Laibacher Tagblatt. Redaction und Expedition: Bahnhofgasse Nr. 15. ' ^@1 Nr. 93. EHlSCKBi Donnerstag, 24. April 1879. —Morgen:Markus Ev. 12.Jahrg.' Mit der Post ^ G-nzjähr' fl.i2. icigcn bi6 o Seilen 20 tt. u Die Huldigungsadresse des österreichischen Abgeordnetenhauses lautet: „Eure kaiserliche und königliche apostolische Majestäten! Allerdurchlauchtigster Kaiser und Herr! Allergnädigste Kaiserin! Das feste, unzerreißbare Band altbewährter, treuer Anhänglichkeit, welches die Völker Oesterreichs seit Jahrhunderten mit dem angestammten Herrscherhause innig verbindet, gestaltet jeden Freudentag des allgeliebten Kaiserhauses zugleich zum allgemeinen Festtage. Mit freudiger Erregung sah deshalb die gesammte Bevölkerung dem heutigen Tage entgegen, an dem vor 25 Jahren Eure Majestäten den Bund fürs Leben geschlossen haben, dem auch für die Wohlfahrt der Monarchie und deren glückliche Zukunft reicher Segen entsprossen ist. Diese freudige Erregung findet lauten Widerhall in den Herzen der gewählten Abgeordneten, und die erhebende Pflicht, treuer Dolmetsch der Empfindungen und Anschauungen der Bevölkerung zu sein, führt das Haus der Abgeordneten des Reichsrathes an die Stufen des Thrones, um die in den tiefbewegten Herzen warm empfundenen Glück- und Segenswünsche zum heutigen Freudenfeste ehrerbietigst darzubringen. Eingedenk des innigen Zusammenhanges zwischen dem Glücke und Segen des Herrscherhauses und dem Wohl und Gedeihen des Staates preist das Abgeordnetenhaus den heutigen Tag doppelt glücklich, welcher an eine schöne Vergangenheit erinnert und zugleich eine glückliche Zukunft verheißt. Freudenerfüllt sehen wir den erhabenen Thron Eurer Majestäten, umgeben von den hocherlauchten Sprossen der vor 25 Jahren geschlossenen Ehe. Das Elternherz sieht mit gerechtem Wohl- gefallen die in das Gemüth des Thronnachfolgers gepflanzten Keime altvererbter Regententugenden zur vollen Blüte entfaltet. Den Völkern Oesterreichs wird aber in diesem Elternglücke die verläßlichste Bürgschaft zutheil, daß zielbewußte Regentenweisheit und werkthätige Regentenliebe, denen unser geliebtes Vaterland unter der Regierung Eurer Majestät Heil und Gedeihen verdankt, der Monarchie auch künftig gesichert bleiben. Möge die Herrscher nnd Land gnädig schirmende Vorsehung die Völker Oesterreichs noch lange das Glück genießen lassen, welches denselben durch die liebevolle unermüdliche Fürsorge Eurer Majestäten zutheil wird; möge unser heißes Gebet erhört werden: Gott erhalte! Gott schütze! Gott segne Eure kaiserlichen und königlichen Majestäten und das allerdurchlauchtigste Kaiserhaus!" verkündet finstere Nacht, verkündet die Einführung einer Schreckensherrschaft, verkündet die Installierung der polizeilichen Inquisition, verkündet Tod oder Verbannung. Der neueste Ukas stempelt die Unterthanen des russischen Reiches zu rechtlosen Sklaven, die der brutalsten Willkür preisgegeben werden. Im großen Zarenreiche ist das Gespenst der Reaction in einer Gestalt sichtbar geworden, die Schrecken einflößt und verbreitet. Der neueste Ukas signalisiert, daß ein Vernich-tnngskampf gegen jedwede freiheitliche Bewegung geführt werden wird, Freiheit, Recht, Sicherheit und Eigenthum sind in größter Gefahr. Die russische Regierung hat in unverantwortlicher Weise Irrwege eingeschlagen, sie verhängt über die größten Provinzen des Zarenreiches den Ausnahms-, den Kriegszustand, sie hofft auf diesem falschen Wege die auswachenden Geister der Freiheit mundtodt zu machen. Die russische Regierung scheint den alten, praktischen Wahrspruch: „Gewalt erzeugt Gewalt!" aus dem Gedächtnisse verloren zu haben. Die Lage in Rußland ist eine unleidliche geworden, die Menschenrechte werden unter der eingeführten Schreckensherrschaft eine wesentliche Kränkung erfahren; ber Wolf hat seine Schluchten, der Geier feinen Horst, der Sperling fein Nest, der Russe jedoch soll kein Recht, kein Haus, fein Heim haben I Die Militärgewalt wurde privilegiert, Auswanderungspässe nach — Sibirien auszufertigen und hochpeinliche Gerichtsbarfeit zu üben. Die Militärgewalt hat die Befugnis, nach eigenem Gutdünken mit Verhaftungen vorzugehen, die Kerfer zu öffnen und selbst den unbescholtensten Bürger in dieselben zu werfen. Zum Glück ist der freie Gedanfe dieser Schreckensherrschaft nicht unterworfen, er fann von der Willkür der Machthaber nicht gefaßt werden! Auf Irrwegen. Während nahezu sämmtliche Staaten Europa's ein freisinniges und constitutionelles Regierungsprogramm im Reichswappen führen, während die Mehrzahl der Länder Europa's die bestehenden freiheitlichen Institutionen zu stärken und auszudehnen bemüht ist, während dort das Banner der Constitution hochgehalten und die souveräne Allein-und Gewaltherrschaft zu Grabe getragen wird, während die Mehrzahl der Regenten den richtigen Weg zur Wohlfahrt des Reiches und ihrer Bevölkerung eingeschlagen hat, betritt der Alleinherrscher aller Reußen Irrwege, die nicht zum gewünschten Ziele führen dürften. Das neunzehnte Jahrhuudert verlangt Freiheit und Aufklärung, verlangt Sicherheit des Eigenthumes und der Person, verlangt Selbständigkeit, verlangt Licht und scheut Finsternis. Der neueste Ufas, mit welchem