v^»IVl0I,l4 Kr Kunst, Wissenschaft nnd geselliges Leben. —^«>^-­ 3Iedigirt von Franz Hermann von Hermannsthal. ^5 IK. Freitag am HM. Juli H.84O. Vo» dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich zwei Nummern, jedes Mol ein halber Boaen. Der Preis des Blattes ist in Laibach aoniiühr,« », halbiährig z s>. Durch die l. l. Posi unter «Dnuvert m,i »oriofreicr Zusendun» aanzjährig u, balbiäbrig 4 tl. E.M., und wird balblährx, uorau», bezahlt. Alle t. l. Possämier »eln»en Pranumeraüon an. In Laibach prünunierirt man beim Verleger am R»»n, Nr. !»iie. Liederstrom. ^l^s klingt und rauscht im Wcltcnramn So wundervoll und hehr; Es bringt der lichte Frühlings träum Der Töne Wogcnmccr. Geregelt und doch regellos. Vereint zur Harmonie; Li» Meister, ewig, mächtig, groß» Die Kunst des Sanges lieh. Es stießt im bunte» Tongewirr Der 3Me Chor in Eins: Der Amsel Ruf l»,d das Geschwirr Der Sänger dunklen Hains. Das hohe Lied der Nachtigall, Des Gukuts Lockgetön, Das Tosen von dem Wasserfall, Der Lerche Lied, so schön. Der Biene Summe» um den Stock, Der Heimchen leiser Laut; Der Liebe reges Lustgclock Am Murmelbach so traut. Der West, der durch die Bluten rauscht. Das Plätschern in de», Teich, De»> das entzückte Ohr nun lauscht, Der Wellen säuselnd Reich. Der frohen Hecrden Glockcnton, Des Hirten Morgenlied, Der Sang, mit dem der Musensohn Durch Vlumcnauen zieht. Des Ostermorgens Orgellaut» Des Finten Heller Schlag, Begrüßend laut die Erdenbraut Am milden Frühlingstag. Der Bräutigam, die Frühlingslust, Die bei den Blumen wacht; Das Kind, das nun mit froher Brust-Auf grüner Wiese lacht. Der Adler, der sich rauschend schwingt Hoch über',» Woltengrou; Der Freude Schall, der kräftig dringt Zum lichte» Himmelsblau. Was immer laut im Himmclsdom, Von» Liebestraum bewegt. Beschickt den großen Lied erst rom. Der Frühlings Freuden trägt. I . Holz er. Der Savestrom in Krain. Topographisch-statistisch dargestellt «on Korl Prent, er, (Fortsetzung.) Während NUN die Saoe zur Rechten die Gestade des Meustädtler Kreises bis zu ihrem Austritte aus Krain be spült, bewässert sie zur Linken die User des Laibacher Krei­ses bis zu dem in sie einmündenden Bache ««siiloutlil'll, welcher die Landesgränze zwischen Steiermark und Krain bildet. Orte und Weiler, welche am linken Saveufer bis zu dem bezeichneten Grenzpunkte liegen, sind nun folgende: Lustthal (voll), der schöne, mit einem botanischen, meh­re Seltenheiten und exotische Pflanzen enthaltenden Gar­ten versehene, von den Laibachern häufig besuchte Edelsitz Sr. Erccllenz des Herrn Joseph Freiherrn von Erberg, welcher nicht nur den Garten, sondern auch das neuer­baute, wohlgeordnete Museum zum allgemeinen Besuche großmüthig eröffnete, und dadurch seinen humanen Sinn, so wie seinen Eifer für Wissenschaft und Kunst, und deren Ausbreitung bcthätiget. Das bei diesem, durch die Ein­verleibung der osterbergischen Gülten zu einem bedeuten­den Ganzen angewachsenen Gute gelegene, mit einer Pfarre versehene Dorf führt mit dem Schloße gleichen Namen. ilie/.ne ist ein nach Lustthal eingepfarrtes Dorf, und ein Landungsplatz für die mit Wein und Getreide aus Kroatien oder dem Unterlande ankommenden Sckiffe. Hier bei «!