Laibcher TaMtt. Red action und Expedition: Bahnhosgasse Nr. 15 (VI rinn ^tänumetation«ptei(e: _ _ , „ uni e tt i o n e p t e t) t: «in- . „ _ Nr. 226. fufteÄi$£&&.£&! Donnerstag, 2. Oktober 1879. — Morgen: Candidus. rÄön'VaV"-L 12. Jahra, _ Mit der Post-San,jLhr. fl. IS. ° zeigen bi« ° Zeilen 20 kr. "*J / Ö 3ns ertions preise: Gin- Zur inneren Lage. Zwischen der Auflösung des früheren Parla--ments und dem Zusammetritt der neuen Volksvertretung liegt nur ein kurzer Zwischenraum. Doch hat er vollständig hingereicht, um sowohl fuf dem Gebiete der äußeren als auch auf jenem der inneren Politik Erscheinungen zutage zu fördern, welche der Gesammtsituation des Staates und seiner Parteien ein völlig verändertes Gepräge geben mussten. Die Mission Taasse's, das Coali-tionsministerinm, die friedliche Durchführung der Okkupation von Novibazar, der Rücktritt An-droffy's, die Reise Bismarcks nach Wien und die dcmit in Zusammenhang gebrachte österreichisch« deutsche Allianz — das alles sind Begebenheiten, von welchen eine jede einzelne geeignet ist, auch in einer stoffreicheren Zeitperiode die öffentliche Aufmerksamkeit zu fesseln. Leider hat es bei uns den Anschein, als ob das jüngste Regierungs-experiment das noch vorhandene geringe Interesse der Bevölkerung am politischen Leben vollends ertödtet hätte. Mit Ausnahme der Czechen, welche der an sie ergangenen Aufforderung zur dutzend-weisen Anfertigung von Vertrauensadressen bereit-willigst nachkamen, steht die Wählerschaft den Gingen, die da kommen werden, ziemlich stumpf gegenüber, fei es nun, dass sie bei dem rastlosen Wechsel unserer oft nur einem momentanen Bedürfnis entsprungenen Regierungsfystenie jeden Glauben an eine bessere Zukunft verloren hat, oder dass sie durch die zudringlichen Beschwichtigungsfaxen der Officiösen in eine Art Betäubung versetzt wurde, aus welcher sie jedoch früher oder später durch die keineswegs erfreulichen Schlussresultate der sogenannten Aussöhnungspolitik geweckt werden dürfte. Als die ersten Schritte zur Activierung des Vermittlvngsministeriums geschahen, hieß es allgemein, dass es sich dabei bloß um die Beseitigung einer Opposition handle, welche ihre Angriffe zunächst gegen eine Fortsetzung der Occupations-politik und die Beibehaltung des hohen Heeresbudget richtete. Wie heute die Verhältnisse stehen, wäre es jedoch überflüssig, diesen Zielen zuliebe alle Parteiverhältnisse Oesterreichs zur Einleitung eines in feinen Ergebnissen übrigens sehr problematischen Gährungsprocesses untereinanderzurütteln. Die friedliche Besetzung des Paschaliks von Novibazar und der Aufenthalt Bismarcks in Wien haben wesentlich dazu beigetragen, die gegen An-drassy's Politik früher gehegten Bedenken zu zerstreuen, und hätte das Heeresbudget aus ganz demselben Grunde wohl auch nicht mehr einen gar zu großen Widerstand gefunden. Es scheint demnach, dass die oben angebeuteten Ziele doch nicht die Gesammtheit aller Aufgaben der Taaffe'schen Eoalitionspolitik umfassen, oder dass man bei ihrer Verfolgung bereits zu weit nach rechts abgewtchen ist, um eine Umkehr bewerkstelligen zu können. Jedenfalls sind die letzten Vorkommnisse völlig geeignet, den Beweis zu liefern, dass man mit den Traditionen der letzten Parlamentssession völlig zu brechen gewillt ist. Nicht nur das Abgeordnetenhaus, auch das Herrenhaus wird in den Taaffe'schen Umbildmigsproeess hineingezogen. Hatten wir schon bei Besprechung des Pairsschnbes erwähnt, dass derselbe nur als eine natürliche Consequenz der Compromisspolitik erscheint, so stehen wir jetzt vor einem weiteren Schritte, das Herrenhaus den Plänen der Regierung zu nccornmobierat. Fürst Earl Auersperg hat feine Demission als Mitglied des Herrenhauses nachgesucht und erhalten. Um dieses Ereignis gehörig zu würdigen, erinnern wir daran, dass Carlos Auersperg es war, welcher nach dem Sturze Hohenwarts der Verfassungspartei des böhmischen Großgrundbesitzes jenen Wahlsieg ermöglichte, ohne welchen die Reform der Reichsrathswahlordnung im Sinne directer Wahlen unmöglich gewesen wäre. Freilich lag schon darin, dass Fürst Carl Auersperg dem Compromiss im böhmischen Großgrundbesitze zustimmte, eine Andeutung, dass entweder der Resolutionslärm des Grazer Parteitages ober aber anberweitige, nicht näher zu definierende Einflüsse den „ersten Cavalier des Reiches" zu einer Schwenkung in das konservative Lager bestimmten. Dass aber seine Demission als Präsident de8 Herrenhauses erst nach dem Pairsschub erfolgte, scheint anzudeuten, dass man diese Stelle einem Manne Vorbehalten will, dessen Vergangenheit keine so entschieden verfassungstreue Färbung besitzt, als jene des ehemaligen Vorsitzenden im Bürgerministerium. Neben dem Vorsitze im österreichischen Oberhause hält aber Graf Taaffe bekanntlich noch einige Ministerportefeuilles in Bereitschaft, welche höchst wahrscheinlich als Lohn jenen Politikern zngefprochen werden sollen, welche die Bildung einer verfassungstreuen lackierten Regierungspartei im Sinne der Bestrebungen Scharschmidts ermöglichen. Man sieht, an Preisen für ein politisches Wohlverhalten fehlt es nicht und auch an ei,.