H>. OZ>. »84«. Neise-Erinnerungen aus Slavonien. Von Adolph Grünhold. (Schluß.) "eber eine hölzerne Brücke, welche über das Flüß-chen Orlava führt, gelangt man zum »steinernen Thor," welches d.'n Eingang durch die alte, aber nicht hohe Stadtmauer in eine der Hauptstraßen der nicht großen Stadt bildet. Wunderliebliche schwarze Lockenköpfchen guckten hinler den Blumentöpfen der Fenster mit Neugierde auf die ankommenden Fremden herab und schienen mit schelmischem Lächeln unser Baucrnfuhrwerk zu bekriteln. Besonders aber ergetzten sie sich an der Naivetät unsers schlichten Kutschers, welcher fast alle Vorübergehenden laut schreiend mit den Worten anrief: „I)i .j6 Lii-x»us ?" (wo ist ein Wirthshaus) bis uns endlich ein solches zu unserer nicht geringen Freude gewiesen wurde. Posseg ist die älteste Stadt in Slavonien und svll schon unter den Römern eristirc haben. Die Lage der Stadt ist ungemein reizend; von der östlichen und südlichen Seile umgeben schöne Berge das artige Städtchen und versehen es mir einem quren weißen Weine. Von dem Berge Sokolowaz (Falkenberg) hat man die schönste Uebersicht des lachenden, ringsum von Bergen umgürteten, schon erwähnten Posscganerthales. Abends fand sich die schöne Posseganer Welt sehr zahlreich auf ,)dem Platze" ein, und war meist in sehr elegante Kleider nach der neuesten französischen und Wiener Mode gehüllt. In der That wird, und es scheint nicht mit Unrecht, den slavonischen Schönen der Srädce der allzu große Hang zum Lurus und Putz zum Vorwurf gemacht. Mehrere der auf dem Platze anwesenden Damen unterhielten sich in deutscher Sprache, aber nirgends höi-le ich magyarisch sprechen, obgleich diese Spraye von den hier residirendcn Comitatsbeamten wenigstens « >n 4.hc,l gesprochen werden muß, und seit einiger Zeit im ^e"tzcr u„d Sirmier Comitate nicht ganz unbedeutende fortschritte machr. Freilich wird sie das unter den Gebildeten Slavoniens vorherrschende deutsche Element nicht so bald zu verdrängen i.„ Stande seyn. Eine Vorstadtgasse in Posseg ist dadurch merkwürdig, weil ,ie ganz von Zigeunern bewohnt wird; diese sind abgabenfrei und haben ihre Bauplätze unentgeltlich, jedoch un- ter der Bedingung angewiesen erhalten, daß sie sich das Kehren und die Reinigung der Straßen zur Pflicht machen, und so sieht man in Posseg nur gelbbraune Zigeunerweiber, welche das Straßenkehramt verrichten. Die Männer scheinen sich zu diesem Geschäfte nicht erniedrigen zu wollen und beschäftigen sich lieber mit Schmiedearbeiten, Kessclfiickerei, und zum Theil betreiben sie auch die edle Musik. In der leßtern jedoch stehen sie ihren stammverwandten Brüdern in Ungarn weit nach, denn gewöhnlich besteht ihre Musik, die sie Abends den Honoratioren als Gratulationsklänge zu Ge-burts- und Namensfesten bringen, nur in einer Pfeife und einer großen Trommel, was demnach so ziemlich einer sogenannten „Bärenmusik" gleicht. Nichtsdestoweniger hat diese Musik hier und besonders im benachbarten Bosnien ihre Verehrer. Dagegen hat die Posseganer Bürgergarde ein gutes Musikcorps, welches unter der Leitung eines gebornen Böhmen steht. Die hier aus verschiedenen Gegenden Deutschlands ansässigen deutschen Handwerker waren mit ihrer Lage sehr zufrieden und