die russische Regierung am 17. April 1879 Rußland beglückte, Feuilleton. Zur Feier der kaiserlichen Jubelhochzeit. Das seltenste, zweifellos auch das glänzendste unter den Festen, welche zur Feier der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares veranstaltet werden, war die Vorstellung, welche vorgestern abends im Palais des Erzherzogs Carl Ludwig stattgefuuden hat. Es war ein überaus glücklicher, feinfühliger Gedanke des ältesten Bruders des Kaisers, die Hauptmomente der Geschichte des Hauses Habs-burg-Lothringen durch die eigenen Familienglieder verkörpern zu lassen. Im Herbste schon hatte der Erzherzog die Idee gefaßt und sich zur Ausführung derselben mit Künstlern und Poeten in Verbindung gesetzt. Ursprünglich war beabsichtigt, die Vorstellung im Schönbrunner Theater zu veranstalten, doch gab man diesen Gedanken alsbald auf und beschloß, um die Intimität des Familienfestes zu wahren, die Vorstellung im eigenen Palais des Erzherzogs zu geben. Hofrath Arneth wurde beauftragt, jene Momente aus der Geschichte Habs-bnrg-Lothringen zu bezeichnen, welche für die historische Entwicklung des Hauses bedeutungsvoll sind. Die Maler Angeli, Gaul, Makart entwarfen in kurzer Zeit die Skizzen zu den Tableaux; die Kostüme, so weit nicht Originalkostüme aus vergangenen Jahrhunderten vorhanden waren, wurden unter Aussicht des Malers Gaul gearbeitet, alle Kleinodien, Waffen, Schmuck theils der Schatzkammer und der Ambraser Sammlung, theils dem Arsenal entnommen. Direktor Jauner wurde mit der szenischen Leitung betraut, und Erzherzog Carl Ludwig selbst überwachte feit Wochen die Ausführung aller Details. Die begleitende Musik zu den Bildern wurde nach Motiven aus der Zeit, in der die einzelnen Bilder spielen, von Direktor Hellmesberger zusammengestellt und unter seiner Leitung von zwölf Mitgliedern der Hofkapelle ausgeführt. Das Festgedicht, Prolog, Epilog und die erklärende Einleitung zu jedem Bilde sind vom Professor Josef Weiten verfaßt, der sie auf direkten Wunsch des Erzherzogs selbst zum Vortrag brachte. Um 6 Uhr fuhren die ersten Gäste vor dem Palais des Erzherzogs vor und begaben sich in den nach dem Garten zu gelegenen Traet, in dessen erstem Stockwerk der große Speisesaal gelegen ist, welcher zum Theater umgestaltet wurde. Ungefähr ein Drittel des Saales nimmt die Bühne ein, mit bereit Herstellung der Theatermeister des Burgtheaters Herr Rudolf und der Maler Brioschi ein kleines Meisterstück geliefert haben. Sie wird durch einen riesig großen Goldrahmen vom Zu-fchauerraunte abgeschlossen und durch schwere Sammtvorhänge, die mit Goldfransen und Goldquasten reich besetzt sind, verdeckt. Rechts und linfs von der Bühne sind große Pflanzengruppen, hinter denen je ein zwölfarmiger Gascandelaber ausgestellt ist. Hinter der Gruppe rechts vom Zuschauer stand der Dichter uud Vortragende des Festspieles, Herr Josef Weilen. Der Boden deS Zuschauerraumes ist mit rothem Tuch belegt, auf welches wieder ein großer, den ganzen Boden füllender Plüsch-Teppich gebreitet ist. Die Zuschauer, deren Zahl nur 23 betrug und die lediglich Mitglieder des Kaiserhauses und hier anwesende fremde Fürstlichfeiten waren, saßen aus einer Estrade, in deren Mitte zwei große, reich vergoldete Fauteuils sich befanden, auf welchen Ihre Majestäten Platz nahmen. Der Kaiser und die Kaiserin waren Punft halb 7 Uhr erschienen, und unmittelbar daraus begann das Fest mit einer musikalischen Jntroduc-tion, welche von der hinter einem Vorhänge postierten Kapelle ejecutiert wurde. Professor Weilen begann hierauf den Prolog, dann die Einleitung zum ersten Bilde, an deren Schluß die Musik einfiel, der Vorhang sich öffnete und das erste, prächtig gestellte und entworfene Tableau: Der Ufa* vom 17. April 1879 ist als eine Brandmarkung, als eine Schändung der Menschheit anzusehen. Ob die Menschheit dieses an ihr geübte Attentat in Ruhe zu ertragen gewillt sein wird, ist eine andere Fage. In Rußland steht die Korruption auf der Tagesordnung; wer bürgt dafür, daß die mit außerordentlicher Gewalt ausgestatteten Machthaber ihr Privilegium weise und menschlich ausüben werden? Armes Rußland, du bist am 17. April 1879 der Tyrannei, der Schreckensherrschaft preisgegeben worden! Ob die Slaven in Europa, beziehungsweise jene in Oesterreich, nach Proclamieruug dieser Schreckenssistems in Rußland noch ferner dem Wunsche huldigen, mit dem Zarenreiche vereinigt zu werden? Die in der Metropole Oesterreichs soeben in Szene gesetzten Festtage illustrieren ganz deutlich das politische und sociale Leben in einem auf freiheitlichen, konstitutionellen Bahnen fortschreitenden Staate und die traurigen Zustände in einem durch eiserne Willkürherrschaft geknechteten Reiche. Der Zulukrieg. Dem Lord Chelmssord ist eS gelungen, den von den Zulus in Ekowe eingeschlossenen Obersten Pearson zu entsetzen. Der Entsatz erfolgte am 4. d., und es war hoch an der Zeit, nachdem die Eingeschlossenen sei-t vier Wochen auf halbe Rationen gesetzt waren und auch diese nur bis zum 31. März reichten. Dadurch hat die militärische Situation für die Engländer in Südafrika ihren bedenklichen Charakter verloren, keineswegs aber kann jetzt schon von