f,'i r Vaterland, Kunst, Wissenschaft und geselliges Leben. Mr. 2V. ^8a,n8t»3 a«n 3. ^pi^N 1847. Sonnenuntergang. ^ie Sonne sinkt — im Rosenfeucr strahlen Die Alpenhohen und der Nolkensaum. Die feenhaft die bunte Landschaft malen. Gleich einem feierlichen Festnachtstraum, — Und matter wird des Tages wirres Lärmen, » Es feiern ja die Gorgen und das Härmen. Schon lagert sich im weiten» blauen Raine Ringsum die freundlich stille Dämmerung, Es glüh'n nur noch im letzten Wiederscheine Die höchsten Höh'n, gleich der Erinnerung, Und wehmuthsvoll in's traute Land sie blicken, Als wollten sie nach einen Gruß ihm schicken. Nun sind die letzten Funken auch verglommen. Das wunderschöne Vild steht kalt und bleich. Die gold'ne Sonne ward ihm ja genommen. Mit ihr schwand auch des Lebens Farbenreich; Wo nicht der Sonne warme Fluthen wogen. Dorthin ist nur die talte Nacht gezogen. So sinket einst auch uns're Lebenssonne, Wenn greise Jahre uns gedkicht das Haar, Dann schöpfen wir aus der Grinn'riing Nonne, Wo noch des Lebens heller Mittag war: Das sind die letzten Strahlen, die uns glänzen Und unser Haupt mit stiller Wehmuth kränzen. S. Miguel. Neber Industrie- und Gewerbe-Pro-l ducten-Ausstellungen. (Eingesendet.) c^ie Klliidmachul,g über die im September »847 zu Linz Statt findende Ausstellung, wobei zu concurriren die Industriellen Kraius in der »Laibacher Zeitung" bereits im Februar von der krainischeu Vereins - Delegation rechr warm aufgefordert wurden, veranlaßte die folgende Skizze. Möge selbe dazu dienen , in möglichster Kürze das Nothwendigste hierüber zu bezeichnen, und beitragen, daß diese Ausstellung jenen Hö'hen-punct erreiche, den unsere Zeit von derselben erwartet. Der Zweck, eine gründliche, auf eigene Beobachtung der Erzeugnisse gestützte Kenntniß der Gewerbe zu erlangen, tonnte früher nur auf den Mcsscn und Märkten, in den Warenlagern und Laden dor Kausieute stückweise und unvollkommen erreicht werden. Die Vereinigung der wichtigeren Gewerbs-Erzeugnisse ciin's Landes, unmittclbar aus dci, Händen der Pro- ducenten, verbunden mit Nachrichten über die Rohstoffe, die Hervorbringung und die Preise, ohne Rücksicht auf deren sofortigen Verkauf, wie sie die Gewerbe-Ausstellungen der neueren Zeit bezwecken, stellt die Leistungen der Gewerbetreibenden dem Consumenien und Gewcrbcfrcunde weit deutlicher und entschiedener vor Augen. Es hat dadurch der Abnehmer den Vortheil von solchen Ausstellungen, daß er die sämmtlichen Leistungen in einem Gcwerbszweige überblicken, und sich mit seinen Ankäufen an denjenigen Fabrikanten oder Gewerbsmann wenden kann, der die beste und preiswürdigste Ware ausstellt. Hieran reiht sich die Erwägung, daß kaum das einfachste Gewerbe, noch weniger aber Fabriken, welche für den Handel arbeiten, ohne den lebendigsten Wetteifer, es Andern an Güte und Wohlfeilhcit der Erzeugnisse zuvor zu thun, gedeihen. Der Fabrikant und Gewerbsmann darf nicht bloß den bisherigen Abnehmer und sein Bedürfniß beachten, sondern er muß seine Augen unablässig auf die Fortschritte richten, durch welche man die Erzeugnisse seines Gewerbes dcm Be-dürfuiß, Geschmack und Gebrauch der Abnehmer besser an- « zupassen im Stande ist. Der Wetteifer der Fabrikanten und Gewerbsleute, wie er sich auf den Gewerbe - Ausstellungen zeigt und ausbildet, ist ein viel edlerer und nachhaltigerer, als dieß bei bloßen Verkaufs-Concurrenzen der Fall