichen Städten übliche Aussprache des w als b beitrug, sondern auch die dialektisch häufige Verhärtung des ri, sach lieh aber natürlich die neuen Wannen. 1 Ib. 307, 403—404. — 2 Ib. 435. 3 Vergl. Verfasser, Mitteilungen der Anthropol. Gesellschaft in Wien, Hd. XXXVI, 104. Das Wort, das nur aus den nördlichen Gegenden Dalmatiens oder von den nach alter Auffassung dazugehörigen Quar- nerischen Inseln stammen kann, überrascht zwar auf den ersten Blick, doch bietet Dellabella’s Dizionario auch Bagno per stufa und Stufa per bagno, unter Stufa aber hypocaustum Sobba d. i. süba, ein äußerst wichtiges Zeugnis, warum soba auch Ofen bedeuten kann (vergl. Verf. o. c.) 4 Entspricht eigentlich dem dalmatischen bajn M. Bartoli, Das Dalmatische II, 171. Von besonderer Wichtigkeit sind die kirchenslavischen Quellen, namentlich die ältesten. Miklosich Lex. palaeoslav. bietet bana, banja nach dem Cod. Supr.1, Xootpöv balneum aus den Homilien des Gregorios von Nazianz und aus dem serb. Nomokanon v. J. 1262; xoX'j|j.ßYjt>pa [in der Vulgata piscina] aus einem nicht sicher bezeichneten Evangelium des 14. Jahrh.; Y°IAV(*atov Gymnasium aus dem Cod. Suprasl. Schon diese Belege zeigen, daß Berneker mit Unrecht das Wort als russ.-asl. ansetzt, denn von der Evangelienstelle abgesehen gehen alle auf alte südslavische Quellen1 2 zurück. Bana (vt> bani mytis’a ev ßaXavsup auoXobiadat) bieten auch die russischen Hs. des Nomo-kauons.3 4 Aus Sreznevskij’s1 altruss. Wb. sind aber von alter südslav. Herkunft noch baneju vodtnoju tt]) Xoarptp toö eSaxo? Apost. Eph. V. 26 = banjeju im altserb. Apostolus Šišatovacensis5, banju Xootpöv Patericon sinait., vt bani iv ßaXavsicp, vb banjacliT. Zlatostruj, ebenso banja pakybytija Xootpöv TraXcf^vsoia? Apost. Tit. III, 5 (= — pakybytijskaja Ap. Šišatovac. S. 246), duchovimaja banja aus dem Nomokanon. Zweifellos südslavisch ist banja Xootpov (von der Taufe im Jordan) im Kommentar des Psalterium Bononiense6 zu Ps. 41,7, 102,3, 133,2. Von den ältesten Denkmälern kennt nur das Evangelium das Wort nicht, denn Jo. 5,2, 47 wird zoXo[j.ßY]9-pa piscina (vom Bad Beth-saida in Jerusalem) übersetzt: kppčlb im Cod. Zogr. (ed. Jagie, S. 142), Marian, (ed. Jagiö, 330—331), Asseman. (Crnčie, 18), kapeli, in dem mbulg. Ev. des Dobrčjšo7, kupih, in dem bosn. Ev. von Nikolja (ed. Daničić 226), ebenso xoXop.ßrjdpa toö XtXwap. na-tatoria Siloae Jo. 9,7,1t kgpülr, Zogr. Mar. Assem. Dobr., kupilf, Nie. Ebenso bietet in Rußland das Ev. Ostromiri das ursprüngliche slavische Wort8, aber ein Moskauer Ev. von 1307 bietet bereits banja, das sich in vielen Denkmälern russ. Herkunft wiederholt (s. u.), aber auch viele kupölb9 in anderen zur Seite hat. Alt ist auch ein ON. in der Jpatiuschronik zum J. 1235: prüde ki, bani rekomäj Rodna auf dem Wege aus Haliö nach Ungarn. II. Etymologien von bana. Ich suchte bisher nur verläßliches lexikalisches Material zu sammeln und gruppierte es nach den Sprachen und nicht etwa nach den Bedeutungen, um eine richtige Vorstellung von seiner Verbreitung zu geben und der etymologischen Erklärung desselben nicht vorzugreifen. Woher stammt nun das Wort und wie sind seine verschiedenartigen Bedeutungen in Einklang zu bringen? Miklosich verglich baiia im Lex.-plsl. mit ahd. wanna Futterschwinge, mhd. wanne Gefäß zum Baden, nhd. Wanne10, im EWb. kam er davon ab, stellt aber sonst nur die slavischen Wörter mit dem magy. banya, rum. bae, alb. banje, lit. borilca zu- 1 Ed. Miklosich, S. 57, Z. 4, S. Severjanov 39, Z. 17. Hervorzuheben ist die Schreibung S für Jo, was auf eine glagolitische Vorlage oder wenigstens glagolitische Tradition hinweist. 2 Bezüglich des Gregorios v. Nazianz und des Cod. Supr. vergl. des Verfassers Geschichte der älteren südslav. Lit. 68, ebenso bezüglich der sonst zu nennenden Werke (nach dem Index). 8 V. N. Beneševič, Drevneslavjanskaja Kor ročaja I, 273, Z. 6. 4 Materialy dlja slovarja drevnerusskago jazyka I, 42. 6 Ed. Miklosich, 131.— 0 Ed. V. Jagiö. — 7 BHgarski starini I, 198. 8 Das Zitat bei Sreznevskij (I, 41) Jo VII 11 ist falsch, gemeint ist IX, 7, 11. 9 Sreznevskij I, 1376. 19 Darin folgte ihm u. a. Cihac, Dictionnaire d’ etymologie daco-romane, Elements slaves, S. 5. 2* sammen; eine Etymologie gab er nicht, aber H. Schuchardt1 dürfte Hecht haben mit seiner Meinung, daß er darin „ein echt slavisches Wort“ erblickte, während Schuchardt wohl zuerst magy. banya aus dem rumän. baie für *banie Bad, Bergwerk entlehnt sein läßt und aus dem vulgärlat. bania- = balnca erklärt; über die direkte Herkunft des slav. bana äußert er sich nicht. Daničio dachte im akad. Wb. (Rječnik I. 176) an eine Wurzel bha-glänzen, wärmen, Kluge erklärte wohl im Anschluß an Fick und Vanißek ahd. bad und slav. banja aus einer Wurzelsilbe ha- (ahd. badon und bäjan, nhd. bähen), worin ihm O. Schräder1 2, der darin „germano-slavische Beziehungen“ erblickt, Gebauer (Slovnik staro-cesky), Falk-Torp u. a. folgten, Meringer3 dachte einst an eine Wurzel bhan- schlagen (s. dagegen W. u. S. IV, 117), got. banja Wunde, und in allerjüngster Zeit erklärt Brückner4 banja „Grube“, vergl. poln. banior Untiefe, auch bajor, bajura Tümpel. Aus 'Grube’ wird 'Bad’, denn das älteste Dampfbad wurde in Erdgruben genommen; anderseits, alles 'Bauchige’. Dazu wird noch angemerkt: „Man hat banja auch als urverwandt mit Bad hingestellt, weil man von der falschen Voraussetzung ausging, daß banja ursprünglich „Bad“ [das lehren alle älteren Quellen!] bedeutet haben müßte.“5 * 7 Man sieht schon aus der Annahme so vieler Wurzeln, daß keine dieser Etymologien sprachlich und sachlich ganz einleuchtend ist. Brückner verzichtet zwar auf die Entdeckung einer solchen, erklärt aber dafür banja aus meist dialektischen kleinruss. und poln. sekundären und deteriorierenden Bildungen (s. S. 5, 0), die in der ungemein zahlreichen Wortsippe auch bezüglich ihrer Bedeutung, welche die ursprünglichste sein soll, wenig in Betracht kommen. Von sachlichen Bedenken hebe ich hervor, daß wir uns von der hauptsächlich in Betracht kommenden altruss. bana, in die man „kroch“, eine ganz gute Vorstellung0 machen können, daß sie ein selbständiges oberirdisches Gebäude war, gewöhnlich aus Holz, das angezündet werden konnte, und daß ein gemauertes des Metropoliten von Perejaslav Jefrem aus dem J. 1090 vom Chronisten als „in Rußland bisher nie dagewesen“ erklärt wird (vergl. u.). Für die fremde Herkunft des slav. bana Bad spricht schon der Umstand, daß es ganz und gar entbehrlich ist, denn wir besitzen dafür ein gemeinsl. Icppelu1 (für Badehaus, Badeort entsprechende Ableitungen) und das Verbum Icgpati baden, ebenso ge-meinslav. myti, myvati waschen, s$— sich waschen, das im Altruss. gewöhnlich für baden gebraucht wird, ebenso die dazu gehörigen Subst. movb, movna, movnica, myl'na, myl'nica, außerdem in allen nordslav. Sprachen (auch großr. dialektisch) lasna Bad. Dieser Reichtum machte schon Dal' (I.2 45), der ein feines Sprachgefühl und für Fremdwörter durchaus keine Vorliebe besaß, stutzig, und er dachte, daß das „neue“ bana für Dampfbad aus dem it. baguo stamme, bana aber immer nur Kuppel bedeutet habe! Denselben Eindruck 1 Literaturblatt f. gorm. und rom. Phil. VlI (1886), 154-. 2 Reallexikon d. indogerm. Altertumskunde, 56. :l Indogerm. Forschungen 16, 159, aber Wochenschrift f. klass. Phil. 1910, S. 563. 4 Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 45. Bd., 27. 6 Bezüglich der Etymologien Kluge’s und Meringer’s bemerkte Jos. Janko (Narodopisny Vöstnlk Cesko-slovansky II, 69), daß in keiner gesagt wird, wie die auch im Cech. vorkommenden weiteren Bedeutungen, d. i. bauchiges Gefäß und zuletzt Kuppel, und die dunklen romanischen Worte zu erklären sind. 0 Das Material ist jetzt am besten zu finden bei L. Niederle, Život starych Slovanu I, 130 ff. 7 Vergl. Miklosich EWb. 176. Das Wort ist nicht erklärt. Meringers Erklärung aus konoplja Hanf wird von J. Zubaty als sprachlich möglich hingestellt, sachlich aber von L. Niederle Život starych Slovanu I, 137, mit guten Gründen bekämpft. hatte wohl auch Sreznevskij, der in seinem altruss. Wb. it. bagno, span, bailo, prov. banb, lat. balneum „vergleicht“. Sehr stark fällt auch die Tatsache ins Gewicht, daß im Gegensätze zu gemeinsl. liopali, myti die vom so stark verbreiteten Subst. bana abgeleiteten Verba selten, verschiedenartig gebildet und von ungleicher Bedeutung sind: ksl. banati lavare (nur ein Beleg aus einer serb. Quelle); bidg. banam bade, banösvam, eig. banutsvam (Romansky), banuvam; s-kr. banati sc lavari (im Wb. nur bei Vuk Karadžie); slov. banjati, banjkati1 sich baden (aber ohne sc!) in einer banja; klr. banyty waschen, abwaschen, ausspülen, gurgeln, schlagen (Hrinčenko); Dal' bietet Belege nur für den Süden und Westen (d. h. klr. und weißr.), dagegen hat die großr. bana keinem Verbum das Leben geschenkt, ebenso die poln. bania; im Cech. ist baniti bauchig machen, aufblasen sehr selten (Kott V. 45), häufiger banati stark rauchen, viel trinken, ins Gesicht schlagen; os. banić bauchig machen. Bei den bekannten Beziehungen zwischen den Skandinaviern und den russischen Slaven konnte der Ethnograph K. Ehamm1 2, der die altslavische Wohnung im nordgroßrussischen Stockhaus gefunden zu haben meinte, das dann auf der Wanderung nach dem Westen und Süden verkümmert sei, auf den Gedanken kommen, daß batia und lasna aus dem anord. babstofa oder babhus, laugarhus stammen, indem deren Grundwörter mit dem slavischen Suffix-w/a versehen worden wären. Diese Deutungen, über deren phonetische Schwierigkeit sich Rhamm selber nicht im unklaren war, sind mit Recht von 0. Schräder3 und A. Brückner4 entschieden zurückgewiesen worden.5 6 Viel mehr Glück hatte die Erklärung von bana aus dem Spät- oder Mittelgriechischen, was hei den bekannten byzantinisch-slavischen Beziehungen begreiflich ist. Körting“ konnte sich den Ausfall des l bei balneum in den romanischen Sprachen nicht erklären und verfiel beim Suchen einer fremdsprachlichen Beeinflussung auf das Spätgriechische (mgr.), wonach einer brieflichen Mitteilung Thumbs «ein *ßaveiov oder *ßdvetov vorhanden gewesen zu sein scheint», vermutet aber selbst, daß das griechische Wort aus dem Romanischen entlehnt sei, nicht umgekehrt, und fährt fort: «das slav. banja dazu das russ. banitj (nur klr. und wr., vgl. o.) scheint dem Griechischen entnommen worden zu sein, kann also auch nicht auf das Romanische eingewirkt haben, was übrigens von vornherein unglaubhaft sein würde». Wegen dieser vermuteten Entlehnung eines *'ßdvsiov aus dem Romanischen konnte sich trotz Meillet (s. u.) nicht einmal Berneker (SEW. !13) von einer mgr. Vermittlung des lat. Wortes, für das er selbst »die dem slav. Wort am nächsten stehende Form» balnia aus dem Vulgärlat. (CJL. XIV. 914)7 belegt, nicht frei machen. M. Vasmer8 erklärt zwar das nicht vorhandene ßdveiov, abgeleitet offenbar 1 Nur aus Weißkrain belegt von J. Šašelj, Bisernice I, 241. 