einem entscheidenden Erfolge der britischen Waffen gesprochen werden. Der Krieg wurde von den Engländern zu dem Zwecke unternommen, um die drohende Macht des Zulukönigs Cetywayo zu brechen. Es galt, den schwarzen Militärstaat in Trümmer zu schlagen. Bis jetzt ist das aber nicht gelungen, trotz des glänzenden Sieges, den Lord Chelmssord errungen. Lord Chelmssord vermochte eben blos durch den Entsatz Pearsons eine schreckliche Katastrophe von den Engländern abzuwehren; der schwerste und blutigste Theil des Krieges ist erst zu verrichten. Die tapfere Armee Eetywayo's muß in ihren schwer zugänglichen Kraals ausgesucht und geschlagen werden. Es dürste den Engländern gelingen, des „schwarzen Napoleon" Meister zu werden. Tagesneuigkeiten. — Der Verband der ösicrr. Aerzte überbrachte durch den Sanitätsrath Dr. Gauster dem „König Rudolf I. belehnt auf dem Reichstage zu Augsburg seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf mit Oesterreich, Steiermark, Krain, der windischen Mark und Portenau", den Zuschauern sich zeigte. Das Bild machte einen außerordentlichen Eindruck; besonders war Kronprinz Rudolf, die Krone auf dem Haupte, das Sccpter in der Hand, als König Rudolf I. wie aus einem alten Bilde geschnitten. Das begleitende Gedicht wie auch alle übrigen Gedichte sind ein kleines Meisterwerk deS Professors Josef Weilen. Der Autor hatte die glückliche Idee, jedes Bild mit einem Gedicht im Charakter und in der Stimmung eines Dichters der Zeit zu begleiten, in der das Bild spielt, und umschiffte so sehr glücklich die Schwierigkeiten, die eine solche Arbeit bietet. Das Tableau, wie auch alle übrigen, wurde dreimal gezeigt. Nach einer kurzen Pause folgte die musikalische und poetische Einleitung zum zweiten Bilde: „Herzog Albrecht der Weise erläßt in Wien am H5. November 1355 eine Hausordnung, durch welche die österreichischen Länder seinen vier Söhnem Rudolf IV., Albrecht III., Friedrich III. und Leopold III. ungetheilt verbleiben und durch den Aeltesteu regiert werden sollen." Auch dieses Bild gefiel besonders durch den Farbenreichthum. Ministerpräsidenten Dr. v. Stremayr seine Huldigung. Aus der Ansprache Dr. Gausters eitleren wir folgende Stelle: „Unser Verband umfaßt 26 ärztliche Vereine der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder mit nahezu 5000 Aerzten. Die Aerjte Oesterreichs haben, wie dies Thatsachen aus ältester und aus neuester Zeit beweisen, stets neben der Sorge für das physische Einzelwohl der Bürger unseres Vaterlandes auch, wenn und wo es iioth-that, dem Allgemeinen, dem Staate, im Kriege und im Frieden opferwilligst ihre patriotischen Dienste dargebracht. Möge es diesem Verbände des humanitärsten Berufsstandes unseres theureu Vaterlandes vergönnt sein, nach wieder fünfundzwanzig Jahren in dem von Gesundheit, Wohlstand und Kraft beglückten Reiche zum fünfzigjährigen Vermählungs-Jubelfeste Ihrer Majestäten die erneuerte ehrfurchtsvolle Huldigung darzubringen." — Auf Wiedersehen! Der Czechenführer Rieger traf gelegentlich der Deputationsvorführung in Wien mit deutschen Abgeordneten zusammen. „Kommt Ihr nun in den Reichsrath?" war die allgemeine Frage an den Czechenführer. „Es wird darauf ankommen, wie man uns entgegenkommt", sagte Rieger; „wir fühlen uns als Vertreter von fünf Millionen!" — „Und wir? Sind wir nicht die Vertreter von zwanzig Millionen?" — „Nun denn", sagte schließlich Rieger, „ich sage Euch nicht Lebewohl, sondern: Auf Wiedersehen!" — Die Occupatio« Novibazars. Die Convention wegen Novibazars ist am 21. d. M. um 2 Uhr nachmittags unterzeichnet worden. Der Vertrag räumt fowol Oesterreich als auch der Pforte das Recht ein, in dem Sandfchak von Novibazar Garnisonen zu unterhalten. Der Souveränetät des Sultans in Bosnien und in der Herzegowina wird durch feilte Bestimmung der Convention präjudiciert. — Zustände in Rußland. In der Zeit vom 14. bis 17. d. M. wurden in Petersburg nicht weniger als 2000 Personen verhaftet, wobei her» vorgehoben werden mnß, daß sich unter denselben auch viele Offiziere der Petersburger Garnison, sowie eilte sehr große Anzahl von Beamten verschiedener Dicasterien befinden. Erhebungen inbetreff der Organisation der geheimen revolutionären Propaganda haben nämlich ergeben, daß unter den Beamten und Offizieren besondere Seetionen der „geheimen Revolittionsregieruitg" bestehen, welche die Ausgabe haben, die revolutionäre Bewegung unter den Beamten und in der Armee den Anordnungen und Intentionen des CentralcomiteS gemäß zu leiten und zu fördern. — Am 21. d. wurde in Petersburg an allen Straßenecken eine Verordnung Im dritten Bilde: „Erstes Zusammentreffen Maximilians mit seiner Braut Maria von Burgund, Gent, 14. August 1477", machte Erzherzogin Gisela, welche als Maria von Burgund hohe jpitze burgundische Haube, langes, blondes Haar und golddnrchwirktes Kleid trug, einen entzückenden Eindruck. Im vierten Bilde: „Earl V. überträgt auf dem Reichstage zu Worms am 28. April 1521 seinem Bruder Erzherzog Ferdinand die österreichischen Länder", ragte besonders die Gestalt des Kronprinzen hervor, der als Earl V. gelbes spanisches Prachtkleid und das goldene Vließ um den Hals trug. Nach einer halbstündigen