Rr. Freitag, V. S eptember AVVti. v. Jahrgang Die „Marburgcr Zeituuft" erscheint jeden Sonlittisi, Mitiwoch und FreittU^. Preise — für Marburg: ganzjährig K sl.. halbjähug ki fl., vierteljährig 1 fl. 50 kr', für Zustellung ins Hau» monatlich 10 kr. — mit Postversendiing: ganzjnlirig L fl., l)all>jährig f!., vierteljährig 2 ft. Die ein Mal gespaltene (Harmoudzeilc wird bei einmaliger Einschaltung mit 10, bei zwelmallger mit 15, l^i dreimaliger mit 20 kr. berechnet, w0ju für jedesmalige Einschaltung 30 kr. Inseraten-^ empelg.bültr kommen. Zur Geschichte des Tages. Ob und wnnn wir ein verantwortliches, unabhängiges, unga-risches Ministerium bekommen, weiß ich nicht, lvird dem „Wanderer" aus Pest geschrieben, aber für den Fall, daß wir früher oder später ein solches erlialten, sei es aus der Deak Partei oder aus Konjer-vativen, dann muß mit dem Ministerium auch das l.848cr PreßgescK ins LebkN treten. Oder wird die Presse auch dann noch unter dem Bach'jchtN Gesetze leben? Ein Tt)eil der Journalistik wird sich sofort unter i)en Schutz des 1848cr Preßgesetzts begeben und das „Wiener Tngblatt" wird nicht daS einzij^e Blatt sein, welches in Pest oline Aei-tungSftempel erscheinen wird. Ich kann Älmen verläßlich »nittlieilen. daß mit dem Jnslebentreten deS Ministeriums in einer unserer ersten Driicke-reien sosorl ein politisches Tagblatt unter dem Titel „1848" erscheinen wird. Sachsens Aussichten in die Zukunft sind im gegenwärtit,en Augenblick sehr trüber Natur. Bekanntlich verlangt Preußen, daß dieses Land mit ihm in viel innigere Verbindung trete, als die übrigen Staaten des norddeutschen Bundes. Die S^ichsen sol!<^n „Preußen zweiter Klasse" werden, sie sollen einen „Militär"- und einen „Zivilhcrrscher" („Zuvielherrscher" liat ihn der sächsische Volkswitz bereits genannt) bekommen. Preußen will die Vertretung Sachsens snach Außen hin üliernrh-men und verlangt zugleich die Militärhoheit für sich. Die sächsische Ar-mee soll dem König von Preußen ven Falineneid leisten und ein Thril derselben soll in preußischen Städten, z. B. in Halle, Magdaburg u. s iv. Garnison nehmen, während umgekehrt Leipzig, Dresden und Bautzen künftighin von den preußischen Truppen besttzt «Verden sollen. Die Sachjen aber sind von diesem Systeme nicht sehr erbaut, und noch lveniger ge-fallen ihnen die Befestigungen, die oberhalb Dresdens angelegt lverden. Letztere sind vom strategischen Standpunkt aus geradezu unschätzbar für Preußen, indem sie der preußischen Armee große Operationen an der Elbe möglich machen — Gortheile. die Friedrich II., Napoleon und General Moltke in gleich lioliem Grade zu »vürdigen verstanden. Ueber die Mitgliederzahl des zu bildknden norddeutschen Parlaments verlautet, daß es voraussichtlich 193 Mitglieder aus Preußen umfafskn wird, ferner 42 auS den einverleibten Ländern und 56 aus den übrigen Bundesstaaten, zusammen 291. Von den letzteren schickt jeder Staat mindestens Ein Mitglied, auch Schaumburg-Lippe, ol'gleich es nur 31,000 Einwohner zahlt, mit Ausnahme von Reub älterer und jüngerer Linie, die zusammen Einen Aligeordneten wählen. In Nassau ist liereits am 30. Au^Nlst eine Weisung an die Bürgermeistereien erlassen worden, »vodurch dieselben .^ur Anfertigung der Wahllisten für das Parlament auf Grund de^^ Reichswahlgesetzes von 1849 aufgefordert werden. Da die Listen binnen vierzeliu Tagen fertig sein müssen, will man sich allem Anscheine nach mit der Wahl beeilen. Ans Italien wird gemeldet, daß die Regierung die Auftösui^g der Abgeordnetenkammer in Erwägung zieht. Die Sprache der Blätter in letzterer Zeit übcr diesen Gec^enstand 'vird dcn Aussä)lag geben, da das Ministerium auf diese Weise die Meinungen der verschiedenen Parteien zu hören Gelrgenlieit gehabt hat. Selbst dus deinokratische „Diritto" verficht nunmelzi die Auflösung, iveil es in der Zivischenzeit mit seinen Anariffen aus die Negiernng licch't. ivenigstcnS einen großen ^heil der Venetianiscken Wät)ler von der Unzulänsiliilzkeit des gegenivärtigen oder lusherigen RegierungssystemS und der llnfäliigkeit der liisherigen Mehrheit zu überzeugen. Ei» löblicher Vorsatz, dem Mlin nur Beifall zollen miißte. tvenn nur die oppositionelle Presse sich bemül)ett ivürde, ihr neues Sl)stem ausführlich ^u entivickeln und die neuen Mäuiier zu bezeichnen, denen die alten Plaj^ machen sollen. EiN'.'s aber läßt si.l) schon jetzt voiaussehen, daß der Wal)lkampf äußerst heiß und hart sein wird. Nla)t nur von Seite der verschiedenen Gruppen der freisinnigen Partei, sondern auch von jl'N^r der klerikalen, die. d.i sie jetzt von O sterreich nichts mchr zu hoffen hal'en. sich mit aller Macht in das innere politische Treiben stilrzen werden, um so den klcruS vor weiteren Nieverlagen zu schirmen. Der Mi n i st e r w e ch s e l in Frankreich kann für unsere Ge-schicke von großem Cins'luß sein, denn ?nit Drouin scheidet der beste Freund, den Oesterreich bisher unter den napoleonischen Staatsmännern gehabt, aus dem fralizöslschen Ministerium. Es ist eine interessante Thatsache, daß dieser Ministcrwechsel in Paris genau mit dem Friedensschlüsse zivi« schen Oesterreich uno Preußcu zusammentrifft. Es muß Eile mit der Veränderung gehabt haben, denn Drouin ist nicht emmal so lange aus seinem Posten belassen tvorden. bis sein Nachfolger auS Konsiantinopel. Ivo er bisher als Gesandter iveilte. in Paus angelangt ist. Man sagt. Eine Aacht in der ^jol^ihauerhiltte. Von G. W. von Horn. (Fortsetzung.) Neben »einem Hause wohnte eine betagte Wltlve mit ihrer Tochter, die einen Kramladen hatte. Da kaufte