73437 Veilchen und Bitterklee, liebst einem Sträußchen e r A iß m ri n ui ch L. Als kleines M e N j a h e g e s ch e n k den geneigten und gnädigen Gönnern ehrfurchtsvoll dargebracht, von dem Briefträger der k. k. Oderpostverwaltnng in LcibncN. L?ür das Jahr 4839 Leiback» Gedruckt hei Leopold Grund in Wien., Zwei dramatische Scenen ftatt.dcs gewöhnlichen Prologes, in Knit¬ telreimen. Erste Scene. Der Dichter (sitzt am Schreibtische, und kauet an der Feder). ^5s ist doch entsetzlich, heute fällt mir gar nichts Gescheidtes ein! Ich glaube beinahe, ich habe dieß mit vielen jetzi¬ gen Dichtern gemein — Aber Element heute muß noch eine Brochüre fer¬ tig seyn! — Ein Dichter ist bei der Zeit wirklich in schrecklicher Nvth, Wenn er in der Früh nichts fertig bringt, hat er zu Mittag kein Stückel Brot — Die Verleger zahlen dis Manuskripte wie die Greißler, nach dem Gewicht — o Graus! Sie fahren in Equipage, und dem Dichter schaut der Hunger zum Knopfloch heraus — Wer klopft denn? — Ein Gläubiger? —Ich muß i konsequent mich halten. Geld nehme ich auf, aber ich bezahle nichts, es ! bleibt immer beim Alten. — Von mir kann man sagen: »Ich bin unschuldig, aber doch von der Schuld nicht frei" — Man pochtschon wieder? — Herein! seyes wer will — Ich bleibe meinem Systeme getreu — Z — Der Briefträger (tritt ein). Ich komme einen guten Morgen zu wünschen , hoch¬ gelehrter Herr! Dichter. Geleert bin ich freilich — Herr von Brief¬ träger, was verschafft nur die Ehr? Briefträger. Ich möchte ersuchen, daß Sie mir wieder ein Postbüchel schreiben. Ich bezahl ja gern — Dichter. DaS letzte nehme ich an, aber das Er¬ ste lasse ich bleiben — Element, mit den Postbücheln war eSehmal nur cln Spaß — Es hat geheißen: Wenn sie ein Bißel lachen wol¬ len, da haben Sie was! Jetzt kritisirt Man so ein Flugschrift! nach dem Sprich¬ wort, ganz haarklein, Und sogar ein Postbüchelschreibersoll «in Schiller oder ein Göthe sein. Die Gönner waren froh, wenn sie nur etwas ha¬ ben lachen müssen, Jetzt treten sogar ein Postbüchel die Rezensenten mit Fußen; Weil sie sich über nichts Größeres wagen können, so wird sogar eine Schrift, Die wie ein Weinfalter nur acht Tag lebt, von ih¬ nen vergift! Diese Herrn brüMn vor Wuth, dichtet aber selbst einer ein Paar Zeilen nur, So sieht man, es braucht sogar sei» Geistschon di« Homöopatische Kur — , Briefträger. Sie haben Recht, sogar bei uns Briefträgern geht das Heferl über, Statt daß ehmal nur Einer was herausgegeben har, machen sich jetzt Zehnr drüber. Einer schimpft über den Andern, und glaubt, daß er was Besseres hat, Und es sagt doch das Sprichwort, ein Bein macht nie zwei Pudeln satt — Dichter. Also sogar unter den Kameraden ist der Brsdnrid eingeriffen? — -4- Briefträger. Schreiben Sie mir was Gutes, Sie müssen ja das besser wissen — Dichter. Prediren will ichs, aber ich stehe für keine dichterische Gaben — Ein Paar Spaß und ein Biße! was Neues — seynS froh wenns das haben. Gewöhnliche Mehlspeis wollen die Leute nicht mehr ins Haus, Und aus lauter Subtilität wird oft ein abgerührter Dalken daraus — Ein Postbüchel kömmr mir gerade wie rin Indian vor, Er hak neunerlei Fleisch, was einem nicht schmeckt, zieht der Andre hervor. Kömmt er auf die Tafel, so braucht er keinen Kopf, Aber mit Gewürz undSüßigkeit füllt man den Kropf — Darunter versteh' ich nämlich den Beutel, und ich wünsch' er soll Heuer Von den Gönnern gefüllt werden, wie der größte Kropf in Sleyer — Ich mache mich an die Arbeit, geben Sie mir eine Antizipazion Aorist trägt der Wind mich, das Papier und alle guten Gedanken davon. — Zweite Srene. Die Vorigen. Briefträger. Ich komme als ehrlicher Mann mei¬ ne Schuldigkeit zu observiren, Und Sie mikdem Rest für das Postbüchel zu honoriren. Dichter. Nun, was hat denn die Kleinigkeit für Progressen gemacht? Haben viel Leut drüber g'schimpft, oder haben eini¬ ge g'lacht? . . . Briefträger. Sie wissen ja, es ist letzt in der Welt alles xel mol, Dichter. Ja ja, der jetzt was schreibt, ist wahrhaf¬ tig eine arme Seel, Wie er die Feder eintaucht, muß er schon im Fegefeuer sitzen, — 5 — Und bis etwas gedruckt und gelesen wird in Todes¬ angst schwitzen. Briefträger. Es geht mir auch so, ich lieg auf dem Rost wie angeschnürl Und ein Kamerad um den Andern ists, der noch ein Brande! zuschürrt; Aber meiner Treu, ich mache mir eben gar nicht so viel daraus, Und sag Ihnen bloß, was ich gehört habe, in recht einem soliden Haus. Ein