Zwischenpause, welche der auserlesene Zuschauerkreis in einem Nebensaale, in welchem ein Buffet aufgestellt war, zubrachte, folgte das fünfte Bild: „Kaiser Leopold I. bewillkommt den Herzog Earl von Lothringen nach seiner Rückkehr von der Wiedereroberung Ofens; Wien, Oktober 1868", in welchem besonders Erzherzog Eugen als Kaiser Leopold durch die treue Maske und reiche spanische Tracht hervortrat. Kronprinz Rudolf war als Herzog Earl eine prachtvolle, jugendlich-schöne Heldengestalt, trug Brust- und Rückenharnisch und in der Hand den Marschallsstab. des provisorischen Generalgouverneurs Gurko an» geschlagen, durch welche folgende Sicherheitsmaßregeln verfügt werden: Bei der Pforte eines jeden HanfeS in Petersburg soll bei Tag sowie des NachtS ein Hauswächter den Dienst versehen. Die Hauswächter haben darüber zu wachen, daß nirgends Placate ohne behördliche Erlaubnis angeschlagen, und daß auf den Straßen feine Schaden bringenden Gegenstände verstreut werden; Personen, welche solches thuii, müssen von Hanswächtern verhaftet werden. Bei Nichterfüllung dieser Pflichten unterliegen dieselben einer Geldstrafe von 25 Rubeln oder siebentägiger Haft, wenn sie das erstemal, und der Ausweisung aus der Stadt, wenn sie ein zwei-tesmal betreten werden. Hausbesitzer, bereit Hauswächter bei der Pforte nicht ihren Dienst versehen, unterliegen einer Geldstrafe von 500 Rubeln. Odige Regeln treten drei Tage nach ihrer Veröffentlichung in der Polizeizeitnng in Kraft. Alle Waffenhändler haben binnen sieben Tagen dem Stadthanptmann ein Verzeichnis des sämmtlichen Inhalts ihrer Magazine, Bnden und Lager einznreichen. Feuerwaffen sowie andere Waffen und Patronen dürfen fortan nur gegen Beibringung eines vom Stadthanptmann ausgestellten Erlaubnisscheines verkauft werden. Die Nichterfüllung dieser Verfügung zieht das Handelsverbot nach sich, so lange fein Warenverzeichnis eingereicht wird. Der Verkauf von Waffen ohne Entgegennahme eines Erlaubnisscheines wird beim erstenmal durch eine Geldstrafe bis zu 500 Rubel, beim zweitenmal durch ConfiScation des Warenlagers und gänzliches Handelsverbot bestraft. Privatpersonen, welche Feuerwaffen besitzen, sind verpflichtet, die Polizeibehörden davon in Kenntnis zu setzen, woraus nur solche Personen ihre Waffen behalten dürfen, welchen dies vom Stadthanptmann erlaubt sein wird. Personen, welche ihre Waffen ohne eine solche Erlaubnis behalten werden, unterliegen außer der Confiscation der Waffen 500 Rubel Geldstrafe oder einer fünfmonatlichen Haft. — Zur Aetion der Demokraten. In der Nacht zum 21. d. M. fand in Nom eine Versammlung der Häupter der demokratischen Partei unter dem Vorsitze Garibaldi's statt. Garibaldi hielt eilte längere Rede und beantragte eine Tagesordnung, wonach ein Centralcomite in Rom nnd Snbcoinites in den übrigen Städten bestellt werden sollen, um die gesetzliche Agitation zu gunsten des allgemeinen Stimmrechts und der Abschaffung deS Deputierteneides zu fordern. Die Tagesordnung Garibaldi's wurde genehmigt. Eine weitere Tagesordnung, welche die Einberufung einer Constituante in Antrag bringt, wurde verworfen. Im sechsten Bilde: „Kaiserin Maria Theresia, ihren Gatten Kaiser Franz an der Seite und v on ihrer ganzen Familie umgeben, begrüßt die Infantin Jsabella von Parma, Braut des Kronprinzen Josef, in Laxenburg am 1. Oktober 1760", war Erzherzogin Elisabeth, welche als Maria Theresia ein blaues, mit Diamanten reich besetztes Sammt-kleid, golddnrchwirkten Mantel, der von zwei Pagen gehalten wurde, trug, wie aus einem Bilde genommen. Die Erzherzogin Maria Theresia gab die liebreizende Braut Josefs. Um die Kaiserin Maria Theresia scharten sich die Kinder bis auf die dreijährige, kindlich naiv dreinblickende Erzherzogin Maria Annunciata. Die kleinen Erzherzoginnen in Reifröcken, die kleinen Erzherzoge in goldgestickten weißen Uniformen mit rothen Sammthosen gaben ein entzückendes Bild. Die Brüder des Kaisers, Erzherzog Carl Ludwig und Ludwig Victor, begnügten sich mit der bescheidenen Stellung eines Hatschiers und eines Schweizergardisten. Der Kronprinz trug als Franz Carl von Lothringen die Marschallsuniform der Zeit und das Äroßmeisterkreuz des Deutschen Ordens. ($»rtfcfruno folgt.) Lokal- und Provinzial-Ailgelegenheiteu. Z« Ehren der kaiserlichen Jubelhochzeit. Die Landeshauptstadt Laibach feierte gestern den Vorabend des Jubeltages in solenner, patriotischer Weise. Der Herr Landespräsident 3t. b. Kal-l ina öffnete in der neunten Abendsstunde seine Appartements und empfing im Vereine mit seiner in freundlichster und liebenswürdigster Form, in elegantester, durch blendenden Brillantschmuck gehobenen Toillette die Honneurs machenden Gemahlin mehr als 150 Gäste. Die Beamtenschaft der Landesregierung, Bezirkshauptmannschaft und des Magistrates, des Landes- und Bezirksgerichtes, der Staatsanwaltschaft, der Finanzprocnratur, der Finanzdireetion, Staatskassen und Buchhaltung, der Unterrichtsbehörden und Anstalten, des Sanitäts-rathes, des Post-, Telegrafen- und Bergamtes, das fürstbischöfliche Domcapitel, der krainische Adel, der krainische Landtag und Landesansschnß, der Gemeindcrath, die Handelskammer, die Generalität, die