PROGRAMM des •! &\\ k. k. Obergy mnasiu Rudolfswert für 6ac. g>cßitCjaf)r 1880—1. 0-<^§YQ)>0 ------ Inhalt: »Der Römerzug Ruprecht« von der Pfalz und dessen Verhältnis zu Ocsterreich insbesondere zu Herzog Leopold,“ von Prof. Nicodemus Donnemiller. SchuluBchrichten ron Prof P. B. Vovk. Rudolfswert. Buchdrnckcrei des J. Krajec. Verlag der Lehranstalt. „ • .■ ■. : '■ c -Sf';> ;Vi* * ■ voj,-.; . .1 i -v v'i . , ■■. - - ■ . ■ ' - . ’ - ' ■ ' • • : - . 'vS- .'. ;"• ~ , ZS; —-.V •• -'SSÄ. ‘ >-■ . ii,- ■:• :.v-- „Der Römerzng Ruprechts yoü der Pfalz und dessen Verhältnis zu Oesterreich insbesondere zu Herzog Leopold.“ Im Spätherbste des Jahres 1378 drang die Traüerbotschaft nach Deutschland, dass Kaiser Carl IY. am 29. November zu Prag, welche» er zu einem der vornehmsten Plätze Europas erhoben, einem schleichenden Fieber erlegen sei. Kurz vor seinem Tode hatte er noch bestimmt, wie sämmtliche Luxemburger sich in seine Länder theilen sollten. Sein ältester Sohn Wenzel, seit 1376 bereits römischer König, erhielt als da* Haupt der Familie das Königreich Böhmen, Schlesien und die Oberpfalz. Sigmund, der schon bei Wenzels Wahl die Kurstimme von Brandenburg geführt hatte, erhielt die Mark. Für Johann wurde ein besonderes Fürstenthum Görlitz gegründet; die Markgrafschaft Mähren blieb seinen Neffen Jodok und Prokop, den Söhnen seines Bruders Johann Heinrich, als ein Erblehen der Krone Böhmen. „Habe deine Freunde und Gott lieb und sitze friedsam und wenn du etwas mit Güte erreichen kannst, da lass den Krieg. Erweise Jedem Zucht und Ehre. Habe den Papst und die Pfaffheit lieb und die Deutschen zu Freunden, so magst du desto besser zu Frieden bleiben.“ Das war die Regierungsregel, welche er seinem Sohne Wenzel eingeprägt hatte. Kaum achtzehn Jahre zählte derselbe, als er die schwere Bürde übernahm, die «ein Vater so lange Jahre mit nimmer ermüdender Kraft getragen hatte. Der Thronerbe war zwar gebildet, mit Witz und Verstand begabt, ■wohlmeinend und rechtliebend, aber ohne Selbstbeherrschung und Ausdauer, namentlich schnell entmuthiget, wenn ein ernster Anlauf misslang, launenhaft, weil früh an Macht gewöhnt, geneigt seinen Lüsten zu folgen und rücksichtslos durchzugreifen, besonders im ersten Ungestüm seiner Jugend. Unter ruhigen Verhältnissen hätte Wenzel ein leidlicher Kegent sein können, aber grosse Verwickelungen in der Politik aufmerksam zu verfolgen, seine Geisteskräfte dauernd anzrustrengen, vermochte er aieht. Und gerade seine Zeit erheischte einen grossen Herrscher, der das Schiff des Reiches durch die unzähligen Klippen mit Geschick und Umsicht hindurchzulenken verstand. Die Lage der Dinge war in der That schwierig, als der junge König Wenzel im November 1378 die Regierung des Reiches antrat. Die Zustände im deutschen Reiche waren noch im vollen Schwanken, der königlichen Gewalt nur durch die umsichtigste Handhabung eine dauernde und glückliche Einwirkung möglich, und dabei gestaltete sich der Gegensatz des Pürstenthums und des Bürgerthums immer schroffer, immer drohender wurde ein gewaltsamer Zusammenstoss zwischen beiden mächtigen Faktoren. Der Tod Ludwig des Grossen musste gleichfalls eine völlige Revolution in dem europäischen Osten hervorrufen, und nicht minder durch denselben auch die im ewigen Flusse befindlichen Verhältnisse Italiens berührt werden. Und in den letzten Monaten Carls war ein Ereignis von welthistorischer Bedeutung eingetreten: in der Kirche entstand das grosse Schisma, welches den Stand aller Dinge erschütterte.1) Seit Clemens V. hatten nämlich die Päpste ihren Sitz vo» Rom nach Avignon verlegt, nicht ohne Schaden für ihre Unabhängigkeit. Nachdem Gregor XI. gestorben war (1378), zwang das römische Volk die Kardinäle einen Italiener auf den Stuhl des heil. Petrus zu ! erheben, der seinen Sitz wieder in Rom nehme. Der Venetianer Urban VI. wurde Papst. Als derselbe aber durch Spott und Unbesoa-nenheit die französische Partei erbitterte, so wählten diese Clemens VII. zum Papste und zogen mit ihm nach Avignon. So entstand denn i« der Kirche ein Schisma, welches 40 Jahre dauerte und unsägliche Missstände in seinem Gefolge hatte, in jeden Staat, in jeden Ort, in jede Familie Zwietracht brachte und die Gewissen schwer beirrte. Ein Papst sprach über den ändern als Antichrist den Bann aus, und je nach ihrem Vortheile anerkannten einzelne Fürsten bald diesen, bald jenen als Papst. Clemens VII. ward anerkannt von Frankreich, Spanien und Schottland, Urban VI. vom grössten Theile des Reiches, von Böhmen, Ungarn und England. König Wenzel zeigte anfangs de» aufrichtigsten Willen, die Kirchenspaltung zu unterdrücken; auf da« entschiedenste sprach er sich sogleich für Urban VI. aus und brach sogar mit seinem Verwandten, dem Könige von Frankreich, weil dieser den Gegenpapst stützte. Gleichzeitig war er auch bemüht, die allseitige Anerkennung Urban VI. in Deutschland durchzusetzen. Diese Angelegenheit wies ihn auf ein inniges Zusammenhalten mit den Kurfürsten an; andernfalls konnte sich die Kirchenspaltung nach Deutschland übertragen. Seine besondere Aufmerksamkeit musste König Wenzel namentlich dem im Süden Deutschlands zwischen der Fürstengewalt i) Lindner, Geschichte des deutschen Reiches. 1. 70 ff, II. 170 ff. und den Städten ausgebrochenen Streite zuwenden, der bereits unter seinem Vater Carl bedenkliche Dimensionen angenommen hatte. Zum Schutze wider Vergewaltigung durch Fürsten und Herren hatten nämlich 14 schwäbische Gemeinden 1376 den sogenannten grossen Bund geschlossen, worin sie sich gelobten, sich nie vom Reiche trennen zu lassen, Streitigkeiten unter sich nach Minne und Recht zu schlichten, gegen alle ungesetzliche Gewalt, von wannen sie auch kommen möchte, einander beizustehen. Unter König Wenzel hatte dieser schwäbische Bund eifrig an seiner weitern Ausdehnung gearbeitet und es war ihm 1381 gelungen, selbst mit dem rheinischen Städtebund ein Bündnis zu schliessen.1) Die Lage in Deutschland war somit sehr kritisch: siegten die Fürsten, so zerfiel Deutschland in lauter kleine Staaten, siegten die Städte und schloss sich ihnen der König an, so war die demokratische Richtung durch ganz Deutschland Meister über die aristokratische, und wäre Deutschland nach und nach ein einheitlicher Staat auf bürgerlicher Grundlage geworden. Wenn Wenzel dem Bunde sich anschloss, wenn er seine Kräfte einigte, leitete, so musste er über die Fürsten siegen.2) Dieser nahm aber anfangs den Städten gegenüber, die eine Bestätigung ihres Bundes nachsuchten, eine zurückhaltende Stellung ein; es schien, als ob Wenzel das von seinem Vater zuletzt angenommene System in Bezug auf die Städte verlassen wolle. Er that dies, wie bereits erwähnt, mit Rücksicht auf die Kurfürsten, da ihn der Kirchenstreit auf ein inniges Zusammengehen mit denselben anwies. Seit dem Jahre 1383 jedoch wechselte er diese Stellung, indem er mit dem Unterlassen des Römerzuges seine Reichspolitik aufgab. Die Herrschaft Sigmunds in Polen zu sichern galt für Wenzel mehr, als die Kaiserkrone.3) In Familienangelegenheiten ganz aufgehend. strebte er nunmehr darnach, seine Kräfte für diese zu bewahren , im Reiche durch mehr oder minder geschicktes Balanziren grosse Störungen zu vermeiden, und durch diese Politik brachte er es dahin, dass er schliesslich von beiden Parteien im Stiche gelassen wurde. Er schloss wol 1387 zu Nürnberg mit den Städten ein Bündnis , worin er versprach ihren Bund nie abzuthun oder zu widerrufen, vielmehr sie bei allen ihren Freiheiten zu schützen und sie gegen Jedermann zu vertheidigen, der sie darin irren wolle; die Städte dagegen gelobten, Wenzel treu anzuhängen und ihm gegen Jedermann behilflich zu sein, der ihn vom Reiche verdrängen wolle.4) In dem *) Lindner 1. 141. ff. *) Weiss Weltgeschichte III. 1312 ff *) Lindner, I. 196. <) Lindner, I. 366. grossen Kampfe jedoch zwischen den Fürsten und den städtischen Bünden in Schwaben und am Rhein (1388) entging den Städten Wenzels verheissene Hilfe. Die Niederlage des schwäbischen Bundes bei Döffingen durch Eberhard von Würtemberg und die des rheinischen Bundes bei Speier durch Ruprecht von der Pfalz, vernichteten die hochstrebenden Hoffnungen der Bünde. Ruhig mussten die Städte das Todes-urtheil hinnehmen, das König Wenzel zu Eger im Mai 1389 über ihre Bündnisse aussprach: „Ab sin soll der gemeine Bund der gemeinen Städte, ab sin soll die Einigung zwischen dem König und den Pürsten. Die Städte sollen sich an niemand anders halten, als an den König und das deutsche Reich und den gemeinen Landfrieden. Ab sin sollen gänzlich alle Pfahlbürger. Die Städte, welche sich diesem Befehl nicht fügen wollen, sollen von den Fürsten dazu gezwungen werden.“ Um den Landfrieden aufrecht zu erhalten, sollten in Baiern, in Franken und Schwaben und am Rhein je neun Richter thätig sein, vier davon sollten die Städte, vier die Fürsten und den Neunten der König ernennen.1) Dem Anscheine nach gab der König wol den Städten gleiche Rechte wie den Fürsten, in Wahrheit aber waren die Städte den Fürsten geopfert und mussten nachher mit grossen Geldsummen und Verlust ihrer Freiheit den Frieden von den einzelnen Fürsten erkaufen. Es versteht sich wol von selbst, dass in Folge dieser Handlungsweise jede Achtung vor König Wenzel verschwand, der die Städte zuerst ermuthigt und dann im Stiche gelassen hatte. Diese Zeit ist sichtbar ein Wendepunkt in Wenzels Regierung, die nun anfängt von Nachlässigkeit zu Trägheit und Grausamkeit überzugehen. Bis zu diesem Zeitpunkte herrschte König Wenzel wenigstens in Böhmen ruhig, handhabte, wenn auch mitunter in tyrannischer Weise, die Gerechtigkeit und hielt Ordnung in seinem Haushalte. Sein Streit jedoch mit dem Erzbischof von Prag und seine Grausamkeit gegen dessen Generalvikar Johann von Pomuk entfremdeten dem Könige die Neigung des Volkes und der wegen des Günstlingsregiments beim Adel verhasste König wurde 1394 sogar gefangen genommen.2) Aus dem Gefängnisse befreit kümmerte er sich noch weniger wie früher um das deutsche Reich, und begünstigte dadurch die Heranbildung einer Partei in Deutschland, die seine Absetzung plante, an deren Spitze Erzbischof Johann von Mainz und der Pfalzgraf Ruprecht standen. Ersterer war nämlich gegen den Willen Wenzels vom Papste Bonifaz IX, dem Nachfolger des im Jahre 1389 verstorbenen Papstes Urban VI, auf den erzbischöflichen Stuhl von Mainz erhoben worden und schon au» 1) Lindner, II. 64. ff. 2) Krone», Handbuch der Geschichte Oesterreichs II. 209. fl'. diesem Grunde dem Könige feindlich gesinnt. Das pfälzische Haus aber trachtete nach dem Throne und wartete nur auf eine passende Gelegenheit, diesen Plan auszufübren. Die Verleihung des Herzogstitel an Galeazzo Viskonti um eine grosse Geldsumme und die Anerkennung als Herrscher von Mailand von Seite Wenzels, sowie die Schwenkung des Königs in dem Kirchenstreite zur französischen Auffassung des Schismäs, der via cessionis (1397), beschleunigten die Ausführung des Planes der dem Papste Bonifaz IX. günstig gesinnten Kurfürsten: Wenzel soll abgesetzt werden. Am 26. Mai 1400 wurde offen vor aller Welt auf dem Reichstage zu Frankfurt über Wenzels Absetzung verhandelt. Die Kurfürsten von Mainz, Köln, Trier und Pfalz luden jetzt Wenzel am 11. August zur Verantwortung nach Lahnstein ein. Komme er nicht, so müssten sie dem Rufe des Volkes und ihrem dem Reiche geleistetem Eide gemäss dazu thun, dass das Reich nützlicher und redlicher gehandhabt werde, und würden sich der Wenzel geleisteten Eide entbunden halten. Wenzel erbchien nicht und somit glaubten sich die Kurfürsten berechtigt, die Absetzung Wenzels öffentlich auszusprechen. Der Erzbischof Johann von Mainz als Vorsitzender des Gerichtes verkündete am 20. August 1400 in Gegenwart einer grossen Anzahl Fürsten, Grossen, Herren und einer grossen Volksmenge mit lauter Stimme den Spruch: Vieler wichtigen und bewegenden Gründe und unerträglicher Gebrechen wegen entfernen und setzen wir ab durch diesen unsren Spruch den Herrn Wenzel vom römischen Kaiserthum, als unnütz, trag und für das römische Reich durchaus ungeschickt und entbinden alle Fürsten, Grossen u. s. f. des Wenzel geleisteten Treueides. Wenzel wurde beschuldigt der Kirche nicht zum Frieden geholfen, das Reich geschmälert, den Viskonti zum Herzog von Mailand erhoben, auch Andere auf Kosten des Reiches mit Lehen beschenkt, viele Grausamkeiten begangen, für Ruhe und Sicherheit nicht gesorgt zu haben. Tags darauf begaben sich die vier rheinischen Kurfürsten auf den Königsstuhl bei Rense und wählten aus ihrer Mitte den Kurfürsten Ruprecht III. von der Pfalz zum römischen König; derselbe hatte seine Stimme dem Erzbischof von Mainz übertragen. Gleich nach geschehener Wahl forderten die verbündeten Kurfürsten alle Angehörige des Reiches auf, dem neuen Könige zu gehorchen und auch er selbst erliess zu diesem Zwecke Schreiben und Boten nach allen Seiten. Auch an den Papst Bonifaz IX. wandte er sich um Bestätigung, von seinen Wählern dringendst unterstützt.1) König Ruprecht besass alle Eigenschaften, welche einen Fürsten auszeichnen können. Er war ritterlich, fromm, l) Lindner, II. 427 ff. thätig, ein Freund der Gerechtigkeit, und nicht nur ein Gönner der Gelehrsamkeit und Wissenschaften, sondern auch selbst unterrichtet und gelehrt. Dabei war er von klarem, hellem Verstände, freundlich und mild gesinnt gegen Alle; es ist kein Zweifel, dass er ein würdigerer Träger der Krone war als Wenzel. Man konnte also wol hoffen, dass er sein den Kurfürsten gegebenes Versprechen, Ruhe im Reiche herzustellen und das Schisma zu beseitigen, zur Wahrheit machen werde. Nun fragte es sich, wie Wenzel und das Reich die Wahl aufnehmen würden. Wenzel geriet zwar in heftigen Zorn und drohte Ruprecht zu verderben; doch den Worten wollten keine Thaten folgen. In Folge der Unthätigkeit Wenzels öffneten dem neuen Könige allmählich die Städte ihre Thore und erhielten dafür Vergünstigungen jeder Art, Bestätigung ihrer Privilegien, Aufhebung lästiger Zölle u. dgl. Nur Aachen konnte weder durch Gewalt, noch durch Versprechungen gewonnen werden, daher die heil. Handlung statt am Grabe Carl des Grossen, nun am Schreine der heil, drei Könige vollzogen wurde (6. Jänner 1-^01), und zwar mit einer neuen Krone, da die Reichskleinodien in Wenzels Besitz waren.1) Wollte Ruprecht einen durchschlagenden Erfolg gegen Wenzel erzielen, so gab es für ihn zwei Wege, auf welchen er Wenzel einen Vorsprung abgewinnen konnte: der eine bestand darin, dass er die Anhänger des abgesetzten Königs umstimmte, zumal dessen Macht in Böhmen selbst zu brechen versuchte; der andere führte nach Rom. Vorerst wollte Ruprecht auf dem ersten Wege sein Glück versuchen, da König Wenzel selbst es war, der durch sein thörichtes Benehmen und seine schlechte Regierung in Böhmen diesen Plan befördern half. Bald stand der Herrenbund wieder wie im Jahre 1394 gegen ihn zu Felde, Markgraf Procop an der Spitze begab sich in den Dienst des Gegenkönigs. Ruprecht fiel in Böhmen ein, aber ohne grossen Erfolg; Ruprechts Fahnen waren diesseits der böhmischen Landesgrenzen nicht glücklich, da das Volk im Allgemeinen nicht dem Beispiel der Grossen folgte, sondern treu zum Könige hielf.2) Ruprecht suchte sodann in Unterhandlungen mit Wenzel sein Glück; am 23. Juni 1401 traten Deputirte beider Parteien in Waldmünchen an der böhmischen Grenze zusammen. Wenzel ging auf da« Anerbieten Ruprechts auf das Reich zu verzichten nicht ein, sondern bot ihm nur den Titel eines römischen Königs an, wenn Ruprecht ihn als römischen Kaiser anerkenne. Dies gefiel jedoch letzterem nicht, in Folge dessen sich die Verhandlungen zerschlugen; Ruprecht verzichtete sodann auf einen zweiten Zug und begab sich nach Deutschland zurück. Da somit i) Aschbach, Kaiser Sigmund I. 156 ff. ~) Palacky, Geschichte von Böhmen III. a 128 ff. das Waffenglück Ruprechts sich in Böhmen nicht bewährt hatte, so lenkte er in Folge dessen seine Aufmerksamkeit einem ändern Gegenstände zu, der mehr Aussicht auf Erfolg versprach, der Romfahrt, welche er ja vor seiner Krönung den Kurfürsten hatte versprechen müssen. Konnte er den Papst bestimmen, ihm die Kaiserkrone aufzusetzen, von deren Bedeutung Wenzel keine Ahnung hatte, so war der Streit mit einem Schlage entschieden. Wie das deutsche Königthum, so war auch, wenngleich von diesem verschieden , das Kaiserthum innig verwachsen mit dem deutschen Volksthum und trieb seine Wurzeln durch alle Schichten des Volkslebens. Das Volk in den grossen Jahrhunderten seiner Geschichte war stolz darauf, dass sein König, zur höchsten Würde der Christenheit berufen, als Hort der ganzen christlichen Ordnung dastand. Brachte auch das Diadem Karls des Grosaen im fünfzehnten Jahrhundert seinem Träger keinen wirklichen Machtzuwachs mehr, so war doch der alte Glanz des kaiserlichen Titels noch nicht erloschen, noch hegte die Menge des Volkes Ehrfurcht und Verehrung vor ihm. Und nicht bloss die Menge, welche stets dem Zauber von Titeln zugänglich ist, auch den Fürsten gegenüber kam der König doch in eine andere Stellung, wenn er auch wirklicher Imperator war. Der Kaiser allein führte viele Jahrhunderte hindurch den Titel: Majestät; er allein war berechtigt zur Ertheilung des Königstitels. Selbst in den Zeiten der äussersten Machtlosigkeit des Kaiserthums erkannten doch bis auf Franz II. alle Fürsten und Völker dem römischen Kaiser deutscher Nation einen Vorrang, einen Primat zu vor allen Herrschern der Christenheit. Bereitwillig leisteten die Reichsstände die Opfer, welche die Behauptung dieser Stellung erheischte zur sogenannten Romfahrt.1) Als oberster Schirmvogt der Kirche hatte der Kaiser überdies die Pflicht allen christlichen Fürsten voran-lugeben in der Vertheidigung und Beschützung des Glaubens gegen Ungläubige, Irrlehrer und Schismatiker. „Wie die Rinde den Baum äusserlich deckt und schützt und mit ihm einen Leib bildetschrieb selbst ein König Wenzel in einem Briefe an den König von England, „so muss der Kaiser, mit dem zeitlichen Schwerte an die Aussenseite der Kirche gestellt, dieselbe wenn nöthig mit dem eigenen Blute vertheidigen.2)“ Doch gerade Wenzel opferte dem Interesse seines Hauses das des deutschen Reiches, allerdings wie wir zeigten, zu seinem eigenen Schaden. War aber Papst Bonifaz IX. geneigt Ruprecht sogleich als König anzuerkennen und ihm die Kaiserkrone bei dessen Erscheinen in Rom ohne Bedin- 1) Vergleiche Ficker J., das deutsche Kaiserreich 24 ff, 88 ff und a. a. 0. 2) Janssen, Geschichte des deutschen Volkes, I. 422. gungen auf das Haupt zu setzen? Es ist dies eine viel besprochene Frage; insbesondere die Stelle in der Bestätigungsbulle vom 1. Oktober 1403 für Ruprecht, die Kurfürsten seien zur Absetzung geschritten: „autoritate nostra suffulti“ und der Brief des Papstes an Wenzel vom 26. August 1400, worin er letzteren der treuesten Freundschaft versichert, so dass er für ihn sogar sein Blut zu vergiessen bereit sei, haben auf der einen Seite1) Anlass gegeben, ihn arger Zweideutigkeit zu beschuldigen und ihn als einen Mitverschworenen der Kurfürsten hinzustellen. Es fehlte aber auch auf der ändern Seite nicht an Vertheidigern der päpstlichen Politik, wie dies Höfler 2) versucht hat, indem er die Worte „auctoritate nostra suffulti“ so deutet, als hätte Papst Bonifaz IX. damit nichts anders sagen wollen als: „Die Kur- fürsten hegten das Yertrauen, der Papst werde das Geschehene nachträglich bestätigen.