Illyltsches Blatt zum Nutzen und Vergnügen. Nro. ?. Freitag den 18. Februar 1620. Prolog ' zur Feyer M , des' » G e b u r t s - F e st e s ^ S r. Majestät Franz I. W Kaisers h o n O e st e r r e i ch. U ---------^^^^ Gesprochen im ftH^dischen Th,?^ter zu Laidach am ,«. Febrnar zl20. Unsere drey Worte., <^/rey Worte nennen wir inhaltsschwer. Sie gehen von Munde zu Mimdc; Eie si^mmen nicht blos von Aussen her. Das Inn're giebt auch davon Kunde: Wer diesen drey Worten sein Heil vertraut^ T)«r hat fürwahr nicht auf Sand gebaut» > Das Höchste«. Vesie. hat dann erst Werch^ Wenn wir «Z das Unsere nsnnen; Was immer daß Glück auch Holdes beschevi. Als U n s e r müssen wir'S kennen; Was Unser» »ur schmeckt uns doppelt süß, W» V«K ift d«» hnzlichß«» Lieb« H««lß. / ' ', Der Kaifer Kab es i,nd giebt's gar vies<. Vehalte ein Jeder den Seinen; Nur unser Kaiser ist unser Ziel, Hoch-Ostreich kennet nur Einen, Deni jeglicher Puls entgegen schlagt, ' Den Jugend und Alter im Herzen trägt, ^. > Der Eine heißt unser Kaiser Franz, „ Zur Freude der Menschheit erkohren^ Für Friedenspalme und StegeSkranz Am Zwölften dieß Monaks geboren: Für I h n unsers Dankes Flamme brennt, Wen Morgen und Abend den Guten nennt. S. Ja diese drey Worte, inhaltsschwer. Verbürgeil dcr Erde den Frieden; Hoch-Q^,reich kennt sie als sichre Gewäbr Des Glücks und dcr Nuhs hienieden, Und rufet mit FreuV und Herzenslust: ^Es leb' unscr Kaiser!" aus volle« Brust. ^ Der neuere Epiiiureer durch den Stoiker zu Rechte g < wiesen. Der E p i k u r e e r. ^ Nur wenig Zeit ist uns verlieh», Das Leben kann nicht währen; Es eilet fort, nicht schneller zieyn Die Flüße zu den Meeres. Bald sinken, bald, auch wir hin^b. Wohin die Väter sanken; Wald schließt auch uns das düstre Grab In feine engen Schranken. Wir sterben, alles um uns spricht Von dieser alten Wahrheit; Wir sterben, ja, so klar ist nicht Der Mittagssonne Klarheit. Deswegen, schreyt OttuphriuS Mit ftinen Zu nftgesellen, Deswegen, ja, deswegen muß Man sich auf Erde quälen. Hingegen zieht LueretiuZ, Wie's ftine Leser w i fseÄ, Daraus den ganz verschiedenen Schluß: Man soll die Zeit genießen., „,.,,_, l D e e S t o- i,k e r. Hinlänglich Zeit ist uns verlieh«? Nm gut sie zu verke h re nz Im Leichtsinn soll sie nicht verfliegn. Dies würde nur entehren. H'mauß weit über Erd und Grab Ochcbet die Ged anken; Und setzet eurem Wanderstab Nicht seihst so enge Schranken. Wir dauern, wenn die Welt auch h ri ch t, Trost quillt aus dieser Wahrheit; Wir dauern fort: wer anders spricht. Schweift in das Neich der Narrhcit» Ihr Menschen, sagt der Etoikus, Veredelt eure See l>,e n; Stets leite euch das Recht den Fusi, Das Laster nur kann quälen. O leset doch im Tultius, Vald werdet ihr es wissen: Des üebens ^ürze sey keilt Schluß, Es schnöde zu g» yießcu^ 'Der E p l k » » e e r. Viel besser schließt sncretius, Dich läßt- sich leicht entscheidet: Ich also strebe nach Gen.lß, Und suche mir nur Freuden. DerSto»ksr° ??