Dre Runkelrübe, ihr Anbau und -Le Gewinnung -es Zuckers aus derselben, nebst einem Anhänge, enthaltend: alle Verfahrungßarten von Marggraf (>767) bis 18ZS; L. die zuverläßlichsten Reinertrags-Berechnungen, und 6. ein Derzeichniß der in der österreichischen Monarchie »828 bestehende» Zuckerfabriken. Don SiN. F?. X. k. k. Professor der Landwirthschaftslehre und allgemeinen Naturgeschichte an dem Lyceum zu Laibach, und Mitglieds mehrerer landwirth- Laiba^ 1838. Gedruckt und verlegt bei Zgnaz Alops Edlen von Kleinmapr- Der löblichen kaiftrl. körügl. Landwirthschafts - Gesellschaft drs Krrrogthums Rraiu hochachtungsvoll gewidmet Verfasser. W 9 e w o V t. 8!^^enn ich zu den vielen Werken, welche in der neuesten Zeit über den Anbau der Runkelrübe und die Gewinnung des Zuckers aus derselben erschienen sind, noch eines hinzu¬ füge, so vermehre ich allerdings die Literatur dieses Indu¬ striezweiges; ob ich sie aber durch dasselbe bereichere, dar¬ über mögen jene billig denkenden Richter entscheiden, welche die Schwierigkeiten kennen, die vielen zerstreuten Erfah¬ rungen zu sammeln, durch angestellte Versuche zu prüfen, und in einen systematischen Zusammenhang zu bringen. — Damit jedoch die vorliegende Abhandlung von dem richtigen Gesichtspuncte beurtheilt werde, halte ich es um so mehr für nothwendig, den Grund mitzutheilen, welcher mich zu ihrer Abfassung veranlaßte, als ich das Schriftsteh¬ len fürMe traurigste Erscheinung im Gebiethe des mensch¬ lichen Forschens ansehe. — Zm Jahre 1835 beehrte mich der beständige Ausschuß der k. Hk. Landwirtyschafts - Gesellschaft in Kram mit dem Auftrage, practischen Unterricht über die Gewinnung des Zuckers aus Runkelrüben und Kartoffeln zu ertheilen. Ich unterzog mich diesem Auftrage um so bereitwilliger, als er mir zugleich die Gelegenheit verschaffte, über die ver¬ schiedenen Verfahrungsarten, den Zucker aus Runkelrüben zu bereiten,Komparative Versuche anzustellen. j v Da jedoch diese Versuche nur im Kleinen angestellt wer¬ den konnten, und zudem viele mit Resultaten versehen wa¬ ren, die man wohl in einem chemischen Laboratorium, aber nicht bei einem fabrikmäßigen Betriebe erhalten kann, so war ich nichts weniger als entschlossen, eine Abhandlung über den gestimmten fraglichen Industriezweig zu schreiben. Ich stattete bloß eine Relation über diese Versuche an den beständigen Ausschuß der k. k. vaterländischen Land- wirthschafts-Gesellschaft ab, ließ den Anbau und den Her¬ gang der Gewinnung des Zuckers aus Runkelrüben sehr kurz in das Jllyrische Blatt (Nro. 6 — 11 von 1837) einrü¬ cken, um denjenigen, welche an den obenerwähnten Ver¬ suchen Theil genommen hatten, die Uebersicht zu erleich¬ tern, und veranlaßte, daß die nach den verschiedenen Ver- fahrungsarten erzielten Zuckersorten und Syrupe in der am 5. Mai v. I. abgehaltenen allgemeinen Versammlung der k. k. Landwirthschasts-Gesellschaft einer genauen Prüfung unterzogen wurden. Der Erfolg von den gelungenen Versuchen war: daß auf dem Versuchshofe der Gesellschaft ein förmlicher, öf¬ fentlicher Unterricht über den Anbau und die Verarbeitung der Runkelrüben eingeführt wurde. Damit dieser Unterricht den beabsichtigten Zweck — der, sowohl in staats- als landwirthschaftlicher Beziehung so äußerst wichtigen Zuckererzeugung aus Runkelrüben mehr Eingang und Gedeihen im Lande zu verschaffen — erreiche, war es nothwendig, einen solchen Leitfaden bei ihm einzu¬ führen, welcher nicht nur den Grund eines jeden einzelnen Schrittes angibt, und die bei den Manipulationen wahr¬ genommenen Erscheinungen auf ihren letzten Grund zurück¬ führt oder erklärt, sondern auch den Anbau der Runkel¬ rüben mit Rücksicht aufdic landwirthschaftlichenVerhältnisse Kram's durchführt. v Da ich unter den vorhandenen Werken, unter welchen das Kraus'sche und Leng'sche noch immer den ersten Rang einnehmen, keines fand, welches den angegebenen Anfor¬ derungen ganz entsprochen hatte; so sah ich mich genöthi- get, einen entsprechenden Leitfaden zu entwerfen, und bei den Vorträgen zu benützen. Da ich bei Entwerfung dieses Leidfadens fremde Er¬ fahrungen benützen mußte, und meine Wahrnehmungen und Erfahrungen, die ich durch die wenigen Zahre machte, als ich mich mit dem Anbaue und der Verarbeitung der Runkelrüben auf dem Versuchshofe der k. k. Land- wirthschafts-Gesellschaft practisch beschäftigte, nicht viel Neues enthalten, so war ich auch weit entfernt, den Leitfaden zu veröffentlichen. Als aber der Wunsch von mehreren Seiten geäußert wurde, den Leitfaden zu besitzen; so entschloß ich mich, denselben in Druck legen zu lassen, in der Meinung, daß eine Abhandlung, welche, gestützt auf vielfältige, wenn auch im Kleinen angestellte Versuche, den letzten Grund von den verschiedenen Verfahrungsarten anzugeben, die bisher gemachten, zerstreuten Erfahrungen in einen systematischen Zusammenhang zu bringen sucht, und den Anbau der Run¬ kelrüben mit Rücksicht auf den Turnus einer Provinz an¬ gibt, selbst bei einer ausgedehnten Literatur noch einen Platz finden dürfte. Abbildungen habe ich aus einem doppelten Grunde vermieden: Itens. um die Abhandlung nicht zu kostspielig zu ma¬ chen ; weil Abbildungen, wenn sie nicht mit mathematischer Genauigkeit entworfen werden, zweckloserscheinen, und 2tens. weil ich glaube, daß es für bloße Zuckerfabri¬ kanten hinreichend sey, wenn sie wissen, welche Geräthe vr sich am besten bewährten, wo und um welchen Preis sie zu haben, und wie sie anzuwenden sind. Dagegen glaubte ich diese Abhandlung dadurch gemein¬ nütziger zu machen, wenn ich ihr nicht nur alle bisher ver¬ suchten Verfahrungsarten, sondern auch die Reinertragsbe¬ rechnungen, nebst den Preisen der zur Zuckererzeugung er¬ forderlichen Gerüche, als Anhang beifüge. Sollte es mir durch die gegenwärtige Abhandlung ge¬ lungen seyn, ein Schärflein zu der ausgedehnten Literatur des betreffenden Industriezweiges beigetragen zu haben, dann ist meine Mühe hinreichend belohnt. Laibach den 10. Mai 1838. Der Verfasser. M - Inhalt. ^^orwork. WF'KFsr' ^ZÄLt?/«-rrFf. Die Runkelrüben unv ihr Anbau. L. Naturhistorische Bestimmungen. Paragraph' Seite i Geschlecht und Art, zu welchen die Runkelrübe gehört 3 s — 3 Varietäten der Runkelrübe 3 ä Natürlicher Standort der Runkelrübe S 5 Geschlechtsverwandte der Runkelrübe — 6 Krankheiten der Runkelrübe — 7 Die der Runkelrübe schädlichen Jnsecten k LZ. Landwirthschaftliche Bestimmungen. I. C l i m a. r Grad nördlicher Breite, bis zu welchem dis Runkelrübe noch cultivirt wird 7 s Länder, die zur Eultur der Runkelrübe besonders geeignet er¬ scheinen —- II. Bode n. » — 2 Anforderungen, die man an einen Boden zu stellen hat, wenn er zur Eultur der Runkelrübe geeignet erscheinen soll 8 3 Bodenarten, welche diesen Anforderungen entsprechen 8 ä Verhalten der Runkelrübe aus einem sehr bündigen Boden, 9 5 » „ „ » » Kalkboden — 6 , » „ » » Torfboden ro III. Düngung. i Art des Düngers r Erscheinungen der Düngung mit thierischSn Stossen , und ins¬ besondere der mit Schaf - und Pferdemist VIII Paragraph S ritr 2 — S Erklärung dieser Erscheinungen 11 6 Praktische Regeln, die bei der Düngung zu beobachten sind i» IV. Platz der Runkelrübe in der Fruchtfolge. , — r Turnus für Krain, wenn die Runkelrübe als Futterpflanze behandelt wird iZ 3 Turnus für Krain, wenn sie als Handelspflanze behandelt wird — 4 Turnus bei der Cultur von anderen Hackfrüchten — 5 Fall, in welchem nach dec Runkelrübe noch eine Winterfrucht angebaut werden kann -4 V. Zubereitung des Bodens. i — L Nach einer Hackfrucht — 3 » » Halmfrucht iS VI. Saatbcstellung. 1 Gegenstände, die bei der Saatbestelluug zu betrachten sind «6 2 «) Auswahl des Samens — 3 — 4 d) Gewinnung des SameuS >7 5 — 7 «) Zubereitung » » — ö N) Große der Aussaat » » ist g a) Arten der Saatbestellung ig >o — ii Pflanzung und die Vorsichten, die bei ihr zu beobach¬ ten sind — ir Arten der unmittelbaren Saatbestellung sc» iZ Breitwürfige Aussaat — ,4 Das Stopfen des Runkelrüben, Samens — 15 Das Legen des Rukelrübsn- Samens hinter einem Pfluge oder Furchenzieher a, 16 Anwendung der Sämaschinen — 17 Regeln, die bei der unmittelbaren Saatbestellung zu beobach¬ ten sind — ,8 — iy Umstände, auf welche es ankommt, um die Frage zu beantworten, ob die Pflanzung, oder die unmittelbare Saat- bestcllung vvrzunehmen sey —, VII. Pflege. - Jäten und Behacken mit der Handhaue sz 2 Behacken und Behausen mit Maschinen. — 2 Begießen der jungen Pflanzung — 4 Besetzung der leeren und Lichtung der zu dichten Stellen 24 VIII. Ernte. 1 Gegenstände, die bei der Ernte zu betrachten sind IX X "Paragraph Seite 2q Methoden, den Zuckergehalt der Runkelrüben genau zu be¬ stimmen s5 — 26 Methoden, den Zuckergehalt der Runkelrüben näherungL- weise zu bestimmen 45 27 Vorsichten, die bei der näherungsweisen Bestimmung des Zu¬ ckergehaltes zu beobachten sind 44 28 Procentengehalt der Zuckermasse bei den Runkelrüben, wenn sie zur Zuckergewinnung geeignet seyn sollen — d) Wasser. 2g Die Menge desselben in den Runkelrüben 45 30 Bedingung einer vollkommenen Ausscheidung des Wassers und des Zuckers — 31 Formel zur Bestimmung des abzudampfenden Wassers — c) Faserstoff. 3r Sein Gehalt 46 33 Sein Verhalten gegen die Alkalien, sammt Folgen 34 Sein Verhalten gegen die Säuren — 35 Vortheil der Maceration, wegen Mangel an Faserstoff im Safte ei) P sl a n z e n e i w e i st. 36 Sein Verhalten gegen das Wasser 47 57 „ » „ die Säuren — 33 „ „ » den Alkohol und — 3g » ;, » die Alkalien 4g 40 — 4> Folgen des letzter» Verhaltens — 4r Ausscheiden desselben aus den Laugen, oder einem alkalischen Safte —. 43 Sein Verhalten gegen den Kalk — 44 » » » die Kohle und 4g 45 „ » » die Athmosphäre — 46 Sein Gehalt — - o) S a h m e h l. 47Htusschsiden desselben — 43 Verhaften des vom Saßmehl befreite» Saftes gegen die Säuren So 4g » » » » » » » den Alkohol — So — Sr , „ » » » » »die Atmosphäre — 52 Chlorophyll des Sahmchles 53 Grund, warum der mit Kalk behandelte und durch Knochen¬ mehl filtrirte Saft Flocken bildet 54 Folgerungen aus der Betrachtung des Satzmehls 52 k) Grünes Vitterharz. 55 Grund der Unkenntniß seines Einflusses bei der Zuckererzengung - 56 Sein Verhalten gegen die Alkalien — 57 » » » » Säuren Und 53 XI Paragraph Seite 88 Sein Verhalten gegen den Kalk 55 Sg Identität des velouo'schen Bitterharzes mit dem Exkractivstvffe der Runkelrüben — g) Pflanzenfett und ätherisches Oel. 60 Ausscheidung dieser Stoffe 84 61 Grund des Rübengeruches und Geschmackes beim Runkel¬ rübenzucker — K) Farbstoff. 62 Arten desselben — 65 Sein Verhalten gegen den Kalk, und <— 64 » „ „ die Schwefelsäure — 65 — 66 Aenderung der Farbe der Runkelrüben 55 67 Grund der Farbänderung — L. Sauren. 68 Arten der Säuren 56 69 — 70») Pektin säure, undihrGehalt — 71 Ihr Verhalten gegen das Wasser, den Kalk, Alkohol, andere Säuren und Salze — 72 Folgerungen aus dec Eigenthümlichkeit der Pektinsäur« 57 7a l>) K l e e säure, und ihr Verhalten gegen den Kalk 58 74 Qa/-L,ussae'L Erfahrungen in Betreff dec Bildung der Kleesäure —' 75 Umwandlung der Kleesäure in Schleim — 76 — 77 v) Aepfelsäure, und ihre Eigenschaften — 78 Grund der Kalkanmendung vor dem Erwärmen des SafteS — 6. Metalloxyde. 7g Arten derselben 5g La l>->vsu's und vuk.'nnl'imt 5 Vermuthung über ihren Einfluß auf die Farbänderung — I). Salze. 8- Ihre Arten -- 82 — 84 ») Kleesau res Kali und Ammoniak, ihre Ei¬ genschaften und ihr Einfluss bei der Zuckererzeugung 60 85 Mittel, ihren schädlichen Einfluss zu beseitigen — L6 Bei welchen Runkelrüben diese Mittel überflüssig erscheinen 6r 87 I>) Salzsau res Ammoniak und s a l z s a u r e r Kalk — 88 c) S a l p e t e r sa u r e s Kali und s a l P e t e r s a u r e r Kalk — 89 5 Warum zur Läuterung so schnell als möglich geschritten wer¬ den muß — 6 — 7 Dauer der Läuterung — 8 Specifisches Gewicht des geläuterten Saftes — g Menge des Schaumes und des Bodensatzes — io Apparate, die bei diesem Prozesse in Anwendung kommen gr ») L ä u te ru n g s ks ff e l. a i Größe und Anzahl derselben — > i2 Construction derselben — 15 Lage der Kessel gegen die Abdampfpfaunen und Filter — b) Filter (Beutel). iL Stoffe, aus welchen sie verfertiget werden sollen 92 ab Größe und Anzahl derselben a) H o h l m aß zuin E i n g i eß e n der Kalkmilch. 16 Vortheile desselben 9Z 17 — ro ck) Sieb, s) S ch au m löff el, k) T h e r m 0m e- ter, und g) Rührstock — L. Insbesondere. 21 Arten der Läuterung: 94 -ä. Colonial-Verfahren. 22 Umstände, welche auf die auzuwendende Kalkmenge einen Einfluß üben " — 2Z Zeit, zu welcher der Kalk dem Safte zugcsetzt werde» soll 95 24 Was nach dem Kalkzusatze zu geschehen hat — 25 Kennzeichen einer vollkommenen Läuterung — r6 Kennzeichen, wenn zu wenig Kalk angewendet wurde 96 27 Was in einem solchen Falle zu geschehen hat — r8 Kennzeichen, wenn zu viel Kalk angewendet wurde — rg Mittel, die üblen Folgen des Kalküberschusses zu beseitigen 97 5o Probe , zum Behuf- der Bestimmung der Kalkmenge z, Beziehung auf die Wirkungen des Kalkes im Läuterungskejsel 98 8. Französisches Verfahren. 52 Grund der Einführung dieses Verfahrens , 53 Erfahrungen, die man bei demselben in Beziehung auf die Zuckerausbeute gemacht hat —, L. Deutsches Verfahren. 34 Wesen dieses Verfahrens „ ZS In welcher Absicht gegenwärtig die Schwefelsäure angewen- det wird " xv Paragraph ' Seite v. Böhmisches Verfahren ZS Wesen desselben 93 LV. Abdampfung. Im Allgemeinen. 1 — 2 Nokhwendigkeit einer schnellen Abdampfung, sammt den Umständen, welche dieselbe befördern 100 3 Vorsichten, die beim Abdampfen zu beobachten sind 202 4 Menge des abzudampfenden Wassers 202 5 — /Große und Anzahl der Abdampfpfannen — 8 Schematische Darstellung der Functionen der Läuterungs¬ kessel und der Abdampfpfannen, wenn ohne Unterbrechung gearbeitet werden soll — g Formen der Abdampfpfannen r<>4 10 Einrichtung der Abdampfpfannen »öS 11 — ir Aräometer und Schaumlöffel 208 L. Insbesondere. a) Klärung: mit eiweiß- und käsehältigen «stoffen. 3 Verhalten dieser Körper gegen die Wärme 4 Aufzählung der eiweißhaltigen Körper, welche vorzugsweise angewendet werden — 5 Vorsichten, die bei dieser Act der Klärung zu beobachten sind. — 6 Erscheinungen, welche eine gelungene, und 7 welche eine mißlungene Klärung begleiten 212 8 Ursachen einer unvollkommenen Klärung, sammt den Mitteln, die in einem solchen Falle anzuwenden sind "2 9 Stellung der Klärkessel gegen die Abdampfpfannen »»5 d. Kläru n g mit B e i n s chw a r z , oder das Fi l- triren — ro — ir Beziehungen auf die Wirkungen, Verfälschungen und die Menge der anzuwendenden Thierkohle —' l3 Ouiriont's Filter — a4 Weinrich's Modification au demselben "4 ab Anzahl der Fllter aab rb Vorsichten, welche beim Filtriren zu beobachten sind " )( 2 XVl Paragraph Seite »7 Nothwendigkeit, den aus verschiedenen Zittern erhaltenen Syrup in ein einziges Gefäß zu bringen n6 a8 Besondere^Wirkungen dieser Art der Klärung — «. Gemischte oder doppelte Klärung. ag Artenhder doppelten IKlärung — 20 — 22 Ihre Auseinandersetzung r»7 VI. Einkockr-ttg. X. Zm Allgemeinen. r — 2 Vorsichten, die beim Eindicken des SyrnpS zu beob¬ achten sind - 2 Erscheinungen, welche das Eindicken eines Syrups von gu¬ ter, und 4 von schlechter Qualität begleiten ny s Nothwendigkeit, den Syrup von den verschiedenen Eindick¬ pfannen in den sogenannten Sammelkessel zu bringen — 6 Größe und Anzahl der Eindickpfannen und Saminelkessel aro 7 Nothwendigkeit, die Lrammelkessel erwärmen zu können L. Insbesondere. 8 Arten der Einkochung: — s. Ei »koch un g zur schnellen Krystallisatiou. y Worauf es bei dieser Art der Eindickung ankomwt — >o Mittel, den Grad der Einkochung zu erkennen: a) Faden-, L) Blasen-, oder Pust-, e) Wasser-, A) Thermometer - und e) Aräometer - Probe as» n Vorzug der Faden - und Pust-Probe 122 K. E i n k o chu n g zur langsamen Krystallisatiou. 12 Wesen derselben — IZ Ihre Vorzüge — aL Warum sie ungeachtet ihrer Vorzüge zur Seite gesetzt wurde — VII. Krystalisatkon. Im Allgemeinen. 1 Begriff der Krystallisatiou ,23 2 Bedingungen derselben 3 Mittel, durch welche die Krystallifation überhaupt» und die feinkörnige insbesondere befördert wird —> v. Insbesondere. n. Schnelle Krystallisatiou. 4 Arten der Krystallifation: 124 5 Operationen, die bei derselben vorkommen — a. Die Aufstellung der Zuckerformen — 6 Arten der Aufstellung ,r5 7 Grund, warum man den Gestellen den Vorzug vor den Tö¬ pfen einräumt — 8 Wesen der Gestelle — 9 Temperatur des Ortes, wo die Töpfe oder Gestelle ausge¬ stellt werden — XVII Paragraph Seile ,o — n Arten der Zuckerformen irü L. Das Füllen der Zuckerformen. rr — »Z Temperatur, bei welcher gefüllt werden soll H7 I/, Arten der Füllung und die Vorsichten, die hierbei ju beob¬ achten find — 0. Das Stören. iS Wesen und Zeitpunkt des Störens — »6 Grund, aus welchem dasselbe vorgenommen wird »»3 Das Oeffnen der Zuckerformen. »7 Zeitpunkt des Oepnens -- iS Mittel, durch welche der Abfluß der Melasse befördert wir) — »g Dauer des Abflusses der Melasse »»9 e. Das Einkochen der Melasse. 20 Zeitpunkt des Sammelns und EinkochenS der Melasse — 21 — 22 Arten der Einkochring — 2Z Formen für die eingedickte Melasse — — 25 Zweites und drittes Product der Fabrikation — b. Langsame K rysta ll isati 0 n. 26 Krystallisations - Gefäße (orist-cklisoirs) »So 27 Dauer dec langsamen Krystallisation — «8 — 29 Weiteres Verfahren mit dem Brei — VHI Reinigung des Zuckers. » Beziehung auf die Unreinlichkeiten, die der Rohzucker enthält »5» 2 Arien der Reinigung: — ».Das Terriren. 3 Thonbrei und seine Eigenschaften — L Zeit der Wegnahme des Thonbreies — 5 Zuckerlösung und ihre Eigenschaften »32 6 Vorsichten, die bei Anwendung der Zuckerlösungcn zu be¬ obachten sind — 7 Menge der anzuwendenden Zuckerlösung — S — 9 Weiteres Verfahren nut dem gereinigten Zucker »32 i>) Das Raffiniren. io Wesen desselben — Gewöhnliches Verfahren des NaffinirenS' — »2 Abweichungen von dem gewöhnlichen Verfahren »3ä n z- « n A. -R. Verfahrungsarten, den Zucker aus Runkelrüben dar¬ zustellen, von Marggraf (LV4V) bis L8S8. » Marggraf'S Verfahren *3? 2 Achard's ,, — 3 Nöldechen's „ »38 ä Güttling's » — 5 LampadiuS « -- 6 Roch's „ »3g 7 Hermbstädt's ,, — XVIII Paragraph Seite 8 Trommödorff's Verfahren . »Zg g Dsrosns'a „ — jo Dnbrunkiiut'» und Dlulptal's Verfahren 140 ii Crespel's in ArraS „ — »s Lesujsn's, sammt den für kleine Unternehmungen geeigneten Modifikationen — >z Dlemanciot's Verfahren läs ,4 Weinrich's und Kodweis Verfahren 143 >5 k»)'eir's « —> i6 Schützenbach's » — Dombasls's „ »44 18 Delimsle's -— ig Weinrich's Modificationen bei der Macerakion — so Dimitri Daviiiovr's » » » » _ 21 8orel's und Oautisr's „ „ „ „ — sr Zier - Hanewald - Arnold'sches Verfahren — LZ parrazmn's „ 145 24 Martin's » — 25 pslletiln's und Dollste'» , 146 26 Verfahren nach Lelio 6u monclo savant, und — 27 La-loux's Verfahren — iz. Behelfe zum Behufs der Reinertragsberechnungcn. L. Zusammenstellung der Products, die bei derZuckerfabrication aus 100 Centner Runkelrüben gewonnen werben 14? L. Preise: a) des Zuckers, 148 l>) der Melasse, und ,49 e) des Rübenmarkes und der Runkelrüben - Blätter — 6. Geldbrutkoerkrag von 100 Centner Runkelrüben. .->) vom Zucker, d) von der Melasse, und 0) vom Rü» benmarke ,4g D. Productionskosten. » L. Reinertrag von 100 Centner Runkelrüben i5o k. Größe des zur Anlegung einer Fabrik erforderlichen Capitals s) nach Crespel, und l>) nach Maugnst — Q. Plan zu einer Nunkelrübenzucker-Fabrik i5> H. Angabe der Preise von Maschinen rc. »54 t). Verzeichnis? der in der österreichischen Monarchie bestehenden Zuckerfabriken. I. Bereits bestehende Fabriken >56 II. Unterrichtsanstalten, und Unternehmungen kleinerer Art >6- 7Il. Im Entstehen begriffene Fabriken >6z Schlußanmerkung 164 »L L « e F« »r F r r Die Runkelrübe und ihr Anbau. 4 4 Maturhistorifche Bestimmungrn. 1. HMie Runkelrübe *) gehört zu dem Geschlechte Man¬ gold (Nets), und zu der Art (spocies) gemeiner Mangold (Ke¬ rs vulgsl-ir). Sie ist demnach eine bloße Varietät oder Abart (Sorte) der rothcn Rübe **), (peks erclerbs). 2. Die Runkelrübe hat so viele Uebergangsformen, daß sie nebeneinander gereiht eine continuirliche Reihe darstellcn, in wel¬ cher man eine scharfe Gränze zwischen den unmittelbar aufeinan¬ derfolgenden Gliedern zu ziehen nicht im Stande ist. 3. Vergleicht man in dieser Reihe die mehr entfernten Glie¬ der miteinander, dann wird man in ihr fünf Hauptabstufungen, *) Eine getreue Abbildung von ihr findet man in Vietas leones xl-m- iarum B. ä. Taf. S28. ") Da die Größe und Farbe der Wurzel, to wie daL Wachsthum derselbe» über die Erde keine cvnstanten Charaktere sind, so ist die Erhebung der Runkelrübe zu einer eigenen Species, wie es einige Botaniker gethan haben, unzulässig; mithin sind die Benennungen Luta inncrorililrra, Lvtnoiola, Lots altissinr» oder Lota svlvektri- unrichtig. (Rohlings Deutschlands Flora Frankfurt am Main '8r6, — herausgegeben von Koch, B. 2. S. Sig. Spenner'S Handbuch dec angewandten Botanik, Freiburg ,855, B. s. S. 671; daun öconvmische Botanik in Pulsches Encyclopädie. Leipzig ,8Zc>. S. 68, 1 * 4 mit Rücksicht auf die Farbe, Form und Größe der Wurzel, wabr- nehmen, oder die vielen Uebergangsformen der Runkelrübe in fünf Hauptvarietäten bringen können. Diese sind: s) die schlesische oder weiße Runkelrübe (Kola vulgaris »Ibs, dotternvo blanclio cko8il(sio), mit weißer Wurzel, weißen Blattstielen und Rippen und lichtgrünen Blättern. Diese Varietät ist zur Zuckerfabrication nach dem einstimmigen Urtheile aller Landwirthe, Zuckcrfabrikanten und Chemiker die geeignetste *). Sie gibt zwar weniger Saft als die nachsolgendcn, dagegen ist er zuckerreicher als bei den übri¬ gen. b) Die Feld- oder österreichische Runkelrübe, Burgunderrübe (Kota sylvestris I-.) Sie unterscheidet sich von der vorigen dadurch, daß sie hoch über der Erde wächst, und auf ei¬ nem reichen Boden oft ein Gewicht von 25 Pfund erlangt. Diese große Varietät ist zur Zuckerfabrication am wenig¬ sten geeignet **). c) Die gelbe Runkelrübe (Lola vulgaris lutosoons sou lutos. Kota lutea major I-. — jsunv clu (lastolimuclgi^) mit gelber Wurzel (Fleisch und Haut sind gelb), und gelben Blattstielen und Rippen. Diese Sorte artet am meisten aus, oder sie ist zur Erzeu¬ gung von neuen Varietäten und Spielarten am meisten geeignet. ck) Die Ringelrübe (Kota vulgaris ronaia), mit nach Außen rother, nach Innen auf dem Querdurchschnitte mit weißen und rothen Ringen versehener Wurzel. *) Bewährte und umfassende Anleitung. die Runkelrübe zum Vehufe der Zuckerfabrication zu cultiviren, von C- Hannequand-Brame aus dem Französischen von Victor Jacobi. Leipzig 1827, S. 6. Dinglers polytechnisches Journal D. 45, S. SZ; dann Dennstedt'L Anweisung, wie der Landwirkh die Runkelrübe und andere Nüben- arten auf die vortheilhafteste Art anbauen kann. Leipzig 18Z6. S. **) Krause sagt in seiner Darstellung des Zuckers aus Runkelrüben (Wien a8Zä): daß Runkelrüben von dem Gewichte von ijr — k- Psund den meisten Zucker geben. 5 e) Die rothe Runkelrübe (Lots vulgaris rubrs) mit rothcr Wurzel (Fleisch und Haut sind entweder blutincarnat- oder rosenroth), derlei Blattstielen, Nippen und Blättern, letztere sind manchmal auch dunkelgrün. 4. Der natürliche Standort der Runkelrübe sind die Küsten des mittelländischen Meeres, namentlich in Spanien und Portu¬ gal wird sie sehr häufig wildwachsend angetroffen. 5. Eine Speckes dieses Geschlechtes, nämlich: die Lola ms- ritlms, wächst in den Sümpfen von Aquileja am Flusse Anfora, und eine zweite, Lats li iMns, in Ungarn im Comitate 8/rmien *). 6. In Betreff der Krankheiten geht die Runkelrübe allen Wurzelgewächsen voran, d. h. sie ist den gewöhnlichen Krankhei¬ ten der Wurzelgewächse am wenigsten unterworfen, und leidet auch am wenigsten von den Jnsecten. Daher gewährt der Anbau der Runkelrübe eine große Sicherheit **). Die Krankheiten, die man dann und wann bei der Runkel¬ rübe antrifft, sind: der Wurzelbrand furoüo rsüicis). Er hat mit dem Staub¬ brande (ui-eüo sagekum) der Halmfrüchte die größte Aehn- licbkeit, und entsteht vorzugsweise aus einem seichten Sand¬ boden ***). *) Rohlings Deutschlands Flora a. a. O. V. 2, S. 3ig, und bau» LllLuigs 'l'üam. Isostii tlors austriaca Viennao i8r7» t. p. Zrz. Die Angabe NebbienS in seinem Werke: Wie ist der größte und reinste Zuckergehalt in dec Runkelrübe landwirthschaftlich zu er° zeugen. Leipzig »8Z6, S. iZ: daß die Runkelrübe in dertzvsterr. Monarchie wild wachse, ist unrichtig. ") Einer der gediegendsten practischen Landwirthe der gegenwärtigen Zeit, A. Block, sagt in seinen landwirkhschaftlichen Mittheilungen, Breslau i85o, V. i- S. iSo: »Nach einem vieljährigen Durch¬ schnitte von reichen und geringen Ernten fand ich, daß man ihren Ertrag von 8 Jahren auf sieben vollständige Ernten mit ziemlich großer Sicherheit veranschlagen kann." Ich habe im vorigen Jahre die Runkelrübe auf einem 5" tiefen Loden anbauen lassen, und der Wurzelbrand betrug Zo Procent, wahrend er auf einem 8" tiefen Boden bei ganz gleicher Behand¬ lung nur ir Procent betragen hat. Die Wurzeln sehen oft von Außen ganz gesund aus; schnei¬ det man sie auf, so findet man manchmal im Innern eine Höhlung, welche mit einer braunschwarzen Materie, welche jedoch nicht übel riecht, ausgefüllt ist. b) Die Zweiwüchsigkeit: Sie besteht in einer gabelförmigen Zertheilung der Wurzel, und einem schwächlichen Ansehen der ganzen Pflanze *) und c) die braunen Enzerlings-Wunden oder Narben. In einem bündigen Boden findet man manchmal, daß die Runkelrü¬ be an der Wurzel bald tiefere, bald seichte Narben, von der Farbe des Rostbrandes (uroüo glumarum) besitzet. Diese Narben rühren von den Larven der Maikäfer, En¬ gerlinge genannt, Her, welche an der Wurzel nagen. Und ä) die Warzenkrankheit. Sie besteht in beulenartigen Aus¬ wüchsen , welche dann und wann auf einem seichten Boden wahrgenommen werden. 7) Außer der Maikäferlarve erleidet die Runkelrübe von keinem anderen Insecte einen bedeutenden Schaden. Von den Erdflöhen wird sic nur selten in der ersten Periode ihres Lebens befallen. Von einem kleinen grauen Käfer, der zum Geschlechte Lnssilln gehört, leidet sie auch nur in der Jugend Der Schaden, den die Raupe der Saateule (kknlsnn sega- tum) bisher angerichtet hat, ist kaum der Erwähnung werth. Im Jahre »836 baute ich die Runkelrübe aus einem rojailten Bo¬ den auf dem Versuchshofe der vaterländischen LandwirthschaftS - Ge¬ sellschaft, und die Zweiwüchsigkeit betrug iS Procent. Ich glaube also die Vermuthung aussprechen zu können, daß eine sehr tiefe Lockerung des Bodens die Zweiwüchsigkeit befördere, während eine seichteDammerde die Entstehung des Wurzelbrandes und der Warzen- ?raukheit begünstiget. *') Ob dieser Käfer die tlassirlanobulosa des Pastors Rimrod inOuen- sted sei, vermag ich nicht anzugeben. Im Jahre 1SZ7 haben so¬ wohl die Winter- als Sommerrunkelrüben, welche in dem hiesi¬ gen landwirthschaftlichen Garten «»gebaut wurden, viel von die¬ sem Käfer gelitten. LanNwirHschsftliche Bestimmungen. r.' Clima. 1. Nach dem natürlichen Standorte der Runkelrübe und ih¬ rer Geschlechtsverwandten geurtheilt, fordert die Runkelrübe ein warmes und feuchtes *) Clima. Durch die «uccossivo Verpflan¬ zung der Runkelrübe in immer kältere Gegenden ist man endlich dahin gekommen, daß die Runkelrübe selbst unter dem 55° nörd¬ licher Breite, und bei einer jährlichen mittleren Wärme von 0° R. noch sehr gut gedeiht **)« 2. Da jedoch die Zuckerbildung in dem innigsten Zusammen¬ hänge mit der Wärme steht, und da auch eine einfache, nicht kostspielige Saatbcstellung durch ein frühzeitiges, warmes Früh¬ jahr bedingt ist ***), so sind vorzugsweise jene Länder zur Cul- ') Die Küsten des südlichen Europa'S, wo die Runkelrübe wild wächst, haben ein solches Clima. Die bei 3Verejn (Gouv. von Moskau) unteny 55° n. B. und R. mittlerer jährlicher Wärme cultivirten Runkelrüben enthielten »ach Herrmanns Bericht ir Procento Zucker, (Erdmanns Journal für öconomische und technische Chemie IV.B. i835, S. 5Z7), und dann Schubarth's Beiträge zur Zuckerfabrication aus Runkelrüben. Berlin 18Z6, S. 4*. Hier zu Laibach hatte die Runkelrübe den Winter von a8Z5 auf i8Z6, wo die größte Kälte »5° R-betrug, gut überstanden. Ich bemerkte jedoch weder im Ertrage noch im Zuckergehalte einen Unterschied zwischen den Winter- und Sommerrüben. Ebenso verhielt es sich in dem Jahre i836. Jin Jahre 1857 ist die Run¬ kelrübe in größerer Ausdehnung auf dem Versuchk-Hofe Mitte Sep¬ tember angebaut worden. Anfangs October ging die Saat auf, und erreichte bis Ende October eine Höhe von 3" — 4". Die im November Statt gefundenen Fröste haben bisher den Rüben nicht geschadet- Der weitere Erfolg dieses Versuches wird seiner Zeit veröffentlicht werden. **') In Galizien, wo die Runkelrüben erst Mitte oder Ende Mai r» den Bode» gebracht werden können, und wo Anfangs October 8 rur der Runkelrübe geeignet, die ein gemäßigtes und mehr feuch¬ tes * *) als trockenes Clima besitzen "). n. Boden. 1. Der Boden, auf welchem die Runkelrüben cultivirt wer- den sollen, richtet sich nach dem Clima. In einem trockenen Cli¬ ma müssen sie auf einem mehr bündigen, in einem feuchten da» gegen auf einem mehr sandigen Boden angebaut werden. 2. Aus der Natur und der Verwendbarkeit (zur Zuckerer-- zeugung) der Runkelrübe, lassen sich folgende nähere Bestimmun¬ gen in Betreff der Wahl des Bodens feststellen. Itens. Soll der Boden eine wenigstens 8" mächtige Damm¬ erde besitzen ***); 2tens. muß er sich leicht erwärmen, und das überflüssige Wasser durch den Untergrund verlieren können, und 3tcns. muß er sehr reich an vegetabilischer *»**) Nahrung seyn. 3. Diesen Anforderungen entspricht am meisten die Ernte vorgenommen werden muß, werden Vie Runkelrübe» auf Mistbeeten aufgezogen, und im Mai oder Juni verpflanzt. *) Bei den Wurzelgewächsen ist es zum Sprichworts geworden : Beim trockenen Boden und einer feuchten Atmosphäre verliert der Land¬ mann keine Zähre. ") Sehr warme Länder sind zum Anbau der Runkelrübe nicht geeig¬ net; denn in ihnen wird die Runkelrübe zu einer einjährigen Pflan¬ ze, d- h. sie bildet in demselben Jahre Samen, in welchem sie an¬ gebaut wurde. Dabei wird aber die Wurzel nicht groß, sondern sie bleibt dünn, und ist walzen» oder spindelförmig. Woher auch die Benennung Lots cicla rühren mag. "') Die Runkelrübe geht iZ" — 16" in die Erde. Ist der Bode» zu seicht, dann kann man der Runkelrübe selbst durch das Behäu¬ feln die erforderliche Erdschichte nicht geben, und sie muß dann in den sogenannten Dämmchen cultivirt werden. Ueberdieß leidet sie aus seichtem Boden sehr von dem Wuczelbrande. Siche die Düngung. s) der lehmige Sandboden *), wenn er mächtig und durch Düngung humusreich geworden ist; K) der lettenartige Thonboden **), und c) der Marsch- oder Humus-Boden. 