Offiziere der activen Armee und des Ruhestandes, die krainische Sparkasse, die Advocaten- und Notariatskammer, die Beamtenschaft der Eisenbahnen, die evangelische Gemeinde, der Bürgerstand, der Feuerwehr- und Militär-Veteranenvemn, die deutsche und slovenische Presse, kurz alle Beamten-, Gesellschafts- und Bevölkerungskreise waren vertreten, die Conversation war eine sehr lebhafte und ungezwungene. Es fei uns gestattet, zu constatieren, daß in den Salons des Herrn Landespräsidenten Ritter v. Kallina gestern Angehörige des Landes Krain, Steiermark, Kärnten, Görz, Istrien, Tirol, Nieder-nnd Obcrösterreich, Böhmen, Mähren und Schlesien in bester Harmonie beim reichlich dotierten Buffet sich eingesunden haben. Der feurige Bordeaux spielte die Ausgleichs- und Vermittlerrolle mit bestem Erfolg. — Die Stadt Laibach und ihre Vorstädte erglänzten gestern abends, ohne hiezu Vonseite des Magistrates ansgesordert worden zu sein, schon in der achte» Abendstunde im Lichtermeere, die öffentlichen Gebäude und mehrere Privathänser waren überdies beflaggt; brillanten Anblick gewährten: das Regierungsgebäude, das Lokale des Militär-Veteranenvereins, der Rathausplatz, der Balkon der Wohnung des Sanitätsrathes Dr. Keesbacher, das Feuerwehrdepot, der Marien- und Kaiser Josefsplatz, der Schloßberg u. a. Gebäude. Um halb 9 Uhr begaben sich die Mitglieder des Veteranen-und Feuerwehrvereines unter Vorantritt der Musikkapelle vom Rathause über de» Rathausplatz, den Alten Markt und Rain auf de» Auersperg-Platz und nahmen vor dem Regierungsgebäude Ausstellung. Die Musikkapelle stimmte das Kaiserlied an, welches von Tausenden von Zuhörern mit stürmischen Vivats und Slavas begleitet wurde, und spielte sodann einige Piecen. Der slovenische Gesangsverein, aus 60 Sängern mit Herrn Stadtkasse-Offieial Va-lenta an der Spitze, sang zwei Piecen und die Volkshymne. Der Auerspergplatz glänzte im bengalischen Feuer. Unt 10 Uhr setzte sich der Festzug in weitere Bewegung, passierte die Herrengasse, den Congreß-platz, die Theatergasse, den Marienplatz, die Elefantengasse, die Wienerstraße, die Franziskanergasse, die Peters- und Polanastraße und kehrte über den Kaiser JosefS- und Domplatz in Begleitung von mehreren Tansenden von Menschen zum Rathause zurück. — Gestern nachmittags fanden in den städtischen Volksschulen und Lehrerbildungsanstalten patriotische Schulfeste statt. Die Vorfeier des kaiserlichen Jubeltages war eine würdige, wahrhaft patriotische, ohne vorhergegangene Reclame unerwartet in Szene gesetzte. — Heute, am 24. d., um 6 Uhr morgens verkündeten 21 Kanonenschüsse vom Kastellberge und die Tagreveille der Musikkapelle den Anbruch des eigentlichen hohen Festtages. In allen Kirchen wurden Festgottesdienste abgehalten; jenem in der Domkirche wohnten sämmtliche Zivil- und Militär-Autoritäten des Landes und der Stadt und jenem in der L«ndes-Zivilspitalskirche sämmtliche Spitals- Aerzte und Beamte bei. Hierauf nahm der Herr Landespräsident R. v. Kallina die Glückwünsche sämmtlicher Beamtenkörper und Autoritäten, Vereine und Körperschaften entgegen mit der Versicherung, die Kundgebungen der Huldigung zur Kenntnis der kaiserlichen Majestäten bringen zu wollen. — Vormittags fand auch die Armenbetheilung flatt. — Um 12 Uhr mittags wurde in der hiesigen Volksküche mit der Abspeisung von 500 Stadtarmen begonnen. Die Gemahlin des Herrn Landespräsidenten, Frau Edle v. Kallina, viele Honoratioren und Freunde dieses Institutes wohnten diesem Wohlthätigkeits-acte bei. — In der hiesigen Kinderbewahranstalt wurden gestern 170 Kinder mit Weißbrod und Obst reichlich betheilt. Die Schüler des Staatsgym-nasinms und die evangelische Schulgemeinde begingen heute vormittags das Jubelfest. — Heute abends findet im landschaftlichen Theater ein von der philharmonischen Gesellschaft arrangiertes Festkonzert statt, dessen Reinertrag humanen Zwecken gewidmet wird. — In solenner, patriotischer Weise wurde das kaiserliche Jubelfest auch in den Provinzgemeinden: Adelsberg, Altendorf, Altenmarkt, Bistriöica, Domschale, Gottschee, Gojzd, Großlaschiz, Höflein, Jdria, Krainburg, Kronau, Kropp, Laas, Loitsch, Log, MannSburg, Mariafeld, St. Martin, Moräutfch, Nesselthal, Neumarktl, Oberlaibach, Reif-uiz, Radmannsdorf, Senosctsch, Schischka, Sittich, Stein, Soderschiz, Tschernembl, St. Veit, Vigaun, Wippach, Zirkniz, Zwischenwässern, Zupanje-Njibe, Zagorje u. a. m. gefeiert. — (Der Separatzug), welcher gestern morgens aus Anlaß der Wiener Festtage von Triest nach Wien abging, nahm in der Südbahnstation Laibach 70 Passagiere aus Laibach auf. — (Beschwerde.) Die Verfrachter der Steinkohlen durchziehen schon in der siebenten Morgenstunde mit ihrem ohrenbeleidigenden Glockengeläute die Straße» und Gassen der Stadt. Ist den Fuhrwerksinhabern, beziehungsweise Kohlenhändlern die bestehende magistratliche Verordnung, gemäß welcher der mobile Kohlenverkauf erst um 8 Uhr vormittags beginnen soll, aus dem Gedächtnisse entschwunden? „Ein bische» anffrifchen!" sagt Jzzet Pascha. — (Südbahn bedien st eten) diene zur Nachricht, daß der in Eisenbahnkreiseu sehr geachtete Direktor der Südbahn, Herr Joses Boehm in Wien, von einem schmerzlichen