2 Die altslavische Wohnung (Ethnographische Beiträge zur germanisch-slavischen Altertumskunde II, 2), 30t ff. 3 Zeitschrift des Vereins für Volkskunde in Berlin 1910, S. 332—336, K, Rhamms Erwiderung ebendaselbst S, 449. 4 Zeitschrift für Ethnologie 1911, ISO (Rhamms Erwiderung 382). 5 Darüber will ich mehr in einer Besprechung von Rhamms Altslavischer Wohnung Vorbringen. 6 Lateinisch-romanisches Wörterbuch, 3. Aufl. (1907), 2. Auti. 1901. 7 Wurde übrigens schon früher von Georges, Ausf. Lat.-d. Handwörlerb. (z. B., 7. Aull. 1879) angeführt, aber von anderen Etymologen nicht beachtet. 8 Greko-slavjanskie etjudy, aus dem Sbornik Otdelenija russkago jazyka der Petersburger Akademie, B. LXXXVI., S. 38, Anm. 2. 14 M. Murko. aus ßaXaveiov, für ein Mißverständnis, nimmt aber selbst an: bana lat. balnea. Natürlich genügen in einer so schwierigen Frage nicht bloß Andeutungen und Vermutungen, sondern die Sache muß bewiesen werden. Das griech. ßaXaviiov, das schon Kalt-, Warm-, Dusche- und später auch Dampf-und Schwitzbäder enthielt10 *, fand bei der fortschreitenden Hellenisierung Italiens bald freundliche Aufnahme daselbst und wurde balineum oder balncum genannt. Einzelbäder waren aber schon lange vor der Verschüttung von Pompeji nicht mehr in Gebrauch11, da gemeinsame, heizbare Räume ganz anderen Komfort boten. In der Vervollkommnung luxuriöser Ausstattung und Vermehrung12 der öffentlichen Bäder leisteten die Römer der Kaiserzeit Großartiges. Seit Agrippa wurden auch die den griechischen Palästren nachgebildeten Thermen in Rom, Italien und in den Provinzen eingeführt, d. h. umfangreiche und großartige Anlagen, welche außer der komplizierten Badeeinrichtung auch den ganzen Apparat der griechischen Gymnasien enthielten. Für die den ursprünglichen Ausdruck balnea verdrängenden thermac wird daher auch die 1 J. Marquardt, Das Privatleben der Hömer, I. 2(>5. 2 Man könnte mit K. JireCek (Die Romanen in den Städten Dalmatiens, I. 37) auch s-kr. polača aus dem Plur. palatia erklären, aber dieses hätte polaća ergeben; palatium ist auf verschiedenen Wegen und zu verschiedenen Zeiten zu den Slaven gekommen. Vgl. Miklosich EWb. 255, St. Romansky, Lehnwörter lateinischen Ursprungs im Bulgarischen (Milt, aus dem XV. Jahresbericht des Jnstiluts für rumänische Sprache zu Leipzig), 125. 3 Ein einmaliges altruss. bahnyj aus einer Hs. des 12.—13. Jahrh. für bantnyj beruht auf Dissimilation oder einer Anlehnung an balija, balij, balovati, bahstvo. '' W. Meyer-Lübke, Rom. EWb. 02, Rom. Gramm. 1, § l-T?. 6 Memoires de la Socićtć de Linguistique XI (1900), 179. 6 Etudes sur Petymologie et le vocabulaire du vieux slave. 182. 7 Altksl. Gram., 309. Siehe auch dessen Vgl. slav. Gram. I. 28i. 8 Rocznik slawisticzny. II, 68. — 9 O. c. 93. 10 E. Pfretzschner, Die Grundrißentwicklung der römischen Thermen. 17. 11 A. Mau, Pompeji in Leben und Kunst, 2. Auf!., 194. 12 Z. B. fügte Agrippa allein während seiner Aedilität 170 neu hinzu. J. Marquardt o. c. 267. Bezeichnung gymnasium1 gebraucht. Einer besonderen Ausschmückung erfreute sich, wie die Funde in Pompeji lehren, das mit einem runden Bassin (piscina) versehene Frigidarium, welches wie im Pantheon das Tageslicht durch eine runde Öffnung in der Spitze der kugelförmigen Kuppel erhielt, die blauen Grund mit Sternen zeigte.1 2 * Für das äußere Aussehen der römischen Bäder sind die Kuppeln, die auch andere Räume als das Frigidarium bedecken konnten, besonders bezeichnend. Solche Bäder wurden nun in allen Provinzen des römischen Reiches8 verbreitet und leben eigentlich noch heute im Orient fort, denn «die arabischen Bäder sind im Grundriß und namentlich in ihren Heizvorrichtungen eigentlich nur wenig veränderte römische Bäder»4. Bäderkuppeln sind so alltäglich, daß ein Sprichwort lautet: Wer mit der Baukunst nicht vertraut ist, staunt über die Kuppel des Bades.5 6 Speziell haben auch die Byzantiner und ihre Erben, die Seldschucken und Türken, die römischen Bäder mit Kuppeln (s. Abbildung 1) übernommen, so daß man nach dem Zeugnis des russischen Kirchenhistorikers E. Golubinskij8 in Konstantinopel ein Bad mit einer Kirche oder auch einer Moschee, wie andere Kenner versichern, verwechseln kann. Diese große Ähnlichkeit der türkischen Bäder und der christlichen Kirchen im Orient hat auch ihre historische Begründung. Wegen der tatsächlich vorhandenen Mißbräuche verbot die altchristliche Kirche nicht die Bäder, sondern begnügte sich mit Einschränkungen; seit der christlichen Kaiserzeit wurde es sogar »Sitte, in der Nähe der Basiliken teils für Bedürfnisse des Klerus, teils für andere, besonders kirchliche Zwecke Badeanstalten zu errichten.7 Namentlich brachte es die altchristliche Sitte der Kollektivtaufe und des Immersionsritus mit sich, daß das Frigidarium der römischen Bäder, welches schon in heidnischer Zeit nach seinem Bassin (lat. piscina, cisterna) auch den 1 J. Marquardt, o. c. 5207—268. — 2 A. Mau, o. c. 106. 3 Vgl. das Verzeichnis der erhaltenen römischen Thermen in Afrika, Asien und Europa hei E. Pfretz- schner, o. c. 63—77. Bezüglich der Kastellbäder in Deutschland erwähnt er (S. 37), daß die Sudatorien derselben bei den älteren Bauten eine runde oder halbrunde, später quadratische Form hatten; bei vielen Schwitzbädern findet sich «geradezu typische, runde kuppelüberdeckte Bauweise». 4 Handbuch der Architektur II. Teil, 3. Bd., zweite Hälfte: Die Baukunst des Islam von Franz Pascha, 2. Aufl., 159. 0 G. W. I' reytag, Arabum proverbia 111, 1, pag. 330, No. 1987, wo es allerdings falsch übersetzt ist, was schon O. Bescher, ZDMG, Bd. 06, pag. 124, gesehen hat. Mitgeteilt von Prof. N. Rhodokanakis. 6 Istorija russkoj cerkvi I, 2 (= Čtenija der Moskauer historischen Gesellschaft 1904, Bd. 2), 23. 7 F. X. Krauß, Real-Enzyklopaedie der christlichen Altertümer I, 108. Abbildung 1. Ansicht des in Ephesus ausgegrabenen Badehauses. Aus «Forschungen in Ephesus». Veröffentlicht vom österreichischen archäologischen Institut, Bd. I, S. 126, Fig. 54. griechischen Namen baptisterium1 (ßonrriZiuj ein-, untertauchen) führte, herübergenommen wurde und zur Entstehung von zahlreichen Baptisterien, d. h. besonderen Taufidrchen oder Kapellen in der Nähe der bischöflichen Basiliken führte. Die Baptisterien waren regelmäßig Zentral- oder Kuppelbauten, welche sich um und über dem Taufbassin erhoben, nach der Form des letzteren entweder runde oder polygone Gestalt hatten und mit einer meist halbkreisförmigen Kuppel gedeckt waren. Diese Taufkirchen konnten eine solche Größe erreichen, daß sie mehrere tausend Personen faßten und die Konzilien von Chalcedon und Karthago beherbergten.1 2 An die römischen Bäder erinnerten sie teilweise auch dadurch, daß sie nach dem Zeugnis des hl. Cyrillus von Jerusalem3 noch zwei Teile hatten: npoauXiov okov, wo die Katechumenen dem Teufel entsagten und das Glaubensbekenntnis ablegten, und ücndirepov okov, wo sie durch Untertauchung getauft wurden. Im Abendlande entsagte man nach und nach den selbständigen Baptisterien, aber im Süden Frankreichs blieben sie noch in der romanischen Periode, in Italien bis zur Renaissance. Für unsere Zwecke hebe ich hervor, daß in Italien speziell Bari4 ein rundes aus dem 4. Jahrhundert stammendes Baptisterium hatte, denn diese Stadt übte auf die Slaven der gegenüberliegenden süddalmatinischen und nordalbanischen Küste einen besonderen Einfluß aus, da infolge kirchlicher Konflikte zwischen Antivari und Ragusa im 11. bis 13. Jahrhundert der Bischof von Cattaro dem Erzbischof von Bari5 * untergeordnet war. In Montenegro wurde bei Podgorica auf dem Boden des alten Doclea ein Baptisterium neben einer christlichen Basilika, die wahrscheinlich aus dem 6. Jahrhundert stammen, aufgedeckt.0 In Dalmatien selbst wurde in Salona bei Spalato ein oktogonales Baptisterium des 6. Jahrhunderts7 ausgegraben (1846 bis 1848), das zuerst für ein Bad gehalten wurde, was zu einer lebhaften Polemik Anlaß8 gab ; für Nona (slav. Nin) werden die Reste eines Baptisteriums um das Jahr 800 angesetzt9, stammen also entschieden aus der slavischen Periode. In Istrien hatte Parenzo ein sehr altes Baptisterium westlich von der Kathedrale, außerdem sind zu nennen Aquileia, Grado, Cividale, im Orient aber vor allem Konstantinopel, wo Justinian neben der Kirche der hl. Sophia ein dem hl. Johannes geweihtes Baptisterium, einen Rundbau mit einer vergoldeten Kuppel, erlichten ließ; andere werden in Urkunden erwähnt.10 11 Besondere Verbreitung fand aber die Kuppel durch die Kirchen des Orients. Nach Ansicht des russischen Kirchenhistorikers E. Golubinskij11 habe Kaiser Konstantin 1 Krauß, o. c. 1!, 839 ff., I, 196 ff., Dictionnaire d'archeologie chretienne, publić par F. Cabrol, II, 1. 382-470, J. Marquardt, o. c. 280. 2 Dictionnaire d’archćol. chrćt. o. c. 399. — 3 Ib. 392. 4 F. X. Krauß, Real-Enzykiopaedie II, S. 40. 5 C. Jireöek, Die Romanen in den Städten Dalmatiens I, 47. 