ertheilten dem schönen und wohlfeilen Lande die größten und gewiß wohlverdienten Lobsprüche. Ein Hesse betrauerte den Verlust seines Bruders, der ihn hier besucht harte und während der heißen Sommermonate dem Fieber erlegen ist, nachdem er binnen drei Monaten acht Eimer Wein getrunken hatte. Die Schloßruine ist geschichtlich merkwürdig, denn hier wurde der in der ungarischen Geschichte als ein eifriger An-Hänger der Königin Maria berühmt gewordene Johann Horv»th von Nikolaus Gara belagert, nachdem dieser die Königin in einem Ueberfalle bei Diakovar gefangen genommen hatte. Der Erbauer des Posseganer Schlosses ist bisher nur muthmaßlich und noch nicht mit Bestimmtheit angegeben worden. Zu den Unterhaltungsplätzen gehört das »Stadtwaldl," Padeß genannt, wo man in schartigen Gängen lustwandeln, Kegel schieben und, was in Slavonien zu den Seltenheiten gehört, sogar mit Bier seinen Durst löschen kann. An der Quelle Vucsjak gelangt man zwischen hohen Bergen in ein sehr reizendes Seitenthal, welches »Iagodina" (Erdbeerthal) genannt wird, und mit frischen wasserreichen Quellen versehen, das Tivoli der Posseganer bildet. Hier la- - 258 - gern an heißen Sommernachmittagen die slavonischen Brü-netten unter den schattigen Gebüschen auf der grünen Rasenfläche und vertreiben sich die Zeit unter Scherzen und. Gesängen bis in die spate Nacht, und ziehen dann schaaren-»veise und laut singend durch die Strasien der Stadt nach Hause — eine Sitte, die hier gar nicht-, auffallt. Eine Quelle in der Stadtnahe, welche »Fraternitza" genannt wird, hat der Sage nach dle zauberische Kraft, daß jeder,, der von derselben trinkt, das schone Posseg nicht mehr verlassen kann. Die Poffeganer werden allgemein für die Gascogner Slavoniens gehalten; überall hört man über ihre Streiche ' possierliche Anekdoten erzählen, und man wird beinahe versucht, solche zu glauben, wenn man bedenkt, daß die Bürger die oft erwähnte, durch Johannes Horvath in der Geschichte zuerst berühmt gewordene hochragende Felsenburg großentheils abgetragen haben, um das Material anderweitig zu verwenden. So eben wurde in Posseg der Anfang mit der Weinlese gemacht, welche dießmal sehr reichlichen Segen versprach, da der Hagel, welcher diese Gegenden sehr oft im Spätsommer heimsucht, dießmal gar keine Verwüstungen angerichtet hatte. Die Berge rauchten, als wir in der Morgenfrühe in Gesellschaft von Freunden und anmuthigen Freundinen, welche unsern hiesigen Aufenthalt verschönern halfen, unsern Weg in die Berge, wo sich Weinberg an Weinberg reiht, nahmen, um diesem schönen Feste der lebenslustigen Posseganer beizuwohnen. Schon waren die meisten Baume ihrer Früchte beraubt, nur die hier sehr häusige Mispel und die wenig geachtete Kornellkirsche hatten noch nicht alle ihre Früchte auf den Boden geschüttet, und hoch oben, auf schwer zugänglicher Felskrone stand die stolze Kastanie mit den reifenden Früchten. Hübsche Landmädchen, welche für die Lese ge-miethet und mit einem Messer und Körbchen versehen waren, und einige Männer mit Butten auf dem Nucken oder dem »Mörsel" in der Hand, bildeten die thätige Weinlesegesellschaft, denn die Städterinen entzogen sich bald der Rückenschmerz verursachenden Arbeit und wohnten dem