ist. Die Liebe und der Eifer für den eigenen Gewerbs-zweig, und der Wunsch, ihn im Vaterlande sich entwickeln und blühen zu sehen, führt auch wohl zu gegenseitigen lehrreichen Mittheilungen und zu gemeinschaftlichen Versuchen oder Unternehmungen. I Die Ausstellungen bewahren zugleich die Fabrication ' eines Landes vor Geschmacks-Verirrungen, fordern die Verbindungen der Genossen jenes Gewerbszwciges unter sich, so wie zwischen den Capitalisten und Unternehmern, ohne welche die Fabrication im Großen nicht gedeihet. Sie erleichtern eine gründliche Kenntniß der gewerblichen Zustände, worüber hicr oft mehr Licht zu gewinnen ist, als auf langen Reisen. Die Gewerbs-Ausstellungen wirken auf die Jugend, die sich den Gewerbcn widmet, im Allgemeinen anregend 106 ulld ermunternd, und erleichtern jungen Männern die Wahl eines Geschäftes und das Unterkommen als Werkführer und Vorarbeiter durch Bekanntwerdung mit den vorzüglichsten Fabriken und Gewerben, und ihrer Leistungen. Endlich aber bezwecken Gewerbe-Ausstellungen, daß die Leistungen des Industrie- und Gewerbefieißes verdiente Anerkennungen finden. Hierzu liegt kein näherer Anlaß, als bei einer vergleichenden Ausstellung der Erzeugnisse vor, welche zur richtigen Werthschätzung des Gewerbssieißes selbst, und zur gehörigen Anerkennung der einzelnen Leistungen in demselben führt, so, daß die Gewerbsthätigkeit dadurch auf einen höheren, ehrenvolleren Standpunkt erhoben wird. Nicht jeder Aussteller kann das Vorzüglichste liefern und die höchsten Auszeichnungen erringen; allein dieses soll Niemanden abhalten, die Ausstellung zu beschicken; das Nichtbeschicken würde als Mangel an Theilnahme, als Scheu ausgelegt werden, und raubt dem Gewerbsmanne die Gelegenheit, von einem sehr großen Publikum gekannt zu werden. In den deutschen Provinzen des österreichischen Kaiserstaates wurden schon seit l820 periodische Ausstellungen der inländischen Gewerbs-Erzeugnisse veranstaltet. In Erwägung indessen, daß die nützlichen Folgen solcher Ausstellungen bei einer größeren Ausdehnung des Ausstellungs-Gebietes auch in erhöhtem Maße hervortreten mußten, fanden sich Se. Majestät, weiland Kaiser Franz I., bewogen, Centralgewerbs-Producten-Ausstellungen für den ganzen Kaiserstaat anzuordnen, deren bereits drei, »825, 1839 und l845, letztere beide schon unter der Regierung Kaiser Ferdinand I., in Wien mit unendlich gesteigertem Erfolge veranstaltet, und über welche dem Publikum in ausführlichen Berichten, wovon der für die Ausstellung im Jahre !845, verfaßt von dem k. k. Rathe und Professor Reuter, alle bisher erschienenen bei Weitem übertrifft und von großem Werthe ist, Nachrichten mitgetheilt sind. Die großen Kosten dieser au^ ßerordentlichen Ausstellungen wurden auf öffentliche Fonds übernommen. Diejenigen Fabrikanten und Gewerbsleute, deren Erzeugnissen die Beurtheilungs Commission besondere Ver-dienstlichkeit zusprach, wurden durch goldene, silberne oder bronzene Preis-Medaillen, oder durch Bemerkungs-Diplome oder ehrenvolle Erwähnungen in den gedruckten Berichten ausgezeichnet. (Fortsetzung folgt.) Abd-el-Kader's Jugendliebe. Ueberseht aus dem Franko stschen nach A. d^Lacroir. Abd-el-Kader, kaum in das erste Jünglingsalter ge-treten, wurde von seinem Vater zu dem Marabut der Gha-raber, Sidi Aly - Ben .