* zeliien Bewerbern wirb es nicht fehlen, ebenso wie heute schon bas Zustanbekommen einer zwischen Verfassuiigspartei uitb Autonomsten die Wage haltenden Mittelpartei außer allein Zweifel ist. Wie es scheint, bürsten sich auch bie Polen entschließe», zu der Regierung in engere Beziehungen zu treten. Wenigstens erklärt der Krakauer „Czas", dass die Hauptaufgabe der polnischen Abgeordneten darin bestehen müsse, sowohl bie maßlosen Fordeum-gen ber Czechen unb ihr Bestreben nach allzu großer Vergewaltigung ber Deutschen möglichst zu hctnmeu, als auch mit aller Kraft beit Tendenzen der nltta-conservativen reaktionären Partei entgegenzutreten. — Das wäre also eine Uebersetzung des von unseren Officiösen verkündeten Regierungsprogrammes des Grafen Taaffe in das Polnische, unb gewiss wird man nicht anstehen, aus dieser Er- Ieuilleton. Ein politischer Dichter des ^ Mittelalters. Von Dr. Hans Kraus. (Schluß.) Im Uebermaß seines patriotischen Schmerzes glaubte der Dichter sogar innerhalb der unvernünftigen Thierwelt ein geregelteres Gemeinwesen und ein tieferes Rechtsgefühl zu finden, als im kaiserlosen Deutschland, dessen Ehre ein Spielball der Fürstenwillkür zu werden drohe. Doch ob uns auch aus dem betreffenden Gedichte der Aus-ruf „W6 dir, tiuschiu zunge, wie stet dln orde-nunge!“ („Weh' dir, deutsches Volk, wie steht es mit deiner Ordnung!") wie ein Aufschrei aus tiefster Verzweiflung entgegentönt, der kräftige Geist des Dichters ergeht sich nicht länger in fruchtlos eitlen Klagen, sondern wendet sich in richtiger Erkenntnis der Sachlage an den Herzog Philipp von Schwaben mit der Aufforderung, die Reichskleinodien an sich zu nehmen und die über» müthigen Vasallen hinter sich treten zu lassen, welchem Wunsche Philipp unter dem Beifalle der Mehrheit der deutschen Fürsten auch nachkam. Inzwischen hatte aber auch der Welse Otto einen Bundesgenossen am Papste gefunden, der zu an-fang 1199 aus feiner bisher mit schlauer Berechnung gespielten Rolle eines scheinbar unparteiischen Beobachters heraustrat, indem er alle weltliche Macht nur als einen Ausfluss der päpstlichen Gewalt und sich allein nur als berechtigt zur Losung ber faktisch bereits gelösten Thronfrage erklärte. Leiber trug Otto fein Bebenken, sich um beit Preis ber tiefsten Erniedrigung bie Unterstützung bes Papstes zu erkaufen unb ben im Mittelalter so viel benützten Bannapparat auch gegen seinen rechtmäßigen König Philipp in Bewegung zu setzen. Doch noch waren ber Ruhm Barbarossa's unb der Glanz, welchen die auf Heinrichs VI. Haupte vereinigten Kronen Deutschlands unb Unteritaliens dem deutschen Namen verliehen hatten, zu frisch in aller Gedächtnis, als dass es Jnnocenz III. wagen durfte, ungestraft in die innersten Angelegenheiten des Reiches dnzugreifen, unb mit bittern Worten toenbet sich auch Walther gegen bie treulose Politik ber Pfaffenpartei, bie ihre geistliche Autorität zugunsten schnöder Selbstsucht verwerthe: „Zu Rom, da hört' ich lügen, Zwei Könige betrügen. Darob entstand der größte Streit, Der war und sein wird alle Zeit, Als feindlich sich entzweien Die Psaffen und die Laien. Das war eine Noth vor aller Noth, Leib und Seele lagen tobt. Doch ob auch die Psaffen sich wehrten: Noch stärker die Laien sich mehrten. D'rum legten jene die Schwerter nieder Und griffen zu der Stola wieder: Sie bannten, die sie wollten, Nicht jene, die sie sollten." Und Wie Walther dachte, so dachte die Mehrheit ber deutschen Fürsten, Otto, der Pfaffenkömg, ward aus betn Felde geschlagen, unb ber Friede Deutschlanbs schien gesichert, als bas Schwert bes Meuchelmörders Otto von Wittelsbach König Philipps Herrschaft ein frühzeitiges (Silbe leitete. Damit war bie ganze Parteistellung in Deutschland geänbert. Denn da man in Deutschland nicht daran dachte, den unter der Obhut des gehassten Papstes erzogenen Friedrich, den letzten Körung einen Beweis zu erbringen, dass die vermittelnde Haltung in immer weiteren Kreisen Anerkennung verdiene. Wir unsererseits sehen aber darin gar nichts Unerwartetes. Die Polen sind die hartgesottensten Egoisten unseres Parlaments. Sollen sie, die ja bereits ihr «scherflein autono-mistischer Zugeständnisse im Trockenen haben, durch ihren Anschluss an die czechischen Ultras eine Gegenströmung im Reiche hervorrusen helfen, die schließlich auch ihre bereits erzielten autono-mistischen Errungenschaften gefährden könnte? Dazu sind die Polen viel zu sehr auf den eigenen Vortheil bedacht, und es wäre daher gefehlt, ihrer nur auf einem egoistischen Calcül beruhenden Re-gierungSsreundlichkeit eine höhere Bedeutung zu-ruschrnben. Wichtiger ist, dass die bisher noch ybern verfassungstreuen Systeme zur Verfügung stehende „Bohemia" nicht umhin kann, zu erklären, dass der Entwicklungsgang der Coalitions- Solitik auch in solchen patriotischen Kreisen ernste Befürchtungen erweckt, welche früher aus vollem ? -erzen wünschten, dass es der Regierung vergönnt ein möge, alle Völkerschaften Oesterreichs zu harmonischem Zusammenwirken zu vereinigen. Englands militärische Lage. In England scheint man zur Einsicht zu kommen, dass die militärischen Mittel, welche dem britischen Weltreiche zur Vertheidiguug zugebote stehen, mit dem ungeheuren Umfange seiner Verteidigungslinie in keinem richtigen Verhältnisse stehen. So lange es sich allenfalls noch um eine kriegerische Demonstration in Europa handelt, wird eine drohende Auffahrt der englischen Kriegsflotte ihre Wirkung nicht verfehlen. Aber ein Staat, der in allen Welttheilen anzugreifen ist und der bei seinen letzten Colonialkriegen vollauf zu thun