Feste, gleich uns, nur zum Vergnügen bei. Es war eine Freude, wie die weißen und auch dunkeln Trauben au der nicht üppig aussehenden Rebe, welche meist auf sehr dürftigem, mit Felsgestein vermischtem Boden stand, saftschwer und in solcher Menge da hingen, daß oft zwei Ttöcke schon hinreichten, den Korb der Leserin zu füllen. Mittlerweile erscholl wechselseitiger Gesang zwischen den Landmädchen. und den städtischen Schönen, unterbrochen von dem Echo der Schüsse, welche in den Bergen und Thälern wiederhallten. Die Dorfbewoh-nerinen sangen fast alle ihre Lieder auf eine und dieselbe für unser Ohr wenig melodische Weise und immer wieder kehrte der Refrain: „0 ?0X6na, ^) xkh'a mcxja ?ox6S»!" (O Posseg mein Vergnügen.) Hingegen waren die Melodien der Städterinen sehr schön und sie besaßen einen sehr großen Liederreichthum. So wechselten Arbeit, Scherze und Gesänge bis Mittag ab, wo uns die breitästige Kastanie in ') Das x wird ausgesprochen wie das französische j. ihren Schatten zum fröhlichen Mahle Hüssishm/tiaH welchem wieder Arbeit folgte, worauf das Fest am Abend mit Tanz, Feuerwerk und einer Schmauserei beschlossen wurde. In der windstillen, bezaubernden Mondnacht kehrte die Gesellschaft nach Hause, während die Grillen wie im Sommer zirpten und^ das Johanniswürmchen ^ im thakngen Grase leuchtet^ . r - > ,-,. > « ^ George Bremont. (Eine Criminal-Geschichte aus dem Tagebuch« eines Franzosen.) > , , , ^ ^ Von Carl Wilhelm. Nach der unglücklichen Schlacht von Abukir, wo ich ein Zeuge des Heldentodes mein,es Schiffcapitans, des braven Thouars, gewesen war, kehrte ich, mit anderen verwundeten Offizieren, welche die Engländer auf ihr Ehrenwort entließen, nach Frankreich zurück. Ein glücklicher Zufall ließ mich bei unserer Landung zu Marseille eben demjenigen meiner Jugendfreunde begegnen, der mir vor allen der liebste gewesen war. Mercourt war, einer Brustkrankheit wegen, genöthiget, die Luft der Provence einzuathmen. Wir beschlossen, sogleich zusammen nach Amiens, unserer gemeinschaftlichen Vaterstadt, abzureisen. Mercourt hatte sich dem Rechtsfache geweiht, und war Richter am C:'iminal-Hofe zu Amiens. Sein reizbares Gemüth, die Frucht einer üblen Gesundheit, und die Gewohnheit, Verbrechen zu richten, hatten seinem Wesen und seiner Sprache eine solche Härte und Rauhheit eingeprägt, die ihm eben nicht besonders günstig war. Obwohl von Natur gut und menschlich, hatte er doch. überhaupt keine besondere Achtung für seines Gleichen. — Ich brannte vor Ungeduld, mich wieder im Kreise meiner Lieben zu befinden. Unsere Vorbereitungen waren sehr bald gemacht; wir verließen noch an demselben Abend die alte Stadt der Phönizier, und befanden uns bald in der Postkutsche auf der Straße nach Paris. An der Thüre des Wirthshauses, wo wir am andern Morgen zum Frühstücke verweilten, bemerkte ich einen Knaben von ungefähr 13 — 14 Jahren, auf ei-ner steinernen Bank sitzend. Seine Kleidung war ziemlich gut, aber der Staub auf derselben, sein erhitztes Gesicht, sein ermüdetes Aussehen, und das kleine Felleisen, das ihm zur Seite lag, bezeichneten zur Genüge, daß er eine ziemlich lange Reise zu Fuß müsse gemacht haben. »Wo kommen Sie her, mein kleiner Freund?