^R. 38. ^»84«. Wirken des historischen Vereins für Inneröstcrreick. (Beschluß.) »«^tit dieser patriotischen Thätigkeit der Karantanen wetteiferten im raschen Aufschwünge die Krämer. Nicht nur die Geschäftsprotocolle, sondern ein eigenes, von dem Geschäfts-leiter Dr. Ullepitsch redigirtes nnd gedrucktes Verzeich-m'ß des dort Erzielten geben die erfreuliche Rechen.-schaft, daß die Vereinsbibliothek 500 Bände von seltenen und gehaltvollen Druckwerken, mittelbar und unmittelbar auf das Land Krain bezüglich, bei 600 Stück wichtiger, großcn-theils Original-Urkunden, vom Jahre 974 angefangen, bis zum achtzehnten Jahrhunderte herab — eine umfassende Sammlung specieller Landeskartcn, 15 Portraits berühmter Männer Krains, 330 Wappen geschichtlich merkwürdiger Landesfamilicn, zahlreiche alte Münzen und Steine — besitzt. *) Man hat dort bereits auch die Untersuchung der Archive von Lack, Sittich, des hohen deutschen Ordens, und des Herrn Grafen Iosevh Anersperg veranlaßt und zum Theile dieß oben bezeichnete Resultat erzielt. Die von der Vereinsdirection veranstalteten Ausgrabungen auf dem sogenannten deutschen Grunde in Laibach haben mit interessanten Antiken aus Eisen, Bronce, Blei, Münzen n. dgl. sowohl den Erwartungen, als auch den Kosten erfreulich entsprochen." »Die thätige Dircction für Krain hat auch die Einleitung getroffen, alle alren Römerdenkmäler des Landes in getreuen Abbildungen aufnehmen, lithographirt darstellen nnd unter die Vereinsmitglieder von Zeit zu Zeit vertheilen zu lassen, ja sie steht im Begriffe, gleicherweise Abhandlungen, ausschließlich nur das Land Krain betreffend, heranszugeben. Solcher Eifer und so achtungswerthe Resultate, dieser beiden, so zu sagen, erst im Aufsprossen begriffenen Vereine sind wahrhaft erfreulich und verdienen alle Anerkennung." »^le Provinzlal-Dircccion für Stenermark, zugleich provisorischer Centralausschuß des Gesannntvereines, war gleichfalls, dem höchsten Vertrauen und den gerechten Erwartungen Sr. kaiserlichen Hoheit würdig zu entsprechen, thätigst bemüht.-Vorerst ist durch eine auch hier in der Gratzer Zeitung kund gegebene Einladung zum Beitritt« des Landesvereines und ') Dieß war der Stand der Erwerbungen mit Schluß des Jahres 1855, seit welcher Zeit sich dieselben namhaft vermehrt haben. durch Bittschreiben an das hohe Landesgubernium und das fürstbischöfiiche Ordinariat zur Unterstützung und Anempfehlung des Vereines das Erforderliche vollbracht worden. Man hat an alle Decanate, für alle Pfarren und Localien systematisch durchgeführte gedruckte Fragepuncte hinausgegeben, um durch deren Beantwortung theils zahlreiche Abschriften von Urkunden, welche die wichtigeren im Bereiche der Scel-sorgebezirke bestehenden Institute betreffen, theils Andeutungen und Abbildungen altcrthümlicher Denkmäler jeder Art, endlich um umständlichere Vorarbeiten zu einer kirchlichen Topographie Innerösterreichs zu gewinnen. — Das urkundenreiche Archiv des ehemaligen Patriarchates in Aquileja ist für die sämmtlichen Provinzen Innerösterreichs, wegen ihrer südlichen Landtheile unterhalb der Drave, welche bis zum Ende des vorigen Iahrhundertes insgesammt der kirchlichen Leitung der Aglajer Patriarchen untergestellt waren, von hoher Wichtigkeit. Diesen für die Geschichte Inner'östrereichs unentbehrlichen Urkundc»fond zn erheben, hat sich der provisorische Centralausschuß die ernste Mühe gegeben, und durch die gnädigste Mitwirkung Seiner kaiserlichen Hoheit bereits Cividale, S. Vito, S. Daniele und Udine als die vorzüglichsten Fundorte, in welchen die Theile des alten A^ui-lejcr Archives zerstreut liegen, ausgeforscht. Zu diesem Behufe sind dem Centralausschusse auch die eben erscheinenden I)aem,l«l>li p<;r In «lm-i» !