L a i b a ch e r - Wochenblatt z u m Nutzen und Vergnügen. ^0. 15. ' ^ F r ey ta g d en 14 Ap»' i l. lZ 2 5. ^ Spanisch - Am er i k a. (Fortsetzung.) "^ie zweyte schon erwähnte Urkunde, welche ans dem neucn Staate von Neu-Granada erschienen ist, und dazu dienen kann, über die Lage der Angelegenheiten ln diesem fernen Welttheile wicktige Auf-nölüsse zu ertheilen, ist ein von dem Kon-ä^ejse von Neu - Granada im September erhangener Aufruf, um alle Provinzen die-^s neuen Staatenvereins zu den äussersten "U.trengung.n gegen die spanische Macht aufzufordern. Es scheint auch,daß dieser Auf-Ulf seine Absicht nicht verfehlt, und die ^treitkrästo erzeugt hat, mit denen es den ^erbündeten , nach den eingegangenen vor-^sigen Berichten gelungen hat, im Novem-"^ entscheidende Siege zu e,,kämpfcn , über Welche uun die unhandlicheren Angaben ^l>ch zu erwarten sind Man muß übrigens aus diesem Aufrufe , ^liessen, daß der Kongreß von Nen-Grana- l ba schDn eine bedeutende Festigkeit erhalten tzat, da er mit allem was in Spanien und ^ lelbst in den übrigen Europäischen Staaten vorgeht, worüber er sich unverhohlen heraus läßt, ziemlich wohl bekannt ist, im übrigen aber feine eigenthümlichen Ansichten hat. In befagtemAufrufe, nach einer kurzgefaßten Darstellung der Kriegsereigms-se und des gegenwärtigen Zustandes von Ncu-Granda, heißt es weiter: „Ein hartnäckiger Krieg hat in der ganzen Provinz Venezuela gewüthet, jeder Schritt den die Freyhe-'t ihat, war eine Schlacht, und in die Fußstapsen der besreyenden Heere traten Horden von Mördern. Da dis Grenzen gegen Cuiata fortwährend von den in Maricaybo, und die gegen Casa-nara, von den in der Provinz Varinas hausenden Räuberbanden bedroht sind, die Provinz von Santa Marta aber sich hartnäckig weigert, den Bestrebungen der übrigen Provinzen in Abwerfuug des auf ihnen lastenden Joches, bcyzutretcn, so ist dadurch die Provinz Carthagena, in Rücksicht auf diese Nachbarschaft, allen Nebeln ausgefttzt, und um so mehr berechtiget , den Beystand der übrigen zu gleichem Zwecke mit ihr verbündeten Provin« zen anzusprechen. Zl.gleich ist Popayan mit den Drangsalen eines neuen Einfalles bedrohet, und fordett laut dk Anstrengung aller Kräfte, zu ssiner eigenen und dsr übrigen Provinzen Sicherheit auf, damit den schoil erlebten schrecklichen Greueln begegnet, und das Schicksal von O.zuto gera-chet iverde. Dieses find also die Gegenstände, welche , jetzt die Aufmerksamkeit der Provinzen von Neu - Granada gebietherisch aus sich ziehen. Ihre Un-.bhä.igigkeitserklärungen wänden ohne alles Gewicht seyn, wenn ihr Entschluß sie zu behaupten, nicht fest wäre. Sie haben in sich selbst mehr als hinreichende Mittel, und keine Macht ist im Stan-- de, sie zu besiegen, so lange ihre Freiheitsliebe und ihr Abscheu gegen die Ty-ranney sie zu ausserordentlichen und anhaltenden Opfern antreiben: ein Entschluß, , um so mehr eines Volkes würdig und unentbeh.lich, welches in Gefahr ist, die Wurde zu verlieren, zu welcher es sich erhoben hat, weil es jetzt ansangt, auf sich selbst zn beruhen, und weil es jetzt gewahr wird , daß es wenig oder gar nichts zu hossen, sondern im Gegentheil mehr von den Europäischen Nazionen zu fürchten hat." „.Sey es Eigennutz, Großmuth oder alto Anhänglichkeit der Machte an das Gleichgewicht von Europa gewefen, was Großbritannien zu solchen vielfältigen , anhaltenden und erstaunungswürdigenAustren-gungen gegen Bonaparte's Macht und zu Gunsten Spaniens veranlaßt hat, so ist es gewiß, das; Napoleon, in dem Maße, als seine riesenmassige Macht durch den Feldzug von ^312 abnahm, die Lust verlor, seine Eroberungen in Spanien zu behaupten , indem er selbst seinen Bruder Joseph von den: Spanischen Throne abrief, um, trotz der zu Bajonne geschehenen Entsagungen und Verzichtleistungen, Ferdinand von Bourbou wieder darauf zu setzen. Nun ist Spanien theils dem Na-polsonlschen Reiche, theils der Sache der Bouvbons zugethan, theils hinlänglich aufgeklärt, um die tyrannischt königl. Gewalt zu verabscheuen, allein fortwahrend stolz, ungerecht und jederzeit einig, um den Amerikanischen Provinzen ein neues Isch aufzulegen, un) sie zu ihrem alten demüthigenden Stand der