<-2>>e hat die Save ihre größte Tiefe. Weiter abwärts ist nahe an dem mit einer Curatie versehenen Dorfe Hötitsch (ilute?.!,) auf einem niederen AbHange eines hohen WaldbergeS die Ruine des ehemaligen Stammsitzes der Freiherrn von Wernegkh^ welche in ihrem Wappen eine mit drei Sturmpfählen versehene Burgmauer, eine Schlange, und im Mittelschilde den kaiserlichen Adler führten; ein ausgezeichnetes Edelgeschlecht des Vaterlandes, welches so­ 8Ü3 gar zu Neumarktl Besitzungen hatte> wovon die vormals für sich bestandene, nun aber mit den Herrschaften Neu; Haus und Altguttenberg durch Kauf vereinigte Gült noch gegenwätig den Namen hat. Die Herrschaft Neuhaus zu Neumarktl war vor anderthalb hundert Jahren selbst ein Besitzthum der Freiherrn von Wernegkh. Diese Edlen bewiesen einen besonders frommen Sinn durch verschiedene nicht unbeträchtliche fromme Stiftungen im Vaterlande, wovon noch einige gegenwärtig vorhanden sind, als das bei der Pfarre zu Guttenfeld befindliche, begültete Bene­ ficium des heil. Apostels Andreas, ferner das wernekhsche Beneficium an der Pfarre Moräutsch, dann das Benefi­ cium an der Pfarre zu Ratschach. Ferner ist zu nennen das Gut Fischern, der Herr­ schaft Ponooitsch einverleibt; eine Stunde abwärts das nun verschönert da stehende, mit einer bedeutenden Herrschaft versehene schone Schloß Ponovitsch, auf einer Anhöhe an der Save, dem Herrn Ur. Anton Pfefferer gehörig, früher der Sitz eines Bezirkes, nun noch dem landesfürst­ lichen Bezirks-Commissariale zu Wartenberg bei Moräutsch den Namen gebend. Die nächsten Umgebungen von dort sind der Municipalmarl't Waatsch mit einer ausgedehnten Pfarre, wo vier bedeutende Jahr- und Viehmärkte abge­ halten werden, und jener am 30. November hinsichtlich des Flachshandcls der beträchtlichste ist; —dann die ehema­ lige Burg, von den mächtigen Grafen von Cilli erbaut, und Graffenweeg genannt, welchen Namen nach Abster­ ben der Grafen von Cilli eine andere Familie annahm, die sich Grafenweger schrieb; endlich die Localie Saoa (.»!>. v«) mit einer niedlichen Kirche und einem neuen Pfarrhofe. Die Herrschaft Ponovitsch unterhält mittelst einer ei­genen sogenannten Ueberfuhr bei dem Orte ivinii^K die Verbindung mit den über St. Martin bei Littai von Ro­dockendorf herkommenden, und in den Moräutscher Boden über Waatsch laufenden Bezirfsstraßen von Sittich und Ponovitsch. Noch befinden sich am linken Ufer des Savestroms in Kraln der Weiler ^-»»NwK, mit einer Saveüberfuhr, und in dessen nächster Umgebung, eine Viertelstunde entfernt, das mit 3 Iahnnärkten versehene Pfarrdorf Sagor (8n­3»rje) am Medijabache, weiter aufwärts eine Glashütte und ein Steinkohlenbau, und noch weiter oben im Ge­birge die Herrschaft und Burg Gallenberg, von einem Herren von S chärfen berg, Ortolph lli., im Jahre 1040 erbaut, der die Nebenlinie der, noch außer Krains Gren­zen lebenden Grafen und Herren von Gallenberg, Erbuogtherren zu Münkendorf stiftete. Diese Herrschaft und Burg, so wie die obenerwähnte Glashütte und der Stein­kohlenbau, sind Herrn Joseph Atzel gehörig. Endlich mag bemerkt werden, daß von dem Grenzba­che neli>t<,l,s!>ek eine halbe Stunde aufwärts im Cillier Kreise liegende Dorf Trifcnl. Wir kehren nun an das rechte Ufer der Save bei raäzrnd zurück. Von «iL?,!