hatte» um mit einigen tausend schlecht bewaffneten Barbaren fertig zu weiden, kann sich doch nicht darauf verlassen, dass dort, wo die militärische Leistungsfähigkeit nicht hinreicht, die Bestechung mit englischem Golde ihre Wunder thue. udem ist die Spannung zwischen Rußland und ohn Bull eine derartige, dass es von letzterem sehr unklug wäre, die Gefahr eines für die Länge unvermeidlichen Zusammenstoßes mit dem nordischen Kolosse mit verschränkten Armen abzuwarten. In dem Maße, als England sein Gebiet vergrößerte, hat sich auch die Zahl seiner Gegner vermehrt, ohne dass damit die Vermehrung der Vertheidigungsmittel gleichen Schritt gehalten hätte. Das Einzige, was geschah, war die Instandhaltung der Kriegsmarine. Aber auch diese wurde nur auf Unkosten des Mutterlandes erhalten, während die Eolonien an den betreffenden Lasten gar nicht participierten. Sprossen des Staufenhauses, als König anzuerkennen, so schlossen sich jetzt, der ewigen Thron-streitigkeiten müde, auch die Anhänger der Hohenstaufen an Otto den Welfen an. War damit dem Willen des Papstes vorläufig genug gethan, so zeigte sich doch bald, dass es nicht gut angehe, zugleich ein tüchtiger Kaiser und ein guter Freund des römischen Stuhles zu sein, zumal Jnnocenz III. durch immer weitergehende Ansprüche König Otto fast absichtlich zum Bruche mit dem Pontisicate drängte. Selbstverständlich fiel der frühere Günstling in dem Momente in Ungnade, als er dem Willen seines ehemaligen Protektors Widerstand entgegenzusetzen wagte, und es wiederholte sich nun ganz das gleiche Spiel gegen Otto IV., wie es früher, freilich mit geringem Erfolge, gegen Philipp von Schwaben versucht worden war. Der hohenstaufische Friedrich, von dessen Jugend der Papst eine größere Nachgiebigkeit zu erwarten sich berechtigt glaubte, sollte diesmal das Schild für die päpstliche Anmaßung sein. Doch man durchschaute in Deutschland das freche Jntriguenfpiel, und als Jnnoeenz lll. noch auf den Einfall kam, in dem von ihm so schwer gekränkten Lande Um den erwähnten Uebelständen abzuhelfen und die Kriegsmacht Englands unter Benützung aller zugebote stehenden Mittel auf einen den Anforderungen der Gegenwart entsprechenden Stand zu bringen, tagt gegenwärtig in London eine Vertheidigungscommission. Nach den Andeutungen der englischen Presse zu urtheilen, denkt man in englischen Regierungskreisen daran, die Colonien zur Wehr- und Vertheidigungspflicht heranzuziehen. Gegen die Billigkeit einer solchen Maßregel lassen sich feine Einwürfe machen. Wohl aber ist der Schluss gestattet, dass von dem Augenblicke an, in welchem die Colonien äußeren Angriffen gegenüber mehr auf ihre eigene Kraft angewiesen werden, auch ihr Selbstbewusstsein mehr sich steigern wird, als mit dem bisherigen Abhängigkeits- und Ausbeutungssysteme von und durch England vereinbar ist. Mag man also die Lage Englands drehen und wenden, wie man will: in keinem Falle ist die Aufgabe der vorerwähnten Vertheidignngs-commission eine leichte. Die Situation des britischen Weltreiches erfordert eine stete Kriegsbereitschaft, wie sie nur mit Unterstützung der Colonien aufrechtzuerhalten ist. Der Appell an die Eigenkraft der Colonien muss aber früher oder später zu einer Lockerung des bisherigen Vormundschaftsverhältnisses zwischen ihnen und dem Mutterlande führen. — Zwar ist der Haupt-feind Englands viel zu schwerfällig, 'um an einen energischen Angriffskrieg zu denken. Aber neben Rußland, das allenthalben gegen England schürt und hetzt, besitzt dieses noch eine Unzahl kleiner Gegner, die es nie zur Ruhe kommen lassen und deren sich das gewaltige Albion nur durch geworbene Mietstruppen, und wo diese nicht ausreichen, nur durch die Bestechung zu erwehren vermag. In England ist der eherne Koloss der Bibel, welcher auf thönernen Füßen ruht, zur Wirklichkeit geworden, und es ist wohl der Zweifel berechtigt, ob die Vertheidigungscommission imstande sein wird, das zu immer weiteren Annexionen sörmlich genöthigte Weltreich auf eine militärisch verläßlichere Basis zu stellen, ohne den ganzen staatlichen Bau der britischen Weltmacht bis ans das Innerste zu erschüttern. Wenn ein viel verbreitetes Gerücht sich bewahrheitet, soll die Gcistciner und Wiener Ministerbegegnung ein Seitenstück in einem Besuche Gor-tschakoffs in Berlin erhalten. Dass man von Rußland aus alle Hebel in Bewegung setzt, um seine tatsächliche Isolierung einigermaßen zn bemänteln, ist leicht begreiflich. Hat ja doch dem „Berliner Tageblatt" zufolge Fürst Gortschakoff eine Depesche an die diplomatische» Agenten gesandt, wonach die Opferbüchsen, angeblich zum Zwecke der Mittelbeschaffung für einen neuen Kreuzzug, aufzustellen, hielt Walther seinen Unmnth nicht länger zurück: „Haha! wie so recht christlich uns der Papst verlacht, Wenn er seinen Wälschen sagt, was er bei uns gemacht: Was er da sagt, er hätt' cs besser nie gedacht! Er sagt: Ich Hab' zwei Deutsche unter eine Krön' gebracht, Dass sic das Reich zerstören, brennen und verwüsten, Indessen ich mir fülle meine Küsten; Hab' sie an meinen Stab gejocht: Ihr Gut wird alles mein, Ihr deutsches Silber fährt in meinen wälschen Schrein, Ihr Pfaffen, esset Hühner, trinket Wein Und lasst die dummen deutschen Laien fasten." Und wie schon früher Walther von der Vogelweide den ränkevollen Papst für die Greuel des Bürgerkrieges verantwortlich gemacht hatte, um mit dem Ausrufe: „owe, der habest ist ze junc: hilf hßrve dlner Christenheit!