von Will). Jos. Lefort. Motto: Wer auf Gottes Hülf vertraut, Der hat nicht auf Sand gebaut; Den» wo die Noth am geostten, Ist Gottes Land am nächsten. Laibach. Druck von I. .Blasnik. l 8 4 4. 4981b Des Fremdlings Lebewohl! Ja Gold zerfließen die beschneiten Höhen, Die kahl und ernst gleich einem Leichenstein Auf stiller Gruft des holden Sommers steh'n, Die schau'n, im Festgeschmeid, zur Stadt herein. Und leis' erzittert durch die tiefe Stille, Die Vesperglocke, die zur Andacht ruft, Und sanft durchdringet rings bei heit'rer Kühle, Ihr heilig frommes Lied, die Morgenluft. Und wie so oft, wenn ferne Töne klingen, Ein Traum uns wecket die Vergangenheit, So neiget jetzt auf schwarzen Adlersschwingen Allmählich sich die bitt're Scheidenszeit. Und an dem schwerstem aller Trauertage, Der fort mich von der Menschen besten treibt, Da komme ich, der Musensohn und wage Mein Lied, das voll von Wünschen stets verbleibt. „So harmlos wie die sanft gewiegte Welle „Mit leisem Rieseln irrt' durchs duft'ge Grün, „So fließe stets auch Ihre Lebensquelle, „Durch viele tausend Freudensonnen hin." * 4 „Und wenn sich stolz die Feuerrosse baden „Am Abendhimmel Purpur-Flammen glühn, „Da leit' ein Gott sie auf den Sternenpfaden „Wo Liebe, Glück, und Achtung für sie blühn." „Und wie der mildgesinnte Mondesschimmer „In Silber hüllt, die blauen Wolkenreih'n! „So soll die Freundschaft stets mit Wonne immer „Auf Ihre Wege Blüthen-Kronen streun." „Zufriedenheit, das Köstlichste von Allen, „Die schönste Perle, die so Manchem fehlt, „Ja die soll treu an Ihrer Seite wallen, „So wie das Epheu sich dem Baum vermählt." „Mag immerhin dann graus das Schicksal stürmen, „Und dränge ringsum düst're Nacht herein „Wenn treu die Rose kühne Lorbeer'» schirmen, „Dann achten Sie nicht Sturmeswuth und Dräu'n." Doch nehmen Sie des Fremdlings kleine Gabe, Die er im Reich der Phantasie gepflückt, Jetzt gütig hin, es ist die einz'ge Habe, Wo die Erfüllung ihn so hoch beglückt. Drei Küffe! färbet sanft, ihr milden Abendgluthcn, Mit Rosentinte diese stillen Fluthen, Die harmlos durch die grünen Ufer zieh'n, Die murmelnd hin durch meine Hcimath flieh'n, Die Himmel, Erde und die Lüfte grüsien, Ins grosie Weltmeer hin zur Mutter fließen. O! seid gegrüßt, ihr silbcrgrauen Wellen, Die sanft mein Herz mit neuer Hoffnung schwellen, Auf euch will ich, gleich einem Freunde bau'n, Drei Küsse will ich jetzo euch vertrau'n, Drei Küsse, die die Seele mir beleben, Die will ich euch mit auf die Reise geben. Wo dicht umflossen, rings von braunen Hohen Viel stolze Schlösser, viele Kirchen stehen, Ein grauer Thurm, vom Alter schon gebleicht Sein frommes Haupt, bis in die Wolken reicht Und einem Vater gleich, aus seiner Ferne Die Kinder zählt wie Miriaden Sterne. Ja dort, wo linder alle Lüfte streifen, Ja dort, wo alle Früchte süßer reifen, Ja dort, wo auch die Sonne milder glüht, In Farbenschmelz die Blume schöner blüht, Ja dort könnt' ihr mit freudigem Erbeben, Den ersten Kuß nun meiner Heimat geben. Und weiter seitwärts, da sind Wald und Auen, Das Waizenfeld und Aehrenmeer zu schauen, Da waiden Heerden auf der bunten Flur, Da tönt der Hirten Birkenflöte nur, Und tausend Vöglein preisen und erheben Das friedlich, stille, anmuthsvolle Leben. Und dort im Hayn, wo farb'ge Blumen schwellen, Die Birken enger sich zusammen stellen Da wohnt ein Schäfermädchen, meine Maid, Die träumt gleich mir, von Glück und Seligkeit, Auf euch wird sie am kühlen Strande lauschen — Der gebt den zweiten Kuß mit frohem Rauschen. 