« weg fließt der Savestrom anfangs zwi­schen niederen, in einer mäßigen Entfernung von demsel­ ben liegenden, nach einer Strecke von 4 1/2 Meilen aber zwischen hohen, sich immer enger und schroffer zusammen­ ziehenden, felsichten Gebirgen bis zu dem Markte Rat­ schach, und strömt^ von Osterberg abwärts an seinem rech­ ten Ufer die hiör in ihrer Aufeinanderfolge aufgezählten, sämmtlich in den Neustädtler Kreis gehörigen Ortschaften entweder berührend oder an ihrer Nähe, vorüber. Sie hei-, ßen: Ober «Mm/,« , Unter «ottiuxe, Vei-vi/,.-,,, lQ-««»!/., i>«» In»« Dorf Kr«««!/! mit seiner Pfarruicariatskirche und dem neuen hübschen Pfarrhofe; Gut und Schloß Poganik (in der Landessprache ebenfalls i'u^ünill genannt), vor etwas mehr als 200 Jahren durch einen Freiherrn von Wer-, neghk erbaut, deren Stammsitz Wernegkh ich bereits oben bei der Beschreibung des linken, zum Laibacher Kreise ge­ hörigen Saveufers berührte, und dessen Ruine von Poga­ nik aufwärts eine Stunde entfernt liegt. Das Schloß ist nicht groß, im Viereck ohne einen Hofraum erbaut, und jede Ecke desselben mit einem Thürmchen versehen, den Savestrom mit seiner Aussicht auf eine Stunde Weges beherrschend. Es wurde ohne Zweifel von den Freiherrn von Wernegkh , deren ehemaliger Sitz einsam, von Wald und Gebüschen umgeben, auf einem niederen Vorgebirge lag, der besseren Bequemlichkeit wegen erbaut, und dazu die Gesteine der verlassenen Familienburg verwendet. Diese Freiherren von Wernegkh desassen es über ein Jahrhundert, bis es 158? Balthasar von Wernegkh ge­gen das Schloß Thurn zu Littay mit dem Herrn Franz Wagen von Wagensberg umtauschte. Poganik kam sodann an die G raffe »weg er, in neuerer Zeit an die Freiherren Ap fall er er. Vor etlichen, und zwanzig Jah­ren erkaufte es der gegenwärtige InHader, Herr Franz Karl Kovatschi'tsch, von einem gewissen Pleschto­vitz. Poganik ist auf einem von der Save bespülten, mir Gebüsch bewachsenen Felsen erbaut, und steht auf ei­ner Stelle, wo die herabströmende Save, an den Felsen anprellend, einen bedeutenden, weit ausgedehnten Bogen um den größten Theil des am Fusse des Schlosses in der Ebene liegenden Dominicalbaufeldes beschreibt. Von dieser Stellung mag auch dieses Schloß Anfangs Bogeneck be­nannt, und dieser Name in der Folge durch Verstümm­lung in Poganik umgewandelt worden sein. Der Anblick des nordwestlich gegenüber am linken Ufer stehenden Dorfes Hötitsch mit seiner Curatlirche und dem Pfarrhofe, dann in gerader Richtung nach aufwärts des Marktes Waatsch mit der Kirche und dem Pfarrgebäude, und das breite Ufer der Save mit seinen Sandbänken und einigen Armen bringt Abwechselung in die sonst monotone Gegend. Was ihr aber einen besondern Reiz verschafft, ist der Savestrom selbst, der bei einem nur etwas höheren Wasserstande durch die Schiffahrt besonders belebt wird, indem öfters des Tages 10 — 12 Schiffe entweder strom­aufwärts beladen gezogen werden, oder aber nach Kroa­tien, um Waaren zu holen, eilen; alles Dieses im Ange­sichte des besonders von dem Strome aus in seiner Lage sich vortheilhaft ausnehmenden und in bedeutender Entfer­nung sichtbaren Schloßes. Von Poganik abwärts erblickt 83 man die auf einem mäßigen, bewaldeten Hügel stehende gochische, mit einer kleinen Gült versehene Kirche des heil. Georg, nebst einigen Wohngebäuden des sonst zerstreuten Dorfes St . Georgen, Nun stellt sich am Fuße des Berges .8ilnri»5, und hart am Ufer der Save der Municipalmartt Littay mit seiner Filialkirche und dem ehemaligen, von mehren