hochgelehrter alter Herr, hat zu mir recht freund¬ lich gesagt: »Ihr Postbüchel hat sich Heuer um ein Bischen hö¬ her hinausgewagt, Es is freilich Manches drinnen, daS scheint, alS woll¬ te man schimpfen — «-Je nun, der sich getroffen fühlt, der mag di« Nase rümpfen, »Das macht ja nichts, einem Jeden gefallen ja sei¬ ne eigenen Schellen, »Und kein Mensch in der Welt kann immer nur da» Beste wählen. »In Ihrer Flugschrift haben ich und meine Freunde über manche Sachen, »Freilich nicht zum Erschüttern, aber doch manchmal ein Bischen müssen lachen, -'Und das ist genug für ein Büchel, das tkeine Mil¬ lion gewinnt, »Und wo man sich das kleine Honorar durchs ganz« Jahr mit dem Laufen verdient. »Schauen Sie nur, daß der Verfasser aufs Jahr wieder was Neues erfindt — »Allen Leuten recht thun kann kein Halbgott in der Welt, »Seyns zufrieden mit dem Schönsten dafür, mit ein Bischen ein Geld« — Und mein lieber Herr Dichter, für dieß dank ich mei¬ nen Gönnern mit vollem Herzen, Gehn Sie aufs Jahr wieder zur Geburt mit eini¬ gen Scherzen, — 6 — So wünsch ich, des lieben Reimes willen, haben Sie bei der Niederkunft nicht gar zu gro- ße Schmerzen. vl Liegengebliebme Briefe. ; Schreiben des Hansel Lustig von Fe- sendorf, an seine geliebte Everl, von Iwölfaxing. Einziger Gegenstand meiner Gedanken! ħo ich gehe und stehe denke ich nur an Dich, und so wie ich öfters in diesen Gedanken den Wein ver¬ schütte, und mein Herr mir den Kopf zerzauset,, so will ich auch vor Dir, mein von der Liebe zerrupftes Herz ausschütten. — Za Everl, ich kann ohne Dich, die ich von Kindheit auf kennen gelernt habe, nicht leben ; schwarz ist zwar jetzt meine traurige Gegenwart, aber mir lächelt eine heitere Zukunft entgegen. — Du wirst dich wundern, wo ich diese schönen Ausdrücke hernehme, aber es soll Dir bald alles klar werden.— Du mußt also wissen, daß ich einen Dienst avgetre- ten habe, wo mir eine glänzende Aussicht bevorsteht. — Es hat nämlich dem gütigen Schicksal gefallen, mich huldvoll anzulächeln, und mich bei einem Wir- che als Zimmenterbuben anzustellen. — In unfern Haus ist rückwärts ein kleines finsteres Zimmer!, in das kein respektabler Gast hineinging, weil mein Wirth aber vier Herren zur Kundschaft hat, die alle Tag 2—3 Stunden zusprechen, wobei ein jeder ein ganzes Seite! Bier austrinkt, und ein Stückel Brot, ein Paar Laiderln Quargelkas, odereine Servelat¬ wurst selbst mitbringt, so hat er ihnen sein finsteres Loch eingeräumt; ein Paar Ksrzentrümmeln spsndir ich ihnen heimlich, und darf dafür, wenn ich Zeit habe, ihren Diskurs zuhören, daher ich mich auch in der HSHem Sprachkultur verfektionire. Spaßig — 7 — sehn die Herrn aus — einer hat einen faustdicken, kohlschwarzen Backenbart, der andere einen blonden Schnauzbart, der dritte ums ganze G'sicht einen nu߬ braunen Orangutangbart, der vierte aber einen Hand¬ breiten brünrothen Gasbart, der bei jedem Wort auf und abhupft, und wo ihm die Biertropfsn und die Brotbreseln dran picken bleiben. — Letzthin muß er wo einen Lungenbraten gegessen haben, denn der ganze Bart is noch voll mit Gabrisoß gewesen. Ein jeder hat ein Strohhütelauf, und da kommt mir das Ding vor, als wenn ich lauter verwilderte Zigeuner unter ihren Strohdacheln sitzen sähe. — Tabakrauchen kön¬ nen sie schrecklich, letzthin muß ihnen aber 's Geld auf ein Paar Packcl Tabak ausgangen seyn , da ha¬ bens das noch vorräthige Nestel mit Sagschaten ge¬ mischt, ein Bißel mit Bier angefeuchtet, und zum Stauben angfangt. — Aber gescheidtseyn die Herrn; ich komme zwar in keine Komedie, aber ich kenne die meisten Schauspieler schon den Namen nach, und weiß, ob sie was können oder nicht. —Ich werde auch nächstens meine Meinung schriftlich herauSgeben, denn wie ich nur den Zettel von einem neuen Stück lese, so brauche ich's gar nicht anzusehn, sondern mache gleich einen Aufsatz drüber, daß gar nichts dran iS. — Die gewissen Kunstwörter habe ich mir alle auf- nstirt, und da putz ich meinen Aufsatz damit auf, wie einen Weinzeiger am Kirchtag, mit gefärbten Pa¬ pierschnitzeln. Wenn aber einem von den vier Herren mein Schimpfen nicht recht ist, so muß er mir ein Ssitl Bier zahlen, und ich bleibe bei der Mittel¬ mäßigkeit stehn, ruckt er aber mit einer Halbe aus, und vielleicht gar noch eine glatte Semmel dazu — so fange ich unsinnig zum loben an. — Aber das mein liebes Evchen soll für mich nur eine Nebensache bleiben, denn es trägt zu wenig ein, und