« fragte ich ihn. — »Von Orang, mein Herr,« erwiederte der Gefragte in gut französischer Mundart. »Und Sie haben diese ganze Reise zu Fuß gemacht?« »Nicht immer, mein Herr, zuweilen ließen mich fahrende Kutschen aufsitzen.« »Armes Kind!« rief ich mitleidsvoll, »was nöthigte Sie, so jung und auf solche Weise zu reisen?« »Ach, mein Herr! ein Oheim, der meine Erziehung übernommen hatte, schickte mich nun plötzlich fort, und so kehre ich zu meiner armen Mutter nach Amiens zurück." 259 »Nach Amiens!« rief ich halb mit Freude, halb mit Erstaunen. Dieser Umstand, und das Interesse, -welches mir der Knabe einflößte, dessen sanfte und anziehende Gesichtsbildung mir gefallen hatte, gaben mir den Gedanken ein, etwas für ihn zu thun. Ich führte ihn in die Küche und lirsi ihm ein gutes Frühstück geben; sodann zog ich den Conducteur bei Seite und erwirkte von ihm durch ein Geschenk die Erlaubniß, den Kleinen in die Kucsche nehmen zu dürfen. Kaum aber ersah Mercourt den Knaben, so durchbohrte er ihn mir jenem Blicke, mit dem er das Verbrechen in der Seele eines jeden Menschen zu erspähen vermeinte. »He da, Kleiner!" fuhr er ihn ziemlich barsch an, »wer seyd Ihr?« „George Bremont ist mein Name.« „Wo kommt Ihr her? wo wollt Ihr hin?" „Von Orange nach Amiens, mein Herr.« „Warum, zum Teufel, seyd Ihr nichr in Orange geblieben?« „Mein Oheim hat mich fortgeschickt," sagte bestürzt George. »Gewiß habt Ihr einen dummen Streich gemacht — ja, ja, ich sehe Euch das an!« „Mein Gott, nein!" entgegnete der Geängstigte, und Thränen traten in^seine Augen.^ »Und was wollt Ihr nun in Amiens?« fuhr der unbarmherzige Frager fort, „wer wird dort auf Euch Acht haben?« »Ich werde bei meiner Mutter seyn, welche die Gärtnerin des Generals Laplace ist." »Ihr wollt also noch in diesen Jahren, als Bursche von wenigstens 14 Jahren, auf Kosten Eurer armen Mutter leben?« fragte finster Mercourt. „Nein, mein Herr, das werde ich nicht!" sagte das Kind mit bestimmtem Tone und Blicke. „Ich bin zwar jung und klein, aber stark genug, um zu arbeiten für meine Mutter." „Was werdet Ihr denn arbeiten?" lachte der Exa- winator. „Alles, Herr, selbst das Schwierigste wird mir leicht seyn, da ich für meine Mutter arbeite!" »Hm! ich vermuthe,« setzte barsch Mercourt fort, »in der That, daß Ihr Etwas thun werdet; aber — Gu. tes gewiß nicht. — Ihr seht mir aus, wie ein angehender Taugenichts, und ich halte es für meine Pflicht, Euch zu warnen. Ich ^^^ Hundert gegen Eins wetten, daß wir uns früh »der spät am Gerichtshofe wieder sehen werden. Ihr werdet irgend ein Verbrechen begehen, und ich werde Euch auf die Galeeren schicken. Ich lese das so deutlich in Eurem Gesichte, als wenn es schon geschehen wäre.« Bei diesen Worten, die in prophetischem Tone ausgesprochen wurden, erröthete der arme Knabe bis in das Weiß seiner Augen. Ich bemerkte, wie er mit den Zähnen knirschte, seine Hand ballte, und einen Blick tiefer Verachtung auf Mercourt schoß, der nun weiter keine Notiz von ihm nahm. Ich wollte meinen Freund darüber zur Rechenschaft ziehen, daß er den Knaben so unverschuldet tief 'verletzte; allein Mercourt wich dem aus und lenkte den Discours auf unsere Jugendzeit, und bald war der Knabe vergessen. Nach einigen Tagen langten wir in