5. Einen sehr bündigen Boden vertragen zwar die Runkel¬ rüben unter allen Wurzelgewächsen am besten, und geben, wenn er zugleich kräftig lst, einen sehr großen Ertrag; dabei sind aber die Wurzeln sehr wässerig und zur Auckerfabricativn nicht recht geeignet ***); denn der Saft soll, wenn er zur Zuckerfabrica- tion sehr tauglich sein soll 8 — 11° B. wiegen. Die großen, wässerigen Runkelrüben geben aber nur einen Saft von 5° 5. Werden dieRunkelrüben aufeinem Kalkboden cultivirt, dann enthalten sie zu viel Kalk ch), und die Läuterung des Saf¬ tes kann nur mit besonderer Vorsicht vollkommen zu Stande ge¬ bracht werden tt). ') Er bilder nur im feuchten Zustande zusammenhängende Schol¬ len, die beim Austrocknen von selbst zerfallen. ") Block a. a. O. B. ». S. >4g sagt: ein sandiger, reicher Lehmbo¬ den mit durchlassender Unterlage ist für sie am geeignetsten. Die Schollen dieses Bodens werden mit der Egge, oft beim einmaligen Strich, zertheilt. *") Krause a. a. O. S. 144. Nach Hermanns Bericht aus Rußland enthalten Runkelrüben von ij4 Pfund »Z Procent, von ijr Pfund — ir, von r Pfund 8—10, und die von 5 Pfund 6 — 7 Procent Zucker. Erdmanns Journal B. 4, S. 34g. Franz Grebner's Runkelrüben - Zuckerfabrication nach eigener Erfahrung und nach den besten französischen Schriften, Wien >85o, S, iZ, C- Hanneguand - Brame a, a. O- S. 16; Schnbarth a. a. O. S, >5 , und Dennstedt S. 54. 's) Aus Sprengel's, Hermbstädl's, Einhof's und anderen Analy¬ sen ergibt sich, daß der Kalkgehalt in den Pflanzen in einem gera¬ den Verhältnisse mit dem Kalkgehalte des Bodens stehe. fss) Unter die Stoffs, die bei der Läuterung ausgeschieden werden sol¬ len, gehören auch die salpstersauren Salze. Da sich in einem Kalk¬ boden, vermöge der disponiblen Verwandtschaft, salpekersaucrer Kalk bildet, und dieser im Wasser leicht löslich ist, so müssen Runkel¬ rüben, die auf Kalkboden cultivirt werden , viel von diesem Salze erhalten. Comparative Versuche über diesen Gegenstand mangeln IH 6. Aus einem Lvrstwdcn dursten Runkelrüben zum Behuf- der Zuckcrsabrication nur dann mit Bortheil culcivirt werden können: Itens. wenn derselbe wenigstens so viel bindende erdartige Bcstandtheile bereits enthält, als ein loser cultursähiger Sandbo¬ den abschla'mmbare Lheile *) , und 2tcns. wenn sein erdharziger, kohlenartigcr oder sauerer Hu¬ mus in den milden umgcwandelt worden ist **). Diese beiden Bedingungen können auf unscrm Moraste mit dem denselben ringsumgebendcn Mergclschiefer des Mittelgebirges leicht realisirt werden. noch. AuS den Versuchen, welche man i» Rußland zwischen dem L8 — 5o' n- D. über den Einfluß des Bodens auf den Zuckerge¬ halt dec Runkelrübe augcstellk hat, lassen sich keine andern Folge¬ rungen ziehen, als: daß die Größe der Runkelrübe von demReich- thunic des Bodens abhänge, und daß die Zuckerhälkigkeit derselben mit ihrer Größe in einem verkehrten Verhältnisse stehe; denn man nahm bloß auf den pumusgehalt Rücksicht, und dieser wurde durch das unrichtige Verfahren, das Ausglühen des Bodens, bestimmt. (Erdmanns Journal B. ä. S. Zfg). ') 5 — 10 Procent. Im Allgemeinen enthält der Sandboden unter Zu Procent abschlämmbare Theilchen. ") Den bisher auf unserni Torfboden gemachten Erfahrungen zufol¬ ge gedeihen die Wurzelgewächse auf demselben sehr gut. Nur sind die Wurzeln von geringer Conststenz. In dem äußerst trockenen Jahre 18Z4 habe ich mehrere Kraut- rüben und Möhren, welche auf dem Carolinenhofe gewachsen sind, abgewogen. Erstere wogen S — 8 Pfund, letztere iS — So Loth ohne Kraut. Der Grund des mißglückten NunkelrübenbaueS der Belgier auf den Holzländereien (korfartigen Grundstücken), ist in der Nichter¬ füllung der angeführten Bedingungen zu suchen, (Hanncquand- Brame a. a. O. S. iä). In wie weit die auf einem Torfboden cultivirten Runkelrüben zur Zuckerfabrieation geeignet erscheinen, darüber müssen noch weitere Versuche angestellt worden. Die rv- then Runkelrüben, welche auf dem Laibacher Torfboden cultivirt wurden, gaben einen Zucker von.herbbitterlichein Beigeschmäcke. s. s III. D « ug » n g. 1. Werden die Runkelrüben zum Behuse der Zuckerfabrica- tion cultivirt, dann wende man so viel als möglich vegetabilische Düngerarten an; denn der Zucker, so wie das Stärkmehl, be¬ dürfen zu ihrer Bildung keines Stickstoffes, wie es beim Kleber¬ und dem Eiweißstoffe der Fall ist *). 2. Werden thierische Substanzen angewendet, dann müssen die Runkelrüben nothweudigerweise viel von Salpeter- und Am¬ moniak-Salzen enthalten, welche die Zuckerfabrication sehr er¬ schweren. Denn der durch die Gährung entbundene Stickstoff verbindet sich nach dem Grundsätze: Entbundene Stoffe gehen schnell neue Verbindungen ein, mit dem Sauerstoffe zur Sal¬ peter- oder ffalpetrigen Sauere, und mit dem Wasserstoffe zum Ammoniak **). 3. Die Salpetersäure findet an dem Kalke und dem Kali eine Basis, und wird zum salpetersaurcm Kalke (Mauerfraß), und salpetcrsaurem Kali (Salpeter schlechthin) *"). Da diese Salze im Wasser sehr leicht löslich sind, so wer¬ den sie auch sehr leicht von den Pflanzen ausgenommen ****). 4. Das Ammoniak verbindet sich mit der Kohlen-, Schwe¬ fel- (des Gypses-) und Humus-Sauere zum kohlen«, schwefel- und humussauren Ammoniak. Alle diese Salze fördern zwar au- *) Aus Hermbstädt'S Untersuchen über den Gehalt an Kleber, Eiweiß, Stärkmehl, Zucker rc. in den Cerealien, geht hervor, daß die Bil¬ dung der zwei erstecn Stoffe von thierische«, und die der letzter» von vegetabilischen Substanzen abhängt. Die ost starke alkalinischs Reaction des Saftes rührt zum Theile von Ammoniak her. Seine Gegenwart kündet sich durch den eigenthüm- lichen stechenden Geruch an, wie man ihn häufig in Schaf- und Pferdeställen antrifft. "") Sprengel's Chemie für Landwirthe und Forstmänner, Göttingen V. »> S. und 620, °*") Eine Fgbrik im Seine »Departement soll sogar in dem Jahre »8Z5 uni^ IÜZ6 einen Rohzucker geliefert haben, der 5 rfä Procent Salpeter enthielt. ßerordentlich die Vegetation in quaurirativer, nicht aber in quali¬ tativer Beziehung *). 5. Da dieBildung der vorstehenden Salze am raschesten von Statten geht, wenn die Grundstücke mit Schaf- oder Pferdcmist gedüngt werden, so muß man diese Mistarten bei der Cultur der Runkelrübe so viel als möglich vermeiden, falls dieselben zur Zu- ckererzeugung verwendet werden sollen; oder man darf die Run¬ kelrübe nicht als erste Frucht nach einer 'solchen Düngung cul- tiviren. 6. Aus dem Vorstehenden lassen sich folgende, praktische Regeln abstrahiren: Itcns. man weise den Runkelrüben einen solchen Boden an, der im Stande ist, ohne frisch gedüngt zu werden, die Runkel¬ rüben reichlich zu ernähren; 2tcns. man ziehe die grüne Düngung der mit Stallmist vor K*); 3tcns. man baue die Runkelrüben in mit Stallmist frisch ge¬ düngte Aecker nicht als erste, sondern als zweite Frucht, und gebe dem Hornviehmiste vor dem Schaf- und Pferdcmiste den Vorzug, und 4tens. man versäume ja nicht, die Runkelrüben-Saat mit leicht auflöslichen, vegetabilischen Substanzen, als: Malzstaub, Oselkuchcn rc. zu bestreuen, wenn sich Gelegenheit dazu biethet ***). *) Sprengel a. a. O. B. i. S. 565 :c. ") Hier in Krain sind der Buchweizen und die Feigbohnen sl-uziinur albus) zur grünen Düngung am geeignetsten- Die auf aufgerisse- ncn Grasplätzen cullivirten Runkelrüben waren zue Zuckererzeugung sehr taugNch. "') Das unbrauchbar gewordene Veinichwarz wird mit besonderem Vortheile auf bündigen Grundstücken zur Ueberdüngung angewcn- det, wenn cs früher mit thierischen Excrementen gemengt wurde. Ich !,abe durch volle drei Jahre das Spodiuni bei den verschie¬ denartigsten Pflanzen auf lehr verschiedene Art angeweudet, und ich konnte in keinem Falle eine lohnende Wirkung bemerken. Als aber das Spodium mit thierischen Excrementen, besonders'.denen der Schaft, gemengt, öfters umgestochen und der Einwirkung der Luft längere Zeit ausgesetzt war, war auch die Wirkung sehr sicht¬ lich- 2-b glaube den Grund dieser Erscheinung in der Förderung I» IV. Platz der Runkelrüben in der Fruchtfolge. 1. Der Platz, den die Runkelrübe in der Fruchtfolge ein¬ nehmen soll, ergibt sich zum Theile schon aus dem Vorherge¬ henden. 2. Wird die Runkelrübe als Futterpflanze behandelt, dann dürste sür Krain folgender Turnus sehr passend seyn: 1) Runkelrübe, stark gedüngt; 2) Gerste mit Klee; 3) Klee begypst, und 4) Weizen, mit halber Düngung * *). 3. Für den Fall, als die Runkelrübe als Handelspflanze behandelt wird, wäre der Turnus folgender: 1) Winterfrucht, gedüngt, jedoch nicht stark, um kein Lagerge- treide zu erhalten. Buchweizen oder Lupinen als zweite Frucht zum Behufc der grünen Düngung. 2) Runkelrüben; 3) Sommerfrucht mit Klee, und 4) Klee **). 4. Wo viele Hackfrüchte, als: Kartoffeln, Mais, Kraut, Wohnen, Faseolen re. gebaut werden, dort könnte man folgen» den Turnus einsühren: 1) Hackfrüchte, sehr stark gedüngt; 2) Runkelrüben; 3) Sommerfrucht (Hafer oder Gerste) mit Klee; 4) Klee, und der Aufföslichkeit des Kohlenstoffes, durch das bei derGährung ent¬ bundene Ammoniak zu suchen. *) Dort, wo die Ernte des Weizens Mitte Juli erfolgt, kann noch der Buchweizen als zweite Frucht folgen. ") Bei dem Umstande, daß in Krain viel Weizen gebaut wird, und derselbe in der Klcestoppel einen sehr angemessenen Standort fin¬ det, dürfte dieser Turnus für jene Gegenden KrainS, welche Wei¬ zen in größerer Ausdehnung cultivicen, sehr passend seyn. s L 5) Winterfrucht, mit halber Düngung *). 5. Diejenigen Landwirths in Kram, welche einen reichen Boden besitzen, können nach der Winterfrucht auch noch den Buch¬ weizen als zweite Frucht anbauen. Mo aber der Boden mager ist, wie es in den meisten Gegenden Krains der Fall ist, dort muß nach der Winterfrucht der Buchweizen zum Behufs der grü¬ nen Düngung cultivirt werden, falls man auf eine ergiebige Run¬ kelrüben-Ernte Rechnung machen will. v. Zubereitung des BodenS. 1. Die Zubereitung des Bodens zur Aufnahme der Runkel¬ rüben-Saat richtet sich vorzugsweise nach der Vorfrucht. Jeden falls muß der Boden durch die BcaFerung sehr gereiniget und tief gelockert werden. 2. Wird die Runkelrübe nach einer Hackfrucht angebaut, dann wird der Boden geebnet, gleich im Herbste zur vollen Tie¬ fe (wenigstens 6" tief) gepflügt, und den Winter hindurch in rauhen Furchen liegen gelassen. Ist der Boden rein und nicht ') Der berühmte Zuckerfabrikant Herr Oespel-velisss, hat auf 100 Lrpertts folgenden Fruchtwechsel eingeführt: i) Winterfrucht gedüngt; s) Runkelrüben (8a) und Kartoffeln (ro); Z) Runkelrüben; 4) Gerste <70), Bohnen (so), Wiken (10) ; S) Runkelrüben; 6) Gerste (70), Bohnen (20), Wiken (io) ; 7) Klee (4a); Runkelrüben (60); K) Runkelrüben und 9) Hafer (60) und Wiken (40). Es werben in neun Jahren vier vegetabilische Dungsaaten cinge- schoben, deren untergeackerte Masse auf den bessern Zuckergehalt einwirkt. Auf der Herrschaft Saatz des Grafen Colloredo-Mansfeld ist fol¬ gender Turnus: 1) Mengfutter, 2) Weizen, F) Erbsen, 4) Roggen, 5) Run¬ kelrüben, 6) Gerste mit Klee, 7) Klee, 8) Weizen, 9) Runkelrü¬ ben, >0) Hafer. OundruilLut empfiehlt folgenden Turnus: ») Hafer gedüngt, r) Runkelrüben, 5) Weizen-mit Klee, 4) Klee. LZ bündig, dann wird er im Frühjahre bloß mit einer Wirksamen Egge, z. B. der niederländischen, übereggt, und sohin die Saat bestellt. Ist dieß nicht der Fall, so muß im Frühjahre der .Boden noch gepflügt und geeggt, oder mit einem wirksamen Extirpator, z. B. dem Bcatson'schen *) bearbeitet werden. 3. Folgt die Runkelrübe nach einer Halmfrucht, so kommt es darauf an, welche Art von Unkräutern in dem Boden vorkommt. Sind es Unkräuter, die sich durch den Samen vermehren, wie z. B. der Kornraden (Hgroslorna Oitsgu-finbnlj), die Korn¬ blume Eontauios l^snu8-plävlea all kblei ebvter) re., dann ist die Zubereitung des Bodens folgende: Die Stoppeln werden gleich nach der Ernte der Halmfrucht seicht gepflügt (gestürzt), und mit einer Egge übcreggt, damit die Unkräuter keimen können. Ist dieß geschehen, dann wird der Boden noch im Herbste zur vollen Tiefe gepflügt, und den Winter hindurch in rauben Furchen gelassen. Im nächsten Frühjahre wird der Boden noch mit einem Extirpator bearbeitet, geebnet, und dann mit der Saat bestellt. Ist dagegen der Boden mit Unkräutern versehen, die sich durch Wurzeln vermehren, wie z. B. die Quecken (IHtiaum re- xcns-jssrnira (?) dann pflüge man gleich das erste Mal zur vollen Tiefe, und wende die Jordanische-Saatharkc oder einen andern wirksamen Extirpator an, um das Wurzelwcrk aus dem Boden herauszuschaffen. *) Der Beakson'sche Reißpflug ist eine blcße Modifikation der Jorda¬ nischen Saatharke, welche sich auf den, Versuchshvfe der k. k. va¬ terländischen Landwlrthschafts-Gesellschaft befindet. Diese Modifi¬ kation besteht darin, daß sich in dem vordern Dalken keine Schau¬ feln, sondern Secheijen befinden, d. h. der Beakson'sche Neißpflug ist eine Zusammensetzung des 8c-riliu-Nvrs mit dem Extirpator. Modelle dieser Werkzeuge befinden sich im hiesigen landwirthschaft- lichen Cabinette. Das vom Major A. G. Pflugk unter der unrichtigen Benen¬ nung: der 8carilicatyr, zum Anbau der Runkelrübe anempfohlenc Werkzeug, ist kein anderes, als derBeatson'sche Reißpflug. (Leipzig ,8Zü). I« Ist die Witterung günstig, dann wird der Boden durch die¬ se Arbeiten hinlänglich rein; ist dieß nicht der Fall, dann müssen diese Arbeiten wiederholt werden, jedoch mit dem Unterschiede, daß der Boden seichter gepflügt wird *). 4. Wird zu den Runkelrüben frisch gedüngt, dann muß der Dünger noch im Herbste untergeackert, und im Frühjahre voll¬ kommen mit den Bodenbestandtheilen gemengt werden. Vl. Saatbestellung. t. Bei der Saatbestcllung sind folgende Punkte in eine nä¬ here Betrachtung zu ziehen: 2) die Auswahl; k) die Gewinnung; c) die Zubereitung des Samens; ck) die Größe der Aussaat, und e) die Art und Weise, wie die Saat am vortheilhaftesten be¬ stellt werden kann. 2. Zu a). Die Auswahl des Samens richtet sich nach der Verwendbarkeit der Runkelrüben. Werden die Runkelrüben zur Zuckcrerzeugung verwendet, dann wähle man den Samen von der schlesischen, weißen Run¬ kelrübe; werden aber die Runkelrüben als Futterpflanzen cultivirt, dann suche man sich den Samen von der österreichischen Runkel¬ rübe oder der Burgunderrü'be zu verschaffen. In jedem Falle ist aber der 1 — 2jährige **) Samen dem 4 — 5jährigen vorzuziehcn, weil das Aufkeimcn beim erstem nicht *) In Krain, wo die Grundstücke durch die Cultur des Buchweizens sehr rein erhalten werden, können die Extirpatoren durch wirksame Eggen leicht ersetzt werden. ") Der frische Samen hat eine weißgelbe und schwach grauliche Far¬ be, wahrend der ältere eine fahle Farbe har. Im lauwarmen Wasser gebadet, nehmen die schlechten Sämereien eine hervorste. hende gelbe Farbe an, und geöffnet zeigt sich der Samenkörper schwärzlich, während iw Innern eines gesunden Korns zwei oder drei weiße Punčke hervortreten. (Hannequand - Brame a- a. O. S. Z-j). »7 nicht pur sicherer, sondern auch gleichförmiger wie beim letzter» erfolgt. 3. Zu b). Ist man einmal im Besitze einer entsprechenden Runkelrüben-Sorte, dann ist es am vortheilhaftesten, chen Sa¬ men selbst zu gewinnen, weil man sich einerseits nicht stmmer auf die Samenhändlcr verlassen kann, und weil andererseits die Selbsterzeugung mit keinen Schwierigkeiten verbunden ist. Man verfährt dabei auf folgende Art: Zur Zeit der Runkelrüben-Ernte sucht man jene Rüben aus, die regelmäßig *) geformt sind, die cme glatte Haut haben, und eine üppige Vegetation zeigen **). Den ausgesuchten Runkelrüben nehme man die Blätter, ohne den Strunk zu verletzen, und bewahre sie an einem trockenen, kühlen ***) Orte, am besten im Sande, den Winter hindurch auf. Zm nächsten Frühjahre werden sie bis auf den Strunk, so¬ bald es die Witterung gestattet, hier in Laibach Ende März oder Anfangs April, .in einem gut vorbereiteten und kräftigen Boden 2—3 Fuß weit von einander entfernt gesetzt. Sind die Runkelrüben herangewachsen, sso müssen sie mit Pfählen unterstützt werden, da ihre Stengel eine Höhe von 4 — 6 Fuß erreichen, und sehr leicht von Winden umgcbogen werden. Der gewöhnlich Ende September reif gewordene Samen wird entweder abgestreift oder auf Leintüchern geklüngelt. 4. Da ein Rübenstock zwischen 12 — 15 Loth Samen gibt, so läßt sich, wenn man den Gefammtbedarf an Samen kennt, sehr leicht die Anzahl der zu verpflanzenden Runkelrüben berech¬ nen 5. Zu c). Man hat bei dem Runkelrüben-Samen ähnli¬ che Recepte von Beitzmitteln angegeben, wie man sie noch heut *) Die gabelförmig gewachsenen vermelde man gänzlich. *') Es brauchen nicht Vie größten zu seyn. "*) Wenn auch die Temperatur in dem Aufbewahrungsorte auf o" sinken sollte, so ist doch kein Schaden zu besorgen. Um den Samenbedarf pr. niederöstcr- Joch zu decken, werden i» — Rübenstöcke erfordert, da ä — 5 Pfund auf ein niederöner, Joch erfordert werden. 18 zu Tage in manchen Gegenden bei dem Weizen, und bei der Gärtnerei bei sehr vielen Sämereien antrifft. Kalk, Chlor, Salz¬ säure, Asche und Gülle sind die Ingredienzen des ersten Ran¬ ges. Sie werden gewöhnlich in einer zweifachen Absicht angc- wendet: s) um das Keimen zu fördern, und l>) um den Samen gegen den Fraß der Vögel, Jnsecten und Würmer zu schützen. Man kann durch die angeführten Mittel allerdings diese beiden Zwecke erreichen; allein da der Landmann seine Felder mit der Gießkanne nicht begießen kann, um den zu schnell gekeimten Pflänzchen, zur Zeit einer trockenen Witterung, die nöthige Feuch¬ tigkeit zu geben, so kann er auch von den Bcitzmittcln keinen Gebrauch machen *), falls er sich nicht in die traurige Lage ver¬ setzt sehen will, seine Runkelrüben--Saat mit einem Spritzamper zu begießen. 6. Hat man einen frischen vollkörnigen Samen gewählt, den Boden gehörig zubereitet, und die Saat zeitlich im Früh¬ jahre aus eine der Größe des Samens entsprechende Art unlergc- bracht, dann erscheinen alle diese Mittel überflüssig . 7) Die einzige Zubereitung des Runkelrüben-Samens be- steht in der Anwendung eines Siebes, um den schwächlichen Sa¬ men von dem vollkommen ausgebildeten zu scheiden. 8. Zu ei) Nach Verschiedenheit der auf die Größe der Aus¬ saat Einfluß übenden Umstände rechnet man pr. niederöster. Joch 4 — 5 Pfund ***) oder 5 — 8 Maß, da "eine Maß Runkel¬ rüben-Samen zwischen 16 — 30 Loth wiegt ' Sehr richtig sagt Hannequand-Brame inDetreffder Vcißmittel: laissans la t»ire. Alkalinische Beitzmittel können höchstens zu dem Zwecke angewendet werden, um den Keiinkricb der schwächlichen und krankhaften Sä¬ mereien zu zerstören, mithin um das Erzeugen von schwächlichen Pflanzen zu verhindern. *") Auf ein Pfund gehen roooo — ircmo Körner. Chaptal rechnet bei der breitwürfigen Saat 5 — 6 Kilogram pr. Hecrar, ö. i 5 >j5 bis 6 if5 Pfund pr. Joch; vulirunfaut ,5 Kilo¬ gram ; Hannrquand - Brame 8 — ir Kilogram , und Achard auf den »N 9. Zu s). Die Runkelrüben-Saat kann auf eine zweifache Art bestellt werden: «) durch Pflanzung, und k>) durch das Aussäen des Samens auf dem Felde. 10. Die auf Mistbeeten * *) erzeugten Pflänzchen werden im Monate Mai oder Juni, während eines Regens oder zu einer Zeit, wo man mit großer Wahrscheinlichkeit Regen erwarten kann **) , in 18" — 24" entfernten Reihen, 10" — 15" von¬ einander in der Reihe versetzt ***). 11. Beim Verpflanzen beobachte man folgende Vorsichten: Itens. daß die Wurzeln der Pflänzchen beim Herausheben aus dem Mistbeete nicht verletzt werden; 2tens. daß diejenigen Pflänzchen, welche entweder eine ga¬ belförmig getheilte» oder eine im Verhältniß zu den Blättern schwächliche Wurzel besitzen, beim Uebersetzen vermieden werden; Magd. Morgen 5 Ijr — 6 schlesische Pfund, d. i. ö.g —g.8 Wie« ner-Pfund pr. Joch. *) Auf i6 fJ Klaftern kann man so viele Pflänzchen erzeugen, um mit ihnen ein niederöster. Joch vollkommen zu bepflanzen, d. h. das Verhältniß der Mistbeete zu den zu bestellenden Aeckern ist wie i: ioo, oder der Flächenraum der erstern beträgt den hundertsten Theil des zu bepflanzenden Ackers. Zur Zeit des Solstitiums tritt in der Regel eine regnerische Wit« terung ein, und daher hat der hiesige Landman» vollkommen Recht, wenn er sein Krautfeld erst dann bepflanzt, wenn sich die Sonne dem Solstitialpuncte nähert. *'*) Werden die Runkelrüben abgeblattet, daun ist die Entfernung der Reihen mit 18" hinreichend, sonst sollen sie r4" entfernt seyn. Ich ließ 18Z7 die SomMercüben iS" ins Gevierte auf einem sehr reinen Boden anbauen, ohne sie zu behacken. Die Ruben beschat¬ teten den Boden der Art, daß selbst das wenige Unkraut erstickt wurde. Der Ertrag bei den behackten und nicht behackten Run¬ kelrüben war bei der übrigen ganz gleichen Behandlung derselbe. Der Boden, auf dem der Versuch angestellt wurde, war ein tiefer lehmiger Sandboden« Um bei dem Behäufeln die Blätter nicht zu sehr mit Erde zu bedecken, ist es am zweckmäßigsten, wenn die Reihen r4", und die Pflanzen in denselben 12" — >4" entfernt sind. In diesem Falle kommen im Durchschnitte rüooo Pflanzen auf das Joch. 2 * 26 3tens. daß das Stutzen der Wurzeln und Blatter nur b« einer unverhältnißmäßigen Lange derselben, in Vergleich mit den Pflänzchen der mittleren Sorte, vorgenvmmen werden soll, und 4tcns. daß die Löcher oder Furchen *) so tief gemacht wer¬ den, als die Wurzeln der zu versetzenden Pflanzen lang sind, damit sie an der Sohle nicht gekrümmt werden. 12. Die unmittelbare Saatbestellung der Runkelrübe kann auf vierfache Art geschehen: s) durch die breitwürsige Aussaat; d) durch das Stopfen; durch das Legen des Samens hinter einem Pfluge oder Furchenzieher, und ll) durch Anwendung von Sämaschiencn. 13. Da bei der breitwürsigcn Aussaat die Pflege nicht leicht vollkommen zu Stande gebracht werden kann, und zudem sehr kostspielig ist **), so kann man von ihr, bei ausgedehnter Kul¬ tur der Runkelrüben, keinen Gebrauch machen. 14. Das Stopfen des Runkelrüben-Samens geschieht aus dieselbe Weise, wie das Stopfen des Kukurutz *) Hat man kräftige Pflanzen, so kann das Versetzen derselben hinter dem Pfluge erfolgen. Man verfährt dabei auf dieselbe Art wie beim Legen der Kartoffeln, nur müssen die Pflanzen an die Furche angedrückt werden. Die Zwischcuanwendung eines Pfluges ohne Streichbrett beim Versehen der Runkelrüben hinter einem Pfluge, wie es in Putschens Encyclopädie a. a. O. B. Z. S. Zää anem¬ pfohlen wird, ist zu zeitraubend, als daß inan davon einen Ge¬ brauch machen könnte. Um ein niederöster, Joch Hackfrüchte mit dec Handhaue in einem Tage zu bearbeiten, werden 3o.Arbeiter erfordert. Stehen aber die Hackfrüchte nicht in Reihen, dann werden hiezu bei zs Arbeits¬ tage erfordert. Die hiesigen Arbeiter haben beim Behacken der weißen Rüben (strnssica Hierlandes genannt), eine große Fertigkeit, und doch werden bei szo Arbeitstage erfordert, um ein Joch zu behauen. *'*) Johann Ncp. v. Schwerz, in seiner Anleitung zum praktischen Ackerbau, Stuttgart und Tübingen -Laki, B. 2. S. 577, sagt in Betreff des Steckens des Runkelrüben-Samens : „Zwei Personen folgen dem Pfluge unmittelbar, wobei die eine in dem aufgewor¬ fenen Schnitte eins kleine Grube mit der Hand macht, in welche »L 15. Das Lrgeu des Runkelrüben-Samens hinter einem Pfluge erfolgt auf dieselbe Weise, wie das Legen der Kartoffeln, nur nut dem Unterschiede, daß die Furchen höchstens 2" tief seyn können. Nach Beschaffenheit der Breite der Furchen bleibt bald eine, bald zwei ohne Samen. Sind die Furchen 9" breit, dann bleibt die zweite, vierte, sechste w. Furche leer. Erfolgt das Legen des Runkelrüben-Samens hinter einem Furchenzieher, wozu der Vösendorfer sehr geeignet ist, so verfährt man dabei auf folgende Art: ist das Feld gehörig gerciniget und geebnet worden, so werden mit dem Furchenzieher Rillen von 1" — 2" Tiefe in einer Entfernung von 18" 24" gezogen, in welche die Samen 10" — 15" voneinander entfernt gelegt, und mit einer Walze mit Erde bedeckt werden *). 16. Die Anwendung von Sämaschinen setzt nicht nur einen sehr reinen Boden, ein disponibles Capital von 100 300 fl., sondern auch einen ziemlich hohen Grad von Bildung der arbei¬ tenden Elaste voraus. Wo diese Bedingungen nicht vorhanden sind, dort kann auch von der Einführung einer Runkelrüben-Sä» maschine keine Rede seyn **). 17. Man mag nun die eine oder die andere Methode der unmittelbaren Saatbestcllung anwendcn, so müssen jederzeit fol¬ gende Regeln beobachtet werden: die andere ein oder jl'vei Körner einlegt, und i" hoch mit Erde bedeckt." *) Wo das Clinia mehr feucht als trocken ist, 'verdient dieses Ver¬ fahren vor dem Legen hinter einem Pfluge den Vorzug. Das von Dennstedt a. a. O. -S. äg rc., anempfohlene Verfahren: zwischen die Runkelrüben - Mohren auzubauen , und die Hurter einem Fur¬ chenzieher bestellte Saat durch Menschen eintreten zu lassen, ver¬ dient bei großer» Wirthschaften keine Beachtung. **) Die von dem Mechaniker Burg erfundene Runkelrüben - Säma¬ schine kostet 8o fl. 3o kr., und kann in Wien, Favoritengasse Nro. 7Z, bestellt werden. Der Burger'sche Maisdriller , welcher mit einigen Modifikationen auch zum Anbaue der Runkelrübe verwen¬ det werden kann, ist ein sehr bewährtes, einfaches und nicht kost¬ spieliges Werkzeug. SS 1) daß die Saat so zeitlich als möglich im Frühjahre *) bestellt, und 2) daß sie höchstens 2" mit Erde bedeckt werde **). 18. Ob man der Saatbestellung durch Pflanzung oder der durch unmittelbare Aussaat den Vorzug einraumen soll, darüber laßt sich nichts Allgemeines aufstellen, da die Entscheidung ein¬ zig und allein von örtlichen Verhältnissen abhäugt. 19. Wo die unmittelbare Saatbcstellung erst im Monate Mai vorgenommcn werden kann, dort ist man gcnöthiget, zu der kostspieligen Pflanzung seine Zuflucht zu nehmen, wenn man aus eine ergiebige Ernte Rechnung machen will. Wo aber die Aus¬ saat im Monate April oder gar März bestellt werden kann, wie es Hierlandes meistens der Fall seyn kann, dort braucht man keinen Gebrauch von der Pflanzung zu machen ***), Auf dem VersuchShose der hiesigen k. k. Landwirthfchafts - Ke? selllchaft befindet sich ein Exemplar dieses Drillers. Die Cvvk'sche Sämaschine wird hie und da angewendet. Man kann mit ihr 4 — S Joch in einem Tage bestellen; die verbesserte schottische, Crespel'sche Sämaschine findet man in Krause's Juckerfabrication S. 4s abgebildet. Hie und da werden die Runkelrüben als Winterfrucht bestellt. Dio im Jahre »8Z5 und 18Z6 auf dem Versuchshofe der Gesellschaft, als Winterfrucht angebauten Runkelrüben haben den Winker, der ziemlich streng war, ausgehalken. Ob ihn aber die im Jahre 1857 angebauten aushalten werden, das wird erst jdie Folge lehren, (Siehe Seite 5). Wir folgen nur der Natur, wenn wir unsere Saaten sehr seicht unterbringen. Der Samen, den in der freien Natur der Sämann, Wind genannt, aussäet, wird entweder mit dem Schnabel eines Vogels in die Erde eingepickt, oder durch den Tritt eines Thieres in dieselbe eingedrückt, oder er bleibt ganz unbedeckt auf der Ober¬ fläche liegen. "I J>» Frankreich werden die Runkelrüben in der Regel nicht ver¬ pflanzt, obwohl der einsichtsvolle, aber nicht mit ersprießlichem Er¬ folge arbeitende Zuckerfabrikant, Herr cke Ooindssle, das Ver¬ pflanzen anempfiehlt. Die Behauptung mancher Landwirthe: daß die Runkelrüben einen größern Ertrag bei der unmittelbaren Aus¬ saat, als bei der Pflanzung liefern, scheint auf vorgefaßten Mei¬ nungen zu beruhen. Denn wie soll eine Pflanze, die einen Vor¬ sprung von 2 — Z Wochen in dec Vegetation erhalten hat, bei s» VII. Pflege. 1. Ist die Saat aufgegangen, was gewöhnlich nach 8—14 Tagen geschieht * *), so muß das Feld mit der Handhaue bear¬ beitet, und das Unkraut, das zunächst an den Runkelrüben wächst, mit der Hand wcggcschafft werden. 2. In der Folge müssen die Runkelrüben zweimal, gewöhn¬ lich im Monate Juni und Juli, mit einem Anhäufcpfluge bear¬ beitet werden, gerade so wie man andere Hackfrüchte zu bearbei¬ ten pflegt **). 4. Geschieht die Saatbcstcllung durch Pflanzung, dann müs¬ sen bei anhaltender Trockenheit die Pflanzen begossen werden ***). Ein Umstand, welcher diese Art der Saatbestellung sehr beschränkt. übrigens gleichen Umständen einen geringer» Ertrag abwcrfen? Wenn nach der Pflanzung eine anhaltende trockene Witterung ein- kritt, dann wird allerdings das bepflanzte Feld einen geringeren Ertrag, als das besäte, liefern. Sehr richtig bemerkt lVIaLackouLk^ , Erdmanns Journal B. 4. S. 25i, daß eine nur um »4 Tage verspätete Aussaat einen sehr großen Unterschied in der Größe der Rüben hervorbringe. *) Ist die Saat nach Verlauf von Z — 4 Wochen nicht aufgegangen, dann war der Samen schlecht, und das Feld muß umgeackert wer¬ den. Um der Verlegenheit zu begegnen, in welche der Landmann hiedurch verseht wird, ist es rathsam, sogenannte AuShilfsmist- beete mit Runkelrüben anzulegen. ") Diese Arbeiten können mit der englischen Drillegge, und dem Thaer'schen oder Jordan'schen Anhäufepfluge sehr gut zu Stande gebracht werden. Diese drei Werkzeuge befinden sich auf dem Verfuchshofe der Landwirthschafts - Gesellschaft, und können da¬ selbst in Augenschein genommen werden. lieber den Erfolg des Nichtbehackens der Runkelrübe, siehe Seite ig. **') »Die Dürre ist der größte Feind der Runkelrüben," sagt Herr¬ mann in feinem Berichte über die Cultur der Runkelrüben in Rußland, (Erdmanns Journal a. a. O. S. Z5i). Diesemnach kann man die Behauptung aufstellen, daß diejenigen Länder, welche einen sehr trocknen Sommer haben, zur Cultur nicht geeig¬ net erscheinen. LI 4. llcbrigcns müssen sowohl bei der Aussaat, sowie bei der Pflanzung die zu dicht stehenden Pflanzen herausgerissen *- , und mit ihnen die leer gebliebenen Stellen bepflanzt werden. viir. Ernte. 1. Die hier zu betrachtenden Puncte sind a) der Zeitpunct; t>) die Art; c) die Größe; cl) der Werth, und die Aufbewahrung der Ernte. ». Zeitpunct L«c Ec nie. 2. Die Ernte der Blätter oder das sogenannte Abblatten der Runkelrüben kann erst dann vorgenommcn werden, wenn die Blätter braun und gegen die Erde herabhängend werden **) , und sie muß sich nur auf diese beschränken, wenn man den Er¬ trag der Wurzeln nicht vermindern will ***). *) Bei der Pflanzung tritt dieser Fall fetten ein, wohl aber der letz¬ tere, indem nicht immer alle Pflänzchen greifen. Daher müssen auf den Mistbeeten Pflänzchen znrückgelassen werden , um das Feld, wie man zu sagen pflegt, ausflicken zu können. ") Dieß sind die Zeichen der beginnenden Reife der Wurzeln der Run¬ kelrüben. *") Wer die Runkelrüben als Futterpflanze cultivirt, der mag das Abblatten frühzeitig und häufig vornehmen. Er schreibe aber dann den verminderten Ertrag der Wurzeln nicht der Runkelrübe, son¬ dern seinem Verfahren zu. Aus Anderson's Versuche, den er über die Verminderung des Ertrages der Kartoffeln durch Wegnahme des Krautes anstellte, ergibt stch, daß der Ertrag der Knollen desto geringer wird, je frühzeitiger das Kraut weggenommen wird. Bei den Kartoffeln, denen das Kraut am 2. August weggenommen wur¬ de , betrug die Verminderung der Knollen bei der am 28. Octo¬ ber vorgenommenen Ernte 80 Procent, bei denen aber, bei wel¬ che» die Wegnahme des Krautes am S. September erfolgte, nur 7 , 6 Procent. 2>> 3. Hat ver größere Thcil der Blatter * *s die angeführte Be¬ schaffenheit erhalten, was nach Beschaffenheit des Climas, der Kestellnngsart und der Pflege der Runkelrüben bald Ende Sep¬ tember, bald Ende October eintritt, dann haben die Runkelrüben ihre völlige Reife erlangt, und man kann, ohne einen Nachtheil in Betreff ihres Zuckergehaltes zu besorgen **), zu der Ernte schreiten. 