“ Gott zur Rettung seiner durch des Papstes Missregierung gefährdeten Kirche herbeizurufen, so wendete er sich auch jetzt gegen den Widerspruch in Lehre und Werken des Papstes, dessen Tücke schließlich noch die ganze christliche Welt zum Opfer fallen müsse: „Was fleh'n nicht alle Stimmen um des Himmels Waffen Und fragen Gott, wie lang er wolle schlafen? Intimität der beiden Kaiser von Deutschland und Rußland sich während der Anwesenheit Bismarcks in Wien durch einen eigenhändigen Brief des Kaisers Wilhelm an den Zaren von neuem bethätigte. Wenn man schon nach solchen Mitteln greift, um der Welt über die tatsächliche Entfremdung der deutschen und der russischen Reichspolitik Sand in die Augen zu streuen, so darf man sich auch nicht wundern, wenn Gortschakoff in einen sauer» Apfel beißt, indem er seinem Freunde von ehedem, dem Fürsten Bismarck, einen Besuch abstattet. Daraus aber eine nachteilige Rückwirkung auf die Beziehungen Deutschlands und Oesterreichs ableite» zu wollen, ist völlig unstatthaft. Wären ih Wie« Beschlüsse gefasst, Verträge vereinbart worden, so könnten allenfalls diesen Abmachungen neue Beschlüsse, neue Verträge entgegengestellt werden. So aber Hat es sich in Wien bloß darum gehandelt, gewisse Folgerungen aus der gegebenen politischen Situation zu ziehen. Diese Folgerungen föitneh, weil auf sachlicher Basis beruhend, durch eine Besprechung Gortfchakoffs mit Bismarck um so weniger hinfällig gemacht werden, als die früheren Versuche des russischen Staatskanzlers, eine Gegenalliauz zuwege zu bringen, gewiss nicht als Beweis eitler sonderlichen Interessengemeinschaft zwischen Rußland und Deutschland gelten können. * * * Nachdem der projektiert gewesene Fürstentag der christlichen Staaten auf der Balkan-Halbinsel ins Wasser gefallen, findet eben jetzt ein Besuch des Fürsten Alexander von Bulgarien bei seinem Nachbar, dem Fürsten von Rumänien, statt. Da Bulgarien eiit im Snzeräuetätsverhältnis zur Pforte stehender Staat ist, so fairn es sich bei dieser Zusammenkunft offenbar um kein eigentliches Bündnis handeln. Zudem sind die Jntereffen Bulgariens und Rumäniens einander vielfach entgegengesetzt, so zwar, dass beispielsweise die nur rnttev russischer Protection mögliche Bildung eines großbulgarischen Staates nach der Fassung des Friedens von San Stefano als ein völliges Attentat aus die Selbständigkeit Rumäniens erscheinen müsste. Es haben auch in der letzte» Zeit zwische» Bulgarien und Rumänien vielfach Reibereien staltgefundeu, welche nach der nunmehr in Sicht befindlichen Beilegung der Arab-Tabia-Asfaire den Wunsch nach einer Besprechung der stainmes- und bildnngsvcrwandte» deutschen Fürsten Bulgariens und Rumäniens recht Wohl begreifen ließen. Natürlich wird es auch dieser Zusammenkunft nicht an weitgehenden Kommentaren fehlen, die ihre äußere Berechtigung eben nur darin besitzen, dass der gegenwärtige Stand der Dinge wirklich so beschaffen ist, um die wunderlichsten Gerüchte über neue Allianzen uud neue Staatengruppierungen auskommeu zu lassen. Sic wirken seinem Werk entgegen, fälschen Gottes Wort, Sein Kämmerer stiehlt ihm seinen Gnadenhort, Sein Sühncr (Versöhner) raubet hier und mordet dort, Sein Hirte ist zum Wolfe worden unter feinen Schafen." Noch schärfer sprach er das Verdammnngs-urtheil gegen den unwürdigen Schacher mit dem Gnadenhort der katholischen Kirche in einem an die Bischöfe gerichteten Spruche aus. welcher wohl dem Umstande seine Entstehung verdankt, dass in dem Kampfe zwischen Philipp und Otto die rheinischen Bischöfe, die früher für Philipp waren, sich durch List und Drohungen auf Otto's Seite lenken ließen: „Ihr Bischös' und ihr edlen Pfaffen seid verleitet. Seht, ivie euch der Papst mit Satans Stricken feitet (bindet, fesselt); Wenn ihr uns sagt, dass er Sanct Petri Sch'üssel habe, So sagt uns auch, warum er dessen Lehre aus der Bibel schabe (radiere). * Denn dass man Gottes Gnad' nicht kaufe, noch verkaufe, Das ward uns schon geboten bei der Tanse. Nun lehrt das ihm (dem Papste) sein schwarzes Buch, Das ihm der Höllenmohr (der Teufel) gegeben hat " Aber auch an den sittenlosen Elerns richtet Walther mit beißendem Hohne die Frage, aus welcher Bibel sie denn gelernt hätten, so viel Eifer Am 29. September haben die Anhänger des Grafen Chambord allenthalben legitimistische Bankette abgehalten, deren Zweck bloß darauf hinauslief, die Welt daran zu erinnern, dass es in Frankreich noch immer eine Partei gebe, welche auf die Restauration des frömmelnden Gottesgnadenthums ihre Hoffnungen setzt. Sämmtliche Bankette wurden nach einem einheitlichen Programme veranstaltet, und um zu verhindern, dass nicht durch irgend einen Toast ein Missklang in die legitimistische Feier gebracht oder der Regierung Anlass zum Einschreiten gegeben werde, hatte muh sich dahin geeinigt, von Tischreden ganz Umgang zu nehmen und bloß eine Adresse an den Grafen Chambord zu senden, welche unter der Versicherung unwandelbarer Treue für den Repräsentanten des legitimistischen Princips feierlich erklärt, dass deren Absender den König erwarten, aus dass er über Frankreich das schützende Obdach einer legitimen und mächtigen Sonveränetät breite. Wahrhaft lächerlich ist es, wenn die Legiti-rnisten in der Vergötterung ihres politischen