“ Hefele3) hingegen glaubte einen Mittelweg einschlagen zu sollen; er nimmt an, dass erstens die Absetzung Wenzels mit Zustimmung des Papstes erfolgt sei, die er zwar nicht schriftlich und nicht ausdrücklich gegeben, aber doch den Gesandten der Kurfürsten mündlich angedeutet und im übrigen geheim gehalten habe. Zweitens, dass die Wahl Ruprechts dagegen ohne alle Betheiligung von seiner Seite geschehen sei. Dass die zweite Annahme Hefeles richtig, die erste hingegen nicht mehr stichhältig ist, ersehen wir auB zwei Urkunden bei Weizsäcker.4) Den König Wenzel zu stürzen, melden die Kurfürsten erst im Februar 1400 dem Papste, welchem sie eine Aeusserung für ihre Sache zu entlocken suchen. Mit Nachdruck betonen sie, dass Wenzel gegen den Willen der Kurfürsten sich in Rheims (1397) mit Frankreich über die Obedienzentziehung geeinigt habe. Eine schwere Drohung halten sie am Schlüsse für nöthig: „wenn er sich ihrent Vorhaben widersetzt, ja, wenn er seine Zustimmung auch nur verzögert, so ist allen Ernstes zu befürchten, dass ganz Deutschland sich in der grossen Papstfrage zur Neutralität wendet.“5) Die Kurfürsten erreichten trotzdem nichts; Papst Bonifaz beantwortet kurz und ausweichend das an ihn gerichtete Gesuch. Er besitze keine nähere Kenntnis der Sache und könne demnach keine dem Gewichte derselben entsprechende Antwort geben. Doch würde er ihnen nach reiflicher Überlegung seine Ansicht mittheilen.6) Der Grund dieser Zögerung ist wol unzweifelhaft darin zu suchen, dass er 1) Aschbach, Kaiser Sigmund I. 140 ff, Schlosser VII, 148. 2) Ruprecht von der Pfalz 200. ») Konciliengeschichte VI. 784. «) Weizsäcker, Reichstagsakten III. nr. 114. 115. s) Ibidom nr. 114. «) Ibidem nr. 115. solange abwarten wollte, bis die ganze Anfrage durch die Ereignisse von Oberlahnstein überholt sein würde. Papst Bonifaz sah wol ein, dass die Lage der Kirchenfrage ihm verbot, sich mit Wenzel zu verfeinden. Denn eine entschiedene Parteinahme gegen Wenzel kostete ihm die Obedienz von Böhmen und Ungarn. Trat er gegen die Kurfürsten auf, so musste er befürchten, dass sowol sie, wie auch ihr neuer König •ich von ihm lossagen würden.1) Ihm blieb also nichts übrig, als ■eutral zu bleiben, das Kommende abzuwarten und bis er grössere Klarheit über die Zukunft hatte, sich Wenzel geneigt zu halten, welche Politik er auch bis zum Jahre 1403 verfolgt hat. Zärtlich und aufopfernd schreibt er noch am 26. August 1400 dem König Wenzel,2) am 1. Mai 1402 überhäuft er ihn mit vielen Lobsprüchen.8) Dagegen war der Bischof von Verden und die übrigen deutschen Gesandten im Frühjahre 1401 von Rom zurückgekehrt, ohne die Bestätigung für Ruprecht erlangt zu haben, jedoch mit der Aufforderung , allerdings einer bedingten, wie wir weiter unten sehen werden, seinen Zug gegen den Herzog von Mailand, der dem Papste Bonifaz IX. bereits ein sehr unbequemer Nachbar geworden war, zu beschleunigen. Sehr vorsichtig lauten demgemäss die Instruktionen für den päpstlichen Gesandten Dr. Antonio von Monte Catino, der gleichzeitig mit der deutschen Gesandschaft am Hofe Ruprechts (1401) eintraf. Er hatte die Aufgabe Ruprecht in sehr vorsichtigen Ausdrücken die Freude des Papstes über dessen Wahl zu erkennen zu geben, gleichzeitig aber auch ihm vorzustellen, dass seine Wahl, wie hinlänglich erhelle und allgemein geglaubt werde, nicht ganz rechtmässig sei, und dass seine Anerkennung dem Papst grosse Gefahren bringen, die Könige von Böhmen, Ungarn und Polen und überhaupt alle Gegner Ruprechts zu Feinden der Kirche machen würde. Der Gesandte müsse sich auf das Genaueste über Alles, was den Römerzug betreffe, über die Stärke von Ruprechts Heer, seine Verbündeten, seinen Zug selbst unterrichten.4) Daraus ersehen wir, dass der Papst nur dann eine Romfahrt wollte, wenn Ruprecht Aussicht hatte, in Italien dem Visconti von Mailand gegenüber das Feld behaupten zu können. Konnte somit Ruprecht dem Papste nicht die Gewähr leisten, eine solche Macht ins Feld zu stellen, dass er mit derselben jeden Feind zu besiegen vermochte, so war der Papst gleich von vornherein gegen einen *) Vergl. die Instruktion des päpstlichen Gesandten Dr, Antonio von Monte Catino bei Höfler 230. *) Weizsäcker, R. A. III. nr. 185. 5) Chmel, Regesta Ruperti 184 nr. 2. f) Höfler 230. italienischen Feldzug, was wir auch aus dem Berichte de6 LucaB de Leone an Franz von Carrara (3. März 1402) ersehen.1) Ferner erhielt der Nuntius den Auftrag, dem Könige Ruprecht die Bedingungen mitzuthei-len, unter welchen ihn der Papst zu krönen gesonnen sei. Vor allem dürfe er nicht mit dem Könige von Frankreich und mit den schismatischen Fürsten, namentlich nicht mit Peter von Luna und seinea Pseudokardinälen, irgend einen Bund oder Vertrag schliessen; ferner wolle er ohne Auftrag des Papstes und der Kardinale sich in die Versuche, das unselige Schisma aufzuheben, nicht einmischen und Alles thun, um den französischen König und andere schismatische Fürsten, auch Peter von Luna selbst, zur Kirche zurückzuführen.2) Der König kannte nun des Papstes Meinung und damit die Bedingungen, unter welchen er, wenn er nach Rom kam, die Kaiserkrone erlangen konnte. Er musste sich entschliessen, darauf einzugehen oder sie iu verwerfen; im letzteren Falle auf die Kaiserkrone Verzicht zu leisten. Von einem Aufgeben des Römerzuges konnte jedoch im Monate Mai 1401 keine Rede mehr sein, vielmehr kam jetzt alles darauf an, dass derselbe so rasch und nachdrücklich als möglich erfolge. Den» gelang es Ruprecht, sich in Italien Anerkennung zu verschaffen, de» Herzog von Mailand zu stürzen, mit der Kaiserkrone geschmückt nach Hause zu kehren, so war der Rückschlag auf Wenzel und die luxemburgische Macht unausbleiblich und in Ruprechts Hand lag es dan», mit der Reformation des Kaiserthums gleichzeitig die der Kirche i» Angriff zu nehmen. Wollte somit Ruprecht sich in den Besitz Italiens setzen und die Kaiserkrone erlangen, so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich vor allem mit dem Papste auf freundschaftlichen Fuss zu stellen. Dadurck geriet er aber mit einem ändern Faktor im Westen seines Reiches i» Conflict, mit Frankreich, dessen Übermacht schwer auf der ganze» Westgrenze des deutschen Reiches lastete. Welches Schicksal stand Ruprecht bevor, wenn das französische Königshaus mit den Luxemburgern während seines Feldzuges in Italien sich verband ? Ruprecht glaubte daher, um diese drohende Gefahr von sich abzuwenden, nichts besseres thun zu können, als die Politik seiner Wähler, der Kurfürsten vom Jahre 1400 zu befolgen, die durch das Herbeiziehen der Kirchenfrage sich der Hilfe des französischen Königs gegen Wenzel versicher» wollten.8) Frankreichs König verlangte in Bezug auf das Schisma die via cessionis, daher trat Ruprecht mit Carl VI. gleichfalls in Unter- !) Jansaen Frankfurts Keichgkorrespondenz I. nr. 1100. 2) Höfler 230 ff. s) Weizsäoker, III. nr. 152. 153. handlungen; auf dem Tage zu Metz (24. Juni 1401) sollte betreffs der Kircheneinheit entschieden werden. Doch Ruprechts Instruktionen, die er seinen Gesandten mitgab, wichen bereits im ersten Artikel von der französischen Auffassung ab; Ruprecht verlangte nämlich, dass „Papst Bonifa* im ganzen und vollen Besess der Kirche eingesetzt und dann ein Concil gehalten werde.“ Würde dieser Vorschlag nicht angenommen, so sollen beide Päpste vor dem Concil erscheinen und, nachdem sie ihre Bemerkungen vorgebracht, soll das Concil über sie entscheiden. Wären diese Vorschläge nicht durchführbar, so soll der deutsche König mit Genehmigung der Könige von Frankreich, England, Arragonien ein Concil berufen und was dieses Concil beschliesst, hat als Norm für die genannten Könige und derer Unterthanen zu gelten.1) Der Tpg von Metz konnte bei den Instruktionen Ruprechts keine Resultate bringen. Darüber macht sich auch der König selbst kein Hehl; „der König ist eher geneigt,“ heisst es im Memoriale2) König Ruprechts an König Martin von Arragonien dat. Mai 1401, mit Rath und Beistand des Königs von Arragonien und seiner ändern Verwandten das Schisma zu beseitigen, als durch die Vermittelung der Franzosen; Ruprecht hofft das Schisma schnell beilegen zu können, sobald er sich in den Besitz Italiens gesetzt habe. Der deutsche König wusste und musste wissen, dass auf diesem Wege die Eintracht der Kirche nicht zu erreichen war. Ruprecht war es nur darum zu thun, die Franzosen hinzuhalten, um vor ihnen Ruhe zu haben3) und eine Verbindung derselben mit seinen Feinden in Deutschland zu hintertreiben. Dem Papste aber schickte er einen Boten, den Magister Albert, mit einem Briefe vom 20. Juli, worin er ihm meldet, dass er im Hinblicke auf das schwere Joch, unter welchem Italien seufze, mit den Kurfürsten überein gekommen sei, anfangs September zur Befreiung der Kirche und zum Heile der Völker in Italien einzurücken und dahin seine siegreichen Adler zu tragen. Nun möge aber auch der Papst wirksame Hilfe leisten und sich entschieden für ihn erklären. Und um die oben erwähnten Bedenken des Papstes zu zerstreuen erwähnt er ruhmredig, wie er bereits überall anerkannt sei, dass alle Reichsstädte ihn anerkannt hätten, und dass kein Fürst ausser dem Könige von Böhmen gegen ihn im Felde stehe. Markgraf Procop von Mähren habe sich bereit erklärt, mit 40 Schlössern ihm zu dienen, so dass der König Deutschland in hinlänglich ruhigem Zustande hinter sich lasse und Hoffnung hege, der König von Böhmen müsse sich mit ihm vergleichen oder werde verjagt werden.4) i) Janssen, I. nr. 1000. 3) Ibidem nr. 1014. §. 20. *) Janssen, I. nr. 984. <) Ibidem nr. 1014. Der Abgesandte musste auch zugleich alle üblen Gerüehte zerstören, welche sich auf den Tag zu Metz bezogen und den wahre» Grund der Zusammenkunft, Ruhe vor den Franzosen zu erlange», angeben. Endlich sollte er betreiben, was dem Antonius von Monte Catino aufgetragen worden war und berichten, dass die Florentiner mit 2000 Lanzen die Partei des Galeazzo in Toskana angreifen sollte«. 1000 Lanzen und eine Amahl leichter Truppen erwartete der König bei dem Einzuge in Italien. Der Fürst von Padua hatte Generalvollmacht erlangt, mit Venetianern, Genuesen und ändern Reichsgetreue» wegen Hilfe zu unterhandeln. Eine Romfahrt kostete aber viel Geld — Mannschaft konnte er schon auftreiben —, und das besass er, wie die meisten Fürsten seiner Zeit nicht. Da half ihm die von Visconti, dem Herzog von Mailand, geschaffene Lage in Italien aus dieser Yerlegenheit. Giovanni Galeazze Visconti, Graf von Virtü, Generalreichsvikar der Stadt Mailand, übte, seit er seinen Oheim Barnabö 1385 vergiftet hatte, in Mailand alle obrigkeitliche Gewalt allein aus. Er war ein unternehmender, kluger, in der Wahl seiner Mittel rücksichtsloser Herrscher; seine Unterthanea drückte hart sein Regiment, deren Person nicht in Betracht kam, schwer lastete auf ihnen sein Steuersystem, welches ihm unermessliche Summen zur Verfügung stellte. Galt es der Hebung seiner Macht, Kunst und Wissenschaft, Industrie, so gab er mit vollen Händen. Der Dom von Mailand, die Karthause bei Pavia sind unvergängliche Zeugnisse seiner Liebe zur Kunst und Wissenschaft. Wenngleich selbst kein grösser Kriegsheld, war er doch glücklich in der Wahl seiner Feldhauptleute, die für ihn, um seiner zügellosen Hersch- und Eroberungslust Genüge zu thun, meist glückliche Gefechte lieferten. Die kleinen selbständigen Gebiete fürstlicher oder städtischer Herrschaft i» Ober- und Mittelitalien unter seine Herrschaft zu bringen, ein Reick mit der Lombardei als Mittelpunkt zu begründen, diesem Bestrebe» galt sein ganzes Thun und Handeln.1) Die Herren von Verona Antonio Cane della Scala und von Padua Franz von Carrara wurden 1387—88 vertrieben und diese Städte nebst vielen ändern, wie Siena, Perugia, zu seiner Herrschaft geschlagen. Nur der zähe Widerstand von Venedig und Florenz hemmten den Eroberer auf seiner Siegesbahn. Da überdies Galeaz Visconti ein Anhänger Wenzels von Böhmen war — War er ja 1395 um eine grosse Geldsumme zum Herzog von Mailand erhoben worden —, so verstand es sich wol von selbst, dass die Herre» von Carrara, welche inzwischen wieder in den Besitz von Padua gelangt waren, und Florenz sich eiligst mit dem neuen Gegenkönige Ruprecht l) Lindncr, II. 309 ff. gegen Mailand verbanden. Bereits im April, also zur Zeit des Böhmenkrieges kamen Plorentinische und Paduanische Unterhändler nach Arnberg, um den König zu einem Zuge nach Italien zu bewegen. Buonaccorso Pitti, Weinhändler,1) Pferdehändler u. s. f. erhielt von Seite der Commune Florenz den Auftrag, Ruprecht zu seiner Wahl Glück zu wünschen und ihn zugleich aufzufordern, denßömerzug anzutreten, um die Rechte des Reiches gegen den Tyrannen Galeazzo Visconti von Mailand geltend zu machen; 100.000 Goldgulden wurden anfänglich als Subsidien in Aussicht gestellt. Da jedoch Ruprecht keine Lust zeigte in diesem Jahre 1401 nach Italien zu ziehen, weil er zuvor seine Macht in Deutschland befestigen wollte, so erhielt Pitti die Voll-macht 200.000 Gulden anzubieten, wenn der König im Jahre 1401 noch den Feldzug unternehmen würde. Nach langem Zögern befreundete sich endlich König Ruprecht immer mehr mit dem Plane, diesen so gefährlichen Zug anzutreten. Einen definitiven Beschluss jedoch fasste jetzt Ruprecht noch nicht, er wollte mit den Fürsten seines Reiches, welche sich anfangs Mai in Nürnberg versammelten, sich zuerst ins Einvernehmen setzen.2) Mitte Mai erst scheint König Ruprecht einen festen Entschluss bezüglich des Römerzuges gefasst zu haben; am 26. Mai 1401 wurde an die Italiener ein Mandat erlassen, worin König Ruprecht den Reichs vikar Franz von Carrara behufs Verhandlung für den Zug nach Italien bei den italienischen Fürsten und Städten beglaubigt und ihnen seine Ankunft in Aussicht stellt.3) Gleichzeitig erhielt Franz von Carrara den Auftrag bei den Venetianern und anderen dahin zu wirken, dass sie für den italienischen Feldzug Hilfe leisten.4) Vor allem war aber für Ruprecht wichtig die österreichischen Herzoge für sich zu gewinnen, die die Pässe nach Italien in Händen hatten und deren Macht im Südwesten und Südosten Deutschlands gross und bedeutend war. Das sah Ruprecht sehr gut ein, dass ohne diese Herzoge kein Erfolg in Italien zu erzielen sei; daher die grosse Anstrengung und die grossen Opfer, die sich Ruprecht zur Gewinnung derselben kosten liess, nachdem er einmal den Römerzug fest beschlossen hatte. In den österreichischen Landen hatte nach dem Tode Albrecht III. (1395) Herzog Wilhelm, ältester Sohn Leopold IH. die Regierung aller Erb-lande, auch Oesterreichs in seine Hände genommen, worüber er mit seinem Vetter Albrecht IV., Sohn Albrecht III. in Streit geriet. Doch *) Vergl. Cronica di Buonaocorso Pitti bei Janssen I. nr. 1067. Bonincontri annales bei Muratori XXI. p. 82. ff. i) Pitti bei Janssen I. nr. 1067. p. 642. ») Janssen nr. 991. «) Janssen nr. 990. vereinigten sie sich bald durch den Hollenburger Vertrag (22. November 1395), worin Wilhelm neben Albrecht Mitregent in Oesterreich wurde, während Albrecht die übrigen Lande ganz dem Wilhelm über-liess. Nur wurde von Seite Albrechts ausbedungen, dass auch ihm die Vasallen und Amtsleute in allen Landen Treue schwören und die Einkünfte gleichmässig vertheilt werden sollten. Wilhelm geriet jedoch auch bald mit seinem jüngeren Bruder Leopold in Streit, dem er bereits am 31. März 1396 die Regierung von Tirol und den Vorlanden abtreten musste. Der Vertrag lautete zwar nur bis 1398, jedoch er wurde später zweimal verlängert bis 1402, so das Leopold zur Zeit der Erhebung Ruprechts auf den deutschen Königestuhl bereits alleiniger Gebieter in den oben erwähnten Ländern war. Wilhelm behielt die Herzogthümer Steiermark, Kärnthen und Krain, während Albrecht gemäss dem Vertrage von 1395 sich mit der Mitregentschaft in Oesterreich begnügen musste.1) So standen die Dinge in Oesterreich zur Zeit der Absetzung Wenzels. Hatte König Ruprecht Aussicht in Bälde die österreichischen Herzoge für seine Politik zu gewinnen? Die Beantwortung dieser Frage ergibt sich aus der Stellung der Herzoge zur Thronveränderung in Deutschland. Seit dem Tode Friedrich des Schönen hatten sich die österreichische Herzoge nur um die Ausbreitung ihrer Macht gekümmert, nach der deutschen Königskrone strebten sie nicht mehr, einer Krone, die unter Friedrich dem Schönen Oesterreich fast an den Abgrund des Verderbens gebracht hätte. Erst unter Albrecht III. taucht wieder der Gedanke auf, einem österreichischen Herzoge die Königskrone zu verschaffen. Durch eine kluge Politik hatte es Albrecht III. nämlich verstanden, die schwäbischen Städte allmählich an sich zu ziehen und sie zu bewegen mit ihm Schutz und Trutzbündnisse abzuschliessen. Dadurch gelang es ihm sich zur leitenden Macht in Schwaben aufzuschwingen, also einen Erfolg zu erringen, nach dem sein bei Sempach (1386) gefallener Bruder Leopold vergebens gestrebt hatte. Ja. Albrecht erreichte noch mehr! Vierzehn schwäbische Städte versprachen zu Ensisheim in Obereisass am 5. Mai 1394 den österreichischen Herzogen Albrecht III., Wilhelm, Leopold IV. und Albrecht IV.. wenn binnen neun Jahren der Thron ledig würde und einer von ihnen nach demselben streben sollte, mit allem Vermögen dazu behilflich zu sein. Dagegen versprachen diese den Städten jeden Beistand, wenn sie wegen des Gelübdes in Krieg gerieten und im Falle des glücklichen Gelingens Bestätigung der Privilegien2) i) Krone«, Handbuch der österreichischen Geschichte II. 218. ff. *) Weizsäcker, Reichatagaakten ü. nr. 225. 226. Als Hauptkandidaten darf man wol sicher Albrecht III. wegen seiner hervorragenden Stellung in der Familie und Landesregierung betrachten. Gegen ihn richtet denn auch König Wenzel seine Anschuldigungen, welche wir aus der Verantwortung Herzog Albrechts kenne» lernen,1) wovon wir nur Artikel 5 hervorheben wollen, wo es heisst, dass Albrecht zur Zeit der Gefangenschaft Wenzels (1394) nach dem Throne gestrebt und zu diesem Zwecke Boten an die Kurfürsten und Städte gesandt habe. Lässt sich auch nicht in Abrede stellen, dass Wenzel mit seinem ersten Anklagepunkt, Albrecht strebe nach der Krone, nicht im Unrechte war, so muss doch die fernere Anklage, der auch Weizsäcker2) beipflichtet, Albrecht habe bereits die Kurfürsten für sich gewinnen wollen, in Abrede gestellt werden. Denn die Meldung der Augsburger Chronik, der Bote Albrechts sei in Nürnberg, gegen Wenzel feindlich aufgetreten, auf die Weizsäcker seine Behauptungen stützt, verliert durch die Nürnberger Rechnungen sehr an Wahrscheinlichkeit, da es nach denselben nicht einmal bestimmt ist, ob überhaupt schon damals ein Bote Albrechts in Nürnberg anwesend war.3) Dass dann ferner Oesterreich in Frankfurt nicht gegen Wenzel und für sich selbst agitirt hat, darf nach der Yertheidigungsschrift Albrechts 4) für sicher angenommen werden; sonst wäre es unerklärlich, wie der österreichische Herzog sich so bestimmt auf die Kurfürsten hätte berufen können. Der umsichtige Herzog sah wol klar ein, dass er die deutsche Krone nicht so leichten Kaufes werde erwerben können, da er ja nicht der einzige Thronkandidat war. Hatte doch gerade Albrecht bereits am 11. Juni 1389 dem Markgrafen Jost von Mähren, um sich dessea Hilfe aus Anlass des PasBauer Bisthumstreites gegen Wenzel zu sichern, zu Enns Beistand mit seinem ganzen Yermögen zugesichert, gegea jeden Feind, wer dieser auch immer sei. „Und wenn unser lieber Oheim, der Markgraf Jost von Mähren nach irgend welchen Ehren oder Gewalt in dem Römischen Reiche streben und greifen würde, so sollen auch wir ihm treulich beholfen und beiständig sein mit allen Kräften.5) Die Pläne Albrechts bedurften erst der Zeit, um zu reife* und diese günstige Zeit kam erst heran im Jahre 1395, als Jost und die böhmischen Landherren gegen Wenzel die Waffen erhoben, wobei sie auch auf den mächtigen Arm Albrechts angewiesen waren. Am 9. August 1395 legten in Zwettl Jost und Heinrich von Rosenberg für x) Weizsäcker, II. nr. 227. *) R. A. II. p. 378. ff. 8) Lindner, II. 472. ff. *) Weizsäcker, II. nr. 227. S) Lindner, II. 150. 