-Taleb, dem Bruder Mahhi-Eldins, geschickt, um mit ihm eine für beide Stämme wichtige Angelegenheit zu verhandeln. Beide Gebiete waren eine Tagreise von einander entfernt, und noch vor Ende des Tages befand sich Abd-el-Kader dem Ziele seiner Reise nahe. Als ihn von der Guatna des Marabuts nur eine sehr kurze Strecke trennte, und er im Schritte längs eines mit Iohannisbrotbäumen umschat- teten Flüßchens ritt, befand er sich bei einer Krümmung desselben plötzlich zwei Frauen gegenüber, welche, bei seinem Anblicke erschrocken, einen Schrei ausstießen, und eilig ihren Haik (eine Art Mantel) über sich warfen. Wie schnell aber das auch geschah, so konnten ihre Züge Abd-el-Kader's Blicken doch nicht völlig entzogen werden. Die eine der beiden Frauen, die in schon vorgerücktem Alter stand, schien die Mutter der andern zu seyn, eines jungen Mädchens von ausgezeichneter Schönheit. Obgleich in die Falten ihres Haiks völlig gehüllt, stach doch ihr hoher, zierlicher Wuchs hervor, und ihr Gang, voll Adel und anmuthiger Bewegung, verrieth die köstlichsten Formen. Abd-el-Kader, durch ihren Anblick verwirrt, wandte sich nach ihr um, und begegnete zweimal ihren großen, schwarzen Augen, die durch die Oeff-nung ihres Haiks ihn anblickten. Abd-el-Kader wurde in das Zelt des Marabuts geführt und da mit aller Achtung aufgenommen, auf die er Anspruch machen konnte. Es wurde sogleich ein Mahl von kalten Speisen, von Cuscussu, Oliven, Feigen und Mandeln aufgetragen, woran sein Wirth, um den Sohn seines Bruders zu ehren, Theil nahm. Darauf erörterte Abd-el-Kader die Veranlassung seines Besuches, und als die Sache von beiden Seiten besprochen und zu beiderseitiger Zufriedenheit abgeschlossen war, zog sich Add-el-Kader in das einige Schritte von dem des Marabuts für ihn aufgeschlagene Zelt zurück. Dort hörte er von dem jenem Zelte zunächst gelegenen Theile ersticktes Schluchzen hervordringen. Erstaunt blieb er stehen: das Schluchzen verlor sich, und eine sanfte Stimme sang mit ganz leisem Tone diesen Gesang jenes Landes: Ich bin die Tochter eines macht'gen Haupt's und schön; Doch wein' ich, weil ein Mann mein Antlitz hat geseh'n. Nun wird mich nimmer die Hochzeit erfreu'n; Denn, wenn das Mädchen Im Vrautgemache Den Schleier mir lüftend: «Sieh' Deine Gattin!" Zum Gatten sagte, Würd' sich das Bild mir des Fremden erneu'n, Des schönen Mann's, der meinen Blick zuerst gescb'n, Und ich voll Scham uno Beben vor dem Gatten steh'n. Die Stimme verklang, und wieder begann das Schluchzen, so, daß Abd-el-Kader bewegr nähertrat, und sprach: »Bist Du das junge Mädchen, das ich gegen Ende des Tages am Flusse bemerkt habe? »Ich bin es." »Wie ist Dein Name?" »Man nennt mich Kheira." (Glückseligkeit.) Abd-el-Kader schwieg einen Augenblick und sprach dann mit zitternder Stimme: »Kheira, Dein Name verspricht Glück, und meine Augen haben Dich schön gefunden; ich werde meinen Vater Mahhi-Eldiu bitten, um Dich bei Deinem Vater für mich anzuhalten." »Möchte es so seyn," antwortete Kheira. Abd-el-Kader entfernte sich darauf und kehrte in sein Zelt zurück, ohne jedoch schlafen zu können: Kheira's Bild schwebte beständig vor seinen Blicken. — 107 - Gegen Mitternacht erschien eine alte Frau in seinem Zelte, welche sich ihm näherte, und zum Zeichen des Schweigens und des Geheimnisses den erhobenen Zeigefinger senkrecht auf seine Lippen legte, während sie mit verschmitztem Lächeln ihre grauen, noch sehr lebhaften Augen fest auf ihn richtete. Ihre Füße waren ganz