Messias so weit gehen, zu behaupten, dass schon das bloße Wort ChambordS: „Ich will es!" Frankreich erbeben gemacht habe. — Wenn die Legitimisten keine besseren Mittel besitzen, um ihre durch den Tod des Prinzen Napoleon etwas gebesserten Chancen auszunützen, so dürften sie wohl lange auf die Regierung des neuen Messias warten. Zu bemerken ist, dass die Orleanisten den legitimistischen Banketten gegenüber eine geradezu feindliche Haltung einnehmen. * * * Als vor einigen Tagen durch die Presse die Nachricht gieng, dass die russische Armee auf ihre» Recognoscierungszügen in Centralasien in einen Hinterhalt der Tekke-Turkoinanen gefallen sei und beträchtliche Verluste erlitten habe, wurde diese Kunde den russischen Officiösen in der entschiedenste» ®c'fc dementiert Dass jedoch die betreffende Nächst nicht ganz ans der Luft gegriffen war, beweist nachfolgendes offieielle Telegramm aus Beurnia vom 16. v. M.: „Während der am 9. v. M. bei Hook- tepe vorgenommenen Reeognoscierung begegnete» die Fussen großen Massen von Tekke-Tnrkomanen, welche sich bei Deugiletepe stark befestigt hatten und bedeutenden Widerstand leisteten. Die Russen beschossen durch sechs Stunden aus zwölf Geschützen den Aul, in welchei» sich über 30,000 Tekke befanden. Abends besetzten die Russen die äußeren Besestigungswerke. Der Feind war in der Nacht geflüchtet, nachdem er mehrere tausend Mann verloren hatte. Die Russen verloren 7 Ofsiciere und 178 Soldaten an Todten, dann 16 Ofsiciere und 234 Soldaten an Verwundeten." Wenn die Russen, welche bekanntlich den berühmten „einen Todten" als ihre Erfindung beanspruchen können, solche Verluste in Gegenden zu-gesteheu, wo man die Richtigkeit ihrer Angaben nicht darauf zu verwenden, wie man ein schönes Weib zu Falle bringe. Und wie berechtigt dieser Spott war, das beweist wohl hinlänglich die Thatsache, dass eben erst zur Zeit Papst Jnnocenz' III. zur Beseitigung der Pfaffenliederlichkeit die strengsten Strafgesetze erlassen werden mussten. Ging ja doch in Lüttich die Sittenlosigkeit so weit, dass man an den Oster- und Pfingstfeiertagen die schönsten Pfaffendirnen öffentlich zur Huldigung aussetzen ließ! Doch um wieder auf die politischen Verhältnisse Deutschlands zurückzukommen, müssen wir gestehen, dass Otto das in ihn gesetzte Vertrauen nicht verdiente und schließlich, von den Städten gehasst, von den Fürsten vernachlässigt, den Thron doch an Friedrich den Hohenstaufen verlor. Dieser war cs auch, der in hochherziger Würdigung der Verdienste dem edlen Walther seine frühere Parteinahme für Otto nicht nur verzieh, sondern dem wackern Sänger sogar die Erziehung seines Söhn-leins Heinrich anvertraute und ihn mit entern Lehen in Franken belohnte. Nach langer, unsteter Wanderschaft hatte Walther, dessen kindlich front- coiitrolieren kann, kann man sich wohl annähernd einen Begriff von der Hartnäckigkeit des Widerstandes machen, welchen die Tekke-Turkomaneu dem Vordringen der russischen Armee bereiteten. Vermischtes. — Kindesmord. Aus Jenbach in Tirol wird vom 27. September geschrieben: Die in einem hiesigen Gasthofe bedienstete Magd Veronica N. ans Brugg im Zillerthale stand zwar bei ihrem Dienst» geber seit einiger Zeit im Verdachte der Schwangerschaft, wusste denselben aber durch keckes Leugnen so weit zu täuschen, dass er ruhig das nahe Ziel Galli abwarten wollte, um die Person aus dem Dienste zu entlassen. Ihre körperliche Größe und Stärke kam ihr dabei besonders zustatteu, den Verdacht nicht zur Gewissheit werden zu lassen. Am 24. v. staad sie des Morgens wie gewöhnlich auf und arbeitete mit den übrigen Leuten auf dem Felde, bis sie dasselbe im Verlaufe des Nachmittags wegen Unwohlseins verlassen musste, sich nach Hause begab und zu Bette legte. Am 25. gieng sie wieder den ganzen Tag ihrer Arbeit im Hause nach, fiel aber den ändern Leuten durch ihre matte Haltung und verininderte Leibesfülle auf. Unter ihrem Bette entdeckte Blutspure» veraulassten seitens der Dienstgeber und des herbcigerusenen Arztes genaue Nachforschungen, welche so viele Anhaltspunkte gaben, dass am 26. die Anzeige gemacht wurde und eine gerichtliche Commission erschien. Dieser gestand die verruchte Person nach langem Leugnen, dass sie in den Morgenstunden des 24. ein angeblich tobtes Kind geboren, dasselbe bis zum 25. in ihrem Bette verborgen, dann an diesem Tage mit ei»eni Beile zerhackt und mit einem Korbe voll Knochen ans der Küche auf den allgemeine» Knochen-Hanse», wo die Knochen zuni landwirtschaftlichen Gebrauche gesammelt werden, geworfen habe. Die gerichtliche Nachforschung ergab die traurige Richtigkeit dieser Angaben: es fanden sich zahlreiche Theile eines neugebornen, völlig ansgetrageneu Kindes vor, so klein zerhackt, dass einzelne Körper-theile nur mit Mühe zu erkennen waren. Ob das Kind wirklich tobt zur Welt kam — wogegen alle Wahrscheinlichkeit spricht, — wird die wenn möglich noch vorzunehmende Lungenprobe zeigen. Dass die entmenschte Mutter in gerichtlichen Gewahrsam genommen wurde, versteht sich von selbst. — Tod durch Wespenstich. Man schreibt aus Steyrermühl: „Bei einem in unserer Nähe wohnhaften Forstwart war vorgestern ein Arbeiter an der Mostpresse beschäftigt. Hiebei kam demselben eine Wespe durch den Mund in den Schlund, stach daselbst und verursachte sofortige Beschwerden beim Schlucken, worauf nach nicht