468. ff. eich und für die jetzt sammi ihnen gegen König Wenzel im Kriege stehenden Landherren das Gelöbnis ab, dahin zu wirken, „daz der gewalt und die vikarey des heiligen Römischen reichs von unserm egenanten herron dem Römischen kuenig, oder wie sich daz fueglich geschicken mag, demselben herczog Albrechten empfolhen und ingegeben werd.“1) War einmal das Reichsvikariat erstrebt, so war auch Hoffnung vorhanden, mit der Zeit die gänzliche Beseitigung Wenzels durchzusetzen. Doch Albrecht III. starb am 29. August 1395, ohne sein Ziel erreicht zu haben, und mit ihm sank auch für jetzt die Hoffnung Oesterreichs ins Grab, dem Reiche einen Herrscher oder Vikar zu geben. Denn hätten die österreichischen Herzoge wirklich die Pläne Albrecht HI. bezüglich der Erwerbung der Reichskrone weiter verfolgt, so setzte dies vor allem ein einiges Vorgehen in allen ihren Regierungsangelegenheiten voraus. Dem war aber nicht so, eine Reihe von Misshelligkeiten unter einander bezüglich der Ländertheilung, die nach dem Tode Albrecht III. eintrat, lähmte ihre Kraft nach Aussen. Und welche Bundesgenossen hätten denn die österreichischen Herzoge an ihrer Seite gehabt behufs Erlangung der Reichskrone? Die deutschen Kurfürsten gewiss nicht, insbesondere gilt dies von den Pfälzern Ruprecht II. und Ruprecht III., die gerade seit ihrer Verbindung mit dem Erzbischof Johann von Mainz 13962) selbst die höchste Würde im Reiche anstrebten. Noch weniger hätten die Herzoge Hilfe und Unterstützung bei ihren frühem Bundesgenossen bei König Sigmund und Jost gefunden, welcher erstere bereits durch seine 1396 erfolgte Ernennung zum Reichsvikar von Seite Wenzels zur Genüge seine Stellung in dieser Frage kund gegeben hatte. Und gerade dieser Luxemburger gewann Albrecht IV., den Sohn Albrecht III., immer mehr für seine Politik und bewirkte dadurch eine Trennung der Interessen des österreichischen Fürstenhauses, welche es den Mitgliedern der Leopoldinischen Linie unmöglich machte, ernstlich nach der deutschen Krone zu streben. Allerdings bestand auch jetzt noch der Bund mit den 14 schwäbischen Städten, doch diese Hilfe war zu geringfügig, um sich gegen so mächtige Rivalen eventuell behaupten zu können. Daraus ergibt sich auch klar und deutlich, wie viel Wahrscheinlichkeit die Behauptung Weizsäckers3) für sich hat, dass nämlich Herzog Leopold auf dem Reichstage zu Frankfurt mit einem grossen Gefolge (2500 Pferde) am 13. Mai 1397 „wahrscheinlich nicht ohne Absicht“ erschienen sei. 1) "Weizsäcker, II. nr. 230. 2) Weizsäcker, II. nr, 248. 3) R. A. U. S80. Der Grund dieses glanzvollen königlichen Auftretens des österreichischen Herzogs dürfte vielmehr in dessen eitlem Charakter zu suchen sein, sich wieder einmal im Kreise der Standesgenossen im vollen Glanze zu zeigen, zumal er jetzt zum ersten Male als regierender Fürst auftrat. War doch seit 14 Jahren am Rheine keine Reichsversammlung mit Ausnahme der schnell und hastig beendeten vom Jahre 1394 abgehalten worden.1) Ebenso scheint mir ebendesselben Gelehrten Behauptung zu wenig begründet, wenn er mit Rücksicht auf die Ausschliessung des Hauses Habsburg von der Thronkandidatur (1399) sagt: „Die Rolle, die im Jahre 1394 Ruprecht II. gegen die Ansprüche Habsburga auf den Thron an der Spitze der Opposition spielte, dieselbe Rolle übernimmt jetzt Ruprecht III. im Jahre 1S99; die Niederlage Oesterreichs im Jahre 1394 war das Vorspiel für die entschiedene Ausschliessung desselben bei der Neubesetzung des Thrones.“2) Nach unserer Darstellung über die Stellung Albrecht III. zum deutschen Reiche im Jahre 1394 auf dem Nürnberger und Frankfurter Tage ergibt sich hinlänglich die Unhaltbarkeit dieser Hypothese. Ebenso verhält es sich auch mit der angeblichen Feindschaft zwischen den Pfälzern und Albrecht III., die in Wirklichkeit nicht bestand. Denn Ruprecht II. trachtete wol im Jahre 1394 auf dem Nürnberger Tage nach der Verweserstelle, die ihm eo ipso als Pfalzgraf gebührte, aber sonst ist in der ganzen Verhandlung keine Spur vorhanden, als ob er nach der Königskrone getrachtet hätte.3) Eben diese vorgefasste Meinung Weizsäckers ist es denn auch, welche ihn bestimmte, darin den Grund der Ausschliessung der Habsburger von der Thronkandidatur zu suchen. Die Ausschliessung der Habsburger von der Wählbarkeit war aber von ganz anderen Gründen bedingt. Vor allem nahmen die österreichischen Herzoge eine von den Kurfürsten abweichende Haltung in der Kirchenfrage ein; sie gestatten jedem, sich an den Papst zu halten, dem er bisher als dem rechten gehorcht hat.4) Ferner standen sie zumal Albrecht IV. zu den gesammten Mitgliedern der Luxemburgischen Familie im guten Einvernehmen, was aus den gegenseitigen in dieser Zeit abgeschlossenen Verträgen hervorgeht.5) Luxemburger wollten aber die Verschworenen keinen auf den Thron setzen, somit verstand es «ich von selbst auch ron den Freunden dieses Hauses, von den Oesterreichern, Umgang zu i) Lindner, 11. 35». ff. *> Weizsäcker, II. p. 880. *) Lindner II. 472. ff. *) Lindner, II. 512. *) Lindner, II. 521. nehmen. Es werden daher nur jene Häuser genannt, denen die Verschworenen selbst angehörten. Indem sie viel zu wagen hatten, wollten sie auch den Lohn dafür haben. So kam es denn, dass auch Oesterreich bei der Auswahl der Thronkandidaten übergangen wurde.1) Auf dem Tage zu Frankfurt 26. Mai 1400 erschienen wol Boten der Herzoge Leopolds und Wilhelms,2) welch’ letzterer gerade am 4. Mai 1400 ein Bündnis mit dem verhassten Galeazzo Visconti abgeschlossen hatte.3) Herzog Albrecht IV. hatte nicht einmal Boten gesandt, sein Bund mit Sigmund gestaltete sich immer fester. Unter diesen Umständen ist es leicht zu erklären, dass die Kurfürsten vor der Wahl eines neuen Königs ihr Bestreben aufgaben, die Habsburger für sich zu gewinnen; und als endlich Ruprecht gewählt war, so konnte von einer Anerkennung des neuen Königs keine Rede sein. Mit Unrecht wird einem am 18. Februar 1400 zwischen Herzog Leopold und Pfalzgraf Ruprecht III. abgeschlossenen Vertrage eine Bedeutung zuerkannt, die er nicht haben kann.4) Der Inhalt dieses Vertrages, der auf drei Jahre geschlossen wurde, sagt uns deutlich, um was es sich hier handelte: um Ruhe und Sicherheit in ihren Ländern zu erhalten und um dem wilden Faustrechte Schranken zu setzen. Wir finden diesen Vertrag begreiflich, wenn man bedenkt, dass beider Länderbesitz zusammenstiess, und dass eine Katastrophe unzweifelhaft im Jahre 1400 in Aussicht stand. Also lediglich um die Ruhe in ihren Besitzungen bei einem eventuellen Thronwechsel aufrecht zu erhalten, das war der Zweck dieses Vertrages, was sich aus dem Verzeichnisse der Personen ergibt, gegen die dieses Bündnis nicht in Anspruch genommen werden dürfe. Es sind meist Grenznachbarn der Bündnis schliessenden Fürsten. Hatten die Herzoge Albrecht und Wilhelm mit ihren Grenznachbarn Jost und Sigmund 1398 Bündnisse geschlossen, so that. dies aus dem gleichen Grunde Herzog Leopold mit seinem Nachbarn. Aus diesem Vertrage aber den Schluss zu ziehen,5) dass dadurch Leopold für die Sache Ruprechts gewonnen worden sei, das muss entschieden nach dem bisher Gesagten, sowie mit Rücksicht auf die nachmaligen Unterhandlungen Ruprechts mit Leopold in Abrede gestellt werden. Wenn Herzog Leopold schon durch den erwähnten Vertrag für die Sache Ruprechts gewonnen worden wäre, wozu später die vielen Gesandtschaften und Opfer von Seite des ueuen Königs? Der Vertrag war abgeschlossen 1) Lindner, II. 417. 2) Weizsäcker, R. A. III. nr. 138, 3) Kurz, Oesterreich unter H. Albrecht IV. I. 212. ff. <) Kurz, 1. c. I. 61. ff. *) Kurz, I. 63. mit dem Kurfürsten und galt der Aulrechthaltung des Landfriedens, voran auch Herzog Leopold nach der Wahl Ruprechts festgehalten hat. Herzog Leopold liess sich aus der Neutralität nicht eher heraus ziehen, als bis ihm der neue König einen genügenden Ersatz für das Aufgeben der Freundschaft mit den Luxemburgern in Aussicht stellte. Für Ruprecht war es aber absolut nothwendig, die österreichischen Herzoge oder wenigstens den Herzog Leopold für sich zu gewinnen , da letzterer die Pässe nach Italien in Händen hatte, die Ruprecht beim Römerzuge passiren musste. Daher bevollmächtigte König Ruprecht bereits beim Beginne des Krieges gegen Böhmen 12. Jänner 1401 zu Koblenz seine Räthe, den Grafen Emich von Leiningen, seinen Hofmeister von Hirschhorn u. s. f. mit den Herzogen von Oesterreich Wilhelm. Leopold und Albrecht oder ihren Räthen zu taidingen.1) Bei Janssen2) finden wir die nähern Details der Instruktion, die am Tage zu St. Veit in Kärnthen (30. Jänner 1401) zur Sprache kommen sollten. Vor allem sei wegen einer Ehe zwischen seiner Tochter Else und Herzog Friederich vod Oesterreich, jüngstem Bruder Wilhelms und Leopolds zu unterhandeln und zu vernehmen. ob die Herzoge auf der Forderung verharren, dass dem Bräutigam die Landvogtei in Schwaben um 40.000 Gulden verpfändet werde. Diese Forderung könne ihnen auf die Bedingnis bewilligt werden, dass der Gemahl der Königstochter jährlich drei oder höchstens 4000 Gulden von dem Einkommen der Landvogtei erhalte, den Überschuss aber seinem Schwiegervater überlasse. Ferner hat nach Abtragung der Pfandsumme die Landvogtei an das deutsche Reich zurückzufallen. Falls die Reichsstädte in Schwaben sich gegen diese königliche Anordnung weigern sollten, bo sollen dafür einige Burgen als Pfandsunune eingesetzt werden. Falls die Herzoge Hilfe gegen die Visconti leisten würden, seien ihnen Allode, jedoch keine Reichslehen in Aussicht zu stellen, keineswegs Verona und Padua. Würden sich die Herzoge nicht verstehen gegen den Herzog von Mailand Hilfe zu leisten, so möchten doch die Gesandten den Ehevertrag zu Stande bringen und auch die Bewilligung erwirken, dass dem Könige alle Strassen, Städte, Klausen u. s. f. der Herzoge in Deutschland und Italien eröffnet, und ihm die Lebensmittel auf dem Zuge gegen die Lombarden gegen Bezahlung geliefert würden. Die Herzoge sollen Ruprecht als römischen König anerkennen und ihm die Huldigung leisten. Falls die Herzoge auf diese Bedingungen nicht eingehen sollten, so sollen die Verhandlungen keineswegs abgebrochen werden. Wären die Herzoge geneigt dem Könige wider Wenzel und 1) Chmel, nr. 104. 2) Janssen I. mv 951. Galeaz von Mailand und auch wider andere Feinde im Reiche auf die Bedingnis beizustehen, dass auch er ihnen wider die Schweizer Hilfe leiste, so sollen die Gesandten dieses Zusagen, jedoch mit dem ausdrücklichen Beisatze, dass die Kosten eines solchen Beistandes nicht von dem Könige, sondern von den Herzogen müssen übernommen werden. Dass diese Unterhandlung zu keinem Resultate führte, ist wo! leicht erklärlich. Die Anerbietungen Ruprechts standen in keinem Verhältnis zu den Leistungen der Herzoge. Anstatt ihnen Lehen in Aussicht zu stellen, die einen faktischen Werth für Oesterreich gehabt hätten, soll ihnen nur die Aussicht auf Allode gestellt werden, die etwa durch einen glücklichen Zug in die Hände der Deutschen gefallen wären, eine Zumuthung, die mit Recht die Herzoge zurückzu-weisen sich bewogen fühlten. Dasselbe ungleiche Verhältnis sehen wir in dem Angebot Ruprechts den Oesterreichern gegen die Schweizer Hilfe eu leisten, auf die Bedingnis, dass die Kosten die Herzoge zu bestreiten hätten. Auch geht aus dieser Instruktion deutlich hervor, dass dem Könige noch mit dem Römerzuge nicht Ernst war, was wir auch aus den Verhandlungen desselben im Monat April mit Pitti ersehen.1) Er versuchte nur einmal die Herzoge für sich günstig zu stimmen, um später eventuell sein den Kurfürsten gegebenes Wort einlösen zu können. Wenn ihm wirklich für den Moment Ernst gewesen wäre, so Hesse sich sein Vorgehen schwer erklären, da er nur Lasten den Herzogen aufhalsen wollte, während er nur Vortheile gehabt hätte. Im Monate April und Mai waren aber die Bemühungen Pittis nicht spurlos an Ruprecht vorübergegangen. der ihm Geld und Bundesgenossen in Aussicht stellte. Zudem hatte sich in Ungarn Ende April (28. 1401) ein Fall ereignet, der sehr günstig für Ruprecht sein konnte. König Sigmund, Bruder Wenzels von Böhmen, war nämlich von den unzufriedenen Ungarn in Haft genommen worden, in welcher er bis anfangs September verweilen musste.2) Diess waren Momente, die es sehr räthlich erscheinen Hessen, nachdrücklichst den Römerzug aufs Neue wieder aufzunehmen, um einmal der unentschiedenen Politik Bonifaz IX. ein Ende zu machen. Diese drängende Sprache erblicken wir auch in dem Schreiben Ruprechts an seinen Vetter Ludwig von Baiern dat. 9. Mai 1401,3) worin er denselben dringend bat nach Hall zu geben, und mit Herzog Leopold die bereits angefangene Unterhandlung zum endlichen Abschlüsse zu bringen. Er verhehlt ihm zwar 1) Vergl. p. 13. 2) Krones, II. 213. ff. *) Janssen nr. 977. die möglichen Schwierigkeiten nicht, dennoch möge er die Verhandlung nicht abbrechen und so schnell als möglich glücklich beendigen. Aus diesem Schreiben Ruprechts an Ludwig von Baiern ersehen wir, dass die im Jänner 1401 mit Herzog Leopold eingeieiteten Verhandlungen nicht abgebrochen worden waren; allerdings führten sie damals zu keinem Resultate, da die Angebote Ruprechts in keinem Verhältnis zu den Leistungen der Herzoge standen. Die übrigen österreichischen Herzoge Wilhelm und Albrecht zogen sich von Ruprecht ganz zürück; der eine, weil er sich dem Galeazzo Visconti durch den Vertrag vom 4. Mai 1400 zu gegenseitiger Hilfeleistung verpflichtet hatte,1) der andere aus Rücksicht gegen König Sigmund von Ungarn, der unmöglich Ruprecht in der Länge der Zeit als Nebenkönig dulden konnte. Die Verhandlungen mit Herzog Leopold bezogen sich hauptsächlich auf zwei Punkte: 1. Die Heirath zwischen Friederich von Oesterreich und seiner Tochter Else zu Stande zu bringen und 2. den Herzog Leopold dafür zu gewinnen, dass er ihm seine Pässe nach Italien öffne. Palls Herzog Leopold Ansprüche auf die Landvogtei in Sehwaben und Eisass erheben sollte, sei darauf nicht einzugehen, da die österreichischen Herzoge keine Briefe dafür aufweisen könnten. Bezüglich der Schweiz ist er bereit zur gegenseitigen Hilfeleistung sich ') Kurz, I. 212. ff. Es wird allerdings in dem Vertrage zwischen Galeazzo Visconti und dem Herzog Wilhelm vom 4. Mai 1400 auch Herzog Leopold nebst seinen Brüdern Friederich und Ernst vom Mailänder Herzog als Bundesgenosse bezeichnet und darauf gestützt haben auch einige Geschichtsschreiber (cf. Kurz, I. 63. Schlosser VII. 151.) den genannten Herzog Leopold wegen seines apStern Bündnisses mit König Ruprecht 1401 des Wortbruches beschuldigt; doch glaube ich mit Unrecht und zwar au? nachstehenden Gründen. Vor allem ist zu bedenken, wie häufig es dazumala vorkam, dass der Älteste des Hauses — dies gesteht auch Kurz (p. 33.) selbst zu — im Kamen der Mitglieder desselben mit auswärtigen Mächten Bündnisse abschloss. Wenn selbst Herzog Albrecht IV. diese Behandlung sich vom gewaltthätigen Herzog Wilhelm gefallen lassen musste, so konnte letzterer nur noch leichter dieselbe seinem jüngeren Bruder Leopold gegenüber in Anwendnng bringen. Und Herzog Wilhelm war gerade Ende April 1400 in Italien anwesend und scheint bei dieser Gelegenheit das Bündnis mit Galeazzo Visconti im Namen seiner Brüder abgeschlossen zu haben, um an dem Mailänder Herzog einen Rückhalt gegen jede ihm von seinen Nachbarn drohende Gefahr zu haben. Ferner spricht auch der Umstand für unsere Behauptung, dass Leopold in dem bereits zitirten Vertrage mit Ruprecht vom 18 Februar 1400 don Visconti nicht zu jenen Personen zählt, gegen die dieses Bündnis nicht in Anspruch genommen werden dürfe, während er doch sonst alle Fürsten und Städte aufzählt, die seine Grenznachbarn waren. Und sollte dann Leopold im Monate Mai 1400 ein Trutz- und Schutzbündnis mit Visconti abgeschlossen haben, das seine Spitze in erster Linie gegen Ruprecht richtete? ihnen gegenüber zu verpflichten.1) Ruprechts Angebote scheinen auch jetzt noch keinen Anklang bei Leopold gefunden zu haben; denn am 14. Juni erhielt Herzog Ludwig wieder den Auftrag mit den österreichischen Herzogen wegen einer Ehe zwischen Herzog Friederich und seiner Tochter Else, und zugleich wegen eines Bündnisses zwischen ihm und den genannten Herzogen zu unterhandeln.2) Gross sind diesmal die Anerbietungen Ruprechts, um Herzog Leopold an sich zu ziehen. War ja der Aufbruch nach Italien um diese Zeit beschlossene Thatsache. Hunderttausend Goldgulden wurden Leopold versprochen, wenn er Ruprecht als römischen König anerkennen, ihm huldigen, die Klausen nach der Loinbardie offen halten und gegen seine "Widersacher als Waffengenoss auftreten würde. Sollte Leopold mit diesem Anerbieten nicht zufrieden sein. so soll ihm eine grössere Summe und zwei Städte der Visconti zum Pfände gegeben werden. Bezüglich der Allode im Mailändischen, auf die Leopold Ansprüche erhebt, sollen ihm dieselben, insoferne sie keine Reichslehen sind, gewährt werden. Ginge Leopold trotzdem auf diese Anträge nicht ein, so bietet ihm der König das an, was ihm die Kurfürsten des Reiches nach seinem Verdienste zusprechen würden. Palls Leopold Ansprüche auf die Landvogtei in Schwaben erheben sollte, sei nicht darauf ein-sugehen, da sie dem Herzog Leopold III. abgenommen worden sei und Herzog Leopold selbst habe sie nie inne gehabt.5) Diese Anträge vom 14. Juni 1401,4) welche die vom 9. Mai 1401 ergänzten und neue Konzessionen dem Herzog Leopold brachten, wurden vom letzteren nach kurzer Zeit auch angenommen. Am 23. Juni stellt nämlich Herzog Leopold zu Füssen eine Urkunde aus, worin er folgende Punkte zu halten verspricht: Er verspricht ihn als römischen König anzu- erkennen , demselben gehorsam zu sein und ihm gegen einen monatlichen Sold von 25.000 Gulden mit 1000 Gleven gegen den Herzog von Mailand und andere lombardische Rebellen dienen zu wollen: zugleich verspricht er, falls die schwäbischen Städte sich wider König Ruprecht l) JansBen, I. nr. 978. *) Jansscn I. nr. 995. 8) Herzog Leopold III., Vater Leopold IV., hatte nämlich vom Könige Wenzel am 25 Februar 1379 die beiden Landvogteien in Ober- und Niederschwaben um 40.000 Goldgulden verpfändet erhalten. In Folge des Widerstandes der bairischen Herzoge und des schwäbischen Städtebundes kam Leopold jedoch erst im Jahre 1382 in deren Besitz; un.! zwar wurden ihm die Landvogteien nicht mehr wie drei Jahre früher verpfändet, sondern nur zur Verwaltung übergeben. Im Jahre 1385 wurde ihm dann auch die Verwaltung vom Könige Wenzel abgenommen, da er für die Königinwitwe Elisabeth von Ungarn gegen Wenzel Partei ergriffen hatte. Cf. Lindner, I. 127. 