vater­ländischen Edelgeschlechtern besessenen Schlosse Thurn Lit­tai dar; dieser Ort ist in der vaterländischen Industrie durch seine Saveschiffahrt merkwürdig. Hier ist der Sitz der meisten Eigenthümer der Saveschiffe, welche einstens auch hier ihren Vorstand hatten; noch gegenwärtig befin­den sich hier zwölf patentirte Schiffsinhaber. Hier ist zu­gleich einer der Savelandungplätze, und die Werkstätte der Saveschiffsseile, welche in einer Länge von 20 — 30 Klaf­tern, und einer Dicke von 1 1/2 Zoll, auf drei Werkstät­ten, einzig aus italienischem Hanf, erzeugt werden. Hier ist der Sitz des 1. k. f. Savenavigations-Districtes; der Markt ist der fürstlich Auerspergschen Herrschaft Weirel­berg unterthänig; das ehemalige Schloß Thurn Littay ist noch gegenwärtig das bedeutendste Gebäude im ganzen Markte, aber im Besitze eines Privaten. Dieser Ort ist im Jahre 183? beinahe zur Hälfte abgebrannt, welches Unglück denn auch auf die pecuniären Verhältnisse mehrer Familien noch fortwährend nachtheilige Wirkung äußert, (Fortsetzung folgt.) Skizzen aus Deutschland. Von Adolph Ritter ». T sch „ b u schn igg. (Fortsetzung.) Aber der Eindruck, den Köln hervorbringt, ist einzig und außerordentlich. Die Physiognomie Kölns trägt noch die unoerkennbaren Lineameme der alten Reichstadt und miccclaltriger Zustände. Seine Gassen entbehren des mo­dernen Zuschnittes; seine Häuser haben an den Dächern gestufte Grenzmauern; gothisches Bildwerk und Thürm­chen sind häufig. Das Haus Görzcnich, der Tummelplatz des Kölner Mummenschanzes, das Rathhaus gehören der guten alten Zeit, und vermehren das ehrwürdige, altdeut­sche Aussehen der Stadt. Die Weiber sind schön und von deutschem Schlage; man könnte darunter Vorbilder zu Grerchen im Faust finden,— dieselbe beschränkte Bür­gerlichkeit mit der dunklen, unendlichen Sehnsucht, dieselbe engbrüstige Sitte mit der Ahnung freieren Glückes, die Gretchen darüber erhebt und vernichtet. Die fleischige Fülle .der Kölnerinen mahnt fast an die niederländische Nähe; die jungen tragen weiße Hauben mit kleinem, nur zollbreiten Gupfc, und riesiger, fliegender Krause, — die alten eine Mantilla ohne Aermel, die ober dem Kopfe in einem Kapuzenkranze endet. I n den abgelegeneren Gas­sen wird der halbe Tag in offenen Stuben, vor Haus­thoren und auf den Thorbänken gevatterlich verlebt. Die Kirchen, vor Allem der Dom, sind alte, herrliche Bauwerke, und werden sehr fleißig und mit frommer Andacht besucht. I n ihren Vorhallen und Kreuzgängen sitzen und knieen Krüppel und alte Weiber, die laut beten und die ent­fleischten Hände um eine Gabe aus ihren Kölnermänteln hervorstrecken. Bei ihrem Anblicke muß man unwillkühr­lich an die erhabenen Worte des göttlichen Meisters den­ken: »Selig sind die Einfältigen und Bedrängten, denn ihrer wird das Himmelreich werden!« Die stolze Wissen­schaft dieser Erde ist nicht stets der Wegweiser zum Him­mel; vor seiner Herrlichkeit werden tausend eitle Kennt­nisse irdischer Dinge wie Spreu verfliegen, — und wie wenig mehr, als ein gläubiges Herz, weiß selbst der tiefste, Denker von göttlichen Dingen! Selig sind die Einfältigen! I m Taumel der Gesundheit und des Genusses wenden wir uns mit Ecket von den Kranken und Preßhaften; ir­dische Hoffahrt und Wohlhäbigkeit verbieten, uns den Ar­men, Verstossenen gleichzuhalten; in vergoldetem