fünfzehn Minuten der Tod durch Erstickung eintrat. Der schleunigst herbei« mes Gemüth in so manchen Gedichten feiner spätem Periode einen herrlichen Ausdruck fand, endlich das Ziel seiner Wünsche, ein eigenes Heim, errungen, und ein günstiges Geschick bewahrte ihn noch davor, das Unheil mit erleben zu müssen, das in den letzten Jahren Friedrichs II. über Deutschland und die Hohenstaufen hereinbrach. Zu Anfang der Dreißigerjahre des dreizehnten Jahrhunderts ging das starke Herz zur Ruhe ein, die ihm auf Erden so wenig beschieden war. Walther ist der glänzendste Stern am Himmel der mittelalterlichen deutschen Lyrik, und das ist eben der besondere Wert seiner politischen Lieder, dass sie nicht gleich den Sentimentalitäten und den gereimten Fieverparoxismen unserer Tage nur der Ausdruck eiues in seinen Absichten und Politischen Zielen unklaren individuellen Bewusstseins sind, sondern gewissermaßen als die Stimme eines nationalen Herolds, eines Propheten der deutschen Nation betrachtet werden müssen, welchem die innige Beziehung zum gestimmten öffentlichen Bewusstsein seiner Periode eine für alle Zeiten dauernde Bedeutung sichert. geeilte Arzt konnte nicht mehr helfen. Der Verstorbene war ein kräftiger Mann in den dreißiger Jahren and hinterließ Frau nnd Kinder." — Ei« ähnlicher Fall hat sich, ebenfalls in Oberösterretch» zur Zeit des Sechsundsechziger-Feldzuges ereignet. Damals lebte dort ein Officier, dem die Ein» berufungsordre sehr ungelegen kam. Er fühlte stch zu leidend, um sich die Kraft znzutrauen, die Stra» pazen eines Feldzuges in Italien zu ertragen, nrtb ein ärztliches Zeugnis war schließlich auch die Veranlassung, dass er in seiner Heimat bleiben kontttd. Ein paar Tage genügten jedoch, ihn herzustellen, und er konnte sich der herrlichsten Alpenlust nlfb der angenehmsten Ruhe erfreuen. Den Gefahren des Krieges war er glücklich entgangen. Eine Woche später aber wird er bei einem Spaziergange von einer Wespe gestochen, und nach vierundzwanztg Stunden — war er eine Leiche. — Ans dem Elsass liegen zahlreiche Berichte über die Ovationen vor, deren Gegenstand Kaiser Wilhelm anläßlich seiner Anwesenheit in den Reichslanden wurde. Von allen Ansprachen, welche an ihn gerichtet wurden, ist aber keine so interessant, wie die eines jungen Mädchens von Mnndolsheiin, welches im Aufträge ihrer Gemeinde dem Kaiser -m Dank für die Erlangung einer Eisenbahnstation auszudrücken hatte. DaS betreffende Gedicht kantet: Herr Kaiser, duen Sie mich doch g'fälligschd cxcusicre. Wenn ich do zue 'ne kumm um 'ne zue bräsendiere Bun Mnndolsheiin c Struß. Faschd hawi mi scheniert, Sie henn so viel zue duen unn sinn gewiss dressiert. Un doch, Sie sehn's, i Hab iuicr’8 nitt loou »cnirnc welle, Im Name der Gemein mich Ihne vorzestelle, Zue danke Ihne jetz fier d'Mundelser Station, Die an der Jscbahn Sie henn errichte loon. Vor lange Johre schuii, noch unter de Franzose, Henn mer d' Station begehrt, bi Kleine unn bi Große. Unn do hett's »'heiße stets : Ihr Litt, es kann nitt g'schth'n, „Allez ä Vendenlieiin“, der Waij isch gar zu jcheeii. Do Heim mier uns gewendt, vum Redde endli heißer, In ere Bitteingab an Sie, de guede Kaiser, Wie vor zwei Johre Sie bi Mundolse sinn g'sinn, Do henn die Sach' gelees Sie grab in unsrem Sinn. Drum danke mier au jetz so rechd vun ganzem Herze Un welle ganz getroschb b’ Hergänge Sach verschmerze, Wil doch dis Glück uns Hitt, bis lang erhofft, isch b'scheert, Zue sauije Ihne selbschd, wie Sie uns sinn so wert. Un wie's uns All! fraijt, dass nach so schwere Dane, Wo Sic-e-Mörderzicl — In Vadberbruschd getraue So bittre heiße Schmerz — uf neijer Kaiserfahrt Jetz wibbro vor uns stehn vum cro’je Gott bewahrt! O nemme Sie be Strub un nnf'ri Wünsch bcntcioe, Hoch soll in Himmels Schutz stets Kaiser Wilhelm lewe, Unn soll ber liewi Gott Sie boch erreiche loon Uff langer Erbenbahn noch manchi Station! Lokal-und Provinzial-Angelegenheiten. — (Ein Wort zur Mornftfrage.)Hatten wir in der vorgestrigen Nummer darauf hingewiesen. dass eine völlige Entsumpfung des Laibacher Moores wohl nur durch eine entsprechende Tieferlegung des Laibachsiusses zu erzielen sein wird, so ist es auch leicht begreiflich, dass zu einem solchen Werke 8—9000 fl. höchstens als Beitrag zur Deckung der Kosten für die nothwendigsten technischen Voruntersuchungen, Planentwürse u. s. w. dienen können. Aber es wäre auch schon damit viel gewonnen, wenn man überhaupt nur an der Hand bisher gemachter Erfahrungen die Ausarbeitung eines technischen Voranschlags veranlassen würde. Erst wenn das geschehen ist, erst wenn ein bis ins Detail durchgeführtes Eutwässeruugsproject sammt Kostenüberschlägen vorliegt, erst dann ist eine Hoffnung auf die endliche Erledigung dieser für Laibach und ganz Kretin hochwichtigen Frage gegeben. Allerdings bloß die Hoffnung. Denu man braucht kein Pessimist zu sein, um zur Ueberzeuguug zu gelangen, dass die völlige Entwässerung des MoorrS Koste» beanspruchen wird, die sich kaum mehr in einer sechsstelligen Zahl ausdrücken lassen. Dagegen ist aber in Erwägung zu ziehen, dass das durch die Entsumpfung entweder bedeutend verbesserte oder überhaupt erst dem Ackerbau zugänglich ^gemachte Terrain an 3 Quadratmeilen oder 48 Millionen Quadratklafter groß ist, und dass demnach selbst für den Fall, als die Vermehrung des Grundwertes infolge der