120824 listna in univkmtetns knjirnics v i-jubijsni Geschichte des östreichischen Staatenvereines mit speciellen Geschichte« seiner Länder und Völker von den alten Zeiten bis zum Jahre 1852. Von k^oiriM 6k^6omö k. k. Professor am Untcrgymnasiunr in Triest. Triest Gedruckt bey Marenigh 1853. 120824 Worrrde. Da das Kaisertum »Oestreich« ein Staatrnverekn ist,so ge¬ hören die merkwürdigen Thaten imd Begebenheiten aller Völker seiner vereinigten Staaten in den Bereich der östreichischen Ge¬ schichte. Als ich diese in der 4. Gymnasialklasse in Triest Heuer wieder vortrug und ein zweckmäßiges Buch noch immer vermißte; so entschloß ich mich, eine kurze, die heutige östreichische Monarchie in ihrem ganzen Umfange umfassende Geschichte zu verfassen. Zu dem Ende schrieb ich auch kurze Geschichten der einzelnen Länder von den alten Zeiten bis zum Zeitpunkte, in welchem diese mit dem Stammlande Oestreich vereiniget worden sind. Wie ein Nebenfluß, wenn er sich in den Hauptstrom ergossen hat, seinen Nahmen verliert; so hört die specielle Geschichte eines jeden Landes, nachdem es mit Oestreich vereiniget worden ist, auf und geht in die Geschichte des östreichischen Staatenvcrcines über. Um die Specialgeschichtcn im Zusammenhänge darzustellen, schaltete ich die specielle Geschichte eines jeden Landes alsdann erst, wenn dieses in den östreichischen Staatcnverband ausgenommen worden ist, in die Geschichte Oestreich's ein. Triest, am 26. October 1852. - /v» Erster Zeitraum- Vorgeschichte Oestreich s von den alten Zeiten bis zur Ankunft der Babenberger ( 983). §. 1. Nach der Niederlage des Q. Varus in Großdcutschland be¬ stimmte Kaiser Augustus die Donau für die Gränze der römischen Weltherrschaft; daher wurden an allen Ucbergangspunctcn dieses Flußes Waffenplätze und Festungen angelegt, wo römische Legionen ihre bleibenden Standlager hatten. Als Markus Aurelius mit den Quaden und Markomannen (166—180) Krieg führte, war Windobona (Wohnung der Win¬ den) Standlager der Fahianischcn Cohorte der 10. Legion, woher diese Stadt später Faviana genannt wurde, woraus sich durch Ab¬ kürzung Viana, Viena und endlich Wien bildete. Nachdem Theodosius (395) das römische Kaiserthum in das abendländische und morgenländische Reich getheilt hatte, gehörten zu dem Erstorn die meisten Länder der heutigen östrcichischen Mo¬ narchie auf dem rechten Donauufcr. §. 2. Da das römische Reich durch die Theilung geschwächt worden, begannen verschiedene Völker von Osten und Norden in die süd¬ lichen und westlichen Länder desselben einzudriugen. Jene Völker, welche nach Italien wanderten, nahmen durch die Länder des heu¬ tigen östreichischen Kaiserstaates den Weg. Alarich, König der West- gothen, zog durch Illyrien nach Italien. Ihm folgte Radagais mit den Scythen, deren Abkömmlinge die Tschitschen ( öiü ) sein sollen, welche die felsige Gegend zwischen Triest und Fiume bewohnen. In Noricum und Pannonien verweilten am längsten die Rugier, welche mit ihren befreundeten Stämmen der Heruler und Skyrren dem Hunnenkönige Attila (s. §. 38) erlagen, welcher dann bis 6 Ehalons an der Marne verdräng, wo er eine Hauptniederlage (451) erlitt. Auf dem Rückzüge äscherte er unter andern Städten Aquileja ein. Die Bewohner der zerstörten Städte suchten Zuflucht auf den Inseln der Lagunen des adriatischcn Meeres, und legte.» den Grund zu Venedig. Attila starb (453 ) in seiner Burg zwi¬ schen der Donau und Theiß in Ungarn, welches von den Hunnen auch Hunnien genannt wurde. - Nach Attila's Tode erhoben sich wieder die Rugier, Heruler und Skyrreu unter einem gemeinsamen Könige, der in Faviana seinen Sitz hatte. Das heutige Oestreich erhielt damahls von den Rugiern den Nahmen Rugiland. Aus diesem brach der skyrrische Feldherr Odoakcr hervor, der dem römischen Reiche (476) ein Ende machte. Dann zogen die Ostgothen hier durch, deren König Theodorich den Odoakcr besiegte und die Herrschaft über Italien an sich riß ( 493 ). Nach dem Jahre 526 übergingen die Longo- barden von dem linken Donauufer auf das rechte und verweilten in Noricum uud Pannonien bis zum I. 568, in welchem sie unter ihrem Könige Alboin nach Italien vordrangen, uud dem griechi¬ sche» Kaiser, der nach Besiegung der Ostgothen ( 555) ganz Ita¬ lien besaß, Ober- und einen großen Theil von Mittclitalien Weg¬ nahmen. In die von den Langobarden verlassenen Wohnsitze rück¬ ten Slaven und Avarcn ein, welche letztere sich nach ihrer An¬ kunft aus Asien zuerst an der niederen Donau niederließen, und dann sich allmählig zum herrschenden Volke auf beiden Ufern die¬ ses Flußes bis zur Enns erhoben. §. 3. Karl der Große überzog die Avaren mit Krieg, weil sie sich mit seinen Feinden verbündet hatten, und besiegte sie in drei Feld¬ zügen (791, 796, 799) dergestalt, daß sie seine Oberherrschaft anerkennen mußten. Er bestimmte das eroberte Land vom Fluße Enns bis zur Naab zu einer Gränz- oder Markgrafschaft des frän¬ kischen Reiches, welche pannouische Mark oder Avarien und später Ostmark genannt wurde. 7 §.4. Die ersten Markgrafen der Ostmark waren: Gerold I. (zu¬ gleich Praefectus Bavariae) 796 — 799, Guntram 799 — 811 und Gerold II. 811— 831. Von diesem Jahre an standen der Markgraf Radbod, so wie im Zeitalter Karl's des Licken die Brü¬ der Wilhelm und Eugelschalk der östlichen Mark vor, welche im I. 871 die Mährer von der Gränze znrückschlugcn. Nach Wil- hem's und Engelschalk's Tode fiel ihre Mark nicht ihren Söhnen, sondern dem Grafen Arbo zu. Allein jene Söhne vertrieben diesen Grafen aus seiner Mark, der znm mährischen Swatopulk floh. Dieser verjagte dann Wilhelm's und Engelschalk's Söhne, die zu Arnulph in Kärnthen flüchteten, der nach Karl's des Dicken Ent¬ thronung in Deutschland zum Könige ausgerufcn worden war. Ar¬ nulph 'zog zwar das Schwert gegen Swatopulk, bestätigte aber doch den Arbo in seiner Würde. Später nahm er sic ihm, um sie dem jungen Eugelschalk zu geben. Dieser hatte nähmlich eine Toch¬ ter Arnulph's entführt, und, um dessen Zorne zu entfliehen, sich zu Swatopulk begeben. Arnulph rief, um dem Swatopulk den Vor¬ wand zu neuer Einmengung zu nehmen, den Engelschalk zurück und gab ihm die Ostmark. Aber Engclschalk wurde wegen der Un¬ ruhen, die er wieder stiftete, des Augenlichtes beraubt, und sein mitschuldiger Vetter Wilhelm enthauptet (893). Nach Engelschalk's Tode bekam Arbo wieder die Verwesung der Ostmark. Da er sich aber in ein Bündniß mit Swatopulk eingelassen hatte, wurde er im I. 895 seines Amtes entsetzt. Nun führte Arbo und sein Sohn Jsenreich mit Arnulph Krieg. Allein beide wurden besiegt und Jsenreich war unter den Gefangenen, der aber bald Mittel fand zum mährischen Dynasten zu entfliehen. Dieser benützte die neue Gelegenheit, um seine Herrschaft nach Deutschland anszudchnen, und griff den König Arnulph mit großer Macht au. Dem Letzteren kamen die Ungarn zu Hülfe, welche zwar die Macht Swatopulk's brachen, sich aber in dem neuen Lande sowohl gefielen, daß sie nach Arnulph's Tode während der Minderjährigkeit seines Sohnes, Ludwig's des Kindes, Marien bis an die Enns sich unterwarfen s und im Besitze desselben blieben, bis sie Kaiser Otto I. am Lech (655) schlug Und hinter Melk znrücktrieb. Otto I. stellte die Ostmark wieder her, die sich aber von der Enns nur bis Melk erstreckte. Bernhard, Präfect von Regens¬ burg, stand der neuen Mark bis zum I. 983 vor. 8. 5. Innere Vehraltnisse und Culturznstände Oestreich s bis zur Ankunft der Babenberger (983). Schon im I. 48 n. CH. gründete der h. Markus, ein ver¬ trauter Schüler des Apostels Peter, die Kirche zu Aglay ( Äquileja), wo im I. 50 der h. Hermagoras Bischof war. Von Äquileja, Noricnm's und Pannonien's Mntterkirche, verbreitete sich die christ¬ liche Religion durch Legionssoldaten in diesen Gegenden. Die christ¬ lichen Gemeinden standen unter mehreren Bischöfen, welche zu Ter- geste, Aemona, Celeia, Petovium, Szissek und Lorch ihren Sitz batten. Auf dem östreichischen Boden ist Lorch als die Wiege des Christentbums anzuseben. Allein unter Diocletian's Regierung wurden die Christen in Noricum schrecklich verfolgt. Im I. 303 wurde der römische Hindun Florian, der sich als Christen bekannte und weigerte, den falschen Göttern Weihrauch anzuzünden, von dem Proconsul Aquilinus in die Enns gestürzt. Diese Verfolgung und die Fluth der Völker¬ wanderung machten, daß einige Bischöfe auf immer verschwanden. Nach und nach kam das Christenthnm wieder in Aufnahme. Der h. Rupert errichtete (582) das Bisthum in Salzburg, wel¬ ches von Kurl dem Großen zn einem Erzbisthume erhoben wurde. Odilo II., Herzog von Baiern, stiftete im I. 748 die Bcnedicti- nek-Äbtci zu Mondsee. Tassilo II. gründete 777 das Benediktiner- Stift Kremömimster. Eben dieser Herzog stellte auch das von den Nvareu zerstörte Chorherrnstift St. Florian her. Mit dem Christen- tyume machten auch Gesittung und Bodenkultur rasche Fortschritte. Nachdem Karl der Große diese Gegenden den Avaren ent- s rissen hatte, führte er zu den in denselben bereits ansässigen, und gewerbsamen Slaven Ansiedler aus Baiern, Franken und Sachsen. Noch jetzt erinnern einige Ortsnahmen an jene Abkunft, als: Sach¬ senfeld , Baierisch- Grätz, Frankenburg. Heerbann. Karl der Große verpflichtete in seiner Kriegsverfassung nur die freien Besitzer zu Kriegsdiensten. Da er aber in den Kriegen mit mächtigen Feinden einen zahlreichen Heerbann nöthig hatte, so waren nicht nur die großen, sondern auch die kleinen Besitzer frei und daher zur Heerfolge verpflichtet. Von je drei Huben Landes mußte ein Mann gestellt werden. Kleinere Besitzer wurden nicht ausgenommen; sie mußten gemeinschaftlich Einen Mann aus¬ rüsten. Ein Einhübler mit einem Zweihübler; drei Einhübler; sechs Halbhübler u. s. f. Schade, daß in dem Karolingischen Heerbanne der Fehler war, daß der Krieger nicht vom Staate, sondern von den Besitzern ausgerüstet und während der drei ersten Monathe des Feldzuges ausgehalten wurde. Häufige Kriege stürzten daher viele der kleinen Besitzer. Zogen sie persönlich alle Jahre in den Krieg, so verfiel ihre Wirtschaft; rüsteten sie allein oder gemeinschaftlich Einen Mann aus, so geriethen sie in Schulden; stellten sie sich nicht ins Feld, so wurden sie durch Geldstrafen und Auspfändun¬ gen an den Bettelstab gebracht. Daher geschah es, daß einige um eine Kleinigkeit ihre Besitzungen verkauften, andere den großen Gütcrbesitzern unter der Bedingung die Dienstbarkeit gelobten, daß diese sie von der Militärpflichtigkeit befreiten, und ihre eige¬ nen Söldner für sie stellten. 2 4 v Zweiter Zeitraum. Osfircich unter Markgrafen ans Sem Hanse Baben¬ berg (983 — 1156). §. 6. Adalbert ans dem Geschlechte der Babenberger zog mit sei¬ nem Verwandten, dem Könige Heinrich I., gegen die Ungarn, nnd fiel in der Schlacht bei Merseburg ( 933). Er hinterließ einen Sohn Leopold, den Heinrrch's I. Sohn Otto, in dankba¬ rer Erinnerung an die Verdienste des Vaters, bei sich behielt. Als Otto I., nachdem er schon in Rom gekrönt worden war, eines Tages auf der Jagd in Lebensgefahr kam, indem ein an¬ geschossener Eber auf ihn losging, und sein Bogen gebrochen war, flog Leopold herbei, reichte ihm seinen eigenen Bogen und half so das Unthier erlegen. Der Kaiser, höchlich erfreut über die un¬ glaubliche Schnelligkeit des Jüngtinges, versprach, ihm das nächste erledigte Lehen zu übertragen und gab ihm als Wahrzeichen der großen Lebensgefahr, in der er sich befunden hatte, den gebro¬ chenen Bogen. Als Burkhard, Markgraf der östlichen Mark, in der unglück¬ lichen Schlacht bei Basantello in Calabricn gefallen war, trat Leopold mit dem gebrochenen Bogen vor Otto II. und erhielt von ihm die obgenannte Ostmark. Er wurde wegen seiner Rittertugend » der Erlauchte genannt, und starb im I. 994. Ihm folgte sein Sohn Heinrich I., unter dem Avarien zum ersten Mahle unter dem Nahmen Oestreich urkundlich vorkommt. Wegen seiner Siege über die Pohlen und Mährer hieß er » der Starke « Da er kin¬ derlos (1018) starb, folgte ihm sein Bruder Albrecht I., der die östreichische Mark bis an den Leitha-Fluß erweiterte und sich durch kriegerische Unternehmungen gegen die Ungarn den Bei¬ nahmen »des Sieghaften « erwarb. Nach Albrccht's I. Tode (1043 ) bestimmte Kaiser Heinrich III. dessen ältesten Sohn Leopold II., und La dieser seinem Vater noch im nähmlichen Jahre in die Gruft folgte, den zweiten Sohn Ernst, der im Reichskriege gegen die Ungarn den Ehrennahmen -> des Tapfern « verdient hatte, zum Nachfolger in der Mark. Da sich nicht nur Albrecht sondern auch seine beiden Söhne in den Kriegen vorzüglich ausgezeichnet hatten, so erhob der Kaiser die östreichische Markgrafschaft zu einem Reichslehen vom ersten Range, und erthcilte dem Markgrafen den Titel » des biedersten und getreuesten Fürsten des heiligen römischen Reiches « mit dem Vorrechte, sich bei allen feierlichen Angelegenheiten das Gerichts¬ schwert und das Landespanier oder die Fahne vortragen zu las¬ sen. Zugleich wurde das deutsche Reich verpflichtet, Oestreich's Fürsten gegen jeden Feind zu Hülfe zu ziehen. Ernst der Tapfere wurde in der Schlacht an der Unstrut, in welcher die Sachsen dem Schwerte Heinrich's IV. erlagen, tödlich verwundet und starb gleich am folgenden Tage (1075 ). Leopold III., der Schöne, der einzige Sohn des tapfern Ernst, der für die Sache seines Kaisers in den Tod gegangen, erhielt die östreichische Mark. Als Kaiser Heinrich IV. mit dem Papste Gregor VU. wegen der Investitur der Bischöfe in unglück¬ lichen Zwist verfallen war, zog der Bischof Altman von Passau Leopold III. auf die Seite des Letzteren. Dafür wurde Leopold vom Kaiser der Markgrafschaft verlustig erklärt, und diese an den Her¬ zog Wratislav von Böhmen übertragen. Allein Leopold III. behauptete sich bis zu seinem Tode (1096) im Besitze der Markgrafschaft. Ihm folgte sein Sohn Leopold IV., der Heilige, der in dem Kriege zwischen dem Kaiser Heinrich IV. und dessen Sohne Hein¬ rich V> anfangs zu dem Vater hielt, dann aber auf die Seite des Sohnes trat. * Der von allen verlassene Kaiser floh von Re¬ gensburg, wo er seinem ungerathenem Sohne eine Schlacht lie¬ fern wollte, nach Lüttich, wo er dem Schmerzen des Vaters erlag (1106 ). Leopold feierte den 1. Mai seine Vermählung mit Agnesen.** * Leopold verließ wahrscheinlich deßwegen den Kaiser, weil dessen Tochter Agnes, Witwe Friedrich's von Hohenstaufen, mit der er sich jur vermählen wünschte, ihn ( ihren kaiserlichen Vater) verlassen und sich an den Bruder angeschlossen hatte. ** Sie gebar in erster Ehe zwei «nd in zweiter 19 Kinder. 42 Bald darauf übertrug er seine Residenz von Melk auf den Kah¬ lenberg. Sein Ansehen war so groß, daß ihm nach Kaiser Hein- rich's V. Tode die deutsche Krone angetragen wurde. Allein er bath die deutschen Fürsten, ihn dieser schweren Bürde zu entheben. Ein Stachel der Reue verblieb in seinem Herzen, daß er den un¬ glücklichen Kaiser Heinrich IV. hülflos verlassen hatte. Leopold I V. wurde im I. 1137 der Welt entrissen und im I. 1484 wegen sei¬ nes christlichen Sinnes und seiner Freigebigkeit gegen die Kirche unter die Zahl der Heiligen ausgenommen. Sein zweitgeborner Sohn Leopold V., der Freigebige, wur¬ de zum Nachfolger in der Markgrafschaft bestimmt. Dieser hatte kaum die neue Würde augetrctcn, als sein Halbbruder von müt¬ terlicher Seite, Herzog Conrad aus dem Hause Hohenstauffen, zum deutschen Kaiser gewählt wurde. Da Heinrich der Stolze, Herzog von Baiern und Sachsen, sich gegen den neuen Kaiser aufgelehnt hatte, so machte er sich beider Herzogthümer verlustig. Der Kaiser gab Sachsen an Albrecht den Bär aus dem Hause Askanien, Bai¬ ern aber an seinen Halbbruder Leopold V., Markgrafen von Oestreich. Dieser behauptete sich gegen Heinrich den Stolzen und dessen Bruder Welf mit Hülfe des Kaisers im Besitze von Baiern bis zu seinem Tode (1141). Da Leopold V. kinderlos starb, so vergab der Kaiser die Markgrafschaft Oestreich an dessen Bruder Heinrich II., der von seinem Spruche: Ja so mir Gott helfe — Jasomirgott genannt wurde. Nachdem Heinrich der Stolze mit Tode abgegangen war, vermählte der Kaiser dessen Witwe Gertrude Heinrichen von Oe¬ streich , und ließ den 13 jährigen Heinrich den Löwen, den einzi¬ gen Sohn des Erstem, Verzicht auf Baiern leisten. Dann wurde mit diesem Herzogthume der östreichische Heinrich belehnt; wogegen Heinrich der Löwe Sachsen und Braunschweig erhielt. Allein Ger¬ trude starb schon im folgenden Jahre und der Kampf- um Baiern wurde erneuert. 13 Dritter Zeitraum. DesLreich unter Herzoge» aus dem Hause Babenberg mit Einschluß des Zrvischenreichcs bis auf die Zeit der Habsburger ( 1156 -1282). 7. Nachdem Konrad Hl. den Tribut der Natur entrichtet hatte (1152), wurde sein Neffe Friedrich l., Barbarossa, zum Könige gewählt, der aber so nahe mit Heinrich dem Löwen als mit Hein¬ rich Zasomirgott verwandt war; denn die Mutter des Letzteren hatte den Vater Kaiser Friedrich's geboren, und die Mutter des Kaisers Judith war Schwester Heinrich's des Stolzen. Daher ging die erste Sorge des Kaisers dahin, die Streitigkeiten unter seinen Verwandten wegen des Besitzes von Baiern sobald als mög¬ lich zu beenden. Zasomirgott war so edelmüthig, daß er dem all¬ gemeinen Wohle den eigenen Vorthcil zum Opfer brachte und zu Regensburg am 17. Sept. 1156 einen Vergleich schloß, in wel¬ chem er das Herzogthnm Baiern an Heinrich den Löwen abtrat, die baicrische Mark ob der Enns aber und Oestreich unter der Enns behielt, welche vereiniget zu einem Erbhcrzogthume erhoben wurden. Um Heinrich II. für den Verlust Baierns so viel als möglich zu ent¬ schädigen, gesteht der hierüber mit anhangender goldenen Bulle aus- gefertigte Fricdericianische Freiheitsbrief ihm, seinen Erben, und dem Lande selbst verschiedene Freiheiten und Vorrechte zu, von welchen diese die wichtigsten sind: 1. Die baierische Mark ob der Enns wurde mit dem Lande unter der Enns vereiniget und zu ei¬ nem Erbherzogthume erhoben, welches nach dem Rechte der Erst¬ geburt nicht nur an männliche, sondern auch an weibliche Erben übergehen sollte, und in deren Abgänge von dem letzten Besitzer, nach seiner freien Wahl, auch an einen andern Landcsfürsten mit allen Freiheiten und Rechten verschenkt oder vermacht werden könnte. 2. Dem Herzoge wurden viele Souverainitäts - Rechte er- thcilt. Z. Der Herzog ist nicht schuldig wegen Empfangung seiner 4 4 Lehen außerhalb der Grunzen seines Landes zu gehen. Wenn ans dreimahliges Ansuchen die Belehnung in seinen Ländern nicht er¬ folgt, so ist sie als geschehen anzusehen. 4. Der östreichische Her¬ zog ist von allen Neichssteueru, Auflagen und Truppenstellungcn frei; nur soll er dem Reiche in Ungarn mit zwölf gewaffnetcn Mannen durch Einen Monath auf eigene Kosten dienen, damit man ihn als einen Fürsten des Reiches erkenne. 5. Der Herzog ist nicht verpflichtet auf den deutschen Reichstagen zu erscheinen; wenn er aber erscheint, so wird er als einer von den Pfalzerzher¬ zogen angesehen, und nimmt den ersten Sitz zur rechten Hand des Kaisers nach den Chursürstcn ein. Heinrich II. verlegte seinen Sitz vom Kahlenberge nach Wien. Er starb (1177) an den Folgen eines Beinbruches, den er beim Einstürzen einer Brücke, während er darüber ritt, erlitt. Sein Sohn Leopold VI., der Tugendhafte, folgte ihm in der Regierung. Als im I. 1187 Salachedin, Sultan von Aegypten und Syrien, Jerusalem erobert hatte, rief der Papst die Christen auf, die heilige Stadt den Ungläubigen wieder zu entreißen. Dem päpstlichen Rnfe folgten Philipp II., König von Frankreich, Ri¬ chard Löwenherz, König von England, und Kaiser Friedrichi. Der Zug setzte sich im I. 1189 in Bewegung. Der Kaiser lud Leopol¬ den zur Theilnahme au dem Kreuzzuge ein. Dieser konnte aber für den Augenblick der Einladung nicht folgen, weil die Erwerbung des Herzogthumes Steiermark und die darüber mit Bela, dem Könige von Ungarn, entstandenen Gränzstreitigkeiten ihn verhin¬ derten. Nachdem er nun seine Angelegenheiten geordnet hatte, be¬ gab er sich nach Palästina. Bei der Erstürmung der Festung Ptolo- mais war er mit den Ocstreichern der erste auf den Mauern und pflanzte seine Fahne auf einem Thnrme auf, die aber der engli¬ sche König, der auch unter den ersten war, hcrabreißen ließ. Als Leopold aus dem Schlachtgemetzel kam, war sein weißer Wapen- rock von oben bis unten blutroth; nur der schmale Streif blieb weiß, den der Gürtel bedeckte. Die Farben dieses Rockes wurden später zu dem neuen Wapenschilde Oestreich's gewählt ( s. §. 9. ) 45 Als bald darauf Leopold hcimkehrte, brachte er cm großes Stück des h. Kreuzes von Jerusalem zurück, und schenkte es dem Kloster Satteldach, welches davon seinen heutigen Nahmen »zum h. Krenz « erhielt. Da Richard als Tempelritter verkleidet durch Oestreich nach England zurückkchrte, wurde er auf dem Erdberge (auf der heuti¬ gen Wiener-Landstraße) erkannt und nach Dnrrenstein in Verhaft geführt und dann an den Kaiser Heinrich VI. ausgelicfert. Leopold VI. starb (1194) zu Gratz an den Folgen eines Beinbruches, den er durch einen Sturz vom Pferde erlitten hatte. §. 8. Cingesehaltete Geschichte von Steiermark von den alten Zeiten bis zur Vereinigung mit Kestreick (1192). Die Gcbicthc von Steiermark gehörten zu Augustus Zeiten thcils zu Pannonien theils zn Noricum, und wurden von den Eck¬ ten bewohnt, die fich Tauriskcr nannten. Der Strom der Völker¬ wanderung überschwemmte auch Steiermark ( s. Z. 2.). Gegen Ende deS 6. Jahrhundertes nahmen die Avaren Obersteiermark bis zur Enns in Besitz. Das Donau- und Savethal bewohnten um diese Zeit die Slaven. Allmählig verschwanden die alten Nahmen Nori¬ cum und Pannonien und neue Benennungen tauchten ans, als: Slavinia, Avaria und Karantania. Im I. 624 gründete Samo einen slavischen Staat, zn dem Böhmen, Oestreich, Steiermark, Kärnthen, die windische Mark, Oberkrain und ein Theil der adri- atischen Küste gehörten. Samo ist ein slavischcr Nähme, der so viel als Alleinherrscher bedeutet. Er hatte seinen Sitz in Karanta- nicn und regierte 85 Jahre. Nach Samo's Tode zerfiel dieser sla- vischc Staat, und die Avaren behaupteten wieder die Oberherr¬ schaft über die Slaven, bis Karl der Große sie gänzlich besiegte. Dann blieb Steiermark den Karolingern bis zu ihrem Ans- sterbcn (911). Nach Ludwig's des Kindes Tode setzten sich die Ungarn in die steierischen Gebietbc fest, bis sic, nachdem ihre 46 Macht im Lechfelde ( 955 ) gebrochen worden, mit Kaiser Otto's I. Waffen hi'nausgestossen wurden. Bald darauf übergab der Kaiser den Trungau (den Gau an der Traun) als abgesonderte Mark dem Grafen Ottokar I. Dieser baute (980) die Burg und die Stadt Stcier als Bollwerk gegen die Ungarn, wovon später die ganze Mark den Nahmen erhielt. Ottokar besaß aber von der heutigen Steiermark nur den nördli¬ chen Theil. Er starb 991. Ottokar II. (991 —1038) erweiterte seinen Gau an beiden Ufern der Traun gegen Süden bis an die Hochgebirge nnd gegen Norden bis zur Donau. Unter Otto¬ kar III. (1038—1088) kommt der Nähme Steiermark zum er¬ sten Mahle urkundlich vor. Später kam die Stadt Steicr an Oest¬ reich; aber der alte Nähme der Mark blieb. Unter Ottokar III. wurden das Benedictiner-Stift Admont und daS Chorherrenstift Gärsten ( 1082) .errichtet. Ottokar IV. ( 1088 — 1122) brachte Rain und Marburg an Steiermark. Er wurde von einem Eber auf der Jagd zerfleischt. Leopold der Starke ( 1122 —1139) ver¬ legte seine Residenz nach Gratz (1127), beerbte die Grafschaften Eppcnstein, Aflenz und Mürzthal und bekam von Bernhard von Kärnthen bebrütende Stücke von Pcttau und Cilli. Ottokar V. ( 1129 — 1164) brachte durch Erbschaft Porten«» und Pütten an Steiermark und nahm den Panther in das Landeswapen auf. Un¬ ter ihm wurden Vorau und Seitz gestiftet. Ottokar VI. (1165 — 1192) erhielt auf dem Reichstage zu Regensburg (1180), auf welchem Heinrich der Löwe entsetzt wurde, die Herzogswürde, und wurde vom Kaiser von jeder Verpflichtung gegen Baiern befreit, welches bisher über die Markgrafen von Steiermark eine stete Oberherrschaft ausgeübt. Da Ottokar das Gift der verheerenden Krankheitin sich fühlte nnd an seiner Genesung verzweifelte, vermachte er (am 17.Ang. 1186) sein Erbherzogthum an Leopold VI. von Oestreich, mit dessen Tochter Cunigunde er verlobt war. Sechs Jahre später sank er in die kalten Arme des Todes nnd der lebensstarke Baben¬ berger trat das schöne steierische Erbe an- 47 - Z. 9. ' Leopold's VI. Nachfolger in Oestreich war fein Sohn Fried¬ rich I., der sich durch seinen frommen Rittermuth auf dem Kreuz¬ zuge (1l97) nach Palästina den Beinahmen » des Katholischen « erwarb. Da aber nach dem Tode des Kaisers Heinrich VI. die Häuptlinge des Kreuzzuges in Uneinigkeit gerathen waren, zog Friedrich mit seinen Mannen heim. Allein er verfiel auf der Reise in ein hitziges Fieber und starb (1198). Wolker, Bischof von Pas¬ sau, brachte seine Gebeine nach Oestreich. Ihm folgte sein Bruder Leopold Vll., der Glorreiche, der im I. 1208 nach Spanien gegen die Saracene» zog, und im I. 1217 in Verbindung mit dem un¬ garischen Könige Andreas einen Zug nach Palästina unternahm und durch seinen Rath und seine Tapferkeit die Eroberung der Stadt Damiette am Nilflnße in Aegypten bewirkte. Für die Dienste, die er dem deutschen Kaiser geleistet hatte, erhielt 'er von dessen Sohne, dem römischen Könige Heinrich Vll., der mit seiner Tochter Margaretha verheirathet war, einen neuen Freiheitsbricf, wodurch ihm die Rechte des Friedericianischen Privilegiums bestätiget wur¬ den. Zugleich erhielt er die Auszeichnung, daß der herzogliche Hut von Oestreich mit dem Diadem der deutschen Kaiserkrone ( einem halben goldenen Zirkel) verziert wurde. Leopold Vll. schied (1230) zu St. Germano in Italien, wo er den Frieden zwischen dem Kaiser Friedrich II. und dem Papste Gregor Vl!I. glücklich zu Stande brachte, aus diesem Lebeu. Ihm folgte sein jüngster Sohn, Friedrich II., der sich durch seine kriegerischen Unternehmungen den Bcinahmen » des Streitbaren « erwarb. Er änderte gleich nach dem Antritte der Regierung das östreichische Landeswapen und nahm statt eines Adlers mit einer Fahne einen weißen Querbalken im rochen Felde an. Kaiser Friedrich II. haßte den jungen Herzog, weil ihm vielleicht dessen feuriger und furchtloser Sinn bedrohlich schien, und schilderte ihn gegen andere Fürsten mündlich und brieflich mit schwarzen Farben. Daher mußte man dem Herzoge nicht zum Ver¬ brechen anrcchnen, daß ex sich, als sein Schwager, der römische 3 >18 König He nrich VH., sich von seinem kaiserlichen Vater unabhängig machen wollte, an die Parthci des Ersteren anschloß. Herzog Fried¬ rich zog sich anch die Feindschaft des ungarischen Königs Andreas dadurch zu, daß er seine zweite diesem anverwandte Gemahlin ver¬ stieß. Als er das Raubschlvß Vettau an der böhmischen Gränze belagerte, fielen Andreas und sein Sohn Bela mit zahlreichen Schwärmen der Ungarn in Oestreich und Steiermark ein, brannten Dörfer und Flecken nieder, trieben das Vieh weg, und erwürgten die unglücklichen Einwohner. Herzog Friedrich, außer sich vor Schmerz und Zorn, kehrte mit seinem Heere rasch um, warf sich unweit Bruck an der Leitha mit Ingrimm auf die Verwüster, töd- tete ihrer viele, und fing mehrere ihrer Edlen. Allein er mußte, rings von Feinden und Gefahren umgeben, den ehrenvoll angeborhenen Vergleich annehmen. Als er (1234) nach Ungarn ging, um dem Beilager des greisen Königs Andreas mit der jugendlichen Beatrir von Este beizuwohnen, wurden die Ungarn durch seine herrliche Gestalt und sein ritterliches Wesen so bezaubert, daß viele aus ihnen mit dem Gedanken umgingen, ihn auf ihren Thron zn erheben. Nach 3 Monathen starb Andreas und hinterließ die junge Witwe ge¬ segneten Leibes. Sein Sohn Bela IV. hegte gegen seine königliche Stiefmutter so großen Haß, daß diese, um seinen Anschlägen zn entgehen, in Männcrkleidern nach Deutschland entfloh, wo sie ei¬ nen Sohn, Stephan, gebar. Dem jungen Könige entwandte die Grausamkeit, mit welcher er gegen die unglückliche Beatrir ver¬ fuhr, die Herzen der Ungarn, so daß diese dem Herzoge Friedrich ihre Krone antrngen. Obwohl dieser Ursache hatte den Verwüster der steierischen und östreichischen Gebiethe vom Throne zu verdrän¬ gen, so gab er doch erst dann den Ungarn Gehör, nachdem sie ihn durch wiedcrhohlte Sendungen auf ihren Thron gerufen hatten. Nun sammelte er ein Heer, überschritt Ungarn's Gränze, und wartete des allgemeinen Aufstandes, der zu seinen Gunsten in Un¬ garn ansbrechen sollte. Aber Bela, zu rechter Zeit gewarnt, rückte mit einem gewaltigen Heere gegen die durch Genuß in seinem Lau- iS de entnervten Oestreichcr, dre sich sogar zu kämpfen weigerten, rmd trieb sie bis an die Thore Wicn's. Mit schwerem Gelbe mußte Friedrich den Frieden erkaufen. Als er nachher die Steuer erhöht hatte, um den geleerten Schatz wieder zu füllen und die Feigheit seiner Unterthemen zn strafen, beschwerten sich einige der mißver¬ gnügten Ocstreicher beim Kaiser wegen der hohen Steuer. Der Kaiser, der ohnehin dem Herzoge Friedrich nie gewogen war, er¬ klärte diesen, da er wiederhohlt vergeladen auf reinem Reichstage erschienen war, in die Reichsacht, nahm ihm die meisten Städte, und schloß ihn endlich in Wiener-Neustadt ein. Allein Friedrich, der viele tapfere Getreue mit sich hatte, machte einen Ausfall und tagte die Belagerer in die Flucht. Die Folge dieses 'Sieges war, daß sich ihm die meisten Städte wieder ergaben. Nachdem der Papst den Kaiser in den Bann gethan hatte, traten ( 1239 ) gegen diesen viele Feinde auf. Als aber Herzog Friedrich sich an keinen von diesen anschließcn wollte, schickte der Kaiser eine Gesandtschaft an ihn, durch welche er ihn seiner neuen Gnade versicherte nnd in ruhigen Besitz der Herzogthümer Oest¬ reich und Steiermark wieder eiusetzen ließ. So leitete es die Vorsehung, daß Friedrich ist wieder im Besitze seiner Länder war, als barbarische Horden der Mongolen bis Wiener-Neustadt vordrangen. In der Nähe dieser Stadt an der Spitze eines muthigen Heeres erwartete er die gräulichen Fein¬ de. Als diese die herrliche Schlachtordnung seines Heeres erblickten, zogen sie sich in wilder Flucht zurück. Friedrich mit der Reiterei jagte ihnen nach. Viele Mongolen wurden theils erschlagen thcils gefangen. Oestreich war auf immer von den fürchterlichen Gästen befreit. Der Sieg über die Mongolen verschaffte dem Herzoge Fried¬ rich U. allgemeine Achtung und Liebe. Der Kaiser belohnte ihn für seine Tapferkeit durch einen neuen Freiheitsbrief, worin nicht nur alle frühere Privilegien bestätiget, sondern noch zwei neue hinzu- gefüget wurden, als: 1. daß die östreichischen Unterthanen und Vasallen künftig hin nur der Gerichtsbarkeit des Herzogs unter- LO liegen sollten; 2. daß der östreichische Herzog das Kreuz der deu¬ tschen Kaiserkrone auf seinem Hute zu führen berechtiget sein sollte. Zn dem Kriege mit dem Könige Bela IV. von Ungarn, der wegen einiger Gränzstreitigkeiten eröffnet worden, siegte zwar Friedrich; aber er wurde von dem Grafen Frangepan erstochen? als er beim Verfolgen des Feinoes von seinem Pferde gestürzt war (1246). Er hinterließ weder Kinder noch eine letztwillige Verfü¬ gung über seine Länder. Ihn überlebten bloß zwei Schwestern, Margaretha, Witwe Heinrich's VIl., den sein kaiserlicher. Vater in einem Kerker in Unteritalicn sterben ließ, und Constantia, Ge¬ mahlin Heinrich's des Erlauchten, Markgrafen von Meißen, und die Nichte Gertrude, Tochter Heinrich's des Grausamen, seines al¬ tern Bruders, welche in zweiter Ehe mit Hermann, Markgrafen von Baden, vermählt war; aber die Erbfolge in der Regierung erstreckte sich nicht auf weibliche Scitenverwandte. Daher ernannte Kaiser Friedrich II. den Herzog Otto von Baiern zum Landeshanpt- manne in Oestreich, und den Grafen Mainhard von Gorz zum Statthalter in Steiermark. Herrmann, Gertrudens Gemahl, machte Ansprüche auf beide Herzogthümer. Als aber sein und Kaiser Fricdrich's II. Tod (1250) erfolgt war, beschlossen die Oestreicher, eine Gesandtschaft an die Markgräfin Constantia zu schicken, um einen ihrer Söhne zum Landes¬ fürsten zu erbitten. Allein Wenzel II., König von Böhmen, wußte die Gesandtschaft, welche durch Prag reifete, so umzustimmen, daß sie seinen Sohn Przemysl Ottokar II. zum Herzoge von Oestreich bestimmte, der auch von den Ocstreichern anerkannt wurde, zumahl da er sich mit Margaretha zn vermählen versprach. Die Steiermärker hielten sich dagegen an König BelalV.von Ungarn. Allein bald bereueten sie ihre Trennung von Oestreich, und trugen selbst ihr Herzogthum dem Ottokar an. Darob brach zwischen Ottokar und Bela IV. Krieg aus, in welchem Ersterer siegte und gleich darauf Margaretha verstieß, weil er die östreichi- schen Länder dem Glücke seiner Waffen, zu verdanken glaubte. Zn dem Kriege, den Ottokar II. mit dem Herzoge von Bai- 24 em wegen des Vogteirechtes über Salzburg führte, wurde die Stadt Eger mit ihrem Gebiethe an Böhmen gebracht. Hierauf er¬ weiterte er seinen Länderbesitz durch die Erwerbung von Kärnthen, welches ihm der kinderlose Herzog Ulrich III., sein Vetter, (1268) vermachte. Zu Kärnthen gehörten damahls auch das heutige Ober- krain und ein Theil der windischcn Mark. (S. §. 11). §. 10. Nach König Richard's Tode wurde Graf Rudolf von Habsburg (1473) zum deutschen Könige gewählt, der am 11. Nov. 1274 auf dem Reichstage zu Nürnberg allen Reichsfürsten, Ständen und Städten ihre Freiheiten bestätigte und die Belehnungen rcichsge- setzlich erneuerte. Wäre Ottokar schon damahls gleich andern Fük!- sten vor den König lRndolph getreten, so würde dieser ihm den Besitz von Oestreich, Steiermark, Kärnthen, Eger und Por- tenau nicht streitig gemacht haben; denn das Gesetz, durch welches die Güter und Lehen, welche seit der Absetzung Friedrich's H. er¬ ledigt und gewaltsam in Besitz genommen waren, zurückgefordert wurden, wurde später gegeben. Da er aber dem rechtmäßigen Reichsobcrhaupte Widerstand gezeigt hatte, wurde er der obge¬ nannten Lehen verlustig erklärt, und, da er auf dreimahligc Vor¬ ladung ayf keinem Reichstage erschienen war, der Reichskrieg ge- gen ihn beschlossen. Als der Krieg begann, nahmen die Kaiserlichen, während Ot¬ tokar bei Eger schlagfertig stand, Oestreich, Steiermark und Kärn¬ then in Besitz. Der schnelle Verlust der östreichischcn Länder machte ihn so zaghaft, daß er gleich (am 25. Nov. 1276) den Frieden schloß, in welchem er auf Oestreich, Steiermark, Kärnthen , Por- tenau und Eger Verzicht leistete, Böhmen und Mähren aber zu Lehen nahm. Zugleich wurde verabredet, daß Ottokar's Sohn Wen¬ zel Rudolp's Tochter Gutta, und der habsburgische Prinz Ru¬ dolph II. die böhmische Prinzessin Agnes zur Ehe nehmen sollten. Allein Ottokar hielt den Frieden nicht und erneuerte schon im fol¬ genden Jahre den Krieg. Auf dem Märchfclde kam es zur ent- 22, scheidenden Schlacht, m welcher Ottokar mit 17 Wunden Gedeckt fiel. Hierauf schloß Rudolph mit Otto dem Langen von Branden¬ burg, dem Vormunde Wenzel's II., einen Vergleich, in welchem die im ersten Frieden gemachten Bedingungen erneuert wurden; bloß für die Kriegskosten bedingte sich der Kaiser die Einkünfte Mährens ans 5 Jahre. Kaiser Rudolph I. belehnte auf dem Reichstage zu Augsburg am 27. December 1282 mit allgemeiner Zustimmung der Reichs¬ fürsten seine Söhne Albrecht I. und Rudolph II. gemeinschaftlich mit Oestreich, Steiermark, Kärnthen, Oberkrain, Pottenau und einem Thcile der windischen Mark. Die beiden Brüder bathcn aber den' kaiserlichen Vater, den Grafen Mainhard von Tirol für die geleisteten Dienste mit Kärnthen zu belehnen. Diese Belehnung er¬ folgte im I. 1285. §. 