Es ist gewiß einleuchtend, daß es bei dieser Mannig- ^ faltigkeit der entscheidenden Faktoren gar keine allgemein giltigen Vorbilder und Musteruersuche für das Kollektivum ^ „Karst" geben könne, bevor man dasselbe in gewisse, nach ^ Vegetat!ons-B?dingnngen zu bildende Gruppen oder Parzellen getheilt hat, was eben nur auf Grundlage der befürworteten ^ Erhebungen möglich ist. i Nach sichern Nachrichten soll die hohe k. k. Statthalterei in Agram bereits in dieser Weise vorgehen lassen und es wäre ! zu wünschen, daß auch von andern Seiten ebenso die Karst- ^ bewaldung in Angriff genommen werde. Sagen der S'iovenen. ">- Die Sage vom Paradiesvogel ist eine allgemein verbrei- tete, und wir finden sie mit denselben Grnndzügen fast bei ! allen Völkern: daß der Vogel aus dem Paradiese stamme; daß er keine Füße habe und daher immer schwebe, ohne je die Erde ! zu berühren *); daß sein Gesang von bezaubernder Wirkung z sei u. dgl. Auch die Slovenen, wie alle slavischen Völker, ! kennen den Paradiesvogel (rnjsn plien) und erzählen die Sage ! von ihm in derselben Weise wie die Russen. Wir wollen sie ^ hier ganz so geben und man mag damit vergleichen Heim's ! »livi-e c!c lecluro I ihn mit Neugier und Staunen betrachteten. Er fragte sie, wie in so kurzer Zeit so große Veränderungen möglich gewesen; aber sie kannten ihn nicht und antworteten ihm nicht. Man führte ihn zum Vorsteher des Klosters. Dieser empfing ihn freundlich, fragte ihn, wer er sei und woher er komme? Der Mönch erzählte nun genau von seinem Gang in den Wald, z von dem himmlischen Gesang und wie er so entzückt und bczau- bert davon gewesen sei. Als der Mönch seine Geschichte beendet ' hatte, erinnerte sich der Vorsteher, in der Chronik des Klosters von einem Bruder gelesen zu haben, der aus dem Kloster fort- ging, aber nicht zurückkehrte. Er erwähnte es und „seit dem," setzte er hinzu, „sind schon mehr als tausend Jahre verflossen." Der Mönch erblaßte und rief aus: „Ich habe den Paradies- vogel gehört!" Als er aber die Süßigkeit des Gesanges be- schreiben wollte, fiel er todt zur Erde. Die Rolle des Paradiesvogels spielte in der Sage einst auch der Nabe. Das Volk erzählt i Im Anfang war der Rabe 5) Dic Indianer schneiden ihm die Füße ab, so nur gelangt cr zu unS und das ist dic Ursache der Sngr. daß cr immer fliege. der schönste Vogel auf der Erde. Seine Flügel waren weiß wie Schnee und er glänzte wie das Silber im Sonnenlichte. Seine Stimme war unter allen Vögeln die angenehmste, und wenn er durch die Lüfte flog und sang, da konnten sich die Leute nicht satt sehen an dem herrlichen Glänze seines Gefieders, konnten sich nicht satt hören an seinem melodischen Gesänge, der lieblich war, wie die Lieder der seligen Geister. Aber nur äußerst selten war es dem Menschen vergönnt, sich an seinem Gesänge zu ergötzen, weil er immer sich hoch in die Lüfte schwang und oben in den Wolken, auf den goldenen Strahlen der Sonne sich wiegend, sein Lied anstimmte. Untcr allen Vögeln hatte ihn Gott am liebsten und darum genoß er den Vorzug, im Himmel zu singen, wo die Engel ihm lauschten; selten ließ er auf der Erde seine schöne Stimme laut werden. Wer ihn aber jemals hörte, der konnte es nimmer vergessen, der war glücklich; denn mit den süßen Tönen zog himmlische Seligkeit in sein Her;. An einem hohen Feiertage war Gottesdienst in dcr Kirche und eine große Menge Andächtiger in derselben versammelt. Plötzlich erscholl außerhalb der Kirche der liebliche Gesang des Raben; er klang so reizend, so angenehm, wie ihn das Volk noch nie gehört hatte. Alle verließen das Gotteshaus, um den himmlischen Tönen zu lauschen, um das Lied zu vernehmen, das mit wunderbarem Zauber die Herzen fesselte. Nur der Geistliche blieb zuletzt zurück am Altare; alles Volk war hin- culsgeströmt. Allein der schöne Gesang dauerte nicht lange. Gott war darüber so erzürnt, daß er den Raben in einen gar- ' stigen, schwarzen, verachteten Vogel verwandelte, um dem Menschen zu zeigen, daß man beim Gottesdienst nicht Freude an irdischen Genüssen haben dürfe. Seine liebliche Stimme, die alle Herzen entzückt hatte, ward zum häßlichen Gekrächze. Nicht mehr in die Wolken lenkt er den Flug, nicht mehr in die ätherblauen Lüfte tragen ihn seine Schwingen. Unter dem Dornstrauch und in den Zweigen der Bäume versteckt er seine Gestalt, denn er schämt sich. Während er sonst, wie ein Schmetterling von den Düften der Blumen lebte, muß er jetzt vom Aas sich nähren und auf dem Felde sich dasselbe suchen. Wenn ihn die Leute auf einem Kirchthurm sitzen sehen, erin- nern sie sich immer noch seiner herrlichen Farbe, seiner schönen Gestalt, seiner süßen Stimme, und bei solcher Gelegenheit erzählen sie sich, wie aus dem gepriesenen, allgeliebtcn Vogel ein so häßlicher, verachteter ward. Verschiedenes. Besteigung des Schreckhorns. Die interessanteste Nachricht aus dem Verner Obcrlande ist unstreitig die vor einiger Zeit erfolgte Besteigung des Schreckhorns (42.668 Fuß) durch den Engländer Eustace Anderson aus St. Leo- nards in Mortlake (Surrey), der im August vorigen Jahres auch die Jungfrau, vor ihm bekanntlich nur vier bis fünf Mal überwunden, erklommen hatte. Am verflossenen 6. August begab sich Anderson mit den schon von frühern ähnlichen Unternehmungen her rühmlichst bekannten Gemsenjägern Peter