Simon sein Pulver und seinen Schrot und lvas er etwa sonst brauchte. Diese Leute nahmeii gar tnelen Antheil an ilzm. besonders das sechzehnjährige, sehr hübsche '.Vuwchen. DaS Mädchen faßte nach und nach eine lebhafte Neigung zu ihm. Der Gedanke war ihr erqnicklich, ivenn sie die Wolken von seiner Sliriie scheuchen könnte, und sie konnte Stunden long eS sich anstnalen. ivie si^' ilin trösten und anfheitern wollte, llnd doch ivar das Mädchen so stille und traurig, daß es Simon nianchnial selbst auffiel, lleberdies ivar in den Gesichtszügen des Mädchens etwas Bekanntes, ivas ihn, oune daß er sich davon Aiechenschaft geben konnte. unl^emein anmuthete. Er salz sie nun öfter an. und auch in seinem ^^erzen ertvachte rine Neignng zu dein h^ild-seligen Ammichen. die immer tiefer ivurzelte und den Gedauten in ilitn lveckte. mit ihr verbunden zu sein. Aber dachte er an seiil dachte er, sie könne es erfahren, daß er einen Mord, ivcnn anch einen tchilig unabsichtlichen, auf seiner Seele habe, so fürchtete er, sie ivürde sia) mit Abscheu Von ihm abwenden. Darum kämpfte er tnutlii.i gegen sein eige-nes Herz und seine Neigung. Dennoch ivurde seine i.^iebe ttarker. Er sah rS auch ein. daß dies vereinzelte Lelien ihn nur immer trübseliger, maßleidiger und unglücklicher machte, und — da er oeutliche Beiveise eer ^^iebe des Mädchens beMtrkt zu haben glaubte, aiich die Mutter stets so liebevoll und tlsrÜNllimend il)N war. — so faßte er den Entschlnß. um sie zu werben ; adcr sie tnußte Alle?, ivifsen. Alles, che er sie u,n ihr Jawort bat. Er ivar zu ehrlich, rtivas zu verschivei.^en. So kam es denn, dak er öfter hinüberging, und länger iveilte. als er nöthig hatte. Er erkannte es. daß ihm Mutter und Tochter sehr herz- lich entgegenkamen. Das hatte so einige Monate gewährt, als der Winter katn. wo er manchinal am Abende drüben bei Mutter und Tochter zubrachte. In dem Städtchen sah man die Veebindnng als eine getvisse an. obgleich von seiner Seite noch kein entscheidender Schritt getl)an war. EineS Abends, tvo er allein bei der Mutter tvai. faßte er den Muth. sie zu fragen, ob sie lvohl in eine Verbindung zwischen ihm und Ammichen willigen würde. Die einfache, brave Frau nahm dcn ehrlichen Antrag freundlich auf und sagte ihm offen, ivenn Amnlichei» mit ihm glücklich zu werden l>offe. so »volle sie frendig ihren Segen geben; jedoch mitsse auch ihre ^!1iutter eintvilligen, denn Ammichen sei nur ihre angenommene Toch-ter und ein Bruc^ersNnd. Das hatte Simon, der mit sonst Niemanden tlmgang hatte, nicht geahnet. Wahrscheinlich ivürde nun die Frau über Anlmichens Herkunft sich ivelter geäiißcrt haben, allein es kliiigelte im Ladeit. und. da es schon spät ivar und Amtnich^n erst am andern Mor-gen van dem Besnche bei einer ans dein Lande ivahneaden Freundin zulttckkel^rte. so uaiitn Simon einen ljerzlicheii Alischied und ging heim, sest entschlossen, ain andern Tage seine Ant^elegenheit zu einem, ivie ,r lioffte. glucklichen Ende zn führen. Wie glttt-klich ihn anch die Einivilligung d.r Nachbarin, und ivie i>hr ihn auch ihre Versicherung, die ^^)!utlcr irurde auch nichts liegen die Ver-l.induug liaben. frol) inachte, so lag es ium doch unendlich schwer auf der Seele, das; er nicht anders konnte und durfte, als Ammichen Alles zu entdecken, was seine Seele belastete. Er betete zu Gott uin Kraft dazu, und ,^ing dann, als er Aintttichen zuriickkoninlen geselien lzatte, tzinüber. Wahrscheinl'ch hatte ihre !antc oder !^.Niittcr ihr schon All^s vertraut, denn sie elglul.le. als Sin:on in die Ztube trat; atier dies Erglülzen war t'er Art. daß Simon's Verz voll seliger Hoffnun.^ wurde. Er setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand, dte sie iym ließ, teren Beben aber er fühlte, obivohl die seine auch nich! ohne Beben ivar. Die Älte dachte lvohl. sie sei hier röllig überflüssig und mochte darin sehr Recht haben. Ske machte sich also im Laden utZd in der Küche alier-lti Ge'chäfte und ließ die zwei jungen Leute allein. Eine Weile saßen sie siille da das Madchrn »n peinlicher Erwartnng. der französische Staatsminister Rouhcr. ein Anhänl^er PrcußenS und der Politik dkS Prinzen Napoleon, habe über t»en österreichischt« Einfluß in Paris einen Triumph davon j^ctragcn, und oieS habe den Sturz Drouiu ü herbeigeführt. Drouin war für die EriialtuNj^ der »veitlichen Herrschast deS Papstes und für die Allianz Frankreichs mit Ocsterreich. Der neue Minister de Mouftier. hat noch keine ausgesprochene Richtung kundge» geben ; ob er die engere Allianz mit Atalien oder den Kampf qegcn daS Papstthum, ob er die Allianz mit Oesterreich anstreben oder Oesterreich bekämpfen werde. daS muß sich erst zeigen. Sicher ist. daß Napoleon die seitlierige unfruchtbare, an Mißerfolgrn reiche Periode der französischen Politik abschließen will, daß er große Eile hat. neue Bahnen zu betreten und daß sich Europa auf eine größere Thätigkeit der französischen Politik gefaßt machen muß. um so mehr, da die Nachrichten von den großen Rüstungen Frankreichs allseitige Bestätigungen finden. Vielleicht stehen wir vor dem Anfang der Lösung der orientlilifchen Fwge. und Napoleon hat wahrscheinlich deshalb Moustier ans den Mjnisterposten berufen, weil dieser an Ort und Stelle den Verlcius dieser großen Frage, mit welcher alle europäischen Interessen auf das Innigste zusammenhängen, beobachten konnte. Die Lebensinteressen Oesterreichs werden durch die orientalischen Fragen berührt, und sollte Napoleon die Lösung derselben jept wirklich energisch betreiben, sollte er — tvaS freilich erst