11. Eingeschaltete Geschichte Krain's von Sen alten Zeiten bis zur Vereinigung mit -Oestreich unter -Ottokar.il. ( 1269 ). Das heutige Unterkrain machte zu Augustus Zeiten den süd¬ westlichen Theil von Ober - Pannonien mit der Stadt Aemona und den nordöstlichen Theil von Jllyricum mit der Stadt Metnlum ( Metlika ) aus. Oberkrain gehörte zu Südnoricum und Jnnerkraiu zu Karnicn, welches mit Italien vereiniget war. Während der Völ¬ kerwanderung verdrängte auch hier ein Volk das andere (s. §. 2.). Im Anfänge des 7. Jahrhundertes gehörte das ganze heutige Kraiil zu dem slavischen Staate des tapfer» Samo ( s. Z. 8.). In diese Zeit setzt der Chronikschreiber Fredcgar eine windi- sche Mark, welche vielleicht Samo gegen die Avaren errichtet hat¬ te. Diese umfaßte den größten Theil des heutigen Unterkrain's mit der Hauptstadt Metlik und einige Gegenden von Untersteier¬ mark. Nachdem Samo's Reich zersplittert worden, herrschten die SS Woiwoden der windischen Mark auch über 'Kärnthen, Ober« und Jnnerkrain und Liburnien. Die mächtigsten unter ihnen waren Walduch und Borut. Als Karl der Große das heutige Kram sich unterworfen hatte, theilte er es in die Marken Poik, Karst, den Gau Krama (Ober- kram) und die wiudische Mark. Der Wein, der in den Gegenden, welche einstens die windische Mark ausmachten, erzeugt wird, be¬ hält noch immer den Nahmen »Marwein« (Markwein). Sallocho war in der ersten Hälfte des 9. Jahrhundertes der letzte fränkische Markgraf in der windischen Mark, ans den das Licht der Geschichte znrücklenchtet. In der zweiten Hälfte dieses Jahr- huuderteS gehörte schon ein Theil der windischen Mark zu dem sla- vischen Reiche Kozcl's, der zu Moseburg unweit Pettau residirte ( s. §. 35.). Der Gau Krama (Obcrkrain) hatte im 10. Jahrhunderte eigene Markgrafen, die zu Görtschach residirten und den Titel » der Grafen von Krainbnrg « führten. Später gehörte Ober- und Jn- nerkrain, und ein Theil von Unterkram mit den Städten Laibach und, Landstraß den Herzogen von Kärnthen. Bernhard, der vor¬ letzte Herzog, der vom I. 1201 bis 1256 regierte, gründete das Cistcrzicnser-Stift zu Maria Brunn bei Landstraß in Unterkrain ( s. Z. 14 ). Mctlik, Gotschee und Reifnitz waren um diese Zeit mit Istrien vereiniget und gehörten den Grafen von Görz. Da der letzte Herzog von Kärnthen Ulrich III. kinderlos ( 1269 ) starb, so hinterließ er seine Landschaften seinem Vetter. Ottokar II.,dem Könige von Böhmen. §. 12. Innere Verhältnisse und Culturznstände -Oestreich's vom I. 983 bis 1282. Gebhard, Erzbischof von Salzburg, erhielt wegen seiner An¬ hänglichkeit an den römischen Stuhl während des Investitur-Strei¬ tes die Würde des ersten apostolischen Legaten durch ganz Deutsch¬ land. Er errichtete aus dem von der h. Hemma, Gräfin von Sou- 24 nek, gpsiifkeken Frmrenkloster zu Giwk rn" Kärnthen das Vistbuul daselbst ( 1071). Leopold IV. baute die Stifter Klosterneuburg und Heiligen- Kreuz. Die Pfarre zu St. Stephan und das Benediktiner-Stift ;n den Schotten in Wien verdanket! Heinrich II. ihr Dasein. Leo¬ pold VII. ertheilte cher Stadt Wien (1198) das Stapelrecht, ver¬ möge dessen fremde Kaufleute ihre Maaren in Wien nur an Wie¬ ner-Kaufleute verkaufen durften. Dieser hochansehnliche Landesfürst erbaute Fridan in Untersteiermark und das Cistcrzicnser - Stift in Lilienfeld (1202 ). Unter ihm erhielt Steiermark das Bisthum zü Sekau ( 1219 ). Der Stifter dieses Bischumes war der Erzbischof Eberhard II. von Salzburg, der auch das Bisthum St. Andräin Kärnthen (1228) gründete. Im 11., 12. und 13. Jahrhunderte wurden zwar Klöster, Bisthümer, und Lehranstalten gestiftet; aber die Begriffe von den Pflichten waren noch so verworren, daß man die Blutrache zum Werke der christlichen Frömmigkeit stämpelte. Erblichkeit der Lehen. Vasnllendienst. Die Könige gaben ihren Ministerialen oder jenen Freien, wel¬ che sich ihnen zu Hof- und Kriegsdienst verdungen hatten, Grund¬ stücke zu Lehen. In den ersten Jahrhunderten waren solche Ver¬ leihungen bloß persönlich. Starb der Beliehene oder trat er aus dem Dienste, so konnte der König mit dem Lehen weiter verfü¬ gen. Da aber in der Folge mit dem ReichSdicnste der verliehene Grund vom Vater auf den Sohn überging und von Geschlecht zu Geschlecht in der Familie blieb, so wurde er endlich erblich. Nach¬ dem nun der persönlich verliehene Besitz in ein erbliches Eigenthum verwandelt war, eignete sich der Beliehene immer weiter greifen¬ de Rechte gegen die auf den verliehenen Grundstücken wohnenden Personen an *, bis er sie in den Stand der Hörigen hinabdrückte. Cs scheint daher, daß die auf den Lehen wohnenden Personen ur¬ sprünglich nur die jährlichen Abgaben, statt dem Staate, dem Be- * S- Dr. Mrynert's östreich. Gefch. k- B, S. SW u. 254. , 23 lieheuen entrichteten, sonst freie Besitzer und folglich der Heerfolge verpflichtet blieben. Tie Erblichkeit der Lehen und der 'Karolingische Heerbann ( s. Z. 5.) stürzten'die meisten kleinen, freien Besitzer. Da nach die- -sein Heerbanne mit dem Grundeigenthum die Pflicht zur Heerfolge verbunden war, traten, die kleinen Grundbesitzer, weil sie durch die sehr kostspieligen Kriegsdienste, wo sie den Krieger auf eigene Ko^ sten bewaffnen und unterhalten mußten, in Schulden gerathen wa¬ ren, den größer» ihr Eigenthum ab,, um esfalH Lehen von diesen zurück zu erhalten und so der Pflicht zur Hecrfolge zu entgehen. Solche.Gütcrabtrctungeu wurden immer häufiger und zuletzt all¬ gemein. Jene kleinen Besitzer, die noch frei' waren, wurden zum Systeme der Grundherrlichkcit, zu dem sie sich nicht bequemen woll¬ ten, durch allerhand Neckereien gezwungen. Daher behaupteten sehr wenige kleine Besitzer ihre Freiheit. Aber auch diese schmolzen nach und nach sowohl in ihren Rechten als auch der Zahl nach zusam¬ men. Nachdem nun der kleine Besitzer entwaffnet und der Herrbann in den Vasallendienst verwandelt worden, wurden die-Vasallen in 11. Jahrhunderte so mächtig, daß selbst der König nach , ihrem Willen handeln mußte; daher konnten sie leicht auf den Trüm¬ mern der Unabhängigkeit ärmerer Grundbesitzer eine drückende Herrschaft gründen, diese zu schweren Handdiensten und Lieferun¬ gen ans der Wirthschaft zwingen, und durch Geldleistungen unter mancherlei Nahmen anssangcNV Viele der Unglücklichen suchten durch die Flncht ihr Schicksal zu verbessern. Allein den, Verträgen gemäß, welche die Vasallen unter sich und mit den Städten schlossen, wur¬ den die Ueberlänfcr nicht angenommen, sondern ausgclicfcrt. Nun trat der damahligc Papst Urban II. als Beschützer der Unter¬ drückten ans und hielt auf der europäischen Kirchenversammlung zu Clermont (1095) eine nachdrückliche Rede, in der er die Vasallen zn bewegen suchte, nicht nur den in Palästina verfolgten Christen zu Hülfe zn gehen, sondern auch das schwere Joch der Dienstbar¬ keit der Bauern zn erleichtern. Er sagte den Vasallen das, was 4 26 kein Kaiser ihnen zu sagen den Muth hatte; er nannte sie sogar Beraubet der Witwen und Waisen. Weit gefehlt, daß der Papst die sonst trotzigen Vasallen durch die Heftigkeit seiner Rede erbit¬ terte, vielmehr rührte er sie, so daß sie einen großen Thcil der Lasten dem Bauer abnahmen und gleich im folgenden Jahre mst Kreuzheeren nach dem Oriente aufbrachen. Stammtafel der Babenberger. Adalbert II. fiel In der Schlacht bei Merseburg (9Z8). Leopold I. Markgraf der Ostm. 983 - 994- Heinrich I. Albrecht I. Markg. d. Ostm- 1018—1043. Markg. d: Ostm. 994—1018. Leopold il. Markg. Ernst der Tapfere Markg. der Ostm. 1043 1073- der. Ostm. 1043. Leopold III. Markg. der Ostm. 1075—1096. Leopold IV. Markgraf d. Ostm. 1096—1137. Leopold V. Markg. Heinrich II. Markg. v. 1141 - 1156 und Herzog d Ostm. 1137-1141 v. 1156—1177- Leopold VI. Herzog von^Orstreich 1177-1194 Friedrich I. Herz. v. Oestr. Leopold vii. Herz v Ocstr. 1194-1198. 1198-1230. Heinrich der Grausame. Friedrich II. Herzog v, Qestr. 1230-1246. Gertrude. 27 vierter Zeitraum. L^sstrerck unter Herzogen auS dem Hause Habsburg bis Maximilian I. ( 1282 — 1493). Z. 13. Ethik», Herzvg der Alemannen ( 666 —F80 ), hatte ansehn¬ liche Güter im Elsaßgaue, in der Schweiz und in Schwaben. Er hinterließ zwei Söhne Albrecht und Ethik». Ersterer wurde Stamm- varer des habsburgischen Hauses. Sein Nachkömmling sWerncr, Bi¬ schof von Straßburg, erbaute in der Schweiz an der Aar das Schloß Habsburg, wovon er und seine Anverwandten sich »Grafen von Habsburg « schrieben. Ethiko war Ahnherr des -lothringischen Hauses. Nachdem Rudolph (als Graf von Habsburg IN. und als Kaiser l.) seine Stammbesitzungen in der Schweiz und in Schwa¬ ben mit den östreichischen Ländern vermehrt hatte, machte er ein Hausgesetz, daß allezeit der Erstgeborne die Regierung der Ge- sammtländer führen sollte. Als er ( 1291) starb, war von seinen Söhnen nur Albrecht l. noch am Leben, der nun auch die Ver¬ waltung der habsburgischen Besitzungen in der Schweiz und in Schwaben, die man Vorlande nannte, übernahm. Da er in Oest¬ reich die meisten Stellen mit Schwaben besetzt hatte, machte der Wiener-Pöbel, von dem mißvergnügten östreichischen nnd steieri¬ schen Adel aufgewiegclt, Anstalten die Burg zn stürmen. Albrecht mit seinem Hofstaate bezog die Burg auf dem Kahlenberge nnd brachte die Empörer durch Hunger znr Unterwerfung, indem er ihnen die Zufuhr der Lebensmittel von allen Seiten abschnitt. Nach¬ dem er auch den aufrührerischen Adel bezwungen und dessen Ver¬ bindung mit Baiern, Sal-bnrg, Böhmen und Ungarn gesprengt harre, wählten ihn die Ehnefürsten ( 1298) zum deutschen Könige. Im folgenden Jahre belehnte er zu Nürnberg seine Söhne, unter welchen Rudolph Hl. der älteste war, mit den östreichischen Ländern. 28. Als seine Vögte Geßler »ich Berengar die schweizerischen Land¬ schaften Schwytz, Uri und Unterwalden, die sich dem Hause Habs¬ burg nicht unterwerfen wollten, durch Zölle und Uebermnth. hart bedrückten, veranlaßten sic die Verschwörung des Werner Stauf¬ facher von Schwytz, Walter Fürst aus Uri, und Arnold Melchthal aus Unterwalden mit dreißig andern, unter welchen auch Wilhelm Tell war. Diese schloßen ( 1307), um ihre Reichsunmittelbarkeit gegen die habsburgischen Vögte zu behaupten, einen Bund aus 10 Jahre und legten dadurch den Grund zu der schweizerischen Eidgenossenschaft. Im Jahre 1306 erlosch mit Wenzel Ul. der männliche Stamm, des przemyslischen Hauses in Böhmen. Ihn überlebten 3 Schwe¬ stern Anna, Margaretha und Elisabeth. Heinrich, Herzog von Kärnthen und Annens Gemahl, machte Ansprüche auf den böhmi¬ schen Thron. Aber der größte Theil der böhmischen Stände erklärte sich für den Herzog Rudolph Ul. von Oestreich, der sich mit Eli¬ sabeth, Wenzcl's II. Witwe, vermählte. Gleich darauf schloß Rn-, dolph zu Brünn mit seinem Bruder Friedrich I., der die Regie¬ rung von Oestreich und Steiermark übernommen hatte, einen Erb¬ vertrag. Da Rudolph schon im ersten Jahre der Regierung gestor¬ ben war, so hätte diesem Erbvereine gemäß Friedrich König von Böhmen werden sollen. Allein Heinrich von Kärnthen behauptete die böhmische Krone. Als Albrecht I. mit Waffengewalt die Böhmen zwingen wollte, seinen Sohn als ihren rechtmäßigen König anzuerkenuen, und sich in seine habsburgischen Länder begeben hatte, um frische Truppen zur Verstärkung des Heeres herbeizuführen, wurde er von Jvhann, dein Sohne seines im I. 1290 verstorbenen Bruders Rudolph U. und..der Agnes von Böhmen (s. Z. 10) erschlagen (1308), weil er ihn nicht gleich als Herrn in die von seinen Aeltern geerbten Länder setzte. Als in dem neuen Kaiser, Heinrich Vll. von Luremburg,der Gedanke dämmerte, seinen Sohn Johann auf den böhmischen Thron zu erheben, so belehnte er Friedrich 1., den Schönen, und dessen 2^ Bruder Leepvld I., die Blume der Ritterschaft, unter der Bedin¬ gung mit den östreichischen Ländern, daß sie ihren Ansprüchen auf Böhmen entsagten. Nach der Belehnung übernahm Leopold die Verwaltung der Vorlande, und Friedrich regierte die östreichifchen Länder. Bald darauf vermählte sich Johann, Sohn des Kaisers, mit Elisabeth, der jüngsten Schwester Wenzel's III., und vertrieb mit leichter Mühe den von den Böhmen nicht geliebten Zwischenkönig, Heinrich von Kärnthen. Nach Hcinrich's VII. Tode (1313) wählte ein Theil der Ehurfärsten den Herzog Friedrich 1. von Oestreich als Friedrich HI. zum deutschen Könige. Aber eine andere Parthei der Churfürsten, an deren Spitze Johann, König von Böhmen, war, gab ihre Wahlstimine dem Herzog Ludwig von Baiern. Diese Partheiung hatte einen 8 jährigen Krieg zur Folge. Da die schweizerischen Eidgenossen sich hartnäckig weigerten, Friedrich chcn Schönen als deutschen König anzucrkenncn, lieferte ihnen Leopold I. in den Engpässen von Morgarten (2315) eine Schlacht; aber er wur¬ de, da seine Reiterei nicht Raum hatte, sich zum Gefechte auszu¬ dehnen, von den Schweizern, die sich von den Höhen auf das ein¬ geengte Heer herabstürzten, völlig besiegt. Gleich darauf schlossen die Eidgenossen zu Brunnen den ewigen Bund. Zwischen Friedrich und Ludwig kam es endlich am 28. Sept. 1322 bei Mühldorf zur entscheidenden Schlacht. Ersterer leuchtete durch Tapferkeit allen vor. Schon waren die Baiern mit den Böhmen, ihren Bundes¬ genossen , zurückgcworfcn. Da wirbelte von weiten hinter den Ocst- rcichern eine Staubwolke auf, uud eine Rciterschaab sprengte her¬ an. Die Ocstrcicher meinten, Herzog Leopold flomme mit seinen Reitern aus den Vorlanden und jauchzten ihm freudig zu. Aber bald wurden sie der schrecklicher Täuschung inne. Der Burggrafvou Nürnberg sprengte mit einer starken Rciterschaar im Rücken ge¬ gen die Ocstrcicher, welche bereits vom Kampfe erschöpft waren, heran, und hieb grimmig in sic ein. Die schon fliehenden Böh¬ men und Baiern, dadurch neu ermulhigt, stürmten von neuen aus W ihre Gegner los. Nun erlitten die Oestreicher eine gänzliche Nie¬ derlage. Friedrich war unter den Gefangenen und auf die Fel¬ senburg Trausnitz gebracht. Da Ludwig einen Hanptgegner an dem Papste Johann 22. hatte, mit dem Könige von Böhmen in Streit gcrathcn war, und Friedrichs Brüder, die gegen ihn den Krieg mit Erfolg fort¬ setzten, fürchtete, gab er seinem Gegner gegen Verzichtleistuug auf den deutschen Thron die Freiheit wieder ( 1325 ). Allein Friedrich stellte sich, da ihn seine Brüder die cingegangenen Bedingungen nicht erfüllen ließen, wieder zur Haft. Ludwig, durch diese selte¬ ne Treue tief gerührt, schloß mit ihm einen Vertrag zur gemein¬ schaftlichen Regierung, welchen jedoch die Ehnrfürstcn für ungül¬ tig erklärten. Nachdem Friedrich seinen Bruder Leopold ( 1326 ) verloren hatte, begnügte er sich mit dem Titel eines Königs von Deutschland und lebte in der Einsamkeit auf seinem Schloße Gut- tenstcin in Oestreich bis zn seinem Tode (1330 ). Ihn überlebten leine jüngsten zwei Brüder Albrecht II. und Otto der Fröhliche. Jener regierte in Oestreich, dieser in den Vorlanden. Beide setz¬ ten den Krieg mit dem Kaiser fort, bis endlich ein dauerhafter Friede zu Hagenau zu Stande (1330) kam, in welchem Ludwig den Herzogen alle Siechte ihres Hauses garanttrtc, wozu auch die Ansprüche auf Kärnthcn gehörten, welches ( 1335) wieder mit den östreichischcn Ländern vereiniget wurde. §. 14. Eingeschaltete Geschichte Kärnthen's von den alten Zei¬ ten bis zur Vereinigung mit Oestreich ( 1335). DaS heutige Kärnthen machte in den Zeiten der römischen Kaiser einen Theil von Noricum. Während der Völkerwanderung durchzogen cs verschiedene Völker. Im Anfänge des 7. Jahrhnn- dertcs hatte Samo, der das große slavischc Reich gegründet hat¬ te, in Kärnthen seinen Sitz (s. §. 8.). Nach Samo's Tode herrsch¬ ten die Woiwoden der windischen Mark über Kärnthen (s. Z. 11. ). Im 8. Jahrhunderte war dieses Land von den Herzogen von Bai- eri« abhängig. Unter Karl dem Großen bekam es fränkische Gra¬ fen, welche unter der Aufsicht der Markgrafen von Friaul waren. Ingo, einer dieser Grafen, soll den sogenannten Bauernherzog eingesetzt haben. Im Vertrage zu Verdun (843) fiel Kärnthen Ludwig I. zu, der cs im I. 865 nebst den übrigen slavischen Ländern an seinen erstgeborncn Sohn Karlmann abtrat. Dieser hinterließ Kärnthen mit Steiermark vereiniget seinem natürlichen Sohne Aruulph, der (887 ) zum deutschen Könige auögerufen wurde. Später wurde Kärnthen abermahls mit Baiern vereini¬ get, aber unter Otto II. (976 ) wieder davon getrennt. Kaiser Heinrich IV. erhob den Grafen Marquard von Eppenstein aus dem Mürzthale gegen Berthold von Zähringen zur herzoglichen Würde in Kärnthen (1066 — 1073), der das Benediktiner-Stift St. Lambrecht erbaute. Seine Nachfolger waren: Leopold ( 1073 — 1090 ), Heinrich l. (1090 — 1128), Heinrich II. (1128 — 1130) Graf von Sponheim, Ortenburg und Lavant, dessen Vater die Benediktiner zu St. Paul ( 1091) gestiftet hatte, Engelbert ( 1130 — 1135), Ulrich I. (1135 — 1142), Hein¬ rich III (1142 — 1161), Hermann (1161 — 1181), Ulrich II. (1181 — 1201), Bernhard (1201 — 1256, unter dem das Ci- sterzienscr--Stift zu Maria Brunn bei Landstraß gegründet wurde, und Ulrich Ul. (1256— 1268). Dieser vermachte Kärnthen sei¬ nem Vetter Ottokar II., dem Könige von Böhmen, der es aber als erledigtes Lehen an den Kaiser Rudolph I. ( 1276) abtreten mu߬ te. Als Letzterer seine Söhne zu Augsburg (1282) mit Kärnthen belehnte, lagen diese ihm an, den Grafen Mainhard von Tirol damit zu belehnen, Diese Belehnung erfolgte 1285. Dem Gra¬ fen Mainhard folgte sein Sohn Heinrich, nach dessen Tode (1335) Kärnthen wieder den östreichischen Herzogen zufiel. Seine einzi¬ ge Tochter Margaretha Maultasch, die mit dem böhmischen Prin¬ zen Johann Heinrich vermählt war, behielt Tirol. §. 15. Otto der Fröhliche starb (1338) und hinterließ zwei Söhne I2 Friedrich II. und Leopold-II<, rvelche ihm. schon 1343 in die Gruft folgten. Als Albrecht H. nach Ötto's Tode die. Regierung der Vorlaube übernommen hatte, nahmen Schwitz, Uri und Un¬ terwalden habsburgische Cantone .Lucern, Glarus, Zug und die Reichsstädte Zürich und Bern in ihren Bund. Dazu kam, daß die Züricher die habsburgische Burg und Stadt Rapperswyl zer¬ störten. Der friedliebende Herzog wurde gezwungen zu den Waf¬ fen zu greifen. Als aber Walter Stadion, sein Landvogt in Glarus, bei Näfcls und ein anderes Heer bei Küßnacht besiegt wor¬ den (1352 ), mußte Albrecht einen Waffenstillstand eingehcn 1336), in welchem der Bund der schweizerischen Eidgenossenschaft durch den allmähligen Beitritt der gedachten Städte erweitert wurde. Zwei.Jahre darauf starb Albrecht II. Er galt als ein weiser Mann, und wurde in den Streitigkeiten benachbarter Fürsten als Vermittler aufgernfen. Eine Vergiftung lähmte ihn an Händen und Füßen, und darum wurde er häufig »der Lahme« genannt. §. 16. Vermöge der RudolphinischenHausordnung, welche Albrecht II. erneuert hatte, verwaltete der älteste Sohn Rudolph IV., der Stifter, die östreichischen Länder. Margaretha Maultasch hatte sich von ihrem ersten Gemahle, dem böhmischen Prinzen Johann Heinrich scheiden lassen, und ver¬ mählte sich hierauf mit Ludwig, einem Sohne Kaiser Ludwig's von Baiern, dem sie einen Sohn Rahmens Mainhard gebar. Sie war vom Grolle gegen die Vettern ihres zweiten Gemahles so ein¬ genommen, daß sie ( 1359) in München mit Rudolph IV. einen Erbvertrag schloß, in welchem sie die Herzoge von Oestreich zu Erben ihrer Länder erklärte, im Falle daß ihr Gemahl Ludwig, und ihr Sohn Mainhard ohne Nachkommen sterben sollten. Main¬ hard bestätigte diesen Vertrag, als er sich im nähmlichen Jahre mit Rudolph's IV. Schwester Margaretha vermählte. Dieser Erb¬ verträge ungeachtet erhoben die baierischen Herzoge, nachdem Lud¬ wig (1361) und sein Sobn (1363) ohne Nachkommen heimge- 33 gangen waren, ihre Ansprüche auf Tirol und begannen einen mehr- fahrigen Krieg, dessen Ausgang Rudolph nicht erlebte. Anch schloß Rndolph IV. Erbverträge mit dem Grafen Al¬ brecht von Görz (1364) und mit Kaiser Karl IV., dessen Toch¬ ter Katharina er zur Ehe nahm. Da Graf Albrecht von Görz noch im nähmlichcn Jahre kinderlos mit Tode abgegangen war, nahm Herzog Rndolph Istrien und einen Theil der windischen Mark, das ist, Mctlik, Gotschee, und Reifnitz in Be¬ sitz ( s. §. 11). Diese Gebicthe wurden dem Lande Kram einver- lcibt und dieses zu einem Herzogthume erhoben. Nach Rndolph's kinderlosem Tode ( 1365 ) übernahmen sei¬ ne Brüder Albrecht III. und Leopold III. (Friedrich IN. hatte schon vorher auf der Jagd den Tod gefunden) die Regierung ge¬ meinschaftlich, und erhielten in Wien die Belehnung von Kaiser Karl IV., der dem Herzoge Albrecht seine zweite Tochter Elisa¬ beth zur Gemahlin antrng. Margaretha Manltasch endete in Wien ( 1369 ). In diesem Jahre wurde auch der tirolische Suc- ccssionsstreit durch den Schärdinger - Frieden beendet, in welchem Baiern seinen Ansprüchen auf Tirol entsagte, und zur Entschädi¬ gung 11600 si. nebst den Schlößern Kufstein, Kitzbüchel und Rat- tenbcrg erhielt. Bon nun an wurde Steiermark, Kärnthen und Krain Inner - Oestreich, und Tirol Ober - Oestreich genannt. §. 17. Eingeschaltete Geschichte Tirols von den ältesten Zeiten bis zur Vereinigung mit -Oestreich ( 1363 ). Das heutige Tirol hat den Nahmen von Tcriolis, einem rö- msichen Kastelle. Vor Alters hieß es Nhätien. Nur der Bregen¬ zer Kreis lag in Vindelicien und das Pusterrhal gehörte zu Nori¬ cum. Diesen Nahmen bekam es von Rhätns, einem Anführer der Tusker, welche von den Galliern aus der Gegend, wo jetzt Mai¬ land liegt, vertrieben wurden, und in die von Italien nördlich liegenden Alpen zogen. Anch die Eugenacr, von welchen ein Tbeil der Alpen den Rabmen erhielt, sollen ein Stamm der Tus- 5 34 ker gewesen sein. Während der Völkerwanderung streiften ver¬ schiedene Völker durch Rhätien nach Italien. In den Jabren 450—452 verheerten es die Hunnen. Nach Attila's Abzüge er¬ schienen Skyrren, Nngier und Heruler, deren Anführer Odvakcr den letzten römischen Kaiser Romnlus Augustulus (476) gefan¬ gen nahm, und sich zum Könige von Italien ausrufcn ließ. Rhä¬ tien kam auch unter seine Gewalt. Allein Odoaker wurde schon im I. 493 von Theodorich, dem Könige der Ostgothen, überwun¬ den und gctödtct. Weise nnd gerecht regierte Theodorich in sei¬ nem ncugegründeten Reiche, wozu auch Rhätien und Noricum ge¬ hörten. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhundertes wurde das nördliche Rhätien an die Franken abgetreten und unter fränkischer Oberherrschaft von bojoarischen Herzogen agilosingischen Stammes regiert. Der Süden unterwarf sich ( 569) den aus Pannonien nach Oberitalieu eingewandcrten Longobardcn. Im 7. Jahrhun¬ derte verschwand der Nähme Rhätien. Als Karl der Große Tirol erobert hatte, theilte er es in Gaue und übergab die unmittelbare Verwaltung desselben den sogenannten Gaugrafen. Unter ihm nnd seinen Nachfolgern blieb der südliche Bezirk bei dem lombardischen Reiche, bis unter Ot¬ to I. (950) die Mark Verona, ein Theil des deutschen Reiches, nnd der Bischof von Trient ein deutscher Reichsfürst wurde. Das Hochstift Brircn wurde wahrscheinlich schon im 9. Jahrhunderte ein deutsches Rcichsfürstenthum. Nachdem das Ansehen und die Macht der deutschen Kaiser immer mehr gesunken war, und die Lehen in ein erbliches Eigen- thum verwandelt worden waren, nahm die Macht der Grafen sehr zu. Die mächtigsten Gebicther im Lande waren: 1. die Gra¬ fen von Tirol, welche in den Umgebungen des heutigen Meran ihre Besitzungen hatten; 2. die Grafen von Andechs, welche im Jnn- uud Wippthale saften; 3. die Grafen von Görz, welche über das Pnsterthal gcbothen; 4. die Grafen von Eppan nnd Ulten, welche im Süden begütert waren. Außerdem hatten auch die Bischöfe von Briren nnd Trient im Pustcrthale und im Süden Güter. 33 Berthold M., Graf von Andechs, wurde von Kaiser Frie¬ drich I. (1182) zum Herzoge von Meran erhoben. Da das heu¬ tige Meran damahls eiu unbedeutender Ort war, und den Gra¬ fen von Tirol gehörte, so behaupten einige, daß die Grafen von Andechs von einem andern Meran den herzoglichen Titel führten. Mit Otto's II. Tode ( 1248) erlosch schon der männliche Stamm Andechs. Albrecht, Graf von Tirol, der mit einer Gräfin aus diesem Hause vermählt war, gelangte nun zum Besitze der an- dcchsisthen Güter im Inn-und Wippthale. Als er, der letzte aus dem Geschlechte der Grafen von Tirol, ( 1254 ) gestorben war, thcilten seine Schwiegersöhne Graf Mainhard von Görz und Graf Gebhard zu Hirschberg seinen Nachlaß. Mainhard I. starb schon im I. 1258, und hinterließ zwei Söhne Mainhard II. und Albert, welche bis zum I. 1271 die beiden Grafschaften Görz und Tirol gemeinschaftlich regierten. In diesem Jahre schlossen sie auf dem Schloße Tirol einen Vergleich, welchem zufolge Albert Herr der görzerischen Besitzungen und ei¬ nes Theiles des Pusterthales wurde; Mainhard aber die übrigen andechsischcn und tirolischen Gcbiethstheile seines Vaters erhielt. Letzterer brachte auch den Anthcil der Grafen zu Hirschbcrg im Jnn-und Wippthale durch Kauf an sich, und war der erste, der die Rechte eines Laudcsfürsten ausübte. Er bekam von Kaiser Rudolph I. Kärnthen für die Hülfe, die er diesem im Kriege mit Ottokar II., dem Könige von Böhmen, geleistet hatte, zu Lehen. Nach seinem Tode ( 1295 ) regierten seine 3 Söhne Otto, Ludwig und Heinrich gemeinschaftlich. Als erstere zwei (Ludwig 1305 und Otto 1310) mit Tode abgcgangen waren, war Heinrich Al¬ leinherrscher. Er war mit Anna, der ältesten Schwester Wen- zcl's III., des letzten böhmischen Königs ans dem Hanse Przemysl, vermählt, und machte nach dessen Tode vergebens Ansprüche auf den böhmischen Thron (s.Z. 13). Seine einzige Tochter Margaretha Manl- tasch schloß Erbverträge mit Rudolph I V. von Habsburg, welchen zufolge Tirol nach dem Tode ihres Sohnes Mainhard III. ( 1363) den östreichischen Herzogen zuficl (s. §. 16 ). 36 Z. 18. Eingeschaltete Geschichte der Grafschaft Görz bis zur Vereinigung mit Oestreich ( 1364 ). Die heutige Grafschaft Görz ( Gorica ) war ein Bestand theil von Friaul. Da der uralte Nähme » Gorica « slavisch ist, so be haupten eiuige nicht ohne Grund, daß schon die alten Carniei Slaven waren. Zm Z. 1077 wurde das Land Görz mit den aquilejischen Patriarchate vereinigt, aber gleich darauf einem Gra¬ fen zu Lehen gegeben, der sich darnach einen Grafen von Gör; nannte. Später kam Görz an die Grafen von Eppenstein, mi¬ ter welchen Mainhard I. sich mit der Tochter des Grafen Al¬ bert von Tirol vermählte, welcher auch (1248) zum Besitze der andechsischen Dynastien im Inn - und Wippthale gelangte. Als dieser ohne männliche Erben gestorben war, theilteu seine Schwie¬ gersöhne, der obgenannte Graf Mainhard I. von Görz, und Graf Gebhard zu Hirschberg, den Nachlaß. Ersterer schied schon im I. 1258 ans diesem Leben. Seine zwei Söhne Mainhard II. und Albert schlossen (1271) auf dem Schloße Tirol eineu Ver¬ gleich, welchem gemäß Albert die görzerischen Besitzungen und ei¬ nen Theil des Pustcrthales in Tirol erhielt; Mainhard 11. aber, Herr der übrigen andechsischen und tirolischen Gebiethstheile war. So entstanden die ältere und jüngere Linie der Grafen von Görz. Aber die jüngere Linie theilte sich wieder in zwei Linien, von welchen die eine Metlik, Gotschee und Reifnitz mit der Mark- Grafschaft Istrien besaß, und die andere über Görz und einen Theil des Pustcrthales geboth. Rudolph IV. schloß mit beiden Linien Erbverträge. Als die eine von ihnen mit Albrecht ( 1364) erlosch, fielen ihm die obge¬ nannten Theile der windischcn Mark und die Markgrafschaft I- stricn zn (s. tz. 16). 8- 19. Eingeschaltete Geschichte der Markgrnfschaft Istrien, bis zur Vereinigung mit Krain ( 1364). Dieses Land behält immer den Nahmen, den es vor Christi 3) Geburc hatte. Die Markgrafschast oder das innere Istrien erfuhr mit den übrigen angränzcnden slavischen Ländern gleiche Schicksa¬ le. Im Anfänge des 7. Jahrhundertes war es wahrscheinlich ein Bestandteil des Reiches des mächtigen Samo. Nachdem Samo'ö Reich zerfallen war, gebothen die Woiwo¬ den der windischcn Mark auch über einen Theil Istriens, der Li- burnien genannt wurde. Karl der Große erhob Istrien zu einer Mark. Im Vertrage zu Verdun (843) fiel diese Markgrafschaft dem deutschen Könige Ludwig zu. Im 11. und 12. Jahrhunder¬ te hatte es eigene Markgrafen. So kommt (1091) ein Mark¬ graf von Istrien mit Nahmen Engelbert vor. Diesem folgte der Markgraf Heinrich. Im 13. Jahrhunderte war das innere I- stricn eine knrze Zeit mit dem Küsten-Istrien vereiniget, und ge¬ hörte dem Patriarchen von Aquileja. Dann wurden die Grafen von Görz Herren der Markgrafschaft Istrien, welche endlich, nach¬ dem Graf Albert ( 1364 ) kinderlos gestorben war, vermöge der Erbverträge an die Herzoge von Oestreich kam, und dem Lande Kram einverleibt wurde (s. Z. 16). Die Küste Jstricn's wurde nach der Zerstörung des weströ¬ mischen Reiches (476) von dem inner» Istrien getrennt, indem die griechischen Kaiser eine Art Oberherrschaft über die istrischeu Seestädte behaupteten. Da sie aber nicht mächtig genug waren, alle Küsten gegen die Seeräuber zu beschützen, so vertheidigteu die Venctianer mit ihrer Flotte im 9. und 10. Jahrhunderte die i- strischen Seeortschaftcn gegen die räuberischen Saracenen. Jnsula uud Justinopolis ergaben sich schon im I. 932 dem Schutze Ve¬ nedigs, und zahlten einen Zins dafür. Allein die Venctianer ver¬ kauften diese Städte dem Patriarchen Roduald von Aquileja. Im 13. Jahrhunderte gelangten die Patriarchen auf eine knrze Zeit zum Besitze von ganz Istrien. Aber bald kam das innere Istrien an die Grafen von Görz und die Küstenstädtc ergaben sich, da die Patriarchen sie gegen die saraccnischcn Seeräuber nicht schützen konnten, dem Schutze der Venetianer, und zahlten dafür einen Zins. Die darüber ent- 38 standenen Streitigkeiten mit der aquilejischen Kirche legte der Papst (1291) so bei, daß die Venetianer die Seestädte, die sich ihnen selbst unterworfen hatten, behielten, aber dafür dem Patriarchen jährlich einen Zins und die sogenannte gratia vini de Jstria (für die Weinausfuhr) zahlen mußten. Allein dieser Zins hörte bald auf, da die Patriarchen so viel Anleihen bei den Venetianern machten, daß schon im I. 1360 die Interessen den obgenannten Zins überstiegen. Von nun an herrschten die Venezianer willkühr- lich über die istrische Küste und die Seestädte wurden nach und nach nur von ihnen bewohnt. §. 20. Als im I. 1374 die Grafen Valsa, welche Fiume mit dem Gebiethe als Lehen des römischen Reiches besaßen, ausstarben, fiel diese Stadt mit ihrem Gebiethe den östreichischen Herzogen Alb¬ recht II. und Leopold III. zu, und wurde mit dem Herzogthume Kram vereiniget. Diese Herzoge nahmen wider die bestehenden Hausordnungen verschiedene Theilungen der Länder vor. In der letzten Theilung ( 1379 ) behielt Albrecht III. bloß Nieder-Ocstreichr sein Bruder Leopold III., der eine zahlreiche Familie hatte, bekam alles Uebrige. Hierdurch enstanden zwei regierende Linien von Oest¬ reich , die Albcrtinische ( in Nieder - Oestreich ) und die Leopvldi- nische (in Inner- Ober- und Vorder-Oestreich ). Stammtafel der Habsburger von Rudolph I. bis zur Haupttheilung der Besitzungen (1379 V Rudolph I. Graf von Habsburg und deutscher König 1273 —1291. Albrecht I. Herzog von Oestreich, Rudolph II. Herzog von Oestreich deutscher König 1298 bis 1308. 1282— 1290. Johann Parricida. Rudolph III. König Friedrich I. als d. König III. Leopoldi. Albrecht II. Heinrich Otto erd Fröhliche ».Böhmens 1307. s 1330. s 1326. s 1358. s 1327. s 1338. Rudolph IV. Friedrich III. Albrecht III. Stifter Leopold III.Stifter Friedrich Leopoldi!. s 1365. s. 1362. der Alb. Linie. d. Leopold. Linie. s 1343. s 1343. L0 40 S. 2r. Albertinische Linie. Albrecht lil. sank in die Arme des kalten Todes im Z. 1395 und hinterließ einen einzigen Sohn Albrecht IV., der ( 1397) eine gefahrvolle Wahlfahrt nach Jerusalem unternahm, deren Aben¬ teuer, in Gedichten besungen, Veranlassung zn seinem Bcynahmcn »mirabilia mundi« gaben. Er starb im I. 1404. Da sein Sohn Albrecht V. erst 7 Jahre hatte, so übernahm Wilhelm der Freund¬ liche, Lcopold's III. Sohn, die vormundschaftliche Regierung von Oestreich. Nachdem aber Wilhelm schon 1406 mit Tode abgegan¬ gen war, so führte sein Bruder Leopold IV., .der Prächtige, die vormundschaftliche Regierung. Erst nach dem Tode des Letzteren (1411) trat Albrecht V. die Regierung selbst an, der Kaiser Si- gismund's einzige Tochter Elisabeth zur Ehe nahm, und als Braut¬ schatz Mähren mit der Aufsicht auf die ungarische und böhmische Krone bekam. Nachdem Kaiser Sigismund den Tribut der Natur entrichtet hatte, fiel Ungarn und Böhmen Albrecht V. zu. Auch die deutschen Ehurfürsten wählten ihn zu ihrem Könige, worauf er zu Aachen als Albrecht II. gekrönt wurde. (Seit deser Zeit blieb die Kai¬ serwürde beständig bei Oestreich ). Gleich im folgenden Jahre mußte er in Ungarn gegen die Türken ziehen. Es brach aber in seinem Lager eine Seuche aus, die auch ihn in Nesmil (1439 ) hinraffte. Vier Monathe nach seinem Tode wurde zu Komorn sein Sohn Ladislaus Posthnmus geboren. Elisabeth ließ ihn bald nach seiner Geburt zu Stuhlweißenburg als König von Ungarn krönen, und gab ihn sammt der königlichen Krone von Ungarn dessen Vetter Friedrich von der steierischen Linie, welcher von den Ehurfürsten (1440) zum deutschen Könige als Friedrich IV. gewählt wurde, in Verwahrung. Dieser verwaltete auch Nicder-Oestreich im Nahmen seines Mündels. In Böhmen wählte die katholische Parthei (1441) den Herrn Mainhard von Neuhaus und die utraquistische den Herrn Ptacek von Lippa und nach dessen Tode den Herrn Georg von 41 Podiebrad zu Statthaltern. Allein die Ungarn, mit einem Türkenkriege bedroht, riefen Wladislaw, den ältesten Sohn des polnischen Königs Jagello, als Wladislaw V. ans den Thron. Nachdem aber dieser in der Schlacht bei Varna ( 1444) das Leben verloren hatte, riefen die ungarischen Stände den schon gekrönten Ladislaus Posthumus als Ladislaus VI. zum Könige aus, und wählten zum Statthalter den tapfern Johann Huniad. Als Mohamed nach der Eroberung Konstantinopcl's( 1433 ) an die Donau vordraug, versah Johann Huniad Belgrad mit Mund¬ vorrath, Pulver und Geschütz und stellte an die Spitze der tüchti¬ gen Besatzung seinen Schwager Michael Szilagyi. Am 13. Juni 1456 erschien Mohamed mit mehr denn anderthalb hundert tausend Mann vor Belgrad. Szilagyi sendete die Kunde der Gefahr nach Ofen. Aber der boshafte Graf Ulrich von Eilst, dessen Aufsicht Kaiser Friedrich den jungen König anvertraut hatte, verhehlte diesem die Größe der Gefahr und entführte den Jüngling nach Wien. Des Königs Entweichen vermehrte die allgemeine Bestür¬ zung. Allein Huniad und der Franziskanermönch und Kreuzprediger Johann Kapistran griffen mit 60,000 Mann die türkische Flotte nmthig an, und stellten nach 5 stündigem Kampfe die Verbindung der Stadt zu Wasser mit den Christen sicher, nno Bclgrad's tapfere Verthcidiger empfingen am 14. Juli 1456 ihre siegreichen Be¬ freier unter feierlichen Dankgesängen. Als nun Mohamed von der Landseite den Sturm auf Belgrad erneuert hatte, wurde er gänzlich besiegt und in die Flncht gejagt. Aber der nene Lorbcrkranz ward dem tapfern Huniad bald zur Todtenkrvnc; er verschied in Semlin an der Lagerseuche am 11. Ang. 1456. Schon am 23. October 1456 folgte ihm sein Mit¬ kämpfer, der gottbegeisterte Kapistran, ins Grab. Huniad, dessen Geist und Muth die Vormauer der abend¬ ländischen Christenheit gegen die Türken gewesen war, hinterließ zwei Söhne Ladislaus und Mathias Corvinus. Auf diese übertrug Graf Ulrich von Eilst den Haß, den er gegen ihren Vater gehe- 6 get hatte. Als er mit dem Könige und den sungen Huniaden das Schlachtfeld in Augenschein nahm , entspann sich ein heftiger Wort¬ wechsel zwischen ihm und dem Ladislaus Huniad, und als er das Schwert zog, wurde er, der letzte seines Stammes, von der hu- niadischeu Parthei ermordet. König Ladislaus ließ im folgenden Jahre auf Zudringen des Palatinus Gara Ladislaus Huniades zu Ofen hinrichten und dessen Bruder Mathias als Staatsgefange¬ nen nach Prag abfuhren , wo er unter Podiebrad's Augen sich zum Helden und Staatsmanne bildete. Inzwischen machte man in Prag glänzende Anstalten zur Feier der Vermählung des Königs Ladislaus mit Magdalena, einer Tochter des französischen Königs Karl VII. Allein während eine ansehnliche Gesandtschaft sich nach Paris begab, um die königliche Braut abzuhohlen, starb Ladislaus Posthumus nach einer Krank¬ heit von 36 Stunden im 17. Jahre seines Lebens 1457. Mit ihm erlosch die Albertiuische Linie. Stammtafel der Albertiuische» Linie. Albert III., Herzog von Nieder-Oestreich, f 1395. Albert I V., Herzog von Nieder - Oestreich, f 1404. Albert V., Herzog von Nieder-Oestreich, seit 1437 König von Böhmen und Ungarn und deutscher Kaiser als Albert II. 4 1439. Gemahliu Elisabeth, Kaiser Sigismuud's Tochter. Elisabeth, Gemahliu Kasimir's Ladislaus Posthumus, Herzog I V. von Pohlen. von Niedcr-Oestreich, König von Böhmen und Ungarn 4 1457» — Wladislaw II. König von Böh¬ men und Ungarn 1490—1516. Anna Gemahlin Ferd. I. Ludwig II., König von Böhmen und Un¬ garn 7 ! 