Unfalle betroffen wurde; am 20. d. berfchied seine Gattin, Frau Josefine Boehm, nach kurzen, aber schmerzlichen Leiden. — (Die Turnbereiue Deutsch-Oesterreichs) werden durch ihren Vertreter, den Kreistururath in Wien, dem Herrscherpaare ebenfalls eine prachtbolle Loyalitätsadresse überreichen. Die Deutschen in Oesterreich-Ungarn. (Schluß.) Ich nenne den Panflabismus ein Trugbild, wenn man darunter eine andere nationale Einheit, als geschichtlichen Factor, bersteht, als etwa auch die ist, die man als Pangermanismns bezeichnen und mit der man ebenso die gemeinsame Abstammung der germanischen und romauischeu Völker als geschichtlichen Factor berstehen kau». Soll Panslabis-muS eine nähere Verwandtschaft bezeichnen, namentlich eine solche, die die Einheit aller ©laben als Ein Volk, als eine Nationalität bedeutet, dann ist das ein Trugbild, denn es gibt sich einen trügerischen Schein bon etwas, waS es nicht ist. Dieses trügerische Bild berzerrt alle Verhältnisse. Es wird nämlich nie angerufen gegenüber der ähnlichen Ge-sammtheit bon Romanen und Germanen, sondern immer wie Ein Volk, wie eine einheitliche Macht gegenüber einem einzelnen der germanischen oder der romanischen Völker, wo es dann eine dieser Fiction entsprechende gebietende Haltung annehmen möchte. Ich sagte, daß die Köpfe in Deutschland bon dem Trugbilde des Panflabismus in der That beirrt sind, und das ist gar nicht zu leugnen, wenn man nur einen Blick wirft auf eine von den verschiedenen Sprachenkarten von Oesterreich, auf denen Polen, Ruthenen, Czechen, Slovaken, Slovenen, Kroaten, Serben alle mit Einer Farbe, also als Ein Volk bezeichnet und den ändern Nationalitäten gegenübergestellt werden, — Indem wir diese von den Aposteln des Slavismus aufgebrachte Fiction angenommen haben, sind wir ihnen einfach aufgesessen. Wollte man dasjenige, was die slabischen Völker gemeinsam charakterisiert, als Slavismus dem Germanismus und Romanismus im ganzen gegenüberstellen, so wäre dagegen allerdings gar nichts einzuwenden. Wenn man aber eine Sprachenkarte unserer Monarchie entwirft, die ein jedes durch Sprache, Literatur und Gesittung als selbständige Nationalität erkennbare Volk mit einer anderen Farbe bezeichnet, so erscheint vor unseren Augen ein ganz anderes Bild, als das ist, das wir auf unseren gewöhnlichen Sprachenkarten erlangen, wo unter ändern auch noch die Rumänen und Italiener mit Einer Farbe bezeichnet und so als eine Volkseinheit den übrigen Nationalitäten gegenübergestellt werden! Wir sehen da auf einmal, daß die beiweitem zahlreichste Nationalität der Monarchie die deutsche ist. Aber was noch mehr? Indem wir die Deutschen als eine compacte Masse im Westen und am Nordrand der Monarchie beisammen sehen, in deren Inneres keine der anderen Völkerschaften ein* gedrungen ist, so sehen wir sie anderseits inmitte aller anderen Nationalitäten durch deutsche Colonien bertreten. Das hat keine Regierung beranlaßt, keine pangermanische Propaganda. Das machte sich so durch eine diele Jahrhunderte hindurch sich nach und nach beziehende Zuwanderung bon selbst. Wenn sich aber eine so auffallende Erscheinung in so großer Ausdehnung durch die Geschichte bon Jahrhunderten, wie das hier der Fall ist, in stetiger Gleichmäßigkeit bon selber macht, dann ist sie nicht mehr als Zufall anzusehen, sondern als das Walten eines Naturgesetzes, das sich nach gewissen Bedingungen bollzieht, vollziehen muß. — Die Bedingungen waren hier und sind noch auf der einen Seite ein Mangel, ein Bedürfnis innerhalb einer großen Länder- und Völkermasse, die durch ihre Lage darauf angewiesen war, zu einem Ganzen sich zil bereinigen, auf der anderen Seite ein Ueberfluß, ein Vermögen, geeignet, jenem Mangel und Bedürfnis abzuhelfen. Jenen Völkern fehlten Kunst, Wissenschaft, Bildung; sie waren und sind Nomaden und Bauern und haben keinen Mittelstand, keine heimische Kultur, keine heimische Wissenschaft. Aller das konnte der Deutsche aus seinem Ueberfluß geben, und hat es gegeben, gibt es auch heute noch. Wenn die slabischen Völker der Monarchie höher stehen als die der Türkei und Rußlands, so bcrdanken sie es dem Deutschen. Wenn die Monarchie Handel. Gewerbefleiß, Wissenschaft hat, wenn sie europäischer Gesittung gewonnen ist, so geschah es durch Hilfe deS Deutschen. Eine Sprachenkarte, die die wahren Nationali-tätenberhältnisse richtig darstellte, wäre unendlich lehrreich. Es wäre bielleicht eine würdige Aufgabe eines deutschen Vereins, eine solche herauszugeben zur Berichtigung berbreiteter irrthümlicher Vorstellungen. Daß wir eine solche Karte noch nicht beröffentlicht haben, zeigt, wie weit wir zurückstehen hinter den jüngeren Völkern in dem einen, in dem sie geschickt sind: in der Agitation. Haben sie zu ihrem Vortheil irrthümliche Anschauungen zu verbreiten gewußt, so müßten wir sie wenigstens berichtigen. Um wie biel Oesterreich mehr deutsch als slabisch ist, erhellt aber besonders aus jenen Thatsachen, die uns das Beirrende der Betrachtung der slabischen Völker als Ein Volk, als Ei»e» Gesammtsactor und das Ueberwiegeu des deutschen Elements in der Monarchie ans das schlagendste anschaulich machen. Mit der deutschen Sprache langt