ist, wie ich höre, mit gar zu vielen Schmutzereien verbunden. — Nein, ich will meinem jetzigen Stand Ehre ma¬ chen , wenn mir mein Herr durch ein Paar Jahre das Gehirn mit Schopfbeutlern in eine gehörige — 8 — Ordnung gebracht hat, und ich regelmäßig ganz aus¬ gewachsen bin — so avanzire ich zum Kellner—dann bin ich aus dem eisernen Zeitalter herausgeschloffen, und trete in das kupferne über, denn wenn ich einem Gaste sein Schafköpfel, dem andern seinen Ochsen¬ fuß , dem dritten seine schlampeten Schnecken, einer vierten ihr Gansbiegel in der Geschwindigkeit und Akku¬ ratesse bringe, so fallen dort und da ein Paar Ku- pfergröscheln zum Trinkgeld aus, und wenn ich nur täglich von bo halbe Seite! Gäste, um die sich der Oberkellner gar nicht bekümmert, die halben Kreuzer rechne, die von einem vornehm denkenden Kellner nie herausgegeben werden, so macht das schon in einem Jahr über Soo fl. aus. Hernach trete ich als Ober¬ kellner in das silberne Zeitalter über, voraus in einem bedeutenden Gasthof, wo es von den Passageurs zum Trinkgeld die Zwanzgerln nur schneit, wo man eine jede halbe Portion für eine ganze hergibt, denn die Fremden könnten höchstens von einer Köchin erfahren, wie eine ganze Portion ausschaut, und wo man end¬ lich beim Zechmachen beweiset, daß man das Mul- tipliziren aus dem Fundament gelernt hat. Nebenbei mache ich kleine Negozerln, und leche höchstens mit bl) von loo auf kleine Pfänder aus — und so kann ich in Zeit von 5—b Jahren mein eigenes Gasthaus errichten; da lasse ich mich in vortheilhafte Weinspe¬ kulationen ein , und halte mir endlich, wenn ich mein eigenes Haus habe, auch meine eigene Eguivage — dieß ist hernach das goldene Zeitalter, in welchem aber nur die vom Schicksal Ausermählken, nämlich die Wirthe, Müller, Bäcker und Fleischhauer her¬ umwandeln dürfen. So mein liebes Evchen, ist die gewöhnliche Karriere von Leuten meines Gleichen. — Dir biethe ich dann meine Hand an, und wir wan¬ deln , stolz auf alle herabblickend, denen das Ver- hängniß keinen solchen Posten angewiesen hat, und die mehr »z,it dem Kopf als mit den Füßen arbeiten — y - müssen, Arm in Arm durchs rosige Leben — Bleibe mir getreu und denke so liebend wie ich an Deinen Hansel Lustig, dermalen bereits stean karcour. Antwort. Mein lieber Schau. Dein Brief hat mich himmlisch entzückt, denn ich sieh daraus, daß Du mich noch eben so liebst, wie Du mir zu Haus noch als rotziger Bub gut gewesen bist. Mein künftiges Glück wird mir seit deinem Brief gewiß recht oft im Traum vorkommen. Ich seh mich schon als dicke ausgepolsterte Frau Wirthin mit Bril? lanten aufgeputzt, mit Dir in einer Loge sitzen, in der prächtigen Equipage fahren, oder wohl gar in einem Federhut und einem Muskazonenkleid, oder wie der langmächtig herabhängende Schlampen heißt, »eben Dir ausreiten. So elegante Ausdrücke wie Du, werd ich freilich nicht Haden, aber daS macht nichts und thut nichts, der Blitz von einem Diamanten kann die größten Dummheiten überstrahlen. Auch ich werde brs dahin schauen, daß ich mir ein ordentliches Stü¬ ckel Geld verdiene- — Ich bin dermalen bei einer Wäscherin als Helferin eingestanden. — Es ist frei¬ lich ein mühsames Brot, denn du kannst nicht glau¬ ben, wie man sich anstrengen muß, weil manche Leute ihre Wäsche gar so entsetzlich abschmieren, und da raisonniren hernach die Kundschaften noch, daß man mit der Bürste drüber geht, gerade, als wenn Unsereins die Haut an seinen Händen gestohlen hätte. — Was mich noch freut, ist, daß meine Waschfrau wegen ihren Rothlauf selten ausgehn kann, und ich und noch eine alte Helferin die Wäsch nach Hause tragen müssen — da richte ich alles so ein, daß die Alte zu den gnädigen Frauen kommt, wo's nachher meistens clg c»po eine Wascherei abgibt, ich aber trag meine Körb gewöhnlich zu den ledigen Herren, die mich alle gern sehn. Hörst, jede.von unfern Wäscher- — LO — madsln hat ein sder zwei Liebhaber, sie seyn aber alle zusammen nicht heiglich, sondern spielen ordent¬ lich Frau Gevatterin leih mir d'Scheere— das heißt, sie tauschen sich untereinander die Liebhaber und Ge¬ liebten aus, wie's ihnen einfallr. Ich für meinen Lheil hab mir ein Hausknecht aus einem Kaufmanns- g'wolb gnummen, und da kannst gar nicht glauben, was mir der oft für gute Sachen zum Naschen bringt. Du darfst Dir aber nichts drausmachen, mein Herz bleibt alleweil Dein. Ich habe den quasi Liebhaber bloß Schandenhalber, weil mich