Amiens an. Während wir mit dem Abvacken unserer Sachen beschäftigt waren, verschwand mein kleiner Schützling, und es vergingen mehrere Jahre, ohne daß ich von ihm reden hörte. Nach der Rückkehr von einem neuen Seekriege besuchte ich einen meiner Freunde, den reichen Kaufmann Durand. Ich war ungemein überrascht, als ich in seinem Cassier den Knabe» wieder erkannte, den ich auf der Strafte von Marseille nach Paris aufgenommen hatte. Sein Principal, der davon nichts wußte, lobte)'als ich nnch nach dem jungen Manne erkundigte, seinen Eifer, seine Umsichtigkeit' und seinen großen Fleiß. Das war mir sehr angenehm, obgleich ich mir das Ansehen gab, als kenne ich den kleinen George nicht mehr, weil ich besorgte, ihm wehe zu thun, wenn ich ihm jenes unangenehme Ereignis; wieder in's Gedächtniß rufe. — ( S ch l u f; f o l 8 t.) Feuilleton. (Schutz gegen die Sonne.) In Marseille werden die beliebtesten Straßen im Sommer mit großen Plantüchern zeltartig überspannt, um den darunter Wandelnden Schutz gegen die Sonnenstrahlen zu gewähren. Diese Zelte werden ineist, ,in miItlei-er Höhe der Häuser.von einem zum andern hinüber gespannt und befestigt, so daß die in den obern Etagen Wohnenden, wenn sie auf die Straße sehen wollen, weiter nichts erblicken, als das weiße Zeltdach. (Gin schauderhafter Fall.) In Policka ereignete sich am 9. v. M. ein schauderhafter Fall, der einen neuen Beweis liefert, wie wenig man selbst zahmen Thieren trauen darf, wenn irgend ein Unfall ihr Scheuwerden veranlaßt. Ein I6jähriges Mädchen hatte, obwohl mehrmal gewarnt, die Gewohnheit, den Strick, an welchem die Hauskuh auf die Weide geführt wurde, sich selbst um den Leib zu schlin-gen, um so ihre Zeit mit Handarbeiten ausfüllen zu können; die Kuh, bei der großen Hitze von Insecten geplagt, wendet plötzlich rasch den Kopf, wodurch die sorglose Hüte? rin aus dem Gleichgewichte gebracht wurde, und einen Abhang hinab siel. Hiedurch scheu gemacht, springt die Kuh unaufhaltsam fort, die unglückliche Hüterin mit sich fortschleifend. ' 'Das' Mädchen,, war, als , man es losmachen konnte, bereits eine Leiche. (Unverhofft kommt oft.) Vor beiläufig 8 Monaten verbreitete sich in H'^ das Gerücht, einem jungen Manne, welcher daselbst als Buchhalter in einem ansehnlichen Handlttngshause arbeitete, wäre eine beträchtliche Erbschaft zugefallen. — Diese Nachricht kam auch, vielleicht mit vergrößerter Ziffer, nach Paris. Vor Kurzein erhielt Frank, so wollen wir ihn nennen, das Schreiben eines Pariser Hauses mit dem Antrage, sich,an den spanischen Fonds mit einer beträchtlichen Summe betheiligen zu wollen. Da er nicht antwortete, kam bald darauf ein zweiter Brief, man habe für seine Rechnung, um keine Zeit zu verlieren, bereits eine Partie dieser Fonds gekauft und erwarte seine weicern Aufträge. Frank fand endlich Gefallen an den Propositionen des Pariser Hauses und beschloß, eine Reise nach Frankreichs Hauptstadt-zu unternchmen, um vielleicht dem ihm auf halben Wegen entgegen kommenden Glücke die 260 Hand zu bieten. Gesagt, gethan! Er geht nach Paris, stellr sich seinem Corresvondcntcn vor, und dieser, sehr er-freut, eröffnet ihm, das; er gleich mir bedeutendem Gewinne über die für ihn gemachrcn Einkaufe disponiren