abzuwarten ist — gegen Oesterreich sich wenden, dann stünden unS schwere Gefahren bevor; ganz gegen seinen Willen könnte da Oesterreich in einen neuen Krieg; hinein» gezogen werden. Spanien befindet sich am Borabend einer allaemeinen Revolution. Die Königin Jsabella umgibt sich mit den reaktionärsten Rathgebern und will noch zwei Führer der klerikal absolutistischen Partei — Biluma und Pezuella — inS Ministerium berufen. Der Präsident deSselbe»», Nar-vaez. verfähit wie ein Besessener. Er läßt in Madrid in einemfort ver-hasten und die Gefangenen nach den Philippinischen Inseln und Fer. nando Po deportiren. Der Pariser Berichterstatter der TimeS versichert, daß Personen, welche mit den gegenwärtigen Zustünden und der Stim-mung in Spanien wohlvertrant sind, in nicht ferner Zeit einen fürchter-lichen Aufstand prophezeien. „Nicht durch Massen-Hinrichtungen," schreibt er, „und solche Grausamkeiten, welche die Namen ODonnel's und Nar-vaez' berüchtigt machen, kann in einem Lande wie Spanien eine Revolu-tion unterdrückt werden. Nicht heute oder morgen wird eS geschehen, aber verlassen Sie sich darauf, wir erleben noch einen Ausbruch in eincm Umfang und mit einem Erfolg, der alle bisherigen weit überragt. Zn Spanien mehr alS in einem andern Lande fordert Blut wieder Blut, nnd jenes, welches in der letzten Zeit so unbarmherzig und uunöthig ver-gössen wurde, wird gewiß gerächt werden." Die Berichte auS dem jungen Kaiserreich Mexiko lauten in jeder Beziehung kläglich. DaS Urtheil über Bazaine wlrd nur härter, und mau gibt seinem Mangel an Wachsamkeit die Schuld, daß die Ueber» rumpelung von Tampiko gelingen konnte. Diese Stadt wurde in der Nacht vom 1. August durch 1000 Mann unter AScensio Gomez über-fallen und genommen. Hauptmann Langlois, der sich mit 200 Franzo« sen in die Beste Kasamata einschloß, verweigerte die Ergebung, nnv eine französische Fregatte, begleitet von zwei Kanonenbooten, ist den Bedräng, ten zu Hilfe gekommen, und diese konnten, so versichert man. Nlich einer ehrenhaften Kapitulation auf die erwähnten Schiffe gebracht wer-den. Die Kaiserin Charlotte tvird im Monate Oktober in Paris erwar-tet. doch nicht, um. wie die Patrie gemeldet, nach Mexiko zurückzureisen, sondern um über den Abzug lhreS Gemals zu verhandeln. Man glaubt nämlich, die Nachrichten, welche sie von Paris nach Mexiko gesandt, seien derartig daß dem Kaiser Max keine andere Wahl bleiben kann, «lS seine Abdankung. Die Regierung ist übrigens schon seit einiger Zeit auf das schlimmste gefaßt. die aber dennoch wieder eine boffnunf,SvoUe war; er ringend mit dem Worte, das zwar sein Herz erfüllte, aber doch nicht über die Llppe wollte. Endlich fand er Muth und Wort. Sie horte ihm gesenkten BlickeS zu. als er ihr sagte, wie er sie liebgewonnen habe, und wie er keinen höllern Wunsch habe, als sie in sein Haus als sein liebes Weib einzufühlen. Was er sagte, war so offen, »reuherzig und ehrlich, daß sie. als er sie nun entschieden fragte, ihn mit einem Blicke ansah, »n dem er ilire Liebe zu ihm lesen konnte und fest und freudig 3a sagte. In diesem glücklichen Augenblicke vergab er Alles, »vas er it,r vor-her hatte sagen wollen und erst, als die Tante wieder kam und sie mit Kreudenthränen segnete, kam ihm mit einem Male diese Erinnerung und fiel tvie eine recht schwere Last auf seine Seele. Er sülilte, daß er Alles sagen müsse. Er begann dalier davon zu reden, warum seine Seele so belastet und gedrückt sei, dns; man ihn hier für hc.lb geisteskrank halte; davon sei der Grund ein Unglück. daS ihm passirt sei. Er nannte den Ort. Ivo er als Förster gestanden und den Namen des braven LehicrS. den er erschossen habe. Ein gellender Schrei entfuhr fast flleichzeitig den Lippen AmmichenS und ihrer Tante. Simon starrte sie erbleichend an. ^ES lvar mein Bruder und AmmichenS Bater! ries die Tante voll Entsetzen. Das Mädchen sank ohnmächtig in der Tante Arm. Simon rührte sich nicht. Alles Leben schien auS ihm geivichen. Endlich richtet er sich auf. drückte einen Kuß aus des Mädchens erbli-cheue Wange «»d wankte hinaus. — Er gi»g in seine Wohnung ui»d «ach einer halben Stunde sah man ihn mit raschen Schritte» nach dem Walde ge^n. Niemand aber sah ih« wiederkehren. Dei Leute meinte«, er ha^ sich ein Leid angethan auS Verzweiflung, de»» es blieb »»» »icht verschwiege», was geschehe» «.zr; aber dazu war Simo» z» religiös. Vielmehr stellte eS sich später heraus, daß er in fremde Kriegsdie»fte getrete» war. Man hat indessen später »ie ivieder etwas vo» th» gehött. »»d es ist zu «»ermuthe». daß ih« sei» Leid doch »och das Herz gebroche» hsbe. Ueber die Berzinfung der Sparkaffegelder. Marburg, 6. September. ES geht ein dunkles Gerücht, daß die Marburger Sparkasse den Zinsfuß erliölitn wolle: sie würde für Darleihen 7"/^ sordern, für Einlagen aber 6"/^ zahlen. Wik haben allerdings die Elfal^rung gemacht, daß die Einlagen sich mehren, seit dieselben mit 5^/^ verzinst »Verden und dieser Aufschwung des Geldverkehrö dürfte die Berwaltunc^sräthe zur Erhöhung deS Zinsfußes bestimmen. In diesem Fall würde sicher die Zahl der Einleger noch mehr steigen; allein die Sparkasse hat auch auf ihre Schuldner, hat auf die Geldsucher Bedacht zu nelimen, und da finden »vir. eine Bertheuerung der Darleihen sei durchaus nicht gerechtfertigt. Die Schnldtler der Sparkasse liaben nicht bloS 6°/^ als ZinS für daS Anleihen, sondern auch 2°/^ zur Tilt^ung desselben zu entrichten. Hält es bri dem ungenügenden Ergebuiß der Ernten, bei der herrschenden Geldnoth ungemein schwer, diese 8^^/^ iatzungSgem.iß abzuliefern — ititd pünktliche Zahler muß die Anstalt ja lvünschcn. damit sie ihre Bestim-mung erfüllen kann — so würde 1"/« darüber die Lage deS Schuldners noch mehr verschlimmern. Die Sparkasse ist nicht eine Anstalt, die -- wie man in Handel und Wandel sonst zu sagen pflegt — „gute Geschäfte" machen will; ste darf ihrer «^emeinnüj^igen Natur zufolge keinen „Gelvinn" erzielen: Deckung der Kosten und Gründung einer entsprechenden Reserve — das ist AlleS. was eine Sparkasse durch den Ertrag der Zinsen sichern muß. Die unent-geltliche Verwaltung unserer Sparkasse erinäßi.