0 P. Rovinskij Černogorija II, 4 (Sbornik d. russ. Abt. der k. Akademie in Petersburg, Bd. 86), S. 62 bis 66. Näheres bei J. A. R. Munro, W. C. F. Anderson, J. G. Milne a Haverlield, Ou the roman town of Doclea of Montenegro, 1896, welches Werk mir nicht zur Hand war. 7 Dictionnaire d’archeologie ehret. II. 1, 430, Bulletino di archeologia e storia dalmata, herausg. von Fr. Bulic, XXV (1902), Tafel IV, V und IX; XXVI (1903), Tafel VI, VII. 8 Bulič, Bulletino XXV, 75, 1. 9 L. Jelič. Hrvatski spomenici ninskoga područja. Kn. I, 5, 16, Tafel 8—10. 10 Dictionnaire đ’archčol. chrčt. I, 2663; II, 1, 421, 425. 431. 11 Istorija russkoj cerkvi I, 2, 24—25. a Wörter und Sachen. V. M. Murko. die Kuppel, welche wie das Himmelsgewölbe das Gefühl des Erhabenen erwecken müsse, von den Bädern genommen, ihre einförmigen Itiesenräume aber durch etwas Neues ersetzt. Im Baptisterium, das er für die Taufe der beiden Konstanzien in Rom (Abbildung 2) baute, müsse man die erste Stufe dieser Entwicklungsform erblicken. Die Kuppeln der Konstantinischen Kirchenbauten wurden noch von acht Pfeilern getragen, unter Justinian wurden sie infolge der höher entwickelten Bautechnik auf vier im Quadrat gesetzt. Diesen Entwicklungsgang finden wir übrigens auch schon im Westen. Durch die Justinianische Kirche der hl. Sophia (Abbildung 3), die neben der großen Kuppel schon sechs Halbkuppeln zeigt, wurde die Kuppel sozusagen ein Heiligtum der Griechen und eine so wesentliche Eigentümlichkeit ihrer Kirchen, daß ohne sie eine Kirche keine Kirche wäre.1 Da jedoch die späteren Kaiser für solche Prachtbauten kein Geld hatten, die Gläubigen Abbildung 2. Längsschnitt der römischen Rotunde der Märtyrer Petrus und Marcellinus. Nach Hübsch, Die altchristlichen Kirchen, Pl. VIII, Nr. 1. Abbildung 3. Längsschnitt der hl. Sophienkirche in Konstantinopel. Nach Salzenberg, Altchristliche Baudenkmale von Konstantinopel, Bl. IX, durch E. Golubinskij, Atlas zur Istorija russkoj cerkvi, Taf. XI, 3. aber viele Kirchen brauchten, so verringerte man den Durchmesser der Kuppel, ging aber dafür in die Höhe, indem man die sphärische Kuppel auf einen mehr oder minder hohen Tambour setzte (Abbildung 4). i i 1b. 33. Kirchen mit mehreren Kuppeln kamen natürlich auch zu den Südslaven; als Beispiel wähle ich die Kirche des serbischen Chilandar-Klosters (Abbildung 5) auf dem Athos, die für das mittelalterliche Serbien gewiß vorbildlich wurde. Rußland übernahm im 11. Jahrhundert die Tambourkuppeln, doch erscheinen die russischen kleiner als die griechischen, dafür wird aber ihr Umfang auf Rechnung der Höhe verringert und sie gehen sozusagen in Hälse über.1 Trotz der vollständig gleichen Form kann man daher die griechischen Kuppeln (vergl. Abbildungen 3 und 4) von den russischen leicht unterscheiden. Als Beispiel möge die Sophienkathedrale in Kiew dienen (gebaut nach 10372), welche für ganz Rußland mustergültig wurde. Außer den fünf HHHHHl Abbildung 4. Muttergotteskiicbe xoO \tßo<; in Konstantinopel. Lübke, Geschichte der Architektur, Fig. 218. . Abbildung 5. Die Kirche des Chilendarkloslers auf dem Athos. Aus der Zeitschrift 'Zodćij’ 1872, Nr. 4, durch E. Golubinskij, Atlas, Tafel XXI, 1 großen eigentlichen Kuppeln trägt sie noch acht kleine. Allerdings hat das äußere Aussehen der Kathedrale und namentlich das der Kuppeln durch die Ungunst der 1 Golubinskij o. c. 40. — 2 Ib. 102. M. Murko. Abbildung C. Die Sophienkatlieđrale in Kiew. Nach einer Gravure des 17. Jahrhunderts. Nach Lebedincev ausGolubinskijs Atlas XXVI., 1. Zeiten stark gelitten1, so daß auch eine Gravure des 17. Jahrhunderts (bald nach 1651) nur ungefähr eine Vorstellung davon gibt (Abbildung 6). Am ursprünglichsten ist jedoch erhalten die Kathedrale vonNow-gorod (Abbildung 7), die 1045 bis 1052 gebaut wurde und wahrscheinlich erst später Anbauten (paperti)2 auf drei Seiten erhielt.3 Als besonders charakteristisch treten die Kuppeln hervor in den Miniaturen der altrussischen Handschriften.4 Auf den Kuppeln oder einfach auf dem Dach der russischen Kirchen wurden später äußere Verzierungen in Form einer Kugel, einer Birne oder Zwiebel angebracht.5 Diese (Kopf) genannten Verzierungen verwechselt der gewöhnliche Russe mit der Kuppel (in Fachwerken wird der Ausdruck leupol gebraucht), so daß auch in den Wörterbüchern bana und glava mit Kuppel übersetzt werden. Für glava kommtim (Groß-) Russischen auch vor der Ausdruck mdkovica, makovka6 (zu mak Mohn, also Mohnkopf), im Kleinrussischen mdkovica.'1 In alter Zeit wurden sie unmittelbar auf Kuppeln gesetzt, später kamen als Zwischenglieder Hälse (šejki) und Laternen8 (fonari) dazu. Als Beispiel kann das heutige Bild der Sophienkathedrale in Kiew (Abbildung 8) dienen. Besonders charakteristisch sind sie auf Holzkirchen (Abbildungen 9 und 10). Ich habe jedoch den Eindruck, daß die Zwiebel unmittelbar aus der eigentlichen Kuppel hervorgegangen ist (vergl. die Käthe- Abbildung 7. Ostansicht der Sophienkathedrale in Nowgorod. Nach einer Photographie Suslovs aus Golubinskijs Atlas, Tafel XXXI, 3. 1 Ib. 104. Atlas dazu S. 18. — “ Vgl. W. u. S. II, 128. — 3 Golubinskij o. c. 108. * Mir stehen solche Abbildungen derzeit nicht zur Verfügung. Aus Svjatoslavs Codex vom Jahre 1073 und dem Evangelistar von Jurjev aus den Jahren 1120 — 1128 sind sie zu finden bei W. Stasow L'ornement slave et oriental, Tafel XLIII und LIII. — 3 Golubinsky o. c. 21. — G Dal’ Slovar’ II2 297. 7 HrinCenko, Slovar’ s. v. — 8 Nach fachmännischer Auffassung ist dieser Ausdruck nur dann am Platze, wenn dieses HalsstQck mit Lichtöffnungen ausgestattet ist. drale von Nowgorod, Abbildung 7, ebenso die dortige Kirche des hl. Antonij, Abbildung 11); ihre Verwechslung, bzw. Identifizierung im Volksmunde wird daher ganz begreiflich. Bezüglich der südrussischen Kirchen ist noch hervorzuheben, daß nicht bloß die Kuppeln der Kathedrale von Kiew ihr ursprüngliches Aussehen verloren haben, denn gerade die Bedachung war überall häufigen Veränderungen ausgesetzt und fremden Ein-flüssen des romanischen Stils, der Gotik und des Barocks unterworfen. So kommt Abbildung 8. Jetzige Farade der Sophienkalhedrale in Kiew von Osten. Nach Lebedincev in Golubinskijs Atlas, Tafel XXV, 4. Romstorfer1, der Kenner der Kirchenarchitektur der Bukowina und Rumäniens, zu dem Schluß, «daß bis in die neuere Zeit insbesondere Zwiebel- und Birnformen an griechischorientalischen Kirchen im allgemeinen nicht verwendet wurden, daß vielmehr der größte 'Peil dieser Formen nachmaligen Rekonstruktionen seine Entstehung verdankt.» Bei den Holzkirchen macht sich noch der Einfluß des Materials besonders geltend, und man würde sich von den älteren Kirchenbauten ganz falsche Vorstellungen machen, wenn man nicht wüßte, daß sie begreiflicherweise meist sehr jung1 2 sind. Z. B. bewahrt unter den «altertümlichen Holzkirchen» Wolhyniens3 nur die der Stadt Kovel’ (Abbildung 12), die aber aus dem Jahr 1505 stammen soll, was allerdings sehr bezweifelt wird4, die alte Gestalt der Kuppel, aber selbst diese ist wie ihr Tambour achteckig, sonst treffen wir aber sogar viereckige an oder sie gehen durch neuere Dachkonstruktionen äußerlich schon ganz verloren. Ein lehrreiches Beispiel ist die ihrem Grundriß nach noch an die Klosterkirchen des Athos erinnernde Kirche in Dolina 1 Mitteilungen der k. k. Zentralkommission XIV, 50; XXI, 251—254. 2 Kin Bericht des Konservators Finkei über «Gefährdete Holzkirchen in Ostgalizien» in den Mitteilungen der k. k. Zentralkommission VIII (Wien 1909), S. 477—481, verlegt die meisten ins 18., nur wenige ins 17. Jahrhundert; dem Einsturz nahe ist aber auch eine 1855 gebaute. 3 Materialy po etnografu Rossii 1, 21 ff. — 4 Ib. 28. in Galizien (Abbildung 13), die vor 30 Jahren noch drei Kuppeln trug.1 Von anderen ruthenischen Kirchen in Galizien bringe ich eine Abbildung der von Malöw (Abbildung 14) im Bezirke Mošciska, weil der Architekt K. Moklowski zu seiner Photographie auch die uns interessierende polnische fachmännische Terminologie gibt. Die Kirche hat drei Kuppeln, von denen die mittlere die Gestalt einer Zwiebel (čebula) aufweist, die beiden andern die eines Helmes Der mit der Kirche schon zusammenhängende Glockenturm mit seinen schiefen Wänden trägt eine maikowica Oßowica) mit einem vierflächigen Zeltdach (namiotowy dach). Eine in Galizien am weitesten nach Westen vorgeschobene, aus den Jahren 1292 bis 1300 stammende, an byzantinisch-süd-slavisohe Muster erinnernde Klosterkirche in Lawröw in den Bergen von Sambor hat K. Moklowski beschrieben und ihre ursprüngliche Kuppelgestalt zur Zufriedenheit des Kunsthistorikers Maryan Sokolowski im Bilde rekonstruiert.2 Aus den lehrreichen Betrachtungen des genannten polnischen Gelehrten über diese Kirche3 hebe ich hervor, daß auch er Jcopuia (Kuppel) vom heim, gtomca oder besser malcowica, die sie bedecken, zu unterscheiden wünscht, obwohl beide in der Umgangssprache identifiziert werden, also auch bei den Polen und nicht bloß bei den Groß- und Kleinrussen. Nach Stasov wird die Zwiebel der russischen Kirchen seit dem 16. Jahrhundert und gegen Westen immer mehr zu einer Rübe und nähert sich, wie M. Sokotowski bemerkt, den Barockkuppeln des Abendlandes. Umgekehrt kamen aber auch byzantinisch-russische Einflüsse nach dem Westen. So besitzt die Krakauer Kathedrale eine ruthenische Kapelle und auf dem Tympanon der romanischen Kirche in Breslau wurde eine cyrillische Inschrift4 entdeckt. Die Holzkirchen und namentlich ihre Glockentürme in Schlesien, Mähren und Böhmen haben nach Ansicht des Cechischen Kulturhistorikers und Folkloristen Č. Zibrt5 sehr viele Berührungspunkte mit denen der Polen und Ruthenen. Abbildung 9. Kirche des Dorfes Kušnereckoe, Gouv. Archangelsk, Kreis Onega, aus dem Jahre 1668. Nach Suslov aus E. Golubinskijs Atlas, Tafel XLIV, 2. 