6 Und wieder abwärts, wo die Trauerweiden, Die Gegend rings in düft're Schwermuth kleiden, Da führt ein dunkler Pfad ins stille Thal, Da ragt empor ein schlichtes Leichenmahl, Um das die Rosen ihre Häupter neigen, Und wehmuthsvoll die lauen Winde schweigen. Da gebt den dritten Kuß, der lockern Erde, Daß er zu heißen Dankeszehre werde; Denn da schläft ruhig, unter kühlem Moos, Die mich gewiegt auf ihrem Mutterschoos, O! hält' ich jetzo eines Adlers Flügel, Ich sucht' sie heim auf ihrem Schlummer-Hügel. Das Gnaderrbild. 28enn jene Nebel dort zerrinnen, Da blicken aus dem Forst Empor, die altverfall'nen Zinnen Der Veste Tannenhorst. Und rings die alten Eichen trauern, Denn ode ist der Ort; Die Sage geht, daß in den Mauern Ein Geist soll Hausen dort. Und weil das Schloß von Spuck' und Eulen Bewohnet wird nun mehr, So ist auf viele, viele Meilen Die Gegend menschenleer. 7 Zn diesem Schlosse herrscht vor Zeiten Herr Ritter Kunibert, Mit sein' Gemahl und seinen Leuten, Des alten Adels werth. Und wenn die ersten Sonnenstrahlen Begrüßten mild sein Schloß, Da hört' man schon sein Hüfthorn schallen Und alles saß zu Roß. Mit Hörnerklang und Hundebellen Da gings den Wald entlang, Das edle Wild ringsum zu fällen Bis spät die Sonne sank. Und wenn auf Hellen nächt'gen Pfaden Mild koste Vollmondsschein, Da zog er dann mit Wild beladen Zn seiner Veste ein. Daher ihn Zeder, der ihn kannte, Nicht wohl gewogen war; Ihn auch den wilden Jäger nannte, Mit seiner grausen Schaar. Doch sein Gemahl, die Frau Mechtilde, Gar eine gute Frau, Der glich an Frömmigkeit und Milde Kein Weib im ganzen Gau. Und wenn Herr Kunibert beritten DaS Wild sich holt zum Schmaus, Da schlich sie in die Armuth-Hütcen, Und spendet Segen aus. 8 Und wo drei Eichen sinnend stehen, Da ward im grünen Wald Ein Muttergottesbild zu sehen, Vom Himmelsglanz umstrahlt. Und wenn im Schloß beim Lampenschimmer Man rings die Humpen füllt, Da wallte dann die Burgfrau immer Hinaus zum Gnadenbild. Und wenn in Andacht sie versunken Hinkniet' ins frische Grün, Sitzt Kun'bert und zecht wonnetrunken In seiner Veste drin. Als sie einst im Gebet begriffen So vor dem Bilde weilt, Da kam schnell über Felsenriffen Ein Wolf auf sie geeilt. ,,O Herr in Deine Herrscherhände Empfehl' ich meinen Leib", Ruft sie „von meinem frühen Ende Nimm auf das schwache Weib" Da kam der Wolf den Rachen offen, Der seine Zähne bot, Doch lag er wie vom Blitz getroffen, Zu ihren Füßen todt. Und seit der Stund' an jene Stelle, Da ließ sie voll Vertrau'n, Für ihre Rettung, die Kapelle Dem Gnadenbilde bau'n. 9 Und wenn Herr Kunibert so wilde Durchzog rings das Revier, So war die fromme Frau Mechtilde Beim Gottesdienste hier. So lebt' nach seiner Weis' verschieden Ein Jedes auf dem Schloß, Die Burgfrau