bloß, und die eckigen Formen ihres Körpers wurden kaum durch ein Stück unsauberer Leinwand verborgen, womit sie umhüllt war. Ihr über die Schultern zurückgeschlagener Haik ließ ihre trockene, runzlige Gestalt eben so, wie ihren Hals, unbedeckt, dessen zahlreiche Falten einer mehrreihigen Ambrakette glichen. Sie stand unbeweglich vor ihm, während Abd-el-Kader sie mit Erstaunen betrachtete. „Wer bist Du?" fragte er endlich. «Bist Du der böse Geist dieser Gegend? Bist Du's, die in der Nacht, wenn Muley-Abd-el-Kader's hilfreiches Auge ermattet sich geschlossen hat, den Wanderer auf den Pfaden der Berge irre führt, und ihn in die Tiefe der Waldstrudel stürzet? Sprich — was willst Du?" Die Alte antwortete mit leiser Stimme: »Ich bin nicht der böse Geist dieser Gegend, und habe nie Jemand irre geführt, noch getödtet; ich bin nur ein armes , gutmüthiges Weib, welches das Glück Anderer will. Ich bin die Beschützerin der Liebe." »O, sey gesegnet,' Beschützerin der Liebe!" rief Abd-el-Kader. »Führe mich zu der schönen Kheira." Bei diesen Worten erhob er sich erregt und zitternd von seiner Schlafmatte, um dem geheimnißvollen Boten zu folgen. Diese aber machte ihm ein Zeichen, sich nicht zu erheben, bog sich zu ihm und sprach: »Die Stunde ist noch nicht gekommen, denn Lella Kheira kann nicht mitten in der Nacht aus dem Zelte ihres Vaters gehen. Aber mit Anbruch des Tages wird sie mit einer ihrer Frauen hinausgehen, um, wie gewöhnlich, in der nahen Quelle zu baden." Und ein Blumen-Bouquet dem glücklichen Abd-el-Kader überreichend, fügte sie hinzu: »Hier sind drei Blumen, welche Lella Kheira an dem Flusse, an dem sie Dir gestern begegnete, für Dich gepflückt hat. Die eine ist weiß und bedeutet ihre Reinheit; die andere ist rosig, wie das Vergnügen, dessen Sinnbild sie vorstellt, und die dritte dunkel, wie die Nacht, als Zei-then des Geheimnisses." »Und ich werde meiner Inniggeliebten eine Korallen-perle, ein Stückchen Aloe und etwas Ambra anbieten, als Zeichen meiner Liebe, meiner Hoffnung und meines Glückes." »Und was wirst Du mir anbieten?" sagte die Alte. Abd-el.-Kader griff in seinen Haik, warf ihr ein Goldstück zu und sagte: »Dir gebe ich dieß, um Dir für die gute Nachricht zu danken, die Du mir überbracht hast, um Dich zur Verschwiegenheit aufzumuntern; denn wenn Du je die Worte wiederholtest, die Du von meiner künftigen Gattin hier ausgesprochen hast, so würde ich Deine Zunge hierlpitverschließen." Dabei zeigte er ihr den Stahl seines Dolches, der über dem Berte hing. Die Alte nahm das Goldstück auf und zog sich schwel- « gend zurück, immer lächelnd, und als Zeichen der Ehrerbie-W tung rückwärts gehend. W (Fortsetzung folgt.) W An eine Eoquette. « Weil freundlich ick mit Dir gethan. W D'rum bietest Du den Korb mir an? Nur her damit, es sey bekannt, Daß er mir lieber. als die Hand! — *** Feuilleton. Neues Vrot. — Die »Sonntagsblätter" bringen unter dieser Rubrik einen zweiten Artikel: »Herr M. A. Pollak theilt uns nun seine Erfindung zu deren Bekanntmachung mit. Er bereitet dasselbe aus Oclfladen, das sind die Reste des Reps (Rübesamen), die nach der Auspressung des Oeles zurückbleiben. Bisher wurden dieselben als Brenn-materiale verwendet, der Centner kostete 30 — 40 kr., der ^ jetzr nach der Entdeckung des Geheimnisses bereits den Werth W von mehr als l fi. überstiegen hat. Der Oelfladen wird ge- " mahlen, das Mehl in Bottiche