526. 43 22. Levpvldiuiselie Linie Leopold Ul. brachte die Grafschaften Feldkirch, Pludenz, Hoh¬ enberg und die Landvogteien Ober- und Nieder- Schwaben durch Kauf an sich. Die Stadt Triest ergab sich ihm im I. 1382 frey- willig. S- 23. Eingeschaltete Geschichte Triest'ö von den alten Zeiten bis zum I. 1382. Triest war zuerst ein karnisches Dorf und später ein istrisches festes Städtchen, welches die Römer noch vor Christi Geburt zu ihrer Pflanzstadt machten. Die Japoden rissen die Mauern dieser Stadt nieder, um sie ihren Plünderungen bloß zu stellen. Allein Octavian ließ die Mauern und Thürme wieder aufrichten, und unterjochte die Japoden. Nach der Zerstörung des weströmischen Reiches behaupteten die griechischen Kaiser eine Art Oberherrschaft über die istrischen Seestädte. Es scheint aber, daß Triest diese Ober¬ herrschaft nicht anerkannte, oder wenigstens nicht lange Zeit unter derselben stand. Denn wenn Samo's Reich auch einen Theil der adriatischcn Küste begriff, so gehörte wahrscheinlich die Küste der Bai von Triest dazu. In den Zeiten Karl's des Großen gehörte Triest entweder zu der Mark Istrien oder Karst. Im Vertrage zu Verdnu (8-t3)fiel Triest dem römischen Kaiser Lothar l. zu, der es schon im I. 848 dem Bischöfe Johann daselbst mit einem Um¬ fange von drei italienischen Meilen schenkte. Im I. 949 kaufte die Stadt ibre Freiheit dem Bischöfe Johann ll. ab. Nachdem die istrischen Seestädte sich den Vcnetianern unter¬ worfen hatten, machten diese oft Versuche, auch Triest sich zu un¬ terwerfen. So liesst man, daß Heinrich Dandolo im I. 1202 Triest einnahm, und daß die Venetianer diese Stadt im I. 1279 räumten. Man weiß aber nicht, ob die Venetianer die ganze Zwi¬ schenzeit im Besitze derselben blieben. Auch ist das Jahr nsibt be- 44 kannt, in welchem die venetianische Republik sich Trieft wieder un¬ terwarf. Wir lesen nur, daß die Triestiner der venetianischen Zoll¬ galeere, die in der Rhede von Triest lag, die verlangte Durchsu¬ chung der Schiffe verweigerten, die in der Rhede vorhandenen Schiffe Venedigs ausplünderten, die auf dem Platze wehende Markusfahne herabrissen, durch den Koth schleiften und die Tho¬ re den Venetianern sperrten. Darauf sandte die Republik eine Flotte gegen diese Stadt, welche zu Wasser und zu Lande ein¬ geschlossen, sich den Venetianern wieder, jedoch ans schonende Bc* dingungen, unterwarf. Als im I. 1380 die Venetianer von den Genuesen! und an¬ dern Feinden bedrängt wurden, machten die Triestiner einen neuen Versuch, das venetianische Joch abzuschüttelu. Sie ließen nahmlich insgeheim Truppen von Aquileja in ihre Stadt, nahmen plötzlich den venetianischen Podesta und den Platzhauptmann gefangen, und erklärten den Patriarchen Marquart zu ihrem Schutzherrn. Der muthige Victor Pisani wollte zwar Triest für seine Em¬ pörung züchtigen; aber gennesische Galeeren, die zwischen Triest und Venedig kreuzten, griffen ihn an, und vereitelten seine Ab¬ sichten. Als im I. 1381 der Patriarch in die Arme des Todes ge¬ sunken war, bothen die Triestiner ihre Unterwerfung dem Herzoge Leopold III. aus dem Hanse Habsburg an. Der Herzog hielt am 30. Sept. 1382 Triest's Ancrbiethen genehm. Unter Oestreich's Schutze nahm diese Stadt am Wohlstände und an Bevölkerung mit jedem Jahre zu. §. 24. Thcilung der leopoldinischen Linie in die tirolische und steierische Nebenlinie. Die Eidgenossen nahmen die habsburgischen Städte Sempach und Reichensee in ihren Bund auf und erlaubten sich allerhand Gewaltthätigkeitcn gegen die habsburgischen Vögte. Nachdem Leo¬ pold durch Güte den Frieden zu erhalten vergeblich versucht hatte, 45 lieferte er bei Sempach den Eidgenossen ein Treffen; aber er er¬ litt eine völlige Niederlage und siel (1386). Da seine Söhne Wilhelm der Freundliche, Leopold IV., der Stolze, Friedrich IV. und Ernst der Eiserne noch minderjährig wa¬ ren, übernahm ihr Oheim, Albrecht III. von Nieder-Oestreich, die vormundschaftliche Regierung. Nachdem dieser einige Schlachten gegen die Eidgenossen verloren hatte, schloß er den Frieden zu Zürich (1389) auf 7 Jahre, der nachher auf 70 Jahre verlän¬ gert wurde. Die Eidgenossen behielten die in ihren Bund aufge¬ nommenen Orte. Nachdem Wilhelm durch einen Sturz vom Pferde (1406) gestorben war, theilten seine drei Brüder den väterlichen Nachlaß dergestallt, daß Leopold die Vorlande, Friedrich Tirol und Ernst die innerösterreichischen Länder bekam, wozu auch Triest gehörte, welches mit Krain vereiniget wurde. Da aber auch Leopold IV. (1411) ins Grab gesunken war, schloßen seine zwei jüngern Brü¬ der einen Vergleich, in welchem Friedrich nebst Tirol auch die Vor¬ lande bekam; Ernst aber Inner-Oestreich behielt. Jener wählte Innsbruck und dieser Gratz zur Residenz. So theilte sich die Lev- poldinische Linie in die tirolische nnd steierische Nebenlinie. 8. 25. Tirolische Nebenlinie. Als Friedrich IV. die Regierung in Tirol und den Vvrlanden antrat, waren durch eine getheilte Wahl 3 Päpste: Gregor 12. in Rimini, Benedict 13. in Spanien und Johann 23. in Rom. Das Concilium zu Eonstanz ( 1414) beschloß, daß alle 3 Päpste ihre Würde niederlegen sollten. Allein Johann entfloh ans Cvn- stanz zum Herzoge Friedrich I V. nach Schaffhaufen in der Absicht, dadurch das Concilium anfznlösen. Da Friedrich den Papst auf Verlangen des Kaisers nicht auslieferte, wurde gegen ihn die Ncichsacht nnd die Supcriorität des Conciliums über seinen Schütz¬ ling ausgesprochen. Die Folge davon war, daß des Herzogs Fein¬ de so viele habsburgische Besitzungen als möglich au sich zu brin- 46 gen suchten, und Johann 23. abgehetzt wurde. Gregor 12. bankte freiwillig ab. Nachdem auch Benedict 13. seiner Würde entsetzt worden, wurde Martin V. gewählt. Da der Kaiser auch nach der Auslieferung deS Papstes habs¬ burgische Städte und Herrschaften thcils zu verpfänden theils zu verkaufen fortfuhr, zog Herzog Ernst, der nach Friedrichs Acch- tung die Verwaltung von Tirol übernommen hatte, mit 200 Rei¬ sigen vor Konstanz und bewirkte einen Vergleich, welchem zufolge Kaiser Sigismund dem Herzoge Friedrich gegen Erlegung von 50,000 Gulden die Belehnung ertheilte. Alles, was verpfändet o- der verkauft war, blieb verloren. Aber Friedrich brachte es durch eine verbesserte Wirtschaft dahin, daß er alle Verluste in kurzer Zeit wieder gut machte. Er starb im I. 1439 und hinterließ ei¬ nen Sohu Rahmens Sigismund, der, erst 12 Jahre alt, unter der Vormundschaft des Kaisers Friedrich IV. stand. Sigismund erreichte im I. 1446 die Volljährigkeit. Zwei Jahre darauf wur¬ de ihm das Silbcrbergwerk bei Schwatz entdeckt, von dessen Er¬ trage er den Beinahmeu » des Müuzreichen « erhielt. Des reichli¬ chen Ertrages dieses Bergwerkes ungeachtet verpfändete er meh¬ rere elsaßische Städte an Karl den Kühnen von Burgund, nach dessen Tode ( 1477) er sie aber ohne Losegeld zurückerhielt. Er beschloß durch seinen kinderlosen Tod ( 1496 ) die tirolische Linie. Sein Nachlaß fiel seinem Vetter, dem Erzherzoge Marimiliau 1., Kaiser Fricdrich's IV. Sohne, zu. §. 26. Steierische Nebenlinie. Ernst, wegen seiner festen Leibesbeschaffenheit »der Eiserne « genannt, nahm die auch wegen ihrer Stärke berühmte Cimbnrgis, Tochter deS Herzogs von Massovicu, zur Ehe. Er rettete seinem Bruder Friedrich IV. Tirol, während dieser geächtet wurde ( s. §. 25). Als die Türken in Steiermark eingefallen waren, brachte er ihnen bei Rackersburg eine gänzliche Niederlage bei (1418). Sechs Jahre nachher starb er und hinterließ zwei Sohne Friedrich I V., 47 den Friedfertigen und Albrecht VI., den Leichtfertigen, welche bei¬ de noch minderjährig unter der Vormundschaft des Herzogs Fried¬ rich IV. von Tirol waren. Ersterer wurde am 2. Febr. 1440 zum deutschen Könige als Friedrich IV. erwählt. Ihm hätte nach Ladislaus Posthumus Tode auch Böhme» und Ungarn znfallen sollen. Allein in Böhmen wur¬ de Georg von Podiebrad von der utraquistischen Parthei, ohne die Anverwandtschaft nnd Erbverträge mit Oestreich zu berücksichtigen, zum Könige ausgerufen, und in Ungarn regte sich die Parthei der Huniaden. Als die von Ladislaus bestellten Rcichsverweser in O- fen eine Versammlung hielten, erschien plötzlich Michael Szilagpr, Schwager des großen Johann Huniad, mit einem starken Heere, und setzte ( 1458 ) mit Gewalt die Wahl seines Neffen Mathias Huniad zum Könige von Ungarn durch. Der Erwählte befand sich in Prag bei Georg von Podiebrad (s. §. 21.), dessen Tochter Katharina er zur Ehe nahm. Kaiser Friedrich IV., der einen heftigen Streit wegen der Erbfolge in Oestreich mit seinem Bruder Albrecht VI. und seinem Neffen Sigismund zu bestehen hatte, gab überall nach. Mit Ma¬ thias schloß er, nachdem er ihm die durch 22 Jahre in seiner Pfandschaft gebliebene ungarische Krone gegen 60,000 Dukaten gegeben hatte, einen Erbvertrag und behielt den Titel eines Kö¬ nigs von Ungarn lebenslänglich. Aber Kaiser Friedrich IV. vergrößerte sein Haus durch Ver¬ mählung seines Sohnes Maximilian I. mit Maria, der Tochter Karl's des Kühnen, des letzten Herzogs von Burgund, zu deren Erbe das Herzogthum und die Freigrafschaft Burgund, Belgien und einige Provinzen der Niederlande gehörten. Da der römische Legat Santinus de Valle sich in Prag bei den Unterhandlungen wegen des utraquistischen Genußes des h. Abend¬ mahles, welchen der Papst Paul II. den Böhmen wieder nur in der Gestalt des Brotes bewilligen wollte, zu ungestüm benom¬ men hatte, ließ ihn Podiebrad, um einen neuen Ausbruch des gährenden Sectcngeistes zu verhindern, in Verwahrung setzen. 48 Dieses Verfahren Podiebrad's machte, daß er des Thrones ver¬ lustig erklärt wurde. Durch den Tod seiner Tochter Katharina wur¬ de das Freundschaftsbaud, welches ihn und seinen Schwiegersohn Mathias verknüpfet hatte, dergestalt gelockert, daß Letzterer sich von dem Papste und dem Kaiser die böhmische Krone antragen ließ. König Georg behauptete sich zwar in Böhmen, so lange er lebte; aber er sah der Unmöglichkeit entgegen, die Krone dieses Landes seinen Söhnen zu sichern. Daher schlug er, um wenigstens Mathias Anschläge zu vereiteln, den Böhmen den Prinzen Wla- dislaw, Sohn des Königs Kasimir von Pohlen, zu seinem Nach¬ folger vor, der auch wirklich nach seinem bald erfolgten Tode (1471) zum Könige von Böhmen gewählt wurde. Kaiser Friedrich IV. nahm keinen Anstand, den Wladislaw, Sohn Elisabethens, der einzigen Schwester des Ladislaus Posthu¬ mus, mit Böhmen zu belehnen, und ihm die Churwürde nebstdem Erzmundschcnkenamte zu ertheilen. Mathias, der stets vergebens die Belehnung nachgesucht hatte, konnte seinem Zorne nicht län¬ ger gebiethen und belagerte Wien. Da diese Stadt sich tapfer ver- theidigte, und die Türken Ungarn bedrohten, so nahm er den Frie¬ den gerne an, den ihm der Kaiser mit dem Versprechen von 100,000 Dukaten anboth. Wie aber diese nicht schnell aufgebracht wurden, erneuerte Mathias den Krieg und unterwarf sich Steier¬ mark und den größten Theil von Oestreich. Als er in Wie» (1491), vom Schlage getroffen, verblichen war, und die Ungarn den König Wladislaw von Böhmen auf ihren Thron gerufen hatten, erklärte Maximilian I., da er gerechte Ansprüche auf Un¬ garn hatte, diesem den Krieg, vertrieb die ungarischen Truppen aus Wien und allen östreichischen Ländern, und verfolgte sie bis Stuhlweißenburg. Allein Geldmangel nöthigte ihn, von seinen Unternehmungen abzustehen und mit Wladislaw einen Vergleich zu schließen, in welchem er die dem Könige Mathias ausgestellte Schuldverschreibung über 100,000 Dukaten zurück erhielt, und zu¬ gleich festgesetzt wurde, daß der ungarische Thron bei Wladislaw und dessen mäunlicben Leibeserben verbleiben, nach deren Aus- 49 sterben aber dem Hause Oestreich zufallen sollte. Nachdem Marimilian's erste Gemahlin in Folge der durch ei¬ nen Sturz von ihrem Jagdrosse erlittenen Verletzungen gestorben war, verlobte er sich nach 9 jährigem Witwerstande mit An¬ na, der Erbtochter von Bretagne, welche im März 1491 dem Prinzen von Oranien, als dem Stellvertreter des Erzherzogs an¬ getrant wurde. Karl VIII., König von Frankreich, der seit 8 Jah¬ ren mit Marimilian's Tochter Margaretha verlobt war, und schon die Grafschaften Burgund, Artois, Charolai, die Herrschaft Noy- res und andere Landschaften als Heirathsgnt derselben in Besitz genommen hatte, rückte mit einem Heere von Rennes, die Residenz der Herzogin, und zwang diese, sich mit ihm zu vermählen. In ganz Enropa war nur Eine Stimme des Unwillens über die Treu¬ losigkeit des französischen Königs, der in einem Augenblicke alle heilige Verträge zerriß. Karl Vili- mußte (am 23. Mai 1493 ) im Frieden zu Sen- lis die als Ausstattung der Erzherzogin Margaretha in Besitz ge¬ nommenen Landschaften zurück geben. Demnach blieben mit Aus¬ nahme des Herzogthumes Burgund alle burgundische Länder dem habsburgischen Hanse. Kaiser Friedrich IV. entrichtete den Tribut der Natur am 19. Aug. 1493 im 79. Jahre seines Lebens und 53. seiner Regierung. Kram erhielt von ihm einen Adler im Wapcn. Triest bekam, nach¬ dem es von diesem Lande getrennt worden war, ein besonderes Wapcn. Im I. 1453 legte er dem Lande Oestreich den Titel ei¬ nes Erzhcrzogthumcs bei. 7 Stammtafel der Leopoldinischen Liuie. Wilhelm der Freundliche 4 1406. Leopold III. 4 1386. Leopold IV., der Stolze Friedrich IV., Stifter der 4 1411. tirolischen Nebenlinie 4 1439. Ernst der Eiserne, Stifter der steierischen Nebenilnic 4 1424. Sigismund 4 1496. Friedrich V., der Friedfertige vom I. 1440 Kaiser als Friedrich IV. 4 1493. Albrecht VI., der Leichtfer¬ tige 4 1463. Maximilian l. seit dem I. 1493 Kaiser. 51 S. 27. Innere Verhältnisse »nd Cultnrzustände Oestreick's von» I. 1282 bis 1403 Albrecht II. gab ei» ncueö Gesetzbuch, in welchem das Duell in Prozessen verbothcu und der Beweis durch Zeugen cingeführt wurde. Rudolph I V. entwarf einen großartigen Plan zum Baue der St. Stcphansfirchc , stiftete die hohe Schule in Wie» ( 1365 ) und machte noch viele andere Anstalten zi»n allgemeinen Besten; daher bekam er den Bcinahmen »dcS Stifters«. Albrecht III. erweiterte die hohe Schnle in Wien durch Einführung der theolo¬ gischen Facultät, und des mathematischen und astronomischen Stu¬ diums. Ferner verdankt ihm das Schloß Larenburg sein Dasein. Kaiser Friedrich IV. stiftete die Bisthüincr zu Laibach ( 1461), Wiener-Neustadt ( 1468 ) und Wien ( 1480 ). Unter den Wissenschaften und Künsten lagen die Arzueikun- de und die Chirurgie am meisten darnieder. Die Acrzte verordne¬ ten gewöhnlich sehr complicirte, ausländische thcnere Arzueigcmische, die wegen Mangels an ordentlichen Apotheken gar nicht zu haben waren. Den Vergifteten hing man an den Fußen auf, um ihn des Giftes zu entledigen. Einen unheilbaren Theil des Körpers hieb man von den gesunden Gliedern mit dem Beile ab. Die Dichtkunst ward nur dem Ritterthumc, den Abenteuern, Schlachten und Minen zugeweudet. Die größten Fortschritte wurden in der Baukunst gemacht. Davon zeugen die Pfeiler und Wölbungen, der Thurm und die Zierathen des herrlichen Stephansdomcs in Wien. Der Baukunst kamen zunächst die Bildhauer-und Mahlerkuust. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhnndcrtes erfand Berthold Schwarz in Freiburg im habsburgischen Breisgau das Schießpul¬ ver. Nachdem man die bewunderungswürdige Kraft des Pulvers kennen gelernt hatte, erfand man nach und nach furchtbare Feucr- schlünde, als: Mörser, Kanonen, Flinten u. s. f. Diese Erfindun¬ gen nebst jener der Buchdruckcrkunst, die Entdeckung Amcrika's und 52 des Seeweges unter Afrika nach Ostindien und die Eroberung Konstantinopels durch die Türken führten die neue Zeit herbei. Ritter. Da die Ritter in den häufigen Kriegen den Ausschlag gaben, so waren ste unentbehrlich; daher mußten die Landesherren sie steuerfrei lassen und zum Rachtheilc aller übrigen Stande verscho¬ nen, die bald von stirer Willkühr, bald von ihren Räubereien zu leiden hatten. Die Gesetze gaben den Gedrückten keine Hülfe, weil sie die ungeheuere Kluft der Stände nicht zn überspringen ver¬ mochten. Wenn aber dem Ritter ein Unrecht zugefügt wurde, so verschaffte er sich selbst Gcnugthnnng; denn die Selbsthülfe nahm unter den Bewaffneten sehr überhand. Sonach blieb das Schicksal des gemeinen Volkes immer sehr bcklagenswcrth. Mnkter Zeitraum, Bo»» Kaiser Maximilian I. bis zur Thcilung des «Hauses Habsburg in die spanische und östreichische Linie. ( 1493— 1522 R 28. Maximilian I. eilte gleich nach dem Antritte der Regierung die Türken zn vertreiben, die in Krain und Steiermark eingefal¬ len waren. Im folgenden Jahre vermählte er sich mit Blanka Ma¬ ria Sforza, einer Tochter des verstorbenen Herzogs Galeazzo Ma¬ ria Sforza von Mailand, welche ihm, außer einer reichen Aus¬ steuer, auch zukünftige Ansprüche auf die Lombardie mitbrachte, indem ihr geistesschwacher Bruder zur Regierung unfähig war. Ihr Oheim Ludwig Moro verwaltete Mailand, nach dessen Tode die¬ ses Land dem Kaiser und Reich zufallen sollte. Hierauf begab sich Marim-kian l. nach Worms, wo er am 2. Febr. 1495 seinen ersten Reichstag hielt, auf welchem der ewi- 53 ge Landfriede ausgesprochen, und das Faustrecht, die Sclbsthülfe und Privatbefehdnng bei 2000 Mark Goldes, Lebensstrafe und Ehrlosigkeit verkochen wurde. Zur Handhabung des Landfriedens wurde ein beständiges Reichskammergericht aufgestellt. Nachdem Maximilian I. auf diese Art für Deutschland gesorgt, begab er sich nach den Niederlanden, um daselbst die Regierung seinem Sohne Philipp dem Schönen zu übergeben. Dieser Prinz vermählte sich schon am 21. Oct. 1496 mit der jungen spanischen Infantin Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Ara¬ gonien und der Königin Isabella von Kastilien, und am 4. April 1497 wurde Ferdinandi und Jsabellens einziger Sohn Johann mit Margaretha, der Tochter des Kaisers Maximilian I., verbunden. Allein Jshann starb schon am 4. Oct. 1497 ohne Leibeserben. Ein Jahr nach ihm verblich seine ältere Schwester Isabella, Gemahlin des Königs Emanuel von Portugal, und ihr einziger Sohn Mi¬ chael folgte ihr schon am 12. Juli 1500 ins Grab. So blieben Johanna und Philipp l. alleinige Erben der Reiche Aragonien und Kastilien. §. 29. Nachdem Karl VHI., König von Frankreich, mit Hülfe der Schweizer Neapel erobert hatte, war cs zu befürchten, daß er auch Erbansprüchc auf Mailand erheben würde. Daher errichtete Ludwig Moro, Herzog von Mailand, ein Bündniß mit Venedig, dem Papste Alexander Vl., dem Kaiser und dem Könige von Ara¬ gonien. Die Absicht der Alliirtcn war, den Franzosen den Rückzug abzuschncidcn; dicß würde auch geschehen sein, wenn ihnen nicht schweizerische Miethtruppen mitten durch das alliirtc Heer einen Paß gebahnt hätten. Weil die Schweizer sich von Deutschland losgcriffcn und meh¬ rere habsburgische Ortschaften zum Abfalle verleitet hatten und das Rcichskannncrgericht nicht anerkannten, wurde am 20. Jauner 1499 der Krieg gegen sic beschlossen. Aber der Kaiser sah sich gcnöthi- gct schon am 22. Sept. 1499 den Frieden zu Basel zu schließen, 54 da cin von ihm erlassenes allgemeines Reichsaufgcboth fast keine Wirkung hatte, und Ludwig XII., ein Enkel der Valentine Vi¬ sconti , deren Haus vor dem Hause Sforza in Mailand geherrscht hatte, immer unverhohlener mit seinen Ansprüchen auf Mailand hervor trat. In diesem Frieden wurden die Eidgenossen von den: Rcichskammergerichte und allen Rcichsstcucrn befreit. §. 30. Einen Ersatz für sein Mißgeschick gegen die Eidgenossen berei¬ tete dem Kaiser Marimilian I. der Tod des letzten Grafen von Gorz Leonhard ll. (am 12. April 1500 ), dessen Gcbicthc, nähm- lich die Grafschaft Gor; mit Gradischka und dem Pusterthalc, in Folge alter Erbverträge (s. g. 16.) an Oestreich fielen. Der Mannsstamm der Landshuter Linie des Hauses Wittcls- bach erlosch mit dem am 1. Dec. 1503 verstorbenen Herzog Georg, der den Gemahl seiner Tochter Elisabeth, den Prinzen Ruprecht, Sohn des Churfürstcn Philipp von der Pfalz, zn seinem Erben bestimmt hatte. Da aber der Kaiser mit Georgs Ländern dessen Vettern, die herzoglichen Brüder Albrecht und Wolfgang von der Münchner-Linie, belehnt hatte, begann Ruprecht den Krieg, den¬ noch fortwährte, als er am 14. August 1504 und bald nach ihm seine Gemahlin Elisabeth verstarb. Marimilian I. führte fclbst sein Heer an. Bei der endlichen Entscheidung der Streitsachen auf dem Reichstage zu Kostnitz am 2. Juli 1507 erhielt Marimilian als Ersatz für die Kriegskostcu Rattcnberg, Kufstein, Kitzbüchel und andere Ortschaften, welche im Schärdingcr-Frieden (f. §. 16. ) von Tirol an Baiern gekommen waren. Z. 31. Während dessen hatte Ludwig XU., von Venedig unterstützt, Mailand ( 1500 ) erobert. Der Herzog Ludwig Sforza fiel in die Hände der Franzosen, und endete sein Leben als Gefangener in Frankreich. Da Marimilian cinsah, daß Ludwig von der Eroberung Mai- 55 laud's zu jener Neapel's schreiten werde, forderte er auf dem Reichstage zu Augsburg am 10. April 1500 die Stände Deutsch¬ lands zur ausreichenden Hülfe gegen Frankreich vergebens ans. Bald darauf eroberte Ludwig in Gemeinschaft mit Ferdinand von Aragonien Neapel, welches aber, weil über die Art der Thei- lung Uneinigkeit entstanden war, von Gonsalva von Kordova für Spanien behauptet wurde. Nun suchte Ludwig den Kaiser dazu zn vermögen, daß er am 13. Dec. 1501 einen Vertrag unterzeichne¬ te, welchem zufolge Ludwigs Tochter Klaudia mit Philipp's Sohne Karl, und der noch ungeborne Dauphin mit einer Tochter Phi¬ lipp's vermählt werden sollte. Darauf versprach der Kaiser die Be¬ lehnung mit Mailand, welche zu Hagenau am 7. April 1505 erfolgte. Nachdem der Tod Jsabellens, der ersten Gemahlin Ferdi- nand's von Aragonien, am 25 Nov. 1504 erfolgt war, schloß dieser am 12. Oct. 1505 mit Ludwig Xll. ein Bündniß und am 14. März 1506 vermählte er sich mit dessen Nichte, Germaine de Foir. Den aus dieser Ehe zu erwartenden Kindern trat Ludwig seine Rechte auf Neapel ab. Nachdem Letzterer seinen Zweck, die Belehnung mit Mailand, erreicht und sein Einverständniß mit Fer¬ dinand erneuert hatte, hob er den geschlossenen Heirathsvertrag zwischen seiner Tochter Claudia uud dem Erzherzoge Karl auf, verlobte die Erstere an seinen Vetter und Thronerben, Franz von Angouleme, und unterzeichnete einen geheimen Vertrag mit dem Papste, der Republik Venedig und mehreren italienischen Staaten zum bewaffneten Widerstande gegen Maximilian, falls derselbe seinen Römerzug mit einem Heere antreten würde. Der Tod Philipp's, des einzigen Sohnes Marimilian's ( am 25. Sept. 1506 ) verschob den Ausbruch des Krieges. * * Philipp hinterließ zwei Söhne-. Karl (geb. 1500 ). Ferdinand ( geb. 1503) und 4 Töchter: Eleonora (geb. 1498), Isabella (geb. 1502), Maria (geb. 1505) und Katharina Posthuma t geb. 1507 ). . . . Da eine schwere, in Wahnsinn ausartende Gemnthskrankheit die Köni¬ gin Johanna zur Negierung unfähig machte, übernahm Ferdinand die Re¬ gentschaft in Kastilien und "Maximilian in den Niederlanden. 56 Als aber Ludwig Mene machte, Genua mit Mailand zu verei¬ nigen, fielen die Vcnetiauer und der Papst nicht nur von ihm ab, sondern schlossen anch ein Bündniß gegen ihn, und ersuchten auch Marimilian um Hülfe. Dieser beschloß bei dieser Gelegenheit in Rom die Kaiserkrönung zu empfangen. Da aber inzwischen Ludwig seine Absichten auf Genua anfgegeben hatte, änderten die Vene- tianer ihre Gesinnungen, so daß sie dem Kaiser sogar den Durch¬ zug verweigerten. Auch der Papst wünschte nicht den Kaiser in Rom zu sehen, und schickte einen Legaten nach Trient, um die Kaiscr- krönung daselbst zu verrichten, worauf Maximilian I. den Titel eines erwählten römischen Kaisers anuahm. Nun wollte Maximilian I. in Italien einrücken, und zuerst Mailand angreifen, dessen Besitz Ludwig durch seinen treulosen Bruch der Verträge verwirkt hatte. Allein ohne Beistand vom Rei¬ che mußte er den Krieg nur vertheidigungsweisc führen. Da die Vcnetianer in diesem Kriege die meisten Vortheile erkämpften, so vereinigten sich alle Partheien im Neide und in der Eifersucht ge¬ gen sie. Daher kam am 10. Dec. 1508 zu Cambrap jenes merk¬ würdige Bündniß zwischen dem Kaiser, den Königen von Frankreich und Aragonien und dem Papste wider Venedig zu Stande. Die Ve- nctiauer suchten den Kaiser durch glänzende Versprechungen von dem Bunde abzuzieheu; aber er wollte seinem den Verbündeten ge¬ gebenen Worte nicht untreu werden. Allein der Papst und Ferdi¬ nand von Aragonien sannen auf Frieden mit den Vcnetianern, nachdem diese ihnen die gewünschten Vortheile im Kirchenstaate und in Neapel abgetreten hatten, damit nicht der Kaiser und der Kö¬ nig Ludwig ihre Macht in Italien noch mehr auSbreiten möchten. Am 15. Oct. 1511 wurde sogar ein Schutz-und Trutzbündniß zwischen dem Papste, dem Könige von Aragonien und der Re¬ publik Venedig zur Vertreibung der Franzosen ans Italien geschlos¬ sen. Nachdem auch der Kaiser einen 10 monathlichen Waffenstillstand mit Venedig geschlossen hatte, räumten die Franzosen Italien. In Mailand wurde Maximilian Sforza, Sohn des Ludwig Moro, als Herzog eingesetzt. 37 Im folgenden Jahre lenkte der Kaiser seine Aufmerksamkeit wieder ans Deutschland, und hielt in Köln (1512) einen Reichs¬ tag, auf welchem das deutsche Reich in 10 Kreise cingetheilt und in jedem ein Kreishanptmann gewählt wurde, unter welchem die Kriegsmacht des Kreises stand. Zur Bestreitung der Kricgskosten wurde der gemeine Pfennig eingeführt. Die Besitzungen des Hau¬ ses Oestreich bildeten den östreichischen und burgundischen Kreis. Der Papst Julins erklärte sich am 25. Nvv. 1512 als Feind der Vcnetianer ans so lange, bis sie die dem Kaiser zngcsproche- nen Länder abtreten würden. Geschreckt dadurch näherten sich die Venctianer ihrem bittersten Feinde, Ludwig XII., und schloßen mit ihm am 23. März. 1513 zu Blois deu Frieden und zugleich ein Bündniß. Dagegen wurde am 5. April zu Mechcln ein Bündniß zwischen dem Kaiser, dem Papste und den Königen Heinrich VIII. von England und Ferdinand von Aragonien und Neapel wider den König von Frankreich und dessen Verbündete unterzeichnet. Allein Ludwig XII.suchte die Mitglieder des Mechelner-Bündnisses ein¬ zeln zu gewinnen und zum Frieden zu bewegen. Endlich gelang es dem jungen spanischen Könige Karl l., der am 23. Juni 1516 seinem mütterlichen Großvater Ferdinand, da dieser aus der zwei¬ ten Ehe keine Kinder hinterlassen hatte, auch in Neapel nachfolgte, den Frieden auch zwischen dem Kaiser und dem Könige von Frank¬ reich Franz l. zu Brüssel am 4. December 1516 zu bewerkstelligen. §. 32. Die Türken aus Europa zu vertreiben, war eine Lieblings- idce Kaiser Marimilian's; daher schloß er zu Eambray am 11. März 1517 mit den Königen von Frankreich und Spanien einen Bund zum Kriege gegen dieselben. Mit den Königen Sigismund von Pohlen und Wladislaw von Böhmen und Ungarn schloß er schon im I. 1515 bei einer Zusammenkunft in Wien, wo zugleich seine Enkelin Maria mit dem böhmisch-ungarischen Kronprinzen Ludwig und sein Enkel Ferdinand mit der böhmisch¬ ungarischen Prinzessin Anna verlobt wurde, eine Tripel-Allianz W-- 8 58 gegen die gefährlichen Nach baren. Im Juli 1518 eröffnete Marimilian zu Augsburg seinen letz¬ ten Reichstag, um den Kirchenfrieden herznstcllen. Allein er er¬ reichte nicht den beabsichtigten Zweck. Martin Luther kam zwar auf den Reichstag; aber er reifete plötzlich in aller Stille wieder ab. Auch hier bemühte sich der Kaiser eifrigst, die Stände zu ent¬ schiedenen Maßregeln gegen die immer zunehmende Gefahr der Os- manuen zu bewegen. Nachdem er inzwischen (am 17 Aug. 1518) auch mit Venedig einen Waffenstillstand, in welchem ihm die Ve- netianer 100.000 Dukaten zahlten, und die Bezirke von Rovere- do, Ampezzo, Riva und 4 Vicariate abtraten, auf 5 Jahre ge¬ schlossen hatte, wurden seine Gedanken nur auf die Vertreibung der Türken aus Europa gerichtet. Der Papst unterstützte ihn iir seinem Vorhaben und ließ ihm durch den Cardinal Cajetan einen geweihten Hut und Degen überreichen, wodurch er ihn als obersten Anführer des gegen die Türken aufzubiethendcn Heeres bestätigte. Allein dieser Plan kam nicht zur Ausführung; denn der Kai¬ ser erkrankte auf seiner Rückreise von Augsburg und verblich zu Wels am 12. Jänner 1519, 60 Jahre alt. Marimilian k. war ansehnlich groß, edel und kraftvoll gebaut. Er bestand viele Ge¬ fahren auf der Jagd (Martinswand ), im Turniere (mit dem französischen Ritter Claudius von Barre) und im Kriege. 8. 33. Nachdem Kaiser Marimiliaists l. Enkel Karl I. im I. 1516 die spanischen Kronen auf seinem Haupte vereiniget und 1520 auch die deutsche Kaiserkrone als Karl V. erhalten hatte, überließ er ( 1522 ) seinem Bruder Ferdinand I. die östreichischen Erbläudcr. Hierdurch spaltete sich das Haus Habsburg in die spanische und östreichische Linie. Sechster Zeitraum. Von Ferdinand l., dem Stifter der östreiclnsche» Linie bis Leopold I. ( 1522 — 1657 ). §- 34. Als Solyinan I!., von dem französischen Könige Franz !. von Madrid ans, wo dieser als Gefangener lebte, aufgestachelt, in Ungarn eingefallen war, und den König Ludwig II. bei Mohacz ( 1526 5 besiegt batte, wurde Letzterer auf der Flucht in einem Moraste unter seinem auf ihn gestürzten Pferde erstickt. Erzherzog Ferdinand I. nahm den bestehenden Erbverträgen gemäß Böh¬ men, Mähren, Schlesien und Lausitz ungehindert in Besitz; aber in Ungarn wurde Johann Zapotya, Graf von der ZypS und Woi- woda in Siebenbürgen, von einer Parthei zum Könige ausgerufen. Z. 35. Ciugeschaltete Geschichte Böhmens und seiner Kronlän- der von den alten Zeiten bis zur bleibenden Bereini¬ gung mit Oestreich (1526). Böhmen bekam den Nahmen von den Bosern, einem galli¬ schen Volke, welches dieses Land noch vor Christi Geburt in Be¬ sitz genommen hatte. Die Bojer wichen zwar in den Zeiten des Kaisers Angnstns den Markomannen; aber dem Lande blieb der Nähme Bojerheim, woraus sich Böheim und endlich Böhmen bildete. Im 6. Jahrhunderte wanderten die Slaven in Böhmen ein, welche sich von ihrem Anführer » Zhech « Zhechcn nannten. Unter diesen zeichnete sich Krvck durch richterliche Weisheit aus. Sein Ansehen überging auf seine ebenfalls mit hohem Verstände begabte Tochter Libuffä, welcher die Zhcchen als ihrer Vorsteherin anhingen. Diese erkor sich den seiner Lentseligkcit und Weisheit willen geehrten Przemysl von Staditz, einen Landmann, znm Ge¬ mähte ( 709), dessen Nachkommen bis zum I. 1306 über Böh- 60 men herrschten. Von den ersten Przcmyslideu Nezamysl, Muata, Wogin und Unislaw meldet die Geschichte nichts als ihre Nahmen. KrzcsomySl soll den Tein - Hof in der Prager - Altstadt zu seinem herzoglichen Sitze erbaut haben. Der 6. Przemyslidc Neklan erwei¬ terte sein Gebicth bis an die baierische Gränzc. Aber in Folge eines Staatsvertragcs vom I. 8l0 wurde er den Franken mit jährlichen 120 Rindern und 500 Mark Silbers tributär. Auch in Betreff der Re¬ ligion waren die Böhmen von den Franken abhängig; denn sie blieben, nachdem 14 böhmische Landherrcn nach Regensburg ge¬ kommen waren, und sich daselbst hatten taufen lassen, bis zur Er¬ richtung des Prager - Bisthnmcs ( 973 ) dem bischöflichen Sprengel von Regensburg zugctheilt. Aber diese erste Ehristianisirung gedieh in Böhmen nicht, weil Neklan's Nachfolger Hostivit vielmehr die Macht des Heidenthumcs zu befestigen suchte. Boriwoi I., Hosti- wit's Sohn, bekannte sich wieder zur christlichen Religion und ließ sich taufen ( 880 ). Mit ihm begann die zweite Periode der Chri- ftianisirung der Böhmen. Mähren hat seinen Nahmen von Marns, dem lateinischen Nahmen seines Hauptflußes, der March. Seine ersten Bewohner, die uns bekannt sind, waren die Markomannen und Quaden. Zur Zeit der Völkerwanderung zogen durch dieses Land verschiedene Völker. Nachdem alle diese gegen Süden ansgewandert waren, rückten die Slaven in die verlassenen Gegenden ein, die aber schon in dem Jahrhunderte ihrer Einwanderung durch die Avareu ge¬ fährdet wurden, deren Herrschaft seit dem I. 568 vom Dniepcr bis an den Nordgau sich erstreckte. Nachdem Karl der Große Pie Kraft der Avarcn gebrochen hatte, stieg Mähren theilweise aus den Trümmern ihres Staates unter fränkischer Oberherrschaft empor. Pipin thciltc ( 798) das ganze Gebicth dem salzburgischen Kircheusprengel zu, und somit wurde hier dem Christcnthumc die Bahn früher als in Böhmen gebrochen. Der Mährcnfürst Moymar, der den Neutracr - Dynast Pribina ( 830 ) vertrieben hatte, war schon Christ. Da Moymar Miene machte, sich der deutschen Reichshoheit zu entziehen, erklärte 61 ihn Ludwig der Deutsche der Regierung verlustig und übergab die¬ se dessen Neffen Rastitz, der schon als Kind getauft worden war. Als auch dieser die Gränzen seines Reiches erweitert hatte, über¬ zog ihn Ludwig mit Krieg; aber er mußte sich unverrichteter Dinge zurückziehcn. Rastitz verlieh im I. 862 das Gebicth von Neutra seinem Neffen Swentopulk. Gegen diese ward im I. 869 ein ungeheuerer Feldzug aus¬ gerüstet, in welchem zwei Söhne Ludwig's an der Spitze ihrer Truppen standen. Swentopulk, auf seinen Vorthetl bedacht, ergab sich (876 ) an Karlmann. Rastitz, darüber ergrimmt, wollte ihn bei einer Mahlzeit umbringen. Allein Swentopulk, noch zeitig ge¬ nug vor solcher Nachstellung gewarnet, floh. Rastitz setzte ihm nach, wurde aber selbst des Verfolgten Gefangener und an Karlmann ausgelicfert, der ihn blenden und in ein Kloster sperren ließ. Da der ungestüm emporstrebcnde Swentopulk Karlmann's Argwohn gewccket hatte, wurde auch er bald darauf in Verhaft genommen. Nnn erwachte der Nationalgcist der Mährer. Der Moymaride Slagamar, ein Priester, wurde gezwungen das Scep- ftr seiner Vorfahren zu ergreifen. Seine Regierung empfanden al¬ le Deutschen gar hart, da er auf ihre völlige Vernichtung ab¬ sah. Unter diesen Aufregungen gab Karlmann Swentopulk frei; ja, er bewilligte sogar arglos dem hinterlistigen Vasallen, der vorgab, seine Lande gegen Slagamar erst erobern zu müssen, ein deutsches HülfSheer. Nachdem nun Swentopulk das baierische Heer nach Mähren geführt und demselben ein Lager angewiesen hatte, unterhandelte er scheinbar mit seinem Gegner; plötzlich aber kehrte er sich mit seinen heimlich ausgebotheuen Mährern gegen die Hintergangenen Deutschen und richtete unter denselben ein bis da¬ hin beispielloses Blutbad an. Nachdem zwei griechische Glanbsnsbothen Constantin und Methudius, Brüder, unter den Slaven den griechisch-slavischeu Culms cingeführt hatten, wurde Methudius zum Erzbischöfe er¬ hoben. Da die Salzburger-Priester auf die Entfernung dieses grie¬ chischen Glaubensbothcu immer mehr drangen, sandte Swentopulk, 62 der feurige Anhänger der Lehre des Methudius, einen seiner Vertrauten mit diesem nach Rom, und ließ dort erklären, daß er sich dem römischen Stuhle unterwerfe, aber die Hoheit anderer Fürsten (vermuthlich der deutschen) verschmähe. Methudius wur¬ de in Rom orthodor befunden und ihm sogar die slavische Litur¬ gie bewilliget. Als Arnulph den deutschen Thron (888) bestiegen hatte, glaubte er, den Swentopulk dadurch an sich zu fesseln, daß er (890) auch die herzogliche Gewalt über Böhmen in seine Hände legte. Aber es scheint, daß Boriwoi, Herzog von Böhmen, schon im I. 872 ein Schutz - und Trntzbündniß mit Swentopulk geknüpft habe; daher beschränkte sich die Oberherrschaft des Letzteren auf den bloßen Titel. Swentopulk, dessen Reich sich nun von der Donau bis Krakau und vom Erzgebirge bis zum Fluße Grau erstreckte, brach nur zu bald mit Arnulph (s. §. 