sunst meine Kame¬ radinnen auslachen würden. Wann Du willst, so schick qsir Deine Wäsche auch heraus, es soll mir nicht zu viel werden, und ich thue Dir's umsonst. Ich habe auch dort und da schon mir Fleiß etliche Hemden und Gardihosen aüslassen, wo die jungen Herrn so diskret waren, daß ich nichts hab zahlen dürfen, sonst Harts ich's nach der Hand wieder zurückgebracht — dis schenke ich Dir auch, daß Du mir einmal battiste- ne Hemder und Beinkleider mit Spitzen garnirt, da¬ für anschaffest. — Wie gefällt Dir dis Neuigkeit? Ein Bräutigam hat sich um mich gemeldt, er hat g'sagt, er ist bei der Stadt angstellt, und hat sein eigenes Pferd, und modern, ein zweirädiges Wagsrl, mit dem er alle Tag ausfahren kann. — Ja das wäre freilich ein guter Bissen g'wssen, und bis Du selbe« Wirth wirst , hätte sich der gute Mensch lang zu todtz fahren können, — wie ihm aber mein Hausknecht rrachgfragt hat, so muß er allemal den Gassenkehrern nachfahren, und da hält er einmal mich und einmal seinen Mist ausführen können. Ich gedulde mich also lieber, bis ich das Glück von Dir zu erwarten habe. Noch eins, daß Du dich nicht mehr unterstehst, mich Evchen zu nennen, denn so heißt man auch einen jungen Affen, nur glaub ich, daß es anders geschrie¬ ben wird. Weil aber ein Zimmerherr durch einen Zu¬ fall den Buchstaben E in mein Halstüchel eingemerkt gefunden hat, so nennt er mich Emilie und so will — rr auch in Zukunft heißen, deine Dich treu liebende und in der Hoffnung seiende Braut Emilie Saifingcr. Die G'wölbschilder in Wien. Eingesendet von einem Naturdichter. Die neuen Gewölbschilds sind jetzt in Wien Recht pfiffig und wirklich sehr schön, Bei manchen-gefällt mir der passende Sinn, Doch Manches kann ich nicht verstehn. Gemahlen sind alle, es ist eine Pracht, Daß einem im Leibe das Herz drüber lacht — Von alle» was singen, das wäre zu viel Darum nehme ich einige mir nur zum Ziel. Jungst ging in der Straße zum Kärntnerthor ich, Und sah die Zufriedenheit an, Gewiß manches Mädchen denkt bei dem Schild sich Wenn ich so geputzet seyn kann, Und hält nichts zu thun , als mit Fischeln zu spieln. Da müßt ja Zufriedenheit 's Herz mir erfüll«, Doch 's wimmelt die Straße voll Wägen und Leut, Wie kömmt zu die Rippenstoß d'Zufriedenheit? Die Jungfrau von Orleans zeigt sich am Grab» Und schwinget gepanzert die Fahn, Ein solch hübsch Gesicht möchts manch Mädchen wohl habn, Und lachte die Leut freundlich an. Es gehn wohl viel artige G'sichtln vorbei, Und kam es zur Schlacht?, warn sie auch gleich dabei. Doch weil sich die eisernen Mandeln nicht rührn. So möchtens zum Kampfgern dis G'wölbdienerfühm. — 12 — Nicht weit weg bedroht mit dem spitzigen Pfeil Der schelmische Amor die Leut, Dem Schalk, sagt man, sind alle Herzen gleich feil, 's Verwunden macht ihm d'großte Freud. Mir aber scheint, daß er recht heiglich jetzt ist. Und nur auf unschuldige Herzen gern schießt, Vorbei geht von Mädchen manch reizende Schaar, Er schießt nicht, weil d'Rechte gwiß drunter nicht war. Am Bauernmarkt sieht man ein Pilger am Schild, Er geht recht mühselig daher, Er scheint über seine Strapatze so wild, Als plagt ihn auch Hunger recht sehr. Da habens ihn neben dem Brotmarkt hing'stellt, Damit die Begier ihn noch tüchtiger quält, Denn d'Krämerleut haben gar geizigen Sinn, Und keins gibt ein Semmerl dem Hungrigen hin. Nicht weit vom Matschakerhof sieht man recht nett Die Italienerin gmahln, l Das Tachel am Kopf ihr recht pfiffig ansteht, Ihr Anzug muß Jedem gefalln. Sie sieht so gwiß scharf drein, so feurig verliebt, Wie's Klima den Wallischen 's heiße Blut gibt. Warum steht's denn dort ? — Nun ich glaube wohl, weil Zur Fasten dort d'Landsleut Salami habn feil. Ein Schild von ein Bäcker am Kohlmarkt g'fallt mir, Der zeigt, was ein Mahler all's kann, Da schaut bei ein Vorhang Kupido herfür, Man sieht ihm die Neckerei an. Sein Lachen zu sehen ist g'wiß der Müh werth. Wie aber zum Bäcker Kupido hing'hört? Da bring ich den einzigen Sinn mir heraus, Er lacht die klein Kipferln so spitzbübisch aus. Von Schilder könnt ich wohl noch gar vieles sagn, Doch wird mir zu kurz jetzt die Zeit, Die Fortsetzung will ich ein Andermal wagn, Wenn anders die Leser es freut. 