167. 257. *) Janasen, I. nr. 996. erheben Bollten, obwol er mit ihnen im Bündnisse sei, keine Hilfe von »einer Seite zu leisten. Auch will er den König gegen andere Feinde unterstützen, wie der König seinerseits auch ihm gegen seine Widersacher beizustehen zugesagt habe; endlich verspricht er dafür zu sorgen, dass des Königs Tochter Elisabeth, die sein Bruder Herzog Friederich mit einem Zugeide von 40.000 Gulden zur Ehe nehmen werde, ein Witthum und eine Morgengabe erhalte, wie es sich für eine römische Königstochter gezieme.1) Ruprecht stellte hingegen auf dem Reichstage zu Mainz (2. Juli 1401) dem Herzog Leopold folgende Urkunde aus: „Herzog Leopold erkennt Ruprecht als römischen König an und will seine Lehen von ihm empfangen, worüber er dem Ruprecht einen Brief ausgestellt hatte; Ruprecht verpflichtet sich aber diesem alle Lehen zu ertheilen, ohne dessen Brüdern nahe zu treten, aber mit Ausschluss aller neuen Verleihungen Wenzels; die Ansprüche Leopolds auf das Erbe seiner Mutter zu unterstützen und gegen die Schweizer Hilfe zu leisten, auch bei einem Angriffe von Seite derselben oder des Visconti; keine neuen Zölle und Gerichte zum Schaden des Herzogs, oder dessen Unterthanen zu errichten; und ihm für die Öffnung der Strassen und Pässe nach Italien 100.000 Florentiner Dukaten binnen drei Jahren zu bezahlen. Dagegen hat der Herzog für den König, gegen Vorausbezahlung von 25.000 Florentiner Dukaten monatlich, 1000 Gleven in die Lombardei zu stellen und sie durch drei Monate su halten; ihr Aufbruch sei genau festzusetzen. Dass der Kriegszug des Königs durch die Lande des Herzogs ohne Schaden desselben geschehe, sei zu verbürgen; bei allen von dem Könige zu schliessenden Bündnissen wäre der Herzog stets als Freund zu bemerken und die vorgeschlagene Vermählung der Tochter des Königs mit Herzog Friederich binnen einem Jahre zu vollziehen, mit einem Heirathsgut von 40.000 Dukaten auf freie Reichsstädte oder Schlösser und Städte der Pfalz von einem jährlichen Ertrag von 4000 Dukaten, nebst einer Widerlage von gleichem Betrage auf herzogliche Besitzungen in Schwaben und im Eisass." * Auch ward bestimmt, dass der König die Reichslehen allen herzoglichen Hintersassen zu bestätigen habe.2) Noch an demselben Tage liess sich Leopold eine zweite Urkunde ausstellen, worin sich Ruprecht mit den drei geistlichen Kurfürsten für die richtige Auszahlung der 100.000 fl. binnen drei Jahren verbürgte. Lombardische Städte und Schlösser, die man erobern würde, werden dafür als Pfand eingesetzt. Sollte der Römerzug keinen Erfolg haben, so soll Leopold Reichsstädte l) Janssen, I. nr. 997. *) Chuiel, R. Anhang III. :ü6. und Güter in Schwaben und Eisass als Pfandobjekt gegen Wiedereinlösung erhalten.1) In einer dritten Urkunde verspricht Ruprecht im Vereine mit den drei Kurfürsten und dem Herzoge Stefan -von Baiern dem Leopold, dass der Durehzug durch dessen Land Tirol ohne Schaden für dasselbe und seine Lnterthanen geschehen soll.2) Da somit Ruprecht den Herzog Leopold für seinen Plan gewonnen und auch unterdessen mit den Florentinern den Vertrag zu Mainz stipulirt hatte, wurden nun auf königlichen Befehl die nothwendigen Aufgebote zum Zuge nach Italien erlassen. Der König wählte zuerst Augsburg als Sammelplatz seines Heeres, das aus 20.000 Rittern bestehen sollie. Um diese imposante Macht zusammenzubringen, bedurfte er aber einer grossen Geldsumme. Die deutschen Städte hatten allerdings sowol Geld, als auch Mannschaft gestellt, jedoch diese Summen und Truppen reichten nicht aus.5) Diese Geldmittel sollte er von der reichen Handelsstadt Florenz erhalten, der er zu Mainz ihre Privilegien bestätigte. Diese Stadt hatte sich verpflichtet 200.000 fl. in verschiedenen Fristen den König auszahlen zu wollen, im Falle er den Römerzug unternimmt. 50.000 fl. soll er auf einmal zu Venedig durch Bevollmächtigte erhalten, die ändern 150.000 fl. in drei Fristen unter der Bedingung, dass ) Chmel, K. nr. 505. Kurz, 1. c. 21ä. in extenso. *) Chmel, R. nr. 504. Kurz, 218. in extenso. *) Jsnssen I. nr. 225. ff. *) Pitti bei Janasen nr. 1067. p. 644. *) Pitti bei Jsnssen 1. e. p. 644. König Ruprecht geriet dadurch in die grösste Verlegenheit; in dieser seiner Noth war Hilfe nur von den Florentinern zu erwarten, an die er sich auch ernstlich wandte. Er bat sie ihm in Deutschland wenigstens 25.000 fl. auszuzahlen. widrigenfalls der Zug nach Italien anterbleiben müsste. Da um diese Zeit die Macht Galeazzo’s immer mehr um sich griff, so blieb dem Florentinischen Gesandten nichts anderes übrig, als schnellstens nach Florenz zu reisen, um sich daselbst seine ferneren Verhaltungsmassregeln zu erbitten. Hier beschloss denn auch der Rath der Zehn, Pitti nebst Andrea di Neri Vettori an den König Ruprecht zu schicken; dort solle der Vertrag abgeschlossen werden und es könne dann der König den Giovanni Medici nach Venedig senden, um von diesem sich 50.000 H. auszahlen zu lassen.1) König Ruprecht entfaltete jetzt eine fieberhafte Thätigkeit, nach allen Seiten hin schickte er Gesandtschaften, um alle Schwierigkeiten behufs Ausführung des Römerzuges aus dem Wege zu räumen. Er suchfe auch seine Stellung im Auslande dadurch zu bessern, dass er seinen Sohn Ludwig mit Blanka, einer Tochter des neuen englischen Königs Heinrich IV. aus dem Hause Lancaster verlobte; ausserdem gewann er für sich die Könige von Arragonien, Sicilien und Schweden, nicht aber den französischen König. Auch dem Papst Bonifaz IX. machte er um diese Zeit (20. Juli) die Mittheilung von seinem baldigen Erscheinen in Italien.2) Dem Könige lag insbesondere sehr viel daran, dass Herzog Leopold persönlich den Zug nach Italien mitmache; deswegen sandte er bereits am 10. Juli seinen Rath Johann Winheim zu Leopold mit der Bitte, der Herzog möge selbst am Römerzuge sich betheiligen und 1000 Reiter stellen; jeder derselben hätte 3 Pferde und zwar zwei in Eisen gehüllte mitzubringen. Am 8. September gedenke der König sein Heer zwischen Augsburg und München zu sammeln und wünsche, dass Leopold drei oder vier Tage nach diesem Feste mit seinen Soldaten, wo es ihm beliebe, sich bei ihm einfinden möge, um den Marsch nach Lombardien sogleich antreten zu können. Der erste Monatssold werde den Reitern schon vornherein sogleich ausbezahlt. Ferner wolle Leopold die bequemste Marschlinie entwerfen und dafür sorgen, dass das durchziehende Heer hinreichend mit Lebensmitteln gegen Entschädigung versorgt werde. Die Pläne des Visconti und der übrigen italienischen Feinde soll er ausforschen und dem König bekannt machen. Der Herzog dürfe auf den König vollkommen vertrauen, denn dieser sei bereit Gut und Leben für ihn zu wagen. Der König wünsche schliesslich mit dem Herzog am 10. August in Augsburg oder Lauin- J) Pitti bei Janssen p. 644. ff. *) Vergl. p. 11. gen mündlich zu sprechen; Ruprecht werde frühzeitig genug ihm eine von diesen Städten bekannt geben.1) Ruprecht sandte hierauf noch eine zweite Gesandtschaft ab, bestehend aus Konrad von Friedberg und Hans von Mittelburg, mit dem Aufträge 100.000 Dukaten in Venedig zu erheben und Leopold zu ersuchen. dieser Summe ein sicheres Geleite durch sein Land zu gewähren. Ferner möge sie sich erkundigen, auf welchem Wege der Römerzug am besten zu Stande gebracht werden könne.2) Eine weitere Gesandtschaft bestehend aus Johanniolus von Como und Rainald von Mainz, war bereits am 9. Juli von Mainz, an Peter von Lodron und andere Reichsgetreuen in Wälschtirol ab-gesandt worden, um sich der Hilfeleistung derselben gegen Galeazzo von Mailand zu versichern. Bestätigung der Freiheiten u. s. f. soli denselben in Axissicht gestellt werden.3) Um den Herzog Leopold noch mehr an sich zu ziehen, stellte Ruprecht am 10. August 1401 zu Augsburg ein Schreiben aus, worin er demselben verspricht, nach dem glücklichen Ausgange des Römerzuges innerhalb eines halben Jahres ihm die Lehen als Fürst von Oesterreich zu ertheilen; wenn jedoch sein Bruder Wilhelm innerhalb dieser Frist um die Belehnung ansuchen sollte, so werde sie demselben als dem ältesten des Hauses Habsburg zu teil werden.4) Aus diesem Schreiben und anderweitigen Nachrichten geht hervor, dass Wilhelm von Seite Ruprechts noch nicht aufgegeben wurde, ja es war gerade jetzt Hoffnung vorhanden, denselben für seine Sache zu gewinnen. Die Ungarn hatten nämlich, wie bereits erwähnt. den König Sigmund gefangen genommen und gingen mit dem Plane um, ihn ganz abzusetzen und einen ändern auf den Königsstuhl zu erheben. Jedoch sie konnten sich bezüglich der Person nicht einigen, es gab nicht weniger als vier Parteien, von denen die Adeligen in den westlichen Gespannschaften sich für einen österreichischen Herzog aussprachen. Da nun Herzog Wilhelm die Krone anzunehmen erklärte, wurde er von den Comita-ten Öden’burg und Wieselburg als Kandidat aufgestellt. Seine Macht jedoch war viel zu gering, als dass er sich hätte festsetzen können, zumal er vor Albrecht IV. von Oesterreich nicht sicher war, der die Sache seines königlichen Freundes Sigmund vertrat. In Folge dessen kehrte Wilhelm wieder nach Oesterreich zurück, nachdem er durch einige Anhänger die eroberten Plätze hatte besetzen lassen.5) Durch !) Janssen, I. nr. 1008. *) Ibidoin, nr. 1017. Ibidom, nr. 1006, 1007. Chmel, nr. 840. Anhang p. 199. *) Aschbaeh, K. Sigmund I. p. 126. dienen Akt musste er sich natürlich mit Sigmund verfeinden und es war dadurch Ruprecht günstige Gelegenheit geboten, denselben auf seine Seite hinüberzuziehen. Doch Ruprecht, wie wir später sehen werden, hoffte vergebens auf den Beitritt Wilhelms. Herzog Albrecht IV., der Liebling Sigmunds, wird in der früher erwähnten Urkunde (16. August) gar nicht einmal genannt. Der achte September nahte unterdessen immer mehr heran, zahlreiche Grafen. Barone, Ritter kamen von allen Seiten herbei. Der König traf bereits zu Augsburg ein schönes stattliches Heer, wie seit langer Zeit keines in Deutschland war gesehen worden. Das Heer stand marschbereit, jedoch es fehlten die Mittel, um es erhalton zu können. Die Florentiner hatten nämlich ziemlich lange gezögert; evst am 15. August reisten Pitti, 'Neri u. s. f. gemeinsam von Florenz ab und fanden bei ihrer Ankunft bereits das königliche Heer, das 15.000 Pferde zählte, gesammelt und zum Abmarsche bereit.1) Anstatt die 25.000 H. mit-zubringen, die Ruprecht so sehr benöthigte, kamen sie nur mit Versprechungen und Anweisungen auf Venedig; erst wenn das Heer auf italienischem Boden stände, könnte ein Theil des Geldes in Venedig erhoben werden. König Ruprecht, früher von der besten Hoffnung beseelt, war rathlos, der ganze Römerzug schien in die Brüche zu gehen. Nach langen Berathungen entschloss mau sich endlich doch den Zug zu unternehmen, jedoch 5000 Reiter mussten wegen Geld- mangel zurückgelassen werden. Ruprecht wollte mit seinen Truppen langsam gegen Trient vorrücken. wohin Pitti die in Venedig zu erhebenden 50.000 Dukaten dem König überbringen sollte Desgleichen kam am 13. September endlich ein definitiver Vertrag mit Florenz *u Stande, worüber schon seit dem Monate April 1. J. mit Pitti war unterhandelt worden.2) Der König verpflichtet sich, die Freiheit der Commune von Florenz zu erhalten und ihre Herrschaft nach Kräften zu mehren, das in Mainz (4. Juli) aufgestellte Privilegium der Stadt als Kaiser mit goldener Bulle zu bekräftigen , in Italien mit mächtigem Heere einzufallen und das Land des Grafen von Virtu im Monate September oder spätestens bis 15. Oktober zu überziehen und zwar bis eu dessen Ruin, Vertilgung, Untergang und Verfall, sowie ihn abzusetzen und zu vertreiben, da er die Rechte des Kaisers in Besit« nehme, die Florentiner ungerecht beleidige und ihre Freiheit und Stadt zu erlangen suche. Dagegen versprachen die Florentiner ihm für die Zukunft einen Stadtzins als Kaiser, für die Gegenwart zum Unterhalt des Heeres 200.000 Dukaten auf zwei Zahlungen, 110.000 i) Pitti l. c. p. 64S. t) Janssen I. nr. 987. 1030. für September, 90.000 für Oktober unter der Bedingung, dass der Kriegszug in das Land des Grafen von Yirtii wirklich erfolge. Dieses Geld sollte in Venedig, Padua und Ferrara ausgezahlt werden. Weno aber der König es schon in Deutschland bedürfte, so sollten die Florentiner deutschen Kaufleuten gutstehen, und wenn Ruprecht unterwegs sterben sollte, der Schaden die Florentiner treffen. Endlich wenn der König zum Unterhalt seines Heeres weiter Geld bedürfe, sollte» ihm die Florentiner vom 1. November an in sechsmonatlichen Friste» gegen gute Kaution 200.000 Dukaten leihen. Wenn aber der König die erstgenannten 200.000 Dukaten empfangen habe, so soll er eine Quittung darüber ausstellen.1) Am 14. September gab König Ruprecht auch dem Ritter Konrad von Freiburg und dem Johann von Winheim den Auftrag, nach Venedig vorauszugehen, und daselbst 55.000 Dukaten zu erheben. Von dieser Summe sollen sie dann 13.000 fl. de« Herzog Leopold als erste Abschlagssumme zahlen gegen Quittung vo» Seite Leopolds.2) Nachdem er sich durch ein Anlehen in Venedig das nöthige Geld erworben hatte, scheint er am 15. oder 16. September von Augsburg aufgebrochen zu sein. Dem Lech entlang marschierend erscheint er am 18. September zu Schongau. Von hier aus dürfte er die Route Füssen-Fernpass gewählt haben, am 25. September urkundet er bereits in Innsbruck.5) Von hier aus erliess er mehrere Schreiben meist an die Fürsten und Städte Italiens; am 25. September richtete er auch ein Schreiben „as den Grafen von Virtü,“ den er aufforderte alle in Besitz genommene» Reichsgüter herauszugeben, widrigenfalls sie ihm mit Gewalt abgenon»-men werden würden. Gleichzeitig mit diesem Schreiben sandte er auch ein solches an seinen Reichsvikar Franz von Carrara in Padua, des Inhaltes, den rebellischen Herzog Johann Galeazzo von Mailand und seine Anhänger als Reichsfeinde zu bekriegen.'*) Dem Markgrafen Franz von Gonzaga, der auf Seite des Mailänders stand, überschickte er gleichfalls eine Abschrift des Befehles an den Reichsvikar in Padua mit dem Bemerken, daraus könne er erkennen, wie der König mit den Reichsfeinden umzugehen gedenke.5) Dem Markgrafen von Este dankt er für seine getreue Gesinnung, obgleich dieser auch wie der Herr von Gonzaga im Geheimen mit dem mailändischen Herzog konspirirto.*) In Innsbruck verweilte Ruprecht einige Tage, am 29. September stellt er noch Urkunden aus.7) Nur langsam rückte er gegen Süden vor; i) Janssen, I. nr 1030. 5) Janssen, I. nr. 1041. *) Janssen, I. nr. 247. «) Janggen, I. nr. 1040. *) Chmel, nr. 967. 968. ff. i) Janssen, nr. i045. 1046. «) Janssen, I. nr. 1037. 1039. am 7. Oktober treffen wir den König in Bozen, wo er bis zum 9. weilte, am 14. endlich in Trient.1) Der Grund seines so langsamen Yorrückens nach Süden, dürfte ein zweifacher gewesen sein. Erstens musste ja Pitti, wie wir oben sahen , nach Venedig vorauseilen, daselbst 50.000 Dukaten erheben und diese dann nach Trient bringen; eine Aufgabe, die in damaliger Zeit nicht gar leicht war, wo alle Päss>e von den Anhängern des Visconti besetzt waren. Übrigens geht aus dem Berichte Pitti’s selbst hervor, dass der König auf ihn in Trient warten musste.*) Zweitens benützte Ruprecht auch zugleich diese Zwischenzeit, um noch einige Bündnisse mit den italienischen Städten zu Stande zu bringen, was wir auch aus seiner Instruktion an seinen Prot.onotar Ulrich von Albeck und Johann von Mittelburg ersehen. Darin befielt er auch dem Franz von Carrara sich in acht Tagen in Trient einzufinden.3) Von letzterer Stadt aus wollte Ruprecht gleichfalls die Verhandlungen mit Venedig ernstlich in Angriff nehmen; denn diese mächtige Republik hatte sich Ruprecht gegenüber stets neutral verhalten. Bereits früher, schon am 20. Juli HOI hatte der König eine Gesandtschaft nach Venedig abgeordnet mit dem Ansinnen ihm Hilfe gegen den Reichsfeind Visconti von Mailand zu leisten.^) Die Antwort des Senats fiel höchst matt aus, man entliess die Gesandten mit eitlen Versprechungen; nicht besser erging es einer dritten Gesandschaft, die am 27. September den gleichen Bescheid erhielt. Venedig wollte soviel als möglich den stumme» Zuschauer spielen, zumal die Beziehung der Republik zu Mailand eher eine freundliche als feindliche war.5) Unterdessen hatten sich in Trient immer mehr Truppen um Ruprecht geschaart; am 28. September war auch Franz von Carrara mit seinen Hilfstruppen (2000 Reiter) nach Trient (wahrscheinlich durch das Valsuganathal) aufgebrochen, wo er den König bereits marschbereit traf. Von allen herzlich bewillkotnmt, zog er in Trient ein.6) Ausserdem waren noch an Fürsten und Bischöfen u. s. f. im königlichen Lager: die Herzoge Leopold von Oesterreich, Ludwig von Baiern, Karl von Lothringen und der Burggraf Friederich von Nürnberg; ferner der Erzbischof von Köln, die Bischöfe von Strassburg, Verden und Würzburg.7) Ferner waren im königlichen 1) Chmel, nr. 994—1013. 2) Janssen, nr. 1067. p. 645. *) Janssen, nr. 1042—1045. <) Janssen nr. 1011. 1012. 5) Höfler, 245. ff. 6) Gataro bei Muratori S. 8. XVII. p. 840. 7) Janssen I. nr. 235. 236. 1054. 1100. 1159. Aus diesem Verzeichnisse ersehen wir hinlänglich die Unhaltbarkeit der Meldung Gattaro’a 1, c. 840. ff. bezüglich der Theilnalime der Erzbischöfe ron Mainz und Gran. Dagegen ergibt eick Heere einige vertriebene Mailänder J) nebst vielen anderen Grafen und Rittern, im Ganzen konnte man das Heer auf 32.000 Mann zu Fuss und zu Pferd schätzen.2) Hier wurde sodann der Kriegsplan für den bevorstehenden Feldzug entworfen. Sollte man durch das Lägerthal oder durch Judikarien vorrücken? Uber Verona oder Brescia gegen Ga-leazzo Visconti den Hauptstreich ausführen? Man entschied sich für den letzteren AVeg und zwar nicht ohne Grund. Denn den ersteren Weg hatte der Herzog von Mailand mit seinen Truppen sehr stark besetzt, in Verona und Vicenza lagen starke Besatzungen, die gewiss nicht beim ersten Anlauf die Stadt übergeben hätten; zudem führte dieser Weg viel zu weit von) Ziele Ruprechts weg, der den Grafen von Virtu, wie er ihn nannte, in Mailand selbst angreifen und vernichten wollte. Diesem seinem Ziele schien er näher zu kommen durch die Wahl der Linie Brescia - Mailand. Nicht etwa weil diese Stadt weniger befestigt und mit geringerer Besatzung versehen war, denn auch in diese Stadt hatte der Herzog von Mailand 6000 Reiter gelegt, sondern weil in Brescia selbst Feinde Visconti’s sich befanden, die zu jeder Stunde bereit waren durch Verrat!) dem königlichen Heere dieselbe zu überliefern.3) Schon von dem Augenblicke an, wo man sich in Deutschland ernstlich anschickte, den Römerzug in Scene zu setzen, war man mit dieser antiherzoglichen Partei in Unterhandlungen getreten, die insbesondere Florenz und Franz von Carrara im Vereine mit den vertriebenen Mailändern geleitet haben dürften. Man hatte im Verlaufe der Sommermonate alle Schwierigkeiten gehoben, die etwa einem Zuge durch Judikarien hinderlich sein konnten. Mit den Herren dieser Gegend, zumal mit dem mächtigen Peter von Lodron, hatte König Ruprecht bereits am 9. Juli Verbindungen angeknüpft,4) die um so leichter zu einem günstigen Resultate führten, da diese wälschen Barone mil Herzog Leopold in gutem Einvernehmen lebten.5) Durch Verleihung von Privilegien und Lehen, wie z. B. an die Castel-barker, wurden sie für die Sache Ruprechts ganz gewonnen und empörten sich offen gegen den Herzog von Mailand.6) Nachdem Pitti von Venedig nach Trient, 50.000 Dukaten mit sich bringend, zurück- die Theilname des Herzogs Carl von Lothringen ain Zuge aus Janssen, I. nr. 1054. und noch bestimmter aus nr. 1159, wo König Ruprecht dem besagten Herzog Vorschläge macht, um denselben für die ihm seit dem italienischen Feldzuge schuldigo Geldsumme schadlos zu machen. *) Sozomenus bei Muratori, S. 8. XVI. p. 1173. s) Gataro 1. o. 840. s) Annales Hediol. bei Muratori S. S. XVI. 884. ff. Janssen, I. nr 1006. 