^r Ncishtit und ftir Tugl'nd muß Mail ernstlich sich entscheiden, Vei'acl/en n.irdriqen Genuß? Srringcn höhr>! I-r enden. , Neber d i e T y r a n n e n. (Bruchstück, nu5 dem Worgenblatt.) Bey diesem Wort fährt man auf'. Der Eine hofft, ich wrrde feiner Leidenschaft schmeichln, der Andere, ich nerve mir sein Sira^gcricht Zuziehen. Gemach, meine Herrn, es gibt andere Tyrannen wie die ans den Thronen, und von denen wollen U'ir sprechen. Es gibt Tyrannen in d« Nachtmütze, in der Kornette, im Doktor und imIallhut; jcde Familie, jedes Haus, jede Gesellschaft hat ihren Tyrannen, denn di.'ser Nahme gebührt jedem, der widerrcchlüch Attfthu ur.d Einfluß erwirbt. Vlicke um dich, licbe- ^scr, dce du mit Recht bürg>?rlul)e Freyheit erhebst, überall whst du Tyrann und vielleicht bist du seld',t ein Tyrann. Nichts ^kist zum Veysplcl gewöhntt,^,,,'/ alo ^«ustyrann^n; Menschen, welche ihre He-rschfucht, die sie außerdem Haufe auter hösilci'!.'Formenvcrdc rgen, a, ihrni Hausgenossen schonungslos anblaffen. Mcus^eü, die jc-. der Mangel an Folgsamkeit bey den Ihliaen cmpcrt, und die gegen chre eignen Kaprizen den blmdesicn Gehorsam verlangen; die n: allen Vechältmssen allen, W dic uon ihnen abhängen, dic traurige W^,! l lasftn, für ihrc Rechte stets gewaffnct zu seyn, oder sich für — anscheinende Unterwürsigl'eit dnrch heimliche KiUklN)« ^ zu entschädigen. Diese Hauö-und (."esäMZ ^Tyr^n: ncn sehen sich selbst gegen ihrc Untergebne»: und Hans-Zcnysscn bald in die Lage derjenigen Art Wahusimii-gcn, bey denen man gcivi.ic Gcgcnfta^de vermnden wuß, um lste nichr zum Anübuch zu bringen-^ und so leben sie geschont, gefürc^ct, betrogen — und so weit ihr Einfluß fteicht, erschaffen sie Sklaven und Sklaven-Laster um sia> her. Doch wie wahr diese Schilderung auch sey, wae es nicht mcinc Absicht, die Sache, so tragisch zu nel)--mcn. Meibcn wir bey mildetn Beyspielen stehe«.. Du, wackrer Freund, bist du nicht etwa auch ein Tyrann? — Weder bin ichs, noch tyrannisiere ich An-dcre, ist dcine zuversichtliche Antwort. Ich war, einziger Sohn, bin Waise, Iunggefetl. — Ja, nicht ver-heirathct, das isc wahr; hast du aber nicht dcme Ty-ranninn? Hast du wohl von früh bis Abend je deine« killen? Welchen Beweis hast du seit langer Zeit von deiner Freyheit gegeben, als den Eigensinn, mit dcm du deiner Vernunft zum Trotz ein Sklav bleibst Z Und Sie, mein Herr, der Si? sich, weil Sie seit fünfzehn Jahren vcrhcirathct sind, von aller Ty-ranney dcfreyt glauben, und es auch sind, wenn ma« annimmt, es fty da nicht allezeit ein Tyrann, wo ci? n< Frau — möchte es auch die unterwürfigste seyn —» doch eine Frau ist. Smd Sie denn nicht der folgsamste Sl'lav Ihres kleinsten Knaben? Können Sie ihm?ctwas versagen? Können Sie il.n für Etwas züchtigen? D'esc kleinen Geschöpfe tyrcmmsircn ohne Maß> unst« Schwäche wacht sie stark, und leider sind sie von alien Tyrannen die bcklagenZwerthesten! denn li?rc Haaren erziehen sie zu cin?m Handwerk, das ihr Schicksal später sie nie trc'ibcn läßt. — Selten sind^wcy Mensche« liebeno verbunden, ohnc daß ei-nec ven bcydcn keii: Tyrann ist. In diesen, Falle ift dcr L^^nds. Sklav. Zwischen dem Hund und feinem Hcrrn sindcl Tyr^nney^statt, und von ihm'n beyden istg nicht l!.,lrcr d',ö liebe V"h, welches gebcic t. Auch d,c "ent^ sind Tyrannen, die unsre kei-bes'oder Scclc>!