13 Vielleicht kommen mehr noch bis über das Jahr, Es ist der Erfindungsgeist ja noch nicht gar. Für mich aber ließ auf ein Schild ich gern mahln Daß Ihnen mein einfaches Liebel gefalln. Ankündigungen. Kompagnon wird gesucht. Zu einer soliden Fabrik, welche im besten Gange ist, und zu sicheren io Prozenten jährlich 5ooo si. ab¬ wirft, wird ein Kompagnon, der weder lesen und schreiben", Moch weniger aber rechnen kann, gesucht; er bedarf nur ein Einlagskapital von 50000 fl. in 5 prozentigen Fonds-Obligationen, wodurch also soi^so schon die Hälfte, der ausfallenden Rente gedeckt ist. Ein Privatmann, welcher eine Lustreise nach Lachsenburg, Baden, in die Brühl, Mödling und die Umgegend, dann Nußdorf, Heiligenstadt, Grinzing u. s. w. bis wieder nach Wien zu unternehmen ge- denkt, sucht einen Kompagnon, welcher einen eigenen Wagen mit unterlegten Pferden hat. Mauth-und Li¬ niengelder werden von dem Eigenthümer des Wagens und der Pferde, die nöthigen Erfrischungen aber von dem eintretenden Kompagnon bestritten. Dienstgesuch. Ei» solides Frauenzimmer, welches jeder weib¬ lichen Arbeit vorzustehen im Stande ist, und sich zu¬ gleich viele chirurgische Kenntnisse eigen gemacht hak, wünscht eine Anstellung auf dem Lande als Wirth- schafterin. Sie ist zugleich in der Oekonomie, in der Kochkunst, in der Botanik, Metaphifik, Mathematik und Mechanik erfahren, auch könnte sie allenfalls wohlgebildeten jungen Zöglingen Unterricht im Fech¬ ten, Schwimmen, Voltigiren und Reiten geben. Sie —' L4 — hofft bei diesen ausgebreiteten Kenntnissen auf eine baldige Anstellung. Eine ausgelernte Köchin wünscht in einem soli¬ den Hause untcrzukommen. Sie verlangt nicht mehr als monatlich 20 fl. Gehalt, und täglich einen Gulden als Entschädigung wegen Unterlassung des Unterschlei- fes am Marktgelde. Uebrigens bedarf sie ihr eigenes Zimmer mit zwei Garderobkästen , Sofa und Sessel, großen Ankleidespiegel und Spieluhr, an welcher aber kein Wecker nothwendig ist, weil sie das Extramädel täglich aufwecken muß; zugleich wünscht sie auch, da sie stark musikalisch ist, ein Forkepiano, eine Pedal¬ harfe, und eine Klappentrompete; wegen ihrer zahl¬ reichen Freundschaft geht sie täglich Abends in Visitte, oder eS kommen einige Herrn Vetter zu ihr. Zu er¬ fragen im Ratzenstahl bei der einäugigen Frau Liesel, wo Nachts so viele Bandelkramer auf der Pritschen liegen. Neuestes Wachsfigurenkabinett welches nachstkommende Marktzeit eröff¬ net werden wird. Der Eigenthümer hofft wegen der Neuheit ge¬ neigten Zuspruch, indem seine Figuren lediglich aus dem Thierreiche genommen, und in menschlichen Klei¬ dern dargestellt sind. Gruppirungen sind Original, obwohl man sie auch für Kopien halten könnte. We¬ gen der zahlreichen Menge werden hier nur die vor¬ züglichsten angezeigt. Nämlich: i) ein pohlnischsr Bär, ein seltsames Exemplar an Größe und Dicke, er trägt einen dordirten Hur, um den Leib ein breites Pandalier, und hält in der Hand einen dicken Stock mit einem ungeheuren silber¬ nen Knopfe; er hat die üble Gewohnheit, daß er jeden, der sich ihm nähert, fürchterlich anschnarcht. — 15 — 2) Ein Büffel, sehr hübsch angezogsn, auf dem Kopfe eins Kappe von rochen Kasemir mit Silber ge-- stikt, einem Spenzer von seinen grauen Tuchs und gewürfelten Pantalon, aus welcher eine goldene Uhr¬ kette herabhangt, an der Seite hat er einen gestickten Tabakbeutel und eine mit Silber beschlagene Meer- schaumpfsrfe, er steht so dumm als grob aus, und hält in einem aufgehobenen Vorderfuße einen großen Lhorschlüffel. 3) Zwei junge Papageien, welche in Paris auf¬ gezogen worden sind; sie haben prächtige Kopffedern, und um den Hals einen Kranz, welcher einem ächt vstin- bischen Shawl ähnlich sieht; sie wollen immer franzö- sisch plappern, aber man merkt es bei jedem Worte, daß dieß nicht ihre Muttersprache ist. 4) Ein alter Storch, welcher sich ein mit Gold eingelegtes Doppelperspektiv mit dem Schnabel vor die Augen hält. Er steigt, so schnell es seine Schwer¬ fälligkeit zuläßt, mit hohen Schritten einer kleinen Duckente nach, welche ihm zu entfliehen scheint, aber doch immer freundlich auf ihn zurückblickt. 5) Ein alter Eisbär, mit einer rauhen Pelz¬ mütze aus dem Kopfe, und einem in zwei Zipfe ge¬ checkten Barke, welcher vor einem Tische sitzet, und Dukaten beschneidet. ü) Eine Tiegerin aus Bengalen, dis jungen halb ausgewachsenen Fasanen, welche die Schönheit ihres Felles herzulockte, die Federn ausreißt. 7) Ein Morikina, oder sogenannter kleinköpfiger Lowenaffe, dessen ungeheure Mähnen den ganzen Kopf und Hals bedecke», und seine großen Ohren gänzlich verbergen; er schmeichelt mit seiner gewöhnlichen Possir- lichkeic einer schön gefleckten Katze, welche im Negligee aus dem Sopha sitzt, darneben lehnt im Schlafrocke nnd Nachtmütze ein alter Esel und schläft. 