<>i»li, von /Vlilin!«» (xiu««^« Uin^Ili, von dem Hochwürdigsten Herrn Äbten von Rein übergeben worden. Der urkundliche Inhalt derselben, größ-tentheils aus den Archiven, Bibliotheken und Sammlungen des Bischofes, des Domkapitels, des Notariates und der Munizipalitär in Udine, des Domkapitels in Cividale, des Bischofes zu Porcogruaro, der Fontiniani zu St. Daniele und der Herren: Torrcani, Montereale, Fabrizius, Poriis Guerra, Frangipan und Pirona, von dei, Jahren I3l7 bis 1332, erhoben, mit mehreren, die Steyer-mark, Kernten und Krain betreffenden Urkunden liefert den Beweis, daß daselbst noch viele, bisher unbekannte urkundliche Schätze erliegen, auf deren Erhebung der historische Verein fur Innerösterreich ein besonderes Augenmerk zu richten habe. Nebenbei hat der provisorische Ccntralauslchus; in gleicher Forschung nach den Aquilejer Archivalicn sich bitt-lich an den Vorstand des k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archives in Wien verwendet, und die erfreuliche Versicherung 110 erhalten, daß auch dort die interessantesten und zahlreichsten Materialien für die Geschichte Innerösterreichs, vorzüglich in den Archivstheilen des Erzstiftes Salzburg, des Patriar-chates zn Aqnileja und der Grafen von Gör; und Tyrol erliegen. Auf solche hoffnungsreiche Andeutungen hat der Cen-tralansschuß, so wie früher schon die Generalversammlung des historischen Vereines für Steyermark, neuerdings beschlossen, ein geschichtskundiges Mitglied zur, Erhebung dieser, für die Geschichte der Steycrmark und der übrigen innerösterreichischen Provinzen so viele Aufhellung versprechenden Urkundenschätze seiner Zeit — vorzüglich nach Wien zu senden." — »Die Gründung und die Wirksamkeit des historischen Vereines für Innerösterreich hat bereits auch die Aufmerksamkeit des gelehrten Auslandes und der in Deutschland bestehenden historischen antiquarischen Vereine auf sich gezogen. Der historische Verein des Großherzogthums Hessen hat die Herausgabe eines systematisch geordneten, mit zweckmäßigen Registern versehenen Repertoriums über die von den historischen und antiquarischen Vereinen in Deutschland edirten Schriften beschlossen, um diese so vielen Vereine zum Zusammenwirken in einem Punkte zu vereinigen. Vom Ausschusse dieses Vereines ist auch der innerösterreichische Geschichtsverein, Darmstadt 11. August 1843, zur Anschließung und Theilnahme an diesem wissenschaftlichen deutschen Na-tionalunternehmen eingeladen worden. Die Gesellschaft des Osterlandes für Geschichte und Alterthumsforschung hat, Altenburg 30. Lenzmondes 1845, unserem historischen Vereine den Wunsch erklärt, mit ihr in freundlichen Verkehr und regelmäßigen Schriftenaustausch treten zu können, und ein Gleiches hab.'N die historischen Vereine zu Bamberg in Oberfranken und für Oberbaiern durch unentgeltliche Zusendung ihrer Druckschriften und Jahresberichte gethan." »Der Centralausschuß konnte'keinen Anstand nehmen, diese freundlichen Anerbietungen mit Dank zu würdigen und zur gewünschten Verbindung und Erwiederuug sich stets bereitwillig zu erklären." Von der Direction dcs historischen Provinzial - Vereins für Kram. Der Verfalltag. Novelle. Pernon, ein