liebte nur den Frieden, Der Ritter nur sein Roß. Einst saß Mechtilde am Balkone Und schaute ins Gefild, Da kam beim letzten Strahl der Sonne, Ein Sänger ernst und mild. Der ließ sich auf den Rasen nieder, Und sang mit weichem Herz, Voll Innigkeit ihr seme Lieder, Von Liebeslust und Schmerz. Und lieblich dringen seine Tone Ins Herz der jungen Frau, Sie weiht dem Sänger eine Thräne So mild wie Perlenthau! Und wieder geht der Sänger weiter Dem kühlen Schatten zu, Und sein Gesang verschmelzte heiter In stiller Waldesruh'. Und lange stand noch Frau Mechtilde Und horchte seinem Klang, Bis rings aufs blühende Gefilde Der Abendschatten sank. 10 Und rräumend schlich sie nach dem Saale Von Glück und Seligkeit, Und sie, sie blicke zum ersten Male Zn die Vergangenheit. Und süße Rosenbilder steigen Empor mit Adlers-Schwung, Und Liebe stimmt mit Wehnmths'schweigen Sie zur Begeisterung. Und als die Nacht mit ihrem Schleier Die große Erde küßt, Da kam der Sanger mit der Leyer, Der ihr den Schlaf versüßt. Und als die Berge rings erröthen Vom holden Sonnenschein; Da drang zu ihr mit holdem Flöten Des Sängers Gruß hinein. Der Sänger ging und kam stets wieder Zur Burg, in's eb'ne Thal; Bis er durch seine Liebeslieder Das Herz MechtildcnS stahl. Und als Herrn Kunibert einst länger Ergötzte seine Lust, Da kam sie schnell herab zum Sänger, Ihr selbsten unbewußt. Sie reicht ihm ihre ganze Habe Mit liebevollem Sinn, Doch Jener, der verschmähe die Gabe, Blickt schmachtend zu ihr hin. 11 Wenn mich die schönste aller Frauen Aufnimmt in ihren Sold, Spricht er, so wähl' ich voll Vertrauen Den Schleier hier statt Gold. Erschrocken zwar sagt Frau Mechtilde Zu kühn hast Du begehrt, Jedoch er bat so fromm und milde Bis sie es ihm gewährt. Wie er denn auch nach vielen Bitten Sich nahm ein Küßchen gar, Da kömmt Herr Kunibert geritten Mit seiner Jägerschaar. Er sah' das Schauspiel auf der Waide, Schon kochte ihm das Blut, Und wehe rief er über Beide, In fürchterlicher Wuth. Denn wenn er lieb'voll auch nicht kehrte Hielt er doch viel auf Treu; Er stieß dem Sänger, eh' man's mehrte, Die Kehle rasch entzwei. Und dann im blinden Wahnesfeuec Stieß' fort er seine Frau; „Aus meinen Augen, Ungeheuer, „Das ich Dich nimmer schau!" Bewustlos lag in heißen Thräncn; Mechtild' am Boden da, - Die von all' diesen Gräuel-Scencn Nichts hörte, und nichts sah. 12 Und als sic dann mir schwacher Stimme Von Unschuld sprach und Treu, Verwies er ihr, in seinem Grimme, Die Schwelle auch aufs neu! „Ach wimmert sie, ich werde Mutier „O morde nicht Dein Blut"! — „„So suche, Schlange! Dir das Futter,"" Schrie er „„für Deine Brut."" Und schnell, als ob es ringsum brennte, Gab er dem Rosi den Sporn, Und wo der Fels an Fels sich dehnte, Setzt er durch Heck und Dorn. Und seine düsiern Jagdgesellen, Die setzten hinten drein, Mit Hörnerklang und Hundebellen Und wildem Hurrah-Schrci'n. Und alS das schreckliche Getöse Im Walde sich verlor, Da kam in seiner ganzen Grösie Der Mondcsstrahl hervor. Und viele tausend Silbersterne Die schauten fromm und mild, Aus ihrer blau gewölbten Ferne, Herab auf Frau Mechtild. Die, schmerzversunken, jetzt