Staube verspotten wir den Naklen, Aussätzigen: aber riecht unsere Nase dann nicht mitten durch die verschwendeten Wohlge. rüche den Duft des eignen Moders und der Verwesunq? Selig sind die Gichtbrüchigen! Die Scernennacht, ihr Traum und ihr Glaube öffnet ihnen die Glorie des Himmels, und im Hause Gottes sind sie schon hier auf Erden willkommene Gäste. Diese Säulenhallen mögen sie das Elend ihrer Hütten und Strohlager vergessen machen, die Ehre, die ihrem hohen Meister dargebracht wird, stärke sie, die eigene Schmach zu ertragen; Große und Künstler welteifern, das Haus des Herrn, das auch das ihre ist, zu schmücken, und Petri Dom ist herrlicher, als der erste Palast irdischer Größe. Der Dom von Köln ist, wie der von Worms, auf einer erhabenen Stelle aufgeführt; ungeachtet er bei Wei­tem nicht ausgebaut ist, dürfte er doch- der schönste in Deutschland sein. Der eine Thurm ist nur wenig über ein Drittheil ausgeführt, doch von vorzüglichstem gothischen Stile, mit hohen, feindurchbrochenen Fenstern, langgestreck­ten, ausspringenden Thiergestalten, gothischen Rosen und anderem Zierache, der zart wie Spitzen ausgearbeitet ist. Der zweite Thurm ist nur erst angefangen, doch bildet er mir den riesigen, abgerissenen Thorspihbogen, mit dem Buschwerke auf seiner Platte, mit den ungeheuer« Säu­lenbündeln eine majestätische, ergreifende Ruine. Von der Kirche ist außen nur etwas über ein Dritttheil an der Hinterseite ausgebaut; der Stil entspricht dem der Thürme, die Seiten sinken ab, und schließen sich in freien, Unge­heuern Bogen außerhalb an die Hauptmasse der Kirche an. Statt der spielenden Thürmchen anderer ähnlicher Bau­werke ist hier reinere, ernstere, gothische Decoration ange­bracht. Das Mangelnde am Gebäude wurde nolhdürftig mit Holz angezeigt oder ergänzt. I m Innern sind nur die ausgebauten Seitengänge und der Vordertheil des Schiffes nächst dem Hochaltare zugänglich, die mittleren Räume sind mit Holzwerke verschlagen, und liegen im ber­genden Dunkel. Aber Alles, was ausgeführt ist, trägt den reinsten, vollendeten gothisch-deutschen Sti l zur Schau; wäre dieser Dom fertig geworden, es gäbe seines Glei­chen nicht auf dieser Erde. Die Säulen sind leicht und fliegend, der Chor von ungeheurer Höhe. Der Ein­tritt in dies dunkle, gothische Heiligthum ist von ergreifen­der Wirkung; alle religiösen Gefühle, die vergessenen 84 Schauer der Kindheit müssen erwachen, das Herz fühlt sich gerührt und erhoben. Die Ausschmückung des Innern Vermehrt noch diesen Eindruck; die vielen Steingrabmale ziehen die zweite Welt sichtbar in seinen Bereich, die ur­alten Glasmalereien der Fenster werfen eine fremdartige, geheimnißvolle Beleuchtung durch seine Gewölbe. Aber der schönste Schmuck in den innern Räumen des Domes ist unstreitig die dreifache Bildercafel des Mei­sters Stephan von Köln. Das Mittelbild stellt Maria mit dem Kinde, und die Anbetung der drei Könige aus Morgenland vor, der linke Flügel weiset die heilige Ur­sula mit den Jungfrauen, der rechte den heiligen Gereon mit den ritterlichen Jünglingen. Alle drei Tafeln sind auf Goldgrunde gemalt, und gehören der Blütezeit altdeutscher Malerkunst an. Die Figuren des Bildes sind unvergleich­lich. Gelangen der Malerei je wahre Iungfrauengestal­ten, so sind es Ursula und die zwei ihr links Stehenden: in diesen Adern stießt