gethan und laues Wasser, der Entbitterung wegen, darüber gegossen und nach tüchtiger Umrührung wieder abgelassen. Der Brei ist leicht zu Teig zu kneten und wird wie Kornbrot geformt und gebacken. Der edelmüthige Erfinder theilr sein Geheimniß zum Wohle der Menschheit uneigennützig mit. Besäßen wir einen Bür-gerplutarch, wie ihn Franz Gräffer schon oft angeregt hat, der Name des edlen Menschenfreundes müßte mit rothen Lettern in demselben eingetragen werden; seine Handlungsweise ist eine echte Bürgertugend! Wir haben durch Herrn Pollak eine Probe des Brotes erhalten, es ist schmackhaft und enthält die besten Nährstoffe." Der heilige Vnter. — Ein Reisender macht in der „Augsb. allg. Zeitung" folgende Beschreibung von dem heil. Vater: »Plus lX. scheint einige Jahre jünger zu seyn, als er ist, und man würde ihn kaum für einen Fünfziger halten (er ist 1792 geboren). Seine Gestalt ist überaus edel, und in seinem frischen, gesundheitsblühenden Gesichte von sehr schönem Teint ist Herzensgüte bei Weitem der hervorleuchtendste Zug; besonders der Mund ist gar fein und graziös gebildet. Wenn man Pius IX., umgeben von den vornehmsten Prälaten, erblickt, so läßt sich keines der vielen Priestergesichter, was Ausdruck von Würde, milder Majestät und Menschenliebe anbelangt, auch nur entfernt mit dem Antlitze des Papstes vergleichen. — Die günstigste Gelegenheit, den Papst in der Nähe zu schen, hat wohl der Spaziergänger vor der Porra Pia, oder auf den einsamen Spazierwegen von San Pietro di Montorio. Im einfachen^, Hausgewande, mit Mantel und Hut von Scharlach bedeckt,W schreitet da der heil. Vater rüstig zwischen zwei violett gekleideten Prälaten, einige Uniformen der Nobelgarde hinter ihm. In ehrerbietiger Ferne folgt ihm das Volk, namentlich weibliches. Jeder freut sich, ihn zu sehen, und wenn auch protestantische Fremde die Knie mcht vor ihm beugen, so empfangen sie doch immer mit Liebe den Segen eines solchen Papstes." Die Amme des Königs von Rom — ist in diesen Tagen gestorben. Sie war die Tochter eines Wein-schänken, welcher zu Bellue wohnte und erst vor drei Jahren gestorben ist. Die Frische dieses jungen Mädchens, die Menge und Reinheit ihrer Milch zogen die Aufmerksamkeit der Commission auf sie, die mit der Wahl einer Amme z vom Kaiser beauftragt war. Sie trug den Sieg über alle ^ 108 - ihi-e Rivalinen davon. Der König von Rom wurde ihren Händen anvertraut und so sah sich die einfache Tochter eines gewöhnlichen Schankwirthcs plötzlich an den Hof des mächtigsten Monarchen seiner Zeit versetzt, sah sich umgeben von Schmeichlern und Courmachern, und umgeben von Luxus und Ueberfluß. Ihre launenhaftesten Wünsche wurden augenblicklich erfüllt und die mächtigen Würdenträger des Kaiserreiches buhlten um ihre Blicke und ihre Gunst. Mehr als ein Mal streichelte Napoleon selbst, erfreut über das sichtbare Gedeihen des Prinzen, die Wangen der Amme. Nachdem ihre Dienste nicht mehr von Nöthen, setzte ihr die Kaiserin eine ansehnliche Pension aus und sie heirathete bald darauf einen Herrn An chard, mit dem sie herrlich und in Freuden lebte und nur zu bald die Summen, welche sie am Hofe erspart, vergeudete. Die Restauration raubte ihr auch ihre Pension und zwang sie, bei ihrem Vater in Bcllue eine Zufiuchtstätte zu suchen. Louis Philipp gab ihr später von Neuemeine Pension und sie zog sich nach dem Tode ihres Vaters nach Lagny zurück, wo