Entwässerung per Quadratklafter nur 10 kr. betragen würde, die ehemaligen Morast--gründe um nahezu 5 Millionen im Werte steigen würden. Ein solches Resultat ist wohl der Anstrengung wert, es ist aber auch groß genug, um für das betreffende Werk der Entsumpfung an die Hilfe des Staates appellieren zu können. Natürlich darf man dem Staate nicht zumuthen, die Initiative in dieser Angelegenheit zu ergreifen. Diese bleibt Sache der Interessenten, beziehungsweise des Morast-Culturausschusses, dessen Aufgabe cs sein muss, für die Ausarbeitung detaillierter Entfumpfungsprojecte und gewissenhafter Kostenüberschläge zu sorgen, welch' letzteren das approximative Meliorierungsresultat in der Weise gegenüberzustellen wäre, dass den diesbezüglichen Berechnungen die bei den bisherigen Entsumpfungsversuchen erzielte Werterhöhung der Morastgründe zugrunde zu legen wäre. Wir sind überzeugt, dass eine solche Gegenüberstellung derartige Zahlen bieten wird, dass der Staat schon im Interesse der Steuerkraft seiner Bürger nicht ermangeln wird, die Mittel zur Durchführung des großen Werkes vorschussweise zu gewähren. Damit ist aber auch die Richtung bestimmt, nach welcher hin der Morast-Culturausschuss durch Verwendung der ihm zur Verfügung gestellten Gelder Vorgehen muss, wenn er seine Thätigkeit zu einer erfolgreichen machen will. Keine Versplitterung des Geldes durch kleine Arbeiten und resultatlose Enqueten. Nein — ein energischer Anlauf, um für die Morastentsumpfung einen großen einheitlichen Plan zu schaffen, auf welchen hin die Unterstützung des Staates nicht bloß erbeten werden kann, sondern gewiss auch bereitwilligst zugestanden werden wird. — (Erneu nungen.) Der Bezirksarzt von Tschernembl, Herr Dr. Er^en, wurde in gleicher Eigenschaft nach Gottschee übersetzt; an dessen Stelle kommt der neu ernannte Bezirksarzt zweiter Klasse Herr Dr. Hermann Linhart, bisher Sanitätsassistent in Gurkfeld, von dort nach Tschernembl. Zum adju-tierten Sanitätsassistenten in Gurkfeld wurde der bisher nicht adjutierte Sanitätsassistent in Rad-mannsdorf und Strafanstaltsarzt von Vigann, Herr Dr. Binder, ernannt; für letzteren kommt der neu ernannte Sanitätsassistent Herr Dr. Jelloufchek nach Radmannsdorf. Außerdem wurde der Bezirksthierarzt von Volovsko, Herr Andr. Perdan, zum Bezirksthierarzte in Gottschee und der proo. Bezirksthierarzt Herr F. Gaspari zum prov. Bezirksthierarzte in Adelsberg ernannt. — (Fleischtarif für den Monat Oktober.) Das Kilogramm bester Qualität von Mastochsen kostet 58 kr., mittlerer Qualität 50 kr,, geringster Qualität 42 kr.; von Kühen und Zugochsen kosten die drei Sorten Fleisch 52, 44 und 36 kr. — (Auch einVergnügen!)Jn Anbetracht der Sauregurkeuzeit und des Umstandes, dass es doch schließlich langweilig würde, immer dasselbe Lied nationaler Wünsche zu singen, benützt „Slo-venski Narod" unsere Notiz über die Anwesenheit der dentschen Kronprinzessin, um uns etwas am Zeuge zu flicken. Namentlich hat unsere Bemerkung, dass niemand von der Stadtvertretung und der Landesregierung zum Empfange da war, den Aerger des „Narod" erregt. Freilich, wenn es eine russische Prinzessin gewesen wäre, da hätte das nationale Organ gewiss für Triumphpforten plaidiert — aber eine deutsche Prinzessin — nie und nimmermehr! Wir kennen unsere Pappenheimer und con-statieren nur, dass Kraiu gerade nicht über einen Uebersiuss an Touristen zu klagen hat und dass es lediglich dieser Umstand war, der uns bewog, unserer Verwunderung darüoer Ausdruck zu geben, dass man einem hohen Gaste nicht mehr Aufnierkfam-leit erwies. — (VomTheater.) Von Lückenbüßern darf man nicht viel erwarten, und so musste es sich denn das Publicum auch gefallen lassen, wenn bei der gestrigen, wegen plötzlicher Erkrankung (?) des Frl. June eingeschobenen Vorstellung des Rosen'schen Schwankes „O diese Männer I" der Wille der Darsteller sich oft besser erwies, als bereit Gedächtnis. Für die Zukunft jedoch steht zu erwarten, daß bei ähnlichen unvorhergesehenen Fällen die Direction stets ein Stück in Bereitschaft hält, bei dessen Aufführung der Charakter der Improvisation etwas weniger in den Vordergrund tritt. Im übrigen war die Aufführung des lustigen Stückchens eine recht anständige. Besonderen Beifall fanden Frl. Bellan als Francisca und Herr Frederigk als Merfand, während die dankbare Rolle des Dr. Sauber wohl etwas zu trocken gegeben wurde, als dass sie zur vollständige» Geltung gelangen konnte. Der Besuch war ein guter. * * * Aus Cilli wird geschrieben: In den kroatischen Grenzbezirken wurden schon mehrere Jahre hintereinander Eintreibungen von Bergrechtsgiebigkeiteu und Grundentlastungsgelderu zugunsten der dortigen Herrschaften Poklek, Miljana und Bidersica versucht. Doch jedes Jahr wurden die Gendarmen, welchen diese' Aufgabe zutheil wurde, von den Landlenten vertrieben. Auf diese Weise steigerten sich die Zinsen der einzutreibenden Forderung, und die Summe erreichte mittlerweile eine solche Höhe, dass sie bei vielen Landleuten den Werth ihrer gesammten Habe übersteigt. Andererseits wollten aber auch die Gutsbesitzer ihre Forderungen nicht fahren lassen. Sie verlangten daher von der kroatischen Regierung zu deren Eintreibung Militär. Dieser Wunsch wurde nun erfüllt, und Sonntag den 21. September trafen in Sela 200 Mann vom Infanterieregimente Erzherzog Leopold unter dem Kommando