4. Dort wo das Elima warm ist, und wo die Runkelrüben gleich von Felde verarbeitet werden, kann man die Ernt? Ende September beginnen, dieselbe nach Bedarf fortsetzen, und in gün¬ stigen Fällen das Feld noch mit einer Winterfrucht bestellen b. Arc der Ernte. t 5. Die einfachste Art der Ernte ist das Ausziehen der Run¬ kelrüben mir der Hand. Ist der Boden nicht bündig, dann reißt das Kraut nicht ab, und die Arbeit geht schnell von Statten. Bei einem bündigen Boden muß mit dem Spaten oder,Ga¬ bel nachgeholfen werden. Im Jahre 1857 ließ ich die eine Hälfte eines mit Runkelrüben beiielltenAckere Mitre August und Anfangs September abblatten, die andere aber nicht; bei der am >8. October vorgenommenen Ernte zeigten sich folgende Verhältnisse: die nicht abgeblakteten Runkelrüben verhielten sich zu den abgeblatteten wie 1,2 zu r, und daS Kraut der erstern zu dem sämmtlichen der letzter» wie 0,9 zu i. Mithin der gesammts Ertrag der erstern zu dem der letzte¬ ren wie i, o5 zu 1. *) Die Herzblätter behalten ihre Frische noch lange Zeit, selbst wenn die Runkelrüben schon eingcbracht sind. *') Nach Pelouce bringt ein Unterschied von 26 Tagen in der Ernte der Runkelrüben eine Z Procent betragende Verminderung ihres Zuckergehaltes. Die am r. September geernteten Runkelrüben Ha¬ ien nur 5,8 — 6,2 Procent, während die am 28. September ge¬ ernteten 9,0 — 9,2Procent Zucker enthielten, (Erdmanns Jour¬ nal B. 4. S. 35i). "*) Im Jahre i8Z5 sind bei uns die Wintersaaten erst Mitte Octo¬ ber bestellt worden, und doch gaben sie, ungeachtet der verspäte¬ ten Saatbcstelliing, eine sehr reichliche Ernte. LS 6. Die herausgerisscncn Runkelrüben müssen so viel als mög¬ lich von der anhängenden Erde gereiniget, und in kleine Hau¬ fen geworfen werden, wenn sie gleich auf dem Felde entlaubt und entstrunkt werden sollen. Ist dieß geschehen, und die Wit¬ terung günstig, so läßt man die Runkelrüben einige Tage auf dem Felde liegen, damit sie abtrocknen. e. Grüße des Ertrags. 7. Der Ertrag der Runkelrüben a) an Wurzeln, wechselt zwischen 250 — 400 Centner *), und b) an Laub zwischen 80 _120 Centner. ck. Landwirthschaftlicher Werth des Ertrages der Runkelrüben pr. n i e d e r ö st. I o ch. 8. Mit Rücksicht auf die Ernährungsfähigkeit der Runkel¬ rüben sind von den Wurzeln 3 — 5 Pfund, und von dem Lau- *) Achard. der erste Nunkelrübenziicker-Fabrikank, gibt in der europäischen Zuckerfabrieation aus Runkelrüben, Leipzig 1812 S. 33i, folgende Erträgnisse an Runkelrüben von einem Magd. Morgen (7)16 nie- deröster. Joche) an: aus dem Halberstädt'schen . 180 Etc. nach den Thaer'schen Annalen der niedersächst- scheu Landwirthschaft: a) von nicht geblatteten ....... i8-> „ d) von geblatteten.,35 , AuS Frankreich.365 „ §2 Pf, Aus Niederschlesten ..120 , — » Schwerz a. a. 0. B. 2. S. 584, setzt den Ertrag pr. Hestar (>, 74 niederöster. Joch) auf 36o metrische Ctr. (d. i. 64285^100 Clr.), also pr. niederöster. Joch auf ..367 Ctr. — » Block a. a. Q- B. 1. S. i5r, rechnet auf einen Morgen i5o Ctr. Runkelrüben und 35 Ctr. grüne Blätter. Burger, in seinem Lehrbuche der Landwirthschaft, sagt: „Man rechnet im Durchschnitte bei guter Cultur und einem mittelmäßigen Boden Z5o — 400 Ctc- an Wurzeln, und bei 100 Ctr. an Kraut; Thaer, rat. Landwirth¬ schaft. Berlin »821, B. 4> S-4ül, schlägt den Ertrag zu 36o Ctr. pr. Joch an. s? be 6 —10 Pf. gleich einem Pfunde süßen Heues zu sehen * *) ; also im Durchschnitte von Wurzeln 4, und von dem Laube 8 Pfund ----- 1 Pfund süßen Heues. Diesemnach erhält man pr. niederöster. Joch 72 — 115 Centncr aus Heu reducirten Runkelrüben -Ertrag. 9. Will man nun den Geldbruttoertrag erheben, so muß man wissen, zu welchem Preise das Heu im Haushalte ausgenützt wer¬ den kann. Geschieht die Ausnützung mit 30 kr. pr. Centner Heu, dann beträgt der Geldbruttvertrag 36 — 57'/« Procent. 10. Dort, wo der Preis des Heues im Haushalte noch nicht ausgemittelt ist, kann der Geldbruttoertrag nach dem Preise des Roggens bestimmt werden. Denn im Allgemeinen ") ist der Satz richtig: daß 3Cenl- ner guten Heues gleich sind 1 Ccntner Roggen. Da ein niederöster. Metzen Roggen im Durchschnitte 72 Pfund wiegt, so geben die 72 — 115 CentnerHeu, 24 — 38'/« Ccntner, oder 53, 23 Metzen Roggen ***). Kostet der Metzen Roggen 1 fl. 5'^/«, kr., dann erhält man den obigen Geldbetrag mit 36 — 57'/z ****). Kirchhof, in seiner Zucker, und Syrup-Fabrikation aus Run¬ kelrüben und Kartoffeln, Leipzig «8z6, S- 27 , sagt: »irö — >5o Ctr. auf den Morgen, dürste schon hier ein sehr hoher Ertrag seyn. *) Schwerz 0. a. O. B- r. S. 584, setzt das Verhaltniß der Runkel¬ rüben zum Heu wie >00 z» Zc>. Block a. a. O- B. ,. S. >5i, wie »10 zu 3o, und Putsche a a, O. B. Z. S. 407 , wie 100 zu ro. ") Die Preise der landwirkhschaftlichen Produkte stehen mit ihrer Brauchbarkeit (Ernährungsfähigkeit) in dem innigsten Zusammen¬ hangs. "") Block a. a. O- B. >. S. >5i, veranschlagt den Ertrag pr. Mor¬ gen mit ro Sch. 9 Metzen Roggen. Dieß macht pl.Jvch SS i4gjr8o niederöster. Metze» Roggen. Diese hohe Verwerrhung, sagt er, ist nur dann möglich, wenn ein gehöriges Verhaltniß zwischen dem trocknen und sastreichen Fut¬ ter Statt findet. "**) Es bedarf keines Beweises, daß dort, wo dec Metzen Roggen s st. kostet, die Ausnützung des Heues mit Zo kr. pr. Ctr. zu nie¬ drig ist. Ein Fall, welcher dort angetroffen wird, wo die Vieh- S8 «. Aufbewahrung ver Runkelrüben. It. Die Runkelrüben können aufbcwahrt werden: a) in Gruben, welche entweder gar keine besondere Einrich¬ tung haben * *), oder die ausgebrannt, mit Gyps über- tüncht und mit einem eigenen, gewöhnlich aus Stein gc- hauenen Deckel versehen sind. Die Gruben der letzteren Art heißen Lilas. b) In Schupfen, wenn sie mit Mist umgeben, und die Run¬ kelrüben mit Stroh bedeckt werden. o) In trockenen, luftigen Kellern, und ch in eigens dazu eingerichteten Magazinen *-). ix. Meinertrcrgtz - Berechnung pr. niederösk. Joch. -i. P r o d u e t i o n s k o st e n. 1. Mit Rücksicht aus den Arbeitslohn, und den Preis der landwirthfchastlichen lProducte dürsten sich in Krain die Produc- tionskvsten auf 30 st. belaufen. zücht vernachlässiget ist, und auf Rechnung des Ackerbaues betrieben wird. In solchen Fällen verdient die Runkelrübe als Futterpflanze keine besondere Beachtung. Bei der Reincrtragsberechnung wird sich zeigen, daß die Run¬ kelrüben, wenn sie bloß als Futterpflanze behandelt werden, den Kartoffeln weit nachstehen. *) Wo der Boden sehr bündig ist, braucht man die Gruben gär nicht vorzubereitcn. In diesem Falle erhalten sich die Runkelrüben sehr gut, und zudem isi diese Art der Aufbewahrung sehr einfach und nicht kostspielig, ") Wo die Zuckerfabrication aus Runkelrüben in großer Ausdehnung betrieben wird, mag die Errichtung kostspieliger Magazine Rech¬ nung bringen, sonst aber nicht. Hie und da werden die Runkelrüben in dem Aufbewahrungs¬ orte geschwefelt, um sie vor dem Verderben zu schützen. Sind die Runkelrüben nicht schadhaft und naß in den -Aufbewahrungsort ge¬ kommen, und sind stie hier gegen Nässe und Kälte geschützt, dann ist die Erzeugung, dec Schwefeldämpfe eine überflüssige Operation. 2. Für den Fall, als alle Arbeiten im Verding geleistet, der erforderliche Mist hier in Laibach gekauft, und die Runkel¬ rüben auf Mistbeeten aufgezogen und dann verpflanzt werden, ist die Berechnung der Produktionskosten für die nächste Umge¬ bung der Stadt folgende: s) für zweimaliges Umstechen des Mistbeetes 1'/- Arbeitstage L 24 kr. ..I . . -'fl. 36 kr. t>) für die Pflege auf dem Mistbeete 3 Ar¬ beitstage . 1 ,, 12 » c) für das Ausstechen und Sortircn der Pflan¬ zen 1 Arbeitstag. — » 24 » cl) für dreimaliges Pflügen.5 » » e) für das Uebereggen . — » 25 » k) das Verpflanzen erfordert, wenn es in 12 Stunden vollendet seyn soll, 10 Arbeiter . 4 ,> » g) Das Jäten und Behacken mit der Hand¬ haue, 30 Arbeitstage.12 » — » !i) Zweimaliges Behacken und Behausen 1'/» Arbeitstage st 20 kr., f,da täglich 3 Joch behackt werden können .1 » 6°/n » i) Die Herausbringung der Ernte 15 Arbeits¬ tage, wobei die Erde von den Rüben zu¬ gleich abgeschüttclt wird ...... 6 » — » Das Entlauben und Befreien von den Wurzelfasern 12 Arbeitstage, L 24 kr. . 4 » 48 » l) Das Mcgsühren, wenn in cincmTage zehn Fuhren besorgt werden können .... — ,,50 » rn) Für den Dünger ') . . . . - - - 5 >> 50 » Summa . . .42 fl. 11°/z kr. Zu Laibach kostet > Ckr. speckarkigen Mistes s — S kr. Da hier in Laibach die Aecker alle drei Jahre Zoo Ckr. Stallmist erhalten, mii in einem gleichen Grabe der Fruchtbarkeit erhalten zu werden, so entfallen auf jede Cents Zoo Ctr„ oder im Durchschnitte 5 st. 5o k-. 30 ö. Gclvbruttoertrag. s) Nach der Ausnützung der Runkelrüben im Haushalte. 3. Laut Nro. VIII. I-iu. cl) ist gezeigt worden, daß sich der Gcldbruttocrtrag für den Fall, als der Centner Heu mit 30 kr. auSgenützt werden kann, auf 36 —57^ fl. belaufe. Die- semnach würde der Reinertrag pr. niederöster. Joch 6 — 27'/s fl. betragen. b) Nach dem kommerziellen Preise der Runkelrüben. 4. Ein Centner Runkelrüben wird gegenwärtig von den Zu- ckerfabrikanten um 10 20 kr. gekauft *). Diesemnach würde der Gcldbruttocrtrag pr. niederöster. Joch 41 fl. 40 kr. — 133 fl. 20 kr., und der Reinertrag II fl. 40 kr. bis 103 fl. 20 kr. betragen. 5. Werden dagegen die Arbeiten im Verding ä 24 kt. ge¬ leistet, der Ertrag der Runkelrüben nur mit 250 Centner, und die Ausnützung des Heues mit 30 kr. veranschlagt, dann erlei¬ det man bei der Cultur der Runkelrüben einen Schaden von 5 fl. 11'Vg kr. Kann in einem isolchcn Falle der Centner Runkelrüben um 11 kr. veräußert werden, dann beträgt die Grundrente 4 fl. 38'/« kr. 6. Aus der vorstehenden Berechnung ergibt sich die Wich¬ tigkeit der Zuckcrfabrication aus Runkelrüben für das landwirth- schaftlichc Gewerbe. 7. Dort wo die Runkelrüben bloß als Futterpflanze behan¬ delt werden, und wo sie nur 300 Centner Wurzeln pr. Joch liefern sollten, müssen sie der Cultur der Kartoffeln weichen. Denn die Ausnützung der Kartoffeln im Haushalte ist von der Art, daß 10 Pfund Kartoffeln gleich 15 Pfund Runkelrüben gesetzt werden können. *) 2» Frankreich werden 1000 Kilogram Runkelrüben um den Preis von 6, ir und »6 Francs gekauft, dieß macht pr. Centner g — rg kr- C. M., (Schubart a. a. O. S. §3). Der Preis der weißen Rüben wechselt hier in Laibach zwi¬ schen ir — so kr. pr- gezupften Mirling von cirea So Pfund. »H Wenn also die Kartoffeln nur den geringen Ertrag von 25V Centner pr. Joch liefern, so mußte die Runkelrübe, um ein glei¬ ches Acquivalent zu erhalten, einen Ertrag von 375 Centner abwerfcn. Die Sicherheit des Gedeihens, die Einfachheit der Cultur, und die Erstaunen erregende Mannigfaltigkeit in der Verwend¬ barkeit machen die Kartoffeln zu einer Pflanze des ersten Ranges. N. Die Gewinnung desZuckerS aus Runkelrüben, Din L e Ltn n g. r '^^ic Aufgabe des wissenschaftlichen Forschens, bei der Erzeu¬ gung des Zuckers aus Runkelrüben, kann keine andere seyn, als den in den Runkelrüben enthaltenen krystallisirbaren Zucker voll¬ kommen fabriksmäßig zu gewinnen. 2. Die Lösung dieser Aufgabe ist bedingt: Itens. durch eine genaue Kenntniß der Bcstandtheile der Runkelrüben überhaupt, und des Zuckers insbesondere; und 2tens. durch eine entsprechende Wahl und Anwendung von Mitteln, durch welche der krystallisirbare Zucker aus seinen Mi¬ schungen und Mengungen leicht und sicher ausgeschieden wer¬ den kaum 3 So lange diese beiden Bedingungen nicht genau realisirt werden, so lange läßt sich der fragliche Industriezweig auf keine feste Grundsätze zurückführen, und mithin die Erscheinungen, die bei den einzelnen Operationen wahrgenommen werden, erklären. Daher werden oft kleine Modificationen von dem bisher an- gewendeten Verfahren aus Unwissenheit, oft aber auch aus Ei 3 * s« gennutz als wichtige Entdeckungen im Gebicthe der Zuckerfabrica- lion aus Runkelrüben proklamirt *). 4. Bevor das Verfahren, den Zucker aus den Runkelrüben dar- zustellm, angegeben werden kann, müssen früher die Bestand- theile der Runkelrübe, und die Mittel, durch welche sie vonein¬ ander geschieden werden können, auscinandergesetzt werden, weil nur durch eine solche Auseinandersetzung die verschiedenen Opera¬ tionen eine wissenschaftliche Beleuchtung erhalten können, Vestsndtheile der Nunkelniden. 5. Die Bestandtheile der Runkelrübe lassen sich in: 5) indifferente Stoffe, L) Säuren, c) Metalloxide, und 6) Salze eintheilen **). *) Der Eine schwefelt die Runkelrüben, der Andere seht dem Vrel Schwefelsäure zu, der Dritte gibt einen Ueberschuß von Kalk und läßt den Saft kochen, der Vierte dämpft das Feuer, wenn der Saft 70 — 75" N. erreicht hat, der Fünfte neutralislrt den Saft in den Abdampfpfannen, und setzt ihm beim Eindicken Kalk zu re. Lauter Entdeckungen, welche ihren Erfindern Gesundheit und Vermögen kosteten, und die doch im Grunde nichts anderes, als bloße Modifikationen der ursprünglichen Verfahrungsarten sind. Die vollständigste, wenn auch keine streng wissenschaftliche Ana¬ lyse verdanken wir dem rühmlichst bekannten französischen Chemi¬ ker Polouce, s.^nnsles behauptet, daß der raffinir¬ te Zucker keinen Kalk enthalte, weil bei neun Sorten, die er un¬ tersuchte, weder bas klecsaure Kali eine weiße Trübung, noch auch die Mzarintirictur eine rosenrothe Färbung in ihren Lösungen her- vvrgebracht habe, und erklärt die geringe Süße dec feinen, festen SS 13. Der größere Theil der Stoffe, mit welchen der Rohzucker verunreiniget ist, befindet sich an der Außenseite des Kornes; und daher lassen sie sich zum Th eil durch bloß mechanisch wirkende Kräfte wegbringen; z. B. durch das Abreiben mit Leinwand, worauf in England Patente ertheilt wurden * * * ). 14. Im Wasser ist der Zucker in jedem Verhältnisse löslich und wird in den Lösungen bald früher bald später schleimig***), und zuletzt sauer. 15. Da dis Zuckerlösungen, bei übrigens gleichen Umständen, desto schneller schleimig werden, je dünner und unreiner sie sind, so ergibt sich hieraus, daß die größtmögliche Beschleunigung der ersten Operationen der Zuckerfabrication ein wesentliches Erfor¬ dernis; zur Erzielung einer bedeutenden Ausbeute an Rohzucker sey. Zuckersorten aus ihrer schweren Auslöslichkeit, und dem größer» Gehalte an Krystallisationswasser. Ich bemerke hier nur, daß die Schlußfolgerung nicht richtig ist; denn daraus, daß die angeführten Reagentien ohne Wirkung blieben, folgt noch keineswegs, daß im Zucker kein Kalk enthal¬ ten ist. Ist Alizarintinctur ein Reagens für o.ooö Procent Kalk¬ gehaltes , ist sie deßhalb auch für o,«o4 Procent? *) Die Wirkung des Wassers in Thonbrei, Sand und Zuckerlösungen ist rein mechanisch. Dingi. Journ. B-?. S.i?8. Berzellius Chemie B. 6. S. zu, und Zenneck a. a. O. S. 355° **') Der öfters einen wasserklaren Runkelrüben - Saft den Bedingun¬ gen der Gährung ausgesetzt, und die hiebei Statt gefundenen Er¬ scheinungen beobachtet hat, der wird Desfosses Schleimgährung einen eigenthümlichen Prozeß erkennen müssen. (Desfosses über Schleimgährung in SchweiggcrS Jvurn, B. SL. S. gS.) 16. Vom wasserfreien, kochenden Alkohol werden 80 Theile, und von einem wässerigen, dessen specisisches Gewicht 0,83 be¬ trägt, nur 4 Theile zur Lösung des Zuckers erfordert; der jo doch nach einer Zeit aus den Lösungen ausschießt. 17. Die Säuren wirken auf den Zucker durchgängig nachtheilig. Die concentrirte Schwefelsäure verkohlt den Zucker, die Salpe¬ tersäure verwandelt ihn in Klee (Oxalsäure), und durch Behand¬ lung mit allen verdünnten Säuren, selbst Pflanzensäuren, wird der krystallisirbare Zucker Anfangs dem Trauben- dann dem Schleimzucker ähnlich, und endlich in Humus, Humus - und Ameisensäure umgewandelt *). 18. Hieraus ergeben sich für die Zuckerfabrication folgende Fol¬ gerungen : Itens. daß die Säuren nur dann in Anwendung kommen sollen, wenn man hiezu durch den Drang der Umstände genöthi- get ist, z. B. wenn die Reiben, Pressen und Läuterungskessel in keinem entsprechenden Verhältnisse zu einander stehen, so, daß mehrere Stunden erfordert werden, bis der Saft geläutert wer¬ den kann — wenn der Saft einen Ueberschuß an Kalk erhalten hat rc.; 2tens. daß diese Anwendung mit der größten Vorsicht zu geschehen habe; (Z. 130 der Einl.) 3tens. daß ein sauer reagirender Saft nicht erwärmet wer¬ de, da die Wirkungen der Säuren bei einer höheren Temperatur viel früher, als bei einer niedrigen eintretcn, und 4tens. daß man die Bildung der Säuren durch die größt¬ mögliche Rcinerhaltung dxr Gcräthe zu beseitigen habe. *) Malagutis Versuche in banales tllismie i8Z5; Dittglecs Joürn. B- 5g. S- 6r; Berzellius a. a. O. S. und Leuch'ö pslyk. Zeitung züZü S. 19. Mit den Alkalien verbindet sich der Zucker, und verliert in dieser Verbindung den süßen Geschmack, den er aber wieder er¬ halt , wenn er nach kurzer Zeit durch Säuren ausgeschicdcn wird. Wird eine Zuckerlösung mit Alkali abgcdampft, dann bräunt sich der Zucker, und erleidet, wenn das Abdampfen lange Zeit fortgesetzt wird, dieselbe Veränderung, wie durch die Säuren, (besonders Salpetersäure) *). 20. Aus diesem Grunde taugen Runkelrüben, welche viele Alka¬ lisalze enthalten, oder die auf einem mit Pferde- oder Schasmist stark gedüngten Acker cultivirt wurden, nicht zur Zuckcrsabrica- tion, weil dann bei der Läuterung ihres Saftes zu viel Kali und Ammoniak frei wird. (§. 38. d. Einl.) 21. . Rach Daniell's Versuchen kann der Zucker sein halbcs§Gc- wicht Kalk auflösen. Nimmt man daher 100 ThcileFlüssigkeit, welche 33,2 Gtth. Zucker.enthält, und kocht sie unter Zusätzen von Kalk, so wird man finden, daß sie 16,5 Gtth. Kalk aufnehmen kann **). Wird dieses Gemisch abgedampst, so erhält man einen etwas bitterlichen Syrup, aus welchem sich nach längerem Stehen die kohlensauer gewordene Kalkerde in kleine Krystalle absctzt, und die übrige Masse in einen färb- und geruchlosen Kleister umgewan¬ delt wird, der beim Abdampfen eine feste, bräunliche, durchsich¬ tige, gummiartige Substanz gibt, die im Wasser wieder löslich ist, und aus dieser Auflösung von cssigsaurem Bleioxid und Alko¬ hol gefällt wird ***), *) Berzellius a. a. O. , V. 6. S. ärl. Scholz'e Chemie, Wien >8Zi, B. 2- S. L87. Gilbert's Annalen, B. 6g. S. 202, und BerzelliuL a. a-O„ S- 42S, »L 22. Aus diesem Verhalten des Zuckers zur Kalkerdc ergibt sich, daß ein mit Ueberschusse an Kalk geläuterter Saft auch aus die¬ sem Grunde beim Eindicken einen bitterlichen Beigeschmack erhal¬ ten kann, wenn der Kalküberschuß nicht beseitiget wird. 23. Kocht man eine concentrirte Zuckerlösung, oder erhält man sie bei der Temperatur von 110" C. längere Zeit, so wird sie auf die Art verändert, daß ein Theil des Zuckers nicht mehr an schießt. Dieser so veränderte Theil heißt Syrup, und wird von einigen Chemikern Schleimzucker genannt. Aus dieser Thatsache ergibt sich, daß durch ein unvorsichtiges Eindicken des Runkelrü¬ ben-Saftes der krystallisirbare Zucker ganz in Schleimzucker um- gcwandelt werden kann, und daß man, bei übrigens gleichen Um¬ ständen, desto mehr Zucker erhält, je schneller, und bei einer nie¬ drigem Temperatur das Eindicken erfolgt. Nach Buchardat's Versuchen wird der Rohrzucker durch ein anhaltendes Kochen mit bloßem Wasser ganz unkrpstallisirbar *). 24. Um den Zuckergehalt der Runkelrübe genau zu bestimmen, kann man auf eine zweifache Art verfahren: Itens. man läßt den Saft gähren, und berechnet die hiebei entstandene Menge des Alkohols oder der Kohlensäure. Ist dieses geschehen, dann kann aus der Menge des Alko¬ hols oder der Kohlensäure aus den Zuckergehalt der Runkelrübe geschlossen werden, da nach Döbereiner 400 Gtth. trockenen Zu¬ ckers bei der Gährung in 51,2 Gtth. Alkohol und 48,8 Gtth. 98 Cub. Zoll) **) Kohlensäure verwandelt werden. ?) Journal Vse Vg e Vae Vs- V20- V2S - Vsu^- wobei V das Volumen des geläuterten Saftes anzeigt. Will man z. B. wissen, wie viel man aus IWO Maß 5gradigenSaf- tes 30gradigcn Syrup erhält,, so braucht man nur V — 1000 mit 3/2, zu multipliciren, und man wird die Zahl 150 erhalten. *) Nach dem Schützenbachischen Verfahren geben ivo Pfund frische Runkelrüben i6 — 20 Pfund trockene Substanz. (Leuch's polyt. Zei¬ tung 1837, S. 87). Ich erhielt beim Trocknen aufHürden über einem Ofen io—ir Procent trockene Substanz. Bleiben die trockenen Runkelrüben an der Lust, so nehmen sie 10 — so Procent Feuchtigkeit auf. 4 Pfund ic> Pf. trockenes Papi er, mithin würde, wenn man 20 Pro¬ cent Preßrückstände erhält, und bei dec Fabrikation nichts verloren geht, der Faserstoff s Procent betragen- Leuch'L polyt- Zeitung 28Z7, S. 84. *') Sprengel a- a. O. B- r- S- 25Z. P f l a n z e n § i w e r ß 38. Das Pflanzcnciwciß stimmt in allen Eigenschaften mit dem thierischen Eiweißstoffe überein. Es ist im kalten Wasser löslich, und bildet mit demselben eine schleimige, schäumende, geschmack- und geruchlose Flüssigkeit. Wird diese bis 60° R<^ erhitzt, so beginnt das Eiweiß zu Flocken von schmutziggraucr Farbe, die sich zum Theile als Schaum ausschciden, zum Lheile in der Flüssigkeit herumschwimmen, zu gerinnen, welches erst in der Siedhitze vollkommen erfolgt, wenn dem Gerinnen keine Hindernisse im Wege stehen. Hieraus ergibt sich, daß das Erhitzen des Saftes bis zum Sieden keine überflüssige Operation scy. 37. Der Eiweißstoff ist in den genau gesättigten Verbindungen mit Säuren im Wasser auflöslich, wird aber durch den geringsten lleberschuß an Säure, (mit Ausnahme der Phosphor- undEssig- säure) zum Gerinnen gebracht. Die Flocken besitzen eine etwas gelblich weiße Farbe, wenn der Zusatz alsogleich nach dem Reiben erfolgt, setzen sich zu Bo¬ den, und betragen circa 15 Procent des ganzen Raumes. Dem Runkelrüben-Safte müssen nach seiner Beschaffenheit 0,2 _ 0,3 Procent Schwefelsäure zugcsetzt werden, wenn der E-weißstoff gerinnen soll. 38. Durch den Alkohol wird das Eiweiß ebenfalls zum Gerin¬ nen gebracht Da der Alkohol zugleich die schleimige Materie, welche mit dem Tadde'schen Zymon (§. 50 d. Einl.) die größte Aehnlichkeit besitzt, ausscheidet, so ergibt sich hieraus, daß mit ihm der Zucker aus den Runkelrüben sehr reinerhalten werden kann. Die Flocken haben, wenn der Saft ganz frisch ist, eine schmu- zigweiße Farbe, mit einem Strich ins Violette, und werden zu¬ letzt bläulich schwarz. 48 39. Die caustischen Alkalien verhindern das Gerinnen des Eiweiß- stoffes, so wie sie die Auflöslichkeit des bereits geronnenen vermit¬ teln, mit Ausnahme des caustischen Ammoniak *). Es ist daher ein grundloses Besorgniß, daß das frei gewor¬ dene Ammoniak den geronnenen Eiweißstoff auflöse, so wie es anderer Seits in der Natur der Sache gegründet erscheint, den Kalk bei einer höheren Temperatur anzuwenden. 40. Runkelrüben, die viele Kalisalze enthalten, geben einen ge¬ läuterten Saft, der noch viel Eiweißstoff enthält, und daher beim Eindicken viel Schaum bildet. 41. Da bei der Läuterung eines jeden Saftes etwas Kali frei wird, so folgt hieraus, daß selbst der beste Syrup beim Eindicken etwas Schaum bilden muß. 42. Wird den eiweißhältigen Laugen oder einem Safte, der Ei¬ weiß aufgelöst enthält, eine Säure zugesetzt, so erfolgt ein Nieder» schlag, der aus Pflanzeneiweiß und Säure besteht, und nur in sehr vielem Wasser löslich ist; aus welcher Lösung das Eiweiß durch Galläpseltmctur und Kyaneisenkälium in Flocken niederge¬ schlagen werden kann, welche im ersten Falle eine schmutzig brau¬ ne , und mr zweiten eine weiße Farbe haben. 43. Die Kalkmilch verhindert nicht das Gerinnen. Ist das Ei¬ weiß in Kalichydrat ausgelöst, so wird es durch die Kalkmilch niedergeschlagen. 44. *) Vercellius a. a. O., S. 486. 4V 44. Zur Kohle besitzt das Eiweiß eine große Affinität, daher kann ein zu stark schaumender Saft am vollkommensten durch ein nochma¬ liges Filtriren von diesem Uebelstande befreit werden. '45. Der Luft ausgesetzt wird der Eiweißstoff zuerst roth, dann allmählich schwarz mit einem Striche ins Blaue, Graue oder Braune. (§. 68 d. Einl.) 46. Der Gehalt an Eiweißstoff in den Runkelrüben kann nach den bisherigen Analysen im Durchschnitte mit 0,4 Procent ver¬ anschlagt werden * **) ). S a h m e hl "). (Kleber, Gliadin, thicrisch- vegetabilische Materie Ferment, Pflanzenleim). 47. Wird der rohe Saft bis zum Sieden erhitzt, und durch Knochenmehl siltnrt ***) , so erhält man einen wasserklaren Saft mit einem kaum merklichen Strich ins Grüne. Wird diesem Kalk¬ milch successiv zugesetzt, so erfolgt ein weißes Coagulum, das sich allmählich zu Boden setzt, und bei 15 Procent Naumtheile ein- nimmt. *) Nach Lampadius beträgt das Eiweiß in den Runkelrüben 0,75 , nach Juch 0,4 , nnd nach Einhof o,Z Procent. **) Ich wähle den Namen Sahmehl (tecula), weil der betreffende Be- standtheil mit dem grünen Satzmehle, welches man aus den fri¬ schen ausgepreßten Saftender meisten Pflanzen gewinnt, die grö߬ te Ähnlichkeit besitzt. Mil dem bloß siltrirten Safte erhielt ich gleiche Resultate. 4 .HO Wird der Niederschlag mit Salzsäure behandelt, so erhält man gelblich weiße Flocken, die in der Flüssigkeit hcrumschwim men. Werden sic durchs Filtriren abgeschieden und getrocknet, so werden sie schwarz *), mit einem Striche ins Braune, und besitzen dem Ansehen nach eine große Aehnlichkeit mit dem ge¬ trockneten grünen Satzmehle. 48. Der reine Saft bildet weder mit verdünnter, noch comen- trirter Schwefelsäure Flocken, sondern er wird bei ihrem lieber schlisse braunschwarz gefärbt, also gerade so, wie es bei der Be¬ handlung des Klebers mit concentrirtcr Schwefelsäure der Fall ist **). 49. Setzt znan dein wasserklaren Safte Alkohol zu, so wird man nach einer Zeit (bei meinen Versuchen nach drei Stunden) schlei¬ mige, schmutzigweiße Kümpfchcn bemerkens die sich allmählig zu Boden setzen, und mit dem Grundstoffe der Hefe, welchen Tad- dci Zymvn nannte, eine große Aehnlichkeit besitzen '"). 50. Dieselbe schleimige Substanz erhält man auch, wenn dem mit Kalk behandelten und darauf siltrirtm Safte Alkohol zugesetzt wird. Es «st also auch hierin ein Grund des Schwarzwcrdens des Saftes zu suchen. *') Bley, in seiner Zuckerfabrication, Halle i8ä6, S- 28, gibt an, daß sich Flocken bilden. Da er den Säst bloß bis ?5" R erhitzte, und der Elweißstvff erst bei der Siedhitze vollständig gerinnt; so ist zu vermulhen, daß die Flocken, die Bley erhielt, nichts an¬ ders als Pflanzeneiweiß waren. "') Ob diese schleimige MaterieTaddei's3 y m v n,8Lussure's Mucin, oder ein ganz neuer Stoff ssy, vermag ich nicht anzugebcn, und das um so weniger, als die schleimige Substanz, welche so häufig in Begleitung mit dem Pstanzenleim angetrvffen wird, noch zu wenig untersucht wurde. SI Sl. Der von dem Satzmehl befreite Saft wird nicht mehr schlei¬ mig *), während der wasserklare, aber von den angeführten Stoffen nicht gereinigte Saft unter gleichen Umständen bald in Schleim umgewandelt wird, ohne sauer zu reagiren. Dagegen zeigen sich nach einigen Tagen bei dem mit Kalk behandelten Safte mehrere Krystalle, welche theils sternförmig, an der Oberfläche vcrrheilt bleiben, theils sich an das Gefäß an- sctzcn, und kohlensauren Kalk enthalten **). 52. Wird der Niederschlag, den man mittelst des Kalkes aus dem reinen Safte erhält, getrocknet, bevor er mit Salzsäure be- handelt wird, so wird man, vorzugsweise am Rande des Ge¬ fäßes, ein grünes Pigment (das Chlorophyll des grünen Satz- mchles) bemerken, das sich mit Alkohol oder Aether ausziehen läßt. Daher verliert sich auch der grüne Strich der klaren Farbe, sobald dem Safte Kalk zugesetzt wird. Hierin liegt auch der Grund, warum die zu vorstechende grüne Farbe eines geläuterten Saftes als ein sicheres Zeichen er¬ scheint, daß bei der Läuterung zu wenig Kalk angcwendet wurde. 53. Durch den Kalk wird das anregende Prinzip des Schlci- migwerdens nicht ganz gefällt, sondern es bleibt cinTheil dessel¬ ben mit dem Kalke, welcher als Kalkwasser in dem Safte ent¬ halten ist, verbunden; denn setzt man einem solchen mit Kalk be¬ handelten und darauf gut siltrirten Safte Schwefelsäure zu, so erhält man schwefelsauren Kalk (Gyps), und gelblich weiße Flo- *) Selbst nach acht Wochen ist dieser Saft nicht schleimig geworden. ") Marder von Bley a- a. O., S. s8. angegebene Manit oder Man¬ nazucker, der beim Abdampfen des wasserklarcn Saftes entstehen soll, nicht kohlensaurer Kalk in Verbindung mit crpstallifirbarem Zucker? 4 * sr cken, die sich allmählich zu Boden sehen, und unter ciilcm M kioscope ein krystallinischcs Gefüge besitzen. (?) 54. Aus der bisherigen Betrachtung ergeben sich folgende Fol- gerungen: Itens- daß das schlcimigmachcnde Prinzip in der Hitze durch¬ aus nicht zerstört werde ; 2tens. daß es in der Verbindung mit Kalk unwirksam blei¬ be , daß man also den Saft durch Kalkzusatz vor dem Schlei- migwerdcn schützen könne, und 3tens. daß ein Ueberschuß an Kalk mit keinen Nachtheilcn verbunden sey, wenn nur vor dem Abdampfen dem Safte etwas verdünnte Schwefelsäure zugcsetzt wird. Erfolgt dieses nicht, dann erhält die Zuckcrmasse einen laugensaftbitterlichen Beige¬ schmack. GrüneS B i t t e r h a r z. 55. Dieser Bcstandthcil ist noch zu wenig untersucht, als daß sich seine Wirkungen bei der Zuckcrfabrication mit Bestimmtheit angeben ließen. 56. Mit Alkalien verbindet cs sich zur Harzseife, und erscheint in dieser Verbindung zum Theil als Grund des häufigen Schäu¬ mens mancher Syruparten *) * ***). *) Der Schaum kann als Hefe benützt werden. ") In wiefern das gährende Prinzip durch das Schwefeln der Run¬ kelrüben unwirksam wird, muß ich dahin gestellt seyn lassen, da ich hierüber keine Versuche anstellte. Uebrigens wird das Ferment auch durch Zusatz von Säure unwirksam. *") Der Grund des Schäumens liegt auch in dem nicht vollkommen außgeschiedenen Eiweißstoffe und der Schmierseife, welche aus dem freien Kali und dem Pflanzenfett entsteht. SS Werden die Runkelrübe^ unter Umstanden eultivirt, unter welchen fich viele alkalinische Salze bilden können, so geben sol¬ che Runkelrüben einen schlechten Saft, weil bei der Läuterung viel Kali frei wird, welches nicht nur das Eiweiß , sondern auch das Bitterharz auflöst. 57. Da die Harze aus den Laugen durch Säuren ausgeschieden werden, so ergibt sich hieraus, daß durch Zusatz von verdünnter Schwefelsäure und Filtriren das Schäumen zum Theil beseitiget werden kann. 58. Im Kalkwasser löst sich das Bltterharz auf. Wenigstens hat ein Saft, der aus den Schalen der Runkelrüben erzeugt, und mit einem Ueberschusse von Kalk geläutert wird, einen weit bitterem Beigeschmack, als der, dem das gehörige Maß von Kalkmilch zugesetzt wird. 59. Uebrigens scheint Pelouce's Bitterharz mit dem Extrakte iden¬ tisch zu seyn, welchen man erhält, wenn man aus getrocknete Run¬ kelrüben in einem Spitzbeutel siedendes Wasser gießt; denn die¬ ser ist harziger Natur und eisengrünend *). *) Ich erhielt von dem Apotheker- und Herrschafts-Besitzer, Herrn von Gcomadzki, Runkelrüben, welche auf einem Movrgrunde ge¬ wachsen sind. Da die Schale Lieser Runkelrüben einen starke» bitter» Geschmack besaß, so ließ ich sie in Scheiben schneiden, und mit heißem Wasser auf die besagte Art übergieße». Der ziemlich braune Exkract war außerordentlich bitter und färbte Eisenvitriol grün. Obwohl die zwei ersten Aufgüsse zur Maceration der Run¬ kelrübe» nicht verwendet wurden, so hatte der Saft dessenunge¬ achtet einen starken bilkern Beigeschmack. »I Pslanjtnfett und ätherisches vel. 60. ' Der Gehalt an Pflanzenfett ist unbedeutend, und seine Aus- scheidung ist mit keinen Schwierigkeiten verbunden, da dasselbe mit dem freien Kali, mit welchem es eine Schmierseife bildet, als Schaum ausgeschieden wird. 61. Das ätherische Oel ist es, welches den Runkelrüben den ei- genthümlichen Geruch ertheilt. Bei den verschiedenen Operationen wird dieser Bcstandtheil nicht ganz ausgeschieden, weil der nicht gereinigte Runkelrüben-- zucker einen Rüben-Beigeschmack besitzt. F a r b sto ff 62. Die Arten der Farbstoffe, welche in den Runkelrüben ange¬ troffen werden, sind: der rothe, gelbe und der braune. Das harzige, grüne Pigment (Chlorophyll) .befindet sich in den Schalen. , 63. Durch Kalk wird der rothe Farbstoff in einen grünlich gel¬ ben, und der gelbe in einen pomeranzgelben — gerade so wie der Farbstoff des Färbeginsters (zenista tinctoi-is), wenn er mit Horn und Pottasche versetzt wird — braunen, und beim Ueber- schuß sogar in einen rothcn umgewandelt. 