1 Kazimierz i Tadeusz Moklowski, Sprawozdanie komisyi do badania historyi sztuki (Krakau, Akademie) Tafel VIII, 204. Von Finkei (o. c). wird aber eine Kirche ohne Kuppel (in Chlopivec, bei Chorostkov, Bez. Husiatyn) erwähnt, die schon aus dem 17. Jahrhundert stammt. Daß es sich da ausdrücklich um eine bana handelt, lehrt der Bericht von Z. Kuzel’a in den Zapysky naukov, tovarystva imeni Ševčenka 1911, 3. H., S. 212. 2 Sprawozdanie komisyi do badania historyi sztuki VII, 528—538. Fig. 1 und 8. — 3 Ib. 538 — 558. * Ib. 536. — 6 Cesky Lid, XVII (1908), S, 406II. mit 33 Abbildungen, insbesondere S. 416—417. Wir müssen noch darauf hinweisen, daß die römischen Bäder in Gebieten, die im 6. und 7. Jahrhundert von den Südslaveu kolonisiert wurden, selbstverständlich wie in allen Provinzen des römischen Reiches in keiner geringen Anzahl vorhanden waren. Bisher sind allerdings nur wenige aufgedeckt worden. E. Pfretzschner1 führt in seiner Abbildung 10. Kirche des Nenokockij pogost, Gouv. und Kreis Archangelsk, aus dem Jahre 1727. Nach Suslov aus Golubinskijs Atlas, Tafel XL1V, 1. Monographie nur an: Csaki-Gorbo in Siebenbürgen, Salona bei Spalato, in Bulgarien die Thermalbäder Aquae calidae bei Burgas, jetzt «Bad von Aitos» (bulg. Aitoški bani, Aitoška Ltdža2 [d. i. türk. lydža, ilidža Warmbad] genannt) und Germania, jetzt Sapa-revska Banja bei Dupnica3, aus Pannonien Alt-Ofeu (Aquincum) und Osopaik (Heilbad am Plattensee) in Ungarn und Laibach (Emona). Ich verweise noch darauf, daß ganz römische Thermae mit einem Gymnasium von P. Rovinskij4 boi Podgorica (auf dem Boden von Doclea) in Montenegro ausgegraben worden sind. Für Serdica, heute Sofia, weist C. Jireček5 Thermen nach, ebenso für Banja® bei Küstendil (alt Velbužd), im 15. bis 17. Jahrhundert Velbuška (auch Beobuška) Banja oder Konstantinova Banja genannt. 1 O. c. 68, 76, 77, 43. — 2 C. Jireßek, Das Fürstentum Bulgarien 522. 3 Gewiß ein Thermalbad, Vgl. Jireöek, Das Fürstentum Bulgarien 487. * Černogorija II, 4, 39—41), Plan S. 41. 6 Das Fürstentum Bulgarien, 860, 369. — 0 1b. 471, 474. In Serbien waren den Römern bekannt die Thermalquellen Ribarska Bana1 und Soko-banja oder Banja von Aleksinac2. Aus Altserbien beriebtet Evans3 über eine römische Thermalstation in Banjška bei Novipazar und schildert den heutigen Stand des Bades Banja samt Abbildung und Plan. Abbildung 11. Nordöstliche faQade der Kirche des h. Antonij Ritnljanin. Aus Tolstoj und Kondakov, Russkija drevnosti, Tafel VI, durch E. Golubinskij, Atlas, Tafel XXXII, 1. Abbildung 12. Verkündigungskirche der Stadt Kovol’ in Wolhynien aus dem Jahre 1505(?). Aus Materialy po etnografii Rossii I, S. 2!), Figur li. Die Bauten der römischen Heilquellen, die uns wenig bekannt sind, zeigten natürlich nicht das Schema der gewöhnlichen Bäder, aber jedenfalls trugen sie Kuppelgewölbe wie El Hammam in Algier1 und hießen balnca, wie gerade die zahlreichen südslavischen Namen Banja beweisen. Diese Namen können wir, wie schon erwähnt, vom südlichen Dalmatien bis zum Schwarzen Meer verfolgen. Am zahlreichsten sind sie auf dem alten römischen Straßenzug, der vom Adriatischen Meere über Alt Serbien nach Mazedonien einer- und Bulgarien anderseits führte. Diesen Weg nahm auch die Entwicklung des alten serbischen Staates und der serbischen Kultur. Die ersten serbischen Staatengebilde finden wir am Adriatischen Meer auf dem Gebiete der Provinz Praevalis, hier pendelten die Serben durch drei Jahrhunderte zwischen West- und Ostrom, bei Podgorica wurde der Sammler des serbischen Reiches und der Begründer der Dynastie Nemanjic katholisch getauft, in Ras, heute Novi Pazar, schloß er sich aus politischen Rücksichten der griechischen Kirche an und wies durch seine Eroberungen dem serbischen Reiche die 1 Miličevič, Kneževina Srbija, 708. — 2 Ib. 781. 3 Antiquarian researches in lllyricur», Archaeologia 4!) (1885, S. A. 55, 40 ff. War mir nicht zu- gänglich. — 4 E. Pfretzschner o. c., 43 ff., Tafel X, Abbildung 2. Bahnen nach dem südwestlichen Mazedonien und nach dem heutigen Serbien, dessen Mittelpunkt aber erst im 15. Jahrhundert an die Donau gelangt ist.1 Dieser Weg der älteren serbischen Staatengründung und Kultur fällt nun stark zusammen mit der südlichen Grenze des lateinischen Sprachgebietes auf der Balkanhalbinsel. Diese Grenze1 2 lief südlich von der jetzigen Straße von Skutari nach Prizren ostwärts, auf dem Kosovopolje war lateinisch noch Lipljan (Ulpiana), weiter das alte Scupi (bei Skopje, Üsküb) in dem obersten Gebiete des Vardar, Niš und Bela Palanka (zwischen Niš und Pirot), sodann der Nordabhang des Haemus, speziell das Donauufer bis zur Abbildung 13. Holzkirche in Dolina in Galizien. Photogr. von K. Möklowski, Sprawozdania komisyi do badania historyi sztuki w Polsce VILI, S. 203, Figur 5. Mündung. Aber auch südlich dieser Grenze hatte die lateinische Sprache starke Geltung in Militär und in der Verwaltung. Es ist daher natürlich, daß nicht bloß bei den Kroaten, sondern auch bei den Serben, welche sich erst seit dem 12. Jahrhundert ganz an Byzanz anschlossen, und bei den Bulgaren, die seit ihrer Christianisierung dazu gehörten, viele lateinische, bzw. altromanische Wörter fortleben, die in neuester Zeit vom Historiker C. Jireček3 und für das Bulgarische von dem Linguisten St. Ro-mansky4 zusammengestellt wurden. Ich habe in dieser Zeitschrift (II. 142 ff.) auch sachlich gezeigt, wie lat. dies rosae, rosaria, rosalia vom Adriatischen Meere weiter wanderte und von den Südslaven 1 Vgl. des Verfassers Geschichte der alteren sitdslavischen Literaturen, 133 H. Ich habe daselbst den historischen Hintergrund deshalb so ausführlich behandelt (vgl. die abweichenden Bemerkungen des Belgrader Professors P. Popovič in der Deutschen Literaturzeitung 1912 (30. März), Sp. 800), weil er für alle Gebiete der serbischen Kultur wichtig ist, auch für die Wortforschung, wie gerade dieser Aufsatz zeigt. 2 C. JireCek, Die Romanen I., 13ff.; Geschichte der Serben, 38—39, 48—49. 3 Die Romanen in den Städten Dalmatiens I, 36—38, 66 ff. (Namen). 4 Lehnwörter lateinischen Ursprungs im Bulgarischen, XV. Jahresbericht des Instituts für rumänische Sprache in Leipzig. Wörter und Sachen. V. 4 auch zu den Russen gelangte, und füge nun auch bana1 hinzu, das von den Slaven im Geltungsgebiet des Latein aufgenommen und dann auch über die südöstlichen Balkangegenden weiter verbreitet wurde. Jedenfalls war das Wort schon im 9. und 10. Jahrhundert auch in jenen mazedonischen und bulgarischen Gebieten, in welche mit größter Wahrscheinlichkeit die Heimat der altkirchenslavischen Sprache und viele der ältesten Denkmäler verlegt werden, stark verbreitet. Aksl. bana in den Bedeutungen Xourpöv, KoXupßfiöpa, ßaXaveiov gibt zu Bemerkungen keinen Anlaß. Höchst wichtig ist aber fugvetertov gymnasiurn nach Miklosich Lex. palaeoslov. aus dem Cod. Suprasliensis 57 (nicht 56) der Ausgabe von Miklosich, jetzt in S. Sever-janovs Ausgabe, Supraslbskaja rukopist, I. S. 76, Z. 17, 19, 23. Im Martyrium der 40 Märtyrer von Sebaste (9. März) wird erzählt, daß dieselben in einer kalten Nacht Abbildung 14. Kirche von Malow in Galizien. Wie Abbildung 13, S. 211, Figur 11. an einen See geführt wurden, an dessen Ufer eine geheizte (raždežena) banja stand, damit sich die Abtrünnigen erwärmen könnten, was einer auch tat. Acta Sanctorum der Bollandisten (Marti II. 20) bieten jedoch lavacrum de quo calefierent, lavacrum caloris. Da der griechische Urtext bisher nicht veröffentlicht worden ist1 2, so ist yupvaaiov nicht sicher belegt, bei Miklosichs Akribie jedoch sehr wahrscheinlich. Wir hätten also auch im aksl. bana eine Erinnerung an die großen Badeanstalten der Römer. Es ist beachtenswert, daß sich dieselbe Stelle in einem russischen Zlatostruj des 12. Jahrhunderts3 wiederholt und in anderen altrussischen Quellen noch belegt werden: banju vctchu veteres thermas, banja patriarchova na polatach, pritvory i banja. Die beiden letzten Stellen möchte ich direkt auf Baptisterien beziehen, namentlich aber aus der Laurentius- und Ipatius-Chronik den Bericht, daß der Metropolit von Perejaslav Jefrem nach Beendigung einer Kirche 1 Jireßek beurteilte das Wort richtig in Gesty po Bulharsku, S. 25, nahm es aber in sein oben genanntes Verzeichnis nicht mehr auf. 2 R. Abicht, Archfsl. Pb. B., 15, 328—329, B. 10, 144, — 3 Sreznevskij, Materialy, I, 41. am Tore baute h crpoieiir.e ßaubnore (KaMeHO1), also ein Bad (-(- aus Stein) wie es ein solches bis dahin in Rußland nicht gab (die Nachricht bezieht sich auf das Jahr 1090). Wir müssen aber bei allen diesen Belegen an größere Bauten und nicht an gewöhnliche Badestuben des heutigen Rußlands denken, so daß es auch erklärlich wird, warum die Russen ein fremdes, allerdings durch die Kirche vermitteltes Wort für Badstube übernahmen, denn die russischen Dampfbäder sind ja aus derselben Zeit schon in der altrussischen Chronik1 2 bezeugt: öaiin ^peBCHH, in denen sich die Menschen mit erhitztem Kvas begossen und mit Ruten schlugen, so daß sie kaum lebendig herauskamen, was der hl. Andreas gesehen haben soll, als er ins «slavische Land» nach Novgorod gekommen war. IV. Die Bedeutungsübergänge von bana, banica und die Gefäße dieses Namens. Nach diesen Voraussetzungen wird es leicht begreiflich, daß wir lateinisch balnea in baha bei den Südslaven und Russen in der Bedeutung Bad (materiell und'im übertragenen, speziell im kirchlichen Sinne), Badehaus, Badeort, Warm-, Mineral-und Heilquelle, bei den Südslaven Quelle überhaupt, und in zahlreichen darauf beruhenden Orts-, Flur- und sogar Flußn amen wiederfinden. Ebenso wird'es verständlich, daß balnea in baha und dem Deminutivum banica als Bezeichnung für die Kuppel, das charakteristischste Merkmal der römischen Bäder und der Kirchen des byzantinischen Kulturkreises, bei den Nordslaven fortlebt. Schon der russische Kirchenhistoriker E. Golubinskij3 meint, daß die große Ähnlichkeit zwischen den Kirchen und Bädern in Konstantinopel vielleicht den Anlaß gegeben habe, daß die Kuppeln (und die glavy — Köpfe) bei den Polen und in Kleinrußland bahi genannt werden. Unsere zusammenhängende Betrachtung dieser Fragen erhebt seine Vermutung zur Gewißheit. Natürlich ging der Name auf alle Formen der Kuppel und auf ihre Fortsetzungen (vergl. o. S. 20, 22, glava, gtowica, makovka, makovka) nach oben über und wird zuletzt auch für diese allein gebraucht. So erklärt sich polnisch bania als «ältere Bezeichnung für Messingkugel, Knopf verschiedener Größe, als Abschluß von Kirchen und Schloßtürmen». Bei den Cechen heißt bähe jetzt nur eine längliche Kugel auf dem Turm (der oberste Teil unter dem Kreuz) oder ein ähnlicher Schmuck auf Altanen, in Gärten usw. Auch in Böhmen ist dafür der Ausdruck makovke bekannt. Man unterscheidet auf Türmen auch zwei bähe, eine kleine (mala b.), entsprechend dem Turmknopf, und eine große (nur bäne), entsprechend] der Kuppel. Als schönes Beispiel kann der Turm des Richterhauses auf der Prager ethnographischen Ausstellung dienen.4 (Abbildung 15.) In 1 KaMAHO, KäMjina bezeugt durch die Jpatievskaja LiStopist2, S. 200. 