eines Hauptmannes ein. Mit diesen erschienen auch gleichzeitig 16 Gendarmen. Den zweiten Tag wurden die Soldaten ansgeschickt, um diejenigen Bauern, die sich in früheren Jahren besonders widerspenstig gezeigt hatten, zu verhaften. Es wurden wirklich im Orte Pufe vier Landleute in Eisen gelegt und nach Sela gebracht, wo sie in einem Raume ein» gesperrt wurden, der dem früheren Besitzer des Schlosses als Speisekammer gedient hatte. Nun gehen die „Herren" mit den Soldaten herum und exequieren den Bauer» das Vieh. Ich habe gesehen, wie sie einer alten »caischlersfrau ihre einzige Kuh wegführten; die Fran war in großer Verzweiflung, setzte sich zur Wehre und musste mit Gewalt gezwungen werden, der Execution ihren Lauf zu lassen. Durch solche Mittel wurde der Widerstand der Bauern gebrochen, man sieht jedoch allerorten drohende Gesichter, und gerüchtweise verlautet, dass die Bauern in Deseniz für 6u0 Mann Waffen zusammengetragen hätten, um dem Militär Widerstand zu leisten. Noch erbitterter werden die Landleute durch den Umstand, dass jetzt nur der Besitzer von Miljana seine Forderungen eintreibt, während der Besitzer von Poklek erst dann einfchreiteu dürfte, wenn die Landleute ihre Feldfrüchte eingebracht haben werden. Witterung. Laibach, 2. Oktober. Anhaltend trübe, windstill. Wärnic: morgens 7 Ubr + 13 6», nachmittags 2 Uhr + 18'3" <: (1878 + 14-1"; 1877 + 146' 0 ' Baivmckci im Fallen, 737’21 Millimeter, Dar gestrige Tagesmiltei der Warme + 13 3°, um 0 2° unter dem Normale. Theater. Heute (gerader Tag): Zum zweiten male: Durch die Intendanz, Lustspiel in 6 Acten von E, Henle. Verstorbene. Den 30. September. Anna Beli, Schmiedstochter, 2 Mon., Burgstallgasse Nr. 10, Durchfall. Im Civilspitale: Den 30. September. Franz Tanker, Arbeiterssohn, 6 Monate. Schwäche, — Franz Wrecar, Tischler, 40 I,, Septicaemie. — Josef Lulek, Inwohner, 64 Jahre, Tubereulose. Lebensmittel-Preise in Laibach am 1. Oktober. Weizen 9 fl. 26 kr., Korn 5 ft. 85 kr,, Gerste 4 fl. 39 tr., Hafer 2 fl, 93 fr., Buchweizen 6 fl, 20 tr., Hirse 4 fl. 23 tr., Kukurutz 5 fl, 20 kr, per Hektoliter: Erdäpfel 2 fl. 58 kr. per 100 Kilogramm ; Fisolen 8 fl. — kr. per Hektoliter; Rindschmalz 84 kr,, Schweinfctt 74 kr., Speck, Morgen (ungerader Tag): Festvorstellung zur Vorfeier des allerh. Namenfestes Seiner k. k. apostol. Majestät Franz Jofej_I. Bei festlicher Be leuchtuug des äußern Schauplatzes, Das Urbild des Tartüffe, Lustspiel in 5 Auszügen von Carl Gutzkow. Schöpsenfleisch 32 kr. per Kilogramm; Heu 1 fl.' 51 kr' Stroh 1 fl. 25 fr. per 100 Kilogramm; hartes Holz 7 fl. — fr., weiches Holz 5 fl. — ft. per vier C,-Meter; Wem. rother 20 fl., weißer 16 fl. per 100 Liter, Aleppo, beste schwarze . „ Schreibtinte. Reiner Gallusextraet unter Garantie des Fabrikanten. Vorräthig bei (412) 54—13 Carl S. Till, Wiener Börse vom 1. Oktober. Allgemeine Staats- Geld War^ f<üu(d. Papierrente 67-85 «7 95 Silberrente 68 90 69 - Goldrente 80 75 80-8f, TtaatSlose. 1854. . . 121- 121 25 * 1860. . . 126 25 126 50 1860 zu 100 fi. 128 50 129 — 1864. . . 157 60 158 - tirundentluftungs- Obligationen. Galizien 94— 94-4(1 Siebenbürgen . . . 86-60 87— Lemeser Banat . . . 87 50 88 — Ungarn 88 76 89 25 Änd«« 8fl«ntli<6« Anlttien. vonau-Regul.-Lose . llng. Prännenanlehen Wiener Anlehen . . . Actien v. Wanken. tttebitanftalt f.H.u.G. Vtalionalbant. . . 109 25 103-50 267 30 834 — Aetien v. draniporl-Unternehmungen. Mföld-Bahn.......... Donau * Dampfschiff» Elisabeth-Westbahn . FerdinandS-Nordb. . Kranz-Ioseph-Bahn . Galiz. Karl-Ludwigb Lemberg - Lzernowitz -Lloyd-Gesellschaft . . l(;9-50 103-76 267-40 836 137 — 592 — 174-2250 147 25 240 26 137 60 694 — 174-60 2255 147-7/. 240 50 137*25 137 60 Ö80--|681~ Nordweftbahn . . . Rudolfs-Bahn . . . Staatsbahn .... Südbahn.............. Ung. '/tordostbahn . Pfandbriefe. Bodenkreditanfialt in Gold ............. in öfterr. Währ. . Nationalbank........... Ungar. Bodenkredit- . Prioritütr-Gbkig. Elisabethbabn. i.Em Ferd.-Nordb. t. Silber Franz-Ioseph-BaHii Galiz.K-Ludwigb.l.E. Oeft. Nordweft-Bahr Siebenbürger Bahn Staatsbahn, l. 3:) — 135 — 267 75 82— 127 25 116 75 100-25 100 85 100.30 Dukaten........... 20 Francs . . . . 100 d. Reichsmark Silber............ Ware 13-25 135*50 268 25 82 56 127 75 117 — 100-50 101 — 101 — 96 50 104 60 96-20 103 96 50 74 — 167 50 121 — 102 75 116-75 5 58 931 5750 100 — Telegraphischer Kursbericht am 2. Oktober. Papier-Rente 6815. — Silber-Rente 6910. -Rente 80-85. — 1860er Staats-Anlehen 126-75. — Bank-acticit 835. — Creditaetien 269 20. — London 116 60. — Silber —. — K. k. Münzdueaten 5 571/,. — 20-Francs-Stücke 9 29'/». — 100 Reichsmark 57 50. ** Jttif*«*', Docent der Zahnheilkunde an der k. k. Universität in Graz, wird vom 1. Oktober d. I. früh bis 18. desselben Monats abends seine zahnärztlichen und zahntechnischen Ordinationen in <$ai£ac£, „J&ofel* @ L*ef ant“, ausüben. Seine Zahnpräparate sind svwol bei ihm, dem Patentbesitzer, wie im Hauptdepot für Krain bei Brüder &risper> außerdem in <6. Sohr» Parfümerie, bei Herrn Kufinaro. in Krainburg in StfiaumlU Apotheke und in Lack im iflarinfdicfU Geschäfte zu beziehen. (444) 4 96*75 105 — 96-40 103.25 96-75 74 25 168"— 121-25 103 — 11685 559 932'/, 57-65 100 — Druck von Jg. v. Kleinmayr & Fed. Bamberg. Verleger: Ottomar Bamberg. Für dicRedaction verantwortlich: Dr.Hans Kraul».