64. Durch die Schwefelsäure wird das gelbe Pigment lichter, wenn sie in geringer Quantität angewcndet wird; durch einen größern Zusatz wird es roth, (gerade so, wie es bei dem gelben alkalischen Wasser des Saflors, Lartlmmus rincwriu« der Fall SÄ ist, wenn es mit Ettroncnsast versetzt wird) , und Mehl bei,» fortgesetzten Zusatze wieder gelb. 65. Werden die Runkelrüben in Brei umgcwandett, so veräu- dern sie ihre Farbe. Die rothen Varietäten, so wie ihr Saft, werden dunkler (wie gestocktes Blut), die citronengelben unis die weißen wer-- den allmählich roth und zuletzt schwarz, so wie ihr Saft, mit einem Striche ins Blaue, Braune, Graue oder Rothe. Einen rothbraunen Saft geben die bereits gekeimten, und die angefaulten Runkelrüben. 66. Beim Maccriren und Kochen der Runkelrüben ist der Saft roth, gelb oder braun, je nachdem rothe, gelbe oder weiße Run¬ kelrüben hiezu verwendet werden; die Scheiben, die in Berüh¬ rung mit der Luft sind, werden schwarz. 67. Der vorzüglichste Grund der Farbänderung liegt in der Oxi¬ dation des Eiwcißstoffcs *) wie bereits gezeigt wurde. Nebenbei wirkt das Eisen - und Manganoxid (§. 80 der Einl.), welche die Runkelrüben enthalten, und das Eisenprodoxyd- hydrat, welches den Runkelrüben beim Reiben von den Säge blättern mitgethcilt wird **). ') Kuhlmann in Dingl. Journ. B. 5r. S. 67. **) Ob nicht der galläpfelsaure Kalt einen Antheil an der Farbsan- derung habe, müssen weitere Untersuchungen jlehren. Runkelrü¬ ben, die auf einem Boden mit erdharzigem Humus gewachsen sind, enthielten Gärbsloff, der an der Luft zu Gärbsäure umgewandelt wurde, welche mit der Kalkmilch eine grünliche Flüssigkeit bilde¬ te, die zuletzt dunkel geworden ist. 56 v. Säure«. 68. Die Sauren, welche in den Runkelrüben angetroffen wer¬ den, sind: 1) die Gallert- oder Pektin-, 2) die Klee- oder Oxal«, und 3) die Aepfelsäure. 69. Die Säure, welche nach Lrsconnot den Pflanzensäften die Eigenschaft der Gallertbildung ertheilt, wird nach ihm Gallert- saure (aciüc xectiljue) genannt. 70. Die Gallertsäure, welche eine bloße Modifikation des Lra- connot'schen keclms (cosgulum) ist *), kommt in allen Rü¬ bengattungen vor, und beträgt in den Runkelrüben nach ka^on 2 — 3 Procent, c?) 71. Im harten Wasser ist die Pektinsäure nicht auflöslich, in 100 Theilen reinem Wasser bildet sie einen Kleister, und mit noch mehr eine gelatinöse Flüssigkeit; durch anhaltendes Kochen im Wasser wird sie zu Schleim. Mit Kalkwasser, Alkohol, Säuren und Salzen wird sie aus ihrer wässerigen Lösung zu einer farblosen Gallerte cosgulirl. Die Salpetersäure (nicht auch die salpetersauren Salze?) verwandeln sie in Schleim- und Oxalsäure, und Spuren von Welters Bitter. ') Nach Lraconoot wird das Pektin durch Behandlung mit Alkali in Pektinfäure umgewandelt, ännales cle (liiemie at PI>)-sisjuv 1'. 47. r66. sv Die Salze der Pektinsäure behalten ihre Eigenschaft, Gal¬ lerte zu bilden, bei, und sind, mit Ausnahme der mit alkalischer Bass, im Wasser unauflöslich. 72. Aus den Eigenschaften der Gallertsäure lassen sich für die Zmkerfabrication folgende Folgerungen ziehen: Itens. daß bei der Maceration mit kaltem Wasser das harte (Luell-) Wasser einen Vorzug verdient, weil seine Salze die Peitinsäure unaufgelöst in den Rückständen zurücklassen; 2tens. daß bei Runkelrüben, die auf einem Kalkboden ge¬ wachsen sind, nicht so viel Kalk bei der Läuterung angewendet werden darf, als bei den auf einem kalklosen Boden gewachsenen, »eil im erstem Falle dir Gallertsäure bereits an Kalk gebunden ist *); 3tens. daß Runkelrüben, die unter Umständen cultivirt wur¬ den, unter welchen sich Salpetersäure bilden kann, zur Zucker- Erzeugung nicht geeignet erscheinen; 4tens. daß in dem Falle, als zu wenig Kalk bei der Läu¬ terung angewcndet wird, der Syrup sehr schleimig erscheinen maß, und daß dann in der Melasse gallertsaurer Kalk angetrof¬ fen werden kann **), und 5tens. daß der Grund, warum man selbst mit den wirksa¬ men, hydraulischen Pressen nicht allen Saft gewinnen kann, in der gelatinösen Flüssigkeit, welche die Gallertsäure mit Wasser bildet, und die Saftbläschen umgibt, zu suchen sey. *) Aus Lraaonnot'g Untersuchungen geht hervor, daß nicht selten das Pektin von pekkinsaurem Kalke begleitet wird. Ist etwa das Pek¬ tin nicht pektinsanrec Kalk? ") In einem solchen Falle wird nicht alle Gallertsäure gefällt, und der Rest, welcher schleimig wird, verhindert das Ausscheiden des gallertsauren Kalkes. — Kuibourt fand gallertsauren Kalk in der Melasse eines schwer raffiuirbarcn Zuckers, (Munsies z-sigue t', rü. y. >73). 58 73. Die Kleesä'ure hat zu dem Kalk die größte Verwandtschaft, daher werden die übrigen kleesauren Salze durch ihn zerlegt 74. Die Kleesäure erzeugt sich nach (^-lmssac durch Einvir- kung der Alkalien auf die meisten organischen Stoffe *). Es kann daher der saure bitterliche Beigeschmack eines Sy- rups auch eine Folge von kleesauren Akalisalzen seyn, welche sich bilden, wenn bei der Läuterung zu wenig Kalk angewendct wird, und der Saft freies Alkali erhält. 75. In einer verdünnten, wässerigen Auflösung verwandelt fick die Kleesä'ure durch Sclbstentmischung in eine Art Schleim; — daher kann auch ein Saft, der viel freies Kali enthält, auch ars diesem Grunde schleimig werden. 76. Die Aepfelsäure wird durch die Schwefelsäure **) in Was¬ ser-- und Kohlcnoxidgas, und durch die Salpetersäure sehr leicht in Kleesä'ure umgcwandelt. 77. Da in dem Safte nur selten viel von Aepfelsäure vorkommt, so legt sie auch der Fabrikation keine Schwierigkeiten in den Weg. 78. Da alle Säuren auf den Zucker nachtheilig einwirken, so muß einem Safte, der sauer reagirt, vor seiner Erwärmung Kalk Scholz a. a. O. , V. r. S. 817. **) Vermag cö nicht auch die verdünnte Säure bei dem Acharltschen Verfahre»? LV zugesetzt werden, um den schädlichen Einfluß der Säuren zu be¬ seitigen *). v. Metalloxybe. 79. Zu den Metalloxyden, welche in den Runkelrüben angetrof¬ fen werden, gehören: die Thonerde, Eisen- und Manganoxyd. 80. Die französischen Chemiker kaysn und vubrunsaut wollen gefunden haben, daß der Gehalt der Rüben an Eisen und Man¬ gan, welcher in denselben als Oxidul vorkommen mag, Sauer¬ stoff aus der Atmosphäre anzog, wodurch die Anfangs rothe Far- be des Breies in eine schwarze überging, und daß diese Färbung durch Zusatz von verdünnten Säuren verhindert werden kann. (§. 67. d. Ein!.) v. Salze. 81. Zu den Salzen der Runkelrüben gehören: 1) klee-, schwefel- und salpetersaures Kali; 2) klee - und salzsaurer Ammoniak, und 3) klee- und salpetcrsaurer Kalk. Die Behauptung, daß der Saft immer sauer reagire, ist nicht rich¬ tig. Ich habe bei meinen Versuchen die saure Rcactio» mir aus¬ nahmsweise gefunden, nämlich: bei den gegen das Frühjahr ver¬ arbeiteten Nunkelrüben. «<» 82. Das kleesaure Kali und Ammoniak sind im Wasser löslich, und verleihen, wenn sie nicht weggeschafft werden, dem Syrup einen sauren, bitterlichen Beigeschmack. 83. Wird dem Safte Kalk-zugesetzt, so werden diese beiden Salze zerlegt, wobei das Kali im Safte frei bleibt, das Ammo¬ niak entweicht, und die Kleesäure an Kalk gebunden wird *). 84. Das frei gewordene Kali erscheint in so ferne als ein Uebel, weil es das Gerinnen des Eiweißstoffes, das Ausscheiden des Fermentes verhindert, und das Bitterharz auflöst, und daher die Syrupe beim Eindicken zu schaumend macht **). 85. Die Mittel, die man anwenden kann, um das angegebene Uebel zu beseitigen, sind: Schwefelsäure, Fett und thierische Kohle. Wird die Schwefelsäure angcwendet, dann wird allerdings das Gerinnen des Eiweißstoffes befördert; allein der Syrup er¬ hält , wenn der Saft viel Kali enthielt, einen sauren, bitterlichen Beigeschmack, weil die schwefclsauren Kalisalze entweder einen starken sauren, oder unangenehmen bitteren Geschmack haben***). *) Enthält ein Saft viel Ammoniak, so wirv fein Siedepunct um etwas herabgesetzt, weil das concentrirte tropfbare Ammoniak, dessen spezifisches Gewicht 0,87s ist, schon bei 36" R. siedet. **) Das Kali färbt daö Curcume-Papier roth. Enthält ein Saft viel freies Kali, so reagirt er stark röthlich braun auf das Cur- cume- Papier. Wer Runkelrüben, dieaufmit Pferdemiststark gedüngeen Aeckern gebaut wurden, verarbeitet, und den Syrup ohne und mit An¬ wendung von Schwefelsäure mit Eiweiß klärt, der wird folgende Erscheinungen bemerken: «I Setzt man vem Syrup etwas Fett zu, so verbindet sich das Kali mit dem Fett zu einem Scifenlcim, welcher als Schaum aus dem Syrup ausgcschicden wird. Droht der Syrup, ungeachtet der Anwendung der angegebe¬ nen beiden Mittel, beim Eindicken fortwährend zu überlaufen, dann bleibt nichts anderes übrig, als denselben zu verdünnen, und noch einmal durch Kohle zu flltriren. 86. Werden die Runkelrüben aus einem angemessenen Boden cultivirt, dann legt das freie Kali der Zuckerfabrication keine Hin¬ dernisse in den Weg, und alle ängstlich angewendctcn Mittel, mit Ausnahme der Kohle, erscheinen überflüssig *). 87. Das salzsaure Ammoniak ist eine der lästigsten Beimischun¬ gen des Runkclrübcnsastes, weil der salzsaure Kalk, wenn ersteres bei Läuterung mit Kalk zerlegt wird, dem Syrup einen starken, saucrherben Beigeschmack ertheilt. 88. Nicht minder stehen der Zuckerfabrication das salpetersaure Kali (Salpeter, Salniter), und der salpetersaure Kalk (Mauex- fraß) in dem Wege; da diese Salze leicht löslich und schwer auszuscheideir sind. itens. einen unangenehmen Geruch , wenn keine Schwefelsäure angewendet wird, wie man ihn beim Seifensieden wahrnehmen kann, und atenk- einen bittern Beigeschmack, wennvordemEiwcißSchwe- feliäure angewendet wird. Selbst auf den Mistbeeten sind solche Dungmittcl zu beseitigen, welche die Bildung der Kalisalze befördern. «2 89. Das schwcfclsaure Kali wird ebenfalls durch den Kalk zer- legt, wobei sich schwefelsaurer Kalk oder Gvps bildet, welcher zu Boden fällt. 90. Während der Aufbewahrung der Runkelrüben findet in den¬ selben eine Art Gährung Statt, welche, wie es bei den Obst¬ sorten der Fall ist, den Zuckergehalt vermehrt, so lange der Keim- tricb noch nicht erwacht ist '). Sobald aber der Keimtrieb erwacht ist, vermindert sich der Zuckergehalt auf Rechnung der Bildung anderer Körper, welche jedoch bisher noch nicht ausgemittelt wurden. Der Grund dieser Verminderung liegt vorzüglich in der Consumtion des Zuckers von Seite der Keime. Die Runkelrüben besitzen unter den Wurzelgewächsen die größte Keimkraft. Schneidet man den Runkelrüben den Strunk sammt den Herzblättern ab, und versetzt man solche Runkelrüben, so wird man finden, daß rings um die Scheibe sehr viele Trie¬ be entstehen. Da sowohl im Thier- als im Pflanzenreiche der Zucker, oder eine diesem ähnliche Substanz, die erste Nahrung bil¬ det, so muß bei der großen Keimkraft der Runkelrüben der gan¬ ze Zuckergehalt consumirt werden, sobald die Keime aus ihrem Schlummer erwacht sind. Nachdem der Zuckergehalt consumirt ist, scheinen sich in der Runkelrübe, nach Analogie anderer Pflan¬ zen, salpetersaure Salze zu bilden. H Nach Professor Otto gaben Runkelrüben Tage nach der Ern¬ te io — ir Procent, nach drei Wecken iä— 16, und nach längerer Zeit selbst 18 — 20 Procent Zuckermasse. (Lcuchö polyt- Zeit. 1827, S. I2S). Lautier behauptet, daß die schon im Au¬ gust verarbeiteten Runkelrüben eine» Zucker lieferten, welcher dem schönsten raffinirten gleich kam.(?) sLuIIetin äc» Sucre» dfro. g), «s Analysen anderer Chemiker. 91. 1) Nach Einhof besteht die Runkelrübe aus: 86,3 Wasser, 10,2 Zucker, 3,2 Holzfaser und 0,3 Eiweiß. 1000. 2) Nach Juch aus : 47 Wasser; 28 unauflösliche Bestandthcile, 12 wässeriges Extrakt, 7 Zucker, 4 Eiweißstoff und 2 Salmiak. 100. 3) Nach Payen sind die Bestandthcile der Runkelrübe: Wasser, Zucker (5 — 9 Procent), Gallertsäure, Holzfaser, stickstoffhaltige Materie, rother, gelber und brauner Farbstoff, aromatische Substanz (ätherisches Del), Pflanzenfett, fetter Stoff, saure, äpfelsaure Salze vom Kali, Ammoniak, Eisen und Kalk, salzsaures Kali, salpetersaures Kali und Ammoniak, klee- und phosphorsaurer Kalk, und Spuren von Schwefel. 4) Nach Sprengel besteht die Asche von 100 lufttrockenen Wurzeln der gemeinen Runkelrübe (Leta vulgaris) aus: «Ä 1,48 t Kali, 3,178 Natron, 0,285 Kolkerde, 0,139 Lalkcrde, 0,020 Alaunerde, 0,058 Eisenoxyd, 0,050 Manganoxyd, 6,105 Kieselerde, 0,123 Schwefelsäure, 0,167 Phosphorsäure und 0,380 Ehlor *). S,986 (?) L. Mittel, de» Lurker suszufcheidrn. 92. Die Mittel, die man sicher und leicht anwenden kann, um den krystallisirbarcn Zucker aus seinen Mischungen und Mengun¬ gen auszuscheiden, sind: 1) die Kohle, 2) der Kalk, 3) die Schwefelsäure, 4) das Eiweiß, 5) das Wasser und 6) die Wärme **) Kohle- *) Sprengel- a. a. O. B. r. S- 668. Ulmenrinde, Galläpfeltinctur, Hibiekusschleiin, Fett, Phosphor und Kohlensäure, Alaun, Gyps, Thonerde, Pottasche, Seife re-, sind ebenfalls vorgeschlagen und hie und da angewendet worden. Die Folge wird aber erst lehren, inwiefern st« einen Anspruch auf eine allgemeine Anwendbarkeit machen werden. Neuerlich haben sich Keorg Ov^nns und lamos Vaunz auf die Zuckerraffimrung mit basischem oder Vritteleffigsaurem Bleioxy» «5 Kohls, 93. Der Kohlenstoff vermag den Flüssigkeiten, mit welchen er in Berührung kommt, die sie trübenden, verunreinigenden, fä'r. benden und bittermachenden Stoffe zu entziehen, oder Erden *), Salze, Schleim, Eiweißstoff **) Färb - und Extractivstoff ***) aus denselben auszuscheiden. Daher spielt die Kohle bei der Zuckerfabrication die wichtig¬ ste Rolle. 94. Die Wirksamkeit der Kohle besteht nicht in einer bloßen me¬ chanischen Einwirkung, sondern auch in einer chemischen Ver¬ wandtschaft zu den ausgeschiedencn Stoffen de ein Patent ertheilcn lassen, indem sie behaupten, baß diese Bleipräparate das beste Mittel seyen, den Gärbstoss, den Schleim und den Kleber der unraffinirten Zucker unauflöslich zu machen und die etwaige freie Säure zu Neutralismen. -Oingl. Journ. B. 63. S. 36a. Väterliche Regierungen werden auf Erfindungen, bei welchen die Gesundheit sehr gefährdet werden kann, keine Patente erthei- len; wie die Redaktion des angeführten Journals sehr richtig be¬ merkt. l>a)-en hat zuerst nachgewiesen, daß das Deliischwarz Kalk ausschei¬ be. (Diugl. Journ. B- 5i. S. §3). ") Daß die Kohle den Eiweißstoff entferne, braucht man nur einen Saft durch Beinschwarz zu filtriren, und ihn dann auf Eiweiß zu untersuchen. "*) Nach Hopf's Untersuchungen werden die biktern Extrakte von der Kohle, wenn nicht in der Kälte, so gewiß beim Kochen ausgesällt. (Brandes Archiv B. 38, S. r8). Der vielseitig unterrichtete und viel schreibende Lcuchs behaup¬ tet, baß die Kohle auch bas Ferment dem Safte entziehe. Man stelle nur em Stengelgläschen ganz reinen, durch Spodium siltrir- ten Saftes in seine Schreibstube, und man wird sich alsogleich vom Gegentheile überzeugen. (§. Si. d. Ein!-) Die färbenden Stoffe werden jedoch nicht zersetzt, sondern sie verbinde» sich mit derselben gerade so, wie mit dem Alaunkwdrake. 5 6« 95. Aus den Untersuchungen Lussx's, k-^en's und veslosres ergibt sich, daß die Kohle desto wirksamer ist, je poröser, feiner, glanzloser und reiner sie ist. Da die erstere Eigenschaft bei der Thierkohle in einem ho¬ hen Grade angetroffen wird, so ist auch ihre Wirksamkeit aus dscsem Grunde viel größer, als die der Holzkohle * *). 96. In wiefern das Materiale und die Bchandlnngswcise auf die Wirksamkeit der Lhierkohle Einfluß haben, ergibt sich aus der beigcfügten Tabelle 6. 97. Die Thierkohle besteht aus: 88 Phosphor-, kohlen - und schwefelsaurem Kalke, mit etwas Schwefeleisen und Eisenoxyd, 10 Kohlenstoff, und 2 Kohleneisenfilicium. 98. Die fremdartigen Beimischungen der Kohle, wie z. B. der phosphorsaure Kalk rc., tragen zur Entfärbung der Flüssigkeiten nichts bei. Das Schwefeleisen crthcilt, wenn es in größerer Menge in der Kohle vorkommt, dem Safte einen unangenehmen Beigeschmack, daher soll es in einem solchen Falle durch ver- Uebrigens wäre es wünschenswerth, wenn man die Stoffe, welche sich beim Filtriren durch Beinschwarz bilden, nachweisen würde, und dieß um so mehr, als selbst die interessanten Untersuchungen öuss/s, I'a^en's und Veskosav's hierüber nichts enthalten. *) Zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts ist die Holzkohle, nament¬ lich von Kels und Ouiilon angewendet worden. Erst im Jahre ,8,2 hat vorosuo die Thierkohle zur Läuterung des Runkelrüben- Saftes anempfohlen. 2« 4. s6, Sei« 66. ttberF e ' worden. E,/_ / -- . ... - . .. «7 dünnte Salz- oder Essigsäure und Wasserwaschungen entsenn werden. 99. Die Wirksamkeit des Beinschwarzes hangt übrigens auch von der Art seiner Anwendung, und von der Beschaffenheit des zu reinigenden Saftes ab. 100. Das Beinschwarz kann auf eine dreifache Art angewendct werden: Itens. indem man cs zur Läuterung anwendet *); 2tcns. dem abzudampsenden Safte zusetzt, oder Ztens. den zum Thcil abgedampftcn Saft durch dasselbe (in dem vumont'schen Filter) durchpassiren läßt. Da das Beinschwarz im letztem Falle, besonders wenn cs fein gemahlen, und mit einem feinkörnigen Kieselsande gemengt ist, die größte Oberfläche der zu reinigenden Flüssigkeit biethet, so gibt man mit Rechte der letztem Art der Anwendung den Vorzug. 101. Die Reinigung durch das Beinschwarz erfolgt bei einer war¬ men, neutralen oder säuerlichen Flüssigkeit vollkommener, als bei einer kalken oder alkalinischen **). *) Will man den rohen Saft mir Beinschwarz im Oumont'schen Filter vollkommen läutern, so werden hiezu mehr als Zo Prccent Bein- schwarz erfordert. Ich habe mehrmals versucht, den Saft mit Beinschwarz statkmit Kalk zu läutern; allein es ist mir durch kein Beukelsiltir ,-gelungen, denselben klar zu erhalten; daher ich den mir Spodium geläuterten Saft abermals mit Kalk läutern mußte, worauf ich jederzeit den reinsten Saft von lichrgclber Farbe erhielt. Sollte eö im Großen nicht vortheilhaft senn, dem mit Kalk zu läuternden Safte et¬ was Beinschwarz (etwa o,5 Procent) zuzusetzen? ") Man findet die Ansicht fast allgemein verbreitet, daß daß frcieKall von. der Kohle, ohne schädliche Wirkung auf die Filtrirung hervor- 68 102. Nach Verschiedenheit der §. 95 und 100 angegebenen Um-> stände, dem Grade der Reinigung und der Zeit der Verarbei¬ tung, werden gegenwärtig 5—20 Procent Bcinschwarz angc wendet * *). . 103. Das Beinschwarz bereitet man sich auf folgende Art: Man nimmt möglichst große frische Knochen, zerschlägt und siedet dieselben, um das in denselben befindliche Fett, das zur Seifenbereitung anwendbar ist, zu gewinnen. Darauf werden sie getrocknet, in eiserne oder thönerne Töpfe, von 6" Höhe und zubringen, absorbirt werde; obwohl nach Berzellius dar Kalium mit der Kohle das Kaliumperkarbonid bildet, welches der Entfär¬ bung im Wege ist. Wenigstens hält er die, bei der Darstellung des Kaliums nach der Brunner'schen Methode in der Retorte zu- rückbleibende, schwarze Substanz für unreines Kaliumperkarbonid, und das übergangene Kalium für Kaliumprokarbonid. (Scholz a. a. O. , B- i. S- 426, und Meißners Chemie, Wien iö26 B. r. S. iZ). Sollte auch die Ansicht dieses großen Chemikers nicht die rich¬ tige seyn, so ist doch das freie Kali der Reinigung aus dem Grun¬ de hinderlich, weil es die Unreinigkeiten des Deinschwarzes zu ei¬ nem braunen Stoffe (Humussäure) auflöst. Es ist daher vortheilhaft, vor der Filtration einem stark alkali¬ schen Safte etwas verdünnte Schwefelsäure zuzusetzsn, was jedoch schon vor dem Abdampfen geschehen sollte. *) In der Fabrik des Herrn Crespel beträgt die Menge des anzuwen¬ denden Spodiums 5,2 Procent des zu klärenden Saftes, und 4,5 Procent gegen das Gewicht der verarbeiteten Runkelrüben. (Schu- barkh a. a. O. S. 55, und oster. Zeitschrift für Landwirthe re. von aS-.6, S. 796). Nach der Weinrich'schen Methode, nach welcher Sand mit Spodium gemengt wird, werde» 12 Centner 25gradigcn Syrups mit r >j2 Centner Spodium vollkommen gereiniget, dieß macht 20 5jS Procent. (Leuch'S polyk. Zeitung von >856, S. i5o). Don der Holzkohle wendete Ouillou beim Rafflnircn rS Pro¬ cent an- 12" Breite, von welchen die Oeffmmg des einen in die des am dern paßt, gebracht, und nachdem je zwei Töpfe mit ihren Oeff- nungen übereinander gestürzt, und die Fugen mit Lehm verstri¬ chen sind, so lange gebrannt, bis sie eine schwarze Farbe erlangt haben; worauf sie auf einer, der Kaffehmühle ähnlichen Mühle gemahlen werden *)- , 104. Das bereits unwirksam gewordene Spodium kann auf folgende Arten wieder wirksam gemacht, oder belebt werden: n) Man wasche das gebrauchte Spodium gut mit warmer Sei- sensiedcrlauge, und süße dasselbe mit warmen Wasser so lange aus, dis es ohne Geschmack abläuft; darauf wird das Spodium an der Lust getrocknet, mit frischen, fcinzer- kleinerten Knochen oder Holz gemengt, in Töpfe gefüllt, und gebrannt. d) Man wäscht das gebrauchte Spodium mit verdünnter Salz- saure, um den absorbirten Kalk wegzuschaffen, und mithin neue Poren zu eröffnen, süßt es mit Wasser so lange aus, bis dasselbe ohne Geschmack abläuft. Darauf behandle man das Spodium so, wie es bei n) gezeigt -wurde. Und c) man wasche Vas Spodium mit warmer Lauge und ver¬ dünnter Salzsäure, süße es mit Wasser vollkommen aus, erhitze das getrocknete Spodium aus eisernen Platten, und leite es über eine rothglühende geneigte Eisenplatte so lan¬ ge, bis es keine Dämpfe mehr entwickelt ***). Will man durch bloßes Spoduim ohne Sand filtriren, so muß das¬ selbe beim Mahlen die Form des Jagdpulvers erhalten. Sonst bann es;n Mehl verwandelt werden, was im Allgemeinen vor- rhcilhafter -st. "*) Die Unreinigkeiten eines ganz unwirksam gewordenen Spodiums betragen im Durchschnitte 2S Procent, und bestehen aus Schleim, Färb ° und Bitterstoff w. (?) und etwas Kalkerde. Die ersteren können durch Hitz« und Gähren, die Kalkerde aber mit Salzsäure — unvollkommener mit Schwefelsäure — weggeschafft werden. *") Die gebrauchten Kohlen auf Platten zu erhitzen, und über eine rothglühende schiefe Ebene zu leiten, hat veroLus anenipfohlcn- tOeeonomische Neuigkeiten »636, S. 435). 70 105- Die Thierkvhle wird manchmal mit Modererde, Schiefer- kohlc oder dem Berlinerrückstande verfälscht, wodurch ihre Wirk¬ samkeit bedeutend vermindert wird. Diese Verfälschungen erkennt inan vorzugsweise aus der Menge und der Farbe der Asche, wel ehe das Beinschwarz liefert. Beträgt die Asche 80 Procent, und ist sie von gelblich wei¬ ßer Farbe, dann ist das Beinschwarz nicht verfälscht *). 106. Uebrigens gibt die unverfälschte frische, so wie die vollkom¬ men belebte Lhierkohle, wenn man sie mit Kali siedet, beim Fil- triren eine farblose Flüssigkeit; im entgegengesetzten Falle ist die Flüssigkeit braun. Oost'vsses hat vvrgefchlagen, dasSpodium zu befeuchten, mit 17 — 22 Procent Thonerde zu mischen, zu trocknen und zu glühen. Andere haben vvrgeschlagen, das unbrauchbare Spvdium den Bedingungen der Gährung auszusetzen, wobei sich die organischen Unreinigkeiten ziemlich gut zersetzten. Da diese Bclebungsmethode viel Zeit erfordert, und zudem viel Gestank verursacht, so hat sie auch keinen Anwerth gefunden. Nach A. LIrvvalior, bestehen die Kennzeichen einer unverfälschten Kohls in Folgendem : atenS. muß sie 79,24 Procent Asche liefern, (nach Olemauclvh 90 . DieModererde gibt 45,2 , die Schieferkohle 65,g, und der Berlinerblaurückstand 40 Procent Asche. 2tens. Muß die Asche weiß, mit eiuem Striche ins Gelbe ver¬ sehen seyn; ' äkens. darf das Beinschmarz keinen Glanz besitzen und 4tens. kann man in der unverfälschten Thierkohle selbst mit Hilfe einer Luppe keine rothgelbe, eisenschießige Puncle wahrneh- mcn. (Oingl. Journ. B. 67, S. 287s. Einen inreressa ten und belehrenden Au'fatz über dis Thierkoh¬ le findet man in eben diesem Journal V. Si.S.55, A. von Lle- >u»n) Die größere Auflöslichkeit des Kalkes im kalken als im warmen Wasser gibt dem Zuckerfabrikanten zugleich ein Mittel an die Hand, seinen Saft von einem Ueberschusse an Kalk zu befreien; denn man braucht nur einen solchen Saft zu erhitze» l und heiß zu filtri, reu, dann bleibt ein großer Theil des Kalkes auf dem Filter zurück 7 J welches der Lust ausgesetzt, mit einem Kalkhäutchen überzogen wird, das nach einer Zeit zu Boden fällt, und durch ein neues so lange ersetzt wird, bis der gesammte Gehalt an Kalkerde in kohlensauren Kalk umgewandelt ist *). 109. Die Kalkerde wirkt auf organische Gebilde, besonders wenn sie eine ^Verletzung erlitten haben, zerstörend; bringt eine neue Anordnung in ihren Elementen hervor; tritt mit einigen hie,bei entstandenen Körpern in chemische Verbindung **), und erzeugt aus stickstoffhaltigen, organischen Körpern — bei derisÄunkelrü- ben aus dem Satzmehle (?) — durch ihre Einwirkung bald Am¬ moniak ***), bald Salpetersäure. 110. Die Vorsichten, welche bei Anwendung des Kalkes zu be¬ obachten sind, bestehen in Folgendem: Itens. nehme man so viel als möglich reinen, weißen Kalk, bespritze ihn mit Wasser, bis er zu einem Pulver zerfallen ist, und setze dem Kalkhydrate so viel Wasser zu, bis die Kalkmilch am Beaume'schen Aräometer 14° anzeigt. Eine solche Kalk¬ milch erhält man, wenn auf 1 Pfund reinen Kalkhydrates 2 Maß Wasser angewendet werden. Dieses Gemisch mißt 9 Seitel, also enthält ein Seitel solcher Kalkmilch 3,5 Loth Kalk ****). *) Nimmt man aus dem Läuterungskessel etwas Saft auf einen Löf¬ fel, und wird dieser beim Anhauchen (wir athmenKohlensäure aus) oder gar schon an der Luft mit einem Häutchen überzogen; so ist dieß ein Zeichen, daß dem Safte zu viel Kalk beigesetzk wurde. Be¬ merkt man an dem Häutchen zugleich die Erscheinung des Jrisirens, dann ist der Ueberschuß an Kalk sehr bedeutend. Da diese Verbindungen noch nicht bekannt sind, so können auch die Wirkungen des Kalkes im Läuterungskessel noch nicht vollkom¬ men erklärt werden. **') Nach ksrulln/ bildet sich im gebrannten Kalke such dann etwas Ammoniak, wenn er der Luft ausgesetzt wird. *"*) Beim großen Betrieb kann der Kalkgehalt einer solchen Kalkmilch in einem Seitel mit 3 Loth veranschlagt werden. Schwankt das v» Ltens. Zichr man das Wasser von der Kalkmilch, nachdem sich der Kalk gesetzt hat, öfters ab, damit das Kali und die Salze, welche der mit Holz gebrannte Kalk enthält, abgeschieden werden. Und 3tens. soll die gut umgerührte Kalkmilch durch -ein dichtes metallenes Sieb dem Safte unter Umrühren zugesetzt werden, wenn derselbe, falls er neutral ist, eine Temperatur von 60" R. erreicht hat, oder, falls der Saft sauer reagirt, bevor er der Hitze ausgesetzt wird. LH. Die Wirkungen des Kalkes im Läuterungskeffel bestehen: Ltens. in der Zerlegung der kleesauren und salzsauren Salze, mithin in der Freimachung des Kali und des Ammoniaks; Ltens. in der Farbenänderung; 3tens. in der Verminderung der Süßigkeit und der Erhö¬ hung des Gewichtes der Zuckermasse, (lH. §. 33); 4tcns. in der Erregung eines bitterlichen Beigeschmackes; 5tens. in der Förderung de,s Ausscheidens des Satzmehles und des Eiweißstoffes, und 6lens. in der zerstörenden Einwirkung auf den Faserstoff, Schleim und das Satzmchl * *), 1L2. Aus der Darstellung der Wirkung des Kalkes ergibt sich, daß derselbe auch seine Schattenseite besitze, und daß diese in der Freimachung des Kali, in der Verminderung der Süße, und in der Erregung eines bitterlichen Beigeschmackes bestehe. Vcaum. Aräometer zwischen^ iZ" — iS", dann sind in r Maß Kalkmilch ir — iS Lokh Kalk enthalten. *) Ob sich aus dem Satzmehle in dem Kalks Ammoniak oder Salpe¬ tersäure entwickeln, muß einstweilen dahin gestellt bleiben; obwohl die Menge des entweichenden Ammoniaks mit dem in den Run¬ kelrüben enthaltene» in keinem Verhältnisse zu stehen scheint. s§. d. Einl.) 7 1 113. Die Wirkungen des Kalkes hängen: 1) von der Beschaffenheit des Saftes, 2) der Temperatur, und 3) der Menge des Kalkes ab. 114. Rührt der Saft von Runkelrüben her, welche aus einem mit thierischen Substanzen, besonders Pferde- und Schafmist stark gedüngten Boden angebaut wurden, dann enthalt er nicht nur viele Kali- und Ammoniak-Salze, sondern auch viel Satz¬ mehl. Bei seiner Behandlung mit Kalk wird viel Kali und Am¬ moniak frei, welche das Gerinnen des Eiwcißstoffcs verhindern, und daher eine vollkommene Läuterung erschweren, oder gar un¬ möglich machen. 115. Da die Wärme überhaupt die Losungen und Scheidun¬ gen befördert, so ist auch die Wirkung des Kalkes im Läute- rungskesscl desto vollkommener, je höher die Temperatur ist. Daher erwärmen manche Zuckerfabrikantcn nicht ohne Grund die Kalkmilch, und setzen sie dem Safte erst dann zu, wenn er eine hohe Temperatur erlangt hat *). 116. Will man die Schattenseite des Kalkes beseitigen, so muß der Kalk in einem sehr reinen Zustande, und in einer, auf dem Wege der Empirie ausgemittclten, Menge angewendet werden. *) Würde durch das Kochen des Saftes die ausgeworfene Schaumdecke nicht zerstört, und die Arbeit der Filtration hiedurch erschwert; dann müßte das Kochen in dem Läuterungskessel für eine zweckmäßige Opera¬ tion erklärt werden, vorausgesetzt, daß kein bedeutender Ueberschuß an Kalk angewcndet wurde. s§, 2» d. Eiul.) 74 117. Die größte Schwierigkeit bei der Läuterung besteht in der Ausmittlung des anzuwendenden Kalkquantums. Da diese nicht nur von der Witterung, dem Boden, dem Dünger, der Zeit der Ernte, der Art der Aufbewahrung und der Runkelrüben-Sorte, sondern auch von der Zeit der Verar¬ beitung abhä'ngt; so läßt sich hierüber nichts mit Bestimmtheit angcben. Nach Verschiedenheit dieser Umstände wechselt die Kalk¬ menge von '/4 — 3/z goth px. Maß Saftes. Jedenfalls ist es anzurathen, daß die Kalkmenge durch klei¬ ne Versuche bestimmt werde *). S ch w e f e l s ä u r «, (Bitriolvl). 118. Im Handel kommen zwei Arten von Schwefelsäure vor: die braune oder sächsische (Nordhauseröl), .und die weiße oder englische. Da die letztere nicht so viele Verunreinigungen (vorzugswei¬ se schwcselsaures Blei und Eisen) enthält, als die Erstere, so verdient sie bei der Zuckerfabrikation den Vorzug?