^t die Kosten bedeutend: die Reserve beträgt 20.000 fl. — diese und daS vorsichtige Gebühren mit den Einlagen geben hittlängliche Bürgschaft. Um die Interessen der Ein-leger wie der Anleiher zu fördern, machen ivir den Borschlag, die Einlage mit zu verzitlsen. den ZinS für Darleihen aber auf der jetzigen Höhe — 6^^ — zn belassen. Diese Verzinsung trägt den Gläubigern der Sparkasse '/^^/^tmehr Gelvinn und wird die Bürger zur Sparsamkeit, zur nutzbringenden Anlegung deS Geldes ermuntern: die Anleiher »Verden tnöglichst geschont. Wir kennen die öffentliche Meinung über diese Frage ziemlich genau und behaupte»: die hiv angeregte Berzinjung der Sparkassengelder »vürde allseits mit Beisall aufgenommen. Die Stoth t« namentlich in der Nähe der Schlachtfelder, wird von einem Berichterstatter der AUg. AugSb. Ztg. solgendermaßen geschildert: 3m Schöße der Bevölkerung am Fuße deS RiesengebirgeS. meistens in den deutschen Gegenden, herrschte schon seit vielen Jahren eine entsetz-liche Noth. welche die Aufmerksamkeit dcr Behörden in Böhmen zu wie« derholtenmalen auf sich zog. und Anlaß zur Entsendung von Unter« suchungskommisstonen dorthin gab. In den czechischen AckerbaudistrikttN. nach der Elbe zu. leben die Lente verhältnißtnäßig luxuriös gegenüber den deutschen Fabrikarbeitern am Fuße des RiesengebirgeS. und wie ent« setzlich deren Elend jetzt nach dem Kriege, der ihnen das letzte genommen, sein muß. mag man auS ihrer Lebensweise vor demselben erkennen. In Folge der BaumwollenkrinS bereiste eine Prager Kommission jene Bezirke, und fand, daß die Noth dort bereits weit älter »var als der amerikanische Krieg, ja eS zeigte sich, daß die vielbejammerten schlesischeu Weber diesen armen Menschen gegenüber noch eine erträgliche Existenz führen. Der durchschnittliche Wochenverdienst sür eine Famtl»e betrug 1, höchstens 1'/, (^wlden, und dieser Notl), die noch immer anhält, sollte durch Zufuhr von Nahrungsmitteln abt^eholfen werden. Am 23. September 1863 hielt das Komitv eine Sitzung in Königinhof. und alS dort Brotverthei- Und Ammichen? werdet Ihr sragm. ES war wohl schwer für dns arme, brave Mädchen und sie »var tief gebeugt. So frisch sie früher geblüht. so ist doch niemals nie »vieder eine Rothe auf chre Wangen gekom-mcn. Ihre Tante starb nicht lange nachher und hinterließ ihr Laden und Habe. Da fehlte eS nicht an Freiern, auch nicht an braven jnngen Männern darunteraber sie Vcrheiratlitte sich i»ie. jondern nahm ihre Mnttkr und Geschwister zu sich und hals diese erziehe»», die alle brav wurden und »vohl versorgt in der Welt." Knipp schtviei^. denn seine Erzählnng »var zu Ende. Sie gab uns Gelegenlieit zu »«»inchein ernsten (bespräche; allein dies stockte am Ende auch »vieder. Der Oberförster zog d,e Uhr. hielt sie gegen die Lampe und sagte: „Erst mun Uhr!" Drauken stürmte eS gcwaltij^ und der Wind heulte »vunderlich in dem Walde. Die Bäume älizten unter seinen hestigen Stößen und der Regen schlug plätschernd ge.^en die Hütte, welche indessen in dieser Nacht eine Probe bestand, die sür die Bortresflichkeit ihrer Bauart und Einrich-tnnl, das beste und gültigste Zeugniß ablegte. Unter den beiden Holzhauern, die mehr im Dunkel der Hütte saßen und bescheiden sich zurückhielten, war jetzt ein Flüstern vernehmbar. „Erzählt'S doch!" hörte ich den Einen zu dem Andern sagen. Ich ergriff die Beranlaflung. ihm zuzureden, und als auch mein Freund ein-stimmte, hob endlich ein alter Mann zu erzählen an: „In der Stadt pflegt mau zu sagen: auf dem Dorfe gehe AlleS so stille und ordentlich her. daß man kaum von solchen Dingen höre, »vie sie sich in der Stavt leider alle Tage ereignen. DaS ist »vohl nicht ganz wahr. Menschen sind überall Menschen und ihr Leid und ihre Fehler tragen sie überall mit sich herum, »vie sie ilir Schatten begleitet. Ich »vill Ihnen eine Geschichte erzählen, die ich erlebt habe, die Ihne» beweise» »vird. »vie auch auf dem Dorfe sich Dinge ereignen, die daS Me»sche»herz abschilder» mit alle» seine» Gebrechen. Ich bin daheim, wo der DonnerSberg mit seinen schöne» Buche»-Wälder» sich emporhebt, weithin daS flache Land der Pfalz »berscha»e»d. Dort lag ei» klti»eS. vsn pfälzische» La»de» »mschloffenes Gebiet, das lungtn zur Sprache gebracht wurden, erklärte sich der anwesende Bezirksarzt gegen diksc Maßregel, weil die Leute dieser Nahrung weder vertra-sten noch fortsetzen könnten. So weit waren sie bereits physisch herunter. Man mußte sich auf die Verthtilung von Mehl. Kartoffeln und Salz beschränken. Kaffec trinkt man dort nicht, und Kühe besißt unter dieser Bevölkerung niemand. Wie jammervoll gering der Verditust ist, erkennt man noch daraus, daß die Ausgaben für Salz überhaupt zehn Prozent aller ihrer Ausgaben betragen, denn wöchentlich konsumiren sie ein Pfund Salz für 10 kr. Davon verlautet jedoch nichts, daß die Regierung das lastige Salzmonopol diesem Elend gegenüber beschränkt oder aufgehoben Hütte. (In Sachsen, wo das Salz leider auch Monopol ist, kostet