1007. *) Egger, Geschichte Tirols I. 446. ff. *) Chmel 1. c. Dr. 1007. gekehrt war, brach das königliche Heer endlich am 16. oder 17. Oktober von Trient auf. Franz von Carrara wurde auf den Wunsch aller zum Feldmar-schall über sämmtliche Truppen ernannt.1) Es zeigte diese Wahl grosse Klugheit und Mäsaigung von Seite König Ruprechts und der übrigen deutschen Fürsten, die utn so dringender geboten schien, da gerade im 14. Jahrhunderte ein bedeutender Umschwung iin italienischen Heerwesen eingetreten war.2) Während nämlich in Deutschland der feudale Charakter der Heere auch im 14. und 15. Jahrhundert vorwiegend blieb, waren seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in England und Frankreich und am meisten in Italien die Elemente des Soldheeres mächtiger geworden, als jene der Vasallenschaft. Allerdings kamen auch in Deutchlaud zur Completirung der Heere Miethsoldaten vor und die Lehensträger selbst, wie z. B. im vorliegenden Falle Herzog Leopold von Oesterreich und andere, forderten für ihre Dienste, wenn sie auf längere Zeit oder an fernen Orten geleistet wurden, eine reichliche Bezahlung; dabei blieb aber der Geist des Heeres noch immer im Wesentlichen national- und feudal. Die adeligen Schaaren der Reisigen, die Fusstruppen der Städter und des ländlichen Aufgebotes zerfielen noch immer, wie zur Blüthezeit des Ritterthums im 12. und 13. Jahrhundert, m die Banner und Fähnlein, welche von ein paar Dutzend bis zu einigen Hunderten und Tausenden von Kämpfern zählen mochten; das Banner der Reisigen umfasste ebenso viele Lanzen, als Ritter vorhanden waren und zu jeder Lanze gehörten 2—5, auch mehr oder weniger Knappen, welche das zweite Glied hinter dem dünn gesäeten ersten bildeten. Noch unregelmässiger waren die Unterabtheilungen des Fussvolkes, welche bei den Städtern nach den Zünften, beim Landvolke nach Landgerichten, Kirchspielen und Ortschaften geformt waren. Das Lehensheer bildete somit das bunteste Gemisch von dick und dünn gesäeten, von grossen und kleinen Schlachthaufen, von tüchtiger und schleuderhafter Bewaffnung, von trefflicher und gänzlich fehlender Evolutionsfähigkeit; auf kunstvolle Manövers durfte sich der Feldherr um so weniger einlassen, je minder geschult die Mehrzahl seiner Massen war, je weniger Yerständnis sie für eine durchgeistigte Kriegsführung mitbrachte. Anders hatten sich die Verhältnisse in Frankreich, Eng- l) Röfler, p. 249. nennt Franz von Carrara nur Generalkapitäu der itali e n i-schen Schaaren; dies steht jedoch im Widerspruch zur Angabe Gataro», p 8-10. der ausdrücklich sagt: e per comune deliberazione del Imperadore e de’ Buoi Baroni, fu fatto il Signore di Padoya Capitan Generale d i t u t t o 1’ Bsercito Imperiale. *) Vergl. über die nachstehenden Angaben Gatti, allgemeine und Kriegsgeschichte II. 836. ff. 434. ff. land und insbesondere in Italien gestaltet. Wie in Frankreich und England die nie enden wollende Kriegslust und die offene Auflehnung eines Theiles oder manchmal der Mehrzahl des eigenen Adels und die Verbindung desselben mit dem Feinde die Könige dieser Länder zur Bildung von sogenannten „grossen Compagnien“ geführt hatte, die aus Abenteurern aller Herren Länder sich bildeten und den Krieg als Gewerbe betrachteten, ebenderselben Erscheinung begegnen wir auch in Italien, wo die Soldkompagnien nur noch eine grössere Ausdehnung und politische Bedeutung erlangten, wie in den vieljährigen englischfranzösischen Kriegen. Auch hier war die Bildung der Compagnien, wie wir sie seit dem 14. Jahrhunderte aufschiessen sehen, nichts anderes, als ein merkantiles Geschäft. Der Name Condottiere, wie man hier den Hauptmann nannte, war die Firma, welcher, wenn sie guten Klang hatte, das nöthige Capital, Blut und Mut, in Menge zuströmte. Es galt somit nur das Capital in Umsatz zu bringen, was bei den vielen Fehden nicht unschwer war. Welche Stadt, welcher Fürst am besten die Zahlungen leisten konnte, dem war ihr Dienst, ihr Leben und Blut geweiht. Den Höhepunkt erreichte das Soldnerwesen auf der apenninischen Halbinsel in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wo die Banden der Ausländer immer zahlreicher und gesuchter erscheinen, während das einheimische Element immer mehr zurücktritt. Als einer der gefürchtesten Bandenfühler erscheint in dieser Zeit Havkwood (1360—1394), der an der Spitze von englischen Reisigen und Bogenschützen mächtig in die politischen Ereignisse auf der Halbinsel eingriff. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts trat in dieser Hinsicht eine Änderung ein; wieder erwachte in den Herzen der italienischen Männer die Liebe zum Kampfe, die Sucht nach Abenteuern, die in der Zeit Malatesta’s aus Rimini (1350) sich zum letzten Male in hervorragender Weise gezeigt hatte. Immer zahlreicher mengten sich einheimische Elemente unter die ausländischen der Compagnien, bis diese vorwiegend national geworden waren. Allerdings Hessen sich die ausländischen Elemente nicht gleich verdrängen, es fanden sich Fremde nnter den Mannschaften immer noch zahlreich vor, doch die Spitzen der Banden waren meist nur mit Eingebornen besetzt und die Bedeutung fremder Condottieres trat allmählig in den Hintergrund. Der Erste, welcher national - italienische Banden wieder bildete, war Alberico de Barbiano; durch ihn erfuhr der Geist der Kriegsführung einen bedeutsamen Umschwung und mancher im Mittelalter entschlafene Grundsatz des grossen Krieges wurde durch ihn wieder ins Leben gerufen. Die ausländischen Bandenführer, den Traditionen des Mittelalters und ihrer Heimat gemäss, legten das Hauptgewicht auf die persönliche Tapferkeit, mit kühnem Ungestüm wurde gekämpft und grosse Gefahren tob ihnen eher gesucht als gemieden. Alberico de Barbiano hingegen und die aus seiner Schule hervorgegangenen Condottieres sahen nicht nur auf diese Eigenschaft, sondern sie waren insbesondere bestrebt, auch andere Faktoren des Erfolges mit in die Rechnung zu ziehen, ja diesen sogar das Übergewicht zu verschaffen. Dahin gehört das Terrain, die Zeit, die Neuheit und die dadurch bedingte Überraschung, kurz das sorgfältige Combiniren der Operationen, die Aufstellung taktischer und strategischer Principien. Da dem Bandenführer sammt seinen Truppen stets nur der eigene Yortheil als das Höchste bei der Kriegführung vor Augen schwebte, so verstand es sich wol von selbst, den Erfolg soviel als möglich unter möglichster Yermeidung von grossen Gefahren und Verlusten zu suchen. Um nun denselben bei eigener Schonung dennoch zu erringen, mussten sie das, was ihnen an persönlicher Tapferkeit abging, durch ihre grössere taktische Ausbildung und technisch vollkommenere Ausrüstung zu ersetzen trachten. Und gerade dieser gefürchtete Condottiere Alberico de Barbiano stand damals (1401) im Solde des Herzogs von Mailand, unter seiner Leitung sollte jetzt der Kampf gegen König Ruprecht ausgefochten werden. Unter diesen Umständen finden wir es leicht erklärlich, dass die Wahl eines Feldmarschalls einstimmig auf Franz von Carrara fiel. Unter seiner Anführung konnte man am ehesten auf einen Sieg des königlichen Heeres über das des Mailänders hoffen, da er am besten in die italienische Kriegstaktik eingeweiht war. Als königlicher Feldmarschall oblag ihm die Leitung der Märsche, Anordnung jm Lager, der Entwurf des Schlachtplanes im grosen Ganzen Alles, was heute dem Generalstabe obliegt. Franz von Carrara ist es denn auch, der in seiner Eigenschaft als Generalquartiermeister das Commando der Yorhut, das für besonders wichtig betrachtet *) wurde, übernahm; mit 800 italienischen Reitern eilte er dem königlichen Hauptheer voraus, um sich mit Peter von Lodron und ändern wälschen Herren im Gebirge zu vereinigen.2) Der Marsch, der sie über Yezzano ins Sarkathal, und von da durch Giudicaria in das Chiesethal3) führte, ging ohne Hindernisse von statten. Peter von Lodron und Rozono von Brescia hatten mit 2000 Kriegern diese Gegend bereits von den Feinden gesäubert und die Anhänger Visconti’s theils vertrieben, theils gefangen genommen.4) Uber >) Gatti 1. c. 487. ff. *) Sozomenus bei Muratori S. 8. XVI. 1173. 8) Also nicht über den Nona und Sulzberg, wie Höfler 249 annimmt, auf welchem Wege er in das Thal Camonica über Tonale gekommen wäre, nicht nach Preseglie. Cf. Scheda, Generalstabskarte. *) Sozomenus. 1. c. 1173 und annales Mediolani bei Muratori XVI. 834. 5 Lodrone ging der Marsch weiter längs des Sabbiathales — der kürzesten Marschroute — über Preseglie in die Ebene von Brescia,1) wo der Vortrab der italienischen Reiter unter Franz von Carrara bereits am 18. Oktober angekommen zu sein scheint;2) 12 Miglien von Brescia schlugen sie ihr Lager.3) König Ruprecht traf jedoch seinen Gegner nicht ungerüstet. Während sich die deutschen Heermassen aus bereits erörterten Gründen nur langsam gegen dun Herzog heranbewegten, sammelte der letztere ein Heer von 4500 Gleven i. e. 13.500 Reitern und 12.000 Mann zu Fuss. Bei dem glänzenden Stande seiner Kasse konnte er dies leicht thun; zog er ja aus dem reichen Lande nicht weniger als eine Million Dukaten! Obgleich selbst kein grösser Feldherr , war er doch glücklich in der Wahl seiner Feldhauptleute, von denen insbesondere der bereits öfters erwähnte Condottiere Alberico de Barbiano hervorzuheben ist, dem die Leitung des gesammten trefflich geschulten und ausgerüsteten Heeres anvertraut wurde. Nach Brescia hatte Galeazzo bereits vor der Ankunft des deutschen Heeres mehrere tüchtige Condottieres aus der Schule des Barbiano. wie Facino Cane, Otto-buono Terzo, Galeazzo von Mantua, Taddeo de Yerme, zwei Pori, den Markgrafen von Montferrat, Carlo Malatesta mit 600G Kriegern gesandt.4) In die übrigen Städte, wie Yerona, Vicenza, wurden gleichfalls starke Besatzungen geschickt. Kam dem Herzog auch aus Frankreich von Seite des Herzogs von Orleans durch das Dazwischentreten des Herzogs von Burgund, der auf der Seite Ruprechts stand, keine Hilfe, so t) Therunda, Schreiben desselben an König Wenzel dat. Iß. Not. Veron» bei Palacky, Formelbücher II. 42„ wo es heisst: „Descendit imprudens Bavarus . . . cum non parva, ut fertur, acie per vallem S a b i a m , ut inde Lom-bardiam prope Brixiae moenia contingeret.“ Diesem Berichte steht jedoch die Angabe Corio’s, historia di Milano 284 gegenüber, wo es hoisst: „Et in- consultamente fu condotto per vie solitarie, et aspre, nella Valle Intropi lon-tana da Brescia 8. milla passi.“ Nach meiner Ansicht lassen sich beide Angaben rechtfertigen. Die Vorhut und das Gros des königlichen Heeres dürften die kürzeste Linie Lodrone-Preseglie-Broscia gewählt haben; ein Detachement hingegen musste schon aus Vorsicht die Route durch das Trompiathal über Bovegno-Gardone-Brescia einschlagen, um sich den Mailändern gegenüber den Rücken zu decken. Gataro orwähnt ja auch, dass nicht alle Truppenkörper gleichzeitig vor Brescia erschienen seien. 2) Ich glaube dies daraus sch'iejsen zu dürfen, da des Foldmarschalls Sohn Jakob bereit, am 19. Oktober vor Brescia nach Gataro erschien, und diesen erwartete ja Franz sehnlichst, woraus klar hervorgeht, dass Franz früher vor Brescia angelangt sein musste. s) Sozomenus 1. c. 1173; naeli Corio 1. c. 284 waren es 8 Miglien von Brescia. <) Vergl. über die italienischen Verhältnisse: Leo, Geschichte der italienischer Staaten, III. 340 ff., Droysen, Geschichte der prenssischen Politik I. 888 ff Gataro 840 ff. Sozomenus U73. Bonincontri 83. war er doch insoferne vom Glücke begünstigt, dass er die Feinde im eigenen Hause aufdeckte — die Verschworenen in Brescia. Rozono von Brescia wird allgemein als Haupt dieser antiherzoglichen Partei bezeichnet; von den Florentinern aufgestachelt suchte er dem Könige Ruprecht die Stadt in die Hände zu spielen.1) Doch die Sache wurde ruchbar, mehrere Verschworene büssten ihre kecke That mit dem Tode. Rozono entging glücklicherweise noch rechtzeitig der Gefahr. Nachdem er mit 2000 Mann die Umgebung von Brescia verwüstet hatte,2) zog er dem königlichen Heere ins Gebirge entgegen, wo er noch vor der Ankunft desselben im Bunde mit den wälschen Baronen, wie Peter von Lodron, die ganze Gegend DÖrdlich von Brescia von den Anhängern Visconti’s säuberte. Durch diese Kämpfe öffnete er dem königlichen Heere das Gebirge, die Thäler Tmmpia und Sabbia, die Zugänge nach Brescia, so dass Franz von Carrara mit semem Vortrab, ohne sonderlichen Hindernissen zu begegnen, in wenigen Tag-märschen vor Brescia erscheinen konnte. Hier erwartete er auch den König, der mit der Hauptmacht nach Monza vorzudringen hoffte.3) Kaum war der königliche Feldmarschall mit dem königlichen Banner in der Ebene von Brescia erschienen, so beunruhigte sofort der Con-dottiere Facino Cane, der das Commando in Brescia führte, durch regelmässig geordnete Ausfälle die Truppen Ruprechts und brachte ihnen meist empfindliche Verluste bei. Schon aus diesen kleinen Gefechten konnte man die taktische Überlegenheit der italienischen Truppen über das buntgemischte feudale Heer Ruprechts erkennen. Franz von Carrara war zu klug, um nicht einzusehen, dass er mit den deutschen Truppen allein den Kampf gegen diese kunstgemäss kämpfenden italienischen Soldtruppen nicht aufnehmen könne, ohne sich einer sichern Niederlage auszusetzen. Deshalb erwartete er mit Ungeduld die 1000 Reiter, die ihm sein Sohn Jakob aus Padua horbeibringen sollte. Dieser war am 12. Oktober von dieser Stadt aufgobrochen und kam endlich auf Umwegen über Treviso-Trient und das Chiesethal am 19. Oktober ins Kriegslager vor Brescia, 1000 Reiter und 800 Fuss-truppon mit sich führend, von allen jubelnd aufgenommen.4) Bereits i) Annales Mediol. 1. c. 854. ff. *) Ibidem. *) E» scheint, dass der König nicht gleichzeitig mit dem Heere erschienen ist, sondern dass er sich etwas verzögert hat; nach Sozomenus 1. c. 1173. wäre er erst am 21. Okt., also am Schlachttage Tor Brescia erschienen. Dieser Angabe steht jedoch die weniger glaubwürdige Meldung bei Gataro 840 gegenüber, dass er gleichzeitig mit Franx von Carrara Tor Brescia angekommen wäre. <) Gataro 840 ff. nach Ablauf von zwei Tagen rückten aehon die feindlichen Führer a* ihrer Spitze Facino Cane mit 6000 Reitern vor die Stadt hinaus und stellten sich in zwei Schaaren in Schlachtordnung auf. Franz von Carrara glaubte jetzt nach eingetroffener Hilfe eine hinlängliche Macht zu besitzen, den Kampf mit Erfolg aufnehmen zu können. Er beeilte sich daher sein Heer gleichfalls in Schlachtordnung aufzustellen. Er theilte dasselbe in vier Schaaren ein, das Commando über die erste (aus 3000 Reitern bestehend) erhielt der Pfalzgraf Ludwig von Baiern; die zweite Schaar (4000 Reiter) führte Herzog Leopold von Oesterreich, die dritte (6000 Reiter) der Burggraf Friederich von Nürnberg, der zuerst den Feind angreifen wollte; die vierte und letzte endlich, die meist aus Italienern bestand, (3000 Reiter und 50') Provisionati) sollte sein Sohn Jakob auführen. Kampfgerüstet standen sich beide Heere gegenüber; das Zeichen zur Schlacht wird gegeben und mit eingelegter Lanze stürmt der Burggraf von Nürnberg an der Spitze seiner Schaar gegen den Markgrafen von Montferrat heran. Jedoch der Burggraf wird von seinem Gegner aus dem Sattel gehoben und da dem Markgrafen seine Lanze dabei gebrochen ward, zog er sein Schwert und schlug sich glücklich mit den Deutschen herum. Das gleiche that Ottobuono Terzo, der den Deutschen gleichfalls einen ordentlichen Schaden mit seinen kampfgeübten Italienern zufügte; die Deutschen waren nämlich beim Sturze des Burggrafen vom Pferde herabgesprungen, um ihn wieder auf den Sattel zu heben. Diesen Moment benützten die Gegner und brachten auf diese Weise den unbewaffneten Deutsche» einen grossen Verlust bei. Da Franz von Carrara, der Feldmarschall, diese Unordnung und die Gegner im Vortheile ersah, befahl er der zweiten Schaar unter Führung des Herzogs Leopold vorzurücken, um die Feinde zurückzuwerfen. Der Herzog focht mit grösser Bravour und vollbrachte Wunder der Tapferkeit. Da warf sich aber Carlo Malatesta, ein feindlicher Condottiere, auf den Herzog, hob ihn aus dem Sattel; und wie er vom Pferde fiel, wurde er im Moment von den feindlichen Soldaten erfasst und nach Brescia in die Gefangenschaft abgeführt. Als dies seine Leute sahen, erfasste sie allgemein die Furcht und sie schickten sich allmählich an, die Flucht zu ergreifen. Die Schlacht wäre nach Gataro’s Bericht verloren gewesen, wenn nicht des Feldherrn Sohn Jakob von Carrara mit seiner Schaar vorgerückt wäre. Er warf den Carlo Malatesta vom Pferde, während seine Fusstruppen sich auf die Pferde der Gegner warfen und diese verwundeten. In Folge dessen waren die feindlichen Schaaren zum Rückzuge gezwungen, jedoch viele Gefangene, goldene und silberne Ketten mit sich führend.1) Wenn wir uns zunächst nach der Ursache der Niederlage erkundigen, so müssen wir mit Rücksicht auf das, was bereits an anderer Stelle über die Entwickelung des Lehensheeies einerseits, und der italienischen Soldnerschaar anderseits mitgetheilt worden ist, dieselbe unbedingt in der taktischen Überlegenheit der letzteren über die Feudaltruppen suchen. Wäre die persönliche Tapferkeit allein Auaschlag gebend gewesen, so hätte das königliche Heer, auch wenn es den Mailändern gegenüber sich nicht in der Überzahl befunden hätte, ohne Zweifel den Sieg über die Feinde errungen. Jedoch gerade diesen Faktor des Erfolges zogen die Anführer der italienischen Banden weniger in Betracht, als vielmehr das sorgfältige Combiniren der Operationen , die Aufstellung taktischer und strategischer Principien. Bei diesen Schaaren, welche aus zusammengelaufenem Yolke aller Art gebildet waren, brauchte die taktische Gliederung und Ausbildung sich nicht an die gegebenen, unbequemen Verhältnisse des Feudalismus zu schmiegen, sondern der Feldherr war hier in Wahrheit der Ordner und Bildner seiner Massen. Es waren daher die Verhältnisse der Waffen, die Haupt- und Unterabtheilungen scharf und fix bestimmt. Anders sah es in dieser Hinsicht bei dem Heere König Ruprechts auB. Schon die Gliederung seiner Armee, wenn wir von den Truppen des Franz von Carrara absehen, machte grosse taktische Operationen fast unmöglich; denn die Banner der Herren, Bischöfe und Herzoge bildeten ebensoviele Hauptabtheilungen, welche dann wieder herrschaftsweise sich gliederten. Eine unförmliche Ungleichmässigkeit der Abtheilungen war wie in der Bewaffnung, dem Geiste und der Führung, so auch in der numerischen Stärke die Folge. Während ferner die italienischen Truppen ihre Bewegungen planmässig ausführten, in mehreren Schaaren und zwar im Haufen kämpften, fochten die deutschen in zerstreuter Fechtart, suchten sie nach gewohnter Art ihr Heil im Einzelkampf. Die ungestüme Tapferkeit, mit welcher zuerst der Burggraf von Nürnberg, dann auch der Herzog Leopold die Feinde anrannte, hatte gegenüber dem klug berechnenden Geiste des feindlichen Feldherrn nur die übelste Folge: beide Abtheilungen wurden geworfen, Leopold selbst gefangen. Dazu kam noch der Umstand, dass gerade um das Jahr 1400 die italienische Reiterei, welche im Allgemeinen überwog, in einem höheren Rufe, als irgend eine andere stand. Die bessere Aufzäumung der italienischen Pferde, die nicht nur mit dem Zaume, sondern auch mit der Trense ausgerüstet gewesen seien, machte sie nicht nur zum direkten Angriff geeignet, *) Gataro, 1. o. 841. ff. •sondern auch im Gefechte umzukehren und nach verschiedenen Seiten abzuschwenken.l) Alle italienischen Quellen2) stimmen darin überein, dass insbesondere die italienische Reiterei den Ausschlag zu Gunsten des Herzogs von Mailand gegeben habe. Soviel steht fest, dass die königlichen Truppen eine bedeutende Schlappe erlitten haben und dass sie nur durch das rechtzeitige Eingreifen des Fürstensohnes Jacob von Carrara mit seiner kampfgeübten Schaar vor einer gänzlichen Niederlage verschont blieben; durch die Meisterschaft sodann , mit welcher der junge Carrara den Rückzug deckte, konnte -wenigstens Ruprechts Heer ohne allzugrosse Verluste sich ins Lager zurückziehen. König Ruprecht hatte an der Schlacht nicht theil genommen, ja er hielt, wenn man dem Berichte Corio’s3) Glauben schenken darf, sieb nicht einmal im Lager auf, sondern im Gebirge, womit freilich die Angaben Gataro’s und des Sozomenus4) nicht übereinstimmen, die ihn ausdrücklich im Lager anwesend sein lassen; jedoch von einer Theilnabme Ruprechts an der Schlacht, melden auch letztere zwei nichts, in Folge dessen er viel an Ansehen, insbesondere bei den Italienern einbüssen musste, die ihn vor seinem Eintritte in Italien für einen tüchtigen König gehalten hatten.5) An dieser Stelle dürfen wir ein Gerücht bei Gataro nicht mit Stillschweigen übergehen, zumal dasselbe sogar in neuester Zeit6) noch vielfach Anklang gefunden hat, ich meine nämlich den angeblichen Verrath Herzog Leopolds an der königlichen Sache. Nach dem Berichte Gatoro’s sei nämlich Herzog Leopold nach drei Tagen mit den übrigen gefangenen Deutschen zum grossen Erstaunen des Königs und der übrigen Waffenfreunde wieder ins Lager des königlichen Heeres zurückgekehrt. Gleichzeitig habe auch Franz von Carrara einen Brief von der Stadt aus Freundeshand erhalten, worin er insbesondere vor Leopold gewarnt wurde; derselbe hätte dem Visconti und dessen Feldherrn versprochen, sowol den Feldhauptmann, als auch dessen Sohn Jakob dem Herzoge zu überliefern. Der Erzbischof von Mainz und Gran seien gleichfalls Mitverschworene des Herzogs. Franz von Carrara habe, i) Leo 1. c. TU. 341, Droyaen 1. c. I. 237. ff. Sozomenus 1168. 