*). *) Stellt man die Versuche EndeQctober, November, DecemberunS Jänner an, so wird inan mit folgenden ausreichen: Man läutere 4 Maß Saft mit »ja, » » detto « L , „ „ detto » , » >js, » » detto « » 2, „ „ detto » „ 2,5 Loth Kalk, und sehe, welche Läuterung die vollkommenste ist. Ist es Vie mit » Loth, so muß dem Safte im Läuternngskessel »jä Loth auf» Maß zugesetzt werden. Wer die Wichtigkeit der Läuterung einsieht, der wird die An¬ stellung solcher Versuche nicht für kleinlich erklären. Bei der Ge¬ winnung des Rohrzuckers wird r Theil Kalk auf 800 Theile Saft gerechnet. *') Will man die Schwefelsäure reinigen, was jedoch nicht nothwen- dig ist, wenn sie als ein bloßes Correctlvmittcl angewendek wird. 119. Die Wirkungen der Schwefelsäure bestehen: Itens. in der Zerlegung von Salzen; 2tens. in der Förderung des Gerinnens des Eiweißstoffes; 3tens. in der Verminderung oder gänzlichen Aufhebung der Alcalinität; 4tens. in der Verzögerung des Schleimigwerdens; 5tens. in der Erhöhung der Farbe des Saftes; 6tens. in der Zerstörung der Tegumente, in welchen der Zucker eingeschlosscn ist, und in der dadurch bedingten größeren Saftgewinnung * * **) ); und 7tens. in der Umwandlung des krystallisirbaren Zuckers in Humus und Ameisensäure. (§. 17 d. Einl.) 120. Aus den Wirkungen der Schwefelsäure ergibt sich, daß ihre Anwendung eine weit größere Vorsicht erheische, als die des Kalkes. Die Vorsichten, die zu beobachten sind, um die nachtheilige, §. 119 sub 7 angeführte Wirkung der Schwefelsäure zu beseiti¬ gen, sind: Itens. daß die Schwefelsäure in jedem Falle nur in einem 5 — 20mal verdünnten Zustande angewendct werde; 2tens. daß der mit verdünnter Schwefelsäure versetzte Saft nicht viel über 24 Stunden stehen gelassen; so kann es durch Destillation in einer Retorte, welche bei r Pfund faßt, leicht geschehen. Man vergräbt sie in ein Sandbad bis an den Hals, und leitet dielen in die Mitte eines Glasballons. *) karra^on, welcher die gereinigten Runkelrüben mit verdünnter Schwefelsäure behandelte, erhielt durchs Pressen 62 Procent Saft. Lullst!» , 228. **) Der Saft, welchen ich acht Tage an einem Orte von 5° R. stehen ließ, erhielt während der Läuterung mit Kalk eine strohgelbe Far¬ be, und einen scharfen bitterlichen Beigeschmack, den ich auf keine Art mehr wegbringen konnte. Einen bitterliche» Beigeschmack er¬ hielt ein Saft jedesmal, wenn ec länger als Zo.Stunde» stehen geblieben ist. Ztens. daß dem Safte vor dem Erwärmen so viel Kalkmilch oder kohlensaurer Kalk zugefttzt werde, dis derselbe neutral er¬ scheint, und 4tens. darf in keinem Falle die Alkalinität eines bereits ge¬ läuterten Saftes durch Zusatz von 'Schwefelsäure gänzlich aufge¬ hoben, oder gar in die saure Reaction umgewandelt werden. 121. Tie Menge der anzuwendendcn Schwefelsäure richtet sich nach dem Zwecke, den man erreichen will. Wird die Schwefel¬ säure als Läuterungsmittcl gebraucht, dann müssen 0,2 — 0,3 Procent angewcndet werden. Zur Verminderung der alkalinischcn Reaction reichen oft einige Tropfen auf 100 Maß. 122. Um im letztem Falle die anzuwendende Menge verdünnter Schwefelsäure mit Genauigkeit zu bestimmen, die üblen Folgen, welche sowohl aus zu viel als aus zu wenig angewendetcrSchwc- felsäure entspringen, zu beseitigen, und das Herumtappen zu ver¬ meiden, verfahre man aus folgende Art: Man verdünne die Schwefelsäure mit Wasser in dem Vo¬ lumen-Verhältnisse wie 1 zu 14, und dann wird das halbe Seite! verdünnter Schwefelsäure 1 Loth concentrirte enthalten. Von der verdünnten Schwefelsäure bringe man eine bestimm¬ te Menge, z. B. Seitel, in eine wohl calibrirte Röhre, und rheile den Raum, den sie einnimmt, in 100 gleiche Theile. Aus dieser setze man mit einem Glasstabe einer aus dem Abdampf¬ kessel genommenen bestimmten, z. B. einer halben Maß Saftmenge verdünnte Schwefelsäure tropfenweise zu, und untersuche mit einem geröthetcn Lakmus -Papierchen die Beschaffenheit des Saftes. Wird das Lakmus -Papier nicht sogleich, sondern erst nach einigen wenigen Minuten blau, dann besitzt der Saft die zum guten Versieben entsprechende Alkalinität. Man sehe nun an der Röhre, wie viele Theilstriche geleert wurden, und berechne die in die Abdampfpfannen anzuwendende Menge Schwefelsäure. Hat man in die Röhre V- Seitel ver¬ dünnte Säure gegeben, zur Probe eine Halbe Saft genommen, und an der Röhre-'5 Theilstriche oder den 20ten Thcil eines hal- benZSeitcls geleert, um dem Prodcsafte die entsprechende Alkali- nita't zu crtheilen, dann braucht man auf 100 Halbe oder 50 Maß Saftes, die sich in der Abdampfpfanne befinden, 500Lheil- striche oder 5 halbe Seitel verdünnte, oder 5 Loth concentrirte Schwefelsäure. Zur größeren Genauigkeit soll beim successiven Zusatze der ausgemittelten Schwefelsäure die Alkalinität des Saftes in den Abdampfpfannen untersucht werden, und wenn die beim Probe¬ versuche an dem Lakmus-Papiere ausgemittelte Erscheinung wie¬ der wahrgenommen wird, keine Säure mehr zugeft.tzt werden. Hat man bei der Probe die nöthige Genauigkeit angewendct, dann wird auch die berechnete Schwefelsäure hinreichen, um dem Safte den zum guten Versieben erforderlichen Grad der Alkali- nität zu ertheilen *)- Eiweißstoff. 123. Der Eiweißstoff wird bloß in der Absicht angewendct, um Flüssigkeiten von ihren mechanischen Beimengungen zu befreien. Die klärende Eigenschaft des Eiweißstofies besteht darin: daß es in einer trüben Flüssigkeit, welche man reinigen will, beim Gerinnen gleichsam ein feines Netz bildet, welches alle in der Flüssigkeit bloß schwebenden, mithin sie trübenden Theilchen ein¬ schließt, und als Schaum mit auf die Oberfläche führt. ") Ich habe anfänglich das vom Professor Pclletan in Dingl. Jonrn. V. 58, S. 4»6 angegebene Llkalimeter angcwendel; allein da inan weder mit diesem , noch auch mit seinem neuen Konidometer, Kaik- messer (Dingi. Jonrn. B. 66, S. 6r), die Menge der anzuwen- benden Säure bestimmen kann; so sah ich mich bei meinen Versu¬ chen genöthiget, die mitgetheilten Modisicaiionen an dem Konidome- ter vorzunehmen. Wasser. 124. Das Wasser gebraucht der Zuckerfabrikant aus einem dreifa¬ chen Grunde: Itens. um seine Requisiten rein zu erhalten; 2tens. um den Saft aus den frischen oder gerrockneten Rü¬ ben zu gewinnen, und Ztens. um den Rohzucker zu bleichen. Je reiner das Wasser ist, desto geeigneter ist es auch, um diese drei Zwecke vollkommen zu erreichen. Dor Allem hüte sich der Zuckerfabrikant, solches Wasser zur Maceration und zur Rei¬ nigung des Rohzuckers anzuwcnden, welches mit organischen Ueberrestcn verunreiniget ist. Bei der Maceration oder Extrac¬ tions-Methode verdient das harte Wasser jedenfalls den Vorzug. (§. 72 d. Einl.) Wärme. 125. Die Wärme dient a) um das überflüssige Wasser zu ver¬ dampfen; t>) die Wirksamkeit des Kalkes zu erhöhen, und c) das Gerinnen des Eiweißstoffes zu bewirken. 126. Die Schattenseite der Wärme bei der Zuckersabrication be¬ steht darin, daß der Zucker durch eine anhaltende Wärme seine Krystallisationsfähigkeit verliert. (§. 23 d. Einl.) 80 Verfahren, den Zucker aus Runkelrüben zu gewinnen. Verfahren, den Zucker aus Runkelrüben darzustellen, läßt sich auf folgende Operationen zurückführen: I. auf das Reinigen der Runkelrüben; II. auf das Ausziehen, Gewinnen des^Saftes; III. auf die Läuterung (voloontion) ; I V. aus die Abdampfung (svspornlion) ; V. auf die Klärung (olnriücnlion) ; VI. auf die Einkochung, Eindickung (cucke) des Saftes; VII. auf die Füllung der Zuckerformen, und VIII. auf die Reinigung des Zuckers. I. tz-"on der Reinigung der Runkelrüben. 1) Die Reinigung der Runkelrüben besieht in der Entfer¬ nung der Wurzelfascrn, der Erde un? der schadhaften Rüben- thcile. 2) Im Großen wird die Reinigung am wohlfeilsten zu Stan¬ de gebracht, wenn die durch Menschenhände von den Wurzelfü¬ ßern und schadhaften Lheilen gereinigten Runkelrüben in trom¬ melartige Waschkästen geschüttet, und Liese um ihre Achse in, mit Wasser gefüllten, Behältern herumgedreht werden *). Recht gute Abbildungen von den Geräthschaften, von welchen hier Erwähnung geschehen wird, findet man in den Beiträgen zur nä- 81 3) Werden die Runkelrüben vor dem Waschen durch Men- schcnhände geputzt, was bei schadhaften Rüben nothwendig ist, dann können auf einen Arbeiter täglich 10 — 20 Centner gerech¬ net werden. 4) Sollen täglich 500 Centner Runkelrüben gewaschen wer» den, so muß die Waschmaschine 70" lang scyn, und 40" im Durchmesser haben. Sind die Runkelrüben auf einem bündigen Boden gewach¬ sen, dann können mit einer solchen Maschine nur 3 — 400 Cent¬ ner gereiniget werden. 5) Nach Beschaffenheit der Runkelrüben beträgt der, hei der Reinigung erfolgte Verlust 10 — 20 Procent, und zwar: bei kleinen 20, bei mittleren 15, und bei großen 10 Procent. 6) Die Abfälle geben gewaschen 70 — 80 Procent brauch¬ bares Futter, welches mit des Werthes der Runkelrüben ver¬ anschlagt, oder von welchem 8 Centner — 1 Centner Heu ge¬ setzt werden kann * *). rr. Von drr ^ewinnuns des Runkelrübe» - Kaftrs. 1) Aus den auf die» vorstehende Art gereinigten Runkelrü¬ ben kann der Saft auf eine dreifache Weise gewonnen werden: durch mechanische, L. durch chemische (Maccration Levigation) Mittel, und 6. durch beide zugleich. Mechanisches Verfahren. 2) Die Operationen, die bei dem mechanischen Verfahren «»gewendet werden, sind; Hern Keiintuiß der Runkelrüben-Zuckerfabrication in Frankreich von Blatt von l)r. Schweitzer. Leipzig B. 7. S.g8, und Rübe a. a. O.) **) Grobe, rupfene Säckchen sind bei eurem sein zerriebenen Brei ganz unbrauchbar, weil der Brei beim Pressen aus denselben herauSge- kriebcn wird. **') Die Breite solcher Säcke wechselt zwischen »— 5t, und die Län¬ ge von r — 5'. Sind die Preßsäcke ziemlich groß, und zum Pres- sen unbrauchbar geworden, bann kann man sie noch mit Vorlhei! zum Versenden des Zuckers verwenden, wie es Herr Crespel in Frankreich thut. «4 11) Sind die Flechten aus ganz frischen, mit Rinde ver¬ sehenen Wcidenruthcn verfertiget, dann müssen sie vor ihrer An¬ wendung ausgekocht werden, damit der bittere Extractivstoff dem Safte nicht beigemischt werde. Ucbri'gens haben die Flechten aus geschälten Weidenruthen auch aus dem Grunde den Vorzug, weil sie sich leichter reinigen lassen, was täglich geschehen soll. 12- In großem Fabriken werden die sehr wirksamen hy¬ draulischen Pressen angcwcndet. Uebrigens kann man sich jeder etwas wirksamen Del-, Honig- oder Wcinpresse bedienen. Die Schraubenpressen geben 8 10 Procent weniger Saft als die hydraulischen. 13) Man rechnet im Durchschnitte 70 — 75 Procent Saft, obwohl man auch in einigen Fabriken 85 Procent erhält *). 14) Das Rübenmark beträgt demnach nach Abzug des Ver¬ lustes, den man bei der Reinigung der Runkelrüben erleidet, 10 15 Procent **). 15) Was das Verhältniß der Reibmaschine zu den Pressen betrifft, so werden in Frankreich in der Regel 6 hydraulische, oder 4 Schrauben-Pressen auf LReiben gehalten, und mit ihnen in 24 Stunden 250 . 260 Hcctoliter Saft (d. i. 18.188 — 18.916 Maß) erzeugt, oder zwischen 756 — 940 Centner Ruir- kelrüben verarbeitet ***). 16) Werden täglich 200 _ 250 Centner Runkelrüben ver¬ arbeitet, so werden zur Füllung der Säcke zwei Menschen er¬ fordert, mithin zum ganzen Verfahren 5 — 6 Personen. *) Die Proben, die man über die Safthältigkeit der Runkelrüben an- stellke, haben gelehrt, daß die Runkelrüben 97 — gö Procent Saft enthalten. (Dinglers Journal B. 54, S. 45r). ") Vei Anwendung einer kleinen Honigpresse erhielt ich im Durch¬ schnitte aus 1 Centner Runkelrüben, von » —2 Pf. Gewicht, Zo Maß Saft ä r Pfund iS ijr Lvkh, oder 74 ijr Procent, und >2 Pfund Rübenmark, welches gleich nach dem Auspressen abgewogen wurde. Um die Preßrückstände brauchbar zu erhalten, sollen stein Ge¬ fäße oder Gruben festgetreten, und erst dann sverfüttert werden, wenn sie einen weinartigen Geruch erhalten haben. Nach Rude sollen sie in Gruben 18 — 20 Monate brauchbar erhalten wer¬ den. Von denselben können »0 Pfund „ » Pfund Heu gesetzt werden. "**) Schnbarth a. a. O. S. r4- 85 17) Die Dorsichlcn, die bei der Gewinnung des Saftes nach diesem Verfahren zu beobachten sind« bestehen in Folgendem «) in die Säcke sollen, wenn sie 3^ lang und 20" breit sind, nicht mehr als 10 _ 15 Pfund Brei gebracht werden; l>) das Füllen soll auf einem Tische erfolgen, der sich um eine Achse dreht, und mit einer Rinne versehen ist, welche den freiwillig abfließenden Saft ausnimmt, und in den Läu- lerungskessel oder in das gewöhnliche Auffangsgefäß leitet; c) die gefüllten Säcke müssen so eingesetzt werden, daß alle Theile einen gleichen Druck erleiden; «l) der Druck der Presse soll nur allmälig verstärkt werden, damit der Saft zum Abfließen Zeit gewinne. Werden z. B. 20 30 Säckchen eingelegt, so muß das Pressen wenigstens 5 — 6 Minuten dauern. Und «) muß in dem Arbeitslocale, so wie bei den Geräthen die größte Reinlichkeit beobachtet werden, um die Bildung der Säuren so viel als möglich zu verhindern; wozu auch die Erhaltung einer niedrigen Temperatur in dem Arbeitslocale sehr dienlich ist. Ik Chemisches Verfahren, oder die Maccratio« der Runkelrüben *). 18) Die Maceration der Runkelrüben besteht «darin, daß man den, in Scheiben geschnittenen, frischen oder getrockneten Runkelrüben mit Hilfe des warmen oder kalten Wassers den Saft zu entziehen sucht **). Ueber die LevigationSniethode wird der Anhang das Nähere an¬ geben. *') INatlneu Ns vomkrisls war dec Erfinder dieses Verfahrens, und hat zu demselben eineneigeneu Apparat erfunden, welchen man in Dinglers Journal B- 55, S. 286 rc. beschrieben und ab¬ gebildet findet. Die Schriften, dis diese vielversprechende Manipulation behan¬ deln, find: Dinglers Journal B. 5», S. 36a un) -j5r. B. S7, S. »r6 :c-; Schweitzers Universal - Vlatt B. a, S. 58 und B. 7, S. ic>5; Leuch'ö polytechnische Zeitung von >8Za, S-9^— l'rewicr Ilullclru clu procccls cle macerstlon cle Alattneu Vorn- 86 Das Verfahren dabei besteht darin, daß die zu macerirm-- den, auözusüßcnden Runkelrüben in mehrere Bottiche, die sich nebeneinander befinden, gebracht werden, und das vom ersten Bottich mit Saft geschwängerte Wasser auf den zweiten, dann auf den dritten re. geleitet wird. 19) So richtig dieses Verfahren auch in der Theorie er¬ scheint, so stehen doch seiner Anwendung im Großen manche Hin¬ dernisse im Wege.. Die vorzüglichsten Einwendungen, die gegen die Maceration gemacht werden, sind: Itens. daß dieses Verfahren sehr viel Brennmaterial * *) zum Abdampfen des Saftes erfordert **); 2tens. daß durch ein langdauerndes Abdampfen die Krystal- lifation gefährdet, dagegen die Bildung des Schleimzuckcrs be¬ fördert wird, (§. 23 d. Einl.); Ztens. daß sich während der Maceration eine Säure bildet, welche auf die Süßigkeit des Zuckers sehr nachtheilig einwirket ***). (§. 17 d. Einl.) ; 4tens. daß die Klärung, wenn mit heißem Wasser maccrirt wird, wegen des verminderten Eiweißstoffes mit mehr Schwie¬ rigkeiten verbunden ist, als wenn man es mit einem Safte zu thun hat, der nach dem alten Verfahren gewonnen wurde****); Kssle, Paris »83r, und öftere. Zeitschrift für Landwirthe re. ,854 S. 97. *) Faßt um ijj mehr, als bei dem mechanischen. (Dinglers Journal V. 54, S. 455.) **) Del diesem Verfahren muß um istL —. ifio mehr Wasser abge¬ dampft werden, als bei dem gewöhnlichen mechanischen. Um ic>o Hectoliter Saft zu gewinnen, braucht man nr> Hek¬ toliter (d. i. bei 8noo Maß) Wasser. Nach Lnauftu nur 5o Hectoliter. ***) vesmaz' suchte den schädlichen Einfluß der Säure durch einer! Ueberschuß von Kalk, und durch eine Filtration des Saftes über eine dünne Lage von Kalkmilch zu beseitigen. (Dinglers Journal B. 67, S. 127.) ***') Da bei der Maceration mit heißem Wasser der Eiweißftoff ge¬ rinnt, so bleibt er in dem Rückstands zurück; und daher kann sich bei der Klärung kein konsistenter Schaum bilden, der leicht abzu- nehmen ist. (Dinglers Journal B- 54, S. 4SZ>) 8» otens. daß in dem Falle, als mit heißem Wasser macerirt wird, das Erwärmen des Wassers sehr viel Brennmaterial er¬ fordert ; 6tens. daß man nicht überall in der Nähe die außerordent¬ lich große Menge brauchbares Wasser antrifft, und daß daher die Herbeischaffung mit großen Auslagen verbunden ist; 7tens. daß beidemAuZsüßengetrockneterRüben (dem Schützen- bach'schen, richtiger Göttling'schen Verfahren), außerordentliche Räu¬ me und viel Brennmaterial zur Trocknung der Runkelrüben er¬ fordert werden, und daß man aus einer Arbeit zwei mache, in¬ dem man das Rübenwasser verflüchtiget, und dann abermals mit Wasser behandelt, und 8tens. daß die Rückstände als Futter gar keinen Werth be¬ sitzen, indem sie aus bloßen Fasern bestehen, sich schwer ausbe¬ wahren lassen, und einen unangenehmen Geruch erhalten; wäh¬ rend doch die Rückstände bei dem alten Verfahren eine wichtige Rolle bei der Ernährung der Hausthiere spielen *). 20) Dasjenige, was man zu Gunsten der Maceration an¬ zuführen pflegt, besteht in Folgendem: Itcns. erhält man bei ihr mehr Zucker als bei dem mecha¬ nischen Verfahren **); , 2tens. wird sowohl an Inventar, (an Säcken, Flechten, Pressen rc. re.) fals Betriebskapital (Arbeitslohn re.) ^**) viel erspart; Ztens. kann die Fabrikation, wenn die Runkelrüben getrock¬ net werden, das ganze Jahr hindurch mit den einfachsten Wor- *) Die Geschichte der Zuckerfabrication auZ Runkelrüben weiset nach, daß sich nach der Continental-Sperre nur jene Runkelrüben- Zuckerfabriken erhalten haben, welche in dem innigsten Zusammen¬ hänge mit der Landwirkhschaft betrieben wurden. —) Nach (llemauclot's Angabe beträgt die vermehrte Zuckerfabrication 2 Procent; also gibt die Maceration im Ganzen 6 Procent. (Ding- lers Journal V. 54, S. 45Z.) Nach dem Schützenbach'schen Ver¬ fahren soll man mit den gewöhnlichen ) '/go — Vis erdartige Bestandtheile in feuchtem Zustan¬ de. ***). *) Daß die Thierkohls daZ vorzüglichste Läukerungs- (Klärungs-) Mittel ist, ergibt sich aus ihren, §. gä der Einleitung angeführten, Wirkungen. Da sie aber als Läuterungsmittel in großer Quanti¬ tät angewcndei werden müßte, so ist ihre Anwendung, bei ihrer Kostspieligkeit, praclisch unausführbar. **) Wird dec geläuterte Saft auf die Temperatur von o reducirt, so beträgt die Differenz ijr" B. **') Bei dem Fittriren des Bodensatzes und des Schaumes von Ko Halben Saftes durch Flanell, erhält man: ä Halbe Saft und i>sr r»t 10) Die bei der Läuterung in Anwendung kommenden Ap¬ parate sind: a) die Läutcrungskessel, b) mehrere Filter, c) ein Hohlmaß, zum Eingießen der Kalkmilch, cl) ein Sieb, c) ein Schaumlöffel, t) ein Thermometer, und 8) ein Ruhrstock mit einem (durchlöcherten) Brettchen. Läuterung sck esset. 11) Die Größe und die Anzahl der Läuterungskessel richtet sich nach dem Umfangender Zuckerfabrication. Werden in einer Fabrik täglich 100 Eentner Ruben verar¬ beitet, und der Saft soll am selben Tage ohne Unterbrechung ge¬ läutert und abgedampft werden, dann werden drei Kessel L 5 — - Eimer erfordert, wenn lOmal in einem Tage geläutert wird * *). Kann in einem Tage die Läuterung nur 8mal vorgenommen werden, dann müssen die Kessel 5^ 8'/» Eimer fassen kön¬ nen. Diesemnach läßt sich die Anzahl der Kessel für jede ausge¬ dehntere Fabrikation leicht berechnen. 12) Die Construction der Kessel ist in den meisten französi¬ schen Fabriken von der Art, daß der untere Theil ein Kugel- Segment darstellt, während der obere einen geraden Cylinder bildet **). 13) Um aus den Kesseln den geläuterten Saft ohne Boden¬ satz in die Abdampspfannen, oder in das Dumont'sche Filter mit Leichtigkeit leiten zu können, müssen dieselben nicht nur höher als — r Halbe Bodensatz, welcher im ganz trockenen Zustande ZjL Pfund wiegt, ohne Zuschlag desjenigen Antheils, welcher aus dem Filter nicht herausgebracht werden konnte. *) Der rohe Saft beträgt in diesem Falle rooo — Zooo Maß oder So — 75 Eimer, der geläuterte 180a — 2700 Maß oder Hä — k>7,S Eimer. '*) Schubarth a. a. O. S. 21. SS die letztem Apparat? angebracht, sondern auch mit emem Hah¬ ne *) versehen werden. Filier. 14) Dle Filter, von welchen hier die Rede ist, sind einfa¬ che, aus dichten Stoffen **) verfertigte Beutel, welche zur Häls- te mit Bodensatz und Schaum gefüllt, und auf einem Balken, unter welchem sich eine Rinne befindet, aufgehängt werden, um den noch im Bodensätze und Schaume befindlichen Saft zu ge¬ winnen. Um aber den nicht mehr abtropfenden Saft zu gewinnen, müssen die Beutel einem leichten Drucke ausgesetzt, und der hie¬ durch erhaltene Rückstand noch einmal in einem ganz reinen Sa¬ cke siltrirt werden. Daß übrigens diese Filter nach jedesmaligem Gebrauche gere'miget werden müssen, ist eine einleuchtende Sa¬ che ***). 15) Die Anzahl und die Größe der Beutelsilter ist sehr verschieden. Werden täglich 100 Centner Runkelrüben verarbei¬ tet, dann reicht man mit fünf solchen Beuteln aus, wenn sie 15 20" breit/ und 30 — 36" lang sind. *) Nach Beschaffenheit der Kessel ist der Hahn L — 6'' von dem Bo¬ den derselben angebracht. Da ohnehin der Bodensatz filtrirt wer¬ den muß, so ist eS immer räthlicher, den Hahn etwas höher an- zubringen, um in dem Abdampfkeffel ganz klaren Saft zu erhalten. Den Saft mittelst Heber aus den LäutsrungSkesseln weiter zu bringen, ist immer eine Arbeit» dis viele Aufmerksamkeit erfor¬ dert, und welche zudem selten ganz vollkommen gelingt. Die in Frankreich üblichen Läuternngskessel mit doppeltem Boden sinder man auf der IV. Taf. des Schubarth'schen Werkes ab¬ gebildet. **) Ein dichter Flanell ist der russischen Leinwand bei weitem vorzu¬ ziehen. *") 2» Frankreich pflegt man diese Beutel alle sL Stunden auszu¬ kochen. Dessenungeachtet werden sie binnen 2 — Z Wochen durch den im Safte enthaltenen Kalk so hart, daß sie zerbersten würden, wenn man sic nicht in verdünnter Salzsäure einweiche« und dann auswaschen möchte. (Schubarth a. a. Q- S- r-j). «s Hohlmaß zum Eingießen der Kalkmilch. 16) Um das mühsame Abwägen des anzuwcndcnden KalkcS zu beseitigen, verfahrt man am einfachsten, wenn man bei einem bestimmten Mischungsverhältnisse des Wassers mit dem Kalke den Kalkgehalt der Kalkmilch in einem bestimmten Hohlmaße auf dem Wege der Empirie ausmiktelt *). Bleibt das oberwähnte Ver- hältniß constant, und die Beschaffenheit des Kalkes dieselbe, dann ist jedes weitere Abwägcn überflüssig; da das Hohlmaß die an- gcwendete Menge Kalkes genau anzeigt. Sieb, Schaumlöffel, Thermometer und Rührstock. 17) Ein feines Sieb ist zur "Absonderung der nicht aufge¬ lösten Theile der Kalkmilch nöthig **). 18) Der Schaumlöffel dient dazu, um den während der Läuterung gebildeten Schaum abzunehmen. 19) Das Thermometer dient dazu, um die Temperatur des Saftes während der Läuterung zu prüfen ***). Siehe hierüber §. no der Einleitung. UebriqenS kann man die Kalkhaltigkeit einer Kalkmilch mit Hilfe eines sogenannten Calci- meters eben so finden, wie man das specifische Gewicht anderer Flüssigkeiten findet. Um ein solches Calcimeter recht brauchbar zu machen, müßte bei jedem Gradeseiner Scala zugleich die Menge des im Wasser aufgelösten Kalkes angegeben, und die Kalkmilch vor der Messung gut gerührt werden. **) Ist die Kalkmilch vor ihrer unmittelbaren Anwendung nicht gerei¬ nigt worden, dann legt man über den Läuterungskessel zwei Lei¬ sten, auf welche das Sieb zu liegen kommt, durch welches die Kalk¬ milch zu passiren hat. Der Durchmesser eines solchen Siebes soll nicht um vieles kleiner seyn, als der des Läuterungskessels, damit gleich beim Eingießen die Kalkmilch gleichförmig vertheilt werde. *") Man Hal zu diesem Behufs r — Z' lange Thermometer, die an einem hölzernen Stabe befestiget sind. Allein da solche Thermo¬ meter sehr gebrechlich sind, und zudem der Wärmegrad, bei wel¬ chem die Kalkmilch zugesetzt werden soll, leicht bestimmt werden kann, so sind solche Thermometer, die fast bis auf den Boden des LäuterungskesselS reichen, entbehrlich. 94 20) Dcr Nührstock dient dazu, um die brigesctzte Kalkmilch gleichförmig mit dem Safte zu mischen. *). Ik. Vor» -er Läuterung insbesondere. 21) Die bisher üblichen Arten der Läuterung sind: 5) Die Läuterung mit bloßem Kalk, oder das Colonial-Vcr. fahren; b) mit Kalk- und Schwefelsäure, oder das französische Ver¬ fahren ; c) mit Schwefelsäure und Kalk, oder das Achard'sche oder deutsche Verfahren, und 6) mit Schwefelsäure, Kajk und nochmals mit Schwefelsäure, oder das böhmische Verfahren. Läuterung mit bloßem Kalk. (Colonial-Verfahren.) 22) Die schwierigste Aufgabe, die man bei dieser Art der Läuterung zu lösen hat, ist die Ausmittlung der anzuwendenden Kalkmenge. Die Umstände, von welchen die Kalkmenge abhängt, sind: a) die Beschaffenheit der Runkelrüben. Bei zuckcrreichen muß weniger, als bei wässerigen, und bei angefaulten mehr Kalk als bei gesunden Runkelrüben angewcndet werden. L) Dcr Zeitpunkt der Verarbeitung. Je später die Verarbei¬ tung der Runkelrüben erfolgt, desto mehr Kalk muß ange- wendct werden "). *) Um das gleichförmige Mischen des Saftes mit der Kalkmilch zu fördern, bringe man an den Stock eine durchlöcherte Scheibe, wie man sie bei vielen Butterfässern ankrifft, an, und rühre von Un¬ ten nach Oben. *') In Frankreich werden in den Monaten September bis Februar auf 8 ija Hectoliter (612 Maß), 2 ij2 Kilogr. (4 1)2 Pfund), im März 5, und im April Z.5 — 4 Ksiogr. angewendet. Ja mau steigert die Quantität nach Umständen bis auf 4,5 — 5 Kilogr. (Schubarkh a. a- O., S> 25). S5 a) Die Beschaffenheit des Bodens. Je kalkhaltiger der Boden ist, desto weniger Kalk braucht man anzuwenden. Nach Verschiedenheit dieser Umstände ist die anzuwenden¬ de Kalkmenge sehr verschieden. Sind die Runkelrüben von guter Qualität, und werden sie bald nach ihrer Ernte verarbeitet, dann reicht man mit 18—20 Loth auf 100 Maß Saftes aus. Erfolgt ihre Verarbeitung gegen das Frühjahr, dann müs¬ sen 25 30 Loth auf dieselbe Saftmenge angcwendet werden. (§. 117 d. Einl.) Bei Rüben von minderer Qualität muß man 30 — 50 Loth aus 100 Maß anwenden. 23) Die Zeit, zu welcher der Kalk dem Safte zugesetzt wer¬ den soll, wird durch die Beschaffenheit des Saftes bestimmt. Reagirt der Saft sauer, so muß ihm die Kalkmilch vor sei¬ ner Erwärmung zugcsctzt werden. (§. 18 und 110 d. Einl.) Ist er dagegen neutral, dann soll die Kalkmilch angewendet werden, wenn sich der Saft mit einem weißen Schaum bedeckt hat, vor¬ ausgesetzt, daß er -vor der Läuterung abgcschäumt wurde, oder wenn er die Temperatur von wenigstens 60° R. erreicht hat. 24) Ist der Saft mit der Kalkmilch versehen und umge¬ rührt, so soll er bis zum Siedcpuncte *) erwärmt, das Feuer gleich darauf gedämpft, der Schaum abgenommen, und der Saft einige Minuten der Ruhe überlassen werden, damit sich die in demselben schwimmenden Flocken zu Boden setzen können. Ist dieses erfolgt, so wird der klare Saft durch die an dem Läutc- rungskessel angcbrackten Hähne in die Abdampfpfanne geleitet, und der Bodensatz sammt Schaum siltrirt. 25) War der Saft von guter Qualität, und ist eine ange¬ messene Kalkmcuge angcwendet, dann wird man folgende Erschei¬ nungen als Zeichen einer vollkommenen Läuterung wahrnehmen: s) ein Aufwallen von Außen nach Innen; t>) einen starken, konsistenten, dunklen Schaum, der sich gleich¬ sam schneiden läßt; ') Der Grund, warum der Saft im Läukerungökessel nicht gekocht werden soll, ist in der Anmerkung zu §. r»5 der Einleitung ange¬ geben. (Siebe auch r, d. Einl ) «6 «) eine schnelle -Bodensahbildung mit Hinterlassung eines kla- ren Saftes von lichtgclber oder brauugelber Farbe, einem nußartigcn Gerüche und Geschmackc, und eine mäßige alkalische Reaction *); und 6) wird der klare Saft erwärmt, so wird er nicht trüb, setzt man ihm Kalk zu, so erfolgt kein flockiger Niederschlag, und der Lust längere Zeit ausgesetzt, verändert er nicht seine Farbe; sondern überzieht sich mit einem Häutchen, welches jedoch nicht irisirt. 27) Wird zu wenig Kalkmilch angewendet, dann beglei¬ ten die Läuterung folgende Erscheinungen: a) der Schaum ist dünn und passirt durch den Schaumlöffel; b) der Saft bleibt trüb, selbst wenn er durch mehrere Beutel- filter passirt, die Menge der Flocken ist gering, und diese setzen sich nur sehr langsam ab; c) die Farbe des Saftes ist mit einem starken Strich ins Grü¬ ne versehen, und der Luft ausgesetzt, wird sie bald verän¬ dert. (§. 45 und 52 d. Einl.) ; und ck) der eigentliche nußartige Geruch und Geschmack des Saf¬ tes sind kaum merklich. 27) Werden diese Erscheinungen wahrgenommen, dann muß der Saft noch einmal gelautert werden, denn erfolgt dieses nicht, dann färbt sich der Saft beim Abdampfen stark, läßt sich schwer eindicken, und wird klebrig. 28) Hat man dem Safte einen Ucberschuß an Kalk zugesetzt, dann ist feine Farbe stark lichtgelb **), und an der Luft unver¬ änderlich; die alkalinische Reaction ist bedeutend, ohne einen am¬ moniakalischen Geruch wahrzunehmcn; wird der klare Saft er¬ wärmt, so trübt er sich; angehaucht, oder auch nur der Luft ausge- *) Das Curcume > Papier wird entweder orangegelb oder sehr schwach braun gefärbt. Das durch eine Säure rothgesärbte Lakmus-Pa» pier wird zum großen Theil wieder blau. Diese beiden Reagens- Papiere erhält man in jeder gut eingerichtete» Apotheke- ") Ist der Ueberschuß sehr bedeutend, dann ist dw Farbe röthlich braun; doch einen solchen Ueberschuß kann nur die größte Unwis¬ senheit anwenden. Haben die Runkelrüben gekeimt, oder sind sie" angefault, dann ist die Farbe gvld- oder safrangelb. sr ausgesetzt, wird er mit einem Häutchen (Kalk) überzogen, an welchem man die Erscheinung des Irisirens bemerken kann; nach längerer Zeit scheiden sich aus demselben Krystalle von kohlensau rem Kalk (§. 51 der Einl.), und beim offenen Feuer abge- dampft brennt er sehr leicht an *), und erhält einen herben, bit¬ terlichen Beigeschmack. (Z. 21 und 22 der Einl.) 29) Um die üblen Folgen, welche aus dem Kalküberschusse entspringen, zu beseitigen, muß dem Safte in den Abdampspfan- nen, bevor er eine Dichte von 10" B. erreicht hat, stark ver¬ dünnte Schwefelsäure ^*) unter fortwährendem Umrührcn so lange zugesetzt, bis ein Curcume--Papier nur sehr schwach braun gefärbt wird, und derselbe dann filtrirt werden. 30) Llb dem Safte die entsprechende Menge von Kalk zu¬ gesetzt wurde, kann durch folgende Probe ausgemittelt werden: Man sittrirt etwas Saft gleich darauf, als er mit Kalk be¬ handelt wurde, und erwärmt denselben auf einem blechernen Löf¬ fel. Wird er dabei trüb, so ist cs ein Zeichen, daß zu viel Kalk angewendet wurde. Bleibt er aber klar, dann können zwei Fäl¬ le eintreten, entweder ist zu wenig, oder gerade genug Kalk an¬ gewendet worden. Um zu erfahren, ob der eine oder andere Fall vorhanden sep, setze man dem Safte einige Tropfen Kalkmilch zu, und erwärme denselben bis zum Sieden. Erfolgt nach eini¬ gen Minuten Ruhe ein grauer, stockiger Niederschlag, dann ist zu wenig Kalk angewcndet worden, im entgegengesetzten Falle aber gerade genug ***). Wer die anzuwendende Kalkmenge auf die §. 117 der Ein¬ leitung angegebene Art bestimmt hat, und die §. 25 HI. ange¬ führten Erscheinungen zur Richtschnur seiner Beurtheilung erhebt, der ist nicht genöthiget, von der angegebenen Probe einen Ge¬ brauch zu machen. *) Dingi. Journ. B- 67, S. ir6. **) Phosphorsäure ist allerdings besser, weil der phoSphorsaure Kalk schwerer löslich ist, als der schwefelsaure, dagegen auch um vieles kostspieliger. Die Anwendung der Kohlensäure hat sich nicht be¬ währt. Döbereiner schlägt die schwefelsaure Thonerde vor. (Erd¬ manns Jour». B. 2, S. äo8). Blei a. a. L>., S. 5S, 7 v« 31) Was die Wirkungen des Kalkes im Läuterungskcsscl betrifft, so sind dieselben bereits §. 111 der Einkeilung angcgc-- ben worden. Läuterung: zuerst ifiit Kalk, und dann mit Schw e- fe l sä u r e. (Französisches Verfahren). 