sie, 59 Jahre alt, kürzlich starb. Neue Todesart. — Ein Engländer hat sich eine neue Todesart ausgesucht, da er des Lebens überdrüßig war, aber auf keine Weise sterben mochte. Er hackte sich auf einem Teiche in seinem Garten ein Loch in das Eis, das kaum so groß war, daß ein Mensch hindurch konnte, und durch dasselbe kroch er, wie ein Schornsteinfeger in die Esse, in das Wasser hinein und unter das Eis. Papierkorb des Amüsanten. Die „Bohemia" erzählt Folgendes: Zu einem Vücher-trödler in Prag kam dieser Tage ein Knabe, und bot ihm ein altes Schulbuch zum Kaufe. Der Trödler durchblättert das Buch und bemerkt bei der Gelegenheit einen einguldigen Antici-pationsschein, der in's Buch eingelegr war. Er blättert, ohne ein Wort darüber zu sagen, weiter, und bietet ruhig dem Knaben zuerst fünf, dann sechs Groschen, endlich einen Zehner. Da der Knabe das Buch für ein so geringes Geld nicht ablassen will, gibt ihm der Trödler das Buch zurück; der Knabe nimmt es und geht. Kaum hat er sich einige Schritte entfernt, so ruft ihm der Trödler nach, und erhöht sein Anbot auf einen halben Gulden, zwölf Groschen und so gradatim bi' auf einen Zwanziger. Der Knabe händigt ihm nun das Buch ein, nimmt das Geld und crfernt sich. Der Trödler aber, froh des guten Kaufes, durchblättert das Buch, das an sich kaum einen Zehner werth war, um den Anticipationsschcin einzustecken, als er zu seinem Schrecken diesen nicht mehr findet. Der Knabe hatte denselben nur als Köder, um einen bessern Preis zu erhalten, in's Buch gethan, — und während er sich nach dem ersten Anbot entfernte, fiink wieder herausgenommen. Eine englische Schriftstellerin entwirft in ihrem Reise-tagebuche von einem nordamerikanischen Dandy folgende Schilderung: »Solch' ein Dandy hat einen mich verletzenden Bart, einen Bart wie ein Vogelnest, in welchem eine Cigarre leuchtet, wie ein Irrlicht im Riedgras; er schleicht blaß und abgemagert umher, und gleicht dabei einem Räuber außer Dienst." Auswärtige Kunst- und Theaterrevue. Es erscheint ieitgemäß. wenn unser Blalt. vas sick im Laufe der jetzigen Thentersaison ledialick mit den Zuständen unserer Buhne beschäftigte . in der Theaterferienwoch? einige Nachrichten von fremden, aus» wältigen Bühnen bringt, die von Inier.sse sind. und wäre es auch nur der Abwechselung wegen. Wir lassen diele Nachrichten im Auszüge folgen, wie wil ljeselben in den verschiedenen Journalen zerstreut aufgelesen: -j- Der Gesammtschadcn bei dem Brande des Carlsruher Hoftheaters wird auf die sehr bedeutende Summe von 675000 fl. angegeben. Die Assecuranz in Cassel wird 200,000 fl. als Entschädigung zahlen muffen. -p Der bekannte Komiler Kottaun, in letzter Zeit Mitglied des Iosephstädtcr Theaters in Wien. ist Theater - Director in O^enburg geworden, und wird im kommenden September dortselbst die Saison eröffnen. ->- Baron Klesheim gedenkt in Kürze eine lange Reise nach Deutschland anzutreten, die ihn 8 Monate fern halten wird. Am 11. April findet in Wien seine Abschieds-Academie Statt. -j- Der Pesther Magistrat hat für die drei besten Pläne zu,,, Thea-terbau 400, 200 und 100 Ducaten ausgesetzt. -z- Veim Theater in Gratz hat jetzt zu Ostern eine große Veränderung des Personals, sowohl im Schauspiel, als in der Oper Statt gefunden. Man spricht, dasz mehrere oer abgegangenen Mitglieder schwcr zu ersetzen seyn dürften. ^ Man behauptet, der König des Llaviers, Franz