Kolonien zurückzuführen, von der unterdrückenden Macht Frankreichs befreyet, im Stande unfere Küsten mit einer Menge zügelloser Soldaten , hungrigen Diebsgesinöels und gefühlloser Mörder zu überschwemmen. „Ihre Grausamkeiten und Treulosigkeiten in Amerika zeigten sich im höchsten Grads bey der Gelegenheit als die Cortes eine Scaatsoerfassung entwarfen, wodurch sie sich schmeichelten, das menschliche Geschlecht wieder in den Genuß seiner natürlichen Rechte eingesetzt zu haben. Diese Verfassung, mit so vieler Feysrlichkeit, so weit die Spanischen Waffen reichten, beschworen und ausgerufen, war nicht vermögend das Leben und Eigenthum dsr Amerikaner, die Keuschheit ihrer Iung-ftauen , und die Heiligkeit ihres Priefter-Scanoes und ihrer Tempel zu schützen. Jetzt, da diese Verfassung verschwunden ist, und durch die von Ferdmand zu Valencia unter dem 4. May erlassenen Dekrete, dieselben Cortes für nichts anderes als eine Bande aufrührerischer und verbrecherischer Personen und die von ihnen erlassene Staatsversassnng für die Geburt ihrer Ruchlosigkeit erklart worden ist, auch alle, welche diese Verfassung aufrecht zu erhalten sich anmassen möchten, der Verfolg«ng ausgesetzt sind , was haben die Amerikaner zu erwarten, welche.sich in Ansehung dieser Verfassung für ihre Landsleute in Spanien erklärten? Was haben jetzt die Spanier selbst sür Hoffnungen, welche in die erst von gestern herrührende Verfassung ihre ganze Glückseligkeit setzten , und nun nichts als Schande und die' Bannflüche der Regierung darin finden? Ihr Spanier, stelltet mit auf emen Schlag unnütz gemach- ten Opfern, solche Rechte wieder her,wslche ihl' Amerika untersagtet, die ihr aber vermittelst eurer Vorfassungsurkunde Spanien sichern zu können glaubtet; und eben diese früher öffentlich bekannten Rechte, sind jetzt für Hochverrath erkläret worden, das Volk kehrt zu seiner ehemaligen Knechtschaft zurück, und der Thron, wieder von Satteliten umgeben, wird von neuem eine Quelle unterdrückter Entwürdigung werden." „Da Bonaparte's Untergang durch die Wiedereinsetzung der Bourbonschen Linie unwiederbringlich ist, und die Familien-Verträge zwischen Frankreich und Spanien , ' und mit ihne: die Ungleichhe t zwischen König und Volk , mit allcn den Werkzeuge^ der unbeschrankten Gewalt hergestellt sind, so wird nichts unversucht, und keine Anstrengung zu unserer Unterjochung gescheut werden; es wird von unbedeutenden Folgen seyn, im Falle zwischen Spanien und Amerika neue Zwistig-keiten entstehen sollton, wenn die Fürsten Europens ihre etwann irrigen Berechnungen zu bereuen Ursache fänden, oder wenn England nur seinen eigenen Vortheil beabsichtigend , und von der Gerechtigkeit welche dasselbe zu so vielen Opfern für Spanien verpflichtete, durchdrungen, unterlassen sollte, sür jene nych stärkeren Beweggründe, welche dessen Aufmerksamkeit gegen Amerika ziehen, empfänglich zu seyn: Alle diese Betrachtungen dürfen keinen Einfluß auf die Bewohner Neu-Granada's haben, welche überzeugt seyn müssen, daß das Loos von Amerika in Europa schon entschieden ist." (Der Beschluß folgt.) Beschreibung des Feldzugs in Rußland, von Ladaume, Kapltatn im kölnql. Corps der Ingenieurs > Geographes zu Paris. „Wahrend das französische Lager noch von den Flammen beleuchtet wurde, wel- che die Hauptstadt dcr Czaren verzehrten, gab sich die Armee , mit reichlicher Beute belastet, das Ansehen des Siegers ; __ allein diese große Masse Menschen hatts jene gebieterische Haltung, und jenes fürchterliche Ansehen nicht mehr, welches so lange der Schrecken unserer Feinde war. Der als Kaufmann gekleidete Soldat ver- ^ kaufte um den niedrigsten Preis die kostbarsten Sachen. Einige jagten in den prächtigsten Kaleschen mit großer Vespan-nnng daher, taub auf das Zurufen ihres Chefs ; die Andern, wiewohl auf den Feldern gelagert und einem unaufhörlichen Regen ausgesetzt, kauften verschwenderisch und um jeden Preis die leckerhaftesten Speisen , aßen auf Geschirren von Porzellan, tranken aus goldenen und silbern n Bechern, und besaßen alles , was der übertriebenste Lnxns an Eleganz nnd Kostbarkeiten hervorbringen kann. Nicht weniger auffallend war ihre Kleidung." „Als die