32) Die Unsicherheit in der Bestimmung der Kalkmenge war die Veranlassung, daß man dem mit überschüssigen Kalke geläuterten Safte verdünnte Schwefelsäure entweder schon im Lau- tcnmgskessel oder in den Abdampfpfannen zusetzte *), oder die französische Läuterungs-Methode einführte. 33) Man hat die Erfahrung gemacht, daß das Ansehen des Zuckers, wenn zugleich mit Schwefelsäure geläutert wird, zwar schön, ja wohl besser ist, als bei der Anwendung vom blo¬ ßen Kalke, daß aber eine Form vom erstem Zucker nur etwa 50 Pfund wiegt, während die vom letztem ein Gewicht von 56 58 Pfund hat; daher wird dieses Verfahren auch in Frankreich nicht mehr angewendet **). 0. Läuterung: zuerst mit Schwefelsäure, und dann mit Kalk. (Achard'sches oder deutsches Verfahren). 34) Das Wesen dieses Verfahrens besteht darin: daß dem Safte, wie er von der Presse kommt, verdünnte Schwefelsäure zugesetzt wird. Hat sich der Saft zur Hälfte geklärt, was gewöhnlich im Verlaufe von 24 Stunden erfolgt, dann wird er in den Läute¬ rungskessel gebracht und mit Kalk behandelt ***). Oüaxtal und Oubrrmfaut lhaten das Erstere, und tllewsuclot das Letztere, (I>euss5 Zuckerfabrikat. Ilmenau i8Z4, S. 224). *') Schubarlh a. a. O,, S. 24 und Dingl. Journ. B. Sg, S. 197. Achard gab den Saft in sieben Maß fassende Topfe, setzte aufioc, Pfund (circa 40 Maß) Saft 677 Gran (2,8z Loth) verdünnte Schwefelsäure zu, und ließ das Gemisch 24 Stunden stehen- Nach Verlauf dieser Zeit war der Saft zur Hälfte hell, die andere Hälft 35- Dort, wo noch gegenwärtig die verdünnte Schwefel¬ säure vor dem Kalke angcwcndet wird, geschieht es vorzugsweise in der Absicht, um den Saft vor dem Schleimigwcrden zu si¬ chern, und nicht um das Eiweiß niederzuschlagen *). v. Läuterung: zuerst mit Schwefelsäure, dann Kalk, und zuletzt wieder mit Schwefelsäure. (Böhmisches oder Weiiirich's Verfahren). 36) Nach diesem Verfahren werden dem Safte, wie er in den Läuterungskessel kommt, vor dem Anzünden 0,2 — 0,4 Pro¬ cent, d. i. 6 12 Loth auf circa 40 Maß **) in vier Lhei- len Wasser verdünnte Schwefelsäure zugesctzt. Nach einigen Minuten wird dem Safte so viel Kalkmilch zugesetzt, bis bei der Probe, welche darin besteht, daß man auf einem Löffel Saft, von 50 — 60" R. faßt, diesen über einer Lampe kocht, seiht, wieder erhitzt, und endlich mit Kalkmilch mischt. Erfolgt ein flockiger Niederschlag, so wird dem Safte Kalk zugefttzt, bis bei einer wiederholten Probe kein Niederschlag mehr wahrgenommen wird. Hat man dem Safte die ausgemittelte Kalkmcnge zugesetzt, dann wird er bis 75° N, erwärmt, das Feuer gedämpft, durch te war schwärzlich grau und sehr trüb; dann brachte er den ganzen Inhalt der Topfe in einen Kessel, nachdem er den Boden mit Kreide (kohlentaurem Kalte) der Art bestreut halte, daß auf aoo Pfund »7,85 Loth kamen. Gegenwärtig wird ein solches Verfahren nirgends mehr angewendet. Selbst Herr Crespel in Arras, der rreueste Anhänger dieses Verfahrens, Hal es anfgegeben. *)' Achard schien der Ansicht gewesen zu seyn, daß cs sich bei dec Läu¬ terung vorzugsweise um die Ausscheidung des Euveißstoffes handle, betrachtete daher die Schwefelsäure, da sie dasselbe niederschlägk, als das erste Läuterungsmjttel-. Den Kalk betrachtete er nur bloß als ein Mittel, um den schädlichen Einstuß der Säuren in der Hitze auf den Zucker und das Kupfer des Kessels zu verhindern. sGrebner a. a. O., S. 5» und ür). *') Sind die Niiben gesund und frisch, so werden bloß o,r Procent, bei angcfaullen und alten aber a,3 4 Procent ruigewendet. 7 * IO« Ruhe oder Beutelsilter geklärt, und in die Abdampfpfamie gelei¬ tet. Hat er hier eine Dichte von 10° B. erreicht, so wird ihm in zehn Thcilcn Wasser verdünnte Schwefelsäure so lange zugc- tetzt, bis er ein Curcume-Papier nur noch schwach braun färbt *). IV. ^on der Abdampfung (LVApoistion). Im Allgemeinen. 1) Der Zweck des Abdampfens ist, dem geläuterten Safte das Wasser zum großen Theil zu entziehen. Je schneller dieß erreicht werden kann, desto mehr und de¬ sto vollkommenem Zucker erhält man (§. 23 d. Einl.) *) Ohne den Verdiensten, welche sich Weinrich um die Zuckerfabriea- tion aus Runkelrüben erworben hat, nahe zu treten, glaube ich die Bemerkung beifügen zu können, daß die Zusammensetzung des Achard'schen mit dem alten verlassenen französischen Verfahren ganz überflüssig erscheint, wenn man nicht 6 — L Stunden wartet, bis die Läutcruugskcssel gefüllt sind, und wenn man dem Safte die an¬ gemessene Kalkmenge zusetzt. Uebrigens steht dieses Verfahren mit der §. 53 ltl. angeführten Erfahrung im Widerspruche. Wird aber dieser Widerspruch durch die Klärung mit Kalk beseitiget, warum dann aus einer Arbeit zwei machen, oder den Kalkgehalt-vermin¬ dern, um ihn in der Folge erhöhen zu müssen? Doch selbst in Er¬ manglung einer streng wissenschaftlichen Begründung dieses Verfah¬ rens, müßte man demselben das Wort führen, wenn nicht darge- lhan wäre, daß andere Fabriken, die bloß mit Kalk läutern, nicht eben so viel und eben so guten Zucker erzeugen, als jene, welche die böhmische complicirte Methode anwenden. Mehreres hierüber findet man in den neuesten, in den böhmi¬ schen Fabriken eingeführlen Verbesserungen von Weinrich, Prag i8Z5, in den neuen Schriften der k. k. böhmischen Landwirthschafts- Gessllschaft B. 4, S. i re-, und in Lcnch's polytechnischer Zei» tiing von i856 , S. i5o. Andeutungen hierüber sind schon in Greb- ner a. a. O. , S. Sg enthalten. *') Eine 4 — Sstündige Abdampfung hat noch keinen Nachtheil in dec Zuckererzeugung hcrvvrgebracht. (Agriculturchemie von «Mag- lal, S, 4,5). !<»» 2) Da cine schnelle Verdünstung' s) von dem Grade der Wärme, b) von der Größe der Oberfläche und der Menge der Flüssig¬ keit, und endlich c) von dem Drucke, den die Atmosphäre oder der Dunst auf sie ausübt, abhängt; so folgt hieraus, daß das Abdampfen in großen, flachen Pfannen, bei raschem Feuer und bei einem verminderten Luftdrucke erfolgen soll *). 3) Die Hauptvorsicht, die man beim Abdämpfen zu be¬ obachten hat, besteht in der Verhütung des Anbrenncns des Saftes. Die Gefahr des Anbrennens wird vermindert: s) wenn die Abdampfung mit gespannten Dämpfen oder er¬ wärmter Luft erfolgt **); K) wenn das offene Feuer nur den Boden, oder höchstens den mit Saft gefüllten Theil der Abdampspfanncn bestreicht; c) wenn man den Saft vor dem Abdampfen der Art reiniget, daß er keinen Bodensatz (bei Ruhe) mehr bildet; 3) wenn der Saft in einer Abdampfpfanne nicht unter 1'/-" abgedampft; e) wenn nach dem Zusätze der Schwefelsäure der Saft filtrirt, und t) wenn dem Safte etwas feines Knochenmehl zugesetzt wird***). *) Oie Erhaltung eines lüft - und dampfleeren Raumes oberhalb der Abdampfpfannen , hat erst in der neuesten Zeit hie und da Eingang gefunden. Es ist vielfältig in den Raffinerien dargethan worden, daß die auf die Herbeffchaffung solcher Abdampfapparate verwen¬ deten Kosten durch das vermehrte und verbesserte Product vollkom¬ men gedeckt werden. Wird in gewöhnlichen Pfannen abgedampft, dann soll durch eintauchende Schaufeln, Walzen, Leinwand ohne Ende u- d. gl-, die Ounsterzeugung befördert werden. ") llramo ttlx-vüliar ließ sich ein Patent auf Vie Abdampfung und Eiukochung des Runkelrüben - Saftes mit heißer Luft geben. Er¬ laßt du-ch feine Ocffnungen in den Abdampfungs- und Einko¬ chungsapparat heißeLuft strömen, welche die wässerigen Theile, in welche» der Zucker aufgelöst ist, dem Syrup entzieht, und die Melasse zurückläßt. sDiugler's Journal B. Si , S. saL). Um das lästige Filtriren während des Abdampfens zu beseitigen, braucht man nur dem mit überschüssigem Kalke geläuterten Safte Veinschwarz >j4 — Procent zuzusetzen. H »S 4) Die Menge des abzudampsendeu Wassers, welche von der Beschaffenheit des Saftes und von dem Grade, bis zu wel¬ chem der Saft abgedampft werden soll, abhängt, kann nach der §. 31 der Einleitung angegebenen Formel bestimmt werden. 5) Was die Anzahl und die Größe der Abdampfpfannen betrifft, so hängen sie von der Ausdehnung des Betriebes und von dem Umstande ab, daß zu große Abdampfpfannen zu schwer¬ fällig und nicht leicht gleichförmig zu erwärmen sind. 6) Nach Verschiedenheit dieser Umstände findet man, daß auf einen Läuterungskessel bald eine, bald 2—4 Abdampfpsan- Uen gehalten werden. 7) Eine Fabrik, die täglich 100 Centncr Runkelrüben ver¬ arbeitet, würde: s) zwei Abdampfpfanncn von 30 m Fuß Bodenfläche, b) » » 15 » r> und c) » » » 7 Vs ,, » erfor¬ dern, wenn der Saft 4" hoch aufgegossen, und in jeder Pfanne auf 2" abgedampft wird *). 8) Um düe Anlegung von so ungleichen Herden entbehrlich zu machen, so wäre unter der Voraussetzung, daß eine Läute¬ rung zwei Stunden dauert, und daß während einer Stunde der *) Aus roo Centner Runkelrüben erhält man rooo —soso Maß Saft. Schlägt man den Bodensatz und Schaum mit ijio ab , so kommen, wenn täglich io Läuterungen erfolgen, auf eine Abdampfpfanne aus dem Läutecungskessel ,8o — 270 Maß. Da ein Gefäß mit vertikalen Wänden, in welchem eine Maß Saft 4" hoch stehen soll, eine Bodenfläche von 0,143 Hf Fuß haben muß, so müssen dis Abdampfpfannen, wenn sie den ganzen Saft eflier Läuterung auf¬ nehmen, und mit demselben 4" hoch angefüllt werden sollen, 28,74 — 58,6i HZ Fuß Vodenfläche haben. Ist der Saft auf abgedampft, dann muß er in Pfannen von 12,87 — sg.Zoü sI Fuß Bvdenfiäche gebracht werden, wenn er in denselben wieder 4" hoch stehen soll. Aus diesen Pfannen wird endlich der Saft auf Pfannen von 6.455 — g.65r Fuß gebracht, wo er, wenn er vvn guter Qualität war, eine Concenkration von 25 — Zo° B. erlangt. Ist dieß nicht der Fall, dann muß der Inhalt von den zwei letzteren Pfannen in eine gebracht» und das Abdampfen fort¬ gesetzt werden. L«3 Saft von 4" auf 1',^" abgcdampst wird, folgendes Verfahren zu beobachten: Man führe sechs Pfannen von 15 LI Fuß ein, und leite auf zwei derselben den Säst, den ein Läuterungskcsscl gibt. Hat sich hier der Saft auf IV2" eingekocht, dann bringe man den Inhalt von beiden in die dritte Pfanne. Während hier der Saft abdampft, werden die zwei andern Pfannen gcreiniget, wozu ein Zeitraum von einer Stunde erübriget, um wieder den Saft der zweiten Läuterung aufnchmen zu können. Die Abdam¬ pfung würde in zwei Stunden vollendet, und der Saft auf seines ursprünglichen Volumens reducirt seyn. Die Functionen von den drei Läuterungskesseln und den sechs Abdampfpsannen, die mit Nro. 1, 2, 3, 4, 5 und 6 be¬ zeichnet werden sollen, wären nun folgende: 1. Der von 6 — 8 Uhr Morgens geläuterte Saft wird von 8 — 9 Uhr auf den Pfannen Nro. 1 und 2 abgedampft; um 9 Uhr wird der Inhalt von beiden in die Pfannen Nro. 3 gebracht, und bis 10 Uhr eingedickt. 2. Der von 7 9 Uhr geläuterte Saft kommt aus die Pfannen Nro. 4 und 5, wo er bis 10 Uhr abdampft; während dieser Zeit werden die Pfannen Nro. 1 und 2 gcreiniget, um 10 Uhr kommt er auf die Pfannen Nro. 6, wo er bis 11 Uhr bleibt. 3. Der von 8 — 10 Uhr geläuterte Saft kommt um 10 Uhr auf die Pfanne Nro. 1 und 2, wo er bis 11 Uhr bleibt; während dieser Zeit werden die Pfannen Nro. 3, 4 und 5 ge- reiniget, und Nro. 3 mit diesem Safte um 11 Uhr gefüllt. 4. Der von 9,— 11 Uhr geläuterte Saft (die Läuterung kann auf dem Kessel Nro. I. vorgenommen werden, da die Zeit von 8 — 9 Uhr zu seiner Reinigung hinreichend ist, um ihn um 9 Uhr wieder in Anspruch nehmen zu können), kommt in Nro. 4 und 5, wo er bis 12 Uhr bleibt^ während dieser Zeit wird Nro. 1, 2 und 6 gcreiniget, und um 12 Uhr Nro. 6 gefüllt. 5. Der von 10 — 12 Uhr geläuterte Saft (die Läuterung kann wieder auf dem Läuterungskesscl Nro. II. vorgenommen werden), kommt in Nro. 1 und 2, wo er bis 1 Uhr bleibt; während dieser Zeit werden Nro. 3, 4 und 5 gcreiniget, und Nro. 3 um 1 Uhr gefüllt. 6. Der von 11 1 Uhr geläuterte Saft (die Läuterung kann wieder auf dem Kessel Nro. IH erfolgen), kommt in Nro. 4 und 5, wo er bis 2 Uhr bleibt; während dieser Zeit wird Nro. 1, 2 und 6 gereiniget, und Nro. 6 um 2 Uhr gefüllt. 7) Der von 12 2 Uhr auf dem Kessel Nro. I. geläu¬ terte Saft wird auf den Pfannen Nro. 1 und 2 bis 3, und aus Nro. 3 bis 4 Uhr abgedampst. 8. Der von 1 — 3 Uhr auf dem Kessel Nro. II. geläuter¬ te Saft wird auf Nro. 4 und 5 bis 4, und auf Nro. 6 bis 5 Uhr abgedampft. 9. Der von 2 — 4 Uhr aus dem Kessel Nro. III. geläu¬ terte Saft wird aus Nro. 1 und 2 bis 5 Uhr, und auf Nro. 3 bis 6 Uhr abgedampft. Und 10. der von 3 — 5 Uhr auf dem Kessel Nro. I. geläuter¬ te Saft wird aus Nro. 4 und 5 bis 6, und auf Nro. 6 bis 7 Uhr abgedampst. Diesemnach fungiren die Kessel: Nro. I. Nro. II. von 6—8 Uhr, von 7—9 Uhr, » 9 II » 10 —. 12 » » 12 — 2 » „ I — 3 » » 3—5; und die Pfannen: Nro. 1 und 2. Nro. 3. Nro. 4 und 5. und Nro. 6. von 8 9 Uhr, von 9 10 Uhr, von 9 10 Uhr, von 10 — 11 Uhr 300 Maß faßt, sechs Abdampfpsannen von der angegebenen Beschaffenheit, dann wird man nicht nur die Eeräthschaftcn, son¬ dern auch die Arbeiter von 6 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends ohne Unterbrechung beschäftigen können. 9) Die bisher üblichen Formen der Abdampfpsannen sind: s) die dreieckigen *), Nro. III. von 8 10 Uhr, » 11 1 » » 2 — 4 » Sie führen den Namen Schaukel - oder Schwungpfanne», weil sie gewöhnlich um eine Achse, die auf Zapfenlagern des Mauerwerkes LOS b) die viereckigen , und e) die runden **). Dort, wo der Saft mchrmal umgcgossen werden soll, sind die dreieckigen, wo cs sich aber um Ersparung von Raum han¬ delt, und wo mit Dampf gcheitzt wird, dort sind vorzugsweise die runden Formen einzuführcn. Uebrigens gewähren die runden Pfannen auch den Vortheil, daß sie leichter gcreiniget werden können. 10) Die Einrichtung der Pfannen muß folgende seyn: a) müssen sich die Pfannen gleich neben den Läuterungskesseln befinden, und um so tiefer liegen als letztere, damit durch den Hahn der Läuterungskessel der Saft unmittelbar auf sie geleitet werden könne; b) sollen sie nebeneinander so eingemauert werden ***) , daß nur ihr Boden, oder höchstens der mit Saft bedeckte Theil vom Feuer bestrichen wird, und daß jede nachfolgende um 4 L" gegen die vorangehende tiefer liegt ****), damit des Ofens befestiget ist, geneigt werden können. Sie haben vor den unbeweglichen den Vorkheil, daß in ihnen daS Abdampfen schneller erfolgt, dagegen brauchen sie mehr. Vrennmaterial. (Kirch¬ hof a. a. O. , S. 72!. ch Die viereckige Form ist die gewöhnlichste. Ihre Länge wechselt im Allgemeinen von 4 — 8', und dis Breite von r — 5'. Crelpels Abdamptpsaiinen haben eine Länge vonrZ.ö, und eine Breite von 2,3 Fuß. ") 2» Frankreich ist diese Form sehr üblich. Schubarth a- a. O., S. r8 sagt: In allen übrigen Fabriken (mit Ausnahme der Cre- spel'schen), die ich in Frankreich besuchte, arbeitet man in runden, bedeckten Pfannen. Seite 32 sagt er weiter: Die Pfannen sollen die Formen eines Halbcylinders mit doppeltem Boden, 7 Fuß Län¬ ge , 2 ij2 Fuß Brette haben, und der Abstand beider Böden soll r6 Zoll betragen. Die von Oubruulaut empfchlencn Schwung- ptannen sind ebenfalls rund, und haben einen Durchmesser von 4^, also eine Bodenfläche von ir,S6 HI Fuß. *") Uebrigens versteht sich von selbst, daß das Einmauern von der Art seyn muß, daß die Pfannen mit ihren Nahmen, an welchen sie befestiget sind, aus dem Mauerwerke hecausgenommcn werden können. *'**) Sind die Pfannen in gleicher Höhe angebracht, dann kann dec Saft mit Hilfe der Hähne nicht aus einer in die andere unmittelbar mittelst der Hähne der Saft von der einen aus die andere unmittelbar geleitet werden könne; c) sollen ihre Böden eine kleine Neigung gegen diejenige Stel¬ le haben, an welcher die Hähne angebracht sind, damit der Saft rein abfließe, und ei) müssen sie mit einem sogenannten Dampfauffangsmantel versehen werden, um das Locale von Dünsten rein zu er¬ halten *). 11) Außer den Abdampfungspfannen bedarf man zur Ab¬ dampfung ein Aräometer, und einen Schaumlöffel. 12) Das gebräuchlichste Aräometer ist das Beaumö'sche. geleitet werden, sondern man muß sie durch den an der vordcrn Seite angebrachten Hahn leeren, und den Saft übertragen. Sind sie 4 — 5" tiefer gegeneinander eingemauert, dann mündet dec am Boden der ersten Pfanne angebrachte Hahn in die zweite Pfan¬ ne in einer Höhe von 4 — S". ') In den böhmischen Fabriken sind in der neuesten Zeit die Abdampf¬ pfannen mit Deckeln so versehen, daß die Dämpfe nur durch ein weites Dampfrohr ziehen können, welches zu den Juckerböden ge¬ führt wird, um dieselben zu erwärmen. (Leuch's polytechn- Zeitung 18Z6, S. iso). Außer den bisher angeführten Einrichtungen der Abdampfpfan¬ nen, findet man in einigen industriös betriebenen französischen Fa¬ briken noch folgende zwei: ->) daß oberhalb der Abdampfpfanne ein lüft - und dunstleercr Raum erhalten, und b) daß in den Saft mittelst (spiralförmiger) Röhren erwärmte Luft hineingeleitet wird. Wo die Abdampfung mit Dämpfen er¬ folgt, dort haben die Abdampfpfannen entweder einen gefalteten Boden, oder es befindet sich über dem ebenen Pfannenboden ein einfaches oder doppeltes Schlangenrohr (ckoupls serpentin). Letzte¬ res ist wegen dec gleichförmigen Erwarmung vorzuziehen. Schu¬ barth a, a. O. S. 2g hat vorgeschlagen, die Röhren, welche den Dampf zuführen, so in der Flüssigkeit zu vertheilen, daß sie von ollen Seiten von derselben umgeben werden. Da durch eine sol¬ che Einrichtung die Wärme des Dampfes am vollständigsten wirkt, so ist zu erwarten, daß dieser Vorschlag auch bald ins Leben treten werde- »O? Vor seiner Anwendung muß der abznwägende Saft in eine gläserne Röhre von 1'/^ — 2" Durchmesser gebracht werden*). L. Don der Abdampfung insbesondere. 13) Mit Rücksicht auf den Umstand, ob der geläuterte Saft vor dem Abdampfen siltrirt werde oder nicht, und ob die Ab¬ dampfung mit oder ohne Beinschwarz erfolge, kann die Abdam¬ pfung: r») in die Abdampfung ohne, und K) mit Filtrirung eingctheilt werden, von welchen jede wieder auf eine zweifache Art erfolgen kann, und zwar: rr) ohne, und L) mit Zusatz von Beinschwarz. 14) Die Abdampfung ohne Filtration und Zusatz von Bein¬ schwarz, wird meistens dort angewendet, wo der abgedampfte Saft durch ein sehr wirksames Dumont'sches Filter passiren muß**). 15) Die Abdampfung ohne Filtrirung und mit Zusatz von feinem Beinschwarz ***) verdient vor der frühem Art, in so weit einen Vorzug, als durch das Beinschwarz zwei wesentliche Vortheile erreicht werden. Diese sind: ») Die Beschleinigung **'*) des Abdampfens, und Die in Frankreich gebräuchstchsn Pöse-Syrop stimmen mit den Beaume'schen Groden nicht überein. Sie zeigen eine um — geringere Dichte als letztere an. — Das Verhältnis der Beck'- schen zu den Beaume'schen Graden ergibt sich aus der H. 26 der Einleitung angeführten Tabelle Das Beaume'sche Aräometer kann hier in Laibach bei dem Me¬ chaniker, Herrn Johann Echter, bezogen werden. **) In den böhmischen, von Weinrich eingerichteten, Fabriken wird meistens diese Art der Abdampfung angewendet. Welche Einrich¬ tung ein Dumont'sches Filter erhalten muß, wenn es sehr wirk¬ sam erscheinen soll, wird in der Folge bei der Klärung angegeben werden. "') Diese Art der Abdampfung war in der frühern Zeit in Frank¬ reich sehr üblich, und daher ist sie von jenen Schriftstestern, die vor 6 — 8 Jahren geschrieben haben, sehr in Schutz genommen wor¬ den. (ösaujau im stoura. ste «bim. mest. 1829s. **"*) Sie ist eine Folge der Verbindung des Kali mit dem Bein- schwarz. (Anmerkung zu §. 201 der Einleit.) »08 k,) hie Vcrhüthung des Anbrenncns. 16) Das Beinschwarz wird entweder gleich beim Beginnen der Abdampfung, oder erst dann, wenn der Saft eine Dichte von 10 — 20° B. erreicht hat, in den Abdampfkcssel gegeben *). 17) In Betreff der Quantität des anzuwendenden feinen Weinschwarzes sind die Angaben so verschieden, daß sich hierüber nichts Näheres mit Bestimmtheit sagen läßt. Die Quantität wech¬ selt von 0,012 — 4 Pfund pr. 100 Maß Saft **). 18) Die Abdampfung mit Filtration und ohne Beinschwarz, ist von vielen deutschen Fabrikanten eingeführt worden. 19) Zur Filtrirung des geläuterten Saftes bedient man sich gewöhnlich des im Dumont'schcn Filter bereits gebrauchten Bein¬ schwarzes; indem man entweder den geläuterten Saft nach dem abgedampften durch dasselbe paffiren läßt, oder indem man das gebrauchte Beinschwar; in andere, dem Dumont'schcn Filter ähn¬ liche Gefäße bringt, und den geläuterten Saft darauf gießt ^**). 20) Die Abdampfung mit Filtrirung und Beinschwar; wird m den vorzüglichsten Fabriken Frankreichs angewendet ****). *) Ersteres ist vorzuziehen, weil die eben angeführten Vortheile voll¬ kommener erreicht werden können. ") Grebner a. o. O., S. 6g, rechnet auf rooMaß Z ijr — 6 Pfund; Kirchhof a. a. O. , S. 76, auf eine Läuterung von iZoCentncr, die man nach ihm aus 200 Centner Runkelrüben erhält, 2 Pfund, und bei Crespel werden aus eine Pfanne von ciroa Z2 HZ Fuß go — >00 Cubikzoll feines Beinschwarz angewendet. — Ich glaube aus mehreren hierüber angestellten Versuchen die Folgerung ziehen zu können, daß man auf 100 Maß 2 Pfund anwenden soll¬ te; wenn beim Dumont'schen Filter 5 — 6 Procent Beinschwarz gerechnet werden. *'") In der Fabrik des Herrn Crelpel wird das Beinschwarz des Dumont'schen Filters in viereckige Kästen, die mitKupfer ausgetchla- gen, und im klebrigen so wie die Dumont'schen Filter eingerichtet find, gebracht, und durch dasselbe der geläuterte Saft siltrirt. (Schubarth a. a. O. , S. 26). Mir dünkt diese Arbeit überflüssig zu senn, da bei einer ent- - sprechenden Anzahl von Dumont'schen Filtern der geläuterte Saft gleich durch dieselben paffiren kann, ohne in der Manipulation in Stockung zu gerathen- Die Fabrik des Herrn Crespel, in welcher diese Abdampfungs- meihvde angewcndct wird, gehört viellcicht noch gegenwärtig zu Ivtt 21) Da die Güte des Rohzuckers von der Reinheit des Syrups abhängt, und diese vorzugsweise durch die Anwendung des Beinschwarzcs bedingt ist, so solgt hieraus, daß nach der vierten Methode der vollkommenste Rohzucker erhalten werden kann *). V. ^orr der UlärrrnZ (ci-uMcaiion). Bon der Klärung im Allgemeinen. 1) Die Klärung ist diejenige Operation, die mit dem ge¬ wöhnlich auf 25 — 30° B. abgedampstcn Safte vorgenommen wird, um ihn von den fremdartigen Substanzen als: Flocken, den vorzüglichsten. Der einzige Uebelstand, den diese Abdampfungs» Methode hak, besteht darin, daß der abgedampfte Saft, bevor er auf das Duinont'sche Filter gelangt, die Taylor'schen Beutelfilter passiren muß, — wenigstens geschieht es in der Fabrik des scharf¬ sinnige» Herrn Crespel. Wer öfters Syrupe zu filtriren gehabt hat, der weiß, welch' eine mühsame und lästige Arbeit es ist. Da ich bei meinen Versuchen hierorts keinen so dichten Zeug erhalten konn¬ te , wie man ihn in den Zuckerraffinerirn bei den Taylor'schen Fil¬ tern antriffl, so nahm ich zu der russischen Leinwand, und zu einem sehr dichten Flanell meine Zuflucht. Der mit Spodium abgedampfte Saft wollte aber nicht rein durch diese Stoffe zum Vorschein kommen. Bevor ich diesen Saft auf das Dumom'sche Filter brachte, klärte ich ihn mit Milch, und ich erhielt nach der Filtrirung «inen waffcrklaren Syrup. Der aus diesem Syrup erzeugte Rohzucker hatte eine viel lichtere Far¬ be, als der, den ich nach der zweiten und dritten Methode erhielt. Seine Farbe war die eines gelblich weißen Stangelzuckers. ') Es mangeln noch bisher mit wissenschaftlicher Strenge durchgeführ- le Comparativ - Versuche über die Vortheile und Nachtheile der an¬ gegebenen wer Abdampfungsmekhoben. Es kann eine von ihnen allerdings das beste Product liefern, allein daraus solgt noch nicht, daß sie auch den größten Gewcrbsgeivinn abzuwcrfe« im Stan¬ de ist. Litt Schleim, Extractionsstoff*) und Salzen ") zu reinigen, durch welche der Saft meistens mechanisch verunreiniget, getrübt ist*"). 2) Die vorzüglichsten Mittel, durch welche der Zweck der Klärung erreicht werden kann, sind: 3) eiweiß- und kaschältige Körper, und b) Beinschwarz. Diesemnach kann man die Klärung s) in die mit eiwciß- und käsehältigen Stoffen; b) in die mit Beinschwarz, und e) in die gemischte Klärung eintheilen. Von der Klärung insbesondere. s. Klärung mit ciweiß- und käsehältigen Stoffen. 3) Das Eiweiß und der Käsestoff gerinnen bei einer höhe¬ ren Temperatur (60° N.), und steigen als specisisch leich¬ tere Körper, verbunden mit der Verunreinigung des Saftes, aus seine Oberfläche, (§. 123 d. Einl.) 4) Die Körper, welche man bei dieser Klärungsmethode an¬ wendet, sind: «) das Weiße von Eiern; b) das Blut (Ninds-- , und a) die Milch. 5) Die Vorsichten, die man bei Anwendung dieser Mittel zu beobachten hat, sind: *) Diese Stoffe heißen in der Kunstsprache: Fett. *') Die Salze, die nach der Läuterung im Safte angetroffen werden, sind: kohlen-, klee - und schwefelsaurer Kalk; letzterer, wenn zu¬ gleich mit Schwefelsäure geläutert wurde. Uebcigens kommen in ihm auch Kalisalze vor. Enthalten die Runkelrüben viel von diesen Salzen, dann wird der mit Schwefel¬ säure geläuterte Saft mehrere Stunden ruhig stehen gelassen, damit sich das schwefelsaure Kali absetze. (Kirchhof a. a. O- , S. 79)- Eine scharfe Gcänze zwilchen der Läuterung und der Klärung läßt sich nicht ziehen, da letztere thcilweife auch ein chemischer Prozeß ist. **'*) Nach OIiLvroul gerinnt das Eiwciß bei So" N, III s) daß sie dem Safte bei einer Temperatur von 30 — 50° R. zugcsetzt und mit demselben vollkommen gemischt werden; 5) daß vor ihrer Anwendung das Kali, welches das Gerinnen des Eiwcißstoffes verhindert, mit verdünnter Schwefelsäure aus dem Wege geräumt werde *); o) daß das Eiweiß vorher mit Wasser oder etwas Milch zu Schaum geschlagen, und mit Sprup verdünnt werde; daß auf 100 Maß oder circa ZOO Pfund Syrup, das Wei¬ ße von 7 — 8 Eiern, eine Maß Blut ^*), oder 2 — 2'/» Maß sauerwerdcude Milch angewendet werden; und e) daß die Klärung unterbrochen werde, sobald nach Wegnah¬ me des Schaumes der Saft von dem Schaumlöffel klar abfließt. 6) Die Erscheinungen, welche eine gelungene Klärung begleiten, bestehen darin: daß sich ein konsistenter und dunkler Schaum bildet, der mit dem Schaumlöffel vollkommen wegge¬ bracht werden kann, und daß sich in dem mit einem blanken Löf¬ fel herausgenommencn Safte höchstens nur noch die gröbcrnKör- ncr vom Beinschwarz zeigen, welche sich aber durch ihre eigene Schwere zu Boden senken. 7) Ist dagegen die Klärung nicht gelungen, so bildet sich statt des festen Schaumes eine dicke Haut, die gewöhnlich durch den Schaumlöffel passirt, und der Saft erscheint nicht klar. *) Ist der Saft bei der Läuterung mit Schwefelsäure behandelt, oder ist derselbe mit Beinschwarz abgedampft worden, dann wird man den schädlichen Einfluß des Kali nicht zu befürchten haben. In einem solchen Falle dürfte der Zusatz von etwas Fett gute Dienste lhun, weil sich das Kali mit demselben zu einer Art Sei¬ fe verbindet. Das brauchbare Rindsblut wiegt 8 — g°, das Schöosenblut 7 — 8", und das Kalbsblut 5 — 6° B. Das Schweinsblur soll zu diesem Zwecke unbrauchbar seyn. Das Saunder'sche Verfahren, den Saft mit Erde zu klären, besteht darin: daß die Erde vorher sein gesiebt und mit Wasser ge« sättiget wird. Ist der Saft mit Thierkohle versehen worden, so wird ihm die Erde nach und nach zugesetzt, und das Umrühren nach einer Richtung so lange fortgesetzt, bis dem Rührholze schma¬ le Streifen klaren Saftes felgen. In der Ruhe setzt sich die Erde ab, und mit ihr die Verunreinigungen. US K) Der Grund einer nicht vollkommenen Klärung kann liegen: 5) in einer zu geringen Quantität des angewendetcn Klärungs¬ mittels ; k) in einer zu großen Alkalinität des Saftes, welche das Ge¬ rinnen des Eiweiß - und Käsestoffcs verhindert; c) in einem Fehler, den man entweder bei der Läuterung oder Abdampfung begangen hat; und 6) in einer schlechten Qualität des Saftes. Zu 2) Was im ersten Falle zu geschehen hat, ist einleuchtend. Zu b) Im zweiten Falle muß verdünnte Schwefelsäure oder Fett angewcndct werden, um die Alkalinität zu mindern *). Zu c) Im dritten Falle muß man untersuchen, worin der Fehler liegen dürfte. Liegt er in der Anwendung eines zu großen Kalkquantums**), dann wende man etwas verdünnte Schwefelsäure an, und unter¬ suche mit den Reagentien die Alkalinität des Saftes. (§. 122 der Einl.) Liegt er in zu großer Menge des Weinschwarzes, das man während des Abdampfens dem Safte zugesetzt hat, dann wird durch eine zweite Klärung dem Uebelstande ganz abgeholfen. Zu cl) Im letzten Falle läßt sich dem Uebelstande wenig¬ stens in etwas abhelfen, wenn der Saft durch das von Wein- rich verbesserte Dumvnt'sche Filter passirt, und dann noch einmal mit eiweißhältigen Mitteln geklärt wird. 9. Ich gab dem Fett den Vorzug, und der Saft erschien bei der -weilen Klärung mit Eiweiß, welches in etwas saurer Milch zu Schaum geschlagen wurde, ganz klar. Ich ließ jedoch den unvoll¬ kommen geklärten Saft 12 Stunden stehen, damit sich wenigstens dle gröbsten Theile des Beinschwarzes absetze,i konnten. Durch zu viel Kalk wird zu viel Kali im Softe frei; und dieses ist es, welches das Gerinnen der KlärungSuntkel verhindert. Da¬ her könnte man auch in dwsem Falle, wenn die Alkalinität des Saftes vorzugsweise von dem Kali herrührt, mit Fett Abhilfe schassen» »IS 9) Erfolgt die Klärung in eigenen Kesseln, so müssen fick dieselben in der Nähe der letzten Abdampfpsanne befinden, um den abgekämpften Saft leicht in dieselben leiten zu können. Uebrigens kann die Klärung auch in den Abdampfpfannen vorgenommen werden; nur müssen sie in diesem Falle eine Höhe von 12 15" haben *). l,. Klärung mit Bcinschwarz. (Das Filtri ren). 10) ^Die Wirkungen der thierischen Kohle sind bereits 8- 93, so wie die Umstände, von welchen die Vollkommenheit ihrer Wirksamkeit jabhängt, §. 100 und 101 der Einleitung angege¬ ben worden. 11) Die thierische Kohle wird häufig mit schwarzer Moor- crde, Schicserkohle und dem Berlinerblaurückstande verfälscht, und mithin unwirksamer gemacht. Wie diese Verfälschungen erkannt werden können, ergibt sich aus den §§. 105 und 106 der Einleitung. 12) Uebcr die Menge des anzuwendenden Beinschwarzes ent¬ hält der Z. 102 der Einleitung die hierüber gemachten Ersah-- rungen. 13) Die Art der Anwendung des Beinschwarzes besteht in dem allgemein bekannten Dumont'schen Filter, dessen Wesen in einem Bottiche oder Kasten mit einem doppelten Boden, von In dem bei bei- Abdampfung §. 8 angeführten Falle, kann der «bgedampfte Saft den andern Tag in zwei Abdampfpfannen geklärt werden, da sie erst nm g Uhr Morgens wieoer in Anspruch genom¬ men werden. Da jede dieser Pfannen irr Maß faßt, wenn sie 4" hoch «»gefüllt werden, und da man von looCentner Runkelrüben Z6o— 540 Maß 25— So" V. wiegenden Syrup erhält, so reichen zwei Pfannen hin, wenn man sie 8 — io" hoch anfüllt, nm die Süo — 54o Maß Syrup in denselben zu klären. Bei einem ausge¬ dehnten Betriebe ist es vorthellhafter, einen eigenen Klärungskessel zu halten, weil man den abgedampften Saft gleich klären kann, wenn er sich auf 40 — S»" R. abgckühlt Hal. 8 »AM welchem der obere, durchlöcherte beweglich und zm Aufnahme deS Spvdiums bestimmt ist, besteht *). 