Nw.xv.
Wöchentlicher Auszug
von
Zeitungen-
Laybach  den 9^   April  1783.
So war cs längst — so ist es noch — So wird es künftig seyn; Der Kluge schweigt; der Esel schreyt — Ihr Brüder läßt ihn schrey'n!
^avbach" hen Äeu April.
^v>eute frühe um 7 Uhr verfügten! ^ sich Se. Exzellenz der Hr. Graf, von Kev nhuller, Ordensritter des goldenen Vließes, ?c. lc. Gouverneur von Steyermarkl/ Kärnten u. Krain, <n Begleitung des Hrn. Grafen von' Gcnßruck, k. k. Kammcrer, und Administrator der sämtlichen Bankogc-fällen inI.Oe. von hier nacherKla-Lenfurt.
Daß der ruhmvolle Fürst Bischof D Passau ( weyl. GrafFirmian) daselbst entblaßt sev, ist zwar ohnehin schon bekannt.  Das paffauische Gc-dlethe verlieret einen würdigen Lan-
desvaM, dtt sich durch errichtete Denkmähler der Herzensgüte und landesvaterlichen Gesinlningen unsterblich gemacht hat, und. unser Staat verlieret einen vortreflichm Bischof, bey dem Lehre und Leben übereinstimmend gewesen war.
Es wird über diesen Tod noch manches im Publiko zu reden geben.
Nußland dürfte nun doch mit der Pforte einen Gang zu wagen daben. 8OOO5 Mann sollen bereits in dcr Krimm aufAufwartuna liegen. Wie wir uns dabey verhalten werden, müssen Zeit und Umstände lehren.   .
Wien
Wien öe« 2 2ten März.
Wegen der Folgen fürs Allgemeine/ erwähnen wir folgende Begebenheit: Den uten verübte hier ein Dienstmädchen an einem 8jähriqen! an Kindcsstatt angenommenen Kind' einen vorschlichen Mord, indem sie es mit Tüchern ermordete; die noch lebenden Eltern dieses abgetrettenen Kindes wollten ihm ein besseres Schicksal zubereiten, und haben es dem Tode überliefert. Die Thäterin hat man sogleich handfest gemacht und soll sie seitdem ganz kaltblütig gestanden haben, daß sie vor einigen Jahren bereits eine ähnliche Mordthat an einem unschuldigen Kinde in Bayern begangen / und deshalb flüchtig geworden sey. Dem neuesten allerhöchsten Entschluß zufolge dürfte diese Unglückseelige wohl bald ihr bluttriefendes Leben auf dem Chaffot gebührend endigen / weil die Todesstrafe an Mördern neuerdings ausgeübet werden soll, indem die empfindlichsten Leibesstrafen keinen Eindruck auf dergleichen böse Menschen machen , und man vernehmen muß/ daß die Zahl der Ruchlosen in Zucht-und Arbeitshäusern statt sich zu vermindern , mit jedem Tag sich vermehret.
Vermög einer allerhöchsten Hof-entscbließung ist für die Stadt und die Vorstädte von Wien eine neue Pfarreinrichtung festgesetzt worden, welche mit der künftigen österlichen Zeit ihren Anfang nehmen wird.Die-ftr Einrichtung zufolge sollen künftig in der Stadt 9 Pfarren, und in den Vorstädten oeren 79 bestehen.
Die Pfarren in der Stadt sinb.
1) Bey St.Stephan; 2) bey St. Michael; g) in der k. k. Burg; 4) bey den PP. Benediktiner zu den Schotten; 5) bey den PP. Augustinern ; 6) bey den PP. Franziskanern; 7) bey St. Peter;, 8) in der Kirche am Hofe; 9) bey den PP. Dominikanern.
In denen Vorstädten.
1) Bey den PP. Augustinern auf der Landstrasse, und unter den Weißgärbern; 2) zu Erdberg; z) bey dem Waisenhause am Nennwege; 4) bey St- Karl Vorromäi an der Wieden; 5) bey dcn PP. Paulanern; 6) bey St.Florian zu Matzleinsdorf; 7) im Sonnenhofe zu Margarethen; 8) zu Gumpendorf; 9) zu Maria Hülf; io) bey den PP. Karmeliten auf der Laimgrube; n) bey St. Ulrich; 12) . auf dem Neubaue; iz) in dem Altlerchenfelde ; 14) zuMariatreu in der Iosephstadt; 15) bey den PP. Tri-nttaricrn in der Alstergasse; 16) bey den 14 Nothhelfern im Lichtcnthale; 17) bey dcn PP. Servilen in der Nossau; 18) zu St. Leopold in der Lcopoldstadt; 19) bey den PP.Kar-mcliten in eben der Vorstadt.
Allen diesen Pfarren ist eine ver-h.'ltnißmäßige Anzahl der Häuser zugetheilt, die sie mit geistlicher Hülfe zu verschen haben. Die Zahl der Häuser in der Stadt belauft sich nach dieser Eintheilung auf 1308, und in der Borstadt auf 4^8.
Ne-
N'eapyl den iZten Wavz.        !
Die Zahl deren Menschen, die von, dcm Erdbeben in unterschiedlichen Oertern sind getödtet worden/ belauft sich schon anjetzo auf 27371- Dec König wendet alle Mittel an, den Verunglückten zu helfen. Der Erz-bischof, und Kardinal/ haben sich entschlossen sc>o Ducati denen verunglückten zu geben, das Kapitel gibt auch z<DQ Ducati, und derNce-Ko-nig von Palermo hat bey dem Adel 6OOQO Ducati für die Verunglückten gcsammlet.
Rom den 22UN März.