8) Ein grimmiger Wolf, welcher mit weit auf- gerissenen Rachen die Zähne fletscht; in einer Pfote hält er eine Feder, als ob er auf einem Blatte schrei¬ ben wollte, welches den Titel: Rezension hat. — i6 -- y) Eine Giraffe, sie hat vor ihr auf einem Tische eine Kaffeemaschine, eine Spielkarte und eine große Scheere, in welcher die Worte: zum Ehrabschneiden, gravirt sind; rings um sie sind einige Hauser ange¬ bracht, wo sie bei ihrem langen Halse den Nachbars- leuten in die Zimmer schauen kann. 10) Auf einem kleinen gewählten Theater stehen eine Nachtigall, und ein Schwarzblattel, welche ein Duett mitsammen singen, auf einer Bank im Parter¬ re aber befinden sich zwei Aelstern und ein Widhopf, die in einein fort plaudern und lärmen, weiter rück¬ wärts steht ein Gimpel und pfeift, unter den übrigen Zusehern zeichnen sich mehrere Fledermäuse und junge Affen vorzüglich aus. 11) Eine alte Schweitzerkuh, welche einem jun¬ gen Geißbock, der neckisch und schmeichelnd um sie herumhüpft, eine mit Brillanten besetzte Uhr zum Präsent macht. 12) Ein Löwe, welcher im Bewußtsein seiner in¬ neren Kräfte ruhig daliegt, und eine ganze Schaar von Dachshunden, knaufenden Spitzeln, bissigen Stall- pumerln, und auch einigen Bullenbeissern, welche ihn von weitem anbellen, ganz phlegmatisch ansieht. Die Anschlagzetteln werden abwechselnd nähere Details liefern. Gefundenes Manuskript. Im Volksgarten wurde auf einer Bank ein klei¬ nes unversiegeltes Päckchen Schriften gefunden. Da sich trotz aller Bemühungen durchaus Niemand darum meldete, und das Ganze nur ein lustiger Aufsatz ist, so macht sich der Finder kein Gewissen daraus, selbes den geneigten Lesern mitzutheilen. Der Titel ist: Ein Traum- Ich habe eine Erzählung von dem berühmten Dichter Meißner gelesen, Wo in einem fürstlichen Theater der Cicero als Geist auf der Welt gewesen. — 17 — Daß dieser Cicero einmal ein berühmter Römer war, Das ist doch gewiß den meisten Lesern klar; Er wunderte sich entsetzlich, daß die Deutschen, ehmal Barbaren, Die Erfinder der Uhren, der Buchdruckerkunst und des Schießpulvers waren. Von dem hat mir geträumt, er hab beim Rhadamantus, der in der Unterwelt dirigier, Um einen neuen Ausflug in die Oberwelt solizitirt, Und weil aus dem unterirdischen Stockhaus keiner allein darf gehn, So hak ihm dieser zum Begleiter den AsmodäuS ausersehn. Dieser ist auS einer französischen Erzählung des Le Sage bekannt, Und wird auch nur ganz schlechtweg der hinkende Teufel genannt, Ein Kraftgenie, wie die Schöngeister unserer Zeit, Der über alles raisonnirt, und witzig sein sollende Be¬ merkungen ausstreut, Jetzt sind also die Leser mit den Helden meines Traumes bekannt, Der Cicero fragt nur, und der Andere raisonnirt, ohne Verstand. Cicero: Mein lieber Asmodäus, ich kann vor Stau¬ nen kaum zu mir kommen, Wie herrlich und großartig hat seit meiner Zeil das schöne Wien sich ausgenommen! Es ist zu wundern, wie viele Paläste und Kunstwerke man hat, Und jede Vorstadt wäre zu meiner Zeit gewesen eine bedeutende Stadt. Die Wiener find ein lustiges Völkchen, gern niöcht ich wissen, Mit welchen Unterhaltungen denn ihre Stunden ver¬ fließen? Asmodäus: Im Hoftheater sollen die ersten Künst¬ ler i« ganz Deutschland sein. — 18 — Zm Kärnthnerthsre hat die Tanzkunst ihren Tempel aufgeschlagen, Wo auch deine Nachkommen als Sanger gewöhnlich volle Beutel forttragen, Und an der Wien hört man oft einen Helden ganz martialisch schrein; In der Leopoldstadt muß man oft recht vom Herze» lachen, Und staunen, was dir Mimiker für Luftsprünge machen; Da schweben wir beide Abends als Geister überall hin. Cicero: Sag mir nur an, an welchem angenehmen Ort ich denn jetzt mit dir bin? Asmodäus: Im VolkSgarten, der war zur Unter¬ haltung der Wiener kreirt, Da wird auch manchmal vom Lanner ein Fest prs- duzirt, Aber selten kann dieß am angekündigten Abende sein, Bei ihm, wie beim Stuwer und beim Daum im Au¬ garten trissts ein, Es pritschelt ihnen immer ein malitiöser Regen was drein — Jetzt will ich dich geschwinde auf die Wasserglacis führen; Cicero: Element, da kann man sich ja vor lauter Menschen nicht rühren, Und den Puh— Das sind gewiß lauter Frauleins aus vornehmem Haus? As modaus: Apsi! — verdammte Strauchen — bei vielen schaut nur ein vazirsnder Disnstboth heraus — Cirero: Wo denn aber die zu dem Aufwand das viels Geld hsrnehmen? Asmobäus: Sie müssen sich vermuthlich außer¬ dem Dienst noch zu einem Nebengeschäft bequemen. Ja bei den heutigen Dienstbothen ist unter Hunderten kaum eine etwas nutz, Die Frau lassens kochen, sie denken auf die Amanten und den Putz. Cicero: Dis Musik wär nicht übel, aber man hört nichts vor lauter Plauschen, — 19 — AsmodäuS: Die alten Kaffeeschwestern muffen ja in Einem fort kauschen. Cicero: Wie fleißig die Damen stricken — AsmodäuS: Und über d'Fuhsöckeln schauens aus manchen zweifüßigen Strumpf. Cicero: Hör auf, du gibst doch gleich auf alles deinen Trumpf — Aber spaßig sehen jetzt die jungen Msdeherrn aus, Hüt haben sie von Stroh -- Äs in o d aus: Freilich, es schaut bald dort und da ein Strohköpfel heraus, Das mit schwarzen, Bart verwachsene G'sicht sticht mit dem gelben Hut so wunderlich ab, Ich muß manchmal glauben / daß ich einen Mauth- schranken vor mir hab. Aber komm, ich will dich zum Sperl, zur Birn und in die neuen Kaffehhäuser bringen, Flieg nur mit mir, du wirst staunen, od den präch¬ tigen Dingen — Nun, wie gefallen dir alle diese Orte, nicht wahr, üe sind wunderschön? Cicero: Ja, aber beim Tanzen mag ich nicht mehr zu sehn — Ein Tanz soll bei mir zwar fröhlich sein und munter, Aber die Hüpfen ja wie die Böcke — AsmodäuS-Es sind auch viele Schneider drunter — Sie tanzen sich wie die Besessenen den letzten Athen« heraus, Darum macht auch bei vielen dir Lungensuchc den KchrauS. Cicero: Das, mein lieber AsmodäuS, muß ich dir aufrichtig gestehn, Schönere Lokals wird man nicht bald wieder wo sehn, Diese Anstalten gehören gewiß lauter Kavalieren? AsmodäuS: Warum nicht gar, das geschieht bloß um zu i'v-kuliren. Wenn dgs so forrgeht, so steigen wir gar zu den Ster¬ nen hinauf, * — 20 — Vielleicht führen sie noch das ganze Laternenfest von Pecking auf, Chinesen harten wir genug, nur die Laternen würden vielleichr zu wenig — Cicero: Zu solchen Gebäuden braucht man ja Geld, wie ein ägiptischer König? Und wenn nicht so viel eingeht? — Asmodäus — — So hört ein Unternehmer auf und der andere fangt an, Wenn dort und da einer zu Grund geht, was liegt denn den Andern dran? Ein jeder treibt halt das Werk, so lang ers treibek kann. Bei unserer Zeit muß alles ins ungeheuer Große gehn, Große Spektakeln, große Warenauslagen, alles muß schimmern und prunken, Wir haben auch große Verschwender, große Kriden, und große Hallunken — Das wahrhaft Große und Nützliche aber, was man bei uns jetzt sehen kann, Ist dis herrliche und so schön ausgeführte Erfindung der Eisenbahn. Cicero: Allen Respekt vor dem menschlichen Geist, der hebt sich über sich selbst hinaus. Sag mir unter Andern, wie sieht eS denn mit der Gelehrsamkeit aus? A s m e däus : Geleerte trifft man jetzt fast in jedem Haus. An wahrhaft Gelehrten haben wir gar keine Noch, Aber viele Hunderts schreiben nur um das tägliche Bror, Und weil eine solche Arbeit schnell wie auf der Eisen¬ bahn muß gehn, So kann man von Flugschriften und Tagblättern eine ganze Ueberschwemmung sehn. Ja preßte man von jedem durchs ganze Jahr das Wässerige heraus , So stund bis in ersten Stock im Wasser wohl man¬ ches Haus. — 21 — Die Leute wollen immer lachen und Neuigkeiten wissen, Und müssen aber oft statt einer guten Suppe ein Wafferpanadel genießen. Ein Blatt schimpft übers andere, das ist schon der Welt Lauf, Drum tischens auch oft einander Bauernknödel auf; — Einige Schriften kommen heraus, wo man recht darüber lachen soll, Denn sie sind allemal von den Wiener Tagsneuig¬ keiten voll. Cicero: Wer schreibt denn die? Asmodäus:-Ich — Cicero: Du? der Asmodäus?—Geh, plausch mich nicht an, warum nicht gar! Asmodäus: So lese nur die Anschlagzettel, darauf steht sonnenklar, Daß nur ich den Nagel auf den Kopf treff', und also vorher durch viele Jahr Ein Verfasser davon nur ein einfältiger Schmierer war — Hör auf zu schwadroniren. — So eine Ankündigung dient ja zu nichts, als einen Andern zu prostituiren. Du mußt mich jetzt ins Theater führen. Asmodäus: — Das will ich, aber ich sag und schreib kein Urtheil Cicero: — —-Warum? Asmodäus: Die Rezensenten zerren ohnehin die Dichter und Schauspieler wie die armenPudeln herum, Sie hätten ja sonst für ihre Blätter viel zu wenig zu schreiben. Crcero: Hast Recht, man soll niemanden um seinen Verdienst bringen, drum laß die Schmutzerei bleiben. Asmodäus: Aber horch — der Rhadamamus rufr, wir müssen