Milch; die Haut schimmert perl­grün; selbst ihre Schönheit scheint ihnen eine Last. Ihre Hinneigung zum Himmel macht sie befangen, ja fast ver­drießlich in irdischen Dingen. Wie erhaben und eigen­thümlich ist dann wieder Maria aufgefaßt; auch sie ist eine Jungfrau, aber die zur Mutter Gottes gekrönte; sie darf holdseliger, zuversichtlicher und süßer dreinblicken, denn ihr naht sich keine Anforderung der Erde mehr. Die Jungfrauen tragen Gold- und Blumenkronen, Ursula eine breite Glorie. Gereon und seine Begleiter sind reine Jüng­linge, würdig an der Seite der jungfräulichen Himmelskö­nigin zu stehen. (Beschluß folgt.) Mannigfaltiges. (Alterthümer in Amerika.) Der dänische Ge­lehrte, vi-. Lund, hat bei der Stadt Bahia in Brasilien eine merkwürdige Entdeckung gemacht. Er fand einen Stein mit Runenschrift; einige Worte, die er entziffern konnte, waren in isländischer Sprache. Er -verdoppelte sei­nen Eifer in den Nachgrabungen, und entdeckte die Trüm­mer eines Hauses von gehauenen Steinen, dessen massen­hafte Bauart mit der alten isländischen und grönländischen übereinstimmt. Endlich nach mehrtägigem Graben fand er ein Bildniß des alten, nordischen Donnergortes Tho r mit allen seinen Attributen, dem Hammer, den Handschuhen und dem Zaubergürcel. Hieraus geht hervor, daß die al­ten Scandinavier viele Jahrhunderte vor Columbus nicht nur bis Südamerika ihre Fahrten ausgedehnt, sondern da­selbst auch bleibende Niederlassungen angelegt hatten.— (Lablache), der berühmte Sänger, hat in Paris ein Werk über die Gesangkunst herausgegeben. Es führt den Titel: «et>>„c!« euii»»!«!,« äs ol>l»ut. l'llri», Onullux, und ko­stet 15 Francs.— (In New-York) ist am t. Mai ein arabisches Schiff eingelaufen, das erste, das einem Handelsverkehre zwischen dem indischen Pcean und den Vereinigten Staa­ten die Bahn bricht. Es hat 14 Kanonen, eine Last von beiläufig 300 Tonen, und gehört dem Iman von Mascate. Seine Ladung war Kaffeh, Elfenbein, Felle und zwei Vollblutpferde, welche der Iman dem Präsidenten van Bure n zum Geschenke machte. Die Stadtsoldaten müs­sen alle Mühe aufbieten, die arabischen Matrosen gegM die zügellose Neugier des Pöbels zu schützen, der sie un­ter lautem Schreien: „Allah! Allah!" beständig umdrängt.— Mittheilnngen ans dem Tagebuche eines Wieners. (Beschluß der einleitenden Epistel.) Eine Soiree heißt bei uns nichts Anderes, als eine musikalische Akademie, von Virtuosen «rrangirt, die sich aus liebenswürdiger Beschei­denheit nur Dilettanten nennen. Ocffentliche Lokalitäten und Promenade» sind permanente Orchester, und Niemand genießt einer größeren Populari­tät, als Strauß, Lanner, Fahrbach, Morelli «. Ich weiß nicht, wie Sie es anstellen müßten, um sich Uor aller musikalische» Com­municaüon abzusperren; gelänge es Ihnen auch, sich für alle anderen Vo­cal- und Instrumentaltönc unzugänglich zu machen, von den wandernden Drehorgeln würden sie doch im geheimsten Verstecke erreicht werde». Ei» Wiener Jahr ist daher nichts Anderes, als die in Musik gesetzten vier Jah­reszeiten , wenn gleich nicht in dem erhabenen Stile des Hav d n schen Ora­toriums, Allerdings genießt der Wiener nicht Alles als Kunst, was ihm als solche geböte» wird, sonder» überhaupt nur um des Genußes Wille»; aber da die Kunst deshalb nicht aufhört, Kunst zu sein, und da der Genießende nicht umhin