der Reifende bekanntlich überall aus in der ganzen Monarchie. Mit welcher slavischen Sprache könnte er sich wol überall ebenso verständigen? Der Kroate muß in Böhmen deutsch reden, wenn er verstanden sein will, und der Czeche in Kroazien ebenfalls! Die Abonnentenzahl der acht bedeutendsten Zeitschriften in magyarischer Sprache wird auf ungefähr 14,000 geschätzt. Gewiß erreicht kein Journal in einer slavischen Sprache (da ja die slavischen Nationalitäten alle kleiner sind, als die magyarische) eine so hohe Abonnentenzahl. Nun erscheinen aber in Pest, im Herzen Ungarns, zwei deutsche Journale, deren jedes eine Abonnentenzahl von über 14,000 aufweisen kann, der „Pester Lloyd" nnd das „Neue Pester Journal", sie zählen zusammen 28- bis 32,000 Abonnenten (von den cmdern deutschen Journalen Pest-Ofens und der ändern Städte Ungarns, Kroaziens und Siebenbürgens rede ich gar nicht!) Wenn man hierbei zugeben muß, daß von den deutschen Journalen Ungarns auch eine Anzahl ins Ausland geht, so erwäge mann nun auch noch, wie viel deutsche Journale aus Berlin, Köln, Augsburg, Leipzig, München ic., aus Prag, Graz, Wien nach Ungarn gehen! Statistische Ausweise darüber wären sehr erwünscht! Von Wien allein gehen jetzt von der Post aus über 16,000 Exemplare deutscher Journale nach Ungarn! Daraus ermesse man die Bedeutung des deutschen Elements in der Osthälfte des Reiches. Das sind Thatsachen von schlagender Beweiskraft, die eben nichts anderes sagen, als das die mächtigste, einflußreichste Nationalität der Monarchie die deutsche ist! Dies mag genügen als Zurückweisung des oft behaupteten slavischen Charakters der Monarchie. Ein zweiter verhängnisvoller, weitverbreiteter Jrrthnm beruht in den unklaren Vorstellungen von der „Zerstreutheit" der Deutschen in Ungarn. Ungarn ist der wichtigste Factor in der Nationalitäten* frage. Darum sehe ich von den deutschen Sporaden in Galizien, Krain, Böhmen, Mähren ab und fasse vor allem Ungarn ins Auge. Die Deutschen, die in Ungarn wohnen, heißt es, sind ohne Bedeutung, denn sie sind „zerstreut." Dagegen ist nun folgendes zu erinnern: Wenn eine Nationalität inmite einer ändern so zerstreut ist, daß von ihr keine hinreichende Anzahl auf Einem Punkte beisammen ist, um sich durch Heiraten untereinander fortzuerhalten, d. h. wenn sie genöthigt ist, mit einer ändern, sie in Ueberzahl umgebende» Nationalität sich zu verschwägern — ein Schritt, den ein Volk gerne so lange als möglich vermeidet — dann allerdings ist eine solche Nationalität unhaltbar und kein Factor, mit dem man rechnen kann. Viele kleinere deutsche Ausiedlungen der Art, sowie zahllose einzelne find inmitte anderer Völker in Ungarn entnationali-siert worden und werden dem immer ausgesetzt sein. Das gilt von Ansiedlungen etwa bis zu 1000 Köpfen. Wo aber eine deutsche Ansiedlung größer ist, wo sie mehr als 1000 Seelen zählt, da finden wir Beispiele von Dauerhaftigkeit und Bewahrung reiner Ursprünglichkeit, die überraschend sind. 500, 700, ja über 1000 Jahre vermag sich ein solcher Stamm unvermischt in seiner Eigenart zu erhalten I Als ich im Jahre 1858 das ungarische Bergland bereiste, zur Erforschung der Abstammung und Mundart der dortigen deutschen Sporaden, machte ich in dieser Hinsicht merkwürdige Beobachtungen. Die Mundart der Deutschen dieser Gegenden beurkundet einen ursprünglichen Zusammenhang mit der Einwanderung der Siebenbürger Sachsen im 12. Jahrhundert. Es sind demnach sehr alte An-fiedlungen. In der Honter Gespanschast besuchte ich einen Ort, der jetzt SSamoS Mikola heißt und fast ganz magyarisiert ist, indem nur die Alten noch „sächsisch" sprachen. Er war ehedem ganz deutsch und hieß bei den Deutschen Lorenzen. Der Ort hat zwischen 800 und 900 Einwohner und liegt mitten unter Magyaren. Was mich dort besonders unangenehm berührte, war eine auffallende Unreinlichkeit, wie man sie weder bei Sachsen noch bei ursprünglichen Magyaren sonst findet. Die Entnationalisierung hat, wie es scheint, die Folge, daß sie die Pietät für das Festhalten an Urvätersitten erschüttert, was Verwilderung zur Folge hat. Witterung. Laibach, 24. April. tertlicher Morgen, dann theilweise Bewölkung, schwa-W. Wärme: morgens 7 lltjr + 7'5", nachmittags 2 Uhr + 15 8° C. (1878 + 96"; 1877 + 3 6" C.) Barometer im Fallen, 725-18 Millimeter. Das gestrige Za* gesmittel der Wärme + 9 3°, um 0 6° unter dem Normale. Angekommene Fremde am 23. April. Hotel Stadt Wie». Motsch, Köln. — Springer, Commis, Wien. — Krästner, Graz. Hotel Elefant. Herreszbacher, Reisender, Fünfkirchen. — Kohn, Reisender; Mendl, Kaufmannsgattin, und Niso-lif, S8icn. — Sever, Hauptmann, Rudolfsmerth. — Ka-stelitz, Luttenberg. — Hoshy, Privatier, Fiume. — Brus, Apotheker, Bukarest. Kaiser von Oesterreich. Lentz, Lustthal._______________ Verstorbene. Den 23. April. Katharina Sedej, Stadtzimmer-manns-Gehilfengattin, 45 I., Kastellgasse Nr. 5, Tuberkulose. Den 24. April. Babette Udozh, Cüdbahn-Ober-conductenrsgattin, 67 I., Maria-Theresienstraße Nr. 10, Lungenentzündung._______________ Lebensmittel-Preise in Laibach am 23. April. Weizen 6 fl. 61 tr., Korn 4 fl. 39 kr., Gerste 4 fl. 23 kr., Haser 2 fl. 76 fr., Buchweizen 4 fl. 23 fr., Hirse 4 fl. 39 tr., Kukurup 4 fl. 40 fr. per Hektoliter ; Erdäpfel 2 fl. 50 fr. per 100 Kilogramm; Fisolen 7 fl. — fr. per Hektoliter; Rindschmalz 92 fr., Schweinfett 68 tr., Spcck, frischer 50 fr., geselchter 60 tr., Butter 75 tr. per Kilogramm ; Eier l8/, fr. per Stück; Milch 8 tr. per Liter: Rindfleisch 54 It., Kalbfleisch 54 tr., Schweinsleisch 50 tr., Schöpsenfleisch 34 fr. per Kilogramm; Heu 1 fl. 78 ft., Stroh 1 fl. 51 fr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 7 fl. 50 fr., weiches Holz 5 fl. — fr. Per vier C.