List. werde von seiner jetzigen Kunstreise als Millionär nach Deutschland zi-rückkeh« ren. In Kiew soll er in 5 Concerten allein 20.000 fl. C. M. .»"genommen haben. Angenehmer und leichter kann man sich cine Million nicht erhacken. — 1- Am verflossenen Palmsonntag trat die schwedisch? Nachtigall. Jenny Lind, in Wien als Norma, welche Oper sie zu ihr.m Bene-fice gab, zum letzten Male auf. -s Die berühmte Schauspielerin aus den Zeiten des Kaiserreiches, Dlle- Mars, deren Ruf europäisch bekannt war. ist am 20. A!^rz, 69 Jahre alt, in Paris gestorben. -s Der bekannte und beliebte Musikdirector und Walzer - Lampo« nist, Carl Bendel in Wien, hat die Ttell? eines Regimenls-Eapell-mcisters bei dem in Trieft Nationirten k. k. Inf. Regiment? angenommen und ist am 25- März von Wien aus an seine neue Bestimm»»., cibqe. reis't. — Die Triester können sich sammt dem betreffenden Regiment?nur gratuliren, denn Bendel wird in Wien schwer vermißt. -r «Der Böthe von Tirol" enthielt unlängst Nachstehendes: Im «Frankfurter Conversationsblattc» lesen wir die Nachricht, das; die «bigotten Bauern Tirols» das Denkmal E ß l a i r's in Mühlau (b.tanntlich hat der König von Baiern dem großen Mimen das Monument i„ Tirol setzen lassen) zerstört hätten. Wir müssen diese Nachricht als ganz unwahr bezeichnen und könne» nur glauben, daß die Veschädiaungen d.'s nicht weit davon entfernten Iudengottesackers > welche gewiß jeder Vernünftige beklagen muß, einen Reisenden auf den Einfall gebracht haben, es dürfte dem Denkmale Gsjlair's ein ahnliches Los bevorstehen. 5 Mozart soll nun auch in Wien ein Denkmal erhaltrn. Nach dem Berichte des „Wanderer" hat ei» Realitätenbesitzer, Namens P i e-tro de Galvagni, das uralte Haus «zum goldenen ABL« in der Rauhensteingasse. nebst dem Nachbarhause, worin bekanntlich Mozart starb, käuflich an sich gebracht, und der neue Eigenthümer läßt nun in dem daselbst neu zu erbauenden Hause ein Brustbild des verewigte» Tonmeisters von carrarischem Marmor mit einer Votivtafel im Hofraum aufstellen- -j- Der alte Marschall Soult in Paris scheint, wenn den Berichten vcrschiedcner Journale zu trauen ist, seinen Kunstraub in Spanien nach und nach verwerthen zu wollen; französische Blätter sag?« wenig» stens, daß cr vor Kurzem den berühmten «Lahmen» von Mulillo um 116 000 Francs verlauft habe- — d — Theater-Nachricht. Die Wiedereröffnung unserer Vühne am Ostermontag geflieht mit dem überall so glänzend aufgenommenen neuen Original - Lustspiele: „Ein Mädchen vom Theater», welches eine sehr gelungene Par-dic auf den Hyper - Enthusiasmus ist. den eine jetzt auf Gastspiel herumreisende, berühmt? Sängerin überall hervorruft. Gleich darauf haben wir zu erwarten das neue, interessante, nach einer wahren Begebenheit bearbeitet? Schauspiel: «Die Juristen» von Dr, Wangenheim; später zwei neue Lustspiele aus dcm Französischen: «Hanne und Hannchen» und „die unbewußt Beschützte,» Unter Einem können wir hier das Publikum benachrichtlacn. daß Dlle. Leopoldine Brussi. erste Tänzerin d,s l- f. Hofopcrmheaters ln Wien — ein Talent, wohl bestimmt die berühmten Tänzerinen Elsjler und Taglioni zu succediren — auf ihrer Kunstrei»? „ach Paris, im Vereine mit dem Herrn Fried- Eampilli, ersten Tänzer dcs früher genannten Theaters, im Lauf? dieses Monats an einigen Abenden in unserm Theater auftreten wird. -. d — Verleger: Iguaz Alois Gdler v. Kleinmayr.