kann, Elemente aus ihr in sich aufzunehmen, und sich, so zu sagen, i» sie h ineinzuleben , so entwickelt sich, ihm unbewußt, aus dieser ruliu vlveueli eine »r» vivendi, ein Resultat des Schonen, das man in, höheren Sinne des Wortes Schon! eben, in gewöhnlicher, aber auch cigenthünilicherer Bedeutung j oV i al-ge m ü t hli ch e Lebemanns­lust nennen könnte, u»d wahrlich, das ist auch der Charocter des Wie­ners. Was sagen Sie zu dieser meiner Demonstration? Wenigstens wer' den Sie mir einige ress.ctirende Beobachtungsgabe nicht absprechen tonne» und mir zugeben, daß ich von meinen Fähigkeiten einen besseren Gebrauch mache, als ei» bloßer vagircnder Flaneur. Auch mögen Sie daraus erse­he», daß ich in den Untiefe» des Hauptstadttrcibens »icht versunken, oder von der Fluth wie ein Schiffbrüchiger hinübergcspült worden auf die kahle» Soudbäule prosaischer Ernüchterung nach schwelgerischer Ucbcrsätligung. Ruhig und bc/onnen meinen Lebcnskahn lenkend, laß' ich mich von den Wo­gen schaukeln und tragen, weiche vorsichtig der Brandung aus, und steige» Nebel vor mir auf, blick' ich hinauf zu de» Sternen der Himmelsgegcnd, wohin ich steure. Gilt es endlich auch manchmal, sich hineinzustürzen mit­ten i» die fiuthende Strömung; nun, ein tühnbeherzter und geschickter Sprung überflügelt die Gefahr und ein leidlicher Schwimmer hilft sich end­lich doch.wieder auf's Trockene. Gerade, weil soviel darauf ankömmt, de» Compaß «»verrückt, Kopf und Herz wach und das Auge klar zu erhalten, die Arme rüstig zu brauchen und mutoig das Steuerruder zu handhaben, gerade deshalb ist die Fahrt so interessant, Wechsel- und ereignißooll, eine wahre Entdeckungsreise um die Pole des Lebens. Glaube» Sie nicht, daß es bei der Masse von Eindrücken, Wahrnehmungen und Erlebnissen, beiden» fielen Wechselprocesse von Activität und Passivität der Mühe lohne, ein Reisrtagebuch zu führen, blättcrreich angelegt, mit eben so viel Oniorz als wir Sinne haben, und für jede Erscheinung wenigstens eine Fo­lioseite, für den Dichter mitunter auch eine Ort « diaircu > d» es a» zau> verhaften Luftspiegelungen nicht fehleil dürfte, die malerisch nachzuschildcrn und zu besingen er sich »icht leicht enthalte» könnte? Freilich sollte der rei­sende Iournalführer niemand Anderer als ein Goethe, der Mann mit einer Weltsecle in seiner Brust, sein; zu welchen Imperialbänden wüchsen da die Tages- und Iahreshefle an, und welch ei» Buch wäre wohl dann Dich' tung und Wahrheit »us meinem Leben! vielleicht dann anders etwa: «Mein Leben im Geiste und in der Wahrheit« oder »Ideal und Wirk­ lichkeit" überschrieben. Indessen, wir können nicht Alle Göthe s sei», und ein minder schärferes Auge kann auch gut sehen, wenn es nur im rechten Lichte sieht. Belächeln Sie mich nicht, wenn ich Ihnen schüchtern «ingestehe, ein ähnliches Album zu »>ei»em Privatgebrauche angelegt zu haben; ich ergötze und erbaue mich zuweilen daran, und wer blickte endlich, wenn v»» hinnen die Fluth uns mit sich reißt, und die Flagge den Zutuuftlanden ent­ gegen flattert, »icht gerne zurück auf die grünen I»seln der Vergangenheit, ehe sie auf immei unserem Auge entschwinden? Vielleicht kann ich mich 2h' nen verständlicher machen, wenn ich Ihnen einige Albumsblätter vorlege, Huts beue nur zu Ihrer eigenen Notiz. Montan. Laibach. Druck und Verlag des Joseph Vlasnik.