4.). Dieser griff den über- müthigcn Mährenfürsten mit den magyarischen Reiterhorden wiedcr- hohlt an und bewirkte dessen Unterwerfung. Nicht lange nach solcher Demüthigung starb Swentopulk (894). Böhmen trat nach seinem Tode in seine frühere Selbstständigkeit ein. Der Zwiespalt seiner Söhne Moymar II. und Swentopulk des Jüngern und die fortgesetzten Angriffe der Ungarn beschleunigten des mährischen Reiches Ende. In den Jahren 907 und 908 theiltcn sich die Un¬ garn und Pohlen in die Beute. Die heutige Markgrafschaft fiel als Nebenland an Böhmen, welches den Ungarn ZinS dafür zahlte. Zweige der Dynastie der Moymariden begaben sich nach Kärnthcn, wo sie sich unter den dortigen Adclsgeschlechtcrn verloren. Der ans dem Neutracr-Gcbiethe vertriebene Pribina ließ sich zu Trasmaucr taufen und gründete au der Save einen neu¬ en slavischen Staat, zn dem etwas von Ungarn, ganz Slavonien und Vieles von Steiermark gehörte. Ihm folgte sein Sohn Kozel, der auch einen Theil der windischen Mark mit seinem Reiche ver¬ einigte und zu Mvsebnrg unweit Pcttau rcsidirtc. Stach ihm über nahm sein Sohn Przisnoslaw (880) die Regierung. Auch hier predig- 63 tcn die Glaubensbothen Constantin und Methudius das Evangelium. Eineu großen Theil dieses Reiches unterwarfen sich die Ungarn. Mit der Auflösung dieses und des mährischen Staates (907) nahm auch der griechisch-slavische Cultus ein Ende. Die Gebicthe der windischen Mark und des heutigen Herzogthums Steiermark, welche zu dem Reiche Przisnoslaw's gehörten, waren der An¬ fang der nachher gefürsteten Grafschaft Cilli, welche nach dem Aus¬ sterben der Grafen von Cilli dem Kaiser Friedrich IV. vermöge des (1443) geschlossenen Erbvertrages ( 1456) zufiel. (S. §. 21.). Schlesien hat den Nahmen von den Schlesiern, die ursprüng¬ lich slavisch Sledci (Nachspürer) von Sled (die Spur) hießen, weil sie den Zhechen gleichsam auf der Spur in diese Gegenden nachgefolgt waren. Dieses Land gehörte anfänglich größten Theils den Pohlen. Die letzten Przcmyslidcn und König Johann von Lu¬ xemburg brachten einige Stücke davon an Böhmen. Aber im I. 1355 erfolgte die Inkorporation des Ganzen als zweiten Kronlandes von Böhmen. Boriwoi I. erlebte nicht die Losreißung Böhmens vom Mäh¬ renreiche; denn er schied im I. 895 ans diesem Leben. Sein äl¬ tester Sohn Spitignew I. folgte ihm in der Regierung. Dieser ar¬ beitete an der Verbreitung des Christenthumes und baute die Ma¬ rienkirche am Tein in Prag. Nachdem er (921 ) mit Tode ab¬ gegangen war, regierte sein jüngerer Bruder Wratislaw I., der aber schon im I. 925 ins Grab sank, nachdem er zu der Stifts¬ kirche St. Georg den ersten Grund gelegt haben soll. Während der Minderjährigkeit seiner Söhne Wenzel und Boleslaw I. be¬ mächtigte sich Drahomira, seine Witwe, aus dem Stamme der Stoderaner, der Regentschaft, und wüthete gegen die Christen. Ludmilla, die Mutter ihres Gemahles, eine Hauptstütze des auf- kommenden Christenthums, ward im I. 927 erdrosselt. Kaiser Hein¬ rich I. trug seine Waffen, als Drahomira ihren Landsleuten an der Niederelbe Hülfstruppen gegen ihn zngesendet und sich an den dcßhalb nach Böhmen abgcordneten sächsischen Gesandten vergriffen hatte, auch in das böhmische Hochland. Kaum stand sein Heer vor 64 Prag, so floh Drahomira. Wenzel wurde gegen die Bedingung als Herzog anerkannt, daß er den schon von Karl dem Großen festgesetzten Tribut lieferte. Er führte den auferlegten Zins ge¬ wissenhaft ab und stand dem Kaiser in allen Kriegen bei. Unter dem Herzoge Wenzel I. begann die dritte Bekehrungs-Periode; er ließ sogar heidnische Sklaven kaufen und im Christenthume unter¬ richten. Die Veitskirche in Prag verdankt ihm das Dasein. Als aber Drahomira von ferne gekommen war, stellte sie ih¬ ren jüngern Sohn Boleslaw I. an die Spitze einiger Meuterer, unter deren Schwerte Wenzel am 28. April 936 fiel. * Boleslaw!., der nun die Regierung von Böhmen übernahm, brach die von Wenzel mit Heinrich I. eingegangcnen Verträge; aber er mußte, obwohl die böhmischen Theilfürsten aus Haß gegen die Deutschen und aus Furcht vor den Magyaren sich ihm unterworfen hatten, nach 14 jährigem Kriege König Otto's I. Oberherrlichkeit ( 950 ) anerkennen. Er verblich im I. 967. So wie Boleslaw l. als ein grausames Ungeheuer verschrien ward, so überboth sich Alles im Lobe seines Sohnes Boleslaw II., des Frommen. Unter ihm wurde das Bisthnm in Prag ( 973 ) gegründet. Nachdem er zwanzig Kirchen gebaut hatte, überraschte ihn der Tod am 7. Febr. 999. Ihm folgte sein Sohn Boleslaw lll., der den einen Bruder Rahmens Jaromir verstümmelte und den andern Udalrich zu erdrosseln suchte, um sich der ihren zugetheil- ten Ländereien zu bemächtigen. Dieser Frevler endete in Pohlen, nachdem ihn der Herzog von Pohlen Boleslaw Chrobri, Sohn seiner Tante Dobravka, zu dem er schon im I. 1003 in Folge einer Verschwörung geflohen war, geblendet hatte. Als Chrobri, der die Regierung von Böhmen nach der Flucht des Boleslaw III. übernommen hatte, sich weigerte, dieses Land von dem deutschen Kaiser Heinrich II. nach dem alten Rechte zu Lehen zn nehmen, wurde er vertrieben, und der entmannte Jaromir zum böhmischen Herzoge eingesetzt ( 1004), der aber am 13. April 1012 von * Der fromme Wenzel wurde erst 1670 selig gesprochen und am 14. März 1729 förmlich eanonisirt. 65 seinem Bruder Udalrich entthront wurde. Dann irrte Jaromir von Boleslaw Ehrobri znm Kaiser, ohne da oder dort Theilnahmc zu erwecken. Udalrich zeigte sich fügsam gegen den Kaiser und nahm sein Reich zu Lehen. Er gab am 8. Sept. 1024 in der Versam¬ mlung der deutschen Fürsten der erste unter den böhmischen Her¬ zogen seine Stimme zur Wahl König Conrad's II. Dieser Herzog ging im I. 1037 plötzlich heim. Ihm folgte sein Neffe Bretislaw I. der böhmische Achilles, den der Kaiser bereits 1029 mit Mähren belehnte, weil er die Pohlen daraus vertrieben hatte. Er führ¬ te das Seniorat als böhmisches Staats-und Hausgesetz ein, und schied am 10. Jauner 1055 aus diesem Leben. Sein Sohn und Nachfolger Spitignew II. vertrieb sammtliche deutsche Colonisten aus Böhmen. Seine Mutter mit ihrem deutsche» Hofstaate ward nicht ausgenommen. Die Deutschen legten selbst den Keim zu die¬ sem Haße, indem sic sich von den Feinden des Herzogs zu dessen Sturze benützen lassen wollten. Spitignew II. verschied schon im I. 1061, 30 Jahre alt. Sein Bruder Wratislaw trat als Wra- tislaw II. die Regierung an. Er verpflanzte die Deutschen wieder in sein Reich und räumte ihnen in Prag einen abgesonderten Wohnsitz ein. Wratislaw II. hing dem Kaiser Heinrich IV. treu an, und focht für ihn überall in den Vorderreihen. Um seine Treue zu belohnen, schmückte ihn der Kaiser auf dem Reichstage zu Mainz am 28. April 1086 mit der königlichen Krone. Wratislaw II. überkam zwar die Königswürde persönlich, nicht erblich; aber es knüpfte sich an den Königstitel wahrschein¬ lich die Aufhebung der bisherigen Lributbarkeit Böhmens. Dieser Held und Staatsmann erlag am 14. Jan. 1092 dem Tode. Sein Bruder Eonrad folgte ihm als Senior des Hauses auf dem böhmi¬ schen Hcrzogsstuhlc; aber er verschied noch im nähmlichcn Jahre. Nun bestieg Bretislaw II., der mit seinem Vater Wratislaw II. zerfallen und nach Ungarn ausgewandert war, den böhmischen Herzogsstuhl. Da er aber schon im I. 1100 auf der Jagd ermor¬ det wordcu war, übernahm sein Bruder Boriwoi II. die Regierung. Als dieser seine Gutmüthigkctt mit Despotie vertauscht hatte, cr- 9 66 hoben die Großen Böhmens seinen Neffen Swatopulk in der Wei» se eines Wahlherzogs ans den Thron. Auch dieser wurde schon (1109) ermordet. Nun riefen die Böhmen den Wladislaw I., Boriwoi's II. Bruder, zu ihrem Herzoge ans. Dieser kluge und edclsinnige Herzog entschlummerte am 12. April 1125, nachdem er seinen jüngsten Bruder Sobieslaw zu seinem Nachfolger ge¬ wählt hatte, den das Volk beifällig aufnahm. Es stand in der Macht dieses Herzoges, nach völliger Besiegung deS Königs Lothar die Hoheit Deutschland's über Böhmen für immer zu vernichten. Allein vermöge seines gefälligen Wesens stand er mit Deutschland, Pohlen und Ungarn auf dem freundschaftlichsten Fuße. Er ging am 15. Febr. 1140 ans diesem Leben, nachdem er den Grund zu dem Stifte Selan gelegt und den Prämonstratensern den Weg nach Böhmen gebahnt hatte. Nach Solieslaw's I. Tode wurde Herzog Wladislaw's I. ältester Sohn, Wladislaw II. auf den böhmischen Herzvgsstnhl erhoben. Da er an dem Zuge gegen Mai¬ land Theil nahm, crtheilte ihm Kaiser Friedrich I. königliche Würde (am 6. Jänner 1158). Er legte zu Gunsten seines Soh¬ nes (1175) Friedrich das Sceptcr nieder. Allein der Kaiser er¬ klärte die Wahl Friedrichs für nichtig, ernannte sodann den Prin¬ zen Ulrich, Sohn Sobieslaw's I., und da dieser freiwillig zurück¬ trat, dessen ältern Bruder Sobieslaw ll. zum Herzoge des böh¬ misch-mährischen Reiches. Da Sobieslaw II. dem Bauer Schutz ge¬ gen die Bedrückungen der Grundherren gewährte und sich sehr po¬ pulär benahm, wurde er von dem Adel der Bancrnfürst genannt' Sein Heer war an keine Zucht gewöhnt; daher wurden seine Feld¬ züge nut Raub und Plünderungen bezeichnet. Da er den durch Böhmen nach Deutschland fliehenden Geisa, Bruder König Bela's I V. festnchmen ließ und dem Letzteren auslieferte, wurde der Kaiser höchlich beleidiget, so daß er deu schon früher gewählten Friedrich mit Böhmen belehnte. Der unglückliche Sobieslaw II. floh in die Fremde, wo er 1180 dem Tode erlag. Neun Jahre später stieg Friedrich ins Grab. Nach ihm wurde Eonrad Otto, Sobieslaw's II. Sohn, auf den Hcrzogsstuhl erhoben. Als Kaiser Heinrich VI. V 7 den Grafen Tankred, der das neapolitanische Reich an sich gezo¬ gen hatte, in Neapel belagerte, machte eine wüthende Pest, wel¬ che im kaiserlichen Heere ansbrach, dem Leben Conrad Otto's ein Ende (9. Sept. 1191). Sein Nachfolger war der älteste der przemyslischen Dynastie, Wenzel II., Sobießlaw's I. Sohn, der a- Ler nach einigen Monarchen dem Bruder Friedrich's Przemysl Ot¬ tokar l. weichen mußte. §. 36. Böhmen unter Königen uns dem przemyslischen Hanse. Ottokar's I. Stimme gab bei der Kvnigswahl des Herzogs Philipp von Schwaben den Ausschlag; Philipp erthcilte ihm da¬ für die erbliche Königswürde (1198), welche auch Kaiser Fried¬ rich II. (1212) bestätigte. Von dieser Zeit an blieb Böhmen ein Königreich, wozu Mähren, welches (1186) zn einer Markgraf¬ schaft erhoben worden war, und die beiden Lausitzen als böhmische Kronländer gehörten. Ottokar I. schaffte die Seniorats - Erbfolge ab, und führte ( 1216) die Primogenitur ein. Er Hauchteam 15. Dec. 1230 seine große Seele aus. Ihm folgte sein Sohn Wen¬ zel I., der mit Kunigunde, Kaiser Philipp's Tochter, vermählt war. Dieser schlug die Mongolen bei Olmütz ( 1241) und (1250) setz¬ te durch, daß sein Sohn Przemysl Ottokar ll. zum Herzoge von Oestreich gewählt wurde (s. Z. 9.). Der 22. Sept. 1253 machte seinen! Leben ein Ende. Da sein oberwähnter Sohu und Nachfol¬ ger Ottokar II. auf dem schwindligen Gipfel seiner Macht stand, kannte er kein anderes Recht als seinen Willen. Er begünstigte die Deutschen zum Verdruße der Slaven; aber den deutschen Adel drück¬ te er eben so als den stavischeu. (S. seine Kriege mit Kaise Rudolph I. §.10.). Gleich nach dem Tode Ottokar's ( 1278) wur¬ de seinem Sohne Wenzel II. Gift beigebracht, dessen er doch so entlediget wurde, daß er dem Tode entging. Daun kam er untcr die Vormundschaft Otto's des Laugen, Markgrafen von Branden¬ burg, eiues Sohnes seiner Taute, der nicht bloß den Kronprinzen 68 vernachläßigte und mißhandelte, sondern auch Böhmen auöplün- derte, bis endlich der 23. Juni 1283 dem unsäglichen Jammer der Böhmen ein Ziel setzte; denn an diesem Tage übernahm der 12 jäh¬ rige König die Regierung. Wenzel II. hatte in seiner früher» Jugend ein hartes Schick¬ sal. Allein im Mannsalter war er so glücklich, daß er nicht nur von den Pohlen nach dem Aussterben der Plasten ( 1300), son¬ dern auch von den Ungarn nach dein Erlöschen des arpadischen Herrscherstammes (1306) zum Könige gewählt wurde. Da er die ungarische Krone nicht annahm, so riefen einige Magnaten seinen Sohn Wenzel III., der ohnehin mit der einzigen Tochter des letztverstorbenen Königs Andreas III. verlobt war, zu ihrem Kö¬ nige aus. Da aber der Papst und Kaiser Albert I. den jungen Robert von Neapel, Enkel Mariens, der Tochter Stephan's V., auf den un¬ garischen Thron erhoben wissen wollten, führte Wenzel II. seinen Sohu, der bereits den ungarischen Thron bestiegen hatte, mit der h. Krone und den übrigen Reichsinsignien nebst vielen Geißeln von ungarischem Adel nach Böhmen. (S. Z. 41). Der einsichtsvolle, fromme und bescheidene Wenzel II. ent¬ schlummerte am 21. Juni 1305, kaum 39 Jahre alt. Sein Sohn und Nachfolger Wenzel II!.. zufrieden mit Böhmen und Pohlen, that zu Gunsten des Herzogs Otto von Baiern, der von Elisabeth, einer Tochter Bela's I V. abstammte, auf Ungarn Verzicht, und folgte ihm gegen eine Entschädigung für gehabte Unkosten die un¬ garische Krone sammt den übrigen Reichsinsignien aus. Böhmen nahm er mit Abtretung von Eger und Meißen von Kaiser Al¬ brecht I. zu Lehen. Seine Verlobung mit der Tochter des Königs Andreas III. machte er rückgängig und heirathete die Tochter des Herzogs Miesko von Teschen mit Nahmen Viola. Als er sich zur Krönung nach Pohlen begeben wollte, wurde er zu Olmütz von Einem aus seinem Rittergefolge meuchelmörderisch getödtct. Mit ihm erlosch der przemyslische Mannsstamm ( am 4. August 1306). Die Chronisten widersprechen sich in der Schilderung des Charakters dieses Königs. 69 §. 37. Böhmen unter Könige» aus verschiedenen Häusern. Heinrich, Herzog von Kärnthen, Graf von Tirol und Ge¬ mahl Annens, der ältesten Schwester Wenzel's III., machte An¬ sprüche auf den böhmischen Thron. Allein Kaiser Albrecht I. sprach Böhmen als erledigtes Reichslehen seinem Hause zu, worauf die Böhmen seinen Sohn Rndolph zu ihrem Könige wählten, der sich mit der Königin Mntter Richza vermählte, die dann den deutschen Nahmen Elisabeth erhielt. Allein Rndolph verschied schon am 3. Juli 1307 an der Ruhr, die er sich durch unmäßigen Genuß der Melonen zugezogen haben soll. Dem bestehenden Erbvertrage ge¬ mäß hätte sein Bruder Friedrich der Schöne König von Böhmen werden sollen. Allein Heinrich von Kärnthen wurde ihm vorgezo- geu, mit dem man aber kurze Zeit zufrieden war. Der Mißmuth der Böhmen über das ungeeignete Benehmen des Königs wurde immer lauter, bis sie endlich den Kaiser Heinrich VII. ans dem Hause Lurcmburg um Heinrich's Entthronung angingen und Ehe- bündniß zwischen dessen einzigem Sohne Johann und der jüngsten Schwester Wenzel's III. Elisabeth vermittelten. Die Bitte der Böhmen schmeichelte dem Kaiser, da er selbst mit dem Gedanken umging, Böhmen an sein Hans zu bringen. Schon am 30. Ang. 1310 belehnte er seinen Sohn mit diesem Reiche und dessen Ne- bcnländern. Tags darauf vermählte sich Johann mit Elisabeth. Da Johann nach dem Tode seines Vaters seine Stimme bei der Kaiserwahl dem Herzoge Ludwig von Baiern gegeben und auch bei Mühldorf für dicscu gefochten hatte, erwarb er sich das Ge¬ biet!) von Eger. Außerdem eröffnete ihm Ludwig auch Aussichten auf Brandenburg. Um Tirol und Kärnthen zu erwerben, vermähl¬ te ( 1330 ) Johann seinen jüngeru Sohn Johann Heinrich mit Margaretha Maultasch, der einzigen Tochter Heinrich's von Kärnthen. Allein Kaiser Ludwig gab die Markgrafschaft Brandenburg nach dem Aussterbeu des askanischen Hauses seinem Sohne Ludwig zu 70 Lehen, schied die Gräfin Margaretha Manltasch von ihrem Ge¬ mähte Johann von Böhmen nnd vermählte sie ( 1342) seinem Sohne, dem Markgrafen von Brandenburg. Dadurch geschah cs, daß das Verhältniß zwischen Kaiser Ludwig und König Johann für immer getrübt wnrde. Letzterer zog dem französischen Könige Philipp VI., seinem Schwiegersöhne, zu Hülfe gegen die Englän¬ der und hieb in der Schlacht bei Crecy mit aller Kraft in den Feind, bis er mit vielen Wunden bedeckt vom Pferde sank ( am 26. Attg. 1346 ). König Johann ist der Inbegriff aller Ritterlichkeit in ihren Vorzügen und Blößen. Er war immer schlagfertig, rastlos begie¬ rig nach Thaten, ob er schon zuletzt an beiden Augen blino war; er gab in ganz Europa in allen Händeln durch seine Diplomatie oder durch seine Waffen den Ausschlag, so daß von ihm das Sprich¬ wort ausging: Nichts ohne den Böhmenkönig; er erhöht und stür¬ zet, wenn er will. Wenn mau aber ihn lediglich als Regenten Böhmens ins Auge faßt, so erscheint er fast aller Eigenschaften eines guten Herrschers bar; er beraubte Böhmen seiner Schütze und ver¬ geudete solche gewöhnlich in Luxemburg und in Italien; seine Ge¬ mahlin, die ihn: das Königreich Böhmen gebracht, verstieß er. Böhmen hingegen hatte ihm nur das Gebieth von Eiger, einige Theile Schlesiens und der Lausitz zu danken. Sein Sohn und Nachfolger Karl IV. war als König von Böhmen das völlige Gegenthcil seines Vaters. Johann vergeudete böhmisches Geld in der Fremde; Karl ertheiltc, nachdem er rö¬ misch-deutscher Kaiser geworden war, den Reichsstädten gegen Geld verschiedene Freiheiten, um Mittel zu erhalten, Böhmen empor zu bringen. In Prag baute er die Neustadt und in der Altstadt gründete er (1348) die Universität; er vermehrte Kirchen nnd Klöster, beförderte den Wein-und Bergbau; unter ihm wur¬ de Karlsbad entdeckt. Eben so suchte er in Mähren, Schlesien, und den beiden Lausitzen, die er der Krone Böhmens als Kronlaudcr cinverlcibte, und in der Mark Brandenburg, die er durch Kauf erwarb, die Cultur und den Wohlstaud zu heben. Karl schied am 71 29. Nov. 1378 zur große» Trauer der Böhmen aus dieser Welt. Auf dem deutschen und böhmischen Throne folgte ihm der Erstge¬ borne, Wenzel, die Mark Brandenburg mit der Churwürde erhielt der Zwcitgcborne, Sigismund, der mit Maria, der ältesten Tochter König Ludwigs von Ungarn, verlobt war, und das Görlitzerland fiel als Hcrzogthum dem Drittgcbornen, Johann, zu. Wenzel schien anfangs gut zu regieren; aber bald ergab er sich der Trägheit und allerhand Ausschweifungen. Dazu kam, daß er gegen alle Stände grausam verfuhr. Den Domherrn Johann von Nepomuk, der sich als Beichtvater der Königin nicht zur Ver¬ letzung des Beichtsiegcls bewegen ließ, befahl er über die Prager¬ brücke in die Moldau zu werfen. Wie grausam er gegen alle Men¬ schen war, eben so großes Mißtrauen hegte er gegen Jedermann. In seinem Schlafgemache hielt er große Wachthnnde, die er auch dann nicht entfernte, nachdem siedle Königin bei Nacht ermordet hatten. Noch mehr verlor er von seinem Ansehen, als er unbe¬ scholtene Männer verfolgte, und dem Johann Huß, der als Pro¬ fessor auf der Prager-Universität verschiedene Irrlehren ausstreu- tcte, welche nach Böhmen durch die Schriften Wicleff's von Eng¬ land gekommen waren, Schutz gewährte. Die Chnrfürstcn setzten ( 1400 ) diesen Wütherich förmlich von der Kaiserwürde ab.Jn Böhmen regierte er bis znm 28. Ang. 1419, an welchem Tage ein Blutschlag seinem Leben ein Ende machte. Einige sagen, seine eigenen Lieblinge haben ihn mit Kissen erstickt, um dem Vollzüge seiner grausamen Drohungen zuvor zu kommen.* Sein Bru¬ der Sigismund, der (1410) auf den römischen Kaiserthrou er¬ hoben worden war, trat die Erblande Böhmen, Mähren, Schle¬ sien und die Lansitzen rechtmäßig an. Da er aber das Concilium zu Constauz (1414) ins Dasein gerufen, und dieses den Huß, da er seine Lehren nicht wi derrufen wollte, zum Feuertode vcrur- thcilt hatte, wurde er von den Hussiten nicht zum Könige in Böh¬ men angenommen. Daher beschloß er, diese mit Waffengewalt zu * S. Hormaycr's Biographien der der ühmtesten Oestreicher. 7. B. S- 74. 72 zwingen, ihn als ihren König anzuerkennen. Als er also im I. 1420 mit 150,000 Mann vor Prag rückte, wurde er von den Hussiten geschlagen und genöthiget, sich nach Mähren zurückzuziehen. Nun beschlossen die Prager-Bürger und die meisten Adelichen, deren Besitzthum von den zügellosen Hussiten gefährdet wurde, we¬ gen der Ausübung des von Huß eingesetzten Gottesdienstes mit König Sigismund zu unterhandeln. So entstanden die sogenannten 4 Prager-Artikel, gegen deren Gewährung man sich dem Köni¬ ge zu unterwerfen versprach: 1. Das Wort Gottes soll in Böhmen von Jedermann frei und nur in der böhmischen Sprache verkün¬ det werden dürfen. 2. Das h. Abendmahl ist allen jenen, die sich durch keine Sünde dessen nnwürdig gemacht hatten, nnter beiden Gestalten zn reichend 3. Die Geistlichkeit soll alle weltliche Be¬ sitzungen und Reichthümer aufgeben, und ein apostolisches Leben führen. 4. Alle Todsünden und andere Abweichungen von den göttlichen Gebothen sollen vor die weltlichen Gerichte gezogen und bestraft werden. Der Kaiser konnte diese Artikel unmöglich gut heißen, ohne sich mit der gesummten Hierarchie zu entzweien. Im I. 1421, rückte er wieder mit 80,000 Mann gegen Deutschbrod vor; aber dieser Feldzug war fast noch unglücklicher als der erste. Eben so unglücklich fochten die Kaiserlichen 1426 bei Aussik, 1427 bei Mies und 1431 bei Tauß. Nachdem sich der Kaiser überzeugt hatte, daß die Böhmen nicht besiegt werden können, erwartete er die Herstellung des Frie¬ dens in Böhmen nur von der Kirche; daher stand er dem Conci- lium zn Basel, welches am 3. März 1431 eröffnet wurde, mit aller Macht bei. Da aber die Baseler - Versammlungen erfolglos blieben, so schickte das Concilinm die geschmeidigsten Männer nach Prag, wo die Verhandlungen fortgesetzt wurden. Die Artikel wur¬ den so lange erweitert und beschränkt, bis sie beiden Theilen recht waren und am 30. May 1433 unter dem Nahmen » Compactate « feierlich angenommen wurden. Die 4 Artikel hatten nun folgende Gestalt: 1. Diejenigen, welche den Kelch im Abendmahle verlangen (Utraquisten oder Kalirtiner), mögen unter beiden Gestalten commnniciren; so je¬ doch, daß die Priester das Volk belehren, daß der ganze Christus unter Einer wie unter beiden Gestalten enthalten sei. 2. Zur frei¬ en Verkündigung des göttlichen Wortes sind nur verordnete Priester znzulassen. 3. Weltliche Besitzungen sollen die Geistlichen verwal- tungsweisc nicht als Eigenthum besitzen. 4. Die öffentlichen Tod¬ sünden sollen nur von Personen gestraft werden, welche obrigkeit¬ liche Macht haben. Nachdem die Hussiten sich verpflichtet hatten, der Kirche den Gehorsam zu leisten, und Sigismund die Compactate am 2. und 5. Juli 1436 mit einem feierlichen E>de beschworen hatte, erfolgte am 23. Ang. sein Einzug in Prag, die Huldigung der Stände und die förmliche Uebergabe des Reiches. Allein schon am 4. Dee. 1437 beschloß Sigismund sein viel bewegtes Leben. (S. die Fortsetzung bis znr bleibenden Vereinigung mit Oestreich in den §. 21 , 26, 32 und 34 ). Z. 38. Eingeschaltete Geschichte Ungarns und seiner Kron¬ länder von den alten Zeiten bis zur bleibenden Verei¬ nigung mit Äcstreich ( 1526 ). Die Bewohner Ungarn's um die Zeit der Christi Geburt wa¬ ren Sarmaten, Dacier, Quaden und diesseits der Donau Pan- nonicr. Jene Sarmaten, welche die fruchtbaren Gefilde zwischen der Theiß und Donau inne hatten, hießen Jazygcn, die später den Vandalen dienstbar waren, bis der vandalische König Visu- mar im I. 334 u. CH. von dem Gothen Könige Gebcrich au der Maros völlig besiegt wurde. Als die Westgothen das heutige Ungarn räumten, gerietst cs unter die Herrschaft der aus Asien eingewauderten Hunnen, deren König Attila seinen Sitz unfern der Theiß aufschlug. Allein kaum war dieser dahin, so schlugen die Gepiden und Ostgothen in dem heutigen Banat die große Hunncnschlacht, in welcher die bunnischo 7 4 Herrschaft völlig vernichtet wurde. Das von den Hunnen gerei¬ nigte Land theilten die Sieger unter sich, welche da nnd dort un¬ terworfene oder befreundete Völker neben sich duldeten. Als aber der ostgothischc König Theodorich zur Eroberung Italiens ansgezogen war, verbündete sich Atboin, König der Lou- gobarden, mit den Avaren, welche nach ihrer Ankunft aus Asien sich zuerst an der niedern Donau niederliesien, nnd dann im Tha- le dieses Flußes sich immer mehr gegen Westen ansdehntcu, griff die Gcpidcn an und erschlug ihren König Kunimund, der ihm die Hand seiner Tochter Rosamunda verweigert hatte, mit eigener Hand ( 565). Als auch Alboin (568) mit seinen Langobarden zur Erobe¬ rung Italiens auszog, trat er den Avaren sein Recht ans Panno¬ nien ab, mit der Bedingung der Rückgabe, falls schlimme Erfol¬ ge in Italien ihn zur Heimkehr nöthigen sollten. Da sein Zug ge¬ lungen war, so blieb Pannonien den Avaren. Schwer drückte ihr Joch die Slaven, bis endlich Karl's des Großen Macht sic, die so lange andern Völkern Knechtschaft und Druck bereitet hatten, in Schmach und Abhängigkeit stürzte. Die Kroaten, welche den griechischen Kaisern untcrthänig wa¬ ren, vertrieben ( 640 ) die Avaren aus Dalmaticu. ( Bald darauf gründeten die Service das scrvische Reich ). Während die Avaren den ungleichen Streit mit der fränkischen Kriegskunst bestanden, unterwarfen sich die Kroaten das alte savische Pannonien ( 797 ) und wurden von dem fränkischen Könige Pipin in dem Besitze des¬ selben, wiewohl unter fränkischer Oberhoheit, bestätiget. Das Land hieß seitdem Slavonien. Nördlich der Donan und östlich der Theiß erhielten sich noch einige avarische Stämme unabhängig. Aber bald mußten auch diese ihre Gcbiethc theils an die mährischen Slaven theils an die Bulgaren abtrcten. Nach Karl's des Großen Tode empörten sich die Kroaten, er¬ schlugen alle fränkische Beamten, und behaupteten in einem 7 jäh¬ rigen Kampfe ihre Unabhängigkeit. Nachdem sic dann, der Mehr¬ zahl nach, die Taufe angenommen hatten, trieben sic Ackerbau, Schifffahrt, Handel und andere Künste deS Friedens nut gleichem Eifer, wie sie vorher gekämpset hatten. Slavonien wurde später von Kroatien getrennt, und machte gegen Ende des 9. Jahrhnndertcs einen Thcil des slavischcn Staa¬ tes Kozcl's nnd Priznoslaw^s. (S. §. 35). Z. 39. Ungar» unter Herzogen ans dem Hause Arp ad. Nördlich der Wolga bis an das Uralgebirge dehnte sich das Land Baschkirien mit den Wohnsitzen der Ungarn und Magyaren ans. Nachdem sich diese Völkerschaften vereinigt hatten, zogen sie unter ihrem gemeinschaftlichen Anführer »Atom« (884 ), von der dunklen Vorstellung geleitet, Attila's, als ihres vermeinten Ahnherrn, verfallenes westliches Reich als Erben cinzuuchmeu, ans ihrer Heimath. Als sie durch Rußland zogen, erkannten die Kn- mancn, denen die Kiewer-Slaven Gastfreundschaft erwiesen hat¬ ten, in ihnen ihre Stammgenoffen nnd schloffen sich an sic an. Aloni überstieg mit der ungarisch - knmanischen Horde die Karpa¬ then nnd nahm Besitz von dem ganzen Laude zwischen der Theiß und dem Bodrog. Im Jabre 895 übergab er, von der Last der Jahre gedrückt, den Oberbefehl seinem Sohne Arpad, dessen Nach¬ kommen Arpaden genannt wurden. Das heutige Siebenbürgen war unter den Römern ein Theil von Dacicu. Zur Zeit der Völkerwanderung besetzten cs zuletzt die Petscheucger. In der 2. Hälfte des 9. Jahrhnndertcs hatten die Wallachen dieses Land inne. Diese mußten zuerst der Magyaren Schwert empfinden; denn ein ungarischer Hcerhanfe, von Tnhutnn geführt, brach gegen sie ans (896 ), und besiegte sie in einer Schlacht, in welcher ihr Fürst Gelo.v fiel. In dem eroberten Lan¬ de, welches man Ersely c das Land jenseits des Waldes > nann¬ te, wurde Tnhutnn unter ungarischer Hoheit Woiwoda. Ein an¬ derer ungarischer Heerhanse drang gegen den bulgarischen Fürsten Menmnornt, und nahm das befestigte Schloß Bihor ein. Mennmorut ergab sich und trug seine einzige Tochter dem Zoltan, Arpad's 76 jüngstem Sohne, zur Gemahlin an, der das Erbrechen gern an¬ nahm. Ein drittes ungarisches Heer besiegte die Slaven zwijchen der Maros und Donau, deren Fürst Glad sich kriegsgefangen ergeben mußte. Auch ergab sich der mächtige griechisch-bulgarische Fürst Salan, der seine Residenz zu Olpar oder Titul hatte. Hernach kehrten die Magyaren, von dem deutschen Könige Arnulph eingeladen, ihre Waffen gegen die mährischen Slaven, nahmen diesen das Land zwischen der Waag und March und un¬ terwarfen sich auch einen großen Theil des von Pribiua gegründe¬ ten slavischen Staates (s. Z. 35.). Im I. 907 schied Arpad aus dieser Welt. Ihm folgte sein jüngster Sohn Zoltan. Unter ihm besiegten die Ungarn den deutschen König Ludwig das Kind am Einflüße der March in die Donau (910 ), nahmen ihm die Ostmark bis an die Enns und zwangen ihn zum Tribut. Dann durchzogen sie als plündernde Reiterschaaren das südliche Deutschland, Frank¬ reich und Italien. Zu spät sahen die Deutschen und Slaven den Fehler ein, daß sie nicht mit vereinigten Kräften der magyarischen Ausbreitung widerstanden. Heinrich I. befreite endlich Deutschland von dem schmählichen Tribute, nachdem er die Ungarn bei Merseburg (933 ) so be¬ siegte, daß sie sich lange nicht wieder nach Deutschland wagten. Zoltan entrichtete den Tribut der Natur im I. 950. Sein Sohn und Nachfolger Taksony zog wieder mit mehr denn 100.000 Ma¬ gyaren bis Augsburg (955). Allein Otto I. brachte ihm eine so empfindliche Niederlage bei, daß er sich hinter Melk zurück zog. Taksony endete im I. 972. Ihm folgte sein Sohn Geisa, der sich, obgleich noch Heide, mit der Christin Sarolta, der Tochter des in Konstantinopel bekehrten siebenbürgischen Fürsten Gyula des Aeltcru, vermählte. Nachdem Geisa durch seine Gemahlin zum Christenthumc immer geneigter gestimmt und dann in den Schooß der Kirche ausgenommen worden war, verwies er sein Volk ans Künste des Friedens, auf Bodeucnltur und Handel. Sarolta ge¬ nas ( 978 oder 979 ) eines Sohnes, dem man den Nahmen Waik (Kampfer) gab. Als dieser sich taufen ließ, nahm er den chri- 77 stlichen Nahmen » Stephan« an. Im I. 996 vermählte er sich mit Gisela, der Schwester Heinrich's II. von Baiern, und im fol¬ genden Jahre schloß der Tod seines Vaters Auge. Z. 40. Ungar«» unter Königen aus den» Hause Arpad. Nachdem Stephan I. die Regierung übernommen hatte, ließ er das Evangelium in alle» Gegenden seines Reiches verkünden und die Bekehrten tanfen. Daher nannte ihn der h. Vater in ei¬ nem besonder» Sendschreiben den Apostel von Ungarn und verlieh ihm zugleich den Titel eines Königs und die königliche Krone, welche nach dem Muster der griechischen Kaiserkrone mit 53 Sa» phiren, 50 Rnbinen, einem großen Smaragde und 338 Perlen gefaßt war. Der Woiwoda von Erdely Gyula der Jüngere, ein Nach¬ komme Tuhutun's, suchte die Macht des Heidenthumes zurückzu- führen und sich unabhängig zu machen. Aber Stephan I. brach mit einem Heere gegen den widerspänstigen Vasallen auf, nahm ihn gefangen und vernrtheilte ihn, da er von seinen Anschlägen nicht abstehcn wollte, zum lebenslänglichen Gefängnisse. Nach und nach siedelten sich in Erdely Magyaren und Szek- ler, Stammgcnoffen der Magyaren, ans Etclkusn an. Derr Nah¬ men » Siebenbürgen bekam dieses Land, nachdem die eingewan- dcrten Deutschen sieben Städte (Bürgen) erbaut hatten. Stephan I. ernannte in Ungarn einen Pfalzgrafen (Eomcs Palatinus), der ihm im Range zu nächst stand und in der Ver¬ waltung des Reiches hülfrciche Hand leistete. Dann gab er dem Reiche eine kirchliche (in 10 Bisthümcr dem Erzbisthume Gran untergeordnet) und eine politische Einthcilnng in 72 Gcspanschaftcn. Die Bischöfe und Prälaten, die Obcrgespänc mit den höhcrn Be¬ amten und die Ritter, welche bestimmt waren, das Vaterland ge¬ gen auswärtige Feinde zu vcrtheidigen, waren die Magnaten, welche den Reichstag bildeten. Da Alom's Grundgesetz die Nachfolge der weiblichen Linie 78 nicht ausschloß und der kinderlose Stephan seine besondere Gunst dem Peter, Sohne seiner Schwester Gisela, der Wit¬ we des vertriebenen Herzogs Otto Urseolus von Venedig, schenkte, sahen Basil, Sohn seines altern Oheims Michael, Andreas und Bela, Sohne seines jüngern Oheims Ladislaus, im Geiste ihre Hoffnungen scheitern. Daher beschloßen sic den König aus dem Wege zu räumen. Als aber der erkaufte Mör¬ der schon vor dem Bette des Königs stand und zustoßen wollte, lähmten Furcht nnd Seelenangst seine Hand. Als Stephan erwach¬ te, flehete der Mörder um Gnade und erzählte den ganzen ruch¬ losen Anschlag. Andreas und Bela entflohen nach Pohlen und Basil wan¬ derte in den Kerker nach Neutra. Da aber Stephan einen Bv- tben in diese Stadt sandte, um Basil auS dem Gefängniße zu hohlen, indem er ihm den Thron zu zuwcnden gedachte, überhohl- te der Bothe Giselens jenen des Königs, berankte den unglückli¬ chen Basil des Angenlichtes, und verstopfte ihm die Ohren mit Blei. Stephan I. entschlummerte am 15. Ang. 1038. Der auf den ungarischen Thron erhobene Peter mußte schon im dritten Jahre seiner Regierung dem Samuel Aba, einem Ku- maneu, welcher mit Stephan's l. Schwester Sarolta vermählt war, weichen. Er kam zwar mit Hülfe seines Schwagers, des Markgrafen Adalbert von Oestreich, und des Kaisers Heinrich lil. wieder auf den Thron; aber er wurde, da er sich und sein Land der Obcrherrlichkcit des römsich-deutschen Kaisers unterworfen hatte, von demselben abcrmahls verdrängt, und der nach Pohlen entflohene Andreas zu seinem Nachfolger gewählt und nach Hause berufen. Darauf wurde der unglückliche Peter geblendet und in Stuhlwcißcnburg eingekcrkert, wo er seinen Fall nicht lauge überlebte ( s 1046). Da Andreas I. wegen Peters Schicksale den Kaiser fürchtete, both er diesem sogar die Bestätigung der von Peter begonnenen Lehenspflichtigkeit an, rief seinen tapfern Bruder Bela nach Hau¬ se zurück und versprach ihm, da er außer einer Tochter keine Kin- 79 der hatte, sogar Vie vereingige Thronfolge. Der Kaiser nahm den Antrag nicht an, sondern begann den Krieg, den er aber mit schlimmen Erfolge führte; daher spannte Andreas seine Forderungen höher nnd widerrief entschieden die früher zugestandenc Tribntpflichtigkeit Ungarn's. Da ihm ein Sohn Rahmens Salomon geboren worden war, so berente es bitter, daß er dem Bruder Bela die Thronfolge zngesichert hatte. Um für seinen Sohn am deutschen Reiche eine Stütze zu hahen, verlobte er ihn milder Tochter des Kaisers Sophie. Beide standen noch im ersten Kindesalter. Als im I. 1058 die Krönung des 8 jährigen königlichen Knaben vollzogen wurde, rüstete sich Bela zum Kriege. Als diesem dcr pohluischc Herzog Kasimir 3 Heere zu Hülfe schick¬ te, empfahl Andreas seinen Sohn dem Markgrafen Ernst von Oestrcicb, und rief auch Heinrich IV. nm Hülfe an. Als Andreas I. sich mit den,deutschen Hülfsvölkcrn über die Theiß wagte, wurden diese geschlagen und er selbst fiel (1061) von der Hand seines Bruders, der gleich auf dem Schlachtfcldc als Bela I. zum Könige ansgcrufcu wurde. Als er im 3. Jahre sei¬ ner Regierung in der königlichen Villa Dömös Gericht hielt, stürz¬ te ein Thcil des Hauses ein, und begrub ihn (1063) unter den Trümmern. Seine Söhne Geisa, Ladislaus nnd Lambert betrach¬ teten dieses bejammeruswerthe Ende ihres Baterö als eine Stra¬ fe des verübten Thronranbcs, begaben sich ihrer Ansprüche ans den Thron nuo erkannten den jungen Salomon als ihren König an. Als aber dieser dem deutschen Kaiser Lehens-und Tribnt- pflichtigkeit versprochen hatte, erklärten ihn die Magnaten für ei¬ nen Feind des Vaterlandes nnd riefen Bela's ältesten Sohn Gei¬ sa I. zn ihrem Könige ans ( 1075 ). Als der edle Geisa l. schon 1077 mit Tode abging, erhoben die Ungarn seinen Bruder La¬ dislaus I. auf den Thron. * Die Kroaten wurden anfangs von Znpancn oder Herzogen * UMee ihm wurden König Stephan I. und dessen Sohn Emcrich heilig gesprochen. 