geachteter Kaufmann der Cit6, saß den 15. Mai 18^ in seinem Zimmer am Pulte und, den Kopf auf die Stuhllehne gestützt, schien er in tiefe und schmerzliche Betrachtungen versenkt zu seyn. Er hatte seine Frau. und seine Tochter entfernt und Befehl ertheilt, Niemand vorzulassen, um ungestört die ganze Fülle seines Unglücks, die ganze Größe seiner verzweifelten Lage überdenken und fassen zu können. Wenn das Unglück unerbittlich über uns einbricht, wenn das Auge vergeblich nach Rettung späht und der letzte Trost uns geraubt wird, dann werfen wir uns blindlings unserm Geschick in die Arme, und erst, wenn wir den höchsten Grad unserer Leiden erreicht, zeigt sich an dem dunkeln Himmel unseres Lebens eine lichte Stelle und die Hoffnung, die sanfte Himmelstochcer, die milde Trösterin, nimmt lins unter ihre schützenden Flügel. So ist der Mensch; er genießt und wünscht, er duldet und hofft! Das ist der ewige Kreis, in dem wir uns bewegen und kein Glück übersteigt unsere Wünsche, kein Unglück ranbt uns die Hoffnung. Selbst der Selbstmord ist hier nicht auszunehmen. Der Mensch, welcher sich ins Wasser stürzt, streckt noch oft die Hand nach dem rettenden Ufer und strengt alle Kräfte an, um sich über dem Wasser zu halten, und als Jemand sich aus dem vierten Stockwerk auf das Pflaster stürzte, rief er in dein Aligenblicke der Ausführung: »O mein Gott, ich werde hoffentlich nicht auf den Kopf fallen!" Herr Michael Pernon, dessen ergrautes Haar schon ziemlich hohes Alter verrieth, betrachtete lange Zeit unverwandt sein leeres 'Portefeuille; dann dein angebornen In-stinct folgend, vergaß er auf einen Augenblick die Gegenwart; er hob den Schleier der Zukunft und zauberte sich in jene Gefilde, wo wir nach unserm Wunsche die reizendsten Gemälde schaffen können. Dieselbe Ursache, welche den Menschen das Unglück fürchten läßt, träufelte in sein Herz heilenden Balsam und als er einmal seiner Phantasie freien Spielraum ließ, eristirte die Gegenwart nicht mehr, oder er zauberte sie vielmehr weg. Seine Unterschrift war wieder geachtet, seine zahlreichen Schiffe bedeckten von Neuem das Meer; im Geiste sah er sich wohlerhalten in den schützenden Hafen einlaufen; seine majestätischen Dreimaster durchschnitten stolz die Flu-then des Oceans, und Freude, Achtung und Glück kehrten in sein Haus zurück. Da vernichtete eine barsche Stimme die süßen Schöpfungen seiner Phantasie und raubte ihn, auch diesen vorübergehenden Trost. »Ich sage Ihnen aber, daß er zn Hause ist. Ich weiß es! Ich muß ihn sprechen, und wenn Sie mich nicht anmelden, werde ich selbst diese Mühe übernehmen." — Der so angeredete Bediente öffnete, durch die bestimmte Sprache eingeschüchtert, leise die Thür und nannte mit gedämpfter Stimme die Firma: »Carl Vermond und Compagnie." — Michael Pernon drehte sich nicht um, der Name war für ihn ein Dolchstoß. Nachdem der Eingetretene längere Zeit gestanden, erhob sich Pernon endlich. Ein kalter Schweiß bedeckte seinen Körper und er hatte nicht den Muth, den Kopf umzudrehen, so daß Vcrmond genöthigt war, sich ihm zu nähern. Dieser so gefürchtete Mann, zu dem Pernon nicht das Auge zu erheben wagte, hatte weder das Aeußere eines Gläubigers noch eines Geschäftsmannes. Er war ungefähr 30 Jahre alt, wohlgebaut und sein Gesicht, welches der Zorn und ein Anfiug von Haß entstellte, mußte sehr schon seyn, wenn es von keiner heftigen Leidenschaft entstellt wurde, während die Augen Vermonds so wild