das Pfund nur 1 Groschen — 5 Neukreuzcr.) Die meisten Arbeiter sind dort Baumwollenspinner. Als die Verarbeitung des ostindischen Surate-garnS statt der amcnkanischen Baumwolle aufkam, verdienteu sie nur 60 bis 70 Kreuzer wöchentlich, denn dieses Garn tostet in dcr Herstellung dreimal so viel Zeit. Nicht besser sieht cs mit der dort uralten Leinen, industrie aus. namentlich da. wo nur Handspinnerei gebräuchlich ist. Im Bezirk Starkenbach (größtentheilS czechisch, westlich von den Elbequel-len), wo eS lauter Leinenhandspinner gibt, beträgt der tägliche Verdienst 1'/. bis 2 kr.! Die (elbständigen, nicht von Fabriksherren abliängigen Ar» beiter taufen den rohen Flachs zu 6 bis 7 fl. den Zentner, also 7 kr. per Pfund. Ein Pfund spinnen sie in zwei Tagen, und erhalten 10 kr. für das fertige Produkt, oft nicht einmal so viel. Im April ziehen sie in die gesegneten Ackerbaudistrikte deS Leitmeritzer Kreises, wo sie sich als Arbeiter verdingen, und zehn bis fünfzehn Gulden ersparen, die während der Winternoth .vicder zugesetzt werden. In den Maschinenspinnereien der deutschen Trautenauer Gegend sind die Verdienste etwa» besser, denn dort verdient selbst ein Kind bis 40 kr. wöchentlich, dafür dauert jedoch die Arbeitszeit von früh 5 bis 11 Uhr AbeiidS, und wie unter solchen Umständen diese weißen Sklaven körperlich zu Grunde gehen müssen, liegt auf der Hand. Augentatarrh ist allgemein verbreitet, der ganze Gesundheitszustand jammervoll, die Wotinungen find entsetzlich, und die Kinder schlafen geradezu oft in Schweinställen. DaS ist ein Bild voll Grauen. daS wir hier aufstellen müssen, aber die Thatsachen sind wahr, sie sind einem Bericht deS verdienten Direktors K. Nobak entnommen, welchcr jene Gegenden bereiste, um sich durch den Augenschein von dem Roth-stand zu überzeugen. So sah eS dort vor dem Krieg aus. Nun stelle man sich die Zustände vor. die dort Platz gegriffen haben, nachdem die Furie mit allen Schrecken gerade über jene unglückselige verarmte Gegend losgebrochen ist. Hier ist der Wohlthätigkeit und der Hilfe edler MeN» schenfreunde ein weites Feld eröffnet! Die deutsche Krone der Hohenzollern. Ludwig Simon aus Trier — der beste Redner des deutschen Parlamentes und seit der Sprengung desselben (18^9) in der Verbannung — hielt am 1. September in der Vcrsammlung deS deutschen Turnvereines zu Paris eine Rede über den deutschen Krieg, der wir des bc schränkten Raumes wegen leider nur einen Theil entnehmen können. Ludwig Simon sprach: Meine Herren! Vor Ausbruch der Feindseligkeiten besuchte mich ein junger Mann, welcher in seine Heimat unter die preußischen Fahnen berufen worden war. Es war ihm nicht ganz recht zu Muthe. weil eS ihm ahnte, die Freiheit möge durch den Sieg der Partei, welcher er feinen Arm zu leihen hatte, wohl in die Brüche gerathen. Aber das Ehrgefühl gebot ihm. sich unter seine Fahne zu stellen. Ich konnte die Gefühle des. jungen Mannes nur ehren. Ich sagte ihm zum Abschiede: Nassau-Saarbrückisch gewesen ist. Sie wissen ja, wie vielherrisch eS bei uns zu Lande aussah, ehe die Franzosen daS Land nahmen. Meine Hei« mat ist ein ansehnliches Dorf in diesem kleinen Gebiete. Mein Vater war dort Holzhauer und ich folgte ihm in diesem Erwerbe, und kam durch gar mancherlei Geschicke in diese Gegend, wo ich mich verheiratl»ete und seitdem wohne. Der hauptsächlichste Belveggrund. warum ich meinen HeimatSort verließ und in die Ferne zog. war eben die Geschichte, die ich Ihnen erzählen will. Man sagt, die Rheinpfälzer seien ein leichtfertig und leichtsinnig Volk, und ich will eS nicht in Abrede stellen, daß das in vielem Betrachte loahr ist. DaS Leben ist lustiger, heiterer wie hier, und es geht ziemlich AUeS oben drüber hin. ohne daß es tiefer unter die Haut dringt. So steht's auch häufig mit der Geftni,ung und dem Gefühle der Leute. Eine Erfahrung mag für viele reden! Än unferm Dorfe wohnte, wie ich etiva achtzehn bis neunzehn Jahre alt war. eine Witwe, deren Mann in einem Sleinbruche am Donners-berge sein Leben verlor. Er und seine Frau hatten leichtsinnig in den Tag hinein gelebt, herrlich und in Freuden, wenn sie Geld hatten, und wenn fie keins liatten. legten sie sich krumm und darbten. Da denkt man nicht an die Zukunft, nicht an die Tage, von denen es in der Schrift heißt, fie gefallen mir nicht, und wenn sie dann endlich doch kommen, kriegt man unliebe MiethSleute und Tischgenossen. nämlich Mangel und Sorge«. So war es der Witwe ergangen. Sie mußte im Tagelohn und mit Waschen ihr kärglich Brot verdienen und ihr Kind, ein lieizlichcs Mädchen erziehen. Lieschen wurde freilich nicht soudtllich gottesfürchtig erzogen, denn der Sinn ihrer Mutter war allezeit geblieben wie er in der Jugend gewesen, und — der Apfel fällt nicht iveit vom Stiimme; auch darin fiel er nicht weit, daß Lieschen so bildhübsch war. wie ihre Mutter einst gewesen, ja. die Leute meinten. eS sei noch hübscher, als sie einst war. Leichtfinnig und leichtfertig aber war's auch, daS tadeltrn die Leute, obwohl sie anerkannten, daß man dem Mädchen eigentlich etwas lIebleS nicht nachsagen konnte, und fie unendlich gutmüthig war. Leichtfinnig und gutmüthig zufammengemischt. gibt selten eine dauernd hübsche Farbe, sagt man bei uaS im Sprüchwort. Als daS Mädchen konfirmirt »ad gnS der Schnle war, thatS die „Schlagen Sie sich brav für die Einheit, aber bewahren Sie in Ihrem Herzen ebenso treu die Liebe zur Freiheit." Diesem Gespräche wodnte ein Würtemberger bei. welcher damals auf meinem Bureau arbeitete. Bald darauf ward auch dieser unter die Fahnen seines Landes abberufen. Er wollte sich ursprünglich loskaufen, um dann wieder in seine Stelle bei mir zurückzukehren, schrieb mir aber alsbald aus der Festung Ulm, er habe eS nicht über sich gewonnen, seinen Arm dem süddeutschen Freiheitskampfe gegen geivaltsame Unterdrückung zu entziehen. Ich anttvortrte diesem dasselbe wie dem Ersteren, nur in umgekehrter Reihenfolge: „Schlagen Sie sich brav für die Freiheit, aber bewahren Sie in Ihrem Herzen ebenso treu die Mrbe zum deutschen Einheitswerke!