14) Das Wesen der von Weinnch cingeführtcn Verbcssc- mng des Dumont'schen Filters besteht in Folgendem: Er nimmt einen Kieselsand (Kalksand ist wegen seiner Lös¬ lichkeit nicht brauchbar), dessen Korn die Größe zwischen dem Ka¬ nonenpulver und dem Schrott Nro. 3 Hali, und mengt denselben so viel als möglich gleichförmig mit der gepulverten thierischen Kohle in dem Werhältniß: daß 3 Maßtheile nassen Sandes aus 2 Maßtheile trockenen feinen Beinschwarzes kommen. Der Vor- theil dieser Verbesserung besteht darin: daß man mit 1 Lhcil Beinschwarz eben so viel Syrup entfärben kann, als mit 2 Thei- len in dem gewöhnlichen Dumont'schen Filter *^). Der durchlöcherte Boden ist 4 — 5" von dem wahren entfernt. —> Bevor das Spodiumauf ihn gelegt wird, wird er mit grober Lein¬ wand oder Stroh bedeckt. Darauf wird das befeuchtete und mit Sand gemengte Spodium mit der Hand oder mit einem Keil ein- gekreten, und mit einem durchlöcherten Deckel, welcher in grobe Leinwand eingewickelt ist» bedeckt. — Das Festlreten soll übrigens so erfolgen, daß die Dichte der Schichten von Oben nach Unten zu nimmt. Die Pippe wird gleich oberhalb des wahren, und das Luftloch, in welches eine nach aufwärts gerichtete krumme Röhre kommen soll, damit der Saft, wenn er nicht gleich abgelassen wird, zu demselben nicht abfließen könne, gleich unterhalb des falsche» Bo¬ dens angebracht. Beim Gebrauch werden die Filter auf ein, einige Fuß erhöh¬ tes Gerüst gestellt. ") Neue Schriften der k. k. böhmischen Landwirthschafts ° Gesellschaft a. a. O-, S. ir, dann Leuch's poiytechn. Zeitung von allZ6, S. iäo. Denselben Vortheil will der kenntnißrsiche Zuckerfab rikant Herr tUemLuclot durch Anwendung von Salzsäure, welche einen Thcil des Phosphor- und kohlensauren Kalkes auflöst, und sohin diePv- rostät der Kohle erhöht, erreichen. (Dmglers Journal D. S,, S. 42). Ohne den Verdiensten des Herrn Llemanckot nahe zu treten, füge ich die Bemerkung bei, daß daSWeinrich'sche Verfahren den Vorzug verdiene; denn eS ist einfacher, wohlfeiler, und zudem läuft man nicht Gefahr, daß der Syrup einen salzigbittern Er« IIS 15) Die Anzahl solcher Filter richtet sich: ->) nach ihrer Größe, b) der Ausdehnung des Betriebes, <:) der Dauer ihrer Wirksamkeit, und kN der Zeit, binnen welcher man den Saft siltrirt wissen will. Nach Verschiedenheit dieser Umstände rechnet man auf 100 Centner Runkelrüben, oder 360 _ 540 Maß 25gradigen Sy- rups 1 — 5 Dumont'sche Filter, wenn sie 3 Fuß hoch, und 2 — 2 Vs Fuß breit sind * *). 16) Die Vorsichten, weicht beim Filtriren beobachtet wer¬ den sollen, sind folgende: Itens. müssen die Filter an einem Orte von 20 — 25° R. aufgestellt werden "); schwach erhält; was bei dem 61emanllot'schen Verfahren der Fall ist, wenn 0er salzsaure Kalk nicht vollkommen ausgewaschen wird. *) Durch ein Filter dieser Große werden in 24 Stunden 240 — 25c, Pfund, oder circa 80 —85 Maß Syrup von 25" B. ßltrirt. Da ein solches Filter, wenn es 2 — 3 Centner Beinschwarz enthält, fünf Tage wirksam bleibt, so kann man durch diesen Zeitraum 12 — 22 ij2 Centner oder 400 — 42c» Maß Syrup filtriren. Da man von 100 Centner Runkelrüben 36o — 54o Maß, oder ic> — »8 Centner Syrup erhält; so würde ei» solches Filter hinreichen, um den aus 100 Centner Runkelrüben erzeugten Syrup von 2S" B. in S — 6 Tagen zu filtriren. Diesemnach würden 5 — 6 derlei Filter erforderlich, um daS^ selbe Quantum im Verlaufe von 24 Stunden filtriren zu können. Weinrich rechnet auf2000 Centner Runkelrüben oder 7,200—22,60c» Maß Syrup 28 derlei Filter, wenn sie 2 3s4' hoch, 2 1^2' breit, mit r is2 Centner Kohle gefüllt, und durch fünfTage wirksam sind. (Neue Schriften der k. k. böhmischen Landw. Ge', a. a. O., S. 2Z und 14). Crespel hält 12 derlei Filter, welche 18" hoch, >9" oben und i5" unten breit find, und erzeugt täglich bei 260 Hekto¬ liter, oder bei 18,900 Maß ausgepreßten Saftes. Da von den 12 Filtern nur 8 lhätig sind, und die zuerst mit Saft gefüllten 4 Fil¬ ter durch 4 andere frisch mit Spvdium gefüllte ersetzt werden, so kann ohne Unterbrechung gearbeitet, und der aus dem obigen Saf¬ te entstandene Syrup in 6 Tagen filtrirt werden, wenn 7L — Lo Maß täglich durch ein Filter passiren. ) Den Syrup kalt zu filtriren, wie es Weinrich vorschlägt, habe ich nicht so vorkheilhaft gefunden (Aumerk- 2 zu § 93 d. eKinl.) 8 ' I Sft 2tens. mriß der zuerst hcrausfließende, und noch trübe Saft wieder in das Filter gebracht werden; Ztens. sollen die Filter nur successw, jedesmal etwa mit — 4 Maß, gespeist werden; 4tens. muß die Speisung so erfolgen, daß das Beinschwarz nicht aufgewühlt werde *); Stens, muß das Filter mit reinem Wasser ausgesü'ßt wer¬ den, um den in demselben zurückgebliebenen Syrup zu erhal¬ ten **); und 6) muß der durch das Aussüßen erhaltene und nickt 24" B. wiegende Syrup entweder zur Verdünnung des über 25" abge-- dampsten Syrups verwendet, oder mit dem noch abzudampsen- den Safte gemischt werden ***). 17) Um aus dem siltrirten Syrup Zucker von gleicher Qua¬ lität zu erhalten, muß der Syrup von allen Filtern in ein ein¬ ziges Gefäß gebracht, und hier vollkommen gemischt werden. 18) Die besondern Wirkungen dieser Art der Klärung sind.- ») daß sich die Syrupe, die mit Weinschwarz geklärt werden, ohne alle üble Erscheinungen einkochen lassen, und k) daß die Krystallisation und das Abfließen der Melasse schnell erfolgen. c. Gemischtes Verfahren der Klärung (oder die doppelte Klärung). 19) Bei diesem Verfahren können die eiwciß- und käsehalti- gen Mittel entweder vor oder nach der Filtrirung des Syrups angcwcndet werden. *) Gewöhnlich gießt man den Saft über Zeine Leinwand, oder durch eine trichterförmige Röhrs auf das Filter. Gießt man auf das Filter so viel Wasser, als der Rückstand des Syrups beträgt, den man aus der Menge des aufgegvsseuen und des durch das Filter passirken Syrups leicht erfahren kann; so er¬ hält inan durch das Aussüßen noch einen Syrup, den man nicht weiter abzudampfen braucht. Da das Filtriren am besten von Statten geht, wenn der Syrup nicht über rS" V. abgedampft wird, so kann man den ausgelüßken, wässerigen Syrup zur Verdünnung des über den angeführten Grad abgedampften Syrups mit Vorcheil verwenden, wie es in den von Weinrich eingerichteten böhmischen Fabriken geschieht. I 20) Geschieht es vor der Filtrirung (erstere Art der dop» pclten Klärung) , dann erlangt man den wesentlichen Vortheil , daß man die Filter länger gebrauchen, oder das Beinschwarz mit weniger Mühe und geringem Kosten wieder beleben kann. 21) Die Anwendung der eiweiß» und käsehältigen Mittel nach der Filtrirung (zweite Art der doppelten Klärung) geschieht in einigen Fabriken Böhmens auf folgende Art: Dem siltrirten Safte wird, nachdem er auf eine (Schwung-) Pfanne zu einer Höhe von 3 — 4" gegossen wurde, auf jeden Lentner '/<- Pfund Kalk, worin das Weiße von einem Ei einge- schlagcn worden ist, zugcsetzt *). 22) Hat der Syrup eine Temperatur von 50 — 60° N. erreicht, dann wird er in Beziehung auf seine Alkalinität un¬ tersucht. Reagirt er nicht alkalinisch; so wird ihm mit einem Eßlöffel so lange Kalkmilch zugesetzt, bis er alkalinisch reagirt. Unter fortwährendem Rühren und zeitweiligem Abschäumen wird dann der Saft bis auf die Fadenprobe eingedickt, wo er im Ab¬ kühlkessel schon bei 75° R. zu körnen anfängt **). VI. der Ginkochung (euite) des Asftes» Zm Allgemeinen. 1) Der geklärte Saft, welcher noch 35 — 40 Procent Was¬ ser enthält, wird zum letztenmale auf flache Pfannen 2 — 4" hoch gegossen, und entweder zur Syrupconsistenz (von 34 — 36° B.), oder bis zur sogenannten Körnung (Granulirung) einge¬ kocht. 2) Die bei der Einkochung zu beobachtenden Vorsichten sind: *) Wo nicht »ach der sogenannten böhmischen Methode geläutert wird, also wo nicht der Saft in den Abdampfpfannen mit verdünnter Schwefelsäure behandelt wird, dort ist die Anwendung des Kal¬ tes nebst dem Eimeißsioffs nicht nothwendig. ") Weinrich nennt vicses Verfahren eine zweite Läuterung. »LS ») daß das Eindicken so sehr als möglich beschleuniget, und für den Fall, als zur Körnung eingedickt wird, nur mit Dampf bewerkstelliget werde *); d) daß dem Syrup, nach Bedürfmß, bald verdünnte Schwe-- selfäure, bald Kalk zugesetzt werde. Erstere, wenn der Saft zu sehr alkalinisch reagiren, und letzteren, wenn er neutral oder gar sauer erscheinen sollte **); c) daß der Schaum fortwährend abgenommen, und dem noch zu klärenden Safte zugcsetzt werde, damit man den in ihm enthaltenen Zucker nicht verliere; und ) die Faden-, k) die Blasen- oder Pust-, «) die Wasser-, 6) die Thermometer-, und e) die Aräometer-Probe. Zu a) Das Wesen der Fadenprobe besteht in Folgendem: Man nimmt zwischen den Daumen und den Zeigefinger einen Tropfen Syrup, und entfernt dieselben von einander. Bildet der Syrup einen Faden, welcher bei einer Entfernung der Finger von ungefähr 2" zerreißt, und sich schneckenförmig gegen die bei¬ den Finger, besonders gegen den Zeigefinger, zurückzieht, ^dann ist der Zeitpunct cingctreten, wo das Eindicken unterbrochen wer¬ den muß. Zu b) Bei der Blasenprobe verfährt man auf folgende Art: Man schleudert den aus der Olairco herausgenommenen Schaum¬ löffel zur Seite, und bläst dann langsam auf denselben. Gehen bei diesem Verfahren durch die Löcher des Schaumlöffels seisen- artige Blasen durch, dann ist der Syrup hinreichend eingedickt*). Zu c) Tröpfelt man von Zeit zu Zeit etwas Syrup ins Wasser, und lassen sich unter dem Wasser aus den Tropfen Kü¬ gelchen bilden, die an den Fingern nicht mehr ankleben, selbst *) Andere sehen bei dieser Probe auf dis Entfernung, bis zu welcher die weißen Blasen fliegen. Betragt sie einen Fuß, dann unterbre¬ chen sie die Einkockung. Noch Andere sehen auch auf die Beschaffenheit des Schaume?, den Lis Blasen nach dem Aufplatzeu auf dem Boden bilden. Ich er blaßgelb, nnd sind viele Blasen weggcsloge», dann wird di- Eiutochung unterbrochen- H SS wenn sie herausgenommen werden, dann ist der Zeitpunkt der ge¬ hörigen Concentration eingetreten. Zu >1) Die Thermometerprobe. Je konsistenter der Syrup wird, desto höher kommt sein Siedepunct zu liegen. Siedet das Klärst! erst bei 89 —. 91° R., dann ist der Krystallisationspunct eingetreten *)- Zu e) Die Aräometerprobe. Wiegt der Syrup 40" B. heiß, oder 44° B. kalt, dann muß das Eindicken unterbrochen werden. 11) Werden mehrere von den angeführten Proben zugleich angewendet, dann kann der Krystallisationspunct sehr genau be¬ stimmt werden. Hat man jedoch in dem Probenehmen einige Gewandtheit erlangt, dann reicht man gewöhnlich mit den ersten zwei Proben vollkommen aus. b. Einkochung zur langsamen, regelmäßigen, sichern Krystallisation. 12) Bei dieser Art der Einkochung wird dem Syrup nicht so viel Wasser entzogen, daß dasselbe nicht im Stande wäre, selbst bei einer niedrigen Temperatur den Zucker in einem auflös¬ lichen Zustande zu erhalten **). 13) Da bei dieser Einkochung jene üblen Folgen nicht ein- treten können, welche bei der Einkochung zur schnellen Krystalli¬ sation angegeben wurden; so hat man sie mit Recht mit dem Worte: Einkochung zur sichern und regelmäßigen Krystallisation bezeichnet. 14) Ungeachtet der Vorzüge, welche sie vor der Einkochung zur schnellen Krystallisation besitzt, hat man sie doch heut zu Ta¬ ge zur Seite gesetzt, weil einerseits der Krystallisationspunct mit gehöriger Aufmerksamkeit sehr genau bestimmt werden kann, und weil andererseits bei ihr das in der Fabrikation steckende Capital H Bei diesem Siedepuncte ist der Syrup ungefähr auf 5,5 seines an» sanglichen Volumens reducirt worden. Daher geben 10a Maß Lögradigen, bei 60 Maß körnigen Syrup, und man kann aus der Verminderung des Volumens lauf den Grund seiner Cvncentra- rion schließe». Sie ist von Achard empfohlen und angewendel worden. Gewöhn lich wird bei ihr der Syrup nur bis auf D. eingedickt. »2L nicht nur größer seyn muß, sondern auch nicht so schnell um¬ gesetzt werden kann, wie bei der erstern **). VII. ^on der UrMallisation. Im Allgemeinen. 1) Unter der Kristallisation versteht man den Uebergang des Zuckers aus seinen Lösungen in den festen Aggregations-Zustand von regelmäßigen Formen. 2) Die Bedingungen der Kristallisation sind: n) daß den Zuckerlösungen so viel Wasser entzogen wird, bis der Zucker nicht mehr aufgelöst erhalten werden kann, und b) daß die Lösungen längere Zeit ruhig stehen gelassen werden. 3) Die Mittel, durch welche die Krystallisation überhaupt, und die feinkörnige insbesondere befördert werden kann, sind: a) die Anwendung eines bereits krystallisirten Zuckers ***). b) die Anwendung von heterogenen, nicht krystallisirten Kör¬ pern, welche durch die Zuckerlösungen geführt werden, als: Bei der täglichen Verarbeitung von 100 Centner Runkelrüben braucht man Zoo Hutformen oder r./^oTafeln^ wenn sie i ij2' lang und r' breit sind, und die langsame Krystallisation in drei Wochen vollen¬ det ist. — Der Preis einer Hutform wechselt zwischen So—45 kr.; dagegen der einer Tafel von > — r fl. Zudem brauchen letztere zu ihrer Aufstellung einen viel größern Raum als erstere. *') Bei der langsamen Krystallisation fängt der Syrup erst nach 5 — 8 Wochen zu körne» an Wenn den Angaben, welche im ckournsl stu tlommcuce und im Industrie! von ikrll iu Betreffder Erfolge der beiden Einkochungs¬ arten Vorkommen, zu trauen ist; so müßte man der schnellen Kry- stallisakion auch aus dem Grunde den Vorzug einräumen, weil sie mehr Zucker liefert. Herr Crespe! erhielt aus i8o Mesures 98,000 Kilogr. Zucker bei der langsamen, während Herr Llanguet aus lüo Hlrsures 100,00c» Kilogr. Zucker bei der schnellen Krystallisation erhielt. *'*) Daher werden hie und da die Sammel » oder Kühlkeß'cl früher mit Zucker bestreut. »SL Faden, Stange! rc. , wie es bei derEandis-Zuckerbcreilung der Fall ist; «I die Füllung der Zuckersormen bei einer Temperatur von 66 — 74° R.; b) das Stören oder Umrühren des in großen Krystallen an- schicßenden Zuckers; und o) die Gleichförmigkeit der Temperatur in der Füllstube L, Von der Krystallisation insbesondere. a. Von der schnellen Krystallisation. 4) Wird dem in dem Syrupwasser aufgelösten Zucker so viel Wasser bei dem Einkochen entzogen, daß derselbe bei einer Temperatur von 66 74° R. zu körnen, oder Krystalle zu bil¬ den beginnt; dann heißt die Krystallisation eine schnelle. 5) Die bei der schnellen Krystallisation fvorkommenden Ope¬ rationen sind: a) das Ausstellen der Zuckerformen, k) das Füllen derselben, c) das Rühren oder Stören des zu krystallisiren beginnenden Syrups, ck) das Oeffnen der Zuckerformen, und «) das Sammeln und Wicdereinkochen der Melasse. *) Werde» die Spitzen der Hutformen von der Zugluft bestrichen, dann erfolgt eine ungleichförmige Krystallisation, und das Abstie- sten der Melasse wird erschwert. Nach der Angabe der Patentträgcr Llwrle» lllerre/ und William I>»rleer, seli durch die Schwefelsäure die Krystallisation befördert werden. (Oingler's Journal B. Si, S. 446 :c.) Nach Or. Andreas Ure, soll das Korn des Zuckers seinerund weißer werden, wenn man den Syrup in dem Kühlkessel gegen eine seiner Wände, welche zu diesem Behnfc durch ein halbcylin- drilcheS Kupferblech, das mail die Kippe nennt, höher und ausge- bogen ist — schleudert. (Oingler's Journal B. 54, S. 4g). irs Aufstellung der Z n ck e r s o rm e n. f>) Die Zuckerformcn werden entweder über irdene Töpfe, oder auf Gestelle der Art ausgestellt, daß die Melasse in einer unter denselben angebrachten Rinne in ein gemeinschaftliches Be- hältniß geleitet weiden kann. 7) Die Gebrechlichkeit der Töpfe, und die viele Arbeit, well che ihre Leerung und Reinigung erfordert, sind die Ursachen, warum man den Gestellen den Vorzug einräumt. 8) Das Wesen der Gestelle besteht in eben oder geneigt gelegten Brettern, in welchen sich Löcher zur Aufstellung der Hut- sormen befinden, und an deren Kanten manchmal Leisten ange¬ bracht sind, um den Formen mehr Fesligknt zu verschaffen. Unterhalb der Bretter l cfindet sich eine geneigte Rinne, wel¬ che den abflicßenben Syrup aufnimmt und in ein gemeinschaft¬ liches Behältmß führt **). 9) Die Temperatur des Drtes, wo die Hutformen aufge¬ stellt werden, soll wenigstens 15 20" R. betragen ***). Nähert sich das Ausfließen der Melasse ihrem Ende, dann muß oft die Temperatur bis auf 40" R. erhöht werden, wenn man den Rohzucker rein erhalten will Bilden die Bretter eine schiefe Ebenes so versteht sich von selbst, daß auch die Löcher unter dem Elevations-Winkel der geneigten Ebene gebohrt' oder ausgeschnitten werden müssen. Die horizon¬ tale Lage der Bretter ist vortheilhafter, weil man sie zugleich beim Stürzen der Jnckerbrode anwenden kann. '*) Die betreffenden Gestelle haben mit den Kugelrinnen, die man bei Kegelbahnen antrifft, eine Aehnlichkeit. Die Entfernung der Löcher richtet sich nach ihrer Größe, und dem Durchmesser der Basis der Zuckcrformen. Jederzeit soll sie nur so groß sci)n, daß sich die Zuckerformen, wenn sie in dieselben senkrecht gestellt werten, mit ihrem Rande berühren. *") Diese Temperatur wird bei den Gestellen, da die Zuckerformen weiter entfernt vom Boden zu stehen kommen, leichter erhalten, als bei den Töpfen. Eine so hohe Temperatur ist nur dann nothwendig, wenn man mit einem schlechten Syrup zu thun Hal, oder wenn er zu viel oder zu wenig eingedickt wurde. Nach I)nk>>untaut sollen nach Oeffnung der Löcher, die Zucker¬ formen in ein Locale von Ho — So" R. gebracht werden. Hak man 12« IN) Was die Zuckersormen betrifft, so hat man gewöhnlich drei Sorten: ->) die kleinen oder Melis, t>) die mittleren oder Lumpen, und o) die großen oder Basterformen. Die crstcrn werden bei Syruparten von guter, die letztem von minderer Qualität angewendet *). 11) Die irdenen Zuckersormen sucht man durch metallene zu ersetzen. Qb aber der Ersatz vollkommen geleistet werden, kann, da selbst der gebrannte Tbon zur Reinigung des Zuckers beinagt, darüber mangeln noch hinreichende, comparative Versuche **). Das Füllen der Zuckersormen. 12) Die Hauptaufgabe, die beim Füllen der Zuckersormen zu lösen ist, besteht in der Ausmittlung der Temperatur, bei wel¬ cher die Füllung erfolgen soll. Denn werden die Zuckersormen bei zu niedriger oder bei zu hoher Temperatur gefüllt, dann erfolgt sowohl im ersten als im zweiten Falle die Krpstallisation unregelmäßig. Zm ersten Falle wird der Syrup mit den Krystallcn zu in¬ nig verbunden, und sein Abfließen wird erschwert; im zweiten Falle setzen sich zuerst an der Spitze **'*) der Formen Klumpen von Krystallen an, welche sowohl das Abflüßen der Melasse, als auch die gleichförmige Krpstallisation verhindern. Mitemem guten Material zu thun, und ist bei derFabrieatioukein Fehler unterlaufen, dann ist eine so hohe Teyrperaiuc überstüßig. Bildet der Syrup beim Eindicken viel Schaum, dann bringe man ihn in dis großen Formen, damit er grob krystallisire, und die Melasse leicht abfiießen könne. (Erdmanns Journal B. 5, S. ZSr). ") In der k. k. privil. Raffinerie zu La bach werden Zuckersormen von Eisenblech, welche nut einem rochen Firniß angestri¬ chen sind, mit dem besten Erfolge angewcnder. Herr Lon>- büsis scheint die gebrechlichen irdenen Formen durch hölzerne, nach unten eng zulaufende Butten nut sehr gutem Erfolge ersetzt za haben. **') Da sich der Syrup an der Spitze der Form am schnellsten abkühlt, so kommt er auch hier am frühesten in Stockung. 1.">) Die Tcmporalur, bei welcher die Füllung erfolgen soll, wechselt zwischen 66 — 74" R. ab. Hat man einen Syrup von guter Qualität, und wird er in Mclisformen gebracht, dann fülle man bei 66 68° R., im entgegengesetzten Falle aber bei einer Temperatur von 69_74° R. -). Uebrigens hat auf die fragliche Temperatur auch der Grad der Hitze, bei welchem eingedickt wird, einen Einfluß. Je höher dieser ist, bei desto höherer Temperatur kann die Füllung erfolgen. 14) Die Füllung erfolgt entweder mit Gefäßen *) **), wel¬ che von den einzelnen Arbeitern getragen werden, oder mitSchläu- chen, die den Syrup aus dem Kühlkessel in die Formen lei¬ ten ***). Jedenfalls soll aber eine Zuckerform erst nach einem zwei- oder gar dreimaligen Füllen voll werden, damit man Zu¬ cker von gleichem Korne erhalte ****). Das Stören. 15) Bemerkt man, daß sich an den Wänden der Formen Krystalle angcsetzt haben, was bei entsprechender Eindickung oft nach einigen Minuten erfolgt, dann wird der Inhalt der Zuckcr- *) In den Zuckeiraffinerien erfolgt die Füllung bei 66" N. In Frank¬ reich wird meistens bei 66 — 68" N. gefüllt. (Schubarth a.a.O., S. 67). In einigen böhmischen Fabriken muß die Füllung bei einer weit höheren Temperatur erfolgen, da bei der Temperatur von 72 — 70° R. gestört wird- (Erdmanns Journal B. >, S. 262). **) Diese Gesäße sind im Ganzen so geformt, wie die Kästchen für daS Kehricht, nur mit dem Unterschiede, daß sie vorn in einen Schna¬ bel auslaufen, und mit Handhaben versehen sind. ***) In einigen englischen Raffinerien sollen die Füllungsschläuche im Gebrauche seyn. ***') Der Syrup ist nicht in allen Schichten von gleicher Dickte; füllt man daher eine Huiform gleich das erstemal voll, so erhält sie ei¬ nen Syrup von verschiedener Dichie. Wenn aber der erste Arbei¬ ter die Hutform zu rjZ, ter zweite zu 7,8, und erst der dritte die¬ selbe vollfüllt, dann enthält sie einen Syrup von großer Gleichheit, welcher einen gleichförmig krystalliftrteu Zucker liefert. , LH formen mit einem mcfferä'hnlich geformten Holze per Art gerührt daß kein Punct der Form unberührt bleibt. Diese Manipulation wird mit dem Worte: »Stören? be¬ zeichnet. 16) Das Stören wird aus einem doppelten Grunde vor-- gcnommcn: Itcns. um die Gleichförmigkeit in der Krystallisation zu för¬ dern, und 2tcns. um den Zucker aus den Formen leichter und gleich¬ förmig abgelöst zu erhalten. DaS O offnen der Juckersormen. 17) Sind die Spitzen der Formen auf 3 — 5" erkaltet, oder ist die Masse zu einem festen Teige geworden, was oft nach einer Stunde, ost aber auch erst nach 3 4 Tagen erfolgt *), dann werden die Löcher der Formen geöffnet, damit der Sprup abfließcn könne. 18) Die Mittel, durch welche der Abfluß des Syrups be¬ fördert wird, sind: n) die Lockerung der Zuckcrmassc mit einer langen Nadel; b) die Steigerung der Temperatur, oft bis 40" R.; c) die Erhöhung des Luftdruckes durch Ausstellung der Zucker- formcn auf luftleere Behältnisse **), 19) *) In de» Raffinerien erfolgt das Oeffnen nach 4 — 6 Stunden, wenn sich eine Kruste an der Oberfläche gebildet hat. "') Herr Pelletan ließ viereckige, luftdichte Kästen verfertigen, ans welche er die Formen luftdicht aufsetzte. Nachdem die Formen angefüllt waren, machte er die Behält- Nisse mittelst Dampf luftleer, säonrniil cl«5 uuninnssannes usnei- los i8Zä, r>. rg5). Herr Moses Poole bedient sich zum Ausziehen der Melasse — mittelst eines verstärkten Luftdruckes — eines offenen Kastens, in welchem ein durchlöcherter, mir einem Gewebe 19) Nach Verlauf von 10 20 Lagen ist von dem Zu? cker die Melasse abgclaufen, und er kann aus den Formen her¬ ausgenommen und getrocknet werden. Das getrocknete Product ist der verlangte Rohzucker. Das Sammeln und Einkochen des abgeflossenen SyrupS, Melasse genannt. 20) Die Melasse muß jeden zweiten oder dritten Lag ge¬ sammelt, und entweder gleich eingekocht, oder auf einem kalten Orte ausbewahrt werden, damit keine Gährung eintreten könne. 21) Hat man entbehrliche Pfannen, so soll gleich zur Ein¬ kochung der Melasse geschritten werden, weil man aus ihr mehr Zucker erhält, als wenn sie längere Zeit, selbst an einem kalten Orte, aufbewahrt war *). 22) Bei der Einkochring der Melasse verfährt man auf ei¬ ne zweifache Art: Entweder wird die Temperatur zwischen 75 — 80° erhalten, oder bis zum Siedepuncte des Syrups ge¬ steigert. In beiden Fällen wird die Eindickung so lange fortgesetzt, bis die Melasse probehältig ist 23) Ist die Melasse bis zum Krystallisationspuncte einge¬ kocht, dann wird sie in Bastcrsormen gebracht, und eben so wie der erste Syrup behandelt, nur mit dem Unterschiede, daß das Stören gewöhnlich unterbleibt. 24) Der aus der ersten Melasse erhaltene Rohzucker wird das zweite Product genannt. *) Nach Ollbruiisiuit enthalten die Melassen (?) r Theile gährungsfä- higen Zucker, r Thelle Salze und organische, durch Gährung nicht zersetzbare Substanz und einen Thei! Wasser. ") Hier und da wird die Melasse mit Wasser auf 2g — 5o" B. ver¬ dünnt, filtrier und dann erst eingekocht. Andere bringen dis Me¬ lasse in große Gefäße, lassen sie in denselben längere Zeil stehen, und nehmen die in ihr sich gebildeten Krystalle mit einem Löffel heraus. (Qeste,reichliche Zeitschrift für Landmirth. re. von >826, S. Lao). 9 IS« 25) Die Melasse, welche vom zweiten Producte nach 6 — 8 Wochen abgeflossen ist, kann auf gleiche Art, wie die erste, bc. handelt, oder ein drittes Product erzeugt werden *). b. Von der langsamen Krystallisation. 26) Zum Bchufe der langsamen Krystallisation wird der Syrup gewöhnlich bis zum 32° B. eingedickt, und in sogenann¬ te Krystallisirgcsäßc (cristslliHr«) , welche gegen 2 Fuß lang, und Fuß breit sind, und bei 15 Maß Syrup — welcher suc- cessive nach der jedesmal erfolgten Krystallisation, bis diese Ge¬ fäße voll sind, zugesctzt wird — fassen, zur wettern langsamen Ber dampsung gebracht **). 27) In diesen Gefäßen bleibt der Syrup 5 — 8 Wochen bei einer Temperatur von 30 — 40° R., und einem mehrmali¬ gen Unwahren stehen, wobei er sich nach Verlauf dieser Zeit in einen Brei von Zuckcrkrystallen und Schleimzucker verwandelt. 28) Der Brei wird entweder in die Zuckerformcn gebracht, und auf die, bei der schnellen Krystallisation beschriebene Weise behandelt, oder in Säcken mit einer sehr wirksamen Presse aus¬ gepreßt, und dann verkleinert ***). 29) Beim Syrup von guter Qualität und größerer Concen-- tration erfolgt die Krystallisation schon nach drei Wochen. Der Inhalt der Tafeln wird fest, und besteht aus Klumpen und Schei¬ ben von Krystallen, von welchen der Syrup bei starker Neigung der Tafeln über eine Ainne in einem Zeiträume von 5 — 10 Wochen vollkommen abfließt *'^*). Ist dieses erfolgt, dann wird der Zucker zwischen zwei Wal¬ zen zerquetscht, wodurch er eine lichtere Farbe erhält. Inder Fabrik des Herrn Crespel werden vier P-cducte eräuge, von welchen das ite zu 5, das eie zu i ij2 — 2, und das Sie und 4ie zu 2 Procenl veranschlagt wird. (Schubarch a. a. O., E. 42). °") Biese Gefäße sehen gerade so aus, wie die Chocolatcfvrmcn. Durch das Pressen sondern sich bei aSo Gthle Syrup ab, und in den Säcken bleiben 200 — 2S0 Gthle Rohzucker zurück. "'*) Will inan nicht >0 lange Zeil warten, daun läßt man die Tafeln nur einige Stunden oder Tage in einer lenkiechten Richtung fle» RS» vm. V'on drr Nrinigung des Luekers. 1) Der Rohzucker enthält noch etwas Syrup, dem er seme gelbbraune Farbe und seinen Rübenbeigeschmack verdankt; so wie andere Stoffe. (§. 12 d. Einl.) 2) Will man Zucker von weißer Farbe erhalten, dann muß e'- entweder mit einem Thonbrei, oder mit einer Zuckerlösung ge¬ deckt, oder einer förmlichen Raffinirung unterzogen werden * *)» A. Decken (lori-iren) des Zuckers. 3) Beim Decken des Zuckers nimmt man einen weder zu magern, noch zu fetten Thon **), reiniget ihn von den gröbern Steinchen, macht aus ihm einen Brei, der durch seine eigene Schwere auseinander geht, und schüttet denselben auf die früher glatt gemachte Oberfläche des Zuckers 1^ _ 2<^ hoch ***). 4) Ist der Brei zu einem festen Kuchen geworden, dann wird er wcggcbracht, und durch einen frischen ersetzt. Ist der Zucker nach der zweiten Deckung noch nicht weiß, so wird noch eine dritte, und nach Umständen auch noch eine vierte Deckung gegeben ****). Heu. Ist der Syrup zum großen Theil abgeflossen, dann wird der Zucker in Säcken gepreßt, zerquetscht und wieder gepreßt. *) Das von dem genialen Oubruntaut erfundene Reinigungsmittel scheint keine Anhänger gefunden zu haben. Es besteht in einem 36gradigen Syrup. welchen er von geschwefelten, abgestumpften Rüben erzeugt, und kalt auf die Formen bringt, so, daß 3 LitreS auf jede Form von 3o Litres entfallen. Einen zu diesem Zwecke sehr brauchbaren Thon findet man in Krain bei Dobrova, B llichgrätz, Gabriele und Loog unweit Krvisenbach. Hier und da wird vor dem Aufgusse des Breies die glatt gemach¬ te Oberfläche des Zuckers mit weißem, fein gestoßene» Zucker bestreut. *"") 2» den Raffinerien wird der Drei, wenn er zu einem festen Teige geworden, und von den Wänden der Formen gelost ist, mit Wasser «»gefeuchtet und ausgebreitet. 9 * I3S 5) In dem Falle, als mit einer Zuckcrlösung gereini.qet wird, verfährt man auf folgende Art: Man gibt in kaltes, reines Was¬ ser so viel feinen Zucker, bis die Mischung wenigstens 12" B. wiegt. 6) Bevor die Lösung auf den Zucker in den Formen gegos¬ sen wird, bedeckt man ihn mit Flecken von Flanell, welche srü- her angeseuchtct worden sind. 7) Ist die Lösung von 3 — 4 Loth reinen Zuckers durch eine Melisform durchgesickert, dann ist auch die braune Farbe des Rohzuckers in der Regel verschwunden ') Man hüthe sich, die Lösung zu leicht zu machen, well sonst das Wasser von dem zu reinigenden Zucker so viel auflöst, bis es mehr gesättiget ist. Da der Zucker o.35, oder ungefähr i;3 seines Ge¬ wichtes kalten Wassers zu einer angemessenen Lösung fordert; so muß man bei 5 Seite! Wasser anwenden, um Zoo Loth Zucker, welche zur Deckung von iso Stück Melissormc« erfordert werden, vollkommen aufzulösen. Die Reinigung erfolgt zwar bei dieser Art der Deckung sehr schnell, allein man wird bemerken, baß die Brode an den Spitzen immer etwas ausgewaschen erscheinen. (§- i4 d. Einl.) Ich habe bei meinen ersten Versuchen zu viel von einer Zucker¬ lösung, die nicht ganz gesättiget war, angewendet, und die Folge war, daß der Zucker sehr viele und ziemlich große Poren erhielt.— Hier und da werden die Zuckerlösungen auf folgende Art bereitet: Man löst einen gut abgetropften oder ausgepreßlen Rohzucker mir dem dritten Theile seines Gewichtes im Wasser auf, und erwärmt diese Auflösung. Befindet sie sich nahe dem Siedepunkte, so gibt man ungefähcöKilogr. (5,3Pfund W.G.) aufaooKilogr. (178,5Pf. W. G.s Zucker hinein; man rührt es fleißig um, und bringt dann während eines heftige» Rührens durch mehrere Secunden 4 Eier, wobei das Weiße, der Dotter und die Schalen recht untereinander gerührt werden, in r Litres Wasser, oder rjr Litres (1,4 Seite! W. M.) Blut in 4 Litres Wasser. Diese Mischung läßt man durch einige Minuten, ohne zu rühren, im Aufwallen. Nun wird die Flüssigkeit klar abgezogen, und durch Beinschwarz, daS 8 — 10 Rilogr, (»4,r — 17,8 Pf. W. G.) beträgt, flltrirt. Der durch das Filter durchgegangene Syrup ist das verlangte Clarirungsmittel, von welchem auf ein Mal im kalten Zustande i.l2 Litre über einen Zuckerhnt von 55 — 65 Pfund, (48,07 -- 56,8i Pf. W. G.) gegossen wird. Werden täglich vier Ausgüsse I»s 8) Ist der Zucker auf die eine oder die andere Art bis auf die Spitzen gereiniget, dann werden die Formen aus ihre Basis gestürzt, damit sich der in den Spitzen befindliche Syrup durch die ganze Masse gleichförmig verthcile. 9) Ist dieß geschehen, dann werden die Grundflächen der Brode gereiniget, mit dem Fabrikszeichen versehen, und in Tro¬ ckenstuben oder Dörröfen gebracht. b. Raffiniren. 10) Das Raffim'ren unterscheidet sich von der vorangehen- den Reinigung des Zuckers dadurch, daß der Rohzucker aufgelöst, mit den §. 