Magazine 'das Bazars rein ausgeplündert waren, sah man gemeine Soldaten mit den kostbarsten Zeugen sich bedecken; — einige waren auf tartarisch, andere auf kosackisch und chinesisch gekleidet ; dieser trug eine polnische , jener eine hohe persische, basquirische oder Kalmückenkappe ;das kostbarste Pelzwerk hieng um die Schulter dürftiger Soldaten — kurz die Armee lieferte das Bild eines wahren Karnevals, woher das nachher entstandene Sprichwort sich herleitet: daß der Rückzug mit einer Masqnerade angefangen, und einem Lsichcnzuge sich geendiget habe." „Wer die französische Armee nicht aus Moskau ziehen sah, sagte Labaume, kann sichnur ein schwaches Bild von den römi^ schen und griechischen Heeren machen, als sie die Ruinen von Troja und Karthago verließen. ^Wer hingegen die französische Armee in diesem Zustande beobachten konnte fand eine. Wiederholung jener Auftnt,« te, dk uns Virgil und Livins mit so gräßlichen Farben schildern. Diese unzählbar großen Züge von Fuhrwerken , welche in drey, auch vier Reihen neben einander ans mehrere Meilen sich erstreckten, und mit unermeßlicher Beute beladen waren ; — diese moskowitischen Bauern , die wir als unsere Knechte uns zugesellten, ließen uns an die Sclaven der Alten denken, welche sie mit sich schleppten. Andere , welche Weiber, Kinder und Mädchen mit sich zogen , stellten diese Krieger vor, wie ihnen Gefangene als Beute zugetheilt wurden. Endlich schlössen diesen Zug der Arnne die vielen mit Siegeszeichen gesüll-ten Kisten, in denen sich die türkischen und persischen, aus dem Palaste der Cza-ren geraubten Fahnen, und besonders jenes 'berühmte Kreuz St. Iwans befanden, auf die pomphafteste Art." . . . „Bey diesen Zügen ließen uns aber die Russen wenig Nuhe;^ man mußte sich bey jedem Tntte scblagen, und die Erbitterung war so groß, daß man unter dem Ka-noncnfeuer ganze Städte verschwinden sah ; dieses war besonders der Fall bey Malo-Iaroslawitz , wo man die Strassenrcihe nur nach den dahin gemähten todten Leichnamen mchr erkennen konnte; - die Häuser glicben rauchenden Schutthaufen, aufwel-chen man nur verstümmelte Glieder zur Halste noch übriqe Skelette, und von Kanonenkugeln zerschmetterteMeuschenschä-del erblickte. Eine dumpfe Stille herrschte auf diesen Brandstätten, welche nur noch durch das Acckzen der sterbenden Verwundeten unterbrochen wurde, die mit Mühe ihre schwarzen und von blutenden Wunden entstellte Korper in die Höhe zu Heden bnnüht waren." „Auch die rohesto Seele würde von diesen Schauderb.ldern ergriffen worden seyn; nur Napoleon blieb hierbey unbewegt, nur das M^eln, mit dem man sich schlug, zog er in Würdigung, und lobte den Muth so vieler tapferer Krieger, welche sein Unsinn dem Rachen des Todes überliefert ^hatte. Dieses Ungeheuer war eine Tagreiss von dem Armeekorps entfernt, unter welchem dcr Verfasser dieses sich befand, nnd ließ, was er auf seinem Wege traf, durch Feuer und Schwert verheeren. Daher kam es, daß die ganze Strecke Weges von Feuerwirbeln beleuchtet war, dis sich von den in Brand gesteckten Dörfern und Städten erhoben. Mitten durch diese Feuer-Strudel mußten oft die Pulver - und Mnnitions-wagen gebracht werden ; bey den Trümmern dieser niedergebrannten Städte sah man auch gewöhnlich halberstarrte Soldaten si h mit Wohlbehagen aufdie warmen Äschen-Haufen w:rfen. . . . Die Soldaten im Gefolge Napoleons, sagt Hsrr Labaume, waren der Verheerungswuth so sehr ergeben, daß sie anch die O.te nicht verschonten, die zu Etappen--Plätzen angewiesen waren. Kam dann unser Korps an solche Orte, so verbrannte es auch noch die wenigen stehen gebliebenen Gebäude, und benahm auf diese Art dein Fürsten von Eckmützl, welcher die Arriere -Garde führte, jede Mönglichkeit, sich irgendwo aufzuhalten oder zu verproviantircn. So mar-schirten also diese drey Armeen nur um zu verheeren, und da sie von einer Verwüstung in die andere übergiengen , bereiteten sie ihren gemeinschaftlichen Untergang. Napoleon ward also von seiner Wuth so sehr verblendet, daß er nicht einmal daran dachte, seine Soldaten würden die ersten Opfer dieser Verheerung werden." (Die Fortsetzung folgt.) Auflösung der in Nro. 14. enthaltenen Charade: Hochzeit.