1173. *) Gataro 841, Sozomeuus 1173, Poggi bei Muratori S. 8. XX. 283, Bonincontri bei Muratori XXI. 83. ®) Corio 1. c. 284. *) Gataro 840, Sozomenua 1173. *) „Fama per Italiam Tulgaverat magnos exercitus circa renum parari novo cum Imperatore Italiam transituros erectique cunctorum animi in expectatione erantL nagt Antoninus (bei Höfler 246. n. 3.); Yergl. Bonincontri 1. c. 82. «) Lichnowsky. Gesch. der Albrecht, u. Leopold. Linie V 36, Schlosser VII 158, Droysen I 238. nichts Gutes ahnend, um seine Person sicher zu stellen, sich mit einem zahlreichen bewaffneten Gefolge umgeben und sei rum Könige geeilt, um ihn von der bevorstehenden Gefahr in Kenntnis zu setzen. Der König habe den Herzog gleich zu sich berufen unu ihm befohien mit seinem Heere und mit dem Erzbischof von Mainz gegen Verona zu ziehen; daselbst sollte eine nähere Untersuchung mngeleitet werden. Da diesem Befehle nachzukommen Leopold sich geweigert hätte, habe ihm der König geboten, dass er und die Seinigen im Lager die Waffen ablegen sollen. Der Herzog habe erwiedert, solange er und seine Kriegbschaar hier seien, sollen sie bewaffnet bleiben. Hierauf habe er sich entfernt und sei mit seinen Truppen in sein Lana zurückgekehrt,1) Beruht diese Nachricht auf Wahrheit oder nicht? Um dies zu ermitteln, wollen wir hier vorerst die Angaben der italienischen Chronisten, die über diese Schlacht berichten, zusammenstellen und ver-gleichen. Vielleicht ergibt sich schon aus diesen Angaben ein befriedigendes Resultat, sei es für jder gegen Herzog Leopold. Andeutungen über den Verrath des Herzogs gibt uns ausser dem gleichzeitigen Geschichtsschreiber Gataro nur noch der zeitgenössische Geschichtsschreiber Poggi;2) nach demselben wäre „zuerst der Erzbischof vod Cöln, dann der Herzog Leopold nicht ohne Verdacht des Verrath es nach Hause zurückgekehrt.“ Sozomenus3) hingegen meldet von einem Verrathe nichts, sondern sagt nur, dass Leopold und der Erzbischof von Cöin mit ihren Heitern abgezogen wären, „da sie mit den italienischen Truppen nicht länger zu kämpfen vermochten.“ Die Mailänder Annalen4) melden weder vom Abzüge, noch vom angeblichen Verrathe Leopolds etwas; sie berichten nur, dass Rozono von Brescia mit 2000 Verbannten dem Visconti Schaden zugefügt habe. Corio5) und Bonincontri6) erwähnen gleichfalls nichts von einem Verrathe; eraterer erwähnt nur die Gefangennahme des königlichen Grossmarschalls und beziffert den Verlust des königlichen Heeres auf 600 Pferde, 'während letzterer nur berichtet, „dass ein Führer auf den anderen die i) Gataro 842. *) Historia bei Muratori XX 282: „Primus Coloniensis archiepiscopus, tum Leo-poldus Austrite Dux, non abaque animi corrupti suspicion«, relicto Roberto domum rediere“ * *) Specimen historia bei Muratori XVI 1174; „Et Archiepiscopus Colonise, et Dux Leopoldus de Osterich, dixerunt Imperatori, et quod non valebant contra equites Italos; et statim abierunt cum suis equitibus, relicto ibi Imperators*. *) Muratori XVI 834. *) Historia di Milano 284. «) Bonincontri annales bei Muratori XXI 84: „Et ut fit ox re male gesta, quum alter ducum alterum incusaret, episcopui Coloniengis et Leopoldus Austria» Dux relicto Ctesare in Alemanniam radiere". Schuld der Niederlage zu wälzen gesucht habe, in Folge dessen Herzog Leopold und der Erzbischof von Cöln nach Deutschland zurückgekehrt seien.“ Aus dem bisher Gesagten ersehen wir also, dass zwei Zeitgenossen den Herzog Leopold in der That des Verrathes anzuklagen geneigt sind, wenn auch Poggi diese Anschuldigung in etwas milderer Form vorbringt. Ist nun das Urtheil dieser Männer gerechtfertigt oder nicht? Diesen von Gataro und Poggi dem Herzoge Leopold zur Last gelegten Verrath an der königlichen Sache gleich von vornherein als unwahr abzuweisen, fühle ich mich nicht berechtigt; denn es muss doch angenommen werden, dass beide Geschichtsschreiber diesbezüglich unterrichtet waren. Wohnten doch beide in solchen Städten, die in sehr naher Beziehung zu König Ruprecht standen. Anderseits liegt auch kein Grund vor anzunehmen, dass sie uns mala fide die Unwahrheit hätten sagen wollen. Wenn Höfler1) zur Annahme sich berechtigt glaubt, dass Gataro diese Verrätherei von Seite Leopolds erfunden habe, um den raschen Abzug und das Misslingen des Zuges zu rechtfertigen, so kann ich ihm hierin nicht beistimmen. Denn wir wissen, dass König Ruprecht bereits vor Brescia nach der verhängnisvollen Niederlage den Entschluss fasste über Trient nach Padua zu ziehen, um von dieser Stadt aus mit Hilfe der Venetianer und Florentiner einen neuen Feldzug zu unternehmen.2) Somit lag der schnelle Abzug des Franz von Carrara nach Padua nicht nur in dessen eigenem Interesse, sondern auch in dem des Königs, da es diesem aus dem bezeichneten Grunde nicht gleichgiltig sein konnte, ob ein Freund oder Feind in der genannten Stadt die Herrschaft inne. hatte. Und dieser Umschlag in Padua hätte sehr leicht eintreten können; denn die Gegenpartei daselbst, die zu Visconti hielt, wird es gewiss nicht an Geld und guten Worten haben fehlen lassen, um das Volk den Carraresen abwendig zu machen. Überdies kommt noch der Umstand in Betracht, dass in Verona und Vicenza eine bedeutende Truppenmacht des Herzogs von Mailand lag, die jeden Augenblick gegen Padua losschlagen konnte. Desgleichen geht es wohl kaum an, dem königlichen Feldinarschall den Misserfolg bei Brescia in die Schuhe zu schieben. Mit Rücksiöht auf das über die Entwickelung der italienischen Söldnerbanden und des feudalen Heeres bereits früher Mitgetheilte, dürfen wir das Missgeschick des königlichen Heeres nur in der besseren Kriegsführung und Ausrüstung der italienischen Truppen suchen. Waren es denn nicht gerade die Truppen des Fürsten von Padua, die das königliche l) Ruprecht von der Pfalz 259. *) Pitti bei Janssen I nr. 1067 p. 647. Bonincontri 1. c. 84. Heer vor einer gänzlichen Niederlage bewahrten, und es diesem ermöglichten , vorerst den geordneten Rückzug ins Lager, sodann nach Trient anzutreten ? Ferner sehe ich nichts Auffallendes darin, dass Franz von Carrara einen Brief von einem Freunde (?) in der Stadt erhalten habe, der ihn vor Herzog Leopold warnte. Ist es denn gar so unmöglich, dass nicht der Brief mit Wissen und Willen der Visconti Partei in das königliche Lager gesandt werden konnte, um Zwietracht, Unfrieden und Verdacht unter den Führern selbst zu erwecken ? Gerade dieses Vorgehen von Seite der Visconti Partei war am besten geeignet, dass Misstrauen des Franz von Carrara gegen den Herzog Leopold wachzurufen. Es war vielleicht dem Carraresen nicht unbekannt geblieben, dass das Streben der österreichischen Herzoge bereits vor dem Zuge Leopolds nach Italien auf die Erwerbung von Verona und Padua gerichtet war, was wir aus der Instruktion für die Räthe König Ruprechts behufs der Unterhandlungen mit den österreichischen Herzogen zu St. Veit (1101) ersehen: „Machen die Herzoge,“ heisst es daselbst, „vielleicht für den Beistand, den sie dem Könige leisten sollten, Ansprüche auf die Erbschaft des verstorbenen Herrn von Mailand, Barnabö, und verlangen sie, dass man sie zur wirklichen Besitznahme derselben unterstützen solle und fordern sie auch, Verona und Padua sollen ihnen als Reichslehen zu theil werden, da sie ihre Ansprüche darauf urkundlich darthun zu können behaupten, so müssen ihnen die Gesandten darauf antworten, dass der König bereitwillig sei, ihnen einige Allode Barnabös,1) die zum deutschen Reiche nicht gehören, einzuräumen. Verona und Padua könnten ohne Einwilligung der Kurfürsten nicht vergeben werden und gestatteten es diese auch, so brächte es dem Könige Schmach und Schande, die Besitzungen des Reiches zu vermindern, da es seine Pflicht ist, dieselben zu vermehren.“2) Aus leicht begreiflichen Gründen konnte Ruprecht am allerwenigsten auf die Herausgabe Paduas eingehen; deswegen stellte der König später (2. Juli 1401) dem Herzoge Leopold, wie bereits oben erwähnt, wol einen Schuldbrief aus, in welchem er bezeugte, dass er ihm für den gestatteten Durchzug durch sein Gebiet in die Lombardie 100.000 Dukaten versprochen habe, die ihm innerhalb der nächsten drei Jahre sollen ausbezahlt werden. Sollte Ruprecht noch vor dem Verlaufe dieses Termines einige Städte und Schlösser in der Lombardie erobern, deren Besitz Leopold angenehm wäre, so sollen sie ihm nach dem Ermessen dreier Mitglieder des königlichen Rathes, welche der Herzog ernennen wird, pfand- i) Leopold III. hatte nämlich eine Tochter Barnabos geheiratet. *) Janssen, I. nr. 951. weise für die genannte Summe eingeräumt werden.') Ohne Siege in der Lombardei war es aber Ruprecht nicht möglich sein gegebenes Wort zu halten und Leopold die bedeutende Summe auszuzahlen, die er ihm für den freien Durchzug und für den Sold seiner Hilfstruppen versprochen hatte. Konnte es nun nicht möglich sein, wie eben der Brief meldete, dass Leopold während seiner Gefangenschaft mit den Viscon-ti’s einen Pakt geschlossen haben konnte, gegen Herausgabe Padua’s sich ihnen anzuschliessen ? In diesem seinen Verdachte wurde Franz von Carrara nur noch mehr durch die plötzliche Entlassung Leopolds aus der Haft bestärkt, sowie durch dessen schnelle Abreise in seine Heimat, die er gemeinschaftlich mit dem Erzbischof von Cöln antrat. Konnte nicht Leopold durch das Lägerthal nach Verona marschiren, um dann vereint mit den hier herrschenden Yisconti’s Padua durch einen Handstreich einzunehmen? Diese und ähnliche Erwägungen mögen es gewesen sein, dass das Misstrauen des königlichen Feldmarschalls gegenüber Leopold den höchsten Grad erreichen mochte, in Folge dessen er es für angezeigt erachtete, nachdem er dem Könige den Inhalt des Briefes mitgetheilt hatte, schnellstens nach Padua zurückzukehren, um die ihm etwa daselbst drohende Gefahr gleich im Keime zu ersticken. Und da nach diesen Vorgängen, freilich aus ändern Gründen, die Auflösung des königlichen Heeres erfolgte, so ist leicht einzusehen, dass die phantasievollen Italiener nur allzugeneigt waren gleichfalls an Ver-rath von Seite Leopolds zu glauben, wobei das unerwartete, allerdings wol begründete, geheimnisvolle Eintreffen des königlichen Feldmaref'halls in Padua nicht wenig dazu beigetragen haben mag. Und wie einmal dieses Gerücht in Umlauf gesetzt war, fand es immer mehr Anhänger — das Unglück macht ungerecht —, bis schliesslich dasselbe als pure Wahrheit angenommen wurde. Als solche fand denn auch dieses Gerücht Aufnahme bei den zwei erwähnten Geschichtsschreibern. Und zwar je gefährdeter die Lage der Städte Padua und Florenz dem Herzog Visconti gegenüber in Folge der Niederlage bei Brescia sich gestaltete, in desto stärkeren Ausdrücken geben beide Geschichtsschreiber ihrem patriotischen Unmuthe gegenüber Leopold, als dem vermeintlichen Urheber des Unglück’s, Ausdruck; Gataro heftiger als Poggi, da des ersteren Vaterstadt Padua zuerst in Gefahr stand von der Macht des Mailänders erdrückt zu werden, was bei Florenz, weil viel mächtiger, gerade nicht so schnell zu befürchten war. Damit ist wol die Entstehung dieses Gerüchtes angedeutet, aber noch nicht gesagt, dass die Angaben der zwei italienischen Geschichtsschreiber auch auf Wahrheit beruhen. i) Kurz. I. 215. ff. Allerdings hätten wir nur diese italienischen Quellen und würden wir den Herzog Leopold so hinstellen, wie Schlosser und andere dies gethan haben, dass er Verträge wol eingegangen, aber nicht gehalten habe, so müsste unser Urtheil nur zu seinen Ungunsten ausfallen. Glücklicherweise besitzen wir aber einige Dokumente von Ruprecht selbst, welche dessen Verhältniss zu Leopod sowol während seines Aufenthaltes in Italien, als auch nach dessen Rückkunft nach Deutschland in das richtige Licht zu setzen geeignet sind. Vor allem kommt hier ein Werbebrief Ruprechts an den König von England (Padua Februar 1^02) in Betracht, worin der König dem Ritter Hirschhorn und dem Dekan Tilman von Köln Instruktion gibt, um mit dem König Heinrich von England über eine Kriegshilfe von 2000 Bogenschützen zu verhandeln. „Und darumb so bitte yn,“ heisst daselbst die bezeichnende Stelle, „myn herre der Römische kunig, so er ymer fruntlichst und ernstlichst möge, daz er yme zweietusent artschierer zu htilft' wolle schicken, und daz die durch der herzogen lant von Burgündien gein Lutich und gen Colle zu und also den Rin heruff, und furbasz durch unser und dez herezogen lant von Osterich gein Paduw zu kommen, so daz yemer erste gesin möge. So habe myne herre der Römische kunig denselben herren durch der lant sie werden ziehen, geschriben und gebeten sie zu gleiten und sicher durchlaszen ziehen.“1) Aus diesem Werbebrief ersehen wir doch klar und deutlich, dass von einem feindlichen Verhältnis Leopolds und des Erzbischofs von Cöln zu Ruprecht keine Rede sein konnte, sondern dass letzterer wie früher mit beiden auf dem freundschaftlichstem Fusse stand. Ihre Narren werden mit denen der Herzoge von Burgund genannt, von denen wir wissen, dass sie als die besten Freunde Ruprechts galten. Wie hätte sonst Ruprecht an Leopold das Ansinnen stellen können, den englischen Hilfstruppen auf ihrem eventuellen Zuge nach Italien den Durchzug und sicheres Geleit durch seine Länder zu gewähren? Ferner stellt gerade Ruprecht dem Herzoge Leopold nach seiner Rückkunft aus Italien (1402), nachdem er von des Herzogs Bemühungen zu seinen Gunsten Kunde erhalten, das schönste Zeugnis über die ihm bewiesene Treue aus. Er vernahm nämlich in Innsbruk, w*o er auf der Rückreise nach Deutschland am 28. April 1402 übernachtete, vom Hofmeister Leopolds Friedrich von Fledenitz die nähern Details über die Botschaft König Sigmunds an die Herzoge Wilhelm und Albrecht bezüglich des Durchzuges durch ihre Länder, um seinem Bruder Wenzel in Rom endlich die Kaiserkrone aufs^tzen zu lassen. Herzog Leopold habe aber, so erzählte Fledenitz dem König Ruprecht, als er davon Kunde erhalten, l) Jaüsaen, I. nr. 1089. sich sogleich zu seinen Brüdern begeben und habe sie darauf aufmerksam gemacht, welche Folgen dieser Durchmarsch für sie haben würde. Die Böhmen, sagte er, haben uns und unseren Unterthanen bis her soviel Schaden zugefügt, als eie nur immer konnten; welch’ t*in Unheil stünde uns erst dann bevor, wenn es Sigmund gelänge, sich zum Regenten des Königreiches Böhmen aufzuschwingen ? Ihr kennt ja doch die Rechtschaffenheit und Frömmigkeit meines Herrn, des neuen römischen Königs, der so freundlich gegen uns gesinnt ist, dass es ihm zum Vergnügen gereicht, uns irgend einen Dienst erweisen zu können. Ich habe mich gegen einen seiner Geheimräthe mit einem Eide verpflichtet, bei ihm treu auszuharren und ihm Beistand zu leisten. Dieses Versprechen werde ich auch erfüllen. Zugleich muss ich euch aufmerksam machen, dass am künftigen St. Georgi Tage unsere gemeinsamen jährlichen Einkünfte unter uns sollen vertheilt werden; ohne meine Mitwirkung kann auch euer Antheil nicht erfolgen; gestattet ihr Wenzel den Durchzug, so bin ich euer Gegner.1) Das ist doch nicht die Handlungsweise eines Verräthers, sondern eines Fürsten, der treu und fest seinen Eid zu halten gesonnen ist. König Ruprechts Freude über Leopolds Treue, Anhänglichkeit und heissen Eifer, die Macht und das Ansehen des neuen Reichsoberhauptes zu befördern, war ausserordentlich. „Item die obgeschrieben rede,“ lieisst es im Werbebrief Ruprechts an Herzog Leopold, „als der hoffemeister der von Fledenicze die erzelt hat, hat myn herre der kunig gerne vernomen, und verstet und merckt auch wol daz mym herren herczog Lupolt ernste in sinen sachen ist, und daz er yn mit ganczen truwen meynet.“2) Und an einer ändern Stelle nennt Ruprecht den Herzog „seinen sunderlichsten und liebsten Freund, zu dem er ein ganz lauteres Getrauen habe und dass der König bereit sei ihm zur Vergeltung seiner Verdienste Gut und Blut zum Opfer zu bringen.“3) Dem Ermessen Leopolds stellte es König Ru- precht ganz und gar anheim, ob er mit den Herzogen Albrecht und Wilhelm in Unterhandlung treten soll oder nicht; nur durch seine Mitwirkung hoffte der König die genannten Herzoge zu einem Bunde wider die Visconti und alle seine eigenen Gegner bewegen zu können. Als Parteigänger Ruprechts wurde sodann Leopold nebst seinem Bruder Friederich von jenem wichtigen Vertrage ausgeschlossen, den König Sigmund von Ungarn zur Abwehr der ihm drohenden Gefahr am 16. August 1402 mit den österreichischen Herzogen Albrecht, Wilhelm und Ernst bezüglich der Nachfolge in Ungarn abgeschlossen *) Janaaen I. nr. 1118. J) Janssen I. nr. 11X8. 3) Ibidem. hatte.1) Leopold und Friederieh sind ea ferner, die, wie Wenzel selbst klagt,2) Ruprechts Anerkennung beim päpstlichen Stuhle betrieben.