2, V. angegebenen Mitteln noch einmal geklärt, sil- lrirt, wieder bis zur Fadenprobe eingedickt, in Hutformen ge¬ bracht, und hier von dem ihm noch anhängenden Syrup durch das l'orriron befreit wird. 11) Unter den vielen Methoden, welche bei der Zuckerraf- sinirung angetroffen werden, soll hier nur jene näher angegeben werden, welche man in den ersten Raffinerien der österreichischen Monarchie antrifft. Das Wesen derselben besteht in Folgendem: Der zerkleiner- re Rohzucker gelangt in einen Kessel, wo er in dem Verhältniß 2 -l- 1 im Kalkwasser aufgelöst, mit 4 5 Procent feinen Weinschwarzes versehen, und unter öfterem Umrührcn gekocht wird. Bon da gelangt die Lösung in das 'I^Ior'sche Filter, durch welches sie rein und lichtgclb, unter der Benennung Olsirco, zum Vorschein kommt, und in ein Behältniß geleitet, wo sie einige Zeit der Ruhe übdrlassen wird. Aus diesem Behältnisse gelangt die Olairoo in den Howard'schcn Abdampfapparat, wo sie bis zur Granulirung eingedickt wird. Von da wird der krystallrechte Syrup über eine schiefe Ebene in den Sammelkessel geleitet, wo er unter fortw.hrcndem Rühren so lange verweilt, bis er die Temperatur von 66" R. erlangt, worauf man zur Füllung der Hutformcn schrecket. durch zwei Tage gegeben, dann wird der Zucker bis auf die Spitzen rein. Der abgelropfte Syrup kann wieder als Clarirungsmittel an¬ gewendet werden, (Oestcrr. Zeitung re. von i8Z6, S. öai)- »34 12) Die Abweichungen von diesem Verfahren sind: 1. daß die Klärung bloß mit Ochsenblut vorgenommen, (in der frühem Zeit in Holland allgemein gebräuchlich) ; 2. daß das Ochsenblut vor dem Beinschwarz angewendet; 3. daß das Ochsenblut vor und nach der Klärung mit Bein¬ schwarz zugesetzt (nach Ure); L. daß nach der Klärung mit Weinschwarz mit dem Eiwei߬ stoffe (von 4 Eiern auf 100 Pfund Syrup, nach Constant) noch einmal geklärt; 5. daß nach Beinschwarz, gelöste Seife und Kalkmilch ge¬ braucht (nach Dartigus und Dore) ; 6. daß die Klärung in dem Dumont'schen Filter vorgenom¬ men wird; 7. daß Thonerde, Alaun, Pottasche und Gyps zur Klä¬ rung gebraucht werden (nach Do^varck, Ssunckers, Dartigus, Dore, Carl Freund, ll. Dubois und 3. Dumoni); 8. daß man mit Weingeist den Zucker reiniget (nach De- rosne) ; 9. daß man mit der Gallertsäure einer westindischen Ulmusart klärt (nach Dorion) ; 10) daß schwefelsaures Zinkoxid gebraucht wird; (nach'Wil- kcm 8Vs Loth auf 100 Pfund im Kalkwasser aufgelösten Zuckers), 11) daß man mit essigsaurem Bleioxid reiniget (Anmerkung zu §. 92 d. Einl.) re. Ueberhaupt findet man wenige technisch-chemische Industrie¬ zweige, bei welchen so viele mit Umsicht angestellte Versuche und Verbesserungen Statt gefunden hätten, als es die Raffinirung des Zuckers ist. F « F, «r « M. 137 MrfstzrurrZSLrtrn, den Zucker aus Runkelrüben darzustellen, von Marggraf, (1747) bis zum Jahre 183 8. ^^achdem das Verfahren, den Zucker aus Runkelrüben darzu¬ stellen, ins Detail angegeben wurde, wird cs der Verständlich¬ keit keinen Abbruch thun, wenn bei den nachfolgenden Versah- rungsartcn, bloß das Wesen herausgchoben wird. 1) Marggraf's. __ Er wendete kochenden Weingeist an, mit welchem er anfänglich aus getrockneten, gepulverten Wur¬ zeln, dann aus dem Brei den Zucker auszog; indem derselbe aus der geistigen Lösung beim Erkalten in der Ruhe heraus krystalli- sirte. Er erhielt auf diese Weise 5 Procent aus dem weißen, und 4,5 Procent aus dem rothen Mangold. (Marggraf's chemi¬ sche Schriften. Berlin 1767). Obwohl der Weingeist bisher das geeigneteste Mittel ist, den Zucker aus den Runkelrüben rein zu erhalten, so kann doch von ihm bei seiner Kostspieligkeit im Großen kein Gebrauch ge¬ macht werden, und selbst diejenigen, welche ihn bloß zur Raffi- m'rung des Zuckers in Vorschlag brachten, sahen sich bald genö- thigct, denselben zur Seite zu setzen. — (vsrosim im ckouriml kl« l'Iisimacie, IV 12, l>. 311; und Oollier Blumenthal in Lre- V785 entdeckt, und die Holzkohle zur Entfärbung des Runkelcüben- saftes 1798 von Schaub empfohlen worden. (Crell'S chemische An¬ nalen »786). »SS Seine Ausbeute betrug 2 — 2,15 Procent. (Lampadius Erfahrungen über den Runkelrübenzucker re. Freiberg 1800). 6) Röch's. — Er ließ die Runkelrüben dem Froste atls- setzen, weil er gefunden haben will, daß die gefrornen Runkel¬ rüben mehr Zucker liefern *). (Leipziger Jntelligenzblatt von 1800). 7) Hermbstädt's._Der mit verdünnter Schwefelsäure versetzte Saft wird bis zum Kochen erhitzt, gelöschter Kalk so lange zugesetzt, bis der Saft einen Ueberschuß an Kalk hat, oder ein Curcumepapier braun färbt, darauf so lange gekocht, bis der stechende ammoniakalische Geruch nachlaßt, abgeschäumt, geseiht, oder durch Ruhe geklärt, abgedampft, wieder der Sedimentirung, besonders von kleesaurem Kalke überlassen, und endlich zur Fa¬ denprobe eingedickt ** ***) ).__ (Nöldechen's Anbau der Runkelrüben, Berlin 1799 und ^niislss cles srts 1809). 8) Trommsdorff's. _ Der Brei wird mit 0,125 — 0,25 Procent Kalkhydrat vermengt, gepreßt, der Rückstand auf- gclockert, mit siedendheißem Wasser (14 Quart auf 100 Pfund) übergossen, durchgearbcitet, und wieder gepreßt. Die sämmtliche Flüssigkeit (Saft) wird schnell bis zum Sieden erhitzt, durch Spitzbentel geseiht, in flachen Kesseln bis ?8° B. abgedampft, durch Kohlen siltrirt, und endlich bis zur Krystallisation einge¬ dickt «*). 9- vsrosne'z. — Das Verfahren von Lampadius wurde wieder in Anwendung gebracht, nur mit dem Unterschiede, daß Oornsne Knochenkohle zur Läuterung anwcndete, und die Holz¬ kohle nur in Ermanglung der erstem gebrauchte. *) In der neueren Zelt hat man bloß die Erfahrung gemacht, daß ge¬ frorene Runkelrüben keine geringere Ausbeute liefern, wenn sie bald verarbeitet werden- *') Zur Beurtheilung dieses Verfahrens dient vorzugsweise §. 17 der Einleitung. ***) Fikentscher in Nedwiz hat dieses Verfahren dahin modißcirt, daß er den Rückstand, welcher 26 Procent beträgt, mit der Hälf¬ te des auf 70" R. erhitzten Safte» in Seihbottichen tränken, und hier mit kochendem Wasser, daL 0,001 Kalk enthält, ausziehen ließ. sBley a. a. O. , S. ,r.) 14« Die Anwendung der Knochenkohle hat erst durch die uner¬ müdeten Bemühungen und Luss/s bei der Runkelrüben- zuckerfabrication mehr Anklang gefunden, und das Dumont'sche Filter eine wesentliche Wervollkommung erhalten*). (Lrovets, (L. 27, ;>. 135, und ckournal cko Lbarmucia 1. 8, p. 257 re.) 10) Dubrunlsut's und (lbaptsl's. _ Nach ihnen wird dem Safte bei 60 — 60° R. Kalk zugesetzt, und bei 70° verdünnte Schwefelsäure so lange zugethan, bis der Kalk nur wenig vorwaltet, oder der Saft nur schwach alkalinisch reagirt**). (Leng's Zuckerfabrication. Ilmenau 1834, S. 224, und Dubrun- knut clo iabiiguer la sucrs cks Letteraves. Paris 1825). 11) Crespesss in Arras. — Der mit Kalk geläuterte Saft wird durch gebrauchtes Beinschwarz filtrirt, mit feinem Knochen¬ mehl auf 20 — 22° B. abgedampft, der Ruhe zur Klärung überlassen, durch 'La)'Ic>r'sche Filter filtrirt, auf Dumonts Filter gebracht, und die Klärsel, wenn sie nicht stark alkalinisch reagirt und fett kocht, bis zur Fadenprobe eingedickt; im entgegengesetzten Falle wird der Klärsel so lange verdünnte Schwefelsäure zugesetzt, bis sie nur schwach alkalinisch reagirt. (Schubarth a. a. O.) 12) Lcaujau's. — Die gereinigten, aber nicht gewasche¬ nen Runkelrüben werden fein zerrieben, gepreßt, der Saft mit einem kleinen Ueberschuß an Kalk geläutert, mit etwas Bcinschwarz abgedampft, bei 24° B. filtrirt, wobei er etwas Kohle aufnimmt, die sich beim Raffiniren abscheiden soll, und bis zur Fadcnprobe über offenem Feuer eingedickt ***)-—(ckoui-nul cke cliemio mack. 1829). Dumont, der sich i8l8 patentiren ließ, hat anfänglich Kohlenpul» ver mit Sand, wie es gegenwärtig bei dem unrichtig so benann¬ ten Weinrich'lchen Filter der Fall ist, und später grobkörniges Koh¬ lenpulver angcwendet. In der neuern Zett hat Dnkrnnkaut vorgeschlagen, den Nuukelrü- ben-Brei mit Schwefelsäure zu mischen. Das von Berzellius a. a. O., B. 7, S. angegebene Ver¬ fahren unterscheidet sich von dem fraglichen bloß dadurch, daß der bis ciroa 20" V. mit es Procent Beinschwarz abgedampfte Saft durch grobe Leintücher filtrirt wird. Der Kalk wird nach ihm bei 64" R. zugesetzt, bis Lo° R. erwärmt, und bei R. in die For¬ men gefüllt. »4« Für kleine Fabriken, die täglich nur einige Eentner Runkel¬ rüben über offenem Feuer verarbeiten, ist das Verfahren von Losu- jeu sehr geeignet, nur soll der Saft, nach dem Filtriren durch Beinschwarz und Kieselsand, einige Zeit zur Klärung der Ruhe überlassen, und zur langsamen Krystallisation eingedickt werden. Den Syrup bringt man dann in irdene Schüsseln, welche in ei¬ ner gut geheitzten Stube aufgestellt werden, rührt ihn öfters um, und wenn er zu einem dicken Brei, in welchem ein Löffel oder Stab stecken bleibt, geworden ist, bringt man ihn in reine Blu¬ mentöpfe, welche unten mit Stroh gefüllt, und in der Nähe ei¬ nes Stubcnofens aufgestellt sind, damit der Syrup von den Kry» stallen abfließen könne. Ist dieß geschehen, dann werden die Tö¬ pfe geleert, der Zucker bei mäßiger Wärme getrocknet und zer¬ kleinert. Ein solches Product läßt sich in jeder Haushaltung ver¬ wenden. Will man Bcinschwarz ersparen, oder besitzt man kein sei¬ nes Beinschwarz, dann muß man den Saft, wenn er 10" B. im Abdampfkessel erreicht hat, heiß durch Seihtücher filtriren, und dann erst weiter abdampfen. Das weitere Verfahren ist wie das vorangehende. Sollte der 22 —25gradige Syrup nach dem Filtriren durch das vuinont'sche Filter nicht alkalinisch reagiren, dann setze man ihm mit einem Eßlöffel so viel Kalkmilch zu, bis er ein Curcume- papier etwas braun färbt. Rührt man in die Kalkmilch etwas Eiweiß, dann erhält man ein reineres Product. Hat man einen bedeutenden Ueberschuß an Kalk bei der Läu¬ terung zugesetzt, und man will von der Säure keinen Gebrauch machen, dann läßt man den geläuterten Saft durch ein gebrauch¬ tes vumont'schcs Filter passiren, und bei 10" B. seihen, falls der Saft noch stark alkalinisch reagiren sollte. Will man, oder kann man von dem vumont'schen Filter keinen Gebrauch machen, dann verfahre man auf folgende Art: Man läutere bloß mit Kalk, bringe den Saft durch Seihtücher in den Abdampfkessel, rühre 3 4 Pfund Beinschwarz auf 25 — 30 Maß Saftes, dampfe unter Umrühren bis 28 — 30° B. ab, überlasse den Syrup zur Klärung durch einige Tage der Ru¬ he, seihe, setze dem Syrup 12 — 14° B. wiegende Kalkmilch, worin etwas säuerliche Milch oder Eiweiß eingerü'hrt ist, so lan- I4S g? zu, bis eine starke alkalinische Wirkung bemerkbar ist, und dünste unter fortwährendem Abschäumen ein. Soll bei der Manipulation gar kein Beinschwarz in Anwen- düng kommen, dann ist das Verfahren Brande's folgendes: Der Saft wird mit Gypsmchl (4Loth auseinen Eimer) 5_ 10 Minuten gekocht, durch Spitzbeutel siltrirt, mit Kalk geläutert, in ein Setzfaß mit mehreren (4) abstufenden Zapfen gebracht, wo er 12 Stunden bleibt; das Klare wird in Abdampfkcssel ge¬ bracht, und wenn er verkocht hat, mit Knochensäure (Phos¬ phor) so large behandelt, bis ein Curcumc-Papier nicht merklich gebräunt wird, weiter abgcdampft (20"), in steinernen Töpfen durch 8 Tage der Ruhe überlassen, darauf zum Syrup, der die Farbe des Porterbiers hat, eingedickt, abermals in steinerne Scha¬ len gebracht, einer mäßigen Wärme unter öfterem Umrühren aus¬ gesetzt, bis er zu einem Brei geworden ist, welcher in Blumen¬ töpfe, deren Böden mit Stroh bedeckt sind, zur Absonderung der Melasse gebracht wird. Ist dieß geschehen, dann wird der Zucker bei mäßiger Wärme getrocknet. — Das Trübe des Setz- sasses wird durch's Kochen bis aus V« rcducirt, in ein kleines Setzsaß gebracht, und dann so wie das erste Klare behandelt. — (Leuchs polyt. Zeitung, 1837, S. 95). 13) 6Iemanckock5. — Nach ihm wird die verdünnte Säure erst dann angewendct, wenn der Saft 10° K. wiegt. Reagirt der Saft bei 18° B. noch alkalinisch, so wird er durch weitem Zusatz von Säure neutralisirt. Durch diese Modifikation des vor¬ hergehenden (12.) Verfahrens wird bezweckt: n) daß das entwei¬ chende Ammoniak nicht gesättiget, und k>) der zu Boden gefalle¬ ne Kalk im Läuterungskessel nicht in Gyps, der während des Abdampfens die Gesäße verunreiniget, umgewandclt wird. (Lle- rnanckot's Zuckerfabrication aus Runkelrüben._Aus dem Fran¬ zösischen von I. Seitz, Wien 1831) *). *) Grebner a. a. O., S. äg, räch an, die Schwefelsäure zur Hälfte im Läuterungskessel, und zur Hälfte in den Abdampfpfannen an¬ zuwenden» wenn die Ausscheidung dec Flocken nicht gut von Stat¬ ten geht; sonst soll im Läuterungskessel keine Säure angewendek werden. ,43 14) Wcinrich-Kvdweis'sches. — Der rohe Saft wird mit verdünnter Schwefelsäure behandelt, diese vor demAnzündcn unter dem Läutcrungskessc! mit Kalkmilch gesättiget, bei 50° R. die durch Proben ausgcmittelte Kalkmenge zugcsetzt, bis 75° R. erhitzt, das Feuer gcdämvst, durch Beutel siltrirt, abgcdampft, bei 12° B., falls der Saft zu alkalmisch reagirt, verdünnte Schwefelsäure so lange zugcsetzt, bis eine schwache alkalinische Ncaction erscheint, auf 25° B. eingedunste , durch dasvmnorit'- sche Filter kalt siltrirt, und unter Zusatz von Kalk, in welchen etwas Eiweiß eingerührt ist, bis der Saft alkalinisch reagirt, zur Fadenprobe eingedickt. (§. 34 III. und §. 22 V.) 15) ks^en's. Der Saft wird schnell bis 64" N. er¬ wärmt, Kalkmilch (0,2 1 Procent) ungerührt, einige Minu¬ ten der Ruhe überlassen, durch ein vumonr'sches Filter, ohne den Schaum abzunchmen, siltrirt, in flachen Pfannen mit 1 Pro¬ cent feinen Bcinschwarzes bis 28° B. eingedunsiet, mit 1 Pro¬ cent, mit dem doppelten Gewichte Wassers verdünnten Blutes geklärt, nach dem Sieden das Feuer gleich gedämpft, der Syrup zur Sedimentirung einige Minuten steten gelassen, darauf noch einmal durch ein vumoni-sches Filter siltrirt und eingedickt. — Wird der Saft auch der 12° B. durch Kohle siltrirt, dann kann die Behandlung in der Abdampfpfanne mit Beinsckwarz und Blut unterbleiben, (k-^en's Zuckerfabrication re. Aus dem Französi¬ schen von Ludwig Gall, Trier 1836). 16) Schützend ach's In der neuesten Zeit ist dasGött- sing'schc Verfahren durch Schützenbach wieder ins Leben gerufen worden, indem er dasselbe in der zu Etlingen auf Actien gegrün¬ deten Zuckerfabrik einführte. Die getrockneten Runkelrüben werden entweder sogleich aus- gesüstt, oder früher in Mehl verwandelt. Der Saft ist schon vor der Läuterung klar und sehr licht, und enthält 40 — 50 Pro¬ cent Zuckermassc, also dreimal mehr als der aus frischen Run¬ kelrüben gewonnene. Bei diesem Verfahren sollen 100 Eentner Runkelrüben 16 — 20 Eentner trockene Substanz, und 8 Eentner von dieser 5°/^ Eentner Zuckermasse, oder 5 Eentner krpstallisirbaren Zucker ge¬ ben, also die Ausbeute 10 — 12,5 Procent an Zucker bctra- 144 gen D- Die Productionskosten sollen pr, Pfund Zucker LO 11 kr. betragen. — (Oeconomische Neuigkeiten von Andre, 1836, S. 734, und Leuch's polyt. Zeitung, 1837, S. 87). 17) Eine weitere Modifikation erhielt das Göttling'sche Ver¬ fahren durch Dombsslo. Die in Scheiben geschnittenen Runkelrüben werden nicht getrocknet, sondern frisch nut heißem Wasser in Bottichen ausgesüßt. Doaujeu hat dieses Verfah¬ ren 1832 in seiner Fabrik mit Hilfe eines sinnreichen Apparats, durch welchen eine ununterbrochene Eirculation des Saftes von einem Bottich in den andern erhalten wird, eingesührt. (Die betreffenden Schriften §. 18, II). 18) Nach Veli mal a wird die vorstehende Filtration durch Eintauchen des Rübcnbreies, oder der Rübenscheiben ins heiße Wasser ersetzt "). —. (Leuch's polyt. Zeitung 1834, S. 126). 19) Wcinrich modisicirte die Maceration dahin, daß er die Rübenscheiben bis 40" R. erwärmt, in konische hohe Botti¬ che bringt, und mit Wasser von 60" R. so lange aussüßt, bis sie keinen süßlichen Geschmack mehr besitzen. (Bley a. a. O., S. 63). 20) Dimitri D a ! ck o N' führte wieder die Maceration auf de.n kalten Wege ein, und soll dadurch ein vorzügliches Pro¬ duct mit viel geringem, als den bisherigen Productivnskostcn er¬ halten haben. _ (Schmidt's neueste Erfahrungen und Fragmen¬ te über Runkelrüben-Zuckerfabrication, 1837). 21) Nach 8 orel und Oaukisr werden die Runkelrüben in Brei umgewandclt, und der Saft unter Einwirkung von Was¬ ser, ohne Druck und ohne Aufrühren des Breies, gewonnen, indem man es durch einen eigenen Vcrdrängungsapparat von Unten nach Oben gehen läßt. (Dingt. Journ., B. 66, S. 76). 22) Das Hermbstädt'sche Verfahren hat in der neuesten Zeit unter den unverschämtesten Anpreisungen unter der Benen¬ nung : *) Nach späteren Angaben bloß 7 — 8 Procent mit de» Crespel'schcn Productionskosten. — Bei dem gewöhnlichen Verfahren erhalten einige Fabriken 8,5 Procent. Die Vortheile und Nactztheile dieses Verfahrens sind §. 19, il. V. angegeben. '*) Die Troxler'sche Roria ist kaum der Erwähnung werth. »4S mmg: das Zier-Hanewald-Arnold'sche Verfahren sein Haupt er¬ hoben, um den Sinn der Blöden zu berücken. Das Wesen dieses Verfahrens ist: 1) der Saft wird bei 50 — 60° R. mit überschüßigem Kalke geläutert; 2) sammt Schaum und Bodensatz so lange gekocht, bis etwa V« des Saf¬ tes verflüchtiget wurde; 3) durch Beutel, und wenn er eine Tem¬ peratur von 20 18° R. erreicht hat, durch Thierkohle aus die gewöhnliche Art siltrirt, und 4) bis zum Krystallisations- puncte eingedickt und in die Formen gefüllt. Die Preßrückstände werden nach vomosnrs^'s Metho- de (II. §. 22) behandelt. (Dingt. Journ. B. 54, S. 65; Leuch's polytechnische Zeitung 1837, S. 53, und Weinrich über das Zier'sche Verfahren. Prag 1837). Aus der Betrachtung der übrigen schon früher bestandenen VerfahruNgsarten ergibt sich, daß dasselbe nicht nur nichts Neues enthalte, sondern, daß das Kochen des Saftes im Läuterungs- kcssel eine verwerfliche Operation sey. (§. 22 und 115 der Ein¬ leitung) *). 23) karrg^on'r. Die gereinigten Runkelrüben wer¬ den mit verdünnter Schwefelsäure, 4 Kilogram in 40 Litre Was¬ ser verdünnt auf 1400 Kilogram Runkelrüben, behandelt, gerie¬ ben, gepreßt, der rohe Saft durch ein gebrauchtes vumont'sches Filter siltrirt, und mit etwas Kalk geläutert. Der auf 25° B. abgedampfte Saft hatte eine weiße Farbe. Die Ausbeute betrug pr. Litte Syrup 970 Gramen, während sie nach den bisherigen besten Verfahrungsarten nur 750 Gramen betrug; der Zucker krystallisirte schnell, hatte eine schöne weiße Farbe, und einen et' was bitterlichen Beigeschmack. (Lullottn llo la bociera ck> eucou- rageinont 1837. p. 228). 24) Mart in's Verfahren besteht in der Anwendung eines folgender Art eingerichteten vumonttschen Filters: Es wird zuerst eine Schichte seinen Sandes (Kiesel) aufgetragen, darauf kommt grobe Thierkohle, die mit grobem durch Zerschlagen von Kiesel- *) Wenn Zier seine, in Dinglers Journale versprochene, Rechtferti¬ gung seinen Gläubigen schuldig bleibt; dann ist es ein Zeichen, daß er Reue und Leid fühle, und daher Vergebung verdiene- 10 L46 steinen gewonnenem Sande bedeckt wird; auf diesen felgt eine in Tücher eingeschlagenc Schichte von zerstoßenem Alaun, welche mit harter, sein gestoßener Holzkohle bedeckt wird, und auf diese folgt kohlensaurer Kalk, auf welchen ein Korb, über den ein Tuch ausgebreitet ist, aufgesetzt wird. Durch diese Einrichtung soll bezweckt werden: 1. die gröbern Unreinigkeiten gleich im Korbe zurückzuhalten; 2. die etwaigen Säuren durch die Kalkschichte zu neutrali- sircn, und das Ferment zu zerstören; 3. das freie Kali durch den Alaun zu sättigen, und 4. den Saft von der anhangenden Kohle durch die erste Sandschichte zu befreien. — (Dingl. Journ. B. 66, S. 398). 25) Pell et an's oder 6 ollstes Verfahren besteht im Aussüßen des Rübenbreies, wozu ein eigener Apparat, Lcviga- tor *) genannt, angcwcndet wird. (Bulletin äe In socislo cl-eneourggeinent 1837, p. 402, und Dingl. Journ. B. 66, S. 398). 26) Das Lclro ) an geläutertem Safte 1800 — 2700 Maß, oder 4387 6580 Pfund; c) an abgedampftem Safte, von 25 30° B., 360 bis 540 Maß, oder 1080 — 1620 Pfund; «i) an eingedicktem Safte, von 35 — 40 B., 215 — 322 Maß, oder 752 — 1127 Pfund; l) an Melasse 75 — 98 Maß, oder 252 — 327 Pf., und 8) au Rübenmark 500 — 300 Pfund. In der Fabrik des Grafen Potozki zu Lanzut in Galizien, sind un¬ ter kLäonx's unmittelbarer Ueberwachung Z >jr — L Procent Zu¬ cker, und ijr Procent Melasse nach dieser Methode erzeugt wor¬ den. (Qecononiische Neuigkeiten von E. Andr« 16Z7, S. 6Z, 2br und 479)- 10 * >18 S. Preise. s) Dev Zuckers : Litt Ich Der Mclaffe. IVO Kilogr. (178,5 W. Pf. kosten nach Crcfpel 3 _ 4 Fr. (1 fl. 9 kr. — 1 fl. 32 kr. C. M.); nach 6s Ocinikssls 26 Fr. (9 fl. 58 kr. C. M.); nach OKsxlal 18^.Fr. (6 fl. 54 kr. C. M.), und nach Grebncr kosten 100 W. Pf. 2 fl. 30 kr. E. M. Mithin kosten im Durchschnitte 100 W. Pf. 2 fl. 37V- kr. * **) ). DesRübcnmarkcs und der Blattern — 1000 Kilogr. (1785 W. Pf.) kosten nach Oe vombusls 4 Fr. (1 fl. 32 kr. C. M.) ; nach Crespel 24 Fr. (9 fl. 12 kr.), und nach mehreren Andern 10 — 15 Fr. (3 fl. 50 kr. — 5 fl. 45 kr.) Also kosten 100 W. Pf. im Durchschnitte 19 kr. C. M. E). v. Geldbruttoertrag von LV« Ceutner Runkelrüben. L Von 5-8 M Zucker 4 28 fl. 30 kr. 142 fl. 30kr. - 228 fl. — kr. 5. von 2,52-3,27 ÄS'Melasse 4 2 fl. 30 kr. 6» 30»- 8„10 » «.von 5- 30Etz'Rübenmark4 19 kr. 1» 35 » - 9»30» zusammen . 150fl.35kr.-245fl. 45kr. Der Durchschnitt beträgt 197 fl. 20 kr. v. Produktionskosten. «. Für 100 M Rüben 416 kr. ... 26 fl. 40 kr. ^l>. für Arbeitslohn und Aufflchtspersonale 5— 6 » — » Fürtrag . . 5 — 32 fl. 40 kr. *) Noch Achard a. a. O- , H. 75, geben 110 Pfund (gi rjZ W. Pf.) Melasse, von welcher 3 Pf. auf 1 Cenkner Rüben entfallen, 60 Quart (So W. Maß) Branntwein; vom Rübenniarke rechnet er (H. 7Z) So Pf. auf Z Quart Branntwein. **) 8uII«tin Ns la 8ooiste 8'Lusouragsrnent 18Z6, p. s6. Wo das Heu I fl. 16 kr. — I fl. 4S kr. kostet, dort wird man die Rübenrückstände um diesen Preis ausnützen können, sonst aber nicht. * rooo Kilogr. (1780 W, Pf.) kosten in Frankreich 8,>4 und 16 F'r. (Schubarth a- a. O. , L. 43)- LS» Uebertrag . . 5— 32 fl. 4o kr. c. für Holz, thierische Kohle, Kalk rc. 10—. 20 „ — » ck. für Zinsen und Erhaltung des Gebäu¬ des L io Procent 50 60»*)— »und e. für Interessen und die Erhaltung des Jnventarcapitals von 3500 4000 fl. 5 10 Procent . . 35 40 » — » zusammen . . 100 — 152 fl. 40 kr. Der Durchschnitt beträgt 126 fl. 20 kr. L. Reinertrag von LOO Centner Runkelrüben. a. Der Geldbruttoertrag beträgt 197 fl. 20 kr. 5. die Productionskosten betragen .... 126 » 20 » mithin verbleibt ein Reinertrag von . . 71 fl. —. kr. r. Größe des zur Anlegung einer Runkelrüben-Zuckerfabrik erforderlichen Capitals. a. Nach Crespel, bei einer jährlichen Erzeugung von 50,000 Kilogr. (892^ W. Centner) Zucker: s) an Grundkapital oder für die Herstellung eines Gebäudes von oii-cs 150 Fuß Länge und 25 Fuß Breite sammt Kel¬ ler, Speicher rc. . . 45,000 Fr. oder 17,250 fl. kr. b) an Jnventarcapital . 55,200 » » 21,160 » — » c) und an Betriebscapital 43,000 » » 16,483 » 20 » zusammen . 143,200 Fr. oder 54,893 fl. 20 kr. 5. Nach vlsnqum, bei einer jährlichen Erzeugung von 100,000 Kilogr. oder 1,785 W. Centner Zucker: *) Bei dieser Post ist der Werth des Gebäudes zu 5ooo — 6ooo ss. angenommen, und daß »o,ooc> Centner R. in roo Tagen verarm beitet werden. 151 ») an Grundcapital . . 96,000 Fr. oder 36,800 fl. — kr. !») an Inventar . . . 86,870 „ » 33,300 » 1 » o) undanBetriebscapital. 75000 » » 28750 » — » zusammen . 257,870 Fr. oder 98,850 fl. i kr. Diesemnach erfordert die Erzeugung von 100 Kilogr. oder 178,5 W. Pf. Zucker, a. nach Lrespel, l>. nach Llan^ust, a) an Grundcapital 90 Fr. o. 34 fl. 30 kr. 96 Fr. o.36fl.48kr. 4) an^nventar » 110,4 » » 42 »11 » 86,87 >, » 33 » 7 » c) undanBetriebs- capital . . 86 » 32 » 39 -> » » ^8 ,, 45 » zusammen 286,4 Fr. o. 109 fl. 39 kr. 257,87 Fr. o. 98 fl. 40 kr. Also entfallen auf 100 W. Pf. Zucker im Durchschnitte, mit Weglassung der Brüche: rr) vom Grundcapital 20 fl. 54 kr. 5) vom Jnventarscapital 20 » 10 » c) vom Betriebskapital ....... 17 » 17 » Rechnet man die Interessen des Grund-- und Jnventarcapi- tals zu 10 Procent, und des Betriebskapitals zu 6 Procent, dann betragen die Produktionskosten von 100 Pf. Zucker, und zwar: a) an Interessen des Grundkapitals . . 2 fl. 5 kr. ö) » » » Inventarcapitals . 2 » 1 » c) » » » BetriebScapitals . 1 » 43 » und » Betriebscapital selbst 17 » 17 » zusammen. . . 23 fl. 6 kr. o. Plan zu einer Nunkelrübcnzncker - Fabrik, in welcher eine Million Kilogramme (L W. Centner) Rüben ver¬ arbeitet werden sollen. Von Herrn Oosxol-Oelisse mitgetheilt. ». Grundcapital. Ein Gebäude, 100 Fuß lang, 25 Fuß breit, mit Kellerraum, einschließlich des innern Ausbaues zum Behuf der Fabrik . . .. I5S Fürtrag . . Smuine . . b. Inventar capital. (Maschinen und sonstige Gerathschaften). 1. Ein Triebwerk für Ochsen, nebst Rädern und Betriebswelle .... 2. Eine Waschmaschine .... 3. Eine Reibe 4. Ein hölzerner Tisch mit Kupfer¬ blech beschlagen ...... 5. Zwei hydraulische sPressen nebst Pumpen 6. Eine Safipumpe 7. Zwei Saftbehältcr mit Blei ge¬ füttert Ein Dampfkessel .... Zwei Läuierkessel Zwei hölzerne mit Kupfer ausge¬ schlagene Behälter zum Aussüßen der Kohle aus den Filtern .... 13. Sechs kupferne Filter.... 14. Ein Klärkessel für den Syrup . 15. Zwei Behälter zum Ausbewahren des Syrups und Klärsels .... 16. Ein Kühler 17. 600 Formen und Pötten . . 18. Oesen in den Trockenstuben und und Wärmröhrcn 19. Ein Behälter für die Melasse . 20 Kostenfürs Aussteller.der Apparate 21. Kuochenofeu, Töpfe, Mühle und Siebwerk ^ . . . 22. Verschiedene Geräthe, Säcke, Hor¬ den 8. 9. .. 10. Zwei Abdampfpsannen t - mit 11. Eine Kochpfaune /Spiralrohr 12. I »s a. L>-, ) für R. pr AH" 12 kr. 5,000 — 6,000 » und 0. das D 6) für Untensilicn, als: Umlaufscapital z Kalk,Beinschwarz rc. 5,000 — 6,000 » und c) Arbeitslohn 2,ooo — 3,ooo » zusammen . 3o,ooo — 37,ooo fl. 12 * »5« Die Prvductionskostcn betragen diesem nach: 480 _ 6oo fl. als Interessen des Grundcap. zu 6 A 1,ooo 1,200 » » » »Jnventarcap.»10Il 6oo — 750 „ » » „ Umlaufscap. » 5L und 12,000 —15,000 als Ersatz für das Umlaufscap. selbst. zusammen 14,080 — 17,550 fl. Da man aus 25 — 3o,ooo EentnernRunkelrüben 125o . 1500 Eentner Rohzucker erzeugt, so betragen die Productionsko- sten pr. Centner 11 fl. 15 kr. — 11 fl. 42 kr. *). Wird der Centner Rohzucker mit 15 fl. veranschlagt, dann entfallen 3 fl. 18 kr. — 3 fl. 45 kr., als reiner Gewinn, auf den Centner Rohzucker, mithin 13 — 15 Procent des gejamm¬ ten Anlagscapitals. Wird die Melasse, welche768— 920Cent.beträgt, mit 3 fl., und die 7,000 8,500 Centner Preßrückstände mit 6 kr. pr. Centner in Rechnung gebracht, dann beträgt der Geldwert!) die¬ ser Gegenstände 3004 — 361o fl. oder 9 — 10 Procent des Anlagscapitals, und der gejammte Unternehmungsgewinn 22 — 25 Procent. Werden dagegen bloß 4 Procent Rohzucker gewonnen, wie es noch in vielen Fabriken der Fall ist, dann beläujt sich^der reine Nutzen nur auf 13 — 14 Procent des in der Fabrication enthaltenen Capitals. Wer die Runkelrüben mit 6 kr. pr. Centner bezahlt, die Fabriks- arbeiken mit etwas Brod und Branntwein abfertiget, die Interes¬ sen des Grundkapitals nicht in Rechnung bringt, und 8 Procent Rohzucker gewinnt, der wird die Productionskosten pr. Centner mit fl. oder r ij4 kr. pr. Pfund veranschlagen, und in den Auge» der Unwissenheit als Wundermann erscheinen können. »5« v. ^erzeichniH -er Zuckerfabriken in der österreichischen Monarchie. I. Bereits bestehende Fabriken. »sr L58 »5S 16« I6tl 102 II. Unternehmungen kleinerer Art, Versuchs - und Unterrichts-Anstalten. 13 ' I6S I«4 Anmerkung: Wer die Schwierigkeiten kennt, aus dem Chaos von ost sich widersprechenden Angaben das Wahre zu fin¬ den, der wird auch die Unvollständigkeit dieses Verzeichnisses ent- schuldigen. Die mit der gesetzlichen Bezeichnung versehenen, so wie die im Königreiche Illyrien im Entstehen begriffenen Fabri¬ ken sind aus amtlichen Behelfen entnommen. ' Von den in diesem Verzeichnisse angeführten, und bereits bestehenden 56Runkelrüben-Zuckerfabriken entfallen: 28aufBöh- men *), 9 auf Galizien, 8 auf Mähren und Schlesien, 4 auf Ungarn, 3 auf Oesterreich, 2 auf Kärnten, 1 auf Siebenbürgen und 1 auf Steyermark. Nimmt man an, daß in jeder dieser Fabriken im Durch¬ schnitte nur 30,000 Centner Rüben verarbeitet, und aus diesen zu 5 Procent 1500 Centner Zucker erzeugt werden, dann beläuft sich die jährliche Zuckererzeugung der 56 Fabriken aus 84,000 Centner. Der jährliche Bedarf an Zucker der im Zollverbande begrif¬ fenen Provinzen, oder von 20 Millionen Einwohnern, wechselte in den Jahren 1836 1836 zwischen 350,000 — 400,000 Cent- nern. Veranschlagt man, nach C. A. Neumann **), den jährli¬ chen Zuckerbedarf der außer dem Zollverbande gelegenen Provin¬ zen und Städte, als: Ungarn, Siebenbürgen, ungarische Kü- stcnlande und Istrien, Triest, Venedig und Brody in Galizien, mit 250,000 Centnern, dann erhält man den jährlichen Zuckerbe¬ darf der ganzen österreichischen Monarchie mit 600,000 — 650,000 Centnern; daher vermögen die 56 Fabriken nur den 7,7, oder na'hcrungsweise den 8tcn Theil des gesammten Bedarfes, zu decken, und cs müßten 400 434 Fabriken, von welchen jede 30,000 Centner Rüben jährlich verarbeitet, bestehen, wenn der ganze Zu- *) Nach einem Privatschreiben sollen in Böhmen Za Fabriken bestehen; da ich aber über ä weder in amtlichen Behelfe», noch auch in landwirthschaftlichen Zeitschriften etwas Näheres finden konnte, so konnten sie auch in das Verzeichniß nicht ausgenommen werden. **) Vergleichung dec Zuckerfabrication aus, in Europa einheimischen» Gewächsen mit der aus Zuckerrohr in Tropenländern, mit Bezug auf Staats- und Privakwirthschaft, von C. A. Neumann. Prag 18Z7, S- 36. ckerbedars der österreichischen Monarchie durch die inländische Fa¬ brikation gedeckt werden sollte. Wird der Ertrag der Rüben pr. Joch mit 250Eentnern ver¬ anschlagt, dann müssen in der Monarchie von den 95 Millionen landwirthschastlichcn Bodens 48,000 — 52,000 Joch zum Run¬ kelrübenbaue verwendet werden, wenn die inländische Zuckerfabri- cation den Bedarf decken, und die Ausbezahlung von jährlichen 12,050,000 —13,200,000 fl. *) an den Eassirer fremder Welt- theile und Staaten verhindern soll. *) Nach dem Handels - und Seeberichte des österreichischen l-ovcks in Triest von 18Z7, kostet der Centner Zucker, mit Ausschluß der feinen Raffinade, im Durchschnitte 16 fl. Der Einfuhrzoll für den Rohzucker beträgt 7 fl. Mit Hilfe dieser Daten erhält man die obige Summe, wenn man den Zoll bei den außer dem Zoll- verbände liegenden Provinzen in die Rechnung nicht aufnimmt. D r u ck f e h l e r Seite >5, Zeile i> von oben lies: tl^anue, statt? Iva»»L. » >9' » 7 -> unten, >, »> 27, l» » oben, » 63, „ 2 » unten, ,, » 81, „ 17 „ oben, » » 8H, « 17 „ ,, » » 86, „ 8 „ unten, » » g6, » >g " oben, » ,1 >22, » tj » unten, » » >§o, » 7 » oben, » » >47, » 6 » unten, » » >4g, » >5 » oben, » » ebd., » >5 » » » » 1^9, » >> » unten, » » 180, » >8 » oben, » « >02, « 3 « unten, ,< übrigens, statt: übrigen. Gulden, statt: Procent. Alkalisalzc, statt: Akalisalze. enthalt, statt: erhält. >00 Gtth., statt: 100. können, statt: kann. Reibmaschinen, statt: Reibmaschine. Oemesm») , statt: Oosmaz'. eigenthümliche, statt: eigentliche. Grad, statt: Grund. 60 — 65 , statt: 60 — 60. Zoo — 5oo, statt: 5vo — Zoo. 3 — 5 Centner, statt: 5 — 3» tztr. 57 kr., stakt: g fl. 3» kr. 3> — 32 fl., statt: 5 — 3r fl. 5o fl. 3a kr., statt: 71 fl. Horden, statt: Gorden.