^' Aber bedenken Sie, meine Herren, wie schrecklich! Diese beiden jungen Männer wollten der Eine die Einheit mit der Freikeit, der Andere die Freilieit mit der Einheit. Und doch konnten sie in den Fall kommen, sich auf dem Schlachtfelde gegenüberzustehen und todtzuschieveu, obwohl sie dasselbe erstrebten! Diese tr.iurige Lage, worein seine Söhne verfttzt wurden, hat sich das deutsche Volk selbst zuzuschreiben, weil es seit dem Jahre 1849 seine Souveränetät mehr und mehr in die Hände von Leitern übergehen ließ, welchen ihre Privatzwecke höher stehen, als das Wohl des deutschen Volkes. Es ist wahr, Oesterreich eröffnete damals den Rngen, indem vS seine Deputirten von Frankfurt abberief...... „Was schtert unS euere deutsche Einheit," riet man unS^Mgegeu„erst kitten wir vier biS 'suns Nationen zur österreichischen Staatseinheit zusammen. Mag hernach aus der deutschen Einheit werden waS will und kann!" Und eS vollbrachte sein Werk in Wien, Venedig und Ungarn, in letzterem Lande nur mit Hilfe Rußlands. Und nun welche Wendung des Schicksals bei Sadowa? — Heute ist in erster Linie die deutsche Einheit auf der Tagesordnung..... Die Sieger von gestern sind die Besiegten von heute. Welche Lehre für die Sieger von heute! Wie rasch und glänzend auch der Erfolg der preußischen Waffen auf den böhmischen Schlachtfeldern erscheinen mag, so ruht doch auf denjenigen. welche diesen blutigen Weg zum Ziele gewählt haben, vor Gegenwart und Nachwelt eine schwere Verantwortlichkeit. Im Jahre 1849 bot daß deutsche Parlament den Hohenzollern die deutsche Kaiserkrone von Volkswegen an. Wir auf der Linken hatten gegm den preußischen Erbkaiser gestimmt, aber wir erkannten es als die erste Pflicht eines wahren Demokraten, den Mehrseitsbeschluß einer aus dem allgemeinen Stimmrechte des gesammten Vaterlandes hervorgegangenen Versammlung zu achten. Unter dem lebendigen Einflüsse der öffentlichen Meinung erklärten damals 29 deutsche Regierungen ihre Unterwerfung unter die Reichsver-fassung; alle damals versammelten deutschen Kammern brachten ihre Zustimmung entget^en. und in dem kurzen Zeiträume von einigen Monaten waren 1500 Adressen, darunter fünf große Foliobände aus Berlin eingetroffen. wtlche die Durchführung der deutschen Reichsverfassung verlangten. Alle Welt sagte damals: Ja! Unt) die Wenigen, welche ein Nein entgegensetzten, hätten aus die Dauer der öffentlichen Meinung nicht zu widerstehen vermocht. Da man heutzutage wieder vorzüglich die Würtemberger des Partikularismus beschuldigt, so erinnere ich daran, daß im Jahre 1849 deren König Wilhelm allerdings der deutschen Reichsverfas-sung mit dem preußischen Erbkaiser sich nicht nntcrwerfen wollte. Die Stimmung im würtemberg'schen Volke und Heere über diesen Widerstand gegen das Gesetz 0er Nation ward aber alsbald so drohend, daß der König am 24. April nothgedrungen seine Unter-werfung erklärte. Und wäre der König von Sachsen ohne die bewaffnete Hilfe Preußens nicht in gleicher Weise von dem großen Strome der öffentlichen Meinung mit fortgerissen lvorden? Oesterreich war noch tief Witwe Breier in die Stadt, wo es bei einer Verwandten blieb und das Nähen, Kleidermachen und Stricken lernte, und wie das Gediftel alle heißt, damit die Mädchen und Frauen sich abgeben. Der Gedanke war nicht übel, denn so sicherte sie ihrem Kinde doch den Lebensunterhalt, mochte Gott über sie ettva heute oder morgen verfügen. Aber in der Stadt ivar das Lieschen bei Weitem so strenge nicht gehalten, wie es bei seiner Art und Weise hätte gehalten werden sollen. Die Verivandte war eine alte, gute, kiänklichc Frau. Die bekam Sand in die Augen, blauen Nebel davor uud Lieschen ging Gassaden. Leichten Staub weht leichter Wind in die Höhe — kurz. Lieschen kam höchst unmutliig heim, als seine Mutter erkrankt tvar. Sie pflegte sie zwar getilulich. bis sie geu'sen war. aber nun sollte Lieschen auf dem Dorfe bleiben — das ivar eine bittere Arznei. Sie sollte ihr Brot selbst verdienen, das forderte Ausdauer und die hatte sie nicht, und es fehlte an Unterhaltung; denn der Anblick deS niunderholden LieSchenS mit den flammenden Augen fuhr wie ein Blitz in die Jungburschenherzen, und ich tvill eS nicht leugnen, k^aß ich auch die Wirkung fühlte. Item. daS schöne Lieschen war fiir mich zu alt. Auf dem Dorfe halten sich die Jahrgänge zusamme» und selten greift einmal einer in den andern über. Sie sind im Umgänge streng geschieden. In Lieschens Jahrgang tvaren Viele, besonders Bursche, und die ivaren alle gründlich in daS Mädchen verlielit. Sie tliat's den Burschen mit ihren fackeligen Augen an. Sie hatte sie alle am Bändel — und doch keinen denn sie liebte es. Allen lieb zu sein und Keinen lieb zu habkn. Das können Sie bei diesen Umständen ermessen, daß sie viel iieueidet wurde von den andern Mädchen, besonders von den reichen; aber eine Feindschaft gab's doch eigentlich nicht und. wie groß auch oft der Neid ivar. etivas Uebles brachte er nie auf das LieSchen. Sie hatte bei ihrer Leichtfertigkeit doch so eine Art. die die kecken Bursche gewaltig im