*) Herzog Leopold stand somit sammt seinem Bruder Fiiederich, dem zukünftigen Schwiegersöhne Ruprechts, stets an der Seite des neuen König» und versagte demselben nie seine Hilfe; auch aus späterer Zeit ist uns ki'ine Handlung Leopolds bekannt, die als gegen den König Ruprecht gerichtet angesehen werden könnte. Aus all’ dem Angeführten ersehen wir somit, dass Leopold sein Versprechen, das er dem Könige zu Füssen am 23. Juni 1401 gegeben, nämlich ihn als deutschen König anzuerkennen und ihm Hilfe beim Römerzuge zu leisten, stets getreulich gehalten hat. Hätte Leopold wirklich etwas im Schilde gegen Ruprecht geführt, so wäre gerade die Zeit des Aufenthaltes des letzteren in Italien der geeignetste Moment gewesen, einen vernichtenden Schlag gegen denselben auszuführen. — Eine andere Frage ist jedoch noch ungelöst, warum nämlich Leopold so schnell seine Heimreise noch vor dem Könige angetreten hat. Wir werden diesbezüglich kaum irre gehen, wenn wir annehmen, dass die Freilassung Leopolds aus der Gefangenschaft eine bedingte war. Denn der Fall ist wol kaum glaubwürdig, dass die Visconti Partei in Brescia ihren eigenen Vortheil vergessen und einen Gegner von so hohem Range sammt seinen Anhängern aus blosser Höflichkeit *) Kurz, I. 110 ff. *) Palacky, III. 1. a. p. 211. Note 272 *) Dieser meiner Darstellung scheint allerdings die Meldung eines gleichzeitigen Chronisten (Appendix ad Hagon bei Kurz I. 139.) zu widersprechen , wo ei heisst, dass H. Leopold mit Albrecht u. Ernst nach Ungarn geritten wäre, um den König Sigmund wegen der Flucht Wenzels, (Nov. 1403) zu besänftigen. Es scheint hier eine Namensverwechselung unterlaufen zu sein. Denn wie konnte Leopold im J. 1403 zu Sigmund reiten u. Bündnisse schliessen , nachdem gerade durch seinen Einfluss die Anerkennung Ruprechts von Seite des Papstes am 1. Okt. 1403 beschleunigt worden war, über welchen Entschluss «ich K. Sigmund so bitter in einem Schreiben an die Kardinäle (Höfler 297) beklagte? Unter den österreichischen Herzogen können aber nur Leopold und Friederich gemeint Pein; denn man kann doch den Herzogen Albrecht, Wilhelm u. Ernst nicht zumuthen, dass sie ihr eigenes Werk hätten zerstören wollen, was thatsächlich geschehen wäre, wenn sie sich mit Bonifaz IX. in ein freundschaftliches Verhältnis eingelassen hätten, der gerade damals den König Ladislaus von Neapel dem Sigmund in Ungarn als Gegenkönig gegenüber stellte und auch aufs eifrigste unterstützte. Desgleichen hat sich Leopold am Zuge gegen Böhmen u. Mähren (1404) nicht betheiligt, wozu er nach dem angeblichen Vertrage doch verpflichtet gewesen wäre. Wol ziehen Albrecht und ErnKt mit Sigmund gegen Mähren, wol sendet Herzog Wilhelm den mittlerweilen im Lager von Znaym erkrankten Fürsten Albrecht und Sigmund seine» Leibarzt, aber von einer Betheiligung Leopolds und Friedrichs an diesem Zuge meldet keine Quelle etwas. sollte entlassen haben. Wahrscheinlich darf angenommen werden, dass Leopold der Yisconti Partei das Versprechen geben musste, nicht mehr die Waffen gegen sie zu kehren und das königliche Heer zu verlassen, •wenn er seine Freiheit wieder erlangen wolle. In Folge dessen sehen wir ihn nach seiner Ankunft im königlichen Lager von dort bald abzie-hen. Denn gefangen, in den Händen seiner Feinde hätte er dem König doch nichts mehr leisten können, ja die Dinge in Oesterreich hätten ohne Leopold für Ruprecht sogar sehr gefährlich werden können. Im September 1401 hatte nämlich König Sigmund die Freiheit erlangt und war im Oktober sodann wieder von den Grossen Ungarns als ihr König anerkannt worden. Er eilte hierauf nach Böhmen, welches Land durch die steten Parteikämpfe sehr herabgekommen war. In Kuttenberg kamen beide Könige Wenzel und Sigmund zusammen und nach langen Berathungen (im Monate Dezember 1401) wurden folgende Punkte beschlossen: Vor allen Dingen soll Frieden und Buhe in Böhmen wer- den; wenn das geschehen ist, so sollte ein Römerzug unternommen, Wenzel nach Rom gebracht und dort zum Kaiser gekrönt werden.1) König Sigmund sicherte seine Hilfe zu und wurde daher von Neuem zum Vicarius des römischen Reiches ernannt. Sie hatten nicht wenig Aussicht auf Erfolg, da Herzog Galeazzo den König Wenzel nach dem Treffen bei Brescia selbst aufgefordert hatte in Italien zu erscheinen. Es bedürfe, so schrieb der Mailänder an König Sigmund, keiner gros-sen Anstrengung von Seite Wenzels, um ans Ziel zu kommen; er brauche keine Armee mitzunehmen, denn diese erwarte ihn schon schlagfertig und treuere Truppen, als die lombardischen, könne er auf der Welt nicht finden.2) Sigmund schrieb selbst (März) über den bevorstehenden Römerzug an Galeazzo und emichte ihn Wenzel treu zu bleiben. Ebenderselbe sandte auch zugleich, wie bereits erwähnt, Boten an die österreichischen Herzoge Wilhelm und Albrecht, damit sie ihm beim Durchzuge ihre Pässe öffneten. Er konnte die Erfüllung dieser Bitte um so eher hoffen, da Albrecht ihm von früher her schon nahe stand, und gegen grosse Versprechungen konnte ja auch Wilhelm gewonnen werden, woran es übrigens König Sigmund nicht fehlen liess.3) Dazu kam noch der Umstand, dass weder Wilhelm noch Albrecht dem Könige Ruprecht den Lehenseid geleistet hatten, somit durch nichts demselben verbunden waren. Ausserdem stand Wilhelm noch seit dem 4. Mai 1400 mit Galeazzo im Bündnis, mit dem ja auch Wenzel und Sigmund, wie 1) Aschbach, I. 1GS. ff. 2) Palacky, III. 1. ft. 137. ff. 3) Kurz, I. .10. ff. » wir sahen, verbündet waren. Dieser Zug konnte also, wenn keine Hindernisse eintraten, um so eher zum Ziele führen, da Ruprecht gerade um diese Zeit mit seinem Zuge nach Italien ein so glänzendes Fiasko erlebt hatte. Bevor wir jedoch den Gang dieser Verhandlungen näher verfolgen, wollen wir vorerst unsere Aufmerksamkeit wieder dem Könige Ruprecht zuwenden, den wir in einer sehr traurigen Lage vor Brescia verlassen haben. Die Lage Ruprechts war in der That eine sehr missliche; nicht nur dass Herzog Leopold und der Erzbischof von Cöln ihn mit ihren Truppen verlassen hatten, sondern er hatte auch kein Geld, er war in der grössten Geldverlegenheit. Nach Pitti ') hatte der König bereils zu Trient die 50.000 Dukaten vertheilt und hatte zugleich an denselben das Ansinnen gestellt, wieder nach Venedig zurückzukehren, um in Verona die zweite Rate flüssig zu machen. Ohne Geld und ohne genügende Truppen vor Brescia stehend blieb ihm daher nichts anderes übrig, als den Rückzug nach Trient anzutreten, um dann von dort aus eine andere Marschroute nach Italien zu wählen. Denn Brescia konnte er nicht nehmen, weil wie Johann von Falkenstein an den Rath von Frankfurt schreibt,2) „der Pass geschlossen war und Ruprecht nicht durchkommen konnte;“ und ein Zug über Monza nach Mailand war in Anbetracht seiner geschwächten Macht und wegen der finanziellen Misere um so weniger ausführbar, da Ruprecht nicht einmal mit seiner ganzen Macht Brescia zu nehmen im Stande gewiesen war. Dazu mögen allerdings sich noch andere Übelstände gesellt haben, wie Mangel an Lebensmitteln und schlechte Witterung, jedoch der Bericht Goro’s und Ser Cambio’s,3) dass die wälschen Edelleute Ruprecht im Stiche gelassen hätten, ist entschieden in Abrede zu stellen.1) Das königliche Heer löste sich daher allmählich auf und nachdem Ruprecht nur vier Tage vor Brescia gestanden war, scheint er am 25. Oktober den Rückzug nach Trient !) Bei Jansaen I. nr. 1067. p. 645. 2) Janssen, I. nr. 251. 3) Bei Höfler, 251. *) Mit dieser Angabe stehen erstens die Verleihungen König Ruprechts (Bozen 3. Nov 1401) bei Chmel, R. nr. 1032—1036, (Höfler, hat irrig 1832—1836) an welfische Edelleute im Widerspruch. Zweitens, geht die Treue derselben zur Genüge und insbescndere der mächtigsten Herrn, des Peter von Lodron und des Azzo von Kastelbarko aus den Briefen Franzens von Carrara an den Bischof Georg von Trient hervor; nicht nur in diesem Jahre, sondern auch später blieben diese Adeligen dem deutschen Könige treu, der Gefahr von Seite Visconti’s trotzend, wenn auch nicht geleugnet werden kann, dass Franz von Carrara und der Bischof von Trient grossen Antheil daran hatten, sie an der königlichen Sache festgehalten zu haben. Vergl. Valentinelli, epistolae Franciaci Novelli de Carrara, Archiv f. K. ö. G. 26. B. 372. ff. angetreten zu haben,1) woselbst er am SO. Oktober bereit» Urkunden ausstellt.2) Italienische Sehaaren des Franz von Carrara unter der Führung *weier paduanischer Condottieres scheinen des Königs Rückzug gedeekt au haben. Franz von Carrara war bereits vor dem Könige mit dessen Genehmigung, von einer Schaar Edelleute begleitet, nach Padua abgewogen, um daselbst gemäss Verabredung mit Ruprecht die nöthigen Vorbereitungen zu einem neuen Feldzuge zu treffen.3) Der Zug Ruprechts nach Brescia hatte somit wol ein sehr klägliches Ende genommen; ein einziges Gefecht hatte den Plan der Eroberung der Lombardei und der Erniederung Viscontis vernichtet, wozu er sich noch vor seiner Erwählung den Kurfürsten gegenüber verpflichtet hatte. Konnte er es jetzt wagen nach Deutschland zurückzukehren, zu einer Zeit, wo gerade seine Gegner die grössten Anstrengungen machten, Wenzel nach Rom zu schicken und ihn dort vom Papste zum Kaiser krönen zu lassen? Musste nicht dadurch sein Ansehen und seine Macht in Deutschland noch tiefer sinken? Hatte er früher viele deutsche Fürsten nicht zur Anerkennung seiner Würde vermögen können, so war dies jetzt noch unwarscheinlicher geworden, da selbst seine bisherigen Freunde ihm kein grosses Vertrauen mehr schenkten. weil er sein Versprechen nicht gehalten hatte. Es blieb ihm daher nichts anderes übrig, als sich vollständig den Italienern in die Arme zu werfen, zumal den reichen Städten Venedig und Florenz, die ja von der Macht des Herzogs von Mailand in erster Linie bedroht waren. Diese allein konnten ihm sowol Geld vorstrecken und kampfgeübte Truppen herbei-schaffen, als auch durch ihre Vermittelung beim Papste die Kaiserkrone ▼erschaffen. Dieser Gedanke scheint denn auch dem Könige bereits vor Brescia vorgeschwebt zu haben, als er sich daselbst zum Zuge nach Padua entschloss, wozu ihn nach Pitti4) die Florentiner, Vene-fcianer und insbesondere sein Feldmarschall Franz von Carrara auffor-derte. Da Galeazzo die direkten Wege von Trient nach Italien verlegt hatte, so begab sich Ruprecht mit Familie und grossem Gefolge5) (4000 Pferde) durch das Pusterthal über Lienz-Friaul und durch das Venetianische nach Padua, woselbst er am 18. November ankam.6) Er wurde hier und später in Venedig sehr festlich empfangen, auch ▼on allen Seiten durch Gesandtschaften begrüsst, bereits als Kaiser *) Gataro, 842. ff. *) Chmel, nr. 1015. ff. ») Gataro, 843. *) Janssen, L nr. 1067. p. 647. *) Sozomenus. 1. c 1174. «) Gataro, 843. betitelt und mit schöncn Worten überschüttet. Aber den Worten wollten keine Thaten folgen. So hoffte er bei seiner Ankunft in Padua von den Florentinern 90.000 Dukaten zu erhalten;1) jedoch anstatt sie ihm zu verabfolgen, hielten sie ihn durch Unterhandlungen hin und dasselbe war bei den Venetianein der Fall, die ihm, anstatt mit Geld und Truppen zu unterstützen, nur gute Worte gaben.2) Auch in Rom gingen die Dinge ganz anders, als Ruprecht gehofft hatte. Schon vor der Schlecht bei Brescia hatte er den Bischof von Verden zum zweitenmal nach Rom geschickt und später ihm noch den örafen Philipp von Falkenstein und seinen Sekretär Buman mit ausgedehnten Vollmachten beigegeben. Die Verhandlungen zogen sich aber sehr in die Länge, da der Papst aus Furcht vor seinem Grenz-nachbarn Galeazzo Visconti die Approbation Ruprechts immer hinaus-schob. Im Monate Jänner begnügte sich Bonifaz IX. nicht mehr mit den im Jahre 1401 dem gewöhnlichen’. Kaisereide angefügten Klauseln, die sich auf die Nichteinmischung des Königs in Betreff des Schisma bezogeu, sondern der König sollte sich auch verpflichten, mit Johann Galeazzo ohne den Papst keinen Vertrag einzugehen und auch nicht aus Italien sich zu entfernen, ehe uicht der Herzog unterdrückt sei. Schliesst. der König mit dem Herzog einen Waffenstillstand oder Frieden, so muss auch der Papst und die Kirche in diesen Frieden und Waffenstillstand miteingeschlossen sein.3) Da Ruprecht einerseits diese Bedingungen zu schwer fand, und anderseits auch auf die Approbation grosses Gewicht legte, so schickte er nochmals eine Gesandtschaft nach Rom, welche im Bunde mit den Florentinischen und Paduanischen Gesandten einen letzten Versuch machen sollten behufs Anerkennung and Krönung von Seite des Papstes. Am 19. März 1402 wurden ihnen die letzten Bedingungen vom Papste vorgelegt. Dem König, der Commune von Florenz und dem Herrn von Padua bezeichnete der Papst drei Wege, von denen sie einen wählen mussten. Erstens, solle entweder Venedig in den Bund wider Johann Galeazzo treten, was er dann gleichfalls thun werde, worauf alle Besorgnisse vor den Streitkräften des Herzogs schwänden. Zweitens, liesse sich dieses nicht machen, so möge Ruprecht Sorge tragen, für sich und seine Bundesgenossen mit 6000 Lanzen (Gleven) ins Feld zu rücken. Könne endlich auch dieses nicht geschehen, so sollten Ruprecht und seine Verbündeten 500!> Lanzen aufstellen, und der König Ladislaus von Neapel mit 1000 Lanzen oder 16 Gulden monatlich für eine und 4000 Gulden für sich, hinzugezogen werden. In letzterem Falle würde der Papst selbst 10( 0 Lanzen bezahlen, so dass also 6000 Lanzen zusammengebracht i) Jonssen, I. nr. 1096. 8) Vergl. Höfier, 254. ff. ») Janssen nr. 1076. 7 ■würden. Geschehe nun eine dieser Bedingungen, so wolle der Papst den König zum Kaiser krönen; wenn aber nicht, so werde er es nicht thun, da er solange nicht gegen den Herzog von Mailand auftreten wolle, als er sich nicht stärker fühle, als dieser.1) Unter diesen Bedingungen wollte und konnte König Ruprecht die Kaiserkrone nicht empfangen, ohne sich noch mehr in neue Schulden zu stürzen.2) Von einem eigentlichen Behaupten des königlichen Ansehens war so keine Rede mehr; die Italiener begannen den armseligen deutschen König wie einen Bandenführer zu behandeln. Es kam soweit, dass Ruprecht seine Kleinodien und sein Silber-Geschirr versetzen musste.3) Von der Erfolglosigkeit seines ferneren Weilens in Italien vollends überzeugt, erklärte er endlich im April 1402 dem venetianischen Senate, dass er es mit seiner königlichen Ehre unvereinbar halte, länger in Italien zu verweilen. Nachdem er die Alpen überschritten hatte, begab er sich über Innsbruck nach München, wo er am 2. Mai eintraf. — Dies war der schimpfliche Ausgang eines geräuschvollen Unternehmens, welches die Kurfürsten ihrem neuen Könige noch vor seiner Erwählung zur Bedingnis seiner Erhebung gemacht hatten. Das Volk sang auf offenen Strassen Spottlieder über den König, der ohne Heer, ohne Ehre und ohne Krone zurückgekommen war. Ruprecht aber hatte seine ganze Regierungszeit hindurch an den Nachwehen des verfehlten Unternehmens zu leiden. Glücklich war für Ruprccht nur der Umstand, dass in Böhmen der jüngst beschlossene, für ihn so bedrohliche Eintrachtsbund der Luxemburger nur von kurzer Dauer war. Die böhmische Reichsverweserei, welche Wenzel seinem Bruder Sigmund abgetreten, führte bald zu solchem Zerwürfnis, dass Wenzel am 6. März 1 -102 von Sigmund gefangen genommen wurde. König Sigmund schreckte auch jetzt noch den König Ruprecht durch den Plan, Wenzel, der immer noch sein Gefangener war, nach Mailand zu führen und mit Galeazzo’s Hilfe ihm die Kaiserkrone zu verschaffen.4) König Sigmund war ein für Ruprecht um so gefährlicherer Gegner, da er e* auch unterdessen verstanden hatte, durch grosse Versprechungen die österreichischen Herzoge Albrecht, Wilhelm und Ernst für sich zu gewinnen.5) Am 16. August 1402 errichtete nämlich König Sigmund mit den genannten Herzogen einen Vertrag folgenden Inhaltes: Wenn der König keinen männlichen Erben bekommt, so wird er einen aus den österreichischen Herzogen zu seinem Nachfolger auf dem ungarischen Throne ernennen. Die alten Erbvertiäge zwischen Böhmen, l) Janaaen, I. nr. 1104. dgl. Höfler, 267. ff. z) .Innssou, I. nr. 1112. *) Janasen, I. nr. 1117. *) Jansnen, I. nr. 1327. 1128. Palackj, III. I. a. 14;. ff. *> Kurz, I. 110. ff. Mähren und Brandenburg und Oesterreich werden erneuert und mit. Zusätzen vermehrt werden, sobald der König Sigmund nach Böhmen zurückkehren wird. Sobald die Mark Brandenburg in Sigmund» Hände falle, wolle er nie einem der Herzoge übergeben. König Wenzels Streit um das deutsche Reich und desselben übrige Angelegenheiten wird Sigmund gemeinschaftlich mit den Herzogen von Oesterreich nach ihrem Rath, Wissen und Willen schlichten und besorgen; in Rücksicht seiner Römerfahrt wird man auf gleiche Weise zu Werke gehen. Das Ausgleichungsgeschäft zwischen König Wenzel und dem Herzog Ruprecht von Baiern überlässt Sigmund den Herzogen. Im September 1402 hat dann König Sigmund auch wirklich den Herzog Albrecht zn seinem Nachfolger in Ungarn erklärt. Doch alle diese für Ruprecht *o gefährlichen Wolken zerstreuten sich wieder, als Galeazzo am 3. September 1402 starb und bald darauf Sigmund in seinem eigenen Königreiche Ungarn durch den vom Papste mittlerweile anerkannten anjon-vinischen König Ladislaus sich bedroht sah. Da Sigmund in Folge dieser Handlungsweise dem Papste in Ungarn und Böhmen den Gehorsam aufkündigte, so beschloss Bonifaz auf die Luxemburger keinerlei Itücksicht mehr zu nehmen, zumal er von seinem gefährlichsten Gegner Galeazzo durch dessen Tod erlöst war. Um daher Ruprecht sich geneigt zu halten und ihn nicht in die Arme der der „via cessionis“ gezeigten Franzosen und Engländer zu treiben,1) fand er es endlich angezeigt Ruprechts Wahl ohne jene Clauseln und Zusätze am 1. Oktober 1403 zu bestätigen. Es war dies die letzte Freude des armen Königs, denn bald stunden ihm gerade diejenigen als Feinde gegenüber, die ihn auf den Schild gehoben hatten. Als nämlich König Ruprecht auch den Fürsten und Herren zeigen wollte, dass er gewillt sei, durch strenge Handhabung der königlichen Gewalt der Unordnung und dem Unfrieden zu steuern, da schlossen die Kurfürsten un$ Herren, der Mainzer an der Spitze, am 14. September 1405 zu Marbach in Würtemberg einen Bund, der zwar dem Wortlaute nach Vertheidigungszwecken dienen sollt«' und den römischen König, wie üblich, ausnahm, aber in Wahrheit doch nur gegen Ruprecht gerichtet war. Schon glaubte man, es werde ein neuer verderblicher Krieg gegen den vereinsamten König ausbrechen, da entzog die Binde des Todes seinem Auge die spätere Trübsicht (1410). *) Janssen, I. ur. 1133. Rudolfswert, Mitte Juni 1881. Nicodemu3 Donnemiller. Schnlnachrichten. I. Lehrkörper. Lehrer Geistlich Weltlich Lehr-j Gegenstand i ('lasse Zahl der «WbCDll Stnofifto \ Anmerkung Johann Fischer, k. k. Director weltlich Mitthematik Physik 5. 8. ! I 6 P. Bernard Vovk, k. k. Professor geistlich F. 0. P. Mathematik Physik 3. 4. 6. 7. 8. 7. 18 Custos des j phy sikal. !. Cabinets P. Ladislaus Hrovat, k. k. Professor dto. Latein Deutsch Slovenisch 2 2. 2. 8. 16 Ordinarius dar II. Cla8se. j Custos der Schiilerbibl. P. Rafael Klemenčič, k. k. Professor dto. Geographie u. Geschichte Phüos. Prop. 1. 2. 4. 7. 8. 7. 8. 21 Ordinarius der Viri. Classe P. Ignaz Staudacher, k. k. Professor dto. Religion ;.—8. 16 Exhortator | Johann Polanec, k. k. Professor iweltlich Latein Griechisch Slovenisch 4. 