80 und im 10. und 11. Jahrhunderte von Königen regiert, welche zu Bielgrod in dem heutigen türkischen Kroatien residirten. Nach der Zerstörung des von Pribina gegründeten slavischen Staates wurde Slavonien wieder mit Kroatien vereiniget. Daher erstreck¬ te sich das ehemahlige Kroatien von dem adriatischen Meere bis znr Dran. Die bekanntesten aus den kroatischen Königen sind: Terpimir, der in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhundertes re¬ gierte und in Dalmatien von den venetianischen Kaufleuten nicht bloß einen höhern Zoll sondern sogar Tribut forderte. Crescimir Peter regierte in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundertes bis 1076. Nach ihm wnrde Zwoinimir dnrch freie Wahl der Kroaten znm Könige gewählt, der aber schon im I. 1089 ( vielleicht durch Mörderhand) starb. Ihm folgte noch ein König mit Nahmen » Stephan II. « auf dem kroatischen Throne, der nnr zwei Jahre regierte; denn Ladislaus von Ungarn fiel ( 1091 ) mit seinem Heere in Kroatien ein, und die uneinigen Großen dieses Landes ergaben sich der Macht des Siegers. Nachdem Ladislaus Kroatien nnd Dalmatien der Krone Uu- garn's cinverleibt hatte, ließ er seinen Neffen Almns, Lambert's Sohn, als Verweser zurück. Ladislaus entschlief am 29 Juli 1095- Agra in verdankt ihm das Bisthum. Man gab ihm den Nahmen »des Heiligen«, der ihm (1198) auch von der Kirche bestätiget wurde. Siebenbürgen verehrt ihn als Landespatron. Ihm folgte sein Neffe Coloman, ein Sohn Geisa's I., unter dem sich die Kroaten nnd Dalmaten empörten, und den Ban Peter zu ihrem Könige wählten, der seinen Thron zn Knin anfschlug. Aber Co- loman eroberte im I. 1097 Kroatien und Dalmatien wieder. Da alle Gedanken der Kroaten nnr auf die Befreiung ihres Vaterlandes von der ungarischen Herrschaft gerichtet waren, so machten sie noch dreimahl ( 1102, 1108 und 1111) Versuche, das ungari¬ sche Joch abzuschütteln. Allein die Magyaren waren im 11. Jahrhun¬ derte zu so großer Macht gelangt, daß sie sich die abtrünnigen Kroaten und Dalmaten allezeit wieder unterwarfen. Der aufgeklärte Coloman gab am 4. Februar 1114 den 81 Geist auf. Selu eitler und weibischer Sohn Stephan II. folg¬ te ihm, Der aber im schönsten Mannsalter (1131) dahin starb. Nach Stcphan's II. Tode wurde Bela II., ein Enkel Lambert'ö, der im 7. Jahre seines Alters sammt seinem Vater Almus wegen der immerwährenden Empörungen des Letzteren von Coloman ge¬ blendet worden war, ohne Widerrede gekrönt. Für den Blinden regierte seine Gemahlin, die Servierst! Helena. Bela Ist schied am 23. Fcbr. 1141 ans diesem Leben und hinterließ drei Söhne Geisa, Ladislaus und Stephan. Geisa als König II. bekam Un¬ garn sammt Kroatien und Dalmatien, Ladislaus erhielt das süd¬ liche Bosnien, Nama, welches ihm sein Großvater Uros abtrat, und dem Stephan fiel die syrmische Provinz zu. Geisa Ist nahm viele Familien ans Flandern in Siebenbür¬ gen auf, nm durch ihre rüstigen und fleißigen Hände den Boden dieses Landes ans seinem öden und nnwirthlichen Zustande hcr- ausznrcißcu. Als seine Brüder Ladislaus und Stephan in dem Frieden, welchen er mit dem griechischen Kaiser Manuel schloß, ihre Provinzen verloren, und mit der gewordenen Entschädigung unzufrieden waren, stachelten fie bald den griechischen bald den deutschen Kaiser gegen ihren königlichen Brnder ans. Noch wüthe- te im königlichen Hanse verderblicher Zwist, als Geisa II., erst 3l Jahre alt, ( 1161 ) ans diesem Leben schied, den 3 unmündi¬ ge Söhne Stephan, Bela nnd Geisa überlebten. Der Erstge¬ borne wurde als Stephan lll. zu Stuhlweißenbnrg gekrönt; die beiden andern Brüder wurden mit Gebiethstheilcn abgefunden. Allein der griechische Kaiser Manuel pochte auf ein erlogenes Ge¬ setz, Welches den Brüdern der ungarischen Könige die Erbfolge vor deren Söhnen zu erkennen sollte nnd setzte durch, daß Gei- sa's II. Bruder Ladislaus zum Könige von Ungarn anSgcrufen wurde, und der rechtmäßige König Stephan III. nur die An¬ wartschaft auf den Thron erlangte. Da Ladislaus III. schon nach 6 Monathen ( 1162) eines jähen Todes starb, so wurde sein jün¬ gerer Bruder Stephan IV. zum Könige gewählt. Da dieser Miene machte, einige. Provinzen an den griechischen Kaiser ab- 82 zutrcten, empörten sich die Ungarn, brachten ihm eine trost¬ lose Niederlage bei, nahmen ihn ans der Flucht gefangen und lieferten ihn dem rechtmäßigen Könige Stephan HI. aus, der ihn gegen das Gelübde entließ, aus Ungarn für immer auszuwandcrn. Stephan III. vermählte sich mit Agnes, der Tochter des Herzogs Heinrich von Oestreich; aber er genoß das Glück seines Ehestandes nicht lange; denn er starb schon im J. 1173, 23 Jah¬ re alt. Die Ungarn entschieden sich für dessen Bruder Bela, der nach Kaiser Manuel's Tode (1180) den byzantischen und vene- tianischcn Theil Dalmatiens in Besitz nahm. Der gerechte und glückliche Bela UI. leistete den Galiziern Hülfe gegen ihre Für¬ sten und legte sich in den Urkunden den Titel eines Königs von Galizien bei (1189). Er wollte noch Vieles vollbringen; aber der Tod entriß ihn (1196) den Ungarn. Der Erstgeborne, Emerich, folg¬ te ihm auf dem Thron Ungarns, und der jüngere Sohn Andreas erhielt einige Schlößer und einen bedeutenden Geldschatz. Nachdem er aber diesen vergeudet hatte, forderte er von seinem Bruder Kroatien und Dalmatien mit Herzogsritel und unbeschränkter Ge¬ walt. Im I. 1198 nahm er den Servier» Chulmien und Ra¬ ma weg. Aks er mit dem allen nicht zufrieden, die Fahne der Empö¬ rung erhob, schritt Emerich ohne Rüstung, Lanze und Schwert, mit einem bloßen Stabe in der Hand, auf das feindliche Lager zu. Wer will es wage», köuigliches Blut zu vergießen, rief er den Empörern zu? Andreas mit seiner Armee wurde von dem Zauber der Majestät seines Bruders dergestalt betäubt, daß er sich ohne Widerstand in die Gefangenschaft auf die Burg Kheene in Kroa¬ tien führen ließ. Als Emerich ohne Hoffnung zu genesen erkrankte, ließ er dcu Andreas aus der Haft hohlen, söhnte sich mit ihm aus, und er¬ nannte ihn zum Vormunde seines 5 jährigen Sohnes Ladislaus und zum Reichöverwescr. Nachdem König Emerich am 30. Nov. 1204 verblichen war, gingen alle Schritte des Reichsvcrwesers dahin, sich des königlichen Ansehens zu bemächtigen. Emerich's 83 Witwe Konstantia entzog sich seinen Verfolgungen nnd floh mit ihrem Sohne und der h. Krone nach Oestreich. Als aber ein Plötzlicher Tod ihren Sohn am 11. Mai 1205 dahin gerafft hat¬ te, bestieg Andreas (als König II.) rechtmäßig den Thron, nnd Herzog Leopold Vll. gab die Krone unweigerlich zurück. Als Andreas II. (1217) einen Kreuzzug unternommen hat¬ te, mußte er wegen der Unordnung nnd Parthcinng, die während seiner Abwesenheit in Ungarn herrschten, bald znrückkehrcu. Um die Magnaten zu gewinne», gab er im Jahre 1222 jene berühmte goldene Bnlle ( magna charta ), die bis 1849 die Grundlage der ungarischen Verfassung bildete. Im ersten Artikel derselben wurden zeitweise abzuhaltende Ständeversammlungen be¬ williget. Der zweite verbürget die persönliche Freiheit. Der dritte spricht das Grnndeigcnthnm der Edelleute frei von allen Abgaben. Der siebente verpflichtet die Edellente zum Waffendienste auf ei¬ gene Kosten nicht weiter als bis an des Reiches Gränzcn hin. Der ein und dreißigste Artikel ränmt den Magnaten das Recht ein, dem Könige, wenn er der goldenen Bnlle zuwider handeln sollte, zu widersprechen nnd zu widerstehen. Der von den durchlebten Stürmen einer wilden Jugend erschöpfte Andreas II. gab 1235 seinen Geist auf. Ihm folgte ans dem Throne sein Sohn Bela IV. Dieser half zwar vielen Uebelständen ab, welche sich unter der Regierung seines Vaters tief eingewurzelt hatten; aber er wurde von den Mongolen völlig besiegt, so daß er sich nur durch die Flucht auf die dalmatinischen Inseln rettete. Er sank ( 1270) in die kalten Arme des Todes. Sein Erstgeborner, Stephan V- be¬ stieg ohne Widerrede den Thron, der aber schon 1272 dem Va¬ ter in die Gruft folgte. Der Verlust dieses kricgsmnthigen und jngendkräftigeu Königs war ein schwerer Schlag für die Ungarn. Sein Erstgeborner, Ladislaus III. » der Kumane « zu benannt, weil seine Blutter Elisabeth eine Knmanin war, zählte nicht mehr als zehn Jahre, als er den Thron bestieg. Die vormundschaftliche Regierung führte die Mutter, welcher erfahrne Männer zur Sei¬ te standen. 84 Ladislaus III. vermählte sich mit Isabella, König Karl's von Sicilien Tochter. Aber diese Ehe war keine glückliche, weil der königliche Jüngling eine verzehrende Leidenschaft für die schöne knmanische Fürstentochter Edna nährte. Obwohl Ladislans die Kn- manen so begünstigte, daß die Magyaren Beschwerde bei dem Papste darüber führten, so wurde er doch von drei Häuptlingen der Kumanen in seinem Zelte im Lager zu Keresztzeg an der schnel¬ len Körös überfallen und mit vielen Dolchstichen ermordet (1290). Dieses schaurige Ereigniß ist in seinen Anläßen unerklärlich. Andre¬ as, des Königs Andreas ll. Enkel und Sohn Stephan's (s. Z. 9. ) aus deffen Ehe mit der venetianischen Patrizierin Tommasina Mo- rosini, war der einzige Sprößling ans dem Stamme der Arpaden, Die Freunde des Rechtes beriefen ihn sogleich auf den Thron. Allein unter vielen anderen machte ihm auch Maria, Stephan's V. Tochter und Schwester des ermordeten Ladislaus NI., die au den König Karl den Lahmen von Sicilien verheirathet war, den Thron streitig, indem sie die nächsten Rechte auf denselben zu haben glaubte und diese urkundlich an ihren Erstgebornen, Karl Mertell, (1292) übertrug. Zwar starb dieser bereits 1295; aber er hin¬ terließ einen Sohn Karl Robert, auf den sich die väterlichen An¬ sprüche vererbten, und den der Papst in Schutz nahm. Als Andreas I!l. den Heerbann zum Feldzuge gegen seine Feinde aufrief, raffte ihn, ehe der Krieg begann, ein jäher Tod, nicht ohne Verdacht einer Vergiftung, schon am 14. Jänner 1301 dahin. Mit ihm erlosch der Mannsstamm der Arpaden. §. 41. Ungarn unter Königen ans verschiedenen Häusern. Nach Andreas III. Tode sielen die meisten von Karl Robert ab, aus Besorgniß, daß mit ihm der römische Einfluß ein ent¬ scheidender werden könnte. Bei solcher Bewaudtniß wurde Wen¬ zel l!l., Sohn König Wenzel's ll. von Böhmen, der von einer Enkelin Bela's IV. abstammte und mit der einzigen Tochter An¬ dreas lll. verlobt war, zum ungarischen Könige gewählt nnd-zn 85 Stuhlweißenburg als Ladislaus IV. gekrönt. Da aber der Papst und Kaiser Albrecht l. den obgenannten Karl Robert auf den ungarischen Thron erhoben wissen wollten, führte Wenzel II., Kö¬ nig von Böhmen, seinen Sohn mit der h. Krone und den übrigen Reichsinsignien nebst vielen Geißeln von ungarischem Adel nach Böhmen. Nun wählte eine Parthei den Herzog Otto von Baiern, Sohn Elisabethens, einer Tochter Bcla's IV-, zum Könige. Wen¬ zel NI. von Böhmen begab sich nach dem Tode seines Vaters ( 1305 ) zu Gunsten Otto's aller Ansprüche auf Ungarn und folg¬ te ihm gegen eine Entschädigung für gehabte Unkosten die h. un¬ garische Krone sammt den übrigen Reichsinsignien aus. Otto kam als Kaufmann verkleidet nach Ungarn. Da er aber der Unmög¬ lichkeit entgegen sah, sich ans dem ungarischen Throne zu behaup¬ ten, begab er sich wieder nach Baiern. Die h. Krone kam in die Hände des Woiwoden Ladislaus von Siebenbürgen. Jetzt erst vereinigten sich alle Partheicn für Karl Robert, der mit einer neuen Krone gekrönt werden mußte. Da aber de» Ungarn jener kein rechtmäßiger König zu sein scheint, der nicht mit der h. Krone gekrönt worden ist, brachte man den Woiwo¬ den von Siebenbürgen dahin, daß er gegen Belohnung die alte Krone ausliefertc, mit welcher der mehrcrwähnte Karl Robert am 27. Ang, 1310 zu Stuhlweißenburg gekrönt wurde. Dieser besaß nicht sowohl große als chrenwcrthe Eigenschaften, Geduld und Umsicht, wodurch er durchsetzte, daß sein jüngerer Sohu An¬ dreas mit Johanna, der Tochter König Nobcrt's von Sicilien, ( >333 ) verlobt und in Gemeinschaft mit dieser zum Neichsnach- fvlger in Sicilien erklärt und der älteste Sohn Ludwig zum künf¬ tigen Erben der Krone Pohlens, wo sein Schwager Kasimir kinderlos regierte, bestimmt wurde. Nachdem er die Erfüllung seiner Wünsche erlebt hatte, verschied er am 12. Juli >312. Ihm folgte der älteste Sohn Ludwig, auf den die Nation große Hoff¬ nungen gesetzt und sich nicht getäuscht hatte. Als Johanna, Königin von Neapel, von den durazzischeu und 86 tarcntinischen Verwandten verführt, ihren Gemahl Andreas am 18. Sept. 1345 hatte erdrosseln lassen, marschirte Lndwig mit ei¬ nem Heere nach Neapel, um die Mörder seines Bruders zu stra¬ fen. Johanna entfloh zwar in die Provence; aber über Karln von Durazzo und mehrere Mitverschworne wurde die verdiente Strafe verhängt. Im Jahre 1356 griff Ludwig die Vcnetianer, welche sich in den Besitz der Stadt Zara und anderer Ortschaften Dalma- ticn's setzten, mit zwei Heeren an, von welchen das eine in Dal¬ matien einficl, und das andere durch Friaul gegen Venedig ver¬ rückte. Die Vcnetianer erlitten überall gänzliche Niederlagen, wel¬ che ihren Trotz so brachen, daß sie die Bedingungen des Friedens der Großmnth Ludwig's überließen. Sie begaben sich aller Ansprüche auf Dalmatien und dalmatinische Inseln von dem östlichen Istrien bis an die Gränzen des Gcbiethes von Dnraz- zo. Der Doge entsagte dem bisher gebrauchten Titel eines Her¬ zogs von Dalmatien und Kroatien. Außerdem machten sich die Vcnetianer verbindlich, auf jedcsmahligcs Verlangen des Königs vier und zwanzig Galeeren auszurüsten; dafür trat Ludwig ihneu sämmtliche Eroberungen in Italien ab. König Kasimir von Pohlen starb am 5. Nov. 1370. Ihm folgte alten Verträgen gemäß Lndwig I. von Ungarn, der seine Mutter Elisabeth zur Statthalterin in dem neuen Reiche einsctztc. Lndwig I. war nicht bloß Eroberer, sondern in jeder Hinsicht ein großer Mann; er gab weise, zeitgemäße, den Bedürfnissen seiner Reiche entsprechende Gesetze; unter ihm blühetcn viele Städte auf und den Wissenschaften brach eine neue Aurora an. Er, mit Recht >der Große« genannt, gab seinen Geist am ll. Sept. 1382 auf. Ihn überlebten zwei Töchter Maria, welche (seit 1378) mit dem Markgrafen Sigismund von Brandenburg verlobt und Erbin des ungarischen Thrones war, und Hedwig, die Verlobte des Herzogs Wilhelm von Oestreich, welche den Thron Pohlens besteigen sollte. Die 12 jährige Maria wurde einhellig als Nachfolgerin ih¬ res Vaters in Ungarn anerkannt und die vormundschaftliche Re- 87 gicrnng ihrer Mutter Elisabeth übergeben. Ungeachtet die junge Königin am 23. Juli 1384 unaufgefordert des Andreas goldene Bulle bestätigte, so bewirkte doch eine Parthei, an deren Spitze Paul Horwathy, Bischof von Agram, und seine Brüder Ladis¬ laus und Stephan standen, daß Karl von Dnrazzo, König von Neapel, ein Nachkomme der Tochter Stephan's V. auf den unga¬ rischen Thron erhoben wurde ( 1386 ). Allein das Volk gab bald seinen Unwillen zu erkennen, daß man die Tochter des großen Ludwig vom Throne verstossen hatte. Als Karl am 6. Febr. 1386 mit der Königin Elisabeth einige Verhandlungen begann, zog Bla¬ sius Forgacs, Mariens Obermundschenk, den unter seinem Kleide verborgenen Chakan hervor, und versetzte dem Thronräuber meh¬ rere Hiebe über den Kopf. Der todtwnnde Karl wurde auf die Wisscgrader-Burg in strenge Haft geführt, wo er am 24. Febr. 1386 sein Leben beschloß. Als die Königinnen nach Dalmatien reiseten, um daselbst dem Ausbruche der Revolution vorznbeugen, wurden sie vor Dia- kowar (am 25. Juli 1386) von Johann Horwathy mit einem Haufen Kroaten umzingelt, und, nachdem ihre Begleiter, der Pa¬ latin Gara und Forgacs, nicdergehanen worden, gefangen und auf die Burg Kruppa des Brauer - Priorats in enge Haft ge¬ sendet. Als Margaretha, Gemahlin Carl's von Dnrazzo, die lieber- liefernng der Königinnen verlangte, wurden sie auf das Bcrg- schloß bei Novigrad geführt, von wo man sie nach Apulien ein¬ zuschiffen gedachte. Aber die Einschiffung fand nicht Statt, weil die Venctianer, in der Hoffnung, bei diesem Anlasse das verlor¬ ne Dalmatien zn gewinnen, durch ihre Flotte alles, was in den dalmatinischen Häfen an Bord gebracht wurde, beobachteten und sodann Novigrad belagern ließen. Als die Venetiancr znrückgetrie- ben worden, ließ der Brauer-Prior Paliszna die Königin Elisa¬ beth im Jän. 1387 erdrosseln. Da von allen Seiten Kampf und Unruhe wüthetcn und die Ungarn nicht wußten, ob Maria noch am Leben sei, wählten sie 88 deren Gemahl Sigismund zu ihrem Könige, der gleich einen Zug nach Kroatien und Dalmatien unternahm. Johann Horwathy fiel in seine Hände; aber er entließ ihn nach Novigrad, um bei dem Vrancr-Erprior Paliszna die Befreiung der Königin zu ermitteln. Paliszna sah sich genöthiget, die Königin aus der Haft am 4. Juni 1387 zn entlassen, welche 8 Jahre später ihr an Erfahrun¬ gen reiches Leben zu Ofen beschloß. Da Sigismund im Jahre 1396 von den Türken bei Nikopo¬ lis gänzlich besiegt worden war, wurde seine Absetzung von allen beschlossen. Als aber über die Wahl des neuen Königs die Mei¬ nungen sich theiltcn, wurde die furchtbare Eintracht des Aufstandes zersplittert. Es entstanden 4 Partheien, welche einander bekämpf¬ ten. Während eine Parthei die andere heftig befehdete, erhoben den Sigismund seine Anhänger gegen allgemeine Amnestie wieder auf den Thron. Nach 13 jährigem Witwerstande vermählte er sich mit Barbara, der schönen Tochter des Grafen Hermann von Eil- li, welche ihm eine Tochter Rahmens Elisabeth gebar. Der Ge¬ genkönig Ladislaus von Neapel nahm während der Revolution in Ungarn alle dalmatinische Städte in Besitz und verkaufte sie an die Republik Venedig. So kehrte Jadera ( Zara ), Dalmatiens Hauptstadt, wieder unter die Bothmäßigkcit Venedig's. Als Sigismund am 20. und 30. Sept. 1410 zum römisch-deut- schen Kaiser gewählt worden, verpflichteten sich am 14. Oetobcr 1411 die ungarischen Stände in ihrer Freude über die Vereini¬ gung der deutschen Königswürde mit der ungarischen, daß sie, im Falle König Sigismund ohne männliche Leibeserben stürbe, seine Tochter Elisabeth als Reichscrbin anerkennen wollten. Diese reiche Erbin wurde hierauf mit dem Herzoge Albrecht V. von Nieder - Oestreich vermählt. Sigismund nahm den 23. Ang. 1436 den böhmischen Thron ein, um den er seit dem Tode seines Bru¬ ders Wenzel (1419) mit den Hussiten Krieg geführt hatte, und am 4. Dec. 1437 schied er schon aus diesem Leben. ( S. die Fort¬ setzung bis zum I. 1526 in den §. 21, 26, 32, 34). 89 Nachdem Ferdinand I. gütliche Mittel vergeblich versucht hat¬ te, den Gegenteilig znr Unterwerfung zu bewegen, rückte er mit rinem Heere nach Ungarn und nöthigtc ihn, nach den bei Erlau, Tokai und Kaschau erlittenen Niederlagen, nach Pohlen zu ent¬ fliehen , von wo er den in der Redekunst gewandten Poh¬ len Hieronymus Lasczky nach Konstantinopel sendete, um den Schutz des Großsnltaus anznflehen. Da dieser meinte, Franz l. von Frankreich und dessen Bundesgenossen, welche die Ligue ge¬ gen Karl V. geschlossen hatten, in voller Thätigkeit zu finden, fiel er in Ungarn ein und drang bis Wien vor. Karl V. stand zwar im Vortheile über seine Gegner; aber das Vordringen der Türken in den Ländern seines Bruders bewog ihn, den Frieden zu Cambray am 5. Äug. 1529 zu schließen. Als er bald darauf mit seiner ganzen Macht zum Entsätze Wiens rückte, hob Soly- man die Belagerung dieser Stadt auf und räumte auch Ungarn, nachdem er seinen Schützling mit der h. Krone gekrönt hatte. Als ein von dem Kaiser und den katholischen Ständen in Augsburg 1530 gefaßter Neichsschluß den Protestanten unbedingte Rückkehr zu allen katholischen Lehren und Gebräuchen bis zu ei¬ ner allgemeinen Kirchcnversammlung geboth, schloßen diese einen Bund zu Schmalkalden (1531) znr wechselseitigen Vertheidigung. Solyman rechnete ans diese Kirchenspaltungen und fiel ( 1532) mit 250,000 Mann abermahls in Ungarn ein. Allein Karl V. nahm in dem Rcligionöfrieden zu Nürnberg ( 1532 ) den Augs¬ burger-Reichsschlnß zurück und bekam von den Protestanten aus¬ reichende Hülfe gegen die Türken. Dieser Religionsfriede und Do- ria's Eroberungen in Morea bewogen den Solyman, der nicht cinmahl die kleine Stadt Güus cinnehmen konnte, zum schleuni¬ gen Rückzüge. Johann Zapolya, von den Türken verlassen, mußte sich mit Ferdinand zu Großwardciu ( 1538 ) vergleichen. In vicscm Ver¬ gleiche entsagte er jedem Bündinsse gegen Oestreich und erhielt 42 96 auf Lebenszeit den königlichen Titel in dem ihm unterworfenen Theile von Ungarn nebst Siebenbürgen; nach seinem Tode sollte dieser Theil von Ungarn an Oestreich fallen, und wenn er einen Sohn hinterließe, sollte sich dieser mit den zapolyschen Erbgütern begnügen. Im folgenden Jahre vermählte sich Johann Zapolya mit Isa¬ bella, der Tochter des Königs von Pohlen, die ihm einen Sohn Rahmens Sigismund ( 1540) gebar. Aber er starb gleich nach der Geburt seines Sohnes. Nun hätte dem bestehenden Vertrage gemäß ganz Ungarn vereiniget an Ferdinand fallen sollen. Allein die Vormünder des Sigismund Zapolya riefen dieses Kind zum Könige von Ungarn aus und empfahlen es dem Schutze des Gro߬ sultans. Dieser unternahm zur nähmlicher Zeit, als Franz l. von Frankreich zum 4. Mahle den Krieg gegen Karl V. erneuerte, den 4. Zug nach Ungarn, und eroberte Ofen, welches 145 Jahre türkisch blieb. Isabella ging mit ihrem Sohne nach Siebenbürgen, welches ein türkisches Zinsland wurde. Da der Sultan inzwischen von den Persern mit einem Kriege bedroht wurde, schloß er mit dem Könige Ferdinand einen 5 jährigen Waffenstillstand ( 1547), in welchem er nicht nur alles, was er in Ungarn erobert hatte, behielt, sondern auch einen jährlichen Tribut von 20.000 Duka¬ ten verlangte. Isabella, von den Türken verlassen, trat durch die Vermittelung des Mönches Martinuzzi alles, was sie in Ungarn für ihren Sohn besaß und Siebenbürgen gegen die schlesischen Fürstcnthümer Ra- tibor und Oppeln und 100.000 Dukaten an Ferdinand ab. Obschon Martinuzzi znr Belohnung seiner Verdienste die Statthalterschaft von Siebenbürgen, das Bisthnm Großwardein und die Cardinalswürde erhalten hatte, so benahm er sich doch so, daß er den Schein eines Einverständnisses mit den Türken auf sich zog, und deswegen auf Geheiß des östreichischen Generals Eastaldo ermordet wurde. Bald darauf riefen die Siebenbürger die Fürstin Isabella mit ihrem Sohne wieder ins Land. Da Kaiser Karl V. mit Heinrich II. von Frankreich und den 91 Protestanten nm diese Zeit Krieg führte, griff der Großsnltan von neuen zu den Waffen und schlug den Castaldo bei Szegedin und Temeswar. Ferdinand, der Kriege müde, schloß endlich < 1562 ) mit dem Sultan einen 8 jährigen Waffenstillstand, in welchem er den Türken alles, was sie erobert hatten, ließ und einen jährlichen Tribut von 30.000 Dukaten versprach. Sigismund Zapolya erhielt Siebenbürgen unter türkischem Schutze nebst Un¬ garn bis Kasch an. Ferdinand verschied am 25. Juli 1564. Er hin¬ terließ drei Söhne. Der Erstgeborne, Marimilian II., römisch- deutscher Kaiser, bekam Oestreich nebst Böhmen und Ungarn. Der Zweitgeborne, Ferdinand II-, erhielt Tirol und die Vorlande. Der Drittgeborne, Karl II., erbte Inner-Oestreich. Durch diese Thei- lung zerfiel die deutsche Linie des Hauses Habsburg in drei Zwei¬ ge. Der tirolische Zweig starb schon ( 1595) mit seinem Stif¬ ter aus. Z. 43. Marimilian II. sand in Ungarn an Sigismund Zapolya ei- uen Gegenkönig, der den Solyman II. ins Land rief. Dieser stellte sich selbst, trotz der Last seiner Jahre, an die Spitze seines .Heeres und trachtete vor allem Szigeth zu erstürmen, um zunächst den Grafen Niklas Zrini, Befehlshaber dieser Festung, der den Sandschak von Trikala zu Siklos sammt der Mannschaft nieder¬ gehauen hatte, zu züchtigen. Am 5. August 1566 nahm die Bela¬ gerung ihren Anfang und am 8. Sept, lag schon die ganze äuße¬ re Festung in Schutt und Asche, und von der innern war mir die Pulverkammer noch unversehrt. Da Zrini seine Stande gekom¬ men sah, legte er die kostbarste Kleidung an, steckte 100 un¬ garische Dukaten zu sich, damit, wer seinen Leichnahm plündere, nicht sagen könne , daß er nichts gefunden habe, umgürtete sich mit seinem goldbeschlageneu Säbel, befeuerte seine noch am Leben gebliebenen 600 Krieger durch eine Rede, die er mit dreimahligcm Jesusrufe schloß und stürzte sich durch das geöffnete Thor mitten unter die Feinde, grimmig nm sich hauend, bis er endlich von der 92 Menge überwältiget mit allen Streitgenosscn den Heldentod für den Kaiser nnd das Vaterland starb. Solyman erlebte nicht Szigcth's Fall; er starb am 6. Sept. Der Großwesir verheimlichte dessen Tod, um das Heer nicht zu entmuthigen. Dem Solyman II. folgte Se¬ lim II., der einen 8 jährigen Waffenstillstand schloß, um seine ganze Macht gegen die Benetianer zu wenden. Sigismund Zapolya, der Abhängigkeit von der türkischen Gnade überdrüssig, entsagte dem Titel eines Königs von Ungarn. Dafür überließ ihm Marimilian II. Siebenbürgen nebst einigen Gespanschaften in Ober-Ungarn jenseits der Theiß als ein unga¬ risches Lehensfürstenthum, wobei den Siebenbürgern, im Falle des Aussterbcns des sapolyschen Hanses, die Wahl eines neuen Fürsten srei gestellt blieb, welcher jedoch ein Vasall von Ungarn sein sollte. Aber Zapolya starb, während noch die Verhandlungen schwebten. Ihm folgten durch Wahl die Fürsten Bathori Stephan, Christoph und Sigismund, welche treue Vasallen der ungarischen Krone waren und die Spuren des Türkenkrieges durch ^ie Cul- tur der friedlichen Künste zu tilgen suchten. Unter Kaiser Marimilian II. wurde die kroatische Militär- gränze errichtet. Den Anfang derselben machten christliche Familien, welche aus Bosnien und Servicn nach Slavonien und Kroatien sich flüchteten und wegen der häufigen Einbrüche der türkischen Raubhorden stets unter den Waffen der Nothwehr lebten. So bil¬ deten sich diese Ueberläufcr ( Uskoki ) zu einer tapfern Gränzmiliz. Das erbliche Generalat über die Gräuze wurde dem Erzherzoge Karl II. von Inner-Oestreich angetragen, der die Gränzfestung Karlstadt ( 1577 ) baute. Marimilian II. schied am 12. October 1576 ans diesem Leben. 44. Ihm folgte der Erstgeborne, Rudolph II., der seine Residenz in Prag nahm, wohin er den Tycho Brahe berief, mit dem er den Lauf der Gestirne beobachtete. Dabei versäumte er, sich der Regierungsgeschäfte ernstlich anzunehmen. Die Türken und Uskokcn rechten einander durch gegenseitige Plünderungen, so daß sie einen blutigen Krieg veranlaßten. Er¬ stere zeigten sich nach den Niederlagen an der Kulpa (1591), bei Erlau ( 1596) und Raab ( 1598) zum Frieden geneigt. Allein dieser wurde durch die Vorgänge in Siebenbürgen verhindert. Si¬ gismund Batbori vertauschte Siebenbürgen mit den Fürstenthümern Ratibor und Oppeln in Schlesien; aber er änderte bald seinen Entschluß und trat noch zweimahl in Siebenbürgen auf. Der kai¬ serliche General Basta schlug zwar den Sigismund Bathori, konnte sich aber in Siebenbürgen doch nicht lange behaupten, da Bocskai, ein alter General des Fehlern, sich an die Spitze der Mißver¬ gnügten stellte und die Türken zu Hülfe ries. Der Kaiser, des Krieges müde, schloß am 23. Juni 1606 zu Wien mit Bocskai einen Separatfrieden unter folgenden Bedingungen: 1. Bocskai erhält Siebenbürgen nebst einigen Gespauschaften von Ungarn. 2. Stirbt er ohne männliche Erben, so fallen diese Länder an die ungarische Krone zurück. 3. Siebenbürgen erkennt die Oberhoheit des ungarischen Reiches. 4. Den ungarischen Protestanten wird freie Religionsübnng und der Zutritt zu den Reichswürden bewilli¬ get. Am 11. Nov. wurde auch der Friede mit den Türken auf 20 Jahre geschloffen, in welchem Oestreich der Pflicht enthoben wurde, der Pforte jährlich 30.000 Dukaten zu zahlen. Bocskai starb einige Monathe nach diesem Frieden. Den Rück¬ fall Siebenbürgens an Ungarn vereitelten aber die Türken dadurch, daß sie 1607 den Sigismund Ragotzi, nach dessen Abdankung 1608 den Gabriel Bathori und endlich 1613 den Gabriel Bethlen Ga¬ bor als Lehensfürsten anerkannten. Kaiser Rudolph II. trat ( 1608 ) auf Zureden der sämmtli- chen Prinzen des Hauses Oestreich die Regierung in Oestreich, Mähren und Ungarn seinem Bruder Mathias ab. Dieser ertheilte den östrcichischcn Protestanten jene Rechte, welche auf Bocskai's Verlangen den ungarischen bewilliget worden waren. Auch die böhmischen Protestanten wollten diesen in ihren Rechten nicht nach- stehen, und nöthigtcn dem Kaiser den sogenannten Majestätsbrief 94 ab, wodurch den drei Ständen der Herrn, Ritter und der könig¬ lichen Städte vollkommen freie Religionsübung bewilliget wurde. Kaiser Rudolph II. mußte (1611) seinem Bruder Mathias auch Böhmen, Schlesien nnd die Lansitzen abtrcten. Bald darauf (am 20. Jän. 1612) starb er. 8- 45. Nach Kaiser Rudolph's II. Tode wurde Mathias auch zum deutschen Kaiser gewählt. Da sowohl er wie seine Bruder Maxi¬ milian!!!, und Albrechtkeine Leibeserben hatten, so nahm er den Erz¬ herzog Ferdinand III. von Steiermark an Kindes Stattan. Kaiser Ma¬ thias nahm seinen Aufenthalt in Wien und ließ Böhmen durch 10 Statthalter verwalten. Da begab es sich, daß die Protestanten so¬ wohl in der dem Erzbischöfe von Prag gehörigen Stadt Kloster¬ grab als in der dem Abt von Braunau untergebenen Stadt Brau¬ nau neue Kirche bauten. Da der Majestätsbrief nicht den Städten geistlicher Stände neue Kirchen und Schulen zu bauen bewilliget harte, so befahl Kaiser Mathias die Kirche in Braunau zu sper¬ ren, und jene in Klostergrab niedcrzurcißen. Eine Deputation der utraquistischen Stände, unter Anführung des Grafen Mathias von Thnrn, begehrte von den Statthaltern zu wissen, ob auf ihr Anstifter: die kaiserlichen Befehle erfolgt seien. Obschon die Statt¬ halter betheuerten, jene kaiserlichen Befehle nicht veranlaßt zu ha¬ ben, so warfen doch die Deputaten zwei von ihnen (Martinitz und Slawata) nebst dem Geheimschreibcr Fabrizius aus den Fenstern der kaiserlichen Burg in den 30 Ellen tiefen Bnrggraben (am 23. Mai 1618) hinab. Darauf wurde die Regierung dreißig Di¬ rectoren übergeben, alle waffenfähige Mannschaft aufgcbothcn und Graf Mathias von Thnrn zum obersten Feldhauptmanne bestellt, der alsogleich gegen Budweis und Kruman zog, welche Städte nebst Pilsen dem Kaiser treu geblieben waren. Graf Ernst von Mannsfcld, den die protestantische Union in Deutschland den böh¬ mischen Protestanten zu Hülfe geschickt hatte, nahm Pilsen mit Sturm ein. Kaiser Mathias schickte den Grafen Waldstein nach 95 Böhmen, nm die Unruhen gütlich beizulegen. Da er aber mit Güte nichts ausrichtete, schickte er den Grafen Bonqnoi mit 14.000 Mann an die Gränzc von Böhmen. Bald darauf (am 20. März 1618) verschied er. Auch sein Nachfolger Ferdinand erließ ein friedliches Schrei¬ ben nach Prag, welches aber nur Oehl in die Flamme goß. Graf Mathias von Thurn rückte nach Mähren, zog katholische Kirchengüter ein, und marschirte weiter gegen Wien. Die östrei- chischen Protestanten wollten Thnrn's Nähe benützen, um ihrem Laudesfürsten verschiedene Unterschriften abznzwingen. Aber in dem Augenblicke, als ihre Depntirtcn in Ferdinanden am kühnsten dran¬ gen, stellten sich 500 Kürassiere, welche Bonqnoi von Bndweis gesandt hatte, auf dem Bnrgplatze ans. Als Erstere das Schmettern der Trompeten hörten, flohen sie voll Schrecken aus der Burg. Auch Thurn zog eilig nach Böhmen ab, weil Bonqnoi, nachdem er den Mannsfeld geschlagen hatte, gegen Prag marschirte. Nun begab sich Ferdinand nach Frankfurt und erhielt als Ferdinand II. (den 28. Ang. 1619) die deutsche Kaiserkrone, während die Böhmen den Zhur- fürsten Friedrich von der Pfalz und die Ungarn den siebenbürgischen Fürsten Bcthlen Gabor zu Königen ausricfen. Wie die deutschen Pro¬ testanten den böhmischen Hülfe leisteten, so kam auch Herzog Marimi- lian von Baiern, das Haupt der katholischen Liga in Deutschland, dem Kaiser zu Hülfe. Außerdem führten der Chnrfürst von Sach¬ sen, der einen Calviner nicht gern auf dem böhmischen Throne sah, der spanische und pohlnische König Hülfstruppen herbei. Das vereinigte Heer griff die böhmisch - pfälzische Armee ans dem wei¬ ßen Berge bei Prag an. Die Schlacht hatte nicht viel über Eine Stunde gedauert, als den König die Nachricht der Flucht seines Heeres von dem Bankette, welches er eben hielt, anfschrcckte. Er floh durch Berlin nach Holland und wnrde wegen seiner kurzen Regierung » der Wiuterkönig « genannt. Bethlcn Gabor, von Bonqnoi bei Preßbnrg besiegt, bath nm Frieden, der ihm z» Nikolsbnrg (1621) gewährt wurde. Er griff zwar noch oft zu den Waffen; aber er mußte immer den 96 Nikolöburgcr - Frieden erneuern. Ferdinand II. erklärte den Pfalzgrafen Friedrich in die Reichs- acht und übertrug die Oberpfalz nebst der Chur.oürde an den Herzog von Baiern. 8- 46. Nnn erhoben sich nnter andern deutschen Fürsten der Graf Ernst von Mansfeld und der König Christian I V- von Dänemark für den vertriebenen Pfalzgrafen und setzten den Krieg fort. Um dieses protestantische Heer mit Erfolg zu bekämpfen , brach¬ te Graf Waldstein oder Wallenstein ein Heer von 30.000 Mann unter seine Fahnen, mit dem er ( 1626) bei Dessau dcu Mausseld aufs Haupt schlug und durch Schlesien und Ungarn verfolgte, bis dieser auf der Flucht in Dalmatien starb. Hierauf eroberte Wallenstein das Her- zogthum Mecklenburg, mit dem er belehnt wurde. Nachdem der 70 jährige General Tilly den König von Dänemark im Braun¬ schweigischen geschlagen hatte, vereinigte er sich mit Waldsteiu und fiel in Holstein ein; ja die Kaiserlichen drangen sogar in Schlcßwig nnd Jütland vor. Allein im Lübecker-Frieden ( 1629 ) erhielt Chri¬ stian IV. seine angestammten Länder wieder zurück. Kaiser Ferdinand erließ nach diesem Frieden das Nestitutions- Ediet, welchem zufolge alle seit dem Passauer-Religivnsvertrage den Katholiken entrissene Kirchcngüter zurückgegeben werden soll¬ ten. Dieses Edict ward von Wallenstein mit großer Härte und zahlreichen Erpressungen vollstreckt. Daher erhoben sich auf dem Reichstage zu Regensburg über seine unbeschränkte Gewalt und die Zuchtlosigkeit seines Heeres laute Klagen, so daß der Kaiser sich gezwungen sah, ihn zu entlassen. 8. 