Ztiume zu halten tvußte. Keiner konnte sagen, daß er mehr gälte. alS der Andere und Alle zappelten an der Angel, wie der gefangene Fisch. Nun geht daS doch in der Regel nicht lange. ES kommt eine gewisse Zeit, da daS Spl^ßen alle ist. und ein Mädchen an die Hmbe denkt und an den eigenen Herd. (Forsetzung folgt.) in seine italienischen und ungarischen Händel verwickelt, Frankreich noch zu sehr vom Slurme der inneren Parteien erfüll», als daß es an eine Verhinderung deS deutschen CinliritKwerkcs liättc denkcn können, scl^-sl wenn ein durch die Freilieit t^eelt^netes Drutschlnnd ilim nls eine Gcsakr erschienen lväre. Diesem einstinimli^en „?a!" sclUe man in Berlin ein verschmat^endes „Nein!" cntt^cj^rn. Und ^,15 «ill.' Wclt. ivcnigcl einige kleine Fürslen und norddeutsch.' Inittcr, ..Nein!" m.Ue: denlsche Fürsten, dentschc Kammern, denlsches Volk, ja selbst pteußiiche (^enleinde-räliie und Volksversimmlunt^en. d.^ s.igte man in Berlin: „)u!" und dafür, daß man seiticu Zcilpttnkt so taffli.Ä «iemahlt. Vasitr mus-ten Tauscnde und abermals Taufende von Menschen ihr Herzblut vcr-strömen. Und wäre diese Wahl noch die Folge cines zufälligen Irrthnmes. dem Jedermann untertvorfen ist! — Aber nein ! sie ist die Folge eines hartnäckigen, wohlüberlegten Systems. Man will keine Krone aus Vol-keshänden. oder wie die Kreuzzeitung sich damals ausdriickte: „Wir wollen keine Krone, worauf dle Dcmok.atie gespuckt hat!" Aber durch das blutige Spiel der Schlachten, durch ein entsetzliches Blutbad zwischen deutschen Brüdern — so will man die Krone. AuS den Händen dcS deutschen Parlaments konnte man sie nicht annehmen. Aber bespritzt mit dem Blute von Tausenden kann man sie vom Altare Gottes nehmen. So ist sie von Gottes Gnaden. Marburger Berichte. (Die Sitzung der l an dw irt hs ch a f tl ich e n Filiale) am 5. d. war zahlreich besucht. Zur Hauptversammlung der Gesellschaft, die am 25. und 26. September in Graz stattfindet, wurden die Herren: Friedrich Brandstätter und Dr. Mulle abgeordnet. Ueber die Fragen, welche in der Hauptversammlung zur Entscheidung kommen, hatte die Filiale biS auf eine schon in frülieren Sitzunt^en Beschlüsse gefaßt und wurden vorgestern in dieser Beziehung keine neuen Anträge gestellt. Der wichtigste Gegenstand der Tagesordnung war die Verhandlung s»ber die Ursachen der gegenwärtigen Rothlage unserer Landwirtlie und über die Mittel zur Abhilfe. Die Mitglieder erklärten, daß diese Frage vom Landtag, vom Gewerlieverein. von der Presse zur Genüge erörtert n orden. Nach dem Antraae des Freiherrn von Rast wurde beschlossen, daliinzu-wirken, daß die Sparkassen in ihre Satzungen die Bestimmung ausneh men: Gesuche um Darleihen bis zu 1000 fl. sind vor Allem zu berück sichtigen. Freiherr von Rast sprach ferner über die Rothwendigkeit des Flnr-schutzes: nur die strengste Vollziehung des bestehenden Gesetzes könne den Felddiebstählen vorbeugen und er werde aus diesem Grunde im Gemeinde-auSschuß beantragen, drei Flurwächter in Eid und Pflicht zu nehmen, mit Armschild und Seitengewehr zu versehen und aus der Gemeinde-kasse zu bezahlen: die Filiale mogv diesen Antrag bei der Gemeinde' Vertretung unterstützen. Die Versammlung beschloß, zu willsahren. Herr Brandstiitter begründete die beiden Anträge, betreffend die Marbnrgcr Marktordnung, die »vir bereits im letztem Blatte gebracht: die Ver-sammlung stimmte detn Redner bei und soll die Vertretung der Gemeinde Marburg von diesem Beschlüsse in Kenntniß gesetzt werden. (Gefundener Leichnam.) Bor einigen Tagen wurde bei der Ueberfuhr zu Wildliaus ein todter Knabe im Alter von sechs Jaliren ans Ufer geschwemmt: der Leichnam befand sich in sehr hohem Grade der Verwesung. (Opfer des Krieges.) Laut einer verläßlichen Mittlieilung erfahren wir daß dem zweitgebornen Sohne deS verstorbenen Professors Dr. Rudolf Puff, Namens Alois. Unteroffizier des 11. Jägerbataillvns. in der Schlacht bei Königgräz das linke Ben» zerschmettert worden. Nach dem der Verwundete zwei Tage und eine Nacht hilflos auf dem Schlacht-felde gelegen, mußte ihm der Fuß. wegen deS eintntrctenen Brandes, hoch am Oberschenkel abgenommen werden. Zu gleicher Zeit wurden neben ihm sechs Kameraden amputirt: fünf starben in seiner Gegenwart nnd er bat um Gottkswillen aus dem Zimmer gebracht zu werden: auch der sechste erlag seinen Wunden. Alois Puff ist nun so »veit hergestellt, daß er mit Krücken zu gehen vermag. (Die Cholera) scheint sich in den Dörfern am rechten Ufer der Teleqraphischer Wiener Cours vom 6. September 5°/. Metallique».....63.1V j KreditaNien........!vl.60 Stational'Anlehen.... . Loudon......... tSLVtt Staats'Anteheii . . . 81.70 j Silber.........1.26.7.'» Bankaktien.......7:^;».— I K. Miinz Dukaten ... 6.10 Angekolltluene in Mtlrburg. Bon» 1. bi» ö. September. „tLrzh. Johann." ?ie Herren: Reaen, FabrikSbes., Wieu^ v. Vitterl. kl. HtNiptm. Langendorf, Handelsm.. Schweiz. Weiß. HandelSm., Agram, «schmidt, HeiSzkti. Handeltl., W»en. Baron v. Falkenhausen, kt. Oberst, Graz. „Stadt Wien.- Die Herren: v. Gasperiiii. kk. Ober-Inqen.. Graz. ^^enk. kk.Hauptm. ^ Graz. Graf Zedtwih. Oberfinanzrath. Prag. Ritter v. Preschern. Rentier. Trieft. Dr. Iuric. mit Familie. Wien. Labortin. tt. ^z. Sulzer, Handelßm.. Wien. Hinterlechner, tt. Hauptschullehrer. Billach. Schmidt. Fotograf. Perl in. „Stadt Merau." Die Herren: t^eyer. Priv., Wien. Caravic,ili, ^otar, Hamburg. Villa», tk. Oberl.. Wien. Wanne. Priv., Bruck. Mlllach, Gastgeber. Czakaturn. Morry, Priv.. Wien. Tomer. Priv., Linz. Mathi». Geschäftßm.. ^illi. Satterer. Prw.. Wien. Vertschingl»of. Yeschästsl., Klogenfurt. Luka. Handeltm.. Olmüh. Pirker. Gastgeber. Kr,fach. Riißler. Priv.. Wien, Xammerlander, Priv., Eilli. v. Mrasover, kk. OberlandcS-gerichttrath, Ngram. „Fischer'» Gaslhau».