noch immer Viel birt'rc Zähren weint, Nicht achtend auf den Mondcsschimmcr, Der doch so lieblich scheint. Und alS ihr Schmerz in düst'res Sinnen Jetzt leiser übergeht, Da richten die zerstörten Mienen Sich auf in dem Gebet. Und leise klingt aus der Kapelle, Die sie erbaut im Wald, Ein Glöcklein, rein und silberhelle, Das zu ihr tröstend schallt. Und wie ihr Sänger einst gemüthlich Sich sang ins weiche Herz: So tönet jetzt das Glöckchen friedlich, Und lindert ihren Schmerz. Und betend für das Heil der Seele, Auf'S Herz gelegt die Hand: So ging sie, bis sie an der Schwelle Des kleinen Kirchleins stand. Und als sie dann die frommen Worte Zur Muttergottes sagt, Da öffnet sich die stille Pforte Für diese Himmelsmagd. Wie war's hier leer und todtenstille, Wie ivar'S hier heimisch leist; Bald überflog sie Schauerkühle, Bald wieder glühend heiß. Doch ohne Zagen, ohne Grauen, Das Äug' vom Weinen feucht, So leistete sie voll Vertrauen, Der Muttergottes Beicht! Ui 14 Erlöse mich von meinem Harme, O! nimm zu Dir Dein Kind; Damit es bald m deinem Arme Die ew'ge Ruhe find! So betet sie mit frommen Herzen Und glüh'ndcm Angesicht; Da schimmern plötzlich bunce Kerzen So mild wie Rosenlicht. Und sie, die Mutter Gott's im Bilde, An kalter Marmor-Wand, Sie schwebte leise zu Mechtilde Und nahm sie bei der Hand. Und eine Wolke schwebt' hernieder So zart wie Perlenthau, Sic schließt Mechtildens Augenlieder, Führt sie in's Himmelsblau. Und als aus dieser Welt geschieden Der fromme Engel war, Da war's nun mit dem Glück und Frieden Zu Tannenhorst auch gar. Denn als der Ritter einst verwegen Durchrast den grünen Wald, Da war ringsum der Abendsegen Ganz leise schon verhallt. Und wild ritt er bei Mondcshelle An jenem Ort vorbei, Wo er dem Sänger seine Kehle Zm Zorne schlug entzwei. Auch da wo er sein Weib verstossen, Wo er die Faust ihr bot, Wo er des Sängers Blut vergossen Da ward die Erde roth. Und auf der Erd' ein Flämmchen brannte DaS zischte in den Wind, Ein Zeichen das ihn Mörder nannte Von seinem Weib und Kind. Da gab der Ritter unter Flüchen Nun seinem Rapp' den Sporn, Und flog, daß rings die Sträuche wicben, Durch Hagebusch und Dorn. Und als beim nahen Unkenteiche Verlischt der Mondesglanz, Entstieg dem weichen Wellcnreiche Ein bunter Zrrwischtanz. Da ward der Rapp' ein Ungeheuer, Für fernes Lenken blind, Gejagt als wie durch Höllenfeuer So braust er durch den Wind. Kein Sporn, kein liebliches Gekose, Das macht ihn jetzt mehr kirr, Und wie ein schäumend Mcergetose So ras't das wilde Thier. Und als der Ritter über Hügeln Gleich einem Satan ritt, Da stürzt er, doch die Steigebügeln Die schleppten ihn noch mit. 16 So ging es über Felsenspitzen, So laut er schreit und klagt, Und rings sah man sein Blut verspritzen, Auf seiner letzten Zagd. Und als im milden Rosenscheine Der Morgen sich erneut, Da lagen Kuniberts Gebeine Zm Walde rings zerstreut. Drum hört man aus des Schlosses Mauern, Die rings die Zeit benagt, Ein Wimmern wie Gewittersschauern, So wie die Chronik sagt. Und das ist Kunibert der Wilde, Der täglich lärmt.und flucht, Und sich auf nächl-'chem Gefilde Nun seine Beine sucht.