>! ^^a^ n ij^orauchen , um uns zu ir«-rcnl WNien zu zwingen. D^scr A!)t gründet sei» Anzchcn auf deu^ Un^ijse.'^e^, ^„cr Bc^chuatcrM deine Einsalt. Arme Kranke, arme Frömmler!, Seyd ihr denn nicht tyrannisirt, wenn »h« euern, Leib oder eure Seele unverschämter Anmaßung preiß, gebt? — Ich kenne einen Menschen, der ist weder Arzt noch. Beichtvater, hat weder Doktorhut noH Calotte,, aber in der Kunst, überall den Herrn zu spielen, gibt er leinen nach. Ohne Titel» lohne Auftrag,, ohne Be^ Haltung maßt er sich luberall Gewalt an ; er lehrt den Beamten, was er zu thun,, den Redner» waü er zu sprechen,,, de«, Journalisten, was er zu schreiben» den, Frauen^ was sie ^u lesen , den PMolophen, was er zu denken habe. Ungebeten macht er, den Wirth in deinem AesellschaftSzimmer, deutet an, wen du aus« schließen,, wen du zulassen ^ wen du anlocken, sollst,, ^ kr^sirt deine Meinungen, tadelt deine Neigungen, M vertheilt nach seinem.persönlichen und augenblicklichen Vorteil, Lob, Mißbilligung, und Beyfall. Und die-s«.r Mensch geht dich, g,ar nichts an, du bist ihm zu NichtZ verbunden), er hat: dein Tyrann zu werden vcr-kucht,,. und du käst eö gelitten. — Und «st, daZ Nicht die Geschichte jeder Tyranney?--------> -^- A n, e c d o t c. Die Wiener allgemeine Theatcrzei-. tung enthält folgende Anecdote:, ^.Auf ciu hiesiges. Raffeehaus kam dieser Tag,e ein Mann,, den Kopf «ingebundcn und ein Tuch in der Haud,, das er un-. aufhörllch var dea Mund ^. it. Er verlangte sehr heißen Kaffee, mit dem er a-ngenblkklich bedient wur: 3e, wid schrie und klagte nimufiiörlich über sehr hcf-<«gc Zahnschmerzen? und versa. amMe da',!'' aas sein. Geheut ei,ne M/nge mlt!cidi,ger Menschtnum sich her. Gine?^ der so ebl-n Villard spielte^ legte den Queue weg und erlundigte sich auch nach feinen Leiden^ Der Schme^'umann cr-,,il)tte seinen Jammer neuerdings, v'nQ! n,ni) ^l. y! und ^Üeh! unterbrochen. ^Ei., da ta,nn «ch i^ dclfen,, tief der Bilta,rdspiclor,„ ich wohne gleich n^c:» an un, Gasthafe und habe die ^ bekannten Pnrifer Zahlihälzer, die jeden Schmerz. «ugenblickUch stillen." — Er ging schnell, fort, und kam mit emer Buchs« «oll ll«ms« gclber Hölzerche^, mit «mein schwarzen Vraüdpunct an der Spitze. Nehmen. Tle, sagte er zu dem Leidenden, nur eins auf den bösen Zahn, und der Schmerz wird gleich aufhören." Der Versuch wurde qemacht, doch der Leidende klagte noch unmer. »Nehmen-sie noch ems! und nun noch eins!" — Es geschah. —^ Da erheiterte sich plötzlich, das Gesicht dcH Zahn kranken, und er riß seine Binde vom Kopf. Mein Erretter, sprach er: 2i.ch ,. wollen Sie mir nicht selche Wnnderhö'zchen ver^ kaufen? — „Recht gern, »ersetzte dieser, das Stück kostet mir aber eineu Gulden." — Ich bitte um zehn Stücke! „O geben Sie mir doch auch zehn," rief n« ner von, den. Umftche.tden; ^uud mir fünf," ein, an» derer; „und mi.« sechs,"^ ein dritter. Ich bitte uM zehn, sagte die Kaffecsideröftau. In wenig Minuten waren die Wunderhölzchen aufgepaust, und dcr Fren^ de hatte wohl gegen, L« ft. gelöst, — Iu einigen. T