^' Die Herren: Zoma. Rechnung»führer. Frieda«. Wein« mann, «elnhändler. Graz. Linker, «apellm., Billach. Simonji. N. «adett. Wien. Diich. tam. kk. Zelegrafenbeamter, Laioach. Schlam.iig, kk. Lieut.. Wien. Zieiiser, Fleischerin.. Wien. Statmaz. Fleischer«., Trieft, «irl. HondelSm.. Dranburg. Stein brechter, Müller-meifier. Graz.__ Ber«ntwortlicher Redakteur: Franz Wie»thaler. Drau nicht weiter zu verbreiten: in der Stadt sind nur bei Frauen zwei Anfälle mit den Zeichen der Brechruhr vorgekommen. (Vom Südbahnho f.) Da nun auch in Triest die Cholera ausgebrochen, so hat die Direktion der Südl'ahn an ihre Beamten und Ar-heiler nne Bcllhrnil>) üb^r die Mittel gegen diese i^efi'lrchtete Krankheit erlnssen: körperliche und geistige Anstrengungen, Aufregung deS Gemütl)eS. gedri'll-fte Seelenslimniung soll man '.^ernieiden. Die -^kleidung muß der Iahriszeil entsvrechen Schädlich sind: nnreifes. roljeS L^bst, Gnrk.n. Zt^lal. Fische. Schweinfleisch. Käse. Wi'lrstc. sette. schiver verdauliche Speisen. Reinlichkut nnd frische ^ust sind besonders zu empfetilen. (Aus der G c m e i n d e st u b e.) Die Sitzunl,. »velche der Gc-meindeansschuß gestern hielt, wurde vom Bürgernieister. Herrn Audreas Tappeiner um 9'/^ lllir eröffnet. — Freiherr von Rast und Genossen stellten den Antrag: in Volizieljung des Gesetzes vom 30. Jänner 1860. betreffend den Flurschutz; die Bestrafung der Feldfrevel und Felddiebstähle drei Flurwächter, für jede Borstadt einen zn ernennen. Herr Marko verlangte eine genaue Erhebung der Kosten, um zu erfahren, ob dieselben nicht etwa größer, als der Schaden, welchen die Besitzer ohne Flurschutz erleiden. Der Antrag wurde der betreffenden Abtheilung zugewiesen. — Herr Wagner und Grnossen beantragten bei der Wichtigkeit einer Verbindung zwischen dem KarntaerBahnhos und der Kärntner-Vorstadt: es wolle die Gemeinde mit der Eisenbahngesellschaft zur Errichtung eines Gehsteiges über die Drau in Verhandlung treten, um zu ermitteln, mit welchen Kosten ein solcher Steig zu erbauen und wie die Kosten ^u decken seien. Nachdem Herr Wagner seinen Antrag als einen dringltchen begründet. ward beschlossen, über denselben noch während der Sitzung "'zu verhandeln. — Herr Albert Häring. der sich mit Maria Tschrlofiga zu verehelichen wünscht, wurde mit seinem Gesuche abgewiesen. Dem Ge-meindediener. Herrn Godetz. soll eine freie Wohnung eingeräumt lverden. — Siimmtliche nenn Bewerber u»n Unterstützung fanden Erhörung. — Dem Gesuche des gepriiften Thierarztes. Herrn Rothenstein um Ausübung seines Berufes wurde entsprochen. — Das Konsistorium verlangt Erho-uug der Remuneration für den Katecheten der Mädchenschule von 120 auf 200 fl.: die Versammlung beschloß, das Konsistorium zu ersuchen: es möge sich mit der Remuneration von 120 fl. begnügen, da dieselbe erst vor Kurzem erhöht lvorden und die Mittel der Gemeinde eine Vermehrung der Ausgaben nicht erlauben. —Die vierteljährliche Reihenfolge der Spritzenmeister und Feuerkommisjäre wurde bestimmt und nach dem Antrage des Herrn Marko beschlossen, letztere zu verpflichten, nach jeder llicbergabe in der Ausschtlßsitzung Bericht zu erjtatten> (Schluß folgt.) (H er re n -L i e d er t a fe l.) Die Sängervereine, welche das Fest zum Besten der verwnudeten Krieger veranstalteten, geben heute Abends zllm Schluß ihrer gemeinsamen Thätigkeit in der Uebungshalle deS Männergesangvereins (Grub) eine Liedertafel für sämmtliche Mitglieder, denen eS freisteht, Gäste einzitführen. (F e n e rlv er k u n d G a r t e n m u s i k.) DaS am letzten Sonn» tag angekündigte Feuerwerk mit der Schlußszene auS der Seeschlacht bei Lissa wird vom Herrn Hallecker morgen im Brandhos abgebrannt wer-den. Die Musikkapelle des Infanterie-Regimentes Roßbach, die am glei-chen Orte morgen, des Normatages wegen nicht spielen darf, wird sich atn Sonntag produziren und ist eS wahrscheinlich das letzte Mal, daß tvir diese ausgezeichnete Kapelle im Freien zu hören bekommen. Letzte Post. Da» Geriiekt vom Austritte de» Gräfe« Moriz Gßterhazi au» dem Ministerium beftätigt sich nicht. Die Unterhandlungen zwischen den österreichischen BehSrden und dem französischen General vaven^ wegen Uebergabe Benetien» haben begonnen. ^ » Hessen-Darmstadt muß Oberhesten und Homburg an Preußen abtrete« und il Mill. Thaler Krieg»toste« bezahlen. Die Verhandlungen zwischen Preußen und Sachsen bieten fortwährend große Äanvierigkeiten. Italien wird 12«,«Mi» Mann entlassen, ohne die Unterzeichnung de» Krieden» abzuwarten. Die ^eise Stapoleon» «ach Biarritz ist VollftS«dig aufge-gebe«. Zt «»rimrs. Samstag den 8. September unternimmt der Turnverein eine Tur-«erfahrt c»us den Bachern (St. Wolsgang. Zinke'sche Glashütte), Rückkehr über j.^kmbach. zu welcher die unterstützenden Mitglieder hiermit freundlichst eingeladen werden. Ausbruch utn halb 5 Uhr Morgens vom Casö Pictis. Jeder Iheilnehiner wolle siir Mundvorrath selbst Sorge tragen. Der Ttirurath. M^S r » u ä d » Morgeit Samstag den 8. Septetnber Abends großes brillailteö Aelienverk in sllnf ,grollten, der Schluß stellt eine Szeile alts der Seeschlacht von ^ RAOkvrinttN« Eine schöne Wohnung am Burgplatz. best?hend aus Zimmern. Küche. Speis und sonstigem Zugelwr. ist sogleich zu vermiethen. Nähere Auskunft im Comptoir dieses Blattes. ' _ (i. Druck und Berlgg vt>ii Eduard Ianschip in Marburg.