blickten, seine zusammengezogenen Lippen eine so bittere Verachtung andeuteten und die gefaltete Stirn seiner Physiognomie den Ausdruck einer so unversöhnlichen Rache verlieh, daß selbst Pernon Furcht empfand bei dein Gedanken, sich einem Menschen gegenüber zn sehen, dessen langunterdrückter Rachedurst sich endlich Luft machte. Vermond war ganz schwarz und mit einer so außerordentlichen Eleganz, mit einer so gewissenhaften Sorgfalt gekleidet, da,) 111 man, ohn? die gänzliche Abwesenheit von Schmucksachen, geglaubt haben würde, er wäre erschienen, nm dem Greis einen Beileidsbesuch abzustatten oder ihn um eine Gefällig--teit zu bitten. Als Pern on so viel Muth gefaßt hatte, um auf d^-n jungen Mann einen furchtsamen Blick zu werfen, begriff er, das; für ihn jede Hoffnung verloren sey und er mit einem unerbittlichen Gläubiger, einem unversöhnlichen "Feinde zu thun habe. Mir zitternder Hand bot er dem jungen Manne einen Stuhl an. — »Sie haben," begann Vermond nach langem Stillschweigen, „Ihre Unterschrift nichc honorirt?" — „Ach, mein Herr, leider nicht," ant- . worrcte Pernon, »aber glauben Sie auf mein Ehren- wort---------" -- »Schwüre, Versprechungen!" unterbrach ihn der Mann rauh. „Ich gebe darauf nichts. Ich wußte wohl, daß der Augenblick zu Repressalien kommen würde, allein ich glaubte nicht so bald." — »Repressalien, mein Herr?" rief der Greis, den dieses Wort furchtbar durchs Herz schnitt. »Sie so jung, so reich, so glücklich, wollen sich an einem Greise rächen, den das launische Glück des Handels allein zu Ihrem Schuldner machte?" — „Dank diesem launischen Glück," entgegnete der junge Mann mit zornfunkeludem Auge, „welches Sie mir in die Hände gibt." — »Vor acht Tagcn," fuhr Pernon fort, war ich noch reich. Das Meer hatte noch nicht meine Schiffe und mit ihnen mein Vermögen verschlungen; man hatte meinen Glauben noch nicht gemißbraucht. Ich wußte zwar nicht, daß mein Wechsel in Ihren Händen war, aber hätte ich es gewußt, ich wurde deßhalb ohne Sorge gewesen seyn." — „Ja," rief der junge Mann, dessen Zorn die Ruhe seines Gegners verdoppelte und dessen Rache sogar die um ihn befindlichen Gegenstände zu steigern schienen, „ja, Ihr Papier ist in meinen Händen und dieser Wechsel, dessen Zahlung Sie heute aus leicht begreiflichen Gründen verweigerten/ist nicht der einzige. Ich habe deren mehrere, welche am Ende dieses und während des nächsten Monats fällig sind. Ich bin Ihr Hauptgläubiger, Herr Banquerotteur!" — Bei diesen Worren erhob Pernon einen Augenblick den Kopf, sein Auge belebte sich, abcr bald senkte er sein Haupt wieder und ein Seufzer entstieg der Brust. — „Nicht Jeder wird mein Unglück beklagen, aber Niemand wird meine Rechtlichkeit in Zweifel ziehen." — „Die Ehre und Rechtlichkeit eines Banqnerot-teurs?" fragte Vermond mit Verachtung. — „Glücklicherweise," begann der Greis von Neuem, »ist meine Rechtlichkeit anerkannt. Alle meine Unternehmungen sind vor den Augen der Welt gemacht worden, meine Speculacionen haben nie die mir zu Gebote stehenden Mittel überstiegen, meine Bücher find in Ordnung, meine Verluste bewiesen und---------------" -^ ^Sie lügen," rief der junge Mann, nicht läilger seinen Zorn zurückhaltend. »Ja, Sie haben einige Operationen, wie Sie sich auszudrücke» belieben, vor ^ den Augen der Welt gemacht, um dadurch gewisse unsolide Speculationen zu bemänteln, die Sie alle Ursache haben, geheim zu halten. Solide Handlungsweise? Heuchlerischer