2 Die Stelle ist nach der neuen Ausgabe der Letopisi. Lavr.3, S. 7, abgedruckt bei L. Niederle, Život starych Slovanu I, 130, in der Ipattevskaja Letopisi,2 (Polnoe sobranie letopisej, lid. II) ist sie S. 7 zu lesen, die übrigen Varianten bei Niederle 1. c. — 3 Istorija russkoj cerkvi I, 2., 23 * Mitteilungen von Prof. Dr. J. Jakubec in Prag. Vgl. außerdem J. Prousek, Dreveni stavby, Tafel XXII (auf städtischen Rathäusern) und Cesky Lid, Bd. XVII (1908), S- 425 und 427 (Holzkirchen aus Mähren). Das Prager Gechosl. ethnogr. Museum stellte mir vier Photographien aus seinem Archiv Nr. 462 (Modell der Holzkirche in Vrbice in Schlesien), 857 (Kirche in Pila in der ungarischen Slovakei), 1523 (unbestimmt) und 1729 (Pfarrkirche in Svineany bei Prelouč) zur Verfügung, von denen namentlich die beiden letzten typische bang zeigen. Außerdem macht es mich aufmerksam, auf die Mitteilungen des Erzherzog Rainer-Museums in Brünn, 1911, N. 8, und auf die Reproduktion des Rathauses von Eisenbrod in «Peasant Art in Austria and Hungary» Nr. 252. der Niederlausitz setzt banar Wetterfahne auch die Bedeutung Turmknopf voraus. Hierbei nehme ich an, daß bana von den Südrussen zu den Polen, Oechen und Lausitzer Serben wunderte, was namentlich in älterer Zeit ebenso gut möglich war, wie der Übergang zahlreicher cechischer Wörter ins Polnische, Klein- und Weißrussische, welche Sprachen überhaupt viele Kulturwörter gemeinsam haben. Da die Bedeutung Kuppel weder im Altkirchenslavischen noch in den lebenden südslavischen Sprachen vorkommt, so kann man an einen südslavischen Einfluß, der in den Zeiten der slavischen Liturgie in Mähren, Nordwestungarn und im Krakauer Gebiet möglich wäre, nicht denken, da- Abbildung 15. Altrichterhaus auf der Prager Cecho-slav. Ethnogr. Ausstellung. Aus Narodopisna vystava Ceskoslovanska, S. 141. gegen kam bam in der auffälligen, aber ebenfalls von der Kuppelform abgeleiteten Bedeutung Bergwerk (s. u.) von den Südslaven unmittelbar zu den Kleinrussen, Polen, Slovaken und Oechen. Von den in die Augen springenden häufig vergoldeten, versilberten oder durch andere Metallfarben hervorragenden oder bemalten und weithin sichtbaren Kirchen-kuppeln und Turmknüpfen, nicht aber von der Badewanne1, welche Bedeutung bei den Nordslaven überhaupt nicht vorkommt1 2, wurde bana, banka in den nordost-und nordwestslavischen Sprachen auf halb- oder ganz kugelförmige Gegenstände und namentlich auf allerlei bauchige Gefäße übertragen. So sind zu erklären die Bedeutungen (vergl. o. S. 4—6): rundes gemauertes Gewölbe, rundes Dach, Dach in Form einer 1 Vor Berneker bringt diese Erklärung schon der Warschauer Slownik ,j(;zyka polskiego I, 94 in einer etwas annehmbareren Form: Bad — bauchiges Badegefäß— jedes bauchige Ding. Bernekers Erklärung von baiia, banka nimmt auch M. Vasmer (Grekoslavjanskie etjudy 111, 38) an, wobei er die Zusammengehörigkeit beider Wörter viel energischer betont, und beruft sich auf semasiologische Parallelen wie griech. xo).up.ß-f|öpa (slav. kolivitra) Schwimmbassin, dann Taufbecken. 2 Gebräuchlich ist das d. Fremdwort: r. klr. vanna, pol, wanna, 6. vana (neben necky). Halbkugel, Himmelsgewölbe, Feld in Gestalt einer Kuppel, Kugel (vom Mond), Luftballon, Glaskugel zum Bügeln, Lampenschirm, Wasser-, Gas- und Seifenblase, Taubenkorb und -haus, Bienenkorb, Wespen- und Hornisnest, Augenweiß, Glotzauge, Kopf (namentlich Glatz-), Schlag ins Gesicht, Dickbauch, ampulla in der Anatomie, Bauch-und Flaschenfisch (vergl. auch u. die Gefäße) und namentlich häufig Kürbis im allgemeinen und für verschiedene Kürbis- und Melonenarten. Zahlreich sind solche Bezeichnungen für physikalische und chemische Apparate wie Elektrisiermaschine, Glocke an der Luftpumpe, Glas- und Flurglocke, Dampfdom, Retorten, Kolben u. ä. Für verschiedene von diesen natürlich späten Benennungen sind allerdings auch schon Namen und Formen der Krüge und anderer bauchiger Gefäße vorbildlich gewesen. Wie der Name banka ist auch die Form des damit bezeichneten Gefäßes den Kleinrussen, Polen und Oechen1 gemeinsam und wird im Volke genau unterschieden von einer gemeinslavischen Bezeichnung (s. Ber-neker SEW. 165) für Krug, die im Klr. džban, žban, dz ban, zban, ebanok, zbanok usw. Abbildung 16. lautet, im Polnischen dzban, alt czban, zban baiikn und zbanok der Huzulen. (nicht bloß «Kanne, bestimmtes Maß für Nach V. Suchevyö, Hucul'sCyna II (= Materiaux pour Flüssigkeiten» wie Berneker angibt, sondern l’ethnologie ukraino-ruthöne IV), S.264, Fig. 187, richtiger nach Linde ,Krug, Wasserkrug’) ^ 10- debaneh usw., im Cechischen cbän dcbän, dzban, sbän. Eine schematische Zeichnung beider irdenen Gefäße, wie sie bei den Huzulen in Galizien Vorkommen, zeigt am besten den Unterschied: banka Olkrug, zbanok Wasserkrug1 2 (Abbildung 16). Klr. banka ist immer ein Gefäß mit engem Hals (Hrinčeuko) zbanok mit breitem (Mitteilung W. Hnatiuks); für das Polnische versichert mich St. Barabasz, Direktor der Fachschule in Zakopane: «Das Volk unterscheidet zwischen dzban und banka, dzban, dzbanck dzbanuszck, dzbaneczek (nach der Größe) heißt ein Gefäß mit einem ziemlich breiten Hals und Schnabel zum Ausgießen, banka besitzt dagegen einen engen Hals, den man mit einem Stöpsel zumachen kann, der Körper ist dagegen sehr bauchig ,baniasty . Ein Blechgefäß für Naphta wird wegen des engen Halses banka genannt. Einen gründlichen Unterschied zwischen baiika und dzbanek kann man jedoch nicht kennzeichnen.» Dieses fachmännische Urteil macht Verwechslungen namentlich in den Kreisen der Intelligenz und in der Literatur begreiflich.3 Für Mähren ließ 1 Und den Lausitzer Serben, über deren Gefäße ich nicht weiter spreche, weil sie mir nicht bekannt sind. 2 V. Šuchevyč, Hucul'Söyna II (= Materiaux pour l’ethnologie ukralno-ruthene T. IV), 264. In schöner Ausführung ebendaselbst S. 270, Fig. 10 u. 9. In der polnischen Ausgabe desselben Werkes (WI. Szuchiewicz, Huculszczyzna (= Muzeum im. Dzieduszyckich, Dzial VII. etnograficzny) Tafel 15, Nr. 10 ist falsch die Unterschrift Dzbanek (anstatt banka) na olej. (V. Hnatiuk machte mich darauf aufmerksam, und der Verfasser stimmte zu). 3 Es kann daher nicht genug beklagt werden, daß die Museen auf die volkstümliche Terminologie der gesammelten und ausgestellten Gegenstände so wenig achten. Das Gleiche gilt bezüglich der volkskundlichen Publikationen, deren herrliches Bildermaterial für den Sprach- und Kulturforscher oft ganz entwertet wird. Abbildungen 17—27. Ruthenische baiika aus Galizien im Museum der Grafen Dzieduszycki in Lemberg. Gez. vom stud. techn. Fr. Andrusevyc. Abbildung 17. Aus Kosöw. Nr. 2044. Abbildung 21. Wojnilöw Nr. 1365. Abbildung 18. Kosöw. Nr. 2645. Abbildung 22. Komarno. Nr. 1182. Abbildung 19. Sniatyn. Nr 380. Abbildung 23. Sokal. Nr. 1641. Abbildung 20. Kolomea. Nr. 470. Abbildung 24. Sokal. Nr. 1572. Abbildung 25. Brzezany. Nr. 103. Abbildung 26. Sokal. Abbildung 27. Sokal Nr. 1632. mir J. Leisching, Direktor des Erzherzog Rainer-Museums für Kunst und Gewerbe in Brünn, folgende Aufklärung zukommen: «banka ist ein bauchiges Gefäß mit engem Hals . laut Wörterbuch identisch mit čepdk, čcpačeJe, plucar (Plutzer); die banica kann durch einen Spund (čep, čepek) geschlossen werden, wodurch wieder die Bezeichnung čepdk, čepaček verständlich wird; dzbän hingegen heißt Krug schlechtweg, von der üblichen Form mit Henkel, mehr schlanker Leibung und weiter Öffnung, bzw. weitem Hals, im Gegensatz zu dem engen Hals und der mehr der Kugelform sich nähernden Leibung der banka.