4. 4. 6. 7. 17 Ordinarius der IV. Classe Josef Ogörek, k. k. Professor dto. Latein Griechisch Deutsch 7. 7. 1. 3. 16 Ordinarius der VII. Classe ; Nicod. Donnemiller, k. k. Professor dto. Deutsch Geographie u. Geschichte 4. 6. 7. 8. 3. 6. 18 Leopold Koprivšek, k. k. Gymn. -Lehrer dto. Latein Griechisch Slovenisch 1. 6. 1. 16 Ordinarius der ; 1. Classe j Anton Derganc, k. k. Gymn.-Lehrer und . Bezirksschulinspector dto. Mathematik Naturwissen- schaften 1. % 1.—6. 16 Custos des naturhistor. Cabinets Anton Riedel, k. k. Gymn.-Lehrer dto. Mathematik Zeichnen 2. 1. 2. 3. 4. 18 Custos der ! Lehrmittel j für das j Zeichnen Raimund Nachtigall, k. k. Gymn.-Lehrer dto. Latein Griechisch 5. 8. 5. 16 Ordinarius der V. Classe Gustav Stanger, k. k. Gynrn.-.Lehrer dto. Latein Griechisch Deutsch Geog.u.Gesch. 6. 3. 5. 5. 18 Ordinarius ! der VI. Classe | Franz Breznik, k. k. Gymn.-Lehrer dto. Latein Griechisch Slovenisch 3. 8. 3. 5. 16 Ordinarius j der III. Classe! Custos der Lehrerbibi. Jfür die «ic$t oBCtgatim Jcßr . (ftegenffiStt&e. Lehrer Geistlich Weltlich L iirgegftiistand Zalil der wöchentl. Stunden Anton Riede! weltlich Kalligraphie 2 Franz Breznik dto. Turnen 6 ! P. Hugolin Sattner I.ehrer an der Volksschul« geistlich F. 0. P. Gesang 4 \ II. Lectionspian. a) ür bic oßfigafm <£e§r$ecienftäiit>e. I. Classe. Classenvorstand: Leopold Koprivšek. Religionslehre 2 Stunden. Katekizem po Lesarji. Lateinische Sprache 8 Stunden. Formenlehre der wichtigsten regelmässigen Flexionen, eingeübt in beiderseitigen Übersetzungen. Memorieren, später schriftliche Aufgaben, jede Woche eine. Nach lat. slovnica von Hrovat und lat. vaje von Žepič. Deutsche Sprache 4 Stunden. Formenlehre des Nomens und Yerbs. Lehre vom einfachen (erweiterten und einfach zusammengesetzten) Satze. — ßechtschreiben, Lesen, Sprechen, Yortragen, Ausarbeitung v<>n Sätzen und kleinen Erzählungen. Alle 10 Tage eine schriftliche Aufgabe. Grammatik von Heinrich, Lesebuch von Neumann und Gehlen. Slovenische Sprache 3 Stunden. Formenlehre, Nomen, Yerb. Prae-pos. Das Uibrige wie im Deutschen. Slovnica und Cvetnik von Janežič. Geographie 3 Stunden Fundametalsätze der mathematischen Geographie in element. Weise erörtert. — Beschreibung der Erdober- , fläche nach der Natur, den Völkern und Staaten. Kartenlesen, Kartenzeichnen nach Kozen’s Geographie und Atlas. Mathematik 3 Stunden. Das Rechnen mit unbenannten einnamigen, ganzen und Dezimahlzahlen, gemeinen Brüchen und Theibarkeit mit Uibungen im Kopfe. — II. Semester Geomtrie 2 Stunden. Die räum- liehen Grössen, Entstehung und Arten der Winkel, Construction von Dreiecken und Parallelogrammen. Arithmethik, Geometr. Anschauungs-lehre von Močnik. Naturgeschichte 2 Stunden. I Sem. Säugethiere. II. Sem. Niedere Thiere. Nach Pokorn y. Zeichnen 4 Stunden. Zeichnen ebener, gerader und krummlieui-gsr geometrischer Gebilde aus freier Hand nach Tafolzeichnnngen n it kurzen, passenden Erklärungen. — Monatlich eine Aufgabe. II. Classe. Classenvorstand : P- Ladislaus Hrovat. Religionslehre 2 Stunden. Liturgika po Lesarji Lateinische Sprache 8 Stunden. Formenlehre der selteneren und unrege'mäpfigen Flexionen, eingeübt. wie in der I. Clar.se. Das Unent-herliche aus den Constructionen (Synta.\). Memorieren, häusliches Prae-parieren. Schriftliche Aufgaben, jede Woche eine. Nach lat Slovnica von Hrovat und lat. vaje von Žepič. Deutsche Sprache 3 Stunden. Wiederholung und Ergäntzung der Formenlehre, Satzverbindung, Satzgefüge. Das wichtigste aus der Syntax. Lesen, Sprechen. Vortragen. Schriftl. Aufgaben alle 14 Tage Grammatik von Heinrich und Lesebuch von N e u m a n n und Gehlen. Slovenische Sprache 3 Stunden. Die Klasseneinteilung der Verba, Wiederholung des unregdmässigen aus der Declination. Wortbildungslehre. Satzlehre etc. wie beim Deutschen. Slovnica und Ovetnik von Janežič. Geographie und Geschichte 4 Studen. 2 St. Speciele Geographie von Asien und Afrika. Eingehende Beschreibung der verticalen und horizontalen Gliederung Europas und seiner Stromgebiete. Specielle Geographie von Süd- und West-Europa nach Kozen’s Geographie. 2. St. Uibersicht der Geschichte des Alterthums, nach Gindel y. Atlas von Rippert. Mathematik 3 Stunden. 1. Sem. 2 St. Arithmetik. 1 St. Geometrie. II. Sem. 1 St. Arithmetik 2 St. Geometrie. Rechnen mit mehrnamigen Zahlen, Verhältnisse, Proportionen, Regeldetrie mit Anwendung. Procentrechnung. Wälsche Praktik, Mass und Gewichtskunde. — Geometrie Grössenbestimmung und Berechnung der Vielecke. Theilun" nnd Verwandlung derselben, Aehnlichkeit geradlieniger Figuren. Arithmetik —. geometrische Anschauungslehre yon Močnik. Naturgeschichte 2 Stunden. I. Sem. Amphihien, Reptilien, Fische und Vögel. II. Sem. Botanik. Nach Pokorny. Zeichnen 4 Stunden. Zeichnen räumlicher geometrischer Gebilde-durchgeführt nach perapectivischen Grundsätzen. III. Classe. Classenvorstand: Franz Breznik. Religionslehre 2 Stunden. Zgodbe sv. pisma stare zaveze in šege izraelske. Lateinische Sprache 6 Stunden. 2 St. Grammatik. Casuslehre, eingeübt an mündlichen und schriftlichen Uibungabeispielen. 4 St. Cornelius Nepos. Praepaiation. Im I. Sew. alle Wochen, im II. Sem. alle 14 Tage ein Pensum. Grammatik von Schmidt, Uibungsbuch von Yielhaber I. Hft. Cornelius ifepos von Halm. Griechische Sprache 5 Stunden. Regelmässige Formenlehre mit Ausschluss der Verba auf pt eingeübt an beiderseitigen TTibersetzungsn. Memorien der Vocabeln, Praeparntion. Im II. Sem. alle 14 Tage ein Pensum, fHe 4 Wochen eine Composition. Grammatik von Curtius, Uibungsbuch von Schenk!. Deutsche Sprache 3 Stunden. Wiederholung und Ergänzung der Grammatik. Eingehende Behandlung der Casuslebre, Hauptmomente der Tempus- und Moduslehre. Lesen uud Vortrngeu memorierter Gedichte und prosaischer Stücke. Alle 14 Tage eine schriftliche Aufgabe. Grammatik von Heinrich, Lesebuch von Neu mann und Gehlen. Slovenische Sprache 3 Stunden. Casuslehre etc. wie beim Lateinischen und Deutschen. Alle 14 Tage eine schriftliche Arbeit. Slovnica und Cvetnik von Janežič. Geographie und Geschichte 3 Stunden. 2 St. Specielle Geographie des übrigen Europa (mit Ausschluss Ostr. Ung.) dann Amerika’? und Australiens, nach Kozens Geographie. 1 St. Uibersicht der Geschichte des Mittelalters. Am Schlüsse Recapitulation mit Hervorhebung der charactcristischen Momente aus der Geschichte des betreffenden österreichischen Landes und ihrer Beziehung zu der Geschichte der übrigen Theile der Monarchie, nach Gyndely. Atlas von Sprunner. Mathematik 3 stunden. Vertheilt wie in II. Die vier Species mit allgemeinen ganzen und gebrochenen Zahlen. Erheben specieller Zahlen zur 2ten und üten Potenz. Ausziehen der Quadrat- und Kubikwurzel aus dccadischen Zahlen. Combinationslehre. Geometrie, Kreia-lehre. Arithmetik und geometr. Anschauungslehre von Močnik. Naturgeschichte 2 Stunden. I. Sem. Mineralogie nach Pokorny. [I. Sem. Physik. Allgemeine Eigeschaften der Körper, — Chemie und Wärme nach Pick. Zeichnen 4 Stunden. Uibungen im Ornamentzeichnen nach der Vorzeichnung an der Tafel. Eiklärung über die Stilarten derselben. TJibungen nach farblosen und polyhromen Musterblättern. IV. Classe. Claseenvorstand: Johann Polane«'. Religionslehre. 2 Stunden. Zgodbe sv. pisma nove zaveze in zemljepis sv. dežele. Lateinische Sprache 6 Stunden. 2 St. Grammatik. Modus und Tempuslehre, syntakt. Ergänzung des Adjecfc und Pronom. Prosodie und Metrik. Mündliche und schriftliche Uibungsbeispiele. 4. St. Caesar, Bellum Gal!. I. II. Praeparation. Alle Wochen ein Pensum. Grammatik von Schmidt, Uibungsbuch von Vielhaber IT. Heft. C. J. Caesar von H offmann, Ovid von Grysar. Griechische Sprache 4 Stunden. Kurze Wiederholung und Ergänzung der Formenlehre des Nomen und Verbs. Perfect und Passivstämme der Verba auf Stunden. 4 St. Vergil» Aen. V. VI. Vli. Cicero pro Deiotaro, Murena, Ligario. 1 St. Grammatisch-stilistische Übungen nach Süpfle. Praeparation. Alie 14 Tage eine schriftliche Arbeit. Grammatik von Schmidt,. Übungsbuch von Süpfle. Vergil von Hoffmanu. Cicero von Klota. Griechische Sprache 4 Stunden. Demosthenes Rede vom Frieden, über Angel. Cherson, und III. Philipp. Homers Odysse V. VI. VII. Alle 4 Tage grammatische Übung. Wiederholung der Moduslehre. Abschluss der Grammatik mit. der Lehre von den Partikeln. Monatlich eine schriftliche Arbeit. Grammatik vonCurtius. Übungsbuch von Schenk). Homer und Demosthenes von Pauly. Deutsche Sprache 3 Stunden. Geschichte der deutschen Literatur von Herder bis auf die neueste Zeit, mit Lectüre und Vortragsübungen. Aufgaben wie in V. Lesebuch von Egger, 11. Theil. Slovenische Sprache 2 Stunden. Literaturgeschichte des 16. und 17. Jahrhunderts. Dramatik, Wilhelm Teil. Altslovenische Lautlehre. Alle 3 "Wochen eine schriftliche Arbeit. Cvetnik von Janežič. Geographie und Geschichte 8 Stunden. Geschichte der Neuzeit in gleicher Behandluugsweise nach Gindely. Atlas 8 prunn er. Mathematik 3 Stunden. Vertheilt wie in Q. I) Gleichungen des 2ten Grades, Exponential- und unbestimmte Gleichungen, Progressionen mit Anwendung, Combinationslehre und binom. Lehrsatz, ü) Anwendung der AJgeora auf Geometrie und analyt. Geometrie. Algebra und Geometrie von Močnik. — Logor. Tafeln von Stampfer. Physik 3 Stunden. Allgemeine Eigenschaften, Chemie, Mechanik, Wellenlehre und Akustik nach Han dl. Philosophische Propädeutik 2 Stunden. Logik nach Lind ne r. VIII. Classe. Classenvorstand: P. ftafael Klemenčič. Religionslehre 2 Stunden. Kirchengeschichte nach Fischer. Lateinische Sprache 5 Stunden. 4. St. Tacitus Germania, Anna-les, üb. I. Horaz, Auswahl aus ßämmtlichen Dichtungen. 1 St. Grammatisch-stilistische Übungen nach Süpfle. Praeparation. Alle 14 Tage ein Pensum. Grammatik von Schmidt. Übungsbuch von Süpfle. Horaz von Linker. Tacitus von Halm. Griechische Sprache 5 Stunden. Plato, Gorgias. Sophokles, Phi-loktet. Homers Ilias 19. 20. 21. Grammatische Übungen, Praeparation und schriftliche Arbeiten wie in VII. Grammatik von Curtius. Übungsbuch vonScbenkl. Sophokles von Dindorf. Plato von Herrn ann. Deutsche Sprache 3 Stunden. Repetition der deutchen Literatur. Das übrige wie in VH. Mozart’s deutsches Lesebuch für Obergym-nasien. III. Band. Slovenische Sprache 2 Stunden. Alt- und neusloven. Literatur, altslov. Grammatik (Fortsetzung), Lectüre. Aufgaben wie in V. Grammatik und Berilo von Miklošič. Geographie und Geschichte 3 Stunden. 1. Sem. Geschichte der Österreich, ung. Monarhie; wiederholende Hervorhebungen ihrer Beziehungen zu der Geschichte der Nachbarländer; Skizze der wichtigsten Thatsachen aus der inneren Entwicklung des Kaiserstaates. II. Sem. Eingehende Schilderung der wichtigsten Thatsachen über Land und Leute, Verfassung und Verwaltung, Production und Cultur der österr. ung. Monarchie mit Vergleichung der heimischen Verhält- 8* ttissc und der ändern Staaten, namentlich der europäischen Grossstaaten, nach Hanak’s österr. Vaterlandskunde für 0. Stufe. Kozen Atlas. Mathematik 2 Stunden. Übungen in Lösung mathematischer Probleme, zusammenfassende Wiederholung des mathemat. Unterrichtes. Algebra und Geometrie von Močnik. Log. Tafeln von Stampfer. Physik 3 Stunden. Magnetismus, Elektricität. Wärme, Optik. Anfang8gründe der Meteorologie nach Ha ndl. Philosoph. Propädeutik. 2 Stunden. Psychologie nach Lindner. b) 3h'tt öto rttcßt oßCtgcEte« Gesang. 1. Abtheilung. Erklärung des Stimmorgans, Verhaltungs-regeln beim Singen, Notenkenntnisa, Takteintheilung, Tempo, Intervallübungen: Dur- und Moll-Tonleiter, Regeln des Yortragea. Eid- zwei-und dreistimmige Lieder. I. Sem. 16. II. Sem. 14 Schüler. — 2 Stunden -wöchentlich. — II. Abtheilung. Wiederholung der Gesangstheorie mit besonderer Rücksicht auf die Regeln des Vortrages. Weltliche und kirchliche Lieder in vierstimmigen gemischten- als auch Männer-Chören, 1. Sem. 29. II. Sem. 28 Schüler. — 2 Stunden wöchentlich. Turnen. Freiübung und Geräthturnen (Barren, Reck, Ringe. Wagrechte und senkrechte Leiter, Kletterstangen, Hoch- und Weit-apringen), in drei Abtheilungen zu je 2 Stunden. Kaligraphie. Current- und Lateinschriftübungen nach Gr ein er’* Schreibmethode. 2 Stunden. Privatlectüre. UI. Classe. Aus Cornelius Nepos und Vielhaber. IV. Classe. Fleissigere Schüler je ein Buch aus Caesar. V. CI. Einige Schüler aus Livius, Xenoph. und lliad. nach freier Wahl. VI. Classe. Sali, de conjur. Catil. VII. Claese. Odyss. VIII. VIII. Classe. Plat. Apologie. IH. Themata ;ju 6cn rd)rtftCiif?cn Jluflafjen für bie S>d)üCcr 6e» ßerjn?mnaftumft im §cßitrjct§rc 1880—1. a) In deutscher Sprache. V. Classe. 1. Der Anfang aller Cultur war der Ackerbau. — 2. Inhalt des Nibelungenliedes (nach dem Lesebuch). — 3. Oberon, 1. Gesang (nach dem Lesebuch.) — 4. Zu allem Grössen ist der erste Schritt der Mut. — 5. Peisistratos. — 6. Erinnerung und Hoffnung, zwei Quellen menschlicher Freude. — 7. Hermann und Dorothea (nach dem Lesebuch). — 8. Die Plebs im Kampfe um Gleichberechtigung. — 9. Der Manu ist wacker, der sein Pfund benützend , Zum Dienst des Vaterlands kehrt seine Kräfte. — Die Kreuzschau von (Jhamisso (Nach dem Lesebuch.) — 11. Untersuchet an Schillers „Jungfrau von Orleans“ die im Lehrbuche angegebenen Regeln über das Drama. — 12. Die Haide (nach dem Lesebuch). Gustav S t a n g e r. VI. Classe. 1. Der Nibelungen Noth. — 2. Constantin der Grosse. — 3. Am Ruheplatz der Todten, da pflegt es still zu sein. (Uhland.) — 4. Bonifacius, der Apostel der Deutschen. — 5. Das deutsche Drama am Ausgange des Mittelalters. — 6. Wie ist die Metapher: „die Natur schläft im Winter“ zu begründen. — 7. Haller und Hagedorn (Parallele). — 8. Der Mensch bedarf des Menschen. — 9. Gedankengang der Abschiedsrede Klopstocks. — 10. Der Untergang des staufischen Hauses. — 11. Rudolf von Habsburg. — 12. Wesen des Lustspiels, und welche Bedingungen lassen an der Minna von Barnhelm ein solches erkennen? VII. Classe. 1. Herders Leben und Verdienste um die deutsche Literatur. — 2. Exposition in Göthe’s Iphigenie auf Tauris. — 3. Kaiser Max I., der letzte Ritter. — 4. Elisabeth in Göthe’s Götz. — 5. Das wahre Glück liegt nicht ausser uns, sondern in uns. — 6. Bescheidenheit — Für junges Blut — Ein schön Geschtneid — Und grosses Gut. — 7. Des Dichters Lohn nach Göthe’s Ballade „der Sänger.“ — 8. Die romantischen Züge an der Jungfrau von Orleans bei Schiller. 9. Der Cid das Muster eines Vasallen. — 10. Vor einem grauen Haupte so’lst du aufstehen und die Alten ehren. — 11. Der Feldzug Napoleons nach Russland. (1812.) — 12. Zriny, Charakterschilderung nach Th. Körners gleichnamigem Drama. VIII. Cla8Se. 1. Geld ist ein guter Diener, aber ein böser Herr. — 2. Herders Verdienste um das Legendenwesen. — 3. Charakteristik der deutschen Frau nach Schillers „Glocke" und „Würde der Frauen.“ — 4. König Leopold I. — 5. Heilig ist das Unglück: Wenn Götter strafen, weine der Mensch und lerne. — 6. Wir loben das Vergnügen mit Bedenken. — 7. Die gute Sache stärkt den schwachen Arm. — 8. Welcher von den Helden der Ilias gewinnt unsere Theilnahme m höheren? Grade, Achill oder HectorP -1- 9. Entwiklungsgeschiciite des griechischen Drama’s. — 10. Die Bedeutung des Donaustromes für die österr.-ungar. Monarchie. — Ni cod. Donnemilier. b) In slovenischer Sprache. V. Classe. 1. Kako službuje voda človeku? — 2. Vihar in vojska (paralela). ——3. Misli na grobu mladenčevem. — 4. Kterih napak se mora dijak posebno varovati ? — 5. Vodnik začetnik slovenske lirike. — 6. Kterim človeškim težnjam je treba hvalo vedeti za geografične in etnografične znanosti? — 7. Vstaja jonistkih Gerkov. — 8. Kako se mora človek z naravo boriti? — 9. Štirje veki po O vidu. — 10. Zadovoljnost. — 11. Italija vrt Evropin. — 12. Ktere vunanje okolnosti so duševno oliko pri Gorkih tako rano povspešvale? — 13. Tuja zemlja ima svoje, — Tuja ljubav ljubi svojga. (Preradovič.) — 14. Kako nam zamorejo tudi slabi izgledi koristiti? Franz Brežnik. VI. Classe. 1. Predmet po volji. — 2. Kaj je in kako se deli alegorija. — 3. Na grobeh. — 4. Nescio, qua natale solum dulcedine eunetos ducit et immemores non sinit esse sui. (Ovid.) — 5. Kteri junak ali državnik starega veka je moj ljubljenec in zakaj? — 6. Poa-namek misli vvodove v Preširnovem „Krstu pri Savici.“ — 7. Jaroslav. Zgodovinska črtica. Kot vvod naj se vplete kratek pregled omike starih Čehov. — 8. O slovanski narodni poeziji (po šolskem prepodavanji). — 9. Kako so Grki Trojo vzeli (po Vergiliju). — 10. Narodne srbske pesni (po šolskem prepodavanji). — 11. Važnost Slovanov za evropsko obrazovanost. — 12. Poročilo o domačem branji slovenskih spisov v preteklem šolskem letu VII- Classe. 1. Kaj in kolikovrstna je drama. — 2. Razvoj drame pri raznih narodih (1. in 2. po šolskem prepodavanji.) — 3. Kaj je dalo povod Demost^novemu govoru o zadevah v Keronezu. — 4. Zna- čaj Atinghavsenov v Schillerjevi drami .„Viljem Tell.“ — 5. Ktere lastnosti in kreposti si naj gleda mlad človek pridobiti, da postane vrl in srečen mož? — 6. Primož Trubar (životopis). — 7. Spomlad podoba človeškega življenja. — 8. Proslavljenje cesarjevičeve poroke v Novo-mestu. — 9. Kako Ciceron zagovarja Ligarija (dokazi). — 10. Kako je prišlo, da je bilo Poljsko razdeljeno. — 1J. Pokažite na zgledih iz zgodovine imenitnih mož, da je le navdušenost vir velicik činov. — 12. Govori od učencev o raznih predmetih izdelani in v šoli govorjeni. Johann Polanec. Vlil. Ciasse. 1. Povoljna (dobre: Narodni pregovori na Štajar- akem: pomen slavljenje velikih mož; narodne pesni.) — 2. Modri se uči od modrega; narod se ozira na narod. Kuralec. — 3. Častiljubni in čaetilakomni. (Karakteristika in vplivanje na socialno živenje.) — 4. O fortunatos. sua si bona norint, agricolas. Vire;. G. II. 458. — 5. Gregorij. Cod. Suprasl. a) prevod, b) besede sedaj zastarele, ali pa v drugem pomenn. — 6. Važnost staroslovenščine za nas sedaj. — 7. Cesar Jožef II. in cirkev. — 8. Mnih Ohraber. prevod §§. 6. 7. in kake dokaze posnemamo po njem za staroslov. pisave. — 9. Äudax omnia perpeti gens hnmana ruit per vetitum nefas. Hor. Carm. 1. 8. (Ideja, nauk, principi.) — 10. jNauta ne parce arenae ossibus particu-lam dare. T. j. nazori Btarih narodov o mrtvacih in dolžnosti do njih. — 11. „V arabje pušavi." idr. Preš. na spomin Vodniku. — 12. Kteri možje, in kako so pomogli Slovenščini na noge? — 13. Vis consilii expers mole ruit sua. Hor. Carm. III, 4. a) v kterem smislu je rekel Horacij ro, b) kako se dd dokazati ta resnica iz zgodovine narodov? — P. L a d. Hrovat. IV. Statistische Uebersicht der Schnler. 1 : naaqsH i 1 1 - 1 1 i 1 •jjo^BQjopaiX I 1 1 1 ^ 1 1 1 - ! c cd "C5 aoinoAtti^ - 1 1 i 1 1 1 ! - Im 49 *■* es V« 9 -4^ U0I?ttOJQ 1 - - ! 1 1 1 1 Ci a ! > > ijjBraaeiö^g iM 1 1 1 - co - 'o' uibj^i CO ® x? 08R«IO Till l 1 ^ 1 1 1 1 1 - «. o u. © so :f '5 o» fco p fi ® o N 9SSB10 ‘JI CO 00 r-4 co - 1 ca X“*. rO 088*10 I Iß ca CM t- SO ’-H - 00 «O 05 ca CS fi ^ © 8S8-U10 - sSnzaoA IC t- cs & a> ^ ® . ra © 2 s~ •»bauj 1 1 ca - ! 1 1 1 co T3 ^ rfi « ö 03 •£L — CO ••—a ® CQ *[?U0JB9 co CO CO CO U088ny uoa CM CO CM co o CO Ca T-< CJ O »O 08 So bo Qj «*-« • - 3 03 CÖ ^ao^ado^j sjb CO co 05 co O rH CM CO o o t>* co 0 8 S B | 0 >—< 5 fc >■ p p HH s >- Summa < 'bB »o o CC r-. lfswert. Busic Alexander aus Alexandria. Laurič Victor aus Trebelno. Nicht locirt blieben : Klinc Franz aus Žužemperk. Mramor Johann aus Preöina. Ude Franz aus St. Michael.