Eal-cul, um Vertrauen zu erschleichen! Bewiesene Verluste? Verfahren, um unbewiesene Gewinne zu verbergen! Geord- nete Bücher? Vorsichtsmaßregeln eines geschickten Schurken!" — „Mein Herr, mein Herr!" rief der niedergeschmetterte Greis. — „Nicht wahr?" fuhr Vermond aufstehend fort, „meine Worte sind Dolchstöße. Ich glaube es wohl! Aber entsinnen, Sie, sich der Worte, die Sie vor sechzehn Jahren sprachen. Ich war damals noch ein Kind und mein Vater, mein armer Vater, befand sich in derselben Lage, in der sie sich gegenwärtig befindcn. Sie kamen zu ihm, wie ich heute zu Ihnen ; er setzte Ihnen mit der größten Gewissenhaftigkeit seine Lage auseinander, er zeigte Ihnen seine Bücher, er demüthigte sich vor Ihnen, er bat um Ihr Mitleid, er bettelte um Erbarmen, er betheuerte Ihnen seine Rechtlichkeit, er flehcrc um Zeit, um nichts, mein Herr, als Zeit, und Sie, nicht so demüthig und bescheiden, wie heute, sondern stolz und barsch, Sie überhäuften meinen armen V.Ner mit Schmähungen, wagten, mit den Beleidigungen den giftigsten Spott verbindend, zwischen einem Banquerotteur und einem Galeerensträfling eine Parallele zu ziehen und dem letzteren den Vorzug zu geben. Erinnern Sie sich dessen? Wie kann ein Mann, sagten Sie damals, welcher seine Unterschrift nicht honorirt, von Rechtlichkeit sprechen?" (Schluß folgt.) < An Q nid an». Ganz harmlos schrieb ich nn'in GeLicht, ^ D'rin spielt ein Vsel eine Rolle. ^ Ein Quidam sagt mir in's Gesicht < ^ Daß ich damit ihn zeichnen wolle. ^ Weil ich nicht Worte gern verlor, ' So sprach ich kurz: O mcrk's, mein Lieber, ^ Willst Du nickt seh'n Dein langes Ohr, ' So geh' am Spiegel nicht vorüber! — M. Feuilleton. (')tur ein Sckneider!) Die „Theaterzeitu ng" erzählt Nachstehendes: Ein hochgestellter Staatsmann, ein Mann auf einer Stufe, auf welcher sich nicht viele befinden, und der seiner Kurzsichtigkeit wegen die Gewohnheit hatte, stets seinen Secretär mit sich zu nehmen, dankte einein Vorübergehenden für seine ehrfurchtsvolle Verbeugung nur sehr freundlicher Miene und tiefem Hutabnehmen. Um den Minister vor ähnlichem Versehen zu warnen, lispelte der Secrerär seinem Gebieter zu: »Euere Ercellenz, der Herr w a r n u r ein S ch neid e r!" „Was heißt das," erwiederte der Minister: »nur ein Schneider? Ist ein Schneider nicht ein ehrlicher Bürger, und ist mir ein Bürger nicht lieb und werth? Ich bitte mich auf miserable Leute aufmerksam zu machen, damit ich sie übersehe, auf geldstolze Fante, unwissende Emporkömmlinge, gewissenlose Speculanten und Wucherer, auf geckenhafte Wichte und Lästerer — aber wenn brave Bürger uns begegnen und mich hösiich grüßen, da bedarf ich Ihrer Rüge nicht, diesen begegne ich mit 'Achtung, wo ich sie erblicke." (Etikette in England,) In diesem Lande müssen die Damen zuerst grüben, inöbe,ondere nach einer flüchtigen Ballbekanntschaft, wenn sie den Herren auf der Scraße begegnen. Es gilt für unbescheiden, den Hui abzunehmen, als biö man durch deu Gruß der Dame gleichsam dazu autori-sirs worden ist, und sie dadurch anzeigt, daß >ie >lch herablaßt, sich der Bekanntjchaft zu erinnern. Besonders nachahmungswerth aber ist die bei uns' in encgege^ge,etzcer Heije 112 bestehende Ballrcgel: Wenn eine Dame es höflich ablehnt zu tanzen, und dann mit einem andern dennoch tanzt, so darf man nicht im mindesten den Beleidigten spielen, sondern musi es zartfühlend ignoriren. Schön ist auch dic Sitte, den Damen zum Zeichen freundschaftlicher