* Abbildungen 28—34. Polnische banka aus dem Museum der Grafen Dzieduszycki in Lemberg. Gez. vom stud. techn. Fr. Andrusevyö. Abbildung 28 Abbildung 29. aus Wyczölki. Nr. C59. Kolaczyce. Nr. 2004. Abbildung 30. Nawsie Abbildung 31. Kolaczyckie. Nr. 1989. Dobczyce. Nr. 2268. Abbildung 32 Abbildung 33. Brodly bei Chrzanöw. Fryszlak. Nr. 2106. Nr. 2470. Abbildung 34. Pruchnik. Nr. 1737- Zur weiteren Charakteristik der banka bringe ich Abbildungen, vor allem eine Auswahl aus den reichhaltigen Sammlungen des Museums der Grafen Dzieduszycki in Lemberg.1 Abbildungen 17 — 27 zeigen Exemplare aus den ruthenischen Gegenden Galiziens, Abbildungen 28—34 aus polnischen Gebieten. Aus Südrußland steht mir kein Material zur Verfügung. V. Hnatiuk macht mich zwar auf eine banka aus dem Gouvernement 1 Für das Material bin ich dem ruthenischen Ethnographen V. Hnatiuk in Lemberg, für verschiedene Aufklärungen dem Kustos des Museums Prof. W. Schuchievvicz zu besonderem Dank verpflichtet. M. Murko. Abbildung 35. Kuchlik aus Olešna im Gouv. Cernigov. Nach M. Mohyl'-öenko in den Materiaux pour l’ethnologie ukraino-rulhbne I S. 64, Fig. 15, c. Cernigov (Abbildung 35) aufmerksam, doch heißt sie daselbst Tcuchlik (Deminutiv zu kuchol’ s. Hrinčenko Slovar’) und dient als «vase pour boisson».1 Das öecho-slavische ethnographische Museum in Prag stellte mir die Photographien zweier banka aus Mähren (Abbildungen 36, 37) zur Verfügung. Professor Dr. J. Jakubec meint, daß sie ihre altertümliche Form wegen ihres geheiligten Gebrauches (in der ersten wird Weihwasser aufbewahrt) beibehalten haben, und erinnert sich, solche gleichfalls irdenen Gefäße, wie sie Abbildung • 37 zeigt, — jedoch ohne Ornamente — in seiner Heimat im nördlichen Böhmen gesehen zu haben, wo sie für Wasser, Öl und auch für Milch verwendet werden. Solche Glasgefäße besitzt das Museum leider nicht, aber er sah sie im Gebiet von Leitomischl (in Ostböhmen), wo eine alte Glasindustrie existierte, aber jetzt zugrunde gegangen ist. Solche Majolikagefäße bringt auch Peasant Art in Austria and Hungary, «The Studio» Special Number Autumn 1911 aus Mähren, Fig. 316 und 319, ebenso M. Haberlandt, Österreichische Volkskunst, I. Abt., Taf. 56, Fig. 1 unter den «Krügen und Plutzern» aus Mähren und Taf. 58, Fig. 18 unter 20 «Slowakischen Krügen». Die Form mit einem oder sogar zwei Henkeln ist aber nicht die einzige und wohl auch nicht die ursprünglichste, vielmehr sind sehr zahlreich größere Gefäße ohne Henkel, die stark an spätere Ausgestaltungen der Kuppelform erinnern (Abbildung 38). M. Haberlandt Taf. 64, Fig. 8-12 bringt solche «Ruthenische Krüge» aus Ostgalizien und der Bukowina, Taf. 56, Fig. 4, 6 (wahrscheinlich auch 7, 9) Krüge und Plutzer (für banka ist wohl nur dieser Name angebracht) aus Mähren und Taf. 54 Fig. 1 u. 5 Majoliken aus Mähren. In «The Studio» stehen in der Kredenz aus Zakopane in Galizien (Fig. 379) auf dem zweiten Brett an zweiter und dritter Stelle beide Arten der banka, an erster Stelle und am ersten Brett aber je ein dzbanek. Wie sehr aber Fachmänner — und auch das Volk? Abbildung 36. banka aus Hoslyn in Mähren. Photographie und Besitz des Gecho-slarischen ethnotograph. Museums in Prag. Abbildung 37. baiika aus Ivanßice in Mähren. Wie Abb. 36. 1 Materiaux pour l’ethnologie ukraino-ruthene der Ševčenko-Gesellschaft in Lemberg, Bd. I, 65, 67. beide Bezeichnungen verwechseln können, beweisen folgende Beispiele. «The Studio» Fig. 372 und Haherlandt Taf. 62, Fig. 2 (Abbildung 39) bieten offenbar das gleiche Tongefäß aus Schlesien, nur von verschiedener Seite gesehen. Direktor Barabasz möchte im «Studio» darin « mehr einen dzbaneh als eine banica» erblicken, bei Haber-landt «könnte man cs ebensogut banica wie dzbanuszelc nennen», während Professor Szuchiewicz dessen Abbildung einfach als zbanelc erklärt. Die gleiche Aufklärung gibt Direktor Barabasz über Haherlandt Taf. 63 (Hafnerarbeiten aus Ostgalizien und Buko- Abbildung 38. banka aus Ostgalizien. Nach M. Haherlandt, Österreichische Volkskunst, I. Abt., Tafel 64, 9. Abbildung 39. banka oder dzbaneh aus Ostschlesien. M. Haherlandt o. c. Tafel 62, 2. wina), Fig. 5 und 8 (Abbildung 40), Professor Szuchiewicz erklärt sie aber als banici.. . «zum Wärmen der llüssigen Speisen, vor allem des Kaffees, für die Juden bestimmt; diese dürfen am Samstag kein Feuer machen, kochen den Kaffee Freitag abends, geben die banica mit Kaffee in heiße Asche im Ofen, infolge dessen bleibt derselbe 24 Stunden und mehr warm». Eine ganz kugelförmige Gestalt zeigt eine henkellose banica aus Žmudž (Samogitien) in Litauen (Abbildung 41) im Lemberger Dzieduszycki-Museum, eine halbkugelförmige aus Glas aber das Prager ethnographische Museum (Abbildung 42); diese «Staniča banka» wurde vor 25 Jahren vom Archäologen Dr. Wankel in Kiew in Rußland angekauft, weil sie aus der gräflich Harrachschen Glasfabrik in Böhmen stammt. Das Attribut staiika soll nach des Käufers Erklärung davon stammen, daß aus dem Gefäß stehend getrunken wurde. Die halbkugelige banka ist für uns sehr wichtig, weil sie zu den mehr oder weniger becherartigen Schröpfköpfen1 dieses Namens, die eine größere Öffnung haben müssen, hinüberführt. Die verschiedenartigsten Formen der banica machen es begreiflich, daß sie in Wörterbüchern definiert werden: jedes bauchige Gefäß, kleines bauchiges Gefäßchen, Fläschchen 1 Vgl. die slov. und s.-kr. Bezeichnung kupica (s. S. 2). Wörter und Sachen. V. 5 (vergl. Abbildung 33), Krug, bauchige Kanne, die aber sogar zu einer ziemlich geraden werden kann (vergl. Abbildung 34), Büchse, hölzerner Behälter für den Schleifstein, so daß auch Holz als Material hinzukommt. Begreiflich wird auch russisch banica, kleine Teekiste, kleines rundes Gefäß, in welchem lebende Fische herumgetragen werden.1 Wenn das zuletzt genannte Gefäß die Form eines Lägels zeigen sollte, so könnte uns dieselbe der Querschnitt einer polnischen banka (Abbildung 43) erklären. Ein solcher Lägel wäre sehr interessant, weil bei den Slovenen eine ähnliche banka auf Gefäße zurückgeht, denen die Badewanne zugrunde liegt, (s. u.). Verständlich sind auch die Bedeutungen Blumentopf (offenbar wenigstens ursprünglich ein bauchiger), bodenloses Faß; ebenso großer Topf und großer Kessel für die Augmentativa klr. banale, poln. banialc, baniacz. Was speziell die Bedeutung Kessel anbelangt, so sei auf das Urteil des polnischen Kunsthistorikers M. Sokoifowski1 2 hingewiesen, daß die Kuppeln im Orient, im südlichen Italien und in den allrussischen Miniaturen des Sbornik Svjatoslava vom Jahre 1073 und des Jurjewer Evangeliums aus dem Jahre 1120 bis 1128 in ihrer Nacktheit die Gestalt «eines umgekehrten Kessels» zeigen. Auf diesem Wege kommen wir weiter auch zu den Bedeutungen Pechofen («eiförmig, nach oben geöffnet»), Grube, wovon A. Brückner für die ganze slavische Wortsippe ausgehen möchte, und tiefe Stelle im Wasser, Strudel. Interessant ist die Charakteristik der polnischen Schröptköpfe als glocken- oder birnenförmig (s. S. 4). Im Deutschen ist es speziell das Wort Glocke3, das sich in den Bedeutungen mit slav. baiia, banka vielfach berührt und uns namentlich baiia «Bergwerk» begreiflich machen wird. Bei banka «Kürbis» könnte man an den Einfluß des lateinischen cucurbita Schröpfkopf denken. Doch wiederholen sich solche Vergleiche immer wieder. So hörte ich ein fünfjähriges slovenisches Mädchen den Luftballon, den es zum ersten Male sah, öfters buča (Kürbis) nennen; bei näherem Nachforschen kam ich allerdings darauf, daß die Bezeichnung von der Köchin stammte, aber an der Sache ändert auch das nichts. Umgekehrt wird aber baril(o) kleines Faß, Lägel, aus dem Italienischen (vergl. u. S. 37) auch für Kürbis gebraucht: vozili smo s polja burila, t. j. buče ali tikve.4 1 Auch der Umstand, daß das Russische außer Schröpfkopf nur diese Hedeulungen kennt, spricht dafür, daß das Wort von den Großrussen entlehnt worden ist (vgl. o. S. 4). 2 Sprawozdania komisyi do badania historyi sztuki w Polsce VII, 558. 3 Vgl. Sanders Wb. d. deutschen Sprache I. C00 und Handwb. d. deutschen Spr. Beachte besonders: Luftpumpe, Glocke der Lampe, Glocke oder Kuppel für Goldfische, Bügel-Tolleisen, die Wäsche kraus zu fälteln. — 4 M. Valjavec, Ljubljanski Zvon 1893, S. 107. Abbildung 4L banka aus Zmudž in Litauen im Lemberger Museum der Grafen Dzieduszycki, ohne Nr., da nähere Herkunft unbekannt ist. Abbildung 40. banka aus Ostgalizien. M. Haberlandt o. c. Tafel 03, 5. Abweichend vom Bisherigen ist die Erklärung der Bedeutungen von banja, banjica, im Slovenischen. Aus den Wörterbüchern kann man sich weder über die Gestalt des Gefäßes noch über die Verbreitung des Wortes — ich dachte zuerst nur an Unterkrain — richtige Vorstellungen machen (vergl. o. S. 10). Pleteršniks Erklärung von banja «langrundes Gefäß von Böttcherarbeit, die Wanne» ist jedenfalls so aufzufassen, daß es sich um ein ovales Schaff handelt, wie alte Badewannen1 in der Tat aussehen. Mündliche Aufklärungen aus Steiermark sprechen ebenfalls dafür. In St. Peter im Bärentale (na Medvedovem selu) im Bezirk St. Marein bei Erlachstein, in den Win-dischen Büheln (Slovenske Gorice) zwischen Murund Drau und im Savetal banja oder bana eine längliche, ovale oder auch viereckige Trogmulde, in der man Kinder badet, den Brotteig aufgehen läßt oder geschlachtete Schweine abbrüht. Dem Gebrauch und den Bedürfnissen entsprechend, ist die Größe verschieden. Trogmulden können aus Dauben und Brettern zusammengeschlagen oder auch aus einem Stamm ausgehöhlt (werden ausdrücklich mit ničite, ncčlce verglichen) sein. Um Win-disch-Feistritz ist banja ein ovaler, nicht besonders tiefer Trog, in dem Kälber ihr Futter erhalten. Es unterliegt keinem Zweifel, daß wir es hier überall mit Gefäßen zu tun haben, die auf die Badewanne zurückgehen; an die ursprüngliche Verwendung erinnert außer der ovalen Gestalt noch das Baden der Kinder in einer solchen banja) auch Schweine werden nicht zufällig darin abgebrüht. Daß auf diese Weise nur ein Teil des lateinischen balnea bei den Slovenen, ebenso wie in banica bei den Kroaten und Serben (S. 7) fortlebt, bietet nichts Außergewöhnliches. Auffällig ist es jedoch, daß diesen Namen auch eiu höheres, nach oben sich verengendes Gefäß trägt. In Kapellen (Kapela) bei Kann und im Savetal2 überhaupt ist banja, gesprochen bäja*, ein Kübel (Abbildung 44), in welchem man Schweineschmalz aufbewahrt oder das Fleisch salzt, bevor es geräuchert wird (sonst meist deža, tunja genannt). Kleinere Besitzer gebrauchen eine banja auch zur Bereitung des Sauerkrautes. Man sieht auch große banje in Weingärten zur Aufbewahrung des Kupfervitriols. Die Größe der gewöhnlichen banja richtet sich nach der Zahl der Schweine, die ein Besitzer schlachten kann. Manchmal wird sie innen mit Blech überzogen, damit das Schmalz in der heißen Zeit nicht durchsickern kann. Natürlich wird eine solche banja oben auch zugedeckt, und so bekommen wir ein Gefäß mit doppel- 1 Vgl. A. Martin, Deutsches Badewesen, Abbildungen 36, 40, 43, 45, 47, 49. 