Der Pabst hat die Einweihung zu einem Weihbischof den Hrn. Bc-nislavski schon eingewilliget; nur, muß er die gewöhnliche Prüfung oder Examen noch ausstehen. Man glaubt daß nach dieser günstigen Einwilli-qung auch andere Geschäfte, die der ^hr. Benislavsky mit dem Pabstcn zu schlichten hatte, begünstiget wcr-dcn.
Petersburg den izten Hornung.
Es ist schon bekannt, daß die Mo-narchin von Rußland habe den Bischof von Mohilow Hrn< v. Czestra-kowitz zu einem Erzbischof erhoben, und daß die Monarchin unterschiedliche Verordnungen an die Katholiken, und ihre Kirche betreffend/ gemacht habe. Die Monarchin berichtete davon auch dem Pabsten, und begehrte von Ihm die Bulle der Be-stattigung von allen diesen Eimich'
lungen.   Der heil. Vater gäbe kein Annvort auf den ersten Brief.
Paris den 2iten März.
ZuDanzig haben dieUeberschwem-mungcn großen Schaden gethan, viele Menschen und Vieh haben dabey ihr Lebcn eingedüffet. Der Durchbruch der Weichsel, der Nogat und der alten Radaun haben diese Ueber? schwemmungen veranlasset.
Ein junger Mensch von 25 Jahren, Namens Blaise Ferragcs, der sich in den Gebürgen von Aure nicht weit von der Grafschaft Comminges aufgehalten und bey 82 Madgen und Weiber umgebracht und verzehret hat ist vorigen Monat zu Ccscan gerädert und nach seinem Tod sein Körper an den Galgen aufgehängt worden.
N'eudorf im Zipserlande den 9. März.
Der 7te dieses war für unsere evangelische Gemeinde der frohe Tag, an welchem nach einer langen Zeitfrist von 142 Jahren, von unserm würdl-gen Prediger Ionas Zirbis, das erste Kind in unscrm Bethhause die Taufe , empfieng. Der lMdreichsteMonarch, welchen Gott für dieWohlthaten, die dieser große Fürst allen seinen Unterthanen ohneUnterschied zustießen laßt, !ewig segnen wolle, hat uns diese allgemeine Freude gegen verschiedene Vorstellungen allergnadigstgewahrt.
Der Vater dieses erstcnTuufimgs
in unserer Kirche, ist Hr. Martin von
Palzmann, Landesbeysiher der 16
»Zipser Städte , welche diese Hand-
ilung  mit Feyerlichkcit veranstalten
ließ; und der Zulauf desVolkes war ^ außerordentlich. Kaum hatten sich die Taufzeugen mit dem Kinde in die Kutsche gesetzt/ als die Leute sich hinzu drängten, die Pferde ausspannten , und den Wagen bis vor das Beth haus zogen, wo alsdann gedachter Prediger die Taufe auf das auferbaulichst verrichtete. DemKin-de wurde der Name Joseph beygelegt. Hierauf stimte man das Tedeum an/ und Herr Zirbis hielt eine rührende Lob-und Danksagungsrede, wozu er folgenden Text gewählct batte: " Wie lieblich sind deine Wohnun-! gen Herr Zebaoth; meine Seele verlangt und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn. „
Ferner ist durch eine allerhöchste Entschließung auch den königl.Berg-städten Schwedler, Wagenrüffel und Gölnitz die Erlaubniß zum Bau eines Bethhauses ertheilet worden.
Den 4ten dieses und auch folgenden Tags fiel sowohl hier als durch ganz Zipsen ein außerordentlicher häufiger Schnee, durch deffen Last in dieser Gegend viele Dächer eingedrückt wurden.
Todtenverzeichniß.
Nro. 13. den znen Marz, hintern Schloßberg, Michael Besdirz, Tuch-fabrckant, alt 40 Jahr.
Nro. 211. nächst den PP. Franziskanern, den 31. März, ein Bettler, alt 6o Jahr.
l Nro. 5 s. auf der V orst. den 2.Apr, dcm Ant. Stauer, s. W. alt 45 I.
Nro. 64. auf d?r Polana/ den 2. dem Ioh. Pinter, s. K.Todtgebohren.
Nro. 30. in der Kröngasse den 2. dem Math. Soyer, s. K. 5 Jahr.
Nro. 61. am Karlstädtergrabe«/ den 2. Georg Sture/ alt 40 Iakr«
Nro. 117. in der Kothgasse, den 2. der Maria Wastianin, Kutscherswit-we, ihr Tochter, alt 11 Jahr.
Nro. 241. im Spital, den 3. Primus Lederer, alt 52 Jahr.
Nro. 18. auf der Polana, den 3. lFranz Suldner, alt 56 Jahr.
Nro. 11. am Karlsiadtergraben, den 3. Helena Kopatschin, alt 50 I.
Nro. 133. nächst den PP.Discat. den 3. Stephan Kren, alt so Jahr.
Nro. 265. in der Spitalgasse, den 4. Michael Bagisch, alt 20 Jahr.
Nro. 2Q. in der Krakau/ dcn sten Barth. Matosche, alt 56 Jahr.
Nro. i^. nächst derKarlstädterbrü-cke, den 5< dem Hrn. Anton Körtschek, bürgeri. Hafner, s. W. alt 32 Jahr.
Nro. 16. in der Türnau, den 6.dem Math. Wutncr, s. T. alt 3 Jahr.
Nro. 132. in derDiscalceatengasse dem MartinViditz, s. W. alt 52 I.
Das Brodgewicht  bleibt wie im
verflossenen 1782. Jahr.
Gedruckt in der Kleimnayrischen Buchdruckerey,  log. im IaZlitschen Hause Nro. 91. in der. Et. Petersvorstadt.