Begrüßung die Hand zu reichen. (Das Diadem der Großfürstin Olga) Bei einem Goldschmid der Boulevards iu, Paris ist gegenwärtig das Diadem in Brillanten zu sehen, welches die Großfürstin Olga ail ihrem Hochzeitstage tragen wird. Dasselbe wird auf 18 Millionen Francs (?) geschätzt, der große mittlere Diamant allein auf eine Million. Es ist das Hochzeitsge-schenk des Kaisers Nicolaus. (Eldorado fiir Sckullehrer.) In Serbien ha ben die Lehrer der kleinsten Städte auszer einer Wohnung einen fixen Gehalt von 30l) fi. C. M., was im Vergleiche mit der dortigen Wohlfeilheit aller Lebensmittel wenigstens das Doppelte bei uns ausmacht. Serbien ist aljo ein Eldorado für Schullehrer. (Standesvererbunss.) In Lille lebt ein Arzt, der 22 Kinder hat; von diesen sind 17 Knaben sämmtlich prac-tische Aerzte, und 5 Mädchen Hebammen geworden. Der Vater, Herr As cla r, steht jeßc in seinem hundertsten Jahre, erfreut sich noch aller seiner Geisteskräfte, und übt noch immer seine Wissenschaft aus. Papierkorb des Amüsanten. Der »Theaterzeitung" entlehnen wir Folgendes: Recept zu einem Liebesbriefe, der nie seine Wirkung verfehlt: »Mein Fräulein! Sie werden auf dem letzten Balle bemerkt haben, dasi ich nichts bemerkte, als Sie. Sie sind schön, sehr schön, schöner, als jede Schöne, welche ich je sah. Sie haben außerordentlichen Verstand; Ihr Geist hat mich entzückt. Sie sind gut, das zeigt Ihr Auge, Ihr Ton, Ihr Benehmen. Doch Alles dieses wissen Sie. Ich muß Ihnen jedoch etwas mittheilen, was Sie nicht wissen. Ich bin 26 Jahre alt. Ich bin Erbe einer Million. Ich habe noch eine Erbschaft zu erwarten. Meine Tante ist 80 Jahre alt und kränklich. Ich bin ihr höchstes Glück. Sie hat nur schon jetzt vier Herrschaften zugesichert. Das Erträgnis; derselben ist bei 150.000 Gulden jährlich. Was meine Tante an Papieren, an Juwelen, am baren Gelde besitzt, soll höchst bedeutend seyn. Ich werde hier bleiben, in dem Hause meiner Tante bleiben, und ihr die Augen zudrücken; in meinen Armen wird sie sterben. Dann lebe ich im Winter in Paris — im Sommer in den Bädern, im Frühjahr in Wien, im Herbste auf meinen Gütern. Fräulein, wollen Sie meine Hand annehmen? Als Witwen sitz biete ich Ihnen meine schönste Herrschaft und jährlich 50.000 fi. vorläufig. Wahrheit ist alles, was ich hier niederschreibe, und Ihr Herr Papa kann sich von der Wahrheit dieser meiner Angaben überzeugen. Uebrigens besitze ich auch einen modernen Namen, ich heiße Arthur, ich kann mich aber auch William nennen, wie es Ihnen angenehmer ist. Um zwei Zeilen Antwort bittet Sie, Ihr für Sie sterbender Venhrer Arthur." Rossini wettete mit einem kleinen italienischen Fürsten um einen mit Trüffeln gefüllten Truthahn. Rossini gewann, und da es nichts in der Wclt gibt, was er minder vergißt, als einen gefüllten Truchahn, so erwartet er voll Ungeduld den Tag, wo es slinem fürstlichen Landcmanne gefallen werde, seine Wette zu bezcchlen. Da aber dieses Tages Sonne niemals aufgehen zu wollen schien, so mahnte endlich Rossini den saumseligen Vcrlierer ganz unvermuchet; dieser sammelte einige Entichu^digunglN, er kenne den exquisiten Ge- schmack seines Gastes; er habe deßhalb genaue Erkundigungen eingezogen und erfahren, daß die Trüffel noch nicht reif seyen und ihr eigentliches Aroma hätten. »Mein Herr," antwortete Rossini trocken, »da hat man sie falsch berichtet, die Trurhähue selber haben das nur so ausgesprengt." Das wirkte, und am andern Tage