2 Die Mitteilungen verdanke ich hauptsächlich den Lehrern Peßnik in Kapellen und Cizel in Graz. 3 Diese dialektische Form ist sehr wichtig, weil sie ein altes slov. bana außer Zweifel stellt. Abbildung 43. Polnische baiika aus Mukyna. Im Museum der Grafen Dzieduszycki in Lemberg. Nr. 1782. Abbildung 42. banka aus der gräfl. Harrachschen Glasfabrik in Neuwelt. Photographie und Besitz des Cecho-slav. elhnogr. Museums in Prag. tem Boden. Übrigens bin ich in der Lage, auch eine Übergangsform nachweisen zu können. In Neukirchen (Nova Cerkev) bei Cilli läßt man in einer noch elliptischen bana nicht bloß den Brotteig aufgehen, sondern das gebackene Brot wird, wenn es abgekühlt ist, auch darin aufbewahrt und mit einem Deckel (pokrov), dessen Größe mit der des Gefäßes übereinstimmt, zugedeckt.1 Von den Deminutiven von havja bedeutet das mir nur aus St. Peter im Bärental in Steiermark bekannte banca oder banica einen länglichen oder elliptischen kleinen Eimer, banjha, banJca (Unterkrain), banka* (Loitsch), bdwka und aus dem Deutschen rückentlehntes (s. S. 37) bönca (Borovnica in Innerkrain), banica, bänlcca (unter Šmarna Gora bei Laibach) bezeichnet dagegen nur Holzgefäße mit doppeltem Boden. Den zuletzt heschriebenen Formen der banja steht ; am nächsten die banica der Weißkrainer, einfach eine Butte8 (Abbildung 45), in der Most und Wein, besonders aber Wasser aus entfernten Brunnen getragen wird. Unter-krainer und aucli Weißkrainer nennen dasselbe Gefäß brenta (aus italienisch brenta, vergl. Miklosich EWb. und Meyer-Lübke REW.), das auch zum Tragen der Trauben dient, wenn es oben keinen Boden hat. Um die Mannigfaltigkeit solcher Gefäße und ihrer Namen auf einem kleinen Gebiet anzudeuten, sei erwähnt, daß die Wippacher eine brenta ohne Träger (Abbildung 4(5) zum Führen der Trauben gebrauchen, einen brentdč (Augmcntativum) mit einem gebogenen Holzarm (Abbildung 47) zum Tragen derselben. Mehr verbreitet sind zwei andere Formen. In Unterkrain1 2 3 4 5 heißt banjica, banka ein am Rücken getragenes Holzgefäß (s. Abbildung 48), in dem man Wein aus den auf Hügeln gelegenen Weingartshäuschen holt. Ihre Größe ist verschieden, durchschnittlich fassen sie 30 Liter. Beide Böden sind kreisförmig und mehrteilig (3—4), der am Rücken liegende ein wenig größer; die Einfassung (obod) besteht aus engen Dauben, die von Reifen aus Kastanien- oder Haselnußholz zusammengehalten werden. An dem breiteren Boden sind Träger (naprtnice, naramnice) befestigt. Oben an der Einfassung befindet sich ein Spundloch (veha, auf der Abbildung a), auf dem kleineren Boden ein Zapfen [čep, b). Die gleiche banka, banka dient in Innerkrain6 zum Tragen von Flüssigkeiten. Dasselbe Gefäß heißt bei den Weißkrainern kabjl (Miklosich, 1 Milteilung meines Hörers J. Pinter. Interessant ist die Terminologie für ähnliche Gefäße derselben Gegend: kibla, škaf (in verschiedenen Verwendungen), čeber, vedro, vedrlca, žehtar. Aus Raummangel muß ich mir es, wie auch in anderen Fällen, versagen, darauf näher einzugehen. 2 Diese und die folgenden dialektischen Formen wurden von meinem Hörer Fr. Ramovš aufgezeichnet. 3 In den Windischen Büheln in Steiermark auch put« (gespr. pyta) genannt. 4 Nach Mitteilungen des Museumsdirektors Dr. J. Mantuanl in Laibach und des Weinbauschuldirektors R. Dolenc in Rudolfswert. 5 Nach dem Zeugnis von Fr. Ramovš. Abbildung 44. banja (Schmalzkübel) aus Kapellen bei Rann in Steiermark. Nach einer Zeichnung des dortigen Lehrers J. Pečnik. EWb. 154), in Wippach (im Südwesten von Krain) wird aber die Weinkollektur der Geistlichen in einer eben solchen lempa (s. Pleteršnik) besorgt. In Unterkrain ist banjica auch ein gepreßtes längliches Füßchen, in dem Pferde (in Istrien Esel) Wein oder Wasser als Saumlasten tragen, bei den Weißkrainern baril, (s. Pleteršnik, auch barigla, bariglica, barila, barilcc) genannt. In Innerkrain hat sie mehr die Gestalt eines gewöhnlichen kleinen Fasses (Abbildung 49), so daß auch der Name banka, banka manchmal durch su'otfrbk (= sodček) ersetzt wird. Beachtenswert ist an diesem Lägel, daß es nicht aus Abbildung 45. banka (Bulle) der Weißkrainer. Gez. v. R. Dolenc, Weinbauschuldirekt. in Rudolfswerl. Abbildung 46. brenta aus Wippach in Krain. Wie Abbildung 45. Abbildung 47. brentae aus Wippach. Wie Abbildung 45. Dauben zusammengefügt, sondern aus einem Holzstück ausgebohrt und dann in zwei Teile gesprengt wurde; der Boden scheint nur auf einer Seite eingefügt zu sein. In anderen Gegenden heißt ein solches Handfäßchen patrih, putrh (mhd. puterich). Die runde am Rücken getragene unterkrain. banica finden wir auch bei dem Gottscheern als banka.1 Aus ban(i)ca stammt wohl baier. der Fans, Fanzen, Fonz, Fonzen, Funz, Funzen: das Faß, an einigen Orten jedoch nur ein solches, das zwei Eimer und etwas darüber hält2, und davon abgeleitet das Fänzlein (Pänzl), Wassapdnzl Wasserbehältnis, auch Trinkgeschirr für die Feldarbeiter. Franz Ramovš wurde auf diese Wörter geführt durch innerkrain. bonca, das wegen des geschlossenen o aus dem dortigen slov. Dialekt nicht erklärt werden kann. Wir hätten es also mit einer Rückentlehnung zu tun (vergl. slov. hiša > bair. Keusche, Gaische ]>• slov. kajža). Allerdings stimmt mich der Mangel eines Umlautes bedenklich, doch kann das Slov. selbst frühzeitig dialektisch banca entwickelt haben, wenngleich die allgemeine Verhärtung des n C Abbildung 48. banjka aus Unterkrain, Gezeichnet von Dr. J. Mantuani, Museumsdirektor in Laibach. auch zur Vorsicht mahnt. Ausgeschlossen 1 Mitgeteilt von Prof. Dr. Stalzer. — 2 Schmeller I. 243/44. wäre auch nicht die Ableitung des Wortes banica von ban Banus (vgl. o. S. 7). Daß dieses bonzc mit pume ,Stichel meissel’ identisch sei und aus ital. punzonc stamme1, ist jedoch nicht wahrscheinlich, eine Kreuzung des slov. und ital. Wortes im bayerischen Dialekt jedoch nicht ausgeschlossen. Wir kommen also zu dem etwas überraschenden Schluß, daß die übliche, auch von Berneker vertretene Erklärung mancher Gefässe aus der Badewanne auf einem allerdings sehr beschränktem Gebiet doch zu Recht besteht. Ein lehrreiches Beispiel, wie in der Etymologie nach Thurneysen jeder Fall für sich betrachtet werden muß. Zu erwähnen ist noch rum. sbanca, zbancä ventouse, das Miklosich2 von aksl. čbam čvam ableitete, Cihac3 aber von banica, s(z) sei simplement prepositif. Mir erscheint eine Kreuzung beider slavischer Worte wahrscheinlicher. Beachtenswert ist noch rum. bani\a boisseau (Getreidemaß 0' 215 Hektoliter in der Moldau, 0.33 903 hl. in der Walachei), das man vom slov. und bayer. Wort kaum trennen kann. Das wenig belegte mlat. banua4 cistae species ist noch zu erklären. V. Slav. bana (rum. baie, magy. banya) Bergwerk, Saline. Besonders auffällig ist bana in der Bedeutung Bergwerk, Salzwerk, Saline bei den Slovaken, Cechen, Polen, Kleinrussen, Magyaren, Rumänen und in alter Zeit auch bei Bulgaren und Serben (s. S. 5—9). Ein montanistischer Fachmann meint5, diese Bezeichnung habe ihren Ursprung in der bauchigen, kuppelförmigen Form (baiiatć podobe) der slavischen Schachtbauten. Das kam mir nicht glaubwürdig vor, bis mich Rud. Hoernes auf den deutschen Ausdruck Glocke aufmerksam machte. Das wäre zwar eine vortreffliche Parallele, aber man findet in keinem Wörterbuch der deutschen Sprache (im Grimmischen fehlt noch der Band) eine Erwähnung desselben unter den vielen Gegenständen von der gewöhnlichen Form der Glocke.6 Enttäuscht wird mau zuerst auch von der Fachliteratur. So bietet Agricola7 caminus Glocke, aber dieser Kamin ist der Rauchfang eines Schmelzofens und der Abbildung nach viereckig, was allerdings nicht ursprünglich der Fall war. Einem solchen Werk wie Otto Luegers Lexikon der ' Lexer, Mhd. Wb. 326, 30!). 2 Slavische Elemente im Rumänischen, 52, Slavische Elemente im Magyarischen, 23. 3 Dictionnaire d’etymologie daco-romane, Elements slaves, S. 5. 4 Du Gange, Glossarium s. v. — 5 Oltüv Slovnik naueny III, 228. 6 Vgl. Sanders, Wörterbuch der deutschen Sprache I, 600, Handwörterbuch der deutschen Sprache, 8. Aull, s, v. — 7 Georgii Agricolae De re rnetallica libri XII, 322—323 und Index. Abbildung 49. banjka (Handfäßchen) aus Franzdorf (slov. Borovnica) in Erain. Photographie nach einem vom stud. phil. Fr. Ramovš beigestellten Objekt. gesamten Technik ist aber das Wort ganz unbekannt. Es handelt sich in der Tat um einen auf deutschem Bodeu wenig bekannten und auch sonst im Rückgänge befindlichen Bergbaubetrieb. So erfahren wir von dem 1875 erfolgten Einsturz einer «abgebauten Glocke» in einer Steinkohlengrube zu Königshütte in Ober-Schlesien1 und daß früher bei der Salzgewinnung in der Marmarosebene in Siebenbürgen statt des Kammerbaues, der schon eine große Haltbarkeit der Lagerstättenausfüllung voraussetzt, Glockenbau1 2 üblich war. «Man ging mit einem Schachte durch das Deckengebirge hindurch bis einige Meter in das Steinsalz hinein und stellte durch Abbau von oben nach unten eine Glocke (Kammer, Weite) bis zu 47 m Weite und 125—107 m Tiefe her. In der Mitte der Glocke hing die Fahrt frei herab. Der Kammerbau unterscheidet sich von dem Glockenbau hauptsächlich dadurch, daß man die Kammern nicht rund, sondern eckig mit senkrechten Wänden herstellt.» Nähere Aufklärungen bietet uns ein Spezialwerk über den Salzbergbau.3 In den Abbildung 50. Salzbergwerk zu Thorda in Siebenbürgen. Aus F. A. Eurer, Salzbergbau und Salinenkunde, S. 200, Fig. 30. Salzbergwerken in der Marmaros in Ungarn, die zur Berghauptmannschaft Nagybanya gehören, geschieht die Salzgewinnung «in der Regel durch Glockcnbau. Mit einem Stollen, der zugleich zur Wasserabführung dient, wird der Kopf des Stockes angefahren. Dann wird ein Förder- und Fahrschacht in der Salzmasse niedergebracht und dieser glockenförmig ausgeweitet, so daß Kammern von mehr als 150 m Tiefe und am Fuße 140 m Breite entstehen. Man schrämt und sprengt die Salzblücke ab, Tagbau und Örterbau kommen auch vor.» Zu Thorda in Siebenbürgen sind «einige der 200 bis 300 Jahre alten kegelförmigen Grubenräume» (Abbildung 50) durch ihr Echo berühmt. Von diesen wird die Josefsgrube noch aufrecht erhalten. Bereits die Römer trieben auf dem Stocke Abbau.4 In Rumänien betrieb man früher Glockenbau, ähnlich wie in Siebenbürgen. «Man teufte einen oder mehrere Schächte bis auf das Steinsalz nieder und erweiterte diese zu Glocken, die dann mitunter noch zylindrisch vertieft wurden» [also Kuppeln mit Tambour!]