könne. Er schlagt ein und kehrt nach drei Monaren mir einem Gewinne von mehr als 90,000 Francs nach H'^ zurück. (Montblanc.) Seir 2 Jahren »rar der Montblanc nicht erstiegen worden. Jüngst bestieg ihn Graf de Bouille. Er brach Montag früh von Chamounir auf und eri-eichte den Gipfel Tags darauf um 8 Uhr 40 Minuten Morgens. Das Wetter war größtcnrhcils günstig, nur einmal mußten sich die Reisenden in der Gegend der Grands Mulcrs durch eine Lawine, welche den Weg verschüttet hatte, Bahn brechen. Mittwoch Abends trafen sie, begrüßt von den Bewohnern des Thales, wieder in Chamounir ein. Graf de Bouille ist der achre Franzose, welcher den Montblanc erstieg. (Gine Gmauzipirte, die aber doch noch etwas anf's Kochen hält.) Im B^ Comicaie hatte sich ein Fraulein so sehr in den Koch ihres Vaters verliebt, daß sie beschloß, sich selbst Rechc zu verschaffen und mir dem Gastronomen — durchzugehen. Sie bepackten zwei Kahne mir ihren Habseligkeiren und fuhren auf den geheimnisvoll flüsternden Wogen der Donau dahin; die Donau muß aber doch nicht genug geheimnißvoll geflüstert haben, denn die Flucht wurde bald verrathen, die Flüchtlinge wurden eingeholt, die Dame auf's Schloß gebracht und der Küchenro-mantikcr ins Gefängniß gesetzt. — Der Vater des Fräuleins aber, der lange daran zweifelte, hat die Ueberzeugung gewonnen, das; sein Töchierlein doch vielen Sinn für — die Küche habe! Papierkorb des Amüsanten. Das; auch Schneider Courage haben, bewies neulich Einer in Wien, indem er einem im vollen Trabe dahinstürmenden Omnibus tn die Pferde fiel, um seinen darinsitzenden Schuldner beim Kragen zu packen. Bei Kenntnißnahme dieser Thatsache beantragte die versammelte Gilde eine öffentliche Belobung dieses Mitgliedes. Ein Vcrbesserer der deutschen Sprache hat vor einiger Zeit folgende deutsche Wörter für die fremden vorgeschlagen: Für Candidat der Theologie: Gottverehruugsgemeindever- — Für Organist: Großwindpfeifentontastcnspieler. — Für Thearerorchestcr: Schauspielerhaustonkünstlerspielplatz. — Für Souffler: Iln-terirdischerschauspielgedachrnißunrcrstützer. — Für Perrücke: Kahlkopfverlegenheitsabhelfer. Eorresponden; ans Marburg. *) Noch vor wenig Iahr,en,, stand, uns das, nachbarliche Ungarn in Kunstbeziehung, wie eine hermetisch geschlossene Phiole zur Seite, von der man nicht wissen konnte, ob sie Alkohol oder Essig enthalte. Die rasche Bewegung der Neuzeit schickte uns von daher in den jüngsten Tagen die ersten Emissäre, die erste nach Italien reisende Volkssanger- und Tänzer-Gesellschaft, halb so zahlreich. als vor einigen Jahren die fünfzig singenden Sohne der Pyrenäen, hundertfach höher zu stellen in der Dopvel-kunst des Liedes und Tanzes, als jene musikalischen Cogots gewesen. Die ') Es ist uns sehr angenehm, daß wir durch diese Corresponden; des geehrten Herrn Einsenders überhoben sind. uns über die Leistungen der ungarischen Sanger- und Tänzergcsellschaft, die sich am 8.. 