wieder nach Haus« — Und mit einem schrecklichen Donnerknall war der Traum aus. — L2 — Lebendige Musterkarte. Muster einer modernen Erziehung. Die Mama. Nun mein Herzensjaquerl, wie sieht es denn aus mit dem Tanzen ? Geh, zeig mir die erste Position. Jaquerl. I mag nit! D i e M a ma. So geh, wenn ich dich schön bitt — Iaqu e rl., I mag durchaus nit! Die Mama. Du kleiner Lrotzkopf — nun der Mensch ist nicht alle Tag zum Tanzen aufgelegt — Du hast recht. Die Frau Nachbarin tritt ein —gegenseitige Komplimente Die Mama. Geschwinde Jaquerl, küsse der gnädigen Frau die Hand. Jaquerl. Hast mir was bracht? Die Frau. Dießmal nicht, aber wenn ich wieder komme — Jaquerl. Bist eine dumme Gans! Die Mama. Was sagst du kleiner Wildfang? Die Frau. Oh lassen sie ihn—das zeigt Tem¬ perament, es ist ja nur ein Kind, und man sieht eS ihm an, daß er recht geistreich wird. Die Mama. Er lernt schon französisch — du Jaquerl, wie heißt dein Vater? Jaquerl. Bär. Die Mama. Und die Mutter? — So red doch, ich lasse dir ein kleines Billard machen, und kauf dir eine Tabakspfeife — daS war schon lang dein Wunsch — so geh red — Jaquerl. Halts Maul einmal, und sekir mi uit — Die Mama. So redest du mit mir? Weißt du wer ich hin? Jaquerl. Du bist a eine dumme Gans (läuft fort.) Die Mama. (Aus vollem Halse lachend) Ha ha ha, das ist ein kleiner Schelm. — Dir Frau. Er wird einmal recht wiffwerden — LZ — Dre M a M a. Ja ja, ich muß jetzt schon ost vom Herzen lachen, wie er das Srubenmädel herumzerrt. Die Frau. Strengen Sie ihn nur mit dem Lernen nicht an, denn das hindert den Wachsthum. Die Mama. Das hat er auch nicht nothwen- big, wir Haden Vermögen. — Muster eines Hausherrn. Der Inwohner. Ich habe Sie zu mir her¬ aufgebeten, damit Sie mit eigenen Augen den Scha¬ den sehen, den das Regenwetter angerichtet hat. Hausherr. Hat halt eing'regnet. Inwohner. Sie sehen hier zwei Kleider, di« mir der Regen verdorben hat. Hausherr. Müssen halt nichts mehr hinlegen, wanns regnt. Inwohner. Der Hausmeister versichert, daß die Decke einstürzsn werde, wenn Sie das Dach nicht bald ausbessern lassen. Hausherr. Wenns einstürzt, laßt man halt ein anderes machen. Inwohner. Jetzt könnten Sie es mit eines Kleinigkeit richten, hernach kostet es sechsmal soviel. Hausherr. Kostet ja nur mein Geld. Inwohner. Aber ich danke dafür, in einem Hause zu wohnen, das stündlich über mir zusammen» stürzen kann. Hausherr. Müssen halt ausziehn, wann Ih¬ nen 's Logie nicht anständig ist. Inwohner. Gewiß, das werde ich, und noch dieses Quartal. Hausherr. Wird halt wer Anderer wieder ein- zishen. — Muster eines Hausmeisters- (Der Inwohner läutet schon über eine halbe Stunde, der Hausmeister kömmt fluchend an's Thor, kann aber die längste Zeit Las Schlüsselloch nicht finden; endlicb sperrt er auf.) — 24 — Der Inwohner. Das ist doch unausstehlich, über eine halbe Stunde laute ich schon'. Der Hausmeister. Haben erst einmal gläuk. Inwohner. Wohl dreißig Mal, er sieht ja, daß ich ganz starr vor Kalte bin. Hausmeister. Hab wirklich nichts g'hörk. Inwohner. Natürlich, weil er geschlafen hat. Hausmeister. Na i hab nit geschlafen. Inwohner. Desto schlimmer, so hat er vor Rausch die Thüre nicht gefunden. Hausmeister. Na, i bin nit b'soffen. Inwohner, (gibt ihm Geld) Morgen gibt mir der Hausherr entweder den Schlüssel oder ich ziehe aus (geht über die Treppe hinauf). Hausmeister (zu sich). Schau! Was nit no? — Ein Rausch! Das hat mir no kein Mensch gsagr. — Von den einfältigen drei Groschen, die er mir alle Tag gibt, kann sich doch Unsereiner kein Rausch trinken? I bin froh, wenn die Schnackerlparthei auszieht. S chlußwort. So wär die Arbeit denn nunmehr vollbracht, Zum Neuen Jahr ein Schärflein beizutragcn, Ob über Manches etwa Sie gelacht, Ob Sie wohl gar bei Manchem sich beklagen? Darüber wagen wir wohl mit Bedacht Es nicht, uns chrfurchtsvollest anzufragen. Denn daß gleich gut gar alles nicht gemacht, Pflegt das Gewissen uns von selbst zu sagen. Der Dichter nimmt wohl sorgsam sich in Acht , Doch kann in unfern äußerst krit'schen Tagen Die beste, mühsam aufgepackte Fracht Den Stempel der Vollkommenheit nicht tragen. Wenn nur nicht laut des Unmuths Flamme kracht, So mindert sich um vieles unser Zagen, Aufrecht hält uns der schonen Hoffnung Macht, Daß Sie für jahrelange Müh und Plagen Auf uns doch mit bekannter Huld bedacht, Denn diese ist's nach unfern alren Sagen Die uns beglückt vom Morgen bis zur Nacht.