. So entstanden Glocken bis zu 60 m Weite. Wurde die Förderung zu kostspielig oder drohte die Decke einzustürzen, so verließ man den Bau und legte daneben einen neuen Schacht und eine neue Glocke an. Der Glockenbau der südöstlichen Karpathenländer geht «in den Kammerbau über, wie er 1 A. Kenngott, Handwörterbuch der Mineralogie, Geologie und Palaoontologie, I, 301. 2 G. Köhler, Lehrbuch der Bergbaukunde, 5. Aufl. (Leipzig lüüü) S. 290. 3 F. A. Fürer, Salzbergbau- und Salinenkunde, Braunschweig 1900, S. 200—201. — 4 O. c. 200. auf den galizisehen Salzbergwerken und auch auf siebenbürgischen und anderen betrieben wird.» 1 Auffällig erscheinen auf den ersten Blick die Bedeutungen Saline, Salzsiederei bei den Ruthenen und Polen. Man muß jedoch bedenken, daß das Salz auch in Ost-Galizien und in der Bukowina meist durch Bergbau gewonnen wird, nur nicht so rein wie in Wieliczka und Bochnia, weshalb es in Solen geleitet und versiedet werden muß.2 Es ist beachtenswert, daß eine so bedeutende Saline wie die von Kalusz in Galizien, in welcher Salz seit dem 15. Jahrhundert durch Laugwerke gewonnen wird, fachmännisch ein Bergwerk genannt wird und daß Ungarn nur eine Saline zählt.3 Wir müssen also von der Bedeutung Bergwerk ausgeheu und finden es begreiflich, daß dieselbe sehr leicht auch auf Sudwerke übertragen werden konnte. Überdies haben schon die Römer das Abdampfen der Solen in eisernen Pfannen eingeführt, und als solche benutzte man «in alter Zeit . . au einigen Orten kleine runde, halbkugelförmige Pfannen oder Kessel»; speziell in Galizien hatte man früher für die Hurmanenbereitung Pfannen von nur 5 und 7'/2 qm Fläche im Gebrauch, jetzt Pfannen von 45 bis 80 qm Bodenfläche.4 Solche Pfannen konnten natürlich auch sehr leicht kleinruss. baiiak, poln. baniacz genannt werden. Daß es auch Erzbergwerke mit Glockenbau noch bei den Polen, Ruthenen und Slovaken in den Karpathen gibt, beweisen die erwähnten Nachrichten und Sprichwörter. Spuren davon auf dem Balkan sind ebenfalls nachweisbar. Es handelt sich überhaupt um eine rückständige und in ein hohes Altertum zu verfolgende Form des Bergbaubetriebes. Auf den aus dem 7. Jahrhundert vor Chr. stammenden Tontäfelchen aus Korinth in dem Berliner Museum5 6 finden wir Darstellungen, wie ein Bergarbeiter glockenförmige Gruben mit einem Hammer aushackt (Abbildungen 51, 52) und wie das von ihm losgehackte Gestein ans Tageslicht befördert wird (Abbildung 5;5). VI. Zur Erklärung einiger romanischer Worte aus balneum. Slavisch bana trägt auch zur Erklärung der betreffenden romanischen Wörter bei. Daß rum. bate, mazed. bane aus dem Slavischen stammt, haben schon Puscariu und W. Meyer-Lübke0 aus sprachlichen Gründen angenommen, und meine bisherigen Ausführungen machen diese Entlehnung bei den vielfachen Beziehungen zwischen Slaven und Rumänen auch sachlich leicht begreiflich. Die auffällige Bedeutung , Bergwerk’ • 0. c. 391. — 2 Vgl. o. c. 159—168, 249-260. 3 0. c. 159, 261. — 3 0. c. 719 ff., lies. 721. 5 Antike Denkmäler, herausgegeben vom kaiserlich deutschen archäeol. Institut, I.S. I., S. 3—4, Taf. 8, lüg. 23, 3 b, 7. Diesen Nachweis verdanke ich Prof. R. Heberdey. 6 Romanisches Etymologisches Wörterbuch, 62. Abbildung 51. Bergbauarbeit auf Tontäfelchen aus Korinth im Berliner Museum. Vgl. Anm. 5. ist begrifflich jetzt ganz klar. Nach Meyer-Lübke blieben noch zu erklären: it. bugno (> frz. bagtie) «Galeere», «Arbeitshaus» und reims. banol «elende Hütte». Das letzte Wort teilte einfach das Schicksal der deutschen Badestube, die auch zur elenden Wohnung oder sogar zum Dörrofen herabgesunken ist, wie R. Meringer und Bünker mehrfach festgestellt haben, ebenso das daraus entlehnte slov. und kroat. pajštba (s. o. S. 10). Die Bedeutungen ,Galeere’ und ,Arbeitshaus’ sind nicht ursprünglich. Für italien. bagno gibt man außer Galeere1 noch an: Sklavenkerker, Zuchtanstalt, Zuchthaus («aus dem Französischen übernommene Bedeutung»)1 2 3 *, doch die ältesten Belege aus dem 17. und 18. Jahrhundert® ergeben alle: Quel luogo rinserrato o Serraglio, dove si tene-vano i condannati a remare sulle galere allor-quando erano in terra. Das franz. bugne erklärt Bittre1: Bien oft sont renfermes les forcafs. Das Wort format hat jedoch selbst dieselbe Geschichte wie bugne: heute bedeutet es Zwangsarbeiter, früher Galeerensträfling oder Galeerensklave; solche Sklaven rekrutierten sich aber aus Kriegsgefangenen zwischen Christen und Türken, die dann zum Rudern der Galeeren verwendet wurden. Die von Bittrü als wahrscheinlich angenommene Erklärung, daß bugne aus Konstantinopel stamme, wo ein Bad solchen Gefangenen als Aufenthaltsort diente, ist historisch sichergestellt.5 Die Italiener benannten ihn bugno, und alles spricht dafür, daß wir es mit einem ehemaligen großen Bad zu tun haben: C’est un bätiment sans etage, dont la charpente est tres-ölevee (also Kuppelgebäude). Bes lits ou tolas y regnent sans interruption dans tonte la longueur de murs de face, ne laissant q’une allee dans le milieu, oü une grande quantite d’cau est distribuće pour les bains et pour difförents besoins. Tournefort [franz. Botaniker, f 1708] en parle comme d’une des plus affreuses prisons du monde, situće entre Ayna-Serai et l’Arcenal. II renferme trois chapelles, une pour le rit grec, une autre pour les latins en general (les chretiens du rit latin, ou catholiques) et une en particulier pour les Frainjais. Bes missio-naires y administrent les sacrements, en faisant glisser quelque argent au Commandant du Bagne, nomme par le Capitan-pacha. Es ist nicht ausgeschlossen, ja sogar wahrscheinlich, daß schon die «Eateiner» während ihrer Herrschaft in Konstantinopel ein Bad als Gefängnis für ihre Galeerensklaven einrichteten und die Byzantiner und Türken dieses Jiugno von ihnen übernahmen. Das Aufkommen des italienischen Namens wäre aber auch erst in der Türkenzeit begreiflich, denn die Kriegsgefangenen, die zum Rudern der Galeeren bestimmt wurden, waren doch in erster Binie Italiener. Anderseits hatten 1 P. Petröcchi, Növo dizionärio universale dclla lingua italiana 195: Luogo di pena . . . Fuor di questi modi si dice Galera. — 2 Gius. Riputini e O. Mulle, Nuovo dizionärio italiano tedesco, 83. 3 Vocaholario degli Aceademici della Crusca 11. 522. In der 1. Ausgabe (1(>12) kommt diese Bedeutung gar nicht vor. — 1 Dictionnaire de la langue framjaise I, 277. — 6 A. Jal, Glossaire naulique, Paris 1848, S. 217. Wörter und Sachen. V. Abbildung 52. Bergbauarbeit auf Tontäfelchen aus Korinth im Berl. Museum. Vgl. S. 40, Anm. 5. 6 NARODNA IN UNIVERZITETNA KNJIŽNICA 00000517152 aber auch die Franzosen genügend Gelegenheit, die türkische Institution kennen zu lernen und sie nachzuahmen, denn auch sie hatten auf ihren Galeeren: 1. les esclaves, hommes que les combats contre les Turcs et les sujets des Ilegences barbaresques dounaient k la marine francjaise, qui les employait k la rame; 2. les for<;ats, criminels que la justice condamnait k ramer dans les galčres du roi. Die Rolle des Capitan-pacha in Konstantinopel spielte in Frankreich l’Amiral und Marseille und Toulon beherbergten Galeerensklaven und -Sträflinge. Nach Einverleibung der Galeeren in die Abbildung 53. Bergbauarbeit auf Tontäfelchen aus Korinth im Berliner Museum. Vgl. S. 40, Anm. 5. Schiffsmarine (1748) wurde die Rudermannschaft zwischen Toulon und Brest geteilt, und hier mußte sie in einer unterirdischen Seilerei den Bau eines Bagne (1750) abwarten. Aus dem Ganzen geht hervor, daß von einer eigentlichen Bedeutung ,Galeere’ für bayno, bagne keine Rede sein kann. Ich finde auch keine verläßlichen Belege dafür, denn Petrocchi’s Erklärung: Luogo dl pena. L’anno mandato al Bagno. Si trova al Bagno. Fuor di questi modo si dice Galera fasse ich so auf, daß man auch sagen kann: si trova nella Galkra. Vergl. s. v. Galbra: andarc, finire, mandare in—, condannare alla —. Eine Bestätigung dieser Auffassung linde ich im Patois von Aveyron1: Bagne, Bagne. On dit mieux Goleros, was direkt falsch ist, denn unter Golero lesen wir: Coun-donnät o los goleros, condamne aux galeres. Natürlich wurden die in einem Bagno oder Bagne auf den Galeerendienst wartenden Sklaven oder Sträflinge auch mannigfach beschäftigt2, und mit dem Verschwinden der Galeeren wurden aus den Sträflingen überhaupt Zuchthausarbeiter, Bagne aber ein Zucht- oder [Zwangs-jArbeitshaus. Beachtenswert ist es, daß im Türkischen3 bana, banio nur bedeutet baignoire, reservoir, piscine d’eau thermale und in einigen Ortsnamen vorkommt. ' Vayssier, Dictionnaire patois-franQais du departement de l’Aveyron, 8, 294. 2 11. Malmantile racquistato, poema di Perlone /Cipoli (Lorenzo Lippi), Firenze 1750, (i, 57: ... Al bagno, ovc ogni schiavo e galeotto Opra' qualcosa; un la le calze, un cuce, Altri rende acquavite, allri il liiscotlo. Vocabolario degli Accademici della Crusca s. v. Bagno. 9 A. C. Barbier de Meynard, Dictionaire turc-franqais, 282. S Ljuiiliaiia “ £6, Vll. 1946 ■ ■ . H. J " • HV-V:' x' - ■ ' ' ■ ■ . i lX- ... . : ■■ ■ : i'., ■ ■ ^ ■■■-: . 's . - ' V" . ■ , ' .■ . •• V' • ■ ■■ ■ ' ■ 1 . . , .-.-v \ ‘ v ■■ : . ■ .%• - ' ■' . : ■ . • ...■• . .. - i ..-i ■ 'Z'. 1 ; . ■ ■ : 1 ' • ' '• V'.- • • V- ’• " w ' ■ . ' • ' -, . -v-'.' ' ' f. 1 ' .V.. ■ .. , , , • • ir,r ■ ' * \ ■ - •'•'V. - .. ( • ' . ... ' . i ' ■ ' 4 * ■ Z-:,; /ZZ ; . . V <"'• ,'S / ■’ . ! “ • , ' ,■ ■ ' . : ^' ' ■ ■ : ’ •>, ' ■ . ' ’ - ZZZ:'Z:;Z; “ ■ • ■ z ' • ' 1 -. z, ii ;■ ■■'• v/ >£*■■■., • . . • - *••• '. ’ . . ■ . " . ■ /. ' . ■ : ' ••'•) ■' ■ ■' i' - v v'".-'r'. v, - ' • ’ ’ :' : •'