9. und IN. August im Reitsckul-Locale unseres Coliscums producirte, hier speciell auszulassen, da wir im Wesentlichen ganz seiner Meinung sind. Wir können datier, was man sagt: U' une pi^rie <)eux eonr,« macken, und bemerken, daß wir das meiste in diesem Directoren, Michael Havi und Joseph 822K0, sind ln der That mit solchen Kräften und solcher Leistung in der Lage. den zweifachen Zweck zu erreichen — ihren eigenen Leuten die freundliche, mit Reisen unzer« trennlich verknüpfte Ausbildung — zugleich aber auch d'n Ruf der Kunst sich und ihrem Lande zu gewinnen. Vier Vorstellungen bei stets gleichvollcm Hause gaben uns den Genuß rein nationeller melodiereichcr Lieder, treff« licher Ensemble-Leistungen von 12 schönen Männerstimmen, glücklich durch» geführter Quartette, und den Schaulustigen den Anblick einer eben so rci» chen, als volksthümlichen Garderobe, eben so sinniger, als geeignet durch geführter Tanze. Die K..il,un.i lu^i25i>5 lNekrutirung), die große Kriegssccne aus der Oper: ,,Bestürmung von 1'üüiüV und ,,8i-!," werden durch die ganz eigenthümliche Anschauung des ungarischen Voltslebens, durch die aus tiefer Wehmuth in das stolzeste Kraftgefühl überstürmenden Lieder, in Italien eben so wenig den eigenthümlichen Eindruck verfehlen, als ihn die große ,Fcene aus der ungarischen Nationaloper „l^unvl!
  • ^vn>'," ,,X.»Iu25Üi'," ,,.^!,ull, li,» c 2 61-, li.» e 2 -viiiük^ und vor allen Dlle. .7 nx e r, k i ,i'i, als Sänger lt » v i und von 1? al i »u 5, als Capellmeister Herrn G u st av B ö h m. Unter den Liedern, die vorzüglich Beifall fanden, bemerken wir: Das ..Duett aus Belisario." „Nelo^ lülniv" (das kranke Mädchen). „Uon-vi>!^" (Heimathlicbe). Liebesklagen, die Kapcl!.', die Trennung vom Va, terlande, Aufruf, bei Nacht. Verschwörungs-Chor, die Morgendämmerung, gros,,: Arie >ius der Oper „Linda," Kapelle in I'i^-nu!, Backus - Lied, Räuber-Lied. Erinnerung an Fünfkirchen. Mit stürmischem Beifall wurde das schöne stcyrischeNational-Lied aufgenommen, mit welchem unsere werthen Gäste, die auch noch in Gratz und Sauerbrunn Vorstellungen gaben, ihre Kunstleistung für Marburg schlössen. Dr. Rud 0 lph Puff. C r k l a r u n g. Die im ..Illyrischen Blatte" Nr. 36. ,Räuderlied," Duett aus „Velisar," große Arie aus „Linda" und »steyerisches Nationallied," hörten wir „Lützow's wilde Jagd," und sahen den an zwei Abenden vor. Herrn K.l»c:2t!l' und DUe. Iosephine mit größ; tem Beifall ausgeführten „kurolicc»- pu» cle c^eux cumiczile," p:>« re Tanz jedoch als sehr miltelmäszig bezeichnet werden muß. was zum Theil auck von ..Atalantc" zu gelten hat. Die Tänzer und Tanzerinen, außer Herrn Ii,2<5 2l>i' und Dllc. Iosephine, sind ohne Vedcutung < der Sänger-Chor aber i» der That ausgezeichnet, unter denen der erste Chor-Tenorist, der, wl-nn wir nickt irren, Hl-miiüi heißt, colossal hervorragt und eine Nruststimme besitzt, die für Neapels Theater von San Carlo ausreichen würde. Die Bässe sind mit den Tcnoren im Verhältniß geringer und die Solopar» thieen ohne besondern Belang, aber der ganze Gesanaskörpcr ist, wie sckon erwähnt, sehr brav, sehr wacker. Zu bemerken hatten wir noch, daß zu großes Selbstvertrauen und Selbstüberschätzung schon Künstlern von Bedeutung schädlich geworden sey, und daß die eigene Bemerkung im Anschlagzettel der Ungarn. die sich darin selbst eine interessante Nation nennen, überall einen üble,' Eindruck machen wird. Die Gesellschaft hatte Nck bei uns eines ziemli« chen Beifalls und eines großen Zusprucks zu erfreuen. Möge sie <>