-Meter; Wein, rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Liter. Gedenktafel über die am 28. April 1 8 7 9 stattfindenden Licitationen. 3. Feilb., Valenkic'sche Real., Mereie, BG. Feisttiz. — 3. Feilb., Jagodnik'sche Real., Dornegg, BG. Feistriz. — 2. Feilb., Terbuhovii'schc Real., Kleinlack, LG. Laibach. — 3. Feilb., LukeM'sche Real., Tominje, BG. Feistriz. — 2. Feilb., Finzgnr'ichc Real., Brezje, BG. Rad-mannsdors. — 3. Feilb., Pahor'sche Real, ad Wippach, BG. Wippach. — 2. Feilb., Pirkovie'fche Real., Kolovrat, LG. Laibach. — 1. Feilb., Wernig'sche Real, Laibach, LG. Laibach. — 3. Feilb., Onusic'sche Real., Altciratarft, BG. Laas. — 3. Feilb., Koten'sche Real., Nadlest, BG. Laas. — 3. Feilb., Tntk'sche Real., Topol, BG. Laas. — 3. Feilb., Troha'sche Real., Babenseld, BG. Laas. — 3. Feilb, Coc-lig'sche Real., Littai, BG. Littai. — 3. Feilb., Mandel'sche Real., Littai, BG. Littai. — 3. Feilb., Jermene'sche Real., JavorZka, BG. Littai. — 3. Feilb., Bavkar'sche Real., Podraga, BG. Wippach. — 3. Feilb., Ulbing'fche Real., Laibach, LG. Laibach. — 2. Feilb., Sulc’fche Real., Zlo-gajnc, BG. Nassenfntz. Universität von Prag und je drei sür jene von Graz, Innsbruck, Krakau, Lemberg, Czernowitz, Klausenburg und Agram bestimmt. ' Wien, 23. April. Aus die Glückwünsche der österreichischen Handels- und Gewerbekammern antwortete der Kaiser: Die Glückwünsche, welchen Sie namens des österreichischen Handels- und Gewerbestandes Ausdruck gegeben haben, erfüllen Mich mit Befriedigung. Sie liefern Mir einen neuen Beweis der treuen Anhänglichkeit an Mich und Mein Haus und der patriotischen Gesinnung, die das schaffende und erhaltende Bürgerthum jederzeit glänzend bewährt hat. Handel und Industrie Oesterreichs können mit Slolz auf die achtunggebietende Stellung blicken, welche sie sich durch Fortschritt und Ausdauer errungen und selbst in schwierigen Verhältnissen behauptet haben. Möge es dem einmüthigeu Zusammenwirken von Großindustrie nnd Kleingewerbe gelingen, die Hoffnungen und Wünsche, welche Sie Mir ausgesprochen haben und welche auch die Meinen sind, der Erfüllung zuzuführen. Nehmen Sie Meinen und der Kaiserin herzlichen Dank und seien Sie Meines dauernden Wohlwollens versichert. Im Schlosse Lustthal nächst Laibach sind mehrere Zimmer als Sommerwohnungen zu vermiethen. Näheres bei der Gutsadministration. (204) 3-1 Ein bmbctrr Posterpeditor, der auch ein ausgclernter Commis sein soll, wird benöthigt. Die Offerte mögen an das Postamt Nendorf bei Rakel instradiert werden. (202) 3—2 Telegramme. Wien, 24. April. Amtliche Verlautbarung: Seine Majestät der Kaiser und König haben aus Anlaß der Feier der silbernen Hochzeit durch Widmung von Kapitalien aus dem allerhöchsten Privatvermögen vierzig Stipendien zu dreihundert Gulden in Gold für dürftige und würdige Hörer einer der Facultäteu an den Universitäten der österreichisch-ungarischen Monarchie, ferner zwanzig Freiplätze in den Offizierstöchter-Erziehungsinsti-tuten zu Hernals und Oedenburg, welche jedoch nach Zulässigkeit der Räumlichkeiten nur allmählich zit besetzen sein werden, uud zehu Freiplätze im Militür-Waisenhause zu Fischau huldreichst zu stiften geruht. Von den Stipendien, welche den Namen „Franz Joseph-Elisabeth-Goldstipendim" zu führen haben, sind je sieben für die Universitäten von Wien und Budapest, fünf für die Angekommen! Selters Wasser verkauft billig ti. Pieeoll, Apotheker „zum Engel", ______________Laibach, Wienersttasze. (200) 3-2 Wiener Börse vom 23. April. AR|ranz-Joseph-Bahn. GaUz.K-Lndwigb.i.E. Oest. Nordwest-Bahn Siebenbürger Bahn ' taatSbahn, l. Em. üdbahn & 3 Perz. Ä5 „ . |)riout(üfc. Kreditlose.......... Rudolfsstiftung. . . Devisen. 128-75 129 25 568 — 570 183— 183 50 2205 1 2210 139 — 139 50 234 — 234-51 130-— 131’— 640 —1642 — London 114 50 98 75 100-55 Geld Wart 123 25 121-75 130 25 130-75 265--- 265-25 68 50 69 — 122-25 122 50 115 — 100-65 98 25 89 50 94 50 103 25 91-50 101-50 91 67 4u 165 -116 75 102 60 165.75 16*75 117 40 95— 103-50 91-75 102.— 91-25 67-70 165-60 117"— 102*90 166 — 17 25 117-45 ©efdfortcn. Dukaten...............5-55 !b 56 20 Francs.............9-35»/, 9 3« 100 d. Reichsmark . .|57 60 57-65 Silber................jlOO*—llOO*— Telegrafischer Kursbericht am 24. April. Papier-Rente 65 35. — Silber-Rente 65 85, -Rente 77 40. — 1860er Staats-Anlehen 119 25. -» Bankaktien 805. — Kreditactien 246 70. — London 117 30. — Silber —. — K. f. Müiizdnkaten 5'541/a. — 20-Francs-Stücke 9 34'/,. — 100 Reichsmark 57 55. Druck von Jg. v. K 1 e i n m a >) r & Fcd. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für die Redaction verantwortlich : Kranj Müller.