47. Die Entlassung Wallcnstein's machte den Protestanten neuen Muth. Die Stadt Magdeburg widersetzte sich der Restitution ih¬ res Erzbisthnmes, so daß Tilly sie ( am 20. Mai 1631 ) erstürmen nnd mit Feuer und Schwert hart mitnchmen mußte. Als hierauf Tilly ganz Sachsen in Besitz nehmen wollte, wurde er von Gu- 97 sttiv Adolph, dem Könige von Schweden, der den dentschen Protestanten zn Hülfe kam, unweit Leipzig gänzlich besiegt. Nach diesem Siege fiel der Ehurfürst von Sachsen in Böh¬ men ein, während Gnstav Adolph, um die katholische Liga zn vernichten, bis Mainz vordrang und von da nach Baiern zog, indem er den Herzog Bernhard von Weimar am Rheine zurück- licß. Als Tilly den Schweden den Uebergang über den Lech strei¬ tig machte, wurde er tödtlich verwundet. Da der Kaiser keinen Feldherr» hatte, der so gefährli¬ chen Zeiten gewachsen wäre, so übernahm wieder Waldstein das (Lommando, der sich aber nur durch außerordentliche Vollmachten dazu bewegen ließ. Dieser vertrieb mit der neuen Kriegsmacht, die sich auf seinen Rnf versammelt hatte, zuerst die Sachsen aus Böhmen; dann zog er das Heer des Herzogs von Baiern an sich und rückte nach Sachsen. Gustav Adolph gab seine Absichten auf Regensburg ans, marschirte auch nach Sachsen und griff bei Leip¬ zig (1632) den Waldstcin an. Gustav Adolph fiel zwar; aber die Schweden siegten. Hierauf zog Bernhard von Weimar, der das Commando der Schweden übernommen hatte, gegen Bamberg und Hochstädt, von wo er gegen Regensburg marschirte. Waldstcin hätte, nachdem er den in der Schlacht bei Leip¬ zig erlittenen Verlust durch neue Verstärkung ersetzt hatte, die Sachsen und Schweden, die in Schlesien eingefallen waren, schleunig schlagen und dann der Stadt Regensburg zn Hülfe eilen sollen. Da er diesem Wunsche nicht nachkam, machte der Kaiser Miene, ihn des Ober - Commando's zu entsetzen. Allein einige Generale und Obersten unterzeichneten in Pilsen eine Schrift, worin sic ihrem Generalissimus Leib und Leben znsagten. Als der Kaiser dieß in Erfahrnug gebracht und fast zn gleicher Zeit durch den Herzog von Savoyen die genauesten Berichte über die Ver¬ handlungen Waldstein's mit Frankreich erhalten hatte, wur¬ de das Commando indessen an Gallas übertragen und die Weisung gegeben, sich des VcrrätherS zu versichern. Sobald Waldstcin seine Absetzung erfahren hatte , näherte er sich den 13 S8 Franzosen. Allein er wurde, als er nach Eger kam, ans Befehl des Obersten Buttler von 6 Dragonern in seiner Wohnung niedcrgcmacht. Nach Wallcnstcin's Falle führte der kaiserliche Kronprinz Ferdinand das Heer gegen die Schweden, und schlug sie bei Nörd¬ lingen (1634) so aufs Haupt, daß Horn gefangen wurde und Bernhard nach dem Rheine floh. Banner, der nach Horn's Gefan- gennchmung den Oberbefehl der schwedischen Armee in Norddeutsch¬ land bekam, stand gerade vor Prag, als er die Nachricht von der Niederlage der Schweden bei Nördlingen erhielt und trat also- gleich den Rückzug an. Nun schloß der Churfürst von Sachsen mit dem Kaiser den Separat - Frieden zu Prag ( 1633-), in welchem er Lausitz als böhmisches Mannskchen erhielt. §> 48. Da die Franzosen nach der Schlacht bei Nördlingen als er¬ klärte Feinde Oestreich's anftraten, so dauerte der Krieg am Rhei¬ ne und in NorddeNtschland fort. Während Bernhard von Weimar mit den Franzosen die Kaiserlichen in Elsaß beschäftigte, stellte Banner durch einen Sieg über die sächsisch - östrcichischc Armee in Brandenburg ( 1636) das Uebergcwicht der Schweden in Nord- deutschland wieder her. Im folgenden Jahre schied Kaiser Ferdinand II. ans diesem Leben. Ihm folgte sein Sohn Ferdinand Nt. sowohl auf dem deutschen Throne als auch in der Regierung der östreichischen Staa¬ ten und setzte noch 11 Jahre den Krieg fort. Als Bernhard von Weimar (1639) starb, rissen die Fran¬ zosen die reiche Erbschaft an Land und Heer an sich. Auf dem nördlichen Kriegsschauplätze übernahm nach Bauner's Tode (deN 20. Mai 1641) Torstensohn den Oberbefehl, der drei Mahl bis Wien vordrang, aber allezeit unverrichteter Dinge sich zurückziehen mußte. Im I. 1646 legte er wegen Krankheit den Oberbefehl Nieder, welchen Wrangcl erhielt. Dieser faßte den Plan, sich mit dem französischen Heere am Rheine zu verbinden und durch Baiern in Oestreich einzudringen. Auch Kaiser Ferdinand Hl. zog alle sei- 99 «e Kriegsmacht an die Donau. Als der schwedische General Kö¬ nigsmark, der mit einem BeobachtuugS-Corps bei Eger stand, im August 1648 erfuhr, daß Prag ganz von Truppen entblößt sei, brach er unverzüglich auf, kam unvermerkt bis Prag, und erober¬ te in der Stille der Nacht die Klcinscitc. Als er aber in die Alt¬ stadt rücken wollte, flogen Beamte, Handwerker, Geistliche, Stu¬ denten herbei und schlugen auf der Brücke jeden Angriff des Fein¬ des zurück, tus endlich die freudige Nachricht von dem geschlosse¬ nen Waffenstillstände der Mächte gebracht wnrde. Dieß war also die letzte Begebenheit de-Z 30 jährigen Reli- gionskricgcs, der in Prag begann und vor Prag endete. In dem Frieden, der am 24. Octvber 1648 zu Osnabrück zwischen den Schweden und dem Kaiser und zu Münster in Westphalen zwi¬ schen Oestreich und Frankreich geschlossen und der westphälische Friede genannt wurde, brachte daS Haus Habsburg zum Opfer: 1. die Besitzungen in Elsaß, den Sundgau und die Festung Brei¬ sach, welche Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol an Frankreich abtrat, wofür er eine Entschädigung von 3 Millionen Livres be¬ kam; 2. die Schwcitz und die Niederlande, welche als selbststän¬ dige Freistaaten anerkannt wurden. Kaiser Ferdinand überlebte 9 Jahre den westphälischcn Frie¬ den. Da der Erstgeborne, Ferdinand, au den Pocken gestorben war, so folgte ihm der Zweitgeborne, Leopold I. §. 49. Innere Verhältnisse und Cnltnrzustände von Kaiser Maximilian I. bis Leopold 1. ( 1493 — 1657 ). Da die Vasallen in ihrem Stolze so weit kamen, daß sie Niemanden über sich anerkennen wollten, die Könige oft während des Krieges im Stiche ließen, und ihren Zng in die Hcimath mit Raub und Plündern bezeichneten; so wurden Letztere gcnöthiget, Soldaten auf eigene Kosten zu werben, die sie in Fricdenszcitcn entließen. In der Folge der Zeit wurde die Art Soldaten zu wer¬ ben mchrmahlö geändert. j 00 Maximilian I. machte viele Verbesserungen im Kriegswesen. Zuerst führte er stehende Regimenter ein, die er in Fäbnlein und Hanptmannschaften zn 300 Mann cintheilte und mit langen Lan¬ zen bewaffnete; dann vermehrte er das Geschütz und verbesserte dessen Gebrauch ; endlich erfand er große Karthaunen oder Mauer¬ brecher, Mörser und Poller zum Fencrwerfen und lange Röhre zum Steinwerfen. Die Reiterei ward in Cornetten und Compa¬ gnien zn 100 bis 150 Mann eingctheilt. Eiuthcilung des Kricgs- volkcö zn Fuß in geordnete Regimenter fällt in Oestreich in daS Jahr 1594 und jene der Reiterei in das Jahr 1602 unter dem obersten Commando des Erzherzogs Mathias. Auch in der innern Verwaltung machte Maximilian I. eine neue Ordnung. Die Militär-Justiz - und politischen Geschäfte ü- bergab er der Regierung in Wien. Zur Verwaltung der Staats¬ einkünfte wurde die Hofkammer in Wien errichtet. Die allgemeine Reitkammer, an welche die Rechnung über alle Ausgaben und Einnahmen gelegt werden mußte, hatte zn Innsbruck ihren Sitz. Die Aufsicht über alle Behörden hatte der Hofrath in Wien. Au¬ ßerdem gab er die ersten vollständigen Polizcigesctze und führte die ersten Posten ein. Eben so unermüdet suchte Maximilian I. die Wissenschaften zu befördern. Er legte den Grund zum kaiserlichen Hausarchive und zur kaiserlichen Hofbibliothck, und vermehrte diese kostbaren Samm¬ lungen mit seinen eigenen historischen und poetischen Schriften; unter ihm nahm das kaiserliche Münzkabinet und die kaiserliche Bildergalleric den Anfang. Um jene Männer, die sich große Verdienste um den Staat erwarben, auszeichnen zu können, brachte Maximilian I. den Or¬ den des goldenen Vließes, den Philipp der Gute von Burgund im I. 1429 gestiftet hatte, an das Haus Habsburg. Ferdinand I. suchte das bürgerliche und gewerbliche Leben zu wecken. Die Handwerker theilte er in Zünfte und gab für jede Zunft die gehörigen Vorschriften, um dem Zunftwesen eine feste¬ re Verfassung zu geben. 401 Rudolph II. glänzte durch das persönliche Verdienst, ein ge¬ lehrter Kenner der Astronomie zu sein. Tycho de Brache, Keppler, Fcfseuins bildeten an seinem Hofe eine Art gelehrter Gesellschaft. Der tiefsinnige und gelehrte Geist theilte sich sogar den Franc» mit. Katharina Alberti», »nd Helena von Wankenfels glänzte» durch ihre Keuntniß der lateiuischcu, griechischen und hebräischen Spra¬ che; Eva von Lobkowitz erlangte großen Ruhm durch die öffentli¬ che Verthcidignng ihres Vaters vor dem Gerichte. Siebenter Zeitraum. Von Kaiser Leopold I. bis zum Erlöschen des habs¬ burgischen Mannsstammes ( 1657 — 1740 ). §. 50. Unter Leopold I. gab der sicbenbürgische Fürst Georg Ragotzi, der Jüngere, Veranlassung zum Wiedcrausbrnche des türkischen Krieges, indem er wider den Willen der Pforte den König von Pohlen, Johan» Kasimir, mit Krieg überzog. Die Türken erober¬ ten Siebenbürgen und setzten einen neuen Fürsten ( Barcsai ) ein. Allein die siebeubürgischen Stände wählten nach Abzüge der Tür¬ ken Johann Kemeny zu ihrem Woiwoden, der den Barcsai um- bringcn ließ und Hülfe bei Leopold l. gegen die Türken suchte. Da die Unterhandlungen zu keinem Ziele führten, fielen die Türken nicht bloß in Siebenbürgen ein, sondern rückten auch in Ungarn vor, erstürmten Großwardcin, und Neuhäusel, und streiften bis Olmütz und Brünn, bis sie endlich von dem Grafen Montccuciili bei St. Gotthard dergestalt geschlagen wurden, daß der Großwe¬ sir alle Streitlust verlor, und den Frieden zn Eiscnbnrg (Vaswar) 1664 schloß, in welchem die Türken die Festungen Großwardcin und Neuhäusel behielten; Siebenbürgen aber dem Fürsten Apafi zufiel. Kaiser Leopold I. ließ die Festung Leopoldstavt anstatt Neu- 102 Häusel erbauen, und ausländische Truppen mit ausländischen Feld- obersten und Burghanptlcuten in ungarische Plätze verlegen, bis ein ungarisches Heer errichtet sein würde. Allein der Palatin Graf Franz Wessclini, Franz Nadasdi, oberster Landesrichter in Ungarn, der Ban von Kroatien Graf Peter Zrini und der Markgraf Chri¬ stoph Frangepan waren mit dieser Einrichtung nicht zufrieden, nnd beschlossen Ungarn als Zinsfürsten unter türkischem Schutze mit einander zu theilen. Sic zogen auch den steierischen Grafen Tat- tcnbach in ihr hochvcrrätherischcs Complott, der aber durch seinen Kammerdiener verrathcn wurde. Bald darauf wurden auch die ü- brigen Häupter der Verschwörung verrathen, gefangen und sammt dem Grafen Tattenbach hingerichtet. Während Leopold I. ( 1672 ) in einen Krieg mit Ludwig XlV. von Frankreich verwickelt wurde, regten sich die ungarischen Mi߬ vergnügten wieder. An ihre Spitze stellte sich Graf Tököli, der sich, nachdem Leopold mit Frankreich den Nimweger- Frieden (1678 ) geschlossen hatte, in den Schutz Mohamed's IV. begab. Dieser er¬ kannte den Tököli als türkischen Lchensfürsten von Ungarn an, und bald darauf zog auf seinen Befehl der Großwesir Kara Mu¬ stapha mit 288.000 Manu gegen Wien und belagerte diese Stadt vom 14. Juli bis zum 3, Sept. 1683. Allein in der Nacht vom 2. auf den 3. Sept, besetzte Karl von Lothringen mit dem deutschen und pohlnischen Bundeshecre den Kahlenberg und griff am Morgen die Türken an, welche nm 7 Uhr Nachmittag schon auf der Flucht waren, so daß sic unter andern ihre Hauptfahne, eine ungeheue¬ re Kette, über die Donau gezogen, und einen großen Vorrath an Kaffch znrückließen. Von dieser Zeit an behielten die Kaiser¬ lichen immer das Uebergewicht und eroberten einen Ort nach dem andern. Die Hauptstadt Ofen wurde (1686) nach einer hartnäcki¬ gen Vcrtheidigung mit Bajonetten erstürmt. Ein anderer Sieg Karl's von Lothringen bei Mohacs (1687) entschied die Befreiung Un- garn's, Slavonicn's und Sicbcnbürgcn's von der türkischen Herrschaft. In diesem Jahre wurde auch die freie Köuigswahl, die Quelle alles bisherigen Unglückes, auf immer abgcschafft, die Erbfolge 40Z eingeführt, und Joseph I., des Kaisers ältester Sohn, als erster Erbköm'g von Ungarn gekrönt. Er beschwor die goldene Bulle mit Ausnahme des ein und dreißigsten Artikels ( s. §. 40. S. 8Z ). A- ber der Türkenkricg dauerte noch 12 Jahre fort. Die Kaiserlichen eroberten ( 1689) Scrvien, Wallachei/ Bosnien und fast ganz Albanien. Im Jahre 1690 empfahl der siebciibiirgische Fürst Michael Apafi, auf dem Sterbebette seinen Sohn Michael dem Kaiser. Nachdem dieser Siebenbürgen deut Scepter seines Hauses unter¬ worfen hatte, begab sich der junge Fürst nach Wien. Achmed II. both zwar alles auf, nm Siebenbürgen wieder zu erlangen; aber Ludwig, Markgraf von Baden, brachte den Türken bei Scmlin (1691 ) eine Hanptnicderlage bei. Um diesen den Ucbcrgang über die Donau zu erschweren, wurde die Donäuflottille er¬ richtet. Als im I- 1695 Mustapha II. den türkischen Thron bestie¬ gen hatte, gingen die Türken wieder über die Donau und drangen, da Graf Veterani durch eine schwere Verwundung gezwungen wur¬ de, das Feld zu räumen, bis Titul vor. Int folgenden Jahre ü- bernahm den Oberbefehl der kaiserlichen Armee der Churfürst Fried¬ rich August von Sachsen und lieferte dem Sultan eine Schlacht bei Olasch, die aber im Ganzen nichts entschied. Der Sultan konnte an Siebenbürgen nicht vergeßen und eröffnete den nächsten Feldzug ( 1697) mit der Wegnahme voü Szcgcditt. Allein an dcv Spitze der Kaiserlichen stand nun der große Feldherr Prinz En¬ gen von Savoyen, welcher dcü Türken die nngeheuctc Niederla¬ ge bei Zcnthä beibrachtc, wo 20-000 Manu niedcrgehanen und 15.000 Mann in die Theiß gesprengt wurden. Diese Schlacht kühlte die Streitlust der Türken auf lange Zeit. In dem Frieden, der zu Karlowitz ( 1699) geschlossen wurde, leistete der Sultan auf Ungarn, Slavonieu und Siebenbürgen Verzicht und behielt nur einen Theil von Banat und Kroatien bis an die Unna. Den Venetianern blieb ganz Morca und Dalmatien. Nach diesem Frie¬ den wurde die slavonischc und bauatische Militärgränze errichtet. Kaiser Leopold I. vergrößerte seine Monarchie nicht nur durch 404 Eroberungen, sondern auch dnrch Erbschaften und Heimfälle. Er vermählte sich (1673 ) nach dem Tode Margarethens von Spa¬ nien, seiner ersten Gemahlin, mit der tirolischen Prinzessin Klan- dia Felicitas, Enkelin des Erzherzogs Leopold, der von seinem Brndcr, dem Kaiser Ferdinand II., ( 1625) den Besitz von Ti¬ rol nnd den Vorlanden erhalten hatte, und vereinigte diese Län¬ der, da andere Erben nicht mehr lebten, mit seinen Besitzungen. Als der letzte plastische Herzog Wilhelm von Liegnitz, Brieg nnd Wohlan ( 1675 ) unbeerbt gestorben waren, fielen diese Hcr- zogthnmcr dem Kaiser als eröffnete Lehen heim. Ein noch größerer Ländcrznwachs erwartete den Kaiser Leo¬ pold I., als mit Karl II. der Mannsstamm der älteren babsburgi- schen Linie in Spanien ( 1700 ) ansgestorben war. Leopold I. hatte die Rechte der jüngern Linie des Hanfes Habsburg für sich, uud genoß außerdem von seiner Mutter Maria Anna, Schwester Ppilipp's IV., von Spanien nnd, seiner ersten Gemahlin Marga¬ retha, Schwester Karl's II., noch besondere Erbansprüche. Allein Ludwig XIV., König von Frankreich, glaubte als Gemahl Maria Theresiens, der ältesten Schwester des verstorbenen Königs, ge¬ rechtere Ansprüche auf den spanischen Thron zu haben, auf den er seinen Enkel Ppilipp von Anjou zu erheben wünschte. Der fran¬ zösische Gesandte am spanischen Hofe hatte es auch dahin gebracht, daß Karl II. auf dem Todtenbctte ein Testament unterschrieb, in welchem Philipp von Anjou mit der Bedingniß zum Erben Spa¬ niens eingesetzt war, daß dieses nie mit Frankreich vereiniget wer¬ den sollte; wenn man dieses nicht einginge, sollte Kaiser Leo¬ polds I- jüngerer Sohn Karl Erbe des spanischen Thrones sein. Da Kaiser Leopold I. wiederhohlt gegen dieses Testament vergebens protestirt hatte, beschloß er endlich seine Rechte mit be¬ waffneter Hand geltend zu machen. Das ganze deutsche Reich, mit Ausnahme der Churfürstcn von Köln und Baiern, erkannte Leo- pold's I. jüngern Sohn, den Erzherzog Karl, als König von Spanien an. England, Holland und später auch Portugal schlos¬ sen mit dem Kaiser Allianz. Während Prinz Eugen mit 32.000 405 Mann nach Italien rückte, suchte der englische General Marlbo¬ rough die spanischen Niederlande für Oestreich zu behaupten. Er¬ sterer ging bei Legnago über die Etsch und schlug die Franzosen bei Carpi und Chiari (1701). Da er aber ohne Unterstützung gelassen wurde, und die Franzosen fortwährend Verstärkungen er¬ hielten, so kämpfte er im I. 1702 ohne Entscheidung. Die Fran¬ zosen wollten sogar Tirol erobern und sich mit den Baiern verei¬ nigen, nm gemeinschaftlich mit diesen in die östrcichischeu Länder cinzudringen. Allein dieser Versuch scheiterte an dem tapfern Wi¬ derstande der Tiroler. Die Vereinigung der Franzosen und Baiern fand im folgen¬ den Jahre in Deutschland Statt. Aber auch Prinz Engen und Marlborough marschirten nach Deutschland, vereinigten sich bei Hochstädt, griffen daselbst am 13. Ang. 1704 das französisch-baie- rische Heer an, und erfochten einen so vollständigen Sieg über dasselbe, daß von 60.000 Franzosen nur 20.000 hinter den Rhein flohen. Erzherzog Karl reisete am 19. Sept. 1703 nach Holland ab, und landete auf einer englischen Flotte den 7. März 1704 in Lissabon. Kaiser Leopold k. verschied am 5. Mai 1705. Ihm folgte der ältere Sohn Joseph I., der den Kampf mit Frankreich um die spa¬ nische Krone fortsetzte. Am 24. Juni 1706 rückten die Portugiesen und Engländer in Madrid ein und am 2. Juli wurde der Erzher¬ zog als Karl III. daselbst zum Könige ausgernsen. Nachdem Prinz Eugen nach der Schlacht bei Hochstädt die Franzosen aus Italien vertrieben hatte, und bis Toulon vorge¬ drungen war, rückte er in die Niederlande ein, wo er in Verbindung mit Marlborough in den Schlachten bei Oudenarde (1708), und Malplaquet ( 1709 ) Frankreichs Macht fast gänzlich aufricb. Graf Daun nahm ( 1707 ) Neapel in Besitz und zwang den Papst Klemens XI. den Erzherzog Karl als König von Spanien anzuerkcnnen. Nachdem also Frankreich durch fortwährende Kriege aufs äu- 4 4 406 ßerste erschöpft worden, bath Ludwig XlV. um Frieden, und war bereit sogar Hülfsgelder zur Vertreibung seines Enkels aus Spa¬ nien zu zahlen. Aber kaum hatten die Friedensunterhandliingen angefangen, so starb Kaiser Joseph l. ohne männliche Nachkom¬ men im I. 1711. Ihm folgte sein einziger Bruder Karl, der spa¬ nische König, sowohl auf dem deutscheu Throne als auch in der Regierung der östrcichischen Staaten. Zum deutschen Kaiser wurde er als Karl VI. den 22. Dec. 1711 zu Frankfurt gekrönt. Die große Macht, zn der Karl VI. gelangte, erregte in den Bundesgenossen Besorgnisse wegen des politischen Gleichgewichtes. England und Holland trugen kein Bedenken mehr, im Frieden zu Utrecht 1713 Philips V. von Ansou als König von Spanien mit der Bedingung anzuerkennen, daß Spanien nie mit Frankreich vereiniget werden sollte. Im folgenden Jahre kam zu Rastadt der Friede auch zwischen Oestreich und Frankreich zn Stande, in wel¬ chem Karl VI. die Niederlande, Mailand, Mantua, Neapel und die Insel Sardinien erhielt. Der Herzog von Savoyen bekam schon im Utrechter-Frieden den Königstitel, die Insel Sicilien und die Anwartschaft auf die spanische Krone für den Fall, wenn das Haus Bourbon aussterben sollte. §. 51. Eingeschaltete Geschichte der Lombardie von de» alten Zeiten bis znm Rastädter - Frieden 1714. Die heutige Lombardie bewohnten einst Jnsubres und Ceno- mani, gallische Nationen. Diese machten den Römern viel zu schaf¬ fen, ehe sie überwunden wurden. Unter den Städten der Jnsu¬ bres zeichneten sich Mailand und Ticiunm aus. Letztere Stadt er¬ hielt unter den römischen Kaisern den Nahmen »Papia«, woraus das jetzige Pavia entstand. Mantua war die ansehnlichste Stadt der Cenomani. Nach dem Sturze der römischen Herrschaft (476) gehörte dieses Land dem skyrrischen Odoaker und seit 493 dem ostgotischen Könige Theodorich und seinen Nachfolgern. Nachdem die Longobarden unter ihrem Könige Alboin (568) sich Oberita- 4 07 liens bemächtiget hatten, war Pavia die königliche Residenz, bis Karl der Große den König Desiderius ( 774 ) besiegte und dem longobardischen Reiche ein Ende machte; doch blieb dieser Provinz der Nähme » Lombardie « (Longobardie). Nach Erlö¬ schung des Karolingischen Stammes kam sie unter Kaiser Otto I. an die deutschen Könige, die gewöhnlich in Monza mit der so¬ genannten eisernen Krone als Könige von Italien gekrönt wur¬ den. Jede Stadt aber mit ihrem Gebicthe bekam einen kaiser¬ lichen Statthalter oder Grafen. Mein während der Streitigkeiten der Päpste mit den Kaisern suchten die lombardischen Städte sich der Verwaltung ihrer Statthalter zu entziehen. Zu dem Ende schlo¬ ßen sie unter sich einen Bund gegen den Kaiser Friedrich l. und führten einen Krieg für die Freiheit, welche sie in dem Frieden zu Konstanz 1183, jedoch mit Vorbehalt der kaiserlichen Oberherrlich¬ keit, erlangten. Aber bald bemächtigten sich vornehme inländische Familien z. B. in Mailand die Torri und Visconti der Regie¬ rung, aber allezeit als Reichsverweser unter der Hoheit der deut¬ schen Kaiser. Endlich unterdrückte daS kaiserlich gesinnte Haus Visconti mit Hülfe Kaiser Heinrich's VlI. das Hans der Torri. Johann Galeaz Visconti kaufte ( 1396) von dem deutschen Kaiser Wenzel dem Faulen den herzoglichen Titel nebst allen königlichen Rechten. Sei¬ ne Tochter Valentine vermählte sich mit dem königlichen Prinzen Ludwig von Orleans. Als ihr Bruder Philipp Maria ( 1447) kinderlos starb, machte sich Franz Sforza, nachdem er das Eom- mando der mailändischen Miliz erhalten hatte, zum Herzoge von Mailand. Ludwig Xll-, König von Frankreich, und Enkel der obge¬ dachten Valentine Visconti, nahm (1500) dieses Herzogthum in Besitz. Aber seinem Nachfolger Franz I. entriß cs Karl V. und übergab es nach dem Aussterben des sforzischen Stammes (1535 ) als ein Lehen des deutschen Reiches seinem Sohne Philipp II., der ihm auf dem spanischen Throne folgte. Dann blieb Mailand bei Spanien bis zum Rastädter - Frieden 1714, in welchem es dem Hanse Oestreich zuerkannt wurde. 408 Als die Lombardie unter Otto I. an das deutsche Reich ge¬ kommen war, wurde Mantua eine Reichsstadt. Als auch in dieser Stadt mehrere vornehme Familien, nähmlich Passerini, Buona- rossi, Buonoccolfo und Gonzaga um die Herrschaft stritten, sieg¬ te das kaiserlich gesinnte Hans Gonzaga. Johann Franz Gonzaga wnrde von Kaiser Sigismund (1433) zum Markgrafen und Fried¬ rich II., der das Hcrzogthum Montserrat erheirathete, von Karl V. ( 1530) zum Herzoge erhoben. Als aber Herzog Karl I V. zur Zeit des spanischen Erbfolgekricges sich zur französischen Parthei geschla¬ gen hatte, wurde er in die Acht ( 1708) erklärt. Seine Herzog- thiimer zog Kaiser Joseph I. als Reichslehen ein, und gab Man¬ tua seinem Bruder Karl, Mirandola dem Herzoge von Modena und Montserrat dem Herzoge von Savoyen, seinem Bundesgenos¬ sen, der schon im I. 1704 die mailändischen Landschaften Alexan¬ dria, Valenza, Lnmellina und Val di Sesia erhalten hatte. Von dieser Zeit an hatte Mantua mit Mailand gleiches Schicksal. Z. 52. Kaiser Karl Vl. hoffte nach dem Frieden zu Rastadt in Ruhe zu regieren. Allein die Pforte nahm (1715) ganz Morca in Besitz und verletzte dadurch den Karlowitzcr-Frieden. Demnach sah sich der Kaiser genöthiget, den Türken zum Schutze der Vcnctianer den Krieg zu erklären, in welchem der kricgserfahrne Prinz Eugen die Feinde am 5. Ang. 1716 bei Peterwardcin, am 13. Oct. des nähmlichen Jahres bei Temcswar und am 16. Ang. 1717 bei Belgrad schlug. Diese Siege führten den Passarowitzer- Friedcn ( 1719) herbei, in welchem die Pforte an Oestreich die Wallachci bis an den Aluta - Fluß, das ganze Banat, Scrvien bis an den Timok und Bosnien bis an die Save abtrat. Die Ve- netiancr verloren zwar Morea; aber sic erhielten Vergrößerungen in Dalmatien und Albanien. Während dieses Krieges nahm eine spanische Flotte, welche unter dem Vorwande, den Venctianern gegen die Türken bcizu- stchen, in See gegangen war, Sardinien und Sicilicn in Besitz. 109 Allein die Mächte, welche den Utrechter - und Rastädtcr - Frieden geschlossen Hutten, zwangen Spanien, diese Inseln wieder zu räu¬ men. Nun fiel dem Kaiser Sicilien und dem Victor von Savoyen Sardinien zu, der von nun au König von Sardinien genannt wurde. Spanien bekam die Anwartschaft aufToscana, Parma und Piacenza, wo die Fürsten von Medicis und Farnese kinderlos herrschten. Kaiser Karl Vl. genoß nicht die freudige Hoffnung, seine Länder einem männlichen Nachkommen zu hinterlassen; sein Haus blühte bloß in 3 Töchtern Maria Theresia, Maria Anna und Maria Amalia fort. Er gab daher ( 1720 ) ein neues Erbfolge¬ gesetz unter dem Nahmen » der pragmatischen Sanction <, wel¬ ches sich auch ans die weiblichen Nachkommen ansdehnte. Die we¬ sentlichen Punkte desselben sind: 1. Die gejammten östreichischen Länder sollen untheilbar sein. 2. So lange der Mannsstamm des Erzhanses fort dauert, soll dieser nach dem Rechte der Erstgeburt zur Erbfolge berufen sein. 3. Wenn männliche Erben ermangeln, sollen die weiblichen Nachkommen nach dem Rechte der Erstgeburt succediren. Nachdem die pragmatische Sanction in den Erbländern an¬ erkannt worden war, suchte der Kaiser auch die auswärtigen Mächte zur Garantie derselben zu vermögen, wobei er manches Opfer brachte. Er hob die ostiudische Handelscompagnie in den Niederlanden auf, um England und Holland zu gewinnen. Um Spaniens Garantie zu erlangen, überließ er im Wiener- Präliminar-Frieden 1735 , der dem pohluischcu Successionskriege ein Ende machte, Neapel und Sicilien nebst der Insel Elba an den spanischen Prinzen Don Karlos und behielt dafür Parma und Piacenza. Die mailändischen Landschaften Novarese und Tortonese trat er an den König von Sardinien ab. Franz Stephan, Her¬ zog von Lothringen, bekam Toscana nach dem Aussterben des Hau¬ ses Medicis und trat dafür sein Herzogthum an Stanislaus Le- scüssky ab, nach dessen Tode cs an Frankreich fallen sollte. Alle Mächte erneuerten in diesem Frieden die Garantie der pragmati¬ schen Sanction. 410 Bald nach dem Schlüße dieses Friedens vermählte Karl Vl- seine zur Thronfolge bestimmte Tochter Maria Theresia mit Franz Stephan von Lothringen (am 12. Febr. 1736), dessen Haus sich eines gemeinschaftlichen Ursprunges mit Habsburg rühmte. ( S. §. 13). Krimische Tataren streiften auf dem russischen Gebiethe und bewogen die Kaiserin Anna von Rußland der Pforte den Krieg zu erklären. Da Kaiser Karl vermöge des im I. 1726 mit Ru߬ land geschlossenen Defensiv - Bündnisses den Krieg gegen die Türken erneuern mußte und der große Eugen seit dem 20. April 1736 nicht mehr unter den Lebenden wandelte, so bekam zuerst Graf Seckendorf und dann GrafOlivier Wallis den Oberbefehl; aber bei¬ de führten den Krieg unglücklich. Nachdem die Türken bis an die Donau vorgcdrungen waren, ging Graf Neuperg ohne kaiserlichen Befehl mit Fricdensauträgen in das türkische Lager, worauf der Defi¬ nitivfriede zu Belgrad (1739) geschlossen wurde, in welchem die Do¬ nau und Save zu Gränzen bestimmt wurden. Dadurch verlor der Kaiser Orsowa, Sabatsch, Servien mit Belgrad und die Wallachei. Kai¬ ser Karl's Lebenssreudigkeit war seit diesem wider seinen Willen cingegangenen Friedensschlüße dahin. Er suchte gewöhnlich an der Jagd sich zu zerstreuen, wo er sich auch eine Erkältung zuzog, an deren Folgen er am 20. Oct. 1740 im 45. Jahre seines Alters verschied. Mit ihm erlosch der männliche Stamm des habsburgi¬ schen Hauses. Karl war von mittlerer Größe, aber ungemein stark und ausdauernd. Sein Sinn war bieder und offen, daher hoffte er bei Verträgen die eigene Worttrene auch an andern zn finden; aber er täuschte sich oft. §. 53. Innere Verhältnisse und Cultnrzustande von Kaiser Leopold I. bis zum Erlöschen des habsburgischen Mannsstammes. Durch unvorsichtigen Verkehr mit den Türken brach in Ungarn in den Jahren 1679 und 1712 die Pest aus, welche bald Mäh¬ ren, Böhmen und Kärnthen ansteckte und jedes Mahl über 100.000 Menschen hinwegraffte. Auch sollen bei 2 Millionen Stück Horn¬ vieh umgckommen sein. Kaiser Karl ließ vermöge eines Gelübdes, welches er znr Abwendung dieses schrecklichen Uebels gethan hatte, die schöne St. Karlskirche in Wien bauen, und in Linz die h. Drcifaltigkeitssäule errichten. Während Leopold l. mit den Türken in Ungarn beschäftiget war, erregten die Bauern in Böhmen, wo sie ihren Grundherrn wöchentlich 5 Tage Frohcndicnste leisten mußten, einen Aufstand, der nur dadurch gestillt wurde, daß man die Robath auf 3 Tage beschränkte. Zu diesen UnglückSfällen gesellten sich auch Feuersbrün¬ ste in Wien 1668 und Gratz 1680. In ersterer Stadt gerieth am 2. Febr. 1668 znr Nachtzeit die Kaiserburg in Brand und ging beinahe ganz in Flammen auf. Die Kaiserin beklagte vorzüglich den Verlust eines kleinen Crucisires, welches seit Marimilian I. als ein seltenes Kleinod des Hauses betrachtet wurde. Als man bei Wegräumung des Schuttes dasselbe unversehrt gefunden hatte, stiftete die fromme Fürstin zum Andenken dieses Ereignisses den Sternkreuz - Orden. Die von den Flammen zerstörten Gaffen wur¬ den bald wieder hergestellt. Die vormahlige Judenstadt wurde er¬ weitert und nach dem Nahmen des Kaisers » Leopoldstadt« genannt, so wie die ebenfalls nm diese Zeit entstandene Josephsstadt ibren Nahmen von dem Kronprinzen Joseph I. erhielt. Nicht nur außerordentliche Ereignisse, sondern auch große Ver¬ dienste wurden im Andenken erhalten. So erhob der Kaiser Leo¬ pold l. wegen großer Verdienste um den Staat die Häuser Porcia ( 1662 Schwarzenberg ( 1670), Odeskalchi (1686), Esterhazy von Galantha ( 1687), Thurn und Taris ( 1695 ) in den Fürstenstand. Unter Kaiser Joseph l. erwarb ein Zweig des gräf¬ lichen Hauses Lamberg fürstlichen Rang. Kaiser Karl vl. verlieh dem Fürsten Joseph von Schwarzenberg den Herzogstitel von Krumau ( 1723 ) und die Reichsfürstenwürde für seine ganze Familie ( 1740). Diese Würde erhielt auch das fürstliche Haus Czartorisky Unter Kaiser Leopold I. wurden die ersten Klöster der Plan¬ sten, Ursulinerinnen und Elisabethinerinnen gestiftet. Gleiche Sorg- i (MM s! 112 falt widmete auch Karl VI. der öffentlichen Wohlfahrt. Unter ihm wurde die Academie der bildenden Künste in Wien, welche schon sein Vater gestiftet und sein Bruder Joseph I. mit vielen in Gyps gegossenen Modellen versehen hatte, neu eingerichtet und mit der Mahler - Bildhauer - und Architectnrschule erweitert; er legte die Invaliden - Häuser zu Pest und Prag an, und gründete in Wien das große Militärspital, das Siechen-Waisen-und Ar¬ menhaus. Eine besondere Aufmerksamkeit richtete Kaiser Karl VI. auf den Handel. Um diesen zu beleben, erhob er Triest und Fiume zu Freihäfen und ließ neue Seehäfen zu Porto-Re und Buccari au- legcn. Zur Erleichterung der Waarcuversendung ließ er die Kaiser¬ straße von Wien nach Triest, die Karoliuenstraße von Fiume nach Karlstadt, die Straße über Buccari nach Porto-Re und die von Hermannstadt in die Wallachei bahnen. Triest entwickelte eine außerordentliche Thätigkeit und nahm am Wohlstände und an Bevöl¬ kerung ungemein zu. Aus Dankbarkeit nannte diese Stadt den Kai¬ ser ihren zweiten Vater und errichtete ihm eine vergoldete Statue. Stammtafel der Habsburger von Kaiser Maximilian I. bis 1740. Maximilian I. 4 1519. Philipp l. 1' 1506. Karl I. als König von Spanien als Ferdinand I., Stifter der östreichischen Linie, seit d. K. V., Stifter der spanischen Linie. 1556 deutscher Kaiser 4 1564. Gem. Anna, Er¬ bin von Böhmen und Ungarn. Maria Theresia. Gem. Franz Stephan Herzog von Lothringen. Maria Anna. Maria Amalia. 113 Achter Zeitraum. V v» dem Regierungsantritte Maria Theresiens bis znr Erhebung Oestreich s zum Erbkaiserthume unter dem Hause Habsburg-Lothringen ( 1740 — 1804 ). 54. Kaum war Karl VI. in die kalten Arme des Todes gesun¬ ken, so erhob Friedrich ll., König von Preussen, Ansprüche ans die schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg, Wohlan und Zägern- dorf, ans welche seine Vorfahren ( 1688 und 1694 ) ausdrücklich Verzicht geleistet hatten, und fiel ohne Kriegserklärung mit 22.000 Mann und 60 Geschützen in Schlesien ein. Graf Nenperg rückte mit einem eilig zusammengezogenen Heere von 17.400 Mann und 18 Geschützen bis znm Dorfe Molwitz vor. Als hier der König am 10. April 1741 den ersten Angriff unvermnthet wagte, warf die östreichische Reiterei die preussische gleich überden Hansen, und Friedrich II. entkam mit genauer Noth gegen Oppeln den unga¬ rischen Husaren. Als hierauf Feldmarschall Schwerin auf preus¬ sischer Seite den Oberbefehl übernommen und seine Infanterie rasch geordnet hatte, zwange» die Preussen, während die östreichi- schcn Husaren das Gepäck derselben hinter Pampitz plünderten, durch die Ueberlcgenheit und Güte ihrer Fenrwaffen die Ocstreichcr, deren schwache hölzerne Ladestöcke brachen, so daß viele nicht mehr laden konnten, zum Rückzüge. Dieser Sieg der Preussen über die Oestreicher flößte den Herzogen von Baiern und Sachsen, welche als Gemahlc der Töch¬ ter Joseph's I. Erbausprüche auf Oestreich erhoben, Muth ein, in die vstreichischen Länder einzufallen. Karl Albert, Herzog von Baiern, von Frankreich unterstützt, besetzte am 15. August 1741 Linz und seine leichten Truppen streiften bis in die Gegend von Wien. Als im November eine sächsische Armee bis Leitmeritz in Böh 16 414 men vordrang, rückten anch die Baiern nnd Franzosen in diesem Land ein und vereinigten sich mit den Sachsen. Dann befehligte Karl Albert das vereinigte Heer, und nahm Prag in der Nacht vom 25. zum 26. November ein. Nachdem er daselbst eine Eon- tribution von 6 Millionen Kaiscrgulden erzwungen hatte, begab er sich nach Franksnrt, wo er am 24. Jänner 1742 zum deut¬ schen Kaiser gewählt und als Karl Vll- gekrönt wurde. Inzwischen eroberte Friedrich II. alle Festungen in Schlesien , nahm Glatz und Mähren in Besitze und schickte Streifcorpö auch nach Oestreich. Als Maria Theresia sich von so vielen Feinden verfolgt sah, suchte sic bei den tapfer» Ungarn Hülfe. Zu dem Ende begab sie sich nach Prcßburg und hielt an die Rcichsvcrsammlung eine lateinische Rede mit so 'ergreifender Beredsamkeit, daß alle tief gerührt, das balbgezogene Schwert mit der Hand hielten und einstimmig ausriefen: »loiiumur pro noslro rege ! Die Ungarn und Kroaten entwickelten eine bewunderungswür¬ dige Thätigkeit in der Rüstung zum Kriege. Außer der Jnsurrec- tion wurden 6 neue Infanterie - und 3 Husareuregimenter von Kroaten und Slowaken errichtet. Freiherr Franz von Trenk in Slavo- nien, em gelehrter Mann, aber im Feindes Laude ein wilder Ver¬ derber, sammelte ein Regiment der furchtbaren Panduren, die mit einem Carabiner, 4 Pistolen im Gürtel, einem Säbel und einem großen Messer bewaffnet waren. So erschienen aus Ungarn nnd Kroatien große Schauren tapferer Krieger, von welchen ein Thcil unter dem Oberbefehle des Grafen Khevenhüllcr die Baiern nnd Franzosen aus Ober- Oestreich vertrieb und mit den Tirolern vereiniget am nähmlichen Tage in München eiuzog, an welchem Karl VII. in Frankfurt gekrönt wurde. Graf Joseph Esterhazy führte den andern Heerhaufen der Ungarn und Kroaten dem Herzoge Karl von Lothringen zu, der dem Könige von Preussen nnweit Ezaslan in Böhmen den 17. Mai 1742 eine Schlacht lieferte, in welcher der ganze linke Flü¬ gel der Preussen, Kavallerie und Infanterie, zum Weichen gebracht 415 rvnrdc. Schon schien der Sieg nicht entgehen zu können. Da aber die östreichische Reiterei des rechten Flügels das preussische Lager zu voreilig zu plündern begann, gewann der Erbprinz von Dessan Zeit, das Gefecht wieder herzustellen, und behauptete nach langem und heißem Kampfe das Schlachtfeld. Da dem Könige dieser Sieg theuer zu stehen kam, so wurde seine Kriegslast so gekühlt, daß er einen Separatfrieden zu Breslau ( 1742 ) schloß, in welchem ihm Glatz und das heutige preussische Schlesien abgetreten wurde. Auch Sachsen trat diesem Frieden bei. Hierauf trieb Herzog Karl von Lothringen die Franzosen aus Böhmen bis au den Rhein, worauf ganz Baiern in östreichische Verwaltung übergeben wurde. Karl Albert Vll. lebte zu Frankfurt ohne Land und Leute. Allein die Fortschritte der Oestreicher erreg¬ ten in Friedrich ll. Besorgnisse für die Behauptung ^es eroberten Scblesiens; daher schloß er den geheimen Unionstractat zu Frank¬ furt am 10. Ang. 1744 mit Frankreich, Karl Vll., Pfalz und Hessen-Kassel und erneuerte den Krieg. Als er mm in Böhmen eingefallen war, bothen die Ungarn eine neue Jnsurrection auf, welche sogleich in Böhmen einrücktc, während Karl von Lothringen mit dem Heere vom Rhein daselbst anlangte, Friedrich ll. von Prag abschnitt, und Böhmen zu räumen zwang. Dieser zog sich zuerst nach Schlesien; daun rückte er nach Sachsen, wo zu Dres¬ den ( 1745 ) der Friede geschlossen wurde. Friedrich II. behielt Glatz und Schlesien. Inzwischen hatte Kaiser Karl VII. Gelegenheit erhalten, nach München zurückzukehren, wo er (1745) aus diesem Leben schied. Sein Sohn Maximilian Joseph ward in dem Friedensschlüße zu Füssen ( 1745 ) für die Anerkennung der pragmatischen Sanction in Baiern hergestellt. Er gab bei der Kaiserwahl seine Stimme dem Gemahle Maria Theresiens Franz Stephan, der zu Frankfurt 1745 als Franz I. zum deutschen Kaiser gewählt und nach dem Dresdner-Frieden auch von Friedrich II. anerkannt wurde. Maria Theresia setzte den Krieg mit s rankem ich und Spanien 416 noch 3 Jahre fort, bis endlich zu Aachen der Friede ( 1748 ) ge¬ schlossen wurde, in welchem sie Parma, Piacenza und Guastalla an den spanischen Prinzen Don Philipp abtrat; Frankreich räumte dafür die Niederlande. Der König von Sardinien, der die Lom- bardie für Maria Theresia behauptet hatte, bekam Vigevano nebst dem Pavesanischen jenseits des Ticino, Bobbio und die Graf¬ schaft Anghiera. 