steckte der Truthahn am Spieße. Eine Mutter, die ihr Söhnchen sehr verzog, fragte ihren Hausarzt: »Herr Doctor, was für eine Tracht wäre wohl für das Kind am zweckmäßigsten?" — »Eine Tracht Prügel!" antwortete der Arzt. Theater in Laibach. «Ende gut. Alles gut," sagt das Sprichwort, und das Ende war gut. recht gut; die letzte Vorstellung in dieser Saison und diesem Theater war ?ine durchweg gelungene und befriedigende, daher wir am Schlüsse des Theatercurses nur die allgemeine Stimme wiederholen, wenn wir sagen, daß Herr Thom P fe i ffe r. Man «Hut der gewandten, bühncnlundigcn Verfasserin offenbar zu viel durch den zur journalistischen Mode gewordenen Tadel ihrer Theaterstücke, eine Sckilderhebung, die von Gehässigkeit zeugt, offenbar nur hervorgerufen durch den glanzenden Erfolg < dcn die meisten Stücke dieser Frau überall finden, und die wir nickt theilen. Das in Rede stehende Lustspiel stellle sich als eines oer erheiterndsten vnn allen heuer gesehenen heraus; es gehört zu jener Gattung, wo auck dem Gemüthe, dem Herben ein reicher Antheil zukömmt, und ist die Idee des Stückes auch nicht neu, so ist sie doch mit ungemeiner Gesckicklichkeit und Pühnen» kenntniß angelegt und — ja, man könnte sagen: originell dur Ludet spielte die Banquiers-Witwe Perion >n»t aller Wefuhlö'värme. und ihre Töchter, Leonore und Melanie , erstere durch Dlle. S p e n g-ler, letztere durch Dlle. Etterich besetzt, konnten nicht leicht gelungener und trefflicher rcprasenlirt werden. W'e warm und wahr offenbarte sich das Gefühl der sanften, still liebenden Leonore, die ihr Glück in Zu-ruckgezogenhcit und Häuslichkeit sucht! dagegen: wie bestechend, wie ver-. führeriich waren die feinen Manieren, die Grazie, der ecl'le französische moderne Leichtsinn .Nelanie's! kurz, es waren zwei Leistungen, die einen glänzenden Schlußstein deb vielen Gelungenen bildeten, was uns die zwei aenannlen liebenswürdigen Schuuspielerinen wahrend des Vurleb geboten; deßhalb der stürmische, die ganze Vorstellung begleitende Beifall, der Beiden zu Theil wurde. Herr Köppl gab dcn biedern Obersten von Bülau höchst launig und brav. Herr Zeincr übertraf als Lieutenant v. Stein-fels an diesem Abende, wir möchten sagen, sich selbst, somit auch unlerc Erwartung, Man kann den^eichlsinn eines jungen, über Allee sich hinaussetzenden Offiziers nicht leicht glücklicher dargestellt sebcn. Der Venesi-ciant, der alle Husar iäonrad des Obersten, war besonders in der Scene ausgezeichnet, wo ihn der Oberst einen Schürten nennt, denn wir vergaßen den Komiker über den tresslichen Schauspieler, Mad. Etterich. als Haushälterin Frau Schwalbe, spielte die Seene, wo sie ihren 'Pflegling, den Obersten, an Mutterstelle segnet, mit ergreifender Wahrheit und Natürlichkeit. Sie hätte einen stürmischen Hervorruf verdient; selbst tic kleine Rolle des Stubenmädchens Atari? wußie Dlle. Mayerhofer recht nett herauszustellen und mit einem N-orle: daS viermalig»' Hervorrufen Aller am Schlüsse war wirklia, wohl verdient. Herr Th o»,»! iprach da»» zum Schlüsse einen passeocen Epilog, wurde am Ende trei Mal ehrend heruoratluien und — der alle Vorhang rauschte nudcr, ias einundachl-zigjährige Bestehen einer Bühne verhüllend, die in Kürze, einem Phönix gleich, glanzvoll und erweitert sicl, erheben wird. Bis rahin sind a!>o sur das lhealerliebende Publitum unserer Hauptstadt die Tage von Aranjuez vorüber! Leopold Kortesch. Verleger: Igna; Alois Edler v. Kleiumayr.