55. In Nordamerika entstand zwischen den Franzosen und Englän¬ dern ein Gränzstreit, der endlich in den 7 jährigen Krieg ausar¬ tete, welcher in allen Welttheilcn ( 1756 - 1763 ) geführt wur¬ de. In Europa waren Oestreich und Rußland Frankreich's Bundes¬ genossen; mit England schlossen Preussen, Hessen und Braunschweig Allianz. In diesem Kriege brach Friedrsch II. plötzlich in Sachsen ein, schloß das sächsische Heer, um die Vereinigung desselben mit dem östreichischen zu vereiteln, bei Pirna ein, und zwang es, sich kriegs¬ gefangen zu ergeben. Dann fiel Friedrich II. in Böhmen ein, und umzingelte Prag, welche Stadt Herzog Karl von Lothringen ver- theidigte. Um nicht den Feind auch in dem Rücken zu haben, rückte er ungesäumt gegen den Daun, der bei Kollin ein neues Heer ge¬ sammelt hatte. Da aber alle seine Angriffe unglücklichen Erfolg hatten, verließ er das Schlachtfeld, hob die Belagerung von Prag auf und räumte Böhmen. Dann wurden noch mehrere Schlachten in Schlesien, Brandenburg und Sachsen geliefert, in welcher Friedrich ll. bald Sieger bald besiegt war. In der Schlacht bei Hochkirchcn am 14. Oct. 1758 fehlte es wenig, daß er sich nicht unter den Gefange¬ nen des Feldmarschalles Daun befand. Hätte dieser in der Schlacht bei Torgau am 4. Nov. 1759 (schwer verwundet) das Eom- mando nicht niederlegcn müssen, so würde Friedrich völlig besiegt das Feld geräumt haben. Endlich wurde auf dem Jagdschlösse Hu- bertsburg in Sachsen am 15. Feb. 1763 der Friede geschloffen, ohne daß ein Theil etwas verlor oder gewann. Im Jahre 1765 starb Kaiser Franz 1. Ihm folgte in der 117 Kaiscrwürdc der Erstgeborne, Joseph II. Der Zwcitgeborne, Leo¬ pold, erbte das Großherzogthnm Toskana, welches sein kaiser¬ licher Vater zu einem Sccnndo - Genitur-Erbe des östreichischen Hauses bestimmt hatte. Immerwährende Unruhen in Pohlen reiften endlich den Entschluß Fricdrich's II. und der Kaiserin Katharina II. von Rußland, das pohlnischc Reich zu theilcn. Bei der ersten Theilung (am 5 Ang. 1772 ) erhob Maria Theresia ihre Ansprüche auf die 13 Zipfer- Städte, die König Sigismund (1412) an Pohlen verpfändet hat¬ te, auf die vvrmahls schlesischen Herzogthümer Zator und Auschwitz, ans Halicz (Galizien) und Wladimir ( Lodomerien), die schon von Bela III. in Besitz genommen worden waren, * und de¬ ren Titel und Wapen sie schon 1741 (gleich den frühem Köni¬ gen Ungarn's seit Bela III.) angenommen hatte. Die Bukowina, die im 15. Jahrhunderte mit Siebenbürgen vereiniget war, ver¬ langte Maria Theresia von den Türken zurück ( 1777 ). Die 13 Zipser - Städte wurden mit Ungarn vereiniget. Ha¬ licz und Wladimir, die Hälfte des Palatinats von Krakau, die Hcrzogthümer Zator und Auschwitz, Theile von Podolien, Sendo- mir, Belz, Pokuticn und Bukowina wurden zu einem Königreiche Galizien und Lodomerien verbunden. Maria Theresia errichtete in Siebenbürgen, nachdem sie dieses Land zum Großfürstenthnme er¬ hoben hatte, die Militärgränzc. Als Marimilian Joseph, Churfürst von Baiern, zu Ende des Jahres 1F77 gestorben war, ließ sich sein nächster Verwandter, Karl Theodor von Sulzbach, Chnrfürst vou der Rhcinpfalz, als Nachfolger ausrufcn. Aber auch Oestreich hatte Ansprüche auf Nie- derbaiern seit Albrecht V., dessen Mutter Johanna die einzige Schwester des Herzogs Johann von Nicderbaiern zu Straubing war, der im I. 1424 ohne Leibeserben starb. Bereits in diesem Jahre hätte Nicderbaiern an Oestreich fallen sollen; dicß hatte auch Kaiser Sigismund ( 1426 ) Urkundlich anerkannt. Dann hatten die » S. Hormayer'S östreichischen Plutarch. XI. S. 79. <18 östreichischen Erzherzoge seit 1614 Anwartschaft auf die Graf¬ schaft Mindelheim. Dazu kam, daß Kaiser Joseph il. die Land¬ grafschaft Leuchtenberg als ein erledigtes Reichslehen betrachtete, und den Rückfall der erledigten böhmischen Lehen in der Ober¬ pfalz in Anspruch nahm. Da Karl Theodor Oestrcich's Rechte auf diese Länder anerkannt hatte, begab er sich seiner Ansprüche auf dieselben gegen Entschädigung ( in Wien am 3. Jän. 1778 ). Al¬ lein Herzog Karl von Zweibrücken, Karl Theodor's nächster Ver¬ wandter, erklärte sich gegen die Wiener-Convention, und fand an Friedrich II., dem Könige von Preussen, einen Verfechter sei¬ ner Ansprüche. Diesem stellte sich Kaiser Joseph H. mit der schön¬ sten Armee in Böhmen entgegen. Aber Maria Theresia wollte ih¬ re letzten Jahre in Ruhe verleben und unterhandelte wider den Willen Kaiser Joseph's mit Friedrich II. wegen des Friedens, der zu Teschen den 13. Mai 1779 geschlossen wurde, ehe cs zu einer Schlacht kam. Maria Theresia begnügte sich mit der Abtretung des Innviertels. Am 29. Nov 1780 folgte die große Fürstin ihrem Gemahle in die Gruft. Sie hinterließ 8 Kinder. Von ihren 4 Söhnen war der älteste Joseph II., ihr Nachfolger; der zweite Leopold ll., Großher¬ zog von Toskana; der dritte Ferdinand, Gouverneur von Mailand, und Gemahl der Erbprinzessin Beatrir von Modena; der vierte Mari- milian, Deutschmeister und Churfürst von Köln. Maria Antonia, die jüngste aus ihren 4 Töchtern, war mit Ludwig XVI. von Frank¬ reich vermählt. §. 56. Kaiser Joseph II., der vor seinem Regierungsantritte durch viele Reisen den Zustand seiner Länder kennen gelernt hatte, gab (1781) das Toleranzpatent, wodurch allen seinen Untcrtha- nen freie Religionsübnng und gleiche bürgerliche Rechte gewährt wnrdcn. Dieß machte, daß die Bevölkerung ungemein zunahm. Als er die Niederlande für Baiern an den Churfürsten Karl Theodor vertauschen wollte, schloß Friedrich II., König von Preus- 1 19 sen, nm dieses Project zn hintertreiben, mit mehreren deutschen Für, sten den sogenannten Furstenbund. Kaiser Joseph konnte seine Ab¬ sichten mit Waffengewalt durchsetzen; aber er brachte der Ruhe von Europa seine Interessen zum Opfer. Doch war eS ihm nicht gegönnt, seine Regierung in Frieden zu beschließen. Die Türken hatten der russischen Kaiserin Katharina H. den Krieg erklärt und diese verlangte der bestehenden Defensiv - Allianz gemäß Bnndeshülfe von Oestreich. Daher stellte Kaiser Joseph II. 200.000 Mann mit 2000 Stück Geschütz rings an der türkischen Gränze ans. Allein der Feldzug ließ sich keineswegs so gut an, wie des Kaisers Hoffnung sich ihn dargestellt hatte; denn der größte Theil der russischen Truppen wurde durch einen drohen¬ den Angriff der Schweden aufgehalten, und in der östreichischen Hauptarmee vor Belgrad brach eine Epidemie aus, welche viele Soldaten dahin raffte. Auch des Kaisers Gesundheit wurde hier so erschüttert, daß er nach Wien zurückkehren mußte und sich nicht mehr recht erhöhten konnte. Bei der Armee ließ er seinen zum Thronfolger bestimmten Neffen Franz, und Gideon London. Dieser übernahm das Commando und zwang Belgrad, nach¬ dem die russische Hanptarmee die Schweden geschlagen hatte und an die türkische Gränze znrnckgekehrt war, nach 36 tägiger Bela¬ gerung zur Ucbergabe. Nun verloren die Türken einen Ort nach dem andern. Diese Fortschritte der östreichisch-russischen Armee erregten die Eifersucht Friedrich's II. von Preussen, so daß er mit den Tür¬ ken in Bünduiß trat und in Schlesien eine Armee gegen Oestreich zusammcnzog. London mußte nach Mähren eilen, nm die Gränze zu decken. Mitten unter diesen Ereignissen entriß der Tod den Kai¬ ser Joseph II. der Welt (am 20. Februar 1790). Ihm folgte sein Bruder Leopold II., Großherzog von Toskana, der mit Preus¬ sen eine friedliche Convention zu Reichenbach und mit den Türken den Frieden zu Szistowe (1791) schloß, in welchem er Belgrad und alle Eroberungen bis auf Alt-Orsowa und Czetin zurück gab. Er stellte die Ruhe, welche die Josephinischen Neuerungen 120 gestört hatten, überall her; nur in den Niederlanden mußte sie mit Waffengewalt wieder hergestellt werden. §. 57. Der niederländische Aufruhr hing mit den revolutionären Vor¬ gängen in Frankreich zusammen, wo die von dem Könige Ludwig XVI. ( 1787 ) nach Paris berufene Versammlung der Stände eine höchst unglückliche Wendung genommen und den König selbst ins Gefäng- niß geworfen hatte. Um Maßregeln zu verabreden, diesen zu ret¬ ten, hielt Leopold II. eine Zusammenkunft zu Pilnitz in Sachsen mit Friedrich II. von Preussen. Bald darauf entschlief er ( am I. März 1792 ). Seine 10 Söhne, die er hinterließ, hießen: Kaiser- Franz II., Nachfolger inOestreich und in der Kaiserwürde; Ferdinand, Großherzog von Toskana; Karl, General-Capitän von Böhmen; Leopold, Palatinns von Ungarn, nach dessen Tode ( 1795 ) in dieser Würde Joseph folgte; Anton, Großmeister des deutschen Ordens; Johann, General-Director des Genie-und Fortificationswesens; Rainer, Vice-König von der Lombardie und Venedig; Ludwig, General - Director der Artillerie; Rudolph, Cardinal und Erzbischof von Olmütz. §. 58. Innere Verhältnisse nnd Cultnrzustä'nde vom I. 1740 — 1792. Unter Maria Theresia sanken die alten Formen und neue gingen hervor, welche vorzüglich Kaunitz und Sonnenfels entwar¬ fen und die Kaiserin genehmigte. So trennte sie die Leitung der auswärtigen Staatsgeschästc von der Verwaltung des Innern durch Errichtung einer geheimen Hof-und Staatskanzellei, welche zu¬ gleich die administrative Stelle für Belgien und die Lombardie war, und in der Verwaltung des Innern die Gerichtsbehörden von den politischen Stellen. Als Mittelbehörden zwischen dem Throne und den Statthaltereien wurden verschiedene Hofstellen errichtet. Um einen allgemeinen Mittelpunkt zur Uebcrsicht aller Staatögeschäfte 42t herznstellen, wurde der Staatsrath geschaffen. Die Kreisämter wur¬ den errichtet, daß sie die Unterthanen von der Willkühr der Grund¬ herrn sicherten und beider Rechte überwachten. Die Justizpflege verbesserte Maria Theresia dadurch, daß sie die Herenprozesse vcrboth, die Tortur abschaffte und die Todes¬ strafe ans die größten und gefährlichsten Verbrecher beschränkte. Sie bemühte sich ihrem Heere eine vervollkommnete Verbesse¬ rung zu geben und wurde in diesen Bemühungen durch ihren Sohn Joseph ll., den Fürsten Lichtenstein und den Fclomarschall Lascy thätig unterstützt. Zur militärischen Erziehung der Jugend errichtete sie ( 1752) die Ingenieur-Akademie in Wiener - Neustadt. Zur Erziehung des Adels für die Staatsgeschäfte gründete sie ( 1746) das Theresianum. Nachdem die Jesuiten ( 1773 ) aufgehoben worden, wurde der gelehrte Unterricht auf Universitäten, Lyceeu nnd Gymnasien nach den Bedürfnissen des Staates zweckmäßig eingerichtet. Das Studium der Heilkunde wurde unter der Leitung des Leibarztes der Kaiserin Van Swieten an allen hohem Lehranstalten einge¬ führt und in Wien der Grund zum Thierarznei - Institute gelegt. Auch that mau zur Verbesserung des Apothekcrwesens sehr viel. Die Apotheker erhielten passenden Unterricht, mußten Latein ver¬ stehen, wurden strenge geprüft und bekamen genaue Instructionen. Die sorgfältige Monarchin stiftete auf Joseph's Zureden, nachdem dieser in Paris das Institut des Abbe de l'Epee besucht hatte, das Taubstummen-Institut in Wien. Sie richtete ihr Augenmerk auch auf die Bildung der Zigeu¬ ner und gab 1768 eine Verordnung, daß künftig diese rohen No¬ maden feste Wohnsitze wählen, sich mit Gewerben beschäftigen, ihre Kinder kleiden und in die Schule schicken sollten; aber sic erreichte nicht den beabsichtigten Zweck. Mit noch größerem Ernste faßte Maria Theresia die Ange¬ legenheiten der Kirche vorzüglich in Ungarn und Galizien ins An¬ ge, wo sie viele Bisthümer errichtete. Auch gründete sie ( 1776 ) ein Erzbisthum'in Görz. 4 6 422 Wie sehr sie sich die Lage des Bauernstandes angelegen sein ließ, isi ans den gesetzlichen Verfügungen ersichtlich, durch welche sie den Druck der Leibeigenschaft zu mildern suchte. Um den Seehandel zu heben, sicherte sie die Triester- Rhede durch einen großen Damm, der von ihr Maria-Thcresien-Damm heißt, und erklärte das Küstenland zum Eommercialdistricte. Um verdienten Offizieren Ehre zu erweisen, hat sie nicht nur den von ihrer Mutter gestifteten Elisabeth-Orden erneuert, son¬ dern auch zum Andenken der Schlacht bei Kollin (am 18 Juni 1757 ) den Maria - Theresien - Orden gegründet. Für verdienstvol¬ le Civilbeamte stiftete sie am 6. Mai 1769 den nach Ungarn's er¬ stem Könige benannten St. Stephan's - Ritterorden. Kaiser Joseph II. hob am I.Nov. 1781 die schon von seiner Mut¬ ter gemilderte Leibeigenschaft gänzlich auf. Diese Verfügung und sein Toleranzpatent machten, daß die Bevölkcrmrg in seinen Staa¬ ten dergestalt znnahm, daß neue Kirchen und Schulen gebaitt wer¬ den mußten. Er hob 624 Klöster auf. Die Einkünfte derselben bestimmte er zur Gründung der Religions - und Schnlfonde, und die Mönche übernahmen die Seelsorge auf den neuen Lokalicn. Die zunehmende Bevölkerung in dem Erzherzogthnme Oestreich ver¬ anlaßte ihn auch die Bisthümer zu Linz und St. Pölten zu errich¬ ten. Das Erzbisthum in Görz versetzte er nach Laibach. Zur Er¬ ziehung des Klerus errichtete er ein General-Seminarium in je¬ der Provinz. Der Geist der Duldung dehnte sich auch auf die Juden aus. Diesen wurde nicht nur Schutz für ihre Person und ihr Eigenthnm zugesichert, sondern auch verstattet, Grundstücke zu pachten, auf denselben alle Zweige der Wirthschaft zu betreiben, sich mit Hand¬ werken und Künsten zn beschäftigen, Fabriken und Manifactnrcn anzulegen, öffentliche Schulen zu besuchen und Doctorwürden und juridische Praxis anzimehmen. Kaiser Joseph II. schaffte die Todesstrafe gänzlich ab, und setzte an ihre Stelle das Schiffziehen auf der Donau und die Anschmic- dung in ewigen Gefängnissen. Unter Maria Theresia pflegte man 123 Die Verbrecher von Stand und Geburt bisweilen insgeheim zu be¬ strafen, nm Aergcrniffen vorzubeugcn; Joseph befolgte unerbittlich den Grundsatz, daß kein Stand vor Strafe und Schande schützen dürfe. In Ungarn entzog er den geistlichen und weltlichen Grund¬ herrn das bisher von ihnen oft gemißbranchte Recht des Blutban- ues. Maria Theresia ließ den Juden ihre Rabbinalgerichte; Kaiser Joseph, der jeden Separatismus ungern sah, unterordnete sie den allgemeinen Gerichtsbehörden. Wie im Rechtswege so wurde» sie auch in Abgaben und andern Angelegenheiten alle» übrigen Unterthemen gleich gestellt. Joseph II. fuhr, wie seine Mutter, eifrig in den Verbesserungen des Sanitätswesens fort. Er stiftete unter andern die mcdicinisch- chirurgische Joseph's Akademie in Wie» (Josephinum), um seine Armee mit tauglichen Aerzten und Wundärzten zu versehen; unter ihm durften nur streng geprüfte Apotheker angestellt werden. Da¬ zu kam, daß die Kreisphysiker die Apotheken untersuchen und de¬ ren Zustände jährlich der medicinischen Facultät einbcrichten mußten. Nicht alle Anordnungen Kaiser Joseph's II. fanden Beifall. Seinen Scenerungen trat besonders in Ungarn mancher Widerstand entgegen. Aber am schwersten griff den Ungarn an das Herz die Verordnung vom 7. April 1784, welcher zufolge die ungarische Krone mit allen Rcichskleinodien nach Wien in die Schatzkammer wandern mußte, und der Befehl vom 6. Mai 1784 folgenden Inhaltes: Von nun an sollen sämmtliche Beamte des ungarischen Reiches die deutsche Sprache fertig reden und richtig schreiben lernen. Nach Verlauf von 3 Jahren wird der Gebrauch der lateinischen Spra¬ che aus allen Dikasterien Ungarn's, Kroatiens und Sicbenbürgcn's verbannt und jeder Ober - und Unterbcamte, welcher der deutschen Sprache noch nicht hinlänglich kundig sein wird, entlassen werden. Am 27. Aug. 1784 wurde die Einfuhr aller Naturproducte und Fabrikate, welche sich in den östreichischen Ländern gewinnen ließen, verbothen. Die Folge dieses Verbothcs war, daß viele neue Fabriken angelegt wurden. Um die Fabrikanten und Hand¬ werker anzueifern, ihre Produkte immer mehr zu verbessern und j 24 neue zu erfinden, wurden Belohnungen und Preise für die Verbesse¬ rung der Producte und die Erfindung neuer Fabrikate ausgeschrieben. Um den Absatz der Producte zu befördern, ließ er Straßen bau¬ en, Flüße schiffbar machen, und den Wiener-Schifffahrts-Kanal graben, um die Donau mit dem adriatischen Meere zu verbinden. Er erklärte Karlopago und Zeng für Freihäfen. Triest, von ihm aufgemuntert, knüpfte mit China und Ostindien Verbindungen an. Die nikobarischen Inseln am Eingänge des bengalischen Meerbu¬ sens wurden von dem kaiserlichen Schiffe »Joseph und Theresia « für Oestreich in Besitz genommen. Verschiedene erfahrne Seelcntc wurden auf Entdeckungen ausgeschickt. Allein der Tod, der den Kaiser Joseph II. schon im 10. Jahre seiner Regierung weggerafft hatte, machte den Entdeckungsreisen ein Ende. Viele seiner Pla¬ ne wurden nicht ausgeführt, weil sein Bruder und Nachfolger Leo¬ pold II. den Wünschen der Laudstände entgegen kam, und mehre¬ re Reformen wieder aufhob. §. 59. Kaum hatte Franz II. den deutschen nnd östreichischcu Thron bestiegen, als er schon die Kriegserklärung Frankreichs empfing. Dieses erklärte nach Lndwig's XVI. Enthauptung auf der Guillo¬ tine am 21. Jänner 1793 den Krieg auch gegen England, Hol¬ land, Spanien, Sardinien, Portugal, Toscana und den Papst. Da aber im I. 1795 unter andern auch Preussen und Nord¬ deutschland Separatfrieden zu Basel geschlossen hatten, so führten Süddeutschland und Oestreich allein den Landkrieg. In Deutschland erfocht Erzherzog Karl Sieg für Sieg. Allein in Italien siegte Bonaparte bei Montenottc, Milestmo, Arcoli und Rivoli, erober¬ te Mantua und fiel in Ober-Steiermark ein, wo er, von dem übrigen französischen Heere abgcschnitten, auf Waffenstillstand an¬ trug, der in Judenburg am 7. April 1797 auf 6 Tage geschlossen wur¬ de. Diesem Waffenstillstände folgte am 18. April in Leoben der Präliminar-und am 18. Oct. 1797 der Defi'nitivfricdc in Campo Formio, in welchem Franz II. Belgien an Frankreich und die ita- 425 lienischen Besitzungen jenseits deö Gardasees an die neu errichtete cisalpinischc Republik abtrat. Dafür bekam er die Republik Vene¬ dig nebst dem dazu gehörigen Friaul, Istrien, Dalmatien und Cattaro. §. 60. Eingeschaltete Geschichte Venedig's von den alten Zei ten bis zum Frieden von Campo Formio ( 1797). Der trojanische Prinz Antenor soll (1180 v. CH.) die He- netcr, ein klein-asiatisches Volk, in jene Gegend Italiens, wel¬ che die Venctianer im 14. Jahrhunderte nach CH. G. eroberten, geführt und daselbst Patavium erbaut haben. Die Hencter unter¬ warfen sich (183 v. CH.) den Römern und blieben bis zum Un¬ tergänge des Römischen Reiches unter ihrer Bothmäßigkeit. Als die Hunnen unter Attila Aquilcja und mehrere andere Städte (452 ) zerstörten, flüchteten sich die Bewohner der zerstör¬ ten Städte auf die Inseln im adriatischen Meere, wo sic mehrere kleine Ortschaften aulcgten, welche von Tribunen regiert wurden, bis sie sich im I. 697 vereinigten und den Paolucci Anafcsto zu ihrem Herzoge (Doge) wählten. Die kleinen Inseln wurden durch Brücken mit einander verbunden und in kurzer Zeit stieg ciue volk¬ reiche Stadt gleichsam aus dem Meere empor, welche den Nahmen » Venedig « erhielt. Bald hatte diese Stadt eine große Seemacht und behauptete die Sicherheit des adriatischen Meeres vorzüglich gegen die saraccnischeu Seeräuber. AuS Furcht vor diesen ergaben sich die istrischcn und dalma¬ tinischen Seestädte noch vor dem Ende des 10. Jahrhundcrtcs dem Schutze Vcncdig's und zahlten einen Zins dafür. Die Kreuzzüge gaben der Schifffahrt und dem Handel der Venctianer den höch¬ sten Schwung; denn die Venctianer brachten die Kreuzfahrer nach Asien, ihre Flotten halfen die asiatischen Küstenstädte erobern und kamen mit reichlichen Maaren zurück. Dadurch wurde ihre Macht so vergrößert, daß der Doge Ziani sich des Papstes Alcraudcr III. 126 gegen Friedrich I. annehmen konnte, und über diesen einen wichti¬ gen Sieg zur See erfocht. Als der Doge Vital Michieli sich eine unumschränkte Herr¬ schaft verschaffen wollte, empörte sich das Volk und ermordete ihn. Um also die willkührliche Macht des Doge einzuschränken, setzte man ihm eine zahlreiche Versammlung der Vornehmen (450 bis 480 ) als hohen Rath zur Seite (1172). Dieser besetzte beinahe alle Aemter, und schränkte den Doge noch durch die Errichtung des klei¬ nen Rathes (la Signoria) ein, ohne dessen Zuziehung keine Staats¬ angelegenheit entschieden werden durfte. Nach der sogenannten Schließung des hohen Rathes wurde der Eintritt in denselben nur auf die Familien der damahligen Mitglieder beschränkt und so bildete sich eine erbliche Aristokratie. Zu spät sahen die Gemeinen ein, daß für sie keine Regierung bes¬ ser ist, als die monarchische, welche Vital Michieli einführen woll¬ te ; daß in den Freistaaten die Großen alle Vortheile nur sich selbst zueignen und die Lasten gewöhnlich auf die Niedern wälzen. Die aristokratische Verfassung faßte so tiefe Wurzeln, daß sie durch kei¬ nen Aufstand umgestürzt werden konnte. Als die Kreuzfahrer auf dem 4. Kreuzzuge Konstantinopel ( 1204) eingenommen hatten, und das morgenländische Kaiscr- thum unter sich theilten, erhielten die Venetiancr ansehnliche Land¬ striche in Thrazien und Griechenland, wie auch Eandia und meh¬ rere der schönsten Inseln im Archipelagus und im jonischen Meere. Zwar verloren sie viele von diesen Besitzungen an die Genueser, mit deren Hülse Michael Paläologus (1261) den byzantischcn Kaiserthron wieder hcrgestellt hatte; aber sie schloßen mit dem Sultan von Aegypten einen vortheilhaften Vertrag, wodurch sie sich des ganzen ostiudischen Handels bemächtigten, der über das rothe Meer und Aegypten geführt wurde. Eben dieß verwickelte die Venctianer mit Pisa und vorzüglich mit Genna in langwierige Kriege, die sich aber zum Vortheile der Erster» endigten. Nun fingen die Venetianer an, sich auch auf dem festen Lande immer weiter auszubrciten; sic unterwarfen sich 127 im 14. Jahrhunderte Treviso, im 15. Vicenza, Padna, Verona, das Friaul, Brescia und Bergamo nehst ihren Bezirken. Nachdem sie sich in dem letzten Jahrhunderte auch die Inseln Zante, Cepha- lonia und (Zypern unterworfen hatten, wurden sie so mächtig und furchtbar, daß Kaiser Maximilian I., Ludwig XII-, König von Frankreich, Ferdinand, König von Aragonien und der Papst Ju¬ lius II. ein Bündniß zu Cambray ( 1503 ) gegen sie schloßen. Al¬ ber den Papst und den König von Aragonien brachte Venedig da¬ durch vom Bunde ab, daß es ihnen seine Plätze im Kirchenstaate und im Neapolitanischen abtrat. Mit dem Ende des 15. Jahrhundertes begann die Macht der Venetianer abzunchmcn. Den heftigsten Stoß gab ihnen die Ent¬ deckung Amcrika's, wodurch der Handel eine ganze andere Richtung nahm, und die Auffindung des Seeweges nach Ostindien unter Afrika, wodurch sie das Monopol der ostindischcn Waarcn, durch welches ihnen unermeßliche Reichthümer zuströmtcu, verloren. Da¬ zu kam, daß ihnen die Türken in der 2. Hälfte des 16. Jahrhun¬ derts Zypern und cur Jahrhundert später Candia entrissen. Die Venetianer erhielten zwar im Karlowitzer - Frieden Morea und ei¬ nen Theil von Dalmatien; aber im I. 1716 verloren sie erstere Besitzung wieder. Venedig fühlte seine Schwäche und beobachtete im 18. Jahrhunderte bei allen Kriegen anderer Mächte eine stren¬ ge Neutralität. Auch während des französischen Rcvolutionskrieges blieb es neutral. Allein die Franzosen trafen solche Maßregeln, daß die Venetianer zu Vertheidigungsanstalten gezwungen wurden. Diese sah Napoleon als Kriegserklärung an und kehrte seine gan¬ ze Macht, nachdem mit Oestreich der Präliminar - Friede zu Leoben geschlossen worden, gegen Venedig und eroberte es in kurzer Zeit. In dem Definitiv - Frieden zu Campo Formio ( 1797 ) wurde die Republik Venedig so gethcilt, daß die cisalpinischc Republik das feste Land jenseits des Gardasees, Oestreich das feste Land dies¬ seits des Gardasees mit der Hauptstadt Venedig nebst Istrien und Dalmatien, und Frankreich die Inseln im jonischen und ägäische» Meere unter dem Nahmen »jonische Republik« erhielt. Z. 61. 4 28 Da während des französischen Revolutions - Krieges in Poh¬ len ost Unruhen ausbrachen, so erfolgte im I. 1793 die zweite -und im I. 1795 die dritte Theilung des pohlnischen Reiches, wobei Oestreich 6 Landschaften mit der Hauptstadt Krakau erhielt. Napoleon eroberte im Juli 1798 Aegypten, von wo er Unterhandlungen mit den Fürsten in Indien anknüpfte, um daselbst den englischen Handel zu unterdrücken. Während nun Napoleon in Afrika war, führte der Reichsfriedens--Eongreß zu Rastadt, der den Frieden von Campo Formio auch auf Deutschland hätte aus- dehnen sollen, nicht zum Ziele, und der Krieg entzündete sich wieder. Erzherzog Karl focht glücklich in Deutschland. Auch die italie¬ nische Armee unter Melas und Krai, mit welcher die Russen un¬ ter Suwarow vereiniget waren, schlug die Franzosen. Allein Na¬ poleon, der unvermuthet aus Aegypten zurückgekehrt war, und sich als erster Consul au die Spitze der französischen Regierung gestellt hatte, führte eine frische Armee nach Italien und erkämpfte durch den Sieg bei Marengo über Melas ( am 14. Juni 1800 ) aber- mahls den Besitz der Lombardie. Da auch Erzherzog Johann, wel¬ chem Erzherzog Karl wegen Krankheit das ComMando abgetreten hatte, von Moreau bei Hohenlinden in Baiern (den 3. Dec. 1800) besiegt worden war, so wurde der Friede schon am 9. Febr, 1801 zu Luncville zwischen dem Grafen Cobeuzel und Joseph Bo¬ naparte geschlossen. Der Etschfluß wurde als Gränze Oestreich's in Italien bestimmt. Toscana wurde in ein Königreich (E- trurien) für den Herzog von Parma verwandelt, dessen Land sammt dem Herzogthume Modena zu der cisalpinischen Republik geschlagen wurde. Der Großherzog von Toscana erhielt zur Ent¬ schädigung das Erzstift Salzburg und die Abtei Berchtesgaden mit der Ehurwürde, und der Herzog von Modena bekam den östreichi- schen Breisgau und die Ortenau, welche Kaiser Franz II. für die Bisthümer Trient und Briren abtrat. <«29 Neunter Zeitraum. Äestreich ein Erbkaiserthnin ( 1804— 1852). §. 62. Nachdem Napoleon am 20. Mai 1804 sich zum Kaiser von Frankreich hatte ausrufen lassen, erhob auch Kaiser Franz II. am 11. Ang. 1804 die Gesammtheit seiner Erbländcr zum Erbkaiser- thume und legte seinen Brüdern und Nachkommen den Titel »kaiserliche Hoheit « bei. Als der französische Kaiser im I. 1805 Hannover besetzte und England mit einer Landung bedrohte, sah sich Kaiser Franz genöthiget, die Waffen im Bunde mit England und Rußland wie¬ der zu ergreifen. So begann die 3. Periode des französischen Krie¬ ges. In Italien siegte zwar Erzherzog Karl über Massen«; aber in Deutschland wurde der General Mack von Napoleon in Ulm eingeschloffen und zur Kapitulation gezwungen. Unaufhaltsam dran¬ gen nun die Franzosen bis Austerlitz in Mähren vor, wo cs am 2.Dec. 1805zur entscheidenden Schlacht kam, in welcher Napoleon li¬ ber die vereinigte östreichisch - russische Armee siegte. Bald darauf (am 26. December) wurde der Friede zu Preßburg geschlossen, in welchem Kaiser Franz II. das Venetianische an das Königreich Italien, welches Napoleon aus der cisalpinischen Republik geschaf¬ fen hatte, Tirol an Baiern und die schwäbischen Besitzungen an Würtenbcrg und Baden abtrat. Dafür bekam er Salzburg und Berchtesgaden als Herzogthum. Der Großherzog von Toscana er¬ hielt das Herzogthum Würzburg. Baiern und Würtenbcrg wurden zu Königreichen erhoben. Da bald nach diesem Frieden 16 süddeutsche Fürsten den Rheinbund schloßest, dessen Protector Napoleon war, so legte Kai¬ ser Franz II. die römisch - deutsche Kaiscrwürde ( 1806 ) nieder und blieb bloß Erblasser von Oestreich als Franz I. 17 430 §. 63. Der König von Prcnsscn schmeichelte sich mit der Hoffnung^ die norddeutschen Staaten unter dem Nahmen des nordischen Reichsbnndes zu vereinigen, nnd die Würde eines Kaisers von Norddeutschland anzunehmcn.- Allein bald kamen Mißverstandniße zwischen Frankreich und Preussen, die mit jedem Tage gesteigert wurden, so daß der Ausbruch des Krieges voraus zu sehen war. Preussen, welches jetzt vereinzelt der französischen Uebcrmacht ge¬ genüber stand, sah leider den Fehler ein, daß es nicht Ein Jahr früher mit Oestreich alliirt die Waffen gegen Frankreich ergriffen hatte. Am 14. October 1806 wurde bei Jena die Entscheidungs¬ schlacht geliefert, in welcher die preussischen Truppen theils nie- dergchauen, theils in die Flncht geschlagen wurden. Als Rußland ( am 28. Nov. 1806) den Krieg gegen Frankreich erklärt hatte, schlossen sich die Trümmer der preussischen Armee an die russischen Truppen an. An: 7. und 8. Febr- 1807 wurde bei Eylau in Prensscn eine der furchtbarsten und blutigsten Schlach¬ ten geschlagen, in welcher die Russen mit eiserner Tapferkeit foch¬ ten und von beiden Seiten der Verlust an Todten und Verwun¬ deten außerordentlich war. Da also der Erfolg dieser Schlacht für beide Theile hemmend war, so folgte ihr ein 4 monathlicher Waf¬ fenstillstand, worauf der Definitivfriede zwischen Rußland und Frank¬ reich am 7. Juli zu Tilsit geschlossen und zwei Tage später auch von Preussen unterzeichnet wurde. Dieses wurde aus der Reihe der ersten Mächte herausgcdrängt; ja seine Existenz war nur ein politisches Scheinleben. Die Länder, welche Preussen abtrat, Hesseukassel und Braun¬ schweig, wurden in das neue Königreich Westphalen für Napo- leon's Bruder Hieronymus verwandelt. Der Herzog von Sachsen, der zum Könige erhoben wurde, bekam Warschau als erbliches Her- zogthum. Diese nebst allen norddeutschen Fürsten traten in den Rhein¬ bund, der bereit sein mußte , seine Streitkräfte für Napoleon's In¬ teresse zu erschöpfen. Um den Völkern des festen Landes alle Verbindung und allen 331 Seehandel mit England abzuschneiden, führte Napoleon das Con- tinentalspstem ein. Demnach mußte anch Oestreich seine Seehäfen den englischen Schiffen verschließen; es mußte im Triester - Ge- bieth die Dienstbarkeit einer französischen Militärstraße von Vene¬ dig nach Dalmatien dulden. §. 64. Franz l., Kaiser von Oestreich, durch unzählige Beleidigun¬ gen und freche Verletzungen ihm zngcstaudener Verträge heraus- gcfordert, errichtete im I. 1808 die Militärrescrvcn und die Land¬ wehre und griff, als Napoleon mit dem spanischen Volke Krieg führte, wieder zu den Waffen. In dieser 4. Periode des französischen Krieges standen in Deutschland die größten Helden jener Zeit, Kaiser Napoleon und Erzherzog Karl, feindlich einander gegenüber, linier den vielen Schlachten, die geliefert wurden, waren die blutigsten bei Regens¬ burg ( 18. — 23. April 1809 ), Aspern (21. und 23. Mai) und Wagram (5. und 6. Juli). Bald darauf ( am 12. Juli ) wurde zu Znaim ein Waffenstillstand und am 14. October der Definitiv- fricde in Wie» geschlossen, in welchem Kaiser Franz I. Salz¬ burg und Berchtesgaden nebst dem Innviertel und einem Theilc vom Hausruckviertel au Baiern, den Villacherkreis von Kärnthen, ganz Kram, Görz, Triest, Istrien, das ungarische Litorale und Kroatien bis an die Save an Frankreich als illprische Provinzen und endlich Westgalizien an das Herzogtum Warschau abtrat. §. 65. Napoleon, um nicht als Erbe der Revolution zu gelten, und den Schein der Ansprüche auf den französischen Thron zu gewin¬ nen, beschloß, da alle Hoffnung verschwunden war, aus der Ehe der Kaiserin Josephine (die er freilich nur bürgerlich vor dem Municipium gehcirathet hatte ) Kinder zu erhalten, diese Ehe auf- zulösen und sich mit einer Prinzessin aus einem regierenden Hau¬ fe zu vermählen. Die Wahl fiel auf die Erzherzogin Maria Luise, 4 32 älteste Tochter des Kaisers von Oestreich. Am 11. März 1810 wurde sie durch Procuration dem Erzherzoge Karl angetraut. Am 1. und 2. April wurde zu St. Eloud die bürgerliche und zu Pa¬ ris die geistliche Vermählung wiederhohlt. Z. 66. Alexander 1., Kaiser von Rußland, des Contiuentalsystemes überdrüßig, gestattete durch einen Ukas vom 13. Dec. 1810 die Einfuhr der Colonialwaareu in Rußland. Napoleon sah diesen Il¬ kas als einen Bruch des Tilsiter-Friedens an und marschirte ( 1812), da er auch die Kräfte des Rheinbundes in Anspruch nahm, mit mehr denn 5l>0.000 Mann nach Rußland. Obschon der russi¬ sche Kaiser alles hinter sich durch Feuer verwüsten ließ, so dran¬ gen doch die Franzosen sorglos bis Moskau vor, in der Hoffnung, daselbst volle Magazine zu finden. Da aber auch diese Stadt (am 14 Sept 1812) in Brand gesteckt worden, so wurden die Franzosen zum Rückzüge genöthiget, ans dem sie durch HungerS- noth, Kälte, Krankheiten und beständige Angriffe der Kosaken aufgerieben wurden, so daß nur bei 24.000 Mann zurückkchrten. Die Russen, an welche sich zuerst die Preussen angeschlossen hatten, drangen über die Elbe nach Deutschland vor. In den Friedens¬ unterhandlungen, welche Napoleon, nachdem er mit einem frischen Heere aus Frankreich gekommen war, am 12. Juli 1813 in Prag eröffnete, verlangte Kaiser Franz I. die östreichischen Besitzungen mit den Gränzen vom I. 1792. Da ihm aber Napoleon bloß den Gewinn von Schlesien versprach, so ließ er 300.000 Mann un¬ ter dem Commando des Fürsten Karl von Schwarzenberg zu dem verbündeten russisch-preussischen Heere stoßen. Hernach schloßen die Kaiser von Oestreich und Rußland und der König von Preus¬ sen zu Töplitz in Böhmen die Tripelallianz, worin sie sich ver¬ sprachen, keinen Separatfrieden zu schließen. In dieser 5. Periode des französischen Krieges war die ver¬ bündete Armee unter drei Hauptanführer, den Fürsten Karl von Schwarzenberg, den General Blücher und den Kronprinzen von 133 Schweden Karl Johann verthcilt. Nach vielen Gefechten zogen sich endlich die verbündeten Heere auf Leipzig's historischem Boden zusammen, wo am 16., 17. und 18. Octobcr 1813 unter dem Oberbefehle des Fürsten Schwarzenberg die entscheidende Schlacht gekämpfct wurde, welche den Furchtbaren niedcrwarf und für im¬ mer lähmte. Nach diesem Siege über Napoleon wurde der Rhein¬ bund aufgelöset, indem die Bundesgenossen sich an die Alliirten anschloßcn. Da Napoleon das alte Frankreich mit den Gränzen vom I. 1792, welche ihm die Alliirten antrugen, verschmähte, rückten diese auf 6 Seiten in Frankreich ein, und eroberten am 31. März 1814 Paris, wo am 30. Mai der Friede geschlossen wurde. Na¬ poleon legte die Regierung nieder, und erhielt einen Jahreögchalt von 2,000.000 Frauken, die Insel Elba und den Kaisertitel auf Lebenszeit. Seine Gemahlin, die Kaiserin Maria Luise und ihr Sohn bekamen Parma, Piacenza und Guastalla. §. 67. Um verschiedene Rechte auszugleichen, wurde im Sept. 1814 in Wien der Congrcß eröffnet. Kaiser Franz I. überließ Belgien dem neuen Königreiche der Niederlande und Westgalizieu an das mit Rußland vereinigte Königreich Pohlen. In Ansehung Italiens verständigte man sich dahin, daß es in mehrere kleine Staaten gc- thcilt blieb. Die Primogenitur des Hauses Oestreich erhielt das lombardisch - venetianischc Königreich, mit welchem das Veltlin und die Landschaften Chiavenna und Bormio vereinigt wurden. Die Se- cundogenitur bekam das Großherzogthnm Toscana und die Tertio- genitur das Herzogthum Modena. Der spanische Jnfant Karl Ludwig bekam das Herzogthum Lucca mit der Anwartschaft auf Parma nach dein Hintritte der gegenwärtigen Souveräns; dage¬ gen gestand man für diesen Fall dein Großherzogc von Toscana die Anwartschaft auf Lucca zu. Maria Luisens Sohn (der junge Napoleon) wurde mit den chcmahligen pfalzbaicrischen Gütern in Böhmen entschädiget und ihm der Titel eines Herzogs von 434 Reichstadt mit dem Prädicatc » Durchlaucht « uud der unmittel- baren Rangfolge nach den Erzherzogen verliehen. §. 68. Allein mitten unter diesen Verhandlungen durchbebte den Con- greß (am 13. März 1815 ) die Nachricht, daß Napoleon von Elba entwichen und am 1. März bei Cannes gelandet sei. Die verbündeten Heere brachen alsoglcich wieder nach Frankreich auf. Die Thätigkeit des Congresses schritt unterdessen fort. Was Deutschlands Verfassung betraf, lehnte Kaiser Franz den Wunsch, daß er die niedcrgclegtc römisch-deutsche Kaiserkrone wieder auf sein Haupt setzen möchte, mit Entschiedenheit ab. Da anch der Plan der Zweiherrschaft Oestrcich's und Preuffen's in Deutschland aus mehrfachen Gründen unausführbar schien, so wurde auf Met- ternich's Vorschlag der deutsche Bund am 8. Juni 1815 geschlos¬ sen. Franz l., weit entfernt, blindlings nach äußerer Vergröße¬ rung zu Haschen, sah mehr auf das Anpaffende als bloß auf geo¬ graphischen Umfang oder Köpfezahl. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, forderte er bei der Regelung des Bundcsgebiethes am obern Rhein nur so viel, als zu seiner Ausgleichung mit Baiern, welches Tirol, das Inn - uud Hausruckviertet, so wie beinahe das ganze Herzogthnm Salzburg abgetreten hatte, erforderlich war. Franz I. trat für die Länder Böhmen, Mähren, Schlesien, Zator, Auschwitz, Oestreich, Steiermark, Kärnthen, Krain, Istrien, Triest und Tirol dem deutschen Bunde bei uud bekam auf der Bundes¬ versammlung zu Frankfurt das Präsidium mit 4 Stimmen. Die Herzogthümer Krain und Kärnthen, die Markgrafschaft Istrien, Triest und die Grafschaft Görz wurden im August 1815 zu ei¬ nem Königreiche Illyrien verbunden. Auch Dalmatien mit Ragusa und Cattaro erhielten den Titel eines Königreiches. Die östreichische Monarchie bekam im Wiener-Frieden einen Flächenraum von 12.060 geograph. Qnadratmeilen mit beiläufig 28 Millionen Ein¬ wohnern, die man jetzt schon auf 37 Millionen rechnet. §. 69. 135 Nachdem Napoleon am 18. Juni 1815 bei Waterloo von den Engländern und Preussen vollständig besiegt worden, floh er nach Paris, wo er zu Guusten seines Sohnes abdanktc. Die Ab¬ dankung wurde von den Kammern angenommen, Napoleon II. jedoch nicht proklamirt, sondern eine Rcgiernngscommissson mit Fonscha an der Spitze niedcrgcsetzt, welche Bevollmächtigte in das Hauptquartier der Verbündeten zu Hagenau sendete, um über die Anerkennung Napoleon's ll. mit einer Regentschaft zu unterhan¬ deln. Allein diese wurden nicht vorgelassen. Am 7. Juli nahm Ludwig XVll!, wieder vou dem Throne Frankreich's Besitz. Napoleon floh von Paris nach Rochefort, um sich nach Ame¬ rika cinzuschiffcn; aber er wurde durch englische Kreuzer an der Abfahrt gehindert, und mußte sich diesen ( am 24. Juli ) gefangen ergeben, worauf er auf das Eiland St. Helena verbannt wurde. 70. Am 26. Sept, unterzeichneten die Kaiser von Oestreich und Rußland und der König von Preussen zu Paris den unter dem Nahmen »der h. Allianz« bekannten Vertrag, worin sie ihren Entschluß aussprachcn, sowohl iu der Verwaltung ihrer Staaten, als auch in der politischen Beziehung zu jeder andern Regierung nur die Gebothc des christlichen Glaubens, der Liebe, der Gerech¬ tigkeit und des Friedens zur Richtschnur zu nehmen. Beinahe zwei Monathe später (am 20. Nov. 1815) wurde der zweite Pariser- Friede geschlossen, der die Ruhe der Welt sicherte. Die verbünde¬ ten Heere blieben 6 Jahre in Frankreich, welches nicht nur 700,000.000 Franken Kriegslasten zahlen, sondern auch alle Kunst- schätzc, welche seine Heere aus fremden Staaten weggeführt hat¬ ten, zurückgeben mußte. Es gab unter andern die 4 berühmten vom Portale der St. Markuskirche in Venedig weggenommenen Pferde - Statnen zurück. §. 71. Allein 6 Jahre nach dem Pariser-Frieden wurde schon in i36 Italien die Ruhe gestört. Die Vereinigung der Halbinsel unter Einem Oberhaupte war der Zielpunkt geheimer Verbindungen, der Adclphia in Obcritalien und der Carbonaria in Untcritalien. Zn der Adclphia, welche Napoleon's Zwinghcrrschaft ( 1805) er¬ zeugt hatte, gehörten viele ans dem Adel und an 2000 Offiziere der chcmahligen italienischen Armee, die unter Oestreich's Fahnen keine Anstellung erhalten hatten. Ihr Centralvcrein war in Mailand. Als nun ( 1820 ) die Carbonari die monarchische Gewalt in Neapel erschütterten, wurde zur Bcrathnng über gemeinschaftliche Maßregeln, die Rnhc in Italien zu sichern, zu Troppau einCon- greß eröffnet, welcher, da man dem Schauplätze der revolutionären Bewegungen näher sein wollte, und die Gegenwart des Königs von Neapel nöthig schien, im Dec. 1820 nach Laibach verlegt wur¬ de. Da aber das Parlament zu Neapel den Beschlüßen der Mo¬ narchen auf dem Eongresse zu Laibach kein Gehör gab, rückte (am 4. Fcbr. 1821) General Frimont mit 60.000 Mann über den Po und stellte die gesetzliche Ordnung in Neapel wieder her. Inzwischen bewirkten auch die Adelphi zu Turin, Alerandria und Tortona Aufstände, um, wie in Neapel, die mehr demokra¬ tische als monarchische Eonstitution der spanischen Cortes cinznfüh- rcn. Unter diesen Umständen dankte der König von Sardinien Victor Emanuel ( 13. Mai 1821 ) ab. Aber seinem Nachfolger Karl Felix sagte der Congreß zu Laibach die Waffenhülfe Oest¬ reich's zu. Dem Befehle Kaiser Alerander's 1. gemäß hätte auch ein russisches Heer ans Wolhynien nach Italien zn Hülse anfbre- chen sollen. Allein ehe die russischen Truppen sich in Bewegung setzten, schlug der östreichische Feldmarschall - Lieutenant Graf Bu- bna, der mit 20.000 Mann über den Ticino gegangen war, das Heer der Rebellen und führte die gesetzmäßige Regierung wieder ein. Auf dem Congresse zu Verona, der im October 1822 eröffnet wurde, nahm Frankreich über sich, in Spanien die monarchische Regierung wieder herzustellen. Die Theilnehmer an den hochverrätherischen Umtrieben, die man in dem lombardisch - venetianischen Königreiche entdeckt hatte, 4 37 wurden z»m Tode verurtheilt, welche Strafe der nachsichtige Mo¬ narch gewöhnlich in ein mehrjähriges Gcfängniß verwandelte. Anch ans den deutschen Universitäten machte sich unter einigen Lehrern und Schülern ein gefährlicher Geist bemerkbar. Um dem Umsichgreifen dieses Ucbels Einhalt zu thun, wurde im Sommer 4819 eine Art Congreß in Karlsbad gehalten und im September dieses Jahres kam ein zweiter Eongreß in Wien zu Stande, wel¬ cher über die Vervollständigung jener Gegenstände, die in der Buudesacte zweifelhaft geblieben waren, eine Urkunde entwarf. Franz l. entschlief am 2. März 1835. Ihm folgte sein Sohn Fer¬ dinand I. Noch von keinem Regenten war mit mehr Milde gegen politische Verbrecher verfahren worden, als von diesem guten Kaiser. Jenen Hochverrätern, welche zu der politischen Secte »der giovinc Italia « gehörten, die noch bei den Lebzeiten des Kaisers Franz I. entstanden war, und ihr nächstes Augenmerk auf den Umsturz aller Regierungen in Italien richtete, stellte er frei, nach Amerika auszuwandcrn. Ein solcher Verbrecher durfte sein Vermögen sammt der Familie mitnchmcn und war auf Acrarial- kosten nach einem amerikanischen Hafen geführt. §. 72. Die Magyaren setzten auf dem Reichstage, der am 20. Mai 1843 in Prcßburg eröffnet wurde, fest, daß in Zukunft alle königliche Präpositionen, Decrete, Bescheide und Erlässe an den Reichstag, so wie auch die Gesetze in ungarischer Sprache abge¬ faßt werden sollten, und daß diese die officielle Sprache aller Be¬ hörden sowohl in Ungarn als in allen diesem Reiche ciuverlcibten Ländern sein sollte. In diesem Gesetze lag der Keim des Natioual- haßes, der zwischen den Magyaren und Slaven mit jedem Jahre gesteigert wurde. §> 73. Pohlnischc Emigranten iu Paris rechten unaufhörlich die russi¬ schen, preussischen und östreichischcn Pohlen zur Auflehnung gegen 48 4 38 die gesetzmäßig,' Regierung. Diesen revolutionären Einflüsterungen ergaben sich ( 1844) Edcllcute hin, welche über den bessern Rechts¬ zustand, der ihnen nicht mehr die frühere Willkühr gegen ihre Bauern gestattete, ergrimmt waren, und zettelten eine weite Ver¬ schwörung an, welche sich (1845 ) über die östreichischen und preussischen Antheile des chcmahligen Pohlens verzweigte. Aber alle diese politischen Umtriebe wurden entdeckt und über die Theil- nehmer an denselben die verdienten Strafen verhängt. Da das freie Gebieth Krakau immer die Rolle eines der Revolution zu Gebo- the stehenden Stapelplatzes spielte, so schloßen Rußland, Oestreich und Preussen zu Wien am 6. Nov. 1846 eine Ucbereinknnft, kraft deren Kaiser Ferdinand l. die gedachte Stadt nebst dem Gebiethe seinem Kaiserreiche cinvcrleibtc. Als häufige Gerüchte von diesen Revolutionen und zuletzt auch von dem Aufstande in Paris, wo am 24. Februar 1848 der greise König Ludwig Philipp entthront und Frankreich zu einer Republik proklamirt wurde, unter die Wiener erschollen, wurden endlich auch diese von Frcihcitsideen angesteckt, so daß sie sich am 13. März 1848 gegen die unumschränkte Regierung auflehnten und eine con- stitutioncllc verlangten. Kaiser Ferdinand I., dem kein Opfer für das Wohl seiner Unterthanen zu groß schien, gab die verlangte Constitution, in Folge deren unter andern der erste Kanzler Fürst Metternich entlassen, nud die Bewaffnung aller waffenfähigen Mannschaft vom 20. bis zum 50. Jahre ungeordnet wurde. Nachdem im östreichischen Italien die Nationalgarden errichtet worden, meinte man allgemein, einer jeden Armee gewachsen zn sein. Da man also den Zcitpnnct gekommen wähnte, der alten Idee, Italien unter Einem Oberhanptc zn vereinigen, die auch eine Lieblingsidee des Königs von Sardinien geworden war, prak¬ tisches Leben geben zn können, brach am 19. März in der Lom- bardie und bald darauf im Venetianischen ein furchtbarer Aufstand aus. Nachdem der Oberste Marinovic, Commandaut des Arsenals in Venedig, erschlagen worden, übergab der Feldmarschall Zichy, von den Rebellen am 23. März plötzlich überfallen, diesen alle 4 39 feste Plätze, worauf östreichischc Truppen theils ohne Waffen thcilS bewaffnet die Lagunenstadt räumten. Das Nähmllchc geschah in den übrigen Städten; nur Verona, Mantua und Peschiera behaup¬ teten noch die Oestreicher. In Mailand brach die Revolution so plötzlich ans, daß die Offiziere nicht Zeit hatten, ihre Kostbarkei¬ ten mitznnehmeu. Da der kriegsbewährte 82 jährige Feldmarschall Graf Radetzki die Schwäche seiner Streitkräfte fühlte, ihm die Zufuhr der Le¬ bensmittel und Munition von allen Seiten abgeschnittcn wurde, nnd Karl Albert, König von Sardinien, den Rebellen zu Hülfe eilte; so beschloß er, Mailand anfzngeben und den Rückzug nach Verona anzntrctcn, nm die Verbindung mit Tirol zu sichern und Verstärkung zu erwarten. Aber lange mußte der umsichtige Feldherr auf diese warten, weil Ungarn und Böhmen, wo Nationalhaß Unruhen erregte, eine starke Macht nöthig hatten. Karl Albert griff am st. Mai die Oestreicher, ehe sie Verstärkung erhielten, bei Verona au; aber er mußte nach einem Gefechte von 9 Stun¬ den die Flucht nehmen. Wäre das Schlachtfeld für dw Reiterei geeignet gewesen, so würde er völlige Niederlage erlitten haben. Inzwischen sammelte der Fcldmarschall-Lieutenant Graf Nu- gent bei Görz eine Armee, nahm Udine schon am 23. April ei» nnd rückte vor Treviso, wo er aber das Commando dem Grafen Melden abtrat. Von dieser Armee trennten sich in der Nacht vom 18. zum 19. Mai 18.500 Manu, marschirten mitten unter den Rebellen und stießen am 25. Mai zu der Hauptarmee in Verona. Feldmarschall Radetzki dadurch verstärkt, ergriff die Offensive nnd erstürmte am 27. Mai Curtatonc. Als er aber gegen Goito vor¬ rückte, fand er den Feind so stark, daß er sich zurückziehcU mußte. Gleich darauf ging er auf Vicenza los, welches am 10. Juni ca- pitulirte. Nach Vicenza's Fake ergab sich Padua ohne Schwert¬ streich, und Treviso schloß am 13. Juni mit dem Fcldmarschall- Lienteuant Melden die Capitulation. Nachdem Graf Radetzki hinreichende Verstärkung erhalten hat¬ te, erstürmte er am 25. Juli Somma Campagna, Custoza u. s. f. 4 40 und am 6. August rückte er schon wieder in Mailand ein, wo am 9. ein sechswöchentlicher Waffenstillstand geschloffen wurde, wel¬ cher, im Falle er nicht verlängert würde, acht Tage vor dem Ab¬ läufe aufgeküudiget werden mußte. §. 74. Die Ungarn verlangten ein eigenes Ministerium, welches am 18. März 1848 bewilliget wurde. Die Magyaren hatten schon früher, als ihre Hofkanzellei in Wien war, die Nationalität der Kroaten wenig geachtet, so daß kroatische Abgeordnete auf den Reichstagen sich oft gekränkt fühlten. Daher erregte die Nachricht von der Bewilligung deS ungarischen Ministeriums in Kroatien und Slavonien ungcmesscne Besorgnisse. Baron Jcllacic, Ban von Kroatien und Slavonien, der dem Untergänge seiner Nation nud der Entfremdung Kroatien's und Slavonien's von dem östreichi- schen Kaiserthrone entgegen sah, verweigerte dem neuen ungari¬ schen Ministerium den Gehorsam. Da dieses bittere Klagen über die Unbeugsamkeit des Banns beim Kaiser führte, wurde die Ent¬ setzung des Letzter» ausgesprochen und ein Prozeß gegen ihn an¬ geordnet. Allein bald überzeugte sich der Kaiser, daß der redliche Ban aus gegründeten Besorgnissen für den östreichischen Kaiscrthron und die Nationalität der dem Königreiche Ungarn einvcrlcibtcn Slaven sich dem ungarischen Ministerium nicht unterwarf, und setzte auf ihn, nachdem er ihn für eine feste Säule seines Thro¬ nes anerkannt hatte, noch viel größeres Vertrauen, als vorher. Der Nationalhaß, der die Magyaren und Slaven dahin brachte, daß sie sich zum Kriege gegen einander rüsteten, erwachte im Juni 1848 auch zwischen den Zhechen und Deutschen in Prag, so daß Fürst Windischgrätz diese Stadt bombardiren und beide Nationen blutig zur Ruhe weisen mußte. §. 75. Der tapfere Ban setzte, nachdem er alle waffenfähige Män¬ ner zu den Waffen gerufen hatte, am 11. September 1848 über 4 4t die Drau und drang unaufhaltsam bis zum Plattcnscc vor. Da aber in Wien am 6. Octobor cine schreckliche Ochlokratie sich bil¬ dete, die den Grafen und Kriegsminister Latour erschlug und die Flucht des Kaisers Ferdinand l. nach Olmütz veranlaßte; gab der Bau seinen Plan, in Ungarn weiter vorzudringen, auf, und be¬ schloß gegen Wien zu marschiren. Vor dieser Stadt vereinigte er sich mit dem Fürsten Windischgrätz, der auch mit einer Ar¬ mee gegen die Wiener - Rebellen rückte. Als die kaiserliche Armee unter dem Oberbefehle des Fürsten Windischgrätz die Residenz¬ stadt belagerte, eilten die Ungarn zum Entsätze derselben herbei; aber sie wurden von dem Bane an der Schwächet besiegt und in die Flucht geschlagen. Wien wurde am 1. November erstürmt, und am 26. d.M. setzte sich die Armee gegen Ungarn in Bewegung. Bald darauf ( am 2. Dec. 1848) legte der kränkelnde Kaiser Ferdinand I. die Regierung nieder. Ihm folgte sein Neffe Franz Joseph, da er schon in einem Alter war, daß man mit Zuversicht erwarten konnte, er werde den stürmischen Zeiten gewachsen sein. Da die Rebellen bei Raab und Moor gänzliche Niederlagen erlitten hatten, so zog die kaiserliche Armee schon am 5. Jänner 1849 in Ofen und Pesth ein. Die Häupter der Revolution flohen nach Dcbreczin. Z. 76. Als Karl Albert, König von Sardinien, am 12. März 1849 den durch Stillschweigen verlängerten Waffenstillstand aufgckündi- gct hatte, bewährte der greise Fcldmarschall Graf Radetzki sein Feldhcrrntalent von neuen in der glänzendsten Weise, indem er schleunigst die Truppen zusammen zog, mit 70.000 Mann über den Ticino ging, die feindliche über 80.000 Mann starke Armee am 21. März bei Mortara schlug und am 23. März bei Novara gänzlich besiegte. Gleich darauf legte Karl Albert zu Gunsten sei¬ nes Sohnes Victor Emanuel die Regierung nieder. Dieser schloß am 25. März einen Waffenstillstand mit Oestreich und am 6. Au¬ gust den Dcfinitivfrieden. Sardinien mußte die Kriegskosten 142 zahlen. Bald darauf (am 22. Slugust 1849) ergab sich Venedig mittelst Kapitulation. Die tapfer» ostreichischen Truppen stellten nicht bloß in dem lombardisch - venetianischen Königreiche, sondern auch in dem Groß- hcrzogthume Toscana und in den Herzogthümern Parma nnd Mo¬ dena unter dem Oberbefehle des Grafe» D'Asprc die gesetzliche Ordnung wieder her. Feldmarschall - Lieutenant Graf Wimpffen rückte mit 18 Battailloncn, 5 Eskadronen und 48 Geschützen in die nordöstlichen Delegationen des Kirchenstaates ein und zwang un¬ ter andern Städten Bologna und Ancona den Papst als ihren rechtmäßigen Landesfürsten anzuerkcunen. §. 77. Kossuth und andere Häupter der ungarischen Revolution brachten in Obernngarn ein großes Heer zusammen. Nachdem die¬ ses noch durch die Rebellen aus fremden Staaten verstärkt wor¬ den, mußte sich die kaiserliche Armee unter dem Oberbefehle des Fürsten Windischgrätz znrückziehen und die meisten eroberten Plätze wieder räumen. Darauf wurde Fürst Windischgrätz ab- bcrufcn nnd der Oberbefehl an den Grafen Melden übertragen, der aber den Kaiser bath, ihn wegen Krankheit von der Kriegs- schanbühue abtreten zu lassen. Dann erhielt Feldmarschall - Lieute¬ nant Baron Hainau, Nachfolger des Grafen Melden in Italien, nachdem dieser Militär - und Civitgonverneur in Wien geworden war, den Oberbefehl der Armee in Ungarn. Um nicht das fruchtbare Land, welches an allen drei Na¬ turreichen Uebcrfluß hat, durch langwierige Feldzüge gänzlich zn verwüsten, beschloß der Kaiser, die Rebellen mit großer Uebermacht anzugrcifen und dem Kriege ein schleuniges Ende zn machen. Zn dem Ende ersuchte er Rußlands Hülfe. Nikolaus 1., Kaiser von Rußland, stand nicht an, seine Truppen nach Ungarn marschiren zu lassen, weil eine große Anzahl seiner Unterthanen aus den ehe¬ maligen pohlnischcn Provinzen über die Gränze geschlichen war, und sich an die ungarischen Rebellen angcschlossen hatte. Bei 129.000 E Russen fielen von Osten und Norden in Ungarn ein und die ost- reichische Armee rückte von Westen gegen Osten vor. Die Rebellen zogen fich zuletzt in die Gegend zwischen dem Großfürstenthume Siebenbürgen und der Theiß. Nachdem sie aber bei Debreczin (am 2. Ang.), Kisbecskerck ( am 9. Aug.) und Temeswar (am 10. Aug.) geschlagen worden waren, un^ Gorgey sich mit 40.000 Mann am 12. Aug. 1849 ergeben hatte, flohen Kvssuth, Dem- binski, Bem und mehrere andere Häupter der Rebellen in die Türkei, wo ihnen, da die meisten sich zum Islam bekannt hatten, Kutahie in Asien znm Aufenthalte angewiesen wurde. Bem starb ( 1850), Und Kossuth bekam (1851) Erlaubniß Asien mit Amerika zu vertauschen. §> 78. Innere Verhältnisse nnd Cultnrznstände vom I. 1792 - 1852. Kaiser Franz l. sorgte für die Nationalbildüng, deren Lei- tnng einer eigenen Studien - Hof-Commission anvertraut wurde, durch Errichtung neuer Gymnasien, Lycccn, Akademien und Uni¬ versitäten, die vermöge ihrer entsprechenden Form auf Fortentwi¬ ckelung im hohen: Sinne hinstrebtcn. Für die Wissenschaften wurde auch durch Gründung vieler Bibliotheken und Museen gewirkt. Unter den vielen Natur - und Knustkabineten, die unter Franz 1. ins Leben traten, sind vorzüg¬ lich zu merken: das k. k. Münz - nnd Antiken - Kabinet und das Nationalfabriksprodnckten - Kabinet. Dazu kommt das vom Erzher¬ zoge Johann gegründete Joanneum zu Grätz. Auch die k. k. Aka¬ demie der bildenden Künste erhielt unter Kaiser Franz I. durch Auf¬ stellung neuer Statuten eine zweckmässigere Gestaltung. Da der sorgfältige Monarch wünschte, daß auch mittellose Jünglinge von Talent und guter Aufführung an dem gelehrten Unterrichte Thcil nehmen könnten; so stiftete er für solche viele Stipendien und traf allerhand wohlthätige Anstalten. Dieses Bei- spiel so wie auch der Character des Kaisers und der Geist seiner Regierung gewährte dem allgemeinen Wohlthätigkcitssinnc so große Anregung, daß einige reiche Familien verschiedene Stipen¬ dien für arme talentvolle Jünglinge stifteten, andere sogar gan¬ ze Institute errichteten. Die Anzahl der Studierenden nahm unter Franz l. so zu, daß vom I. 1809 bis 1831 791 neue Schulge¬ bäude in der Monarchie erbaut werden mußten. Außer den wohl- thätigcn Anstalten für arme Studierende wurden auch auf allen Seiten Civil - und Militär - Penstons - und Versorgungsanstalten ins Leben gerufen. Kaiser Franz war sogar in den Kriegsstürmen Verschönerer seiner Staaten und Gesetzgeber. Sein vorzügliches Augenmerk war auf die möglichste Vereinfachung des Gerichtsganges gerichtet. Er vollendete (1801) das bürgerliche Gesetzbuch, welches jedes frem¬ de Rechtsgcsetz entbehrlich machte. Unter den vielen Verbesserungen, die er schuf, gehört auch die Stiftung der Erzbisthümer zu Erlau und Görz und der Biöthümer zu Kaschau und Szathmar. Da er wohl wußte, daß die Landwirthschaft die Basis des Wohlstandes eines jeden Staates ist, bestimmte er für alle Zwei¬ ge derselben Prämien und Ehrenzeichen, nahmentlich für die Be¬ förderung der Obst - nnd Gartencnltur, der Bienen - Hornvieh - und Pferdezucht. Um fruchtbares Land zu gewinnen, ließ er sumpfige nnd morastige Gegenden trocken legen. So brachte die im Jahre 1819 auf seine Anordnung unternommene Austrocknung des Mora¬ stes bei Laibach eine Erdfläche von beinahe 3 Meilen zur Eultur. Auch die Industrie nahm unter ihm dadurch einen überraschend schnellen Ansschwung, daß er denjenigen, die etwas entdeckt, er¬ funden oder verbessert hatten, den ausschließlichen Genuß einer ge¬ machten oder verbesserten Erfindung für eine bestimmte Zeitfrist zugestand, nach deren Ablauf diese Erfindung Allgemeingut wur¬ de, nnd daß er dem mit der Landesindustrie enge zusammen hän¬ genden Handel große Freiheiten und reichliche Vortheile gewährte. Um diesen so viel als möglich zu beleben, wurdenim I. 1815 die privilegirtc östrcichische Nationalbauk in Wien gegründet, Venedig 4L5 (1829) für Freihafen erklärt, Dampfschiffe und vieleStraßen gebaut, unter welchen jene über das Gebirge Wellebit, welches Dalmatien von Kroatien trennt, die merkwürdigste ist. Diese Straße war nur durch unermeßlichen Kraft-und Kostenaufwand auszuführen; über 30.000 Minen mußten in Einem Jahre gesprengt werden. Kaiser Franz I. ertheilte den alten Geschlechtern Metternich, Sinzendors, Trautmannsdorf, Windischgrätz, Palffy von Er¬ död und Kohary fürstlichen Rang. Er nahm den Orden der eiser¬ nen Krone unter die übrigen vstreichischen Orden auf, die er durch den Leopold'ö-Orden vermehrt hatte. Im I. 1835 trat die östreichische Industrie zuerst im größe¬ ren Sinne vor die Schranken der Oeffentl-chkeit und dadurch in eine neue umfassendere Phase der Entwickelung; denn durch Be¬ günstigung des Kaisers Ferdinand 1. erfolgte im Sept, und Oct. des eben gedachten Jahres in Wien die erste allgemeine Gewerbs- Producten - Ausstellung. Der Kaiser nahm unmittelbar Theil an der Vertheilnng der eigens für diesen Zweck geprägten Medaillen. Die Folge davon war, daß sich ein neuer Geist gewerblichen Schaffeus in der ganzen Monarchie regte, durch den die Gegen¬ stände der vstreichischen Industrie so gediehen, daß sie im I. 1851 bei der allgemeinen Prodnctenausstcllnng in London in die vor¬ dersten Reihen gestellt wurden. Kaiser Ferdinand l. both dem Eisenbahnwesen bereitwillig die Hand. Zuerst wurde ( 1836 ) der Plan zur Ausführung der nach seinem Nahmen benannten »Kaiser Ferdinand's Nordbahn« zwischen Wien und Bochum mit den Nebenbahnen nach Brünn, Olmütz und Lroppan entworfen. Kaum war diese Bahn vollen¬ det, als schon die Vorarbeiten für die Anlage einer andern be¬ gannen. Da man auch unter Kaiser Franz Joseph 1. mit unermü¬ detem Eifer Eisenbahnen zu errichten fortfährt, so hofft man, daß in wenigen Jahren die meisten Länder der großen Monarchie mittelst der Eisenbahnen in Verbindung gebracht werden. Kaiser Ferdinand's I. mildes Herz ließ sich die Lage des so nützlichen und gedrückten Bauernstandes nicht wenig angelegen 19 446 sein; er empfahl nachdrücklichst die Ablösung der Herrendienste, Frohnen, Zehnten u. s. f. und trug daher kein Bedenken, die Aufhebung der Dienstbarkeit der Bauern, nachdem sie vom Reichstage mit Stimmenmehrheit gegen eine mäßige Entschädigung beschlossen worden war, am 7. September 1848 als Gesetz zu genehmigen. Kaiser Franz Joseph I. stiftete den Franz Josephs Orden mn jene Männer damit auszuzeichnen, welche in den Jahren 1848 und 1849, in welchen alle Völker Oestreich's auf politischen Wo¬ gen hin und her getrieben wurden, durch unverbrüchliche Treue sich nm seinen Thron verdient gemacht hatten. Im I. 1851 hob er die Militärgränze in Siebenbürgen ans. Als im I. 1831 die Cholera in Europa ansbrach, richtete sie in den Jahren 1831, 1836, 1849 und 1850 auch in den ost- rcichischen Staaten so große Verheerungen an, daß in den Städten, welche eine Bevölkerung von 80.000 Menschen haben, an Einem Tage 80 bis 100 Einwohner dahingerafft wurden, heißt Dachrinne. Der Nähme kommt daher, weil bei dieser Krank¬ heit die Feuchtigkeiten des Körpers mit Gewalt wie aus einer Dachrinne ausströmen. Vergebens bemühten sich die erfahrnste n Aerzte, ein Heilmittel wider diese epidemische Krankheit aufzufin- den. Vor Alters versuchte man die Cholerosen auch kaustisch zu hei¬ len. So suchte ein Arzt Rahmens Alerander in Makedonien, wo 500 Jahre vor Christo die Cholera ausgebrochen war, den Cho¬ lerosen dadurch zu heilen, daß er dessen Ferse mit glühendem Ei¬ sen brannte. 147 Zeittafel. Erster Zeitraum. t. — 983. Von Christi Geburt bis zur Ankuuft der Ba¬ benberger. 48. Der h. Markus gründete die Kirche zu Aglap. 50. Der h. Hermagoras Bischof in Aglay. 303. Der h. Florian wurde in die Enns gestürzt. 334. Der Gothcnkönig Geberich besiegte an der Ma¬ ros den vandalischen König Visumar. 395. Theilung des römischen Kaiserthumcs in zwei Reiche. 451. Attila's Niederlage air der Marne. 452. Gründung Venedigs. 453. Attila's Tod. 476. Zerstörung des abendländischen Reiches. 552. Der h. Rupcr errichtete das Bisthum in Salzburg. 565. Alboin tödtcte den Kunimund. 568. Einwanderung der Longobardcn in Italien. 569. Die Longobarden unterwarfen sich das heutige Südtirol. 624. Samo gründete den slavischen Staat. 640. Die Kroaten vertrieben die Avaren aus Dal¬ matien. 697. Paolucci Anafesto wurde zum Doge von Vene¬ dig gewählt. 709. Libnssa vermählte sich mit Przemysl. 748. Odilo II. stiftete die Benedictiner - Abtei zu Mondsee. 777. Tassilo II. gründete das Benedictiner - Stift Kremsmüuster. 796. Errichtung der Ostmark. 4 48 798. Pipin, Karls des Großen Sohn, thcilte Mäh¬ ren dem Salzburger Kirchcnspreugcl zn. 810. Böhmen wurde den Franken tribntär. 830. Pribina gründete den slavischen Staat, zn dem etwas von Ungarn, Vieles von Steiermark nnd ganz Slavonicn gehörte. 884. Die Ungarn, Magyaren und Knmanen nahmen unter Alvm's Anführung das jetzige Ungarn in Besitz. 895. Dem Alom folgte Arpad. 896. Tuhntun wurde Woiwoda in Siebenbürgen un¬ ter ungarischer Oberhoheit. 908. Theilnng des mährischen Reiches. 910. Die Ungarn eroberten die Ostmark. 949. Triest kaufte seine Freiheit dem Bischöfe Jo¬ hann II. ab. 950. Verona wurde eine deutsche Reichsstadt und der Bischof von Trient ein deutscher Reichsfürst. 955. Niederlage der Ungarn am Lech, Wiederherstel¬ lung der Ostmark und Errichtung des Trungaues. 973. Gründung des Bisthnmes in Prag. 983. Burkhard, Markgraf der Ostmark, fiel bei Ba- santello. Zweiter Zeitraum. 983. — 1156. Oestreich unter Markgrafen aus dem Hause Babenberg. 1000. Stephan I. wurde zum Könige von Ungarn gekrönt. 1024. Udalrich gab der erste unter den böhmischen Her¬ zogen seine Stimme zur Wahl des deutschen Königes. 1055. Bretislaw I. führte die Senioratserbfolge ein. 1086. Wratislaw II. überkam die königliche Würde persönlich. 449 1091. Ladislaus der Heilige, König von Ungarn, un¬ terwarf sich Kroatien 1127. Leopold der Starke, Markgraf von Steiermark, verlegte seine Residenz nach Gratz. 1128. Heinrich II., Graf von Sponheim, Ortenburg und Lavant bekam das Hcrzogthum Kärnthen. Dritter Zeitraum. 1156. — 1282. Oestreich unter Herzogen aus dem Hause Ba¬ benberg mit Einschluß des Zwischenreiches. 1158. Wladislaw II., Herzog von Böhmen, überkam die königliche Wurde persönlich. 1171. Der Doge von Venedig bekam den hohen Rath zur Sekte. 1180. Ottokar Vl., Markgraf von Steiermark, erhielt die Herzogswürde. 1192. Tod Ottvkar's VI. und Vereinigung Steicrmark's mit Oestreich. 1198. Ottokar I., Herzog von Böhmen, erhielt erbli¬ che Königswürde. 1202. Die Vcnctkaner nahmen Triest ein. 1216. Ottokar I. führte die Primogenitur ein. 1222. Andreas II., König von Ungarn, gab die gol¬ dene Bulle. 1268. Kärnthen kam an Ottokar II. von Böhmen. 1279. Die Venetianer räumten Triest. Vierter Zeitraum. 1282. — 1493. Oestreich unter Herzogen aus dem Hause Habs¬ burg bis Maximilian I. 1301. Der Mannsstamm der Arpaden erlosch. 1306. Der Mannsstamm der Przemysliden starb ans. 1364. Istrien wurde mit Krain vereiniget und dieses zum Herzogthume erhoben. -150 1374. Fiume wurde mit Kram vereiniget. 1382. Triest unterwarf sich Leopold III. 1396. Johann Galcaz Visconti kaufte den Herzogstitel. 1433. Johann Franz Gonzaga wurde Markgraf von Mantua. 1437. Kaiser Albrecht II. erbte Ungarn und Böhmen 1447. Franz Sforza wurde Herzog von Mailand. 1456. Friedrich IV. erbte die Grafschaft Cilli. 1458. Die Ungarn wählten den Mathias Corvinus und die Böhmen den Georg von Podiebrad zum Könige. 1471. Wladislaw von Pohlen wurde zum Könige von Böhmen gewählt. 1491. Eben dieser Wladislaw wurde König auch in Ungarn. Fünfter Zeitraum. 1493. — 1522. Von Kaiser Maximilian I. bis zur Theilung des Hauses Oestreich in die spanische und östreichi- sche Linie. 1496. Vermählung Philipp's 1. mit Johanna v. Spanien. 1500. Die Grafschaften Görz und Gradischka mit dem Pusterthale fielen an Oestreich. 1506. Tod Philipp's I. 1508. Das Bündniß zu Cambray gegen die Venetiancr. Sechster Zeitraum. 1522. — 1657. Von Ferdinand l. bis Leopold I. 1526. Ludwig II., König von Ungarn, fiel bei Mohacz. 1530. Friedrich II., Markgraf von Mantua, wurde zum Herzoge erhoben. 1535. Das Haus Sforza starb aus. 1538. Friede mit Johann Zapolya. 1566. Zrini's und Solyman's II. Tod. 151 1571. Sigismund Zapolya's Tod. 1606. Friede mit Bocökai. 1609. Kaiser Rudolph II. gab den Majestätsbrief. 1618. Anfang des 30 jährigen Rcligionökrieges. 1629. Friede zu Lübeck. 1631. Tilly's Niederlage bei Leipzig. 1634. Niederlage der Schweden bei Nördlingen. 1648. Westphälischcr Friede. Siebenter Zeitraum. 1657. — 1740. Von Leopold I. bis zum Erloschen des habs¬ burgischen Mannsstammes. 1683. Die Türken belagerten Wien. 1687. Ungarn wurde ein Erbreich. 1699. Karlowitzer - Friede. 1708. Karl IV., Herzog von Mantua, verlor seine Besitzungen. 1714. Nastädter - Frieden. 1718. Sicilien wurde für Sardinien abgetreten. 1719. Passarowitzcr - Friede. 1735. Präliminar-Friede in Wien. 1739. Belgrader-Friede. Achter Zeitraum. 1740. — 1804. Von Maria Theresia bis zur Erhebung Ocst- reich's zum Erbkaiserthume. 1748. Friede zu Aachen. 1772. Galizien und Lodomerien, Zator und Auschwitz kamen an Oestreich. 1777. Bukowina wurde mit Siebenbürgen vereiniget. 1779. Das Innviertel kam an Oestreich. 1795. Weftgalizien wurde mit Oestreich vereiniget. 1797. Die Republik Venedig kam an Oestreich. 4 52 1801, Kaiser Franz II. bekam im Lnneviller-Friede» die Bisthümer Trient und Briren. Neunter Zeitraum. 1804. — 1852. Oestreich ein Erbkaiserthum. 1814. Wiener Friede. 1821. Ocstreichische Truppen stellten in Neapel und Sardinien die gesetzmäßige Regierung wieder her. 1843. Reichstag in Ungarn. 1846. Krakan kam an Oestreich. 1848. Revolution in Wien, Italien und Ungarn. 1849. Italienische und ungarische Rebellen wurden völ¬ lig besiegt. 1851. Aufhebung der siebenbürgischen Militär-Gränze. In'lnrbt 153 Seite. (Erster Zeitraum. Vorgeschichte bis zur Ankunft der Ba¬ benberger. ....... 8. Innere Verhältnisse und Eulturznständc bis 983 . 8. Zweiter Zeitraum. Oestreich unter Markgrafen ans dem Hanse Babenberg. . . . . . .10. Dritter Zeitraum. Oestreich unter Herzogen aus dem Hause Babenberg mit Einschluß des Zwischenreiches. 13. Eingeschaltete Geschichte von Steiermark. . . 15. Eingeschaltete Geschichte Krain's. . . .22. Innere Verhältnisse nnd Cnlturzuständc vom Jah¬ re 983 — 1282. 23. Vierter Zeitraum. Oestreich unter Herzogen ans dem Hanse Habsburg bis 1493. 27. Eingeschaltete Geschichte Kärnthen's. . . .30. Eingeschaltete Geschichte Tirol's. . . .33. Eingeschaltete Geschichte der Grafschaft Gorz. . 36. Eingeschaltete Geschichte Jstrien's. . . .36. Albcrtinische Linie ...... 40. Leopoldinische Linie.. 43. Eingeschaltete Geschichte Triest's.. . . .43. Thcilung der Leopoldinischen Linie in die tiroli¬ sche und steierische Nebenlinie. .... 44. Tirolische Nebenlinie .45. Steierische Nebenlinie. ..... 46. Enltnrznstände v. I. 1282 — 1493. . . 51. Fünfter Zeitraum. Von Kaiser Maximilian I. bis zur Theilnng des Hauses Habsburg in die spanische und östrcichische Linie. . .... 52. Sechster Zeitraum. Von Ferdinand I. bis Leopold I. . 59. Eingeschaltete Geschichte Böhmens nnd seiner Kronländer. ....... 59. 20 454 Seite. Eingeschaltete Geschichte Ungarn's und seiner Kron¬ länder. ........ 73. Innere Verhältnisse und Culturzustände von Ma¬ ximilian I. bis Leopold I. . ... 99. Siebenter Zeitraum. Von Kaiser Leopold I. bis zum Erlöschen des habsburgischen Mannsstammes. . 101. Eingeschaltete Geschichte der Lombardie. . . 106. Innere Verhältnisse und Culturzustände von Kai¬ ser Leopold I. bis 1740. .... 110. Achter Zeitraum. Von dem Regierungsantritte Maria Thercsienö bis zur Erhebung Oestreich's zum Erb- kaiserthume. . . . . . . .113. Innere Verhältnisse und Cnlturzustände vom Jah¬ re 1740 — 1804 120. Eingeschaltete Geschichte Veucdig's. . . .125. Neunter Zeitraum. Oestreich ein Erbkaiserthum. . .129. Innere Verhältnisse und Culturzustände vom Jah¬ re 1792 — 1852. .. 143/ Seite 8 Z. — 8 — — 15 — — 17 — — 46 — — 114 — — 147 — 4 v. o. lies Burkhard statt Bernhard. 8 v. u. — 701 statt 582. 14 v. u. — Drau statt Donau. 11 v. u. — Gregor IX. statt VIII. 1 v. u. — Friedrich V. statt IV. 14 v. u. — im Feindeslande statt im Feindes Lande. 14 v. o. — 701 statt 552.